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Leseprobe

Die verborgenen Chancen der Angst

Wie du Freundschaft mit der Angst schließt und dadurch frei sein wirst

Yvonne George

Illustriert von Anna-Charlotte Lörzer

Inhaltsverzeichnis

Ein Vorwort von Charles Eisenstein

Einleitung

Wie du mit diesem Buch arbeitest

Disclaimer

Erster Teil - Verstehe das Wesen der Angst

Angst, wer bist du?

Die Macht der Angst

Kenne deinen Feind

Der innere Höhlenmensch

Angst hat einen guten Grund

Eine Zeitreise in die Vergangenheit

Dein innerer Wächter

Warum wir lernen, Gefühle zu unterdrücken

Öffne deinen Tresor

3 Wege, Angst zu erlernen

Wo sich Angstmonster wohlfühlen

Wie das Ego die Angst füttert

Die Bewertung von Angst

Die unglaubliche Kraft der Gedanken

Beobachte ohne zu Bewerten

Entfalte dich wie ein Schmetterling

Zeit, den Kokon zu verlassen

Angst erleben

Zweiter Teil - Angst im Alltag begegnen

So werden Ängste weniger bedrohlich

Auslöser und Eigenschaften der Angst

Erkenne die Angst

Mit der Angst Frieden schließen

Keine Chance dem Grübelmonster

1. Wie du das Grübelmonster verhungern lässt

2. Ändere deine Perspektive

3. Setze das Grübelmonster auf Diät

4. Führe ein Grübelprotokoll

5. Lade das Grübelmonster zur Therapiestunde ein

Keine Angst vor Zukunftsangsti

Zukunftsangsti umstimmen

Finde deine Lebensaufgabe

Tabelle: Was macht dir Freude?

Deine Liste der Freude

Diese Fragen werden dich begeistern

So stellst du die richtigen Fragen

So gehst du mit Blockaden um

Was wäre, wenn?

#Schöne Momente sammeln

Kleine Träumerei gefällig?

Angst nachhaltig begegnen: Finde deinen Rhythmus

9 goldene Regeln für einen erfüllten Tag

1. Schlafen wie Dornröschen

„Schlaf schön“ Meditation

„Guten Morgen“ Meditation

2. Stress und Anspannung einfach loslassen

Achtsamkeit gegen Stress im Alltag

3. Glücksnahrung

4. Hallo Freiheit!

Loslassen üben

Befreie dich von belastenden Dingen

Angstvolle Gedanken loslassen

5. Die heilsame Kraft der Ruhe

Raum der Stille

6. Freude an der Bewegung

7. Gemeinsam statt einsam

Achtsam unter Menschen

Der Zauber des Anfangs

8. Schreib´s dir von der Seele

9. Geheimwaffe Entspannung

#Aktiviere deinen Vagusnerv

Beispiel für einen Angstfreien Tag

#Power Morgenmeditation

Das Geschenk der Meditation

Einfach Sein

Perfekt vorbereitet in die Meditation

3 erprobte Meditationen bei Angst und Panik

Ajapa Japa: Quelle der Lebendigkeit

Antar Mouna: Innere Stille

Wenn der Kopf zu voll ist: Meditation mit einem Objekt

Achtsamkeitstraining mit MBSR und MBCT

Achtsamkeit der Sinne

Achtsamkeit in der Natur

Achtsamkeit im Alltag - Kopfkino aus. Realität an

Die Kunst der Selbstliebe

Die liebevolle Kommunikation mit deinem inneren Kind

Selbstliebe Meditation

Entscheide dich für Dinge, die dein Herz erfreuen

Die Angst, nicht genug zu sein

Liebe üben

Liebevolle Selbstmassage

SOS-Hilfen im Alltag

Wenn die Angst dich überschwemmt

SOS-Hilfe bei Panikattacken

Langfristige Strategien gegen Panikattacken

Soforthilfe bei Hyperventilieren

Soforthilfe bei Erstarren

Duftöl als Soforthilfe bei Panikattacken

Die Klopfmethode

SOS-Hilfen bei Prüfungsangst, Lampenfieber und Schlafstörungen

1 Herzatmung

2 Bhramari Pranayama - Summende Bienen-Atmung

3 Nadi Shuddhi Pranayama

4 Kriya Atmung (Reinigung der Chakras)

5 Tiefe Bauchatmung

So gelingt die Umsetzung im Alltag

Angst transformieren in 6 Schritten

Easy starten und mit Mini-Gewohnheiten durchhalten

Implementation Intention

Implementation Intention Tabelle

Schlusswort

Alle Übungen und Fragen auf einen Blick

Quellenangaben

Anmerkungen

Ein Vorwort von Charles Eisenstein

Was kann uns als Einzelpersonen und als Gesellschaft leiten, wenn wir durch einen Irrgarten voller Verzweigungen gehen? An jeder Abzweigung können wir uns bewusst machen, welchen Weg wir gehen: Angst oder Liebe, Selbstverteidigung oder Selbstlosigkeit. Möchten wir in Angst leben und eine darauf basierende Gesellschaft aufbauen? Wollen wir leben, um zu überleben? Wollen wir uns in Krisenzeiten bewaffnen um zu kämpfen? Es geht hier nicht um Fragen von Alles oder Nichts, um Angst oder Liebe. Es geht vielmehr um die Möglichkeit, den nächsten Schritt in Richtung Liebe zu tun. Das ist zwar gewagt, aber nicht leichtsinnig. Die Liebe achtet das Leben, während sie den Tod akzeptiert. Und sie vertraut darauf, dass mit jedem Schritt der nächste Schritt sichtbar wird.

Bitte glauben Sie nicht, dass die Entscheidung für die Liebe über die Angst allein durch einen Willensakt erreicht und die Angst wie ein Virus besiegt werden kann. Das Virus, mit dem wir es zu tun haben, ist die Angst und es entsteht unter bestimmten Bedingungen. Angst gedeiht zusammen mit Sucht, Depressionen und einer Vielzahl körperlicher Leiden in einem Umfeld von Trennung und Trauma: ererbtes Trauma, Kindheitstrauma, Gewalt, Krieg, Missbrauch, Vernachlässigung, Scham, Bestrafung, Armut und das verdeckte, normalisierte Trauma, von dem fast jeder betroffen ist, der in einer monetarisierten Wirtschaft lebt, eine moderne Schulbildung durchläuft oder ohne Gemeinschaft oder Verbundenheit zu einem Ort lebt.

Dieses Umfeld kann verändert werden: durch Traumaheilung auf persönlicher Ebene, durch einen Systemwandel hin zu einer mitfühlenderen Gesellschaft und durch eine Veränderung der grundlegenden Geschichte der Getrenntheit. Das getrennte Selbst inmitten einer Welt des Fremden, ich getrennt von dir, die Menschheit getrennt von der Natur. Allein zu sein ist eine Urangst und die moderne Gesellschaft führt dazu, dass wir uns zunehmend einsamer fühlen.

Aber die Zeit der Wiedervereinigung ist gekommen. Jeder Akt des Mitgefühls, der Freundlichkeit, des Mutes oder der Großzügigkeit heilt uns von der Geschichte der Getrenntheit, denn er bestätigt sowohl den Akteuren als auch den Zeugen, dass wir gemeinsam in dieser Geschichte leben.“

Charles Eisenstein

Der US-amerikanische Kulturphilosoph Charles Eisenstein graduierte an der Yale Universität in Mathematik und Philosophie. Als Autor und Redner befasst er sich heute unter anderem mit den Themen Bewusstsein, Gesundheit, Zivilisation, Kulturentwicklung und Klima. Mit seinem unkonventionellen Wirken inspiriert er zu neuen Perspektiven und tiefgreifender Entwicklung.

Einleitung

Leiden Sie unter den einengenden Auswirkungen der Angst? Müssen Sie Ihr Leben dadurch stark einschränken? Vielleicht macht Ihnen die Angst bereits seit vielen Jahren zu schaffen und Sie haben schon einiges probiert, um sie loszuwerden.

Wie Sie bin auch ich ein Mensch auf einer Reise durch die Höhen und Tiefen des Lebens. Wie Sie erlebe auch ich auf dieser Reise Herausforderungen, die Angst machen. Mal komme ich schlechter damit zurecht und mal besser.

Seit meiner Kindheit sind mir Sorgen und Ängste wohlvertraut. Die Konfrontation mit Verlust und Krankheiten haben mich geprägt. Auch, wenn es anders schien hatte ich lange Zeit nur ein sehr geringes Selbstwertgefühl. Im Kindergarten und der Grundschule war ich eher schüchtern. Ich wurde häufig krank und wollte nicht länger mit meinen Unsicherheiten konfrontiert sein.

Ich fühlte mich im „Gefängnis des Lebens“ eingesperrt. Aber gleichzeitig wuchs in mir auch eine unbändige Neugierde. Ich wollte das Leben erleben und selbst das Steuer übernehmen. Also musste ich die Angst vom Fahrersitz werfen. Inzwischen bin ich von vielen meiner früheren Ängste befreit.

Ich erhebe nicht den Anspruch, bezüglich des Themas Angst allwissend zu sein. Daher möchte ich Ihnen auch nicht vorschreiben, wie Sie mit Ihrer Angst umzugehen haben. Das kann ich auch gar nicht. Denn Sie allein sind die Expertin oder der Experte Ihrer Angst.

Stattdessen möchte ich Ihnen zeigen, wie Sie Ihre Angst verwandeln. Die dunklen Seiten des Lebens können sehr belastend sein. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Angst, Schmerz, Trauer, Wut und Leid können ebenso hilfreicher Dünger für Freiheit, Gesundheit, Lebendigkeit, Freude und Glück sein.

Die eindrucksvolle Geschichte „Eine Wagenladung voller Mist“1 des buddhistischen Mönches Ajahn Brahm macht dies deutlich:

Stellen Sie sich vor, Sie öffnen die Haustür und erblicken einen riesigen Haufen Mist. Jemand hat diesen Haufen vor Ihrer Tür abgeladen. Sie haben ihn nicht bestellt, aber trotzdem ist er da.

Nun haben Sie zwei Möglichkeiten, damit umzugehen. Die erste Möglichkeit ist, den Mist mit sich herumzutragen. Sie wühlen sich hindurch, wenn Sie das Haus verlassen oder wieder betreten. Ihre Taschen sind voll davon und Sie ärgern sich über den schrecklichen Gestank.

Niemand anderes als Sie selbst kann und wird diesen Misthaufen beseitigen. Also entscheiden Sie sich möglicherweise eines Tages für die zweite Möglichkeit. Sie nehmen sich eine Mistgabel und beginnen mit der Arbeit. Auch, wenn es nur eine Schaufel pro Tag ist - Sie bleiben dran und tragen den stinkenden Misthaufen Stück für Stück in Ihren Garten.

Irgendwann werden Sie die Haustür öffnen und erstaunt feststellen, dass der Haufen verschwunden ist. Und wenn Sie in Ihren Garten gehen, werden Sie überrascht sein, denn dieser ist plötzlich voller bunter Blumen und Früchte.

Und die Moral von der Geschichte ist, dass diejenigen mit den größten Misthaufen vor ihrer Tür zwar viel schaufeln müssen, aber dafür werden sie mit den prächtigsten Gärten belohnt.

Angst ist ein sehr facettenreiches Thema - so wie die Liebe und das Leben selbst. Wie die Angst ist auch jeder einzelne Mensch so vielfältig und tiefgründig wie das gesamte Universum. Vielleicht arbeiten Sie statt mit einer Mistgabel lieber mit einem Bagger. Sie haben die Wahl Und alles geschieht in Ihrem Tempo.

Ich möchte Sie dazu motivieren, Ihre Angst aus einer unkonventionellen Perspektive zu betrachten. Denn ich glaube, dass Ihr Leben dadurch um ein Vielfaches reicher wird.

Auch wenn sich Ihr Verstand im Moment ein Leben ohne Angst nicht vorstellen kann. Wenn Sie genau hinhören, werden Sie feststellen, dass Ihr Herz anderer Meinung ist. Dieses Buch soll Ihrem Herzen Mut machen, ein wenig lauter zu flüstern.

Lassen Sie uns gemeinsam auf die Reise gehen - eine Reise durch den Dschungel des Lebens. Lassen Sie uns die Ängste betrachten, als wären sie wilde Tiere auf einer Safari. Während Sie sicher in einem Jeep sitzen, beobachten Sie einfach, was um Sie herum geschieht.

Ich bitte Sie um Verständnis, dass ich ab sofort in der du-Form weiterschreibe. Immerhin werden wir uns gemeinsam auf eine abenteuerliche Reise begeben, die uns durch das Dickicht der Emotionen und Gefühle führt. Ich bin schon sehr gespannt, was uns alles erwartet. Du auch?

Ich wünsche dir nun eine Reise voller Freude und erkenntnisreicher Momente.

Mögest du frei sein!

In Liebe, Yvonne

Wie du mit diesem Buch arbeitest

Du kannst das Buch einfach entspannt von vorne bis hinten durchlesen. Nimm dir Zeit, damit es wirken kann. Manchmal findest du am Ende der einzelnen Kapitel Übungen und Fragen. Beantworte die Fragen schriftlich, nachdem du das jeweilige Kapitel gelesen hast. Probiere auch die Übungen direkt aus.

Führe ein Angsttagebuch

Lege dir ein Tagebuch und einen Stift bereit, sobald du das Buch in die Hand nimmst. Deine Emotionen und Gefühle sind Hinweise zur Wahrheit. Sie führen dich zu deinen Verletzungen. Benutze diesen Ratgeber daher ganz aktiv.

Halte nach jedem Kapitel inne und beobachte deine Körperwahrnehmungen, Gedanken und Gefühle. Das wird dir helfen, Fortschritte in deiner Entwicklung zu machen.

Achte auch während des Lesens auf deine Gedanken und Gefühle:

  • Was stört dich?
  • Worüber bist du wütend?
  • Was erfreut dich?
  • Schreibe all deine Gedanken und Empfindungen auf.

Disclaimer

Dieses Buch ist kein Ersatz für eine Therapie. Wenn du gerade eine Therapie machst, kannst du die Notizen und Gedanken mit dem Therapeuten besprechen. Vielleicht deckt ihr gemeinsam etwas auf, was dich auf dem Weg zur Heilung weiterbringt.

Falls du keine Therapie machst, dann nutze dieses Buch, um deine Angst besser zu verstehen. Führe die Übungen nur durch, wenn du dich dazu emotional in der Lage fühlst. Einige der Übungen sind sehr effektiv. Achte auf deinen Körper und nimm deine Grenzen wahr.

Für den Fall, dass du eine Therapie machen möchtest, findest du am Ende des Buches einen Link mit Therapeuten in deiner Nähe.

Erster Teil - Verstehe das Wesen der Angst

Angst. Jeder kennt sie, aber nur wenige Menschen wissen, was sich hinter ihr verbirgt.

Angst kann sich in unterschiedlichen Formen zeigen, ob als alles umhüllende Dunstglocke oder als stechende Panikstörung, die dich fast ersticken lässt.

Manchmal hängt sie an deinen Fersen, wie ein klebriger Kaugummi.

Mal wird sie zum erdrückenden Diktator, der dich völlig unter seiner Kontrolle hat. Dann wieder erscheint die Angst als dunkler Schweif am Horizont. Auch, wenn gerade die Sonne scheint. Sie ist da. Wie ein nebeliger Dunst, der sich schwerfällig auf einer Blumenwiese ausbreitet.

Es ist die Angst vor der Angst, die uns bedroht. Allein die Tatsache, dass sie existiert, raubt uns das Gefühl der Sicherheit. Jeder Versuch der Kontrolle und Unterdrückung scheint sie umso stärker zu machen.

Unbekanntes verursacht Unsicherheit. Wenn du dich und deine eigene Angst besser kennenlernst, erlangst du das Gefühl der Sicherheit und Vorhersehbarkeit zurück. Nimm dir dafür Zeit.

Angst ist ein Scheinriese. Je weiter er weg ist, desto größer und gefährlicher sieht er aus. Kommen wir jedoch näher heran, wird der Riese immer kleiner. Im ersten Teil des Buches werden wir das Wesen der Angst studieren und sie unter der Lupe betrachten. Es fällt uns leichter, etwas einzuschätzen, was wir kennen. Das macht es viel weniger furchteinflößend und wird den Scheinriesen in manchen Fällen als Zwerg entlarven. Vielleicht werden wir sogar den ein oder anderen verborgenen Schatz finden. Lass dich überraschen, denn sehr oft erweist sich das grässliche Angstmonster als hilfreicher Superheld, der dich auf deinem Weg begleitet und unterstützt.

Begegne dir ab sofort selbst mit einer liebevollen und geduldigen Haltung. Denn mit Zeit, Liebe und Geduld wirst du Klarheit erfahren, die dich leitet. Je näher du dir selbst kommst, desto besser hörst du die Stimme deines Herzens.

Angst, wer bist du?

„Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“

Antoine de Saint-Exupéry (1900 – 1944)

Was ist Angst? Diese Frage ist einfach zu beantworten, genau so einfach wie die Frage: Wer bist du?

Oberflächlich betrachtet ist die Antwort klar. Sie besteht für gewöhnlich aus einer bunten Mischung aus Zahlen, Daten und Fakten, Name, Wohnort, Alter, Beruf, Familienstand. Aber was sagen diese Daten eigentlich wirklich über dein Wesen aus?

Welchen Namen haben dir deine Eltern gegeben?

Welche Adresse steht in deinem Ausweis?

Vor wie vielen Jahren wurdest du geboren?

Kenne ich dich, wenn du mir diese Fragen beantwortest? Vielleicht sind Zahlen, Daten und Fakten nicht ausreichend, um jemanden oder etwas wirklich zu verstehen.

Das erinnert mich an folgende Geschichte aus „Der kleine Prinz“:

„Wenn ich euch diese Einzelheiten über den Asteroiden B 612 erzähle und euch seine Nummer verrate, dann nur wegen der Erwachsenen. Die Erwachsenen lieben Zahlen. Wenn ihr ihnen von einem neuen Freund erzählt, fragen sie nie nach dem Wesentlichen. Nie sagen sie: Wie klingt seine Stimme? Was spielt er am liebsten? Sammelt er Schmetterlinge? Sie fragen: Wie alt ist er? Wie viele Geschwister hat er? Wie viel wiegt er? Wie viel verdient sein Vater? Erst dann glauben sie, ihn zu kennen.“1

Ich könnte nun also davon erzählen, dass sich Angst aus einem komplexen Erleben von körperlichen Wahrnehmungen, Gedanken und Verhaltensmustern zusammensetzt; dass bei einer Angstattacke dein Stammhirn aktiviert wird und einen Hormoncocktail aus Cortisol, Adrenalin und Noradrenalin durch deinen Körper jagt; dass dadurch der Zugang zu deinem Gedächtnis stark eingeschränkt ist und bei andauerndem Stress deine Lernfähigkeit sinkt und die Verdauung beeinträchtigt wird, weil sich all deine Energie auf Flucht, Kampf oder Erstarren ausrichtet.

Ich könnte weiterhin darüber reden, dass Angststörungen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen gehören und etwa 15 Prozent der deutschen Bevölkerung und 4,4 Prozent der Gesamtbevölkerung unter Angststörungen, Depressionen und Panikattacken leiden.

Ich könnte zahlreiche Studien als Beweise vorlegen, welche Methoden die besten Ergebnisse im Kampf gegen die Angst liefern. Außerdem könnte ich dir sagen, mit welchen 10 Schritten du deine Angst ein für allemal loswirst.

All diese Faktoren werden deinen Verstand beruhigen. An der ein oder anderen Stelle werde ich deinem Verstand diesen Gefallen tun. Immerhin will er nichts weiter, als dich beschützen. Allerdings ist der Verstand nicht komplett darüber im Bilde, wie die Welt funktioniert. Wenn du ihm daher voll und ganz die Zügel übergibst, gleichst du einem blinden Reiter, der zu allem Überfluss mit einem schreckhaften Pferd gestraft ist.

Um Angst gänzlich begreifen und transformieren zu können, musst du deinen Körper und - ganz speziell dein Herz - mit einbeziehen. Daher werden wir die Angst auch und vor allem auf emotionaler Ebene beleuchten. Das gibt uns die Möglichkeit, ihr wahres Wesen kennenzulernen. Du wirst dich der Angst annähern, sie erkunden und beobachten. Dadurch bekommst du die Chance, sie begreifen zu können.

Viele deiner Ängste haben ihren Ursprung in den Tiefen des Unbewussten. Deshalb werde ich sprachliche Bilder benutzen, die dein Unterbewusstsein ansprechen. Damit wird die Angst für dich greifbar und es wird leichter, sie in dein Bewusstsein einzuladen.

Es kann sein, dass dein Verstand manchmal empört dazwischenfunkt. Das ist in Ordnung. Versuche dennoch, dich auf die Reise einzulassen. Nutze regelmäßig dein Tagebuch, um Sorgen und Bedenken aufzuschreiben. Manchmal brauchen wir für unsere Anliegen einfach nur ein wenig Raum. Gib dir diesen Raum.

Wenn du die Angst und dich selbst genau kennst, dann weist du, wie du in bestimmten Situationen reagierst. Das Gefühl des Kontrollverlusts lässt nach. Stattdessen wirst du die Angst als einen vertrauten Gast sehen. Dieser wird vielleicht nicht dein bester Freund, aber du wirst wissen, wie du mit ihm umzugehen hast, wenn er einmal wieder unerwartet an deiner Tür klopft oder einfach ohne Vorwarnung hereinstürmt. Vielleicht wird es sogar Momente geben, in denen du dich darüber freust, wenn das alte „Angstmonster“ bei dir vorbeischaut.

Die Macht der Angst

Nicht selten wird Angst als Instrument der Macht benutzt, um Menschen zu manipulieren.

Die Industrie und die Politik profitieren davon. So lassen sich zum Beispiel Kriege, die Einführung neuer Gesetze, Medikamente oder Produkte rechtfertigen. Die Angst muss nur groß genug aufgeblasen werden, bis irgendwann jede Lösung akzeptabel wird. Das ist dank der Medien heute sehr einfach möglich.

Auch in der Erziehung wird Angst eingesetzt, um zu manipulieren. Wenn

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 30.05.2020
ISBN: 978-3-7487-4377-4

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