Sämtliche Kasperle-Geschichten sind länger als die üblichen 7-Minuten Stücke. Meine Erfahrung hat gezeigt, dass Kinder bei spannenden Handlungen durchaus mehr Sitzfleisch haben, als häufig in Kasperle-Büchern angegeben.
Als Gegenleistung für ihre Aufmerksamkeit erhalten die Kinder (und die meist nicht weniger begeisterten Eltern) Geschichten, die nicht selten besondere Effekte beinhalten und die daher auch mehr Vorbereitungsaufwand (v.a. Requisiten) benötigen. Diese sowie die handelnden Figuren sind zu Beginn jedes Stückes notiert.
Die Geschichten sind mit 2 Spielern zu spielen, auf eine Aufteilung der Rollen habe ich bewusst verzichtet, da jeder nach seinen stimmlichen Möglichkeiten die günstigsten Rollen wählen sollte. Die Gesangsstellen können ganz frei (und dabei auch schief) ohne eine bestimmte Melodie interpretiert werden.
Die Texte entstanden jeweils für konkrete Feste und sind teilweise an Orte und Personen angepasst worden. Die Darbieter sollten daher ebenfalls die Handlungen an den aktuellen Anlass der Aufführung anbinden und können gerne die Texte verändern – z.B. konkrete Straßennamen und Geburtstage einsetzen, Namen verändern und die Kinder zum Mitraten anregen. Vielleicht nutzen Sie aber auch die Geschichten zum Finden neuer Ideen für eigene Kasperle-Stücke.
Im letzten Teil findet sich dazu ein Sammelsurium weiterer Spielideen und Anregungen.
Viel Vergnügen beim Lesen und Aufführen!
Über Hinweise über gelungene Vorführungen oder auch Verbesserungsvorschläge freut sich jederzeit,
Ihr Adalbert Andar
(adalbert.andar@yahoo.de)
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Personen:
Kasper, Seppel, Gretel, Pferd, Räuber, Pferdeflüsterer = beliebige Person, Oma, (Polizist)
Material:
Tüten mit Aufklebern (als Präsente für Zuhörer); Luftballon in Kiste
Kasper
Tri Tra Trullala, der Kasper der ist wieder da. Kinder, seid ihr alle da, na dann ruft mal laut „Hurra“. Lauter! Ach, heute ist es aber laut, warum sind denn so viele Kinder hier? Ich kenn´ Euch ja auch noch gar nicht. Was macht ihr denn hier? Aha, eine Geburtstagsfeier, na da gratuliere ich auch recht fein herzlichst. Und da fällt mir auch gleich eine kleine Geschichte ein, die heißt „Gretels schönster Geburtstag“. Und das war so:
Seppel
Gesungen: „Gretel hat Geburtstag und ich noch kein Geschenk. Wenn ich nicht bald was finde, ist sie sehr gekränkt. Uh ah, uh ah was mach ich nur?“ Gesprochen: Gretel hat heute Geburtstag, aber ich habe noch gar kein Geschenk. Was soll ich bloß tun? Ich kann doch nicht ohne Geschenk ankommen. Und ich hab sie ja auch so gern, und würde ihr alles kaufen. Ich würde dafür sogar den Räuber fangen und die ausgesetzte Belohnung für sie wieder ausgeben. Aber was schenkt man jemandem, der schon alles hat? Ich habe einfach keine Idee. Vielleicht frage ich mal Oma. Die hat immer gute Ideen. Oma, Oma!
Oma
Ja mein Seppel. Du siehst aber betrübt aus, was ist denn?
Seppel
Ach, Oma. Gretel hat Geburtstag und ich habe gar nicht mehr viel Zeit und immer noch kein Geschenk. Hast Du nicht eine Idee?
Oma
Mh. Schenk´ ihr doch eine Uhr.
Seppel
Hat sie ja schon.
Oma
Dann schenke ihr einen Einkaufskorb.
Seppel
Hat sie auch schon.
Oma
Ein Buch.
Seppel
Hat sie schon.
Oma
Ein paar Socken?
Seppel
Auch.
Oma
Ein ein … ach, da fällt mir auch nichts mehr ein. Wenn jemand schon alles hat, kann man nichts schenken.
Seppel
Eben, das ist es ja. Aber ich will doch! Worüber würdest Du dich denn freuen, Oma? Du hast ja auch schon alles.
Oma
Ach, ich freue mich immer am meisten, wenn ihr kommt und wir einfach ein bisschen zusammen sind und vielleicht einen schönen Spaziergang machen.
Seppel
Oma! Du bist einfach Klasse. Das ist es! Ich schenke ihr einen schönen Nachmittag mit allem Drum und Dran. Kuchen, Kaffee, Sonne und – dann gehen wir zusammen reiten. Das macht sie für ihr Leben gern. Gesungen: „Wir gehen nachher reiten und wollen uns nicht streiten. Und Picknick machen wir im Gras - ja das Geschenk macht richtig Spaß.“
Oma
Hinterher rufend: Ach Seppel, sag doch bitte Gretel gleich – hörst Du? Weg ist er. Na, dann muss ich sie eben selber anrufen und sagen, dass ich heute nicht zu ihrer Feier kommen kann.
Seppel
Herzlichen Glückwunsch, mein liebes Greteleinchenchen zum Geburtstag. Ich wünsche Dir alles – was ist denn mit Dir?
Gretel
Ach, nichts.
Seppel
Na doch, irgendwas stimmt doch nicht. An seinem Geburtstag zieht man doch nicht so eine Fleppe.
Gretel
Ach weißt Du, heute geht irgendwie alles schief. Ich bin einfach mit dem falschen Bein aufgestanden. Zuerst ist das Wasser beim Baden viel zu kalt. Dann fällt mir beim Kuchenbacken ein Ei in den Schuh, dann der Mixer auf den Boden. Dann verbrennt mir der Kuchen im Ofen, und als ich dann beim Bäcker was holen will, hat der zu, weil Feiertag ist.
Seppel
Aber das ist doch alles nicht so schlimm! Ich brauche gar keinen Kuchen und die anderen Gäste kommen doch auch deinetwegen und nicht um sich vollzustopfen.
Gretel
Welche anderen Gäste denn schon? Oma hat gerade angerufen, dass sie nicht kommen kann, weil sie einen wichtigen Termin hat. Und meine beste Freundin Petra hat auch heute früh schon abgesagt. Und da soll ich nicht miesepetrig sein? Du bist der einzige, mein lieber Seppel. Noch nicht ein einziges Geschenk habe ich bekommen!
Seppel
Oh. Da muss ich dich aber enttäuschen. Ich habe nämlich – andererseits trifft sich das ja sehr gut! Ich wollte Dir nämlich einen Gutschein für einen schönen gemeinsamen Nachmittag schenken – dann machen wir das eben gleich heute! Komm, zieh dich an und dann geht es los! Frag nicht erst wohin, komm einfach mit und lass deine Miesepetra hier!
Gretel
Was er nur wohl vor hat? Na, das Wetter ist wenigstens schön.
Seppel
Gesungen: „Spazier´ mit mir im Sonnenschein, es soll dein Schade ja nicht sein. Komm mit und frage nicht so viel, dann sind wir schon am Ziel.“
Gretel
Hier? Was willst Du denn auf dem Bauernhof?
Seppel
Überraschung! Du kannst heute reiten! Das wolltest Du doch schon immer mal. Und nachher machen wir noch ein Picknick.
Gretel
Ach, was Du nur immer für Ideen hast. Ich glaube, mein Geburtstag ist wirklich gerettet. So ein Geschenk hatte ich ja noch nie.
Seppel
Rufend: He, Herr Pferdeflüsterer. Da sind wir schon. Können wir jetzt ein bisschen reiten?
Pferdeflüsterer
Jaja, natürlich. Ich würde euch das Pferd Rosalie empfehlen. Das steht da hinten im Stall. Ich zeige es Euch.
Gretel
Juchhu. Ich bin schon so aufgeregt.
Pferdeflüsterer
He, wo ist denn Rosalie. Sie ist weg! So was! Wie kann denn das sein? Natürlich, vorhin war doch so ein Lumprian hier, der sich nur mal umgucken wollte. Der ist doch hier hinter gegangen. Der wird doch wohl nicht etwa mit Rosalie weggegangen sein? Doch seht, die Leine fehlt auch und auf der Koppel ist das Tor geöffnet. Dieser gemeine Dieb!
Gretel
Siehst Du, Seppel. Heute geht einfach alles schief! So einen Geburtstag hatte ich noch nie. Huhu.
Seppel
Hatte der einen langen Bart, eine braune Kutte und so schwarze Augen? Dann war es der Räuber Fridolin! Na, dem werde ich schon Beine machen. Von dem lass ich mir deinen Geburtstag noch lange nicht verderben! Den kriegen wir schon. Zu sich allein: Wie mach ich das nur... Ich muss das Pferd finden, den Räuber überlisten und das beides am besten so, dass Gretel denkt, sie hätte all das selbst gemacht. Das muss sie doch dann wirklich froh machen! Aber wie stell´ ich das an?
Gretel
Ach, lass gut sein Seppel. Nächstes Jahr ist wieder Geburtstag, vielleicht wird das besser. Ich gehe nach Hause.
Seppel
Liebe Gretel, nur eine Bitte noch: Nimm zu Hause einen großen Karton und lege einen Luftballon hinein.
Gretel
Hä? In Ordnung.
Abgang
Seppel
Jetzt fehlt mir nur noch der Räuber, dann ist die List perfekt.
Räuber auf Pferd
Hottehü, mein Pferdchen, lauf schneller. Du lahmer Ackergaul! Denkst wohl, Du kannst mich abwerfen? Ha, dann kennst Du aber den besten Räuberreiter Fridolin schlecht.
Pferd
Oje, dieser Räuber. So lange hat noch kein Bösewicht auf mir ausgehalten. Ich schaff es wirklich nicht ihn abzuwerfen.
Seppel
Sieht Räuber schnell vorbeireiten: Oh, der ist aber schnell. Schon vorbei.
Räuber auf Pferd
Und zurück im schnellen Galopp. Ja, das ist ein Gaudi.
Pferd
Ich kann gleich nicht mehr, aber was soll ich tun, er schlägt mich ja so.
Seppel
Laut: Wie schön, dass heute Gretel Geburtstag hat.
Räuber
Halt an, sei still. Ich habe da was gehört.
Seppel
Zu sich:
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Tag der Veröffentlichung: 18.10.2013
ISBN: 978-3-7309-5603-8
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