Mein neues Leben
Glücklich und Aktiv in den Ruhestand
Britta Zerdinger
Inhalt
Einleitung
Endlich im Ruhestand – jetzt kann es losgehen!
Der Ruhestand naht – Vorbereitung auf das Unvermeidliche
Freiheit sollte nicht auf Kosten anderer gelebt werden
Rechtzeitig vorgesorgt?
Private Vorsorge – weil man auf einem Bein schlecht stehen kann
Mit Wohneigentum hat man im Ruhestand große Vorteile
Barrierefreiheit gehört zur Vorbereitung auf den Ruhestand
Nahtloser Übergang in den Ruhestand
Die Bucket List: Was Sie unbedingt noch tun möchten
Jetzt wird es ernst mit dem Un-Ruhestand
Unfinished Business – warum wir keine wichtigen Konflikte ungelöst lassen sollte
Private Angelegenheiten sind komplizierter zu lösen
Vergessen Sie alte Freundschaften und Beziehungen nicht
Gönnen Sie dem inneren Schweinehund keine Ruhe!
Der Schweinehund im Ruhestand
Nutzen Sie die Vorteile moderner Technik
Ruhestand mit oder ohne Familie?
Partnerschaften brauchen Raum
Finanzen: Geld bedeutet auch im Ruhestand zusätzliche Freiheit
Was darf man im Ruhestand machen?
Online oder offline – die „Gretchenfrage“ bei Aktivitäten im Ruhestand
Öffnen Sie ein Fenster zur Welt
Computer, Smartphone, Internet – Grundlagen für den modernen Ruhestand
Die Kontaktbörse Internet ist nicht nur für die Partnersuche geeignet
Was benötigt man für den Start ins Netz?
Was brauchen Sie wirklich im Alltag?
Suchen Sie sich Experten in Ihrer Nähe
Preise vergleichen ist immer eine gute Idee
Beim Einrichten sollten Sie sich auch helfen lassen
Schaffen Sie die richtigen Voraussetzungen
Vermeiden Sie Fehler, die andere schon gemacht haben
Kopf frei: Machen Sie sich mit der neuen Situation vertraut
Gönnen Sie sich das, was gut für Sie ist
Reisen stehen im Ruhestand ganz oben auf der Liste
Orientieren Sie sich neu in gewohnter Umgebung
Starten Sie durch, wenn Sie bereit dazu sind
Spaß, Beruf, Ehrenamt, Sport – willkommen in Ihrem Ruhestand
Ruhestand für Könner – eine Auswahl der besten Ideen für die Freizeitgestaltung
Reisen – der Traum der meisten Ruheständler
Bereiten Sie Fernreisen sorgfältig vor
Den Zoll nicht vergessen
Entspannt reisen im Ruhestand
Werden Sie zum Sparfuchs
Alte Bäume nochmal verpflanzen?
Seien Sie mutig, aber bedenken Sie die Konsequenzen
Es ist selten zu spät
Kultur – endlich Zeit für Musik und Kunst
Unterstützung für Kulturbetriebe
Aktive Unterstützung durch Ruheständler ist gefragt
Reiseleiter und Fremdenführer werden
Von wegen müder Nachtwächter
Warum nicht eine neue Sprache lernen?
Studieren: Gehen Sie doch nochmal an die Universität
Roadtrips – Träume verwirklichen
Noch nie ein Fahrzeug gefahren oder geflogen?
Musik hören, Musik machen
Instrumente sind teuer – aber nicht unerreichbar
Zum Singen braucht man keine weiteren Instrumente
Kunst schaffen und nicht nur konsumieren
Fotografie und Film
Stellen Sie Ihre Kunst aus – online oder offline
Sport – bleiben Sie fit und aktiv
Sport ist Mord? Von wegen!
Tennis
Sport im Kopf – Denksport
Workout mit eigenem Körpergewicht
Golf
Schwimmen
Rudern
Tauchen
Angeln
Wandern
Laufen und Gehen
Marathon
Radfahren
„Elder Skatesman“ werden – auf Rollschuhen skaten
Skifahren – Langlauf, Abfahrt und mehr
Fußball – die „Heilige Kuh“
Yoga
Tai Chi
Kampfkunst und Kampfsport
Behindertensport fördern und gestalten
Ehrenamt: Mitmenschen helfen und Kontakte knüpfen
Kirchengemeinde
Schuldnerberatung
Die Tafeln unterstützen
Flüchtlingshilfe
Nachbarschaftshilfe
Babysitter oder Großelternersatz
Haustiere versorgen
Sich verwaisten Tieren widmen
Aktivitäten in und mit der Natur
Vogelbeobachtung
Insektenforschung
Botanik
Kleingarten anlegen
Bonsai
Handwerk und Haushalt
Heimwerker – die Universalwaffe für alle Reparaturen
Hilfe beim Renovieren gefragt?
Auto restaurieren
Für größere Projekte Halle anmieten
Nicht für jeden Geschmack, aber sehr beliebt: Vereinsmeierei
Testen Sie den Verein, bevor Sie beitreten
Aktivitäten mit und für Tiere
Bei aller Liebe zum Tier: Behalten Sie die Kosten im Auge
Auch andere Tiere können Ihren Alltag bereichern
Sammler sind immer beschäftigt
Nicht jede Sammlung ist eine Wertanlage
Briefmarken und Münzen
Vorsicht bei Medaillen
Spielzeugsammler erfüllen sich oft Jugendträume
Die Sammelwut wirkt sich auf die Preisentwicklung aus
Modelleisenbahn sammeln – Faszination der Technik
Schallplatten und CDs – Musiksammlungen begeistern immer
Auch Kassetten gehören dazu
Wein und Spirituosen sammeln
Erobern Sie das Internet
Fallstrick Internet – trennen Sie klar zwischen Privat und Gewerbe
Videos online stellen – nie war es einfacher
Urheberrechte anderer unbedingt beachten
Die Internetverbindung sollte ausreichend schnell sein
Einfacher YouTube-Account oder gleich einen eigenen Kanal?
Monetarisieren – wie geht das?
Think cross – fokussieren Sie sich nicht nur auf eine Plattform
Bleiben Sie sachlich und melden Sie Verstöße anderer
Die eigene Webseite aufbauen
Webshop gefällig? Kein Problem
WordPress – der Alleskönner
Was ist aus dem guten alten Forum geworden?
Können, ohne zu müssen – Ihr perfekter Ruhestand
Bleiben Sie gesund
Motivieren Sie sich zum aktiven Ruhestand
Hat Ihnen mein Buch gefallen?
Lesenswerte Literaturempfehlung
Haftungsausschluss
Quellenangaben
Einleitung
Der Ruhestand ist für die einen der Beginn einer lebensfrohen und erholsamen Zeit, auf die das gesamte Arbeitsleben hingearbeitet wurde. Für die anderen markiert er den Beginn von Unsicherheit und Infragestellung des eigenen Daseinszwecks, weil man befürchtet, sich fortan außerhalb des Arbeitslebens nutzlos und einsam zu fühlen. Für diese Menschen hört sich „Ruhestand“ oft wie „Ruhe sanft“ an. Ich möchte Ihnen in diesem Buch zeigen, dass man vor dem Ruhestand keine Angst haben muss – ganz im Gegenteil. Natürlich gibt es Faktoren wie körperliche Einschränkungen, Erkrankungen oder auch finanzielle Aspekte, die eine gewisse Unsicherheit in die Zeit des Ruhestandes bringen können, doch für welchen Lebensabschnitt gilt das nicht? Vielmehr ist der Ruhestand für Bezieher von Renten und Pensionen die einzig wirklich planbare Lebensphase, die mehr Sicherheit mit sich bringt als alle anderen Abschnitte zuvor. Und auch, wenn es vielleicht nicht so läuft, wie man sich das vorgestellt hat, kann man den Ruhestand aktiv gestalten und ihn zu einer der schönsten Lebensphasen machen. Die Zeiten, in denen sich Menschen über 65 einfach in den Schaukelstuhl gesetzt und auf ihr Lebensende gewartet haben, sind längst vorbei. Aktiv bleiben, Herausforderungen annehmen und meistern sowie das eigene Leben selbstbestimmt gestalten, das sind die wichtigsten Dinge, die man im Ruhestand können sollte. Leider bringt uns das niemand bei. In der Schule und in der Ausbildung geht es immer nur um das Arbeitsleben und nicht darum, was danach kommt.
Dieser Ratgeber soll die Lücke füllen und Ihnen als Handbuch dienen, wie Sie die verschiedenen alten und neuen Herausforderungen aufeinander abstimmen und in Einklang bringen können. Er soll Ihnen Perspektiven aufzeigen, an die Sie vielleicht noch nie gedacht haben und Wege präsentieren, wie Sie Ihre eigenen Vorstellungen am effektivsten umsetzen können. Ich richte mich dabei nicht speziell an Männer oder Frauen, sondern beziehe ganz bewusst alle Geschlechter ein. Meiner Ansicht nach gibt es keine rein männlichen oder weiblichen Betätigungen, die nicht auch vom jeweils anderen Geschlecht mit Freude betrieben werden können. Für die Berufswelt gilt das sowieso, denn für viele Ruheständler bedeutet die Zeit nach dem Arbeitsleben der Start in eine neue Erwerbstätigkeit – sei es aus finanzieller Notwendigkeit heraus, aus Spaß an der Freude oder wegen des Drangs, sich endlich mit einem eigenen Projekt selbst zu verwirklichen. In einer Zeit, in der nicht nur die Lebenserwartung steigt, sondern auch das biologische Alter deutlich langsamer voranschreitet als die Zahlen auf dem Kalender, kann man auch nach dem Eintritt in den Ruhestand noch viele Jahre oder sogar Jahrzehnte aktiv bleiben. Das oft bemühte Lied von Udo Jürgens „Mit 66 Jahren“ (1977) hatte nie so viel Berechtigung wie heute, denn mit 66 Jahren sind die meisten Menschen mittlerweile genauso aktiv wie die Generation der 50-Jährigen vor 30 oder 40 Jahren.
Machen Sie also etwas aus Ihrem Ruhestand und starten Sie in das Projekt Ihres Lebens – so viel Freiheit hatten Sie vermutlich noch nie.
Endlich im Ruhestand – jetzt kann es losgehen!
Der Tag ist da. Seit Jahrzehnten hat man ihn erwartet, zuletzt vermutlich herbeigesehnt. Allerdings geht das bei dem Gedanken an den Ruhestand nicht jedem so. Viele sehen ihr bisheriges Arbeitsleben als Daseinszweck und können sich ein arbeitsloses Leben im wahrsten Sinne des Wortes nicht vorstellen. Gar nicht mal so sehr aus finanziellen Erwägungen heraus, sondern einfach deshalb, weil sie fürchten, sich dann überflüssig und nutzlos zu fühlen. Um genau diesem Gefühl vorzubeugen, haben wir uns im ersten Teil dieses Ratgebers eingehend damit beschäftigt, was man zur Vorbereitung auf den Tag X alles bedenken und einleiten sollte. Haben Sie das versäumt und befinden sich bereits im Ruhestand, ist auch das kein Grund zur Panik, denn es gilt eigentlich immer der berühmte Spruch: „Es ist nie zu spät.“ Oder zumindest fast nie. Einfacher ist es jedoch, sich möglichst frühzeitig auf die neue Situation vorzubereiten.
Eins vorweg: Beim Militär gilt, dass kein Plan den ersten Feindkontakt übersteht. Und so ist das auch mit allen noch so detaillierten Plänen, die man für den Ruhestand haben mag. Die persönliche Situation ist letztendlich immer eine andere, als man zu Beginn der Planung angenommen hat. So ist nun mal das Leben – wir haben keine Kontrolle über alle Faktoren. Wir hatten sie nie und werden sie nie haben. Das war jedoch auch vor dem Ruhestand nicht anders. Überlegen Sie mal: Ist Ihr Leben tatsächlich genauso verlaufen, wie Sie es sich als Kind erdacht haben? Ist von den beruflichen und privaten Planungen des frühen Erwachsenenlebens alles so eingetreten, wie das von Ihnen vorgesehen war? Falls ja, gehören Sie zu einer absoluten Ausnahmegruppe, denn kaum ein Mensch wird nicht vom Leben überrascht, während es stattfindet. Wird die genaue Planung deswegen überflüssig? Nein. Denn selbst, wenn es anders kommt oder man einen bestimmten Plan nie brauchen wird, ist es gut, auf möglichst viele Eventualitäten vorbereitet zu sein. Aus diesem Grund schließen wir schließlich auch Lebensversicherungen ab. Wüssten wir genau wie es kommt, müssten wir uns um die Zukunft nicht mehr sorgen.
Jetzt aber genug mit den düsteren Gedanken. Der Ruhestand ist da und wir können ihn nicht mehr ignorieren oder uns fortwünschen. Er geht nicht mehr weg, egal, was Sie tun. Aber Sie können ihn gestalten und in die Form bringen, die Ihnen gefällt – und nicht umgekehrt. Ein bisschen ist es wie am ersten Schultag. Neugierig, voller Erwartungen und Hoffnungen, von denen viele sicher enttäuscht werden und andere sich erfüllen, geht man die ersten Schritte in einen neuen Lebensabschnitt. Ungewohnt ist nur, dass man vermutlich zum ersten Mal im Leben keine Vorgaben von außen mehr bekommt, was man zu tun hat, wann man aufstehen muss und wie viel Zeit man für eine bestimmte Tätigkeit zu opfern hat. Wenn Sie sich das bewusstmachen, wird Ihnen klar werden, welche grandiosen Möglichkeiten und Freiheiten der Ruhestand bietet. Zwei Dinge gibt es jedoch, die dem Genuss dieser Freiheit entgegenstehen können: unerledigte Dinge, die an der eigenen Seele und vielleicht sogar dem Gewissen nagen; sowie der innere Schweinehund, der verhindern will, die notwendigen Schritte zu unternehmen. Daher widmen wir uns zunächst diesen beiden Grundproblemen, die dem perfekten Ruhestand vieler Menschen im Wege stehen.
Der Ruhestand naht – Vorbereitung auf das Unvermeidliche
Diese Überschrift klingt etwas bedrohlich. Aber ist es nicht tatsächlich so, dass viele Arbeitnehmer und Selbstständige den Ruhestand fürchten – ähnlich „wie der Teufel das Weihwasser“? Es geht dabei nicht einmal immer nur um das Geld. Dass viele Ältere in Zukunft mit weniger Rente auskommen müssen als früher, ist ein gesellschaftliches Problem, das man nicht leugnen kann. Tatsächlich sind jedoch die meisten Ruheständler finanziell gar nicht so schlecht gestellt. Für die Mehrheit ist das Thema Ruhestand eher die Furcht vor dem Nichtstun, nicht mehr gebraucht zu werden und sich, im wahrsten Sinne des Wortes, zu Tode zu langweilen. Daher verdrängen viele den Gedanken an ihren Ruhestand und lassen ihn auf sich zukommen – nur, um dann, wie aus heiterem Himmel, davon überrascht zu werden, wenn es endlich so weit ist.
Deswegen setze ich mit meinem Ratgeber nicht genau am Stichtag des Ruhestands an, sondern schon vorher. Je früher man sich Gedanken um den Ruhestand macht, umso gelassener lässt man ihn auf sich zukommen oder freut sich sogar darauf. Denn wenn man einmal genau überlegt, markiert der Ruhestand nicht den Übergang in eine tiefe Ohnmacht oder in einen gesellschaftlichen Gefrierzustand, sondern ist vor allem der Beginn einer umfassenden Freiheit und Selbstbestimmung. Wann konnten Sie das letzte Mal wirklich frei über Ihre Zeit entscheiden? Vermutlich als Kind – und selbst da kamen Vorgaben von den Eltern, der Schule und anderen Autoritäten, an die man sich zu halten hatte. Selbst im Urlaub können die meisten Menschen während des Arbeitslebens nicht alles frei entscheiden. Schon die Abstimmung mit den Kollegen darüber, wer zu welcher Zeit Urlaub nehmen kann oder die Rücksichtnahme auf schulpflichtige Kinder, hat so manchem ambitionierten Reiseplan einen Strich durch die Rechnung gemacht. Doch im Ruhestand kann man sich ganz und gar auf die eigene Zeitplanung konzentrieren. Begrenzt werden die Pläne allenfalls von zwei Dingen: von der finanziellen Machbarkeit und eventuellen familiären bzw. sozialen Verpflichtungen.
Freiheit sollte nicht auf Kosten anderer gelebt werden
Es gibt natürlich immer Menschen, die keinerlei private und familiäre Verpflichtungen haben, weil sie alleinstehend sind oder außer dem Partner bzw. der Partnerin niemand da ist, auf den man Rücksicht nehmen muss. Anders sieht das aus, wenn man eine große Familie mit Enkelkindern hat, auf die man hin und wieder aufpassen muss (und möchte). Auch andere Faktoren können den Grad an Freiheit begrenzen. Muss man sich beispielsweise um die Pflege von Angehörigen kümmern (was gerade im Alter keine Seltenheit ist), sollte dies immer in die Planung einbezogen werden. Doch auch dann ergeben sich im Ruhestand eher mehr als weniger Freiheiten, denn, wenn man den Faktor Arbeitsstelle nicht mehr einbeziehen muss, gewinnt man bereits sehr viel Zeit und Flexibilität. Wie auch immer sich die individuelle Situation nun gestaltet; sofern man keine Gründe hat, die eigene Familie vor den Kopf zu stoßen und die Beziehungen abrupt abzubrechen, sollte man bei aller Freiheit und dem Drang, die eigene Persönlichkeit zu entfalten, ebenso Rücksicht auf andere nehmen. Das bedeutet nicht, sich selbst voll und ganz den Bedürfnissen der anderen zu opfern und die eigenen Pläne wieder einmal hintenanzustellen, aber man sollte schon einen Mittelweg finden, der allen Ansprüchen und Situationen gerecht wird. Nur, weil man im Ruhestand ist und plötzlich mehr Freizeit zur Verfügung hat, muss man sich nicht ausnutzen lassen. Sie haben lange und hart für Ihren Ruhestand gearbeitet und müssen sich keine Vorwürfe machen lassen, diese Zeit nun auch genießen zu wollen.
Aber jetzt kommt das Beste: Sehr oft lassen sich Ruhestand und der neue Lebensplan mit den Hilfestellungen für andere verbinden. Gerade dann, wenn es weniger um Geld, sondern um die Sinnfindung bzw. Erhaltung des Daseinszwecks geht, der für viele Ruheständler eine wichtige Triebfeder ist, lassen sich familiäre Verpflichtungen gut integrieren. So kann man beispielsweise nicht nur den eigenen Enkelkindern Klavierunterricht oder Hausaufgabenhilfe geben, sondern das auch für andere Kinder organisieren, die vielleicht keine Großeltern haben. Je nachdem, wo die eigenen Vorlieben und Fähigkeiten liegen, lässt sich fast immer eine sinnvolle Tätigkeit finden, die anderen hilft und den eigenen Vorstellungen entspricht. Trotzdem muss nicht jeder Ruheständler die große soziale Ader für sich entdecken und sein Leben ausschließlich dem Wohl anderer widmen. Wichtig ist, genau das zu tun, was man tun möchte – und nicht das, was andere erwarten.
Rechtzeitig vorgesorgt?
Kaum etwas sorgt für so viel Diskussionsstoff wie die Rente. Schon in den 80er Jahren verkündete der damalige Arbeits- und Sozialminister Norbert Blüm, dass die Rente sicher sei. Und obwohl er dafür in den folgenden Jahren und Jahrzehnten recht viel Spott erntete, ist das Rentensystem trotz aller Herausforderungen nach wie vor sicher – zumindest für die aktuelle Generation der Rentner. Wie sich das Umlagesystem angesichts der sich verändernden Demografie in Zukunft bewähren wird, ist eine wichtige Frage, die wir allerdings im Rahmen dieses Ratgebers nicht lösen werden. Für Sie als angehender Ruheständler ist das auch nur von sekundärer Bedeutung. Wenn Sie dieses Buch lesen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Sie bereits im Ruhestand sind oder in absehbarer Zeit aus dem Arbeitsleben ausscheiden werden. Insofern müssen Sie sich nicht mehr darum sorgen, ob die Rente auch in fünfzig Jahren noch sicher ist. Das ist eher etwas für die Generation Ihrer Kinder und Enkelkinder (sofern vorhanden). Doch es soll nicht bedeuten, dass einem das als älterer Mensch nur deshalb egal sein sollte, weil es einen nicht mehr betrifft, denn das wäre eine egoistische und wenig solidarische Einstellung. Es spielt nur für diesen Ratgeber keine Rolle.
Allerdings gilt es schon heute, sich rechtzeitig auf den Ruhestand vorzubereiten. Falls Sie dieses Buch also in weiser Voraussicht schon einige Zeit vor dem eigentlichen Eintritt des Rentenbezugs gekauft haben, möchte ich einige Überlegungen anstellen, die eigentlich jeder Erwerbstätige vor Augen haben sollte.
Private Vorsorge – weil man auf einem Bein schlecht stehen kann
Die Politik und die Versicherungswirtschaft werden nicht müde, uns zu erklären, dass wir auch privat vorsorgen müssen, weil die gesetzliche Rente immer seltener die Lebenshaltungskosten und Zusatzbelastungen abdecken kann. Nun macht es wenig Sinn, sich im Alter von 60 Jahren noch mit dem Abschluss einer Zusatzrente zu befassen, da dies einfach zu spät ist, um noch nennenswerte Beträge anzusparen. Versicherungen für eine Zusatzrente sollte man nach Möglichkeit spätestens mit 40 Jahren abschließen, weil die Monatsbelastung umso geringer wird, je früher man damit anfängt. Wenn dieser Rat für Sie zu spät kommt, nützt er Ihnen nicht viel. Aber gerade in Partnerschaften, in denen oftmals einer wesentlich älter ist als der andere, kann es Sinn machen, dass der jüngere Lebenspartner bei der Altersvorsorge noch etwas drauflegt.
Nun ist es aber längst nicht so, dass jeder Rentner am Existenzminimum operiert. Tatsächlich beziehen viele Arbeitnehmer nach langjähriger Betriebszugehörigkeit eine zusätzliche Betriebsrente oder haben weitere Einkünfte, etwa aus Vermietungen oder anderen Einnahmequellen. Selbstständige und Freiberufler denken jedoch oft nicht rechtzeitig an ihre Altersvorsorge und bekommen keine oder nur eine geringe gesetzliche Rente ausgezahlt. Hier hilft einzig und allein eine private Vorsorge. Wenn es knapp wird, gibt es ebenso häufig Möglichkeiten, Zuschüsse zu beantragen. Das Wohngeld oder die Grundsicherung können wichtige Ergänzungen sein, die Voraussetzungen hängen allerdings stark von der individuellen Situation ab, weswegen sich das nicht ohne Weiteres pauschalisieren lässt. Selbst die Aufstockung über die Sozialhilfe bzw. Hartz IV sollte man ins Auge fassen. Viele Ruheständler verzichten auf solche Ansprüche, weil ihr Stolz es nicht zulässt, vermeintliche Almosen anzunehmen. Aber: Wenn Sie einen Anspruch auf eine Sozialleistung haben, dann müssen Sie sich dafür nicht entschuldigen und sollten diese auch in Anspruch nehmen. Insbesondere, wenn Sie ein Leben lang hart dafür gearbeitet und hohe Sozialversicherungsbeiträge gezahlt haben, hat das mit Almosen nichts zu tun. Wer gesund und aktiv ist, kann das Nützliche jedoch auch mit dem Angenehmen verbinden. Vielleicht ist die finanzielle Situation der Anlass, sich im Ruhestand nochmals an einer eigenen Selbstständigkeit zu versuchen, von der man immer geträumt hat, sie aber nie umsetzen konnte, weil man durch Familie und Job weder Zeit noch Gelegenheit dazu hatte. Selbst ohne Startkapital lassen sich heutzutage viele Geschäftsideen verwirklichen – das Internet macht vieles möglich, was früher nicht denkbar war.
Mit Wohneigentum hat man im Ruhestand große Vorteile
Die meisten Menschen bauen oder kaufen Wohneigentum, wenn sie für die eigene Familie das klassische Häuschen im Grünen realisieren möchten. Da in Deutschland der Hausbau, verglichen mit anderen Ländern, extrem teuer ist, stellt ein solches Vorhaben in der Regel die größte Einzelinvestition im Leben dar. Entsprechend langfristig wird geplant. Das Haus soll genug Platz für Kinder bieten, einen Garten haben und darüber hinaus allen Anforderungen des
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Tag der Veröffentlichung: 09.10.2020
ISBN: 978-3-7487-6016-0
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