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Leseprobe

Wege durch die Buchbranche

Einstieg – Ausstieg – Karrieren

Herausgeber: Hanna Hartberger, Dennis Schmolk

 

 

Über das eBook

Kaum zu glauben, aber seit 2012 gibt es unser Blog Alles fließt. Wir kommen auf 324 Artikel (Stand 7.2.2017) und es werden beständig mehr. Einige Beiträge sind kurzlebig, aber es gibt auch die, die einem über Jahre hinweg im Gedächtnis bleiben, die man immer wieder weiterempfiehlt oder die man selbst noch einmal liest. Da wir es schade fanden, dass sie manchmal etwas untergehen, haben wir hier ein Best-of gesammelt. Der Schwerpunkt liegt auf Artikeln rund um Karriere in der Buchbranche:

Die Buchbranche ist für viele ein Karriereziel. Wer gerne liest und Bücher liebt, eine Geisteswissenschaft studiert oder im Buchhandel gearbeitet hat, will nicht selten bei einem Verlag unterkommen.

Dass hier diverse Fallen lauern, überrascht nicht: Viel Idealismus und Wunsch nach "Selbstverwirklichung" führen manche(n) auf eine abenteuerliche Reise durch prekäre Praktika, unfreiwillige Volontariate und die "Working-Poor"-Arbeitswelt der Elternzeitvertretungen und befristeten Stellen.

Manch eine(r) beißt sich durch, andere eröffnen Lebensmittelläden oder wechseln auf Agenturseite, wo der Stress derselbe, die Bezahlung aber mit etwas Glück besser ist.

 

Über die Herausgeber

Hanna Hartberger und Dennis Schmolk haben beide in einem früheren Leben Buchwissenschaft studiert, bevor sie seit ein paar Jahren angefangen haben, quer durch die Medienbranche zu tingeln. Hannas berufliche Schwerpunkte liegen irgendwo zwischen Marketing, Social Media und Content Management, ihre Hashtags sind #allrounder, #nichtsistbestaendigeralsderwandel und #organisationsgenie. Dennis hat es sich mit LYX Storyboard (früher) und BookRix (heute) eher zufällig in der Selfpublishing-Ecke bequem gemacht und pflegt nebenbei eigentlich immer mindestens ein zeitraubendes Hobbyprojekt. Hashtags: #epublishing #digitalernachlass #kaffee.

Unser Dank gilt unseren Bloggerkollegen und Gastautoren, die alle mit großer Selbstverständlichkeit zugestimmt haben, dass wir ihre Artikel hier aufnehmen dürfen. Namentlich sind zu nennen:

  • Norsin Tancik, die freundlicherweise sogar noch ein Vorwort geschrieben hat,

  • Dagmar Eckhardt alias GeschichtenAgentin,

  • Frauke Ehlers,

  • Steffen Meier,

  • Anja Kujasch,

  • Simone Klebes und

  • Veronika Geis.

Vielen Dank euch allen und auf weiterhin guten Austausch und spannende Kooperationen!

Inhaltsverzeichnis

Titelseite

Über ...

Widmung

1. Vorwort von Norsin Tancik

2. Wie komme ich rein? Der oftmals schwierige (Wieder-)Einstieg

3. Was darf ich und was darf mein Chef? Das Volontariat und seine Rechte

4. Wie geht es voran? Einblicke in Weiterbildung und Netzwerken

5. So nicht! Vermeidbares Verhalten für den Moment, in dem ihr selbst am Hebel sitzt

6. War das jetzt alles? Möglichkeiten der beruflichen Umorientierung

7. Zum Weiterschmökern

Impressum

1. Vorwort von Norsin Tancik

Glücklich unzufrieden

Ist es eine Frage der Generation? Eine Frage meines Standpunktes und meinen Erfahrungen? Oder doch etwas Typisches? Jedenfalls habe ich noch keine Branche erlebt, in der so viele glücklich unzufrieden sind. Woran liegt das?

Es ist die vielleicht am meisten gehasste Frage-Antwort-Kombination in Bewerbungsgesprächen – von Personalern und Bewerbern aus betrachtet.

"Warum möchten Sie hier arbeiten?"

"Ich liebe Bücher, und ich lese gerne."

Genau hier liegt die Schwierigkeit der Branche: Wir arbeiten alle mit Produkten, die wir lieben. Und sind glücklich. Und nehmen deshalb ganz schön viel auf uns, um mit Büchern, die wir lieben, arbeiten zu können. Das macht unzufrieden – und zwar auf drei verschiedenen Ebenen.

Meine Mutti regelt das schon.

Unsere Karriereplattform ging vor über fünf Jahren online. Auf BuchKarriere bieten wir unserer Zielgruppe eine Jobbörse, eine Verlagslandkarte, ein Verlagsranking mit Arbeitgeberbewertungen – und eine Mail-Adresse im Kontaktbereich an. Schon bald war diese Adresse eine Anlaufstelle für alle möglichen Anfragen: Wie lautet meine Kündigungsfrist, wenn nichts im Vertrag steht? Was mache ich, wenn mein Arbeitgeber sich weigert, mir einen Arbeitsvertrag auszustellen? Sind diese Gehaltsvorstellungen in Deutschland normal? Wirklich?

Eines Tages fand ich eine Nachricht einer Mutter vor, die sich Sorgen machte, dass ihre Tochter nichts finden würde, dass nur Absagen kämen und ob wir Tipps hätten. Diese Mail begleitete mich viele Jahre in Gedanken und zeigte mir auf, wie groß das Elend auf dieser Seite war.

Das Suchen nach Stellen. Das Hängenbleiben in unbezahlten Praktika, der Einstieg in befristete Volontariate, die fehlenden Übernahmen. Das Umziehen von Job zu Job, die Fernbeziehungen, die Nachtschichten, die Zuschüsse, die ständigen Geldsorgen. Das Bewerben, die fehlenden Rückmeldungen, die merkwürdigen Angebote und Kompromisse, die viele Bewerber in solchen Phasen annehmen und eingehen. Generell die Opfer, die gebracht werden, um anzukommen und mit Büchern arbeiten zu können.

So glücklich sich viele schätzen, die hängen geblieben sind – irgendwie und irgendwo, hauptsache mit Büchern – so unzufrieden sind sie, wenn es um die Umstände geht. Ihre geringen Urlaubstage, der Lohn, der einem eine Rente am Existenzminimum sichert, fehlende Leistungsvergütungen. Das nagt, denn diese Rahmenbedingungen sorgen dafür, dass Mitarbeiter für ihre Arbeit Anerkennung bekommen. Fehlt die, wächst die Unzufriedenheit.

Wie wäre es mit einem High-Five? In dein Gesicht? Mit einem Brockhaus?

Klar ist es schön, fair und leistungsgerecht vergütet zu werden. Etwas, das aber auch stimmen muss, ist das Arbeitsumfeld – also die Kollegen und Vorgesetzten. Durch BuchKarriere konnte ich mich sehr schnell von dem Gedanken verabschieden, dass unter Menschen, die Bücher lieben und mit ihnen arbeiten, immer Friede, Freude, Eierkuchen herrscht. Für die dunkelsten Geheimnisse ist unser Verlagsranking zuständig. Hier bewerten Praktikanten und Volontäre ihre Arbeitgeber und erhalten zum Schluss die Möglichkeit, in einem freien Textfeld ihre Meinung zu äußern – sofern sie ihren Klarnamen angeben.

Meine traurigen Höhepunkte waren die Unternehmen, in denen es verboten war, dass die Arbeiternehmer während der Arbeitszeit miteinander sprachen. Oder in denen cholerische Vorgesetzte beschrieben wurden, die in Gesprächen ausfallend wurden, und ihre Wut an Mitarbeitern ausließen. Aber es gab auch diese Bewertungen, die die Grabenkämpfe und den Hass zwischen den Abteilungen beschrieb – obwohl man im selben Unternehmen saß.

Ist der Umstand, wenn Kollegen sich gegenseitig Trost spenden, um sich gegen ausfallende Vorgesetzte zur Wehr zu setzen, schön oder macht er eher traurig? Auf alle Fälle ist es die zweite Säule, die wackeln kann. Die zu einem glücklichen, unzufriedenen Arbeitnehmer führt.

Das hier ist nicht das Wunderland. Und du bist nicht Alice.

Wie groß ist da erst die Ernüchterung, wenn Studenten ihre ersten Praktika absolvieren und feststellen, dass das Berufsbild nicht so ist, wie sie es sich vorgestellt haben. Allerdings ist das noch nicht schlimm, denn Studenten haben Zeit, sich neu zu orientieren, in andere Abteilungen zu schnuppern und mit neuer Liebe in die Branche einzusteigen.

Was ist allerdings mit den Menschen, die ihr Untenehmen, ihre Produkte und ihre Abteilungen gefunden haben, etwas bewirken und sich einbringen wollen; die Veränderungen in der Buchbranche angehen, Lösungen anbieten und neue Ideen ausprobieren wollen – aber gebremst werden? Die immer wieder auf Unverständnis stoßen; gegen Mauern, Regeln und Gesetzmäßigkeiten rennen, die sie nicht umwälzen können? Die irgendwann resignieren und einfach nur das tun, was von ihnen erwartet wird? Auch

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 01.05.2017
ISBN: 978-3-7438-1057-0

Alle Rechte vorbehalten

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