Cover

Das Haus

10.02.2014-Der Flug und das Haus von Hardi Eckl

 

Ich wusste nicht mehr, wie nervtötend fliegen sein kann.

Ich hatte den Platz b in der elften Reihe. Neben mir saß ein Bazillus in Form einer circa 55 jährigen Frau.

Auf Ihrer Illustrierten steht Martha Hasloff. Ob sie das ist? Strähniges Haar.

Mindestens eine Woche nicht gewaschen. Schuppen hatte sie auch.

Ich versuchte mich möglichst an das kleinere Übel zu drücken.

Einen Herrn um die vierzig.

Sein Geruch nach Alkohol und Knoblauch war ekelhaft, doch besser, als die Schuppen

von Frau Bazillus ins Gesicht zu bekommen. Ständig kratzte sie sich,

um anschließend die weißen Flocken von den Schultern zu fegen.

Noch dazu schnäuzte sie geräuschvoll in ein gebrauchtes Stofftaschentuch.

Einfach nur eklig. Mit ihren widerlichen Fingern streifte sie „versehentlich“ mein linkes Hosenbein,

als sie sich mein Bordheft schnappte. Ihre geschwollenen roten Augen glotzten mich an, während sie hustete.

 

Ich war froh, meinen Körper ständig mit Vitaminen zu tunen und hoffte genug Abwehrkräfte zu haben.

 

Kaum waren wir in der Luft kam eine Stewardess und fragte nach unseren Wünschen.

 

Frau Hasloff? Bestellte sich eine doppelte Cola. Sie sei am Verdursten.

Gerade, als sie die zwei Pappbecher entgegennehmen wollte, rüttelt es das Flugzeug durch und der

Inhalt ihrer zwei Becher ergoss sich über mein frisch gewaschenes Hemd.

Ich konnte nicht ausweichen.

Die Stewardess eilte davon, um nasse Tücher zu holen.

 

Mein Nachbar bekam von all dem nichts mit. Er schnarchte friedlich.

 

Umständlich kletterte ich über ihn hinweg. Nahm die mir dargebotenen Tücher und verschwand

auf dem WC. Während ich mich von oben bis unten abwusch klopfte es an die Tür.

Da ich noch nicht fertig war und bat, mir noch einen Moment zu geben, wurde das Klopfen penetranter.

Ein Kind hatte Durchfall und konnte es wohl nicht länger einhalten.

Was blieb mir anderes übrig, als in Unterhose das WC frei zu geben.

Alle meine nassen, verklebten Klamotten in der einen, die Handtücher in der anderen Hand

stellte ich mich vor die Kabine des Piloten.

 

Die Stewardess staunte nicht schlecht, als sie mich dort sah.

Meine Garfield-Shorts, hatten leider an der Seite einen Riss.

 

 

Sie holte kurzentschlossen Unterwäsche, Unterhemd und Jogginganzug von der Fluglinie

und entschuldigt sich mehrfach für meine Unannehmlichkeiten.

 

Mein Platz wurde inzwischen gereinigt. Frau Hassloff? bekam letztendlich einen Becher Wasser.

 

Wie gut, dass meine Reisetasche im Staufach war.

Nicht auszudenken, wenn meinen Briefen etwas zugestoßen wäre!

Nachdem ich mich in ein Reisemagazin vertieft hatte, nahm ich ein rhythmisches Pochen

gegen meinen Rücken wahr.

 

Ich schaute nach. Ein 10 jähriger Rotzlöffel mit Kopfhörer trat mit aller Wucht gegen meine Rückenlehne.

Ich forderte ihn höflich auf, dies zu unterlassen.

Zur Antwort streckte er mir frech die Zunge heraus und zeigte mir den Mittelfinger.

Seine Eltern waren damit beschäftigt in ihre Laptops zu hämmern und bekamen diese Frechheiten gar nicht mit.

Ein kurzer Drücker auf die Ruftaste und meine Stewardess beendete das Drama.

 

Auf den Bildschirmen lief ein guter Film, den ich im Kino verpasst hatte.

Leider war der Sender mit der falschen Sprache bei mir gespeichert. So verfolgte ich den Film ohne Ton.

Das Essen bestand nur aus kleinen Sandwiches und einem Schokoriegel.

     Glücklicherweise war mein Koffer einer der ersten, der auf den Laufbändern zum Vorschein kam,

ich lief so schnell ich konnte zum Taxistand.

 

Mit Hilfe eines Reiseführers gab ich die Adresse zum Haus des Hardi Eckl an.

 

La corazon 145 a.

 

Während der Fahrt stieg meine Aufregung.

 

Aber ich genoss auch den Ausblick.

Weite Felder mit Lavaasche zogen mich in den Bann.

Eine besondere Art des Weinanbaus wird hier betrieben.

Ob Hardi Eckl auch Wein angebaut hat? Er lebte in der Nähe des Naturschutzgebietes La Geria.

Nachdem der Taxifahrer mit mir abgerechnet hat drehe ich mich ein Mal um meine eigene Achse.

 

 

Die letzte halbe Stunde sind wir durch eine Art Wüste gefahren. Eine schwarze Wüste aus Lavasand.

 

Weit und breit nichts als Sand.

Das Grundstück umfasst mehrere Hektar.

Das „Landhaus“ erweist sich als Riesenbungalow.

Ich laufe um den Eisenzaun herum. Ich bin etwa zwei Minuten unterwegs,

bis ich die Länge des Hauses erfassen kann. Ich schätze die Größe auf 15 Meter mal 25 Meter.

 

Hinter dem Haus liegt eine Oase. Ein kleiner Teich, umrahmt von Palmen und Kakteen.

 

Das weiße Gebäude hat bunte Balkone.

Die Malerei an den Wänden erinnert an den Künstler César Manrique.

Ja, ich habe den Reiseführer studiert! Warum nicht Arbeit mit Vergnügen verbinden.

Es gibt so viele Sehenswürdigkeiten hier, die von diesem Künstler stammen.

 

Vielleicht hat Herr Eckl das Haus deswegen gekauft?

 

Nachdem ich einmal um das Anwesen herum gelaufen bin öffne ich das Tor.

Es ist nicht verschlossen.

Es raschelt und ein Eichhörnchen? kommt zum Vorschein!

Ich wusste ja gar nicht, dass es auf Lanzarote Eichhörnchen gibt.

So schnell wie es kam, verschwand es auch wieder. Die Eingangstür hat ein winziges Schloss.

 

Der Versuch die Tür zu öffnen misslingt.

 

Ich hole also die kleinen Lederbeutel heraus und entnehme den winzigen Schlüssel.

 

Nachdem ich die Tür vorsichtig geöffnet habe, trete ich ein.

 

Es ist angenehm kühl im Inneren des Hauses.

Ich stelle mein Gepäck neben die in die Wand eingelassene Garderobe.

Wie außen, ist auch innen alles weiß getüncht unterbrochen von einigen bunten Malereien.

 

Ein großer Sonnenspiegel zeigt mir, wie fertig ich aussehe. Die Haare fallen mir wirr ins Gesicht.

 

Mein Kopf ist rot von der Hitze.

 

Ich finde einen Brief auf dem Sideboard vor dem Spiegel.

 

Grüß dich Cornelius,

ich freue mich, dass du den Weg hier her gefunden hast. Ich hoffe du hattest eine angenehme Reise.

Das Haus wird seit meinem Ableben von meiner lieben Haushälterin Janna gepflegt.

Dafür hat sie ein hübsches Sümmchen erhalten.

Vielleicht ist dir das kleinen gelbe Haus 10 Minuten von hier aufgefallen? Es war mein Gästehaus.

Ich habe es ihr vermacht, mit der Auflage hier weiter zu wirtschaften,

bis sie nicht mehr benötigt wird, längstens 5 Jahre.

 

Mein Notar überprüft alles. Klara und ich haben schon damals einen Ehevertrag gemacht,

indem alles geregelt war.

Das Vermögen, dass ich ab der Zeit unserer Trennung erwirtschaftet habe,

konnte ich demnach verwenden, wozu ich Lust hatte.

 

Janna kommt jeden Montag und Donnerstag vorbei. Füttert die Tiere (Eichhörnchen, Schildkröten und Fische),        kümmert sich um die Blumen und macht sauber.

Solltest du sie außer der Reihe brauchen, kannst du sie unter folgender Nummer erreichen: 99955545.

Ihre Mühen sind extra zu entlohnen.

 

Ich grüble, ein gelbes Haus ist mir nicht aufgefallen.

Vielleicht liegt es in der anderen Richtung, fern ab vom Flughafen.

Ich finde die Küche und nehme mir ein Glas Wasser.

 

Herrlich das frische Nass.

 

Ich schaue mir die Zimmer an. Ich zähle zehn. Alle recht groß und hell.

 

Im Arbeitszimmer steht ein Ordner auf dem Schreibtisch.

Ich nehme ihn mit hinunter ins Wohnzimmer. Oder soll ich eher sagen in den Wohnbereich?

Ca. 50 m² groß mit einem Panoramafenster hin zur Wasseroase.

 

Vielleicht sollte ich einfach hier bleiben und den Rest meines Lebens hier leben.

Ich lasse mich in einen weichen Sessel sinken und blättere den Ordner durch.

Wow, hier ist ein Plan des Hauses. Alle Zimmer sind katalogisiert.

 

 

Hinter dem Arbeitszimmer ist ein rot schattierter Bereich. Schlüssel steht da.

 

Ok, wahrscheinlich ist hierfür der goldene Schüssel vorgesehen.

 

Es kommt eine Auflistung von Büchern, Kunstwerken und Dokumenten.

 

Genial, ich habe 2 Wochen Urlaub. Mein Grinsen reicht an beide Ohren.

 

Ich muss lediglich die Liste mit den Gegenständen abgleichen. Fertig!

 

Mir stellt sich ein leichtes Hungergefühl ein.

Auf der Suche nach etwas Essbarem finde ich verschiedene Konserven. Einmachgläser und Knäckebrot.

Es ist sogar noch haltbar.

 

Ich schnappe mir ein Tablett. Lege Knäckebrot, Oliven, Thunfisch und Marmelade darauf. Butter habe ich leider      keine gefunden.

 

Ich gehe hinaus auf die Terrasse und stelle das Tablett auf dem breiten Tisch ab.

 

 

Kaum habe ich einen Bissen genommen, bekomme ich Gesellschaft von dem Eichhörnchen.

Es ist sehr zutraulich und klettert an meiner Jogginghose hoch.

Es wartet geduldig, bis ich ihm ein Stück von dem Knäckebrot abbreche.

Behutsam umfassen seine Pfötchen das Stück, dann knabbert es drauf los.

Kurz darauf kommen vier weitere dazu. Farbschattierungen von rot bis grau.

Als alle versorgt und auch mein Hunger gestillt ist, räume ich die Reste zurück in die Küche.

Die Eichhörnchen haben einen extra Platz, laut dem Plan.

Dort sind Bäume gepflanzt und ein kleiner Wasserfall plätschert vor sich hin.

Dieses Haus ist ein Traum.

 

Wenn Cornelius wüsste, dass er eigentlich hier stehen sollte…

Nun habe ich genug Zeit vergeudet und begebe mich abermals zum Arbeitszimmer.

Hier irgendwo muss die Tür zu meinem Schlüssel zu finden sein. Ein Marmorvorsprung hinter der Tür.

Ob sie da eingelassen ist? Ich fahre sachte über die Wand. Nichts.

Das Zimmer hat mehrere Vertiefungen in den Wänden, die als Bücherregale dienen.

In einer Nische stehen ein kleiner Tisch und 2 Stühle aus Eisen. Verzierungen in Form von Salamandern.

Ich fahre auch hier die ganze Wand ab. Ganz hinten ist ein Bild in die Wand eingelassen.

 

 

Palmen und Meer aus Kupfer. Ich drücke darauf und plötzlich spüre ich ein kleines Loch neben der Palme.

Mein Schlüssel passt und klick, springt das Bild oder soll ich sagen die Tür auf.

 

Eine Schultafel verstellt den Weg in das große Zimmer.

 

Freue mich dich hier begrüßen zu dürfen lieber Cornelius steht da geschrieben.

Hier ist mein ganz besonderer    Schatz, der nicht auf der Inventurliste notiert ist. Viel Spaß beim Besichtigen 

 

 

In der Decke ist ein Fenster eingelassen das den Raum Taghell macht.

Ich erblicke einen Safe, wie er in jeder Bank steht. 147 Fächer.

 

Überall stecken Schlüssel drinnen nur in der 145 nicht.

Ich probiere meinen und siehe da, das Fach öffnet sich.

In dem Schließfach befindet sich ein Barren Gold und drei Puzzleteile?

 

Ich hole alles raus. Den Barren lege ich zunächst auf einen kleinen Tisch.

Ich finde eine rubinrote Schachtel in Größe eine Schuhkartons und lege die Puzzleteile hinein.

Nachdem ich alle Fächer geöffnet habe, finde ich weitere Puzzleteile. Insgesamt 5000 Teile!

 

 

Will Herr Eckl mich verarschen?

 

 

Das Fach 147 läuft über die gesamte Wand. Das Fach ist sehr geräumig.

Hierin befindet sich eine Puzzlematte!

 

Ich laufe mit der Puzzlematte in das Ankleidezimmer welches sehr viel Platz bietet und breite den Teppich aus.

Du meine Güte! Der ist ja riesig. Ich hoffe das Puzzel ist nicht ganz so groß…

Ich stelle nun auch den Karton in dieses Zimmer und mache vorsorglich die Tür hinter mir zu.

Nicht das die Eichhörnchen auf die Idee kommen das Puzzle zu fressen.

Die Frage ist, bringt mich das fertige Puzzle zu einem größeren Schatz?

 

Oder soll es ein Zeitvertreib sein. Ich habe keine Antwort darauf.

 

Das letzte Mal gepuzzelt habe ich mit 5. Da waren es maximal 50 Teile.

 

Ich gehe zurück in das Safezimmer, verschließe alle Fächer, nehme den Barren und verschließe den Raum.

 

Mittlerweile ist es Abend. Die Sonne scheint noch immer, obwohl die Standuhr im Wohnraum 20 Uhr anzeigt.

 

Ich nehme eine Dusche, gut dass das hier ein Selbstversorgungssystem ist.

 

Müde von dem erlebten lege ich mich im Gästezimmer schlafen und Träume vom Puzzeln.

 

 

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 16.04.2015

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für Gerry

Nächste Seite
Seite 1 /