Cover

Die schönste aller Reisen

Ich bin so viel gereist in meinem Leben. Habe so viel gesehen und entdeckt, dass es mir unmöglich scheint, die eine Reise aus all meinen Erlebnissen herauszusuchen, die eine Reise, die für mich die wichtigste, erlebnisreichste oder schönste aller Reisen war.

Ich überlege, welche wohl die erwähnenswerteste war und während meine Gedanken davon eilen, um die vielen vergangenen Jahre meines Lebens noch einmal zu durchstreifen, noch einmal all die Wunder des Unbekannten vor mir zu sehen. Wieder die vielen für mich unverständlichen Sprachen zu hören. In meinem Inneren noch einmal all die Landschaften zu erblicken, die mit ihren Tälern und Hügeln, mit all den unbekannten Pflanzen, mit der unendlichen Weite des Himmels, den wärmenden Strahlen der Sonne auf meiner Haut, auch noch nach all den Jahren eine seltsame Sehnsucht in mir wach rufen, nach einem Damals, das ein Teil von mir ist und heute doch so fremd wirkt, als hätte ich es nie gelebt.

 

Gesichter tauchten vor mir auf. Helle und dunkle, mit Augen, mal groß und rund, mal klein und mandelförmig. Gesichter von Menschen, die ich lange schon vergessen glaubte, deren Namen mir nur selten im Gedächtnis blieben, da deren Klang allzu oft aus Worten und Lauten bestanden, die so fremd für mich waren, wie die Länder selbst, die diese Menschen ihre Heimat nannten.

So viele Gesichter, so fremd und doch immer lächelnd, immer freundlich.

So viele Hände, niemals abwehrend, immer einladend, immer gebend.

So viele Menschen, deren Sprache ich nicht verstand und die mich mit Neugier betrachteten. War doch auch ich so fremd für sie, wie sie es für mich waren.

So viele Blicke in andere Augen, deren Offenheit mir immer zu sagen schien "Sei willkommen mein Freund. Lange schon habe ich Dich erwartet und freue mich, dass Du endlich den Weg zu mir gefunden hast!"

 

Welches aber war nun die eine, schönste Reise meines Lebens?

Welches die wichtigste?

Welches der schönste Ort?

 

Waren es die Tempel Chinas? War es die Jahrtausende alte Kultur und das Wissen, das dem unserem so überlegen ist?

War es das, was mich so beeindruckte, dass ich davon berichten muss?

Aber wie könnte das sein, wo ich doch genau weiß, dass es der eine Tag, der eine Abend, die eine Nacht war, die ich gemeinsam mit einer chinesischen Familie als Gast in deren Haus verbringen durfte, die mich beeindruckte. Zeigte diese mir doch, trotz all der vielen Unterschiede zwischen uns. Trotz fremder Sprache, für mich fremder Kultur, so fremd anmutender Gesichter, wir alle doch so gleich sind, in unserem Lachen und unbändiger Fröhlichkeit.

 

Aber wenn nicht China, vielleicht dann Thailand mit seinen von Gold prunkenden Palästen?

Haben mich diese so sehr beeindruckt, dass ich darüber schreiben sollte. Schreiben, was noch kein anderer vor mir schrieb?

Doch all die goldenen Paläste, all die, vor Gold glänzenden Buddha-Statuen sehe ich in meinem Inneren nur verschwommen vor mir. Dahingegen kann ich mich noch ganz genau an die junge Frau erinnern, die als Angestellte in dem Hotel in Bangkok arbeitete, in dem ich untergekommen war und die mir lachend und in gebrochenem Englisch bedeutet hatte, sie sei ein Fan von mir, was ich mit verlegenem Lächeln quittierte und das in mir ein Gefühl, gemischt aus peinlicher Berührtheit und freudiger Überraschung hervorrief.

Die kleine Bar, in der wir dann anschließend in schummrigem Licht an dem kleinen, runden Tisch saßen und versuchten uns gegenseitig unser Leben zu erzählen, was nur unzureichend gelang, da auch meine englischen Sprachkenntnisse ziemlich mangelhaft waren.

So saßen wir die meiste Zeit da, lachten uns an und wann immer ich in ihr Gesicht schaute, ihre kaffeebraune Haut betrachtete und in ihre glänzenden, dunklen Augen sah, glaubte ich, dass sie schön sei, ohne zu wissen, ob sie es auch wirklich war.

Als wir uns dann voneinander verabschiedeten, wusste ich, dass wir uns nie wieder sehen würden und fragte mich, ob ich darüber nun erleichtert oder traurig sein sollte.

 

Nein, nicht die Paläste, nicht all das Gold waren es, die mich beeindruckten. Allein diese junge Frau hatte mich beeindruckt, war doch sie es, die für wenige Stunden mein Innerstes berührt hatte.

 

Wenn nicht China nicht Thailand, war es dann vielleicht der afrikanische Kontinent der mich so beeindruckte?

Die Weite der Landschaft, die dem Begriff der Unendlichkeit eine neue Dimension zu entlocken schien?

Die glühende Hitze, Schweiß und der immerwährende Staub auf meiner Haut?

War es das Gefühl der Freiheit, dass ich noch niemals zuvor so sehr empfand, als dort?

Waren es die sternenklaren Nächte, voll unbekannter, oft unheimlich anmutender Geräusche all der wilden Tiere, die man nur selten zu Gesicht bekam, von denen ich aber wusste, wenn auch ich sie nicht sehen konnte, so sahen sie doch mich.

War es der Klang der Trommeln, deren Bedeutung mir ewig fremd blieb, von denen ich aber wusste, dass ihr, über viele Kilometer hinweg zu hörender dumpfe Schlag, voller Geschichten war, der mich beeindruckte?

Waren es diese Nächte, in denen ich draußen lag, über mir die Sterne, zum Greifen nah, um mich herum all das Leben, welches ich nur hören, nie aber zu sehen bekam, über das ich erzählen sollte?

War es meine dortige Einsamkeit, die nichts Beklemmendes, nichts Trauriges an sich hatte, sondern angefüllt war mit tiefer Zufriedenheit, weil ich mich selbst gefunden hatte.

War es das Ausbleiben jedweder Furcht, die mich selbst verwunderte und so beeindruckte, dass ich nun darüber schreiben müsste?

Aber wie beschreiben, wenn es doch keine Worte dafür gibt?

 

War es die größte, je von Menschenhand aus Lehm erbaute Moschee, die mich beeindruckte und die schon längst zum Weltkulturerbe erkoren wurde und über die ich unbedingt berichten müsste?

Nein, auch hier waren es wieder die Menschen, die ihre Spuren in mir hinterlassen haben.

David, der afrikanische Pastor und den einzigen Christen den ich je kennenlernen durfte. Ein Mensch voller Güte, voller Mitgefühl. Voll der Nächstenliebe, die er an jedem einzelnem Tag praktizierte, auch wenn es ihn oft Opfer kostete.

Mein afrikanischer Freund, der sich eines Tages dazu bereit erklärte, mir sein bescheidenes Heim zu zeigen.

Wir mussten uns auf alle viere niederlassen, um in das Innere seiner, aus Lehm erbauten und mit Stroh bedeckten, runden Hütte zu gelangen.

Ja, ich war tief beeindruckt, als ich dort drinnen all die Bücher entdeckte, die er in vielen Jahren gehortet hatte.

Bücher über Mathematik, Chemie, Physik und Biologie.

In dieser kleinen Hütte, irgendwo inmitten dieses riesigen Kontinents, erblickte ich das Wissen der Welt. All die Bücher, denen man den häufigen Gebrauch ansehen konnte. Viele waren alt und abgenutzt, die Seiten notdürftig mit Bindfäden vor dem Auseinanderfallen geschützt worden.

Ich lernte, meinen Freund mit anderen Augen zu sehen. Sah plötzlich einen Menschen vor mir, der das Dasein nicht einfach so hinnehmen wollte. Der auf der Suche war, nach dem Wie und Warum. Der so viele Fragen hatte und in all seinen Büchern nach Antwort suchte.

Ich kam aus einem der reichsten Länder der Welt. Hatte viele Jahre die Schule besucht. Hatte schließlich zwei Berufe erlernt und doch wurde mir klar, dass ich meinem Freund unterlegen war, weil ich mir selbst niemals dieselben Fragen gestellt hatte, die er sich stellte und niemals begonnen hatte, nach Antworten zu suchen.

 

Ja, ich war beeindruckt!

Ist es also Afrika, über das ich schreiben sollte?

War dies die wichtigste, schönste, beeindruckendste all meiner Reisen?

Was aber ist dann mit all den anderen, bis jetzt noch nicht genannten Ländern?

Was ist mit Griechenland, der Mutter Europas?

Was mit Spanien und was mit Frankreich, wo ich von Madame Bodin und ihrer Familie mit unbeschreiblicher Herzlichkeit aufgenommen wurde, als ich bei ihnen leben durfte, während ich in Angers, in einer kleinen Sprachschule dabei war, ihre Sprache zu erlernen?

Was ist mit dem kleinen französischen Mädchen, das, etwa 7 Jahre alt, mir beweisen wollte, wie gut sie schon Deutsch konnte. Die mich anschaute und nach einigen, stockenden Versuchen, endlich den Satz herausbrachte "Isch liebe Disch!"

 

Sie alle haben mich tief beeindruckt, haben ihre Spuren in mir hinterlassen.

 

Was ist mit den anderen Ländern?

Was mit meinem eigenem?

Was ist mit Deutschland, meiner Heimat?

Liegt es eigentlich nicht nahe, sie hier zu finden, die bedeutendste Reise meines Lebens?

Ohne Frage, wir haben dieser Welt unseren Stempel aufgedrückt und haben das Gesicht der Erde verändert, sowohl im positiven, wie im negativen Sinne.

Wenn man uns auch all zu gerne auf die neuere und dunkelste Seite deutscher Geschichte herunter dividieren möchte, nicht dieser haben wir es zu verdanken auch heute noch als das Land der Dichter und Denker zu gelten.

Als ich vor vielen Jahren dieses, unser Land durchreiste, ohne Ziel einfach dorthin fuhr, wohin mich mein Gefühl gerade trieb. War das vielleicht die wichtigste Reise meines Lebens?

Doch auch damals waren es nicht all die Paläste, all die Denkmäler und Kulturstätten, die mich beeindruckten.

Was bleibt von einem Märchenschloss, wenn man doch weiß, dass es das Produkt eines sich selbst zerstörenden Menschen ist?

Was bleibt vom Kölner Dom, wenn man doch weiß, welch unendliches Leid seine Erbauung über all die namenlosen Menschen brachte?

Was bleibt von all diesen vielen klassischen Melodien, all diesen Opern, die auch heute noch als Meisterwerke gehandelt werden, wenn doch schon wenige Strophen eines Songs von Judy Collins, John Lennon oder eines Bob Dylan mich mehr über mich selbst lehrten, als es die noch so größten Kompositionen je könnten?

Was bleibt von all den Deutschen Dichtern der vergangenen Jahrhunderte, wenn doch nur zeitgenössische Literatur mein Herz erreichen kann?

Was bleibt von all den Errungenschaften deutscher Wissenschaft, wenn man doch weiß, dass auch sie missbraucht wurden, um der Vernichtung zu dienen?

Nein, wenn ich an meine damalige Reise denke, ist es nicht die Erinnerung an den Besuch angeblich wichtiger Stätten deutschen Schaffens.

Es ist die eine Sommernacht, die ich irgendwo an der Nordsee verbrachte, an die ich mich besonders erinnere.

Der Strand war steinig und menschenleer. Irgendwo in der Ferne konnte ich ein Lagerfeuer erblicken, doch es war viel zu weit entfernt, um auch nur die Umrisse von Menschen erahnen zu können.

Direkt am Ufer suchte ich mir einen Platz. Gerade soweit vom Wasser entfernt, dass mich die, mit leisem Plätschern an Land gespülten Wellen, nicht erreichen konnten.

Der Mond spiegelte sich auf der fast stillen Wasseroberfläche und ganz weit draußen konnte ich gerade noch so die Signallichter eines vorbeiziehenden Schiffes erblicken, bevor es dann endgültig hinter dem Horizont verschwand.

Die Nacht war warm, der Himmel fast wolkenlos. Ich saß einige Stunden dort, während mir der leichte Wind durch meine Haare und über die nackte Haut an meinen Armen strich.

Nicht all die Dichter und Denker, nicht all die Bauwerke und Denkmäler waren es, die irgendeine Bedeutung hatten.

Diese eine Nacht, die ich dort, auf dem steinigen Strand in der Dunkelheit saß, während der warme Wind über mich hinweg streichelte, war es, die mir zeigte, wie wundervoll, wie seltsam schön unser Land ist.

 

Von Ost nach West, von Süd nach Nord bin ich durch unser Land gereist. Ich habe sie gesehen, all die Dinge, die Menschen errichteten, um sich selbst zu erhöhen.

Doch wirkliche Bedeutung hat all dieses nicht für mich. Bedeutend war nur die eine Nacht am Meer und all die vielen Menschen, die ich auf meiner Reise durch unser Land kennenlernte.

Menschen, mal kurios, mal witzig. Mal aufbrausend, mal schüchtern. Mal klug, mal dumm. Immer aber des Kennenlernens würdig.

 

Nein, denke ich, auch diese Reise war nicht die eine, ganz wichtige in meinem Leben.

 

Vielleicht, um diese eine zu finden, muss ich noch weiter zurück in die Vergangenheit.

So schweifen denn schließlich meine Gedanken zurück an meine erste, allererste Reise meines Lebens.

Es ist diejenige, von der es mir am schwersten fällt, mich an sie zu erinnern.

Dichten Nebel muss ich versuchen beiseite zu schieben, was mir nicht so recht gelingen mag.

Zu lange ist es her. Ein kleines Kind war ich noch. Ich weiß nicht einmal mehr, wie alt ich damals war und ob ich überhaupt schon zu Schule ging. Erinnern kann ich mich nur noch daran, dass es Sommer war und die Tage, wie die Nächte, sehr warm.

 

In unserer Nachbarschaft gab es damals eine Landmaschinenschlosserei und auch wenn es uns verboten war, liebten wir, die Dorfkinder es, uns abends, wenn die Arbeiter dort schon längst Feierabend gemacht hatten und nach Hause geeilt waren, dort herumzutreiben.

Wir kletterten auf Traktoren und Mähdreschern herum. Erklommen Anhänger, Saatmaschinen, Eggen und all die anderen Gerätschaften, die dort zur Reparatur oder für den Verkauf herumstanden.

Für uns war es ein riesiger Abenteuerspielplatz, erbaut einzig und alleine, um uns Freude zu bereiten.

Während einem der häufigen Versteckspiele entdeckte ich, dass man ohne große Anstrengung von hinten, dort wo die Spreu herauskam, in die Mähdrescher hineinklettern konnte.

Man gelangte in die stählerne Kammer, in der das Getreide, mit Hilfe von an metallenen, rundum laufenden Gestängen befestigten Messern, von den Halmen getrennt wurde.

Ich erklomm diese stählerne Höhle und wusste, niemand würde mich jemals hier finden.

Ein prima Versteck und noch viel mehr als dieses, denn ich fühlte mich plötzlich wie in einer anderen Welt. Das nur spärlich von draußen hereinfallende Tageslicht ließ den Raum zu unendlicher Größe heranwachsen. Die Spitzen der unzähligen Messer blitzten im Licht und es gelang mir, mich genau zwischen einer Reihe dieser scharfen Klingen nieder zu lassen, ohne mich zu verletzten.

Die Luft war heiß und stickig und doch, ich rührte mich nicht und war fasziniert von dieser, bis dahin nie erblickten Welt.

Natürlich, ich wurde nicht gefunden und musste mein Versteck irgendwann freiwillig verlassen. Doch der Gedanke an diesen von mir entdeckten Raum ließ mich nicht mehr los.

 

Schon während des Abendessens wusste ich, dass ich dorthin zurückkehren musste.

In einem unbemerkten Augenblick stahl ich meiner Mutter das Feuerzeug. Ein messingfarbenes Benzinfeuerzeug in der Form einer Sinalcoflasche. Ein Werbegeschenk, das sie vor einiger Zeit geschenkt bekommen hatte und das ich so gerne mein Eigentum genannt hätte, zog mich doch auch dieses wie magisch an.

 

Gleich nach dem Abendessen schlich ich mich heimlich davon und strebte meiner Höhle entgegen, die ich alsbald erkletterte.

Die Sonne war schon fast untergegangen und die Luft war lange nicht mehr so stickig, wie noch vor nicht all zu langer Zeit.

Ich umklammerte das Feuerzeug mit meinen Händen, denn was anderes hatte ich nicht mitgenommen auf meine Reise.

Bald schon hörte ich die Rufe meiner Mutter, durch die ich ahnte, dass es Schlafenszeit war.

Wenig später konnte ich auch meinen Vater nach mir rufen hören und selbst die Stimmen meiner Geschwister verstärkten bald diesen Chor.

Ich blieb stumm. Saß weiter schweigend in meinem Versteck und rührte mich nicht von der Stelle.

Die Stimmen verklungen, die Sonne ging unter und die Nacht brach herein.

Um mich herum war es nun vollständig dunkel.

Hin und wieder knipste ich das Feuerzeug an. Der leichte Geruch nach verbrennendem Benzin vermischte sich mit dem Geruch von altem Maschinenöl und dem Duft von Heu, dessen Reste der letzten Ernte noch immer in den Ecken meiner stählernen Höhle lag.

Ich starrte in die Flamme in meinen Händen, solange bis das Feuerzeug mir die Finger zu verbrennen drohte und ich es für einige Zeit zum Erlöschen bringen musste.

Ich weiß nicht, was ich damals dachte und fühlte. Dachte ich überhaupt irgendetwas? Oder flossen meine Gedanken einfach nur dahin, ohne irgendeinen Halt zu finden?

 

Irgendwann muss ich eingeschlafen sein, denn als ich meine Augen wieder öffnete, umgab mich wieder die schummrige Helligkeit des vergangenen Tages.

Mein ganzer Körper tat mir weh, denn ich hatte mich zwischen die eng stehenden Messer, auf den harten Boden meiner Behausung gelegt, was nicht wirklich bequem war.

Durst quälte mich und doch, noch immer wollte ich mein Versteck nicht verlassen.

Erst als auch die nächste Nacht hereinbrach und ich es vor Durst nicht mehr aushielt, kletterte ich hinaus und schlich mich nach Hause.

Das Licht hinter sämtlichen Fenstern war schon erloschen, und auch wenn ich die Uhrzeit nicht wusste, musste es schon ziemlich spät sein.

Im Erdgeschoss klopfte ich so lange an das Schlafzimmerfenster meiner Schwestern, bis diese endlich erwachten und mich hinein ließen.

 

Es ist seltsam, aber meine Eltern hatten über mein Verschwinden nicht die Polizei verständigt, hatten nicht das halbe Dorf mobilisiert, um mich zu suchen. Nein, nicht einmal Fragen oder Vorwürfe bekam ich zu hören.

Damals war ich froh darüber, und doch, bis heute verwundert mich dieses.

 

Meine erste Reise. Sie führte mich gerade einmal 70 Meter von zu Hause fort.

War sie nun die wichtigste Reise meines Lebens?

Nein, auch sie war es nicht!

Vielleicht entsprang sie schon damals meinem Fernweh.

Vielleicht war sie so etwas wie der Startschuss für mein späteres Leben.

Vielleicht bin ich aber auch nur ein seltsames Kind gewesen.

 

Gibt es sie denn, die wichtigste, die bedeutendste, die schönste Reise?

Ja, ich glaube es gibt sie.

Die eine Reise, die jeder von uns macht. Die Reise durch das Leben.

Das Ziel?

Alleine die Reise ist das Ziel.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 02.11.2016

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /