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Kapitel 4 Phoenix

Die nächsten Tage waren sehr ruhig, zu Hause. Ich fand, Mary hatte auch wieder etwas mehr Farbe, im Gesicht. Sie fühlte sich auch, ein bisschen besser. Sie geht auch wieder auf ihre kleine runde im Park, hinter dem Haus. Das beruhigte Samuel sehr, er fragte sie auch nicht mehr so oft, wie es ihr geht.
Ich fragte Samuel heute Morgen beim Frühstück, ob er auch mit hinaus zum Gestüt von Mr. Thomson kommen möchte. Er lehnte ab weil er Mary in ihrem zustand, nicht alleine zu Hause lassen möchte. Sie bestand darauf, dass er auch mitgehen soll, weil er schon lange mal vorbei schauen wollte, dass sie sich wirklich gut fühle.
„Nein Mary mein Schatz, ich bleibe bei dir und dem Baby, ich kann ein andermal mit Ian gehen.“
Ich meldete mich kurz bei Mr. Thomson an, dass ich kurz nachdem Mittag bei ihm eintreffe, wenn das für ihn in Ordnung ist.
„Kommen sie wann sie möchten, ich bin zu Hause. Es freut mich dass sie kommen. Wird Samuel sie begleiten?“
„Nein er möchte zu Hause bleiben.“
„Es ist mit Mary aber alles in Ordnung? Wie fühlt sie sich?“
„Ich finde, sie sieht wieder etwas besser aus, sie geht auch wieder in den Park spazieren.“
„Das ist gut, schön zu hören dass sie sich wieder besser fühlt.“
„Also dann bis später, auf wieder hören Dr. Thomson.“
„Bis später Ian.“
Nachdem Telefonat mit Mr. Thomson, bestellte ich mir Charles auf unseren Kutscher, auf 12 Uhr.
Ich genoss die etwa ein Stündige Fahrt zu Mr. Thomson. Sein Haus lag etwas Ausserhalb der Stadt, im Grünen. Von der schönen Aussicht, habe ich nicht viel mitbekommen, ich war in meine Gedanken vertieft. Es wurde mir erst jetzt richtig bewusst, dass ich seit Samuel Vater wurde, mich verändert habe. Mein Rachedurst ist fast gestillt, und ich wusste nicht durch was, ich spürte ihn kaum noch. Mein Durst nach menschlichem Blut, konnte ich immer besser Kontrollieren, mir reichten mittlerweile vier Liter zwischen zehn - vierzehn Tage je nach Verlangen. Ich bin durch die Schwangerschaft von Mary, selber viel ruhiger geworden. Das ist auch gut so, ich verspüre denn drang Samuel und Mary zu verlassen, nicht mehr so stark, wie noch vor vier, fünf Monaten. Ich möchte mich aber trotzdem, bald auf die Suche nach meinem Bruder. Samuel meinte, ich soll mir nicht allzu grosse Hoffnungen machen, ihn zu finden. Wenn ich ihn wirklich finden sollte, lässt er sich für nichts auf der Welt bekehren, dafür bring er schon zu lange unschuldig Menschen um. Denn das Blut von gejagten Opfern macht einen Vampir viel stärker, als das aus den Blutkonserven.
„Mr. McAlister, Sir?“
„Ja Charles, was ist?“
„Wir sind bei Dr. Thomson angekommen.“
„Oh Verzeihen sie mir Charles, ich war in Gedanken.“
„Keine Ursache Sir. War die Fahrt für sie angenehm?“
„Ja danke Charles, wie immer. Wären sie bitte so freundlich, und warten sie auf mich?“
„Das ist kein Frage Sir, das ist selbstverständlich.“
„Sehr nett von ihnen Charles, vielen Dank.“
„Geniessen sie den schönen Nachmittag Sir.“
„Das werde ich Charles, danke gleichfalls.“
Das Landhaus der Thomson’s war unglaublich, die Farbe des Anstrichs ist eine Art helles Beige, die Fensterläden haben ein sattes dunkelblau, das je nach Licht fast schwarz scheint. Es führte soweit ich das sehen konnte, um das ganze Haus eine Veranda. Der Weg zur Haustür säumte links und rechts, ein liebevoll gepflegtes Blumenbeet. Es roch herrlich, man wurde von den kräftigen Farben, in aller Art geblendet. Ich kam fast nicht, aus dem Staunen hinaus. Als ich meinem Namen hörte zuckte ich leicht zusammen.
„Guten Tag Ian, verzeihen sie mir, ich wollte sie nicht erschrecken.“
„Hallo Dr. Thomson, kein Problem, ich wurde von ihrem bezaubernden Blumenbeet verzaubert.“
„Das ist das Werk meiner Frau Annie, sie liebt die Gartenarbeit. Sie kann sich Stunden lang damit beschäftigen.
“Man sieht, dass da viel liebe und Hingabe dahinter steckt.“
„Annie ist gerade in der Küche, mit backen beschäftig. Als sie hörte sie kommen heute vorbei meinte sie, sie möchte ihre Erdbeerquarktorte backen, für den Tee. Es ist ihnen sicher recht, wenn wir direkt das Gestüt besichtigen oder?“
„Ja sehr gerne, ich kann es kaum erwarten, ihre Schönheiten zu sehen.“
„Bitte folgen sie mir“, sagte er und ich folgte ihm.
Wir liefen gemütlich über den Vorplatz zu dem Gestüt, während Mr. Thomson mich über seine Zucht informierte.
„Zurzeit habe ich zehn Stuten, und drei Hengste mit denen ich Züchte. Davon haben sie ja schon zwei gesehen. Von den Stuten sind zurzeit vier Trächtig, zwei haben vor einem Monat geworfen, und die anderen vier sind mit dem aufziehen ihrer Jungen beschäftigt.“
„Sie sind alle unglaublich, ich bin begeistert.“
„Hätten sie Lust auf einen Ausritt Ian?“
„Ja und wie, ich habe gehofft das sie mich Fragen.“
„Nur zu, suchen sie sich eines Aus.“
„Wenn ich darf, nehme ich gerne einen von den Hengsten.“
„Das dachte ich mir schon, dass sie eher auf schnelles Temperament aus sind, mit viel Kraft in den Hufen.“
„Wie wäre es mit Hunter, er ist mein Jüngster.“
„Ja gerne ich vertraue ganz auf ihre lang Jährige Erfahrung.“
„Ich nehme mein Mädchen, meine Black Pearl. Ich rufe schnell Henry, meinen Stahlburschen. Henry kannst du bitte zu uns kommen“, rief er laut über den ganzen Hof.“
„Ja Sir ich komme, ich gebe den kleinen noch schnell ihr Futter, bin gleich bei ihnen.“
„Henry ist sehr zuverlässig, was die Pflege der Pferde angeht, er ist ein guter Junge.“
„Mr. Thomson Sir, was kann ich für sie tun?“
„Wir haben Besuch von Mr. McAlister, wir würden gerne ausreiten. Satteln uns bitte Hunter und Meine Black Pearl.“
„Guten Tag Mr. McAlister Sir. Ja gerne, sind in 10 min. zum ausreiten bereit“, sagte er und verschwand im Sattelraum.
„Die Black Pearl ist mein grösster Stolz von der ganzen Zucht, sie ist eine reinrassige Araberin. Sie ist übrigens auch die Mutter von Hunter.“
„Ich bin schon ganz gespannt.“
„Das dürfen sie auch sein.“
Nach 10 min. brachte Henry Black Pearl und Hunter auf den Vorplatz des Hofes. Ich brachte vor Staunen und geblendet von der Schönheit, kaum den Mund wieder zu. Es ist nicht zu beschreiben, mit was für einer Eleganz die beiden Pferde auf den Hof liefen. Ich war hin und weg, da wusste ich, so ein Pferd musste ich auch besitzen, egal was der Preis dafür war. Ob Stute oder Hengst, spielte keine Rolle Hauptsache die Black Pearl ist die Mutter.
„Vielen Dank Henry“, sagte ich.
„Viel Vergnügen wünsche ich ihnen Mr. McAlister.“
„Vielen Dank Henry das werde ich sicher haben.“
„Und was sagen sie dazu, habe ich ihnen zu viel versprochen?“
„Was ich dazu sage? Wenn ich die passenden Worte dazu finde, lass ich es sie wissen. Auf keinen Fall haben sie zu viel Versprochen. Ich verstehe sie voll und ganz dass ihre Black Pearl ihr ganzer Stolz ist.
Es war ein unglaublicher ausritt auf Hunter, dass Temperament der Araberrasse kommt ganz klar zur Geltung. Als wir wieder zurück auf dem Hof waren, kam uns Annie entgegen.
„Hallo Mr. McAlister, schön das sie den Weg zu uns gefunden haben, ich hoffe sie bleiben zum Tee, es ist eine Frische Erdbeerquarktorte in der Küche, die noch warm ist. Mit Erdbeeren aus meinem eigenen Garte, sie sind schon ziemlich süss.“
„Guten Tag Ms. Thomson“, begrüsste ich sie freundlich während dem absitzen von Hunter.
„Bitte nennen sie mich Annie, ich mag es nicht, wenn mich junge, sympathische Leute beim Nachnamen nennen.“
„Gerne, aber nur wenn sie mich Ian nennen.“
„Das mach ich gerne, es freut mich sie kennen zu lernen Ian.“
„Die Freude ist ganz meinerseits Annie.“
„Ian sie müssen unbedingt zum Tee bleiben, Annie macht die beste Erdbeerquarktorte.“ Bei dieser Aussage, nahm er seine Frau liebevoll in die Arme und küsste sie zärtlich auf die Stirn.
Man sah auf den ersten Blick, dass sie sich immer noch liebten. Ich habe das noch nie, bei älteren Ehepaaren gesehen. Da ich meine Eltern, schon früh verloren habe. Ich kann mich kaum noch an sie erinnern, es sind nun schon fast 15 Jahre. Ich hoffe, dass ich auch mal so eine Liebe erleben darf. Ich habe jetzt ja genug Zeit sie zu finden, mein ganzes langes Vampirleben lang.
Ich bin heute irgendwie zerstreut, nicht ich selbst. Ich rutsche immer wieder in meine Gedanken zurück. Auch wenn es nur für kurze Momente war, das ist nicht meine Art.
„Entschuldigen sie mich bitte, ich hing schon wieder in meinen Gedanken fest. Das ist sehr unhöflich von mir. Bei so einer herzlichen Gastfreundschaft.“
„Was beschäftigt sie, Ian?“ fragte mich Annie mit besorgtem Blick.“
„Ich möchte sie an diesem herrlichen Tag nicht mit meinen Sorgen belästigen.“
„Wie sie wünschen. Wenn sie einen Zuhörer brauchen, kommen sie vorbei, sie sind jeder Zeit willkommen.“ Sie schaute mir dabei fest in meine Augen bis ich meinen Blick senkte.
„In diesem Fall bleibe ich sehr gerne zum Tee. Ich möchte ihnen gern ein Kompliment zu ihrem Blumenbeet machen, das den Weg zum Eingang säumt. Ich wurde von der Schönheit und den kräftig leuchtenden Farben in Staunen versetzt.“
„Das stimmt Annie, er war so davon gefesselt, dass er zusammen zuckte als ich ihn begrüsste.“
„Ehrlich? Das freut mich aber sehr, ich liebe die Gartenarbeit.“
„Ja das sieht man, Jessie hat es schon erwähnt.“
„Wie war den ihr Ausritt mit Hunter?“
„Es hat mir grossen Spass gemacht, sein Temperament ist kaum zu Zügeln. Er ist ein Pracht Hengst, könnte ein gutes Zuchtpferd werden.“
„Da könnten sie Recht haben, Ian. Seine Mutter hat einen hervorragenden Ursprung“, stimmte ihm Dr. Thomson zu.
„Soll das heissen, sie währen an einem Pferd aus meiner Zucht interessiert?“ fragte Dr. Thomson begeistert.
„Ich würde innen gerne eines von ihren Pferden abkaufen. Der heutige Nachmittag hat meinen Wunsch nur noch mehr bestätigt. Ich bin absolut begeistert.“
„Das freut mich sehr zu hören, ich habe bis jetzt keines meiner Pferde weggegeben.“
„Wenn sie nicht verkäuflich sind verstehe ich das.“
„Nein, nein ich gebe ihnen gerne eines meiner Pferde ab. Es ist nur, dass ich sehr überrascht bin, dass sie gerade aus meiner Zucht ein Pferd möchten. Es ist nur, ein grosses Hobby von mir.“
„Das sie mit unglaublicher Hingabe und lieb pflegen. Ich verstehe nichts von der Zucht aber ich verstehe was von Pferden. Die hier von ihnen sind einmalig, jedes einzelne für sich. Wir hatten zu Hause nicht so edle Pferde, aber mein Vater hat mir alles Wissenswerte darüber beigebracht, bevor sie starben.“
„Ich hätte gerne ein Fohlen von der Black Pearl, wissen sie schon zu welchem Zeitpunkt sie, sie das nächste Mal decken?“
„Ja nächstes Jahr im Frühling, ich decke meine Stuten immer nur einmal im Jahr. Sie hat aber Anfang März, einem wunderschönen Stutenfohlen das Leben geschenkt. Möchten sie die kleine gern sehen?“
„Ja bitte unbedingt.“
Die Jungen Pferde sind mit den Fohlen, in einem separaten Stahl untergebracht. Die Kleine war ein Traum, sie kam sofort auf mich zu, und stiess mit ihrem Kopf gegen Meine Hand. Sie war wie ihre Mutter ganz schwarz, ausser auf ihrer Blässe hatte sie ein schneeweisser Fleck, was sie noch einzigartiger machte. Als ich sie hinter den Ohren anfing zu streicheln, hob sie ihren Kopf und schaute mir direkt in meine Augen. Da wusste ich, dass sie mein Mädchen sein musste.
„Anscheinend mag die Kleine sie.“ Dr. Thomson war über ihre Reaktion erstaunt.
„Es macht den Anschein…Das ist ein gutes Zeichen oder?“
Ich möchte sie ihnen gerne abkaufen, überlegen sie es sich bitte, ob sie damit einverstanden sind, und was ihr Preis ist.“
„Da gibt es für mich nichts mehr zu überlegen, wenn sie die Kleine gerne haben, gehört sie ihnen. Über den Preis, sprechen wir ein andermal. Es wird Annie freuen, dass sie sich für sie entschieden haben.“
Wir machten uns auf den Weg zurück zum Haus.
„Ian, darf ich sie was fragen?“
„Jeder Zeit Dr. Thomson“
„Da sie in Zukunft eines meiner Pferde reiten werden und Vermehrt bei uns auf Besuch sind, möchte ich dass sie mich Jessie nennen. Ich spreche nun nicht als ihr Arzt zu ihnen, sondern als Freund“, sagte er ruhig. „Was drückt ihnen auf ihr Herz? Was macht ihnen so grossen Kummer? Ich dachte mir, sie möchten vielleicht lieber von Mann zu Mann, darüber sprechen. Falls ich da falsch liege und sie es für sich behalten möchten verstehe ich das und werde nicht weiter fragen.“
„Es ist sehr freundlich, von ihnen Jessie. Aber es ist zu viel, was mir Kummer bereitet. Ich möchte diesen freudigen Tag nicht damit überschatten. Ich schätze das Angebot von ihnen und Annie sehr. Ich werde vielleicht gerne darauf zurück kommen.“
Denn Rest des Weges, legten wir schweigend zurück.
„Ich mache mich langsam, wieder auf den Heimweg.“
„Sie müssen unbedingt für Mary und Samuel, ein Stück von der Torte mitnehmen. Sie mag im Moment sicher gerne etwas Süsses.“ Annie lächelte herzlich.
„Ich rufe schon mal nach Charles, dass er sich Abreise bereit macht“, meldete sich Jessie, zu Wort.
„Ich danke ihnen ganz herzlich, für den gemütlichen Nachmittag. Mary wird ab der Torte begeistert sein. Sie liebt Süsses über alles, ob schwanger oder nicht.“
„Darf ich ihnen auch noch, ein Stück mit einpacken?“
„Ja sehr gerne, es ist eine herrliche Torte, es könnte gut meine Lieblings Torte werden.“
„Entschuldigen sie bitte. Mr. McAlister Sir, ich bin dann so weit.“
„Jessie, Annie, ich habe mich bei ihnen beiden sehr wohl gefühlt, vielen Dank für alles, ich habe ihre Gastfreundschaft genossen.“
„Kommen sie bald wieder“, sagte Annie und nahm mich herzlich in ihre Arme.
„Sie brauchen sich das nächste Mal nicht anzumelden, kommen sie einfach vorbei“, meinte Jessie und legte mir seinen Arm um die Schulter, als er mich zur Kutsche begleitete.
„Bestellen sie liebe Grüsse zu Hause“, rief Annie beim abfahren der Kutsche und winkte mir zu.
Beim nach Hause weg genoss ich, die schöne Aussicht. Ich fühlte mich, wie schon lange nicht mehr, voller Freude. Ich konnte es kaum erwarten, zu Hause von meinem Erlebnis reichem Nachmittag zu erzählen. 


Kapitel 5 Freud & Leid

Als wir zu Hause mit der Kutsche vorfuhren, bedankte ich mich für denn wie immer hervorragenden Service, bei Charles.
Ich ging die paar Stufen zur Haustür hinauf und was ich beim eintreten hörte, erfüllte mich mit noch mehr Freude. Mary sass am grossen Flügel im Wohnzimmer und Spielte mein Lieblings Stück „Ballade Pour Adeline“ von P. De Senneville. Ich kann mich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal, gespielt hat. Es klang einfach wundervoll, ich stand mit geschlossenen Augen da und hörte ihr aufmerksam zu.
Als sie mit Spielen zu Ende war, schaute ich auf und traf Mary’s Augen die wie schon lange nicht mehr, vor Freude leuchteten. Der Abend passte zu meinem Nachmittag, es war ein ausgelassener und fröhlicher Abend. Mary meinte, sie möchte das nächste Mal auf jeden Fall, mit zu Mr. Thomson kommen. Sie möchte unbedingt, meine kleine kennen lernen. Samuel wollte wissen ob ich mir schon über einen Namen Gedanken gemacht habe.
„Ich nenne sie Phoenix, wie der Vogel der aus seiner eigenen Asche wieder Geboren wird. Ich finde, dass passt irgendwie zu mir.“

Der nächste Tag, war das pure Gegenteil. Mary spürte um 6 Uhr morgens ihre erste Wehe. Wie versprochen bat sie Samuel, Mr. Thomson anzurufen. Er mache sich sofort auf den Weg, eine dreiviertel Stunde später, klopfe es energisch an der Tür.
Ich nahm zwei Stufen auf einmal, um schneller bei der Tür zu sein.
Jessie brachte ein knappes „Hallo“ zustande und rannte die Treppe hoch. Man hörte Mary durch das ganze Haus schreien.
Ich brachte Hunter in den Park hinter dem Haus, danach rannte ich zurück ins Haus. Auf dem Weg in Mary’s Zimmer hörte ich, einen Schrei der durch meinen ganzen Körper ging. Danach wurde es still, zu still, so dass ich innehielt und lauschte. Einer der positiven Eigenschaften des Vampir Daseins ist, dass meine fünf Sinne seit dem viel sensibilisierter sind. Ich musste mich nicht anstrengen, um das leise aber doch kräftige Weinen zu hören. Das Baby war geboren, es war überstanden.
Als ich ins Zimmer eintrat, sah ich wie Jessie einen gesunden Jungen, in den Armen hielt.
Samuel Schrie plötzlich:“Nein Mary bitte nicht! Bleib bei mir! Dr. Thomson bitte helfen sie ihr“, flehte Samuel ihn an. „Was hat sie? Was ist los mit ihr?“
„Ian nehmen sie den Kleinen.“
„Mary hören sie mich? Schauen sie mich an.“
„Ich fühle keinen Puls mehr, Samuel gehen sie bitte zur Seite, ich versuche sie mit einer Herzmassage zurück zu holen.“
Jessie versuchte sie, sicher über eine halbe Stunde wieder zu beleben. Aber alles bangen und hoffen, sogar die unermüdliche Hilfe von Jessie nutzte nichts mehr. Es kam für Mary jede Hilfe zu spät. Sie starb an diesem Morgen bei der Geburt ihres Sohnes.
Ich wusste bis zu diesem Moment nicht, dass Freud und Leid so nah beinander liegen.
Samuel war am Boden zerstört, er weinte noch lange an diesem Morgen, er kümmerte sich nicht um den Kleinen, hat ihn nicht einmal gehalten, geschweige denn, ihn angesehen.
Ich fragte mich wie kann ich ihm helfen? Was kann ich für den Kleinen machen? Ich fühlte mich hilflos.
Ich fragte Jessie verzweifelt um Rat.
„Es braucht Zeit einen solchen Verlust zu verarbeiten. Wen er so weit ist, wird er seinen Sohn ihn die Arme nehmen.“
Ich war Jessie für seine Hilfe dankbar. Er zeigte mir wie ich das Milchpulver für das Fläschchen mischen musste und in welcher Menge.
Der Kleine fühlte sich wohl bei mir, er hat nicht einmal geweint, seit ich ihn auf dem Arm hielt. Ich habe ihm den ganzen Nachmittag Geschichten erzählt und die Lieblingsmusik von Mary laufen lassen. So dass es Samuel nicht hören konnte. Ich wollte seine Trauer nicht noch mehr anfachen.
Am frühen Abend als ich mit dem Baby, in sein von Mary liebevoll eingerichtetes Kinderzimmer eintrat, überkam mich die Traurigkeit. Ich hielt den Kleinen in meinen Armen, als mir still die Tränen über die Wangen liefen. Es ist schon sehr, sehr lange her, als ich das letzte Mal weinte. Behutsam legte ich den Kleinen auf die Wickelkommode und versuchte das gelernte vom heutigem Nachmittag das Jessie mir zeigte, in die Praxis um zu wandeln.
Ich hatte grosse Mühe damit, bei Jessie sah das heute alles viel leichter aus. Es sass bei ihm jede Bewegung, jeder Handgriff. Bei mir ging irgendwie alles schief und hielt nicht zusammen.
In diesem Moment hörte ich, wie die Zimmertür aufgestossen wurde. Samuel trat ins Zimmer, sein Gesicht sah schrecklich aus, voller Schmerz und Verlust. Seine Augen waren rot geschwollen.
Ich wünschte mir ich könnte ihm den Schmerz und den Verlust nehmen.
„Darf ich dir dabei zur Hand gehen?“ Seine Stimme klang Leer ohne Freude und doch wollte er, bei seinem Sohn sein.
Zusammen schaften wir es dem Kleinen die Windel zu wechseln. Er schaute uns dabei einen nachdem anderen an und hielt geduldig hin, bis seine Windel richtig sass. Als wir fertig waren, nahm Samuel ihn auf den Arm und legte ihn in seine Wiege zum schlafen. Dabei sah ich, dass Samuel wieder mit den Tränen zu kämpfen hatte. Er strich ihm über den Kopf und seine Wange. Das funkeln war schwach, aber es kam langsam wieder in seine Augen zurück.
Dabei fragte ich ihn leise:“Wie möchtest du ihn nennen?“
„Mary wollte ihn, nach ihrem Vater Frank nennen, sie liebte ihn über alles. Wenn es ein Mädchen geworden wäre, wollte Mary sie Hope nennen, sie war der Meinung Hoffnung ist immer etwas Gutes.“
Nun war es an uns drei Männer zu Hause zu recht zu kommen. Frank schlief tief und fest, als wir in das Wohnzimmer gingen.
Samuel und ich genehmigten uns, noch ein Glas von dem alten erstklassigen Schottischen Malt Whisky Bowmore. Samuel war die meiste Zeit am reden, ich hörte einfach nur zu, stellte zwischen durch mal wieder eine Frage. Er erzählte mir, wie Mary und er sich kennen lernten, wo er sie zum ersten Mal küsste und ihr sagte dass er sie liebt. Das waren alles Dinge, die ich vorher nicht wusste. Samuel kam an einem Abend irgendwann mit Mary nach Hause und stellte sie mir, als seine Freundin vor. Mehr musste ich, zu diesem Zeitpunkt auch nicht wissen. Ich habe Samuel nie nach Einzelheiten gefragt. Wenn er mir mehr hätte erzählen wollen, wäre er auf mich zu gekommen, das war schon immer so.
Es war mir nicht bewusst, wie schnell die Zeit an dem Abend verging.
„Ian?“
„Ja Samuel?“
„Gehst du jetzt auf die Suche nach Nathaniel?“
„Nein, das kann warten, auf ein paar Jahre mehr, kommt es nicht darauf an. Du und Frank, brauchen mich jetzt. Du bist in der Vergangenheit, auch immer für mich da gewesen, jetzt kann ich es dir, auf diesem Weg zurück geben.
„Ich bin über deinen Entscheid von dir, sehr froh. Es bedeutet mir viel, dass du bleibst Ian.“
„Ehrlich gesagt, wär es mir alleine mit Frank zu viel.“
„Du und Mary ihr hattet recht, dass wir eine Familie sind. Ich wusste nicht, dass ich sie so lieb habe und sie so vermissen werde. Samuel ich bin immer für dich und Frank da, du bist mein einziger grosser Bruder.“
Als ich spät in dieser Nacht in mein Zimmer ging, lief der heutige Tag nochmals vor meinem inneren Auge ab. Ich machte mir dabei einige Gedanken und erinnerte mich, an den gemütlichen geselligen Abend von gestern. Ich hörte das Klavierspiel von Mary, immer noch in meinem Kopf, ich habe noch nie, jemanden mit so viel Gefühl und Leidenschaft spielen hören.
Ich fragte mich in Gedanken:“Hat Mary gespürt, dass sie bei der Geburt sterben wird? War es ihre Art Abschied zu nehmen?“
Schon wieder rutschte ich dem Abgrund der Traurigkeit entgegen. Mary war für mich wie eine Schwester, ich hätte mein Leben für sie gegeben.
Ich musste auf andere Gedanken kommen, denn ich musste, für Samuel und Frank stark sein, sie brauchen mich jetzt, mehr als irgendetwas sonst.
Ich wünschte mir so sehr, dass ich ihm die Trauer und den Schmerz des Verlusts nehmen könnte. Ich würde ihm so gerne mehr helfen, aber das kann ich nicht. Wie soll man jemandem in so einer Situation helfen? Ist es genug, einfach nur da zu sein und zu zuhören? Ich wusste es nicht und das machte mich wütend.

Eine Woche später.
Es war an dem Tag vor Mary’s Beerdigung. Es war ein wunderschöner warmer Sommertag, viel zu schön für ein so trauriges Ereignis. Wir waren nicht viele Leute an der Beerdigung, es kam Mary’s beste Freundin Sally mit ihrem Mann Tom, Jessie und Annie mit ihrem Buttler James und natürlich Charles unser Kutscher. Pfarrer Clancy hielt eine bewegende Abschiedsrede, die alle von uns zu Tränen rührte. Mary war immer, überall gerne gesehen. Sie war eine so herzliche, liebevolle und geduldige Frau, die alle liebten. Es war nicht schwer, sie nicht zu mögen. Nach der Trauerfeier gingen wir alle noch zu uns nach Hause. Annie brachte ihre köstliche frische Erdbeerquarktorte, mit Erdbeeren aus ihrem Garten. Die Torte war wieder vortrefflich, Mary hätte sich bestimmt ein zweites Stück davon genommen.
Obwohl das Wohnzimmer voll mit bekannten lieben Menschen war, fehlte doch etwas. Ich vermisste Mary’s lachen, mein Herz verkrampfte sich bei dieser Erinnerung. Egal wie schlecht es mir ging, oder wie gross mein Durst nach Rache war, Mary’s lachen holte mich immer wieder aus der Dunkelheit zurück, in die helle freundliche Realität.
Was mich mit Vorfreude erfüllte war Phoenix, Jessie meinte, ich kann sie gegen Anfang November zu uns holen. Ich werde hinten im Garten einen Stahl für Phoenix bauen, ich habe schon mit unserem Schreiner in der Gegend gesprochen und bei ihm das Holz dafür bestellt. Das wird mich eine Weile beschäftigen, mal sehen ob ich Samuel dafür begeistern kann mir zu helfen. Es wär auch für ihn eine gute Ablenkung.
Annie und Sally kommen zwei, drei Mal die Woche vorbei, um nachdem Rechten zu schauen, bis jetzt waren sie zufrieden mit uns. Wir werden auch immer besser und schneller, was das Windeln wechseln betrifft. Es ist wie Jessie sagte, mit der Routine wird alles leichter. Er macht uns jeden Tag, mit seinen Fortschritten grosse Freude. Seine Augen und das freundliche Gesicht hat er von seiner Mum. So werden wir Mary nie vergessen und in unserer Erinnerung behalten. Samuel hat im Zimmer von Frank verschiedene Foto’s von Mary aufgehängt. Er meinte, so sieht Frank sie jeden Tag, er erzählte ihm jeden Tag etwas von seiner Mutter, vor allem das sie ihn sehr lieb hatte.
Unser Tagesablauf hat sich wieder normalisiert, es ist mit Frank ein ganz neuer Rhythmus in unser Leben gekommen, was auch gut ist. Auch das Lachen und die Fröhlichkeit, haben den Weg wieder zu uns nach Hause gefunden. Es ist nicht immer leicht mit dem Kleinen, aber es macht grosse Freude. Ich denke, Mary wäre sicher stolz auf uns zwei.


Kapitel 6 Begegnung

Die Jahre vergingen, Frank wuchs von einem kleinen Jungen, zu einem jungen Mann heran.
Es waren sehr ruhige und friedliche Jahre. Sally und ich wurden zu Tante Sally und zu Onkel Ian, Jessie und Annie wurden sowas wie Eltern und Grosseltern. Es freute sie sehr, dass wir sie so sahen, denn sie hatten nie eigene Kinder. Obwohl keiner von uns, ausser Samuel und Frank miteinander Verwandt waren, waren wir wie eine Familie. Wir trafen uns zu Ostern, Frank’s Geburtstag, Halloween und zu Weihnachten.
Es war an einem von diesen Abenden, ich hatte schon zwei, drei Gläser zu viel von dem guten Rotwein der Jessie zu dem Festessen von Annie auftischte. Nicht das ich betrunken war, aber Redseliger als sonst. Als ich nicht mehr wusste, wo ich meinen Kummer vergraben konnte, brach alles aus mir heraus. Ich erzählte ihnen alles, vom Tod meiner Eltern, bis hin zu meiner Verwandlung. Sie hatten mich kein einziges Mal unterbrochen. Als ich fertig war, fühlte ich mich irgendwie erleichtert und doch überrollte mich all der Hass, der Verlust, die Traurigkeit und das allein sein so stark, dass ich in mir zusammen brach. Wieso ich so fühlte, konnte ich mir nicht erklären. Ich denke es war die Angst, abgelehnt zu werden.
Annie kam zu mir rüber und setzte sich neben mich auf das Sofa. Sie sagte nichts, schaute mir nur lange tief in meine Augen, bis ich vor Scham meinen Blick senkte.
Sie nahm mich, einfach nur fest in ihre Arme und sagte:“Es wird alles gut mein Junge, auch du wirst deine innere Ruhe noch finden.“
Jessie sagte zu all dem nichts, was mich sehr verunsicherte. Ich musste ihn nachdem Grund seines Schweigens fragen.
„Jessie?“
„Ja Ian.“
„Wieso wolltest du von meinem Kummer wissen? Wenn du im Nachhinein, nichts dazu zu sagen hast? Ich versteh das nicht.“
„Weil ich das meiste, schon von Samuel wusste. Es war mir wichtig, dass du aus dir heraus gekommen bist. Das nächste Mal wenn du Kummer hast, kommst du zu uns oder redest mit Samuel darüber. Ihr habt beide dasselbe Problem, ihr seid zu verschlossen wenn es um eure Seele oder euer Herz geht. Ich hoffe das wird bei Frank anders sein.“
Seit dem Sommer bildeten Samuel und ich, Frank zum Vampirjäger aus. Er lernt schnell, fast alles aufmerksam und geduldig auf. Ich trainiere viel mit ihm, wie immer um 5 Uhr morgens. Sein Geschick und die Schnelligkeit, sind bemerkenswert. Und doch verlor er jeden Kampf gegen mich, weil mich meine verschärften Sinne vorwarnten. Nach jeder Niederlage stand er wieder auf und wollte einen zweiten Versuch, er ist unermüdlich was das Kämpfen betraf.
„Lass uns später weiter trainieren Frank.“
„Wieso Onkel Ian? Bist du schon müde?“
„Nein im Gegenteil, ich habe mich gerade erst aufgewärmt, ich habe einen Bärenhunger, ich kann mich nicht auf den Kampf konzentrieren wenn ich hungrig bin.“
„Darf ich dich was fragen?“
„Klar Frank, schiess los, was willst du wissen?“
„Ihr habt mir jetzt schon viele Geschichten von früher erzählt. Was ich aber nicht ganz verstehen kann ist, du bist neun Jahre jünger als Vater, also müsstest du 46 Jahre alt sein. Wieso siehst du dann aus, als ob du erst 30 geworden bist?“
„Ich wurde im Kampf von einem Vampir gebissen und mutierte danach zu einem von ihnen. Ich bin aber nicht böse Frank, ich habe in all den Jahren in denen ich ein Vampir bin, noch keinen einzigen Menschen getötet. Jessie organisiert mir dafür meine Blutkonserven. Möchtest du sonst noch etwas wissen?“
„Nein das ist für den Moment alles.“
„Guten Morgen ihr zwei, mit was hat dir Frank heute ein Loch in den Bauch gefragt?“
„Er wollte wissen wieso ich noch so jung aussehe, im Gegensatz zu seinem alten Vater.“
Samuel boxte mich in die Schultern und meinte schmunzelnd:“Sei vorsichtig Kleiner.“
„Frank ich habe dir doch schon so oft gesagt, du sollst Ian nicht immer so private Sachen fragen, das gehört sich nicht.“
„Er kann jeder Zeit, Nein zu einer meinen Fragen sagen, wenn dem so ist, werde ich das akzeptieren und nicht nachfragen.“

An dem Abend vor Halloween, klopfte ein Bote, mit einer Nachricht, an unsere Tür. Samuel war mehr als erstaunt. Als er das Siegel sah, wich all seine Farbe aus seinem Gesicht.
„Samuel was ist? Ist es eine Nachricht des Ordens?“
Wir hatten seit dem Tod von Mary, keine Nachricht mehr vom Orden bekommen. Samuel hat ihnen in einem Schreiben mitgeteilt, dass er sich gänzlich von der Jagt zurück ziehen wird, weil Mary bei der Geburt von Frank gestorben sei und er nicht will das Frank zum Vollweisen wird.
Der Orden war über sein Schreiben alles andere als begeistert, aber akzeptierten seinen Endscheid. Und teilten ihm, bei dieser Gelegenheit ihr Beileid mit.
„Sie erwarten von allen und jedem der bereits zum Jäger ausgebildet ist ihr erscheinen, morgen Abend beim üblichen Treffpunkt. Es gibt keine Ausnahme, sie sind auf jede Hilfe und jeden Kämpfer angewiesen.“
Am Ende des Textes, stand in grossen Buchstaben nur ein Wort:

AUFREUMRAZZIA!!!

„Vater was bedeutet das für uns?“
„Was das bedeutet? Das bedeutet, dass du morgen zu Jessie und Annie gehst. Ian und ich, werden zu dem Treffen gehen. Und nach der Razzia dich dort wieder abholen.“
„Nein Vater, ich möchte mit euch kommen. Ihr habt mir schon so viel erzählt und ich habe mit Onkel Ian schon viele Kampftechniken trainiert. Ich bin bereit zu Kämpfen.“
„Nein Frank, dass bist du noch lange nicht, dass kommt nicht in Frage. Du gehst zu den Thomson’s das ist mein letztes Wort.“
„Aber Vater…“
„Frank es gibt kein aber, was Verstehst du an meinem Nein nicht?“ Samuels Worte klangen hart.
„Ian sag ihm dass ich so weit bin, dass ich mit euch kommen kann.“
„Frank ich stelle mich ganz sicher nicht, zwischen dich und deinen Vater. Wenn er sagt du kommst nicht mit, du sollst zu den Thomson’s gehen, ist das seine Endscheidung, dann hast du das zu akzeptieren. Er hat recht, du bist noch nicht so weit. Das morgen ist ein echter Kampf, wo Menschen Sterben werden. Lass es gut sein Frank, es ist für deinen Vater schon so schwer genug, morgen da hin zu gehen.“
„Beantworte mir meine letzte Frage. Warum?“
„Weil er es deiner Mutter versprochen hat auf dich aufzupassen und sich als aktiver Jäger zurück zieht. Und nun sein Versprechen zur Hälfte brechen muss. Geh jetzt bitte nach oben und pack dir ein paar Sachen ein, Charles fahrt dich morgen zu den Thomson’s.“
Charles war pünktlich um 10 Uhr morgens bei uns, um Frank zu Jessie und Annie zu fahren. Frank sprach während dem Frühstück kein Wort mit uns, er war verärgert über seinen Vater und von mir wahrscheinlich enttäuscht, weil ich ihn nicht unterstützte. Er hat sich kaum von uns verabschiedet, dass verletzte Samuel sehr, obwohl er sich nichts anmerken liess, sah ich es in seinen Augen.
„Auf Wiedersehen Frank, bis heute Abend. Ich hab dich sehr lieb.“
„Auf Wiedersehen Vater, Ian.“
„Bestell Jessie und Annie bitte liebe Grüsse, von uns.“
„Ja mach ich.“
„Vielen Dank Charles, dass sie Frank zu den Thomson‘s fahren.“
„Ich steh ihnen und Mr. McAlister jeder Zeit zur Verfügung. Machen sie es gut und kommen sie wieder gesund zurück.“
„Wir geben unser bestes.“
Nach der Abfahrt von Charles und Frank, machten wir uns auch auf den Weg zum Treffpunkt. Ich musste Samuel noch das Versprechen geben, dass ich wenn ihm heute etwas zustossen sollte, Frank fertig unterrichten werde, dass die Tradition weiter geführt wird. Ich sollte ihn danach zu Sally und Tom bringen, ihr Sohn Jasper und Frank verstehen sich sehr gut. Dieses Versprechen zu geben, viel mir sehr schwer, ich wollte meinen besten Freund, nicht auf diese Weise verlieren.
Isak, ein Bekannter von Charles, brachte uns zum Treffen. Er beauftragte ihn, dort auf uns zu warten, bis die Schlacht überstanden war. Er gab ihm noch einen kurzen beschreib des Weges, wie er in einem Notfall am schnellsten zu den Thomson’s kam. Typisch Charles, immer um unser wohl besorgt, wenn er gekonnt hätte, hätte er Frank und uns zur selben Zeit kutschiert.
Die Stimmung unter den versammelten Jägern war auf das äusserste gespannt, wie ein Pfeil in seinem Bogen. Es wurde nur kurz, für allgemeine Info’s und Kampfstrategien gesprochen. Von da an herrschte eine Stille, die irgendwie unheimlich war.
Ich hatte kein gutes Gefühl, für den heutigen Abend. Samuel musste mir versprechen, dass er nicht von meiner Seite weicht, damit wir uns gegenseitig Rückendeckung geben konnten, wenn es nötig sein sollte.
Er meinte nur:“Alles klar Kleiner.“
Diese Aussage kam mir irgendwie bekannt vor.
Der Kampf nahm einfach kein Ende. Ich hatte das Gefühl, das jedes Mal, wen ich einen tötete einer mehr auftauchte. Es war schrecklich, wie viele Menschen, schon den Tod gefunden hatten.
Samuel hielt sich nicht an sein Versprechen, er war alles andere als in meiner Nähe. Als mein Blick nach Samuel suchend, über das Blutverschmierte Feld sah, traf mich fast der Schlag. Ich blieb wie erstarrt stehen, ich sah Nathaniel. Mit seinen tief roten, unterlaufenen Augen, die der Blutrausch auslöste. Seine Augenpartie war Angsteinflössend. Um sie herum traten alle Adern hervor, unter denen ein tiefes schwarz lag. Seine dunkelbraunen Haare, waren lang und verfilzt. Von seinen einst klaren blauen Augen, war nichts mehr zusehen. Er sah noch viel schlimmer aus als das letzte Mal, als ich ihn gesehen habe. Das war nicht mehr mein Bruder, der dort zwischen all den Toten Menschen, auf dem Feld stand.
Ich sah wie Samuel, sich von hinten Nathaniel näherte. Ich wollte schreien, brachte aber keinen Ton aus meinen Stimmbändern, sie waren wie blockiert, ich wollte los laufen, aber auch das ging nicht, was war los mit mir? Ich wollte ihm zur Hilfe eilen, aber meine Beine waren wie gelähmt. Als ob Nathaniel, es in meinen Augen gesehen hatte, drehte er sich in dem Moment um, wo Samuel seinen Dolch hob. Er stach ihm mit seinen beiden Schwertern tief in die Brust. Er sank auf seine Knie und krümmte sich vor Schmerz.
Ich war immer noch nicht im Stande, los zu laufen. Ich konnte meinem besten Freund nicht helfen, ich musste zusehen wie er verletzt wurde. Und es kam noch viel schlimmer, Nathaniel zog ihn an den Haaren auf die Beine und drehte sich so um, dass er mir bei dem was gleich kommen wird, in meine Augen sehen konnte. Samuel stand auf schwachen Beinen, er konnte sich kaum aufrecht halten. Als er ihm fest in den Rücken schlug, fiel er hart vorne über. Er liess den Kopf hängen, als er ihn ganz langsam mit letzter Kraft, versuchte anzuheben. Spürte ich, wie ein merkwürdiges kribbel, durch meinen Körper ging. Was war das? Was bedeutete das? Ich konnte solche Gefühle jetzt nicht brauchen, ich muss so schnell wie möglich Samuel helfen.
Es fing plötzlich wie verrückt an zu stürmen, als ich merkte das ich es war, der diesen Sturm auslöste und die Hände gespreizt zum Himmel streckte, wirbelte ich im selben Moment in die Luft, ich bewegte mich wie einen Tornado, auf sie zu. In meinem Kopf formten sich so viele verschiedene Fragen, die grösste und wichtigste war. Wie machte ich das? Ich schupste bei der Landung, Samuel unsanft zur Seite. Als ich dann vor Nathaniel trat und ihm in seine Augen sah, spürte ich wie die stille Glut von meinem Hass und der Rache die so gut wie erloschen war, durch ihn wieder von neuem entfacht wurde. Die Wut auf ihn war unermesslich, ich merkte wie sich mein Kiefer verspannte und ich auf den hintersten Zähnen anfing zu Mahlen. Was bei mir schon seit meiner Kindheit so ist, wenn etwas in mir brodelte oder mir einfach nicht passte.
„Nathaniel.“
„Ian, nah bist du heute bereit zu sterben?“ meinte er belustigt und lächelte sein fieses dreckiges Lächeln.
„Kannst du dich also doch erinnern dass wir einst mal Brüder waren? Eins ist ganz sicher, wir werden unser Kampf noch haben, aber nicht heute Abend. Und nicht ich werde derjenige sein, der stiebt.“
Ich drehte ihm ohne ein weiteres Wort, oder einem Blick, denn Rücken zu, um Samuel auf die Beine zu helfen.
„Ian, dreh mir nicht einfach so den Rücken zu, Kämpfe wie ein Mann. Was kümmert dich dieser Abschaum von Jäger?“
Ich blieb einfach nur stehen und hörte mir an, was er zu sagen hatte. Ich umfasste den Griff meiner Walther PPK, die mit neun Schuss vollgeladen fest in meiner Hand lag, so dass meine Knöchel weiss hervor traten. Die andere Hand lag schon griffbereit an meinem Messergurt.
Das einzige was ich zu seiner Aussage zu sagen hatte war. “Ich frage mich, wer hier wohl der Abschaum ist?“ Und lief den Rest des kurzen Weges zu Samuel. Er lag gekrümmt auf dem Boden, die Hände über seine Wunde an der Brust. „Samuel komm wir gehen zu Jessie und lassen dich von ihm verarzten.“
Ich bekam keine Antwort. Ich ging besorgt neben ihm in die Hocke, da sah ich dass sich seine Brust, kaum noch hob und senkte. Ich fühlte seinen Puls, der sehr schwach und flach war. Als ich meinen Kopf etwas anhob, sah ich zwei schwarze mit Blut und Dreck verschmierte Stiefel neben mir stehen.
„Ich hätte nie gedacht, dass du mal so tief sinken würdest. Du bist so was von erbärmlich Ian.“
Ich sagte nichts dazu, es war mir jetzt viel wichtiger, Samuel auf dem schnellsten Weg zu Jessie zu bringen. Hoffentlich haben wir, nicht schon zu viel Zeit verloren. Ich nahm ihn auf meine Arme und dachte mir, mein Tornado von vorhin wär jetzt sehr hilfreich gewesen. Aber ich spürte nichts, nicht das kleinste Kribbeln. Ich fragte mich wieder:“Wie mache ich das bloss?“ Ich trug ihn bewusstlos, quer über das Feld. Ich hatte nur ein Ziel. Die Kutsche. Isak sah mich kommen und rannte mir entgegen.
„Oh mein Gott, Mr. Ian Sir was ist passiert? Kommen sie, ich helfe ihnen.“
„Nein danke Isak, es geht schon. Ist die Kutsche abfahrt bereit?“
„Ja wohl Sir. Wir können gleich los, ich bringe sie sofort zu den Thomson’s.“
„Danke Isak, holen sie alles was sie können aus den beiden Pferden heraus.“
„Das werde ich Mr. Ian Sir.“
Wir flogen nur so an den Häusern in den Strassen von Newcastle vorbei, doch es kam mir vor, wie eine Ewigkeit. Ich hielt Samuel, die ganze Fahrt hindurch in meinen Armen und deckte ihn, mit meinem Mantel zu. Er blutete immer noch sehr stark, ich drückte so gut es ging, meinen Schal auf seine Wunde. Ich habe seit ich ein Vampir bin, noch nie so frisches warmes Blut gerochen. Ich bemerkte, dass es mir gar nicht so viel ausmachte, vielleicht war es auch nur, weil es Samuel war. Dazu kam, dass mir von dem warmen Blut immer übel wurde. Wir stoppten plötzlich, ein paar Sekunden später öffnete mir Isak die Tür.
„Wir sind bei den Thomson’s“, sagte er völlig ausser Atem.
„Das war eine sehr speditive Fahrt Isak, vielen Dank. Gehen sie doch bitte schon mal vor und rufen sie Dr. Thomson.“
Ich bemühte mich, ihn so behutsam wie möglich aus der Kutsche zu heben.
Da hörte ich schon, wie mir jemand auf dem Kiesweg entgegen kam. Als ich mich mit Samuel im Arm umdrehte und los laufen wollte, war ich erstaunt wer mir gegenüber stand. Es war Frank.
„Vater nein, Onkel Ian was ist passiert?“
„Frank wo ist Jessie?“
„Im Haus, Isak erzählt ihm was passiert ist.“
“Gut, dein Vater braucht dringend Hilfe.“
„Sagst du mir jetzt bitte was passiert ist?“, drängte mich Frank.
„Las uns ins Haus gehen, ich möchte dein Vater zu Jessie bringen. Er wurde von Nathaniel angegriffen, er hat zwei stark blutende Bauchwunden.“
Als wir im Haus angekommen sind, brachte ich ihn gleich zu Jessie ins Behandlungszimmer. Der dort schon auf uns wartete. Annie brachte die erste Ladung der ausgekochten Tücher vorbei, die wir brauchten um die Wunde aus zu waschen.
„Frank, geh bitte mit Annie und hilf ihr dabei, mehr Tücher aus zu kochen.“
Jessie’s Stimme duldete keinen Wiederspruch, trotzdem tat er es. Was keine gute Idee von ihm war.
Annie schnitt Jessie genau im richtigen Moment das Wort ab, sie meinte mit ihrem Blick zu Jessie gerichtet:“Frank es ist besser, wenn du mich begleitest. Jessie mag es nicht, wenn ihm die Leute bei seiner Arbeit im Weg stehen.“
Frank ging wiederwillig mit Annie mit.
„Und was meinst du Jessie? Wie schlimm ist es?“
„Die Wunden sind sehr tief und schmutzig, siehst du die feine Rotelinie um die Wunden? Wie lange ist er schon Bewusstlos?“
„Ich schätze mal, knappe zwei Stunden. Ist das zu lange? Ja ich kann die Rotelinie sehen. Was bedeutet das?“
„Es bedeutet, dass sich die Wunden schon am entzünden sind, wir müssen sie sehr gut ausspülen, bevor ich sie Nähen kann. Hat er während der Bewusstlosigkeit immer geatmet?“
„Ja das hat er, aber eher schwach und flach. Wieso meinst du?
„Das ist gut, dann ist die Atmung immer noch einigermassen stabil. Da haben wir vielleicht doch noch eine Chance.“
„Wie stehen den seine Chancen überhaupt?“
„Im Moment würde ich sagen 50 zu 50, er hat schon ziemliches Fieber, wenn es bis morgen mit den Wickeln nicht sinkt, kann ich nichts mehr für ihn tun.“
Wir brauchten sehr lange, um die Wunden zu säubern und zu Nähen. Jessie machten zwei Sachen grosse Sorgen, dass eine war, Samuel verlor immer wieder das Bewusstsein und das andere war, sein Fieber wurde immer höher.
Ich war die ganze Nacht bei ihm. Frank schlief auf dem Sofa im Wohnzimmer, er wollte in der Nähe sein, falls er aufwachte. Jessie und Annie gingen nachdem verarzten und aufräumen auch schlafen. Jessie meinte, ich soll ihn rufen, falls sich sein Zustand verschlechtern sollte.
Ich sah die ganze Zeit aus dem Fenster, in die schwarze Nacht hinaus, als ich Samuel’s husten vernahm. Ich drehte mich zu ihm um und sah, dass er mit aller Kraft versuchte die Augen zu öffnen.
Er winkte mich mit seiner Hand zu sich.
„Ganz ruhig Samuel, ich bin bei dir.“
„Wo ist Frank?“ fragte er mit so schwacher leiser Stimme, es war nicht mehr als ein Flüstern.
„Ich werde in holen, er ist im Wohnzimmer am schlafen.“
Ich wollte schon gehen, als er versuchte mich zurück zuhalten.
„Ian? Warte bitte, kannst du dich noch an dein Versprechen erinnern, dass du mir gegeben hast?“
„Natürlich erinnere ich mich daran.“
„Das ist gut, vielen Dank. Denn ich muss sicher sein, dass es Frank an nichts fehlt, bevor ich euch verlasse.“
„Ich würde dich gern noch etwas fragen, bevor ich Frank zu dir hole. Meinst du, du hast die Kraft dazu, mir sie zu beantworten?“
„Kommt ganz auf die Frage an.“
„Ich habe mich auf dem Schlachtfeld, wie in einen Tornado verwandelt. Wie habe ich das gemacht?“
„Du musst auf die Suche nach Douglas McLeod gehen, er wird dir weiter helfen. Mir fehlt die Kraft es dir zu erklären, es tut mir leid Ian. Ich würde mich jetzt gerne noch von Frank, verabschieden.“
„Ich geh in holen.“
Auf dem Weg in das Wohnzimmer, sagte ich mir in Gedanken immer wieder seinen Namen. Douglas McLeod.
Ich strich Frank, nur einmal kurz über den Arm, schon war er wach. „Onkel Ian ist was mit Vater?“
„Er möchte dich sehen.“
Wir gingen zurück zu Samuel, sein Gesicht war leichenblas, er hatte vom hohen Fieber, die ganze Stirn voll mit kleinen Schweisstropfen.
Frank erschrak, als er ihn sah und blieb abrupt im Türrahmen stehen.
„Frank?“
Ich weiss nicht, ob er es mit seinem menschlichen Gehör hörte, dass Samuel nach ihm rief. Deshalb schubste ich ihn an, dass er zu ihm ging. Er ging sehr langsam, sein Gang wirkte irgendwie zittrig. Als er ihm dann Antwortete, bestätigte sich meine Annahme, denn auch seine Stimme zitterte, sein ganzer Körper vibrierte leicht. Ein Mensch kann das gar nicht war nehmen, es waren so kleine feine Vibrationen, die nur ein Vampirauge sehen kann. Frank wollte für Samuel strak sein, aber es gelang ihm nicht, es liefen im stille grosse Tränen, über die Wangen. Ich spürte, dass er ihm gerne so viel sagen wollte, er brachte aber keinen einzigen Ton hinaus. Bei dieser Szene, verkrampfte sich wiedermal mein Herz vor lauter Schmerz. Drei Männer die einander so viel zu sagen hatten, aber weil es mit dem Herz und dessen Gefühlen zu tun hatte, hatten wir alle unsere Schwierigkeiten. Das war wiedermal Typisch für uns.
„Er winkte ihn, wie mich schon zu vor, mit der Hand zu sich.
„Frank mein Junge, setzt dich bitte zu mir und höre mit gut zu. Ich muss dich unbedingt noch um etwas bitten.“
„Alles was du möchtest Vater.“
„Du musst mir versprechen, dass du Ian nie jagen wirst. Er ist dein Onkel und gehört zur Familie. Wenn du später auch mal Kinder hast und du nach Jahren in meiner Situation bist, musst du ihnen dasselbe Versprechen und denselben Schwur Abnehmen.“
„Ja klar, dass ist doch logisch Vater. Falls ich mal eine Familie haben werde, werde ich es sie auch versprechen lassen. Ian ist mit Tante Sally, noch das einzige an Familie das ich noch habe.“
„Ich habe sie darum gebeten, dich bei sich aufzunehmen, du und Jasper versteht euch ja sehr gut. Du bist bei ihnen, herzlich willkommen.“
Samuel bekam wieder einen Hustenanfall, der ihm sicher grosse Schmerzen bereitete.
„Soll ich Jessie rufen?“
Er verneinte, mit einem kleinen Kopfschütteln, was ihm sichtlich Mühe machte. Samuel konnte kaum noch Luft holen, durch seine Lungen kam nur ein röcheln und ein pfeifen.
„Ich geh jetzt Jessie holen.“
„Nein Ian, las es bitte. Es ist Vaters letzter Wunsch.“
Ich war über die plötzlich klaren Worte von Frank, überrascht. Sie haben beide aufgegeben, nur ich nicht. Samuel war meine einzige Familie, er war der, der mir alles beigebracht, mir alles immer geduldig erklärt hatte.
Ich muss unbedingt Douglas McLeod ausfindig machen. Wenn er mir alles erzählt und erklärt hat, was ich wiesen muss, hatte ich nur noch ein Ziel vor Augen. Nathaniel.
Ich ging zu Samuel an das Bett und nahm seine linke Hand in meine, dabei öffnete er zum letzten Mal seine Augen. Ich schwor ihm, dass ich mich auf die Suche nach ihm machen werde und ihn dieses Mal, zur Strecke bringen werde. Ich verliess das Zimmer.
Als ich ins Wohnzimmer kam, stand Jessie beim Kamin.
„Was machst du denn hier?“
„Ich konnte nicht schlafen.“
„Was trinkst du?“
„Scotch.“
„Darf ich?“
„Bitte bedien dich. Du bist hier zu Hause, Ian.“
„Ist er schon gestorben?“
„Nein noch nicht. Aber er liegt im Sterben. Ich werde Frank fertig trainieren, danach bringe ich ihn zu Sally und Tom. Somit habe ich mein Versprechen erfüllt. Dann werde ich mich auf die Suche nach zwei Männern machen, der eine, kann mir meine Fragen beantworten und der andere, wird sterben. Es ist nun definitiv an der Zeit aufzubrechen. Versteh mich nicht falsch Jessie, ich mag dich und Annie sehr, ihr wart immer für uns da, eure Tür stand stets immer offen. Bei euch konnte ich mich nicht verstecken, ihr habt immer alles mitbekommen, was auch gut so ist. Durch euch habe ich gelernt, was es heisst sich zu öffnen und Vertrauen zu haben. Aber ihr seid nun mal nicht wie Samuel und Mary, sie waren für mich wie Bruder und Schwester, ihr sind mehr sowas wie Eltern. Ich hoffe, du verstehst was ich damit sagen will.“
„Ich versteh dich sehr gut Ian, aber du weist das dir unsere Tür, auch noch offen steht wenn du weg gehst. Wenn du irgendwann, ein Zufluchtsort, oder eine Bleibe brauchst, bist du immer willkommen. Es wird Annie mehr traurig stimmen, als mich. Sie hat mich gestern beim zu Bett gehen, gefragt ob du nun gehen wirst, wenn es Samuel nicht schaffen sollte. Ich habe ihr, dann das gleiche gesagt wie du mir, wir sind nicht wie sie. Ich glaube, ich muss dir nicht sagen, dass sie euch, wie ihre eigenen Kinder lieb hat. Sie wird am Anfang sicher sehr Mühe haben, denn es kehrt nun wieder Ruhe in unser Haus. Sally muss wahrscheinlich mit den Jungs zwei, drei Mal die Woche vorbei kommen. Ich geh mal nach Samuel schauen. Machst du mir noch einen gefallen, mehr Annie zu liebe?“
“Ja sicher, was kann ich für euch tun?“
„Sag uns bitte auf Wiedersehen, bevor du gehst. Es würde sie sehr verletzen, wenn du ohne Abschied gehen würdest.“
„Ja das werde ich, es ist schon fast beängstigend, wie gut sie mich kennt.“
„Ich weiss, deshalb habe ich dich darum gebeten.“
Er ging ohne ein weiteres Wort, aus dem Wohnzimmer. Ich hörte, wie er an die Zimmertür klopfte und eintrat, er sprach leise zu Frank, der meinte, dass er fast keine Luft mehr bekam, ob er ihm nicht helfen könnte.
Wieso hielt Samuel immer noch fest, wieso liess er sich nicht gehen? Fragte ich mich in Gedanken.
Ich hörte wie nun auch Annie die Treppe runter kam. Sie grüsste mich als sie bei mir vorbei kam und blieb nur kurz stehen, sah mich an und nickte dabei. Als ob sie mir damit ihr Verständnis ausdrücken wollte, ging sie weiter zu Samuel ins Zimmer. Ich konnte nicht nochmal in das Zimmer, ich hatte jetzt schon einen Kloss im Hals, die Tränen standen mir in den Augen. Ich sah einfach ins Feuer, als ich hörte wie Samuel seinen letzten Atemzug nahm. In diesem Moment, lösten sich meine Tränen und liefen mir die Wangen runter. Und wieder, habe ich einen geliebten Menschen verloren. Das wird mir noch oft so gehen, ich werde alle die ich jemals lieben werde überleben. Das war mein Fluch, meine Verdammnis.

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Tag der Veröffentlichung: 01.09.2010

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