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Leseprobe

 

 

Lana Gayl

 

Santa in Not

 

- Gay(l) Romance -

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wichtige Hinweise

 

Diese Kurzgeschichte erhebt nicht den Anspruch, die Realität wirklichkeitsgetreu abzubilden.

Sie könnte, wenn sie wollte. Aber sie will nicht.

Darüber hinaus ist mit überraschendem Kriminalitätsaufkommen und Spuren von eindeutig homoerotischen Aktivitäten zu rechnen.

 

*

 

Santa in Not ist der 3. Band der Santa-Reihe mit weihnachtlichen Kurzgeschichten um den Berliner Kriminalhauptkommissar Julian Heiler, den Fälscher Tobias Maibaum und die ewige Frage, was es mit dem Weihnachtsmann auf sich hat.

 

Band 1 – Santa incognito

Band 2 – Santa in Love

Band 3 – Santa in Not

 

 

Urheberrechtlich geschütztes Material

Kapitel 1

 

Fröstelnd zog ich die Jacke enger um mich. Zum Glück hatte ich es nicht weit. Raus aus der S-Bahn, rein ins Kaufhaus.

Wohlige Wärme strömte mir in Begleitung von abgestandener Luft entgegen. Im Eingangsbereich empfingen mich verführerisch ausgestaltete Regale voller Lippenstifte, Mascara und jede erdenkliche Sorte von Puder.

Ich bin nicht der Typ, der sich viel aus Kosmetik macht, deshalb ließ ich die Abteilung schnell hinter mir.

Das Kaufhaus hatte sich seit meinem letzten Besuch stark verändert. Um den vereinbarten Treffpunkt aufzusuchen, musste ich die Rolltreppe zum ersten Obergeschoss nehmen. Dort angekommen fand ich mich in der Abteilung für Damenunterwäsche wieder. Mir war zwar nicht klar, warum man das kleine Café ausgerechnet hierher verlegt hatte, aber wenigstens war es schön ruhig.

Meine Verabredung saß bereits an einem der winzigen Tische und starrte abwesend auf sein Handy.

Noch hatte er mich nicht entdeckt. So unauffällig wie möglich schlenderte ich um die Rolltreppe herum, hindurch zwischen Hotpants, quietschbunten Büstenhaltern und einem breiten Angebot von Höschen.

Mein Date bemerkte nicht, dass ich mich von hinten anschlich. Ich wollte gerade an ihn herantreten und ihm die Augen zuhalten, da nörgelte er mich an. »Jetzt setz dich schon hin. Wenn du noch länger durch die Damenunterwäsche schleichst wie ein Triebtäter, muss ich dienstlich werden.«

Ein wenig enttäuscht, weil ich es auch in diesem Jahr nicht geschafft hatte, ihn zu überraschen, hauchte ich ihm einen Kuss auf die Wange. Dann zog ich den Mantel aus und legte ihn über die Lehne des Stuhls, der Julian gegenüber stand. »Spielverderber«, maulte ich und setzte mich.

Den Vorwurf quittierte er mit einem Lächeln und legte endlich das Handy beiseite.

Mitten auf dem Tisch stand eine kleine Vase mit einer künstlichen Orchidee. Ich schob sie beiseite, um freien Blick auf Julian zu haben. »Schickes Outfit«, neckte ich ihn.

Er sah an sich herab, direkt auf den knallroten Pulli mit dem Weihnachtsmannschlitten, auf dem in verspielten Buchstaben geschrieben stand: Santa is coming.

Der Pulli war ein Geschenk von mir, verbunden mit einem Deal: Wenn er ihn bei diesem Date tragen würde, verzichtete ich darauf, am Abend sein Geschenk an mich im trauten Familienkreis auszupacken. Ich wusste sehr genau, was sich in dem länglichen Päckchen verbarg, und Julian wusste es natürlich auch.

Er atmete tief durch. »Auf Erpressung stehe ich normalerweise nicht, aber ausnahmsweise lasse ich das mal durchgehen.«

Darauf hatte ich spekuliert. Heute war nämlich nicht nur Heiligabend, sondern auch unser Jahrestag. Genau vor drei Jahren hatten wir uns hier zum ersten Mal getroffen. Julian lieferte sich als Weihnachtsmann verkleidet eine Jagd mit irgendeinem Gauner, ich war auf dem Weg zu einem Meeting, auch mit einem Gauner.

Bei uns beiden war es Liebe auf den ersten Blick. Armer Julian. Mehr als nur einmal hat er meinetwegen seine Karriere als Hauptkommissar beim Berliner LKA aufs Spiel gesetzt.

» … du würdest ihn doch bestimmt auch ab und zu füttern?«

»Natürlich«, antwortete ich automatisch und ganz in Gedanken. Er sah heute aber auch wieder zum Anbeißen aus, trotz des albernen Pullis.

Gemächlich tröpfelten die letzten Worte unseres Gesprächs in mein Hirn. Ich blinzelte. »Füttern?«, fragte ich. »Wen denn füttern?«

»Unseren Babypinguin. Ich hab dir eben von ihm erzählt.«

Typisch Julian.

»Also gut, ich gebe es zu, ich war in Gedanken. Was hast du wirklich gesagt?«

Über seinem in die Breite wuchernden Grinsen strahlte er mich aus leuchtend grünen Augen an. »Schön, dass es mir nach drei Jahren immer noch gelingt, dich aus dem Konzept zu bringen.«

Die junge Frau von der Theke stöckelte heran und stellte eine Tasse Kaffee vor Julian ab, sowie ein Glas Latte Macchiato vor mir. Ein Vanillehörnchen auf einem winzigen Teller landete gleich daneben. Die Dame lächelte verhalten, nickte uns zu und kehrte hinter den Tresen zurück. Ich fragte mich, was ihr wohl durch den Kopf ging. Vermutlich dasselbe wie mir, nämlich die Frage, ob ich Julian vor der Feier heute Abend noch irgendwie ins Bett locken konnte. Andererseits – trotz seines aufgesetzten Lächelns wirkte er sehr ernst.

»Was ist los?«, fragte ich, entschlossen, dieses Mal aufmerksam zuzuhören.

Julian antwortete nicht. Stumm wie ein Fisch saß er da und rührte in seinem Kaffee.

Jetzt bekam ich wirklich Angst. »Julian?«

Er schnaufte und legte den Löffel auf seine Untertasse. »Tobi, ich glaube, wir müssen reden.«

»Heute? Hier?«, rief ich so entsetzt, dass unsere Bedienung erschrocken keuchte.

Julian nickte. »Hier. Und jetzt. Ich muss dich etwas fragen.«

Mehr, als ihn anzublinzeln, brachte ich nicht fertig. Zum allerersten Mal, seit wir uns kannten, war ich mir wirklich und wahrhaftig keiner Schuld bewusst. »Frag«, krächzte ich und stürzte einen viel zu großen Schluck von dem höllisch heißen Kaffee hinunter.

Julian schniefte, fuhr sich mit dem Handrücken über die Nase und räusperte sich. Erst dann fand er offenbar den Mut, seine Frage zu stellen. »Tobi – wie sehen deine Geschäfte zurzeit aus?«

Ich muss ungeheuer dämlich ausgesehen haben, weil mir vor Verblüffung der Mund offenstand. »Meine Geschäfte?«

Bevor ich weiterreden konnte, unterbrach er mich, während seine Hände nicht vorhandene Krümel von der Tischplatte fegten. »Letztes Jahr hast du versprochen, damit aufzuhören.«

»Aber …« Wieder kam ich nicht zu Wort.

»Ich habe dich überwacht.«

Das wusste ich längst. Sagen konnte ich es ihm nicht, weil er ohne Punkt und Komma weiterredete. »Ich habe jeden deiner Schritte verfolgt. Weißt du, was ich gefunden habe? Nichts! Da war gar nichts.«

Endlich verstand ich, worauf er hinaus wollte. Ich hatte meine Spuren zu gut verwischt. Aber ein schlechtes Gewissen plagte mich deshalb nicht, weil es nichts gab, das ich vor ihm geheim halten musste. »Ich habe jeden Einzelnen meiner Kunden angerufen und allen gesagt, dass ich nicht mehr für sie arbeiten werde.«

Er brauchte eine Weile, um die Nachricht zu verarbeiten, und leckte sich über die Lippen, die ich so verzweifelt gerne küssen wollte.

Bevor er fragen konnte, setzte ich ihn ins Bild. »Letzte Weihnachten habe ich aufgehört. Das ganze Jahr über hatte ich keinen einzigen Auftrag. Meine …« Ich stockte, um nach einem Begriff zu suchen, den ich in dieser Umgebung gefahrlos benutzen konnte. Fälscherwerkstatt war es jedenfalls nicht. »Mein Arbeitszimmer ist jetzt ein begehbarer Wandschrank, wie du weißt. Immerhin bewahrst du dort die Hälfte deiner Anzüge auf.«

Plötzlich beugte er sich über den Tisch und nahm meine Hände in die seinen. »Also gut, Tobias. Sieh mir in die Augen und schwöre mir beim Weihnachtsschweinebraten deiner Mutter, dass du aus dem Geschäft bist.«

Ich brachte ein verstörtes Nicken zustande. »Ich schwöre. Und ehrlich gesagt kapier ich nicht, was dich so durcheinander bringt.«

Julian atmete durch, ließ meine Hände los und lehnte sich zurück. Als er sich den Nacken rieb, wäre ich am liebsten aufgestanden und hätte ihn massiert. Diese Verspannungen machten ihm immer dann zu schaffen, wenn er ein Rätsel auf der Arbeit nicht lösen konnte. Nur war ich hier anscheinend das Rätsel.

Als würde er einen innerlichen Kampf ausfechten, schüttelte er den Kopf. »Ich verstehe das nicht.«

Beinahe hätte ich das Glas umgeworfen, als ich mich vorbeugte. »Was verstehst du nicht?«

Sein Blick huschte hin

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Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Lana Gayl
Bildmaterialien: Regine Schwartz pixabay.com.
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Korrektorat: M.D. Schoppenhorst
Tag der Veröffentlichung: 01.11.2023
ISBN: 978-3-7554-5942-2

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