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Prolog:


Als ich in seine Augen sah, war es um mich geschehen. Nein. Das durfte nicht sein. Er war der Feind. Das durfte ich nicht vergessen. Doch es half nichts. Egal, was ich versuchte mir einzureden. Ich hatte meinen Seelenverwandten gefunden. Und ausgerechnet ER war es.
Das konnte ja noch heiter werden.


1.
Ich muss?!?



Mein Blick schweifte über das Schlachtfeld. Überall waren tote Körper und Blut tränkte den Boden. Auch ich selbst war blutüberströmt. Schon vor langer Zeit hatte ich mich an solche Anblicke gewöhnt. Es war nichts Besonderes mehr und so konzentrierte ich mich nun auf das leise Rascheln hinter mir. Meine Muskeln waren bis aufs äußerste angespannt, bereit dazu, jeden Moment die unmöglichsten Manöver möglich zu machen, doch ich blieb weiterhin ruhig stehen und wartete. Und mein Warten wurde belohnt. Dieses Mal war das Geräusch nah genug, so dass ich, mit dem Dolch in der Hand, herumwirbelte und meinen Gegner, ohne mit der Wimper zu zucken, ins Herz stach.
Überraschung spiegelte sich kurz in seinen Augen, bevor sie sich nach oben verdrehte und er leblos zusammen sackte. Noch während er fiel zog ich meinen Dolch auch schon wieder heraus und drehte mich weg.
Der Kampf war schnell vorüber und ein Soldat kam auf mich zu gerannt. „Prinzessin“, keuchte er atemlos. „Geht es Euch gut?“ Ich musterte ihn kurz. Er war jung. Nicht viel älter als neunzehn. Vermutlich erst seit kurzem bei der Armee, da es für die anderen schon normal war, dass ich auf dem Schlachtfeld zu gegen war. „Natürlich“, gab ich ruhig zurück. Langsam drehte ich mich um und ging Richtung Westen.
Während des Gehens wurde meine Gestalt von Flammen verschlungen, aus der kurz darauf ein schwarzer Drache empor stieg. So flog ich gemütlich zurück zum Schloss um meinem Vater bericht zu erstatten.

Das Schloss war gigantisch und prachtvoll an zu sehen. Die Türme ragten hoch in die Luft und schienen die Wolken zu berühren und die Fenster waren wunderschön. Im Sonnenlicht schimmerte das Glas in allen Farben und in der Nacht schiene es, als würde es von innen heraus leuchten. Das ganze Schloss wurde auch von einem wunderschönen Garten umgeben, in dem man alles vergessen konnte. Und das war nicht positiv gemeint. Der Garten war verzaubert, so dass die Unglücklichen, die sich darin verirrten und sich nicht vor dem Zauber schützen konnten alles vergasen und somit für immer im Garten lieben und herum wanderten. Bis sie nur noch Schatten ihrer Selbst waren. Außerdem wurde das Schloss so gebaut, dass auch Drachen bequem durch die Gänge kamen.
Also hatte ich keine Probleme mit der Größe und verwandelte mich erst im Thronsaal zurück.
„Meine Tochter“, begann mein Vater tadelnd. „Wie siehst du denn aus?“ Ich sah an mir herunter. Meine Kleidung war zerrissen und blutgetränkt, meine Haare waren verwuschelt und wie mein Gesicht aussah, konnte ich in diesem Moment nur erahnen. „Ich bin direkt zu Euch gekommen, Vater“, erklärte ich ihm ruhig. „Ich wollte Euch bericht erstatten.“ Mein Vater nickte und gab mir somit zu verstehen, dass ich fortfahren sollte. Ich sah ihm in die Augen und begann: „Es waren eindeutig Soldaten des Süd-Ost-Reiches. Ich habe ihr Wappen erkannt. Etwa fünfhundert Mann. Der Kampf dauerte nicht besonders lang. Hohe Verluste auf beiden Seiten. Ich habe einen Reiter gesehen, der geflohen ist, konnte ihn aber nicht aufhalten“, kurz zögerte ich, doch setzte nach einem auffordernden Blick fort. „Eigentlich hatte ich es gar nicht versucht. Ich dachte es wäre besser, wenn er seinem König bericht erstattet und dieser weiß, dass wir immer noch nicht geschlagen sind.“ Ich schloss die Augen und atmete tief ein bevor ich weiter erzählte: „Wir haben etwa dreihundert Krieger verloren.“
Als es ruhig blieb öffnete ich langsam die Augen und sah meinen Vater, der vor Wut bebte. „Das kann so nicht weitergehen“, erlang seine gefährlich ruhige Stimme. Vorsichtig sah ich zu ihm auf. In dieser Stimmung war mein Vater extrem gefährlich. Kurz sah er mich mit seinen vor Zorn sprühenden Augen an und meinte dann: „Tochter, ich wünsche, dass du dich in dein Gemach begibst und sauber wieder hier erscheinst.“ Ich nickte kurz und verschwand auf mein Zimmer, welches in schwarz und blau gehalten war.
Langsam und mit ruhigen Schritten ging ich in mein Bad, doch als ich in den Spiegel sah, blieb ich erstart stehen. Ich sah entsetzlich aus. Meine sonst glatt herabhängenden Haare waren zersaust und durch das Blut konnte man nur noch erahnen, dass sie schwarz waren. Mein Gesicht war wie auch meine Kleidung voller Blut. So zog ich mich schnell aus und stellte mich unter die eiskalte Dusche. Das Wasser was in den Abfluss floss war anfangs nicht klar, sondern rot.

Bald war ich fertig und erschien sauber in dem Thronsaal, wo mein Vater mich schon erwartet.
„Alicia, ich habe zwei Aufgaben für dich. Du sollst zuerst zum König vom Süd-Ost-Reich gehen und mit ihm reden. Dieser Krieg muss beendet werden. Er hat schon viel zu viele Opfer gefordert. Wenn das erledigt ist, wirst du dich auf die Suche, nach deinem Seelengefährten machen. Es wird Zeit, dass du endlich Verantwortung übernimmst“, meinte mein Vater. Erstarrt blickte ich zu ihm auf. „Das kannst du nicht von mir verlangen“, schrie ich. Vaters Gesicht verhärtete sich und er redete nun lauter: „Du wirst tun was ich dir sage.“ In mir kochte es vor Wut, doch äußerlich wirkte ich nun vollkommen ruhig. „Ich werde gar nichts tun.“ Nun wurde auch mein Vater sauer. „Du musst es tun“, schrie er. „Denk an dein Volk.“
Damit hatte er mich. Für mein Volk würde ich alles machen. So seufzte ich ergeben und sprach leise und ergeben: „Wie ihr wünsch, Vater.“ Er nickte und meinte: „Und nun, geh!“
Ich drehte mich so schnell um, dass meine Haare und der Mantel, den ich mir angezogen hatte, um mich herumwirbelten, verwandelte mich und flog auf dem schnellsten Weg aus dem Schloss. Draußen stieß ich einen markerschütterten Schrei aus und alle sahen erschrocken zu mir auf.

Bald war ich an der Grenze zwischen den Reichen. Ab hier würde es schwierig werden. Ich saß auf einem großen Stein und sah hinunter. In menschlicher Gestalt standen ein paar Krieger und am Himmel zogen mehrere Drachen ihre Runden. Also wie bei uns. Nach langer Überlegung entschied ich mich für den Fußweg.
So flog ich von meinem Aussichtsplatz und landete hinter einem Steinhaufen, wo ich mich verwandelte. Meine Kapuze zog ich mir tief ins Gesicht und lief in Geduckter Haltung von einer Deckung zur nächsten, immer darauf bedacht die kurzen Momente auszunutzen, die entstanden wenn die Wachen ihren Blick umherschweifen ließen.
Als ich nah genug war legte ich einen kurzen Sprint hin und noch bevor der überraschte Soldat seine Waffe ziehen oder Alarm geben konnte, schlug ich ihn mit einer schnellen Bewegung bewusstlos. Ich hätte ihn getötet, doch meine Aufgabe war es, ein Friedensangebot zu geben. Da war es nicht besonders förderlich einen Toten zu hinterlassen. Also ließ ich ihn am Leben.
Nun war ich im Süd-Ost-Reich. Ich durfte nicht auffallen, oder zumindest nicht so, dass sie mich verhafteten. Also beeilte ich mich, um vor der Dämmerung in die Stadt zu kommen. Das war gar nicht so einfach, da es überall von Wachen wimmelte und es würde auffallen, wenn ein sechzehn jähriges Mädchen allein durch die Provinz schlich.
Doch ich schaffte es und war kurz vor Sonnenuntergang in der Hauptstadt, wo ich mich nur einmal im Kreis drehen musste um das Schloss zu sehen. Es war genau so riesig wie unseres, doch ihres hatte einen Nachteil. Die Fenster waren zu groß. Ein ausgewachsener Drache passte dort ohne Probleme durch. Und so stand mein Plan fest.
Wenn die Sonne untergegangen war und es in der Stadt nur noch von Trunkenbolden wimmelte würde ich mich verwandeln in buchstäblich in den Saal reinplatzen. Ich grinste. Das würde lustig werden. Doch zuerst musste ich etwas Schlaf nachhohlen. Eine Stunde musste ausreichen. So kletterte ich auf ein Dach und von dort aufs nächste, welches das höchste Dach in der Gegend war. Dort machte ich es mir bequem und schlief schnell ein.

Ich war wieder sechs Jahre alt und kam gerade vom Trainingsplatz um Vater und Mutter zu zeigen, wie gut ich schon mit Pfeil und Bogen umgehen konnte. Da hörte ich Schreie. Die Schreie meiner Mutter. Ich rannte los. Nein! Mutter durfte nichts passieren. Wieder schrie sie. Weshalb half ihr den niemand? Ich wurde schneller. So schnell, wie ich noch nie gerannt war.
Kurz darauf war ich im Thronsaal. Alle waren wie erstarrt nur meine Mutter kniete schreiend am Boden und hielt sich den Kopf. In der Mitte des Raumes standen zwei Männer. Ich kannte sie nicht und der eine lachte. Ich spürte welche Kräfte sie hatten. Der eine konnte alle in eine Art Trance versetzten und der andere konnte in den Kopf eindringen und das schrecklichste Bild hervorrufen.
Entschlossen verstärkte mein Schild, nahm einen Pfeil, legte an und schoss. Ich traf den, der meine Mutter quälte am Hals und wie ich später erfahren sollte hatte ich ihm sowohl die Luftröhre als auch die Halsschlagader durchtrennt. Sofort hörte meine Mutter auf zu schreien und lag schluchzend am Boden. Schnell legte ich den zweiten Pfeil an und ließ ihn durch die Luft sausen. Er schoss dem anderen Mann, der sich überrascht zu mir umgedreht hatte direkt ins Herz. Kurz sah ich entsetzten in seinen Augen aufblitzen, bevor er zusammen brach.
Nun erwachten alle aus ihrer Starre. Sie hatten alles mitbekommen, doch sie konnten sich nicht rühren. Alle kümmerten sich um meine Mutter. Das war gut so. Doch ich wünschte mir, einer würde sich um das kleine, zitternde Mädchen kümmern, welches gerade ihre ersten Morde begangen hatte. Ich war allein.
Entsetzt ließ ich den Bogen fallen und drehte mich um. Ich rannte und rannte. Bis ich am See war. Dort setzte ich mich ans Wasser und sah auf mein Spiegelbild. Das war nicht mehr das kleine Mädchen von heute morgen. Das Mädchen, was niemanden etwas tun konnte. In wenigen Sekunden war ich erwachsen geworden.
Ich war eine Kriegerin geworden.
Und die würde ich für immer sein.
Ich hatte gemordet. Mit sechs Jahren hatte ich schon zwei Drachen auf dem Gewissen und ich konnte nicht einmal weinen. Ich wollte es nicht.
Auch wenn mein ganzes Leben lang Krieg war, das Töten war erst an diesem Tag etwas Normales für mich geworden.
Eine Kriegerin.
Ich schlug ins Wasser und mein Spiegelbild verschwand.
Eine Kriegerin.



Keuchend wachte ich auf. Ich hielt mir die Ohren zu, aber ständig schwirrte der Satz „Eine Kriegerin“ in meinem Kopf herum.
Seit diesem Tag war meine Mutter eine Gefangene. Mein Vater hatte solche Angst um sie, dass er ihr verbot in den Thronsaal zu gehen. Sie musste in den privaten Räumen bleiben.
Ich sah in den Himmel und bemerkte erst jetzt, dass Neumond war. Als ich in die Gassen hinunter sah, waren wie erwartet nur noch Trunkenbolde und dergleichen dort. Langsam stand ich auf. Dieser Traum hatte mich erschöpft. Schnell rief ich das Feuer und verwandelte mich. Ich hatte einen Auftrag zu erfüllen und so flog ich, durch meine schwarzen Schuppen, unsichtbar durch die Nacht und umrundete das Schloss aus sicherer Entfernung. Als ich den Thronsaal entdeckt hatte flog ich schnell an den Wachen vorbei und krachte im vollen Flug durch die großen Fenster.


2.
Im Schloss


Das Glas klirrte und die Scherben verteilten sich im Raum, während alle Blicke geschockt auf mir lagen. Ich liebte solche Auftritte. Da konnte man so gut seine Überlegenheit zeigen. Also stellte ich mich nun ordentlich hin und hob meinen Kopf, damit ich auf alle hinabschauen konnte. Als Drache war ich zwar nicht so groß wie die anderen, doch meine schwarzen Schuppen mit den mitternachtsblauen Augen hatten eine einschüchternde Wirkung. Die Wachen, die gerade auf mich zu rannten, zuckten unter meinem kalten Blick zusammen und blieben stehen.
Als ich den König sah, konnte ich mir ein Grinsen nicht mehr verkneifen. Er sah mich so entsetzt an, dass man nicht anders konnte als zu Lachen. Doch ich hatte mich unter Kontrolle und so verschwand mein Grinsen so schnell wie es gekommen war. Mein ruhiger Blick ruhte auf ihm und ich verwandelte mich zurück. So stand ich nun als kleine Gestalt vor ihnen. Es gab zwar keinen im Raum, der kleiner war als ich, doch sie griffen nicht an.
Langsam drehte ich mich ganz zum König um. Er konnte mich nicht erkennen, da die Kapuze mein Gesicht verdeckte. Ich ging einen Schritt auf ihn zu und seine Leibwächter senkten drohend die Speere, doch ich lächelte nur leicht und ging weiter auf ihn zu. „Ich bin nicht hier um zu kämpfen“, erklärte ich emotionslos. „Ich soll mit Euch reden.“ Der König brachte seine Gesichtzüge wieder unter Kontrolle und fragte: „Und über was sollst du mit mir reden?“
Ich lächelte und sah auf, so dass er unter meine Kapuze schauen konnte. „Über den Krieg“, sprach ich monoton. Der König schluckte, doch seine Augen waren nur forschend. „Rede weiter“, meinte er. Mein Lächeln wurde breiter: „Versteht mich nicht falsch. Mir ist der Krieg egal und ich liebe es zu kämpfen, doch der König gab mir den Auftrag mit Euch zu reden. Er meint dieser Kampf hat schon zu viele Opfer gefordert und er sollte beendet werden.“ Alle sahen mich erstaunt an. Langsam erwachte der König aus seiner Starre. „Der Hass zwischen unseren Völkern besteht schon zu lange. Man kann den Krieg nicht einfach beenden“, sprach der König. Ich sah ihm in die Augen und wartete bis auch das letzte Wort im Saal verklungen war. Dann meinte ich gelangweilt: „Vielleicht füttert der Krieg den Hass auch wie Holz das Feuer. Denkt über das Angebot nach. Ich werde morgen um diese Zeit wieder hier sein.“ Mit diesen Worten drehte ich mich um und lief auf das Fenster zu. Im Sprung verwandelte ich mich und flog über den Dächern der Stadt davon.

Als ich eine alte Scheune gefunden hatte machte ich es mir in ihr bequem und sah durch ein Loch auf den Sternenhimmel. Wird der Krieg bald vorbei sein? Was mach ich dann?
Noch während ich darüber nachdachte fielen mir die Augen zu und ich schlief ein.

„Meister, mach ich das so richtig?“, fragte ich aufgeregt und führte eine Reihe von Schlägen und Tritten aus, bevor ich ihn fragend ansah. Er nickte: „Ja, mein Kind. Du hast schon viel gelernt. Ich denke du kannst heute deine Prüfung ablegen.“ – „Wirklich?“, wollte ich aufgeregt wissen. Er nickte wieder. „Jaden“, rief er und ein junger Mann kam. „Ich möchte, dass du mit ihr kämpfst“, erklärte mein Meister. „Aber“, meinte dieser. „Sie ist doch noch ein Kind.“ – „Ich bin neun“, rief ich empört. „Ich bin kein Kind mehr.“
Jaden stimmte nach einer Weile zu und so kämpften wir. Ich wich seinen halbherzig ausgeführten Schlägen und Tritten mühelos. Da kam die Kriegerin in mir an die Oberfläche. „Willst du Soldat werden?“, fragte ich aufgebracht. Jaden nickte. „Wenn du so auf dem Schlachtfeld kämpfst, überlebst du nicht einen Kampf“, schrie ich ihn an. Er sah mich überrascht an und nun begann ich ihn zu schlagen und zu treten.
Er war so mit ausweichen beschäftigt, dass er nicht merkte, wie ich meinen Fuß hinter sein vorderes Bein stellte und als ich ihn mit einer Hand nach hinten stieß und meinen Fuß zu mir zog und seinen so nach vor riss fiel er auf den Rücken und so mich erstaunt an. „Ich sagte, doch, ich bin schon lange kein Kind mehr.“
„Sehr gut!“, lobte mich mein Meister. „Ich wusste du würdest es schaffen. Nun bist du eine wahre Kämpferin.“ Er überreichte mir einen Dolch. Ich sah auf die Waffe in meiner Hand und lächelte.



Die Sonne weckte mich und ich blinzelte in das helle Licht langsam stand ich auf und schüttelte mich. Bevor ich die Scheune verließ verwandelte ich mich zurück in einem Menschen und zog meinen Dolch aus dem Stiefel. Die matte, schwarze Klinge schluckte alles Licht, welches darauf fiel und der schwarze Griff war mit einem einzigen blauen Stein verziert, der funkelte und leuchtete. Als sich mein Magen meldete steckte ich den Dolch zurück und machte mich auf den Weg zu dem Markt, den ich gestern gesehen hatte.
Dort angekommen stieg mir der Geruch von frisch gebackenen Brötchen in die Nase und das Wasser lief mir im Mund zusammen. Ich hatte schon viel zu lange nichts mehr gegessen, doch ich wusste, ich durfte mich nicht satt essen. Genügsamkeit hatte ich schon lange trainiert und ich war eine Meisterin geworden. Also fragte ich den Bäcker mit einem freundlichen Lächeln wie viel ein Brötchen kosten würde. Es war ein knauseriger, alter Mann und mein Lächeln half nichts. „3 Taler“, war die knappe antwort. Ich nickte immer noch lächelnd und ging in die Mitte des Marktes, wo ich zu singen begann. Der Anfang war Geschichte. Denn Rest reimte ich mir schnell zusammen.

Die Brüder teilten das Land und trafen sich of.
Sie redeten viel und das Volk hat gehofft,
dass es immer so bliebe,
doch so war es nicht.
Nun herrschen die Kriege.
Schau in dein Gesicht.

Erinner’ dich wie’s früher war.
Vor langer, langer Zeit.
Als die Völker in Eintracht lebten.
Kennst du das Wort Einigkeit?

Vielleicht wird es wieder besser,
vielleicht wird alles gut.
Darum greife nicht gleich zum Messer
Und habe etwas Mut.
Habt euch noch nicht entschieden?
Wollt ihr denn nicht auch den Frieden?

Erinner’ dich wie’s früher war.
Vor langer, langer Zeit.
Als die Völker in Eintracht lebten.
Kennst du das Wort Einigkeit?

Das eine geht ohne das andre nicht.
Eine Rose blüht stolz und schön
und wenn der Wind ihre Blätter weiter trägt
wird sie am Abend schon wieder verblühen.
Ich wird sie irgendwann wieder sehen.

Erinner’ dich wie’s früher war.
Vor langer, langer Zeit.
Als die Völker in Eintracht lebten.
Kennst du das Wort Einigkeit?



Die meisten blieben stehen und hörten mir zu und ein paar drückten mir Münzen in die Hand. Nach dem Lied hatte ich mehr als genug Geld um mir ein Brötchen zu kaufen. So ging ich wieder zum Bäcker und bat ihm um eines. Es war noch warm und beruhigte meinen knurrenden Magen.
Als ich mich umdrehte sah ich eine Schar Jungen, die ein kleines Mädchen herumschubsten. Sie konnte sich gerade auf den Beinen halten doch dann fiel sie hin und die Jungen traten sie. Die anderen schienen es zu ignorieren, also ging ich aufs sie zu und sagte gefährlich ruhig: „Würdet ihr mir verraten was das soll?“ Ein Junge drehte sich zu mir um und schnauzte mich an: „Kann dir doch egal sein.“ Ich packte ihn am Kragen und hob ihn hoch. „Kann es. Ist es aber nicht und du brauchst gar nicht so frech zu reden.“ Mit diesen Worten ließ ich ihn auf den Boden fallen und wandte mich den andren zu: „Verschwindet.“ Meine Stimme war wieder monoton und sie suchten schnell das Weite. Ich half dem Mädchen auf und gab ihr mein Geld. „Hier ich brauch es nicht mehr“, sagte ich leicht lächelnd zu ihr. Sie sah mich aus großen Augen an und ich stand auf und drehte mich um.
Ich kam bei einem Stand mit Äpfeln vorbei. Sehnsüchtig sah ich auf einen besonders schönen. „Wollen Sie einen?“, fragte mich die Verkäuferin freundlich. „Ich hätte gerne einen, aber ich hab kein Geld mehr“, erklärte ich. Sie nahm den schönen Apfel, auf dem mein Blick die ganze Zeit lag und reichte ihn mir. „Ich hab gesehen wie sie der Kleinen geholfen haben. Ich konnte ihr nicht helfen, und bin dankbar, dass Sie es getan haben. Ich schenke ihnen den Apfel“, meinte sie freundlich. Ich dankte ihr und ging weiter. Hin und wieder biss ich vom Apfel ab. Bald würde es dunkel werden. Ich hatte den ganzen Tag verplempert, aber es war schön.

Als es dunkel wurde machte ich mich wieder auf zum Schloss und ich bemerkte, dass es mehr Wachen waren als gestern und musste grinsen. Dachten sie echt, sie könnten mich fangen? Meine Frage wurde von den erstaunten Gesichtern im Thronsaal beantwortet.
„Sollten mich die Wachen etwa aufhalten?“, fragte ich erheitert, als ich mich verwandelt hatte. Ihre Gesichter waren antwort genug und ich lachte leise. Doch dann wurde ich wieder ernst. „Habt Ihr darüber nachgedacht, was ich Euch gestern erzählte?“, wollte ich monoton wissen. Der König nickte und anscheinend fand er dadurch seine Sprache wieder. „Ich bin auch für den Frieden, aber wie wollen wir den Krieg einfach zu beenden? Ihr habt tausende von unseren Soldaten getötet“, meinte er. „Dann wäre es förderlich, wenn ihr keine Truppen mehr in unser Reich aussenden würdet“, sprach ich monoton. Der König sah mich erstaunt an. „Davon verstehe ich nichts. Mein Sohn befiehlt die Armee. Vielleicht solltest du mit ihm reden“, sprach der König und ich nickte.
„Holt Cole!“, rief der König und ein Dinner rannte los um kurz darauf mit einem jungen Mann wieder zu kommen.

Impressum

Texte: Das Titelbild ist von Google, doch die Personen, Orte und Handlungen sind Eigentum der Autorin (also von mir)
Tag der Veröffentlichung: 20.07.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme dieses Buch meiner Freundin Sabrina, die mich zwar für Verrückt hält (was ja auch stimmt) aber trotzdem immer zu mir hält.

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