Cover

Leseprobe

Welpen-Erziehung in 7 einfachen Schritten

Der vollständige Leitfaden zur Aufzucht ihres Hundes

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Video/Film oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

1. Auflage

Copyright © 2021 - Hanna Aumann-Pfaff

Inhalt

1. Einleitung: Die faszinierende Welt der Hundebabys

1.1 Die ersten Lebenswochen als Basis für die weitere Entwicklung

2. Die Auswahl des Welpen

2.1 Die Herkunft des Welpen

2.2 Wesenstest - Die Grundlage für erste Trainingsschritte

3. Gedanken zum Einzug des Welpen und grundlegende Trainingsinformationen

3.1 Die Zeit der Vorfreude

3.2 Finanzplanung

3.3 Regeln im Zusammenleben

3.4 Grundausstattung für den Welpen

3.5 Welpensichere Wohnung

4. Der große Tag des Einzugs und die Eingewöhnung

4.1 Der Weg ins neue Zuhause

4.1.2 Die Ankunft

4.2 Den Welpen verstehen

5. Hintergründe zum Training mit dem Welpen

6. Trainingsphase 1: Erziehung in den ersten beiden Wochen

6.1 Die ersten Trainingsinhalte

6.2 Halsband, Geschirr und Leine

6.3 Hundebegegnungen an der Leine

6.4 Futterplatz und Fütterungszeiten

6.5 Wach- und Ruhephasen

6.6 Sauberkeit

6.7 Alleine bleiben

6.8 Häufige Probleme: Was tun, wenn ...?

7. Konsequenter Umgang mit dem Welpen

7.1 Hundepsychologie: Das Wesen des Welpen berücksichtigen

8. Trainingsphase 2: Die dritte und vierte Woche bei Ihnen

8.1 Umwelttraining und weiterführende Sozialisierung

8.2 Die Sache mit dem Tierarzt

8.3 Fremde Menschen können komisch sein

8.3.1 Kurzinformation zu Begegnungen mit fremden Menschen

8.4 Viele neue Eindrücke

8.5 Treppen steigen

8.6 Das Erfolgskonzept für einen glücklichen Welpen

8.7 Was tun bei Negativerfahrungen?

9. Trainingsphase 3: Kontakte zu Artgenossen

10. Trainingsphase 4: Spaß und Spiel festigen die Bindung

10.1 Spielerisches Training führt zum Erfolg

10.1.1 Das spielerische Trainieren mit dem Welpen hat mehrere positive Effekte

10.2 Spannende Spiele für und mit Welpen

10.2.1 Rauf- und Zerrspiele

10.2.2 Such- und Versteckspiele

10.2.3 Apportierspiele

10.3 Spaziergänge spannend gestalten

10.4 Den Zahnwechsel erleichtern

11. Erweiterte Trainingstipps und: Die Pubertät naht!

11.1 Die Sache mit der Pubertät

11.2 Hundephysiologie und -psychologie: Veränderungen im Gehirn

11.3 Alleine bleiben will gelernt sein

11.4 Verstehen Sie Ihren Hund?

11.5 Was tun bei Droh- und Beißverhalten?

12. Unternehmungen, Spiele, Sport und Spezialtraining für jede Alters- und Entwicklungsphase

12.1 Futterspiele für jede Altersklasse

12.2 Weitere Spiele für jedes Alter

12.3 Beschäftigung für juvenile Hunde

12.3.1 Nasenarbeit

12.4 Clickertraining für Welpen und Junghunde

12.4.1 Konditionierung auf das Clickergeräusch

12.4.2 Anwendung des Clickers im Training

12.5 Körperliche Aktivitäten auf den Bewegungsapparat abstimmen

13. Trainingsphase 5: Der Hund wird erwachsen

13.1 Individuelle Verhaltensweisen erfordern individuelles Training

14. Rund um die Ernährung

14.1 Ausgewogene Ernährung des Welpen für ein gesundes Wachstum

14.2 Gesunde Leckerli selbst gemacht

14.2.1 Hundekekse mit Thunfisch

14.2.2 Quark- und Käsesnacks

14.2.3 Obst- und Gemüse-Kekse

15. Hundegesundheit - für ein glückliches Leben

15.1 Warum ist die Impfung notwendig?

15.2 Innere und äußere Parasiten

15.3 Kennzeichnung durch den Mikrochip

15.4 Die Sache mit der Kastration

15.5 Sonstige Krankheiten und Erste Hilfe

16. Fazit: Ein Welpe bereichert das Leben

17. Der Trainingsplan im Überblick - In 7 Schritten zum glücklichen und gut erzogenen Hund

17.1 Die Trainingsschritte 1 bis 7

Hat Ihnen mein Buch gefallen?

Lesenswerte Literaturempfehlung

1. Einleitung: Die faszinierende Welt der Hundebabys

Was passiert eigentlich in der Entwicklung des Welpen, bevor er endlich bei Ihnen einziehen darf? Hundebabys durchlaufen in den ersten Lebenswochen wichtige Phasen, die sie für ihr weiteres Leben prägen. Bei Ihnen angekommen, setzt sich dies fort - dann sind Sie live dabei. Um Ihr neues Familienmitglied von Anfang an richtig zu verstehen, erfahren Sie zunächst, was sich entwicklungstechnisch vor dem Einzug bei Ihnen alles abspielt, denn darauf bauen Sie schließlich bei der Eingewöhnung, bei der Erziehung und im Training auf.

Die Entwicklung von der Geburt des Welpen bis zum erwachsenen Hund ist äußerst spannend. Es gibt aber auch enorm viel zu beachten - schließlich wünschen Sie sich ein harmonisches Zusammenleben und möchten Fehler vermeiden, die vielleicht zu Problemen führen können. Solche kann es im Umgang mit Welpen und erwachsenen Hunden geben, ebenso ernährungsbedingt und in gesundheitlicher Hinsicht. Doch mit einer guten Vorbereitung, hilfreichen Informationen, soliden Anleitungen und praktischen Tipps rund um den Welpen werden Sie umso mehr Spaß mit Ihrem Schützling haben.

1.1 Die ersten Lebenswochen als Basis für die weitere Entwicklung

In der pränatalen vorgeburtlichen Phase fühlen sich Welpen, eng in Kontakt mit den Geschwistern, noch wohl geborgen im Mutterleib. Schon jetzt bekommen sie viel über die Mutter mit: die Ruhe, die diese ausstrahlt, aber auch Nervosität und Unruhe. Deshalb ist es wichtig, dass sich die Mutter selbst liebevoll umsorgt und geborgen fühlt, denn sie überträgt diese Gefühle auf den ungeborenen Nachwuchs. Erfahren die ungeborenen Hundebabys auf diese Weise Sicherheit, wirkt sich das auf die Stabilität ihres Wesens aus.

Nach der Geburt beginnt die neonatale Phase. Instinktiv suchen die Welpen die Nähe der Mutter und Geschwister. Neben Nahrung brauchen sie jetzt ganz besonders die gewohnte körperliche Geborgenheit und Wärme. Noch sind die Augen und Gehörgänge verschlossen, den Neugeborenen stehen lediglich der Geruchs- und Geschmackssinn zur Verfügung. Auch registrieren sie die Wärme und Berührung der Mutter. Die Wärme spendet nicht nur ein Sicherheitsgefühl, sondern ist auch deshalb wichtig, da sie die eigene Körpertemperatur noch nicht ausreichend regulieren können. Die Welpen entfernen sich kaum von ihr, bewegen sich nur kriechend und der Kopf kreiselt auf der Suche nach der Nahrungsquelle, bis sie gefunden wurde - die Bewegungen sind unkoordiniert. Die Mutter verströmt unterdessen Pheromone; das sind feine Geruchsstoffe, die eine beruhigende Wirkung haben.

Etwa ab der zweiten Lebenswoche werden die Kleinen ein wenig eigenständiger, bewegen sich etwas weiter von der Mutter weg und unternehmen auch erste, noch recht hilflos wirkende Versuche, sich aufzustellen. Die Mutter sorgt jedoch dafür, dass ihr Nachwuchs in der Nähe bleibt, und dieser verbringt, bis auf wenige kleine Fortbewegungsversuche, die Tage mit Schlafen und Nahrungsaufnahme.

Im Schlaf findet ein Großteil der Entwicklung statt, die Nahrung liefert die erforderliche Energie dazu. Mehr als das und die Wärme der Mutter brauchen die Hundebabys noch nicht.

Obwohl die Welpen in den ersten zwei Wochen noch derart hilflos und unselbstständig sind, findet bereits jetzt die erste Sozialisierung und Erziehung statt: Es gibt, mit den begrenzt zur Verfügung stehenden Mitteln, gelegentliche kleine Gerangel um die Zitzen und Schlafplätze, und indem die Mutter dafür sorgt, dass sich der Nachwuchs nicht zu weit entfernt und die Hinterlassenschaften beseitigt, fördert sie den Gemeinschaftssinn und die Sauberkeit. Bei den Welpen werden durch die Maßnahmen der Mutter latente Informationen gespeichert, die als Grundlage für das spätere Verhalten dienen.

Kommt der Welpe zu Ihnen, dürfen Sie mit der Erziehung und dem Training darauf aufbauen, was die Mutter in den Wochen davor bereits geleistet hat. Die ersten Lebenswochen sind die bedeutsamsten, denn in diesen werden die Hundebabys maßgeblich geprägt. Deshalb ist es so wichtig, dass sie aus einer guten, fürsorglichen Aufzucht kommen. Reine Welpenhändler, denen es nur um Profit geht, kümmert das wenig. Die Nachzuchten sind daher in der Regel wenig sozialisiert und Mängel der ersten Lebenswochen können später nicht mehr oder nur schwer aufgeholt beziehungsweise korrigiert werden. Das liegt daran, dass neben dem Körper auch das Gehirn in dieser Zeit einen Wachstumsschub hat und sich entwickelt. Dabei entstehen Verknüpfungen. Entwickelt sich das Gehirn ohne die relevanten Grundlagenverknüpfungen und -informationen, fehlen diese später schlichtweg und werden auch nicht alle nachträglich integriert.

Gegen Ende der zweiten bis Anfang der dritten Lebenswoche sind die Augen und Gehörgänge schließlich geöffnet. Die jungen Hunde lernen weitere Sinneswahrnehmungen und somit Orientierungsmöglichkeiten kennen. Die neuen Reize animieren sie dazu, ihre Umgebung näher zu erkunden. Auch die Muskulatur wird immer kräftiger, schon bald sind die ersten tapsigen Schritte möglich. Da die Regulierung der Körpertemperatur zunehmend besser funktioniert, entfernen sich die Welpen, von Neugier getrieben, auch mal weiter von der Mutter und schlafen nicht mehr nur eng aneinander gekuschelt. In der Folgewoche sind die Kleinen schon wesentlich aktiver und es beginnt die sogenannte Prägephase, die etwa bis zur siebten oder achten Woche andauert.

Die Welpen nehmen nun die Mutter, die Geschwister und Menschen auch optisch und akustisch wahr, ebenso die Umgebung in größerem Radius. In diesen Wochen sollten sie bereits an vielfältige Umweltreize herangeführt werden, was nicht sonderlich schwer ist, sind Welpen doch von Natur aus neugierig. Schon jetzt lassen sich einzelne Charaktere erkennen: Der eine erkundet seine Umgebung forscher, der andere ist vorsichtiger und zurückhaltender.

Es ist besonders wichtig, dass Welpen in dieser Zeit viel kennenlernen, ohne sie dabei zu überfordern. Sie sollen viele positive Erfahrungen sammeln: Neue Reize werden wiederum im Gehirn abgespeichert und mit positiven oder negativen Erfahrungen verknüpft. Je mehr positive Verknüpfungen nun entstehen, umso besser finden sich die Hunde später im Leben zurecht und umso einfacher haben auch Sie es, denn negative Erfahrungen lassen sich ebenso wie fehlende Verknüpfungen kaum mehr ausbügeln. Machen die Welpen jetzt die Erfahrung, dass sie sich vor Alltagsgeräuschen wie Staubsauger, Straßenverkehr, herunterfallenden Gegenständen und sprechenden oder lachenden Menschen nicht fürchten müssen, nehmen sie diese positiven Beobachtungen in ihr neues Zuhause mit. Das betrifft ebenso den Umgang mit Kindern, anderen Haustieren wie freundlichen Katzen, engen Kontakt zu Menschen wie das Streicheln, Hochheben, Wiegen und Untersuchungen.

Untereinander werden die Hundebabys ebenfalls aktiver und testen sich unter Geschwistern aus, wodurch sie vielfältige Erfahrungen sammeln: Sie üben sich in der Kommunikation und dem Sozialverhalten, erfahren ihre Kräfte und Fähigkeiten spielerisch, lernen, dass ein Biss mit den spitzen Zähnchen wehtut und erkennen, dass es auch Grenzen gibt. Die Mutter wird in der Erziehung ebenfalls aktiver. Sie weist den Nachwuchs zurecht, wenn er zu aufdringlich wird oder anderweitig unerwünschtes Verhalten zeigt.

Beobachten Sie die Welpen in dieser Lebensphase und im Umgang miteinander, erkennen Sie bereits im Ansatz, in welchem eher ein Draufgänger schlummert, wer gerne seinen Kopf durchsetzt, wer sich eher unterwirft und wer etwas schüchterner ist. Es ist daher sinnvoll, wenn Sie die Gelegenheit zu einigen Besuchen haben, bevor Sie sich konkret für einen Welpen entscheiden. Er soll schließlich im Wesen und den Veranlagungen zu Ihnen, Ihren Vorstellungen und den Gegebenheiten vor Ort passen.

2. Die Auswahl des Welpen

Die Auswahl an Rassen und Mischlingen ist groß. Ob der Welpe langfristig zu Ihnen und Ihren Vorstellungen passt, will gut bedacht sein: Das niedliche Baby wird erwachsen und Sie übernehmen für lange Zeit die Verantwortung für den Hund. Es wäre müßig bis fatal, sich ein Hundeleben lang mit Eigenschaften auseinandersetzen zu müssen, die weder gewünscht waren noch zur eigenen Person, der Familie und den Lebensumständen passen. Ein Jagdhund, Hütehund oder Herdenschutzhund, der nicht als Gebrauchshund gehalten wird, erfordert eine entsprechende Ersatzaufgabe oder -beschäftigung, damit er seine Veranlagungen ausleben kann. Das ist mit Zeit und Aufwand verbunden. Einige Rassen benötigen besonders viel Pflege, andere viel Bewegung bei Wind und Wetter. Es gibt solche, die aufgrund ihres Wesens eher als Familienhunde gelten, andere wiederum sind idealere Begleiter einer Einzelperson.

Oft gefällt eine Rasse optisch besonders gut, passt aber nicht wirklich zum Menschen, der Familienkonstellation, den Lebensumständen oder dem Umfeld. Viele seriöse Züchter beraten eingehend und vergewissern sich, dass Hund und Mensch harmonieren, bevor sie einen Welpen abgeben. Ebenso verhält es sich mit vielen privaten Züchtern und Tierschutzvereinen. Vermehrer und Händler dagegen möchten den Nachwuchs möglichst schnell abgeben und kümmern sich weniger darum, ob der Hund und die Menschen wirklich glücklich miteinander werden können. Letztendlich gilt es, die eigenen Wünsche und Gegebenheiten mit dem Wesen des Hundes abzustimmen.

Neben rassespezifischen Merkmalen ist jeder Welpe bereits ein kleines Individuum. Sie können ihn prägen und erziehen, die grundlegenden Wesenszüge und Veranlagungen wird er jedoch behalten. Daher bietet es sich an, neben bestimmten Merkmalen und zu erwartenden Eigenheiten oder Eigenarten tatsächlich die Welpen eines oder mehrerer Würfe zu besuchen, bevor Sie eine endgültige Entscheidung treffen, um so die unterschiedlichen, individuellen Charaktere kennenzulernen.

Zunächst beantworten Sie sich doch selbst die folgenden Fragen ehrlich - lassen Sie sich Zeit dabei:

  • Wie groß darf der ausgewachsene Hund sein?
  • Wünschen Sie sich einen aktiveren oder genügsameren Hund?
  • Soll er pflegeintensiveres längeres oder lieber kurzes Fell haben?
  • Möchten Sie Hundesport mit ihm betreiben oder bevorzugen Sie ruhigere Spaziergänge?
  • Planen Sie eine Ausbildung mit dem Hund, etwa zum Gebrauchs-, Begleit-, Such-, Schutz- oder Rettungshund?
  • Soll der Hund in der Stadt zurechtkommen oder leben Sie eher ländlich?
  • Sind Sie im Sommer gerne mit dem Hund am Wasser?
  • Möchten Sie mit dem Hund Joggen oder Radfahren?
  • Soll er sich mit anderen Haustieren arrangieren?
  • Leben Kinder im Haushalt oder sind welche geplant?
  • Ist es in Ihrem Haushalt ruhiger oder geht es oft turbulenter zu?
  • Gibt es im Bundesland oder in der Gemeinde besondere Regelungen und Vorschriften für bestimmte Rassen und Mischlinge aus solchen oder ab einer bestimmten Größe des Hundes?
  • Kleine Hunde fressen weniger als große und benötigen im Falle einer Erkrankung weniger Medikamente als große. Wie viel möchten Sie für die laufenden Kosten einkalkulieren?

Machen Sie sich zu den einzelnen Fragen Stichpunkte und notieren Sie weitere zu allem, was Ihnen eventuell wichtig ist. Damit grenzen Sie einen groben Rahmen für die Auswahl ein. Selbstverständlich lässt sich nicht alles exakt planen und in allen Einzelheiten vorhersagen, denn auch rassetypische Eigenschaften sind nicht bei jedem Hund gleich stark entwickelt und die Charaktere von Welpen sind nicht in Stein gemeißelt. Trotzdem reduzieren Sie das Risiko langjähriger Probleme und Konfrontationen, wenn Sie sich vorab Gedanken machen und bewusst einen Welpen aussuchen, der Ihren Vorstellungen recht nahekommt. Mit Herausforderungen im Zusammenleben werden Sie, davon abgesehen, natürlich konfrontiert werden, das bleibt auch bei den erfahrensten Hundehaltern nicht aus. Solche zu meistern schweißt Hund und Mensch aber zu einem immer besseren Team zusammen. Deshalb ist es so ratsam, möglichst auszuschließen, dass Sie nicht von vornherein kalkulierbare Probleme zu erwarten haben, denen Sie nicht gewachsen sind.

Bevorzugen Sie ruhige gemeinsame Spaziergänge in der Natur, wäre ein Jagdhund die denkbar schlechteste Wahl. In einer Familie mit kleinen Kindern, wohnhaft in einem Mietshaus, wird ein Hund mit Schutztrieb schnell zum Problem. Würden Sie sich über einen ausgelassenen Badespaß mit Hund am See freuen, könnte Ihnen ein Windhund einen Strich durch die Rechnung machen. Sind Sie sportlich aktiv und haben außerdem Lust auf Hundesport wie beispielsweise Agility, können Sie durchaus auch einem Hütehund wie dem Border Collie oder Australian Shepard gerecht werden. Joggen mit einem Bernhardiner oder großen Molosser an der Seite lässt sich dagegen kaum verwirklichen. Sind Sie selbst allgemein weniger konsequent und durchsetzungsstark, dürften Sie mit einem draufgängerischen, selbstbewussten Welpen weniger glücklich werden als mit einem kooperativen, ruhigeren Vierbeiner. Eine eher zierliche Person sollte bedenken, dass sie genug Kraft haben muss, den ausgewachsenen Hund sicher an der Leine zu führen. Ein schüchterner, ängstlicher Welpe ist in einem turbulenten Haushalt eine ungünstige Wahl - er wäre dort nicht glücklich und es könnte sich ein Angstbeißer entwickeln. Das macht deutlich, dass nicht jeder Hund zu jedem Menschen passt und umgekehrt. Bei einer grundlegend falschen Wahl würden weder Sie noch Ihr Hund glücklich und zufrieden sein.

2.1 Die Herkunft des Welpen

Wie wächst der Welpe auf? Wie ist der Gesundheitszustand? Werden die Welpen frühzeitig sozialisiert? Woran erkennen Sie einen seriösen Züchter oder allgemein eine seriöse Vermittlungsstelle?

Sie wissen nun, warum die ersten Lebenswochen für die Entwicklung des Welpen so wichtig sind. Verantwortungsvolle Züchter, ob privat oder gewerblich, geben den Nachwuchs nicht unbedarft ab. Sie möchten die Menschen kennenlernen, die einen ihrer Schützlinge aufnehmen wollen, und werden im Gespräch versuchen herauszufinden, ob die Menschen und die Lebensumstände für den Hund passen. Sie werden auch über eventuelle rassespezifische Eigenschaften aufklären und stellen die Mutter mit ihren Babys vor. Fragen Ihrerseits sollten offen beantwortet werden.

Die Entwicklung der Welpen wird sorgfältig beobachtet. Die Gewichtszunahme und der Gesundheitszustand werden regelmäßig kontrolliert und die Erziehung zur Sauberkeit beginnt schon in den ersten Lebenswochen, in denen die Welpen immer wieder an einen bestimmten Platz gesetzt werden, um sich zu entleeren. So lernen sie, ihren üblichen Schlaf- und Aufenthaltsort nicht zu beschmutzen. Auch mit den einzelnen Charakteren befasst sich jeder, dem seine Welpen am Herz liegen, frühzeitig. Nur dann ist es möglich, Sie anhand Ihrer Vorstellungen souverän zu beraten, welcher der Welpen zu Ihnen passen könnte und welcher weniger.

Achten Sie auch darauf, ob die Welpen tatsächlich Familienanschluss haben: Eine Wurfbox oder eine Ecke im Stall tragen kaum dazu bei, dass sich die Hundebabys frühzeitig an die Geräusche und Gerüche in menschlicher Umgebung sowie den engen Kontakt zu Menschen gewöhnen. Das macht sich bemerkbar, wenn die Welpen in ihr neues Zuhause kommen und noch gar nichts kennen.

Spielen Sie mit dem Gedanken, einen Welpen aus dem Tierschutz zu übernehmen, wird Sie eine seriöse Organisation ebenso ausführlich unter die Lupe nehmen und aufklären wie ein Züchter. Selbstverständlich sind hier die Voraussetzungen andere - die räumlichen Gegebenheiten und Kapazitäten im Tierschutz bieten nicht immer die Möglichkeit, die Welpen mit engem Anschluss an den Menschen aufzuziehen. Dennoch werden sich die Mitarbeiter einer seriösen Organisation täglich intensiv um den Nachwuchs kümmern und ihn auch mit den unterschiedlichsten Umweltreizen vertraut machen. Bei der Adoption eines Welpen aus dem Ausland ist das nicht immer so möglich oder, je nach Herkunftsland, üblich. In diesem Fall müssen Sie wissen, dass die Sozialisierung und Erziehung bei Ihnen mit größeren Herausforderungen verbunden sein kann, da für das Hundebaby viel Nachholbedarf besteht.

Als stolzer neuer Besitzer sind Sie aber ohnehin in der Verantwortung, den Welpen an sein neues Leben heranzuführen und ihn so zu erziehen, dass sich das Zusammenleben und das Verhalten des Hundes in der menschlichen Gesellschaft harmonisch gestaltet. Dazu gibt es effektive Trainingsmöglichkeiten. Im Idealfall beginnt das Training ebenso wie die Gewöhnung an verschiedene Umweltreize und die Sozialisierung bereits beim Erstbesitzer oder der Tierschutzorganisation.

Was auf Sie zukommt, hängt also einerseits immer von der Aufzucht des Welpen ab, andererseits davon, welcher Hundetyp bei Ihnen einzieht. Wurde sich wenig um die Hundebabys gekümmert, ist das sicher kein Ausschlusskriterium. Ihnen sollte lediglich bewusst sein, dass Sie vermutlich mehr Aufwand damit haben, den kleinen Hund behutsam an alles Neue heranzuführen. Abgesehen davon entscheidet das Wesen des Hundes darüber, in welcher Richtung mit ihm zu üben und zu trainieren ist. Für einen Draufgänger, der sich nicht unterordnen möchte, gilt, diesen in geeignete Bahnen zu lenken und die Kooperationsbereitschaft zu fördern. Bei einem ängstlichen Welpen dagegen geht es darum, ihm zu mehr Selbstbewusstsein zu verhelfen, damit er glückliche Jahre an Ihrer Seite verbringen kann.

2.2 Wesenstest - Die Grundlage für erste Trainingsschritte

Die grundsätzliche Veranlagung jedes Welpen lässt sich recht früh feststellen. Das dient dazu herauszufinden, um was für einen Hundetyp es sich handelt und um in Erfahrung zu bringen, welche Herausforderungen auf die neuen Besitzer zukommen. Letztendlich lässt sich darauf aufbauend jeder Charakter noch durch die weitere Prägung, die Erziehung und gezieltes Training formen. Ein Charaktertest ist folglich eine Momentaufnahme, die verrät, welchen Hundetyp Sie sich ins Haus holen. Er verrät die speziellen Wesenszüge, die der Welpe ins Leben mitgebracht hat, kann Aufschluss über eine eventuelle Eignung als Gebrauchshund geben und gibt den neuen Besitzern Aufschluss, was auf sie zukommt.

Recht aufschlussreich ist der sogenannte "Sechs-Wochen-Test". Wie der Name bereits sagt, wird er bei sechs Wochen alten Welpen durchgeführt. In dieser Lebensphase bekommen viele Hundebabys bereits Besuch von Interessenten und anhand dieses Tests kann sich jeder ein besseres Bild von den individuellen Charakteren des Wurfs machen. Es geht darum, einen Eindruck vom Temperament des Welpen und seinem Umgang mit Reizen beziehungsweise seiner Reaktion auf solche zu erhalten. Auch die soziale Veranlagung wird überprüft, etwa wie offen oder zurückhaltend der Welpe auf fremde Menschen reagiert. Weitere Bereiche sind:

Spieltrieb und Kooperationsbereitschaft:

Interessiert sich der Hund für einen geworfenen Ball oder bleibt er eher desinteressiert? Möchte er sich lieber alleine mit dem Ball beschäftigen oder zusammen mit dem Menschen spielen? Daraus lässt sich ableiten, wie lern- und aktivitätsfreudig der Welpe ist und wie kooperationswillig er sich zeigt. Wie bereitwillig er sich den Ball abnehmen lässt, ist ein Hinweis auf sein Dominanzverhalten und die Aggressionsbereitschaft: Auch kleine Welpen wissen schon ihre Zähne einzusetzen und zu knurren, wenn sie ihren Kopf durchsetzen möchten. An einem solchen Verhalten kann bereits beim Züchter gearbeitet werden und das Training wird später im neuen Zuhause fortgesetzt.

Schreckhaftigkeit:

Wie reagiert der Welpe, wenn in seiner Nähe etwas scheppernd zu Boden fällt? Der eine erschreckt sich kurz und geht dann weiter seiner Beschäftigung nach, ein anderer kauert sich vielleicht reglos zusammen, flüchtet oder sucht Schutz beim Menschen. Auch mit einem sehr schreckhaften Welpen kann gezielt trainiert werden, um beispielsweise seine Geräuschempfindlichkeit zu reduzieren. Allerdings ist es für ein

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 25.04.2021
ISBN: 978-3-7487-8114-1

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /