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Leseprobe

Traumreisen in die Alles-Anders-Welt

Christiane Faber

Illustrated by Anna-Charlotte Lörzer

Inhalt

Titel

Träumie

Einleitung

Kapitel 1 - Ein geheimnisvolles, hellblaues Licht

Kapitel 2 - Ein völlig unerwarteter Besucher

Kapitel 3 - Ein wunderbarer neuer Freund

Kapitel 4 - Wie kommt man in die Alles-Anders-Welt?

Kapitel 5 - Der Aufbruch zur ersten Reise

Kapitel 6 - Die Ankunft in der Alles-Anders-Welt

Kapitel 7 - Die ersten Schritte in einer neuen Welt

Kapitel 8 - Im Wald der singenden Schmetterlinge

Kapitel 9 - Hast du etwa tatsächlich mitgesungen?

Kapitel 10 - Von jetzt an wirst du hin und her reisen

Kapitel 11 - Ein neuer Tag und deine zweite Reise

Kapitel 12 - Im Tal des pinkfarbenen Flusses und der Regenbogen-Steine

Kapitel 13 - Im Wald einer außergewöhnlichen Baumeisterin

Kapitel 14 - Eine bezaubernde Künstlerin und eine verheißungsvolle Einladung

Kapitel 15 - Am schönsten Strand des Universums

Kapitel 16 - Ein neuer Spielgefährte und der erste Besuch im Alles-Anders-Dorf

Kapitel 17 - Es tut gut, so herzlich willkommen zu sein

Kapitel 18 - Noch mehr neue Freunde

Kapitel 19 - Ein verblüffendes Geheimrezept

Kapitel 20 - Ein geheimnisvoller Helfer

Kapitel 21 - Eine traumhaft schöne Aufgabe

Kapitel 22 - Frau Sorgenfrei lässt alle Wünsche wahr werden

Kapitel 23 - Die lustigen Vorbereitungen für ein großes Fest

Kapitel 24 - Ein unvergesslicher Tag

Kapitel 25 - Eine Familie mit einem wichtigen Auftrag

Kapitel 26 - Zwei einfallsreiche und sportliche Brüder

Kapitel 27 - Das magische Fenster

Kapitel 28 - Eine geniale Erfindung

Kapitel 29 - Manchmal ist das Leben noch schöner als ein Traum

Kapitel 30 - Ein Abschied, der kein Abschied ist

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Lesenswerte Literaturempfehlung

Haftungsausschluss

Einleitung

In unserer heutigen, schnelllebigen Zeit stehen nicht nur die Erwachsenen permanent vor außerordentlich hohen und ständig steigenden Anforderungen.

Auch viele Kinder müssen ihr Leben schon sehr frühzeitig nach einem festen Terminplan ausrichten. Im Kindergarten und in der Schule sind sie tagtäglich einem enormen Leistungsdruck ausgesetzt, der mit den Erwartungen der Eltern, der Erzieher und Lehrer verbunden ist.

Besonders sensible Kinder möchten die Erwachsenen in ihrem persönlichen Umfeld auf gar keinen Fall enttäuschen und geben sich Tag für Tag die größte Mühe, um ihren Vorstellungen gerecht zu werden. Hinzu kommt der stetige Wettbewerb mit anderen Kindern in der Gruppe oder Klasse, denen sie in nichts nachstehen wollen und an deren Eigenschaften und Interessen sie sich bestmöglich anpassen, um nicht als Außenseiter dazustehen.

Der Alltag der Kinder berufstätiger Eltern richtet sich vom Aufstehen am frühen Morgen bis zum Schlafengehen am Abend zwangsläufig streng nach der Uhr und lässt den Kleinen kaum noch eine freie Minute zum unbeschwerten Spielen, Nachdenken und Träumen.

Durch die modernen Medien sind heute bereits die Kleinsten noch zusätzlich einer fast ununterbrochenen Flut an Bildern und Geräuschen ausgesetzt, die sie mit unzähligen äußeren Einflüssen und Reizen überschwemmen. Diese Unmengen von Informationen zu verarbeiten, stellt für die Jüngsten eine nahezu unlösbare Aufgabe dar.

Kein Wunder, dass unsere Kinder dadurch nur noch sehr selten zur Ruhe kommen.

All die wunderbaren Dinge, die die Persönlichkeit eines Kindes prägen sollten, wie beispielsweise das ungestörte, kreative Spielen mit Gleichaltrigen und Erwachsenen, die Entfaltung ihrer Fantasie und die Gelegenheit, auch tagsüber einmal zu träumen, bleiben dabei leider mehr und mehr auf der Strecke.

Das traurige Fazit lautet, dass die Kinder heute kaum noch die Chance haben, für eine Weile ganz einfach nur ein Kind sein zu dürfen.

Bedauerlicherweise steht es nicht in unserer Macht, unsere Zeit, unsere heutige Welt und die äußeren Umstände und Einflüsse an die natürlichen Bedürfnisse unserer Kinder anzupassen.

Aber zum Glück können wir ihnen dabei helfen, in ihrem hektischen Alltag oder zumindest am Abend vor dem Einschlafen wieder vollständig zur Ruhe zu kommen und in ihren Träumen in eine andere Welt zu entfliehen, die ihre Fantasie anregt und in der sie sich wohl und geborgen fühlen.

Um dies zu vereinfachen, gibt es Kinderbücher über Traum- und Fantasiereisen.

Man könnte sie fast als eine kindgerechte Form der Meditation bezeichnen, weil sie Ihrem Kind ermöglichen, sich von der Hektik des Tages zu erholen.

Beim Zuhören kann Ihr Kind die Umgebung, die in der jeweiligen Geschichte beschrieben wird, so klar und deutlich vor sich sehen und sich mühelos in diese Welt der Träume hineinversetzen.

Diese kleinen Geschichten stellen keinerlei Anforderungen an Ihr Kind. Während seine eigene Vorstellungskraft Ihr Kind in eine ruhige und friedliche Welt entführt, vergisst es den ständigen Druck und seine Sorgen. Dadurch kommt es innerlich zur Ruhe und darf endlich auch wieder ein Kind sein.

Dass diese Geschichten die Fantasie anregen und fördern, lag mir beim Schreiben besonders am Herzen. Vergessen Sie bitte nie, dass die Fantasie, die uns bei der Geburt in die Wiege gelegt wird, zu unseren wertvollsten Gaben gehört.

Wenn wir sie nicht mehr nutzen und nur noch vorgegebene Bilder und Filme konsumieren, wird sie Stück für Stück verkümmern, bis wir sie eines Tages ganz verloren haben.

Mit diesen Geschichten wird Ihr Kind seine Vorstellungskraft stärken und mit ihr spielen können, ohne sich dafür anstrengen zu müssen. Vielleicht werden sie Ihr Kind sogar dazu in die Lage versetzen, in seiner Fantasie später eigene Traumreisen zu unternehmen, für die es keine vorgegebene Grundlage braucht.

Je stärker und detaillierter die Fantasie-Welt beim Vorlesen dieser Geschichten zum Leben erwacht, desto weiter wird sich Ihr Kind von der Hektik und von den Anforderungen seines Alltags entfernen. Gleichzeitig wird sich sein gesamter Körper entspannen und die Muskeln lockern.

Wenn Sie Ihrem Kind tagsüber eine dieser Geschichten vorlesen, um ihm eine wohlverdiente, angenehme Ruhepause zu gönnen, bietet es sich an, im Anschluss daran mit ihm darüber zu sprechen, was es dabei gefühlt und wie es dieses Erlebnis wahrgenommen hat. In diesem Fall hat es sich bewährt, die Kinder Bilder malen zu lassen, die Szenen aus ihren Traumreisen darstellen.

Beim Vorlesen am Abend wird Ihr Kind einen nahtlosen Übergang von der Fantasiereise in einen ruhigen und erholsamen Schlaf erleben.

Der Ort und die Zeit spielen beim Vorlesen dieser Geschichten keine Rolle. Wichtig ist es nur, dass es in dem jeweiligen Raum nicht zu hell, nicht zu warm oder zu kalt ist, dass Ihr Kind von keinen lauten Geräuschen abgelenkt wird und dass es in seinem Bett, auf dem Sofa oder auf einer Kuscheldecke möglichst bequem liegt.

Schon bald wird Ihr Kind seinen persönlichen Lieblingsplatz auswählen und die Geborgenheit an diesem Platz mit den angenehmen Empfindungen, die diese Geschichten auslösen, verbinden. Auf diese Weise kann das Vorlesen zu einem ganz besonders schönen Ritual werden, das Sie mit Ihrem Kind teilen, auf das Sie sich beide freuen und das Sie einander noch näherbringt. Selbstverständlich können Sie die Geschichten auch mehreren Kindern gleichzeitig vorlesen. Erklären Sie ihnen in diesem Fall vorher bitte, dass sie während der Geschichte nicht miteinander sprechen und sich nicht gegenseitig ablenken sollen. Damit sie sich voll und ganz auf die Traumreise einlassen können, ist es auch wichtig, dass die Kinder vor dem Beginn ihrer Fantasiereise genug gegessen, getrunken und noch einmal die Toilette aufgesucht haben.

Fangen Sie bitte erst an zu lesen, wenn jedes Kind zur Ruhe gekommen ist und aufmerksam zuhört!

Bevor Sie Ihrem Kind die erste Geschichte aus diesem Buch vorlesen, empfiehlt es sich, ihm kurz und leicht verständlich zu erklären, worum es hierbei geht und warum sich der Inhalt dieses Buches von den ihm bereits vertrauten Geschichten unterscheidet.

Bemühen Sie sich bitte darum, möglichst langsam zu lesen und hin und wieder kleine Pausen einzulegen, in denen Ihr Kind seine Vorstellungskraft dafür nutzen kann, das Gehörte in seine eigenen Bilder zu verwandeln, die es deutlich vor sich sieht.

Detailliert beschriebene Anleitungen zur Entspannung lassen sich überall leicht finden. Deshalb habe ich ganz bewusst darauf verzichtet, Ihr Kind in den Geschichten dazu aufzufordern, zur Ruhe zu kommen und ihm die entsprechenden Anweisungen dazu zu erteilen.

Eine Geschichte, die Ihr Kind interessant und spannend findet und die es in ihren Bann zieht, kann sanft und zwanglos dazu animieren, sich voll und ganz auf die Handlung einzulassen. Dadurch wird es die starken positiven Gefühle, die in den Geschichten eine wesentliche Rolle spielen, mühelos nachempfinden können und sich beim Einschlafen wohlfühlen.

Sobald die Fantasie das Steuer übernimmt, verblasst der Alltag mehr und mehr.

Erinnern Sie sich noch an Ihre eigene Kindheit? An die Gute-Nacht-Geschichten, die Ihnen Ihre Eltern vorgelesen haben? An die Märchenfiguren, Feen, Zauberer und Fabelwesen, die Ihre Fantasie damals zum Leben erweckt haben und die dadurch zu Ihren täglichen Begleitern und vielleicht sogar zu guten Freunden geworden sind? Die Welt der Magie kann in unserer hektischen Zeit noch genauso real wirken, wie Sie diese in Ihrer Kindheit erlebt haben. In der Alles-Anders-Welt steht Ihr Kind selbst im Mittelpunkt, weil es, unabhängig davon, ob es ein Mädchen oder ein Junge ist, direkt mit »du« angesprochen wird. Dies ermöglicht ihm, selbst in die Rolle der Hauptfigur zu schlüpfen. Dabei wird es ausschließlich positive Gefühle erleben, innerlich zur Ruhe kommen und neue Kraft schöpfen.

Im Idealfall wird es später sogar lernen, sich mit Hilfe seiner Vorstellungskraft in diese Welt zurückzuversetzen, um die Abenteuer noch einmal zu durchleben und um den tiefen inneren Frieden und die Geborgenheit immer dann spüren zu können, wenn es sich danach sehnt.

Begleiten Sie Ihr Kind in ein Reich der Fantasie, in dem die Liebe, die Freundschaft, die gegenseitige Wertschätzung, die Wahrheit und das Mitgefühl für alle Lebewesen an erster Stelle stehen.

Ich wünsche Ihnen und Ihrem Kind wunderschöne gemeinsame Reisen, Erlebnisse und Begegnungen!

Kapitel 1 - Ein geheimnisvolles, hellblaues Licht

Wie an jedem Abend liegst du ganz still in deinem Bett. Um es dir so richtig gemütlich zu machen, hast du dich in deine weiche Decke eingekuschelt, die immer ein klein wenig nach Blumen duftet.

Dein Kopf versinkt in dem flauschigen Kissen, unter das du beim Einschlafen so gern eine deiner Hände legst. Dann kommt es dir nämlich so vor, als ob du dein Kissen umarmen würdest.

Deine Mama und Papa, die dir vor wenigen Minuten noch eine Gute-Nacht-Geschichte vorgelesen haben, müssen jedes Mal schmunzeln, wenn sie sehen, wie du dich in dein Bettchen einrollst. Dadurch verwandelst du es in ein warmes Nest, indem du dich vollkommen sicher und geborgen fühlst.

Benno, deinen niedlichen Waschbären aus samtigem Plüsch, drückst du mit der Hand, die nicht unter deinem Kissen liegt, sanft an deinen Körper. Schließlich weißt du genau, wie sehr dein kleiner es Freund mag, von dir beschützt zu werden und mit dir zusammen einzuschlafen. Bei dem Gedanken daran, wie gut ihr beide aufeinander aufpasst, erscheint ein glückliches Lächeln auf deinem Gesicht.

Weil du ja längst kein Baby mehr bist, schalten deine Eltern das Licht in deinem Zimmer aus, nachdem sie dir noch einen zärtlichen Gute-Nacht-Kuss gegeben haben.

»Schlaf gut und träume etwas ganz besonders Süßes, mein Liebling!«, hat deine Mama dir zugeflüstert, bevor sie die Tür leise und vorsichtig hinter sich geschlossen hat.

Jetzt atmest du langsam und gleichmäßig und du spürst, wie müde du am Ende dieses Tages bist, an dem du wieder unendlich viel erlebt hast. Aus irgendeinem Grund scheinen deine Augen mit jeder Sekunde schwerer zu werden, bis sie sich allmählich schließen.

Während du langsam in den Schlaf hinübergleitest, stellst du dir noch einmal vor, wie es in deinem Zimmer aussieht. Wo dein Schrank, dein Tisch, die Stühle und die bunten Kisten mit deinem Spielzeug stehen, weißt du auch, wenn es um dich herum dunkel ist. Dass sich alles an seinem Platz befindet und dort auf dich und den nächsten Morgen wartet, erfüllt dich mit einer tiefen Zufriedenheit. Auf alles, was dir der neue Tag bringen wird, freust du dich nämlich schon jetzt.

Aber Moment mal! In dieser Nacht ist irgendetwas anders.

Obwohl du nichts Außergewöhnliches siehst oder hörst, spürst du trotzdem eine seltsame Veränderung. Eigentlich ist es ein sehr angenehmes Gefühl. Den Grund dafür kennst du in diesem Augenblick noch nicht.

Wenn du es beschreiben müsstest, würdest du es vielleicht mit einer kleinen Sonne vergleichen, die wie aus dem Nichts in deinem Zimmer erschienen ist und eine wohlige Wärme ausstrahlt. Bis heute hast du das nur im Sommer erlebt, wenn ein heller Sonnenstrahl deine Nasenspitze kitzelt.

Das kann aber doch nicht stimmen. In der Nacht scheint die Sonne auf der anderen Seite der Erde, hat dein Papa dir erklärt. Und in deinem Zimmer war sie bisher noch nie.

Millimeter für Millimeter öffnest du deine Augen, um dieser Sache auf den Grund zu gehen. Dabei denkst du an die Feen und Zauberer in deinen Lieblingsmärchen, die auch das Unmögliche möglich machen können. Hat sich vielleicht eine Zauberfee in dein Zimmer verirrt?

Als deine Augen offen sind, wirkt zunächst alles so wie immer. Nur der zart schimmernde, hellblaue Lichtschein auf der linken Seite deines Bettes ist vorher noch nie da gewesen.

Von diesem Lichtschein geht die wohltuende Wärme aus, die sich um dich herum ausbreitet. Darüber bist du kein bisschen erschrocken, weil man vor etwas so Schönem ganz sicher keine Angst haben muss.

Was kann das denn nur sein?

Du flüsterst Benno ins Ohr, dass er sich keine Sorgen um dich machen soll und dass du gleich wieder zurück sein wirst. Dann legst du ihn behutsam auf dein Kissen, damit du dich aufrichten kannst.

Kurz darauf sitzt du in deinem Bett, aber du kannst trotzdem noch nichts Genaueres erkennen. Deshalb schiebst du deine Kuscheldecke zur Seite, um dich umzudrehen und deine Füße auf den Boden zu stellen.

Das ist ja wirklich eigenartig. Auch den flauschigen, grünen Teppich scheint dieses eigenartige Licht erwärmt zu haben. Als du ihn mit deinen Fußsohlen berührst, erinnert er dich an den warmen Sand am Meer, aus dem du zusammen mit deinem Papa eine riesengroße, tolle Burg gebaut hast.

Während du für einen kurzen Moment deine Augen schließt, kannst du seltsamerweise sogar das leise Rauschen der Wellen hören. Es hört sich wie eine Melodie aus dem Märchenland an, die dich mit einer tiefen inneren Ruhe erfüllt.

Glücklich lächelnd lehnst du dich zurück. In dieser Nacht wirst du garantiert noch besser schlafen als jemals zuvor.

Kapitel 2 - Ein völlig unerwarteter Besucher

Erinnerst du dich noch daran, was du gefühlt hast, als plötzlich mitten in der Nacht ein zart schimmerndes, hellblaues Licht in deinem Zimmer erschienen ist, das eine wunderbar wohlige Wärme ausgestrahlt hat?

Wenn du noch einmal deine Augen schließt, wirst du auch heute ganz sicher wieder an den letzten Sommer am Meer denken, den warmen Sand unter deinen Füßen spüren und die Wellen rauschen hören.

Weil sich das alles so enorm gut angefühlt hat, wurdest du sehr, sehr müde und wärst beinahe eingeschlafen, bevor du dich wieder so richtig gemütlich in dein Bett einkuscheln und deinen Waschbären Benno in den Arm nehmen konntest.

Eigentlich willst du das auch jetzt gerade tun, es kommt aber etwas ganz Erstaunliches dazwischen.

»Hallo!«, ruft plötzlich ein zartes, leises Stimmchen, das du noch nie zuvor gehört hast.

Trotz deiner Müdigkeit öffnest du die Augen, weil du unbedingt wissen möchtest, wer da mit dir spricht. Oder bist du vielleicht gar nicht gemeint? Nein, diese angenehme sanfte Stimme muss mit dir gesprochen haben. Schließlich seid ihr ja in deinem Zimmer.

Weil deine Neugier stärker ist als deine Müdigkeit, richtest du dich langsam wieder auf und schaust dich mit verschlafenen Augen um. Damit du alles besser sehen kannst, musst du dir aber zuerst noch den Traumsand aus den Augen reiben.

Pst! Jetzt ist es viel deutlicher zu verstehen.

»Hier bin ich«, flüstert das Stimmchen, das dir auf eine rätselhafte Art und Weise vollkommen fremd und gleichzeitig doch vertraut vorkommt.

Da! Endlich schaust du in die richtige Richtung. Diese Worte gehen von der Stelle neben deinem Bett aus, an der das wunderschöne Licht am hellsten und am wärmsten strahlt.

Was ist das denn schon wieder?

Sobald sich deine Augen an das hellblaue Licht gewöhnt haben, entdeckst du darin einen zotteligen Schatten. Erst als dieser undeutliche Schatten langsam und vorsichtig aus dem Licht hervortritt, kannst du nach und nach erkennen, wer da mit dir spricht.

Einem kleinen Tierchen wie diesem bist du bis heute noch nie begegnet. Irgendwie ähnelt es einem niedlichen Hündchen mit einem kuschelweichen Fell, flauschigen Ohren und einem buschigen Schwänzchen. Trotzdem bist du der Meinung, ein echter Hund müsste ein bisschen größer sein als dieser putzige Knirps.

Noch viel mehr erstaunt bist du darüber, dass sein Fell himmelblau schimmert und dass seine großen, goldbraunen Augen dich so anschauen, als ob es die Augen eines Menschen wären, der dich schon lange kennt und dich genauso lieb hat wie deine Mama und dein Papa.

Nein, hier stimmt etwas ganz und gar nicht.

Du gehst zwar noch nicht in die Schule, aber deshalb bist du ja noch lange nicht dumm. Dass es keine himmelblauen Hunde gibt, weiß schließlich jedes Kind. Außerdem können die Tiere nur im Märchen sprechen. Trotzdem hast du seine Worte klar und deutlich verstanden.

»Wer ist das? Und was macht er hier in meinem Zimmer?«, fragst du dich selbst in deinen Gedanken. Dabei kannst du deinen Blick keine Sekunde von dem süßen, kleinen Kerl abwenden. Seine sanftmütigen Augen ziehen dich magisch an. Wahrscheinlich geht das wohltuend warme Licht von diesen Augen aus.

»Mein Name ist Träumie«, stellt sich das Tierchen leise vor. »Bitte wundere dich nicht darüber, wie ich aussehe, und hab vor allem keine Angst vor mir! Ich bin aus der Alles-Anders-Welt zu dir gekommen und habe mich schon riesig darauf gefreut, dich endlich kennenzulernen.«

Obwohl du das alles noch nicht begreifen kannst, hat dieses entzückende, kleine Wesen

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 01.04.2020
ISBN: 978-3-7487-3427-7

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