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Kapitel 1 - Schlechter Mensch

Ich bin ein schlechter Mensch. Ich war eigentlich zum Sterben verdammt, doch ich wollte und durfte nicht sterben. Ich hatte einen Auftrag auszuführen und erst wenn ich dies geschafft hab, durfte ich sterben. Deswegen kämpfte ich weiter. Ein Mann kam auf mich zugerannt und wollte mich gerade mit einem Messer abstechen, doch ich war schneller. Ein Schuss in den Kopf und er lag am Boden, völlig regungslos. Es kamen mehr Männer dazu und mich packte plötzlich die Angst. Was war nur los mit mir? Normalerweise führte ich jeden Auftrag ohne mit der Wimper zu zucken aus, doch heute war es anders. Ich war fertig mit allem und hatte innerlich schon mit meinem Leben abgeschlossen. Ich schaute in das Magazin der Waffe. Soweit ich sehen konnte, waren es noch sieben Männer. Ich hatte dieses Magazin erst angebrochen, deswegen waren noch neun Schuss übrig. Wenn ich nicht verfehlte könnte ich alle ohne Probleme umlegen.
"Sieh an, wie fertig die Kleine schon ist. Sie kippt gleich um, also greift nicht an. Und wenn sie bewusst los ist, nehmen wir sie so richtig ran!", hörte ich einen der Kerle sagen. Ich war angewidert und die Angst, die ich bis vor eben noch so gut wie es ging versteckt hielt, kam wieder hoch und breitete sich in meinem ganzen Körper aus. Mir wurde übel und ich musste würgen. So nah am Rand des Verderbens, habe ich mich in meinen 25 Lebensjahren noch nie befunden. Ich ahnte was mit mir passieren würde, wenn ich jetzt aufgeben würde. Diese ekligen Kerle würden über mich herfallen wie die Geier. Mich vergewaltigen, solange ich bewusstlos am Boden lag und wenn sie fertig mit mir sind, reicht eine Kugel aus und sie sind mich für immer los. Doch diesen Gefallen tat ich ihnen nicht.
Also setzte ich zum ersten Schuss an und traf sauber in die Stirn. Die nächsten Schüsse die folgten, waren auch perfekte Treffer, so wie ich es von mir gewohnt war. Am Ende stand nur noch ein Mann da.
Er sah mich flehend an: "Bitte Scarlett, verschohne mich. Das war doch nur ein Scherz mit dem rannehmen!", lachte er nervös.
Doch ich sah ihn an und gab ein ironisches Lachen von mir. "Süßer, du weißt, dass ich keine Ausnahmen mache", gab ich von mir und verpasste ihm zuerst eine Kugel ins Bein, sodass er zu Boden sank. Das war ein Fehler, wie ich schnell erkannte. Er zog seine Waffe und verpasste mir einen Schuss in den Arm. Ich taumelte kurz, mir wurde schwarz vor Augen, deswegen war der nächste Schuss auch kein sauberer Treffer. Ich schoss ihm in seinen Bauch, er würde an Verblutung sterben, dass war klar und deswegen machte ich mir keine weiteren Sorgen um ihn.
Doch was würde aus mir werden? Ich hatte jegliche Willenskraft verloren. Also überließ ich mich mir selbst und meiner Verletzung, in der Hoffnung der Tod würde in Form von Verblutung kommen, so wie bei meinem Gegenüber. Ich sank auf den Boden, mir wurde schlagartig schwarz vor Augen.
Ich driftete ab, in vollkommene Leere und doch überkam mich ein wohliges Gefühl von Geborgenheit und Wärme. Was eigentlich nicht möglich war, weil der Boden eiskalt war. Und so trieb ich weiter auf einer schwarzen Welle, die mich angenehm hin und her schaukelte. Ich ließ mich diesem Gefühl ganz ausgeliefert. Wie ich mir den Tod auch immer vorgestellt hatte, so angenehm und warm habe ich ihn mir nie vorgestellt.

Kapitel 2 - Die Ruhe vor dem Sturm

Doch diese Ruhe blieb mir verwährt. Noch vor ein paar Sekunden trieb ich seelenruhig auf der schwarzen Welle, als mich plötzlich etwas hochzerrte. Ich wehrte mich mit allen Kräften, ich wollte hier bleiben, in dieser Ruhe. Das war mein einziger Wunsch, doch den würde man mir nicht erfüllen. Diese Kraft, zog und zerrte weiter an meinem Körper. Wo auch immer sie herkam, sie war stark, leider zu stark für mich. Also überließ ich mich dieser Kraft, ohne einen weiteren Kampf, da ich sowieso schon zu geschwächt war.
Es kamen plötzlich Bilder auf mich zu. Ich sah eine Industriehalle, überall lagen Metallteile rum oder Holzbretter. Dort war ein Ein- und Ausgang aus welchem ich trat, völlig in schwarz gekleidet mit zwei Waffen in der Hand und einer weiteren an meinem Gürtel befestigt. Die Männer die da standen, kamen auf mich zu. Einen nach dem anderen machte ich kalt. Das Bild verschwamm, diesmal stand ich auf den Knien und zielte mit meiner Waffe auf einen Mann, der sich das Bein hielt. Ein lauter Knall ertönte, es trat Blut aus seinem Bauch. Kurz danach sank er zu Boden und krümmte sich vor Schmerzen. Gerade wollte ich zum letzten Schuss ansetzten, als mir schwarz vor Augen wurde. Ich spürte weder die Schussverletzung an meinem Arm, noch den harten Aufprall mit dem kalten Betonboden. Dann war dort nichts mehr. Keine Bilder vor meinem inneren Auge, kein Schmerz. Nur diese schwarze Welle, die mich sanft hin und her wog.
Diese schwarze Welle war nicht der erlösende Tod gewesen, ich war nur bewusstlos gewesen und jetzt wollte mein Geist wieder sein Bewusstsein erlangen. Er wollte sich nicht Kampflos dem Tod stellen, also lies ich ihn. Ich bewegte mich solangsam wieder an die Oberfläche und plötzlich sah ich wieder etwas.
Da war nicht mehr diese dunkle, schwarze, zähe Masse die mich runterzog. Es wurde schlagartig hell. Zuerst war da nur Licht, doch ich konnte nach wenigen Augenblicken einpaar Umrisse wahrnehmen. Ich versuchte mich auf die Seite zu drehen um mehr sehen zu können, doch es tat höllisch weh. Ich stöhnte laut auf, es tat so weh und dieser unerträgliche Schmerz wollte nicht weggehen. Etwas kam auf mich zu, eine schemenhafter Umriss und drückte mich wieder runter. Ich war vollkommen benommen und konnte keinen klaren Gedanken fassen, also gehorchte ich der Stimme die beruhigend auf mich einsprach. Ich versuchte wahrzunehmen, was sie sagte, doch ich vernahm nur ein tiefes Murmeln. Ich schloss die Augen, in der Hoffnung die schwarze Welle würde mich wieder überkommen, doch dem war nicht so. Ich konnte immernoch alles vernehmen, was um mich herum geschah. Ein paar minuten wartete ich ab, ehe ich meine Augen wieder öffnete.
Diesmal konnte ich alles ganz genau erkennen. Ich befand mich in einem Raum, ziemlich groß und hell. Ich sah mich um und erkannte eine sehr schicke Wohnung, vermütlich lag ich im Wohnzimmer auf der Couch. Ich sah an mir runter und erkannte das ich nur in Unterwäsche da lag. Was ist während all dieser Zeit passiert, in der ich auf dieser Welle trieb? Und was bitte mache ich hier, in dieser Wohnung, die ganz eindeutig NICHT meine ist?!
Hinter mir ertönte plötzlich eine tiefe Männerstimme: "Du solltest es lieber langsam angehen lassen, Elina." Ich erschrak und sah hinter mich. Da saß ein wirklich gutaussehender Mann mit dunkelblonden Haaren, er war verdammt groß und muskulös. Amüsiert schaute er mich an. Ich erkannte ihn von irgendwo her. Das taube Stechen in meinem Arm ignorierte ich vorerst.
Ich ließ mich nicht davon abbringen, was mich ablenkte war sein unglaublicher Körper. Er saß in Jeans auf einer Couch, ohne Shirt. Man sah seine Muskeln, die sich auf seinem gesamten Körper ausbreiteten, jedoch nicht so markant wie die Muskeln eines Bodybuilders. Ich spürte wie mein böser, abweisender Blick einem weichen und leichten Lächeln wich. Ich hörte wie er kurz auflachte, er hatte offenbar wahrgenommen wie beeindruckt ich von seinem Anblick war und es immernoch bin. Und plötzlich fiel mir auf, dass er mich mit meinem richtigen Namen, Elina, ansprach. Er dürfte nicht meinen richtigen Namen wissen! Mein offizieler Name war Scarlett, so etwas wie mein Deckname. Ich betrachtete ihn genauer und plötzlich erkannte ich wer er war. Ich versteifte mich mit einem Mal, was wieder ein taubes Stechen in meinem Arm verursachte. 
Es war mein Boss. Niklas Ivanov. Ich bewegte mich für bestimmt einpaar Minuten keinen Milimeter, so geschockt war ich. Was machte ich hier bei meinem Boss?! Ich durfte hier nicht sein, keiner aus dem Clan darf hier sein! Langsam setzte ich mich auf und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Wie konnte das nur passieren? Und plötzlich wurde mir klar aus welchem Grund ich hier war. Ich habe den Auftrag vermasselt und wenn einer etwas nicht so hinbekommt, wie es hätte eigentlich gemacht werden sollen, dann wird derjenige beseitigt, denn bei uns regiert das Motto: 'Es gibt keine Zeugen, wenn wir keine Zeugen hinterlassen'.
Ich war also hier, damit mein Boss mich umbrachte, mir war jedoch nie klar, dass es der Boss höchstpersönlich machen würde. Ich sah ihn für ein paar Sekunden an, sah jedoch wieder weg, weil ich es nicht auf mich brachte ihm bei den folgenden Worten direkt in die Augen zusehen: "Tun Sie, was auch immer Sie tun müssen. Ich nehme alle Fehler auf mich." Ich schämte mich so sehr, dass ich ihn noch vor einpaar Minuten so ansah, Niklas war mein Boss und diese Gedanken dürften keinem kommen, nicht mal mir, als einzige Frau im gesamten Clan.
Ich vergrub also vor Scham wieder mein Gesicht in meinen Händen. Herr Ivanov setzte sich auf und kam auf mich zu und kniete sich vor mich. Jetzt würde er es tun. Mich umbringen. Entweder mit einer Schusswaffe oder mich einem Messer. Ich zitterte voller Angst, aber was blieb mir anderes übrig, ich sah meinen Fehler ein und würde jetzt dafür bezahlen müssen. Nebenbei fragte ich mich selbst, wie vielen vor mir das schon passiert ist... Er ist gerade mal 27 Jahre alt, also nur zwei Jahre älter als ich. Wie lange war er jetzt Boss? Neun Jahre oder so, hatte mir mal Alex gesagt. Shit!, Alex... Was würde er nur von mir denken, wenn er dies erfuhr. Dass ich einen so einfachen Auftrag vermasselte. 

Kapitel 3 - Unerwartete Wendung

Doch es passierte etwas völlig Unerwartetes. Er nahm zuerst meine eine und dann die andere Hand weg, sodass er mir direkt in die Augen schauen konnte. Tränen sammelten sich in meinen Augen, doch ich wagte es nicht auch nur eine Träne zu vergießen. Er nahm mein Gesicht in seine große Hand, sodass ich ihn ansehen musste. Ich hatte Angst und war voller Wut und Hass auf mich selbst. Dann war da aber noch ein anderes Gefühl, welches ich so langsam benennen konnte, aber auf keinen Fall wollte. Schnell schluckte ich es herunter.
Hör auf daran zu denken!, ermahnte ich mich selbst. Ich war mittlerweile 25 Jahre alt und schon sieben Jahre in diesem dreckigen Business. Und mir ist dieses Gefühl nur einmal untergekommen und das war lange vor diesen sieben Jahren beim Clan.
"Elina hör gut zu. Du hast deinen Job nicht vergeigt. Um ehrlich zu sein, hätte ihn kein anderer so präzise ausführen können wie du. Du bist nicht hier, weil dich jetzt jemand umbringen muss und wenn jemand das vorhat, dann werde ich der Erste sein der sich dazwischen stellt. Hörst du? Du bist hier, weil du erstens beschützt werden musst und zweitens, weil du fast tot warst, als ich dich gefunden habe. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass du wieder aus der Halle rauskommst, aber du bist nicht gekommen. Auch zehn Minuten, nachdem die Schüsse aufhörten. Ich habe auf dich gewartet. Und deswegen bin ich in die Halle rein, um dann zu sehen wie du....", plötzlich hörte er auf zu reden.
Er sah mich auch nicht mehr an, sein Blick war in weite Ferne gerückt. Seine Augen wurden groß und es lag etwas Komisches darin. Ich sah Wut und Angst, trotzdesen war in seinem Blick aber noch etwas anderes, etwas, was diese Schorffheit und diesen Hass einwenig weich wirken lässt. War es so etwas wie Zuneigung?
"... um dann zu sehen wie du da lagst, mit Blut verschmiert, in Mitten von diesen ekligen Gestalten und dieses Schwein hat dich angeblickt als ob er dich gleich verschlingen würde!", spuckte er die Worte nur so heraus. 
Er wurde immer lauter, ich konnte seinen Hass förmlich spüren, als wäre es mein eigener. Endlich sah er mir wieder in die Augen, er blickte mich eindringlich an und musterte mich von oben bis unten. Bis sein Blick an meinem linken Arm haften blieb. Ich folgte seinem Blick und sah einen dicken Verband am Oberarm. Seine Hand, die die ganze Zeit über an meinem Kinn war, führte er jetzt zum Verband. Doch er fasste nichts an, sondern schwebte mit der Hand nur darüber und schwieg. Ich saß immernoch bewegungslos auf der Couch und blickte ihn an, in der Hoffnung, dass irgendetwas ihn verraten würde, doch da war nichts. 
Er schaute wieder hoch und diesmal war so etwas wie leichte Freude in seinem Blick, er schaute mich an und sagte: "Zum Glück hat Doc dich wieder ganz bekommen!". Sein Blick war nicht verliebt, eher der Blick dem man einem kleinen Kind schenken würde. Ich konnte mir aus seinem ganzen Verhalten nichts ergründen. Wieso war er aufeinmal so besorgt um mich? Oder war das alles nur gespielt und eine Maskerade? Ich war vollkommen durcheinander, ich hatte sogutwie tausend Fragen, auf die ich unbedingt Antworten brauchte. Doch ich entschied mich ersteinmal dazu die allerwichtigste zu stellen.
"Boss, verstehen Sie mich nicht falsch, aber wieso bin ich denn ausgerechnet hier?" Er lächtelte mich an. Und dieses Lächeln verursachte irgendetwas komisches mit meinem gesamten Körper. Ich fühlte mich aufeinmal so geborgen und wollte hier nie wieder weg und wenn ich doch müsste, dann wäre es schon in Ordnung für mich, wenn ich dafür wenigstens immer in dieses wunderschöne Gesicht sehen könnte. Innerlich bestrafte ich mich wieder für diese Gedanken, es wäre ein großer Fehler so etwas zuzulassen, egal wie sehr ich es auch wollte.
"Also, ich wäre dir wirklich dankbar wenn du mich Nik nennen würdest, und lass das bitte mit dem 'Sie', da fühle ich mich immer so alt. Du bist hier, weil ich es so wollte", gab er mir knapp als Antwort auf meine Frage. Jetzt war ich endgültig so weit und verstand gar nichts mehr. 
Er wollte das ich hier bin? Wieso wollte er es so?
"Achso und außerdem hast du keine Wohnung mehr, also vorerst nicht. Ich habe dafür gesorgt, dass alle deine persönlichen Sachen, wie Klamotten und sowas hier zu mir kommen und dein Waffenschrank befindet sich auch bei mir. Du hast da eine beträchtliche Sammlung, muss ich sagen. Kommt meiner Sammlung sehr Nahe", sagte er leicht lächelnd. Er sah mir immernoch in die Augen. Ich konnte nicht anders, ich verspürte den Drang sein Gesicht genau zu mustern. Er hatte blau-graue wunderschöne Augen, die von langen blonden Wimpern umrahmt waren. 
Er hatte eine Narbe in der linken Gesichtshälfte, sie begann von der Mitte der Augenbraue, übersprang jedoch das linke Auge und führte am Wangenknochen weiter, wo sie sich an der Wange verlor. Ehe ich mich versah, war ich schon dabei der Narbe nachzufahren. Ich spürte seinen Blick auf mir ruhen. Am Ende der Narbe angelangt, lies ich meine Hand auf seiner Wange ruhen. Ich musterte sein Gesicht weiter, er hatte hohe und markante Wangenknochen. Schließlich sah ich auf seine Lippen. Sie waren voll, so wie die aller Russen. Diese Lippen hypnotisierten mich und ich merkte überhaupt nicht, wie nah ich ihm gekommen war. Ich sah hoch zu seinen Augen, die gefährlich nah vor meinem Gesicht auftauchten. Ein neuer Ausdruck lag in ihnen, den ich nicht ergründen konnte. War es sowas wie Sehnsucht oder Gier? Seit den sieben Jahren, in denen ich im Clan gearbeitet hatte, war ich schon immer in Niklas verliebt. Ich wollte und durfte es mir aber niemals eingestehen. 
Ich lies meine Hand von seiner Wange fahren und rückte von ihm ab, denn soetwas zu denken war falsch. Er war immernoch mein Boss, egal in was für einer Lage ich mich gerade befinde. Ich hatte nicht den Mut ihm weiter in die Augen zu blicken, deswegen schaute ich auf meine Hände, die nun verknotetet in meinem Schoß lagen. Niklas blieb noch einpaar Augenblicke vor mir gekniet hocken, bis er schließlich aufstand und sich ein Hemd von der Armlehne des Sofas nahm. Er reichte es mir und sagte: "Ich hatte eigentlich nicht erwartet, dass du so früh wieder aufwachst, denn sonst hätte ich dich ja angezogen". Er schaute mich schelmisch grinsend an. Ich hatte nicht wirklich auf seine Worte geachtet, eher auf seine Bewegungen und seinen Adonis-ähnlichen Körper. In Gedanken ging ich nochmal schnell seine Worte durch, schaute erschrocken an mir runter und sah, dass ich immernoch nur in Unterwäsche auf der Couch saß. Ich schnappte mir das Hemd von ihm und hielt es mir vor die Brust.
"Schwarz steht dir wirklich gut", sagte er grinsend. Ich aber wurde nur rot im Gesicht. Jemand muss mich ausgezogen haben, denn sonst säße ich nicht nur in schwarzer Unterwäsche hier. Ich wollte mir das Hemd überziehen und stand deswegen leicht wackelig auf, doch mir wurde sofort wieder schwarz vor Augen.

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Hier ein Bild von Nik:
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Kapitel 4 - Vorübergehendes Zuhause

Ich schwankte und wurde gerade noch so von Niklas aufgefangen. Er hielt mich in seinen Armen und schaute mich besorgt an.
"Ich glaube du solltest es einbisschen langsamer angehen lassen, Elina", sagte er leise. Vor lauter Angst, schlang ich meine Arme um seinen Hals. Mir war immernoch schwindlig, deswegen schloss ich die Augen.
"Wie lange war ich nicht bei Bewusstsein?", fragte ich mit geschlossenen Augen.
"Drei Tage, zwischendurch warst du so etwas wie in einem Wach-Zustand. Du hattest für einpaar Minuten die Augen offen, warst aber nicht ansprechbar. So wie vor einem Tag. Du wolltest aufstehen, aber du warst noch zu schwach".
Nik legte mich wieder auf die Couch, setzte sich selbst hin und bettete meinen Kopf auf seinen Schoss. Ich öffnete langsam wieder meine Augen und blickte zuerst in seine Augen, die mich immernoch besorgt ansahen.
"Doc meinte du hättest womöglich eine Gehirnerschütterung. Musstest du vielleicht Tritte einstecken?", fragte Nik. Ich überlegte lange, an das ganze Szenario in der Halle konnte ich mich nicht mehr genau erinnern.
"Kann schon sein, ich weiß es nicht mehr genau", antwortete ich. Er schaute von mir weg, ich spürte wie er seine Hände zu Fäusten ballte und leise schnaubte. War er etwa böse? Aber auf wen?
In meinem Kopf drehte sich alles, ich war vollkommen perplex. Und dann aufeinmal wurde alles wieder ruhig, ich weiß nicht wo ich war, aber ein realer Ort war es nicht. Es waren vielleicht einpaar Minuten vergangen, als ich wieder meine Augen öffnete. Ich lag immernoch mit dem Kopf in Nik's Schoss. Er spielte mit einer langen blonden Strähne meines Haares. Ich beobachtete ihn, wie er die Strähne in sich verdrehte und wieder locker ließ. Er hatte mich in eine Decke eingehüllt.
"Du hast lange geschlafen, ich glaube fünf Stunden", sagte er plötzlich. Er ließ die Strähne los und betrachtete mich. Wir lagen vielleicht zehn Minuten so da und sagten nichts, bis plötzlich meine Magen knurrte. 
"Du hast Hunger, ich mache dir jetzt was zu essen", sagte er freundlich und stand langsam auf, ohne mich aus den Augen zu lassen. Er half mir hoch und nahm mich an der Hand. Ich folgte ihm in ein riesiges Schlafzimmer, es war sehr schön. Das Bett stand vor einer langen Fensterfront. Draußen sah ich das es schon dämmerte. Ich dachte er würde in der Stadt in einem Loft wohnen, doch dem war nicht so. Soweit ich es erkennen konnte, sah man auf eine Waldlichtung. Es war so wunderschön, alles war in warmes Licht getaucht und nahm einen gold-gelben Schein an. Ich sah mich weiter um und sah sowohl auf der rechten, als auch auf der linken Seite des Zimmers jeweils einen begehbaren Kleiderschrank. Er führte mich zum rechten. Nik stand nun hinter mir, nahm mir die Decke von den Schultern. Seine Hände ruhten auf meiner Hüfte.
"Na los, zieh dich an", sagte er lachend. Ich drehte mich um und lächtelte ihn ebenfalls an. Er hatte Recht, alle meine Sachen waren nun hier. Doch ich konnte auch einpaar neue Sachen entdeckten, die ich vorher nicht hatte. Ich nahm ein schwarzes Spitzenoberteil vom Bügel und sah ihn fragend an. "Schau nicht so verstört, ich hab einpaar Leute losgeschickt um dir einpaar neue Sachen zukaufen. Und keine Angst, es waren nur Frauen die für dich einkaufen waren", sagte er.
"Und wieso hast du das nicht erledigt?", fragte ich ihn.
"Naja, ich wollte lieber hier bleiben und deswegen mussten andere los".
Darüber musste ich schon einwenig schmuzeln. Er wollte hier bleiben, aber ich sollte mir keine Hoffnungen machen. Er ist hier der Hausherr, er musste auf sein Haus aufpassen und nicht auf mich. Ich musste mir das einreden, ansonsten würde ich nur noch wieder verletzt werden, so wie vor langer Zeit auch.
Ich nahm mir also das Spitzenoberteil, suchte mir noch eine passende Hose raus, es war eine dunkelgrüne Röhre mit Nieten an den Seiten. Nik stand die ganze Zeit über im Türrahmen und beobachtete mich, was ich nicht bemerkte. Es war mir unangenehm, deswegen schaute ich schnell zu Boden als sich unsere Augen trafen. Er lachte kurz auf und verschwand aus der Tür. Ich folgte ihm in eine große Küche, sie war, wie auch der Rest des Hauses, unglaublich. Eine Kochinsel in der Mitte und außenrum lauter Arbeitsflächen mit vielen Schubladen. Er holte Gemüse aus dem Kühlschrank, wusch und schnitt es in Streifen und Würfel. Ich setzte mich der Weil auf die Anrichte und beobachtete ihn beim Kochen. 
Zwischendurch schaute er mich an, ich fragte ob ich ihm vielleicht etwas helfen sollte, aber er verneinte nur und widmete sich wieder seiner Arbeit. Er stellte mir ein Glas Wasser hin und sah mich eindringlich an. Es war wie ein unausgesprochener Befehl, also trank ich das Glas gleich darauf leer. Es tat gut, das kalte Wasser zu trinken und erst jetzt merkte ich, dass ich so gut wie am Verdursten war. Ich stellte das Glas ab, sprang kurzerhand von der Anrichte und schlenderte durch die große Küche. Ich steuerte auf ein Fenster zu. Mit meinen 1,64 metern war ich leider ein wenig zu klein, um ganz aus dem Fenster sehen zu können. Anscheinend war das Haus also eine extra Anfertigung für Nik. Er war nämlich mindestens mal 30-40 cm größer als ich. Also stemmte ich mich an der Anrichte hoch, doch das half nicht wirklich. 
Plötzlich spürte ich, wie mich von hinten zwei starke Hände an der Hüfte packten, mich umdrehten und auf die Anrichte setzten, vor das Fenster. Ich blickte erschrocken in Nik's Augen die Nahe an meinen waren. Er kam nahe an mein Gesicht, seine Hände waren immernoch an meinen Hüften. Ich versteifte mich schlagartig und blickte erschrocken in seine Augen.

Kapitel 5 - Der Kuss

"Das hätte ich eigentlich schon lange machen müssen", flüsterte er und drückte plötzlich seine Lippen auf meine. Seine Lippen waren unglaublich weich und schmiegten sich an meine. Sie schmeckten leicht süß, mein Körper entspannte sich und wurde träge. Nik beendete den kurzen Kuss, beugte sich wieder zurück und sah mich an. Ich aber schlang meine Arme und Beine um ihn, zog ihn an mich und küsste ihn. Er erwiderte den Kuss und man merkte wie die Anspannung von ihm ging. Er kam nah an mich ran und seine Hände fuhren seitlich an meinem Bauch hoch, Richtung Rücken. Er küsste mich immer begieriger.
Und dann kam wieder dieses Gefühl vom Anfang hoch. Ich war schon immer in Nik verliebt gewesen. Mir war von vornherein klar, dass ich niemals mit ihm zusammen kommen würde, geschweige denn ihn zu küssen. Doch jetzt wo ich ihn genauer sah und auch spürte, wurde es mit jeder Sekunde deutlicher.
Und weil das Verlangen und die Liebe immer größer wurden und drohten, das ich davon platzten würde, zog ich ihn noch näher an mich ran. Ich wollte ihn spüren, an meinem ganzen Körper.
Ich saß also einpaar Minuten auf der Anrichte, bis er schließlich von mir abließ. Er lehnte seine Stirn gegen meine und atmete schwer aus.
"Wow... ist ziemlich anstrengend", sagte er lachend. Ich musste auch lachen, es war aber eher nervös, als belustigt oder entspannt.
Er schaute mir wieder in die Augen: "War doch so keine schlechte Entscheidung dich zu küssen. Die ganzen Tage, die du hier warst habe ich mich nach diesem Moment gesehnt und ich bin froh, dass du meinen Kuss erwidert hast.", sagte er scheinbar erleichtert.
"Ach, ich wollte nur einbisschen rummachen, bevor ich wieder gehe", neckte ich ihn.
Ich konnte nicht anders, als vor Nervosität einen kleinen Witz zu machen. Er küsste mich wieder kurz, ließ mich los und ging wieder zur Kochinsel. Komischerweiße war das Essen nicht verbrannt, er muss sich also seiner Sache sicher gewesen sein und hat die Hitze einwenig runtergedreht.
Als ich so auf der Anrichte saß und ihm beim Kochen beobachtete, kam mir plötzlich ein Gedanke in den Kopf geschossen. Anscheinend sah ich erschrocken aus, denn sobald Nik mich anblickte und meinen Ausdruck sah, kam er auf mich zu und fragte besorgt was los sei. Ich musste ihn fragen, was passiert ist. Nach langem Nachdenken fragte ich ihn schließlich: "Ich bin hier, weil ich unteranderem in Sicherheit sein muss, oder? Hat er überlebt?".
Ich wollte die Wahrheit wissen. Hat er überlebt oder nicht? Ich hatte ihm doch in den Bauch geschossen, er müsste verblutet sein.
Niklas sah mich an und fragte: "Meinst du den, dem du nicht in den Kopf geschossen hast, sondern ins Bein und in den Bauch?" Ich nickte als Antwort. Nik strich mir beruhigend über meine Beine und sagte: "Nein, da brauchst du dir keine Sorgen zu machen, er ist verblutet". Erleichtert atmete ich aus.
"Und all den anderen hast du Kopfschüsse verpasst, was mich eigentlich wundert, du müsstest nämlich ziemlich fertig gewesen sein, denn so wie ich dich aufgefunden hab, warst du alles andere als wohlauf", sagte er dazu. Endlich sah ich ihn wieder an und fragte: "Aber du meintest doch, ich wäre hier bei dir aus Sicherheitsgründen. Es ist doch keiner hinter mir her, oder?".
"Nein, aber du bist einfach nicht zu Bewusstsein gekommen. Ich wollte nicht das du die ganze Zeit bei Doc bist und dort vor dich hinwegitierst. Bei dir zuhause waren andere Sicherheitsstandards, viel zu unsicher für dich. Du bist nämlich die Einzige, die 20 Mann allein fertig machen kann und deswegen viel zu wertvoll. Deshalb habe ich dich zu mir geholt und deine ganzen Sachen gleich mitgenommen.", sagte er schuldbewusst. Ich schaute ihn an und musste einfach lächeln.
"Ich bin also viel zu wertvoll?", sagte ich lachend.
"Ohja, das bist du!", antwortete Nik und küsste mich.
"So, dein Essen ist fertig", sagte er, hob mich hoch und setzte mich auf dem Boden ab. Ich setzte mich den langen Tisch. Er kam mit der Pfanne, zwei Tellern, zwei Gläsern und zwei Bestecken zurück.
"Du hattest was sagen sollen, dann hätte ich dir geholfen", sagte ich und nahm ihm Teller, Gläser und Besteck ab. "Ach was, du sollst es langsam angehen lassen und dich nicht anstrengen!", gab er im Befehlston von sich.
"Ich soll mich also nicht anstrengen? Und was war das vorhin auf der Anrichte?", fragte ich vorwurfsvoll und ironisch. Nik musste darüber anscheinend erst nachdenken, denn nach einpaar Momenten antwortete er schelmisch: "Das war nichts Anstrengendes, das war etwas zum erholen und damit ich sicher gehen kann, dass es dir auch gut geht und dass ich mir das alles nicht nur einbilde". 
Mit jedem einzelnen Wort wurde er ernster und sein Lächeln verschwand. Ich schaute ihn besorgt an, er blickte mir immernoch in die Augen und bewegte sich auch nicht, also stand ich auf und ging zu ihm. Er hatte die Pfanne noch in der Hand, ich nahm sie ihm aus der Hand, stellte sie ab und ging langsam auf ihn zu.
Ich wollte, dass die Trauer aus seinen Augen und seinem Gesicht verschwanden und nahm in deshalb in die Arme. Er vergrub sein Gesicht an meinem Hals, ich hörte ihn schwer atmen und spürte wie seine Hände von meinem Becken an meinen Po rutschten. Wir standen bestimmt einige Minuten regungslos so da, bis Nik schließlich von mir abließ.
"Na los, lass uns essen und dann können wir ja nochmal einbisschen raus, wenn du möchtest". Ich nickte, setzte mich hin und wir aßen schließlich.

Kapitel 6 - Peinlichkeiten

Als wir fertig waren fragte Nik: "Möchtest du dich noch fertig machen, dann können wir ja gehen". Ich nickte und stand auf.
"Wo ist denn das Bad?", fragte ich.
"Warte, ich zeig es dir", sagte er lächelnd, ging vor und führte mich ins Bad. "Ich lass dich mal allein", sagte er lächelnd und ging.
Ich staunte, sogar an Kosmetik hat er gedacht! Ich schminkte mich schnell und ging dann zum Kleiderschrank und suchte mir Schuhe raus. Ich entschied mich für schwarze Stiefeletten. Auf dem Weg nach draußen kam ich an einer Kommode vorbei. Dort standen verschiedene Bilder. Darauf waren eine Frau und ein Mann zu sehen und ein kleines Kind. Ich nahm das Bild in die Hand und betrachtete es genauer. Es schienen Nik und seine Eltern zu sein. Ich musste lächeln, er war schon als kleines Kind ziemlich gutaussehend. Ich stellte das Bild zurück an seinen Platz und schaute mich kurz um.
Ich sah eine kleine Treppe nach oben, die zu einer großen schwarzen Flügeltür führte. Dort stand Nik und beobachtete mich, er lehnte an der Tür und lächelte.
"Tut mir Leid... ich hätte nicht.. also, es geht mich nichts an... ich..", brachte ich nur stotternd heraus. Er kam auf mich zu, lächelte aber immernoch, was ich nicht ganz verstand. Ich habe mich immerhin in private Angelegenheiten eingemischt, ohne vorher gefragt zu haben ob ich es überhaupt dürfe. Nik stand nun mittlerweile vor mir, nahm mein Gesicht in seine Hände und küsste mich. Ich erwiderte den Kuss und war ziemlich überrascht.
"Wenn ich nicht gewollt hätte, dass du es siehst, hätte ich die Bilder weggetan und das habe ich nicht, also mach mir mal keine Sorgen, Elina", sagte er. Ich war mir aber immernoch unsicher deswegen.
"Außerdem hab ich deine Bilder auch gesehen und da ist es nur gerecht wenn du meine persönlichen Gegenstände auch siehst", fuhr er fort. Ich war erleichtert, als auch peinlich berührt zugleich.
"Ich hätte da zwei Fragen an dich, Nik". Ohne auf seine Antwort zu warten fuhr ich fort: "Wer hat meine ganzen Sachen dort eingeräumt? Und hab ich die ganze Zeit auf der Couch im Wohnzimmer gelegen?".
Nik lachte kurz, blickte mich an und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht.
"Ich habe alles eingeräumt, ich lasse keine Fremden in mein Haus und vorallem nicht an deine oder meine Sachen. Und nein, du hast nicht die ganze Zeit auf der Couch gelegen, du hättest Druckstellen bekommen, wenn man dich nicht bewegt hätte, also hab ich dich zwischen meinem Bett für nachts und der Couch für tagsüber hin und her getragen. Doc war auch alle dreimal am Tag hier, um deinen Zustand zu kontrollieren", antwortete er mit einem schiefen Lächeln auf den Lippen.
Ich aber war wie gelähmt, ich konnte das zuerst nicht begreifen. Heißt das also ich hab mit ihm in einem Bett geschlafen und er hat meine gesamten Sachen gesehen und auch meine Unterwäsche? Mir wurde plötzlich sehr schlecht. Er hat meine gesamte Unterwäsche gesehen vorallem die rote Spitzenunterwäsche... Oh Gott, wie verdammt peinlich... Nik sah mich an und ahnte schon wieso ich so weiß im Gesicht wurde.
"Elina, du brauchst dich für nichts zu schämen. Vertrau mir, ich werde dich nicht wegen irgendetwas verurteilen. Und was die rote Unterwäsche angeht, ich fand sie ziemlich heiß", sagte er lachend. Es war so als ob er Gedanken lesen könnte, was überhaupt nicht von Vorteil war. Jedenfalls nicht für mich.
So langsam fand ich meine Stimme wieder: "Also wenn das so ist, dann kann ich sie ja gleich wegwerfen." Ich boxte ihn in Bauch und versuchte an ihm vorbei zu kommen, doch es war schwerer als ich dachte. Er hielt mich an der Hand fest, wirbelte mich um, sodass ich am Ende doch vor ihm stand. Plötzlich packte er mich an den Beinen und hievte mich auf seine Schulter. Den lauten Schrei, der meiner Kehle entschlüpfte, konnte ich nicht unterdrücken. Ich schlug und trat um mich, versuchte mich von seinem starken Griff zu befreien.
Lachend sagte er: "Du kannst so viel treten und betteln wie du willst, ich lass dich nicht los und den Schlag verzeih ich dir nicht so leicht, ich habe deine Kraft doch unterschätzt!".
Und so trug er mich die wenigen Stufen zur Tür hoch, ich hatte aufgegeben zu kämpfen als wir an der Tür angelangten, also blieb ich ruhig an seiner Schulter hängen. Er holte einen Autoschlüssel aus einem Kasten, der an der Wand hing. Daneben war ein Spiegel angebracht, er stellte sich davor und betrachtete sich und mich für ein paar Sekunden darin.
Dann sagte er: "Also du hast einen wirklich schönen Arsch. An den Anblick könnte ich mich gewöhnen". Als Antwort verpasste ich ihm einen Tritt an seinen Oberschenkel. Er lachte nur kurz auf, öffnete die Tür, ging raus und schloss sie hinter sich. Weil ich ruhig war, ließ er mich wieder auf den Boden, wir standen nun Gesicht an Gesicht. Ich hätte ihm eine verpassen können, wenn ich wollte, aber ich tat es nicht. Deswegen schenkte ich ihm nur einen missbilligenden Blick, drehte mich um und ging vorraus.

Kapitel 7 - Der Clan

Wir waren nun draußen, auf dem Hof, dort standen nur Audis, was mich zum Lächeln brachte. Ein S5, ein A7 und ein SQ7. Und ganz hinten in der Ecke sah ich mein Motorrad. Meine schwarz-goldene Yamaha yfz r-125. Ich konnte es kaum fassen, wie hatte er es nur geschafft sie herzubringen? Ich dachte ich würde sie nie wieder sehen. Ich wollte mich schon nach ihm umsehen als plötzlich zwei Hände um meine Taille fuhren und sich vor meinem Bauch verschränkten, sein Kopf legte er an meiner linken Schulter ab.
"Wie hast du das geschafft? Ich dachte ich würde sie nie wieder sehen, höchstens auf irgendeiner Landstraße in einer Grube, vollkommen zu Schrott gefahren", fragte ich ihn.
"Mir war klar, das dir diese Maschine irgendwie viel bedeutet, deswegen hab ich sie herbringen lassen. Natürlich wurde sie nicht gefahren, sondern auf einem Anhänger hierher gebracht". Ich war ihm so dankbar dafür.
"Danke", flüsterte ich und merkte wie eine kleine Träne an meiner Wange entlang fuhr. Nik merkte es auch küsste sie weg.
"Komm, lass uns fahren", sagte er nach einer Weile. Er nahm meine Hand und führte mich zum SQ7. Dort öffnete er mir die Tür und ließ mich auf der Beifahrerseite einsteigen. Ich habe immer geglaubt ich kenne meinen Boss. Er war ein strenger, ernstzunehmender Mann. Jeder hatte Respekt vor ihm. In diesen sieben Jahren, dachte ich immer wir würden noch nicht mal so etwas wie Vertraute werden, geschweige denn Freunde. Es war nie irgendjemandem aus dem Clan bewusst, wie nett er eigentlich ist. Er hat nie jemanden hinter seine Fassade sehen lassen, nicht einmal seine engsten Vertrauten. Er ist der Boss und hat das Sagen, damit hatten sich alle sofort abgefunden. Ich wusste dass ich schon lange solche Gefühle für ihn hatte, aber ich habe mich immer auf den Job konzentriert und mir soetwas nie erlaubt, weil ich keine weitere Enttäuschung hinnehmen wollte. Er aber ist die liebevollste Person, die ich jemals kennengelernt hatte und ich war so dankbar dafür. Nik setzte sich auf den Fahrersitz und blickte mich an. Er schien über etwas zu überlegen.
"Ich war mir nicht sicher, ob ich dir eine Waffe geben soll, weil ich jetzt da bin, aber es könnte gut sein, dass ich nicht sofort zur Stelle sein kann, wenn du meine Hilfe brauchst. Deswegen nimm die hier", sagte er und kramte aus dem Handschuhfach eine Magnum heraus.
Ich wunderte mich: "Wohin fahren wir denn, wenn du mir eine Waffe gibst?".
"In die Firma, aber du wirst sie brauchen.", antwortete er. War irgendetwas passiert während ich bei ihm war oder ist er einfach nur um meine Sicherheit besorgt? Während der gesamten Fahrt redeten wir kein Wort, er sah ab und zu Mal zu mir rüber, doch ich erwiderte seine Blicke nicht und schaute starr gerade aus oder aus dem Fenster. Ich wusste nicht wie ich mich fühlen sollte, oder was ich denken sollte. Als wir ankamen, schaltete er den Motor ab und verriegelte die Türen. Ich sah ihn verwundert an, er aber hatte wieder diesen besorgten Blick in seinen Augen.
"Hör mir bitte zu, Elina. Ich sorge nur für deine Sicherheit. Es kann sein, das es jemand auf dich abgesehen hat, nach dem Gemetztel vor drei Tagen. Aber ich weiß es nicht und es weiß auch sonst keiner aus dem Clan, glaub mir, ich habe alle befragt. Ich will nur sichergehen dass dir nichts passiert". Ich musste zugeben, dass er Recht hatte und irgendwie war es ja auch ziemlich süß, dass er sich um mich sorgte und sein flehender Blick war wie ein Schlag ins Gesicht. Ich wollte jetzt nicht reden, weil ich ganz genau wusste, wenn ich jetzt etwas sagen würde, dann könnte ich nicht dafür garantieren, dass ich noch mehr weinte. Also beugte ich mich einwenig rüber, krallte meine Hände in sein Hemd und zog ihn an mich ran. Ich küsste ihn als Antwort auf seine Frage. In den letzten Stunden war ich den Tränen so nah, wie ich es in einem Jahr schon nicht mehr war. Ließ er mich verweichlichen, oder war dies nur die ganze Zeit unter Verschluss und kam jetzt an die Oberfläche?
Ich löste mich langsam von seinen Lippen, aber er ließ mich nicht los. Ich musste kichern, was den Kuss zerstörte. Nik sah mich lächelnd und peinlich berührt an.
"Öffnest du jetzt bitte die Türen, oder willst du mich hier ewig gefangen halten?", neckte ich ihn.
"Also wenn du schon so fragst, ja. Ich lass dich jetzt wirklich ungern los. Aber was du jetzt durch dein Gekichere zerstört hast, hole ich mir heute abend wieder!", sagte er. Hmm.. eine Herausforderung also. Die werde ich gerne annehmen. Nik entsperrte die Türen wieder, doch bevor ich die Tür aufmachen konnte, beugte er sich auf meine Seite und zog die Tür sofort wieder zu. Ich sah ihn verwundert an, er deutete nur auf meine Waffe, ohne etwas zu sagen. Und es brauchte auch keine Worte, ich sollte meine Waffe laden. Ich kontrollierte noch schnell das Magazin, um sicher zugehen, dass ich noch genügend Schuss hatte. Neun Patronen. Er musste die Waffe also schon benutzt haben. Ich steckte das Magazin wieder in die Waffe und lud sie.
Ich wartete auf Nik's Zeichen, aussteigen zu können. Er war wirklich vorsichtig, sah sich zweimal um, bevor er die Tür öffnete. Sofort kam er auf meine Seite und sah zu wie ich die Tür hinter mir schloss. Er verriegelte den SUV und folgte mir zum Eingang.
Die Firma war eigentlich ein Lebensmittelgeschäft mit russischen Spezialitäten, so konnten wir den Clan tarnen. Wir liefen also durch die großen Gänge, bis wir vor eine schwere Metalltür traten, er öffnete die Tür und ließ mich herein. Hinter sich schloss Nik die Tür. Ich sah mich um und erkannte sofort die bekannten Gesichter des Clans. Eigentlich müssten jetzt alle antreten um Nik zu begrüßen, doch keiner rührte sich, bis Alexander uns sah, auf mich zugerannt kam und mich begrüßte.

Kapitel 8 - Laute Schritte

"Dewutschka (russ. = Mädchen), wo hast du nur gesteckt?! Alle haben gedacht du wärst Tod!", sagte Alex.
"Tja Alex, wie du siehst lebe ich noch und bin wohlauf", sagte ich leicht lachend.
Alex schaute Nik an und sagte: "Privjet (Hallo), es ist schön dich zu sehen Boss". Niklas nickte nur als Antwort. Ich drehte mich um und schaute ihn an, er hatte sich verkrampft, blickte mich jedoch freundlich.
"Gibt es etwas Neues?", fragte Nik Alex. Er schüttelte den Kopf und lächelte bekräftigend. Ich wusste, was das bedeutete. Ob es einpaar Männer weniger oder unerwarteten Besuch gäbe.
Also gingen wir weiter in den Clan hinein. Immer mehr Männer kamen dazu und begrüßten mich und Nik. Einige schüttelten mir die Hand, andere nickten nur anerkennend und plötzlich fühlte ich eine Hand an meinem Po und es gab einen lauten Klapps. Ich dachte zuerst es wäre Nik gewesen, doch dann blickte ich ihn Dimitri's belustigtes Gesicht. Und bevor er oder ich noch etwas sagen konnten, sah ich wie Nik wütend auf Dimitri losstürmte. Er holte aus und schlug ihm mit der Faust ins Gesicht. Gerade als Dimitri zum Verteidigungsschlag ausholen wollte, sah er wer ihn geschlagen hatte.
"Wie kommst du eigentlich darauf sie anzufassen?!", brüllte Nik ihn an.
"Wenn ich dich nochmal in ihrer Nähe sehe, werde ich dafür sorgen, dass du es bitter bereust. Behalte ab jetzt deine dreckigen Finger bei dir und sei froh, dass ich deine Dienste benötige!", drohte Nik ihm weiter.
"Wird nicht wieder vorkommen, Boss. Tut mir leid", gab Dimitri kleinlaut bei.
"Halt's Maul!", fuhr Nik ihn an. Es war ungewöhnlich ruhig im Clan geworden und alle Aufmerksamkeit war auf Nik gerrichtet. Er schaute sich um. Ohne jegliche Aufforderung, gingen alle wieder ihren Tätigkeiten nach. Er sah mir in die Augen und erhaschte meinen erschrockenen Blick. Schlagartig veränderte sich sein hasserfüllter Blick. Er reichte mir seine Hand, ich nahm sie entgegen und so gingen wir zusammen in sein Büro, welches versteckt in einem Labyrinth aus Fluren lag. Er bahnte uns den Weg zwischen den Männern durch und schließlich traten wir in den ersten Flur ein. An der nächsten Ecke blieb ich stehen. Er merkte es, blieb ebenfalls stehen und schaute mich an.
"Alles in Ordnung?", fragte ich ihn. Er sah sehr angespannt aus und ich wollte, dass er sich beruhigte. Er blickte kurz auf den Boden und dann wieder zu mir und sagte: "Eigentlich müsste ich dich fragen ob alles in Ordnung mit dir ist. Aber ich weiß gut genug, dass du das Alles eher auf die leichte Schulter nimmst".
"Tu ich nicht. Ich wollte gerade für einen Schlag ausholen, als du aufeinmal dazwischen gestürmt bist, es war so schnell, dass ich es erst realisierte als du schon zugeschlagen hattest", antwortete ich.
Ich nahm seine Hand und strich mit meinem Daumen darüber, um ihn einbisschen zu beruhigen. Schon komisch, wie vertraut wir miteinander umgangen, obwohl wir uns erst seit einpaar Tagen näher waren. Gleichzeitig zog ich ihn an mich ran um ihn zu küssen. Er wehrte sich nicht dagegen, sondern ließ es zu. Ich wollte mich gerade von ihm lösen, als er mich anhebte und an die Wand drückte. Er küsste mich so begierig wie noch nie zuvor und ich genoss es. Ich sah das Verlangen in seinen Augen, welches meines widerspiegelte. Er ließ mich nicht los, als er mit mir in seinen Armen, an seinen Körper geschlungen, auf sein Büro zusteuerte. Er öffnete die Tür, schlüpfte mit mir hinein und küsste mich weiter. Sein Büro war nicht so ein 08/15-Büro. Es war ziemlich extravagant und groß, so wie eigentlich alles in seinem Umfeld. Es passte einfach zu ihm. Es war mit dunklem Holz eingerichtet und es befand sich sogar ein kleiner Kamin in seinem Büro. Er hatte dort eine riesige Sofalandschaft, mit vielen Kissen, sie war grau und braune weiche Decken lagen darauf. Sein Ziel war die Sofalandschaft, er trug mich dort hin, setzte mich ab und zog sein Jacket vom Anzug aus. Ich zog ihn wieder zu mir auch die Couch. Ich wollte wieder seine Lippen auf meinen spüren. Ich küsste ihn weiter und er erwiderte meinen Kuss genauso begierig wie ich.
"So lange... habe ich darauf gewartet... sieben... Jahre", nuschelte er in den Kuss rein.
Meine Finger fuhren zu seinem Hemd um es aufzuknöpfen, doch als ich gerade beim dritten Knopf war, klopfte es an der Tür. Nik hatte es auch gehört und stöhnte verärgert. Er sah mich an, knöpfte dabei sein Hemd zu und gab mir einen kleinen Kuss.
Toll, dachte ich... Jetzt ist alles versaut. Ich kann ihn nur bei sich zuhause für mich allein haben. Und wieder kam mir der Gedanke, dass ich mich gerade wie eine kleine Schlampe aufführte, in den Kopf. Verdammt, ich kenne ihn doch gerade mal seit einpaar mikrigen Stunden, zugegebenermaßen nur ansatzweise... Ich weiß ja noch nicht mal, wann er Geburtstag hat! Trotzdem kann ich einfach nicht die Finger von ihm lassen, wenn ich ihn ansehe. Und hatte er nicht eben auch gesagt, er hätte sieben Jahre darauf gewartet? Wow... und ich dachte immer, er würde meine Gefühle niemals erwidern. 
Er stand auf und ging zur Tür, ich setzte mich wieder gerade hin und fuhr mir kurz durch die Haare. Es war Alex der mit den Einnahmen des Tages reinkam. Es war also schon nach 20 Uhr, das Geschäft schließt nämlich immer um 19 Uhr. Als Alex mich sah, war er nicht überrascht, doch anscheinend sah ich sehr durcheinander aus, da er eine Augenbraue anhob und leicht lächelte. Ich wollte und musste mich ihm gegenüber aber auch nicht rechtfertigen, deswegen blieb ich still. Ich sah mich im Büro um, während Nik und Alex den heutigen Tag besprachen. Von diesem Blickwinkel aus, habe ich das Büro noch nie gesehen. Eigentlich saß ich immer in einem der beiden schwarzen Polsterstühle, die vor dem Tisch von Nik standen. In diesen Besagten nahm gerade Alex Platz. Ich sah mich im Büro weiter um, ich war bestimmt schon hundertmal hier drin. Und nicht ein einziges Mal, wäre ich auf den Gedanken kommen, hier, mit meinem Boss soetwas wie eine 'Affäre' zu haben. Ich betrachtete die Couch auf der ich saß und überlegte wie viele Frauen hier schon mit Nik lagen. Aber ich wollte es mir nicht vorstellen, denn es tat irgendwie weh zu wissen, dass da auch andere Frauen waren, wahrscheinlich auch nur One-Night-Stands oder gar Prostituierte... Der Gedanke kam mir vollkommen grotesk vor, deswegen schlug ich ihn mir sofort wieder aus dem Kopf. Damals bekam ich den Frauenbesuch nur ansatzweise mit und wenn, dann lachte ich mit dem Rest der Männer mit, um meine Verletztheit zu überspielen. 
Die Magnum, die mir Nik vorhin in die Hand gedrückt hatte, lag jetzt neben mir, immernoch geladen, mit fast vollem Magazin. Sie interessierte mich nicht wirklich, also sah ich mich weiter im Raum um. Auf dem Kaminsims sammelten sich diverse Figürchen und an der Wand etwa 20 cm über dem Kamin, war ein Samuraischwert angebracht. Nik erhielt es vor einpaar Jahren von einem asiatischen Partner, seitdem schmückte es sein Büro.
Plötzlich hörte ich laute, schnelle Schritte auf dem Flur vor Nik's Büro, ich nahm sofort meine Waffe in die Hand, sprang auf und zielte in Richtung Tür. Nicht nur mir war der Lärm aufgefallen, auch Alex zog seine Waffe und richtete sie in die gleiche Richtung. Anscheinend ist nicht nur mir mulmig zu Mute geworden bei dem lauten, ungewohnten Gestampfe. Kurz bevor die Person in den Raum trat, war Nik vor mir aufgetaucht und versuchte mich vor allem zu versperren. Um ihn nicht versehentlich zu verletzten, richtete ich meine Waffe auf den Boden. Ohne Anklopfen kam eine Mann reingestürmt und schrie wild etwas herum, was ich aber nicht auf Anhieb verstand.

Kapitel 9 - Aufregung

Es war Dimitri, der so plötzlich in der Tür stand. Um ehrlich zu sein, hätte ich es mir denken können. Dimitri hatte schon immer ein Auge auf mich geworfen und viel mit mir geflirtet, doch ich habe immer wieder abgeblockt in der Hoffnung er würde es irgendwann unterlassen. Doch das Gegenteil war der Fall, es wurde immer heftiger.
"Ach, ist Elina nicht hier?!", fragte Dimitri unhöflich. Man konnte in seinen Augen ablesen, dass die Enttäuschung und Wut in seinen Augen geschrieben stand. So wie es aussah, hatte er sich erhofft mich und Nik stören zu können. Er hatte nicht damit gerechnet auch Alex hier anzutreffen. Ich trat neben Nik um ihm direkt in die Augen sehen zu können, meine Waffe immernoch in der Hand. Nik ließ seine Waffe nicht sinken, deshalb war sie nach wie vor auf Dimitri gerichtet. Nik hatte auch nicht vor, sie runterzunehmen.
"Doch, ist sie. Wieso suchst du sie?", fragte Alex.
"Ich wollte mich nur bei Ihr entschuldigen. Mein Verhalten von eben, tut mir Leid", sagte Dimitri. Ich sah ihm an, dass er lügte. Wahrscheinlich würde er bei sich zuhause seiner Fantasie freien Lauf lassen und sich einen runterholen, während er daran denkt, wie er mich rannimmt. Irgendwann ist es soweit, da habe ich mich nicht mehr unter Kontrolle und würde solange auf ihn einschlagen, dass alle seine Knochen in unnatürlichen Winkeln von seinem Körper abstanden, da war ich mir ziemlich sicher.
"Meinst du als du mir auf den Arsch geschlagen hast oder eben dieses unangemeldete und inakzeptable Hereinstürmen?!", fauchte ich ihn an.
Dimitri überlegte kurz und antwortete schließlich: "Beides, glaube ich". Ich spürte wie Nik neben mir kurz vorm Ausrasten war.
"Und jetzt wo du weißt wo sie ist, kannst du ja mein Büro verlassen, wenns das gewesen ist!", brüllte Nik angespannt.
"Bin schon weg", sagte er mir einem Grinsen auf den Lippen in meine Richtung und ließ es sich nicht nehmen, mir einmal zu zuzwinkern. Erst als Dimitri's Schritte nicht mehr zu hören waren, ließ Nik seine Waffe sinken. Ich strich ihm über den Nacken, damit er sich beruhigte. Ich merkte wie sich die kleinen Härchen aufstellten und musste lächeln. Ich ging ihm also unter die Haut.
"Ich glaube wir sind fertig für heute, ich begleite euch beide mal zum Auto", sagte Alex freundlich. Nik sagte nichts, sondern ließ sich weiter von mir streicheln, deswegen antwortete ich für ihn: "Danke", und lächelte Alex leicht zu.
Alex war die Vertrauensperson von Nik und auch mein bester Freund. So wie er mich anschaute, wusste er über die Beziehung zwischen mir und Nik bescheid und nicht erst seit heute. Wieso sieht Alex sowas und ich nicht? War es als Außenstehender so offensichtlich gewesen?
Erst als ich aufhörte Nik zu streicheln, bewegte er sich wieder. Ich hatte also einen Wundenpunkt entdeckt und werde ihn dementsprechend auch häufiger einsetzten.
Nik schloss die Tür hinter sich ab und wir gingen die Flure entlang, wieder zum Vorraum und von dort aus durch das Geschäft. Wir steuerten den Parkplatz an und gingen zu Nik's Auto. Alex selbst ging zu seinem Auto. Wir setzten uns rein. Nik sah sichtlich angespannt aus, deswegen nahm ich seine Hand und streichelte sie. Er wurde mit der Zeit lockerer und weniger verkrampft, bis er sich schließlich erschöpft in seinen Sitz sinken ließ. Alex fuhr mit seinem Audi S3 vorbei und winkte mir zum Abschied.
"Soll ich vielleicht fahren? Du siehst nicht gerade in der Verfassung dazu aus", fragte ich Nik. Er nickte, doch bevor ich aussteigen konnte um Plätze zu tauschen, hielt er meinen Arm fest.
"Es tut mir wirklich leid, dass ich mich wie ein Arschloch verhalten hab. Ich wollte nicht das du mich so siehst", sagte er.
"Du musst dich für gar nichts entschuldigen. Es war auch gerechtfertigt, dass du dich verhälst wie ein Arsch. Außerdem würde ich wohl dasselbe machen", sagte ich aufmunternd.
"Ich glaube irgendwann ist es soweit, dass ich mich überhaupt nicht mehr beherrschen kann", sagte Nik.
"Und wenn das passiert, werde ich da sein um dir zur Seite zu stehen, falls du mal Hilfe beim Zuschlagen brauchst", lachte ich und zog ihn zu mir um ihn zu küssen.Wir stiegen beide aus um die Plätze zu tauschen und gerade als wir uns in der Mitte trafen, stellte er sich vor mich und schaute mich herausfordern an. Ich ahnte schon was passieren würde und versuchte einen Weg an ihm vorbei zufinden. Doch er war schneller, packte mich, hob mich hoch und küsste mich, so wie vor einpaar Stunden in seinem Büro. Ich musste lachen, weil er mich kitzelte. Er setzte mich auf der Motorhaube ab und küsste mich immer weiter. Abrupt hörte er auf und wurde aufeinmal Ernst. Ich sah Verlangen in seinen blauen Augen aufblitzen. Er hob mich von der Haube, nahm meine Hand und ging mit mir zur Fahrerseite ohne ein Wort zu sagen. Er öffnete die Tür, half mir rein und schloss sie wieder, ging schnell zur Beifahrerseite, stieg ebenfalls ein, schloss die Tür und sah mich erwartungsvoll an.
"Willst du losfahren oder nicht?", fragte er lachend. Ich schaute ihn herausfordernd an, startete den Motor und brachte den V12 zum Knurren.

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Hier ein Bild von Elina:
http://lh3.ggpht.com/-L2K5vJzhfAc/TeOytSfiBcI/AAAAAAAAAMs/zjKOrYn8Pa0/Teresa_Palmer_004-1.jpg

Kapitel 10 - Bettgespräche

Ich hatte richtigen Spaß dieses Ungetüm auszufahren, obwohl es so riesig war, war es erstaunlich leicht. Bei Nik zuhause angekommen musste er laut lachen.
"Ich dachte schon, ich komme nicht mehr in ganzen Stücken nachhause, aber du hast mich wirklich überrascht!".
"Du solltest aufpassen, was du sagst. Vielleicht kommst du nächstes Mal wirklich nicht in ganzen Stücken heim", grinste ich. Er stieg aus und grinste immernoch. Vermutlich war es das Adrenalin, was ihn so hibbelig machte. Ich stieg ebenfalls aus und schloss das Auto ab.
"Ich glaube in nächster Zeit solltest du lieber fahren. Du bist viel zu aufgeregt. So viel Adrenalin tut dir nicht gut", neckte ich ihn und stuppste ihn in die Seite. Er blieb stehen und sah mich gespielt böse an. Bevor er auch nur mit einem Muskel zuckte, sah ich schon was er vorhatte. Er wollte mich wieder auf die Schulter hieven, also lief ich schreiend und lachend weg, Richtung Eingang. Zu meinem Unglück war die Tür aber verschlossen. Bevor ich mich umdrehen und schauen konnte wo Nik blieb, spürte ich wie er mich am Becken packte und auf seine Schulter hievte. Er schloss die Tür auf und lief mit mir lachend in sein Zimmer, wo er mich aufs Bett schmiss.
"So viel Adrenalin tut mir also nicht gut, sagst du?!". Ich nickte und musste dabei lachen. Plötzlich kam er zu mir aufs Bett und kniete auf mir.
"Du möchtest dich bestimmt duschen gehen, oder?", fragte er jetzt ruhig. Ich nickte wieder, weil ich meine Stimme noch nicht wiedergefunden hatte. Er stand auf und half mir hoch. Ich ging in mein Ankleidezimmer und suchte mir Sachen raus. Meine Unterwäsche fand ich schnell und komischerweiße lag die rote Spitze ganz oben. Mister Ivanov hat also meine Sachen ausgeräumt. Naja, was solls, dachte ich mir und nahm diese auch einfach mit. Ich konnte jedoch keine Nachtkleidchen oder ähnliches finden und rufte deswegen Nik. Er stand auch prompt hinter mir und hielt mir ein rotes Seidenkleidchen vor die Nase. Ich nahm ihm das Kleidchen ab. Er hatte wieder dieses schiefe Grinsen auf den Lippen und er versuchte es noch nicht mal zu verbergen. Er hatte also alles durchgeplant. Sehr raffiniert, der Herr. Ich ließ mir aber nichts anmerken, bedankte mich und ging ins Bad. Dort zog ich mich aus und schlüpfte unter die Dusche. Ich versuchte den Verband an meinem Arm so gut wie möglich trocken zu lassen. Mich wunderte, dass ich nichts gespürt hatte den ganzen Tag über. Ich tastete leicht an der Wunde und spürte nur ein leichtes Kribbeln. Eine lokale Betäubung. Der Doc hat sich wirklich viel Mühe gegeben. Weil es ziemlich oft Verletzungen nach Aufträgen gibt, hat Nik extra einen Arzt für den Clan angeheuert, alle nennen ihn einfach Doc, weil es sonst zu umständlich wäre ihn bei vollem Namen zu nennen. Und um ehrlich zu sein, kenne ich seinen vollen Namen nicht mal.
Ich stieg aus er Dusche, hüllte mich in ein Handtuch ein und betrachtete mich im Spiegel. Ich hatte leichte Augenringe und einpaar Kratzer an Händen und Hals. Da mich wirklich sehr interessierte, was sich unter dem Verband befand, öffnete ich ihn und wickelte ihn auf. Es überraschte mich zu sehen, dass es nur ein Streifschuss war, der mit einpaar Stichen verschlossen war und überhaupt nicht angeschwollen war oder Wundheilstörungen aufwies, deswegen lies ich den Verband weg.
Gebannt betrachtete ich den roten Stoff in meinen Händen. Ja, ich war verdammt nervös auf Nik's Reaktion.
Ich zog mich schnell an, betrachtete mich noch kurz im Spiegel und ging in Richtung Schlafzimmer. Ich war ziemlich nervös, doch ich wusste nicht wieso. Vielleicht weil es die erste Nacht mit ihm war, bei der ich nicht die ganze Zeit schlief und ich nicht wusste, was mich erwartete. Ohne lange weiter nachzudenken betrat ich das Zimmer und sah wie Nik gerade aus seinem Ankleidezimmer kam und zu mir schaute. Er blieb mitten in der Bewegung stehen und musterte mich mit weit aufgerissenen Augen. Er kam langsam auf mich zu und zog mich in seine Arme.
"Ich wusste ja, dass du hübsch bist. Aber sowas hab ich nicht erwartet", raunte er mir ins Ohr. Er nahm mein Gesicht in seine Hände und küsste mich zärtlich.
"Komm, lass uns schlafen gehen, es war ein langer und anstrengender Tag", sagte er. Ich legte mich ins Bett und wartete bis er das Gleiche tat.
Er blickte mich erwartungsvoll an und fragte schließlich: "Möchtest du nicht zu mir kommen?".
"Aber ich bin doch bei dir", lachte ich.
"Als du noch bewusstlos warst, hast du immer in meinen Armen geschlafen. Egal wie ich dich abends hingelegt hatte, am Ende bist du immer wieder zu mir gekrochen". Ich dachte, ich konnte mich nicht bewegen... Trotzdem rückte ich zu ihm und er nahm mich sofort in die Arme. Eine Weile lagen wir so da, bis er fragte: "Wieso hast du denn dein Verband abgemacht? Tut es denn nicht weh?".
"Es störte mich und außerdem hat Doc lokal betäubt, ich spüre nur ein leichtes Kribbeln. Und du weißt doch, ich bin hart im Nehmen", sagte ich lachend. Als Antwort küsste er meinen Hals, meine Schulter und so ziemlich alles was er erwischen konnte. Ich fühlte mich so wohl in seinen starken Armen und entspannte mich allmählig.
"Ist es eigentlich Zufall, das ich jetzt nur rot trage?", fragte ich ihn neckend.
Er lachte kurz und antwortete: "Wenn du willst, können wir das ganz schnell ändern". Er nahm die feinen Träger des Kleidchens in die Finger und streifte sie von meinen Schultern. Ich musste lachen über seine Unverfrorenheit und stoppte ihn schnell. Ich wollte nicht schon am ersten Abend einen Fehler begehen, den ich am Ende bestimmt bereuen würde. Um ihn nicht traurig zu machen, drehte ich mich leicht in seinen Armen und küsste ihn. Zum Glück nahm er diese Ablenkung hin.
Er löste sich von meinen Lippen und sagte resigniert: "Okay, vielleicht habe ich dich ja in einpaar Wochen soweit, dass ich dich auspacken darf". Ich lachte und drückte ihm noch einen Kuss auf den Mund.
Schließlich drehte ich mich wieder in seinen Armen um, sodass ich mit dem Kopf auf seiner nackten Brust lag. So schlief ich auch schnell ein.

Kapitel 11 - Geständnis

Draußen zwitscherten die Vögel fröhlich, was mich sehr verwunderte. In meiner Wohnung hört man eigentlich nie die Vögel zwitschern. Erschrocken riss ich die Augen auf und fand mich in Nik's Bett wieder. Er lag schlafend am anderen Ende. Unsere Hände waren miteinander verschränkt, er ließ mich nicht los.
Langsam befreite ich meine Hand aus seiner, weil ich ihn nicht wecken wollte. Ich stieg aus dem Bett und tappste in Richtung Ankleidezimmer. Dort suchte ich mir eine dunkle Bluse und eine schwarze Hose raus und legte mir für später noch Stiefeletten mit hohem Absatz und Lederjacke zurecht.
Bevor ich zum Bad ging, warf ich noch einen Blick auf Nik. Er lag ruhig im Bett, man konnte ihn leise atmen hören. Auf den Lippen hatte er ein leichtes Lächeln, was mich überglücklich machte.
Im Bad angekommen putzte ich mir zuerst meine Zähne, danach schminkte ich mich. Diesesmal war es dunkler und betonter. Nachdem ich fertig war ging ich in Richtung Küche um Kaffee zu machen. Zu meiner Überraschung stand dort schon Nik mit dem Rücken zu mir und befüllte gerade seine Uralte Espresso-Kanne. Mir sprang sofort sein riesiges Tattoo ins Auge, welches seinen gesamten Rücken zierte. Es war ein schwarzer Puma, der gerade zum Angriff ansetzte. Es war nicht das einzige. Nik hatte noch eine Art Erkennungszeichen auf der Brust. Ein Zeichen, welches alle Clan-Mitglieder hatten. Ich hatte es auch, nur bei mir war es am Becken auf der linken Seite.
Selbst bei den kleinsten Bewegungen, sah man wie seine Muskeln arbeiteten, sie traten sehr hervor. Nik hatte mich immernoch nicht bemerkt, also schlich ich mich von hinten an ihn ran. Ich schlang meine Arme von hinten um ihn und küsste sein Schulterblatt, denn er war zu groß um irgendetwas anderes zu erwischen.
"Guten Morgen, Boss", lachte ich. Er drehte sich um, hob mich hoch und küsste mich. Langsam lösten wir uns und Nik antwortete lächelnd: "Guten Morgen, Süße".
Er setzte mich auf den Boden ab und widmete sich wieder dem Kaffee. Ab und zu schaute er lächelnd zu mir rüber und gab mir einpaar Küsse auf Mund, Stirn und Nasenspitze. Als er fertig war kam mir gerade die Frage in den Sinn ob er mich bei meinem nächsten Auftrag begleiten würde?
"Wann bekomme ich denn den nächsten Auftrag?", fragte ich deshalb.
Er schaute mich nur fragend und verwundert an: "Was für Aufträge? Du wirst keine mehr bekommen, nicht nachdem, was letztes Mal passiert ist. Dafür gibt es auch gute Gründe, du wurdest erstens sehr schlimm verletzt, zweitens bist du viel zu wertvoll für den Clan um ein weiteres Risiko einzugehen und drittens gehörst du jetzt zu mir und da bekommst du keine Aufträge".
Sollte das jetzt heißen ich habe keinen Job mehr? Ich verstand nichts mehr, soll ich denn etwa den ganzen Tag in diesem Haus hier verbringen und kochen, Wäsche waschen oder putzen?! Oder sollte ich die ganze Zeit als Schmuckstück in seinem Büro hocken und mir die Einrichtung ansehen?!
"Was soll ich denn sonst machen?", fragte ich ihn und versuchte ruhig zu bleiben.
"Alles außer töten, prostituieren und klauen", sagte er. Das konnte ich jetzt wirklich nicht glauben. Was hatte er denn mit mir vor?! Was sollte ich denn bitte anderes machen? Ich habe nur einen Realschulabschluss, keine Ausbildung geschweige denn Abitur! Wut entbrannt verließ ich schnell die Küche, holte mir meine vorher vorbereiteten Schuhe und meine Jacke und machte mich auf den Weg nach draußen. Vor der Tür blieb ich stehen und zog mich an. Nik beobachtete mich schon eine Weile bis er fragte, wo ich hin wolle.
"Zum Clan, meinen nächsten Auftrag abholen!", antwortete ich.
"Elina du bleibst hier! Ich habe dir gerade erst gesagt, dass du keine weiteren Aufträge bekommst!".
Ich ließ mich davon aber nicht weiter beirren und kramte meine Schlüssel für mein Motorrad hervor. Ich wollte mich gerade zur Tür drehen um sie zu öffnen, da stand er aufeinmal vor mir und hielt mich auf.
"Willst du mich jetzt aufhalten meinem Job nachzugehen?!", fauchte ich ihn an.
"Du bist so stur, das ist unglaublich!", sagte er nur. Plötzlich packte er mich am Arm und riss mich hinter sich her, in Richtung Schlafzimmer. Ich versuchte mich zu wehren, doch er war einfach zu stark. Dort angekommen, verschloss er die Tür hinter sich. Wenn ich raus wollte, musste ich an ihm vorbei und das war schier unmöglich.
"Darf ich wenigstens eine verdammte Frage stellen?!", schrie ich ihn wütend an.
Er nickte nur, also fuhr ich fort: "Wieso gibst du mir aufeinmal die Anweisung keine Aufträge mehr zu übernehmen? Wer bist du eigentlich, dass du mir solche Anweisungen gibst?!".
Darauf wusste er sofort eine Antwort: "Ich bin dein Boss, nicht mehr und nicht weniger". Mir stockte der Atem. Ich sah ihn ungläubig an, doch seine Miene war immernoch hart und ernst. Hatte er damit wirklich auf unsere Beziehung angespielt und es somit beendet? Ich konnte nicht mehr stehen. Diese Antwort nahm mir den Boden unter den Füßen. Langsam schlurfte ich in mein Ankleidezimmer und ließ mich dort in einer Ecke zu Boden sinken und gab mich meinen Tränen hin. Hatte er etwa alles nur gespielt und liebte mich eigentlich gar nicht? Bin ich schon wieder auf diese verdammte Masche reingefallen? Ich fühlte mich innerlich völlig leer. Die Tränen liefen warm über mein Gesicht und landeten in meinem Schoß.
Ich spürte eine Hand auf meiner Schulter. Es war Nik der vor mir kniete.
"Bitte weine nicht, ich habe es nicht so gemeint. Bitte verzeih mir, ich wollte dich nie so sehr verletzen. Es tut mir so leid", flehte er. Er zog mich auf seinen Schoß und drückte langsam meinen Kopf an seine warme Brust. Ich wehrte mich nicht dagegen, weil ich nicht die Kraft dazu aufbringen konnte. Er küsste mich auf den Scheitel und murmelte die ganze Zeit "Es tut mir so leid, bitte weine nicht" in meine Haare.
Als ich mich ausgeweint hatte, blickte ich in seine nassen Augen. Er sah mich flehend an und ich wusste auch ohne Worte, was er wollte. Ich sollte ihn nicht verlassen und ihm den Gefallen tun, keine Aufträge mehr anzunehmen. Ich nickte und er atmete erleichtert auf. Der einzige Grund, wieso ich ihm diesen Gefallen tat, war, weil ich Nik liebte. Er sollte nicht verletzt werden, von keinem. Und am wenigsten von mir.Er flüsterte plötzlich etwas in mein Ohr. "Ich liebe dich", sagte er.
Zuerst wollte ich seinen Worten keinen Glauben schenken und dachte ich bildete mir das nur ein, doch er nahm mein Gesicht in seine Hände, schaute mich an und sagte es wieder: "Ich liebe dich, Elina".

Kapitel 12 - Störer

"Schatz. Sag doch etwas!"
Ich konnte nicht mehr reden, keinen einzigen Ton rausbringen. Ich hätte nie gedacht das er der erste wäre, der dies sagt. Ich schaute ihn an und formte lautlos mit den Lippen: "Ich liebe dich auch". Voller Freude drückte ich ihn an mich. Vor noch nicht mal zehn Minuten war ich noch so verdammt böse auf ihn. Jetzt war ich so unbeschreiblich glücklich.
Er küsste mich, immer und immer wieder, mal ganz zärtlich und dann wieder voller Verlangen. Wir saßen bestimmt zehn Minuten auf dem Boden und küssten uns nur, bis er sich schließlich von mir löste und mir einen letzten Kuss auf die Stirn gab. Ich liebte es, wenn er das machte. Es hatte so etwas beschützerisches, damit zeigte er, dass ich jetzt ihm gehörte.
"Komm lass uns frühstücken gehen, Schatz", sagte er und half mir auf. Hand in Hand gingen wir in Richtung Küche. Der Tisch, der etwas abseits in der Küche stand, war schon gedeckt.
"Sag mal, wann hast du es geschafft, den Tisch zu decken?", fragte ich verwundert. Vergessen war der Streit. Diese drei kleinen, jedoch bedeutungsvollen Worte ließen mich alles einfach verdrängen. Es gibt nicht viele Menschen auf dieser Welt, von denen ich behaupten kann, dass sie mich liebten und ich sie ebenfalls.
"Das war nicht ich, das war meine Haushälterin", sagte er lachend. Mir war gar nicht bewusst gewesen, dass er eine Haushälterin hatte, was aber wieder bedeutete, dass putzen und so ein Kram für mich ausschieden. Wir setzten uns hin und aßen. Sogar jetzt konnte er meine Hand nicht loslassen und ich wollte es auch nicht, deswegen ließ ich es auch nicht zu.
Als wir fertig waren, fing ich an alles abzuräumen. Nik wollte mich aufhalten doch ich war es gewohnt alles selbst zu machen, deswegen ließ er mich und half lieber mit, anstatt zu meckern.Als wir fertig waren ging er duschen. Ich nutzte die Gelegenheit und schaute mich einwenig im Haus um. Im Wohnzimmer fand ich eine riesige Stereoanlage, außenrum reihten sich hunderte von CD's aneinander, ich zog eine raus und staunte. Led Zeppelin. Neugierig wie ich war, schaute ich mir weitere CD's an. Er hörte alles von Klassik, zu Pop oder Rock. Die CD's legte ich schließlich zurück und schaute mich weiter um. Ich hörte wie vorne die Eingangstür aufging und dachte es wäre vielleicht die Haushälterin und beachtete es nicht weiter. Plötzlich hörte ich ein Bellen hinter mir, ich drehte mich noch rechtzeitig um und konnte somit erkennen, dass ein riesiger Boxer auf mich zugerannt kam.
Er nahm Anlauf und sprang auf mich. Zusammen mit dem Hund fiel ich zu Boden. Ich dachte der Hund würde mich gleich beisen, doch dem war nicht so. Er leckte mich im ganzen Gesicht ab und freute sich riesig.
"Zeus! Hier her!", hörte ich Nik den Hund zurecht rufen. Nik kam auf mich zu, half mir auf und sah mich besorgt an.
"Alles in Ordnung mit dir?", fragte er mich und musterte mich nach Verletztungen. Ich musste lachen, solange habe ich keinen Boxer mehr gesehen und vorallem keinen so freundlichen.
"Alles okay, du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich kenne mich mit Boxern aus. Hatte als Kind selber eine Boxer-Hündin", sagte ich lachend. Zeus lag immernoch auf dem Boden und winselte vor sich hin, also rief ich ihn zu mir und streichelte ihn.
"Was hattest du heute vor?", fragte ich Nik.
"Ich wollte nochmal kurz zum Clan, wenn du nichts dagegen hast. Es wird auch nicht lange dauern, versprochen", sagte er und küsste mich.
"Natürlich hab ich was dagegen. Was fällt dir eigentlich ein?!", sagte ich gespielt böse und musste gleich darauf lachen.
"Ich werde aber gehen und du kannst nichts dagegen unternehmen. Es sei denn du fesselst mich ans Bett", sagte er herausfordernd. Doch es war er, der meine Handgelenke nahm und fest hielt.
"Das wagst du nicht", sagte ich. Aber es war schon zu spät, er hob mich hoch und trug mich ins Schlafzimmer. Zeus ließ wir einfach links liegen, weil wir einfach nurnoch Augen füreinander hatten. Im Schlafzimmer warf sich mit mir aufs Bett und küsste mich.
Ich konnte nicht genug von ihm kriegen, ich war süchtig nach ihm und das machte es nur noch schwieriger ihn jetzt gehen zu lassen. Nik lag auf mir und küsste mich begehrend. Das schwarze Hemd, welches er sich eben noch angezogen hatte knöpfte ich auf. Ich fuhr mit dem Finger über seine Brust, dann weiter runter zum Bauch, bis ich schließlich am Becken ankam. Seine Küsse wurden immer heftiger, er presste sich auf mich. Ich wollte ihn überall spüren, am ganzen Körper.
Er knöpfte meine Bluse auf und half mir aus der Jeans. Ich drückte ihn küssend zurück ins Bett. Diesmal lag ich auf ihm und wollte ihn gerade wieder küssen, da klingelte sein Handy.
Er zog mich zu sich und ignorierte es, bis es schließlich aufhörte zu klingeln. Also war es doch nicht so wichtig, aber einige Minuten später, klingelte es wieder.

Kapitel 13 - Überraschender Besuch

Genervt stöhnte er auf und nahm das Handy in die Hand, ging ran und sagte genervt: "Was?!".
Ich ließ mich zurück ins Bett fallen. Während er telefonierte, malte ich mit dem Finger unsichtbare Muster auf seinen Bauch. Wieso konnte ich ihn nicht mal für mich allein haben?! Wenigstens für zwei Stunden...
Er legte auf und lehnte sich im Bett zurück. Ich kuschelte mich an ihn und er schlang seine Arme um mich.
Nach zwei Minuten sagte er schließlich resigniert: "Tut mir wirklich leid Schatz, aber ich muss zum Clan. Bitte sei nicht böse, ich beeile mich". Er gab mir noch einen letzten Kuss, zog sich an und verschwand. Ich hörte noch wie er die Eingangstür ins Schloss fallen ließ, den Motor startete und davon fuhr. Nun war ich allein und wusste nicht was ich machen sollte. Zeus war nicht da, also konnte ich nicht mit ihm spielen. Anscheinend wurde er wieder mitgenommen.
Weil mir nichts besseres einfiel, zog ich mich wieder an und ging nach draußen. Nik hatte ein großes Anwesen also entschied ich mich dafür, mich einbisschen umzusehen.
Im Hof angekommen schaute ich mich kurz um. Auf der linken Seite führte ein kleiner Pfad am Haus vorbei. Ich folgte ihm und gelangte schließlich hinter das Haus. Es grenzte eine riesige freie Fläche am Haus an. Dieses Feld war ca. 500-700 meter lang und genauso breit. Auf dem Feld befanden sich Ziele, ich schaute mich um und entdeckte auch schnell wonach ich suchte.
Auf einem Ständer befand sich ein Bogen aus Metall und mehrere Köcher mit Pfeilen drin. Ich nahm den Bogen und einen der Köcher und ging auf die Ziele zu. Circa 100 meter vor den aufgestellten Zielen war eine Linie durch das kurz geschnittene Gras gezogen, an die ich mich jetzt stellte.
Ich nahm einen Pfeil aus dem Köcher, der an meiner Schulter hängte, spannte den Bogen und ließ auch gleich darauf wieder los. Der Pfeil schoss auf das Ziel zu und drang fast in der Mitte des Ziels ein. Stolz betrachtete ich den Pfeil und setzte zu einem neuen Schuss an.
Ein Knacken hinter mir ließ mich rumfahren. Ich sah wie Dimitri 20 meter vor mir stehen blieb. Obwohl es Dimitri war und ich ihn auch kannte, entspannte ich den Bogen nicht, sondern zielte direkt zwischen seine Augen.
"Was machst du hier?!", zischte ich ihn an.
"Ich wollte nach dir schauen und einbisschen mit dir reden", sagte er. Dimitri hatte wieder dieses dreckige Lächeln auf den Lippen und sein ekliges Parfüm roch ich schon aus dieser Entfernung.
"Wie du siehst geht es mir immernoch gut und auf ein Geplausch mit dir habe ich im Moment keine Lust. Also entschuldige bitte meine Forschheit und verschwinde!", sagte ich laut. Trotz meiner Aufforderung das Grundstück zu verlassen, machte er einpaar Schritte auf mich zu. Um ihm einbisschen Angst zu machen, ließ ich den Bogen los. Der Pfeil traf genau vor seinen Füßen ein und hatte die gewünschte Wirkung. Er blieb sofort stehen und schaute mich abschätzend an. Ich holte sofort einen neuen Pfeil aus dem Köcher und spannte den Bogen.
"Bitte, Elina. Komm schon, ich will doch nur reden. Versprochen", versuchte er auf mich einzureden. Er war nun bis auf 12 meter vorgekommen und machte immer schnellere Schritte. Ich hatte schreckliche Angst davor was er mit mir machen würde, wenn er ganz zu mir vorgerückt wäre. Dimitri war schon immer so ein unsympathischer Mensch gewesen.

Kapitel 14 - Schmerzhafte Erinnerungen

Plötzlich klingelte sein Handy, er blieb stehen und wartete einpaar Sekunden, bis er es rausholte und ran ging.
"Aaah, hallo Boss". Es war also Nik, der anrufte. Ich hoffte inständig, er würde Dimitri befehlen zum Clan zurück zufahren.
"Aber natürlich, Boss. Ich bin sofort da", sagte er scheinheilig und legte auch schon wieder auf. Er sah mich an und das eklige Lächeln kehrte wieder auf sein Gesicht zurück.
"Man sieht sich immer zweimal im Leben, meine Süße!", sagte er und warf mir einen Handkuss zu. Dimitri drehte sich um und machte sich auf den Weg. Der Pfeil in meinem Bogen folgte ihm auf den ganzen Weg, bis er hinter dem Haus verschwand. Ich konnte hören wie ein Auto rasend weg fuhr. Erst jetzt senkte ich den Bogen auf den Boden.
Ich zitterte am ganzen Körper, ich hatte schreckliche Angst. Dimitri war so eklig und unberechenbar.
Ich ließ den Bogen und den Köcher zu Boden fallen und rannte ins Haus. Hinter mir ließ ich die Tür zu knallen und suchte einen Schlüssel um die Tür abzuschließen. Meine Hände zitterten heftig und ich hatte Probleme den Schlüssel ins Schloss zu stecken. Schließlich schaffte ich es doch, und ließ mich erschöpft zu Boden sinken. Die schrecklichen Erinnerungen an meine Vergangenheit strömten plötzlich in meinen Kopf.
Schmerz, Wut und Angst breiteten sich in meinem gesamten Körper aus. Ich kauerte auf dem Boden und zitterte wie wild, mir war kalt, doch ich hatte keine Kraft um aufzustehen. Was war nur mit mir passiert, seit meinem Zusammenbruch?
Die Erinnerungen, die ich immer unter Verschluss hielt, strömten so plötzlich und unerwartet auf mich ein. Ich hatte noch nicht mal die Chance, die Erinnerungen durch eine Ablenkung zu verdrängen.Ich hörte Schmerzensschreie in meinem Kopf und wie jemand wimmerte. Es war genauso wie damals, ich wusste nicht, das alles noch so gut in meinem Gedächtnis war. Ich hatte gehofft, dass alles weg war, denn so fühlte es sich auch an, doch da hatte ich mich wohl getäuscht.Diese Qualen die ich damals ertragen musste waren unbeschreiblich und musste sie deswegen verdrängen. Am Anfang war es schwer, doch es wurde immer leichter, bis ich diese Erinnerungen ganz verdrängt hatte. So wie es aussah, waren sie doch nicht ganz weg.

Kapitel 15

Ich hörte im Hintergrund ein leises Klingeln. Es weckte meine Aufmerksamkeit und ich spürte, wie dieses neue Geräusch sich in meinem Kopf ausbreitete. Ich ließ es zu, denn es war eine willkommene Ablenkung. Solangsam wurde das Klingeln immer lauter, ich hob meinen Kopf und lauschte. Es war ein Telefon, das irgendwo im Haus klingelte. Ich stand langsam auf und folgte dem Geräusch. Es führte mich in das Schlafzimmer. Dort lag auf dem Nachttisch mein Handy und spielte fröhlich eine Melodie. 'Niklas Ivanov' stand auf dem Bildschirm. Ich ging schnell ran.
"Ja?", sagte ich kaum hörbar. Ich räusperte mich kurz und wiederholte mich.
"Elina? Elina, verdammt. Ich habe versucht dich tausendmal zu erreichen. Wieso bist du nicht dran gegangen?!", brüllte Nik mich durchs Handy an.
"Tut mir Leid, habs nicht gehört", sagte ich nur leise. Es entstand eine kleine Pause bis Nik wieder etwas sagte.
"Ist alles in Ordnung bei dir?" Ich merkte wie ich wieder den Tränen nah war und sammelte mich kurz.
"Nein", flüsterte ich. Es waren einpaar Hintergrundgeräusche zu hören und wie Nik etwas murmelte.
"Warte bitte, ich bin sofort da. Lass keinen rein und mach keinem auf!", sagte er wieder an mich gerichtet. Ich hörte noch wie ein Motor gestartet wurde und gleich darauf das laute Röhren des Motors. Dann war nichts mehr zu hören.Ich starrte eine Weile benommen auf das Handy, drückte schließich auf den roten Button und legte es wieder auf seinen Platz.

Kapitel 16 - Fels in der Brandung

Nik muss gerast sein, denn er war in weniger als 20 min zuhause. Ich hörte wie er schnell die Haustür aufschloss und sie wieder zuknallte. Bei dem Geräusch zuckte ich zusammen. Ich befand mich immernoch im Schlafzimmer und wagte mich nicht mich zu bewegen. Er stand plötzlich in der Tür und kam mit weit ausgebreiteten Armen auf mich zu. Er nahm mich in die Arme und streichelte meinen Kopf. Ich schmiegte mich an ihn und sog seinen Duft ein. Jetzt war ich mir auch sicher, dass er bei mir war.
"Alles ist okay, Schatz. Ich bin ja da, du brauchst keine Angst zu haben", redete er beruhigend auf mich ein. Ich hob meinen Kopf und schaute ihm in die Augen. Das war genau dass, was ich gerade brauchte. Er lächelte mich liebevoll an und strich mir einpaar Strähnen aus dem Gesicht. Sein Blick war beruhigend und ich verlor mich in seinen Augen. Ich fühlte wie die gesamte Last von mir fiel und entspannte mich in seinen Armen.
"Was ist passiert, Schatz?", fragte er mich. Ich wusste, dass er wütend werden würde, wenn er hörte das Dimitri hier war, also fing ich langsam an zu erzählen: "Als du gegangen bist, wusste ich zuerst nicht was ich machen sollte. Ich hab mich dann aber dazu entschieden nach draußen zugehen. Ich bin ums Haus gegangen und hab dort Pfeil und Bogen gesehen. Dann hab ich einpaar Pfeile abgeschossen, bis ich plötzlich ein Geräusch hinter mir hörte...". Ich schaute Nik in die Augen, um seine Stimmung zu erraten. Er war immernoch ruhig.
"Dann stand Dimitri vor mir", sagte ich. Nik's Augen weiteten sich kaum merklich und seine Muskeln verkrampften schlagartig. Seine Umarmung wurde fester, er zerquetschte mich fast. Um ihn einwenig zu entspannen, massierte ich seinen Nacken, ich wollte ihm nicht sagen, dass er mir wehtat. Auch wenn es ausversehen war, würde er sich dies nicht verzeihen.
"Er ist auf mich zugekommen und meinte er wolle nach mir schauen und mit mir reden. Ich habe ihn dazu aufgefordert zu gehen, aber er kam immer näher. Um ihn zu stoppen schoss ich einen Pfeil vor seine Füße. Ich dachte schon ich müsste ihn treffen, damit er endlich stehen blieb. Dann hast du angerufen und er ist gegangen", erzählte ich weiter.
Nik's Augen waren voller Zorn. Ich merkte wie er die Hände, die an meinem Rücken lagen, zu Fausten ballte.
"Hat er dich angefasst?", fragte er mit gepresster Stimme.
"Nein", versuchte ich ihn zu beschwichtigen. Mit jeder Sekunde wurde Nik wütender und ich merkte das ein Plan in seinem Kopf ausreifte. Dimitri war eindeutig zu weit gegangen, für Nik's Maßstäbe. Nik ließ mich los und kramte sein Handy raus. Er wählte eine Nummer und wartete.
"Hallo, Alex. Hör zu, keine Details. Dimitri hat seine Grenze schon längst überschritten und ist auch weit darüber hinaus gegangen. Kümmer dich darum. Melde dich bei mir, sobald du kannst", sagte er und legte auf.
Mir war klar, was er mit Dimitri machen würde. Aber es war gerechtfertigt, denn Dimitri hat nicht auf Nik gehört. Er musste sich ihm unterwerfen und seine höhere Autorität respektieren. Das hat Dimitri aber nicht und musste nun dafür büßen. Dimitri würde heute Nacht noch sterben. Nik drehte sich wieder zu mir und wollte gerade etwas sagen, doch ich hob meine Hand.
"Sag bitte nichts. Du musst es nicht erklären und auch nicht rechtfertigen. Du weißt, dass ich deine Entscheidungen niemals in Frage stellen werde. Also tue ich es auch jetzt nicht", sagte ich. Ich setzte mich aufs Bett und zog ein Kissen zu mir.
Nik setzte sich ebenfalls und zog mich in seine Arme. Ich war ihm dankbar dafür, dass er nichts sagte. Wir saßen einfach nur da und Nik strich  mir beruhigend über meine Arme. Nach einiger Zeit meldete sein Handy.
"Hast du?", fragte er den Anrufer. Eine kleine Pause entstand.
"Danke. Ich werde mich morgen um den Rest kümmern".Er legte wieder auf und sah mich an.
"Elina, sag doch bitte etwas. Du machst mir Angst!".
Aber ich konnte nichts dazu sagen, ich hatte nicht den Mut und auch nicht die Kraft dazu.
"Ich gehe duschen", erwiderte ich emotionslos und stand auf.
"Warte, ich komme mit", sagte er und nahm meine Hand.
Er hielt mich die ganze Zeit fest und ich war dankbar dafür. So konnte ich mir sicher sein, dass er mich nicht verließ.
Nik setzte sich auf den Rand der Badewanne. Ich zog mich aus, ging in die Dusche und stellte das Wasser an. Es prasselte angenehm warm über meinen Körper, so konnte ich mich entspannen. Ich schloss die Augen und lehnte mich an die Wand. Das jetzt heiße Wasser lief über meinen Körper. Meine Muskeln lockerten sich so langsam und ich war nicht mehr so angespannt. Ich öffnete meine Augen und stellte das Wasser ab und kam aus der Dusche. Nik stand vor mir und reichte mir wortlos das Handtuch. Ich hüllte mich darin ein und ging ans Waschbecken.
Wir sagten die ganze Zeit über nichts und die Stille wurde langsam ziemlich unangenehm. Nik kam auf mich zu und umarmte mich von hinten. Ich kuschelte mich an ihn. Er war warm und roch so gut.
"Es tut mir so leid, dass ich dich alleine gelassen habe. Das ganze wäre nie passiert wenn ich hier geblieben wäre", versuchte er sich zu entschuldigen. Aber es war doch nicht seine Schuld, er hatte Verpflichtungen gegenüber dem Clan.
"Dimitri ist daran Schuld, nicht du. Was hättest du denn machen sollen? Du bist nunmal der Boss und musst zum Clan, wenn man dich braucht", sagte ich. Er küsste meine Schulter und widersprach mir nicht, weil er wusste, dass ich Recht hatte. Er zog sich schließlich auch aus und ging unter die Dusche. Ich konnte einen kurzen Blick auf seinen Körper erhaschen. Er war so muskulös und gut gebaut, schon jetzt sehnte ich mich nach ihm. Seinem Körper, seine Berührungen, sein Geruch und vorallem seine Küsse. Ich cremte mich noch schnell ein und zog meine Unterwäsche an.
Obwohl ich erst seit einpaar Tagen bei ihm war, ist er zur wichtigste Person in meinem Leben geworden. Er gab mir Halt und beschützte mich. Er wusste was mich glücklich machte und brachte mich zum lächeln, auch wenn ich es nicht wollte.
"Wieso lächelst du denn so glücklich?", fragte er plötzlich hinter mir. Er hatte sich ein Handtuch um die Hüften gewickelt und wuschelte mit einer Hand durch seine nassen, dunkel-blonden Haare.
"Ich habe an etwas gedacht", sagte ich lächelnd. Er kam auf mich zu, hob mich hoch und setzte mich am Rand des Waschbeckens wieder ab.
"An mich?", fragte er und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht.
"Ich denke so oder so jede freie Minute an dich und stell dir vor, eben auch, ja", neckte ich ihn.
"Ich liebe dich", sagte er und küsste mich. Er wartete nicht auf meine Antwort, sondern küsste mich immer begieriger. Ich spürte wie das Verlangen nach ihm in meinem Körper aufflammte, ich gab mich diesen Gefühl voll und ganz hin. Meine Beine klammerten sich um sein Becken und zogen ihn näher. Ich ließ sein Handtuch von seinen Hüften gleiten, nun stand er nackt vor mir. Er hob mich hoch und trug mich, immernoch küssend, ins Schlafzimmer. Dort legte er sich mit mir zusammen ins Bett.
"Bist du dir sicher, dass du es willst?", fragte er mich plötzlich. Ich war mir sicher, dass ich es wollte. Ich wollte ihn, unzwar ganz und ich war mir sicher, dass er der Richtige war. Ich nickte glücklich. Er zog mich an sich und küsste mich weiter, langsam öffnete er meinen BH und half mir aus dem Slip. Aus seinem Nachschrank holte er ein Kondom raus, streifte es sich über und küsste mich bevor er in mich eindrang.

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Hier ein Bild von Nik:
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Kapitel 17 - Berechtigter Tod

Als ich aufwachte, merkte ich wie Nik mir Muster auf den Rücken malte. In diesem Moment war ich überglücklich. Ich fühlte mich wohl in seiner Nähe und vergaß alles um mich herum, wenn ich bei ihm war.
Ich drehte mich zu ihm und schaute in sein glückliches Gesicht.
"Du bist wunderschön", sagte er leise und beugte sich vor um mich zu küssen.
"Komm, wir gehen frühstücken. Danach müssen wir noch beim Clan vorbeischauen", sagte er und half mir meine Sachen wiederzufinden. Ich musste lachen, weil Decken, Kissen und alles mögliche verstreut im Zimmer lagen. Ich war wohl zu beschäftigt gewesen um dieses Chaos, welches wir veranstaltet hatten, zu bemerken. Das klingt bestimmt so klischeehaft, aber es war die wundervollste Nacht, die ich je hatte. Er war so liebevoll und zärtlich zu mir. Bei seinem Aussehen und wenn man wusste, dass er Clanführer war, könnte man sich das nie vorstellen, bei all der Brutalität die an Tagesordnung steht.
Wir frühstückten schnell, zogen uns an und fuhren zum Clan. Wir stiegen aus und gingen zum Eingang, Nick nahm meine Hand und zog mich mit. Er wollte unsere Beziehung also offiziell machen.
Nik öffnete die Tür zur Halle, ließ mich rein und folgte mir. Ich hatte erwartet hier alle Männer anzutreffen, doch es war keiner zu sehen. Gerade als ich Nik fragen wollte wo alle sind, hörte ich ein Gemurmel in einem anderen Teil der Halle. Nik zog mich mit dort hin. Dieser Teil der Halle war durch eine große Schiebetür vom Rest der Halle getrennt und wurde normalerweiße als Waffenlager benutzt.
Nik schob eine der Türen auf, plötzlich wurde alles ruhig und es war nichts mehr zu hören. Die Männer verstummten, als sie sahen, dass der Boss da war. Sie haben sich in der Mitte des Raumes in einem Kreis gesammelt und bewachten etwas. Als sich der Kreis öffnete traute ich meinen Augen nicht.
Ich dachte da würde ein Mann eines anderen Mafiabosses sitzen und ausgehorcht werden, doch es war Dimitri. Seine Arme waren an seinen Rücken verschränkt und gefesselt, seine Füße ebenfalls. Er hockte auf den Knien auf dem Boden und hatte einpaar Schrammen im Gesicht und ein blaues angeschwollenes Auge.
"Aaah, da sind ja der Boss und seine kleine Schlampe!", rief er benommen in unsere Richtung. Alex, der neben Dimitri stand, verpasste ihm einen Tritt in den Bauch. Er stöhnte auf und hustete, dabei spuckte er einwenig Blut. Nik ließ meine Hand los und ging auf Dimitri zu. Ich stand wie angewurzelt da und wusste nicht was ich fühlen oder denken sollte. Ich beobachtete wie Nik Dimitri am Kragen packte auf seine Beine zog. Es kamen zwei Männer von links und rechts und hielten Dimitri auf den Beinen.
"Du weißt wieso du hier bist Dimitri. Du bist auf mein Grundstück gekommen, hast Elina", er deutete in meine Richtung, sah mich jedoch nicht an,"bedroht und deine Absichten waren klar. Sie hat dich abgewießen zu gehen, du aber wolltest dir holen, was dir 'zustand' ", das letzte Wort betonte er besonders stark.
"Bereust du irgendetwas, Dimitri?", fuhr Nik erstaunlich ruhig fort. Dimitri sah erst Nik an und sagte dann in meine Richtung: "Ja, allerdings!", er hustete kurz, "Ich bereue dieses Miststück nicht so richtig durchgefickt zu haben!", schrie er und lachte dabei.
Nik holte aus und verpasste ihm einen Hieb in den Bauch. Und jetzt wurde mir klar wie ich mich zu fühlen hatte und was ich denken sollte. Dimitri hat es nicht anders verdiehnt. Keiner, vorallem ich nicht, sollte mit ihm Mitleid haben. Ich verschränkte meine Arme vor meiner Brust und sah Dimitri böse an. Er fing meinen Blick auf und dieses eklige Lächeln kehrte auf sein Gesicht zurück. Er leckte sich genüsslich über die Lippen. Mir reichte es, ich ging auf einer der Männer zu, schnappte mir seine Waffe, lud sie und richtete sie auf Dimitris Kopf. Nik war zur Seite getreten und beobachtete mich von der Seite. Dimitri lachte nur auf und schaute mir in die Augen.
"Na los, du kleine Schlampe! Drück schon ab, du Miststück. Ich habe keine Angst vor dir, du bist viel zu schwach um das durchzuziehen!", schrie er mich an.
"Ich bin also zu schwach dafür? Tja, Dimitri, dann kennst du mich aber schlecht", sagte ich , richtete die Waffe auf seine Schulter und drückte ab. Sein lauter Schmerzensschrei durchzog die Halle. Er fiel auf die Knie und rollte sich auf die Seite.
"Das wirst du noch bereuen!", schrie er. Ich richtete die Waffe ein letztes Mal auf seinen Kopf und sagte trocken: "Wirklich schade dass du das nicht mehr erleben wirst". Ein weiteres Mal drückte ich ab und setzte somit den endgültigen Todesschuss. So wurde ich ausgebildet, keine Gefühle zeigen, einfach den Job ausführen. Ich hatte mir somit ein zweites Gesicht angeeignet, es war nicht mitfühlend, zeigte keine Gnade und vorallem keine Freude.
Alex kam auf mich zu, reichte mir ein Tuch und nahm mir die Waffe ab. Er, als mein bester Freund, wusste, was meine Gewohnheiten waren. Ich putze mir mit dem Tuch die Hände kurz ab und steckte es in meine Hosentasche.
"Michail, Dima. Schafft das hier weg. Und der Rest macht sich wieder an seine Arbeit!", befahl Nik den Männern. Es waren nur noch Alex, Nik und ich im abgetrennten Teil übrig, als Nik auf mich zukam und mich in die Arme nahm. Ich habe schon viele Menschen getötet, aber niemals jemanden den ich kannte. Deswegen war es einwenig anders und auch ein bisschen schwerer für mich damit umzugehen. Aber es war notwendig gewesen.
"Eigentlich müsste ich böse auf dich sein, weil du meinen Plan mit deinem unbedachten Handeln durchkreuzt hast. Aber ich bin es nicht. Ich bin überrascht darüber, hab sowas eigentlich nicht von dir erwartet", sagte Nik an mich gerichtet.
"Soll ich anrufen und sagen, dass der Plan doch nicht so abläuft wie erwartet?", fragte Alex."Ja, wäre nett von dir", sagte Nik und somit verschwand Alex auch. Nik hielt mich noch einpaar Minuten in den Armen. Er nahm meine Hand und führte mich raus zum Auto. Ich stellte keine Fragen, sondern ließ mich von ihm ins Auto setzten. Er setzte sich ebenfalls auf seinen Platz, startete den Motor und fuhr los.

Kapitel 18 - (Schwieger)Eltern

Es war circa 14 Uhr und wir fuhren schon seit zwei Stunden. Nik wusste anscheinend genau wo er hin fuhr, denn er bog plötzlich ohne Vorwarnung von der Landstraße auf einen Forstweg ein. Wir waren in einem Wald angekommen. Vor uns tauchte eine Schranke auf. Sie wurde von zwei Männern in schwarzen Uniformen postiert. Beide trugen Gewehre auf dem Rücken und hatten Schlagstöcke in der Hand. Sie sahen ins Auto und ließen uns schließlich durch. Wohin fuhr Nik?
Der Wald lichtete sich und vor uns tauchte ein Haus auf. Es stand mitten auf einer weitläufigen Lichtung und war groß und sehr modern.
"So, da wären wir", sagte Nik lächelnd. Er stellte das Auto vor dem Haus ab und stieg aus. Er kam auf meine Seite und half mir aus dem Auto zu steigen. Ich war immernoch vollkommen überwältigt von der Schönheit. Das Haus passte auf seine moderne Art und Weise nicht ins Bild und doch könnte man sich diese Lichtung ohne das Haus nicht vorstellen.
Ich sah wie ein Mann und eine Frau aus dem Haus austraten und auf Nik und mich zusteuerten. Die Frau war ca 50-60 Jahre alt, der Mann ebenso. Aber für ihr Alter sahen beide noch sehr fit aus.
"Niklas! Ich freue mich so dich zu sehen", sagte die Frau und umarmte Nik.
"Hallo, mama", sagte Nik lächelnd.
"Und wer ist deine Begleiterin?", fragte der Mann.
"Das ist Elina, ich wollte sie euch unbedingt vorstellen", erklärte Nik und schaute mich liebevoll an. Seine Mutter schloss mich sofort in die Arme. Sie war sehr herzlich und aufgeschlossen.
"Ich bin Anastasija, Niklas' Mutter. Freut mich Sie kennenzulernen!", sagte sie und lächelte mich freundlich an.
"Bitte, duzen Sie mich doch", bat ich sie. Dann kam der Vater auf mich zu und schüttelte mir die Hand.
"Ich bin Feodor", sagte er und lächelte leicht. Er hatte dieselbe Ausstrahlung wie sein Sohn. Nik's Vater hatte sofort meinen Respekt.
"Na los, lasst uns rein gehen", sagte Nik's Mutter und wir folgten ihr ins Haus.Das Haus war in einem ählichen Stil eingerichtet wie Nik's. Offen, hell und doch gemütlich durch einpaar Holzfarbene Akzente. Anastasija führte uns in einen großen Raum. Er war in drei Teile unterteilt: eine Küche ganz rechts, in der Mitte ein Esszimmer mit langen Holztisch und außen links ein großzügiges Wohnzimmer.
"Setzt euch doch bitte, ich hole gleich alles", sagte sie und zeigte zum Tisch. Nik, ganz der Gentleman, zog für mich einen Stuhl raus, ich setzte mich und er rückte ihn wieder zurecht. Er nahm auf meiner linken Seite Platz. Unter dem Tisch strich er mit dem Daumen über meine Hand.
"Ich bin froh das du zuerst angerufen hast, bevor du hier mal wieder vorbeischaust. Dann habe ich wenigstens die Möglichkeit etwas für dich zu kochen", lachte seine Mutter und stellte eine Platte mit Manti (russ. Spezialität) ab.
"Sag bloß du hast wieder für zehn Mann gekocht, Mama", rief Nik ihr nach, denn sie war schon wieder in Richtung Küche verschwunden.
"Lieber zu viel, als zu wenig!", rief sie zurück. Nik's Vater half seiner Frau beim Tragen. Sie brachte immer mehr auf den Tisch, bis so ziemlich die Hälfte des Tisches voll mit russischen Spezialitäten bedeckt war. Die beiden setzten sich ebenfalls an den Tisch und begannen zu essen. Es schmeckte wirklich sehr gut, ich hatte schon lange nicht mehr russisches gegessen. Das letzte Mal, war vor mehreren Jahren, kurz bevor ich zum Clan kam. Als wir fertig waren redeten wir noch einbisschen. Nik's Eltern wussten also über den Clan Bescheid, was mich überaschte. Ich hab immer von ihm gedacht, dass er seine Familie da raushält.
"Hat es dir denn geschmeckt?", fragte Anastasija.
"Ja, es ist schon lange her, dass ich so gut gegessen hatte", sagte ich fröhlich.
"Besuchst du deine Eltern denn nicht so oft? Sie wohnen zu weit weg, nicht wahr?", fragte sie wieder.
"Nein. Meine Eltern sind schon lange tot. Ich habe nur noch einen kleinen Bruder und meine Oma. Ich besuche sie nicht oft", sagte ich nachdenklich. Ich hatte mit der Zeit gelernt darüber zu reden, ohne einen Heulkrampf zu bekommen. Ich liebte meine Eltern sehr, sie sind gestorben als ich 16 und mein kleiner Bruder 11 waren. Nik merkte wie schwer es mir fiel darüber zu reden und strich mir mit seinem Daumen über meine Hand. Es beruhigte mich zu wissen, dass er da war.
"Tut mir wirklich leid. Ich hätte das Thema nicht ansprechen sollen", entschuldigte sich Nik's Mutter.
"Sie konnten es nicht wissen, Frau Ivanov. Bitte entschuldigen Sie sich nicht dafür", sagte ich und lächelte beschwichtigent.
"Bitte nenn mich doch Nastja", sagte sie und lächelte mich herzlich zu. Ich fühlte mich wirklich wohl bei Nik's Eltern und es war gut zu wissen, dass sie mich auch mochten. Wir redeten noch einige Zeit, tranken Kaffee und aßen Kuchen.
"Es ist schon sehr spät, Mama. Wir müssen leider los", sagte Nik mit einem Blick aus seine Uhr.
"Besucht uns aber bald wieder! Es war wirklich ein schöner Abend", sagte Nastja herzlich. Sie begleiteten uns noch zur Tür und dort verabschiedeten wir uns auch wieder. Wir stiegen in Nik's Auto und er fuhr los.
"Du bist bestimmt böse auf mich, weil ich dir nicht bescheid gesagt habe, oder?", fragte mich Nik. Er blickte mir schuldbewusst in die Augen, da konnte ich ihm einfach nicht böse sein.
"Anfangs war ich ein bisschen nervös, ich meine, schau mich an. Ich bin nicht gerade vorzeigbar angezogen für einen Besuch bei deinen Eltern. Aber als ich merkte wie nett und herzlich deine Eltern sind, war ich verdammt erleichtert", lächelte ich ihn an.
"Erstens siehst du immer verdammt heiß aus", neckte er mich und lächelte mich schief an, "und zweitens muss ich zugeben, dass meine Eltern stolz auf mich sind, dass ich endlich eine so nette und hübsche Frau kennengelernt habe", fügte er hinzu.
"Ich bin also nett?", fragte ich ironisch.
"Nein, du bist das fieseste Geschöpf auf ganz Erden", sagte er und kniff mich in die Seite.
"Ich hoffe für dich, dass du damit auch klar kommst", spielte ich eingeschnappt. Jetzt lachte er laut und gab Gas, als wir auf die Autobahn fuhren. Wir kamen nach weniger als zwei Stunden Fahrt zuhause an, Nik stellte den Wagen ab, blieb aber noch im Auto sitzen.
"Ich muss dich was fragen", er wartete gar nicht auf meine Aufforderung, sondern fuhr einfach fort, "Wie sind deine Eltern gestorben?".
Ich hatte bis jetzt immer ein und dieselbe Geschichte erzählt, wenn mich jemand darauf ansprach. Meine Eltern wären bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Sie waren gerade auf dem Heiweg, die Straße war glatt. Mein Vater hatte den Wagen nicht mehr unter Kontrolle und das Auto ist gegen einen Baum geprallt. Aber Nik wollte ich nicht anlügen, er sollte die Wahrheit kennen.

Kapitel 19 - Der Tod meiner Eltern

"Es waren Einbrecher in unser Haus gekommen. Meine Eltern befahlen mir, mich mit Maxim, meinem kleinen Bruder, zu verstecken und die Polizei zu rufen. Wir versteckten uns auf dem Dachboden und versuchten leise zu sein. Maxim war noch ein Kind, erst 11 Jahre alt", ich merkte wie mir eine kleine Träne über die Wange rollte, erzählte aber weiter," Er saß weinend in der Ecke, ich versuchte ihn zu beruhigen.
Dann hörte ich wie meine Mutter aufschrie und wie etwas zu Boden fiel und zerbrach. Mein Vater wurde kurz darauf auch von den drei Typen getötet. Ich wollte nicht einfach oben sitzten und warten, dass die Polizei eintraf. Ich ließ Maxim zurück und schloss die Tür ab. Ich holte mir Messer aus der Küche und verfolgte die Männer leise. Irgendwie schaffte ich es den ersten von hinten zu erstechen. Ich hatte Erfahrung in Selbstverteidigung und überwältigte auch noch die beiden anderen. Frag mich nicht wie ich es schaffte, vielleicht war es das Adrenalin, vielleicht auch nur aus Rachegier. Aber bis heute bereue ich nichts. Kurz darauf bin ich dem Clan beigetreten", erzählte ich.
Das Ende der Geschichte war es nicht und es war auch nicht der einzige Grund für meinen Beitritt beim Clan, doch das wollte ich Nik nicht sagen. Er sollte zwar alles über mich wissen, aber auch nur Dinge, mit denen ich zum größten Teil schon abgeschlossen hatte.
"Wie lange hast du deine Oma und Maxim schon nicht mehr gesehen?", fragte er.
"Das letzte mal war vor zwei Jahren, an Maxim's 18-tem". Ich konnte mich noch genau an den Tag erinnern. Wie ich Maxim bei dieser Pipe-Anlage im Dorf fand, vollkommen blau und stoned. Meine Oma hätte uns beide fast verprügelt. Sie meinte ich wäre schuld an seinem Absturz. Als er mich am meisten brauchte, verschwand ich. Er hatte fünf Jahre lang gedacht, ich wäre tot, weil ich nie aufgetaucht war. Das hat er mir bis heute nicht verzeiht und das wird er wahrscheinlich auch nicht. Er hatte einen Alkohol- und Drogenabsturz vor einpaar Jahren. Jetzt ist er zwanzig, ich weiß nicht wo er wohnt, was er macht oder ob er wieder die Kurve gekriegt hat. Ich wünsche es mir so sehr für ihn. Er ist der Einzige aus der Familie, der es verdiehnt hätte", erzählte ich. Die Bilder rasten an meinen Augen vorbei und hinterließen, so wie vor Jahren auch, tiefe Narben. Ich war schuldig und das konnte keiner bestreiten, nicht einmal Nik und er versuchte es auch nicht mal. Er nahm meine Hand und küsste sie.
"Er wird dir verzeihen, du bist seine Schwester und er braucht dich", sagte Nik. Obwohl ich mir da nicht so sicher war, entspannte ich mich allmählig.
"Möchtest du noch einwenig draußen rumlaufen?", fragte mich Nik. Es dämmerte gerade. Es war gegen 18 oder 19 Uhr. Die Sonne würde noch einwenig auf bleiben, also entschied ich mich dafür. Wir stiegen aus dem Auto und liefen in den Wald rein, der Nik's Haus umgab.Er hielt mich an der Hand und zusammen liefen wir einen kleinen Weg entlang. Die Herbstsonne schien warm auf das dichte Blätterdach herab. Hier und dort brachen einpaar Lichtscheine durch die Bäume und tanzten auf dem Boden. Ich liebte den Wald, er war einladend und es roch einfach fantastisch. Nach Harz und verdunstendem Regen. Nach einiger Zeit führte Nik mich auf eine kleine Lichtung, man konnte von dort aus über ein großes Waldgebiet blicken. Hier und dort standen auch schon einpaar rote, gelbe und braune kleine Baumgruppen.
"Es ist wirklich schön hier", flüsterte ich.
"Mein Lieblingsplatz. Deswegen habe ich mein Haus hier bauen lassen. Glaub mir, es war schwierig für dieses Grundtsück Baugenehmigungen zu kriegen. Aber die Mühe hat sich gelohnt", sagte er leise. Ich lehnte mich an ihn und genoss den Ausblick. Wir standen lange einfach nur da und blickten in den Wald. Gerade als ich anfing zu frösteln, schlug Nik vor, nach Hause zu gehen.
"Sag mal, wie kams eigentlich dazu, dass du so verdammt jung zum Boss des Clans wurdest?", fragte ich Nik.
"Mein Vater hatte vor mir den Clan geführt. Als ich 18 wurde, fand er, dass es für mich an der Zeit wäre seinen Platz einzunehmen. Und weil ich keine Ausbildung hatte und mich durch Aushilfsjobs schlug, war es ein Grund mehr für ihn aufzuhören. Er sagte der Clan bräuchte unbedingt einpaar Veränderungen. Ich war gerademal zwei Jahre im Geschäft, da kamst auch schon du an. Die erste Frau im gesamten Clan überhaupt und ich war verdammt stolz darauf, denn du warst der Auslöser für unser immer höheres Ansteigen im Ansehen in dem Businessbereich", sagte er und schloss nebenbei dir Tür auf. Er blickte mir in die Augen und lächelte. Ich konnte nicht anders, sein Lächeln steckt nunmal an. Ich zog ihn an mich und küsste ihn ausführlich.
"Na los, komm rein", sagte er lachend.
"Ich geh mal ins Wohnzimmer und mach den Kamin an. Du zitterst nämlich schon die ganze Zeit", sagte Nik und machte sich auf den Weg. Mir war wirklich kalt, deswegen holte ich mir eine kuschelige, große Decke aus dem Schlafzimmer, hüllte mich darin ein und ging ins Wohnzimmer. Nik hockte vor dem Kamin und wärmte sich die Hände. Der Kamin war in den Boden eingelassen und davor befand sich eine kleine Sitzgruppe. Er nahm meine Hand und zog mich zu sich runter. Ich hüllte ihn ebenfalls in die Decke und kuschelte mich an ihn. Es tat gut seine Nähe zu spüren und seinen erdigen Geruch zu riechen. Die Wärme die sein Körper abgab, hüllte mich in warme Wellen und heizte mit dem Feuer um die Wette.
Ich fing langsam an ihn zu küssen und genoss dabei jeden Moment.Er zog mich auf sich, sodass ich auf ihm saß, ich knöpfte sein Hemd auf und strich ihm über seine Brust. Ich spürte wie er an der Stelle eine Gänsehaut bekam und musste kichern. Er küsste mich weiter und zog mich dabei aus. Ich nahm die Decke und bedeckte uns beide damit. Wir verschmolzen ineinander und ich gab mich ihm hin.

Kapitel 20 - Altes Leben

Am nächsten Morgen wachte ich allein im Bett auf, Nik hatte mir eine Nachricht geschrieben und sie auf seine Seite des Bettes gelegt.

Guten Morgen Liebling. Ich muss heute noch einpaar Erledigungen machen und bin deswegen früh raus. Ich wollte dich nicht wecken und ließ dich weiterschlafen. Mach dir einen schönen Tag und warte heut Abend nicht auf mich, es kann spät werden. Nik

Ich hatte also den ganzen Tag für mich, zuerst wusste ich nicht was ich damit anfangen sollte. Dann kam mir aber die Idee. Ich ging ins Bad, wusch mich, schminkte mich und zog mich an. Es war kurz nach 10 Uhr als ich das Haus verließ und mich auf meine Maschine setzte und davon fuhr. Mein Weg führte mich auf Landstraßen, wo ich mein Motorrad so richtig ausfuhr. Zuerst fuhr ich zu einem Blumenladen um einen Blumenstrauß zu kaufen. Dann fuhr ich weiter zum Friedhof. Langsam bahnte ich mir meinen Weg durch die Gänge. Auch ohne auf den Weg zu achten, führten meine Füße mich richtig, bis ich automatisch vor einem großen Grab stehen blieb. Es war wirklich schön. Am Kopfende war ein schlichter Grabstein angebracht mit der Inschrift: 'In Gedenken an Irina und Artjom. Wir werden euch nie vergessen. In Liebe eure Kinder & Eltern'.
Ich hockte mich vor das Grab und strich über den kalten Stein, der das Grab umrahmte. Es war schwarzer Granit, die kleinen Akzente funkelten in der Sonne. Ich legte die Blumen ab und stand wieder auf. Jemand müsste jeden Tag hier her kommen, denn das Grab sah sehr gepflegt aus und es war sauber. Ich musste automatisch an all die schönen Momente mit Mama und Papa zurückdenken. Sie waren so plötzlich fort und als sie weg waren, ging alles den Bach runter. Sowohl meins als auch Maxim's Leben. Sie gingen und ließen uns gebrochen zurück. Ich hatte damals große Mühe wieder aufzustehen und mit meinem Leben weiter zumachen, so tun als ob alles wieder in Ordnung wäre. Ich liebte meine Eltern so sehr, sie waren damals alles für mich.
"Schön, dass du nach all der Zeit immernoch nach Hause findest", hörte ich wie eine Stimme hinter mir sagte. Die Person hatte ihre Hand auf meine Schulter gelegt, ich drehte mich erschrocken um und blickte in vertraute Augen. "Oma", flüsterte ich und fiel ihr um den Hals. Ich konnte die Tränen nicht unterdrücken die sich in meinen Augen sammelten. Solange habe ich sie nicht gesehen und noch viel länger nicht im Arm gehalten.
Plötzlich wurde mir klar, wie sehr ich sie doch vermisst hatte. Der kleine Teil meiner Familie der noch übrig war und mir alles bedeutete. Um jeden Preis würde ich sie schützen.
"Wo hast du denn nur all die Jahre gesteckt? Wir haben uns solche Sorgen um dich gemacht", sagte sie und ließ mich los.
"Mir geht es gut, Oma. Du weißt doch, dass ich euch nicht im Stich lasse. Auch wenn ich nicht in der Nähe bin, kann ich für euch Sorgen", sagte ich und lächelte. Ich habe all die Jahre für meine Oma und meinen Bruder gesorgt, habe all ihre Schulden beglichen und dafür gesorgt, dass es ihnen an nichts mangelt. Jeden Monat habe ich 1000€ auf Oma's Konto überweisen lassen, weil ich selbst nichts mit dem Geld anfangen konnte.
"Erzähl mal, wie geht's euch denn?", fragte ich sie. "Uns geht es wirklich gut! Aber weißt du, ich bin ja auch nicht mehr die jüngste, trotzdem versuche ich mitzuhalten", sagte sie lachend. Oma hatte nie den Lebensmut aufgegeben, auch nicht als Opa gestorben ist. Sie wusste, dass sie Verpflichtungen hatte und die hielt sie auch ein.
"Lass uns zu mir gehen, du bist bestimmt hungrig", sagte Oma, lief langsam vorraus und ich folgte ihr. Oma wohnte seit Mamas und Papas Tod bei uns im Haus und es war auch sehr nah am Friedhof gelegen. Ich schob mein Motorrad neben Oma her und stellte es schließlich im Hof ab. Als ich rein kam, roch es sofort nach Omas selbstgemachten Piroggen. Es hatte sich am und im Haus kein bisschen verändert seit den zwei Jahren. Ich fühlte mich immernoch sehr heimisch, so als ob ich nach langer Zeit endlich wieder nach Hause kommen würde, aber mir war klar, dass dies kein längerer Aufenthalt war. Ich folgte Oma in die Küche und setzte mich an den Tisch.
Sofort kam sie mit einem Teller voller Piroggen zurück und stellte ihn vor meiner Nase ab. Sie blickte mich eindringlich an und ich wusste, dass sie mich nicht gehen lassen würde, ehe ich alles aufgegessen hatte.
"Danke, Oma", sagte ich und lächelte. Sie war immernoch die Gleiche geblieben. Fürsorglich, liebevoll und streng. Ich aß zwei Piroggen und wollte gerade etwas fragen, da hörte ich, wie ein Schlüssel ins Schloss gesteckt wurde und jemand hereinkam. Reflexartig griff ich zu meiner Waffe, die sich eigentlich in der Innenseite meiner Jacke befinden sollte, aber ich hatte sie an einer Spezialvorrichtung an meinem Motorrad vergessen. Vom Flur aus hörte man wie Schuhe ausgezogen und Jacken in die Garderobe aufgehängt wurden und schließlich Schritte auf die Küche zu kamen.
"Oma, sag mal wem gehört denn das Motorrad vor der Haustür, hast du etwa...", die Person brach mitten im Satz ab, denn sie kam gerade herein und sah mich.
"...Besuch?", beendete eine weibliche Stimme seinen Satz und tauchte hinter ihm auf. Sie blickte über seine Schulter und sah mich ebenfalls an.
"Hallo Maxim", sagte ich leise, aus Angst er würde durch meine Stimme nur ausrasten. Doch er kam langsam auf mich zu und umarmte mich.
"Elina ich dachte du wärst tod", sagte er gepresst. Er ließ mich los und sah mich nochmal an. Es bildete sich eine kleine Träne in seinem Augenwinkel und er wischte sie schnell weg. "Ich freue mich so dich zu sehen", sagte er und umarmte mich nochmal.

Kapitel 21 - Familie

"Du bist also Max' Schwester?", fragte Anna mich. Wir saßen mitterweile alle am Tisch, Oma hatte Kekse und Tee vorbereitet.Ich stellte meine Tasse ab.
"Ja", anwortete ich. Sie nickte kurz und biss darauf in einen Keks. Ich wusste nicht was ich von ihr halten sollte, sie sah mich immer mit diesem komischen Blick an, abschätzend und böse. Aber Maxim liebte sie und sie liebte ihn. Vor kurzem haben sie sich verlobt, sie waren zwei Jahre zusammen gewesen. Anna hatte Maxim gerettet, ihm gezeigt, dass er Drogen und Alkohol nicht brauchte. Ich nahm mir vor, sie einwenig besser kennenzulernen. Doch das tat ich weder für sie, noch für mich, sondern für Maxim, denn er hatte es verdiehnt. Ich schaute auf die Uhr, es war schon 18.30. Ich würde eine halbe Stunde für die Fahrt nach Hause brauchen, deswegen machte ich mich auf den Weg. "Komm bald wieder, mein Kind. Ich bin immer zuhause", sagte Oma und umarmte mich. Ich nickte und wandte mich an Maxim. Ich werde aufjedenfall nochmal hierher kommen, vielleicht sogar mit Nik. Ich erzählte ihnen aber nichts von ihm. Sie sollten ihn persönlich kennenlernen.
Auch Maxim umarmte mich, er war immernoch ein junger Mann, aber viel größer als ich, trotzdem nicht so groß wie Nik. Ich ließ Maxim los und wandte mich an Anna. Sie umarmte mich ebenfalls, was mich sehr überraschte.
"Es war schön dich mal kennenzulernen", sagte sie lächelnd.
"Danke", sagte ich aufrichtig und an ihrem Blick sah ich, dass sie verstand. Ich dankte ihr dafür, meinen Bruder wieder auf den richtigen Weg gebracht zu haben.Ich setzte mich auf meine Maschine und winkte noch allen zu, dann fuhr ich davon. Zuhause angekommen schloss ich die Tür auf und trat ein. Nik kam auf mich zu und küsste mich zur Begrüßung.
"Schatz, du bist ja schon zuhause. Ich dachte du brauchst heute länger", sagte ich verwundert.
"Hat zum Glück doch nicht solange gedauert. Wo warst du denn?", fragte er mich.
"Ich habe meine Oma besucht".
"Wirklich? Du warst bei deiner Oma? Möchtest du mir erzählen wie es war?", fragte er neugierig. Ich nickte, er zog mich mit in die Küche und machte Tee.
"Ich war zuerst beim Grab meiner Eltern und hab dort Blumen abgelegt, dann stand auch schon meine Oma hinter mir", ich musste lächeln, weil ich mich immernoch so sehr freute sie gesehen zu haben,"Sie war überhaupt nicht böse, sie hatte sich sehr gefreut. Wir gingen zu unserem Haus und dort traf auch gleich darauf Maxim ein", erzählte ich.
"Wie war seine Reaktion?", fragte Nik und stellte den Tee vor mir ab und setzte sich neben mich.
"Er hatte mich vermisst und dachte ich wäre tot, weil er solange nichts von mir gehört hatte. Er ist verlobt mit einer Frau Namens Anna. Sie sind seit 2 Jahren zusammen, sie hat ihm bei seinen Problemen geholfen. Sie war für ihn da, als ich es hätte sein sollen", sagte ich.
"Mach dir keine Vorwürfe, Schatz. Er hat es geschafft, du solltest jetzt glücklich sein", versuchte Nik mich aufzumuntern. Er hatte recht, ich sollte aufhören in der Vergangenheit rumzuwühlen und mich auf die Gegenwart und Zukunft konzentieren. Ich war so froh einen Mann wie Nik an meiner Seite zu haben und ich war mir sicher, dass er der Richtige war.

Kapitel 22 - Planänderung

Es waren mittlerweile 4 Monate vergangen. In dieser Zeit lernten Nik und ich uns immer besser kennen, ich liebte ihn mit jedem Tag mehr und war in meinem ganzen Leben noch nie so glücklich, denn er zeigte mir was Glück bedeutete.
Er sagte immer: "Glücklich zu sein, heißt nicht, dass alles perfekt ist. Es heißt, dass man sich dazu entschieden hat, über Fehler hinauszuschauen". Und damit hatte er recht, man sollte sich mit dem zufrieden geben, was man hat und nicht Sachen hinterher trauern, sondern sich freuen, dass man sie hatte. Nik bewieß mir jeden Tag aufs neue wie sehr er mich liebte. Er brachte alle zwei Tage Blumensträuße mit nach Hause, es waren immer Freesien, meine Lieblingsblumen. Sie schwängerten mit ihrem Frühlingsduft das gesamte Haus.
Mit Anna verstand ich mich auch immer besser, sie war wirklich nett und mit ihr konnte man lachen. Oma ging es zum Glück gut, ich wüsste nicht was ich machen sollte, wenn auch sie uns verlassen würde.
Nik und ich waren gerade auf dem Weg zum Clan, sowie jeden Tag. In den vergangenen Monaten hat Nik eine Beschäftigung für mich gefunden. Er parkte den Wagen auf seinem gewohnten Platz und stieg aus. Hand in Hand betraten wir durch einen Seiteneingang den Clan.
"Geh du schonmal hin, ich komme nach", sagte Nik und küsste mich kurz. Ich verschwand in einem kleinen Raum. Er wurde durch eine Wand, in dem eine gespiegelte Glasscheibe eingesetzt war, vom Verhörraum getrennt. Ich konnte den Mann durch die Scheibe sehen, er aber mich nicht.
"Morgen", sagte ich und klopfte Alex und Dima auf die Schulter.
"Wie macht Antonio sich so?", fragte ich weiter.
"Er ist verdammt gesprächig, so wie immer eigentlich", antwortete Dima ironisch. Alex reichte mir meinen Ohrstecker, durch den ich hören konnte, wenn er was sagte. Ich setzte den Stecker in mein Ohr und verdeckte dieses mit meinen Haaren. Dann ging ich rein und blickte Antonio an. Er saß ruhig auf seinem Stuhl, die Hände an seinem Rücken verschränkt.
"Heute muss wohl mein Glückstag sein, wenn ich Frauenbesuch bekomme", sagte er schmunzelnd. Er erinnerte mich sehr an Dimitri und mir wurde leicht schlecht. Sofort strich in den Gedanken aus meinem Kopf, ich musste schließlich meine Rolle spielen und Informationen aus ihm herausbekommen. Nik hatte schon zwei Tage mit ihm hier vergeudet und hat vergeblich versucht die Information aus ihm herauszubekommen. Antonio kooperierte einfach nicht. Ich war Nik's Geheimwaffe, mit meiner Hilfe hatten wir schon zwei Informanten ausgequetscht. Ich setzte mich ihm gegenüber auf meinen Stuhl und versuchte so freundlich wie möglich zu lächeln.
"Antonio, weißt du unter uns gesagt gefällt es mir überhaupt nicht wie sie mit dir umspringen. Ich meine, du bist keine Piñata auf die man solange einschlägt, bis die Süßigkeiten rauskommen, oder?", fragte ich ihn. Er schüttelte energisch den Kopf.
"Möchtest du was trinken?", fragte ich ihn. Er nickte und ich verließ schnell den Raum um etwas zu trinken zu holen. Ich kam sofort zurück und stellte den Becher mit Wasser vor ihm ab.
"Woher soll ich wissen, dass du da nichts reingekippt hast?", fragte er misstrauisch. Ich nahm den Becher, trank demonstrativ einen Schluck und stellte ihn wieder vor ihm ab. Danach holte ich meine Waffe hervor und platzierte sie vor mir auf den Tisch.
"Nur zu meiner Sicherheit, weißt du. Die da drüben verlangen es so von mir", gab ich gespielt genervt von mir und deutete auf die Tür. Ich stand auf, ging hinter ihn und schnitt das Seil, womit seine Hände gefesselt waren, durch. Langsam setzte ich mich wieder auf meinen Stuhl, ich wollte ihm keinen Anlass dafür geben, mir sofort an die Gurgel zu springen. Er nahm den Becher in die Hand und trank ihn sofort aus.
"Welchem Clan gehörst du an?", fragte ich ihn.
"Dem von Guiseppe Giorgio".
"Wie lange schon?".
"Ungefähr 7 Jahre, seitdem ich 23 war", sagt er.
"Du hast dich ziemlich gut gehalten", versuchte ich mich bei ihm einzuschleimen. Es half sofort, er lächelte mich an. So wie es aussah, war er ein offenes Buch, man konnte alles von ihm erfahren, wenn man nur an den richtigen Stellen suchte.
"Wenn wir hier fertig sind, können wir ja ein Nümmerchen schieben, wenn du willst", sagte er und zwinkerte mich an. Niemals mit dir, du Wixxer, dachte ich mir doch sagte etwas vollkommen anderes.
"Aber erst wenn wir fertig sind", antwortete ich und lächelte ihn an, in der Hoffnung, dass es sexy wirkte. Wenn wir fertig sind werd ich dir so richtig die Fresse polieren, dachte ich mir innerlich.
"Wo ist denn euer Hauptsitz?", fragte ich und lehnte mich dabei einwenig vor. Er zögerte, verriet es dann doch schließlich.
"In einer Lagerhalle, so ähnlich wie eure. Sie liegt am Main in Frankfurt, findet man ziemlich leicht", sagte er. Keine Anzeichen von Muskelzucken in seinem Gesicht, also musste er die Wahrheit sagen.
"Ist euer Clan groß?", fragte ich weiter.
"Verdammt klein, vielleicht 15-20 Mann, nicht mehr. Ist mit den Jahren immer weiter geschrumpft", sagte er lässig. Jetzt musste ich all meinen Charme einsetzten, um völlig glaubwürdig rüberzukommen.
"Du machst das verdammt gut, Schatz. Pass jetzt aber auf", hörte ich Nik in meinem Ohr sagen. Ich lehnte mich vor und zeigte ein wenig Ausschnitt. Ich bereute es im selben Moment, es kam mir einfach nur schlampig vor und ich hatte das Gefühl Nik damit zu hintergehen. Ich durfte mir aber nichts anmerken lassen und machte einfach weiter mit meiner Masche.
"Gibt es vielleicht spezielle Sicherheitsvorrichtungen um euer Gelände rum?", fragte ich freundlich. Plötzlich wurde er hellhörig und raunte mich an.
"Wieso willst du das wissen?", fragte er. Ich merkte förmlich Nik's Angespanntheit durch die Wand, wenn ich nicht sofort alles rettete, würde er ins Zimmer reingestürmt kommen, um mich zu beschützen. Ich blickte kurz auf meine Waffe, die immernoch vor mir lag. Es war vielleicht nur ein Bruchteil einer Sekunde und zum Glück bemerkte Antonio es auch nicht.
"Naja, falls ich dich mal besuche, möchte ich doch unbemerkt durchkommen und wieder verschwinden, ohne das jemand was merkt", versuchte ich verführerisch rüber zu kommen. Und es klappte zum Glück. Innerlich atmete ich erleichtert auf.
"Nein, es gibt gar nichts. Wir hatten nämlich schon oft die Hafenwache vor unserer Tür spazieren und die Alarme gingen immerwieder los, deswegen haben wir alles abmontiert. Auch im Chefbüro, dort gibt es keine Kameras und in allen anderen Räumen auch nicht. Was heißt das uns keiner bemerken würde", sagte er cool. Und mir fielen die Schuppen von den Augen. Er war nicht wie ein offenes Buch, sondern einfach nur verdammt dumm und so konnte ich jede Information aus ihm herauskriegen die ich wollte.
"Kannst du ihn dazu bewegen, seinen Boss herzuholen?", fragte Alex mich durch den Knopf in meinem Ohr.
"Mir ist gerade eine noch bessere Idee gekommen", sagte ich.
"Na dann schieß mal los, meine Süße".
"Ich habe mich dazu entschieden zu deinem Clan überzutretten. Weißt du Antonio, du bist echt heiß und wieso sollten wir nicht unseren Spaß zusammen haben?", gab ich etwas leiser von mir und spielte an meiner Haarsträhne rum.
"Kannst du vielleicht deinen Boss anrufen und ihn dazu bringen uns irgendwo zu treffen. Mach dir mal keine Sorgen um den Rest, ich krieg dich hier schon raus", zwinkerte ich ihm zu.
"Für dich würde ich alles machen, Baby". Ich stand von meinem Stuhl auf, nahm meine Waffe wieder mit und öffnete die Tür. Bevor ich den Raum verließ, warf ich ihm noch einen Kussmund zu. Kaum war die Tür zu, überkam mich schon der Ekel. Ich war so angewiedert von dem Typen, musste aber aufjedenfall weiter spielen.
Ich ging in den Raum, in dem Dima, Nik und Alex saßen. Sofort kam Nik auf mich zu und umarmte mich.
"Ich bin so stolz auf dich, mein Schatz. Du schaffst es immer wieder die Leute rumzukriegen", flüsterte er mir ins Ohr. Ich fühlte mich aber alles andere als wohl dabei. Mir wurde kurz schwindelig und ich zitterte in seinen Armen. Nik bemerkte es und schaute mich erschrocken an. Ich ließ mir aber nichts anmerken, denn ich musste wieder in den Verhörraum. Ich küsste Nik, um ihn abzulenken und fragte nach Antonio's Handy.
Kurz wandte ich mich an Nik: "Schatz, bleib bitte hier. Ich will dich nicht dabei haben und ich verspreche dir, dass mir nichts passieren wird. Außerdem ist Alex da, und wenn etwas schief läuft, knall ich ihn sofort ab. Das klappt alles schon", lächelte ich ihn an. Ich schickte Nik in sein Büro. Der Plan in meinem Kopf änderte sich schlagartig und ich wollte nicht, dass Nik ihn mitbekam.

Kapitel 23 - Klischees

Ich ging mit Dima raus. Kurz schaute ich ihn an, dann gab es auch schon einen Knall. Ich riss die Tür auf und sah Antonio an. Dima lag tot auf dem Boden. Ich hatte ihm den Hals umgedreht und somit war seine Halswirbelsäule gebrochen.
"Verdammt helf mir mal. Dieser Dreckssack war aufeinmal im Weg, da hab ich ihm den Hals umgedreht", sagte ich locker. Antonio zog Dima an den Füßen in den Raum. Ich griff in meine Hosentasche und holte Antonios Handy raus. Wortlos griff er danach und wählte auch schon eine Nummer. Auf italienisch laberte er irgendetwas ins Handy. Nach höchstens einer halben Minute legte er wieder auf.
"Los komm, die Männer haben nicht lange Mittagspause. Wir müssen uns also beeilen", sagte ich zu ihm. Ich holte meine Waffe wieder heraus und öffnete langsam die Tür und schaute raus. Antonio war wirklich dumm, er fragte noch nichtmal nach einer eigenen Waffe. Das würde also sehr leicht werden. Mit Handzeichen bedeutete ich Antonio ruhig zu sein. Wenigstens verstand er dies. Durch einen Seiteneingang verließen wir die Halle und gelangten so auf den Parkplatz, Antonio immer hinter mir herlaufend. Ich sah den Firmenwagen auf dem Parkplatz stehen und schlich mich heran. Ich klopfte mit der Waffe an die Fahrerseite und riss sofort die Tür auf. Alex saß in dem Audi und hatte seine weit aufgerissenen Augen auf mich gerichtet. Ich genoss seinen Anblick in vollen Zügen.
"Hol langsam deine Waffe hervor und schmeiß sie auf den Boden, von dir Weg. Und wenn du Spielchen mit mir treibst, ist das dein Ende, Schätzchen", sagte ich. Langsam holte er seine Waffe hervor und schmiss sie auf den Boden. Ich nahm sie und zeigte Antonio, sich auf die Hinterbank zu setzten. Ich setzte mich ebenfalls zu ihm und hielt Alex die Waffe an den Kopf.
"Wohin, baby?", fragte ich.
"Ich werde sagen wo lang er fahren soll. Zuerst aus der Stadt raus, Richtung Darmstadt", befahl er. Sofort startete Alex den Motor. Wie befohlen, fuhr er aus der Stadt. Ich kuschelte mich an Antonio und legte meinen Kopf auf seine Brust. Er navigierte Alex auf ein freistehendes Feld, an einen Waldrand. Kurz darauf traf auch schon der Boss des italienischen Clans ein. Antonio bedeutete ihm, sich auf den Beifahrersitz zu setzten. Guiseppe Giorgio setzte sich auf den Sitz. Sofort richtete ich meine zweite Waffe auf ihn und die andere auf Antonio. Es lief alles wie geplant. Ich übergab die Waffe, die auf Guiseppe gerichtet war, an Alex.
"Idiota! Du Idiota hast uns in einen Hinterhalt geschickt!", schrie Guiseppe Giorgio.
"Aber bitte, Herr Guiseppe. Das ist doch kein Grund auszurasten. Hören sie zu, es läuft folgendermaßen ab. Mein Freund und ich, werden uns jetzt um euch beide kümmern. Sie werden für ihre Fehler bezahlen müssen. Keiner nimmt es mit unserem Clan auf, ohne dafür zu büßen. Sie haben verbotenerweiße einen Informanten auf uns losgeschickt. Und das war dumm von ihnen. Unser lieber Antonio hier hat sehr unsauber gearbeitet und zudem ist er noch verdammt dumm. Sie steigen jetzt aus und werden ohne große Diskussionen ihr Schicksal hinnehmen müssen", sagte ich.
Antonio neben mir, wurde ganz klein in seinem Sitz und stieg ohne Widerrede aus dem Auto aus. Guiseppe tat es ihm nach. Beide machten auch keine Anstallten wegzurennen. Vielleicht war es der Schock, vielleicht etwas anderes. Das konnte ich nicht erkennen. Sie bewegten sich beide keinen Millimeter. Ich zielte auf Antonios Kopf, Alex tat es mir nach.
"War wirklich schön, dich verarscht zu haben", lächelte ich Antonio an. Beide sagten kein Wort und nahmen ihr Schicksal hin. Ich habe nie gedacht, dass es so leicht werden würde. Ich hatte mit einpaar Abweichungen vom Plan gerechnet, doch nichts dergleichen passierte. Zuerst drückte ich ab, kurz danach auch Alex. Wir ließen die Leichen liegen, Nik würde jemanden vorbeischicken, der sich darum kümmern würde.
"Komm, lass uns fahren", sagte Alex.
"Sag mal, wie geht's eigentlich Dima?", fragte ich lachend. Alex stimmte in mein Lachen mit ein.
"Deine Idee war ziemlich gut, Kleines. An die Wand schlagen und so tun, als ob du Dima den Hals umgedreht hast!", lachte Alex vor sich hin.
Beim Clan angekommen wartete Nik auch schon auf uns. Er schloss mich sofort in die Arme.
"Ich liebe dich, Schatz", flüsterte ich ihm ins Ohr.
"Danke, dass du sie wieder heil hierher gebracht hast, Alex!", bedankte sich Nik bei ihm. Ich wandte mich ebenfalls an Alex: "Danke, dass du dabei warst". Ich ging auf ihn zu und umarmte ihn.
"Ich werd mich heute volllaufen lassen, wer ist dabei?", fragte ich in die kleine Runde. Alex war sofort dabei, Nik überredete ich gerade noch so.
"Okay, vielleicht zwei Bier. Mehr aber nicht, Schatz. Irgendwie müssen wir ja auch noch heim kommen", gab er nach. Ich ging in das Lebensmittelgeschäft, nahm eine Flasche Cranberrylikör aus dem Regal, eine Flasche Vodka, eine Flasche Whiskey, eine Flasche Kahlua und holte noch drei Becher Sahne. Dann verschwand ich ohne zu bezahlen, durch den versteckten Eingang, wieder im Clan. Nik und Alex warteten am Eingang der Korridore auf mich. Nik zog eine Augenbraue hoch.
"Das ist ja mal wieder so typisch, du bediehnst damit wieder alle Klischees über uns Russen", sagte er lachend. Er meinte damit, dass ich die Bestandteile eines 'White Russian's' in meiner Hand hielt. Der White Russian war mein Lieblingsdrink. Ich warf ihm einen bösen Blick zu und drückte ihm einen Becher Sahne und den Cranberrylikör in die Hand. Alex drückte ich die Flasche Whiskey und ebenfalls einen Becher Sahne in die Hand. Dann ging ich vorraus, in Richtung Nik's Büro. Dort angekommen stieß ich die Tür auf und stellte alles auf den Tisch ab. Ich holte drei Gläser aus einem Schrank und stellte sie auf den Tisch.
"Nik, hab kein Bier für dich. Darfst jetzt wohl nurnoch Sahne schlürfen", sagte ich nebenbei lächelnd. Er kam auf mich zu und küsste mich von hinten auf den Hinterkopf.
"Jetzt bin ich aber verdammt böse auf dich", sagte er gespielt böse. Ich füllte einbisschen Vodka, danach einbisschen Kahlua und dann Sahne in alle Gläser. Alex saß bereits auf der großen Couch. Ich reichte ihm sein Glas, Nik nahm sich auch eins, ich ebenfalls.
"Auf unsere Zusammenarbeit", sagte Nik.
"Schatz, was für eine Zusammenarbeit? Du hast hier gesessen und Däumchen gedreht, während Alex und ich alles gemacht haben", entgegnete ich lachend.
Er stieß mir in die Seite und sagte: "Das nächste Mal komme ich mit". Ich nippte an meinem Drink. Wenn man in selber mischte, schmeckte er doch gleich besser. Nik und ich setzten uns auch auf die Couch, ich legte meine Beine über seinen Schoss.
"Was passiert denn jetzt eigentlich mit Guiseppe Giorgio's Clan?", fragte Alex.
"Wir werden gleich nochmal hingehen und den Clan auflösen, weil sie ja keinen Boss mehr haben", sagte Nik.
"Wir gehen alle drei hin?", fragte ich nach. Normalerweiße nahm er mich nie mit, wenn er zu einem Clan ging.
"Ja, wir nehmen aber noch einpaar mit und einpaar sind schon am Hafen", sagte er. Nik schaute kurz auf seine Uhr und sagte: "Wir müssen jetzt aber los".
Er stand auf, stellte seinen Drink ab und reichte mir seine Hand. Ich tat es ihm nach. Wir machten uns also auf den Weg nach Frankfurt. Nik und ich saßen in seinem SQ7 und fuhren vorraus.

Kapitel 24 - Das Ende?

Er fuhr den Wagen auf eine freie Fläche und stellte den Motor ab. Um uns herum stellten die anderen Männer auch ihre Autos ab.
"Würdest du im Auto bleiben wenn ich dich darum bitten würde?", fragte Nik mich. Aber er wollte doch, dass ich mit kam? Okay, er war um meine Sicherheit besorgt, aber ich war sicher solange ich bei ihm war.
"Du kannst mich nur beschützen, wenn ich bei dir bin. Also muss ich wohl oder übel dabei sein", versuchte ich ihn zu überreden. Er überlegte kurz.
"Wahrscheinlich hast du Recht", sagte er, beugte sich vor und küsste mich.
"Ich werde auf mich aufpassen, Schatz. Und auf dich sowieso", antwortete ich und küsste ihn zurück. Wir stiegen aus, Nik hielt die ganze Zeit meine Hand während er die Vorgehensweise erklärte. Nachdem er fertig war, holten wir alle unsere Waffen raus und luden sie. Ich hatte zwei dabei, so wie immer eigentlich. Nik schickte eine handvoll Männer vor, welche die Eingänge checken sollten. Nach einpaar Minuten kamen sie zurück. Es gab vier Eingänge, jeweils einen in jeder Himmelsrichtung. Es waren 32 Männer dabei, Nik und mich einbezogen.
Nik, Alex, Dima, ich und vier andere waren in einer Gruppe. Wir nahmen den Haupteingang. Es würden alle aufeinmal die Halle stürmen. Ich stand in der Mitte. Nik hatte die Männer angewiesen eine Wand um mich herum zu errichten. Ich fand es völlig übertrieben, wollte jetzt aber keinen Streit anfangen, weil ich genau wusste, dass Nik nicht nachgeben würde. Also stand ich in dem Kreis und fühlte mich wie das Hackfleisch in einer Kohlrollade.
Alles ging ziemlich schnell, wir stürmten die Halle. Es waren alle Männer in der Mitte der Halle versammelt. Nik trat langsam vor und sprach nun zu der versammelten kleinen Gruppe. Antonio hatte Recht, es war ein verdammt kleiner Clan. Und jetzt, da der Boss tot war, auch ein Clan ohne Perspektive.
"Hört zu. Ich bin hier, weil euer Boss tot ist. Das heißt euren Clan gibt es nicht mehr. Versucht euch erst gar nicht zu verteidigen, wir sind in der absoluten Überzahl. Also, packt eure Sachen, lasst Waffen, Geld, Monition, Drogen, Einrichtung und alles andere hier. Geht nach Hause, sucht euch einen Job oder macht sonst was. Es ist mir egal, was ihr macht. Und wenn ihr euch wieder zusammen tut und versucht den Tod eures Bosses zu rächen, bitte, versucht es nur. Aber wir werden jeden einzelnen von euch auslöschen, wenn ihr etwas plant. Ihr werdet ab jetzt rund um die Uhr beobachtet, deswegen ist es unmöglich einen Komplott zu starten", sagte Nik. Die Männer verstanden sofort, legten ihr Waffen nieder und gingen ohne Widerworte.
Es war einfach zu kontrollieren ob sie auch die Anweisungen von Nik befolgten. Es waren einfach sehr wenige. Nach einer halben Stunde war die Halle leergeräumt, es befand sich kein verfeindeter Mann mehr da. Nik gab den Befehl, wieder abzuziehen. Wir gingen also wieder zum Auto und ich setzte mich auf den Beifahrersitz. Nik redete kurz noch draußen mit Alex, nach einpaar Minuten kam er wieder rein und holte ein altes Handy aus dem Handschuhfach. Er wählte eine Nummer, es wurde sofort abgenommen.
"Hallo, bin ich mit der Polizei verbunden?", fragte er in das Handy. Ich würde keine seiner Entscheidungen infrage stellen. Aber was war das? Wieso rief er die Polzei an?! Ich blieb trotzdem still auf dem Sitz sitzen.
"Ja, ich würde gerne etwas anonym melden. Unzwar ist hier am Frankfurter Main-Hafen eine leerstehende Halle einer Drogenmafia. Es befinden sich dort Waffen, Drogen, Geld und verschiedene Wertsachen. Die Halle ist grün und liegt etwas abgelegen am Ende der Docks. Aufwiederhören", sagte er kurz und legte sofort auf. Er machte das Handy auf, holte die SIM-Karte raus, knickte sie einmal in der Mitte durch und stieg aus dem Wagen. Ich sah im Rückspiegel, wie er die Karte in zwei Stücke in den Main warf. Das Handy folgte kurz darauf.
Dann stieg er wieder in den Wagen und wir fuhren wortlos davon. Jeder der Autos nahm eine andere Richtung, damit es nicht so auffällig war. Nik war einscheinend für heute fertig, er nahm den Weg nach Hause.Dort kamem wir auch kurzdarauf an. Nik sagte kein einziges Wort, was mich wirklich beunruhigte. Er ging einfach zur Haustür und schloss sie auf. Sofort ging er ins Schlafzimmer, steuerte auf sein Ankleidezimmer zu und schloss die Türen hinter sich. Ich war ebenfalls in Gedanken versunken, machte mir Sorgen um Nik. Ich ging aber zuerst duschen.
Als ich wieder zurück kam, stand Nik vor der großen Fensterfront im Schlafzimmer und schaute nach draußen. Er bewegte sich nicht und starrte ins Leere. Ich schlang von hinten meine Arme um ihn und drückte einen Kuss auf seine Schulter. Er schien so langsam aus der Tiefe, in der er bis vor eben noch schwebte, aufzutauchen. Er zog mich in seine Arme und drückte mir einen Kuss auf den Kopf. Ich hörte wie er langsam die Luft einsog und wieder ausbließ. Er hielt mich jetzt auf Abstand und schaute mir eindringlich in die Augen.
"Ich will das nicht mehr und ich kann nicht mehr. Ich mache Schluss", sagte er.

Kapitel 25 - Austritt

Es fühlte sich an, wie tausende Nadelstiche ins Herz. Diese Worte lähmten mich und raubten mir den Atem. Er wollte mich nicht mehr? Hatte ich etwas falsch gemacht? Aber ich liebte ihn doch so sehr, liebte er mich denn nicht? Ich fing mich und versuchte verständlich zu reden. Es war sehr schwer, aber ich musste wissen wieso.
"Mit was denn Schluss machen?", fragte ich erstickt.
"Alex wird der Boss ab jetzt sein. Ich will mit dem Clan abschließen. Heute wurde mir wieder schmerzhaft gezeigt, dass ich für deine Sicherheit nicht garantieren kann. Damit kann ich nicht leben und ich kann auch ohne dich nicht leben. Entweder schließe ich mit dem Clan ab oder wir gehen getrennte Wege. Ich habe mich aber dazu entschieden, dem Clan den Rücken zu kehren. Ich will mit dir zusammen sein, unzwar für immer. Du bist diejenige, die mir die Augen geöffnet hat. Du zeigst mir den richtigen Weg und den möchte ich mit dir gehen", sagte er und schaute mich erwartungsvoll an.
Ich hatte solche Angst gehabt und habe dacht, er würde mit mir Schluss machen. Die ganze Anspannung der letzten Sekunden fiel von mir ab und ein warmes Gefühl der Erleichterung machte sich in mir breit.
"Ich dachte schon du würdest mit mir Schluss machen", brachte ich Bruchstückhaft heraus. Er zog mich sofort in die Arme und streichelte mir über den Rücken.
"Ich würde niemals mit dir Schluss machen, mein Engel. Ich liebe dich so sehr und ich würde dich nie gehen lassen. Auch wenn es egoistisch ist, aber ich könnte dich niemals mit jemadem teilen. Du bist alles was ich habe, wofür es sich lohnen würde alles aufzugeben, nur um mit dir sein zu können und bedeutest mir so unbeschreiblich viel", flüsterte er mir ins Ohr.
Diese Worte hauten mich um. Ich wusste das er mich liebte, aber ich wusste nicht dass er mich so sehr liebte, wie ich ihn liebte.Wie konnte ich nur auf diesen Gedanken kommen, er würde mit mir Schluss machen wollen? Ja, ich hab sehr große Verlustängste, aber kann man mir dies verübeln, nachdem ich meine Eltern mit 16 Jahren verloren habe?
"Wenn alles geklärt ist, werden wir Urlaub machen. Irgendwo, wo keiner ist, alles verlassen ist und wir alles für uns haben", versprach er mir. Winzige Tränen sammelten sich an meinem aüßeren Augenwinkel, doch ich wischte sie unbemerkt mit Nik's Shirt weg. Ich war so glücklich in diesem Moment und könnte die ganze Welt umarmen, was ich auch tat. Ich umarmte meine kleine Welt, um die sich alles drehte. Nik. Ich war der Mond und er meine Erde. Ich wurde von ihm angezogen und festgehalten. Und auch wenn er mich nicht immer sehen konnte, war ich doch da.
Nik küsste mich plötzlich leidenschaftlich und zog mich mit aufs Bett.Ich zog ihm sein Shirt über den Kopf. Nach all den Monaten, war ich immernoch nicht an seinen muskulösen Korper gewöhnt. Er schmiegte sich weich an mich, trotz der ganzen Muskeln. Und wieder tauchte er in mich ein.

Die Sonnenstrahlen tanzten auf seinem Gesicht, als ich beobachtete wie er schlief. Ich stellte mir vor, wie es sein würde wenn wir Kinder hätten, wie sie hießen oder aussahen. Sie würden morgens ins Schlafzimmer reingerannt kommen und auf unseren Betten rumhüpfen, bis sie wieder müde werden und sich an uns kuscheln zum Schlafen. Nik würde einen wundervollen Vater abgeben. Er würde mit ihnen spielen und seinem Sohn Fußball beibringen. An Wochenenden könnten sie zu meiner Oma oder zu Nik's Eltern. Sie würden sich wahnsinnig freuen. Meine Kinder sollten eine schöne Kindheit haben, die Eltern sind immer da und würden sich nicht eines Tages trennen oder sich mal streiten.
Ich strich Nik mit dem Finger über die Stirn. Es kräuselte sich dort eine kleine Locke. Seine Haare sind wieder einbisschen länger geworden, sie kräuselten sich an den Enden. Er sah mit längeren Haaren unglaublich sexy aus. Er öffnete langsam seine Augen und blinzelte mich an. Sofort zog er mich in seine Arme. Dort lagen wir zusammen und beobachteten einbisschen den Wald vor der großen Fensterfront.
"Ich habe heute ein Geschäftsessen mit einem anderen Clan-Boss. Er ist auch Russe. Würdest du mich bitte begleiten?", fragte Nik mich.
"Damit du den anderen eifersüchtig machen kannst, was?", neckte ich ihn.
"Ja, das wäre auch ein Grund. Hauptsächlich will ich dich einfach bei mir haben, Schatz", sagte er.
"Natürlich komme ich mit, Schatz. Soll ich irgendwas spezielles anziehen?", gleich nach meiner Frage stöhnte Nik auf.
"Du und deine immergleiche Frage", lachte er.
"Gut, dann geh ich nackt oder in Jogginghose", sagte ich eingeschnappt und setzte mich im Bett auf. Nik zog mich gleich darauf wieder zurück.
"Also gut, ich bin für ein schwarzes bodenlanges Kleid", sagte er resigniert.
"Ich muss aber vorher noch zum Clan und alles mit Alex absprechen. Es soll bis Anfang nächste Woche alles geklärt sein", fuhr Nik fort.
"Dann bleib ich hier, wollte vielleicht noch einbisschen mein Motorrad ausfahren", sagte ich. Ich befreite mich aus Nik's Armen, zog mein Morgenmantel an und verschwand im Bad. Ich machte mich frisch und frühstückte kurz was. Nik verschwand ca. 2 Stunden später.
Ich war nun allein, bis heute Abend waren es noch 8 Stunden. Ich entschied mich joggen zu gehen. Zeus nahm ich kurzer Hand mit. Beim Joggen kriegte ich den Kopf immer frei. Ich verstand Nik gut, dass er nicht mehr dieses Mafia-Boss-Leben führen wollte. Aber es war der Betrieb seines Vater gewesen und wahrscheinlich auch dessen Vater. War Feodor damit überhaupt einverstanden? Hatte er vielleicht Angst um Nik und hatte ihn dazu gedrängt? Vielleicht war es auch seine Mutter. Ich sollte mir weniger Gedanken darum machen. Nik würde weniger in Gefahr sein und ich würde auch besser schlafen wenn er abends immer so spät heimkam, von irgendwelchen Clan-Besprechungen bei denen er mich nicht dabei haben wollte.
Jedesmal lag ich nachts im Bett und fragte mich, was da so vor sich ging bei diesen Besprechungen. Ich wurde jedesmal eifersüchtig, wenn ich auch nur daran dachte, dass dort Stripperinen oder Huren waren. Die Männer des Clans waren nämlich dafür bekannt mal einpaar Huren vorbei zu bringen und sich schnell mit ihnen zu begnügen. Jedes Mal tobte die Wut in mir, wenn ich mit Nik durch die Stadt ging und jedesmal eine Frau ihm flirtende Blicke zu warf. Aber ich wusste, dass ich Nik vertrauen konnte. Ich hatte nur große Angst, ihn zu verlieren. Dieser Gedanke raubte mir jedesmal den Atem. Nik nicht mehr an meiner Seite zu haben, nicht mehr seinen Atem spüren zu können, seine Wärme oder seine Liebe. Das wäre der Horror für mich. Wieder eine über alles geliebte Person zu verlieren und zu wissen, dass sie nie zurück kehren wird. Ich versuchte mich von diesen Gedanken zu befreien, sie waren unerträglich für mich.
Das Ende des Waldweges lag vor mir, in der nächsten Biegung steht Nik's Haus. Ich leinte Zeus wieder an und legte einen letzen Sprint zum Haus zurück.

Kapitel 26 - Wiedersehen

Es stand eine BMW Limousine vor unserem Haus, vor der Eingangstür stand ein Mann in Anzug. Zeus fing sofort beschützerisch an zu bellen. Ihm gefiel die ganze Situation genauso wenig wie mir. Ich lief langsam am Auto vorbei und in den Hof rein. Der Mann drehte sich zu dem Bellen um und erblickte mich, mit langen Schritten kam er auf mich zu und blieb fünf Meter vor mir und Zeus stehen.
"Entschuldigen Sie bitte, aber wo finde ich Herrn Niklas Ivanov?", fragte der Mann mit einem starken russischen Akzent. Durch Zeus' Bellen konnte ich ihn gerade so noch verstehen. Ich rief Zeus auf, ruhig zu sein und sich hinzulegen.
"Und wer sind Sie?", fragte ich in meinem perfektesten Deutsch. Er sollte nicht dahinter kommen, dass ich ebenfalls Russin war.
"Ich bin Andrej", sagte dieser ruhig. Ich nickte beiläufig. Er nannte also keinen Nachnamen, warscheinlich war 'Andrej' nicht mal sein richtiger Name und auch sonst keine Informationen.
"Es tut mir leid Ihnen mitteilen zu müssen, aber Herr Ivanov ist zur Zeit außer Haus. Sie finden ihn im Clan. Ich würde ihnen raten unbewaffnet hereinzugehen, die Männer sind da sehr sensibel", sagte ich ruhig.
"Dann entschuldigen Sie bitte, dass wir sie gestört haben. Auf Wiedersehen", gab Andrej verdutzt von sich und stieg ins Auto. Kurz darauf fuhr er davon. Komisch, dass ein Mafiaboss hier bei Nik's Haus auftaucht und nicht im Clan. Aber ich machte mir nichts draus.
Ich ging ins Haus rein und gab Zeus etwas zu trinken und zu essen. Ich selbst stieg schnell unter die Dusche. Nach einer halben Stunde kam ich wieder raus und hüllte mich in ein Handtuch. Ich ging schnell ich meinen Ankleideraum und suchte alle schwarzen Kleider raus, die ich hatte. Es waren fünf Stück. Eines war schöner als das andere. Ich probierte schnell eins nach dem anderen an, doch als ich beim fünften angelangt war, gefiel mir trotzdem keins davon. Ich schlenderte in meinem gesamten Ankleidezimmer auf und ab. Ich schaute mir nochmal alle Kleider an die ich besaß, egal welche Farbe es war. Und dann sah ich es, das perfekte Kleid! Es hatte eine weiß-gräuliche Grundfarbe, vom Boden bis zum Hals waren schwarze, dunkelblaue und graue feine Linien. Das Kleid sah aus wie ein Wald, die Linien sollten Äste darstellen. Wie an einem kalten November-Tag, wenn keine einzigen Blätter mehr am Baum hingen. Ich wusste sofort, dass Nik es mir heimlich gekauft hatte.
Ich zog es schnell an und es passte mir perfekt. Nik wollte das ich es heute abend anzog, deswegen meinte er auch ich solle ein schwarzes bodenlanges anziehen. Ich musste lächeln über seine perfekt durchdachten Pläne. Aufjedenfall müsste ich mich bei ihm bedanken. Schnell schlüpfte ich aus dem Kleid und legte es behutsam aufs Bett. Die restlichen Kleider hängte ich an ihren Platz zurück. Daraufhin verschwand ich schnell im Bad, schminkte mich und machte mir eine aufwendige Hochsteckfrisur. Gerade als ich aus dem Bad ging, schloss Nik die Tür hinter sich und betrachtete mich. Ich stand nur in Unterwäsche vor ihm, weil ich gerade auf dem Weg war, das Kleid anzuziehen. "Hallo, Schatz", sagte er zur Begrüßung. Lächelnd kam er auf mich zu und schloss mich in seine Arme. Ich küsste ihn lange und intensiv, bis ich mich schließlich langsam von ihm löste. "Guten Tag, der Herr", lachte ich.
"Ich gehe mich mal schnell anziehen", fügte ich nach einem Kuss hinzu und verschwand im Schlafzimmer. Nik folgte mir.
"Ich bin schon fertig", sagte er. Ich beobachtete ihn, als er das Kleid sah tauchte ein kleines Lächeln auf seinen Lippen auf, das aber fast sofort wieder verschwand. Er versuchte wieder eine gleichgültige Miene aufzusetzten, was ihm aber nicht gelang. Nach kurzer Zeit grinste er wieder. Ich wandte mich von ihm ab und begann das Kleid überzuziehen.
"Schatz, du kannst einfach kein bisschen schauspielern", sagte ich lachend. Mittlerweile war ich in das Kleid geschlüpft und betrachtete mich im Spiegel. Von hinten kam Nik und umarmte mich. Er hatte einen schwarzen Anzug mit weißem Hemd an, darüber eine Krawatte. Er sah einfach umwerfend in Anzügen aus. Ich strich mit der Hand an seiner Wange entlang.
"Das liegt nur daran, dass ich in deiner Nähe bin, Schatz. Da kann ich nicht anders als glücklich sein", sagte er liebevoll.
"Gefällt dir das Kleid?", fragte er nach einer kurzen Pause.
"Ja, es ist wunderschön", flüsterte ich leise. Langsam drehte ich mich in seinen Armen um und küsste ihn. Er löste sich langsam von mir und schaute auf seine Uhr.
"Wir müssen langsam los, Schatz", sagte er. Es war aber noch ein leichter Unterton herauszuhören. Es war so etwas wie leichte Trauer. Das konnte ich aber auch gut verstehen. Ich würde gerne mit ihm alleine den Abend verbringen, doch das war nicht möglich.
"Ich hole nurnoch kurz Schuhe und dann komme ich, Schatz", sagte ich lächelnd und drückte ihm noch einen Kuss auf den Mund. Aus dem Schuhschrank in meinem Ankleidezimmer holte ich ein Paar schwarze Pumps hervor. Es waren Louboutin, Nik hatte sie mir gekauft, als wir das erste Mal zusammen shoppen waren. Ich hatte sie noch nie angehabt, heute war also eine Prämiere. Nik stand an der Einganstür und lächelte mich an, als er mich sah. Ich nahm seine Hand und zusammen gingen wir raus auf den Hof. Dort stand eine schwarze Limousine. Nik hielt mir die Tür auf und stieg selbst auf der anderen Seite ein. Diesen Abend hatte Nik einen Chauffeur arrangiert. Die gesamte Fahrt lang hielt ich seine Hand. Es dauerte nicht lange, bis wir schließlich anhielten. Es war ein wirklich schönes, kleines französisches Restaurant. Nik half mir aus dem Auto und zusammen betraten wir es. Es war vollkommen leer, keine Menschenseele zu sehen.
"Ich habe das Restaurant für heute Abend gemietet, wir sind also ganz allein. Jetzt muss nur noch Viktor kommen", sagte er. Dieser Name kam mir leider bekannt vor, doch ich machte mir nichts drauß. Wie hoch war denn die Wahrscheinlichkeit ihn hier unter diesen Umständen anzutreffen? Sie war ziemlich gering, deswegen entspannte ich mich gleich wieder. Wir setzten uns an einen großen Tisch und bestellten Sekt. Kurz darauf erschien auch schon dieser Viktor. Ich war gerade damit beschäftigt mein Handy in meine Clutch zu verstauen, deswegen sah ich erst viel zu spät wer dieser Alexej war. Unsere Blicke trafen sich und mir stockte der Atem. Ich verkrampfte mich schlagartig auf meinem Stuhl und konnte mich keinen Millimeter mehr bewegen.

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Link zum Kleid : http://www.sandfashionblog.com/wp-content/uploads/2013/07/0517-133x200.jpg 
Es ist vom Designer Zuhair Murad und aus der Herbst 2013 Kollektion

Kapitel 27 - Meine Vergangenheit

Alles lief in Zeitlupe ab. Ich hörte nur noch ein lautes Summen und war vollkommen perplex. Ich schaute mich um und versuchte nach Nik's Hand zu greifen, aber er war aufgestanden und zu IHM gegangen. Nun saß ich vollkommen allein da und fühlte mich so, als ob ich meinem Mörder in die offenen Arme laufen würde. Die schrecklichen Erinnerungen kamen wieder hoch. Wie konnte es sein, dass er ein Geschäftspartner von Nik war? Wusste er von mir und Nik? War er deswegen hier? Hat er mich aufgespürt?!
Die Angst raubte mir den Atem, ich wollte fliehen vor dieser Situation, konnte mich aber nicht bewegen. Meine Muskeln gehorchten nicht mehr mir, sie hatten ihren eigenen Willen. Nach gefühlten zehn Minuten drehte Nik sich zu mir um und deutete auf mich. Das Summen wurde immer leiser, bis ich nichts mehr hörte. Erwartungsvoll blickte Nik mich an. Ich wagte es nicht IHM in die Augen zu blicken. Demjenigen, dem ich all meine Alpträume und Zusammenbrüche zu verdanken habe. Meinem Peiniger, derjenige der mich vor neun Jahren vergewaltigte.

Viktor war damals meine Erste große Liebe. Ich hatte ihn mit 15 in der Schule kennengelernt. Es war ein langes hin und her, bis wir zusammen kamen. Damals, nach dem Tod meiner Eltern, war er eine Stütze für mich. Er war da, als ich jede Nacht schreiend aufwachte. Meine Eltern waren noch nicht mal ein halbes Jahr tod, da wollte er Sex mit mir. Er drängte mich jedesmal, ich wollte aber nie. Ich erinnere mich noch ganz genau an den Tag, als er mich zuhause überraschte, als Oma weg war. Er zog mich in mein Zimmer und hielt mir den Mund zu, als ich anfing zu schreien. Er schlug auf mich ein, bis ich fast bewusstlos am Boden lag. Es passierte immer öfters und ich konnte mich nicht dagegen wehren. Nach einiger Zeit verlor er das Interesse an mir. Von den einen auf den anderen Tag war er verschwunden. Ich konnte nicht zur Polizei gehen, ich konnte mit niemandem sprechen, weil ich mich so sehr schämte. Ich war das Flittchen eines Sexsüchtigen. Ich machte mir Vorwürfe, ich dachte ich wäre selber daran Schuld, weil ich mit ihm zusammen war und es in einer Beziehung nunmal zu Sex kommt. Immer dachte ich daran, dass ich mich zu anzüglich angezogen hatte oder irgenwelche Andeutungen gemacht hatte. Wenn es ihm gerade danach war, kam er und vergewaltigte mich. Meiner Oma spielte er immer den lieben Jungen vor und Oma war so gutgläubig und mochte ihn. Er meinte immer dass es 'unser Geheimnis' bleiben würde, keiner wusste davon Bescheid und eine beste Freundin oder eine Vertrauensperson hatte ich damals nicht.
Nach dem Tod meiner Eltern hatte ich mich immer mehr zurückgezogen, sodass ich alle meine Freunde verlor. Und jetzt, nach neun Jahren, stand er wieder vor mir. Ich wollte ihn anspringen und sein hässliches Gesicht mit einem Messer bearbeiten. Ich wollte ihm die Kehle aufschneiden oder ihn bei lebendigem Leib verbrennen lassen. Nach all dem Jahren hatte ich mir immer mehr Methoden und Praktiken für seinen Tod ausgedacht. Ich bin zum Clan gegangen um zu lernen wie man tötet, um ihn eines Tages zu suchen und meine Rache ausleben zu lassen. Doch als ich Nik kennenlernte, wurden diese Pläne zunichte gemacht, unzwar in genau dem Moment als ich ihn das erste Mal sah und in seine wunderschönen blauen Augen geschaut hatte. Er ließ mich spüren, was Geborgenheit, Freude und Liebe hieß. Ich zwang mich aufzustehen und trat langsam an Nik's Seite und würdigte Viktor keines Blickes. Auch wenn er es wert war, all meine aufgestaute Wut an ihm auszulassen, beherrschte ich mich. Ich nahm Nik's Hand und drückte dreimal zu. Nik hatte mir gesagt, wenn ich ich unwohl fühlte oder ich Angst hatte, sollte ich dreimal seine Hand drücken. Er verstand sofort und musterte Viktor.
"Du bist noch genauso hübsch wie damals. Schön dich nach all der Zeit wieder zu sehen, Elina", sagte Viktor. Er war ein Meister darin, keine außergewöhnlichen Gefühle zu zeigen und man sah ihm auch nichts Besonderes an. Doch ich war die Einzige in diesem Raum, die heraushörte wie doppeldeutig seine Worte waren. Immernoch versuchte ich Viktor auszublenden, ich wollte weg von hier unzwar so schnell wie möglich. Ich musste aber vorher Nik erklären wieso ich so angespannt war.
"Ich gehe an die Bar und hole mir einen Drink", sagte ich mit gespielt gelassener Miene an Nik gerichtet. Ich bahnte mir meinen Weg durch die Männer unseres Clans. Ich spürte wie jemand mir folgte und wusste sofort, dass es Alex war. Die Bar konnte man vom Tisch aus nicht sehen, das erleichterte mich ungemein.
Ich setzte mich an die Bar und bestellte zwei Vodka. Alex setzte sich neben mich. Ich schob ihm das eine Glas hin und kippte meins runter.
"Woher kennst du ihn?", fragte Alex und nahm meine Hand. Mein bester Freund, er verstand mich sofort. Ich holte tief Luft und begann zu erzählen.

Kapitel 28 - Rachegedanken

"Damals, nach dem Tod meiner Eltern war Alexej da um mich zu trösten. Nach einem halben Jahr aber, fing er an sich aufdringlich zu benehmen. Es wurde mit der Zeit immer schlimmer. Bis er mich eines Tages zum Sex zwang. Er wusste, dass ich zu schwach war, um mich zu wehren. Es kam immer öfter vor, bis es zur Angewohnheit wurde. Jeden Tag fiel er über mich her und zwang mich seine dreckigen Fantasien auszuleben. Und dann verschwand er plötzlich eines Tages und kam nie mehr wieder".
"Weiß Nik davon?", fragte Alex.
"Nein. Und ich bereue es so sehr es ihm nicht erzählt zu haben", sagte ich. Alex bestellte zwei doppelte. Ich kippte meinen sofort runter. Es war wirklich nicht gut meine Wut jetzt mit Vodka herunterzuspülen.
"Okay, ich geh jetzt mal wieder zu Nik", sagte ich. Es kam einfach so aus mir heraus, ohne dass ich vorher darüber nachgedacht hatte. Bevor ich aufstand umfasste Alex meinen Arm.
"Bist du sicher, dass es die richtige Entscheidung ist jetzt dort hinzugehen?", fragte er mich. War es die richtige Entscheidung? Oder waren es Alkohol-Gedanken?
"Ja, wenn ich nicht wieder zurück gehe, dann wirke ich schwach in seinen Augen. Und das will ich ihm nicht eingestehen. Es ist mir scheißegal was für Sprüche er klopfen wird, ich werde darauf nicht reagieren. Nik ist bei mir und ich bitte dich auch da zubleiben", erklärte ich ihm. Ich bestellte noch eine Bloody Mary und zwei Whisky on ice. Den einen Whisky drückte ich Alex in die Hand.
"Danke. Ich werde da bleiben. Versprochen", sagte Alex und folgte mir. Ich machte mich wieder auf den Weg an den großen Tisch mit Alex im Schlepptau. Den zweiten Whisky stellte ich Nik hin und setzte mich auf meinen Platz.
"Danke Schatz", sagte Nik leise und drückte mir einen Kuss auf die Wange. Alex hatte sich einen Stuhl dazu gezogen und saß nun links von mir. Mir gegenüber saßen Viktor und dieser Andrej von heute morgen. Demonstrativ lächelte ich Viktor an. Ich stellte mir vor, wie sein hässlicher weißer Anzug Flammen fing und er dabei verbrannte. Es gab mir wenigstens für den Moment ein gutes Gefühl. Ich merkte wie ein selbstgefälliges Lächeln über meine Lippen huschte. Viktor bemerkte es auch und fragte: "Du wohnst also bei Nik? Seid ihr verheiratet oder verlobt?". Ich antwortete nicht, aus Angst meine Stimme könnte zittern bei dem Versuch. Auch wenn ich mir mit dem Alkohol einwenig Mut angetrunken hatte, so viel Mut meine Stimme gleichgültig klingen zu lassen, nun wieder auch nicht.
"Ja, sie wohnt bei mir und nein, wir sind nicht verlobt oder verheiratet", antwortete Nik für mich. Er spürte meine Wut und Angst. Ich bin Nik eine Erklärung schuldig, die er auch sofort zuhause bekommen würde.
"Das ist wirklich schade. Du solltest aber aufpassen, dass dir diese wundervolle Frau keiner wegschnappt", sagte er ironisch. Er beabsichtigte voll und ganz die zynistische Aussage.
"Keine Sorge, ich passe auf meinen Besitz auf", sagte Nik sichtlich genervt. Er versuchte seine Wut durch ein Lächeln zu verstecken. Was mir nahe ging, ging auch ihm nahe und umgekehrt.
"Wie geht es denn deiner Oma, Elina?", fragte Viktor. Was fiel ihm eigentlich ein über meine Oma zu reden?! Dieses kleine Stück Dreck hatte keinerlei Recht dazu. Ich hatte Angst meine Oma in Gefahr zu bringen.
"Sie ist umgezogen. Habe sie selber lange nicht mehr gesehen", log ich. Ich wusste, dass ich in nächster Zeit öfter bei Oma vorbei schauen musste, um sicher zu gehen, dass er sie nicht beobachten ließ. Ich traute ihm alles zu, er machte vor nichts halt. Noch nicht mal vor seiner eigenen Familie.
"Naja, schluss jetzt mit dem Smalltalk", lachte Viktor und fuhr nach einer kleinen Pause fort, "Kommen wir doch zum Geschäftlichen", sagte er gut gelaunt. Ich hasste diese Kreatur so sehr, ich wollte ihm so gerne sein Lächeln aus dem Gesicht schneiden. Vielleicht würde Nik mich verstehen und mir erlauben, einbisschen mit Viktor zu spielen. Ich würde großen Spaß daran finden. Die beiden fingen an über irgendeine Fläche an Gebiet zu reden. So wie es sich anhörte, wollte Viktor eine bestimmte Fläche von Nik's Gebiet abkaufen. Ich hörte nicht weiter zu, es interessierte mich nicht, was Viktor zu sagen hatte. Ich nippte an meinem Drink und dachte mir verschiedene Arten und Wege aus, wie ich ihm die Hölle auf Erden bereiten könnte. So, wie er es mit mir machte vor neun Jahren.
Doch am Ende kam ich immer auf das Gleiche hinaus. Was würde ich im Nachhinein davon haben? Ich hätte eine weitere, elendige Seele auf meinem Konto und ich glaubte an das sogenannte 'Karma'.
Wenn du jemandem etwas Böses antust, kommt es tausend mal schlimmer zurück und wenn man jemandem etwas Gutes tut, wirst du dafür im Leben belohnt. Viktor würde früher oder später noch seine Strafe dafür bekommen, da war ich mir sicher. Er würde dafür leiden, was er mir angetan hat. Außerdem würde ich damit vielleicht mein jetziges Leben mit Nik in Gefahr bringen und dies wollte ich um keinen Preis. Viktor wäre im Endeffekt mehr Arbeit, als wie wenn ich ihn lassen würde. Eine unnötige Leiche die Nik dann wieder aus dem Weg schaffen muss. Nik war vielleicht die Belohnung dafür, dass ich soviel Leid ertragen musste. Zuerst das mit meinen Eltern und dann das mit Viktor. Nik war dass, was ich mir am Meisten wünschte. Ein Platz wo ich mich wohlfühlen konnte. Jemand der mich versteht und mich beschützt. Es war also vollkommen unnötig auch nur einen weiteren Gedanken an meine Vergangenheit zu verschwenden.
Nach einiger Zeit sagte Viktor ruhig: "So schade es auch ist, aber wir kommen zusammen nicht auf eine Einigung. Ist aber wirklich nicht schlimm. Ich werde mich einfach weiter umhören. Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast".
"Es tut mir aufrichtig Leid, Elina. Ich wünsche euch beiden viel Glück", fuhr Viktor fort. Ob er dies jetzt ernst gemeint hatte? Ich war darauf überhaupt nicht vorbereitet gewesen. Hatte er sich geändert? Genug Zeit hatte er jedenfalls, aber ändern sich schlechte Menschen? Mein Instinkt sagte mir, ich sollte mich darauf nicht einlassen, aber er konnte sich doch wirklich geändert haben. Mein gesamter Körper befand sich im Zwiespalt. Ich konnte mich nicht entscheiden, ob ich seinen Worten glauben schenken sollte. Mal angenommen, ich würde ihm glauben. Gäbe es eine Absicherung dafür, das er es Ernst meinte? Im Moment nicht und aus diesem Grund entschied ich mich dafür, ihm nicht zu glauben. Trotzdem nickte ich einfach nur. Er stand auf und verabschiedete sich. Ich hörte noch, wie draußen mehrere Autos wegfuhren.
"Schatz, woher kennt er dich?", fragte Nik.

Kapitel 29 - Seelenlose Hülle

Nik saß am Tisch und sagte kein Wort. Er schaute an mir vorbei und bei jedem Versuch seine Hand zu nehmen, schlug er meine weg. Ich hatte ihm alles erzählt und auch meine Pläne, wieso ich ursprünglich zum Clan ging.
"Du bist also hergekommen, um zu lernen wie man tötet?!", schrie er mich jetzt an. Ich zuckte zusammen. Nik war noch nie böse gewesen und ich habe ihn auch noch nie so erlebt. Es war grauenvoll.
"Nik, das bringt doch nichts. Hör doch auf sie anzuschreien. Sie hat doch schon gesagt, dass sie es sich aus dem Kopf schlug, als sie dich das erste Mal sah", versuchte Alex ihn zu beruhigen. Er stand an dem Tisch gelehnt, mit dem Rücken zu mir und Nik.
"Halt du dich da verdammt noch mal raus!", schnauzte Nik ihn an. Ich saß teilnahmslos auf meinem Stuhl und spielte nervös mit meinen Fingern. Wieso war er denn böse? Hasste er mich jetzt? Aber wieso? Mir flossen einpaar Tränen über die Wange. Ich versuchte noch nicht einmal sie wegzuwischen.
"Wieso hast du mir nie davon erzählt?! Ich dachte ich weiß alles über dich, so wie du alles über mich weißt! Und jetzt hör auf zu heulen, verdammt!", schrie er mich an. Es war wie ein Stich ins Herz, so als ob jemand darin rumbohren würde, die Wunde vergrößert und ein klaffendes Loch hinterlässt.
"Ich verstehe nicht wieso du jetzt böse bist. Ich hatte doch nie danach gefragt. Ich hatte nie darum gebettelt. Wieso hasst du mich dafür?", fragte ich leise. Nik schaute mich perplex an, so als ob ich die Antwort auf meine Frage selber wissen müsste. Aber ich wusste sie nicht. Nik lachte kurz auf.
"Weißt du, jetzt werden deine Absichten klar. Du hast mich ausgenutzt. Von Anfang an. Du wolltest in der Karriereleiter hoch steigen und hast dich an mich rangemacht, damit du dann mächtiger bist, um deine Rache an ihm zu planen. Ich war nicht mehr, als eine Puppe in deinem verlogenen kleinen Spiel! Ich habe alles für dich gemacht! Ich habe dich geliebt, ich wollte dich heiraten, Kinder mit dir haben! Einfach alles! Und du hast mich ausgenutzt, du kleine Schlampe!", schrie er mich an. Es gab einen lauten Knall, kurz darauf brannte meine Wange. Er hatte mich geschlagen.
Sofort kam Alex auf uns zu und versuchte Nik zu stoppen, mir noch mehr anzutun. Wie konnte er nur so denken? Ich liebe diesen Mann! Er ist alles für mich. Aber er glaubte mir nicht. Und so wie es aussah, würde er mir nie glauben, egal was ich sagen würde, egal was ich auch machen würde. Er war der festen Überzeugung, dass ich alles nur spielte. Ich hatte keine Chance mehr bei ihm, und würde sie auch nie wieder bekommen. Wortlos stand ich auf und verließ das Restaurant. Man hörte auch draußen noch wie Nik wild rumschrie und mehrmals meinen Namen rief, gefolgt von üblen Beschimpfungen. Ich kramte mein Handy raus, vor lauter Tränen konnte ich nichts sehen. Von einem Taxi ließ ich mich nach Hause fahren. Mein wahres zuhause. Zu Oma. Als ich aus dem Auto stieg, sah ich noch wie Licht im Haus brannte. Es war schon ziemlich spät, doch Oma war noch immer wach. Ich klopfte leise, kurz darauf öffnete Oma die Tür. Die Tränen kamen wieder hoch, als ich sie sah. Sie nahm mich in die Arme und führte mich in mein altes Zimmer. Dort legte sie mich ins Bett und deckte mich zu.Es war mir egal, dass ich noch das Kleid trug. Ich hatte keine Kraft es auszuziehen.
Sie sagte kein Wort, sie blieb einfach nur auf dem Bett sitzten und strich mir über die Stirn. Oma blieb solange, bis ich einschlief. Es war ein traumloser Schlaf, nichts als Dunkelheit. Ich wachte mehrmals in der Nacht und weinte mich immer wieder in den Schlaf. Es war zu perfekt gewesen, um wahr zu sein oder um lange zu halten. Meine Zeit mit ihm war um, da gab es keine Zweifel. Das Schreckliche daran war, dass meine Vergangenheit es mir kaputt gemacht hat. Als ob ich kein Glück verdiehnte. Ich fühlte mich leer, wie eine seelenlose Hülle.

Kapitel 30 - Warten. Aber auf was?

Die nächsten Tage verkroch ich mich in meinem Zimmer. Oma brachte mir immer Essen, doch ich kriegte keinen Bissen runter. Es kamen immer wieder die Momente mit Nik hoch. Wie er mich anblickte, wie er mich im Arm hielt und mich küsste. Wie er mir über den Kopf strich, um mich zu trösten. Jede seiner Berührungen waren gut in meinem Kopf abgespeichert. Es waren wunderschöne Erinnerungen, die mich jedesmal zum Weinen brachten. Es gab in den Tagen kein Lebenszeichen von Nik und ich traute mich ebenfalls nicht ihn anzurufen. Er hasste mich und konnte mich einfach nicht mehr lieben. Ich wollte um ihn kämpfen, doch was wenn ich es dadurch nur schlimmer machen würde? Wenn er mich überhaupt nicht mehr sehen wollte?
Es war vorbei mit uns, das musste ich einsehen, auch wenn es mich irgendwann umbringen würde. Ich überließ mich wieder meiner Trauer und meinen Tränen und sinkte in einen unruhigen Schlaf. Jeder Tag war gleich. Ab und zu waren Maxim und Anna da. Ich redete viel mit Anna, sie konnte mich gut verstehen.
"Vielleicht solltest du mal zu ihm und mit ihm reden. Es ist ja mittlerweile eine Woche vergangen. Vielleicht hat er sich wieder soweit beruhigt, dass ihr normal darüber reden könnt", schlug sie vor.
Ich sagte nichts, sie wusste genau was ich davon hielt. Es wäre keine gute Idee, ihm wieder unter die Augen zu treten. Auch wenn meine ganzen Sachen noch in seinem Haus waren, wollte ich um keinen Preis dort hin. Es wäre zu viel für mich. Ich malte mir jedesmal Horrorszenarien aus.
Wie ich an seiner Tür klingeln würde und mir eine andere Frau die Tür öffnen würde. Wie ich einen Diamantring an ihrer Hand sehen würde, wie ich sehen würde wenn er sie küsste. Das waren Gründe für mich, ihm aus dem Weg zu gehen. Ich könnte es nicht aushalten ihn lächeln zu sehen, zu wissen dass eine andere Frau der Grund dafür ist und nicht mehr ich.
"Okay, tut mir Leid, war 'ne schlechte Idee. Aber früher oder später musst du dich ihm stellen. Da führt kein Weg vorbei", meinte Anna zwei Tage nach unserem letzten Gespräch. Ich nickte nur, sie hatte aber Recht. Es wäre dumm von mir zu glauben, dass ich ihm ewig aus dem Weg gehen könnte. Doch dies hatte ja noch Zeit. Es war erst eine Woche vergangen. Ich müsste einfach nur warten.

Kapitel 31 - Verwüstung

Ich stand vor Nik's Haus, unschlüssig ob ich reingehen sollte oder nicht. Es waren drei Wochen vergangen, als ich ihn das letzte Mal gesehen hatte. In diesen drei Wochen hatte ich nicht eine Nachricht oder eine Anruf von ihm erhalten, auch nicht von Alex. Ich musste meinen Job im Clan kündigen. Den ganzen Tag habe ich mit mir selbst gerungen. Ob ich gehen sollte oder nicht, jetzt war es so gegen 20 Uhr abends. Sein A5 stand nicht im Hof, er war also nicht da. Ich schloss leise die Tür auf und trat schnell ein. Den Schlüssel hatte ich noch. Als ich mich umdrehte erschrak ich.
Überall waren Sachen von mir verstreut und irgendwo im Haus war Maria, die Haushälterin, um alles aufzuräumen. Man hörte sie laut fluchen. Ich ging langsam zum Schlafzimmer. Dort sah es noch schlimmer aus. Es war vollkommen verwüstet, auch hier lagen überall Sachen von mir. Mein Ankleidezimmer war vollkommen leer geräumt. Ich konnte es nicht lange sehen und verschwand schnell aus dem Schlafzimmer. Ich suchte den Schlüssel für meine Maschine und verließ sofort das Haus. Sie stand etwas abgelegen, ich musste erst einmal suchen. Doch dann machte ich mich auf den Weg zum Clan. Ich fuhr den Waldweg runter, auf die Landstraße. Ich musste mit Nik reden, um alles zu klären. Ich würde aus dem Clan austeigen müssen und mir eine normale Arbeit suchen. Ich werde ein normales Leben führen und Nik vergessen müssen. Ich hatte da keine Wahl, es musste so sein.
Ich war so in Gedanken, dass ich das heranrasende Auto fast übersah. Ich bremste stark ab und kam verdammt knapp vor dem Auto zum stehen. Ich zog mir den Helm vom Kopf und fluchte innerlich schon los.
"Was fällt dir eigentlich ein, so schnell zu fahren, du kleiner Scheiß...", fing ich schon an zu schreien, doch verstummte kurz darauf. Der Fahrer war aus dem Wagen gestiegen und schaute mich an. Es war Nik. Er stand einfach da, musterte mich und sagte nichts. Schnell schaltete ich den Motor meiner Maschine ab.
"Ich... ähm... Also ich war bei dir und hab... mein Motorrad abgeholt", beendete ich das peinlich lange Schweigen durch ein noch peinlicheres Stottern. Nach einer ebenso langen Pause fuhr ich fort: "Ich wollte gerade zum Clan und alles kären. Also, dass mit dem Job meine ich". Mein Herz schlug laut und schnell. Ich hatte solche Angst vor seiner Reaktion. Doch er stand immernoch einfach nur da und blickte mich an. Ich wagte es nicht mich zu bewegen und auch nicht ihm in die Augen zu schauen, deswegen blickte ich auf den Boden. Ich fragte mich, wie er sich fühlte, was er gerade dachte oder was er in den letzen Wochen gemacht hatte. Ich liebte ihn nach wie vor und würde ihn auch immer lieben. Egal wie es ausgehen würde.

Kapitel 32 - Flehen

Ich holte tief Luft und wollte zum Reden ansetzen, doch entschied mich dann dagegen. Er machte immernoch keine Anstallten sich zu bewegen oder etwas zu sagen. Wie gerne ich jetzt wüsste was er gerade dachte. Sollte ich es riskieren ihn zu fragen? Wie würde er reagieren? Ich ließ es lieber.
"Du wolltest bestimmt gerade zu dir nach Hause", sagte ich und deutete in Richtung seines Hauses.
"Also ich mach mich dann mal auf den Weg, ich kann das auch mit Alex klären. Wird nicht lange dauern", fuhr ich fort und setzte mich aufs Motorrad. Ich zögerte kurz bevor ich den Motor anschaltete. Doch er sagte immernoch nichts und somit machte er meine Hoffnung zunichte. Er setzte sich wieder ins Auto und fuhr einfach davon. Kurz darauf fuhr ich auch weg. Das wars also, so ist unsere Beziehung zu Ende gegangen. Er hatte noch nicht mal ein Wort gesagt! Okay... vielleicht hatte er auch nichts zu sagen. Aber alles was er sich zusammengereimt hatte, von wegen ich würde ihn ausnutzen und all das, war doch an den Haaren herbeigezogen! All das stimmte doch gar nicht... Wäre er nicht so ein verdammter Sturkopf und hätte mich erklären lassen, dann wäre es niemals so weit gekommen. Ja, er ist daran Schuld! Einzig und allein ER! Es gab keine Zukunft mehr für uns beide. Mit diesem Wissen fuhr ich das allerletzte Mal zum Clan und stellte an meinem gewohnten Platz mein Motorrad ab.
Alex stand draußen und rauchte.
"Na, Kleines. Du siehst schrecklich aus", sagte er und umarmte mich. Er hatte Recht. Meine Augen waren angeschwollen, rot und ich hatte dunkle Augenringe.
"Danke", entgegnete ich sichtlich genervt. Er reichte mir die Zigarette und ich zog einpaar Mal dran. Eigentlich rauchte ich nicht, doch gerade hatte ich einfach das Bedürfnis dazu. Wir gingen rein in den Clan in Richtung Büros.
"Ich ahne wieso du hier bist. Man kann dich nicht umstimmen?", fragte er als wir in Nik's Büro ankamen. Stimmt ja, er war jetzt der Boss.
"Nein. Und ich werde auch nicht sagen, dass es mir Leid tut. Glückwunsch, jetzt bist du der Boss", sagte ich und setzte mich auf den Stuhl ihm gegenüber.
"So gefühllos hab ich dich noch nie erlebt. Noch nicht mal ein Anzeichen von Freude. Wie geht's dir eigentlich?", entgegnete Alex.
"Gut", antwortete ich kurz. Alex nickte. Er wusste genau wie es mir ging. Ich fühlte mich elendig. Mehr konnte ich dazu nicht sagen.
"Alex. Könnten wir bitte...?", fragte ich ohne den Satz zu Ende zu bringen. Er räusperte sich kurz.
"Ja, natürlich. Tut mir Leid. Also, hier dein Kündigungsvertrag", sagte er und schob mir ein Blatt Papier zu. Ohne es durchzulesen unterschrieb ich schnell. Auch wenn wir hier bei der Mafia waren, gab es doch so etwas wie Arbeitsverträge. Ich schob ihm den Vertrag wieder zurück. Er heftete ihn ab und verstaute ihn in einem Aktenschrank. Gerade als ich aufstehen wollte kam Nik zur Tür rein gestürmt. Aber was machte er denn hier? Automatisch machte ich mich ganz klein auf meinem Stuhl, in der Hoffnung er würde mich übersehen. Doch er kam auf mich zugestürmt und hockte sich vor meine Füße hin.
Ich zuckte vor lauter Angst zusammen, ich dachte schon er würde mich schlagen. Aber er legte seinen Kopf in meinen Schoss und fing an zu weinen. Alex verließ leise das Zimmer und ließ uns allein. Sein ganzer Körper bebte. Er wollte etwas sagen, aber ich konnte nichts verstehen.
"Scht! Sag nichts. Es ist okay", flüsterte ich und streichelte seine Kopf. Nik schwieg und weinte. Ich hatte ihn so vermisst! Die Wärme, die von ihm ausging, seinen Geruch. Nicht nur die Äußerlichkeiten, auch seine inneren Werte hatte ich so sehr vermisst! Ich dachte an die Vorwürfe, die ich ihm gemacht hatte. Dass er allein an all dem Schuld war. Man braucht aber immer mindestens zwei, die einen Streit auslösen.
Aber wieso weinte er und wieso gerade bei mir? Vor nicht mal einer Stunde war er noch so abweisend. Wieso weinte er gerade jetzt? Er hatte keine Gefühle gezeigt, gar nichts. Ich rutschte vom Stuhl runter zu ihm auf den Boden. Ich wollte auch weinen, konnte aber nicht. Nach einpaar Minuten beruhigte er sich wieder und schaute mich an.
"Elina, es tut mir so Leid. Ich... ich kann einfach nicht erklären was mit mir los war. Bitte verzeih mir, ich brauche dich! Ich kann nicht ohne dich. Elina, ich liebe dich! Es war alles meine Schuld, ich hatte kein Recht dich so fertig zu machen und vorallem nicht dich zu schlagen. Bitte komm zu mir zurück", flehte er mich an. 

Kapitel 33 - Meine Welt

Natürlich wollte ich zu ihm zurück, mehr als alles andere auf der Welt. Ich würde ihm alles verzeihen, egal was er auch tat. Ich wollte schreien, ich wollte weinen aber es kam nichts aus mir raus. Wieso kam kein Ton aus mir raus? War es der Schock? Ich räusperte mich mehrmals und setzte zum Sprechen an."
Ich liebe dich auch", brachte ich nur heraus. Doch es waren genau die richtigen Worte. Ich nahm sein Gesicht in meine Hände und küsste ihn liebevoll. Sein Duft, seine Lippen, seine Wärme, seine Stimme, einfach Alles hatte ich an ihm vermisst. Es war einfach nur wundervoll ihn wieder bei mir zu haben. Die drei Wochen waren die Hölle für mich gewesen, ich wollte nie wieder einen Tag ohne ihn verbringen. Das würde ich nicht aushalten.
"Ich habe dich so sehr vermisst, mein Engel. Es tut mir...", sagte er, doch ich brach ihn mitten im Satz mit einem Kuss ab. Ich wollte seine Entschuldigung nicht hören, mir war klar das es ihm unendlich Leid tat und das er sich immer wieder dafür entschuldigen würde. Ich kannte meinen Mann, er würde es sich selbst nicht so schnell verzeihen.
"Bitte entschuldige dich nicht mehr. Ich weiß wie sehr es dir Leid tut und es braucht auch keine Entschuldigung. Ich hatte es dir schon wieder im gleichen Moment verziehen. Das Einzige was jetzt zählt, ist, dass ich dich wieder habe. Ich werde dich nicht mehr wieder einfachso gehen lassen, Schatz", sagte ich und drückte ihm einen weiteren Kuss auf den Mund.
"Lass uns nach Hause gehen, Schatz", sagt er und zog mich kurzerhand auf die Beine. Vor der Tür wartete Alex an die Wand gelehnt.
"Schön euch beide mal wieder lächeln zu sehen", sagte er und lachte kurz darauf. Es stimmte, ich war glücklich. Denn ich hatte den Mann meiner Träume wieder und ich würde ihn nie wieder einfachso gehen lassen. Dafür war er mir viel zu wertvoll. Wir gingen aus dem Clan raus und stiegen in Nik's Auto. Die gesamte Fahrt lang konnte ich meine Augen nicht von ihm abwenden. Ich musste mir einfach sicher sein, dass ich ihn wieder hatte und dass er bei mir war. Nik fuhr ziemlich schnell und nach nicht all zu langer Zeit, kamen wir zuhause an. Er stieg sofort aus und hielt mir die Tür auf. Die ganze Zeit lag ein Lächeln auf meinem Gesicht und solange ich bei ihm war, würde ich es auch nicht mehr ablegen.
Sofort küsste er mich, so wie es aussah war nicht nur ich süchtig. Als wir eintraten, waren keine Sachen mehr im ganzen Haus verteilt, also soweit ich es beurteilen konnte, denn ich hatte einfach nicht die Kraft mich von Nik zu lösen. Er führte mich ins Schlafzimmer und legte sich mit mir aufs Bett. Ich sehnte mich nach seinem Körper, seiner Wärme und seinen Berührungen. Und heute, nach drei langen Wochen, hatte ich ihn endlich wieder. Meinen Nik, meinen Mann, meine kleine Welt um die sich alles drehte.

Kapitel 34 - Neuer Lebensabschnitt

"Wie schlägt sich Alex eigentlich so als Boss?", fragte ich in die Stille hinein. Wir lagen im Bett, ich hatte meinen Kopf auf seine Brust gelegt und konnte seinen Herzschlag hören. Es schlug mal schnell und dann mal wieder langsamer. Nik strich mit seinen Fingern leicht über meine Arme und überall hinterließen seine Berührungen eine Gänsehaut.
"Ziemlich gut, dafür dass er zuerst nicht übernehmen wollte", lachte Nik.
"Aber so gut konnte ich das in den drei Wochen nicht beurteilen", fügte er in einem traurigen Ton hinzu. Ich wollte nicht, dass er traurig war, oder sich noch länger die Schuld daran gab. Er sollte froh sein, so wie ich. Ich setzte mich auf, nahm sein Gesicht in meine Hände und blickte in seine Augen.
"Hör auf so traurig zu sein, bitte. Ich will nicht mehr daran erinnert werden. Lass uns das alles vergessen und so tun, als wären die letzten drei Wochen nicht gewesen, tu mir bitte den Gefallen!".
"Ich habe jeden verdammten Tag an dich gedacht. Auch wenn ich nicht die Kraft hatte, dich anzurufen oder zu dir zu kommen, habe ich doch jede Sekunde damit verbracht mir Entschuldigungen, Rechtfertigungen und so eine  scheiße zusammen gereimt. Obwohl es für das, was ich getan habe keine Entschuldigung oder Rechtfertigung gibt".
"Ich doch schon in Ordnung, Schatz. Ich habe dir sofort verziehen. Hätte ich denn eine andere Wahl und könnte dir denn immernoch böse sein?".
Er brummte kurz zustimmend als Antwort. Draußen dämmerte es schon. Es musste so gegen 5 oder 6 Uhr morgens sein. Wir waren die ganze Nacht wach und haben geredet oder uns geliebt. Ich beobachtete draußen einpaar Vögel, die von Baum zu Baum flogen.
Kurz darauf schlief ich auch schon ein. Ich träumte von Nik. Es war ein schöner Traum. Wir waren in einem Wald, den ich noch nie gesehen hatte. Wir saßen auf dem weichen Moos-Boden und schauten auf eine helle Lichtung. Um uns herum waren bunte Blumen. Nik lag auf dem Boden und hatte die Augen geschlossen. Ich musterte seinen Körper, wie seine dunkelblonden Haare sich leicht im Wind bewegten. Meine Finger fuhren wie von selbst die scharfen Konturen seines Körpers nach. Ein leises zufriedenes Stöhnen kam von ihm. Ich legte mich zu ihm und in dem Moment wurde es dunkel am Himmel. Schlagartig wechselte es von Tag zu Nacht. Doch es war nicht beängstigent. Zusammen lagen wir im Moos und beobachteten die Sterne.

Seit langem hatte ich nicht mehr so gut geschlafen. Die ganze Zeit hatte ich nur Alpträume über alles Mögliche. Aber bei Nik fühlte ich mich sicher, in seinen Armen geborgen. Ich lag auf dem Bauch und schaute mir Nik genauer an. Er schlief immernoch seelenruhig. Ich fragte mich, wie es wohl weiter gehen würde. Was die Zukunft so für uns brachte. Ob wir heiraten würden und Kinder kriegen würden. Aber ich wollte mich überraschen lassen. Ich war überzeugt, dass alles nur gut werden würde, egal was es war. Es war schon fast 15 Uhr, deswegen entschied ich mich aufzustehen.
"Warte, wohin gehst du denn?", hörte ich Nik sagen. Er hatte eine sehr verschlafene tiefe Stimme, wenn er aufwachte.
"Also, es war wirklich eine schöne Nacht mit dir, aber ich muss wieder gehen", sagte ich ironisch und lachte. Nik stürzte beleidigt die Lippen, ich konnte nicht anders als mich wieder zu ihm zu legen. Er gab mir einen Kuss auf die Stirn und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht.
"Guten Morgen, Liebling", sagte ich und küsste ihn. Ich kuschelte mich in seine Arme und malte mit dem Finger das Erkennungszeichen des Clans nach. Es war ein Kreis und in dem Kreis war ein unregelmäßiges Muster. In diesen Muster waren kleine Buchstaben versteckt, es war kyrillische Schrift. Wenn man die Buchstaben richtig verband, kam das russische Wort für 'Familie' dabei heraus: семьи (sem'i). Es sollte bedeuten, dass der Clan wie eine Familie zusammehält. Bei uns Russen steht die Familie nämlich über allem.
"Wirst du dein Tattoo behalten? Also auch wenn wir jetzt nicht mehr beim Clan dabei sind?", fragte ich ihn.
"Ja. Wir sind, wie mein Vater auch, Ehrenmitglieder. Aber wenn du das Tattoo nicht mehr haben willst, kannst du es dir ruhig entfernen lassen", antwortete er.
"Ich habe daran gedacht, mir vielleicht noch etwas tattowieren zu lassen", sagte ich und musste leicht lächeln.
"An was dachtest du denn?".
"Naja. Also, wenn es dir nichts ausmacht, wollte ich mir eine Feder tattowieren lassen mit dem Wort 'навсегда' (navsegda) darin", sagte ich unsicher.
"Für immer?", fragte er verwirrt. Manchmal war Nik wirklich schwer von Begriff und den für mich eher wichtigeren Teil ließ er einfach aus. Aber ich blieb still und erklärte es ihm nicht. Er sollte selber darauf kommen. Nach einpaar Augenblicken keuchte er auf.
"Achsoo! Für immer. Jetzt verstehe ich", lachte er und drückte mir einen Kuss auf den Kopf.
"Kleines Dummerchen", sagte ich leise und schlug ihm sachte auf die Brust. Natürlich spürte er nichts durch die ganzen Muskeln.
"Und wieso dann kein Herz? Wo es doch ganz offensichtlich was mit mir zutun hat?", fragte er belustigt.
"Viel zu gewöhnlich. Das macht doch jeder dritte. Naja, ich finde so Federn einfach sehr schön, aber man kann dann ja immernoch schauen", versuchte ich zu erklären.
"Und wo solls hin?".
"Keine Ahnung, vielleicht aufs Handgelenk?", fragte ich.
"Ja, hört sich schön an". An der Art wie er sprach, merkte ich wie er lächelte. Hoffentlich würde er es auch schön finden.

Kapitel 35 - Niks' Pov

"Du bist so eine Pussy geworden im letzten Jahr! Ich kann mich gar nicht mehr mit dir sehen lassen, ohne dass du meinem Ruf schadest", sagte Alex und setzte sein schiefes Lächeln auf, welches manche Frauen schon zum schmelzen brachte. Ich zog missbilligend meine Augenbraue hoch und sah ihn herausfordend an. Alex erwiderte nichts, blickte mir aber immernoch in die Augen. Sollte er doch sagen was er wollte, solange er nichts gegen Elina sagte, würde ich auch nicht ausrasten. Ja, das war eine fast perfekte Umschreibung. Ausrasten.
Alles was Elina anging ließ mich nervös werden. Vorallem Sachen, die nicht so 'toll' waren. Die vorbeifliegenden Bäume faszinierten mich ungemein im Moment. Und obwohl ich nur grün und braun sah, hatte ich doch Elinas' wunderschöne Augen vor mir. Ihr Gesicht, ihre Lippen die sich so schön nach oben bogen, wenn sie lächelte. Wie ihre Augen anfingen zu glänzen, wenn sie von ihrem kleinen Bruder sprach oder wie sie regelrecht funkelten wenn sie mich ansah. Ich seufzte leise. Naja, es glich eher einem Brummen.
Shit!, dachte ich mir. Alex hat Recht, ich bin wirklich eine Pussy geworden, aber ich würde ihm niemals recht geben. Ich hörte ein leises Lachen neben mir und schlug Alex mit der flachen Hand auf den Hinterkopf. Der Wagen kam leicht ins Schlingern, doch er bekam ihn schnell wieder unter Kontrolle.
"Alter, wenn du noch heil Zuhause ankommen willst, dann hör auf mich zu schlagen!", beschwerte Alex sich lautstark.
"Hör auf so dumm zu kichern, dann passiert sowas nicht mehr", antwortete ich. Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, wie Alex seine Augen verdrehte.
"Ist doch gut, man! Weißt du, obwohl du mir die Verantwortung übertragen hast, benimmst du dich trotzdem noch ziemlich herrisch".
"Und du meckerst für einen Mafiaboss zu sehr rum", konterte ich. Auf sowas hatte ich wirklich keine Lust und vorallem nicht auf einen Streit mit meinem besten Freund.
Anscheinend er auch nicht, denn er blieb still. Obwohl ich das wirklich ungern zugab, aber er hatte Recht. Ja, ich wurde zur Pussy und das leider nicht erst seit Gestern. Aber war Alex der Einzige, der das so sah? Wie sah Elina das? Fand sie mich nicht mehr männlich? Wenn ich mich so an die ersten Tage mit ihr zusammen in meinem Haus zurück erinnerte, dann war ich da nicht gerade anders als jetzt. Sie hatte sich ja auch nicht darüber beschwert. Und was wenn sie es doch so sieht, dich nur nicht verletzten will?!, fragte eine kleine Stimme in mir. Das brachte mich zum Nachdenken. Vielleicht hatte die Stimme ja-Stop mal! Wieso ist da eine Stimme in meinem Kopf und seit wann höre ich auf andere? Verdammt! Ich werde noch schizophren...
"Nik, hör zu. Tut mir Leid, dass ich dich verletzt hab und so... aber du hast nur noch Augen für Elina. Alles was du tust ist wegen ihr und manchmal da hab ich das Gefühl, als ob du nur noch für sie lebst und du alles um dich herum völlig vergisst. Versteh mich nicht falsch, ich freue mich für dich, dass du endlich glücklich bist nach allem was dir passiert ist. Aber du darfst nicht vergessen, dass da noch andere Menschen um dich herum sind, die dich brauchen". Weil Alex mit seiner Rede geendet hatte und ich nicht wusste was ich darauf antworten sollte, stellte ich ihm lieber eine Frage: "Und die Menschen wären?". Alex brummte nur vor sich hin und kratzte sich nervös am Hinterkopf. Alex ist eigentlich nie nervös, aber warum jetzt?
"Was hast du mir zu sagen?", fragte ich gelangweilt. Jetzt würde eh nur wieder eine ellenlange Rede über ihn und meine Eltern und dem Rest des Clans kommen und so ein Scheiß, also drehte ich meinen Kopf desinteressiert zur Scheibe und beobachtete die anderen Autos, die neben uns fuhren. Ein blaues Schild zeigte mir an, dass wir gerade an Köln vorbei fuhren, was hieß dass es nicht mehr lange war, bis ich meine Elina in die Arme schließen konnte. Eine Woche habe ich sie schon nicht mehr gesehen, weil Alex mich geradezu dazu genötigt hat mit ihm mitzufahren. Bis nach Amsterdam! Ich wollte eigentlich nicht, aber irgendwie hat Elina mich doch noch überreden können. Ja, Alex hat sie gebeten mich zu überreden. Natürlich weiß Alex, dass ich ihr einfach keinen Wunsch ausschlagen kann und diese Schwäche meinerseits hat Alex sich zu Nutzen gemacht. Apropos, dieser verdammte Mistkerl saß immernoch neben mir auf dem Fahrersitz und druckste vor sich her.
"Man, Nik. Kannst du denn gar nicht verstehen, dass ich auch Gefühle habe?!", sprach er nun endlich seine Gedanken aus. Ha! Von wegen ich bin eine Pussy geworden.

Kapitel 36 - Normale Männer

"Schatz! Ich bin wieder da!", schrie Nik durch das halbe Haus. Unwilkürlich musste ich kichern. Anscheinend hatte er mich auch vermisst. Im Eiltempo lief ich zu Haustür, kurz darauf erblickte ich Nik und warf mich in seine Arme. Mein Gesicht an seine warme Brust gepresst, sog ich seinen Duft ein. Er drückte einen Kuss auf meinen Scheitel und fuhr mit seinen Fingern an meinem Rücken entlang. Ich hatte ihn so sehr vermisst! Okay, es war wirklich nur eine Woche und wir haben mindestens einmal am Tag miteinander telefoniert. Aber das ist nunmal nicht dasselbe, wie wenn ich ihn in meinen Armen halten kann. Ich blickte in seine wundervollen blauen Augen und sah, wie sich ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen ausbreitete.
"Ich habe dich vermisst", flüsterte ich leise. Er näherte sich meinem Gesicht und drückte einen hauchzarten Kuss auf meine Lippen.
"Schön, dass es dir genauso ging wie mir", flüsterte er zurück. Gerade als ich ihn wieder zu mir runterziehen wollte, nahm ich eine nervende Stimme hinter Nik war.
"Ja, ja! Ist ja gut. Ihr habt euch vermisst, aber mich vermisst keiner!", meckerte Alex rum. Ich brach in schallendes Gelächter aus, da ich Alex so überhaupt nicht kannte. Irgendetwas vor sich herbrummend lief er an uns vorbei und hielt auf die Küche zu. Fragend schaute ich Nik an, doch der zuckte nur mit den Schultern, nahm meine Hand in seine und zog mich ebenfalls in Richtung Küche. Dort saß auch schon Alex, ein Glas gefüllt mit Vodka in der Hand.
"Es ist gerademal 16 Uhr und du hockst hier mit hartem Alk! Ich glaub ich seh nicht richtig!", fuhr ich ihn an, schnappte mir das Glas und kippte den Inhalt die Spüle hinunter.
"Elina! Das war der beste Vodka, den IHR hattet!", zischte mich Alex an.
"Immer ruhig, Mann! Was ist denn in dich gefahren?", schaltete sich Nik nun auch ein. 
"Nichts ist, okay?! Mich fuckt nur alles ab! Ich habe keine Zeit mehr, mich mit irgendetwas anderem als dem Clan zu beschäftigen! Da läuft nichts mehr! Weder in meiner ach so weit bemessenen Freizeit noch im Bett! Und wenn ich euch beide sehe, das gibt mir echt den Rest!", schrie er uns beide an. Daher wehte also der Wind.
"Wer ist die Glückliche?", fragte ich geradeheraus. Die beiden Männer schauten mich verdutzt an. Nik verblüfft und Alex erschrocken. Letzterer fing sich aber noch schnell und blickte mich dann doch mit gleichgültiger Miene an.
"Ich weiß nicht was du meinst", erwiderte er trocken. Dieser Mistkerl! Ich fiel ihm lachend um den Hals.
"Wieso erzählst du uns denn nichts? Und ich habe mich schon gewundert, wieso du so komisch bist in letzter Zeit!", schrie ich schon fast. Aus dem Augenwinkel sah ich wie Nik immernoch vollkommen unwissend da stand. Ich forderte Alex auf uns alles zu erzählen, was er auch dann tat. Die Frau, die es ihm angetan hat, heißt Melanie. Er hatte sie vor einpaar Monaten im Geschäft des Clans kennengelernt. Kaum zu glauben, aber Mafiabosse waren genauso normale Menschen mit Gefühlen, wie andere auch.
Es gab aber das Problem, dass er ihr nicht erzählen durfte, wer er wirklich war und vorallem dass es die Mafia in ihrer näheren Umgebung gab. Da lag nämlich das Problem. Er musste lügen und in jeder Beziehung war es eigentlich wichtig ehrlich zueinander zu sein. Wenn man dies nicht war, passierte so etwas wie Nik und mir. Dies wollte ich aber keinem wünschen. Nein, noch nicht einmal Viktor.
Ach richtig. Viktor. Ihn hatte ich nache dem Vorfall nicht wieder gesehen,aber ich hatte mich dazu entschieden ihm zu verzeihen. Auch wenn er Fehler gemacht hatte, hat er sich doch entschuldigt und es bereute es. Wie Nik doch immer so schön sagte: 'Glücklich zu sein, heißt nicht dass alles perfekt ist. Glücklich zu sein heißt, dass man sich dazu entschieden hat über die Fehler und Probleme hinwegzuschauen'. Du solltest glücklich sein, mit dem was du hast und dich mit dem zufrieden geben, was du bekommst.

Epilog

Der silberne Ring an meinem Finger schimmerte in der Sonne und der Diamant funkelte in allen Farben des Regenbogens.  Fast 7 Jahre ist unsere Hochzeit nun her. Sie war wunderschön und Nik allein hatte ihn zum Besten Tag meines Lebens gemacht. Oma war da, Maxim und Anna, Anastasija und Feodor, Alex und Melanie und noch viele andere Leute des Clans. Mein Kleid sah einfach umwerfend aus, mit der wunderschönen weitläufigen, mit Spitze und Stickerei besetzten, Schleppe. Unsere Flitterwochen haben Nik und ich in einer kleinen Hütte in Amerika verbracht. Abgelegen von Zivilisation und anderen Menschen. Um uns herum nur Wald. Klingt vielleicht einwenig primitiv, aber es war einmalig gewesen.
"Anastasia! Kommst du bitte her und räumst dein Zimmer auf?", rief ich nach meiner fünf Jahre alten Tochter. Ich hörte ein leises Tappsen, welches immer lauter wurde, je näher sie an ihr Zimmer kam. Begleitet wurde sie von unserem Hund, dem ebenso fünfjährigen Boxer Mischa.
Bei dem Anblick, den mir die beiden boten, musste ich lächeln. Sie hatten beide denselben mitleidserweckenden Blick drauf, als ob beide etwas verbrochen hätten.
" 'Tschuldigung, mami", murmelte Ana als sie an mir vorbei in ihr Zimmer lief. Sie ist so weit entwickelt und so schlau für ihr Alter, dass sie sogar manchmal mit acht- oder neunjähirgen mithalten kann, was das Verhalten angeht. 
"Was schauen die Beiden denn wieder so betröppelt?", fragte Nik der gerade neben mir aufgetaucht war. Ich wies kurzerhand auf Anas' unaufgeräumtes Zimmer und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. Er streichelte mit seiner Hand über meinen mittlerweile leicht gewölbten Bauch. Seine strahlend blauen Augen folgten meiner Hand und lächelnd schaute er auf Ana, die gerade dabei war ein Kuscheltier in einer Kiste zu verstauen. Nik liebte seine Tochter abgöttisch, das sah man auf den ersten Blick. Manchmal verwöhnte er sie leider einbisschen zu viel. Doch sie war zum Glück keine kleine Zicke oder ein verwöhntes Gör geworden. Darauf habe ich besonders Acht gegeben, denn in 6-7 Monaten, da war es soweit und Ana bekam ein kleines Geschwisterchen.
Oma ist vor drei Jahren gestorben. Sie war so eine starke Frau gewesen und ich war so stolz sie meine Oma nennen zu dürfen. Ohne sie wäre ich nicht dort, wo ich heute bin. Sie hat mir jedesmal geholfen, wenn ich nicht weiter wusste. Oma war besser als jede Freundin, besser als jede Mutter und besser als jede Oma. Während ihrer letzten Wochen bin ich ihr nicht einmal von der Seite gewichen, bis sie dann am 26. November gestorben ist. Jedes Jahr, an ihrem Todestag, stelle ich eine Kerze für sie auf. Die ersten Wochen nach ihrem Tod, war ich wie betäubt. Es fühlte sich so an, als ob man einen Teil meines Körpers abgetrennt hatte und mich so zurückgelassen hat. Nik stand mir die ganze Zeit bei und hat versucht mir alles abzunehmen. Ich habe gelernt damit umzugehen, habe gelernt sie in guter Erinnerung zu halten. Natürlich gibt es Tage an denen ich mir wünsche, sie wäre bei mir und würde mir helfen. Aber dann kommt mir wieder in den Sinn, dass sie es dort, wo sie jetzt ist, sicherlich besser hat. Ohne Gewalt, ohne ungerechtfertigten Tod. Ich habe meine Oma geliebt und ich liebe sie immernoch!
Nik und ich haben unseren gemeinsamen Traum verwirklicht und eine kleine Familie gegründet, abseits von jeglichem Stress oder Mafialeben. Natürlich besuchten Alex und seine Verlobte Melina uns oft, immerhin wird er Patenonkel des kleinen Kindes, welches noch zur Welt kommt. Mein Bruder Maxim und Anna haben zwei Söhne. David (7), wessen Patentante ich bin und Sebastian (6), dessen Patenonkel Nik ist.
Es ist schön so wertvolle Menschen um sich zu haben und zu wissen, dass sie sich um einen kümmern. Die Familie bedeutet für mich alles und ist für mich alles. 

Impressum

Texte: Unterliegt dem Autor
Bildmaterialien: weheartit.com
Tag der Veröffentlichung: 02.10.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Dieses Buch widme ich zum Einen meiner Besten Freundin (Du weißt genau, dass ich dich meine!), die dieses Buch bzw. diese Geschichte als Erste gelesen hat und mich ermutigt hat weiter zuschreiben. Ohne dich hätte dieses Buch niemals ein Ende gefunden. Zum Anderen widme ich es meiner neu gefundenen Freundin (Luluu!), die mir so verdammt ähnlich und vor allem wichtig geworden ist und mir unbewusst geholfen hat! Danke euch beiden! ;**

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