Cover

Angela Merkel – von der FDJ ins Kanzleramt – kurze Biographie eines langen Aufstiegs

 

Dirk Müller

 

Cover unter Verwendung von Fotos von Bernd Settnik (l. u., 1990) und Glyn Lowe Photoworks (2013)

 

 

Vorbemerkung

 

 

Als Angela Dorothea Kasner am 17. Juli 1954 in Hamburg das Licht der Welt erblickte, ahnte niemand, dass die Neugeborene einmal als mächtigste Frau der Welt gelten würde. Das wäre nicht weiter bemerkenswert; seitdem wir nicht mehr von Dynastien regiert werden, ist das schließlich normal. Doch auch, als Angela Merkel, geb. Kasner, Jahrzehnte später den Vorsitz der mächtigsten Partei des mächtigsten Landes der EU übernahm, glaubten die wenigsten, dass dieser Frau einmal eine solche dominante Rolle in der internationalen Politik zukommen würde.

 

Vielleicht hat sie es gerade deswegen geschafft.

 

Über dieses Buch

 

Wer sich über Angela Merkel informieren will, kann dies über tagesaktuelle Quellen tun, im Internet nachsehen oder die großen Biographien von Langguth und anderen lesen. Dieses Buch will eine Lücke zwischen den häppchenweise informierenden Quellen und den Langbiographien schließen. Erstere sind kurz und unzusammenhängend, Letztere zeitaufwändig und zudem teils aus einer einseitigen (positiven oder negativen) Perspektive geschrieben. Die hier vorliegende kurze Biographie konzentriert sich, wie der Untertitel sagt, auf die teils geheimnisumwobene Frühzeit bis zum Einzug ins Kanzleramt. Die Regierungsjahre sollen später in einem zweiten Band behandelt werden.

 

 

Von der Elbmetropole in die brandenburgische Provinz – Kindheit und Schulzeit

 

Was haben Angela Merkel, Gudrun Ensslin und Friedrich Nietzsche gemeinsam? – Nicht viel – außer, dass sie alle Kinder evangelischer Pfarrer sind.

 

Es mag weit hergeholt klingen, aber diese Pfarrerskinder sind alle auf ihre Weise von ihrer Herkunft geprägt – der Philosoph in radikaler weltanschaulicher Abwehr des Christentums, die Terroristin in ebenso radikaler Verneinung des Gebotes der Gewaltfreiheit, während die Empörung über vermeintliche oder tatsächliche Ungerechtigkeit doch einen (verbogenen und verborgenen) christlichen Hintergrund zu haben scheint. Und Merkel? Nun, Pfarrer standen in der DDR – selbst wenn sie mit dem Sozialismus sympathisierten – in stetem latentem Widerspruch zur herrschenden, im Kern atheistischen Ideologie, und waren doch zumeist zumindest äußerlich angepasst. Sie wirkten still, indirekt, im Hintergrund, mit leisen Tönen.

 

Ein wenig so, wie Merkel agiert und regiert – bis heute.

 

 

Angela wurde in Hamburg-Barmbek als erstes Kind des evangelischen Theologen Horst Kasner (1926–2011) und seiner Frau Herlind Kasner, geb. Jentzsch (* 8. Juli 1928) geboren. Horst Kasner hatte ab 1948 an den Universitäten Heidelberg und Hamburg sowie an der Kirchlichen Hochschule Bethel in Bielefeld Theologie studiert. Seine Frau war Lehrerin für Latein und Englisch.

 

In Deutschland wurde es kaum beachtet, doch in Polen fand 2013 die Entdeckung polnischer Wurzeln von Angela Merkel große Beachtung: Ihr Großvater, der Polizeibeamte Ludwig Kasner, hatte zunächst als Ludwig Kazmierczak in Posen gelebt und war später nach Berlin übergesiedelt. Doch für die Kasners spielte das nach dem 2. Weltkrieg längst keine Rolle mehr.

 

Noch 1954, einige Wochen nach der Geburt der Tochter, siedelte die Familie von Hamburg in die DDR über. Um von der SED regiert zu werden? Das behaupten manche. Fakt ist: Für die Evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg trat Horst Kasner im Dorf Quitzow, heute ein Ortsteil von Perleberg, eine Pfarrstelle an. Natürlich wollte die Kirche, dass ihre Gläubigen auch im kommunistischen Teil Deutschlands betreut werden. Als junger Pfarrer dorthin zu gehen, war trotz eines gewissen Tauwetters nach dem Tod Stalins mutig, wusste man doch nicht, wie sich die DDR weiter entwickeln und wie sie mit Kirchenleuten umspringen würde. Andererseits: Wären ihre Eltern strikt antisozialistisch eingestellt gewesen, wären sie diesen Weg vermutlich nicht gegangen.

 

Horst Kasner, sagen Zeitzeugen, habe durchaus mit dem Sozialismus sympathisiert. Er selbst sagte dazu später wenig, war für neugierige Journalisten nicht gerade zugänglich. Angela Merkel wird später Diskretion als ihre wichtigste Tugend bezeichnen; zumindest das hat sie offenbar von ihrem Vater. Kasner teilte mit, sein Bischof habe ihm gesagt, dass in der Region Pfarrer fehlten. Er wäre auch nach Afrika gegangen, wenn es notwendig gewesen wäre, meinte er. Der

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 28.06.2014
ISBN: 978-3-7368-2275-7

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