Päpstlicher Rat für die Kultur
Päpstlicher Rat für den Interreligiösen Dialog
Jesus Christus, der Spender lebendigen Wassers.
Überlegungen zu New Age aus christlicher Sicht
Jesus Christ — The Bearer of the Water of Life.
A Christian Reflection on the "New Age"
Inhalt
Vorwort -----------------------------------------------------------------------------------------------------3
1. Grundsätzliche Überlegungen -------------------------------------------------------------------------3
1.1 Warum gerade jetzt? -------------------------------------------------------------------------------3
1.2 Kommunikation ------------------------------------------------------------------------------------4
1.3 Kultureller Hintergrund----------------------------------------------------------------------------4
1.4. New Age und katholischer Glaube --------------------------------------------------------------5
1.5. Eine positive Herausforderung-------------------------------------------------------------------5
2. Die Spiritualität des New Age: Ein Überblick ------------------------------------------------------6
2.1. Was ist neu an New Age? ------------------------------------------------------------------------7
2.2. Was verspricht New Age anzubieten?----------------------------------------------------------8
2.2.1. Verzauberung: There Must be an Angel------------------------------------------------------8
2.2.2. Harmonie und Verständnis: Good Vibrations -----------------------------------------------8
2.2.3. Gesundheit: Golden living----------------------------------------------------------------------9
2.2.4. Ganzheitlichkeit: A Magical Mystery Tour-------------------------------------------------9
2.3. Die grundlegenden Prinzipien des New-Age-Denkens ------------------------------------- 10
2.3.1. Eine globale Antwort in einer Zeit der Krise ---------------------------------------------- 10
2.3.2. Die wesentliche Matrix des New-Age-Denkens ------------------------------------------ 10
2.3.3. Zentrale Themen des New Age-------------------------------------------------------------- 12
2.3.4. Was sagt New Age über...-------------------------------------------------------------------- 12
2.3.4.1. ...die menschliche Person? ----------------------------------------------------------------- 12
2.3.4.2. ...Gott? --------------------------------------------------------------------------------------- 13
2.3.4.3. ...die Welt? ----------------------------------------------------------------------------------- 14
2.4. "Eher Bewohner des Mythos als der Geschichte"? : New Age und Kultur ------------- 14
2.5. Warum hat sich New Age so schnell und so effektiv verbreitet?-------------------------- 16
3. New Age und christliche Spiritualität-------------------------------------------------------------- 17
3.1. New Age als Spiritualität----------------------------------------------------------------------- 17
3.2. Ein spiritueller Narzissmus? ------------------------------------------------------------------- 17
3.3. Der kosmische Christus ------------------------------------------------------------------------ 18
3.4. Christliche Mystik und die Mystik des New Age------------------------------------------ 19
3.5. Der "innere Gott" und die "Theosis" --------------------------------------------------------- 19
4. New Age und christlicher Glaube im Kontrast --------------------------------------------------- 20
5. Jesus Christus bietet uns das Wasser des Lebens an--------------------------------------------- 23
6. Wichtige Hinweise------------------------------------------------------------------------------------ 24
6.1. Begleitung und eine solide Ausbildung sind notwendig------------------------------------- 24
6.2. Praktische Schritte------------------------------------------------------------------------------- 25
7. Anhang ------------------------------------------------------------------------------------------------- 27
7.1. Einige Gedanken des New Age in Kurzformulierungen ------------------------------------ 27
7.2. Ein ausgewähltes Glossar----------------------------------------------------------------------- 28
7.3. Schlüsselorte des New Age--------------------------------------------------------------------- 32
8. Quellen ------------------------------------------------------------------------------------------------- 32
8.1. Dokumente des katholischen Lehramts------------------------------------------------------- 32
8.2. Christliche Studien ------------------------------------------------------------------------------ 33
9. Allgemeine Bibliographie ---------------------------------------------------------------------------- 34
9.1. Einige New-Age-Bücher ------------------------------------------------------------------------ 34
9.2. Historische, beschreibende und analytische Arbeiten -------------------------------------- 34
Anmerkungen--------------------------------------------------------------------------------------------- 35
Vorwort
Die vorliegende Untersuchung befasst sich mit dem komplexen Phänomen des "New Age", das viele Aspekte der zeitgenössischen Kultur beeinflusst. Die Studie ist ein vorläufiger Bericht. Sie ist die Frucht des gemeinsamen Nachdenkens der Arbeitsgruppe für Neue Religiöse Bewegungen, die sich aus Mitgliedern verschiedener Dikaste-rien des Heiligen Stuhles zusammensetzt: die Päpstlichen Räte für Kultur und für den Interreligiösen Dialog als Hauptverantwortliche dieses Projektes, die Kongregation für die Evangelisierung der Völker und der Päpstliche Rat zur Förderung der Einheit der Christen.
Diese Überlegungen richten sich hauptsächlich an jene, die in der Seelsorge tätig sind, damit sie erklären können, auf welche Weise sich die New-Age-Bewegung vom christlichen Glauben unterscheidet. Die Studie lädt die Leser dazu ein, sich der Art und Weise bewusst zu werden, wie die Religiosität des New Age auf den geistlichen Hunger der Männer und Frauen von heute antwortet. Dabei sollte man anerkennen, dass die Anziehungskraft, die die Religiosität des New Age auf einige Christen hat, teilweise einem Mangel an echter Aufmerksamkeit in den eigenen (christlichen) Gemeinschaften für Themen geschuldet ist, die zum Ureigensten des katholischen Glaubens gehören. Gemeint sind z.B. die Bedeutung einer spirituellen Dimension des Menschen und deren Integration ins Lebensganze, die Suche nach dem Sinn des Lebens, das Band zwischen den Menschen und dem Rest der Schöpfung, der Wunsch nach persönlicher und sozialer Veränderung und die Zurückweisung einer rationalisti-schen und materialistischen Sicht der Menschheit.
Diese Veröffentlichung erinnert daran, dass es notwendig ist, New Age als kulturelle Strömung zu kennen und zu verstehen, und dass Katholiken die wahre katholische Lehre und Spiritualität kennen sollten, um die Themen des New Age richtig einzuschätzen. Die ersten beiden Kapitel stellen New Age als eine facettenreiche kulturelle Tendenz dar, indem sie eine Analyse der Grundlagen des in diesem Kontext vermittelten Denkens vornehmen.
Das dritte und die folgenden Kapitel geben einige Hinweise zur Untersuchung von New Age im Gegenüber zur christlichen Botschaft sowie einige Anregungen pastoraler Natur. Wer das Studium von New Age vertiefen möchte, wird nützliche Hinweise in den Anhängen finden.
Wir hoffen, dass diese Arbeit eine wirkliche Anregung zu weiteren, dem jeweiligen kulturellen Kontext ange-passten Studien bietet. Ihr Zweck ist es auch, diejenigen zur Einsicht zu ermutigen, die nach gesunden Bezugs-punkten für ein Leben in größerer Fülle suchen. Es ist in der Tat unsere Überzeugung, dass wir hinter vielen unserer suchenden Zeitgenossen den wahren Durst nach Gott entdecken können. Papst Johannes Paul II. sagte zu einer Gruppe von Bischöfen der Vereinigten Staaten: "Hirten müssen ehrlich fragen, ob sie dem Durst des menschlichen Herzens nach dem wahren 'lebendigen Wasser', das nur Christus, unser Erlöser, geben kann, genü-
gend Aufmerksamkeit geschenkt haben (vgl. Joh 4,7-13)." Wie er möchten wir vertrauen "auf die immerwährende Frische der Frohen Botschaft und ihrer Fähigkeit, diejenigen zu verwandeln und zu erneuern, die sie annehmen" (AAS 86/4, 330).
1. Grundsätzliche Überlegungen
Die folgenden Überlegungen sind als Anleitung für Katholiken gedacht, die auf den verschiedenen Ebenen der Kirche in der Verkündigung des Evangeliums und in der Katechese tätig sind. Das Dokument beabsichtigt nicht, all die vielen Fragen zu beantworten, die durch New Age oder andere gegenwärtige Zeichen der immerwährenden menschlichen Suche nach Glück, Sinn und Heil aufgeworfen werden. Es ist eine Einladung, New Age zu verstehen und sich in einem aufrichtigen Dialog mit jenen zu engagieren, die vom Denken des New Age beeinflusst sind. Das Dokument leitet die in der Seelsorge Tätigen an, die New-Age-Spiritualität zu verstehen und darauf zu antworten, indem es sowohl die Punkte erläutert, in denen sich diese Spiritualität vom katholischen Glauben unterscheidet, als auch die Positionen widerlegt, welche die Denker des New Age im Widerspruch zum christlichen Glauben vertreten. Was von Christen verlangt wird, ist zuerst und vor allem eine feste Verankerung im Glauben. Auf dieser soliden Grundlage können sie ein Leben aufbauen, das positiv auf die Einladung des ersten Petrusbriefes antwortet: "Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt; aber antwortet bescheiden und ehrfürchtig, denn ihr habt ein reines Gewissen" (1 Petr 3,15f).
1.1 Warum gerade jetzt?
Der Anfang des dritten Jahrtausends kommt nicht nur zweitausend Jahre nach der Geburt Christi, sondern auch in einer Zeit, da Astrologen glauben, dass das Fischezeitalter — das sie als das christliche Zeitalter begreifen —
zu Ende geht. Solche Überlegungen sprechen von einem Neuen Zeitalter ( New Age), das seinen Namen von dem unmittelbar bevorstehenden astrologischen Zeitalter des Wassermanns hat. Das New Age ist eine von vielen Erklärungen zur Bedeutung dieses Augenblicks der Geschichte, welche die zeitgenössische (und besonders die westliche) Kultur regelrecht bombardieren, und es ist schwierig, dabei klar zu unterscheiden, was mit der christlichen Botschaft vereinbar ist und was nicht. So scheint jetzt der rechte Moment gekommen zu sein, eine christliche Einschätzung des New-Age-Denkens und der New-Age-Bewegung insgesamt zu versuchen.
Es wurde zu Recht darauf hingewiesen, dass viele Menschen unserer Tage besonders hinsichtlich der Fragen nach ihrer Identität zwischen Sicherheit und Unsicherheit schwanken.1 Manche sagen, die christliche Religion sei patriarchalisch und autoritär, politische Institutionen seien nicht imstande, die Welt zu verbessern, und die Schulmedizin versage schlicht darin, Menschen wirksam zu heilen. Die Tatsache, dass ehemals zentrale Elemente der Gesellschaft jetzt als unglaubwürdig oder echter Autorität ermangelnd wahrgenommen werden, hat ein Klima geschaffen, in dem die Menschen in ihrem Inneren, in sich selbst, nach Kraft und Sinn suchen. Daneben findet sich aber auch die Suche nach alternativen Institutionen, von denen sich die Menschen Antworten auf ihre tiefsten Bedürfnisse erhoffen. Das unstrukturierte oder gar chaotische Leben alternativer Gemeinschaften der 70er Jahre hat der Suche nach Disziplin und Strukturen Platz gemacht, die ganz offensichtlich Schlüsselelemente der höchst populären "mystischen" Bewegungen sind. New Age ist vor allem deshalb so attraktiv, weil viele seiner Angebote Bedürfnisse stillen, die durch die etablierten Institutionen oft nicht befriedigt werden.
Während vieles in New Age als eine Reaktion auf die zeitgenössische Kultur gelten kann, ist es selbst auf mehr-fache Weise ein Kind dieser Kultur. Die Renaissance und die Reformation haben das moderne westliche Individuum geprägt, das sich nicht von äußeren Lasten wie rein äußerlicher Autorität und Tradition niederdrücken lässt. Menschen verspüren immer weniger die Notwendigkeit, Institutionen "anzugehören" (und doch ist Ein-samkeit sehr häufig eine Geißel des modernen Lebens). Sie sind nicht bereit, "amtliche" Urteile über ihr eigenes Urteil zu stellen. Durch den Kult des Menschen wird Religion in einer Weise verinnerlicht, die den Boden für die Feier der Heiligkeit des Ich bereitet. Deshalb teilt New Age viele der Werte, die sich in der Unternehmens-kultur, im "Wohlstands-Evangelium" (vgl. 2.4) oder auch in der Konsumkultur Ausdruck verschaffen. Ihr Einfluss zeigt sich an der schnell wachsenden Zahl von Menschen, die behaupten, dass es möglich ist, das Christentum und New Age zu verschmelzen, indem sie sich nehmen, was ihnen als das Beste von beiden erscheint.2 Es lohnt, sich daran zu erinnern, dass Abweichungen innerhalb des Christentums auch über den traditionellen Theismus hinausgegangen sind, indem sie sich einseitig dem Ich zuwandten und damit eine solche Vermischung der Ansätze begünstigten. Es ist wichtig festzuhalten, dass Gott in einigen New-Age-Praktiken auf die Funktion reduziert wird, den Fortschritt des Individuums zu fördern.
New Age spricht Menschen an, die von den Werten der modernen Kultur durchdrungen sind. Freiheit, Authentizität, Selbstvertrauen und Ähnliches gelten als heilig. Es spricht diejenigen an, die Probleme mit dem Patriarchat haben. Es "verlangt nicht mehr Vertrauen oder Glauben als der Gang ins Kino"3, und doch behauptet es, den spirituellen Appetit der Menschen zu stillen. Aber gerade dies ist eine zentrale Frage: Was bedeutet Spiritualität im Kontext des New Age? Die Antwort ist der Schlüssel, um einige der Unterschiede zwischen der christlichen Tradition und vielem, was als New Age bezeichnet werden kann, aufzuschließen. Manche Versionen des New Age spannen die Kräfte der Natur vor ihren Karren und versuchen, mit einer anderen Welt zu kommunizieren, um das Schicksal Einzelner zu ergründen und ihnen zu helfen, sich auf die richtige Frequenz einzuschwingen, damit sie das Beste aus sich selbst und ihren Lebensumständen machen können. In den meisten Fällen geschieht dies völlig fatalistisch. Das Christentum dagegen ist eine Einladung, nach der "neuen Ankunft" des Gottes Ausschau zu halten, der uns zuruft, den Dialog der Liebe zu leben.4
1.2 Kommunikation
Die technologische Revolution der Kommunikationsmedien in den letzten Jahren hat zu einer völlig neuen Situation geführt. Die Leichtigkeit und die Geschwindigkeit, mit der sich die Menschen nun verständigen können, ist einer der Gründe, weshalb Menschen jeden Alters und Hintergrunds auf New Age aufmerksam geworden sind.
Viele, die Christus folgen, sind dabei nicht sicher, worum es eigentlich geht. Vor allem das Internet ist enorm einflussreich geworden, gerade bei jüngeren Menschen, die es als einen angenehmen und faszinierenden Weg zum Erwerb von Informationen entdecken. Es ist jedoch ein brisanter Träger von Fehlinformationen zu so vielen Aspekten von Religion: Nicht alles, was als "christlich" oder "katholisch" bezeichnet wird, spiegelt vertrauens-würdig die Lehren der katholischen Kirche wider. Und zugleich gibt es eine beachtliche Ausbreitung von Quellen des New Age zu beobachten, die vom Seriösen bis zum Lächerlichen reichen. Die Menschen brauchen verlässliche Informationen über die Unterschiede zwischen dem Christentum und New Age, und sie haben ein Recht darauf, diese zu erhalten.
1.3 Kultureller Hintergrund
Untersucht man viele Traditionen des New Age, wird bald klar, dass sich darin wenig findet, was tatsächlich neu ist. Der Name scheint während der französischen und amerikanischen Revolutionen über das Rosenkreuzertum und die Freimaurerei Verbreitung gefunden zu haben, doch die damit bezeichnete Wirklichkeit ist eine zeitgenössische Variante der westlichen Esoterik. Diese geht auf gnostische Gruppen zurück, die in den frühen Tagen des Christentums entstanden und während der Reformation in Europa an Bedeutung gewannen. Sie wuchs parallel zu wissenschaftlichen Weltdeutungen und erlangte eine rationale Rechtfertigung im achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert. Sie brachte die fortschreitende Zurückweisung eines personalen Gottes mit sich und führte unter immer originelleren Anpassungen und weiteren Ausformungen zu einer Konzentration auf Wesenheiten, die im traditionellen Christentum häufig als Mittler zwischen Gott und den Menschen fungieren. Ein kraftvoller Trend in der modernen westlichen Kultur, welcher den Ideen des New Age Raum gab, ist die allgemeine Akzeptanz der darwinistischen Evolutionstheorie. Diese wurde, neben dem Rückgriff auf verborgene spirituelle Mächte oder Kräfte in der Natur, zum Rückgrat von vielem, was gegenwärtig als Theorie des New Age gilt.
Grundsätzlich lässt sich sagen: New Age erreichte einen bemerkenswert hohen Grad an Akzeptanz, weil die ihm zugrunde liegende Weltanschauung bereits weithin anerkannt war. Der Boden war bereitet durch Wachstum und Verbreitung des Relativismus, welcher mit einer Ablehnung oder Gleichgültigkeit gegenüber dem christlichen Glauben einherging.
Darüber hinaus hat es eine lebhafte Diskussion darüber gegeben, ob und in welchem Sinn sich New Age als ein postmodernes Phänomen beschreiben lässt. Die Existenz und die Leidenschaft des New-Age-Denkens und seiner Praxis bestätigen die unauslöschbare Sehnsucht des menschlichen Geistes nach Transzendenz und religiösem Sinn. Dies ist nicht nur ein zeitgenössisches kulturelles Phänomen, sondern zeigte sich bereits in der antiken Welt, und zwar sowohl in der heidnischen wie in der christlichen.
1.4. New Age und katholischer Glaube
Auch wenn man zugibt, dass die Religiosität des New Age in gewisser Weise auf die legitime spirituelle Sehnsucht der menschlichen Natur antwortet, muss man anerkennen, dass ihre dementsprechenden Bemühungen der christlichen Offenbarung zuwider laufen. Insbesondere in der westlichen Kultur ist die Anziehungskraft der "alternativen" Zugänge zu Spiritualität sehr stark. Einerseits sind, sogar in Bildungshäusern, Seminarien und Einrichtungen zur Ausbildung von Ordensleuten, neue Formen der psychologischen Erklärung des Individuums unter Katholiken sehr populär geworden. Andererseits nehmen Nostalgie und Neugier im Blick auf die Weisheit und die Rituale vergangener Zeiten zu, was einen der Gründe für das erstaunliche Wachstum der Popularität von Esoterik und Gnostizismus darstellt. Viele Menschen wissen sich besonders von den Religionen der alten Völker oder von dem angezogen, was — ob zu Recht oder zu Unrecht — als "keltische" Spiritualität bekannt ist5. Bü-
cher und Kurse über Spiritualität, über alte oder fernöstliche Religionen sind ein lohnendes Geschäft, und sie werden häufig aus kommerziellen Gründen unter dem Begriff New Age verkauft. Die Verbindungen mit jenen Religionen aber sind nicht immer eindeutig und werden in Wahrheit sogar häufig bestritten.
Eine adäquate christliche Wahrnehmung des Denkens und der Praxis des New Age kommt nicht umhin zu erkennen, dass dieses, wie der Gnostizismus des zweiten und dritten Jahrhunderts, so etwas wie ein Kompendium der Positionen darstellt, die von der Kirche als heterodox angesehen werden. Johannes Paul II. warnt vor der
"Rückkehr der alten gnostischen Ideen unter der Maske des so genannten New Age: Wir dürfen uns nicht vorma-chen, dass dies zu einer Erneuerung der Religion führe. Es handelt sich nur um eine neue Form von praktizier-tem Gnostizismus — jener Geisteshaltung, die, im Namen eines tiefgreifenden Wissens über Gott, zu einer Verzerrung seines Wortes führt und es durch rein menschliche Worte ersetzt. Der Gnostizismus hat den Bereich des Christentums nie völlig verlassen. Statt dessen hat er immer Seite an Seite mit dem Christentum bestanden, manchmal in Gestalt einer philosophischen Bewegung, häufiger aber, indem er den Charakter einer Religion oder Scheinreligion annahm, die in dezidiertem oder gar erklärtem Widerspruch zu allem steht, was zum Wesen des Christlichen gehört."6 Ein Beispiel dafür ist das Enneagramm mit seinen neun Typen zur Charakteranalyse, das, wenn es als Mittel zum geistlichen Wachstum gebraucht wird, eine Vieldeutigkeit in Lehre und Leben des christlichen Glaubens zur Folge hat.
1.5. Eine positive Herausforderung
Die Anziehungskraft der New-Age-Religiosität kann nicht unterschätzt werden. In einer Zeit, in der das Verständnis christlicher Glaubensinhalte schwach geworden ist, sind manche irrtümlich der Meinung, dass die christliche Religion nicht zu einer tiefen Spiritualität anrege, und suchen deshalb anderswo. Einige behaupten sogar dass das New Age bereits an uns vorüberzieht und sprechen vom "nächsten" Zeitalter.7 Sie konstatieren eine Krise, die sich seit den frühen 90er Jahren in den Vereinigten Staaten von Amerika manifestiert, geben jedoch zu, dass eine solche "Krise" besonders außerhalb der englischsprachigen Welt später kommen könnte.
Buchhandlungen, Radiostationen und die Vielzahl der Selbsthilfegruppen in vielen westlichen Städten scheinen eine andere Geschichte zu erzählen. New Age ist, zumindest im Moment, noch immer sehr lebendig und Teil der gegenwärtigen kulturellen Szene.
Der Erfolg des New Age ist für die Kirche eine Herausforderung. Die Menschen spüren, dass die christliche Religion ihnen nicht mehr das bietet — oder vielleicht nie geboten hat —, was sie wirklich brauchen. Die Suche, die Menschen häufig in das New Age führt, ist ein ehrlicher Wunsch nach tieferer Spiritualität, nach etwas, das ihre Herzen berührt und nach einem Weg, einer verwirrenden und oft entfremdenden Welt Sinn zu geben. Es liegt ein positiver Grundton in der Kritik des New Age an dem "Materialismus des täglichen Lebens, der Philosophie und sogar der Medizin und der Psychiatrie; an dem Reduktionismus, der es ablehnt, religiöse und überna-türliche Erfahrungen in Betracht zu ziehen; an der industriellen Kultur des uneingeschränkten Individualismus, die Egoismus lehrt und anderen Menschen, der Zukunft und der Umwelt keine Aufmerksamkeit schenkt."8 Alle Probleme, die im Zusammenhang mit New Age auftreten, lassen sich in den alternativen Antworten finden, die es auf die Lebensfragen anbietet. Will man der Kirche nicht vorwerfen, gegenüber den Sehnsüchten der Menschen taub zu sein, müssen ihre Mitglieder zweierlei tun: sich noch tiefer in den Fundamenten des eigenen Glaubens verankern und den oft stummen Schrei in den Herzen der Menschen vernehmen, der diese anderswohin führt, wenn die Kirche sie nicht zufrieden stellt. Es schließt das alles auch den Ruf ein, näher zu Jesus Christus zu kommen und bereit zu sein, ihm zu folgen, da er der wahre Weg zum Glück, zur Wahrheit über Gott und zur Fülle des Lebens für jeden Mann und jede Frau ist, die bereit sind, auf seine Liebe zu antworten.
2. Die Spiritualität des New Age: Ein Überblick
Christen in vielen westlichen Gesellschaften, und zunehmend auch in anderen Teilen der Welt, kommen häufig in Kontakt mit unterschiedlichen Aspekten des als New Age bekannten Phänomens. Viele von ihnen möchten verstehen, wie sie sich am besten dem gleichzeitig so Verlockenden, Komplexen, schwer Fassbaren und zuweilen Beunruhigenden gegenüber verhalten sollen.
Die vorliegenden Überlegungen sind ein Versuch, Christen in zweierlei Hinsicht zu helfen:
• Elemente der sich ausbreitenden New-Age-Tradition zu identifizieren;
• jene Elemente aufzuzeigen, die mit der christlichen Offenbarung unvereinbar sind.
Dies ist eine pastorale Antwort auf eine gegenwärtige Herausforderung, die nicht einmal versucht, eine vollständige Liste der New-Age-Phänomene zu erstellen, weil das zu einem umfangreichen Werk führen würde und solche Information schon anderswo zur Verfügung steht. Es ist unabdingbar, New Age richtig verstehen zu wollen, um es gerecht zu bewerten und eine Karikatur zu vermeiden. Es wäre unklug und unwahr, würde man behaupten, dass alles, was zur New-Age-Bewegung gehört, gut bzw. schlecht sei. Die der New-Age-Religiosität zugrunde liegende Sicht vorausgesetzt, ist es aufs Ganze betrachtet dennoch schwierig, diese mit der christlichen Lehre und Spiritualität zu versöhnen.
New Age ist keine Bewegung im Sinne einer "Neuen religiösen Bewegung"; es ist auch nicht das, was norma-lerweise mit den Begriffen "Kult" und "Sekte" bezeichnet wird. Da es über Kulturen hinweg durch Phänomene verbreitet ist, die so verschieden sind wie Musik, Filme, Seminare, Workshops, Retreats, Therapien und viele andere Aktivitäten und Ereignisse, ist es viel diffuser und informeller, auch wenn sich einige religiöse oder parareligiöse Gruppen bewusst New-Age-Ideen zu eigen machen und bereits darauf aufmerksam gemacht wurde, dass New Age eine Ideenquelle für verschiedene religiöse und parareligiöse Gruppierungen gewesen ist.9 New Age ist keine einzelne, einheitliche Bewegung, sondern eher ein loses Netz von Praktizierenden, deren Ansatz es ist, global zu denken, aber lokal zu handeln. Menschen, die Teil dieses Netzwerkes sind, kennen sich nicht notwendigerweise persönlich und treffen sich, wenn überhaupt, nur selten. Bei dem Versuch, die Verwirrung zu vermeiden, die aus der Verwendung des Begriffs "Bewegung" entstehen kann, bezeichnen einige New Age als "Milieu"10, oder als "Publikumskult" (" audience cult").11 Man hat aber trotzdem darauf hingewiesen, dass "es ein sehr geschlossener Gedankenstrom ist"12, eine bewusste Herausforderung der modernen Kultur. New Age stellt ein synkretistisches Gebilde dar, das viele verschiedene Elemente umfasst und Menschen erlaubt, Interessen oder Verbindungen in sehr unterschiedlichen Graden und mit unterschiedlichem Engagement zu teilen. Viele Trends, Praktiken und Einstellungen, die auf die eine oder andere Weise Teil des New Age sind, sind in der Tat auch Teil einer breiten und leicht identifizierbaren Reaktion auf die vorherrschende Kultur, so dass der Terminus "Bewegung" nicht völlig fehl am Platz ist. Er kann auf New Age im gleichen Sinn angewendet werden wie auf andere breite Bewegungen in der Gesellschaft, wie z.B. die Bürgerrechtsbewegung oder die Friedensbewegung.
Wie diese umfasst New Age eine Vielzahl von Menschen, die mit den Hauptzielen der Bewegung verbunden sind, sich aber auf sehr unterschiedliche Weise beteiligen und bestimmte Themen sehr unterschiedlich verstehen.
Der Ausdruck "New-Age-Religion" ist umstritten. Es erscheint daher besser, ihn zu vermeiden, obgleich New Age häufig eine Antwort auf die religiösen Fragen und Bedürfnisse der Menschen ist und seine Anziehungskraft sich auf Menschen erstreckt, die eine spirituelle Dimension in ihrem Leben zu entdecken oder wiederzuentdecken suchen. Den Terminus "New-Age-Religion" zu vermeiden zielt nicht darauf ab, den ernsthaften Charakter menschlicher Suche nach Bedeutung und Sinn des Lebens in Frage zu stellen; es respektiert die Tatsache, dass viele innerhalb der New-Age-Bewegung selbst sorgfältig zwischen "Religion" und "Spiritualität" unterscheiden.
Viele haben organisierte Religion abgelehnt, weil diese ihrer Meinung nach nicht auf ihre persönlichen Bedürfnisse geantwortet hat und sie aus genau diesem Grund anderswo nach "Spiritualität" gesucht haben. Darüber hinaus gehört zum Kern des New Age die Überzeugung, dass die Zeit besonderer Religionen vorüber ist, so dass es dem Selbstverständnis des New Age widerspräche, würde man von ihm wie von einer Religion sprechen.
Dennoch ist es völlig richtig, New Age im weiteren Kontext esoterischer Religiosität zu platzieren, deren Anziehungskraft wächst.
Dem vorliegenden Text haftet ein Problem an. Er ist ein Versuch, etwas zu verstehen und zu beurteilen, das im Grunde eine Erhebung des Reichtums menschlicher Erfahrung ist. Er muss zwangsläufig die Kritik auf sich ziehen, dass er einer Kulturbewegung nicht gerecht wird, deren Wesen genau darin liegt, aus dem auszubrechen, was als einengende Begrenzungen des rationalen Diskurses verstanden wird. Dieser Text ist jedoch als Einladung an Christen gedacht, New Age ernst zu nehmen, und bittet als solche seine Leser, in einen kritischen Dialog mit Menschen zu treten, die die gleiche Welt von einem anderen Standpunkt aus betrachten.
Die pastorale Wirksamkeit der Kirche im dritten Jahrtausend hängt in hohem Maße von der Zurüstung effektiver Verkündiger der Botschaft des Evangeliums ab. Was nun folgt, ist eine Antwort auf die Schwierigkeiten, auf die viele stoßen, wenn sie sich mit dem komplizierten und schwer zu fassenden Phänomen des New Age auseinander setzen. Der Text ist ein Versuch zu verstehen, was New Age ist, und die Fragen zu erkennen, für die es Antworten und Lösungen anzubieten behauptet. Es gibt ausgezeichnete Bücher und andere Quellen, die das ganze Phä-
nomen überblicken oder bestimmte Aspekte detailliert erklären; einige davon werden im Anhang genannt. Sie nehmen jedoch nicht immer die notwendige Unterscheidung im Lichte des christlichen Glaubens vor. Der Zweck dieses Beitrags ist es, Katholiken zu helfen, einen Schlüssel zum Verständnis der Grundprinzipien des New-Age-Denkens zu finden, damit sie dann diejenigen Elemente des New Age, mit denen sie es zu tun haben, christlich zu beurteilen vermögen. Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass viele Menschen den Begriff New Age ablehnen und einige vorschlagen, "alternative Spiritualität" sei korrekter und weniger eingrenzend. Es ist auch zutreffend, dass viele der Phänomene, die in diesem Dokument erwähnt werden, vermutlich kein bestimmtes Prägemal tragen; um der Kürze willen wird jedoch angenommen, dass die Leser ein oder mehrere Phänomene zu erkennen imstande sind, die sich zu Recht zumindest mit der allgemeinen kulturellen Bewegung in Verbindung bringen lassen, die häufig als New Age bekannt ist.
2.1. Was ist neu an New Age?
Für viele Menschen bezieht sich der Begriff New Age klar auf einen bedeutsamen Wendepunkt in der Geschichte.
Nach Ansicht von Astrologen leben wir im Fischezeitalter, in dem das Christentum eine beherrschende Stellung einnimmt. Aber das gegenwärtige Fischezeitalter wird nun zu Beginn des dritten Jahrtausends durch das neue Zeitalter ( New Age) des Wassermanns ersetzt werden.14 Das Wassermannzeitalter hat einen solch hohen Stellenwert in der New Age Bewegung hauptsächlich aufgrund des Einflusses der Theosophie, des Spiritismus und der Anthroposophie sowie deren esoterischer Vorläufer. Menschen, die die bevorstehende Veränderung in der Welt betonen, drücken oft einen Wunsch nach einer solchen Veränderung aus, nicht so sehr in der Welt selbst als vielmehr in unserer Kultur, in der Weise wie wir uns auf die Welt beziehen; dies ist besonders deutlich bei denjenigen, die die Idee eines neuen Paradigmas für das Leben propagieren. Es handelt sich dabei um einen attrakti-ven Ansatz, da in manchen seiner Erscheinungen die Menschen nicht nur passiv zuschauen, sondern eine aktive Rolle im Verändern der Kultur und im Hervorbringen eines neuen spirituellen Bewusstseins einnehmen. In anderen Ausdrucksformen wird den unvermeidlichen Entwicklungen natürlicher Kreisläufe mehr Kraft zugeschrieben.
In allen Fällen ist das Wassermannzeitalter eine Vision, keine Theorie. Aber New Age ist eine breite Tradition, in der auch viele Ideen zusammenfinden, die keine explizite Verbindung mit dem Wechsel vom Zeitalter der Fische zu dem des Wassermanns haben. Es gibt gemäßigte, aber recht allgemeine Visionen einer Zukunft, in der es eine planetare Spiritualität neben den verschiedenen Religionen gibt, planetare politische Institutionen, welche die mehr örtlich agierenden ergänzen, globale wirtschaftliche Einheiten, die partizipatorischer und demokratischer sind, eine größere Betonung von Kommunikation und Bildung, ein Verständnis von Gesundheit, das professio-nelle Medizin mit Selbstheilung kombiniert, ein eher androgynes Selbstverständnis und Wege, Wissenschaft, Mystik, Technologie und Ökologie miteinander zu verbinden. Wie schon gesagt, dies ist Ausdruck des tiefen Wunsches nach einer erfüllten und gesunden Existenz für die Menschheit und den Planeten. Einige der Traditionen, die in New Age zusammenfließen, sind: altägyptische okkulte Praktiken, die Kabbalah, frühchristlicher Gnostizismus, Sufismus, das Wissen der Druiden, keltisches Christentum, mittelalterliche Alchimie, der Hermetizismus der Renaissance, Zen-Buddhismus, Yoga und so weiter.
"Neu" an New Age ist ein "Synkretismus esoterischer und säkularer Elemente".16 Sie fügen sich in die verbreitete Empfindung, dass die Zeit reif ist für eine grundlegende Veränderung in den Individuen, in der Gesellschaft und in der Welt. Es gibt verschiedene Ausprägungen für das Bedürfnis nach einem Wechsel
• von der mechanistischen Physik Newtons zur Quantenphysik;
• von der Begeisterung der Moderne für die Vernunft zu einer Wertschätzung des Empfindens, des Gefühls und der Erfahrung (oft beschrieben als ein Umschalten vom rationalen Denken der 'linken Gehirnhälfte' auf das intuitive Denken der 'rechten Gehirnhälfte');
• von einer Dominanz der Männlichkeit und des Patriarchats zu einer Feier der Weiblichkeit in Individuen und in der Gesellschaft.
In diesen Kontexten wird oft der Begriff "Paradigmenwechsel" benutzt. Hinter einigen Fällen steht dabei deutlich die Annahme, dass dieser Wechsel nicht einfach wünschenswert, sondern unvermeidlich ist. Die Ablehnung der Moderne, die diesem Wunsch nach Veränderung zugrunde liegt, ist nicht neu, sie lässt sich jedoch beschreiben als "eine moderne Wiederbelebung heidnischer Religionen mit einer Mischung von Einflüssen sowohl aus fern-
östlichen Religionen als auch aus der modernen Psychologie, Philosophie und Wissenschaft, sowie aus der Gegenkultur, die sich in den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts entwickelte".17 New Age ist ein Zeuge für nichts weniger als für eine kulturelle Revolution, eine komplexe Reaktion auf die vorherrschenden Ideen und Werte der westlichen Kultur, und trotzdem ist seine idealistische Kritik ironischerweise selbst typisch für die von ihm kritisierte Kultur.
Ein Wort sei noch zum Gedanken des Paradigmenwechsels gesagt. Er wurde populär durch Thomas Kuhn, einen amerikanischen Wissenschaftshistoriker, der unter Paradigma "die gesamte Konstellation von Überzeugungen, Werten, Verfahren usw., die von den Gliedern einer konkreten Gemeinschaft geteilt werden"18 verstand. Kommt es zu einem Wechsel von einem Paradigma zu einem anderem, dann ist das eher eine Frage pauschaler Transformation statt von allmählicher Entwicklung. Es geht um eine wirkliche Revolution, und Kuhn hat betont, dass konkurrierende Paradigmen sich weder vergleichen lassen noch koexistieren können. Daher trifft die Idee, dass ein Paradigmenwechsel im Bereich von Religion und Spiritualität einfach eine neue Weise ist, den traditionellen Glauben auszudrücken, nicht den Punkt. Was tatsächlich vor sich geht, ist eine radikale Änderung der Weltanschauung, die nicht nur den Inhalt, sondern auch die grundlegende Interpretation der früheren Sichtweise in Frage stellt. Das vielleicht deutlichste Beispiel dafür im Verhältnis zwischen New Age und Christentum ist die vollständige Revidierung des Lebens und der Bedeutung Jesu Christi. Es ist unmöglich, diese beiden Sichtweisen miteinander in Einklang zu bringen.19
Wissenschaft und Technologie haben eindeutig darin versagt, alles zu erfüllen, was sie einst zu versprechen schienen. In ihrer Suche nach Sinn und Befreiung haben sich die Menschen daher dem spirituellen Bereich zu-gewandt. New Age, wie wir es jetzt kennen, entstand aus einer Suche nach etwas Menschlicherem und Schönerem als der unterdrückenden, entfremdenden Erfahrung des Lebens in der westlichen Gesellschaft. Seine frühen Verfechter waren bereit, in ihrer Suche weit hinaus zu blicken, so dass es zu einem sehr eklektischen Ansatz kam. Es mag durchaus eines der Zeichen für eine "Rückkehr zur Religion" sein, aber es ist gewiss keine Rückkehr zu orthodoxen christlichen Lehren und Glaubensbekenntnissen. Die ersten Symbole dieser "Bewegung", welche die westliche Kultur durchdrangen, waren das außergewöhnliche Woodstock-Festival im Staat New York 1969 und das Musical "Hair", welches die Hauptthemen des New Age mit dem sinnbildlichen Lied "Aquarius"20
bekannt machte. Dabei handelte es sich aber lediglich um die Spitze eines Eisbergs, dessen Dimensionen erst kürzlich klarer geworden sind. Der Idealismus der 60er und 70er Jahre des 20. Jahrhunderts überlebt noch in gewissen Kreisen; aber jetzt sind es nicht mehr überwiegend Jugendliche, die involviert sind. Verbindungen mit links-gerichteter politischer Ideologie sind vergangen und psychedelische Drogen sind keineswegs mehr so wichtig wie sie einmal waren. So viel ist seit damals geschehen, dass all dies nicht mehr revolutionär scheint; "spirituelle" und "mystische" Tendenzen, die früher zur Gegenkultur gehörten, sind jetzt ein etablierter Bestandteil der Hauptkultur und beeinflussen so mannigfaltige Facetten des Lebens wie Medizin, Wissenschaft, Kunst und Religion. Die westliche Kultur ist nun durchdrungen von einem allgemeineren politischen und ökologischen Bewusstsein, und diese ganze kulturelle Veränderung hat enorme Auswirkungen auf den Lebensstil der Menschen. Manche sind der Ansicht, dass die New-Age-"Bewegung" genau die bedeutende Veränderung zu dem hin ist, was als "eine erheblich bessere Lebensweise"21 betrachtet wird.
2.2. Was verspricht New Age anzubieten?
2.2.1. Verzauberung: There Must be an Angel
Eines der gemeinsamen Elemente der New-Age-"Spiritualität" ist eine Faszination für außergewöhnliche Erscheinungen, vor allem für paranormale Wesenheiten. Menschen, die man als "Medium" betrachtet, nehmen für sich in Anspruch, dass ihre Persönlichkeit im Verlauf von Trancen, die als "Channeling" bekannt sind, von einer anderen Wesenheit übernommen wird, wobei das Medium während dieser Trancen die Kontrolle über seinen oder ihren Körper und die entsprechenden Fähigkeiten verlieren kann. Manche Leute, die diese Ereignisse miterlebt haben, würden bereitwillig anerkennen, dass die Kundgebungen tatsächlich spiritueller Natur, jedoch nicht von Gott sind, trotz der Rede von Liebe und Licht, die fast immer benutzt wird... Es ist wahrscheinlich richtiger, dies eher als eine zeitgenössische Form des Spiritismus zu sehen denn als Spiritualität im strengen Sinn. Andere Freunde und Ratgeber aus der Welt der Geister sind Engel (die zum Mittelpunkt einer neuen Industrie von Bü-
chern und Gemälden geworden sind). Diejenigen, die sich in New Age auf Engel berufen, tun dies in einer un-systematischen Weise; Tatsache ist, dass Unterscheidungen auf diesem Gebiet manchmal als wenig hilfreich beschrieben werden, wenn sie zu präzise sind, weil "es viele Ebenen von Führern, Seinsformen, Energien und Wesen in jedem Oktav des Universums gibt... Sie sind alle da, um je nach ihren eigenen Anziehungs-/
Abstoßungsmechanismen genommen und ausgewählt zu werden".22 Diese geistigen Wesenheiten werden oft auf
"nicht-religiöse Weise" angerufen, um bei der Entspannung zu helfen, die auf eine bessere Entscheidungsfähigkeit sowie auf Kontrolle des Lebens und der Karriere zielt. Verschmelzung mit irgendwelchen Geistern, die durch bestimmte Menschen lehren, ist eine andere New-Age-Erfahrung, welche von Leuten beansprucht wird, die sich selbst als "Mystiker" betrachten. Einige Naturgeister werden als kraftvolle Energien beschrieben, die sowohl in der natürlichen Welt existieren als auch auf "inneren Ebenen", d.h. auf solchen, die durch die Anwendung von Ritualen, Drogen und anderen Verfahren zum Erreichen veränderter Bewusstseinszustände zugänglich sind. Es ist klar, dass New Age, zumindest der Theorie nach, oft keine spirituelle Autorität jenseits der persönlichen inneren Erfahrung anerkennt.
2.2.2. Harmonie und Verständnis: Good Vibrations
Phänomene, so mannigfaltig wie der Garten von Findhorn und Feng Shui23, repäsentieren eine Vielzahl von Wegen, die die Bedeutsamkeit illustrieren, welche dem Leben im Einklang mit der Natur oder dem Kosmos zukommt. In New Age gibt es keine Unterscheidung zwischen Gut und Böse. Menschliche Handlungen sind die Frucht entweder von Erleuchtung oder von Unwissenheit. Deshalb können wir niemanden verurteilen, und niemand braucht Vergebung. An die Existenz des Bösen zu glauben kann nur Negativität und Angst schaffen.
Die Antwort auf Negativität ist Liebe. Aber es ist nicht die Art von Liebe, die in Taten übersetzt werden muss; sie ist mehr eine Frage der Geisteshaltung. Liebe ist Energie, eine Hochfrequenz-Schwingung, und das Geheimnis des Glücks, der Gesundheit und des Erfolgs ist es, fähig zu sein, sich einschwingen zu können, seinen Platz in der großen Kette des Seins zu finden. Obwohl verschiedene theoretische Hintergründe existieren, beanspruchen New-Age-Lehrer und -Therapien, den Schlüssel anzubieten, um die Korrespondenzen zwischen allen Elementen des Universums zu finden, so dass die Menschen ihren Lebenston abstimmen und in absoluter Harmonie miteinander und mit allem um sie herum sein können.24
2.2.3. Gesundheit: Golden living
Die Schulmedizin (Allopathie) neigt heute dazu, sich auf das Heilen bestimmter, isolierter Leiden zu beschränken, und schaut nicht auf das weitere Bild der Gesundheit eines Menschen. Dies hat zur Steigerung einer verständlichen Unzufriedenheit beigetragen. Alternative Therapien haben enorm an Popularität gewonnen, weil sie beanspruchen, auf die ganze Person zu schauen und es mehr mit dem Heilen als mit dem Kurieren halten. Ganzheitliche Gesundheit konzentriert sich auf die wichtige Rolle, die das Gemüt bei der physischen Heilung spielt.
Die Verbindung zwischen den geistigen und den physischen Aspekten der Person, so heißt es, liege im Immun-system oder im indischen System der Chakren. In der Sicht des New Age sind Krankheit und Leiden die Folge eines naturwidrigen Verhaltens; wenn man im Einklang mit der Natur ist, kann man ein viel gesünderes Leben und sogar materiellen Wohlstand erwarten; einige Heiler des New Age gehen sogar soweit zu behaupten, dass der Tod nicht unvermeidlich sei. Indem wir unser menschliches Potenzial entwickeln, können wir mit unserer inneren Gottheit in Kontakt treten und mit den Teilen unseres Selbst, die entfremdet und unterdrückt wurden. Das wird vor allem in veränderten Bewusstseinszuständen ( Altered States of Consciousness, ASCs) offenbar, wie sie entweder durch Drogen oder durch verschiedene bewusstseinserweiternde Techniken, insbesondere im Kontext der "Transpersonalen Psychologie", herbeigeführt werden. Der Schamane wird oft als ein Spezialist für veränderte Bewusstseinszustände gesehen, als einer, der zwischen den transpersonalen Sphären der Geister und Götter und der Welt der Menschen zu vermitteln imstande ist.
Es existiert eine bemerkenswerte Vielfalt von Zugängen zur Förderung ganzheitlicher Gesundheit. Manche leiten sich von uralten kulturellen Traditionen ab, ob religiös oder esoterisch, andere sind mit den psychologischen Theorien verbunden, die während der Jahre 1960-1970 in Esalen entwickelt wurden. New Age wirbt für ein breites Spektrum an Praktiken wie Akupunktur, Biofeedback, Chiropraktik, Kinesiologie, Homöopathie, Augendi-agnose, Massage und verschiedene Arten von "Körperarbeit" (wie zum Beispiel Orgonomie, Feldenkrais, Reflex-zonentherapie, Rolfing, Polaritätsmassage, Therapeutic Touch usw.), Meditation und Visualisierung, Ernäh-rungstherapien, Geistheilung, verschiedene Arten von Kräutermedizin, Heilen durch Kristalle, Metalle, Musik oder Farben, Reinkarnationstherapien und schließlich Zwölf-Stufen-Programme und Selbsthilfegruppen.25 Die Quelle der Heilung, so wird gesagt, liege in uns selbst und sei zu erreichen, wenn wir mit unserer inneren oder der kosmischen Energie in Verbindung stehen.
Sofern Gesundheit eine Verlängerung des Lebens mit sich bringt, bietet New Age eine fernöstliche Formel in westlichen Begriffen an. Ursprünglich war Reinkarnation ein Teil des zyklischen Denkens der Hindus, basierend auf dem atman oder dem göttlichen Kern der Persönlichkeit (später das Konzept von jiva), der sich in einem Zyklus des Leidens ( Samsara) von Körper zu Körper bewegte, bestimmt durch das Gesetz des Karma, verknüpft mit dem Verhalten in vergangenen Leben. Hoffnung liegt in der Möglichkeit, in einen besseren Zustand hinein-geboren zu werden, oder letzten Endes in der Befreiung von der Notwendigkeit, wiedergeboren zu werden. Im Unterschied dazu ist in den meisten buddhistischen Traditionen das, was von Körper zu Körper wandert, keine Seele, sondern ein Bewusstseinskontinuum. Das gegenwärtige Leben ist in einen potenziell endlosen kosmischen Prozess eingebettet, der sogar die Götter einschließt. Im Westen wird die Reinkarnation seit den Zeiten Lessings viel optimistischer als fortschreitender individueller Lern- und Vervollkommnungsprozess gesehen.
Spiritismus, Theosophie, Anthroposophie und New Age betrachten die Reinkarnation als Teilhabe an der kosmischen Entwicklung. Dieser nachchristliche eschatologische Ansatz beantwortet, so heißt es, die ungelösten Fragen der Theodizee und macht den Gedanken der Hölle überflüssig. Wenn die Seele vom Körper getrennt wird, können die Individuen bis zu diesem Punkt auf ihr ganzes Leben zurückschauen, und wenn die Seele mit ihrem neuen Körper vereint wird, erhält sie eine Vorschau auf die kommenden Lebensphase. Die Menschen haben durch Träume und Meditationstechniken auf ihre früheren Leben Zugriff.26
2.2.4. Ganzheitlichkeit: A Magical Mystery Tour
Eines der Hauptanliegen der New-Age-Bewegung ist die Suche nach "Ganzheitlichkeit". Sie ermutigt dazu, alle Formen von "Dualismus" zu überwinden, da derartige Teilungen das ungesunde Produkt einer weniger erleuchteten Vergangenheit sind. Die Teilungen, die den New-Age-Anhängern zufolge überwunden werden müssen, beinhalten den faktischen Unterschied zwischen Schöpfer und Schöpfung, die faktische Verschiedenheit von Mensch und Natur oder Geist und Materie, Unterschiede also, die alle fälschlicherweise als Formen des Dualismus betrachtet werden. Diese dualistischen Tendenzen werden oft auf die jüdisch-christlichen Wurzeln der westlicher Zivilisation zurückgeführt, während es richtiger wäre, sie mit dem Gnostizismus und insbesondere dem Mani-chäismus zu verbinden. Die wissenschaftliche Revolution und der Geist des modernen Rationalismus werden vor allem für ihre Neigung zur Fragmentierung kritisiert, welche das organische Ganze als Mechanismen behandelt, die auf ihre kleinsten Bestandteile reduziert und dann mit Blick auf letztere erklärt werden können. Kritik macht sich darüber hinaus fest an der Neigung, den Geist auf die Materie zu reduzieren, so dass die geistige Wirklichkeit — einschließlich der Seele — bloß zu einem kontingenten "Epiphänomen" von im wesentlichen materiellen Prozessen wird. Auf all diesen Gebieten werden die Alternativen des New Age als "ganzheitlich" bezeichnet.
Ganzheitlichkeit durchdringt die New-Age-Bewegung, von ihrem Bemühen um ganzheitliche Gesundheit bis zu ihrer Suche nach einigendem Bewusstsein sowie vom ökologischen Bewusstsein hin zur Idee einer globalen
"Vernetzung".
2.3. Die grundlegenden Prinzipien des New-Age-Denkens
2.3.1. Eine globale Antwort in einer Zeit der Krise
"Sowohl die christliche Tradition als auch der säkulare Glaube an einen grenzenlosen Fortschritt der Wissenschaft haben einen schweren Einbruch erlitten, der sich zuerst in den Studentenrevolutionen um das Jahr 1968
manifestierte".27 Die Weisheit früherer Generationen wurde plötzlich ihrer Bedeutung und ihres Ansehens beraubt, während die Allmacht der Wissenschaft schwand, so dass sich die Kirche jetzt "einem ernsthaften Zusam-menbruch in der Weitergabe ihres Glaubens an die jüngere Generation gegenüber sieht".28 Ein allgemeiner Verlust des Glaubens an diese ehemaligen Säulen des Bewusstseins und des gesellschaftlichen Zusammenhalts wurde begleitet von der unerwarteten Rückkehr kosmischer Religiosität sowie Ritualen und Glaubensinhalten, von denen viele glaubten, sie seien durch das Christentum ersetzt worden; aber diese anhaltende esoterische Unterströmung war nie wirklich verschwunden. Die Zunahme der Popularität asiatischer Religion zu diesem Zeitpunkt, begründet in der theosophischen Bewegung des späten 19. Jahrhunderts, war etwas Neues im westlichen Kontext und "reflektiert das wachsende Bewusstsein für eine globale Spiritualität, die alle existierenden religiösen Traditionen umfasst".29
Die ewige philosophische Frage nach dem Einen und dem Vielen hat ihre moderne und zeitgenössische Entsprechung in der Versuchung, nicht nur übertriebene Teilung, sondern sogar faktischen Unterschied und faktische Verschiedenheit zu überwinden. Der bekannteste Ausdruck dafür ist Ganzheitlichkeit, ein wesentlicher Bestandteil des New Age und eines der beherrschenden Zeichen der Zeit im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts. Eine erhebliche Menge an Energie floss in die Bemühung, die Unterteilung in die für eine mechanistische Ideologie charakteristischen Einzelbereiche zu überwinden, doch dies führte zu dem verpflichtenden Gefühl, sich in ein globales Netzwerk fügen zu müssen, das quasi-transzendentale Autorität annimmt. Seine deutlichsten Implikationen sind der Prozess einer Bewusstseinstransformation und die Entwicklung der Ökologie.30 Die neue Sichtweise, die Ziel der Bewusstseinstransformation ist, brauchte Zeit, um sich Ausdruck zu verschaffen; ihrer Durch-setzung widersetzen sich ältere Denkformen, die als im Status quo verhaftet beurteilt werden. Was erfolgreich war, ist die Generalisierung der Ökologie als einer Faszination für die Natur und eine Resakralisierung der Erde, Mutter Erde oder Gaia, mit dem missionarischem Eifer, der für grüne Politik typisch ist. Verwalter der Erde ist die menschliche Rasse als Ganze, und nur eine Weltregierung kann die Harmonie und das Verständnis sichern, welche notwendig sind für eine verantwortliche Gestaltung im Rahmen einer globalen Ethik. Die Wärme von Mutter Erde, deren Göttlichkeit die gesamte Schöpfung durchdringt, soll den Graben zwischen der Schöpfung und dem transzendenten Vater-Gott des Judentums und des Christentums überbrücken und beseitigt die Aussicht, durch ein derartiges Wesen gerichtet zu werden.
In einer derartigen Sicht eines geschlossenen Universums, das neben uns selbst "Gott" und andere geistige Wesen enthält, ist ein unausgesprochener Pantheismus zu erkennen. Dies ist ein grundlegender Punkt, der alles Denken und alle Praxis des New Age durchdringt und im vorhinein jede positive Einstellung bedingt, die wir für den einen oder anderen Aspekt seiner Spiritualität womöglich mitbringen. Im Gegensatz dazu glauben wir als Christen, dass "der Mensch wesentlich ein Geschöpf ist und es für alle Ewigkeit bleibt, so dass eine Aufnahme des menschlichen Ich in das Göttliche Ich nie möglich sein wird".31
2.3.2. Die wesentliche Matrix des New-Age-Denkens
Die wesentliche Matrix des New-Age-Denkens ist in der esoterisch-theosophischen Tradition zu finden, die in den intellektuellen Kreisen Europas im 18. und 19. Jahrhundert weithin anerkannt war. Besonders stark war sie in der Freimaurerei, im Spiritismus, im Okkultismus und in der Theosophie, die eine Art esoterische Kultur miteinander teilten. In dieser Weltsicht sind die sichtbaren und unsichtbaren Universen verbunden durch eine Reihe von Korrespondenzen, Analogien und Einflüssen zwischen Mikrokosmos und Makrokosmos, zwischen Metallen und Planeten, zwischen Planeten und den verschiedenen Teilen des menschlichen Körpers, zwischen dem sichtbaren Kosmos und den unsichtbaren Bereichen der Wirklichkeit. Die Natur ist ein lebendiges Wesen, durchzogen von Netzwerken aus Sympathie und Abneigung, belebt von einem Licht und einem geheimen Feuer, das die Menschen zu beherrschen suchen. Die Menschen vermögen die oberen oder unteren Welten mittels ihrer Vorstellungskraft (einem Organ der Seele oder des Geistes) oder unter Zuhilfenahme von Mittlern (Engel, Geister, Teufel) oder Ritualen zu kontaktieren.
Auf einem Weg spiritueller Wandlung ist es möglich, in die Geheimnisse des Kosmos, Gottes und des Ich eingeweiht zu werden. Das wahre Ziel ist die Erkenntnis ( Gnosis), die höchste Form des Wissens und Entsprechung des Heiles. Sie schließt eine Suche nach der ältesten und höchsten Tradition in der Philosophie (die unpassend-erweise philosophia perennis genannt wird) und in der Religion (primordiale Theologie) ein, eine geheime (esoterische) Lehre, welche den Schlüssel zu allen "exoterischen" Traditionen bildet, die jedem zugänglich sind.
Esoterische Lehren werden in einem schrittweisen Einweihungsprogramm vom Meister zum Schüler weitergege-ben.
Die Esoterik des 19. Jahrhunderts gilt manchen als völlig säkular. Alchimie, Magie, Astrologie und andere Elemente der traditionalen Esoterik waren gänzlich mit Aspekten der modernen Kultur vermischt worden, einschließlich der Suche nach den Kausalgesetzen, dem Evolutionismus, der Psychologie und der Religionswissenschaft. Sie erreichte ihren deutlichsten Ausdruck in den Ideen Helena Blavatskys, eines russischen Mediums, das 1875 zusammen mit Henry Olcott in New York die Theosophische Gesellschaft gründete. Die Gesellschaft zielte darauf ab, Elemente östlicher und westlicher Traditionen in einem evolutionären Typ des Spiritismus zu verschmelzen. Sie hatte drei Hauptziele:
•
Den Kern einer Universalen Bruderschaft der Menschheit zu bilden, ohne Unterschied von Rasse, Religion, Kaste oder Farbe.
•
Zum Studium vergleichender Religionswissenschaft, der Philosophie und der Wissenschaft zu ermutigen.
•
Unerklärte Naturgesetze und die verborgenen Kräfte des Menschen zu erforschen.
"Die Bedeutung dieser Ziele ... sollte klar sein. Das erste Ziel weist implizit die – von Spiritisten und Theosophen so empfundene – 'irrationale Bigotterie' und das 'Sektierertum' des traditionellen Christentums zurück. Es ist nicht sofort aus den Zielen selbst ersichtlich, dass für Theosophen 'Wissenschaft' die okkulten Wissenschaften und Philosophie die occulta philosophia bedeutete, dass die Naturgesetze okkulter oder psychischer Natur waren und dass man von der vergleichenden Religionswissenschaft erwartete, die 'Ur-Tradition' zu enthüllen, die letztlich in der hermetischen philosophia perennis geformt war".
Ein hervorstechendes Thema in Frau Blavatskys Schriften war die Emanzipation der Frau, was einen Angriff auf den "männlichen" Gott des Judentums, des Christentums und des Islam mit sich brachte. Sie drängte die Menschen, zur Mutter-Göttin des Hinduismus und zur Praxis weiblicher Tugenden zurückzukehren. Dies setzte sich fort unter der Federführung von Annie Besant, einer Wegbereiterin der feministischen Bewegung. Wicca und die
"Spiritualität der Frau" tragen diesen Kampf gegen das "patriarchalische" Christentum heute weiter.
Marilyn Ferguson widmete ein Kapitel ihres Buches "Die sanfte Verschwörung" den Vorläufern des Wassermannzeitalters, also denjenigen, die die Fäden einer verändernden Sichtweise gesponnen hatten, welche auf der Erweiterung des Bewusstseins und der Erfahrung der Selbst-Transzendenz beruht. Unter den von ihr Erwähnten befanden sich der amerikanische Psychologe William James und der Schweizer Psychiater Carl Gustav Jung.
James definierte Religion als Erfahrung, nicht als Dogma, und er lehrte, dass die Menschen ihre geistige Haltung derart zu ändern imstande sind, dass sie zu Architekten ihres eigenen Schicksals werden können. Jung betonte den transzendenten Charakter des Bewusstseins und führte die Idee des kollektiven Unbewussten ein, einer Art Speicher für Symbole und Erinnerungen, die uns mit Menschen verschiedener Zeiten und Kulturen verbinden.
Wouter Hanegraaff zufolge haben diese beiden Männer zu einer "Sakralisierung der Psychologie" und damit zu etwas beigetragen, das sich zu einem bedeutenden Element in Denken und Praxis des New Age entwickelte. Jung hat in der Tat "nicht nur die Esoterik psychologisiert, sondern auch die Psychologie sakralisiert, indem er sie mit den Inhalten esoterischer Spekulation füllte. Das Ergebnis war ein Theoriegebilde, das es den Menschen ermöglichte, über Gott zu reden, während sie eigentlich ihre eigene Psyche meinten, und über ihre eigene Psyche, während sie eigentlich das Göttliche meinten. Wenn die Psyche 'Geist' ist und Gott ebenfalls 'Geist' ist, dann muss vom einen zu reden zugleich bedeuten, vom anderen zu reden"33. Jungs Antwort auf den Vorwurf, er habe das Christentum "psychologisiert", war, dass "die Psychologie der moderne Mythos ist und wir nur in den Begriffen des gegenwärtigen Mythos den Glauben verstehen können".34 Es ist gewiss wahr, dass Jungs Psychologie viele Aspekte des christlichen Glaubens und besonders die Notwendigkeit, der Realität des Bösen ins Gesicht zu blicken, erhellt, seine religiösen Überzeugungen aber veränderten sich im Laufe seines Lebens so stark, dass nur ein verworrenes Bild von Gott zurückbleibt. Ein zentrales Element seines Denkens ist der Son-nenkult, in dem Gott die vitale Energie (libido) der Person ist.35 Wie er selbst gesagt hat, ist, "dieser Vergleich kein bloßes Wortspiel".36 Es ist "der innere Gott", auf den Jung sich bezieht, die wesentliche Göttlichkeit, die er in jedem Menschen zu erkennen glaubte. Der Weg zur inneren Welt führt über das Unbewusste. Die Entsprechung der inneren zur äußeren Welt liegt im kollektiven Unbewussten.
Die Tendenz, Psychologie und Spiritualität zu verwechseln, war fester Bestandteil der Human-Potential-Bewegung, wie sie gegen Ende der 60er Jahre des 20 Jahrhunderts am Esalen-Institut in Kalifornien entwickelt wurde. Stark beeinflusst von fernöstliche Religionen und von Jung, bietet die Transpersonale Psychologie eine kontemplative Reise an, in der Wissenschaft und Mystik zusammentreffen. Die Betonung der Leiblichkeit, die Suche nach Wegen der Bewusstseinserweiterung und die Kultivierung der Mythen des kollektiven Unbewussten regten dazu an, "den inneren Gott" in sich selbst zu suchen. Um das eigene Potenzial zu erkennen, hat man über das eigene Ich hinauszugehen, um der Gott zu werden, der man tief in sich ist. Dies ließ sich durch die Auswahl der passenden Therapie erreichen, durch Meditation, parapsychologische Erfahrungen oder den Gebrauch von
halluzinogenen Drogen. Das alles waren Wege, um "Gipfelerfahrungen" zu machen, "mystische" Erfahrungen der Vereinigung mit Gott und dem Kosmos.
Das Symbol des Wassermanns wurde der astrologischen Mythologie entlehnt, bezeichnete aber später den Wunsch nach einer radikal neuen Welt. Die beiden Zentren, die zunächst die Kraftwerke des New Age waren und es zu einem gewissen Grade bis heute geblieben sind, sind die Kommunität von Findhorn im nordöstlichen Schottland und Esalen, das Zentrum zur Entwicklung des menschlichen Potenzials in Big Sur, Kalifornien. Was New Age beständig Vorschub leistet, ist ein wachsendes globales Bewusstsein und die zunehmende Angst vor einer sich abzeichnenden ökologischen Krise.
2.3.3. Zentrale Themen des New Age
New Age ist keine Religion im eigentlichen Sinn, interessiert sich aber für alles, was man "göttlich" nennt. Es besteht im Wesentlichen aus einem lockeren Verbund verschiedener Aktivitäten, Ideen und Menschen, auf die sich der Begriff anwenden lässt, und artikuliert sich daher nicht so eindeutig, wie es die großen Religionen mit ihren Lehren tun. Trotzdem und ungeachtet der immensen Vielfalt innerhalb des New Age lassen sich einige gemeinsame Überzeugungen erkennen:
• Der Kosmos bildet ein organisches Ganzes;
• er wird von einer Energie belebt, die als Seele oder Geist Gottes bezeichnet wird;
• man glaubt oft an die Vermittlung verschiedener geistiger Wesenheiten;
• die Menschen sind fähig, zu unsichtbaren höheren Sphären aufzusteigen und ihr eigenes Leben über den Tod hinaus zu kontrollieren;
• man glaubt an ein "ewiges Wissen", das allen Religionen und Kulturen vorausliegt und sie übersteigt;
• die Menschen folgen erleuchteten Meistern...
2.3.4. Was sagt New Age über...
2.3.4.1. ...die menschliche Person?
New Age beinhaltet den festen Glauben daran, dass die menschliche Person durch eine Vielzahl von Techniken und Therapien vervollkommnet werden kann (im Gegensatz zur christlichen Auffassung von der Zusammenarbeit mit der göttlichen Gnade). Mit Nietzsche ist es allgemein davon überzeugt, das Christentum habe die volle Manifestation echten Menschseins verhindert. Vollkommenheit bedeutet in diesem Zusammenhang, sich selbst entsprechend einer Werteordnung zu verwirklichen, die wir selber schaffen und die wir aus eigener Kraft vollen-den. So kann man von einem sich selbst erschaffenden Ich sprechen. In dieser Sichtweise gibt es einen größeren Unterschied zwischen den Menschen, wie sie jetzt sind und wie sie sein werden, wenn sie ihr Potenzial völlig verwirklicht haben, als es ihn zwischen Menschen und Menschenaffen gibt.
Zu unterscheiden sind die Esoterik als eine Suche nach Erkenntnis und die Magie oder das Okkulte als ein Mittel, um Macht zu erlangen. Einige Gruppen sind sowohl esoterisch als auch okkult. Im Zentrum des Okkultismus liegt der Wille nach Macht, der auf dem Traum beruht, göttlich zu werden.
Bewusstseinserweiternde Techniken dienen dazu, den Menschen ihre göttliche Macht zu offenbaren; indem sie diese Macht anwenden, bereiten die Menschen dem Zeitalter der Erleuchtung den Weg. Diese Übersteigerung des Menschen kehrt das richtige Verhältnis zwischen Schöpfer und Kreatur um; eine seiner extremen Formen ist der Satanismus. Satan wird zum Symbol einer Rebellion gegen Konventionen und Regeln, ein Symbol, das häufig aggressive, selbstsüchtige und gewalttätige Formen annimmt. Einige evangelikale Gruppen haben ihrer Besorg-nis über das unterschwellige Vorhandensein dessen Ausdruck gegeben, was sie als satanische Symbolik in manchen Arten der Rockmusik interpretieren, die einen großen Einfluss auf die Jugend ausüben. All das ist weit entfernt von der Botschaft des Friedens und der Harmonie, wie sie im Neuen Testament zu finden ist; es ist häufig eine der Konsequenzen der Selbstüberschätzung des Menschen, wenn diese so weit geht, einen transzendenten Gott zu leugnen.
Die grundlegenden Themen der esoterischen Kultur beeinflussen nicht nur junge Leute; sie sind auch in den Bereichen von Politik, Erziehung und Gesetzgebung anzutreffen.37 Dies trifft besonders auf die Ökologie zu.
Wenn die radikale Ökologie den Bio-Zentrismus betont, verwirft sie die anthropologische Sicht der Bibel, in der die Menschen im Zentrum der Welt stehen, weil sie anderen Formen der Natur als qualitativ überlegen gelten. In der Gesetzgebung und in der Erziehung ist das heute sehr auffallend, ungeachtet der Tatsache, dass die Menschheit auf diese Weise herabgewürdigt wird. Derselbe esoterische kulturelle Hintergrund scheint in der ideologischen Theorie auf, die den Verfahren der Geburtenkontrolle und den gentechnischen Experimenten zugrunde liegt, welche offenbar den Traum der Menschen widerspiegeln, sich selbst neu zu erschaffen. Wie hoffen die Menschen, dies zu erreichen? Indem man den genetischen Code entschlüsselt, indem man die natürlichen Gesetze der Sexualität verändert, indem man den Grenzen des Todes trotzt.
Einer als klassisch geltenden Überzeugung des New Age zufolge werden die Menschen – in einem Sinn, der an die antike Gnosis erinnert – mit einem göttlichen Funken geboren; dies verbindet sie mit der Einheit des Ganzen. Sie werden damit als im Grunde göttliche Wesen angesehen, obwohl sie an dieser kosmischen Göttlichkeit auf unterschiedlichen Bewusstseinsebenen teilhaben. Wir sind Mit-Schöpfer, und wir erschaffen unsere eigene Wirklichkeit. Viele Autoren des New Age vertreten die Ansicht, dass wir die Umstände unseres Lebens (sogar unsere eigene Krankheit und Gesundheit) selbst wählen, in einer Sicht, in der jedes Individuum als schöpferische Quelle des Universums gilt. Aber wir müssen uns auf eine Reise begeben, um ganz zu verstehen, wo in der Einheit des Kosmos wir unseren Platz haben. Diese Reise heißt Psychotherapie, und das Heil ist die Erkenntnis des universellen Bewusstseins. Es gibt keine Sünde; es gibt nur unvollkommene Erkenntnis. Die Identität eines jeden menschlichen Wesens geht im universellen Sein und im Prozess aufeinanderfolgender Inkarnationen auf.
Die Menschen sind dem Einfluss der Sterne unterworfen, lassen sich aber für das Göttliche, das in ihnen lebt, öffnen in ihrer fortwährenden Suche (mittels geeigneter Techniken) nach einer je größeren Harmonie zwischen dem Ich und der göttlichen kosmischen Energie. Es bedarf keiner Offenbarung oder Erlösung, die den Menschen von außen zukäme; es genügt, das Heil zu erfahren, das in einem selbst verborgen liegt (Selbsterlösung), indem man psycho-physische Techniken anwendet, die zur endgültigen Erleuchtung führen.
Einige Stufen auf dem Weg zur Selbsterlösung sind vorbereitend (Meditation, körperliches Wohlbefinden, Freisetzen von Selbstheilungsenergien). Sie bilden den Ausgangspunkt für Prozesse der Vergeistigung, der Vervollkommnung und Erleuchtung, welche den Menschen helfen, bessere Selbstbeherrschung und psychische Konzentration auf die "Transformation" des individuellen Ich in das "kosmische Bewusstsein" zu erlangen. Die Bestimmung der menschlichen Person ist es, eine Reihe aufeinanderfolgender Reinkarnationen der Seele in unterschiedlichen Körpern zu durchlaufen. Dies wird nicht als Zyklus des Samsara im Sinne einer Reinigung als Strafe verstanden, sondern als stufenweiser Aufstieg zur vollkommenen Entwicklung des eigenen Potenzials.
Man beruft sich auf die Psychologie, um die Bewusstseinserweiterung als "mystische" Erfahrung zu erklären.
Yoga, Zen, Transzendentale Meditation und tantrische Übungen führen zur Erfahrung der Selbstverwirklichung oder Erleuchtung. Außergewöhnliche Erfahrungen (Wiedererleben der eigenen Geburt, Reisen an die Grenzen des Todes, Biofeedback, Tanz und sogar Drogen — alles, was einen veränderten Bewusstseinszustand hervorrufen kann) sollen zu Einheit und Erleuchtung führen. Da es nur einen einzigen Geist gibt, können manche Menschen Kanäle für höhere Wesen bilden. Jeder Teil dieses einen universellen Seins steht mit jedem anderen Teil in Verbindung. Der klassische Ansatz in New Age ist die Transpersonale Psychologie, deren vorrangige Konzepte der Universelle Geist, das Höhere Ich, das kollektive und das persönliche Unbewusste und das individuelle Ich sind.
Das Höhere Ich ist unsere eigentliche Identität, eine Brücke zwischen Gott als göttlichem Geist und der Menschheit. Spirituelle Entwicklung ist der Kontakt mit dem Höheren Ich, der jede Form von Dualismus zwischen Subjekt und Objekt, Leben und Tod, Psyche und Leib, dem Ich und den fragmentarischen Aspekten des Ich überwindet. Unsere begrenzte Persönlichkeit ist wie ein Schatten oder Traum, geschaffen vom wirklichen Ich.
Das Höhere Ich beinhaltet die Erinnerungen an die früheren (Re-)Inkarnationen.
2.3.4.2. ...Gott?
New Age hat eine klare Vorliebe für fernöstliche oder vorchristliche Religionen, weil es annimmt, dass diese nicht durch jüdisch-christliche Verdrehungen verfremdet wurden. Antiken landwirtschaftlichen Ritualen und Fruchtbarkeitskulten begegnet man daher mit großem Respekt. "Gaia", Mutter Erde, dient als Alternative zu Gott, dem Vater, dessen Bild mit einem patriarchalischen Verständnis männlicher Herrschaft über die Frau verknüpft wird. Zwar spricht man von Gott, aber es geht nicht um einen personalen Gott; der Gott, von dem New Age spricht, ist weder personal noch transzendent. Er ist auch nicht Schöpfer und Bewahrer des Universums, sondern eine "unpersönliche Energie" innerhalb der Welt, mit der sie eine "kosmische Einheit" bildet: "Alles ist Eins". Diese Einheit ist monistisch, pantheistisch oder, genauer gesagt, panentheistisch. Gott ist das "Lebensprinzip", der "Geist oder die Seele der Welt", die Gesamtsumme des in der Welt existierenden Bewusstseins. In gewisser Weise ist alles Gott. Seine Gegenwart ist am deutlichsten in den geistigen Aspekten der Wirklichkeit, weshalb jeder Geist/jede Seele irgendwie Gott ist.
Wenn sie von Männern und Frauen bewusst empfangen wird, wird "göttliche Energie" oft als "Christus-Energie"
bezeichnet. Man spricht auch von Christus, meint aber nicht Jesus von Nazareth. "Christus" findet als Titel auf jemanden Anwendung, der einen Bewusstseinszustand erreicht hat, in dem er oder sie sich selbst als göttlich wahrnimmt und daher beanspruchen kann, ein "universeller Meister" zu sein. Jesus von Nazareth war nicht der Christus, sondern einfach eine unter vielen historischen Figuren, in denen diese "Christus"-Natur sich offenbart hat, wie es bei Buddha und anderen der Fall ist. Jede historische Manifestation des Christus zeigt deutlich, dass alle Menschen himmlisch und göttlich sind, und führt sie zu dieser Erkenntnis.
Die innerste und persönlichste ("psychische") Ebene, auf der die Menschen diese "göttliche kosmische Energie"
"hören", wird auch "Heiliger Geist" genannt.
2.3.4.3. ...die Welt?
Die Aufgabe des mechanistischen Weltbilds der klassischen Physik zugunsten des "ganzheitlichen" der modernen Atom- und Subatomphysik, das auf der Vorstellung beruht, Materie bestehe eher aus Wellen oder Energien denn aus Teilchen, ist vielem New-Age-Denken zentral. Das Universum ist ein Ozean aus Energie, der ein einziges Ganzes oder ein Netzwerk von Beziehungen bildet. Die Energie, die diesen einzigen Organismus belebt, ist
"Geist". Es gibt keinen Unterschied zwischen Gott und der Welt. Die Welt selbst ist göttlich und durchläuft einen Evolutionsprozess, der von der trägen Materie zum "höheren und vollkommenen Bewusstsein" führt. Die Welt ist ungeschaffen, ewig und sich selbst genügend. Die Zukunft der Welt basiert auf einer inneren Dynamik, die notwendigerweise positiv ist und zur wiederversöhnten (göttlichen) Einheit all dessen strebt, was existiert.
Gott und die Welt, Seele und Körper, Verstand und Gefühl, Himmel und Erde sind eine einzige, immense ener-getische Schwingung.
James Lovelock behauptet in seinem Buch über die Gaia-Hypothese, dass "das ganze Spektrum lebender Materie auf Erden, von den Walen bis zu den Viren und von den Eichen bis zu den Algen, als ein einziges lebendes Gebilde betrachtet werden kann, das fähig ist, die Erdatmosphäre zu beeinflussen, um sie ihrem Gesamtbedarf anzupassen, und das mit Fähigkeiten und Kräften ausgestattet ist, welche weit über die seiner einzelnen Teile hinausgehen.".38
Für manche ist die Gaia-Hypothese "eine seltsame Synthese aus Individualismus und Kollektivismus. Es geschieht alles so, als ob New Age, nachdem es die Menschen aus fragmentarischen Zusammenhängen herausgeris-sen hat, nicht warten kann, sie in den großen Kessel des globalen Geistes zu werfen". Das globale Gehirn braucht Institutionen, mit denen es zu regieren vermag, anders gesagt, es braucht eine Weltregierung. "Um mit den heutigen Problemen umzugehen, träumt New Age von einer geistigen Aristokratie im Stil der Republik Platons, die von Geheimgesellschaften geleitet wird..."39 Es mag übertrieben sein, die Sache so zu erklären, aber es gibt viele Beweise dafür, dass gnostisches Elitedenken und globale Herrschaft in vielen Fragen internationaler Politik zusammenfallen.
Alles im Universum ist miteinander verbunden; eigentlich ist jeder Teil in sich ein Bildnis des Ganzen; das Ganze ist in jedem Ding, und jedes Ding ist im Ganzen. In der "großen Kette des Seins" sind alle Wesen eng miteinander verbunden und bilden eine Familie mit verschiedenen Graden der Entwicklung. Jede menschliche Person ist ein Hologramm, ein Abbild des Ganzen der Schöpfung, in der jedes Ding mit seiner eigenen Frequenz schwingt. Jeder Mensch ist eine Nervenzelle im zentralen Nervensystem der Erde, und alle individuellen Wesenheiten stehen mit anderen in einer komplementären Beziehung. Tatsächlich gibt es eine innere Komplementarität oder Androgynie im Gesamt der Schöpfung.40
Eines der wiederkehrenden Themen im Denken und in den Schriften des New Age ist das "Neue Paradigma", das die zeitgenössische Wissenschaft eingeführt hat. "Die Wissenschaft hat uns Einblicke in Ganzheiten und Systeme, in Stress und Transformation eröffnet. Wir lernen, Tendenzen zu deuten, die frühen Zeichen eines anderen, viel versprechenderen Paradigmas zu erkennen. Wir schaffen alternative Szenarien der Zukunft. Wir verständigen uns über die Versäumnisse alter Systeme, drängen auf neue Strukturen zur Problemlösung auf jedem Gebiet".41
Bislang ist der "Paradigmenwechsel" nicht mehr als ein radikaler Perspektivenwechsel. Die Frage ist, ob Gedanke und wirkliche Veränderung einander entsprechen und wie in der äußeren Welt eine innere Veränderung als wirksam bewiesen werden kann. Auch ohne ein negatives Urteil zu fällen, muss man sich fragen, wie wissenschaftlich ein Gedankengang sein kann, der Behauptungen wie diese mit sich bringt: "Krieg ist undenkbar in einer Gesellschaft autonomer Menschen, die entdeckt haben, dass die gesamte Menschheit zusammenhängt, die keine Angst vor fremden Ideen und fremden Kulturen haben, die wissen, dass alle Revolutionen in einem selbst beginnen und dass sie ihr Zeichen von Erleuchtung niemand anderem aufdrücken können".42 Es ist unlogisch, aus der Tatsache, dass etwas undenkbar ist, zu schließen, dass es nicht geschehen kann. Eine solche Argumenta-tion ist wirklich gnostisch, schreibt sie Wissen und Bewusstsein doch zuviel Bedeutung zu. Damit soll die fundamentale und entscheidende Rolle der Bewussteinsentwicklung in der wissenschaftlichen Forschung und in der kreativen Entwicklung nicht geleugnet, sondern einfach davor gewarnt werden, der äußeren Wirklichkeit etwas aufzuerlegen, was bislang nur in der Vorstellung existiert.
2.4. "Eher Bewohner des Mythos als der Geschichte"43? : New Age und Kultur
"Im Grunde hat der Reiz von New Age mit dem von der Kultur geschürten Interesse am eigenen Ich zu tun, an seinen Werten, seinen Fähigkeiten und seinen Problemen. Während die traditionalisierte Religiosität mit ihrer hierarchischen Organisation gut zur Gemeinschaft passt, passt die enttraditionalisierte Spiritualität gut zum Individuum. New Age ist 'vom' Ich, indem es die Verherrlichung dessen, was es heißt, zu sein und zu werden, er-leichtert; und 'für' das Ich, indem es, vom Gros des Mainstream abweichend, dazu befähigt, mit Identitätsprob-lemen umzugehen, die durch konventionelle Lebensweisen verursacht werden."44
Die Ablehnung der Tradition, wie sie uns in patriarchalischen, hierarchischen, sozialen oder kirchlichen Organisation begegnet, impliziert die Suche nach einer alternativen Gesellschaftsform, die klar vom modernen Verständnis des Ich inspiriert ist. In vielen New-Age-Schriften wird die Ansicht vertreten, dass man nichts (Unmit-
telbares) tun kann, um die Welt zu verändern, aber alles, um sich selbst zu ändern; das individuelle Bewusstsein zu verändern wird als (indirekter) Weg zur Veränderung der Welt verstanden. Das wichtigste Werkzeug für eine gesellschaftliche Veränderung ist das persönliche Beispiel. Die weltweite Anerkennung des persönlichen Beispiels wird rasch zur Transformation des kollektiven Geistes führen, und eine solche Transformation wird die Haupterrungenschaft unserer Zeit sein. Das gehört eindeutig zum ganzheitlichen Paradigma und stellt eine Neu-Formulierung der klassischen philosophischen Frage nach dem Einen und dem Vielen dar. Es hängt zudem mit der Jungschen Annahme von der Theorie der Bezüge und seiner Ablehnung der Kausalität zusammen. Die Individuen sind fragmentarische Erscheinungen des planetaren Hologramms; schaut man in sich hinein, erkennt man nicht nur das Universum, sondern verändert es auch. Aber je mehr man hineinschaut, desto kleiner wird die politische Arena. Stimmt dies wirklich überein mit der Rhetorik einer demokratischen Teilnahme an einer neuen Weltordnung, oder handelt es sich dabei um eine unbewusste und subtile Entmachtung des Menschen, die ihn der Manipulation öffnen könnte? Macht die gegenwärtige Sorge angesichts planetarer Probleme (ökologische Themen, Erschöpfung der Ressourcen, Überbevölkerung, die wirtschaftliche Kluft zwischen Nord und Süd, das riesige Atomarsenal und politische Instabilität) fähig oder unfähig zum Engagement in anderen, gleichermaßen wirklichen, politischen und sozialen Fragen? Das alte Sprichwort, dass "Nächstenliebe zu Hause beginnt", kann jemandem, der sich mit diesen Themen beschäftigt, einen gesunden Ausgleich bieten. Einige Beobachter des New Age entdecken hinter der offensichtlichen politischen Gleichgültigkeit einen bedrohlichen Autoritarismus.
David Spangler selbst weist darauf hin, einer der Schatten des New Age sei es, "sich im Warten auf das Kommen des New Age subtil der Macht- und Verantwortungslosigkeit auszuliefern, anstatt die Ganzheitlichkeit in seinem eigenen Leben aktiv selbst zu gestalten".45
Obwohl es kaum richtig wäre, anzunehmen, dass der Quietismus für die Haltung des New Age durchweg charakteristisch ist, lautet einer der Hauptkritikpunkte an der New-Age-Bewegung, dass ihre privatistische Suche nach Selbsterfüllung der Möglichkeit einer gesunden religiösen Kultur entgegenarbeiten könnte. Drei Punkte verdeut-lichen dies:
• Es ist fraglich, ob New Age über die intellektuelle Überzeugungskraft verfügt, ein vollständiges Bild des Kosmos in einer Weltsicht zu bieten, die beansprucht, Natur und spirituelle Realität zu integrieren. Die westliche Welt wird als eine geteilte betrachtet, gegründet auf Monotheismus, Transzendenz, Andersheit und Getrenntsein. Man entdeckt einen fundamentalen Dualismus in Unterscheidungen wie denen zwischen real und ideal, relativ und absolut, begrenzt und unendlich, menschlich und göttlich, heilig und profan, vergangen und gegenwärtig; alles erinnert an Hegels "unglückliches Bewusstsein". Man stellt dies als etwas Tragisches dar. Die Antwort des New Age ist Einheit durch Verschmelzung: Es beansprucht, Seele und Körper, Frau und Mann, Geist und Materie, Menschliches und Göttliches, Erde und Kosmos, Transzendentes und Immanentes, Religion und Wissenschaft, die Unterschiede zwischen Religionen sowie Yin und Yang wieder zu versöhnen. Es gibt folglich keine Andersartigkeit mehr; was vom Menschen her gesehen bleibt, ist Transpersonalität. Die Welt des New Age ist unproblematisch: Es gibt nichts mehr zu erreichen. Aber die metaphysische Frage nach dem Einen und dem Vielen bleibt insofern unbeantwortet und vielleicht sogar ungestellt, als zwar eine ganze Menge Bedauern über die Auswirkungen von Uneinigkeit und Teilung herrscht, die Antwort aber eine Beschreibung dessen ist, wie die Dinge in einer anderen Sichtweise erscheinen würden.
• New Age übernimmt stückweise fernöstliche religiöse Praktiken und interpretiert sie neu, um sie der westlichen Kultur anzupassen; darin enthalten ist die Ablehnung der Begriffe Sünde und Erlösung, die durch die moralisch neutralen Begriffe Abhängigkeit und Befreiung ersetzt werden. Verweise auf außereuropäische Einflüsse sind manchmal bloß eine "Pseudo-Orientalisierung" der westlichen Kultur. Im Übrigen handelt es sich kaum um einen echten Dialog. In einem Kontext, in dem die griechisch-römischen und jüdisch-christlichen Einflüsse verdächtig sind, finden orientalische Einflüsse gerade deshalb Verwendung, weil sie Alternativen zur westlichen Kultur darstellen. Traditionelle Wissenschaft und Medizin werden gegenüber ganzheitlichen Ansätzen als minderwertig betrachtet, ebenso wie die patriarchalischen und besonderen Strukturen in Politik und Religion. All diese gelten als Hindernisse für das Kommen des Wassermannzeitalters. Noch einmal, es ist klar, dass dort, wo Menschen sich für New-Age-Alternativen entscheiden, ein vollständiger Bruch mit der Tradition beabsichtigt ist, die diese geformt hat. Ist das wirklich eine so reife und befreite Haltung, wie man oft glaubt?
• Authentische religiöse Traditionen ermutigen zur Disziplin mit dem Ziel, Weisheit, Ausgeglichenheit und Mitgefühl zu erlangen. New Age spiegelt die tiefe, unauslöschliche Sehnsucht der Gesellschaft nach einer unverkürzten religiösen Kultur und nach etwas wider, was generischer und erhellter ist als das, was die Politiker für gewöhnlich bieten, aber es ist nicht ersichtlich, ob die Errungenschaften einer Sichtweise, die auf der fortwährenden Expansion des Ich basiert, den Einzelnen oder den Gesellschaften nützen. New-Age-Kurse (die als "Erhard-Seminar-Training" [EST] etc. bekannt waren) verbinden gegenkulturelle Werte mit dem zeitgenössischen Wunsch nach Erfolg und innere Zufriedenheit mit äußerem Erfolg. Das "Spirit of Business"-Seminar der Kommunität von Findhorn verwandelt die Erfahrung der Arbeit, während es die Produktivität steigert; manche Anhänger des New Age sind nicht nur damit beschäftigt, authentischer und spontaner zu werden, sondern auch damit, wohlhabender zu werden (durch Magie etc.). "Was die Dinge für unternehmensbewusste Geschäftsleute noch attraktiver macht, ist die Tatsache, dass die New-Age-Kurse auch mit so etwas wie humanistischeren Ideen in der Geschäftswelt im Einklang stehen. Diese Ideen finden
ihren Ausdruck im Arbeitsplatz als einer 'Lernumgebung' und haben zu tun mit Zielen wie 'das Leben zu-rück in die Arbeit bringen', 'die Arbeit humaner gestalten', 'den Manager verwirklichen', 'der Mensch zuerst'
oder 'Potenzial erschließen'. Von New-Age-Trainern vorgetragen, sprechen sie vermutlich diejenigen Geschäftsleute an, die schon eher humanistische Trainings (säkularen Musters) absolviert haben und die Dinge weiter vorantreiben wollen: zu ihrem persönlichen Wachstum, ihrem Wohlbefinden und ihrem Enthusias-mus ebenso wie zur wirtschaftlichen Produktivität".46 So wird deutlich, dass die beteiligten Menschen Weisheit und Ausgeglichenheit zu ihrem eigenen Nutzen suchen, aber wie sehr befähigen diese Aktivitäten sie dazu, für das Gemeinwohl zu arbeiten? Unabhängig von der Frage nach der Motivation müssen all diese Phänomene nach ihren Früchten beurteilt werden, und es ist die Frage zu stellen, ob sie das Ich oder die Solidarität fördern, nicht nur mit Walen, Bäumen oder gleichgesinnten Menschen, sondern mit der gesamten Schöpfung — inklusive der ganzen Menschheit. Die schlimmsten Folgen jeglicher Philosophie des Egoismus, wie sie von Institutionen oder einer großen Zahl von Menschen übernommen wird, identifiziert Kardinal Joseph Ratzinger als eine Reihe von "Strategien, die Anzahl derjenigen zu verringern, die am Tisch der Menschheit essen werden".47 Dies ist ein Schlüsselkriterium, um die Auswirkung einer Philosophie oder Theorie zu beurteilen. Das Christentum sucht immer danach, die menschlichen Bemühungen nach ihrer Offenheit auf den Schöpfer und auf alle anderen Geschöpfe hin zu messen, eine Rücksicht, die entschlossen auf Liebe gründet.
2.5. Warum hat sich New Age so schnell und so effektiv verbreitet?
Welche Fragen und Kritiken es auch immer hervorrufen mag, New Age ist der menschliche Versuch, Wärme in eine als hart und herzlos erfahrene Welt zu bringen. Als eine Reaktion auf die Moderne wirkt es meistens auf der Ebene der Gefühle, der Instinkte und der Emotionen. Die Angst vor einer apokalyptischen Zukunft in wirtschaftlicher Instabilität, politischer Ungewissheit und klimatischen Veränderungen spielt eine große Rolle dabei, Menschen nach einer alternativen, entschieden optimistischen Beziehung zum Kosmos suchen zu lassen. Sie suchen nach Fülle und Glück, oft auf einer ausdrücklich spirituellen Ebene. Es ist jedoch bezeichnend, dass New Age zu enormem Erfolg gelangt ist in einer Epoche, die durch die fast allgegenwärtige Begeisterung für Verschiedenheit charakterisiert werden kann. Die westliche Kultur hat einen Schritt über die Toleranz hinaus getan — indem sie die Eigenheiten einer Person oder einer Minderheit widerwillig akzeptiert oder sich mit ihnen abfindet — mit der Folge einer bewussten Erosion des Respekts für Normalität. Normalität wird als moralisch belasteter Begriff dargestellt, der notwendigerweise mit absoluten Normen verbunden ist. Für immer mehr Menschen zeigen absolut gesetzte Überzeugungen oder Normen nichts anderes als die Unfähigkeit an, die Ansichten und Überzeugungen anderer Leute zu tolerieren. In diesem Klima sind alternative Lebensstile und Theorien regelrecht durchge-startet: Es ist nicht nur akzeptabel, sondern ausdrücklich gut, andersartig zu sein.48
Man muss sich bewusst halten, dass die Menschen auf sehr verschiedene Weise und auf vielen Ebenen mit New Age zu tun haben. In den meisten Fällen ist es im Grunde keine Frage von "Zugehörigkeit" zu einer Gruppe oder Bewegung; auch werden die Prinzipien, auf denen New Age gründet, kaum bewusst wahrgenommen. Es scheint, dass die Menschen zum größeren Teil von bestimmten Therapien oder Praktiken angezogen werden, ohne nach deren Hintergrund zu fragen, und dass andere einfach gelegentliche Konsumenten von Produkten sind, die die Aufschrift "New Age" tragen. Menschen etwa, die Aromatherapie anwenden oder "New-Age"-Musik hören, sind für gewöhnlich an deren Wirkung auf ihre Gesundheit oder ihr Wohlbefinden interessiert; es ist nur eine Minderheit, die tiefer in das Thema eindringt und versucht, seine theoretische (oder "mystische") Bedeutung zu verstehen. Dies passt hervorragend zu den Konsummustern von Gesellschaften, in denen Unterhaltung und Vergnügen eine so wichtige Rolle spielen. Die "Bewegung" hat sich den Gesetzen des Marktes gut angepasst, und zum Teil hat sich New Age gerade deshalb so weit verbreitet, weil es ein so attraktives Gewinn versprechendes Geschäft ist. Zumindest in einigen Kulturen betrachtet man New Age als Etikett für ein Produkt, das durch die Anwendung marktwirtschaftlicher Prinzipien auf ein religiöses Phänomen geschaffen wurde.49 Es gibt immer einen Weg, von den spirituellen Bedürfnissen der Menschen zu profitieren. Wie vieles andere in der zeitgenössischen Volkswirtschaft ist New Age ein globales Phänomen, das durch die Massenmedien zusammengehalten und mit Informationen gefüttert wird. Man kann die Ansicht vertreten, dass diese Weltgemeinschaft mittels der Massenmedien geschaffen wurde, und es ist ganz klar, dass populäre Literatur und Massenkommunikationsmittel dafür sorgen, dass die gemeinsamen Vorstellungen der "Gläubigen" und Sympathisanten sich sehr schnell fast überall-hin verbreiten. Es gibt jedoch keinen Beweis dafür, dass eine solch schnelle Verbreitung von Ideen entweder zufällig oder absichtlich verläuft, da es sich um eine sehr lockere Form von "Gemeinschaft" handelt. Wie bei den vom Internet geschaffenen Cybercommunities haben wir es mit einem Bereich zu tun, in dem die Beziehungen zwischen den Menschen entweder sehr unpersönlich oder auf nur sehr selektive Weise zwischenmenschlich sein können.
New Age wurde ungeheuer populär als ein loser Verbund von Überzeugungen, Therapien und Praktiken, die oft beliebig ausgewählt und miteinander kombiniert werden, ungeachtet der Unvereinbarkeiten und Widersprüchlich-keiten, die das mit sich bringen mag. Dies jedoch wird offensichtlich erwartet in einer Weltsicht, die selbstbe-wusst auf dem intuitiven Denken der rechten Gehirnhälfte basiert. Und genau deshalb ist es wichtig, die grundlegenden Merkmale der Ideen des New Age zu entdecken und zu erkennen. Das Angebotene wird oft einfach als
"spirituell" definiert und weniger als etwas, das zu irgendeiner Religion gehört, aber die Bande zu bestimmten
fernöstlichen Religionen sind sehr viel enger als es viele der "Konsumenten" wahrnehmen. Dies ist offenbar wichtig in "Gebets-"Gruppen, die Menschen sich aussuchen, aber es ist auch eine ernsthafte Frage für das Management einer wachsenden Zahl von Firmen, deren Beschäftigte angehalten werden, zu meditieren und bewusstseinserweiternde Techniken als Teil ihres Arbeitslebens anzuwenden.50
Es lohnt sich, ein paar Worte über die gezielte Förderung des New Age als einer Ideologie zu sagen, auch wenn das eine sehr komplexe Angelegenheit darstellt. Einige Gruppen haben auf New Age mit pauschalen Verschwö-
rungsvorwürfen reagiert, aber die Antwort darauf lautete gewöhnlich, dass wir Zeugen eines spontanen kulturellen Wandels sind, dessen Verlauf großenteils von Einflüssen abhängt, die sich der menschlichen Kontrolle ent-ziehen. Es genügt dennoch, darauf hinzuweisen, dass New Age mit einer Anzahl international einflussreicher Gruppen das Ziel teilt, die einzelnen Religionen abzulösen oder zu übersteigen, um Raum zu schaffen für eine universale Religion, welche die Menschheit einen könnte. Eng damit verwandt ist die sehr konzertierte Bemü-
hung seitens vieler Institutionen, eine globale Ethik zu erfinden, einen ethischen Rahmen, der die globale Natur der gegenwärtigen Kultur, Volkswirtschaft und Politik widerspiegeln würde. Überdies verleiht die Politisierung ökologischer Fragen gewiss der ganzen Frage nach der Gaia-Hypothese oder der Anbetung der Mutter Erde Farbe.
3. New Age und christliche Spiritualität
3.1. New Age als Spiritualität
New Age wird von seinen Verfechtern oft als "neue Spiritualität" definiert. Sie als "neu" zu bezeichnen, erscheint ironisch, wurden so viele ihrer Ideen doch aus antiken Religionen und Kulturen entnommen. Was wirklich neu ist, ist die Tatsache, dass New Age die bewusste Suche nach einer Alternative zur westlichen Kultur und ihren jüdisch-christlichen religiösen Wurzeln ist. "Spiritualität" bezieht sich hier auf die innere Erfahrung von Harmonie und Einheit mit dem Ganzen der Wirklichkeit, welche die Gefühle von Unvollkommenheit und Begrenztheit jeder menschlichen Person heilt. Die Menschen entdecken ihre tiefe Verbindung mit der heiligen universellen Kraft oder Energie, die den Kern allen Lebens bildet. Wenn sie diese Entdeckung gemacht haben, können Männer und Frauen sich auf den Weg zur Vollkommenheit machen, was sie befähigen wird, ihr persönliches Leben und ihre Beziehung zur Welt zu ordnen und ihren Platz im universellen Prozess des Werdens und in der neuen Geburt einer Welt einzunehmen, die sich in fortwährender Entwicklung befindet. Das Resultat ist ein kosmischer Mystizismus 51 , der auf dem Bewusstsein der Menschen basiert, dass das Universum von dynamischen Energien erblüht. Folglich beziehen sich kosmische Energie, Schwingung, Licht, Gott, Liebe — und sogar das höchste Ich — auf ein und dieselbe Realität, die ursprüngliche Quelle, die in jedem Wesen gegenwärtig ist.
Diese Spiritualität besteht aus zwei unterschiedlichen Elementen, einem metaphysischen und einem psychologischen. Die metaphysische Komponente rührt von den esoterischen und theosophischen Wurzeln des New Age her und ist im Grunde eine neue Form der Gnosis. Zugang zum Göttlichen erlangt man durch die Kenntnis verborgener Geheimnisse, in der Suche eines jeden Individuums nach "dem Wirklichen hinter dem nur Scheinbaren, dem Ursprung jenseits der Zeit, dem Transzendenten jenseits des bloß Flüchtigen, der ursprünglichen hinter der bloß kurzlebigen Tradition, dem Anderen hinter dem Ich, der kosmischen Göttlichkeit hinter dem fleischgewor-denen Individuum". Esoterische Spiritualität "ist eine Suche nach dem Sein jenseits der getrennten Wesen, eine Art Heimweh nach der verlorenen Einheit".52
"Hier lässt sich der gnostische Hintergrund esoterischer Spiritualität erkennen. Er wird offensichtlich, wenn die Kinder des Wassermanns nach der transzendenten Einheit der Religionen suchen. Sie neigen dazu, aus den historischen Religionen nur den esoterischen Kern herauszunehmen, dessen Hüter sie zu sein beanspruchen. Sie leugnen irgendwie die Geschichte und wollen nicht akzeptieren, dass Spiritualität in der Zeit oder in irgendeiner Institution verwurzelt sein kann. Jesus von Nazareth ist nicht Gott, sondern eine von vielen historischen Mani-festationen des kosmischen und universellen Christus".53
Die psychologische Komponente dieser Art von Spiritualität entspringt aus der Begegnung von esoterischer Kultur und Psychologie (vgl. 2.3.2). New Age wird so zur Erfahrung von persönlicher psycho-spiritueller Ver-wandlung, die als analog zur religiösen Erfahrung gesehen wird. Für manche Menschen nimmt diese Verwand-lung nach einer persönlichen Krise oder einer langen spirituellen Suche die Form einer tiefen mystischen Erfahrung an. Für andere kommt sie durch die Übung von Meditation, durch eine Art von Therapie oder von para-normalen Erfahrungen, die den Bewusstseinszustand ändern und Einblick in die Einheit der Wirklichkeit bieten.54
3.2. Ein spiritueller Narzissmus?
Verschiedene Autoren betrachten die Spiritualität des New Age als eine Form von spirituellem Narzissmus oder Pseudo-Mystizismus. Es ist bemerkenswert, dass diese Kritik sogar von einem wichtigen Exponenten des New Age, David Spangler vorgetragen wurde, der sich in seinen späteren Werken von den eher esoterischen Aspekten dieser Strömung distanziert hat.
Er schrieb, dass in den populäreren Formen des New Age "Individuen und Gruppen ihre eigenen Phantasien von Abenteuer und Macht ausleben, die für gewöhnlich von okkulter oder millenaristischer Form sind ... Das Haupt-kennzeichen dieser Ebene ist die Hinwendung an eine private Welt der Selbsterfüllung und ein daraus folgender (obwohl nicht immer offensichtlicher) Rückzug aus der Welt. Auf dieser Ebene wurde New Age mit fremden und exotischen Wesen, Meistern, Adepten und Außerirdischen bevölkert; es ist ein Ort psychischer Mächte und okkulter Geheimnisse, ein Ort von Verschwörungen und verborgenen Lehren".55
In einer späteren Arbeit führt David Spangler auf, was er als die negativen Elemente oder "Schatten" des New Age betrachtet: "Entfremdung von der Vergangenheit im Namen der Zukunft; Bindung an das Neue um dessen selbst willen ...; Kritiklosigkeit und Mangel an Unterscheidungskraft im Namen von Ganzheit und Gemeinschaft, daher das Versäumnis, die Rolle von Grenzen zu verstehen oder zu respektieren...; Verwechslung von psychischen Phänomenen mit Weisheit, von Channeling mit Spiritualität und der New-Age-Perspektive mit letztgültiger Wahrheit".56 Am Ende aber ist Spangler überzeugt, dass selbstsüchtiger, irrationaler Narzissmus auf nur ein paar New-Age-Anhänger begrenzt ist. Die positiven Aspekte, die er betont, sind die Funktion des New Age als ein Bildnis des Wandels und als eine Inkarnation des Heiligen, als einer Bewegung, in der die meisten Leute "sehr ernsthafte Sucher nach der Wahrheit" sind, sich mühend im Interesse des Leben und des inneren Wachstums.
Den kommerziellen Aspekt vieler Produkte und Therapien, die das Etikett New Age tragen, stellt David Toolan heraus, ein amerikanischer Jesuit, der mehrere Jahre im New-Age-Milieu verbracht hat. Er beobachtet, dass New-Age-Anhänger das innere Leben entdeckt haben und von der Aussicht fasziniert sind, für die Welt Verantwortung zu tragen, dass sie aber auch leicht von einer Tendenz zum Individualismus überwältigt werden und dazu neigen, alles als Konsumobjekt zu sehen. In dieser Hinsicht ist die New-Age-Spiritualität nicht christlich, sie ist aber auch nicht buddhistisch, insofern sie keine Selbstverleugnung mit sich bringt. Der Traum von mystischer Einheit scheint in der Praxis zu einer bloß virtuellen Einheit zu führen, welche die Menschen am Ende noch einsamer und unzufriedener zurücklässt.
3.3. Der kosmische Christus
In den frühen Tagen des Christentums waren diejenigen, die an Jesus Christus glaubten, gezwungen, sich den gnostischen Religionen zu stellen. Sie ignorierten sie nicht, sondern nahmen die Herausforderung positiv auf und wendeten die für kosmische Gottheiten gebrauchten Begriffe auf Christus selbst an. Das deutlichste Beispiel hierfür findet sich im berühmten Christushymnus im Brief des heiligen Paulus an die Christen in Kolossä: Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene der ganzen Schöpfung. Denn in ihm wurde alles erschaffen im Himmel und auf Erden, das Sichtbare und das Unsichtbare, Throne und Herrschaften, Mächte und Gewalten; alles ist durch ihn und auf ihn hin geschaffen. Er ist vor aller Schöpfung, in ihm hat alles Bestand. Er ist das Haupt des Leibes, der Leib aber ist die Kirche. Er ist der Ursprung, der Erstgeborene der Toten; so hat er in allem den Vorrang. Denn Gott wollte mit seiner ganzen Fülle in ihm wohnen, um durch ihn alles zu versöhnen. Alles im Himmel und auf Erden wollte er zu Christus führen, der Friede gestif-tet hat am Kreuz durch sein Blut (Kol 1,15-20).
Für diese frühen Christen gab es kein kommendes neues kosmisches Zeitalter; was sie mit diesem Hymnus feierten, war die Erfüllung aller Dinge, die in Christus begonnen hatte. "Die Zeit ist tatsächlich erfüllt durch die Tatsache, dass Gott in der Menschwerdung in die menschliche Geschichte hinabstieg. Die Ewigkeit trat in die Zeit ein: Welche 'Erfüllung' könnte größer sein als diese? Welche andere 'Erfüllung' wäre möglich?"57 Der gnostische Glaube an die kosmischen Kräfte und ein eher obskures Schicksal verneint die Möglichkeit einer Beziehung zu einem personalen Gott, der sich in Christus offenbart hat. Für Christen ist der wahre kosmische Christus derjenige, der aktiv gegenwärtig ist in den verschiedenen Gliedern seines Leibes, der die Kirche ist. Sie schauen nicht auf unpersönliche kosmische Kräfte, sondern auf die liebende Fürsorge eines personalen Gottes; für sie muss kosmischer Bio-Zentrismus durch ein Gefüge sozialer Beziehungen (in der Kirche) ersetzt werden; und sie sind nicht Gefangene eines zyklischen Modells kosmischer Ereignisse, sondern konzentrieren sich auf den historischen Jesus und besonders auf seine Kreuzigung und seine Auferstehung. Im Brief an die Kolosser und im Neuen Testament finden wir eine Lehre von Gott, die von derjenigen abweicht, die im Denken des New Age enthalten ist: Die christliche Auffassung von Gott ist die einer Dreieinigkeit von Personen, welche die menschliche Rasse aus dem Wunsch geschaffen hat, die Gemeinschaft des trinitarischen Lebens mit menschlichen Geschöpfen zu teilen. Richtig verstanden bedeutet dies, dass wahre Spiritualität nicht so sehr unsere Suche nach Gott ist, sondern Gottes Suche nach uns.
Eine andere, gänzlich verschiedene Sicht der kosmischen Bedeutung Christi hat sich in New-Age-Kreisen verbreitet. "Der kosmische Christus ist das göttliche Modell, das sich in der Person Jesu Christi vereinigt (aber keineswegs auf diese Person beschränkt ist). Das göttliche Modell der Vereinigung wurde Fleisch und hat unter uns gewohnt (Joh 1,14) ... Der kosmische Christus... führt einen neuen Auszug an aus der Knechtschaft und der pessimistischen Sichtweise des mechanistischen Newtonschen Universums, das so voll ist von Konkurrenz, Gewinnern und Verlierern, Dualismen, Anthropozentrismus und der Langeweile, die aufkommt, wenn unser aufregendes Universum als Maschine dargestellt wird, die des Geheimnisses und der Mystik beraubt ist. Der kosmische Christus ist räumlich und historisch, der menschlichen Geschichte tatsächlich innerlich. Der kosmi-
sche Christus könnte nebenan oder sogar im tiefsten und wahrsten Ich wohnen".58 Obwohl diese Aussage nicht jeden zufrieden stellen dürfte, der sich mit New Age beschäftigt, fängt sie sehr gut den Ton ein und zeigt mit absoluter Klarheit, worin die Unterschiede zwischen diesen beiden Sichtweisen von Christus liegen. Für New Age ist der kosmische Christus ein Modell, das sich in vielen Menschen, Orten und Zeiten wiederholen kann; darin liegt ein gewaltiger Paradigmenwechsel; Christus ist letztlich ein Potenzial in uns.
Dem christlichen Glauben zufolge ist Jesus Christus kein Modell, sondern eine göttliche Person, deren menschlich-göttliche Gestalt das Geheimnis der Liebe des Vaters zu jedem Menschen durch die Geschichte hindurch offenbart (Joh 3,16); er lebt in uns, weil er sein Leben mit uns teilt, aber dies weder auferlegt noch automatisch.
Alle Männer und Frauen sind eingeladen, an seinem Leben teilzuhaben, "in Christus" zu leben.
3.4. Christliche Mystik und die Mystik des New Age
Für Christen ist das spirituelle Leben eine Beziehung zu Gott, die durch seine Gnade immer tiefer wird und dabei auch Licht auf unsere Beziehung zu unseren Mitmenschen und zum Universum wirft. Spiritualität in der Sicht des New Age bedeutet, Bewusstseinszustände zu erleben, die von einem Gefühl der Harmonie und der Vereinigung mit dem Ganzen bestimmt sind. Daher verweist "Mystik" nicht auf eine Begegnung mit dem transzendenten Gott in der Fülle der Liebe, sondern auf eine Erfahrung, die dadurch hervorgerufen wird, dass man sich auf sich selbst zurückwendet, auf das erhebende Gefühl des Eins-Seins mit dem Universum, ein Gefühl des Eintauchens in den großen Ozean des Seins.59
Dieser grundlegende Unterschied wird auf allen Ebenen des Vergleichs zwischen christlicher Mystik und der Mystik des New Age deutlich. Für letztere besteht der Weg zur Reinigung im Bewusstwerden von Unbehagen oder Entfremdung, die durch das Eintauchen ins Ganze überwunden werden sollen. Um verwandelt zu werden, muss man von Techniken Gebrauch machen, die zur Erfahrung der Erleuchtung führen. Dadurch wandelt sich das Bewusstsein einer Person und öffnet ihn oder sie für den Kontakt mit dem Göttlichen, das als das tiefste Wesen der Wirklichkeit begriffen wird.
Die Techniken und Methoden dieses religiösen Systems der Immanenz, das keinen Begriff von Gott als Person kennt, setzen 'von unten her' an. Obwohl sie einen Abstieg in die Tiefen des eigenen Herzens oder der Seele beinhalten, stellen sie ein wesentlich menschliches Unterfangen auf Seiten der Person dar, die aus eigener Kraft zur Göttlichkeit emporsteigen will. Es handelt sich oft um einen "Aufstieg" auf der Ebene des Bewusstseins hin zu dem, was als befreiende Wahrnehmung des "inneren Gottes" verstanden wird. Nicht jeder hat Zugang zu diesen Techniken, deren Wohltaten einer privilegierten spirituellen "Aristokratie" vorbehalten sind.
Das grundlegende Element des christlichen Glaubens jedoch ist der Abstieg Gottes zu seinen Geschöpfen, besonders zu den geringsten, zu denen, die am schwächsten sind und in den Augen der "Welt" als am wenigsten talentiert gelten. Es gibt spirituelle Techniken, die zu lernen nützlich sind, aber Gott kann sie umgehen oder ohne sie wirken. Die christliche "Methode, näher zu Gott zu kommen, beruht nicht auf irgendeiner Technik im strengen Sinn des Wortes. Das würde dem Geist der Kindschaft widersprechen, zu dem das Evangelium aufruft.
Das Herz echter christlicher Mystik ist nicht Technik: Es ist immer ein Geschenk Gottes; und derjenige, der es empfängt, weiß, dass er unwürdig ist".60
Für Christen besteht die Umkehr in der Hinwendung zum Vater, durch den Sohn, in der Unterwerfung unter die Macht des Heiligen Geistes. Je mehr die Menschen in ihrer Beziehung zu Gott voranschreiten — was immer und in jedem Fall ein freies Geschenk ist —, umso mehr empfinden sie die Notwendigkeit, von der Sünde abzukeh-ren, von geistiger Kurzsichtigkeit und Selbstgenügsamkeit, welche einen daran hindern, sich vertrauensvoll Gott zu überlassen und sich dem Nächsten zu öffnen.
Alle Meditationstechniken müssen von Überheblichkeit und Anmaßung gereinigt werden. Christliches Gebet ist keine Übung in Selbstversenkung, Stille und innerem Leerwerden, sondern ein Dialog der Liebe, einer, der "eine Haltung der Umkehr mit sich bringt, eine Hinwendung vom 'Ich' zum 'Du' Gottes".61 Es führt zu einer immer vollständigeren Hingabe an den Willen Gottes, wobei wir zu einer tiefen, echten Solidarität mit unseren Brüdern und Schwestern eingeladen sind.62
3.5. Der "innere Gott" und die "Theosis"
Hierin liegt ein Hauptpunkt des Gegensatzes zwischen New Age und Christentum. So viel Literatur des New Age ist von der Überzeugung durchzogen, dass "da draußen" oder ein in realer Weise vom Rest der Wirklichkeit verschiedenes göttliches Wesen nicht existiert. Seit Jungs Zeiten gibt es eine große Zahl von Menschen, die sich zum Glauben an "den inneren Gott" bekennen. Unser Problem ist aus der Sicht des New Age unsere Unfähigkeit, unsere eigene Göttlichkeit zu erkennen, eine Unfähigkeit, die sich überwinden lässt mit Hilfe eines (geistlichen) Führers und durch die Anwendung einer ganzen Reihe von Techniken, die unser verstecktes (göttliches) Potenzial freisetzen sollen. Die grundlegende Idee ist, dass 'Gott' tief in uns ist. Wir sind Götter, und wir entdecken die unbegrenzte Macht in uns, indem wir die Schichten der Unauthentizität abstreifen.63 Je mehr dieses Potenzial erkannt wird, umso mehr wird es verwirklicht, und in diesem Sinn vertritt New Age seine eigene Vorstellung von der Theosis, von der Vergöttlichung oder, präziser, davon, dass wir unsere eigene Göttlichkeit erkennen und
annehmen. Für manche leben wir in "einem Zeitalter, in dem unser Verständnis von Gott verinnerlicht werden muss: Vom allmächtigen Gott dort draußen zum Gott als dynamischer, schöpferischer Kraft im Herzen eines jeden Wesens: Gott als Geist".64
Im Vorwort des fünften Buches seines Adversus Haereses spricht der Heilige Irenäus von "Jesus Christus, der durch seine transzendente Liebe wurde, was wir sind, um uns zu dem zu machen, was er selbst ist". Hier ereignet sich Theosis, das christliche Verständnis von Vergöttlichung, nicht allein durch unser eigenes Bemühen, sondern mit Hilfe der Gnade Gottes, die in uns und durch uns wirkt. Sie schließt notwendigerweise ein anfängliches Bewusstsein unserer Unvollkommenheit und sogar Sündhaftigkeit ein, in keiner Weise aber eine Übersteigerung des Ich. Ferner entfaltet sie sich als eine Einführung in das Leben der Dreieinigkeit, ein vollkommener Fall von Unterscheidung im Herzen der Einheit; mehr Synergie denn Verschmelzung. All das ist Frucht einer persönlichen Begegnung, das Angebot einer neuen Art von Leben. Leben in Christus ist nicht etwas so Persönliches und Privates, dass es dem Bereich des Bewusstseins vorbehalten wäre. Auch ist es nicht bloß eine neue Bewusstseinsebene. Es bedeutet, in unserer Seele und in unserem Körper verwandelt zu werden durch die Teilnahme am sakramentalen Leben der Kirche.
4. New Age und christlicher Glaube im Kontrast
Es ist schwierig, die einzelnen Elemente der New-Age-Religiosität, so unschuldig sie auch erscheinen mögen, von dem Gerüst zu trennen, das die ganze Gedankenwelt der New-Age-Bewegung durchdringt. Die gnostische Natur dieser Bewegung verlangt von uns, sie in ihrer Gesamtheit zu beurteilen. Vom Standpunkt des christlichen Glaubens her ist es nicht möglich, einige Elemente der New-Age-Religiosität als für Christen akzeptabel zu isolieren und gleichzeitig andere abzulehnen. Da die New-Age-Bewegung der Kommunikation mit der Natur und dem Wissen um ein universelles Gutes große Bedeutung beimisst und dabei die offenbarten Inhalte des christlichen Glaubens leugnet, kann sie nicht als positiv oder harmlos angesehen werden. In einer von religiösem Relativismus geprägten kulturellen Umwelt ist es notwendig, vor dem Versuch zu warnen, die Religiosität des New Age auf eine Stufe mit dem christlichen Glauben zu stellen, indem man den Unterschied zwischen Glauben und Anschauung relativ erscheinen lässt und dadurch unter den Unvorsichtigen noch größere Verwirrung stiftet. In dieser Hinsicht ist es hilfreich, sich der Ermahnung des Heiligen Paulus zu erinnern: "... damit du bestimmten Leuten verbietest, falsche Lehren zu verbreiten und sich mit Fabeleien und endlosen Geschlechterreihen ab-zugeben, die nur Streitfragen mit sich bringen, statt dem Heilsplan Gottes zu dienen, der sich im Glauben verwirklicht" (1 Tim 1,3-4). Einige Praktiken sind, um sie besser verkaufen zu können, aus einer schlichten Marke-tingstrategie heraus fälschlicherweise mit New Age betitelt, haben aber nicht wirklich mit dessen Weltanschauung zu tun. Dies trägt nur noch mehr zur Verwirrung bei. Es ist also notwendig, diejenigen Elemente genau zu identifizieren, die zur New-Age-Bewegung gehören und von denen, die an Christus und seine Kirche glauben, nicht akzeptiert werden können.
Die folgenden Fragen können das einfachste Mittel sein, um einige zentrale Elemente des Denkens und der Praxis des New Age aus christlicher Sicht zu bewerten. "New Age" bezieht sich auf Vorstellungen, die über Gott, das menschliche Wesen und die Welt in Umlauf sind, auf Menschen, mit denen Christen sich über religiöse Themen unterhalten können, auf das Werbematerial für Meditationsgruppen, Therapien und Ähnliches, auf explizite Behauptungen über die Religion usw. Einige dieser Fragen würden, wenn sie auf Menschen und Ideen Anwendung finden, die sich nicht eindeutig dem New Age zuordnen lassen, unbenannte oder unbewusste Verbindungen mit der gesamten Atmosphäre des New Age ans Licht bringen.
• Ist Gott ein Wesen, mit dem wir in Beziehung treten, eine Sache, die wir gebrauchen oder eine Kraft, die wir uns zunutze machen?
Das New-Age-Konzept von Gott ist ziemlich diffus, während das christliche Konzept sehr klar ist. Der Gott des New Age ist eine unpersönliche Energie, eine bestimmte Erweiterung oder Komponente des Kosmos; Gott ist in diesem Sinn die Lebenskraft oder die Seele der Welt. Die Gottheit lässt sich in jedem Wesen finden, in einer Stufung "vom kleinsten Kristall der Mineralienwelt bis hinauf zum galaktischen Gott selbst (und über ihn hinaus), von dem wir überhaupt nichts sagen können. Dieser ist kein Mann, sondern ein großes Bewusstsein".65 In einigen "klassischen" Schriften des New Age wird deutlich, dass die Menschen von sich selbst wie von Göttern denken sollen: Bei einigen Leuten ist dies weiter ausgeprägt als bei anderen. Gott ist nicht länger über der Welt zu suchen, sondern tief in mir selbst.66 Und auch da, wo
"Gott" etwas außerhalb meiner selbst ist, ist es dazu da, manipuliert werden.
Das ist sehr verschieden vom christlichen Verständnis Gottes als dem Schöpfer des Himmels und der Er-de und der Quelle allen persönlichen Lebens. Gott ist in sich selbst personal, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist, der das Universum geschaffen hat, um die Gemeinschaft seines Lebens mit geschaffenen Personen zu teilen. "Gott, 'der in unzugänglichem Licht wohnt', will den Menschen, die er in Freiheit erschaffen hat, sein eigenes göttliches Leben mitteilen, um sie in seinem einzigen Sohn als Söhne anzunehmen. Indem Gott sich offenbart, will er die Menschen befähigen, ihm zu antworten, ihn zu erkennen und ihn weit mehr zu lieben, als sie von sich aus imstande wären".67 Gott wird nicht mit dem Lebensprinzip gleichgesetzt, das als "Geist" oder "Ur-Energie" des Kosmos verstanden wird, sondern mit jener Liebe,
die absolut verschieden von der Welt und doch auf schöpferische Weise in allem gegenwärtig ist und die Menschen zum Heil führt.
• Gibt es nur einen Jesus Christus oder gibt es Tausende?
Jesus Christus wird in der New-Age-Literatur oft als einer unter vielen weisen Männern, Eingeweihten oder Avataren dargestellt, während er in der christlichen Tradition der Sohn Gottes ist. Hier sind einige der Punkte, die den Ansätzen des New Age gemeinsam sind:
• Der personale und individuelle historische Jesus ist zu unterscheiden vom ewigen, unpersönlichen und universellen Christus;
• Jesus wird nicht für den einzigen Christus gehalten;
• der Tod Jesu am Kreuz wird entweder geleugnet oder uminterpretiert, um die Idee auszuschließen, dass er als Christus hätte leiden können;
• außerbiblische Texte (wie die neo-gnostischen Evangelien) werden als authentische Quellen für das Wissen um Aspekte des Lebens Jesu betrachtet, die im Kanon der Heiligen Schrift nicht zu finden sind.
Andere Offenbarungen über Jesus, durch Wesenheiten, Geistführer und aufgestiegene Meister oder sogar durch die Akasha-Chronik sind grundlegend für die Christologie des New Age;
• eine Art esoterischer Exegese wird auf biblische Texte angewandt, um das Christentum von der forma-len Religion zu reinigen, welche den Zugang zu seinem esoterischen Wesen behindert.68
In der christlichen Tradition ist Jesus Christus der Jesus von Nazareth, von dem die Evangelien sprechen, der Sohn Marias und der einzige Sohn Gottes, wahrer Mensch und wahrer Gott, die volle Offenbarung göttlicher Wahrheit, der einzige Retter der Welt: "Er wurde für uns gekreuzigt unter Pontius Pilatus, hat gelitten und ist begraben worden, ist am dritten Tage auferstanden nach der Schrift und aufgefahren in den Himmel. Er sitzt zur Rechten des Vaters".69
• Der Mensch: Gibt es ein universelles Wesen oder gibt es viele Individuen?
"Das Ziel der New-Age-Techniken ist es, mystische Zustände nach Belieben wie in einem Labor zu repro-duzieren. Rebirthing, Biofeedback, sensorische Isolation, holotropes Atmen, Hypnose, Mantras, Fasten, Schlafentzug und Transzendentale Meditation sind Versuche, diese Zustände zu kontrollieren und sie dauerhaft zu erleben".70 All diese Praktiken schaffen ein Klima psychischer Schwäche (und Verwundbarkeit).
Wenn es Ziel der Übung ist, uns selbst neu zu erfinden, stellt sich die Frage, wer "ich" bin. Der "innere Gott" und ganzheitliche Einheit mit dem gesamten Kosmos unterstreichen diese Frage. Für New Age (besonders für die Transpersonale Psychologie) sind isolierte individuelle Persönlichkeiten pathologisch. Aber
"die wirkliche Gefahr ist das ganzheitliche Paradigma. New Age ist ein Denken auf der Basis totalitärer Einheit und deswegen ist es eine Gefahr...".71 Etwas vorsichtiger formuliert: "Wir sind authentisch, wenn wir für uns selbst Verantwortung übernehmen, wenn unsere Vorlieben und Reaktionen spontan aus unseren tiefsten Bedürfnissen entspringen, wenn unser Verhalten und der Ausdruck unserer Gefühle die Ganzheit unserer Person widerspiegeln".72 Die Human-Potential-Bewegung ist das deutlichste Beispiel für die Überzeugung, dass die Menschen göttlich sind oder einen göttlichen Funken in sich tragen.
Der christliche Zugang erwächst aus den Lehren der Schrift über die menschliche Natur; Männer und Frauen werden als Abbild Gottes geschaffen (Gen 1,27), und Gott schenkt ihnen große Aufmerksamkeit, sehr zur Überraschung und Erleichterung des Psalmisten (vgl. Ps 8). Die menschliche Person ist ein Geheimnis, das nur in Jesus Christus vollständig offenbart wurde (vgl. GS 22), und sie erhält ihr wirkliches Menschsein in ihrer Beziehung zu Christus, durch das Geschenk des Geistes.73 Dies ist weit entfernt von der Karikatur des Anthropozentrismus, die dem Christentum zugeschrieben und von vielen Autoren und Praktizierenden des New Age zurückgewiesen wird.
• Retten wir uns selbst oder ist das Heil ein freies Geschenk Gottes?
Die Frage besteht darin, zu entdecken, wodurch oder durch wen wir glauben gerettet zu werden. Retten wir uns selbst durch unser eigenes Handeln, wie es in den Erklärungen des New Age oft der Fall ist, oder sind wir durch die Liebe Gottes gerettet? Schlüsselwörter sind Selbsterfüllung, Selbstverwirklichung und Selbsterlösung. New Age ist in seinem Verständnis von der menschlichen Natur im Grunde pelagianisch.74
Für Christen hängt das Heil ab von der Teilhabe an Leiden, Tod und Auferstehung Christi und von einer direkten persönlichen Beziehung zu Gott, mehr als von irgendeiner Technik. Die Situation des Menschen, die geprägt ist von der Ursünde und der persönlichen Sünde, kann nur durch das Handeln Gottes wieder ins Lot gebracht werden: Sünde ist ein Vergehen gegen Gott, und nur Gott kann uns mit sich selbst versöhnen. Im göttlichen Heilsplan sind die Menschen durch Jesus Christus gerettet, der als Gott und Mensch der eine Mittler des Heils ist. Im Christentum ist das Heil keine Ich-Erfahrung, keine meditative und intuitive Hinwendung zu sich selbst, sondern vielmehr die Vergebung der Sünde, die Befreiung von den tiefen Zwiespältigkeiten in uns und die innere Ruhe durch das Geschenk der Gemeinschaft mit einem liebenden Gott. Der Weg zum Heil verläuft nicht einfach über einen selbstgewirkten Bewusstseinswandel, sondern über die Befreiung von der Sünde und ihren Folgen, die uns dann zum Kampf gegen die Sünde in
uns und in der Gesellschaft um uns führt. Sie bewegt uns notwendigerweise zu einer liebenden Solidarität mit unserem Nächsten in Not.
• Erfinden wir die Wahrheit oder empfangen wir sie?
Die Wahrheit des New Age handelt von guten Schwingungen, kosmischen Entsprechungen, Harmonie und Ekstase, im allgemeinen also von angenehmen Erfahrungen. Es geht darum, seine eigene Wahrheit zu finden in Übereinstimmung mit dem Wohlfühl-Faktor. Die Meinungen über die Religion und die Fragen der Ethik hängen offensichtlich mit den eigenen Gefühlen und Erfahrungen zusammen.
Jesus Christus wird in der christlichen Lehre als "der Weg, die Wahrheit und das Leben" (Joh 14,6) dargestellt. Seine Anhänger sind aufgerufen, ihr ganzes Leben ihm und seinen Werten zu öffnen, anders gesagt: einer Reihe objektiver Bedingungen, die Teil einer objektiven Realität sind, welche letztlich allen erkennbar ist.
• Gebet und Meditation: Sprechen wir mit uns selbst oder mit Gott?
Die Tendenz, Psychologie und Spiritualität zu verwechseln, macht es schwer, nicht darauf zu bestehen, dass viele der derzeit angewandten Meditationstechniken kein Gebet sind. Sie sind oft eine gute Vorberei-tung auf das Gebet, aber nicht mehr, selbst wenn sie zu einem angenehmeren Gemütszustand oder zu körperlicher Behaglichkeit führen. Die damit verbundenen Erfahrungen sind wahrhaftig intensiv, aber auf dieser Ebene zu bleiben, bedeutet alleine zu bleiben, noch nicht in der Gegenwart des Anderen. Stille zu erfahren kann uns eher mit Leere erfüllen als die schweigende Betrachtung des Geliebten. Es stimmt, dass die Techniken des Hinabsteigens in die eigene Seele letzten Endes ein Anruf an unsere eigene Fähigkeit sind, das Göttliche zu erreichen oder sogar göttlich zu werden: Vergessen sie Gottes Suche nach dem menschlichen Herz, sind sie noch kein christliches Gebet. Auch wenn sie als eine Verbindung mit der universellen Energie gesehen wird, zeigt "solch eine leichte 'Beziehung' zu Gott, in der die Aufgabe Gottes nur in der Erfüllung unserer Bedürfnisse gesehen wird, die Selbstsüchtigkeit im Kern dieses New Age".75
New-Age-Praktiken sind eigentlich kein Gebet, insofern sie im Allgemeinen eine Frage der Selbstbeobachtung oder des Verschmelzens mit kosmischer Energie sind, ganz im Gegensatz zur doppelten Orientierung des christlichen Gebets, das Selbstbeobachtung einschließt, aber wesentlich auch eine Begegnung mit Gott ist. Weit davon entfernt, ein bloß menschliches Bemühen zu sein, ist christliche Mystik wesentlich ein Dialog, der "eine Haltung der Bekehrung voraussetzt, eine Hinwendung vom 'Ich' zum 'Du' Gottes". 76 "Der Christ, selbst wenn er allein ist und für sich betet, ist sich bewusst, dass er immer um der Kirche willen betet, in der Einheit mit Christus, im Heiligen Geist und zusammen mit allen Heiligen".77
• Sind wir versucht, die Sünde zu leugnen, oder akzeptieren wir, dass es so etwas gibt?
New Age hat keinen wirklichen Begriff von Sünde, sondern eher den einer unvollkommenen Erkenntnis; was wir brauchen, ist Erleuchtung, die durch bestimmte psycho-physische Techniken erreicht werden kann.
Teilnehmern an New-Age-Aktivitäten sagt man nicht, woran sie glauben, was sie tun oder nicht tun sollen, sondern: "Es gibt tausend Möglichkeiten, die innere Wirklichkeit zu erforschen. Geht, wohin euch euer Verstand und eure Intuition führen. Vertraut auf euch selbst".78 Autorität hat sich von einem theistischen Ort in das Ich hinein verschoben. Das schlimmste Problem für New Age ist nicht persönliches Versagen oder Sünde, sondern die Entfremdung vom ganzen Kosmos. Das Heilmittel besteht darin, sich immer weiter ins Ganze des Seins zu versenken. In manchen Veröffentlichungen und Praktiken des New Age wird klar, dass ein Leben nicht genug ist, und deshalb muss es Reinkarnationen geben, um es den Menschen zu er-möglichen, ihr volles Potenzial zu verwirklichen.
In christlicher Perspektive gilt: "Was die Sünde, im besonderen die Erbsünde, ist, sieht man nur im Licht der göttlichen Offenbarung. Diese schenkt uns eine Erkenntnis Gottes, ohne die man die Sünde nicht klar wahrnehmen kann und ohne die man versucht ist, Sünde lediglich als eine Wachstumsstörung, eine psychische Schwäche, einen Fehler oder als die notwendige Folge einer unrichtigen Gesellschaftsstruktur zu erklären. Nur in Kenntnis dessen, wozu Gott den Menschen bestimmt hat, erfasst man, dass die Sünde ein Missbrauch der Freiheit ist, die Gott seinen vernunftbegabten Geschöpfen gibt, damit sie ihn und einander lieben können."79 "Die Sünde ist ein Verstoß gegen die Vernunft, die Wahrheit und das rechte Gewissen; sie ist eine Verfehlung gegen die wahre Liebe zu Gott und zum Nächsten aufgrund einer abartigen Anhänglichkeit an gewisse Güter. Sie verletzt die Natur des Menschen und die menschliche Solidarität..."80 "Die Sünde ist ein Beleidigung Gottes ... Die Sünde lehnt sich gegen die Liebe Gottes zu uns auf und wendet unsere Herzen von ihm ab ... Die Sünde ist somit 'die bis zur Verachtung Gottes gesteigerte Selbstliebe'."81
• Werden wir ermutigt, Leiden und Tod zu verwerfen oder anzunehmen?
Manche Autoren des New Age betrachten das Leiden als selbst auferlegt, als schlechtes Karma oder zumindest als das Versagen, die eigenen Fähigkeiten zu nutzen. Andere konzentrieren sich auf Methoden, die Erfolg und Reichtum versprechen (z.B. Deepak Chopra, José Silva u.a.) Im New Age wird die Reinkarnation oft als ein notwendiges Element für geistiges Wachstum gesehen, als eine Stufe in der fortschreitenden spi-
rituellen Entwicklung, die begonnen hat, noch bevor wir geboren waren, und bis nach unserem Tod andau-ert. In unserem jetzigen Leben ruft die Erfahrung des Todes anderer Menschen eine gesunde Krise hervor.
Sowohl kosmische Einheit als auch Reinkarnation sind unvereinbar mit dem christlichen Glauben, dass eine menschliche Person ein konkretes Wesen ist, das ein einziges Leben lebt, für das er oder sie voll verantwortlich ist: Dieses Verständnis von Person bringt sowohl Verantwortung als auch Freiheit ins Spiel.
Die Christen wissen, dass "im Kreuz Christi nicht nur die Erlösung durch das Leiden vollendet wurde, sondern dass auch das menschliche Leiden selbst erlöst wurde. Christus hat — ohne selbst schuldig gewesen zu sein — 'das gesamte Übel der Sünde' auf sich genommen. Die Erfahrung dieses Übels bestimmte das unvergleichliche Ausmaß des Leidens Christi, das der Preis der Erlösung wurde... Der Erlöser litt anstelle des Menschen und für den Menschen. Jeder Mensch hat seinen eigenen Anteil an der Erlösung und jeder ist zugleich gerufen, an dem Leiden teil zu haben, durch das die Erlösung vollbracht wurde. Er ist gerufen, jenes Leiden zu teilen, durch das aller Menschen Leiden erlöst wurden. Indem er die Erlösung durch Leiden gewirkt hat, hat Christus auch das Leiden der Menschen zur Höhe der Erlösung erhoben.
Folglich kann jeder Mensch in seinem Leiden auch zum Teilhaber am erlösenden Leiden Christi werden".82
• Entzieht man sich sozialem Engagement oder erstrebt man es?
Vieles in New Age ist schamlose Selbst-Beförderung, einige der führenden Vertreter der Bewegung halten es jedoch für unfair, die ganze Bewegung nach einer Minderheit selbstsüchtiger, irrationaler und narzissti-scher Leute zu beurteilen oder sich von einigen ihrer eher bizarren Praktiken blenden zu lassen, welche den Blick auf New Age als eine echte geistliche Suche und Spiritualität versperren.83 Die Verschmelzung von Individuen mit dem kosmischen Ich, die Relativierung oder Aufhebung jeden Unterschieds und Gegensatzes in einer kosmischen Harmonie ist für das Christentum nicht akzeptabel.
Wo es wahre Liebe gibt, bedarf es eines unterschiedenen Gegenübers (als Person). Der wahre Christ sucht nach der Einheit in der Fähigkeit und Freiheit des Anderen, "ja" oder "nein" zum Geschenk der Liebe zu sagen. Vereinigung wird im Christentum als Communio, Einheit als Gemeinschaft gesehen.
• Liegt unsere Zukunft in den Sternen oder tragen wir dazu bei, sie zu schaffen?
Das anbrechende Neue Zeitalter ( New Age) wird von vollkommenen, androgynen Wesen bevölkert sein, welche die kosmischen Gesetze der Natur ganz und gar beherrschen. In diesem Szenario muss das Christentum ausgemerzt werden, um einer globalen Religion und einer neuen Weltordnung Platz zu machen.
Christen befinden sich in einem ständigen Zustand der Wachsamkeit, bereit für die letzten Tage, wenn Christus wiederkommen wird; ihr Neues Zeitalter begann vor 2000 Jahren mit Christus, der kein anderer ist als "Jesus von Nazareth; er ist das Wort Gottes, das Mensch geworden ist zum Heil für alle". Sein Heiliger Geist ist gegenwärtig und wirkt in den Herzen der Menschen, in "Gesellschaft und Geschichte, Menschen, Kulturen und Religionen". Ja, "der Geist des Vaters, den der Sohn überreichlich schenkt, belebt alles".84 Wir leben in der Endzeit.
Einerseits ist klar, dass viele New-Age-Praktiken denen, die sie anwenden, keine Lehrfragen aufzuwerfen scheinen, aber es ist gleichzeitig unbestreitbar, dass diese Praktiken selbst, wenn auch nur indirekt, eine Mentalität vermitteln, die das Denken beeinflussen kann und eine ganz besondere Sicht der Realität hervorruft. Gewiss, New Age schafft seine eigene Atmosphäre, und es kann schwierig sein, zwischen harmlosen Dingen und solchen, die wirklich hinterfragt werden müssen, zu unterscheiden. Gut aber ist es, sich bewusst zu sein, dass die in New-Age-Kreisen verbreitete Lehre von Christus von den theosophischen Lehren Helena Blavatskys, von Rudolf Steiners Anthroposophie und Alice Baileys "Arkanschule" beeinflusst ist. Ihre Nachfolger verbreiten heute nicht nur deren Ideen, sondern arbeiten auch mit Anhängern des New Age daran, ein völlig neues Verständnis der Wirklichkeit zu entwickeln, eine Doktrin, die einigen Beobachtern als "Wahrheit des New Age" bekannt ist.85
5. Jesus Christus bietet uns das Wasser des Lebens an
Das einzige Fundament der Kirche ist Jesus Christus, ihr Herr. Er findet sich im Kern jeder christlichen Tat und jeder christlichen Botschaft. Deshalb wendet sich die Kirche unablässig ihrem Herrn zu. Die Evangelien erzählen von vielen Begegnungen mit Jesus, von den Hirten in Bethlehem bis zu den zwei Dieben, die mit ihm gekreuzigt wurden, von den weisen Ältesten, die ihm im Tempel zuhörten, bis zu den Jüngern, die betrübt nach Em-maus gingen. Doch eine Episode, die in aller Deutlichkeit davon spricht, was er uns anbietet, ist die Geschichte seiner Begegnung mit der samaritanischen Frau am Jakobsbrunnen im vierten Kapitel des Johannesevangeliums; sie wurde sogar beschrieben als "ein Paradigma unseres Einsatzes für die Wahrheit".86 Die Erfahrung, den Fremden zu treffen, der uns das Wasser des Lebens anbietet, ist ein Schlüssel zu dem Weg, wie Christen sich im Dialog mit jedem engagieren können und sollten, der Jesus nicht kennt.
Eines der reizvollen Elemente des Berichts, den uns Johannes von dieser Begegnung gibt, ist, dass die Frau eine Weile brauchte, um überhaupt nur eine Ahnung davon zu bekommen, was Jesus mit dem Wasser 'des Lebens'
oder dem 'lebendigen' Wasser meint (Vers 11). Dennoch ist sie fasziniert — nicht nur von dem Fremden an sich,
sondern auch von seiner Botschaft — und dies lässt sie aufhorchen. Nach ihrem anfänglichen Schock darüber, was Jesus von ihr wusste ("Du hast richtig gesagt: Ich habe keinen Mann. Denn fünf Männer hast du gehabt, und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann. Damit hast du die Wahrheit gesagt", Verse 17-18), war sie ganz offen für sein Wort: "Herr, ich sehe, dass du ein Prophet bist" (Vers 19). Der Dialog über die Anbetung Gottes beginnt: "Ihr betet an, was ihr nicht kennt, wir beten an, was wir kennen; denn das Heil kommt von den Juden"
(Vers 22). Jesus berührte ihr Herz und bereitete sie so darauf vor, zuzuhören, was er über sich selbst als den Messias zu sagen hatte: "Ich bin es, ich, der mit dir spricht" (Vers 26), machte sie bereit, ihr Herz für die wahre Anbetung im Geist und in der Selbstoffenbarung Jesu als des Gesalbten Gottes zu öffnen.
Die Frau ließ ihren Wasserkrug stehen, eilte in den Ort und sagte den Leuten alles über den Mann (vgl. Vers 28).
Die außergewöhnliche Wirkung der Begegnung mit dem Fremden auf die Frau machte sie so neugierig, dass auch sie zu ihm hinausgingen (vgl. Vers 30). Bald nahmen sie die Wahrheit seiner Identität an: "Nicht mehr aufgrund deiner Aussage glauben wir, sondern weil wir ihn selbst gehört haben und nun wissen: Er ist wirklich der Retter der Welt" (Vers 42). Während sie zunächst von Jesus hören, lernen sie ihn dann persönlich kennen, um schließlich die universale Bedeutung seiner Identität zu verstehen. Das alles geschieht, weil ihr Geist, ihre Herzen und mehr beteiligt sind.
Die Tatsache, dass sich die Geschichte an einem Brunnen abspielt, ist bedeutsam. Jesus bietet der Frau eine
"sprudelnde Quelle..., deren Wasser ewiges Leben schenkt" (Vers 14) an. Die liebenswürdige Art, mit der Jesus die Frau behandelt, ist ein Modell pastoraler Wirksamkeit, will man anderen helfen, in dem herausfordernden Prozess der Selbsterkenntnis wahrhaftig zu sein, ohne zu leiden ("Er hat mir alles gesagt, was ich getan habe", Vers 39). Diese Vorgehensweise könnte reiche Ernte bringen bei denen, die vom Wasser-Träger (Wassermann) angezogen wurden, aber noch immer aufrichtig nach der Wahrheit suchen. Man sollte sie einladen, Jesus zuzuhö-
ren, der uns nicht einfach etwas anbietet, das heute unseren Durst löscht, sondern die verborgenen geistlichen Tiefen des "lebendigen Wassers". Es ist wichtig, die Ernsthaftigkeit der Leute anzuerkennen, die nach der Wahrheit suchen; es handelt sich nicht um Täuschung oder Selbstbetrug. Wichtig ist es überdies, geduldig zu sein, wie jeder gute Lehrmeister weiß. Eine von der Wahrheit angerührte Person wird plötzlich mit Energie erfüllt von einem völlig neuen Gefühl der Befreiung, besonders der Befreiung von den Fehlern und Ängsten der Vergangenheit, und "wer nach Selbsterkenntnis sucht, wie die Frau am Brunnen, wird andere mit einem Wunsch berühren, dass die Wahrheit auch sie frei machen kann".87
Die Einladung, Jesus Christus, dem Spender lebendigen Wassers, zu begegnen, wird mehr Gewicht haben, wenn sie von jemandem kommt, der offenkundig tief berührt wurde von seiner Begegnung mit Jesus, denn sie kommt nicht von jemandem, der einfach nur von ihm gehört hat, sondern von jemandem, der sicher sein kann, dass dieser wirklich der Retter der Welt ist (vgl. Vers 42). Es geht dann nur noch darum, die Menschen auf ihre eigene Weise, in ihrem eigenen Tempo reagieren und Gott den Rest machen zu lassen.
6. Wichtige Hinweise
6.1. Begleitung und eine solide Ausbildung sind notwendig
Christus oder der Wassermann? New Age hat fast immer mit "Alternativen" zu tun, entweder mit einer alternativen Sicht der Wirklichkeit oder mit einem alternativen Weg, seine momentane Situation zu verbessern (Magie).88 Alternativen bieten den Menschen nicht zwei Möglichkeiten, sondern nur die Möglichkeit, eine Sache der anderen vorzuziehen: Im Blick auf die Religion bietet New Age eine Alternative zum jüdisch-christlichen Erbe.
Man sagt, das Wassermannzeitalter werde das überwiegend christliche Fischezeitalter ersetzen. Die Denker des New Age sind sich dessen sehr bewusst; einige von ihnen sind überzeugt, dass der kommende Wechsel unaus-weichlich ist, während sich andere aktiv engagieren, ihn herbeizuführen. Menschen, die sich fragen, ob es möglich ist, sowohl an Christus als auch an den Wassermann zu glauben, müssen wissen, dass sie hier vor einer Entweder-oder-Situation stehen. "Kein Sklave kann zwei Herren dienen; er wird entweder den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird zu dem einen halten und den anderen verachten" (Lk 16,13). Christen brauchen nur an den Unterschied zwischen den Weisen aus dem Morgenland und König Herodes zu denken, um die gewal-tigen Auswirkungen der Entscheidung für oder gegen Christus zu erkennen. Man darf nie vergessen, dass viele der Bewegungen, die New Age gespeist haben, offen antichristlich sind. Ihre Haltung zum Christentum ist nicht neutral, sondern neutralisierend: Ungeachtet dessen, was häufig über die Offenheit gegenüber allen religiösen Standpunkten gesagt wird, betrachtet man das traditionelle Christentum nicht aufrichtig als eine annehmbare Alternative. Im Gegenteil, hin und wieder stellt man sehr deutlich heraus, dass "es keinen tolerierbaren Platz für wahres Christentum gibt", und gebraucht sogar Argumente, die antichristliches Verhalten rechtfertigen sollen.89
Diese Opposition war anfangs auf die begrenzten Kreise derjenigen beschränkt, die über eine oberflächliche Bindung an New Age hinausgingen, hat neuerdings aber begonnen, alle Ebenen der "alternativen" Kultur zu durch-dringen, welche vor allem auf die hochentwickelten westlichen Gesellschaften einen außerordentlich starken Reiz ausübt.
Verschmelzung oder Verwirrung? Die Traditionen des New Age verschleiern bewusst und vorsätzlich tatsächliche Unterschiede: zwischen Schöpfer und Schöpfung, zwischen Menschheit und Natur, zwischen Religion und Psychologie, zwischen subjektiver und objektiver Realität. Die idealistische Absicht soll stets den Skandal der
Trennung überwinden, doch in der Theorie des New Age geht es um die systematische Verschmelzung (Fusion) von Elementen, welche die westliche Kultur im Allgemeinen eindeutig unterschieden hat. Wäre es vielleicht richtig, dies als "Verwirrung" ( Kon fusion) zu bezeichnen? Es ist kein Spiel mit Worten, wenn man behauptet, dass New Age von der Verwirrung profitiert. Die christliche Tradition hat stets die Rolle der Vernunft in der Rechtfertigung des Glaubens und im Verstehen Gottes, der Welt und der menschlichen Person geschätzt.90 New Age hat die Stimmung vieler eingefangen, kalte, berechnende und unmenschliche Vernunft zu verwerfen. Obwohl es sich um eine positive Einsicht handelt, die Notwendigkeit eines Gleichgewichts zwischen all unseren Fähigkeiten zu betonen, ist es damit nicht gerechtfertigt, eine Fähigkeit beiseite zu schieben, die für volles menschliches Leben wesentlich ist. Die Vernunft verfügt über den Vorteil der Universalität: Sie ist jedem frei verfügbar, ganz anders als der geheimnisvolle und faszinierende Charakter esoterischer, gnostischer oder "mystischer" Religion. Alles, was die begriffliche Verwirrung oder die Geheimhaltung fördert, muss sehr sorgfältig geprüft werden. Es verbirgt die Natur der Wirklichkeit mehr als es sie enthüllt und entspricht dem postmodernen Vertrauensverlust in die absoluten Gewissheiten früherer Zeiten, der oft zu einer Flucht in die Irrationalität führt.
Die Herausforderung besteht darin, aufzuzeigen, wie ein gesundes Zusammenwirken von Glaube und Vernunft das menschliche Leben verbessert und zur Achtung für die Schöpfung ermutigt.
Seine eigene Wirklichkeit erschaffen. Die weit verbreitete Überzeugung des New Age, dass man sich die eigene Wirklichkeit erschafft, ist reizvoll, aber illusorisch. Sie kristallisiert sich in Jungs Theorie, nach welcher der Mensch ein Übergang ist zwischen der äußeren Welt und einer inneren Welt unendlicher Dimensionen, wo jeder Mensch wie Abraxas ist, der seine eigene Welt gebiert oder verschlingt. Der Stern, der in dieser unendlichen inneren Welt leuchtet, ist des Menschen Gott und Ziel. Akzeptiert man die Idee, dass die Menschen ihre eigene Wirklichkeit schaffen, ist die gravierendste und problematischste Konsequenz das Problem des Leidens und des Todes: Menschen mit ernsten Behinderungen oder unheilbaren Krankheiten fühlen sich betrogen und erniedrigt, wenn sie mit dem Hinweis konfrontiert werden, dass sie ihr Missgeschick selbst über sich gebracht haben oder dass ihre Unfähigkeit, Dinge zu ändern, auf eine Schwäche in ihrer Lebensanschauung hinweist. Dies ist weit davon entfernt, ein rein akademisches Thema zu sein: Es bringt tiefgreifende Implikationen für den pastoralen Umgang der Kirche mit den schwierigen existenziellen Fragen mit sich, denen sich ein jeder ausgesetzt sieht.
Unsere Begrenzungen sind eine Tatsache des Lebens und gehören zu unserer Geschöpflichkeit. Tod und Trauer stellen eine Herausforderung und eine Gelegenheit dar, weil die Versuchung, sich in eine dem westlichen Denken angepasste Reinkarnationsvorstellung zu flüchten, ein deutlicher Beweis für die Furcht der Menschen vor dem Tod und für ihren Wunsch ist, ewig zu leben. Machen wir das Beste aus den Gelegenheiten, die uns gegeben sind, daran zu erinnern, was Gott uns in der Auferstehung Jesu Christi versprochen hat? Wie echt ist der Glaube an die Auferstehung des Leibes, den Christen jeden Sonntag im Glaubensbekenntnis proklamieren? Die Idee des New Age, dass wir in gewissem Sinn auch Götter sind, steht hier besonders zur Debatte. Die ganze Frage hängt selbstverständlich von der jeweiligen Definition von Wirklichkeit ab. Ein gesundes Verständnis von Erkenntnis-theorie und Psychologie bedarf — in angemessener Weise — auf jeder Ebene katholischer Erziehung, Bildung und Verkündigung der Förderung. Es ist wichtig, sich dauerhaft darauf zu konzentrieren, wie man am wirksams-ten von der Transzendenz sprechen kann. Die grundlegende Schwierigkeit jedes New-Age-Denkens ist, dass diese Transzendenz strenggenommen eine Selbst-Transzendenz ist, die es innerhalb eines geschlossenen Universums zu erreichen gilt.
Pastorale Hilfsmittel. In Kapitel 8 finden sich Hinweise auf die wichtigsten Dokumente der katholischen Kirche, in denen eine Einschätzung der Ideen des New Age zu finden ist. An erster Stelle steht die Ansprache Papst Johannes Pauls II., die im Vorwort zitiert wurde. Der Papst erkennt in diesem kulturellen Trend einige positive Aspekte, so zum Beispiel "die Suche nach einem neuen Sinn des Lebens, eine neue ökologische Sensibilität und den Wunsch, eine kalte, rationalistische Religiosität zu überwinden". Er lenkt die Aufmerksamkeit der Gläubigen aber auch auf bestimmte zweideutige Elemente, die mit dem christlichen Glauben unvereinbar sind: Diese Bewegungen "schenken der Offenbarung wenig Beachtung", "sie neigen dazu, religiöse Lehren zugunsten einer undeutlichen Form von Weltanschauung zu relativieren", "sie schlagen oft einen pantheistischen Gottesbegriff vor", "sie ersetzen die persönliche Verantwortung für unser Handeln vor Gott durch ein Gefühl der Verpflichtung gegenüber dem Kosmos und verwerfen damit den wahren Begriff von Sünde und die Notwendigkeit der Erlö-
sung durch Christus".91
6.2. Praktische Schritte
Zunächst ist noch einmal zu betonen, dass nicht jeder oder alles im breiten Strom des New Age auf die gleiche Weise an die Theorien der Bewegung gebunden ist. Auch wird das Etikett oft falsch verwendet oder auf Phänomene angewendet, die sich anderweitig kategorisieren lassen. Der Begriff "New Age" wird sogar dazu miss-braucht, Menschen und Praktiken zu dämonisieren. Es ist wesentlich zu verstehen, ob Phänomene, die mit dieser Bewegung – wie locker auch immer – zusammenhängen, die christliche Sicht Gottes, der menschlichen Person und der Welt widerspiegeln oder ihr widersprechen. Der bloße Gebrauch des Begriffs "New Age" an sich bedeutet wenig, wenn überhaupt etwas. Was zählt, ist die Beziehung der Person, Gruppe, Praktik oder des Produkts zu den zentralen Glaubensinhalten des Christentums.
• Die katholische Kirche verfügt über sehr wirkungsvolle Netzwerke, die noch besser genutzt werden könnten.
Es gibt z.B. eine große Zahl pastoraler, kultureller und spiritueller Zentren. Im Idealfall ließen sich diese
auch dazu nutzen, die Verwirrung über die Religiosität des New Age auf verschiedene kreative Weise anzu-sprechen, etwa indem sie als Diskussions- und Studienforen dienen. Bedauerlicherweise muss man zugeben, dass es zu viele Fälle gibt, in denen Zentren katholischer Spiritualität aktiv an der Verbreitung der New-Age-Religiosität in der Kirche beteiligt sind. Das müsste selbstverständlich korrigiert werden, nicht nur um die Verbreitung von Verwirrung und Irrtum zu beenden, sondern auch, damit sie die wahre christliche Spiritualität wirkungsvoll zu fördern vermögen. Vor allem katholische kulturelle Zentren sind nicht nur Bil-dungseinrichtungen, sondern Orte aufrichtigen Dialogs.92 Manche ausgezeichnete spezialisierte Einrichtungen beschäftigen sich mit all diesen Fragen. Sie stellen wertvolle Ressourcen dar, die großzügig mit den Gebieten geteilt werden sollten, die weniger gut versorgt sind.
• Recht viele New-Age-Gruppen nehmen gern jede Gelegenheit wahr, anderen ihre Philosophie und ihre Aktivitäten zu erklären. Begegnungen mit solchen Gruppen sollten vorsichtig angegangen werden; es sollten stets Personen beteiligt sein, die fähig sind, sowohl den katholischen Glauben und seine Spiritualität zu er-klären als auch kritisch über Denken und Praxis des New Age zu reflektieren. Es ist enorm wichtig, die Re-ferenzen von Personen, Gruppen und Institutionen zu prüfen, die beanspruchen, Hilfestellung und Information zu New Age anzubieten. Was mit einer unparteiischen Untersuchung begann, mündete in manchen Fällen später in aktive Werbung oder in ein Plädoyer zugunsten "alternativer Religionen". Einige internationale Institutionen führen aktiv Kampagnen durch, welche die Achtung "religiöser Vielfalt" fördern, und fordern religiösen Status für manche fragwürdige Organisationen. Das passt zur New-Age-Idee des Übergangs in ein Zeitalter, in dem der begrenzte Charakter einzelner Religionen der Universalität einer neuen Religion oder Spiritualität weicht. Ein aufrichtiger Dialog dagegen wird von Anfang an immer die Vielfalt respektieren und nie versuchen, die Unterschiede in einer Verschmelzung aller religiösen Traditionen zu verwischen.
• Manche lokale New-Age-Gruppen nennen ihre Treffen "Gebetsgruppen". Menschen, die in solche Gruppen eingeladen werden, sollten nach den Zeichen echter christlicher Spiritualität suchen und misstrauisch sein, wenn es irgendeine Art von Einweihungszeremonie gibt. Solche Gruppen profitieren von dem Mangel an theologischer oder spiritueller Bildung einer Person, um sie schrittweise in etwas hineinzulocken, was in Wahrheit eine Form falschen Gottesdienstes sein könnte. Christen müssen über das wahre Ziel und den wahren Inhalt des Gebets unterrichtet werden — im Heiligen Geist, durch Jesus Christus, zum Vater — um die Absicht einer "Gebetsgruppe" richtig beurteilen zu können. Christliches Gebet und der Gott Jesu Christi werden sich leicht erkennen lassen.93 Viele Menschen sind davon überzeugt, dass es nicht schaden kann, An-leihen bei der fernöstlichen Weisheit zu nehmen, doch das Beispiel der Transzendentalen Meditation (TM) sollte Christen vorsichtig machen hinsichtlich der Aussicht, sich unwissentlich mit einer anderen Religion (in diesem Fall dem Hinduismus) einzulassen, trotz aller religiöser Neutralitätsbekundungen der Befürworter der TM. Meditieren zu lernen stellt kein Problem dar, aber das Ziel oder der Inhalt der Übung bestimmt klar, ob sie sich auf den von Jesus Christus geoffenbarten Gott bezieht, auf irgendeine andere Offenbarung oder einfach auf die verborgenen Tiefen des Ich.
• Christliche Gruppen, die den Schutz der Erde als Schöpfung Gottes fördern, brauchen entsprechende Anerkennung. Der Frage der Achtung der Schöpfung ließe sich auch in katholischen Schulen kreativ begegnen.
Vieles, was von radikaleren Elementen der ökologischen Bewegung vertreten wird, ist schwer mit dem katholischen Glauben in Einklang zu bringen. Die ganz allgemeine Sorge für die Umwelt ist Zeichen eines regen Interesses an dem, was Gott uns geschenkt hat, und vielleicht ein notwendiges Merkmal christlicher Schöpfungsverwaltung, die "radikale Ökologie" aber basiert oft auf pantheistischen und gelegentlich gnostischen Prinzipien.94
• Der Beginn des dritten Jahrtausends bietet einen wirklichen Kairos für die Evangelisierung. Geist und Herzen der Menschen sind bereits ungewöhnlich offen für verlässliche Informationen über das christliche Verständnis der Zeit und der Heilsgeschichte. Es sollte nicht das Wichtigste sein, zu betonen, woran es anderen Auffassungen mangelt, sondern beständig auf die Quellen unseres eigenen Glaubens zurückzukommen, um eine gute und solide Darstellung der christlichen Botschaft anbieten zu können. Wir können stolz auf das sein, was uns anvertraut wurde, weshalb wir dem Druck der herrschenden Kultur widerstehen müssen, diese Geschenke zu vergraben. (vgl. Mt 25,24-30). Eines der nützlichsten Werkzeuge, die wir besitzen, ist der Katechismus der Katholischen Kirche. Darüber hinaus gibt es ein immenses Erbe an Wegen zur Heiligkeit im Leben christlicher Männer und Frauen, gestern wie heute. Wo die reiche Symbolik des Christentums, seine künstlerischen, ästhetischen und musikalischen Traditionen unbekannt oder vergessen sind, gibt es viel Arbeit zu tun für die Christen selbst und letzten Endes auch für jeden, der nach einer Erfahrung oder nach grö-
ßerer Bewusstheit der Gegenwart Gottes sucht. Der Dialog zwischen Christen und Personen, die von New Age angezogen werden, wird fruchtbarer sein, wenn er den Reiz dessen berücksichtigt, was die Gefühle und die Symbolsprache berührt. Wenn es unsere Aufgabe ist, Jesus Christus zu kennen, zu lieben und zu dienen, ist es von größter Wichtigkeit, mit einer guten Kenntnis der Heiligen Schrift zu beginnen. Aber das erste und sicherste Mittel, dem Ganzen der christlichen Botschaft einen Sinn zu geben, ist, dem Herrn Jesus im Gebet und in den Sakramenten zu begegnen, welche genau die Momente sind, wo unser gewöhnliches Leben geheiligt wird.
• Die wohl einfachste, offenkundigste und dringlichste Maßnahme, die zugleich die wirksamste sein dürfte, wäre es, das Beste aus den Reichtümern des christlichen spirituellen Erbes zu machen. Die großen religiö-
sen Orden verfügen über starke Traditionen der Meditation und Spiritualität, die weiter verfügbar gemacht werden könnten durch Kurse oder Zeiten, in denen ihre Häuser ernsthafte Sucher willkommen heißen. Das
gibt es bereits, aber es ist noch mehr zu tun. Den Menschen bei ihrer spirituellen Suche zu helfen, indem ihnen erprobte Techniken und Erfahrungen wirklichen Gebets angeboten werden, könnte einen Dialog mit ihnen eröffnen, der die Reichtümer der christlicher Tradition offenbaren und gleichzeitig womöglich viele Fragen zu New Age klären würde.
In einem lebendigen und nützlichen Bild hat einer der Exponenten der New-Age-Bewegung selbst traditionelle Religionen mit Kathedralen und das New Age mit einem weltweiten Jahrmarkt verglichen. Die New-Age-Bewegung betrachtet er als eine Einladung an die Christen, die Botschaft aus den Kathedralen auf den Jahrmarkt zu bringen, der nun die ganze Welt bedeckt. Dieses Bild stellt für die Christen eine positive Herausforderung dar, weil es immer an der Zeit ist, die Botschaft aus den Kathedralen hinaus zu den Leuten auf dem Jahrmarkt zu tragen. Die Christen brauchen, ja müssen nicht einmal auf eine Einladung warten, um die Botschaft der guten Nachricht von Jesus Christus zu denen zu bringen, die nach Antworten auf ihre Fragen suchen, nach befriedigen-der geistlicher Nahrung, nach lebendigem Wasser. Dem vorgeschlagenen Bild entsprechend müssen die Christen, genährt von Wort und Sakrament, die Stufen der Kathedrale hinabsteigen, um das Evangelium in jeden Aspekt des täglichen Lebens zu tragen — "Geht! Die Messe ist zu Ende!" In seinem Apostolischen Schreiben Novo Millennio Ineunte kommt der Heilige Vater auf das große Interesse an Spiritualität in der heutigen säkularen Welt zu sprechen und darauf, wie andere Religionen auf diese Nachfrage in ansprechender Weise reagieren. Er fährt fort, indem er den Christen diesbezüglich eine Herausforderung stellt: "Aber wir, die wir die Gnade empfangen haben, an Christus, den Offenbarer des Vaters und den Retter der Welt zu glauben, haben eine Pflicht, zu zeigen, in welche Tiefen die Beziehung mit Christus führen kann" (n. 33). Diejenigen, die auf dem weltweiten Jahrmarkt religiöser Angebote einkaufen, werden den Ruf des Christentums zuerst im Zeugnis der Glieder der Kirche vernehmen, in ihrem Vertrauen, in ihrer Ruhe, Geduld und Fröhlichkeit und in ihrer konkreten Liebe zum Nächsten, in allen Früchten ihres Glaubens, der durch authentisches persönliches Gebet genährt wird.
7. Anhang
7.1. Einige Gedanken des New Age in Kurzformulierungen
William Blooms Formulierung des New Age von 1992, zitiert in Heelas, S. 225f.:
• Alles Leben — alle Existenz — ist die Manifestation des Geistes, des Unerkennbaren, dieses höchsten Bewusstseins, das in vielen verschiedenen Kulturen unter vielen verschiedenen Namen bekannt ist.
• Die Bestimmung und Dynamik jeglicher Existenz ist es, Liebe, Weisheit, Erleuchtung ... zur vollen Manifestation zu bringen.
• Alle Religionen sind Ausdruck dieser selben inneren Wirklichkeit.
• Alles Leben, wie wir es mit den fünf menschlichen Sinnen oder mit wissenschaftlichen Instrumenten wahrnehmen, ist nur der äußere Schleier einer unsichtbaren, inneren und kausalen Wirklichkeit.
• Ebenso sind die Menschen zweifache Geschöpfe — mit: (i) einer äußeren zeitweiligen Persönlichkeit; und (ii) einem multidimensionalen inneren Wesen (Seele oder höheres Ich).
• Die äußere Persönlichkeit ist begrenzt und neigt zur Liebe.
• Der Zweck der Verkörperung des inneren Wesens ist es, die Schwingungen der äußeren Persönlichkeit in eine Resonanz der Liebe zu bringen.
• Alle verkörperten Seelen sind frei, ihren eigenen spirituellen Weg zu wählen.
• Unsere spirituellen Lehrer sind jene, deren Seelen befreit wurden von der Notwendigkeit, sich zu verkörpern, und die bedingungslose Liebe, Weisheit und Erleuchtung zum Ausdruck bringen. Einige dieser großen Wesen sind wohl bekannt und haben die Weltreligionen inspiriert. Andere sind unbekannt und wirken im Unsichtbaren.
• Alles Leben in seinen verschiedenen Formen und Zuständen ist miteinander verbundene Energie — dies schließt unsere Taten, Gefühle und Gedanken mit ein. Wir arbeiten daher mit dem Geist und diesen Energien daran, unsere Wirklichkeit mitzuerschaffen.
• Obwohl wir in der Dynamik kosmischer Liebe geborgen sind, sind wir für den Zustand unseres Ich, unserer Umwelt und allen Lebens mitverantwortlich.
• Während dieser zeitlichen Periode hat die Entwicklung des Planeten und der Menschheit einen Punkt erreicht, an dem wir eine grundlegende spirituelle Änderung in unserem individuellen und kollektiven Bewusstsein erleben. Deshalb sprechen wir von einem Neuen Zeitalter (New Age). Dieses neue Bewusstsein ist das Ergebnis der zunehmend erfolgreichen Verkörperung dessen, was einige Leute die Energien kosmischer Liebe nennen. Dieses neue Bewusstsein zeigt sich selbst in einem instinktiven Verstehen der Heiligkeit und vor allem der Verbundenheit aller Existenz.
• Dieses neue Bewusstsein und dieses neue Verstehen der dynamischen gegenseitigen Abhängigkeit allen Lebens bedeutet, dass wir derzeit dabei sind, eine völlig neue planetare Kultur zu entwickeln.
Jeremy Tarchers "ergänzende Formulierung" (Heelas, S. 226)
• Die Welt, einschließlich der menschlichen Rasse, stellt einen Ausdruck einer höheren, umfassenderen göttlichen Natur dar.
• Verborgen im Inneren eines jeden Menschen ist ein höheres göttliches Ich, das eine Manifestation der höheren, umfassenderen göttlichen Natur bildet.
• Diese höhere Natur kann erweckt und zur Mitte des täglichen Lebens des Individuums werden.
• Dieses Erwecken ist der Grund für die Existenz jedes individuellen Lebens.
David Spangler wird in Actualité des religions Nr. 8, September 1999, S. 43, zu den Hauptmerkmalen der Vision des New Age folgendermaßen zitiert:
• ganzheitlich (globalisierend, weil es eine einzige Energie der Wirklichkeit gibt);
• ökologisch (Gaia-Erde ist unsere Mutter; jeder von uns ist eine Nervenzelle im zentralen Nervensystem der Erde);
• androgyn (sowohl der Regenbogen als auch Yin/Yang sind Symbole des New Age für die wechselseiti-ge Ergänzung von Gegensätzen, besonders von männlich und weiblich);
• mystisch (das Heilige finden in allen Dingen, selbst in den gewöhnlichsten);
• planetar (die Menschen müssen zugleich in ihrer eigenen Kultur verankert und für eine universale Dimension offen sein, fähig, Liebe, Mitleid, Frieden und sogar die Errichtung einer Weltregierung zu fördern).
7.2. Ein ausgewähltes Glossar
Androgynie: Sie ist nicht Hermaphroditismus, d.h. Leben mit den physischen Kennzeichen beider Geschlechter, sondern ein Bewusstsein des Vorhandenseins männlicher und weiblicher Elemente in einer jeden Person; man sagt, es handle sich um einen Zustand ausgeglichener innerer Harmonie von animus und anima. In New Age ist für jeden Mann und jede Frau ein Zustand charakteristisch, der von einem neuen Bewusstsein für diese doppelte Weise von Sein und Existenz herrührt. Je weiter er sich ausbreitet, desto mehr wird er bei der Transformation des zwischenmenschlichen Verhaltens behilflich sein.
Anthroposophie: Eine theosophische Lehre, die ursprünglich von dem Kroaten Rudolf Steiner (1861-1925) verbreitet wurde, der die Theosophische Gesellschaft verließ, nachdem er von 1902 bis 1913 Leiter des deutschen Zweiges war. Es handelt sich um eine esoterische Lehre, deren Absicht es ist, die Menschen in ein "objektives Wissen" um die geistig-göttliche Sphäre einzuweihen. Steiner glaubte, dass sie ihm dabei geholfen habe, die Entwicklungsgesetze des Kosmos und der Menschheit zu erforschen. Jedes physische Wesen hat ein ihm entsprechendes geistiges Wesen, und das irdische Leben wird von Astralenergien und geistigen Essenzen beeinflusst. Es heißt, die Akasha-Chronik sei ein "kosmisches Gedächtnis" und den Eingeweihten verfügbar.95
Bewusstseinserweiterung: Betrachtet man den Kosmos als eine ununterbrochene Kette des Seins, hängen alle Ebenen der Existenz — mineralische, pflanzliche, tierische, menschliche, kosmische und göttliche Wesen
—voneinander ab. Die Menschen sollen ihres Platzes in dieser ganzheitlichen Sicht globaler Wirklichkeit durch die Erweiterung ihres Bewusstseins weit über dessen normale Grenzen hinaus gewahr werden. New Age bietet eine riesige Auswahl von Verfahren an, um den Menschen dabei zu helfen, eine höhere Ebene in der Wahrnehmung der Wirklichkeit zu erreichen und damit einen Weg zu finden, die Trennung zwischen den Subjekten und zwischen Subjekten und Objekten im Prozess des Erkennens zu überwinden. Dieser endet im totalen Verschmelzen dessen, was normale, untergeordnete Wahrnehmung als getrennte oder voneinander verschiedene Realitäten sieht.
Channeling: Psychische Medien behaupten, als Kanäle für Informationen von anderen Wesen zu fungieren, gewöhnlich von entkörperten Wesenheiten, die auf einer höheren Ebene leben. Es verbindet so verschiedene Wesen wie aufgestiegene Meister, Engel, Götter, Gruppenseelen, Naturgeister und das Höhere Ich.
Christus: In New Age ist die historische Figur Jesu bloß eine Verkörperung einer Idee, einer Energie oder einer Reihe von Schwingungen. Nach Alice Bailey ist ein großer Tag der Invokation notwendig, an dem alle Gläubigen eine so starke Konzentration spiritueller Energie schaffen, dass es zu einer weiteren Inkarnation kommen wird, die offenbaren wird, wie die Menschen sich selbst erlösen können... Für viele Menschen ist Jesus nichts weiter als ein geistiger Meister der, wie Buddha, Moses und Mohammed, neben anderen, vom kosmischen Christus durchdrungen wurde. Der kosmische Christus wird auch als Christus-Energie am Grunde eines jeden Wesens und allen Seins bezeichnet. Die Menschen sind stufenweise in das Bewusstsein der Christus-Eigenschaften einzuweihen, die sie angeblich alle besitzen. In den Begriffen des New Age stellt Christus die höchste Ebene der Vollkommenheit des Ich dar.96
Enneagramm (vom griechischen ennéa = neun + gramma = Zeichen): Der Name bezieht sich auf ein Dia-gramm, das von einem Kreis mit neun darauf verteilten Punkten gebildet wird, die innerhalb des Kreises durch ein Dreieck und einen Sechseck verbunden sind. Es wurde ursprünglich zur Weissagung benutzt, wurde aber bekannt als Symbol für ein System der Persönlichkeitstypologie, das aus neun Charaktertypen besteht. Populär wurde es nach der Veröffentlichung von Helen Palmers Buch Das Enneagramm97, diese jedoch weiß sich dem russischen esoterischen Denker und Praktiker G.I. Gurdjieff, dem chilenischen Psychologen Claudio Naranjo und dem Autor Oscar Ichazo, dem Gründer von Arica, zu Dank verpflichtet Der Ursprung des Enneagramm liegt im Dunkeln, einige behaupten aber, es stamme aus der Sufi-Mystik.
Entwicklung: In New Age geht es dabei um viel mehr als um die Frage nach der Entwicklung lebender Wesen hin zu höheren Lebensformen; das physische Modell ist auf den spirituellen Bereich hin entworfen, so dass eine den Menschen innewohnende Macht sie in Richtung höherer spiritueller Lebensformen treibt. Die Menschen, so heißt es, besitzen keine volle Kontrolle über diese Macht, aber ihre guten oder schlechten Taten können ihren Fortschritt beschleunigen oder verlangsamen. Das Gesamt der Schöpfung, einschließlich der Menschheit, bewegt sich demnach unerbittlich auf eine Verschmelzung mit dem Göttlichen zu. Die Reinkarnation nimmt eindeutig einen wichtigen Stellenwert ein in dieser Vorstellung von einer schrittweisen spirituellen Entwicklung, von der es heißt, dass sie vor der Geburt beginne und nach dem Tod andauere.98
Esoterik (vom griechischen esotéros = das, was im Inneren ist): Bezieht sich für gewöhnlich auf uraltes und verborgenes Wissen, das nur eingeweihten Gruppen zugänglich ist, die sich selbst als Hüter der Wahrheiten begreifen, die der großen Masse der Menschheit verborgen sind. Der Einweihungsprozess führt die Menschen von einer bloß äußerlichen, oberflächlichen Kenntnis der Wirklichkeit zur inneren Wahrheit und erweckt im Laufe dieses Vorgangs ihr Bewusstsein auf einer tieferen Ebene. Die Menschen sind eingeladen, diese "Reise nach innen" zu unternehmen, um den "göttlichen Funken" in sich zu entdecken. Erlösung fällt in diesem Zusammenhang mit der Entdeckung des Ich zusammen.
Feng Shui: Eine Form der Geomantie, in diesem Fall eine okkulte chinesische Methode, um die verborgene Anwesenheit positiver und negativer Strömungen in Gebäuden und an anderen Orten auf der Grundlage einer Kenntnis irdischer und atmosphärischer Kräfte zu entdecken. "Gleich dem menschlichen Körper oder dem Kosmos sind auch Plätze Orte, die kreuz und quer von Energien durchströmt werden, deren richtiges Gleichgewicht die Quelle von Gesundheit und Leben ist".99
Gnosis: Allgemein eine Form von Wissen, das nicht intellektuell, sondern visionär oder mystisch ist, als offenbart gedacht und in der Lage, den Menschen mit dem göttlichen Geheimnis zu verbinden. In den ersten Jahrhun-derten des Christentums bekämpften die Kirchenväter den Gnostizismus, sofern er dem Glauben widersprach.
Manche erkennen in großen Teilen des New-Age-Denkens eine Wiedergeburt gnostischer Ideen, und einige Autoren des New Age zitieren in der Tat den frühen Gnostizismus. Die große Betonung, die der Monismus und sogar der Pantheismus oder der Panentheismus in New Age findet, lässt manche den Begriff Neo-Gnostizismus gebrauchen, um die Gnosis des New Age vom antiken Gnostizismus zu unterscheiden.
Große Weiße Bruderschaft: Frau Blavatsky behauptete, Kontakt mit den Mahatmas oder Meistern zu haben, höheren Wesen, die zusammen die Große Weiße Bruderschaft bilden. Sie nahm an, diese lenkten die Evolution der menschlichen Rasse und leiteten die Arbeit der Theosophischen Gesellschaft.
Hermetizismus: Philosophische und religiöse Praktiken und Spekulationen, die mit den Schriften im Corpus Hermeticum und den alexandrinischen Texten, die dem mythischen Hermes Trismegistos zugeschrieben werden, in Zusammenhang stehen. Als sie während der Renaissance erstmals bekannt wurden, dachte man, sie enthielten vorchristliche Lehren, spätere Studien zeigten jedoch, dass sie aus dem ersten Jahrhundert der christlichen Zeit-rechnung datieren.100 Alexandrinischer Hermetizismus ist eine ergiebige Quelle für die moderne Esoterik, und die beiden haben viel gemeinsam: Eklektizismus, eine Widerlegung des ontologischen Dualismus, eine Bejahung des positiven und symbolischen Charakters des Universums, die Idee vom Fall und der späteren Wiederherstel-lung der Menschheit. Hermetische Spekulation hat den Glauben an eine antike Ur-Tradition oder eine so genannte philosophia perennis gestärkt, von der man fälschlicherweise annimmt, sie sei allen religiösen Traditionen gemeinsam. Die hohen und zeremoniellen Formen der Magie entwickelten sich aus dem Hermetizismus der Renaissance.
Holismus: Ein Schlüsselgedanke des "neuen Paradigmas"; er beansprucht, einen theoretischen Rahmen bereitzu-stellen, der die gesamte Weltsicht des modernen Menschen integriert. Im Gegensatz zu einer Erfahrung wachsender Fragmentierung in der Wissenschaft und im täglichen Leben dient "Ganzheitlichkeit" als ein zentrales me-thodologisches und ontologisches Konzept. Die Menschheit passt ins Universum als Teil eines einzelnen leben-den Organismus, eines harmonisches Netzwerks dynamischer Beziehungen. Die klassische Unterscheidung von Subjekt und Objekt, an der man typischerweise Descartes und Newton die Schuld gibt, wird durch verschiedene Wissenschaftler herausgefordert, die eine Brücke zwischen Wissenschaft und Religion anbieten. Die Menschheit ist Teil eines universalen Netzwerkes (Ökosystem, Familie) von Natur und Welt und muss nach Harmonie mit jedem Element dieser quasi-transzendenten Autorität streben. Versteht man seinen eigenen Platz in der Natur und im Kosmos, der ebenfalls göttlich ist, versteht man auch, dass "Ganzheit" und "Heiligkeit" ein und dasselbe sind. Seinen deutlichsten Ausdruck findet das Konzepts des Holismus in der "Gaia"-Hypothese.101
Human-Potential-Bewegung: Seit ihren Anfängen (Esalen, Kalifornien, in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts) ist sie zu einem Netzwerk von Gruppen angewachsen, die die Freisetzung der angeborenen menschlichen Schöpferkraft durch Selbstverwirklichung fördern. Firmen in Management-Trainingsprogrammen benutzen zunehmend verschiedene Techniken zur persönlichen Transformation, im Grunde aus ganz normalen wirtschaftlichen Gründen. Transpersonale Technologien, die Movement of Spiritual Inner Awareness, Organisationsentwick-lung und Organisations-Transformation werden alle als nicht-religiös hingestellt, in Wirklichkeit können sich die Angestellten eines Unternehmens aber fremder 'Spiritualität' unterworfen finden, was Fragen hinsichtlich der persönlichen Freiheit aufwirft. Es gibt klare Verbindungen zwischen fernöstlicher Spiritualität und Psychotherapie, während sich die Psychologie C.G. Jungs und die Human-Potential-Bewegung sehr einflussreich auf den
Schamanismus und "rekonstruierte" Formen des Heidentums wie Druidentum und Wicca auswirkten. In einem allgemeinen Sinn lässt sich "persönliches Wachstum" verstehen als die Gestalt, die "religiöses Heil" in der New-Age-Bewegung annimmt: Man behauptet, dass die Befreiung von menschlichem Leid und menschlicher Schwä-
che durch die Entwicklung unseres menschlichen Potenzials zu erreichen ist, was dazu führt, dass wir in zuneh-mendem Maß mit unserer inneren Göttlichkeit in Berührung kommen.102
Initiation: In der Religionsethnologie ist dies die kognitive und/oder erfahrungsmäßige Reise, durch die eine Person, entweder allein oder als Teil einer Gruppe, mittels bestimmter Rituale zur Mitgliedschaft in einer religi-
ösen Gemeinschaft, einer Geheimgesellschaft (z.B. der Freimaurerei) oder einer Mysteriengemeinschaft (magisch, esoterisch-okkult, gnostisch, theosophisch usw.) zugelassen wird.
Karma (von der Sanskrit-Wurzel Kri = Handlung, Tat): Ein Schlüsselbegriff in Hinduismus, Jainismus und Buddhismus, dessen Bedeutung aber nicht immer die gleiche gewesen ist. In der antiken vedischen Tradition bezog er sich auf die rituelle Handlung (Opfer), mit der eine Person Zugang zur Glückseligkeit oder zum Segen des nachtodlichen Lebens erhielt. Als der Jainismus und der Buddhismus auftraten (etwa sechs Jahrhunderte vor Christus), verlor das Karma seine Heilsbedeutung: Der Weg zur Befreiung war die Kenntnis des Atman oder des
"Ich". In der Lehre des Samsara wurde es verstanden als der unaufhörliche Kreislauf von Geburt und Tod des Menschen (Hinduismus) oder der Wiedergeburt (Buddhismus).103 Im Kontext des New Age wird das "Gesetz des Karma" oft als das moralische Äquivalent zur kosmischen Entwicklung betrachtet. Es hat nichts mehr zu tun mit dem Bösen oder dem Leiden — Illusionen, die man als Teil eines "kosmischen Spiels" erlebt —, sondern ist das universale Gesetz von Ursache und Wirkung, Teil der Tendenz des zusammenwirkenden Universums hin zu moralischer Balance.104
Kristalle: Sollen in bedeutsamen Frequenzen schwingen. Deshalb sind sie bei der Selbsttransformation von Nutzen. Sie werden für verschiedene Therapien und in der Meditation, in der Visualisierung, in 'Astralreisen'
oder als Glücksbringer benutzt. Von außen betrachtet verfügen sie über keine innere Kraft; sie sind einfach nur schön.
Monismus: Der metaphysische Glaube, dass Unterschiede zwischen den Wesen illusorisch sind. Es gibt nur ein universales Sein, von dem jedes Ding und jede Person ein Teil ist. Insofern der Monismus des New Age die Idee einschließt, dass die Wirklichkeit von Grund auf spirituell ist, handelt es sich um eine zeitgenössische Form des Pantheismus (manchmal explizit eine Ablehnung des Materialismus, besonders des Marxismus). Sein Anspruch, alle Dualität aufzulösen, lässt keinen Raum für einen transzendenten Gott, deshalb ist alles Gott. Ein weiteres Problem entsteht für das Christentum, wenn die Frage nach dem Ursprung des Bösen gestellt wird.
C.G. Jung sah das Böse als die "Schattenseite" des Gottes, der, im klassischen Theismus, allgütig ist.
Mystik: New-Age-Mystik bedeutet eher, sich nach innen zu sich selbst zu wenden, als die Gemeinschaft mit dem Gott, der "der ganz Andere" ist. Es ist ein Verschmelzen mit dem Universum, eine endgültige Auslöschung des Individuums in der Einheit des Ganzen. Die Erfahrung des Ich gilt als Erfahrung der Göttlichkeit, deshalb schaut man nach innen, um authentische Weisheit, Kreativität und Macht zu entdecken.
Neuheidentum: Als Bezeichnung häufig von denen abgelehnt, auf die sie angewendet wird; sie bezieht sich auf eine Strömung, die parallel zu New Age verläuft und oft mit ihr in Wechselwirkung tritt. In der großen Welle der Reaktion gegen traditionelle Religionen, besonders gegen das jüdisch-christliche Erbe des Westens, wandten sich viele wieder den alten, einheimischen, traditionellen oder heidnischen Religionen zu. Was auch immer dem Christentum vorausging, betrachtet man als dem Geist des Landes oder der Nation angemessener, als eine unverfälschte Form von Naturreligion, die mit den Kräften der Natur in Kontakt steht, oft matriarchalisch, magisch oder schamanisch. Die Menschheit werde gesünder, so heißt es, wenn sie zum natürlichen Zyklus der (landwirtschaftlichen) Feiern und zu einer generellen Bejahung des Lebens zurückkehre. Manche "neuheidnischen" Religionen sind neuere Rekonstruktionen, deren authentische Beziehung zu den ursprünglichen Formen in Frage steht, vor allem dann, wenn sie von modernen ideologischen Komponenten wie Ökologie, Feminismus oder, in manchen Fällen, Mythen rassischer Reinheit beherrscht werden.105
New Thought (Neugeist): Eine religiöse Bewegung des 19. Jahrhunderts, gegründet in den Vereinigten Staaten von Amerika. Ihre Ursprünge lagen im Idealismus, von dem es eine popularisierte Variante war. Gott wurde als ganz und gar gut, das Böse bloß als eine Illusion betrachtet; als grundlegende Wirklichkeit galt der Geist. Da der eigene Geist das ist, was die Ereignisse im Leben verursacht, hat ein jeder die letzte Verantwortung für alle Aspekte der eigenen Situation zu übernehmen.
New-Age-Musik: Eine boomende Industrie. Die betreffende Musik wird oft als ein Mittel verpackt, um Harmonie mit sich selbst oder der Welt zu erreichen, und manches davon ist "keltisch" oder druidisch. Einzelne Kom-ponisten des New Age behaupten, ihre Musik sei dazu da, Brücken zwischen dem Bewussten und dem Unbewussten zu bauen, aber dies ist wahrscheinlich eher dann der Fall, wenn es neben den Melodien zu einer medita-tiven und rhythmischen Wiederholung der Schlüsselphrasen kommt. Wie viele Elemente des New-Age-Phänomens zielt manche Musik darauf ab, Menschen tiefer in die New-Age-Bewegung zu führen, doch der Groß-
teil erweist sich schlicht als kommerziell oder künstlerisch.
Okkultismus: Okkultes (verborgenes) Wissen und die verborgenen Kräfte des Geistes und der Natur sind die Grundlage von Überzeugungen und Praktiken, die mit einer mutmaßlichen geheimen "philosophia perennis" in
Verbindung stehen, welche sich von der antiken griechischen Magie und Alchimie einerseits und der jüdischen Mystik andererseits herleitet. Man hält sie im Verborgenen durch einen Kodex der Geheimhaltung; dieser wird denen auferlegt, die in Gruppen und Gesellschaften eingeweiht werden, welche das entsprechende Wissen und seine Techniken hüten. Im 19. Jh. führten der Spiritismus und die Theosophische Gesellschaft neue Formen des Okkultismus ein, die ihrerseits verschiedene Strömungen in New Age beeinflussten.
Pantheismus (griech. pan = alles und theos = Gott): Der Glaube, dass alles Gott ist oder, bisweilen, dass alles in Gott ist und Gott in allem (Panentheismus). Jedes Element des Universums ist göttlich, und die Göttlichkeit ist gleichermaßen in allem gegenwärtig. Es gibt in dieser Sichtweise keinen Platz für Gott als ein eigenständiges Wesen im Sinne des klassischen Theismus.
Parapsychologie: Handelt von Dingen wie außersinnlicher Wahrnehmung, geistiger Telepathie, Telekinese, Geistheilung und Kommunikation mit Geistern durch Medien oder Channeling. Trotz heftiger Kritik durch Wissenschaftler wurde die Parapsychologie immer erfolgreicher und fügt sich gut in die in manchen Bereichen des New Age populäre Auffassung ein, dass die Menschen über außerordentliche psychische Fähigkeiten verfü-
gen, wenn auch oft nur in unentwickeltem Zustand.
Planetares Bewusstsein: Diese Weltsicht entstand in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts, um die Treue zur Gemeinschaft der Menschheit anstatt zu Nationen, Stämmen oder anderen etablierten Gruppen der Gesellschaft zu fördern. Es kann als Erbe von Bewegungen des frühen 20. Jahrhunderts gelten, die eine Weltregierung propagier-ten. Das Bewusstsein von der Einheit der Menschheit passt gut zur Gaia- Hypothese.
Positives Denken: Die Überzeugung, Menschen könnten die physische Realität oder äußere Umstände verändern, indem sie ihre Geisteshaltung durch positives und konstruktives Denken verändern. Manchmal geht es darum, sich unbewusst vertretener Meinungen bewusst zu werden, die unsere Lebenssituation bestimmen. Positiv Denkenden werden Gesundheit und Ganzheit, oft auch Wohlstand und sogar Unsterblichkeit versprochen.
Rebirthing: In den frühen 70er Jahren des 20. Jahrhunderts beschrieb Leonard Orr Rebirthing als ein Verfahren durch das eine Person in seinem oder ihrem Bewusstein Bereiche zu identifizieren und zu isolieren vermag, die unerlöst und Quelle gegenwärtiger Probleme sind.
Reinkarnation: Im Kontext des New Age ist Reinkarnation verbunden mit dem Konzept von der aufsteigenden Entwicklung hin zur Vergöttlichung. Im Gegensatz zu indischen oder davon abgeleiteten Religionen betrachtet New Age die Reinkarnation als ein Fortschreiten der individuellen Seele auf einen vollkommeneren Zustand hin.
Was wiedergeboren wird, ist wesentlich etwas Immaterielles oder Spirituelles; genauer, es ist Bewusstsein, jener Energiefunke in der Person, der an der kosmischen oder der "Christus-Energie" teil hat. Der Tod ist nichts anderes als der Übergang der Seele von einem Körper zu einem anderen.
Rosenkreuzer: Okkulte Gruppen des Westens, die sich mit Alchimie, Astrologie, Theosophie und kabbalisti-schen Interpretationen der Schrift befassen. Die Rosenkreuzer-Gemeinschaft trug zur Wiederbelebung der Astrologie im 20. Jh. bei, und der Alte Mystische Orden vom Rosenkreuz (AMORC) verband Erfolg mit einer mutmaßlichen Fähigkeit, geistige Bilder von Gesundheit, Reichtum und Glück zu materialisieren.
Schamanismus: Praktiken und Überzeugungen, die sich beziehen auf die Kommunikation mit Naturgeistern und den Geistern Verstorbener durch ritualisierte Besessenheit (von den Geistern) eines als Medium dienenden Schamanen. In New-Age-Kreisen ist der Schamanismus attraktiv, weil er die Harmonie mit den Kräften der Natur und des Heilens betont. Eine Rolle spielt auch das romantisierende Bild ursprünglicher Religionen und ihrer Nähe zu Erde und Natur.
Spiritismus: Während es immer Versuche gab, die Geister Verstorbener zu kontaktieren, gilt der Spiritismus des 19. Jahrhunderts als eine der Strömungen, die in New Age zusammenfließen. Er entwickelte sich vor dem Hintergrund der Ideen von Swedenborg und Mesmer und wurde zu einer neuen Art von Religion. Frau Blavatsky war ein Medium und so hatte der Spiritismus großen Einfluss auf die Theosophische Gesellschaft, obwohl dort der Nachdruck mehr auf dem Kontakt mit Wesenheiten aus ferner Vergangenheit lag als auf dem mit kürzlich Verstorbenen. Allan Kardec beeinflusste die Verbreitung des Spiritismus in afro-brasilianischen Religionen. In einigen neuen religiösen Bewegungen Japans gibt es ebenfalls spiritistische Elemente.
Theosophie: Ein antiker Begriff, der sich ursprünglich auf eine Art von Mystik bezog. Er stand mit griechischen Gnostikern und Neuplatonikern in Zusammenhang, mit Meister Eckhart, Nikolaus von Kues und Jakob Boehme. Neue Bedeutung erlangte der Begriff durch die Theosophische Gesellschaft, die 1875 durch Helena Petrovna Blavatsky und andere gegründet wurde. Theosophische Mystik neigt dazu, monistisch zu sein, und hebt die wesentliche Einheit der geistigen und materiellen Bestandteile des Universums hervor. Sie sucht überdies nach den verborgenen Kräften, welche die gegenseitige Beeinflussung von Materie und Geist auf solche Art bewirken, dass sich menschlicher und göttlicher Geist schließlich begegnen. Hier bietet Theosophie mystische Erlösung oder Erleuchtung an.
Tiefenpsychologie: Die psychologische Schule wurde begründet von C.G. Jung, einem ehemaligen Schüler Freuds. Jung erkannte, dass Religion und spirituelle Belange wichtig sind für Ganzheit und Gesundheit. Die Traumdeutung und die Analyse von Archetypen sind Schlüsselbegriffe seiner Methode. Archetypen sind For-
men, die zur ererbten Struktur der menschlichen Psyche gehören; sie erscheinen in wiederkehrenden Motiven oder Bildern in Träumen, Phantasien, Mythen und Märchen.
Transzendentalismus: Im Neuengland des 19. Jahrhunderts als eine Bewegung von Schreibern und Denkern entstanden, die ein Reihe idealistischer Überzeugungen von der wesentlichen Einheit der Schöpfung, der angeborenen Güte der menschlichen Person sowie der Überlegenheit der Intuition über Logik und Erfahrung für die Offenbarung der tiefsten Wahrheiten teilten. Die Hauptfigur ist Ralph Waldo Emerson, der sich vom orthodoxen Christentum kommend über den Unitarismus zu einer neuen natürlichen Mystik bewegte, die Konzepte des Hinduismus mit populären amerikanischen Konzepten wie dem Individualismus, der persönlichen Verantwortung und dem Bedürfnis nach Erfolg kombinierte.
Wassermannzeitalter: Jedes etwa 2146 Jahre dauernde astrologische Zeitalter wird nach einem der Tierkreiszei-chen benannt, aber die "großen Tage" verlaufen in umgekehrter Reihenfolge, weshalb das momentane Fischezeitalter zu Ende geht und das Wassermannzeitalter eingeläutet wird. Jedes Zeitalter verfügt über seine eigenen kosmischen Energien; die Energie im Fischezeitalter hat dieses zu einer Epoche von Kriegen und Konflikten gemacht. Aber der Wassermann schickt sich an, eine Epoche von Harmonie, Gerechtigkeit, Frieden, Einheit usw.
zu sein. In dieser Hinsicht akzeptiert New Age eine historische Unvermeidlichkeit. Manche nehmen an, das Zeitalter des Widders war die Zeit der jüdischen Religion, das Fischezeitalter das des Christentums, und der Wassermann werde das Zeitalter einer universalen Religion.
Wicca: Alter englischer Begriff für Hexen, der die neuheidnische Wiederbelebung einiger Elemente ritueller Magie bezeichnet. Erfunden wurde Wicca 1939 in England durch Gerald Gardner, der es auf einige wissenschaftliche Texte gründete, denen zufolge die mittelalterliche europäische Hexerei eine uralte, von den Christen ver-folgte Naturreligion war. "Das Handwerk" genannt, wuchs es in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts in den Vereinigten Staaten rasant an und begegnete dort der "Spiritualität der Frau".
7.3. Schlüsselorte des New Age
Esalen: Eine 1962 von Michael Murphy und Richard Preis in Big Sur, Kalifornien, gegründete Gemeinschaft, deren Hauptziel es war, durch Nudismus, Visionen und "sanfte Medizin" zur Selbstverwirklichung des Seins zu gelangen. Es wurde zu einem der bedeutendsten Zentren der Human-Potential-Bewegung und verbreitete die Ideen der ganzheitlichen Medizin in den Bereichen von Erziehung, Politik und Wirtschaft. Dies geschah durch Kurse in vergleichender Religionswissenschaft, Mythologie, Mystik, Meditation, Psychotherapie, Bewusstseinserweiterung usw. Gemeinsam mit Findhorn gilt es als Schlüsselort im Wachstum des Wassermannbewusstseins.
Das Esalen Soviet-American Institute arbeitete mit sowjetischen Beamten am Health Promotion Project zusammen.
Findhorn: Diese ganzheitliche Landwirtschaftsgemeinschaft, ins Leben gerufen durch Peter und Eileen Caddy, erreichte das Wachstum enormer Pflanzen durch unorthodoxe Methoden. Die 1965 in Schottland erfolgte Gründung der Gemeinschaft von Findhorn war ein wichtiger Meilenstein für die Bewegung, die die Aufschrift 'New Age' trägt. Man betrachtete Findhorn in der Tat 'als Verkörperung von deren Hauptidealen der Transformation'.
Die Suche nach einem universalen Bewusstsein, das Ziel der Harmonie mit der Natur, die Vision einer veränderten Welt und die Praxis des Channeling, alles was zum Kennzeichen der New-Age-Bewegung wurde, war in Findhorn von seiner Gründung an präsent. Der Erfolg dieser Gemeinschaft führte dazu, dass sie zum Modell und/oder einer Inspiration für andere Gruppen wurde, wie den Alternatives in London, Esalen in Big Sur, Kalifornien, sowie dem Open Center und dem Omega Institute in New York.106
Monte Verità: Eine utopische Gemeinschaft nahe Ascona in der Schweiz. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts war es ein Treffpunkt für europäische und amerikanische Verfechter einer Gegenkultur in den Feldern von Politik, Psychologie, Kunst und Ökologie. Die Eranos- Konferenzen werden dort seit 1933 jährlich abgehalten und versammeln einige der großen Exponenten des New Age. Das Jahrbuch macht die Absicht deutlich, eine integ-rierte Weltreligion zu schaffen.107 Faszinierend ist es, die Liste derjenigen zu sehen, die sich über die Jahre hinweg in Monte Verità versammelt haben.
8. Quellen
8.1. Dokumente des katholischen Lehramts
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Congregation for the Doctrine of the Faith, Letter to Bishops on Certain Aspects of Christian Meditation (Orationis Formas), Vatican City (Vatican Polyglot Press) 1989.
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8.2. Christliche Studien
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Marilyn Ferguson, The Aquarian Conspiracy. Personal and Social Transformation in Our Time, Los Angeles (Tarcher) 1980.
Chris Griscom, Ecstasy is a New Frequency: Teachings of the Light Institute, New York (Simon & Schuster) 1987.
Thomas Kuhn, The Structure of Scientific Revolutions, Chicago (University of Chicago Press) 1970.
David Spangler, The New Age Vision, Forres (Findhorn Publications) 1980.
David Spangler, Revelation: The Birth of a New Age, San Francisco (Rainbow Bridge) 1976.
David Spangler, Towards a Planetary Vision, Forres (Findhorn Publications) 1977.
David Spangler, The New Age, Issaquah (The Morningtown Press) 1988.
David Spangler, The Rebirth of the Sacred, London (Gateway Books) 1988.
9.2. Historische, beschreibende und analytische Arbeiten
Christoph Bochinger, "New Age" und moderne Religion: Religionswissenschaftliche Untersuchungen, Gütersloh (Kaiser) 1994.
Bernard Franck, Lexique du Nouvel-Age, Limoges (Droguet-Ardant) 1993.
Hans Gasper, Joachim Müller und Friederike Valentin, Lexikon der Sekten, Sondergruppen und Weltanschauungen. Fakten, Hintergründe, Klärungen, überarbeitete Auflage, Freiburg-Basel-Wien (Herder) 2000. Siehe, inter alia, die Artikel "New Age" von Christof Schorsch, Karl R. Essmann und Medard Kehl, sowie "Reinkarnation"
von Reinhart Hummel.
Manabu Haga and Robert J. Kisala (eds.), "The New Age in Japan" , in Japanese Journal of Religious Studies, Fall 1995, vol. 22, numbers 3 & 4.
Wouter Hanegraaff, New Age Religion and Western Culture. Esotericism in the Mirror of Nature, Leiden-New York-Köln (Brill) 1996. Dieses Buch verfügt über eine umfangreiche Bibliographie.
Paul Heelas, The New Age Movement. The Celebration of the Self and the Sacralization of Modernity, Oxford (Blackwell) 1996.
Massimo Introvigne, New Age & Next Age, Casale Monferrato (Piemme) 2000.
Michel Lacroix, L'Ideologia della New Age, Milano (Il Saggiatore) 1998.
J. Gordon Melton, New Age Encyclopedia, Detroit (Gale Research Inc) 1990.
Elliot Miller, A Crash Course in the New Age, Eastbourne (Monarch) 1989.
Georges Minois, Histoire de l'athéisme, Paris (Fayard) 1998.
Arild Romarheim, The Aquarian Christ. Jesus Christ as Portrayed by New Religious Movements, Hong Kong (Good Tiding) 1992.
Hans-Jürgen Ruppert, Durchbruch zur Innenwelt. Spirituelle Impulse aus New Age und Esoterik in kritischer Beleuchtung, Stuttgart (Quell Verlag) 1988.
Edwin Schur, The Awareness Trap. Self-Absorption instead of Social Change, New York (McGraw Hill) 1977.
Rodney Stark and William Sims Bainbridge, The Future of Religion. Secularisation, Revival and Cult Formation, Berkeley (University of California Press) 1985.
Steven Sutcliffe and Marion Bowman (eds.), Beyond the New Age. Exploring Alternative Spirituality, Edinburgh (Edinburgh University Press), 2000.
35
Charles Taylor, Sources of the Self. The Making of the Modern Identity, Cambridge (Cambridge University Press) 1989.
Charles Taylor, The Ethics of Authenticity, London (Harvard University Press) 1991
Edênio Valle s.v.d., "Psicologia e energias da mente: teorias alternativas" , in A Igreja Católica diante do pluralismo religioso do Brasil (III). Estudos da CNBB n. 71, São Paulo (paulus) 1994.
World Commission on Culture and Development, Our Creative Diversity. Report of the World Commission on Culture and Development, Paris (UNESCO) 1995.
M. York, "The New Age Movement in Great Britain" , in Syzygy. Journal of Alternative Religion and Culture, 1:2-3 (1992) Stanford CA.
Anmerkungen
1 Paul Heelas, The New Age Movement. The Celebration of the Self and the Sacralization of Modernity, Oxford (Blackwell) 1996, 137.
2 Vgl. P. Heelas, op. cit., 164f.
3 Vgl. P. Heelas, op. cit., 173.
4 Vgl. Johannes Paul II, Enzyklika Dominum et vivificantem (18. May 1986) , 53.
5 Vgl. Gilbert Markus o.p., "Celtic Schmeltic", (1) in Spirituality, vol. 4, November-December 1998, No 21, 379-383 und (2) in Spirituality, vol. 5, January-February 1999, No. 22, 57-61.
6 Johannes Paul II, Crossing the Threshold of Hope, (Knopf) 1994, 90.
7 Vgl. vor allem Massimo Introvigne, New Age & Next Age, Casale Monferrato (Piemme) 2000.
8 M. Introvigne, op. cit., p. 267.
9 Vgl. Michel Lacroix, L'Ideologia della New Age, Milano (il Saggiatore) 1998, 86. Der Begriff "Sekte" ist hier nicht in pejorativem Sinn gebraucht, sondern zur Beschreibung eines soziologischen Phänomens.
10 Vgl. Wouter J. Hanegraaff, New Age Religion and Western Culture. Esotericism in the Mirror of Secular Thought, Leiden-New York-Köln (Brill) 1996, 377 und anderswo.
11 Vgl. Rodney Stark and William Sims Bainbridge, The Future of Religion. Secularisation, Revival and Cult Formation, Berkeley (University of California Press) 1985.
12 Vgl. M. Lacroix, op. cit., 8.
13 Der Schweizer Kurs "Theologie für Laien" mit dem Titel Faszination Esoterik macht dies deutlich. Vgl.
"Kursmappe 1 – New Age und Esoterik", Begleittext zu den Dias, 9.
14 Der Begriff fand schon im Titel des New Age Magazine Verwendung , das vom Ancient Accepted Scottish Masonic Rite in the southern jurisdiction of the United States of America bereits im Jahr 1900 veröffentlicht wurde. Vgl. M. York, "The New Age Movement in Great Britain", in Syzygy. Journal of Alternative Religion and Culture, 1: 2-3 (1992), Stanford CA, 156, Fußnote 6. Der genaue Zeitpunkt und das Wesen des Übergangs zum Neuen Zeitalter werden von verschiedenen Autoren unterschiedlich interpretiert; Schätzungen des Zeitpunkts variieren von 1967 bis 2376.
15 Ende 1977 schickte Marilyn Ferguson einen Fragebogen an 210 "Personen, die mit der gesellschaftlichen Transformation befasst sind" und von ihr auch "Wassermann-Verschörer" genannt wurden. Folgendes ist dabei interessant: "Die Befragten sollten Individuen nennen, von deren Ideen sie beeinflusst wurden, entweder durch persönlichen Kontakt oder durch ihre Schriften; die meistgenannten, nach Häufigkeit geordnet, waren Pierre Teilhard de Chardin, C.G. Jung, Abraham Maslow, Carl Rogers, Aldous Huxley, Robert Assagioli, and J.
Krishnamurti. Others frequently mentioned: Paul Tillich, Hermann Hesse, Alfred North Whitehead, Martin Buber, Ruth Benedict, Margaret Mead, Gregory Bateson, Tarthang Tulku, Alan Watts, Sri Aurobindo, Swami Muktananda, D.T. Suzuki, Thomas Merton, Willis Harman, Kenneth Boulding, Elise Boulding, Erich Fromm, Marshall McLuhan, Buckminster Fuller, Frederic Spiegelberg, Alfred Korzybski, Heinz von Foerster, John Lilly, Werner Erhard, Oscar Ichazo, Maharishi Mahesh Yogi, Joseph Chilton Pearce, Karl Pribram, Gardner Murphy, and Albert Einstein": The Aquarian Conspiracy. Personal and Social Transformation in Our Time, Los Angeles (Tarcher) 1980, 50 (Fußnote 1) und 434.
16 W.J. Hanegraaff, op. cit., 520.
36
17 Irish Theological Commission, A New Age of the Spirit? A Catholic Response to the New Age Phenomenon, Dublin 1994, Kapitel 3.
18 Vgl. The Structure of Scientific Revolutions, Chicago (University of Chicago Press), 1970, 175.
19 Vgl. Alessandro Olivieri Pennesi, Il Cristo del New Age. Indagine critica, Vatican City (Libreria Editrice Vaticana) 1999, passim, aber vor allem 11-34. Siehe auch Abschnitt 4 weiter unter.
20 Es ist es wert, den Text dieses Liedes in Erinnerung zu rufen, der schnell dem Geist einer ganzen Generation in Nordamerika und Europa seinen Stempel aufdrückte: "Wenn der Mond im 7. Hause steht und Jupiter auf Mars zugeht, herrscht Frieden unter den Planeten, lenkt Liebe ihre Bahn. Genau ab dann regiert die Erde Aquarius ...
Harmonie und Recht und Klarheit, Sympathie und Licht und Wahrheit, niemand will die Freiheit knebeln, niemand mehr den Geist umnebeln, Mystik wird uns Einsicht schenken und der Mensch lernt wieder Denken dank Aquarius."
21 P. Heelas, op. cit., 1f. Die August-Ausgabe der Zeitschrift der Berkeley Christian Coalition aus dem Jahr 1978 schreibt: "Noch vor 10 Jahren war die irre, auf Drogen basierende Spiritualität der Hippies und der Mystik westlicher Yogis auf die Gegenkultur beschränkt. Heute haben beide ihren Weg in die Hauptströmung unserer kulturellen Mentalität gefunden. Wissenschaft, Berufe des Gesundheitswesens und die Künste, ganz zu schweigen von Psychologie und Religion, sie alle sind damit beschäftigt, die grundlegende Struktur ihrer Gebäude auf fundamentale Weise neu zu konstruieren.". Zitiert bei Marilyn Ferguson, op. cit., 370f.
22 Vgl. Chris Griscom, Ecstasy is a New Frequency: Teachings of the Light Institute, New York (Simon & Schuster) 1987, 82.
23 Vgl. das Glossar von Begriffen des New Age, Abschnitt 7.2 oben.
24 Vgl. W.J. Hanegraaff, op. cit., Kapitel 15 ("The Mirror of Secular Thought"). Das System der Korrespondenzen ist zweifellos aus der traditionellen Esoterik übernommen, hat aber für diejenigen, die (bewusst oder unbewusst) Swedenborg folgen, eine neue Bedeutung erlangt. Während jedes natürliche Element in der traditionellen Lehre der Esoterik das göttliche Leben in sich selber trägt, ist die Natur für Swedenborg ein totes Spiegelbild der lebendigen geistlichen Welt. Dieser Gedanke findet sich sehr deutlich im Zentrum der post-modernen Vorstellung von einer entzauberten Welt und den verschiedenen Versuchen, sie "wiederzuverzaubern". Blavatsky verwarf die Korrespondenzen, und Jung relativierte nachdrücklich die Kausalität zugunsten der esoterischen Weltsicht der Korrespondenzen.
25 W.J. Hanegraaff, op. cit. , 54-55.
26 Vgl. Reinhard Hummel, "Reinkarnation", in Hans Gasper, Joachim Müller, Friederike Valentin (Hgg.), Lexikon der Sekten, Sondergruppen und Weltanschauungen. Fakten, Hintergründe, Klärungen, Freiburg-Basel-Wien (Herder) 2000, 886-893.
27 Michael Fuss, "New Age and Europe – A Challenge for Theology", in Mission Studies Vol. VIII-2, 16, 1991, 192.
28 Ibid., loc. cit.
29 Ibid., 193.
30 Ibid., 199.
31 Kongregation für die Glaubenslehre, Schreiben an die Bischöfe der katholischen Kirche über einige Aspekte der christlichen Meditation (Orationis Formas), 1989, 14. Vgl. Gaudium et Spes, 19; Fides et Ratio, 22.
32 W.J. Hanegraaff, op. cit., 448f. Die Ziele sind zitiert nach der letzten Ausgabe von 1996, frühere Ausgaben betonten die Irrationalität der "Bigotterie" und die Dringlichkeit nicht-konfessioneller Erziehung. Hanegraaff zitiert J. Gordon Melton's Beschreibung der New-Age- Religion als in der "okkult-metaphysischen" Tradition verwurzelt ( ibid., 455).
33 W.J. Hanegraaff, op. cit., 513.
34 Thomas M. King SJ, "Jung and Catholic Spirituality", in America, 3 April 1999, 14. Der Autor führt aus, dass die Anhänger des New Age "Passagen zitieren, die mit I Ging, Astrologie und Zen zu tun haben, während Katholiken Passagen zitieren, die von christlicher Mystik, der Liturgie und dem psychologischen Wert des Sakraments der Versöhnung handeln" (12). Er listet darüber hinaus katholische Persönlichkeiten und geistliche Einrichtungen auf, die deutlich von Jungs Psychologie inspiriert und geleitet sind.
35 Vgl. W.J. Hanegraaff, op. cit., 501f.
36 Carl Gustav Jung, Wandlungen und Symbole der Libido, zitiert in Hanegraaff, op. cit., 503.
37
37 Zu diesem Punkt vgl. Michel Schooyans, L'Évangile face au désordre mondial, mit einem Vorwort von Kardinal Joseph Ratzinger, Paris (Fayard) 1997.
38 Zitiert in The True and the False New Age der Maranatha-Gemeinschaft . Introductory Ecumenical Notes, Manchester (Maranatha) 1993, 8.10 – die ursprüngliche Seitennummerierung ist nicht angegeben.
39 Michel Lacroix, L'Ideologia della New Age, Milano (il Saggiatore) 1998, 84f.
40 Vgl. den Abschnitt zu David Spanglers Ideen in Actualité des religions nº 8, septembre 1999, 43.
41 M. Ferguson, op. cit., 407.
42 Ibid., 411.
43 "Ein Amerikaner zu sein, … bedeutet genau genommen, sich eher ein Schicksal vorzustellen als eines zu er-ben. Wir sind schon immer eher Bewohner des Mythos gewesen als der Geschichte": Leslie Fiedler, zitiert in M.
Ferguson, op. cit., 142.
44 Vgl. P. Heelas, op. cit., 173f.
45 David Spangler, The New Age, Issaquah (Mornington Press) 1988, 14.
46 P. Heelas, op. cit., 168.
47 Vgl. das Vorwort zu Michel Schooyans, L'Évangile face au désordre mondial, op. cit. Dieses Zitat ist übersetzt aus dem italienischen Il nuovo disordine mondiale, Cinisello Balsamo (San Paolo) 2000, 6.
48 Vgl. Our Creative Diversity. Report of the World Commission on Culture and Development, Paris (UNESCO) 1995; der Bericht illustriert die Bedeutung, die der Verherrlichung und der Förderung der Vielfalt zukommt.
49 Vgl. Christoph Bochinger, "New Age" und moderne Religion: Religionswissenschaftliche Untersuchungen, Gütersloh (Kaiser) 1994, vor allem Kapitel 3.
50 Die Unzulänglichkeiten von Techniken, die noch nicht Gebet sind, werden unten in Kapitel 3.4 ("Christliche Mystik und die Mystik des New Age") diskutiert.
51 Vgl. Carlo Maccari, "La 'mistica cosmica' del New Age", in Religioni e Sette nel Mondo 1996/2.
52 Jean Vernette, "L'avventura spirituale dei figli dell'Acquario", in Religioni e Sette nel Mondo 1996/2, 42f.
53 J. Vernette, loc. cit.
54 Vgl. J. Gordon Melton, New Age Encyclopedia, Detroit (Gale Research) 1990, xiii-xiv.
55 David Spangler, The Rebirth of the Sacred, London (Gateway Books) 1984, 78f.
56 David Spangler, The New Age, op. cit. , 13f.
57 Johannes Paul II, Apostolischer Brief Tertio Millennio Adveniente (10. November 1994), 9.
58 Matthew Fox, The Coming of the Cosmic Christ. The Healing of Mother Earth and the Birth of a Global Renaissance, San Francisco (Harper & Row) 1988, 135.
59 Vgl. das Dokument Frente a una Nueva Era. Desafío a la pastoral en el horizonte de la Nueva Evangelización, 1993, hg. vom Komitee der argentinischen Bischofskonferenz für Kultur.
60 Kongregation für die Glaubenslehre, Orationis Formas, 23.
61 Ibid., 3. Vgl. die Abschnitte über Meditation und betrachtendes Gebet im Katechismus der Katholischen Kirche, §§ 2705-2719.
62 Vgl. Kongregation für die Glaubenslehre, Orationis Formas, 13.
63 Vgl. Brendan Pelphrey, "I said, You are Gods. Orthodox Christian Theosis and Deification in the New Religious Movements" in Spirituality East and West, Easter 2000 (No. 13).
64 Adrian Smith, God and the Aquarian Age. The new era of the Kingdom, Great Wakering (McCrimmons) 1990, 49.
65 Vgl. Benjamin Creme, The Reappearance of Christ and the Masters of Wisdom, London (Tara Press) 1979, 116.
66 Vgl. Jean Vernette, Le New Age, Paris (P.U.F.) 1992 (Collection Encyclopédique Que sais-je? ), 14.
67 Katechismus der Katholischen Kirche, § 52.
38
68 Vgl. Alessandro Olivieri Pennesi, Il Cristo del New Age. Indagine Critica, Vatican City (Libreria Editrice Vaticana) 1999, vor allem 13-34. Die Liste gemeinsamer Punkte findet sich auf S. 33.
69 Das Glaubensbekenntnis von Nizäa.
70 Michel Lacroix, L'Ideologia della New Age, Milano (Il Saggiatore) 1998, 74.
71 Ibid., 68.
72 Edwin Schur, The Awareness Trap. Self-Absorption instead of Social Change, New York (McGraw Hill) 1977, 68.
73 Vgl. Katechismus der Katholischen Kirche, §§ 355-383.
74 Vgl. Paul Heelas, The New Age Movement. The Celebration of the Self and the Sacralization of Modernity, Oxford (Blackwell) 1996, 161.
75 A Catholic Response to the New Age Phenomenon, Irish Theological Commission 1994, Kapitel 3.
76 Kongregation für die Glaubenslehre, Orationis Formas, 3.
77 Ibid., 7.
78 William Bloom, The New Age. An Anthology of Essential Writings, London (Rider) 1991, xvi.
79 Katechismus der Katholischen Kirche, § 387.
80 Ibid. , § 1849.
81 Ibid., § 1850.
82 Johannes Paul II, Apostolisches Schreiben "Salvifici doloris" über den christlichen Sinn des menschlichen Leidens (11. Februar 1984), 19.
83 Vgl. David Spangler, The New Age, op. cit. , 28.
84 Vgl. Johannes Paul II, Enzyklika Redemptoris Missio (7. December 1990), 6, 28, und die Erklärung Dominus Jesus (6. August 2000) der Kongregation für die Glaubenslehre, 12.
85 Vgl. R. Rhodes, The Counterfeit Christ of the New Age Movement, Grand Rapids (Baker) 1990, 129.
86 Helen Bergin OP, "Living One's Truth" , in The Furrow, January 2000, 12.
87 Ibid., 15.
88 Vgl. P. Heelas, op. cit., 138.
89 Elliot Miller, A Crash Course in the New Age, Eastbourne (Monarch) 1989, 122. Für eine Dokumentation der vehement anti-christlichen Haltung des Spiritismus vgl. R. Laurence Moore, "Spiritualism", in Edwin S.
Gaustad (ed.), The Rise of Adventism: Religion and Society in Mid-Nineteenth-Century America, New York 1974, 79-103, sowie R. Laurence Moore, In Search of White Crows: Spiritualism, Parapsychology, and American Culture, New York (Oxford University Press) 1977.
90 Vgl. Johanes Paul II, Enzyklika Fides et Ratio (14. September 1998), 36-48.
91 Vgl. Johannes Paul II, Address to the United States Bishops of Iowa, Kansas, Missouri and Nebraska on their "Ad Limina" visit, 28 May 1993.
92 Vgl. Johannes Paul II, Post-Synodal Apostolic Exhortation Ecclesia in Africa (14 September 1995), 103. Der Päpstliche Rat für die Kultur hat ein Handbuch veröffentlicht, das diese Zentren in der ganzen Welt auflistet: Catholic Cultural Centres (3rd edition, Vatican City, 2001).
93 Vgl. Kongregation für die Glaubenslehre, Orationis Formas und § 3 oben.
94 Dies ist ein Bereich, in dem der Mangel an Information dazu führen kann, dass die für die Erziehung Verant-wortlichen von Gruppen irregeführt werden, deren wahre Agenda der Botschaft des Evangeliums feindselig gesinnt ist. Das ist besonders an Schulen der Fall, wo ein unfreiwilliges junges Publikum ein ideales Ziel für ideologisches Merchandising ist. Vgl. das Caveat in Massimo Introvigne, New Age & Next Age, Casale Monferrato (Piemme) 2000, 277f.
95 Vgl. J. Badewien, Antroposofia, in H. Waldenfels (ed.) Nuovo Dizionario delle Religioni, Cinisello Balsamo (San Paolo) 1993, 41.
96 Vgl. Raúl Berzosa Martinez, Nueva Era y Cristianismo, Madrid (BAC) 1995, 214.
39
97 Helen Palmer, The Enneagram, New York (Harper-Row) 1989.
98 Vgl. das Dokument des argentinischen Bischofskomitees für die Kultur, op. cit.
99 J. Gernet, in J.-P. Vernant et al., Divination et Rationalité, Paris (Seuil) 1974, 55.
100 Vgl. Susan Greenwood, "Gender and Power in Magical Practices", in Steven Sutcliffe and Marion Bowman (eds.), Beyond New Age. Exploring Alternative Spirituality, Edinburgh (Edinburgh University Press) 2000, 139.
101 Vgl. M. Fuss, op. cit., 198-199.
102 Für eine knappe, aber klare Darstellung der Human-Potential-Bewegung vgl. Elizabeth Puttick, "Personal Development: the Spiritualisation and Secularisation of the Human Potential Movement", in: Steven Sutcliffe and Marion Bowman (eds.), Beyond New Age. Exploring Alternative Spirituality, Edinburgh (Edinburgh University Press) 2000, 201-219.
103 Vgl. C. Maccari, La "New Age" di fronte alla fede cristiana, Leumann-Torino (LDC) 1994, 168.
104 Vgl. W.J. Hanegraaff, op. cit., 283-290.
105 Zu diesem letzten, sehr delikaten Punkt vgl. Eckhard Türks Artikel "Neonazismus" in Hans Gasper, Joachim Müller, Friederike Valentin (Hgg.), Lexikon der Sekten, Sondergruppen und Weltanschauungen. Fakten, Hintergründe, Klärungen, Freiburg- Basel-Wien (Herder) 2000, 726.
106 Vgl. John Saliba, Christian Responses to the New Age Movement. A Critical Assessment, London, (Geoffrey Chapman) 1999, 1.
107 Vgl. M. Fuss, op. cit., 195-196.
Tag der Veröffentlichung: 15.01.2021
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