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Gestern Abend bin ich in Frankfurt gelandet. Mein Koffer leider nicht.

Nachdem ich ewig auf einen freien Mitarbeiter gewartet habe,

wurde mein Anliegen ebenso lange bearbeitet. Zunächst sah mich eine Frau etwas

gehetzt an, nachdem sie ewig auf und abgelaufen war: "Einen Moment bitte,

wir haben gerade einen Notfall ". Ich nickte ergeben.

Nach fünfzehn Minuten schaute ein Mann in das Büro. " Sie werden bedient?"

Ich schüttelte meinen Kopf und erklärte es gäbe scheinbar einen Notfall.

Nun kam der Herr auf mich zu und frage etwas skeptisch, was ich denn für ein Anliegen habe.

Ich berichtete von dem nicht vorhandenen Koffer.

 

Etwas umständlich setze er sich auf den wackligen Gesundheitsball vor dem Schreibtisch.

Ständig damit beschäftigt die Balance zu halten, stellte er mir verschiedene Fragen.

So z.B. woher ich gerade gekommen bin, welche Marke der Koffer habe, ob eine Adresse

daran befestig sei,  wie ich erreichbar wäre. Gerade als ich das Formular unterschreiben wollte,

kam die Frau zurück.

 

"Sie sind ja immer noch da? Es tut mir wirklich leid, dass ich sie habe einfach stehen lassen.

Es war wirklich ein Notfall".

Ich versicherte ihr, dass wir auch ohne sie klar gekommen sind, unterschrieb das Formular und zog von dannen. Zu Hause angekommen nahm ich eine kurze Dusche.

 

Mathilde Fröhlich, die Hausverwalterin hat meine Orchideen gut versorgt.

Sogar die welken Blätter waren entfernt. Ein Blick in den Kühlschrank bestätigte,

dass sie mir wunschgemäß eingekauft hatte. Ich habe die Post durchgesehen.

Absagen, Rechnungen, Gutscheine von Versandhäusern, bei denen ich seit Jahren nichts

bestellt habe, die mich jedoch als "treuen Kunden" sehr vermissen.

 

Innerhalb einer viertel Stunde habe ich sämtliche Fotos von meinem Handy auf den PC

gezogen und gespeichert.

 

Jasmin berichtet bei Facebook über den Streit zwischen Margot und ihr.

Jasmin beklagt sich, dass sie nun leider doch kein größeres Erbe erhalten habe.

Vierzig Kommentare des Beileids folgen.

 

Egal, Hauptsache, die zwei haben sich wieder gesehen. 

 

Ich setze noch schnell ein Schreiben an meine Ringdame auf.

 

Sehr geehrte Frau Orfels,

 

die Frist für den Rückkauf Ihres Erbringes muss aus organisatorischen Gründen

auf den 10.03.2015 vorverlegt werden. Bitte teilen Sie uns mit, ob Sie den Ring bis dorthin

auslösen werden.

 

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Pfandleihhaus

Koskas

 

 

Den Originalbrief habe ich eingescannt und mit meinem Text überarbeitet.

Der fertige Brief liegt mittlerweile in dem Briefkasten von Frau Orfels.

 

 

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 22.04.2015

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für Hermann

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