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So begann es...


Alles begann damit, das mein Vater seine arbeit verlor und wir deswegen vom Land in die Großstadt ziehen mussten. Alles war neu. Für die ganze Familie war es eine große Umstellung. Sogar für meinen Kater Willi. Ich war nicht glücklich, weil ich meine Freunde zurücklassen musste und die Schule wechseln musste. Erst hatte ich mich geweigert doch dann redete mir meine Mutter ins Gewissen, das man in der Stadt viel besser shoppen gehen konnte. Das Argument überzeugte mich und ich hüpfte freiwillig mit ins Auto.

Unser Haus in der Stadt war schön groß und hatte tolle Fenster doch irgendwie fand ich, das es im alten Haus immer noch schöner war. Mein kleiner Bruder Jonathan fand das Haus toll und suchte sich sofort ein Zimmer aus. Joni(so nennen wir ihn immer) hatte kein großes Problem mit dem Umzug, da er erst nach den Sommerferien in die Schule kommt und dann in unserem neuen Zuhause neue Freunde finden kann. Mir dagegen fiel es eindeutig schwerer und auch meiner großen Schwester Lucy, die sowieso sehr schüchtern ist.

Knapp zwei Wochen nachdem der Umzug abgeschlossen war und wir nun endgültig in dem neuen Haus wohnten ging die Schule wieder los. Am ersten Schultag wachte ich morgens auf und fühlte dieses Bauchgrummeln. Ich bekomme es immer, wenn mir mulmig zumuten ist und ich nicht weiß was passiert. Am liebsten hätte ich dir Decke über den Kopf gezogen, mich umgedreht und einfach weiter geschlafen... Doch ich wusste das das nicht geht. Also zog ich mich an und machte mich im Bad fertig.

Meine Mutter hatte zu diesem "besonderen" Anlass extra Pfannkuchen gemacht. Nachdem ich die Hälfte schon verputzt hatte kam auch meine Schwester Lucy runter. Sie war noch ganz müde. Das zeigte sich, als sie sich Marmelade auf ihren Pfannkuchen machen wollte aber sie stattdessen in ihre Milch kippte. Es war kein schöner Anblick, wie der Marmeladenkloß da in der Milch rum schwamm. Doch als sie die Milch auch noch trank hielt ich's nicht mehr aus und fing total an zu lachen. Meine Mutter guckte mich schräg an und fragte: "Linea, alles ok? Oder muss ich den Arzt holen?" Ich wusste das das mal wieder einer ihrer Scherze war und nickte heftig.

Nach zwei Minuten riss ich mich dann zusammen und ging Zähne putzen. Plötzlich kam eine kreidebleiche Gestallt ins Bad. Ich fing an zu schreien. Die Person zuckte zusammen und knallte vor Schreck mit dem Fuß gegen die Badewanne. Dann gab es gejaule. Auf einmal erkannte ich, dass die kreidebleiche Gestallt mein Vater war, der ja krank war. Ich entschuldigte mich und musste dann auch schon los.

Der erste Schultag



Die Schule war fünf Minuten von zu Hause entfernt. Also schwang ich mich auf mein Fahrrad und radelte los. Als ich ankam war der Schulhof schon ganz voll. Ich schaute mich um, ob es irgendwelche Mädchen gäbe die, vielleicht meine Freundinnen werden könnten. Doch ich hatte nicht genügend Zeit, denn im selben Moment klingelte es und alle rannten ins Gebäude. Ich wurde vom Strom mitgerissen. Nachdem alle in ihren Klassenräumen verschwunden waren und auf den Fluren nur noch einzelne Leute umherhuschten holte ich den Zettel mit den Klassenraum Nummern heraus. Ich las: "Montag, erste Stunde Deutsch bei Frau Ra-Ra..." Weiter kam ich nicht. Jemand fasste mich von hinten an die Schulter. Ich drehte mich ruckartig um. Es war Lucy. Sie hatte mir mein Pausenbrot mitgebracht. Dann fügte sie noch hinzu: " Du Dussel hast mal wieder die Hälfte liegen gelassen." Dann drückte sie mir noch eine Wasserflasche in die Hand und sagte: " Viel Glück beim ersten Tag!" "Dir auch!",rief ich ihr noch hinterher bevor sie hinter einer Ecke verschwand.
Dafür mochte ich meine Schwester.

Nachdem ich alles verstaut hatte suchte ich meinen Klassenraum. Als ich ihn gefunden hatte klopfte ich vorsichtig. Eine schöne,hohe Stimme erklang: " Ja, bitte eintreten!" Vorsichtig öffnete ich dir Tür. Die Lehrerin hatte ein nettes Lächeln und sagte: " Du bist dann also Linea. Willkommen in unserer Klasse 7b. Ich bin Frau Rachmend." Ich war ganz verlegen schaute mich um und grinste in die Klasse. Dann räusperte ich mich und sagt: "Mhh... Dankeschön." "Du kannst dir einen freien Platz aussuchen." Ich hatte mir schon am Abend zuvor überlegt wie ich das mache und ich war zu dem Entschluss gekommen mich neben diejenige zu setzen, die mich am nettesten anlächelt. Also nahm ich neben einem blonden Mädchen mit Zahnspange platz. Sie strahlte mich an und sagte: "Hey, ich bin Jula." Und ab der Minute hatte ich eine neue Freundin.

Das hätte nicht sein müssen



Jula und ich machen seitdem alles zusammen. Wir wohnen in der gleichen Straße und sie liebt das Tanzen auch so sehr wie ich. Wir treffen uns fast jeden Tag. Eines Dienstagabends wurde mir bewusst, wie froh ich sein kann, das ich gleich eine so tolle Freundin gewonnen habe, die mir so ähnlich ist. Damals wohnten wir schon zwei Monate in dem neuen Haus und es gefiel mir total in der Stadt. Am nächsten Morgen war wieder Schule und ich war total unmotiviert. Ich trottete nach unten und ließ mich auf meinen Stuhl plumpsen.

Da kam plötzlich mein kleiner Bruder Joni in die Küche gestürzt und rief: "Linea komm schnell! Papa ist umgekippt." Ich stand auf und griff aus lauter Verzweiflung zum Telefon. "Nein, lass das!", rief Joni, "guck ihn dir doch erstmal an!" Vorsichtig legte ich das Telefon weg und stürmte ins Bad. "PAPA! Wach auf!", schrie ich. Joni stand hilflos da und fing an zu weinen. Ich nahm ihn in den Arm und beruhigte ihn. Dann sagte ich ihm das er Lucy holen soll. In der Zwischenzeit nahm ich einen Zahnputzbecher füllte ihn mit Wasser und kippte ihn über Papas Gesicht. Doch nichts geschah.

Dann kam Joni mit Lucy wieder. Sie kniete sich vor Papa und gab ihm einen Klapps an die Wange. Dann guckte sie mich ratlos an und fragte: "Wo ist Mama eigentlich?" Joni kam zu Wort und berichtete stolz: "Mami ist bei einem Vorstellungsdingsida...wie heißt das nochmal?" Mir huschte ein lächeln durchs Gesicht. Dann fiel mir auch wieder ein was sie am Abend zuvor beim Essen gesagt hatte. Sie hat ein Vortstellungsgespräch bei einer Staubsauger Firma. Ich verkniff mir ein Kichern, da es immoment nicht angebracht war. Lucy überlegte laut: "Und was machen wir jetzt? Die Schule geht gleich los... Aber wir können Papa doch nicht einfach hier liegen lassen. Am besten wäre es wir rufen Mama an." "Aber das geht doch nicht...", wendete ich ein,"stell dir vor wir versauen ihr dann alles und sie bekommt den Job dann wegen uns dann nicht. Nein das können wir nicht machen... Komm wir versuchen ihn ins Bett zu tragen." Doch daraus wurde nichts. Wir konnten ihn bis in den Flur schleifen. Dann waren unsere Kräfte aufgebraucht und wir konnten nicht mehr. Ich schlug vor das wir erstmal frühstücken und dann weiter sehen. Währenddessen schrieb ich Jula schnell eine SMS das ich leider nicht zur Schule kommen kann, weil man Vater umgekippt ist.Sie hatte vollstes Verständnis und wünschte mir viel Glück. Und das konnte ich auch gute gebrauchen...

Und jetzt?



Nachdem wir fertig waren beschlossen wir den Rettungsdienst anzurufen. Während Lucy dies tat schauten Joni und ich nach Papa doch der lag immer noch ganz regungslos im Flur. Nach fünf Minuten stand der Rettungsdienst vor der Tür. Ich war ganz baff, denn ich dachte in einer Großstadt dauert sowas ne Viertelstunde wegen dem Verkehr und den engen Straßen. Zumindest haben wir sie dann zu Papa geführt. Lucy musste mit einem anderen Mann mitgehen und ein Protokoll ausfüllen. Ich blieb bei Papa und beantwortete die Fragen von dem Notarzt. Er fragte mich Sachen, wie alt er ist, warum wir alleine zu Hause sind bzw wo Mama ist und wie alt wir drei sind. Dann fragte er mich was denn genau passiert sei und dann begann ich ihm alles bis ins Detail genau zu erklären. Auch Joni wurde genau ausgefragt, denn er hatte Papa schließlich gefunden. Dann funkte der Mann das Krankenhaus an und sagte das wir gleich kommen. Ich war total aufgeregt. Der Notarzt schickte uns zu Lucy. Denn wir sollten auch so ein Protokoll ausfüllen es sah ungefähr so aus:

Name:

Linea Heff
Alter:

13 Jahre
Geburtstag:

24.3.1999
Wohnort:

Hamburg
Verbindung zum Patienten:

Tochter
Zeit des Auffinden:

Wir haben ihn um ca. 7:45 Uhr im Bad gefunden.
Beruf:

Schülerin

Danach stellte uns der Mann noch einige Fragen. Zum Beispiel, wie alt Mama ist oder wie lange wir hier schon wohnen und was Papa arbeitet. Als wir fertig waren haben die Männer Papa auf die Liege gehoben und in den Rettungswagen transportiert. Zum Glück durften wir mitfahren. Während der Fahrt entschloss Lucy sich Mama eine SMS zu schreiben damit sie weiß was los ist und dann gleich ins Krankenhaus kommen kann.



Als wir im Krankenhaus ankamen wurde Papa in einen Untersuchungsraum gebracht. Währenddessen hat ein netter Pfleger uns einen Kakao in der Caféteria ausgegeben. Wahrscheinlich sahen wir von dem ganzen Geschehenen so fertig und überrumpelt aus, das er mitleid mit uns bekam. Eine Viertelstunde später kam der Arzt um die Ecke. Er setzte einen ernsten Blick auf. Mein Herz raste. Ich dachte ich kipp gleich vom Stuhl so eine Angst hatte ich. Der Arzt holte tief Luft und sagte: "Hallo. Mein Name ist Dr. Prietken und ich habe so eben euren Vater Holger Heff untersucht. Laut den Blutproben hat sich herausgestellt, dass euer Vater etwas im Blut hat. "DROGEN???" schoss es laut aus Lucys Mund heraus, so dass Joni auf meinem Schoß zusammenzuckte. Der Doktor lachte und sagte: " Nein mein Kind. Ein Glück sind es keine Drogen. Aber, das was euer Vater in seinem Blut hat ist nicht besser. Es sind starke Übermengen an Schlafmittel." Ich merkte wie mir die Tränen in die Augen schossen. Mein erste Gedanke nach dieser schrecklichen Neuigkeit war: 'Wird er wieder gesund?' Anscheinend konnte der Arzt meine Gedanken lesen, denn er sagte: "Es ist nicht Lebensbedrohlich und wir kriegen euern Vater wieder hin aber nur wenn er für längere Zeit hier bleibt und wir ihn wieder gesund machen können."

Lucy saß regungslos da. Ich musste ich erstmal sammeln und Joni saß ganz ruhig auf meinem Schoß verstand aber immoment glaube ich nur Bahnhof. Dann durften wir zu Papa. Er lag in seinem Bett in einem weißen Kittel und war mit Maschinen verbunden. Für uns war es komisch Papa so zu sehen. Einmal habe ich früher als ich klein war mit Papa meinen Opa im Krankenhaus besucht, als er den Blinddarm rausbekommen hat. Doch da sah das alles irgendwie anders aus...

Mama kommt



Nach ungefähr einer Stunde trudelte Mama dann auch, ganz hilflos im Krankenhaus ein. Wir brauchten kurz eine Auszeit und hatten uns für einen Moment in der Caféteria niedergelassen, als Mama ankam. Selbstverständlich war sie aufgebracht und ganz durcheinander. Dann bestellte sie sich einen Kaffee und setzte sich zu uns. Sie wollte alles bis ins kleinste Detail wissen. Als wir fertig mit dem erzählen waren hat sie uns erstmal in den Arm genommen. Das tat gut. Einfach mal gedrückt zu werden. Es, es war wie eine warme Dusche. Mama lobte uns und war ganz stolz das wir schon so groß sind und das alles gemeistert haben. Das stärkte mein Selbstbewusstsein wieder.

Natürlich wollten wir dann wissen, ob Mama den Job bekommen hat und ob unsere Entscheidung richtig war. Und zum Glück war sie es. Mama hatte den Job erhalten und arbeitet von da an als Sekretärin einer Staubsaugerfirma. Als Mama ihren Kaffee auf hatte gingen wir zu Papa.Mir schossen erneut Tränen in die Augen. Aber diesmal Freudentränen, denn Papa war wach geworden. Wir gingen zu ihm und drückten ihn. Alle waren froh das er wieder wach war.

Dann kam Dr. Prietken rein. Er stellte sich Mama vor und erzählte ihr und natürlich auch Papa, was du Ursache des Geschehens war. Ich guckte Papa zwischendurch immer mal an und ich merkte, wie peinlich ihm das mit dem Schlaftabletten war. Dann wurde er von Dr. Prietken ausgefragt warum er das genommen hat. Papa erklärte ihm alles und am Ende kam heraus, dass er das alles nur genommen hat, weil er wegen seiner Arbeitslosigkeit nicht schlafen konnte. Er tat mir so leid das ich ihn ganz fest drückte als Dr. Prietken rausging. Papa musste noch zwei Wochen im Krankenhaus liegen. Wir besuchten ihn jeden Tag. Ich brachte Papa immer eine Blume mit, damit er am Ende seines Krankenhausaufenhaltes einen ganzen schön Strauß voll Blumen hat. Der Alltag kehrte schnell wieder ein, als Papa wieder bei uns zu Hause war. Er war zwar noch bettlägerig aber die Hauptsache war ja, dass er wieder bei uns ist...

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 02.01.2013

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