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Die Tanzlehrerin

Ziemlich genau neunzehn Jahre war ich alt, als Franziska in mein Leben trat, und es von Grund auf veränderte. Ich hatte mich für eine Tanzveranstaltung für Frauen angemeldet, und die Sparte orientalischer Tanz zog mich ihres geheimnisvollen Klangs wegen am meisten an. Ahnung hatte ich keine, doch als ich Franziska, die diesen Kurs leitete, nur fünf Minuten zugesehen hatte, war ich Feuer und Flamme.

 

Sie hatte eine Menge Kostüme mitgebracht. Wer wollte, konnte sich einkleiden und typisch orientalisch schminken. Franziska suchte etwas Passendes für mich aus, schminkte mich eigenhändig, half mir in den Büstenhalter und den Tanzgürtel. Mit Feuereifer folgte ich ihrem Unterricht, beobachtete jede ihrer Bewegungen, versuchte, sie nachzumachen. Einige Teilnehmerinnen hatten bereits Erfahrung, und nachdem Franziska sich zunächst intensiv mit ihnen beschäftigt hatte, kam sie zu mir.

 

„Wie heißt du, Herzchen?“, fragte sie mich.

So hatte mich noch keine Frau angeredet. Doch mit ihren flammend roten Haaren, den großen, dunklen Augen, ähnelte Franziska einer modernen Hexe, und die dürfen einfach alles, dachte ich.

 

„Mia also. Dann komm mal her, Mia, ich werde dich fühlen lassen, wie diese Bewegungen zustande kommen. Stell dich hinter mich, und leg deine Hände auf meine Hüften.“

Ich tat, was sie verlangte und berührte ihre nackte Haut. Das löste unbekannte Gefühle in mir aus.

„Spürst du, wie ich mich bewege, wie sich der Unterleib wiegt, während der Oberkörper völlig ruhig bleibt. Diese isolierten Bewegungen sind es, die die hohe Kunst des Bauchtanzes ausmachen.“

Es durchlief mich heiß und kalt. Hitze stieg mir in den Kopf.

„Später dann, wenn man die Bewegungen perfekt beherrscht, setzt man sie wieder zusammen, führt sie gleichzeitig aus. Siehst du, so sieht das aus, wenn die Bewegungen ineinanderfließen.“

Wie in Trance folgte ich ihren Schritten, meine Hände auf ihrer Hüfte.

„So, jetzt kannst du mich wieder loslassen, Herzchen - oder willst du mit mir bis nach Hause tanzen?“

Peinlich! In meinem Enthusiasmus hatte ich nicht bemerkt, dass sie sich wieder um die anderen Teilnehmerinnen kümmern wollte. Ich war ihr über die halbe Tanzfläche nachgegangen, wollte die Berührung ihrer Haut nicht enden lassen. Sie lächelte mich verschmitzt an, und im weiteren Verlauf des Abends kam sie immer wieder zu mir, korrigierte meine Bewegungen und die Haltung, indem sie mich mit ihren Zauberhänden berührte.

 

Gegen Mitternacht ging die Veranstaltung zu Ende. Erst als die meisten sich längst verabschiedet hatten, schlich ich mich zu dem Tisch, auf dem die Kostüme abzulegen waren, und begann zögerlich, mich zu entkleiden.
Als ich das Oberteil abgelegt hatte und meinen eigenen BH wieder anziehen wollte, flüsterte Franziska, die unbemerkt hinter mich getreten war, mir ins Ohr:

„Du bist schön, mein Herzchen, weißt du das?“

 

Erschrocken fuhr ich herum, den BH ängstlich vor die Brust gedrückt.

„Aber da ist nichts, was ich nicht schon mal gesehen hätte.“ Ihr Lachen perlte durch den Raum.

Ich schaute mich um und stellte fest, dass außer uns beiden niemand mehr anwesend war. Langsam ließ ich die Hände mit dem schützenden Kleidungsstück sinken. Ihre Blicke wanderten über meinen Körper, registrierten natürlich, dass meine Brustwarzen anschwollen.
„Du hast einen schönen Körper, Mia. Sexy und verführerisch, doch ich vermute, dass du noch nie etwas mit einer Frau hattest, stimmt’s?“

„Der Gedanke ist mir bisher noch nie gekommen. Aber du stehst auf Frauen, oder?“

„Nicht nur, doch wenn sie so aussehen und so nett sind wie du, dann schon.“

„Meinst du das ernst? Selbst mein Freund macht mir keine solchen Komplimente.“

„Dann hat er keine Ahnung. Aber genau das ist das Problem mit den Männern“, lachte sie.

„Meinst du?“

„Da gibt es nur wenige Ausnahmen. Wenn du willst, kannst du gerne noch mit zu mir kommen. Dann können wir uns in aller Ruhe unterhalten.“

 

Auch Franziska zog sich jetzt um, und ich wagte einige heimliche Blicke. Danach half ich, die Utensilien im Auto zu verstauen.

Nach wenigen Minuten kamen wir bei ihr zu Hause an und trugen die Kisten nach oben. Sie ging vor mir die Treppen hinauf, und ich bewunderte ihren leichtfüßigen Gang. Sie schwebte gewissermaßen die Treppe hoch. Wie alt sie wohl sein mochte?

Die Wohnung war klein, offensichtlich wohnte sie allein hier. Die Kisten verstauten wir in einem kleinen Abstellraum, und ohne mich zu fragen, tischte Franziska einen Sekt auf.

 

„Vielen Dank, dass du mir geholfen hast. Darf ich mit dir auf unsere Bekanntschaft anstoßen? Es passiert nicht oft, dass diese Räume eine Persönlichkeit wie dich beherbergen.“

„Natürlich, lass uns anstoßen. Aber sag bitte nicht solche Sachen.“

„Wieso nicht? Ich weiß, dass du etwas Besonderes bist. Als du eben fast nackt warst, habe ich mir dich in einem meiner arabischen Gewänder vorgestellt, mit einer Krone auf dem Kopf und orientalischem Schmuck an deinem herrlichen Körper. Da wusste ich, dass du eine heimliche Königin bist.“

Jetzt musste ich doch lachen. Die Vorstellung von mir als einer Königin war zu komisch.

 

„Du glaubst es nicht? Ich mache dir einen Vorschlag. Ich kleide dich mit meinen Gewändern ein, schminke und schmücke dich, und danach schaust du dich im Spiegel an. Wenn du dann immer noch nicht die Königin in dir siehst, nehme ich meine Äußerung zurück.“

„Hier und jetzt?“, fragte ich ungläubig.

„Natürlich“, meinte sie lachend, „das Leben findet jetzt statt, nicht morgen oder nächste Woche. Soll ich die Kleider holen?“

 

Ich nickte nur zögerlich, doch im Nu war Franziska verschwunden. Auf was ließ ich mich da nur ein? Mein Herz schlug bis zum Hals, doch die Faszination war größer als die Furcht.

 

„Hier habe ich die Kleider. Komm, ich helfe dir aus der Hose.“

Ein Schauder durchlief mich bei ihren flüchtigen Berührungen. Es waren nicht einfach nur unbedeutende Körperkontakte. Jede Berührung brannte auf meiner Haut, war eine Anzahlung auf kommende Erlebnisse.

Als sie aufstand und mir das T-Shirt über den Kopf zog, küsste sie mich in dem Moment, als mein Gesicht unter dem Stoff wieder zum Vorschein kam, flüchtig auf den Mund. Ein Hauch von einem Kuss nur, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt, dass man eine Frau, der man beim Ausziehen behilflich ist, eben küsst.

Als hätte sie keine Ahnung, welchen Gefühlsaufruhr sie damit in mir auslöste! Dieser fast nur angedeutete Kuss hatte eine tiefere Bedeutung, das fühlte ich mit jeder Faser meines heiß glühenden Leibes.

„Unter diesem Oberteil kannst du keinen BH tragen. Es sitzt ganz eng auf der Haut und passt sich deinen Formen an. Darf ich ihn dir ausziehen?“

Mein Mund war trocken, sodass ich kein Wort herausbrachte. Also nickte ich nur und drehte mich um, damit Franziska besser an den Verschluss herankam. Sie löste ihn, und durch sanftes Ziehen auf einer Seite drehte sie mich wieder um. So konnte sie zusehen, wie meine beiden Halbkugeln unter dem roten Stoff auftauchten, sich die Brustwarzen zusammenzogen, als sie an die frische Luft kamen, und dadurch spitz und hart wurden.

„Du hast einen perfekten Busen. Und deine Nippel erst ...“

Sie hatte mich nicht berührt, nur angesehen, und doch spürte ich diese Blicke fast körperlich. Wieso nur durchdrang mich diese seltsame Erregung? Sie ging von den Spitzen meiner Brustwarzen aus, zog sich durch den Unterleib und konzentrierte sich irgendwo hinter dem Nabel.

 

„Magst du deine Brüste?“, fragte sie.

Verschämt bastelte ich an einer Erwiderung.

„Ja, sehr sogar. Obwohl ich als Teenager immer dachte, sie seien entschieden zu klein.“

Jetzt hatte ich sie zum Lachen gebracht. „Das geht wohl allen Mädchen so. Das haben uns die langen Jahre der männlichen Herrschaft eingebrockt.“

So hatte ich es noch nie betrachtet.

 

„Wenn du einverstanden bist, werde ich dich jetzt ankleiden, bis eine Königin aus dir geworden ist.“

Wenn mir vorher jemand gesagt hätte, dass es noch erotischer sein könne, sich ankleiden, als sich ausziehen zu lassen, hätte ich es nicht geglaubt. Und doch war es so. Mit jedem Kleidungsstück, das sie mir anlegte, wuchs meine Erregung. Wir standen vor dem Spiegel, und ich konnte jeden ihrer Handgriffe beobachten. Mit welch spielerischer Eleganz sie die Falten zurechtlegte, mir die Haare ordnete, mir den Schmuck anlegte. Der dünne Stoff des Rocks in dunklem Königsblau war über und über mit goldenen Pailletten in geheimnisvollen Ornamenten bestickt.

Zuletzt ging Franziska vor mir auf die Knie und zog mir hochhackige Schuhe an, die mir erstaunlicherweise perfekt passten. Sie waren weinrot, und die Riemchen, die sie an meinen nackten Beinen emporführte, reichten bis zur Mitte der Wade.

Endlich war sie mit ihrem Kunstwerk zufrieden und wir betrachteten beide mein Bild im Spiegel.

„Das Wichtigste fehlt noch“, meinte Franziska, „die Krone macht die perfekte Königin aus dir.“

 

Aus einer Schachtel fischte sie eine kleine goldene Krone, die sie mir ins Haar setzte und mit zwei Haarnadeln befestigte. Nun drehte sie mich im Kreis, betrachtete mich von allen Seiten und stieß Seufzer der Bewunderung aus. „Du bist schön wie Kleopatra und siehst zum Verlieben aus. Darf ich dich so fotografieren?“

Mein Spiegelbild zeigte eine fremde Person. War das wirklich ich? War ich in einem orientalischen Märchen gelandet?

Ganz versunken in mein Bild ließ ich zu, dass Franziska mich wieder und wieder fotografierte. Wie im Traum drehte ich mich um die eigene Achse, damit sie mich aus jeder Perspektive ablichten konnte.

Sie dirigierte mich in verschiedene Posen, ließ mich die Arme heben, lächeln, schmollen und forderte mich auf, lasziv zu schauen. Als ob ich gewusst hätte, wie man das macht. Und trotzdem war sie zufrieden mit mir.

 

„Darf ich dich weiter fotografieren, während du dich ausziehst? Das werden Bilder von unglaublicher erotischer Präsenz. Willst du?“

Als ich nickte, forderte sie mich auf:

„Beginne mit dem Oberteil, aber lass den Schmuck bitte an. So behältst du das königliche Flair.“

 

Langsam öffnete ich einen Knopf nach dem anderen. Je mehr Haut sich zeigte, desto schneller klickte die Kamera und desto erregender fand ich unser Spiel. Als alle offen waren, hielt ich meinen Busen bis auf einen winzigen Spalt weiterhin bedeckt. Franziska kroch mir mit der Kamera fast auf den Leib, und der Apparat kam mir wie ein lebendiges Wesen vor, das mich einsaugen wollte – fast wie ein Ungeheuer.

 

Mit unendlich langsamen Bewegungen schob ich die Zipfel auseinander, legte mehr und mehr von meinem Busen frei. Erst als die Brustwarzen endlich zum Vorschein kamen, legte ich das Kleidungsstück mit einem plötzlichen Ruck ab und stand oben ohne vor ihrer unermüdlichen Kamera. Aus allen Winkeln wurden meine Brüste fotografiert.

 

„Nimm sie in die Hand, biete sie mir an“, bat sie mich. Schwer lagen sie auf meiner Handfläche. Was geschah hier nur mit mir? In welcher Traumfantasie war ich gefangen?

 

„Ja, mach weiter, das werden geniale Bilder!“

Mit den flachen Händen am Bauch entlang streifend, schob ich die Finger unter den Saum des Rocks. Der Stretch gab nach, und als ich sanft nach unten drückte, schob ich den Rock zentimeterweise herab. Der winzige schwarze Slip kam zum Vorschein, und die Kamera hielt den Bewegungsablauf in Einzelbildern fest.

„Hör jetzt nicht auf! Du bist eine Schönheit von Kopf bis Fuß, und wir wollen es dokumentieren.“

Was meinte sie damit, jetzt nicht aufzuhören? Sollte ich etwa ...? Ja, so war es offensichtlich gemeint. Und warum sollte ich mich jetzt noch zieren. Wir waren bereits so intim miteinander, bildeten eine Einheit außerhalb von Raum und Zeit. Konnte es denn noch Geheimnisse zwischen uns geben?

 

Ich drehte mich um, spreizte die Beine ein wenig und beugte mich nach vorne. Dadurch drängte ich den Po in ihre Richtung, was ein erneutes heftiges Klicken der Kamera zur Folge hatte. Langsam wackelte ich mit dem Allerwertesten hin und her, zog den Slip nach unten, soweit es die gespreizten Beine zuließen. Franziska stand genau hinter mir und fotografierte, was das Zeug hielt.

Erst jetzt drehte ich mich um, stellte die Beine wieder näher zusammen und schob den Slip herab auf die Füße. Zwei kleine Schritte, und ich stand nackt vor ihr, bekleidet nur mit ihrem Schmuck und einer Krone. Franziska umtänzelte mich, während sie ununterbrochen Aufnahmen machte.

Aber das störte mich nicht. Alles war richtig so. Diese Bilder waren Ich.

 

Endlich legte Franziska die Kamera zur Seite, kam etwas atemlos auf mich zu und umarmte mich.

„Du bist keine Königin, liebe Mia, sondern eine Göttin“, flüsterte sie mir ins Ohr und verzauberte mich endgültig. Nicht nur diese Nacht verbrachte ich bei ihr, sondern mehr als tausendundeine. Denn Märchen können wahr werden, wenn die Liebe regiert.

 

Wenn ich die Fotos dieser lange zurückliegenden Nacht betrachte - und das tu ich immer wieder - steigt die Sehnsucht mir ins Herz und Tränen verschleiern mir die Sicht.

Impressum

Bildmaterialien: Cover: Pixabay CCO Public Domain - User: Alexander Stein
Tag der Veröffentlichung: 20.01.2016

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