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Das Geheimnis um Hardi Eckl

 

Sonntag, 08.02.2015 Zuhause bei Jascha Mehlgruber

 

Der Brief, den ich als nächstes bearbeite, spricht mich besonders an, da er irgendwie geheimnisvoll aussieht. Warum kann ich nicht genau sagen. Es ist ein gefütterter Umschlag. Etwas hartes, Kantiges ist im Inneren. Es fällt mir schwer, den Umschlag nicht aufzureißen, so gerne möchte ich wissen, was er enthält. Ich entferne die Metallklammern ganz behutsam ehe ich die Lasche zaghaft von der Gummierung löse. 

Geschafft. Mir wird es ganz warm ums Herz, als ich das Pergament herausziehe. Ups, da ist ja noch etwas. Ein Lederbeutel mit dem kantigen Inhalt. Bevor ich den Brief lese, muss ich wissen, was sich in dem Beutel befindet. Er ist dreifach verknotet. Gerade gestern habe ich mir die Nägel so kurz geschnitten, dass die kleinen Bänder so gar nicht greifbar sein wollen. Ich bin etwas entnervt. Tief durchatmen. Ein Schluck Zuckerkaffe. Ein Biss in den vorletzten Nusstaler. Mensch Jascha konzentriert dich. Mir kommt eine Idee. Ich ziehe mein Taschenmesser aus der Hintertasche meiner Hose. Hierin befinden sich eine Pinzette und eine Art Nadel. Mit den beiden Gerätschaften gelingt es mir tatsächlich die Knoten zu lockern und das Beutelchen zu öffnen. Wer sagt’s denn?!

Innen liegt ein Schlüssel. Nicht irgendein Schlüssel. Ein wunderschöner goldener Schlüssel. Sogar ein Löwenkopf ist eingraviert und die Zahl 145 a. Ich fahre mit dem Zeigefinger über die Rundungen und über die Kanten. Was mag dieser Schlüssel wohl verbergen? Ich hole das Pergament zu Rate.

 

13.10.2014, Lanzarote

 

Grüße dich Cornelius,

ich habe dich nicht vergessen. Du warst mir damals solch ein guter Freund, als du mir geholfen hast eine neue Existenz aufzubauen. Heute möchte ich mich bedanken. Du wunderst dich wohl über meine Zugabe? 2 Schlüssel die dir lieber Cornelius im Alter ein schöneres Leben bescheren sollen. Der kleine silberne Schlüssel gehört zur Eingangstür meines Landhauses auf Lanzarote. Du fragst dich sicher, was mich nach Lanzarote verschlagen hat? Die Liebe Cornelius. Ja so ist es. Leider ist meine Geliebte, Esma nach nur 5 Jahren des Liebesglücks verstorben. Meine Frau Klara wusste um meine Geliebte, wir waren stets offen zueinander. Trotz ihres frühen Dahinscheidens konnte ich mich nicht überwinden zu Klara zurück zu gehen. Wir führten fortan unsere Leben getrennt. Ich habe mich auf Lanzarote zurückgezogen.

 

Die Adresse lautet La Corazon 145a., Lanzarote

Heute schenke ich dir dieses Haus mit all seinem Inhalt, der eine beachtliche Summe bringen wird. Ich war leidenschaftlicher Sammler alter Exponate. Ich bin ein recht berühmter Schriftsteller geworden. Meine Geschichten haben die Menschen fasziniert. Sie wurden sogar verfilmt.

 

Meine karge Freizeit habe ich mit malen verbracht. Auch habe ich Klavierstücke komponiert. Teilweise sind sie noch nicht ausgereift. Ich bin mir sicher, Du als Professor der Hochschule für junge Musizierende wirst Mittel und Wege finden, die Werke zu vollenden und zu verkaufen.

Cornelius, weitere Informationen erhältst du in meinem Haus. Ich war so frei dir einen Scheck auszustellen. 10.000 € sollten reichen einen guten Flug zu bekommen und deine Spesen zu decken.

Das Haus war mein ganzes Glück. Es würde mich freuen, wenn du dort deinen Altersruhesitz finden würdest.

Wenn du diese Zeilen liest, bin ich gestorben. Ich hatte ein gutes Leben. Dank dir, lieber Cornelius. Ich wünsche dir nur das Beste.

 

Dein ergebener Hardi Eckl

 

 

Wieso 2 Schlüssel? Hier ist doch nur einer????? Ich sehe noch einmal in dem Ledertäschlein nach und tatsächlich ist hier ein Seitenfach worin sich ein winziger Hausschlüssel befindet.

 

Was wird mich wohl auf Lanzarote erwarten? Es ist ja wohl klar, dass ich selbst nach dem Rechten sehen muss, ehe ich diesem Cornelius den Brief weiterreiche. Er wird sein Leben wohl schon gelebt haben und deshalb wird es ihn nicht treffen, wenn einige Exponate nicht mehr da sein werden. Ich denke er steht mir zu, ein kleiner Lohn für meine Mühen.
10.000 €. Ein Scheck den jedermann einlösen kann. Nach Lanzarote wollte ich schon immer einmal. Es soll weite Flächen geben, die man nicht bebauen darf. Ein Naturschutzgebiet. Sogar eine Tür soll in einem versteckten Felsen sein. Ob ich sie wohl finden werde? Meine Vorfreude wächst. Natürlich werde ich für Cornelius genug übrig lassen, damit er auch noch komfortabel nach Lanzarote fliegen kann…Jetzt muss ich nur noch meinen Hausarzt anrufen. Ich brauche dringend eine Krankmeldung. möglichst für drei Wochen. Schließlich soll ich drei Vorstellungstermine wahrnehmen um mein Arbeitslosengeld nicht zu gefährden. Die müssen warten. Ich habe nun wichtigeres zu tun.

Mein Reisepass! Wo habe ich den doch gleich…

 

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 13.04.2015

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Danke Ly Fabian für Deine wertvollen Ratschläge und Deine Zeit

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