Cover

Es begann im September

Der erste Tag

Wütend stapfte ich aus dem Laden. Unverschämt! 200 Euro für ein blödes Sweatshirt! Ich gehe nie wieder in diesen Laden!

 

Gedankenverloren stampfte ich zum Brunnen und setzte mich dort auf eine Parkbank. Das Wetter munterte einen auch nicht auf. Graue Wolken zierten den schwarzen Himmel.

 

Ich holte mein Notizbuch aus meiner Tasche heraus und überlegte, was ich malen könnte. Doch lange musste ich gar nicht denken, denn ich zeichnete sowieso immer das gleiche.

 

Mit höchster Konzentration zeichnete ich die Konturen seiner Ohren und seiner Lefzen. Er war das Schönste, was ich je gesehen hatte. Mein Hund.

 

Nun ja, er war nicht mein Hund, aber er stand jeden Tag neben dem Brunnen und beobachtete mich. Näher kam er nie. Vielleicht war er scheu, aber ich mochte ihn. Es fühlte sich an, als würde ich ihn mein ganzes Leben lang kennen.

 

Es donnerte heftig und die ganze Nachbarschaft schreckte auf. Ich ebenfalls. Ich packte mein Notizbuch ein, als es anfing zu regnen. Die Blitze hatten einen Marathon mit dem Regen am Laufen. Ich packte schnell alles in die Taschen und rannte so schnell ich konnte weg.

 

Doch plötzlich blieb ich stehen. Hatte ich nicht etwas vergessen? Ich drehte mich um und da stand er. Immernoch, als ob er sich nicht bewegen könne. Ich packte all meinen Mut zusammen und lief erst langsam und dann immer schneller werdend zu ihm.

 

Er bewegte sich immernoch nicht, als ich mich neben ihm niedersetzte. Einen Moment zögerte ich, doch dann nahm ich ihn auf den Arm und rannte nach Hause. Er wehrte sich nicht. Zuerst dachte ich, er würde nicht mehr leben, doch nachdem ich seinen Atem gefühlt habe, rannte ich umso schneller.

 

Es blitzte und donnerte, als ich zitternd den Hund absetzte und meinen Hausschlüssel in das Schloss steckte.

 

Doch mein Zittern hörte nicht auf und er fiel mir aus der Hand. Ich wollte ihn gerade aufheben, als mich plötzlich etwas Kaltes, Nasses an der Hand berührte. Ich schaute hinunter und traute meinen Augen nicht.

 

Der Hund hatte den Schlüssel im Maul. Bevor ich reagieren konnte, machte er Männchen und steckte den Schlüssel in das Loch. Er kläffte und zog mich mit rein.

 

Ich war noch unter Schock, als er auch noch die Haustür mit seiner Nase anstupste und sie schloss.

 

Wie konnte ein Hund so vermenschlicht sein?

 

Diese Frage schoss mir die ganze Zeit durch den Kopf. Er jaulte, als ich nicht reagierte. Aufgeschreckt bemerkte ich, dass er mit nassen Augen jaulte. Ich ließ mich auf den Allerwertesten fallen und schaute ihn besorgt an.

 

"Was ist denn Kleiner?"

 

Er bellte und wedelte mit dem Schwanz. Ich lächelte, er freute sich wohl.

 

"Du bist aber ein schlauer Hund. Du bist ein Shiba Inu oder?" Er bellte zur Antwort.

 

"Ich nehme das mal als Ja."

 

Er zog an meinen Schuhen und stellte sie nebeneinander ab.

 

"Wow, danke!" Ich war begeistert von dem kleinen Racker.

 

"Wuff", kam es von ihm.

 

Ich grinste und ging mit ihm in die Küche, während ich mir meine Jacke auszog. Er sprang an mir hoch und half mir, sie auszuziehen. Doch ich konnte das Gleichgewicht nicht mehr halten und fiel auf den Boden.

 

"Autsch! Bist du okay, Kleiner?"

 

Er blinzelte unter der Jacke durch. Ich lachte und kringelte mich auf dem Bauch. Er ist zu süß!

 

"Hast du Hunger?"

 

Er drehte sich im Kreis und hechelte.

 

"Hmm...

Meinst du, du kannst auch Wurst vom Metzger essen? Ich hoffe, das schadet dir nicht, aber ich habe nichts anderes da. Und jetzt lohnt es sich nicht mehr auszugehen."

 

Er bellte und schob mich zum Kühlschrank. Ich öffnete ihn und holte ein paar Wiener Würstchen heraus. Er fraß sie mir aus der Hand, so schnell konnte ich gar nicht schauen.

 

"Was? Wo sind denn die Würstchen hin? Wahnsinn! Willst du noch mehr?", fragte ich ihn.

 

Der Hund machte "Wuff" und setzte sich hin.

 

"Brav! Hier hast du noch ein paar!" Ich stellte ihm vielerlei Wurst hin.

 

Er aß alles schnell auf und wollte gleich noch mehr haben.

 

"Wie bitte?" Das ist doch nicht sein Ernst! Hatte er denn heute nichts gegessen?

 

Lachend verbrachten wir den Abend, ohne dass ich mir Gedanken machte, wer er eigentlich ist.

 

Wie unvorsichtig das doch von mir war.

 

Spät am Abend jedoch, machte ich mir Sorgen.

 

"So wir sollten morgen mal den Tierschutzverein anrufen. Schließlich musst du zu deinem Herrchen!"

Ich sagte das munter, doch innerlich weinte ich. Er sprang zu mir aufs Sofa und legte sich auf meinen Bauch.

 

"Wie wohl dein Name ist? Und wie alt du wohl bist? Hmm... das werden wir wohl... morgen... erfahren..." Ich war so hundemüde, dass ich sofort einschlief.

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 23.04.2015

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme dies meinen lieben Tieren, die leider von uns gehen mussten. Ich werde euch nie vergessen. ♥ Ruhet in Frieden ♥

Nächste Seite
Seite 1 /