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wo die Liebe hinfällt

13.02.2015, 10 Uhr morgens

 

Es war gestern Abend fast neun Uhr, als Pit und ich zu Hause ankamen.

Gut, dass es so lange hell bleibt.

Die anderen Eichhörnchen wurden nun auch alle von mir getauft: Gina (Rotbraun),

Endrew (Grau), Japs (Dunkelbraun) und Molly (Orange mit schwarzen Ohren).

 

Sie kamen uns ganz aufgeregt entgegen. Scheinbar war das Pits erster Alleingang gewesen.

Seit unserem gemeinsamen Ausflug weicht er mir auch nicht mehr von der Seite.

Wir nahmen also zusammen eine Dusche, ehe ich mich wieder dem Puzzle widmete.

Nachdem wir uns den ganzen Tag die Mägen vollgestopft haben war ich mir sicher,

dass Pit das Puzzle nicht anrühren wird.

Vielmehr rollte er sich zu meinen Füßen in seinem Schwanz zusammen und schlief gleich ein.

Um halb elf habe ich es endlich vollbracht. Das Puzzle war fertig.

Ich holte aus dem Kühlschrank den Kleber, den ich einige Zeit zuvor dort gesichtet hatte und verklebte alles.

Eigentlich sollte es mittlerweile getrocknet sein.

Ich schäle mich aus der Bettdecke und laufe zum Ankleidezimmer.

Ja, es ist getrocknet. Vorsichtig drehe ich die gesamte Puzzlematte um.

Löse sie anschließend von dem Puzzle und lüfte das Geheimnis!

In der Mitte vom Bild sind viele kleine Fotos von 2 jungen Männern.

Nach außen gehend kleine Bilder mit Botschaften und etwa 4 cm zum Rand hin alles Weiß.

Ich schaue mir die Bilder genauer an. Ich vermute es sind Hardi und Cornelius in jungen Jahren.

Auf einem Bild steht: Super, du hast es geschafft lieber Cornelius.

Ich erinnere mich gerne an unsere Puzzlenächte.

Ich hoffe die Leidenschaft ist bei dir nicht eingeschlafen?

Vorsichtshalber, habe ich die Teile nummeriert. So konntest du es einfacher zusammensetzen.

Auf einem anderen: Die Fotos habe ich beim Katalogisieren und durchsehen meiner Unterlagen gefunden.

Mir kam die Idee zu diesem persönlichen Geschenk. Ich hoffe es freut dich ein wenig.

Tipp wegen der Antiquitäten: Verkaufe sich nicht über das Antiquitätenhaus in Arrecife.

Das Geschäftsführer ist ein Gauner und zahlt unter Preis.

****

Tja, Pech. Schon verkauft. Ich bin mit dem Ergebnis eigentlich sehr zufrieden.

Was Cornelius mit seinem Anteil macht ist mir so ziemlich egal. Ein wenig tut es mir leid,

dass ich Cornelius die Puzzlefreude genommen habe. Wegen des Klebers, ist es nicht mehr zerstörbar.

Nach einem ausgiebigen Frühstück dieses Mal wieder draußen bei den Palmen,

widme ich mich wieder meinen Briefen.

95 Stück sind an Pia Brunner

Sie hatte scheinbar eine Kontaktanzeige aufgegeben.

Die Briefe sind zum Teil super schön geschrieben, andere peinlich,

weitere anbiedernd und wieder andere-reden wir nicht weiter darüber

Für drei Uhr hat sich Janna angekündigt.

Sie möchte mir gerne etwas von ihrer spanischen Tortilla und Paella mitbringen.

Ich freue mich und begebe mich pfeifend in die Küche.

Nachdem alles so weit vorbereitet ist habe ich noch eine Stunde Zeit.

 

Ich widme mich meinem Dreitagebad, der muss nun weg. Etwas After Shave, frisches Hemd und frische Hose.

Ob Janna das Ergebnis gefallen wird? Ich bin super nervös. Laufe auf und ab.

Pit hat seine Mühe hinterher zu kommen und springt kurzentschlossen an mein Bein

und nimmt auf meiner Schulter Platz.

 

Es ist kurz vor drei, als ich vor dem Haus das Auto von Janna höre.

Ich begebe mich in die Empfangshalle um sie zu begrüßen. Ihr Anblick lässt mich dahin schmelzen.

 

Ihr Haar scheint frisch gewaschen und verströmt einen blumigen Duft.

Ihr luftiges, gelbes Kleid umschmeichelt ihre Figur. Ich nehme ihr den Korb ab und sie begleitet

mich in die Küche. Gemeinsam richten wird das Essen.

Wir führen unterhaltsame Gespräche und es kommt mir vor,

als würde ich sie schon mein ganzes Leben kennen.

 

Gegen Abend sind wir so vertraut, dass ich ihr von dem Postwagen erzähle.

Janna kann nicht glauben, dass ich ernsthaft die Briefe verändere. Sie fand es zunächst unmöglich.

Ich erklärte ihr, dass ich nicht hier sein würde, hätte ich Hardi Eckls Brief nicht gelesen.

Plötzlich ändert sie ihre Meinung. Sie möchte die Briefe sehen und wir lesen uns durch

die Briefe der Kontaktanzeige an Pia Brunner. Sie hält sich den Bauch vor Lachen und Tränen laufen

über ihre rosigen Wangen.

Wir beschließen, diese Post unverändert zu lassen.

 

Ein Brief der Frankfurter Uniklinik mit einem Befund, der Frau Tasnof nur noch 2 Monate zugesteht,

ändern wir wohlwollend ab. Frau Tasnof soll nicht mit der Angst leben, nur noch 2 Monate leben

zu dürfen. Wir geben ihr ein halbes Jahr, so dass sie die nächsten 2 Monate tatsächlich ihr leben genießen wird.

 

Gegen den festgestellten Behinderungsgrad des Versorgungsamtes von Herrn Bonnak legen

wir fristgerecht Einspruch ein. 50 Prozent bei Darmkrebs ist echt zu wenig, mindestens 80 Grad

müssen da zugestanden werden. Zumindest die nächsten 5 Jahre.

Wer weiß ob Herr Bonnak diese Jahre überhaupt überleben wird…

Ich glaube, nein ich bin mir total sicher, dass ich mich Hals über Kopf in Janna verliebt habe.

Wenn wir uns berühren sprühen die Funken. Wie kleine Stromschläge fühlt sich das an.

Sie kichert dauernd und bezirzt mich mit ihren wunderschönen Augen.

 

Leider schlägt sie meine Einladung heute hier zu übernachten aus.

Sie verspricht jedoch dies vielleicht schon morgen nachzuholen.

 

Bevor ich sie zu ihrem Auto bringe halten wir vor der Haustür inne. Schauen uns den Sternenhimmel

an und küssen uns ganz lang. Ich fühle mich unglaublich gut. Was bin ich doch für ein Glückspilz,

dass ich Janna gefunden habe.

 

 

 

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 26.04.2015

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für Regina

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