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Opas Geburtstag




Emily –liebevoll auch Emmi genannt - saß wie immer unter ihrem Lieblingsbaum im Garten ihres Opas. Sie hielt eine Kirschblüte in der Hand und sang. Sie hatte eine so schöne und klare Stimme, dass sie jeden sofort zum Weinen bringen könnte. Emily hatte keine Eltern mehr. Sie starben bei einem Zugunfall als Emily gerade mal drei Jahre alt war. Es ist nicht leicht für sie gewesen doch es ist erstaunlich, wie gut sie alles gemeistert hat. Seit dem Unfall lebt sie bei ihrem Opa. Anfangs wollte sie immer wieder zu ihren Eltern, weil sie es nicht verstand doch mittlerweile will sie gar nicht mehr weg von ihrem Opa. Emily war nun schon 15 Jahre alt und ging in die zehnte Klasse einer Musikschule. Dort wurde neben den Hauptfächern natürlich viel Musik unterrichtet. Ihr Opa hatte sie dort hingeschickt, nach dem er gemerkt hatte, wie viel ihr die Musik bedeutete und wie sehr das Singen ihr den Schmerz und die Trauer nahm. Doch trotz der Musik und des Singens fühlte Emily sich sehr oft einsam und alleine. Ihr Opa versuchte alles um sie glücklich zu machen und sie war ihm auch äußerst dankbar dafür doch ihre Trauer konnte man nicht einfach wegwischen - leider.

Es war ein Sonntagmorgen. Emmi stand auf und zog sich ihr schönstes Sommerkleid an, denn ihr Opa wurde siebzig und das wurde groß gefeiert. Sie ging ins Bad machte sich aus ihren wunderschönen langen braunen Haaren eine Hochsteckfrisur und sprühte sich mit dem Parfum ein, dass ihr Opa ihr voriges Jahr zum Geburtstag geschenkt hatte.Dann lief sie runter und deckte liebevoll den Tisch. Währenddessen drehte sie das Radio leise auf und öffnete das Fenster. Herein kam eine warme Brise Sommerluft die durch ihre hochgesteckten Haare fuhr und einzelne Strähnen herausfallen ließen. 

 Von dem Kirschbaum holte sie die noch leicht rosanen Blüten und legte sie auf den Tisch. Als sie fertig war schlich sie leise auf Zehenspitzen ins Schlafzimmer ihres Opas, zog die Gardinen auf und öffnete zärtlich das Fenster. „Happy Birthday to you, happy Birthday to you, happy Birthday dear Opi, happy Birthday to you“, sang sie mit ihrer weichen Stimme. Ihrem Opa standen Tränen in den Augen. Er öffnete seine Arme und Emmi drückte ihn so fest sie konnte gab ihm einen Kuss auf die Wange und sagte: „Alles Gute Opi.“ „Danke mein Engel. Du bist echt ein wunderbares Geschenk und ich bin so froh dass du bei mir wohnst. Jeden Tag", entgegnete er ihr. Die beiden lagen sich noch lange Zeit in den Armen, bis ihr Opa Rolf aufstand um sich fertig zu machen. Ungefähr zehn Minuten später stand er in der Küche und staunte nicht schlecht als er den schönen gedeckten Tisch sah. 

Nachdem sie fertig mit dem Frühstück waren räumten sie ein wenig auf. Dann schnappten sie sich ihre Schuhe und machten einen Geburtstagsspaziergang. Das war eine Tradition. Sie liefen um das große Grundstück herum und als sie wieder beim Haus ankamen gab es für jeden eine Karamellpraline. Beide waren Karamellpralinensüchtig. Und bei so einem schönen und besonderem Anlass durfte das natürlich nicht fehlen ... Dann brach Emily die Stille und sagte: „Opi, Freust du dich schon auf deine Party?“ Rolf lachte und nickte, während er sich noch eine Praline in den Mund schob. „Ich freu mich schon Tante Marlis und Onkel Asmus wieder zusehen. Bestimmt ist Leon schon richtig groß geworden, seitdem wir ihn das letzte Mal gesehen hatten oder was denkst du Opa?“, fuhr sie fort. „Ja natürlich ich meine er ist jetzt ja auch schon zwei Jahre alt.“ Emily grinste nahm sich die letzte Praline und verschwand noch oben in ihr Zimmer. Plötzlich klingelte jemand an der Tür. So schnell, wie Emmi verschwunden war, so schnell war sie auch schon wieder da. Sie machte die Tür erst nur einen Spalt auf, lugte nach draußen und als sie sah wer es war machte sie die Tür weiter auf. 

  Ein “Hey“ erklang und Opa schaute um die Ecke. Er lächelte und verschwand dann in der Küche. Es war Henry der neue Nachbar. Er war ungefähr ein Jahr älter als Emily. Emmi guckte verlegen auf ihre Füße und sagte: „Mhh… Hey, was machst du hier?“ „Ich wollte deinem Opa gratulieren. Er hat doch heute Geburtstag, oder?“ Emmi nickte und ließ Henry in die Küche. „Herzlichen Glückwunsch Herr Rieschke“, sagte Henry freundlich. „Ach Henry, vielen Dank aber du darfst mich ruhig Rolf nennen.“ Emily stand im Türrahmen, guckte auf ihre nackten Füße und lächelte verlegen, als Henry sie anguckte. Dann wollte er auch schon wieder gehen. Als Henry schon fast das Grundstück verlassen hatte, riss Opa das Küchenfenster wieder auf und rief: „Halt Henry! Ich lade dich und deine Familie heute Abend zu meinem Geburtstag ein. Im alten Rathaus um sieben.“ „Klar gerne. Ich geb‘s weiter“, sagte Henry glücklich mit einem Nebenblick zu Emily. Dann ging er die Einfahrt runter und verschwand hinter der Hecke. Emmi drehte sich einmal um die eigene Achse und ließ ihr Kleid herumwirbeln. Dann ging sie wieder rein und holte den Apfelkuchen aus dem Ofen, den sie vor dem Frühstück rein geschoben hatte. Opa saß auf dem Küchenstuhl und lächelte sie an. „Weißt du, als Oma und ich uns kennen, lernten da ...“, weiter kam er nicht, denn Emmi unterbrach ihn: „Opa hör auf! Ich kenne Henry doch noch gar nicht …“ Opa lachte und ging dann aus der Küche raus. 'Das ändert sich schneller als du denkst', dachte er bei sich.

Als der Abend dann endlich kam und es Viertel vor sieben war, machten die beiden sich auf zum alten Rathaus. Henry war schon da und wartete sehnsüchtig auf Emily. „Hallo“, sagte er verlegen. Emmi lächelte ihn an und ging hinein. Alles war schon gedeckt und geschmückt mit Opas Lieblingsblumen –Kirschblüten. Sie schaute sich um und suchte sich einen Platz am Fenster. Nach ungefähr zehn Minuten, als alle Platz genommen hatten stand Opa auf und hielt eine Rede. Sie war schön und auch etwas emotional, dass ein paar ältere Herrschaften ihr Taschentuch zückten. Dann eröffnete er die Tanzfläche und das Buffet. Eine große Schar stürzte sich auf die köstlichen Leckereien. Emmi blieb sitzen und wartete, bis das Gedränge aufhörte.Plötzlich fühlte sie eine große und weiche Hand auf ihrer Schulter.Vorsichtig drehte sie sich um und sah Lukas hinter sich. Er war der Bruder von Henry und ein Jahr jünger als Emily. Lukas räusperte sich guckte an die Decke und dann direkt in Emilys Augen. ‚Hübsch ist er ja', dachte sie und schaute zu Henry, der am Buffet stand und Lukas mit bösem Blick ansah. „Emily? Darf ich dich zum Tanzen auffordern?“, ertönte es aus Lukas Mund. Sie nickte stumm stand auf und ließ sich von Lukas zur Tanzfläche führen.

Sie war erstaunt, wie gut er tanzen konnte. Emmi trat ihm ab und zu auf die Füße doch das nahm er mit Humor. Als der Tanz zu Ende war auch das Gedränge am Buffet weniger geworden und die beiden hauten richtig rein. Nach dem Sie fertig mit dem Essen waren, waren sie so voll, dass es ihnen schlecht wurde. Lukas und Emily beschlossen kurz frische Luft zu schnappen und nach draußen auf den Balkon zu gehen. Sie schwiegen sich an und schauten in den wunderschönen Sternenhimmel. Dann sagte Lukas: „Entschuldigst du mich einen Moment?“ „Natürlich“, sagte Emmi.Also ging er rein und ließ Emily alleine draußen unter dem mit Sternen übersäten Himmel. Es war traumhaft.

Dann plötzlich stand jemand neben ihr. Sie dachte es wäre Lukas doch beim zweiten Blick erkannte sie es sehr gut – es war Henry, der sich leise an sie ran geschlichen hatte. Sie lächelte ihn an und sagte: „Hey, schön, dass du auch kommen konntest.“ „Ja …“, sagte Henry verträumt und guckte in den Himmel. „Du, ich gehe bald auf die Musikschule“, fuhr er fort. Emily hustete und guckte ihn verdutzt an. „Oh das ist … das ist doch toll, oder? Und was hast du an Musikalität zu bieten?“, sagte Emmi mit einem Lächeln auf den Lippen. „Ja und ich bin dann in der gleichen Klasse wie du … Ich spiele Geige. Und dann wollte ich dich noch fragen ob, ob …“, er fing an zu stottern und kam ganz kleine Schritte näher, bis er ihre Fingerspitzen berührte. Sie zuckte, zog ihre Hand weg und ging wieder rein, wo einige schon sehr müde aussahen.Henry stand ganz alleine draußen und rief ganz laut: „Mist.“ Dann ging er auch rein und kam ganz vorsichtig auf Emily zu er nahm allen Mut und fragte:„Wollen wir tanzen?“ „Klar, warum nicht?! Komm!“, antwortete sie ganz offen. Sie fingen an zu tanzen und da war der erste Moment für Emmi, wo sie sich so geborgen gefühlt hat, wie bei ihrem Opa. ‚Er ist ja mega süß‘, dachte sie und drückte ihre Wange noch fester an seine Schulter. Als der Tanz beendet war, flüsterte Henry Emily etwas ins Ohr: Morgen nach der Schule im Wald, abgemacht? Dann drückte er ihr zum Abschied noch einen Kuss auf die Wange und verschwand. Sie war wie verzaubert.

Henry





Am nächsten Morgen stand sie früher auf als gewohnt und holte ihr Tagebuch raus. Dann setzte sie sich an ihren Schreibtisch und fing an zu schreiben. Sie schrieb, was alles passiert war und das sie Henry sehr gerne mochte. Danach schaute sie aus dem Fenster. Es war sechs Uhr morgens und die Sonne ging auf. Es sah wunderschön aus - wie Magie.Nach ihrer Traumminute schrieb sie weiter: ‚Ich mag Henry. Sogar sehr gerne … Doch ich hab Angst mich zu verlieben.‘

Dann kam sie wieder zurück in die Realität und machte sich für die Schule fertig. Als sie gerade ihr Pausenbrot einpackte, klingelte es an der Tür. „Opa? Erwartest du jemanden?“, rief Emily nach oben. „Nein …Guck doch nach wer es ist!“ Sie ging zur Tür und öffnete sie. „Hallo Emily. Ich wollte dich abholen. Ich dachte vielleicht können wir zusammen zur Schule laufen.“ Es war niemand anderes als Henry. „Ja klar. Warte ich hole eben meine Tasche.“ Sie schnappte ihre Tasche vom Küchentisch, rief noch ein kurzes „Bis dann Opa“ nach oben und zog die Haustür hinter sich zu. Als die beiden auf der Straße ankamen, ergriff Henry das Wort: „Das war gestern Abend sehr schön mit dir“, verlegen lächelte er sie an. „Oh ja. Das fand ich auch. Du bist ein sehr guter Tänzer aber das weißt du ja sicherlich“, sie lachte und sprang über eine kleine Pfütze. Henry lachte auch und sagte: „Nein das hat mir noch nie jemand gesagt. Aber danke.“

Beide schwiegen sich an, bis sie durch den Wald liefen und es aus Emmi herausplatzte: „Warum soll ich denn eigentlich heute nach der Schule hierher in den Wald kommen?“ „Ich wollte dir etwas sagen“, antwortete Henry, „aber ich kann es dir eigentlich auch jetzt schon sagen. Also: Ich habe dich in der letzten Zeit beobachtet und ich wollte dir sagen …Mhh… das Ich, das, ja genau. Ich wollte dir sagen, dass du sehr schön singen kannst.“ Emily guckte ihn verwundert an.„Danke aber ich weiß genau, dass es nicht das ist, was du mir eigentlich sagen wolltest.“ „Doch, doch, das wollte ich dir sagen“, sagte er aufgebracht und ging etwas schneller. Dann blieb er stehen guckte auf seine Uhr und sagte: „Shit, komm Emily!“, erstreckte seine Hand aus, „die erste Stunde fängt in fünf Minuten an.“ Sie griff nach seiner Hand. Emily merkte wieder dieses Gefühl der Geborgenheit, das sie am Vorabend schon beim Tanzen erspürt hatte.

Im selben Augenblick rannten sie durch den Wald. Hand in Hand.Lachten, weil die Sonne ihnen an der Nasenspitze kitzelt und sprangen über Wurzeln. Zum Glück kamen sie noch pünktlich zur ersten Stunde.Alle tuschelten als Emily und Henry Hand in Hand keuchend ins Klassenzimmer gestürmt kamen. „Aha … und du bist dann also … der Neue?“, sagte die doofe Klassenziege ­Shenaja. „Ja das bin ich und mein Name ist Henry“, sagte er ganz selbstbewusst. Dann guckteShenaja auf die sich festhaltenden Hände und sagte schnippisch zu Emily: „Na, hast du ihn dir gleich geangelt, bevor er von meiner Wenigkeit verführt wird?“ Emmi war so empört, dass sie gar nichts aus sich raus bekam. Doch Henry war mutig: „Lass sie in Ruhe! Sie hat dir nichts getan. Und wenn du es genau wissen, willst dann hab ICH sie an die Hand genommen. Nicht nur weil sie gut aussieht, sondern weil sie nett ist und jetzt lass sie in Ruhe und nimm dir besser ein Beispiel an ihr!“ Nach der Ansage war Shenaja eingeschnappt. Henry guckte Emily an und sagte: „Ich mag dich echt gerne!“

Nach der Schule fragte Emily Henry, ob sie wieder zusammen zurücklaufen wollen. Sie war sehr erleichtert, als er erfreut ja sagte.Als sie dann wieder im Wald ankamen, blieb Emily stehen, um Luft zu holen. „Du Henry“, sie guckte ihm tief in die braunen Augen, „Danke noch mal für heute Morgen. Du warst echt mein Retter.“ Henrys Wangen fingen an sich zu röten und er sagte darauf: „Weißt du, ich mach so was nicht jeden Tag, und wenn ich‘s tue, dann auch nur bei Leuten, die ich wirklich mag.“ Er zwinkerte sie an und beide liefen langsam über den Trampelpfad. „Und meintest du das ernst mit dem was du zu Shenaja gesagt hast?“, fuhr sie das Gespräch fort. „Meinst du das mit dem, dass du ihr nichts getan hast und so?“, fragte er neugierig, obwohl er genau wusste, was sie meint. „Nein …“, sagte sie zögernd, „ich meinte das mit dem Herz und so, also das Ich ein Herz hab und das sie kein Herz hat und so und das du mich magst.“ Henry blieb ruckartig stehen und sagte beleidigt: „Glaubst du mir etwa nicht das Ich dich, mag oder was?“ Henry lief weiter. „Warte Henry. So meinte ich das doch gar nicht, “ rief sie ihm traurig hinterher, „du hast mich falsch verstanden.“ Henry tat so als hätte er sie nicht gehört und lief unverschämterweise weiter.

Liebes Tagebuch...




Nach der Schule:

… ‚Warum ist Henry so? Was habe ich ihm getan? Es war doch gestern Abend und heut in der Schule so schön mit ihm. Er hat mich ohne Berührungsängste an die Hand genommen und hat mit mir gelacht, ist mit mir gerannt und er hat mir Komplimente gemacht. Henry hat mich vor der blödesten Ziege der Schule beschützt und verteidigt er hat gesagt, dass er mich mag und er hat mich auf die Wange geküsst. Aber jetzt? Seitdem ich ihn gefragt hab, ob er das ernst meint, dass er mich mag, ist er eingeschnappt. Vielleicht hab ich mir zu viele Hoffnungen gemacht. Aber würde er so liebevoll mit mir umgehen, wenn er mich nur als ‚Kumpel‘ haben will? Wenn ich genau überlege, ist er so ein Dickkopf wie ich … doch, das schließt das eine nicht vom anderen aus, dass er das alles nur tut, weil ich nett bin und er mich nur ausnutzt um zum Beispiel vor Shenaja Eindruck zu machen… Aber dann hätte er mich vor ihr heute Morgen nicht verteidigt. Ach ich weiß auch nicht … Mal sehen, wie es morgen wird und ob er mich wieder abholt.‘

Währenddessen bei Henry:


… ‚ Ich wollte sie doch gar nicht so blöd anmachen. Das war mal wieder einer meiner großen Fehler. Und dabei will ich ihr doch nur sagen, dass ich sie liebe und dass ich gerne mit ihr zusammen sein würde. Doch ich bin halt nicht so geübt da drin und eigentlich wäre es ja alles total leicht aber ich, ich hab Angst … Ja ein Junge hat auch Gefühle. Ich gehe morgen wieder zu ihr, um sie abzuholen und frage sie dann auf dem Weg im Wald das wäre doch romantisch. Oder soll ich sie doch lieber nach der Schule zu einem Picknick einladen? Das wäre ziemlich romantisch. Dann spiele ich auf der Geige ein Liebesstück … Nein, nein, nein … Das ist viel zu kitschig und außerdem fang ich dann mittendrin voll an zu lachen und dann würde sie abhauen. Das geht nicht. Ach scheiße … Ich weiß nicht was ich machen soll. Es ist ganz einfach! Ich hole sie morgen früh ab und gestehe ihr meine Liebe auf dem Weg zur Schule. Ja so mache Ichs. Nein ... Ach Mist ... Wahrscheinlich mag sie mich nach dieser Aktion heute im Wald gar nicht mehr. Aber wie kann ich mir da so sicher sein, dass sie mich vor überhaupt mochte?Wahrscheinlich werde ich jetzt auch so ein eingebildeter Schnösel, der vor Schönheit nur so strotzt. Ein Gedankenblitz. Ich frage sie morgen, ob sie mit mir ins Kino geht und so kann ich es langsam angehen lassen.

Der erste Kuss




Der nächste Morgen kam und Henry war schon aufgeregt als er aufwachte weil er an Emily dachte. Er machte sich fertig. Unten angekommen hielt ihn seine Mutter auf. "Henry!", rief sie, "warte eben! Kannst du vor der Schule bitte bei Herrn Rieschke vorgehen und ihm das hier geben?" Sie drückte ihm einen Brief in die Hand. "Was ist das?", fragte Henry irritiert. „Eine kleiner Gruß und ein Dankeschön, wegen vorgestern Abend das er uns eingeladen hat. „Ach so, ja klar bring ich vorbei. Tschüss dann!“ Er ging zur Tür raus und verschwand.

Circa fünf Minuten später klingelte es bei Emily an der Haustür. „Ja! Ein Glück!“, sagte sie laut. Rolf guckte sie nur kopfschüttelnd an und dachte: ‚Teenies…‘ Emmi rannte zur Tür. „Hallo Henry, “ sagte sie mit strahlendem Lächeln. Man sah wie erleichtert er war als sie ihn voller Freude begrüßte. „Wir können so los! Ich hab schon auf dich gewartet“, sagte sie und ging die Steinstufen vor der Haustür elegant runter. „Nein, einen Moment noch“ wandte Henry ein und zog den Brief aus seiner Jackentasche, „Hier, Herr Rie… ähh Rolf. Ist von meiner Mutter.“ Rolf bedankte sich, lächelte und nahm den Brief entgegen.

Dann machten die beiden sich auf zur Schule. „Danke, dass du mich wieder abgeholt hast, “ sagte Emily. Ihre Verlegenheit hatte in der Gegenwart von Henry aufgehört. „Bitteschön. Wenn du nichts dagegen hast, dann können wir das ab jetzt immer so machen.“ „Klar gerne ich würde mich freuen. Dann muss ich nicht mehr alleine durch den Wald laufen.“ Henry freute sich das ihr der Vorschlag so gut gefiel. Er ­startete einen neuen Versuch ihre Hand zu berühren. Ganz vorsichtig rückte er während dem laufen an Emmi heran. Obwohl er versuchte so unauffällig wie möglich zu sein merkte Emily sein Vorhaben. Sie lächelte ihn an und guckte dann in die entgegengesetzte Richtung.Henry nutze die Situation aus und griff ganz sanft nach ihrer Hand.Diesmal zog sie nicht weg, sondern nahm seine Hand ‚entgegen‘. Dann guckte sie ihn liebevoll an und sagte: „Du Henry, ich wollte dir sagen …“ weiter kam sie nicht denn Henry unterbrach sie. „Warte jetzt will ich dich endlich was fragen: Möchtest du mit mir … Möchtest du mit mir heute Abend ins Kino gehen?“ Sie guckte ein bisschen verdutzt aber stimmte dann der Anfrage mit einem Nicken zu.

Sie liefen wieder Händchen haltend durch den Wald. ‚Wie in einem Märchen‘, dachte Emily. Plötzlich blieb Henry stehen. „Was hast du denn?“, fragte Emily irritiert. „Guck mal da! Ein Rehkitz“, flüsterte er ganz leise. Henry legte seine Hand von hinten um ihre Hüften und drehte sie in eine Position, damit sie das Kitz auch sehen konnte. Er war ungefähr einen Kopf größer als Emmi. Sie lächelte. Dann kullerte ihr eine Träne an der Wange runter. Schnell wischte sie sie mit ihrem Handrücken weg. Auf diese eine Träne folgten mehrere. Henry merkte, dass mit ihr etwas nicht stimmte, und drehte sie zu sich um. Sie weinte, das sah er doch er wusste nicht, was er tun sollte. Aus seiner Verzweiflung nahm er sie einfach in den Arm und drückte sie fest aber vorsichtig an seinen Oberkörper.

Sie schluchzte aber merkte auch das Henry nicht wusste, was er tun sollte. „Emmi, was hast du denn?“, fragte er ratlos. „Ich …Ich bin so froh, dass du da bist“, kam aus Emily heraus. Sie guckte zu ihm hoch und näherte sich seinen Lippen er kam ihr entgegen und dann waren sie auf Wolke sieben. Nach diesem wunderschönen Kuss ergriff Henry als Erstes das Wort: „Das, wollte ich dir eigentlich schon die ganze Zeit sagen. Emily ich liebe dich!“ Wieder kullerten ihr einige Tränen die Wange runter, die diesmal Henry für sie wegwischte. Dann guckte sie ihm wieder in die wunderschönen funkelnden braunen Augen und dachte ausnahmsweise an gar nichts. „Komm!“, sagte Henry nahm sie an die Hand und sie gingen langsam weiter. Emmi nahm seine Hand, wo er seine Uhr dran hatte. „Wir müssen uns beeilen … Wir sind schon wieder spät dran.“ „Ach komm!“, Henry kniff sie in die Seite, „dann kommen wir halt zu spät … Wir haben in der ersten Stunde doch eh Kunst.“ Emily lachte: „ICH mag Kunst.“ Sie drückte ihm noch einen Kuss auf die Wange und rannte weiter.

Wie romantisch.




„Aua“, erklang es plötzlich. Emmi lag auf dem Boden und rieb sich den Fuß. Henry kam angerannt und kniete sich neben sie und fragte bestürzt „Was ist den passiert?“ „Scheiße, mein Fuß, aua Henry hilf mir!“ Wieder fing sie an zu weinen. Dann sackte sie in sich zusammen.Nun war Henry ganz alleine mit einem zusammengebrochenen Mädchen im Wald. Er schaute sich um und rief laut: „HILFE! WIR BRAUCHEN EINEN ARZT! SCHNELL!“ Doch es war weit und breit keiner zu sehen. Er hatte zwei Möglichkeiten entweder er lässt er sie liegen und holt Hilfe oder er trägt sie bis nach Hause. Er entschied sich für die zweite Variante. Liebevoll nahm er sie auf den Arm und trug sie aus dem Wald hinaus, über die Straße die Einfahrt hinauf bis zur Haustür von FamilieRieschke. Henry lief der Schweiß am Kopf runter. Mit letzter Kraft klingelte er. Rolf machte zum Glück gleich auf. „Ach du meine Güte Henry. Was ist mit Emily passiert?“ „Sie ... hehhhh... ist ...hehh“, vor lauter Keuchen bekam er kein Wort raus. „Ach Junge, du bist ja ganz außer Atem. Komm rein und leg Emily aufs Sofa!“

Rolf schenkte Henry währenddessen ein Glas Wasser ein. Als er ins Wohnzimmer zurückkam, kniete Henry neben dem Sofa, wo Emily drauflag. Er hielt ihre Hand und starte auf ihre Augen. Rolf stellte das Wasser ab und kniete sich neben Henry. Als Henry wieder zu Kräften kam, erzählte er alles, was passiert war. Auch das Sie sich geküsst hatten und er sie liebt. Rolf hörte aufmerksam zu ohne ihn zu unterbrechen. Er lachte noch nicht mal. Als Henry fertig war, klopfte Rolf ihm auf den Rücken und sagte: „Danke!“ Verdutzt guckte Henry ihn an. „Das ist doch selbstverständlich. Ich meine ...“ in dem Moment wachte Emily auf. „O-Oo-Opa. I-Ich bin ge-gefa-llen...“ „Ich weiß mein Schatz. Aber jetzt musst du dich erst mal ausruhen und ich guck mir deinen Fuß an.“ Rolf ging hinaus.

Emily drehte ihren Kopf langsam zu Henry, der immer noch ihre Hand hielt. „Henry ich bin so froh, dass du da bist. Vorhin im Wald da ... Ich habe dir gar nicht gesagt, dass ich dich auch liebe.“ Dann schloss sie ihre Augen wieder.Rolf kam mit einem Erste-Hilfe-Koffer wieder. Er holte einen Verband und Creme raus. Rolf tastete Emmis Füße ab um sicher zugehen, dass bei ihr nichts gebrochen ist. Henry guckte interessiert zu, wie Rolf mit dem Verband hantierte. „Möchtest du mal Arzt werden?“, fragte Rolf. „Nein, nein. Ich möchte in einem Orchester spielen“, sagte Henry schon voller Vorfreude, „mit meiner Geige.“ Henry guckte wieder zu Emily und streichelte mit seiner anderen Hand über den Kopf. Rolf beobachtet, wie liebevoll Henry mit Emily umging. Er lächelte ihn an sagte: „Ich lass euch dann mal alleine“, er zwinkerte und verließ das Zimmer. „Emmi? Geht es dir schon etwas besser?“, fragte Henry immer noch etwas besorgt. Sie drehte ihren Kopf wieder in seine Richtung schlug die Augen auf und strich ihm mit ihrer Hand über die Wange. „Weißt du Henry, so gut wie jetzt, ging es mir seit dem Tod meiner Eltern nicht mehr. Und das habe ich dir zu verdanken.“Henry beugte sich zu ihr runter und gab ihr einen Kuss. „Ich bin auch glücklich und so was von dankbar, dass ich dir über den Weg gelaufen bin. Weißt du ... Ich hatte noch nie eine Freundin und ...“, er schwieg.„Sprich weiter Henry!“ „... und jetzt weiß ich endlich wie es ist sagen zu können: Ja das ist MEINE Freundin“, stolz lächelte er sie an. Emily wusste nicht genau was Henry damit sagen wollte und das merkte er dieses Mal zum Glück früh genug. „Aber bitte versteh mich jetzt nicht falsch! Ich meine das nicht so, dass ich nur mit dir zusammen bin, damit ich sagen das ist MEINE Freundin ...“ Emmi unterbrach ihn lächelnd wandte sie ein: „Halt Stopp!Offiziell sind wir doch noch gar nicht zusammen, oder?“ Henry grinste.Er wusste genau, auf was sie hinaus wollte. „Okay, wenn du meinst.“Er kniete sich wieder vor sie und nahm ihre Hand. „Willst du mit mir zusammen sein Emily Rieschke?“ Sie lachte und antwortete: „Ja, ich will Henry Peters dann küssten sie sich. 'Es ist ja schon fast wie bei einer Trauung', dachte Henry, 'Na ja eigentlich nur viel schöner ...!' Mal wieder guckte er auf seine Uhr. „Boa so spät schon?! Du ich mussschleunigst nach Hause. Meine Mutter weiß ja von gar nichts. Ich liebe dich.“ Henry stand auf und warf ihr an der Tür noch einen fliegenden Kuss zu. „Ich dich auch“, rief Emily. Und dann verschwand er im Flur.

Eine schöne Zeit




Am nächsten Tag konnte Emily zwar noch nicht wieder laufen aber sie ging trotzdem zur Schule. Wie abgemacht stand Henry am morgen wieder vor der Tür. Rolf öffnete und sagte: „Oh Henry. Das hatte ich ja ganz vergessen ich wollte eigentlich noch anrufen. Ich fahre Emmi heute in die Schule. Aber wenn du möchtest, kann ich dich auch gerne mitnehmen.“„Ja gerne. Aber nur, wenn ich ihnen ähh 'tschuldigung... dir keine Umstände mache“, entgegnete Henry höflich. Rolf lachte und bat ihn rein. Emily saß in der Küche und schlürfte an ihren Kakao. „Hallo Henry!“, sagte sie glücklich mit einem Kakaobart. Er lachte und zeigte auf ihren Mund: „Du hast du was!“ „Oh..“, sie kicherte und wischte es schnell weg.

„Emmi? Henry? Seid ihr fertig?“, rief Rolf aus dem Keller hoch. Die beiden guckten sich an und nickten. „Ja, wir können los.“ Henry stand auf und stützte sie behutsam bis nach unten in den Keller. Sie stiegen ins Auto und fuhren zur Schule. Emily und Henry saßen ganz eng und verliebt auf der Rückbank. Nach der Schule holte Rolf die beiden auch wieder ab. Henry wurde vor seiner Haustür abgesetzt. Er bedankte sich, gab Emily noch einen Kuss auf die Wange und stapfte dann zur Haustür. Bevor er rein ging, winkte er noch einmal. Der alte VW-Käfer ratterte die Straße runter bis zu dem Haus von Opa. „Hast du viel auf?“, fragte er sie als er ihr half aus dem Auto zu kommen. „Es geht.Aber ich setze mich gleich ran“ antwortete sie. „Hast du denn gar keinen Hunger?“, fragte er verwundert. „Ne irgendwie nicht aber danke Opi.“ Sie krabbelte die Treppe die hoch und kam mit letzter Kraft in ihrem Zimmer an. Sie legte sich auf ihr Bett und schloss ihre Augen.Nach einiger zeit kramte sie ihr Tagebuch wieder hervor und machte einen neuen Eintrag: 'Henry ist so lieb zu mir. Seid gestern sind wir zusammen aber es kommt mir so vor als wären es zwei Jahre. So liebenswürdig, wie er mit mir umgeht.' Emmi träumte mal wieder und starte auf ihr Kopfkissen.

Nach drei Tagen, es war Freitag konnte Emmi wieder supergut laufen und ging wieder mit Henry zusammen zur Schule. Die beiden waren zusammen so glücklich. An einem Tag machten sie zusammen einen Spaziergang und an dem anderen Tag machten sie ein Picknick, sie gingen zusammen Inliner fahren, gingen ins Kino, an heißen Tagen auch mal schwimmen, Eis essen oder am Wochenende waren einmal im Kletterwald. Henry und Emmi hatten keine Langeweile zusammen. Sie nutzten jede freie Minuten um etwas zu unternehmen. Nun waren sie mittlerweile schon zwei Monate zusammen und es gab keinen Tag, wo sie nichts voneinander hörten. Eben ein Traumpaar. In der Schule halfen sie sich gegenseitig immer und die Noten verbesserten sich.Viele beneideten die beiden, wie gut sie miteinander klarkamen. Auch Rolf war froh, dass Emmi wieder so glücklich war.

Die Weihnachtszeit rückte näher und die Weihnachtsmärkte öffneten sich. Emily zehrte Henry mit auf den Weihnachtsmarkt um Geschenke zu kaufen. Unglücklicherweise war Shenaja genau zur selben Zeit am selben Ort. Emily und Henry schlenderten nichts ahnend über den Weihnachtsmarkt. Da kam auch schon Shenaja mit ihren Mädels angelaufen: „Na ihr auch hier?!“ „Ja ... scheint so ...“, ergriff Henry das Wort. Er nickte Shenaja zu, zog Emmi einfach weiter und ließ Shenajazurück. Die beiden rannten hinter die nächste Bude und krümmten sich vor Lachen. „Das war lustig“, sagte Emily ganz außer puste von vielen Lachen.

„Henry warum bist du plötzlich so still?“, fragte Emily verwundert. „Emmi ich muss dir was sagen...“, sagte Henry ganz ernst. „Also: Wir wollten Weihnachten eigentlich ja eigentlich zusammen feiern, stimmt's?“ Sie gingen ganz langsam weiter. „Ja und wo ist das Problem?“, fragte Emily ahnungslos. „Wir ziehen um“, sagte Henry langsam. „WAS???? SAG BITTE DAS DAS EIN SCHERZ IST!!!!!!“, sagte Emily so laut das einige Leute sich zu ihr umdrehten. „ Ich kann da auch nichts für...“, meinte Henry. Er war nicht sehr überrascht von ihrer Reaktion. „Und was wird aus uns?“, fragte Emily empört. „Emily, ich werde versuchen dich so oft zu sehen wie es geht und dir immer Briefe schreiben“, sagte Henry aufmunternd. „Aber ich möchte das du bei mir bleibst. Warum muss das denn jetzt schon alles vorbei sein?“, sagte Emmi enttäuscht. „HALLO?! Das mit uns nicht vorbei. Dann führen wir halt eine Fernbeziehung. Außerdem habe ich doch mein Moped zum Geburtstag bekommen. Und wenn es mir dann in der Großstadt zu doof wird fahre ich zu dir.“ Er grinste sie an aber bekam nicht die Reaktion die er erhofft hatte. „Henry ich liebe dich. Aber ich glaube nicht dass das so läuft wie du es dir vorstellst. Warum müsst ihr denn überhaupt weg?“, man hörte ein leises schluchzen in ihrer Stimme. „Mein Vater wurde versetzt. Und jetzt muss die ganze Familie mit.“ „Und du siehst das alles so cool?! Es scheint so, als würde es dich gar nicht stören“, sagte Emily nun etwas gereizt. Sie musste mit den Tränen kämpfen. „Man was soll das denn jetzt?“, fragte Henry verwundert, „denkst du ich hab mich gefreut, als ich das mitbekommen habe? Sogar meine Mutter hat protestiert, weil sie nicht weg wollte und die geht sonst überall mit hin.“ Emmi ging mit Absicht etwas schneller. „Na, wenn du meinst, dann viel Spaß in deiner Großstadt. Vielleicht findest du da ja 'ne Neue“, sagte Emmi schnippisch und zischte ab.

Die Gedanken der beiden...




Henry: Man ey ... Was soll denn das von Emmi? Sie schnappt doch voll über. Ich liebe sie und das weiß sie auch ganz genau. Aber das sie immer gleich so zickig werden muss. Ich kann ja verstehen das Sie jetzt traurig ist aber dann muss man doch nicht gleich so überschnappen und einfach abhauen. Wir sind jetzt schon fast vier Monate zusammen und hatten bisher noch nie einen großen Streit, außer irgendwelche kleinen Auseinandersetzungen. Doch wenn unsere Beziehung jetzt an diesem blöden Umzug scheitern sollte, ist das alles Papas Schuld. Schließlich müssen wir wegen ihm umziehen. Doch einfach zu sagen: „Vielleicht findest du da ja 'ne Neue.“ Ist unfair von ihr. Ich geh jetzt erst mal nach Hause und guck, wie es morgen ist ...Wie ich sie kenne, guckt sie mich morgen in der Schule nicht mal an.Boa und das alles nur wegen dem Umzug. Ich weiß noch, als wir zusammengekommen sind. Es war so schön und wir hatten so viel Spaß. Und das jetzt alles Aufgeben nur, weil sie keine Fernbeziehung führen will? Ich meine anders geht es ja gar nicht außer das Wir Schluss machen. Aber ob das die bessere Lösung ist?! Am besten geh ich gleich noch mal zu ihr und rede mit ihr ... Aber nachher lässt sie mich gar nicht mehr rein. Das tut mir doch auch so leid. Wenn es eine Lösung gebe, das ich hier bleiben kann, dann hätte ich die doch schon lange aufgegriffen. Mal sehen wie's jetzt weiter geht... Aber ... Na gut ...


Emily: Er ist so ungerecht ... Das alles, was wir uns aufgebaut haben einfach hinzuwerfen und zu verschwinden, ist so was von ... von ... ungerecht und fies. Er liebt mich bestimmt gar nicht. Und hat das, was wir in den letzten 4 Monaten erlebt haben nur gespielt. Morgen werd' ich ihm meine Meinung sagen. Und ihm klarmachen, dass ich auch ohne ihn leben kann. Aber kann ich das denn wirklich? Shenaja wird mich auslachen, wenn ich morgen vor Henry in Tränen ausbreche. Nein! Ich bleibe stark. Dieser Blödmann kann mir nichts anhaben. Och man ... Ich schaff das nicht in der Schule. Meine Gedanken spielen dann verrückt und ich fange an zu weinen. Das tut so weh. Ich will nicht das Henry wegzieht. Ich brauche ihn doch ... Wenn ich ehrlich bin, sogar mehr als es mir lieb ist. Aber wenn ich vor ihm weich werde, dann denkt er es ist wieder alles gut. Fernbeziehung ... Wenn man so was im Fernsehen sieht, dann zerbricht das nach einer Woche sofort. Ach Emmy. Das kann man nicht vergleichen. So steht das doch im Drehbuch und die Schauspieler müssen das dann befolgen. Ob Henry unsere Beziehung überhaupt ernst nimmt? Ja ich denke schon ... Meine Wut im Bauch wird irgendwie größer habe ich das Gefühl ... Am besten schreib ich mir auf, was ich ihm Morgen sagen will und lerne es auswendig. Nein das würde richtig doof kommen ... Oder?

Zweite große Pause




Am nächsten Morgen liefen die beiden nicht zusammen zur Schule. Henry konnte sich nicht überwinden zu ihr zu gehen und sie abzuholen. Emmi hingegen hatte heimlich gehofft, dass er kommt. Doch schon nach fünf Minuten hatte sie es aufgegeben und ist alleine los marschiert. In der Schule fiel ihr es sehr schwer ihn nicht anzugucken. Henry hingegen guckte sie pausenlos an und hoffte, dass ihre Blicke sich kreuzten. Erst in der zweiten großen Pause erwischte er sie alleine. „Emily. Was soll das? Willst du mich jetzt aus deinem Leben ausschließen?“ Selbst da guckte sie ihn nicht an. Henry verlor die Geduld. Er drehte ihr Gesicht in seine Richtung, damit sie ihn angucken musste.

Henry sah, dass ihre Augen glasig waren, und ließ sie los. Ein schlechtes Gewissen überkam ihn und er ging einen Schritt zurück. Sie ergriff das Wort, während sie auf den Boden starrte: „ Henry. Ich habe gestern viel nachgedacht und ich ... ich war mir nicht sicher, ob du mich wirklich noch liebst.“ Er guckte ihr blitzschnell und mit bösem Blick in die Augen: „ Was soll das denn heißen? Meinst du das, ist meine Schuld, dass wir umziehen? Meinst du ich, will das? Du bist das Beste in meinem Leben. Ich liebe dich über alles. Aber wenn du so von mir denkst, dann ist es wohl besser, wenn wir das Ganze hier beenden!“„Nein Henry. So meinte ich das gar nicht!“, sagte Emmi erschrocken.„Und wie dann?“, fragte Henry verletzt. „Ich liebe dich auch über alles und will dich wegen diesem blöden Umzug auch nicht verlieren ... Aber es kam mir gestern einfach so vor als wäre dir das völlig egal.“ Henry kam wieder einen Schritt näher. „Nein. Mir ist das nicht egal.“ Er legte seine Hände vorsichtig um ihre Hüfte und zog sie zu sich. „Bitte wirf das jetzt nicht alles weg. Ich werde versuchen dich so oft zu besuchen, wie es geht. Und ich habe eine ganz große Bitte an dich: vergiss mich nicht!“ Sie legte ihren Kopf auf seine Brust und umarmte ihn. „Henry! Ich werde dich nie vergessen. Und auch nicht die Zeit, die wir zusammen verbringen durften. Es tut mir leid, wenn ich so überreagiert habe ... Aber es ist einfach so was von scheiße, wenn du wegziehst. Was soll ich denn ohne dich machen?“ Henry hielt sie fest im Arm und flüsterte: „Du bist nicht ohne mich. Ich bin bei dir.“ 

Er drückte ihr etwas Kaltes in die Hand. Dann löste er sich von ihr und gab ihr einen Kuss. Emmi öffnete die Hand und sah einen kleinen Edelstein an einer Silberkette funkeln. Ihr stiegen Tränen in die Augen. Henry lächelte sie an. „Dankeschön!“, sagte sie schluchzend und fiel ihm um den Hals. Dann war die Pause auch schon herum ...

Der Abschied




Zwei Wochen später hieß es Abschied nehmen. Die Kartons waren gepackt und der Umzugswagen startbereit. Emily und Henry hatten die letzten zwei Wochen jeden Tag etwas unternommen. Sie hatten die Zeit miteinander genutzt ... Doch nun war die Zeit vorbei. Die beiden standen sich gegenüber und starten auf den Boden. Bis Henry das Wort ergriff: „Ich liebe dich - für immer!“ Sie guckte ihm in die Augen und sah zum ersten Mal, dass Henry kurz davor war zu weinen. Sie grinste: „Ich dich auch.“ Emily strich über ihre Halskette. Ihre Hand holte etwas Kleines aus der Hosentasche. Langsam ging sie auf Henry zu. Sie streckte sich, um an seine Lippen ran zukommen. Dann nahm sie schnell seinen Arm und drückte ihm blitzschnell das funkelnde Etwas in die Hand. Henry ließ sie los und öffnete seine Hand. Er grinste. Ein Ring. „Damit du mich auch nicht vergisst!“, sagte Emmi freudestrahlend. „Steckst du ihn mir an?“, fragte er. Emmi tat es und Henry entdeckte, dass sie auch einen trug. Für einen kurzen Moment schwiegen sie. „Ich hab noch was für dich!“, platzte es aus Henry heraus, „Weißt du noch, als wir uns damals im Wald zum ersten Mal geküsst haben?“ „Natürlich. Meinst du so was vergesse ich?“ sagte Emmi grinsend. „Na ja“, fuhr er fort, „ danach bist du ja gestürzt.Und als du gestürzt bist Hast du das hier verloren.“ Er holte ein Foto aus seiner Jackentasche. „Ich habe vergessen es dir wiederzugeben und dann ist es mir beim Aufräumen in die Hand gefallen.“ Sie nahm es vorsichtig entgegen: „Da-da-das bin ich ... Mit meiner Mutter und meinem Vater. Ich habe das schon vermisst und dachte es ist verloren gegangen. Danke Henry. Das ist das einzigste Foto, das ich von ihnen noch habe.“ Er lächelte sie an. „HENRY? WO BIST DU? WIR MÜSSEN LOS! SONST KOMMEN WIR HEUTE NICHT MEHR AN“, rief sein Vater aus dem Auto. Henry verdrehte die Augen. Dann nahm er Emily in den Arm und gab ihr einen dicken Kuss. „Ich liebe dich. Bis bald!“, sagte er, während er ins Auto stieg. „Ich dich auch. Und schreib mir bitte bald!“Das Auto startete und sie fuhren los. Emily stand neben Rolf und winkte dem Auto nach, bis es nicht mehr zu sehen war. Nach und nach kullerten ihr mehrere Tränen die Wange runter. „Na komm mein Engel!Gehen wir noch Hause und trinken Kakao.“

Endlich!




In den ersten Wochen hat Emmi es kaum ohne ihn ausgehalten. Tage lang weinte sie sich in den Schlaf. Henry rief sie jeden Tag an und fragte sie, wie es ihr geht. Sie erzählten sich viel, doch es war nicht so wie sonst. Nun war Henry schon 3 Wochen weg und Emily vergaß ihn auf keinen Fall. Die letzten drei Wochen waren für sie der reinste Horror gewesen. Shenaja hatte sie pausenlos geärgert, zum Beispiel in dem Sie sagte: „Na, ist er jetzt weg dein Henrylein? Ooohhh du Arme.Hatte er keinen Bock mehr auf dich?“ Und immer ihr fieses Lachen danach. Leider war in dem Moment kein Henry da, der sie beschützen kann. Doch ihre Freundin May unterstützte sie. „Ach komm lass die dumme Trulla doch quatschen!“, sagte sie immer. Nun aber waren aber endlich Weihnachtsferien und das hieß aufräumen!

Henry kommt zu Besuch. Es war ein Sonntag, an dem er mit dem Zug am Hauptbahnhof eintrudeln sollte. Emily war schon zehn Minuten früher gekommen, um sicherzugehen, dass er da auch noch nicht steht. Zehn Minuten vergingen, zwanzig Minuten vergingen und dann kam die Durchsage: „Achtung, Achtung! Der Zug, der schon vor circa zwanzig Minuten hätte ankommen müssen verspätet sich wegen Schneesturm um zwanzig Minuten. Wir danken für ihr Verständnis!“ Emily stöhnte und spazierte ein bisschen über den Bahnsteig. Plötzlich entdeckte sie Shenaja auf einer Bank sitzen. 'Hä? Was macht die denn hier?', dachte die irritiert ließ sich aber nicht weiter von ihr stören. Dann nach fünf Minuten schaute sie nochmal zu der Bank, wo Shenaja saß. Langsam und ganz unauffällig näherte sie sich der Bank. Emily merkte, das Shenajaweinte. Sie überlegte erst sich einfach umzudrehen und weg zu gehen.Doch das schaffte sie nicht. Ihre Neugierde war zu groß. Also ging sie hin und stellte sich vor Shenaja. „Alles Okay bei dir?“, fragte sie höflich mit einem kleinen ticken Ironie. „Was willst du?“, sagte Shenajapissig. „Boa ich geh ja schon. Man ey ich wollte nur helfen ...“, meinte Emily. „Wobei willst du mir denn helfen? Schon mal Probleme gehabt?“Emmi schwieg. „Dein Leben ist doch perfekt. Du hast einen supertollen Freund, der dich wirklich liebt und keine Drogen nimmt. Du hast ein Tolles zu Hause und keine verrauchte Wohnung. Du bist bildhübsch und klug.Was will man mehr?“, fragte Shenaja mit ganz wütend. Emily setzte sich vorsichtig neben sie auf die Bank und schob ihre kalten Hände unter ihre Oberschenkel dann fing sie an: „Nein Shenaja, mein Leben ist auch nicht perfekt. Ich lebe bei meinem Opa aus einem ganz bestimmten Grund. Henry mag vielleicht ein supertoller Freund sein.Aber er ist nicht mehr bei mir, wenn ich ihn brauche. Und das tue ich sehr oft.“ Shenaja guckte sie verwundert an. „Du bist auch hübsch. Und denk bloß nicht, dass dich keiner mag. Denn so ist es nicht. Ich denke, wenn du nicht mehr so gemein und hinterhältig zu allen wärst, dann würdest du in der Schule auch gleich viel beliebter sein“, sagte Emmi aufmunternd. „Achtung, Achtung! Der Zug mit der zwanzig Minuten Verspätung wird nun in wenigen Minuten den Bahnhof auf Gleis acht erreichen.“ Emmi lächelte glücklich „Ich muss los. Frohe WeihnachtenShenaja.“ Shenaja lächelte sie an: „Danke Emily. Wünsch' ich dir auch.“Dann winkte sie noch kurz und rannte die Rolltreppe runter.

Gerade rollte der Zug ein. Emily suchte mit den Augen die Türen ab. Sie gingen auf und unzählige Leute stürmten aus dem Zug. Nur wo war Henry? DA! Ganz als Letztes in der hintersten Tür. Emily rannte los. Er schaute sich erst mal um. Als er sie entdeckte, ließ er sein Gepäck fallen und öffnete seine Arme. „HENRY!“, rief sie. Dann sprang sie auf seinen Arm und gab ihm einen fetten Kuss auf die Wange. „Ich hab dich so vermisst Schatz! Das glaubst du gar nicht“, flüsterte er ihr leise ins Ohr.Er drehte sie einmal um seine eigene Achse und ließ sie dann runter.„War die Fahrt sehr anstrengend?“ „Na ja ... Es ging. Ich dachte erst ich komme gar nicht mehr an.“ Sie lächelten sich überglücklich an und liefen dann in Richtung Ausgang.

Weihnachtsfeier




Man sah, wie froh die beiden waren endlich wieder zusammen zu sein.Auch Rolf hatte sich sehr gefreut Henry wieder zu sehen. Emily und Henry machten viele Ausflüge. Als sie eines Abends vom Restaurant wiederkamen, klingelte gerade das Telefon, als Emmi die Tür aufschloss. „Opa? Bist du da?“ Sie nahm das Telefon. „Hallo? Emily hier.“ „Hey Emmi! Hier ist May. Hättest du Lust morgen zu unserer Weihnachtsfeier zu kommen?“, fragte die Stimme am anderen Ende des Telefons. „Hey May. Du, das ist echt lieb ... aber ich ... - Henry ist hier.“ Sie guckte ihn fragend an und er legte seinen Kopf schief. Emily drückte auf Lautsprecher, damit er mithören konnte. „Das ist doch super! Die andern freuen sich auch ihn wiederzusehen.“ Emmi guckte ihn an und er nickte zustimmend. „Okay, wir kommen gerne.“ „Schön.Das freut mich. Also dann morgen Abend so gegen sieben Uhr bei mir?“„Ja klar gerne. Wir freuen uns. Bis dann. Tschüss!“ Sie legte auf und guckte Henry verträumt an. „Was ist los mit dir?“ Er grinste und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. Emmi schreckte mit dem Kopf hoch und guckte ihm in die Augen. „Ich hab nur geträumt ...“, antwortete sie, „wo ist Opa eigentlich?“ „Ich glaube bei Frau Dupton... Hier ist ein Zettel.“

' Liebe Emmi, wunder dich nicht, wenn ich nicht zu Hause bin. Aber in dem alten Haus von Henry ist eine nette Dame eingezogen und ich wollte mich mal bei ihr vorstellen. Einen schönen Abend euch beiden. Ach ja. Ich hab eingekauft. Popcorn ist in der rechten Schublade unterm Kühlschrank.LG Rolf '

Henry grinste Emmi an. „Auch alte Menschen dürfen sich verlieben.“ Sie boxte ihm gegen den Oberarm. „Die Frau ist neu hierher gezogen und er will sich vorstellen. Was ist denn schon dabei?“ Er antwortete nicht.Schnell wechselte er das Thema: „Komm wir machen uns einen schönen Abend. Ich mach das Popcorn und du suchst den Film aus!“ „Okay.“ Er drehte sich um. 'Dafür liebe ich ihn', dachte sie und verschwand im Wohnzimmer.

Am nächsten Morgen roch es schon nach Croissants, als die beiden aufwachten. Der Tisch war schon gedeckt. Und wieder lag ein Zettel auf dem Tisch. Emmi war verwundert und las ihn laut vor:

„Guten Morgen ihr beiden! Ich hoffe ihr habt gut geschlafen. Elisa FrauDupton hat mich zum Picknicken eingeladen. Also lasst es euch schmecken. Ich weiß nicht, wann ich wieder komme. Macht euch einen schönen Tag! Rolf"

„Ich glaube da ist jemand verliebt“, meinte Henry grinsend. Emmi guckte besorgt zu ihm hoch. „Ach Emily, jetzt macht dir mal nicht so einen Kopf! Rolf muss doch auch seinen Spaß und seine Freunde haben“, sagte Henry. „Ja ist ja gut ...“ Sie legte den Brief zur Seite.

Als es gegen sechs Uhr anfing dunkel zu werden machten die beiden sich fertig. Emmi zog ein hübsches, dunkelblaues Cocktailkleid an und machte sich einen schlichten Zopf. Als sie aus dem Bad kam, lief sie direkt in Henry hinein. „Oh sorry, Schatz ...“, sagte sie verwirrt und lief zu ihrem Schmuckschrank. Henry guckte ihr mit großen Augen hinterher. „Willst du jemanden beeindrucken?“, fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen. Emmi grinste ihn an. „Wer weiß ... Mit einem Augenzwinkern huschte sie an ihm vorbei ins Bad.

„Emily! Komm wir wollen los!“, rief Henry mittlerweile zum dritten Mal langsam genervt die Treppe hoch. „Ja ich komme doch. Hast du dein Handy?“, rief sie hektisch aus dem Bad. „Ich hab alles ... Kommst du jetzt bitte?“

Als sie bei May ankamen, wurden die beiden sofort herzlich empfangen.Sofort drängelten sich alle um Henry herum. Es wurde viel gelacht. Emmi hingegen war nicht so zum Lachen zumute. Sie hatte seit ihrer Ankunft nicht einmal mit Henry geredet.

Sie saß ganz alleine an der Theke von Mays Eltern und starte die Deko an. „Hey!“ jemand hatte sich neben sie gesetzt. Gelangweilt guckte sie hoch. Sie war schon etwas angetrunken und erkannte die Person daher nicht sofort. „Hey!“, sagte sie verwirrt zu der Person, die sie noch nicht erkannt hatte, „wer bist du?“ Sie sah alles verschwommen. „Emily,verarsch' mich nicht! Ich bin's Jonas.“ Sie riss ihre Augen auf. „JONAS?“ Er lachte über ihre Reaktion. Sie wiederholte sich: „Jonas? Bist du es wirklich?“ „Ja. Erkennst du mich gar nicht?“ sagte er. Emmi rieb sich die Augen. „Doch klar“, sie grinste müde, „was machst du hier?“ „May hat mich zu ihrer Party eingeladen.“ Er guckte sich um. „Ihr hattet noch Kontakt? Ich dachte du hast den damals abgebrochen, nachdem sie Schluss gemacht hat.“ „Na ja“, verlegen guckte er zu Boden, „ich hab ihr, nachdem ich mein Musikstudium angefangen hatte und umgezogen war, eine Mail mit meiner neuen Adresse gesendet. Seitdem haben wir wieder Kontakt.“ Emmi guckte verdutzt. „Du studierst Musik? Ich dachte du willst Arzt werden.“ Sie sah, wie seine Augen sich verdunkelten. „Das ist eine lange Geschichte“, gab er flüsternd von sich. „Ich hab Zeit!“, sagte Emily neugierig.

Die beiden waren raus auf die Veranda gegangen und hatten sich in die Hollywoodschaukel gesetzt. „Man hab ich dich vermisst“, sagte Emily, „ früher waren wir unzertrennlich gewesen, bis Fynn dazu kam. Ich weiß es noch als wäre es gestern gewesen.“ Sie guckte verträumt zum Mond.„Ach ja die guten alten Zeiten. Du warst alles für mich“, Jonas guckte sie an, „ich habe dich geliebt Emily.“ Erschrocken guckte sie ihm ins Gesicht. „Nein Jonas. Sag so was nicht!“ „Aber Emily das ist die Wahrheit ... Meinst du ich, lüg' dich an?“, traurig guckte er sie an.„Aber Jonas ... Wir waren zehn. Du bist aufs Gymnasium gegangen und ich auf die Musikschule.“ „Ich weiß. Aber danach ... danach als wir uns noch zum Spielen verabredet haben warst du immer noch die Alte.“Verlegen grinste er sie an. Als sich ihre Blicke trafen, fingen sie an zu lachen.

„EMILY?“ Jemand stand in der Tür. Es war nur zu dunkel um die Person zu erkennen. „Ja?!“, rief sie vorsichtig zurück. „Wir müssen los ...“ Ach klar. Das ist Henry. Emmi grinste und stand auf. „Komm mal kurz Henry!“, rief sie ihm zu, „ich will dir jemanden vorstellen.“ Langsam kam er rüber. „Das ist Henry, Jonas.“ „Hallo Henry. Ich bin Jonas. Emily und ich waren früher beste Freunde“, sagte Jonas höflich. „Oh, war schön dich kennenzulernen.“ Henry grinste. „Wir müssen jetzt gehen. Bis dann Jonas. Man sieht sich.“ Henry lief vor raus. Emily wandte sich Jonas zu.„Es war schön dich wiederzusehen. Wie lange bleibst du denn noch?“, fragte Emmi leise. „Bis Dienstag. Wollen wir uns nicht noch mal treffen, bevor ich wieder fahre?“, verlegen grinste er sie an. „Klar gerne“, sie lächelte und umarmte ihn. „Am besten morgen. Wie wär's mit dem Eiscafé in der Stadt?“ „Klar. Gerne. Also morgen da, so gegen 3?“ „Ja genau. Das wär super“, sagte Emmi fröhlich, „also, bis dann.“ Sie winkte ihm noch mal, ehe sie im Haus verschwand.

Jonas

 

 

Am nächsten Morgen hatten die beiden ausgeschlafen und saßen am Frühstückstisch. Rolf war grade dabei abzuwaschen. „Opa, ich habe gestern auf der Weihnachtsfeier Jonas wiedergetroffen.“ Rolf drehte sich zu ihr um. „Echt? Das ist ja schön. Wie geht’s ihm denn?“ „Ich denke ganz gut. Er studiert Musik.“ „Aha wie interessant. Ist er nicht früher immer mit seinem Arztkoffer durch die Gegend gelaufen?“, fragte Opa mit einem Grinsen. Emily erinnerte sich nur zu gut an die Zeit und fing an zu lachen. Wie schön es doch gewesen war, mit ihm auf der Straße Roller zu fahren, mit ihm und Puppen Mutter-Vater-Kind spielen, auf dem Kirschbaum klettern und Höhlen zu bauen. In Gedanken versunken biss sie in ihr Brötchen und starrte auf die Kerze. „Ach ja“, sagte sie, nachdem sie runter geschluckt hatte, „ ich wollte mich heute mit Jonas treffen. Ich hoffe das ist okay für euch?“ Fragend guckte sie von Opa zu Henry. Henry guckte etwas enttäuscht war dann aber letztendlich einverstanden. „Gut“, sagte er, „dann werde ich mich mit den Jungs zum Bowlen treffen.“

 

 
Nachdem die beiden den Vormittag auf dem Sofa verbracht hatten, machten sie sich auf den Weg und gingen in die Stadt. Beim Eiscafé verabschiedeten sie sich noch voneinander und dann ging Henry seinen eigenen Weg. Emmi suchte sich einen Platz an der Heizung und starte aus dem Fenster. „Hey ­Mily.“ Irritiert guckte sie hinter sich und sah Jonas. Emily lachte und stand auf. „So hat mich seit der fünften Klasse keiner mehr genannt ...“ Jonas setzte sich neben sie und die beiden bestellten etwas.
 
„Du wolltest mir gestern eigentlich noch erzählen, warum du jetzt Musik studiert hast und nicht Arzt geworden bist.“ Jonas seufzte leise und begann: „Als ich mich entscheiden musste, was ich werden will, lag mein Opa im Sterben. Er war alt und seine Zeit war gekommen. Ich wollte mich verabschieden und saß an seinem Bett. Seine Augen waren geschlossen und er atmete schwer. Ich legte meine Hand auf seine und begann mit ihm zu reden. Ich erzählte ihm alles. Das mit May, das ich mich entscheiden muss, was ich werden will und das mein Traumberuf Arzt ist. Ich war mir hundertprozentig sicher, dass er mir zu gehört hat und zwischendurch genickt hat. Plötzlich hat er seine Augen geöffnet und sagte zu mir: 'Liebe ist eine Komposition, bei der die Pausen genauso wichtig sind wie die Musik.' Dieses Zitat habe ich nie vergessen, und als ich dann letztendlich entscheiden musste, was ich werden möchte, dachte ich wieder an meinen Opa und an das Zitat. Und ich bin froh, dass ich so entschieden habe.“ Beide schwiegen kurz. „Das tut mir leid mit deinem Opa. Aber ist doch schön, dass er dir noch helfen konnte.“ Sie versuchte ein Lächeln hervor zubringen, was ihr jedoch nicht gelang.

„Weißt du noch, als wir damals auf dem Baum geklettert sind und du nicht mehr runterkamst?“, lenkte sie vom Thema ab. „Na klar!“, er lachte, „und dann kam dein Opa und hat mich runtergeholt.“ Dann schwiegen sie wieder und starten auf die heruntergefallenen Schneeflocken.

„Woher kennst du diesen Henry eigentlich?“, brach Jonas die Stille. „Aus der Schule. Der ist hier hergezogen und dann musste er leider wieder wegziehen, weil sein Vater versetzt wurde. Und, ja dann ist er mich jetzt eben besuchen gekommen.“ „Ach so. Schön. Er scheint ja ganz nett zu sein“, sagte Jonas. „Ja das ist er“, nuschelte Emmi sich in den Schal.

„Irgendwie hab ich's im Moment nicht so mit Mädchen. Keiner will mich, hab ich das Gefühl“, sagte Jonas enttäuscht, während er an seinem Latte macchiato schlürfte. „Ach quatsch. Dir ist nur noch nicht die Richtige über den Weg gelaufen“, meinte Emily aufmunternd. Plötzlich starrte Jonas sie an. „Was ist denn los mit dir?“, fragte sie ihn verwundert, „Jonas?“ Langsam fing er sich wieder. „Ähh, was? Oh tut mir leid. Ich … Ich muss wohl geträumt haben …"

 

 

Glück im Unglück

 

 


Auf einmal klingelte Emilys Handy. Sie ging ran und wurde sofort blass: „Ja? WAS? Natürlich. Ich komme sofort. Ich bin unterwegs. Bis gleich.“ Erschrocken fuhr sie mit ihrer Hand durch die Haare. „Was ist denn los?“, fragte Jonas ahnungslos. „Ich weiß es nicht genau. Auf jeden Fall muss ich weg.“ Im nächsten Augenblick rannte sie aus dem Café, über die Straße in erst beste Taxi hinein. „Zum Krankenhaus. Schnell!“

Als sie ankamen, drückte Emily dem Fahrer 20€ in die Hand und verschwand im Krankenhaus. „Ist, heh, hier ein Henry eingeliefert worden?“, fragte sie atemlos an der Rezeption. „Sind sie verwandt mit ihm?“, fragte die Frau an der Rezeption ruppig. „Nein, bin ich nicht. Warum?“ „Weil ich Ihnen dann keine Auskunft darüber geben darf, was mit dem Patienten ist.“ „Entschuldigung, aber jetzt hören sie mir mal gut zu! Ich bin seine Freundin. Und zwar nicht irgendeine, sondern seine feste Freundin. Und wenn sie mir jetzt nicht sofort sagen, wo ich hin muss, um MEINEN Freund zu sehen schreie ich hier den ganzen Laden zusammen. HABEN SIE MICH VERSTANDEN?“, sagte Emily hysterisch und mit Tränen in den Augen. „Ähh, ähh ja natürlich. Im vierten Stock. Fragen sie dort die Oberschwester über weitere Details aus“, entgegnete die Frau eingeschüchtert. „Danke!“, sagte Emily triumphierend und rannte die Treppe hoch.

„Hallo?“, vorsichtig klopfte Emily an die Tür vom Schwesternzimmer. „Kann ich Ihnen helfen?“, erklang eine Stimme hinter ihr. Emily drehte sich um und sah eine ältere Frau. „Ich, ich suche meinen Freund Henry ­Homann. Er muss hier irgendwo sein“, sagte Emmi verzweifelt. „Ach ja, wir haben sie ja informiert. Er wird grade operiert. Ich denke die Ärzte brauchen noch ungefähr eine halbe Stunde.“ Verzweifelt setzte Emily sich auf einen Stuhl. „Was ist den überhaupt passiert?“, fragte sie. Während ihr die ersten Tränen über die Wange liefen. Die Oberschwester zögerte ein bisschen und begann dann schließlich: „Dein Freund hatte einen Autounfall.“ „Hää?“, fragte Emily verwundert, „Henry hat noch gar keinen Führerschein.“ „Nein, nein. Anscheinend wollte er wieder nach Hause fahren und hat sich ein Taxi genommen. Der Taxifahrer war besoffen und verlor die Kontrolle über den Wagen. Er kam ins Schleudern und prallte gegen das entgegenkommende Auto. Der Taxifahrer ist leider schon am Unfallort gestorben aber Henry hatte sehr großes Glück.“ Dann fing Emily richtig an zu weinen. „Und“, schluchzte sie, „wo wird er jetzt operiert?“ „Er hat sich vier Rippen gebrochen. Ein Knochenteil der Rippe drückt auf die Lunge. Deswegen mussten sie sofort operieren.“ Emily sackte in sich zusammen. „Kommen Sie! Ich gebe ihnen was zu trinken“, sagte die Oberschwester Iris. „Danke, aber mir ist grade nicht zum Trinken zumute“, entgegnete Emily verstört. Plötzlich kam ein Arzt zum Schwesternzimmer. „OP drei ist jetzt wieder frei“, sagte der junge Arzt. „Ähh, Dr. Loos? Sie haben doch gerade den jungen Herr Homann operiert, oder?“, fragte die Oberschwester. „Ja. Er ist jetzt stabil und liegt im Aufwachraum“, sagte Dr. Loos. „Kann ich zu ihm?“, fragte Emily hastig. „Bist du Emily?“, fragte Dr. Loos, „Herr Homann hat vor der OP die ganze Zeit von Ihnen gesprochen.“ Emily fing dann richtig an zu heulen und stand auf. „Können Sie mich zu ihm bringen?“, fragte sie mit verquollenen Augen. „Aber natürlich! Du musst dich nicht wundern, wenn er dir gleich nicht antwortet, aber er liegt noch in der Narkose.“
Als sie vor dem Zimmer von Henry in den grünen Kitteln standen, liefen Emily wieder die Tränen runter. Er sah so klein in den großen Raum mit den vielen Maschinen aus. „Wir er wieder ganz gesund?“, fragte Emily Dr. Loos vorsichtig. „Ja, doch ich denke schon also er braucht jetzt sehr viel Ruhe und muss auch noch ein bisschen länger hier bleiben. Aber ich denke, wenn Sie ihn jeden Tag besuchen kommen, geht’s ihm bestimmt schon bald viel besser.“ Er zwinkerte ihr zu und guckte wieder zu Henry. „Möchten sie jetzt rein? Er wacht gleich auf. „Ja bitte“, sagte Emily höflich. Sie setzte sich neben sein Bett und nahm seine Hand. Eine viertel Stunde saß sie da und starte auf sein Gesicht. Bis er plötzlich seine Augen ganz leicht öffnete. „Mily? Es tut mir leid“, sagte er mit einer ganz geschwächten Stimme. „Henry“, sie sprang auf, „wie geht es dir? Hast du noch Schmerzen? Ich hatte solche Angst.“ Sie fing wieder an zu schluchzen und setzte sich. „Ich liebe dich, Schatz!“, sagte Henry leise, „und ich werde das hier mit dir schaffen.“ Sie nahm seine Hand und legte sich die an die Wange. „Ich werde jeden Tag bei dir sein.“

Eine halbe Stunde später stand Rolf vor Henrys Zimmer und guckte ganz verstört zu Emily. Als sie ihn sah, legte sie Henrys Hand auf seinen Bauch und ging hinaus zu Rolf. „Emily, was ist den passiert? Geht's dir gut?“, Rolf war ganz aufgebracht. „Ja, Opa mir geht es gut. Ich war gar nicht bei dem Unfall dabei. Henry saß in einem Taxi und der Fahrer war betrunken. Er hat die Kontrolle verloren und ist frontal mit einem anderen Auto zusammengekracht. Der Fahrer starb aber Henry hatte einen großen Schutzengel. Bei dem Unfall hat er sich vier Rippen gebrochen und ein Knochenteil hat auf die Lunge gedrückt. Er wurde sofort operiert. Ja und jetzt liegt er hier auf der Intensivstation und ist ganz schwach noch von der OP. Man hat mich sofort angerufen, als es passiert ist und ich bin ganz schnell hier hergekommen.“ Sie setzte sich auf eine Bank neben dem Schwesternzimmer. „Das ist ja schrecklich“, sagte Rolf schockiert, „und wie lange muss er jetzt noch hier bleiben?“ „Das weiß ich nicht. Vielleicht solltest du noch einmal mit dem Arzt sprechen, der kann dir Genaueres erklären. Wir müssen seinen Eltern übrigens noch Bescheid sagen!“ „Ach ja,“ Rolf starrte gedankenverloren auf den Wäschewagen.

 
Plötzlich rannte die Oberschwester an den beiden vorbei in Henrys Zimmer rein. Emily sprang auf und lief ihr hinter her. Henry lag zusammen gekauert auf seinem Bett und schrie vor Schmerzen. „Henry“, bestürzt kniete sie sich neben ihn und nahm seine Hand, „beruhige dich Schatz! Ich bin hier. Schwester, was ist mit ihm?“ Die Oberschwester tippte auf den Geräten herum und sagte schließlich: „Er hat starke Schmerzen. Er hat nun ein Schmerzmittel bekommen und dann sollte es gleich besser werden. Herr Homann?“ „Ja?“ „Haben sie das gehört? Ich habe Ihnen nun ein Schmerzmittel gegeben und dann wird es gleich besser.“ „Dankeschön“, er versuchte ein Lächeln zustande zu bekommen doch es gelang ihm nicht. „Sagen sie Bescheid, wenn etwas fehlt!“, sagte die Oberschwester und ging aus dem Raum. Emily kniete immer noch neben ihm und hielt seine Hand. „Wird's schon besser?“ „Ja der Schmerz lässt langsam nach. Danke, das du da bist Emily.“ „Das ist doch klar. Wir rufen deine Eltern nach her an und erzählen denen alles. Ich denke, dass sie dann kommen werden.“ „Ist ok, danke. Drück mich mal bitte!“ Sie lehnte sich über ihn und drückte ihn ganz vorsichtig. Sie gab ihm einen Kuss und sagte dann: „Ich geh jetzt mal in die Cafeteria und trink was, komm aber gleich wieder.“ „Ist ok. Geh ruhig. Ich glaube ich schlafe nun ein bisschen. Bis dann.“


In der Cafeteria trank sie einen Milchshake und guckte auf ihr Handy. Vier SMS und 20 Anrufe – und alle von Jonas. Das ist doch unnormal dachte sie und las die erste SMS:

Warum musstest du so schnell weg? Hab ich was falsch gemacht. Jonas <3

dann las sie die zweite SMS:

Emily melde dich bitte. Ist etwas Schlimmes passiert? Oder lag es an mir? BITTE ANTWORTE MIR!
Die Dritte:

Warum gehst du nicht dran? Ich will doch nur wissen, was los ist.

Und die vierte:

Emily, ich will dich nicht wieder verlieren. Wo bist du? Brauchst du mich? Ich komme zu dir! Sag Bescheid, wenn du mich brauchst. Ich bin ab jetzt immer für dich da.

 

Emily guckte leicht genervt auf und überlegte. Was sollte das? Entschlossen packte sie ihr Handy zurück in die Tasche, trank ihren Kaffee aus und ging wieder nach oben. Plötzlich packte sie jemand hart von hinten an der Schulter und zog sie an die Wand. „Warum hast du dich denn nicht gemeldet?“ Es war Jonas. Verstört guckte sie ihn an und sagte: „Spionierst du mir jetzt etwa nach?“ „Nein auf keinen Fall. Ich habe mir nur Sorgen gemacht. Habe ich was Falsches gesagt?"                                                                               „Oah, nein Jonas. Lass mich einfach in Ruhe. Ich hab jetzt echt keinen Bock mich vor dir zu rechtfertigen also lass mich jetzt einfach in Ruhe und geh nach Hause!“ „Aber Emily … Ich liebe dich seit der ersten Minute, als ich dich wieder sah. Du bist wunderschön und hast so einen tollen und liebevollen Charakter. Bitte gib mir eine Chance.“ „Wie bitte?“, fragte Emily ganz außer Fassung mit einem aggressiven Unterton, „ich bin mit Henry zusammen und der liegt hier auf der Intensivstation, also verschone mich mit deinen Gefühlsgeschichten. Ich hab da jetzt echt keinen Nerv drauf.“ „Aber Emily ich wusste ja nicht … Warum hast du denn nicht gesagt, dass Henry dein Freund ist?“ „Du hast ja nicht gefragt.“ „Das ist mir ja so peinlich.“ „Weißt du eigentlich, wie egoistisch du bist? Du hast mich jetzt nicht einmal gefragt, was mit Henry passiert ist oder wie es ihm geht. Jonas du hast dich total verändert.Und ich finde, um meine Kindheit mit dir jetzt nicht zu zerstören, sollten wir uns ab sofort nicht mehr sehen. Ich wünsche dir viel Glück und Freude in deinem weiteren Leben. Tschüss.“                                                                                                                                           Mit diesen Worten wandte sie sich ab und ging den langen Korridor entlang. „Emily warte! Ich meinte das doch gar nicht so.“ „Ach“, sie drehte sich um, „was verstehst du denn anderes unter den drei Worten ich liebe dich? Hä? Jonas sei ruhig und geh in dein Loch zurück, aus dem du plötzlich aufgetaucht bist!“

Auf der Intensivstation begegnete Emmi Rolf. Sie fiel ihm in die Arme. „Ach Opa … Jonas hat es grade deutlich übertrieben. Er hat mir gestanden, dass er mich liebt. Man, im Moment geht alles schief.“ Sie schluchzte. Rolf nahm ihren Kopf in seine Hände und sagte: „Ach Kleines, das wird wieder. Kopf hoch.“ Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn und sagte: „Ich fahre jetzt weder nach Hause und hole Henrys Klamotten. Willst du mitkommen?“ „Nein, ich bleibe bei Henry.“ „Ok, dann bis gleich.“

Als sie wieder neben Henry saß, starte sie die ganze Zeit auf seine Hand. 'Warum tut Jonas das?' , fragte sie sich die ganze Zeit

 

Stress

 

 

  In der Cafeteria trank sie einen Milchshake und guckte auf ihr Handy. Vier SMS und 20 Anrufe – und alle von Jonas. Das ist doch unnormal dachte sie und las die erste SMS:

Warum musstest du so schnell weg? Hab ich was falsch gemacht. Jonas <3

dann las sie die zweite SMS:

Emily melde dich bitte. Ist etwas Schlimmes passiert? Oder lag es an mir? BITTE ANTWORTE MIR!
Die Dritte:

Warum gehst du nicht dran? Ich will doch nur wissen, was los ist.

Und die vierte:

Emily, ich will dich nicht wieder verlieren. Wo bist du? Brauchst du mich? Ich komme zu dir! Sag Bescheid, wenn du mich brauchst. Ich bin ab jetzt immer für dich da.

 

Emily guckte leicht genervt auf und überlegte. Was sollte das? Entschlossen packte sie ihr Handy zurück in die Tasche, trank ihren Kaffee aus und ging wieder nach oben. Plötzlich packte sie jemand hart von hinten an der Schulter und zog sie an die Wand. „Warum hast du dich denn nicht gemeldet?“ Es war Jonas. Verstört guckte sie ihn an und sagte: „Spionierst du mir jetzt etwa nach?“ „Nein auf keinen Fall. Ich habe mir nur Sorgen gemacht. Habe ich was Falsches gesagt?"                                                                               „Oah, nein Jonas. Lass mich einfach in Ruhe. Ich hab jetzt echt keinen Bock mich vor dir zu rechtfertigen also lass mich jetzt einfach in Ruhe und geh nach Hause!“ „Aber Emily … Ich liebe dich seit der ersten Minute, als ich dich wieder sah. Du bist wunderschön und hast so einen tollen und liebevollen Charakter. Bitte gib mir eine Chance.“ „Wie bitte?“, fragte Emily ganz außer Fassung mit einem aggressiven Unterton, „ich bin mit Henry zusammen und der liegt hier auf der Intensivstation, also verschone mich mit deinen Gefühlsgeschichten. Ich hab da jetzt echt keinen Nerv drauf.“ „Aber Emily ich wusste ja nicht … Warum hast du denn nicht gesagt, dass Henry dein Freund ist?“ „Du hast ja nicht gefragt.“ „Das ist mir ja so peinlich.“ „Weißt du eigentlich, wie egoistisch du bist? Du hast mich jetzt nicht einmal gefragt, was mit Henry passiert ist oder wie es ihm geht. Jonas du hast dich total verändert.Und ich finde, um meine Kindheit mit dir jetzt nicht zu zerstören, sollten wir uns ab sofort nicht mehr sehen. Ich wünsche dir viel Glück und Freude in deinem weiteren Leben. Tschüss.“                                                                                                                                           Mit diesen Worten wandte sie sich ab und ging den langen Korridor entlang. „Emily warte! Ich meinte das doch gar nicht so.“ „Ach“, sie drehte sich um, „was verstehst du denn anderes unter den drei Worten ich liebe dich? Hä? Jonas sei ruhig und geh in dein Loch zurück, aus dem du plötzlich aufgetaucht bist!“

Auf der Intensivstation begegnete Emmi Rolf. Sie fiel ihm in die Arme. „Ach Opa … Jonas hat es grade deutlich übertrieben. Er hat mir gestanden, dass er mich liebt. Man, im Moment geht alles schief.“ Sie schluchzte. Rolf nahm ihren Kopf in seine Hände und sagte: „Ach Kleines, das wird wieder. Kopf hoch.“ Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn und sagte: „Ich fahre jetzt weder nach Hause und hole Henrys Klamotten. Willst du mitkommen?“ „Nein, ich bleibe bei Henry.“ „Ok, dann bis gleich.“

Als sie wieder neben Henry saß, starte sie die ganze Zeit auf seine Hand. 'Warum tut Jonas das?' , fragte sie sich die ganze Zeit. Plötzlich wurde sie aus den Gedanken gerissen, denn jemand klopfte an die Tür. Es war May. Emily sprang auf und war ziemlich froh sie zu sehen. Schnell blickte Emmi auf Henry drehte sich dann um und ging zur Tür raus. „Schön dich zu sehen“, sagte Emmi mit aufgequollenen Augen. Es gab erst mal eine dicke Umarmung. „Ach Emmi, das ist doch selbstverständlich. Es tut mir so leid. Wie geht’s Henry denn? Was ist überhaupt passiert?“ „Henry wollte mit dem Taxi nach Hause fahren. Der Taxifahrer war besoffen und hat die Kontrolle über das Taxi verloren. Er ist frontal mit einem anderen Auto zusammengekracht. Der Taxifahrer war sofort Tod. Doch Henry hatte einen ganz großen Schutzengel.“ May starte auf den Boden. „Und wo warst du währenddessen?“, fragte May verwirrt. „Ich … ich war …“, sie seufzte kurz, „ich war mit Jonas im Eiscafé. May, es war der blanke Horror.“ Sie erzählte ihr alles und May hörte auch aufmerksam zu. „Och Mily, das tut mir so leid. Und Jonas, lass ihn einfach links liegen. Er wird schon drüber hin wegkommen.“ „Danke May. Danke, dass ich dir immer alles erzählen kann. Du bist echt ein Schatz!“ Es gab noch eine Umarmung und dann sagte Emmi: „So, ich geh jetzt wieder zu Henry. Danke, dass du da warst.“

 

 

Impressum

Texte: Von mir
Bildmaterialien: selbst gestaltung
Tag der Veröffentlichung: 02.01.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme dieses Buch allen, die es schön finden und sich dadurch angesprochen fühlen oder es einfach nur berührend finden. Und nicht vergessen!: Liebe das Leben und lebe die Liebe! -Josephine Sunshine

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