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OLDTIMER

Es ist schon ärgerlich, bin ich doch eins dieser älteren Modelle, mit kleineren oder größeren Fehlfunktionen.
Frühes Modell eben, noch nicht ganz ausgereift.
So versuche ich doch immer noch meine Fahrt so zu steuern, dass ich nicht allzu viele, am liebsten aber gar keinen überfahre.
Ich nehme Kurven mit Vorsicht, aber ich nehme sie. Fahr nicht einfach drauflos, querfeldein, weil der Weg kürzer ist … nein, ich halte mich doch an die Regeln.
Nur… werde ich eben von den neueren Modellen überholt.
OK, es liegen auf ihrem Weg diverse Opfer ... aber sie sind doch so schnell am Ziel und vor allem lassen sie mich ihren Staub schlucken.
OK, auch damit könnt ich leben, staubig aber solide, eben eins dieser älteren, aber doch, nostalgisch betrachtet, guten Modelle.
Probleme habe ich sicher zunehmend damit, den richtigen Treibstoff zu bekommen. Gibt es doch immer weniger Stellen, an denen man Liebe und Hoffnung tanken kann, aber ich schaff es .. noch ... ab und an welche zu finden.
Und dieses lästige Leck, aus dem ab und an seltsam salzige Flüssigkeit tropft … so wirklich dicht bekomm ich es nicht.
Hab ich doch schon so viele verschiedene Dichtungsmaterialien getestet … Härte, Gleichgültigkeit, Kälte, Rücksichtslosigkeit, Egoismus… aber irgendwie hält bei mir nichts wirklich lange.
Na ja, was klage ich, man ist eben ein Oldtimer, da muss man diese kleinen oder größeren Macken, die eine oder andere Roststelle und ab und an eine etwas zerbeulte Karosserie eben hinnehmen.
Gehört dazu.
Sorgen macht mir eher …
Man sieht sie immer seltener …
… diese Oldtimer…







KEIN HELD

Nein, du bist nicht der Traummann schlechthin …kein Typ, der alle Frauen seufzend in Ohnmacht sinken lässt…
Doch träume ich von dir. Manchmal sind es Träume dieser rosafarbenen Art, die so watteweich sind, dass man nie wieder aufwachen möchte. Und ja, es gibt auch diese heißen Träume, die mein Blut pulsieren lassen, mir die Schweißperlen von der Haut rinnen lassen ... nicht nur aus Lust und Leidenschaft. Manchmal sind es auch Wut und Angst, die mich unruhig fast gar nicht schlafen lassen, aber auch das gehört eben dazu.
Der Prinz auf weißem Ross, hmm, nein, auch das bist du nie so ganz gewesen.
Aber du lässt mich fühlen wie eine Prinzessin, setzt mir eine Krone auf ... Diamanten, nein, die gab es nie darin und die wollte ich auch nie. Diese Krone ist ungleich schöner, da sie von dir selbst gewirkt aus Liebe entstand.
Also vielleicht ein Held, der Superheld, den man so aus Filmen kennt?
Na ja, ich hab dich nie in ein brennendes Haus laufen sehen und hätte das auch niemals zugelassen. Ist nicht so, dass du der Welt, der Allgemeinheit einen großen Dienst erwiesen hättest, nein, Orden gab es nie an deiner Brust.
Außer den einen, den alleine du und ich sehen können.
Verliehen im Name der Liebe ... ja gut, klingt jetzt etwas pathetisch, aber warum nicht?
Gerettet hast du mich allein, vor einem Leben ohne dich und damit ohne die große Liebe des Lebens.
Die nicht nur rosarot oder leidenschaftlich rot ist, nein hier und da gibt’s Flecken auf der weißen Weste ... aber genau das macht sie aus und macht sie zu unserer ganz besonderen Liebe.
Du bist mein Traummann, mein Held, mein Prinz, das muss und soll nicht jeder verstehen und sicherlich auch nicht empfinden.
Wäre ja noch schöner, du wärest nicht ganz allein mein …
MANN!




STUMPF DES SCHWERTES SCHNEIDE

Und müde legte er seine Waffen fort.
Für den Moment hatte er die grauen Herren besiegt, nein, eher vertrieben.
Sie waren noch immer existent.
Nur seine Waffen wurden langsam stumpf.
Abgenutzt in manchem Kampf gegen Windmühlenflügel.
Lohnenswerte Mühe?
Die Frage stellte er sich nie, nur die anderen.
Aber die, die sahen die Windmühlenflügel nicht.
Oder..stumme Frage, widerhallend in seinen Gedanken... wollten sie nicht sehen?
Denen, die da leugnen vorzuwerfen oder zu verstehen und eventuell auch verzeihen?
Nun ja, der Lächerlichkeit preisgeben ist einfacher, als den Kampf aufzunehmen
und
nicht
aufzugeben.


TUPFEN ODER TAUCHEN

Nun habe ich es gelernt,
was den Topf, voll mit Glück,
von dem unterscheidet,
der angefüllt ist mit stinkendem Pech.
Der erste hat eine kleine Öffnung,
sie reicht gerade,
um die Fingerspitzen einzutauchen,
ein wenig nur zu tupfen ins
Glück.
Der andere dagegen hat eine Öffnung,
die einen zwangsläufig bis
zu den Ellbogen
eintauchen lässt...




JETZT ERST RECHT

Ja,man sagt schon,ein Lächeln erreicht Herz und Seele.
So ein Lächeln kann so viel mehr bewirken als manches Wort...vor allem,wenn dieses Wort so inhaltslos ist und damit wertlos wie...ach ihr wisst schon.
Aber...das muss mal gesagt werden...es gibt Tage,an denen hilft eines noch viel mehr.
Lachen,hemmungsloses Lachen,völlig sinnfrei manchmal,nein,falsch.Es scheint grundlos hervorzukriechen oder der Grund leuchtet nicht jedem ein.
Dann kitzelt es im Gaumen und muss raus,einfach nur raus.Platzt dir aus deinem Mund,der vorher eher,na sagen wir mal,so aussah,als ob der letzte Genuss der Biss in eine Zitrone war...
Und wenn es dann da ist,geht es auch nicht wieder weg,es brüllt das Schweigen an,das vorher so laut in deinem Kopf hallte.
Ja,sicher ..lautes Schweigen..wieder so ein Paradoxon,so typisch Dichterwortschatz,na und? Wer es versteht spricht meine Sprache,wer nicht,der kann oder will eben nicht.Ist mir aber gerade egal.
So,nun ist es da,dieses Lachen und ich genieße jeden einzelnen Laut..auch wenn es von dir oder dir,ja auch du,der noch nicht richtig will,dem sich aber doch schon die Mundwinkel kräuseln,kommt.
Gründe nicht zu lachen gibt’ s ja genug,da reicht mir einer nur,um es doch zu tun...






GEPÄCK DES LEBENS

Ach, es ist schon eine Weile her,als ich mit diesem, so gigantisch groß scheinenden, Sack voller Träume beschenkt wurde.
Bekam ihn, als ich das so oft erwähnte Licht der Welt erblickte.
Den sollte ich tragen,mit mir schleppen?
Aber, so groß er war, so leicht war er doch.Denn Träume,ja so wertvoll sie sind,wiegen sie doch nicht mehr als ein Wolkenhauch.
Schliesslich müssen sie fliegen können,zu all den Wolkenschlössern,denn von dort kommen sie und dorthin zieht es sie auch hin.
Und ihr Licht,es schien so hell,dass es fast blendete.Doch war es nicht diese Art von Licht,die fast schmerzt,wenn man hineinsieht.Nein,es war warm und irgendwie schien es mich zu streicheln,ein wenig zu locken auch.
So nahm ich ihn mit,Tag für Tag,Jahr für Jahr.
Und mit den Jahren wurde er kleine,dieser große Sack,da der eine oder andere Traum erfüllt war..vielleicht auch nur schien.Und manch einer floh heimlich,da zu wenig Gedanken an ihn verschwendet wurden.Denn das braucht ein Traum schon,den einen oder anderen Gedanken an ihn.
Noch aber trage ich ihn mit..inzwischen passt er in eine meiner Hände..fest zu einer Faust geschlossen,sehe ich dies helle Licht nicht mehr..oder nur mit großer Mühe...
Doch es ist noch da,denn nicht immer ist meine Hand so ganz und gar zur Faust geschlossen..
Wieviele Träume dort noch weilen?
Ich mag sie nicht zählen,vielleicht will ich es auch nicht.Es würde mir reichen,wenn der letzte nicht umsonst mir bleibt,wenn der letzte Traum vielleicht nicht nur der meine wäre...


OFFENER BRIEF AN...

Wollte dir längst schon mal einen Brief schreiben, ich denke es wird Zeit.
Du blähst dich derzeit wieder gewaltig auf und das kann so nicht weitergehen.
Sagst mir, ich wäre nutzlos und überflüssig?
Sagst ich, die Kritik wäre dir egal?
Ja, das glaube ich.
Aber weißt du, meine Kinder werden noch lange nach mir die Erde bevölkern, meine Tochter “Neue Idee” und mein Sohn “Gedankenaustausch” und natürlich meine jüngste “Gespräch”.
Und meine Verwandte, die “Diskussion”, die ab und an ein wenig aus der Art schlägt, wenn sie kein Ende findet und keinen Weg und Ziel vor Augen hat. Aber auch sie gehört zu meiner Familie.
Du dagegen, liebe Ignoranz … wer sind deine Kinder?
“Hochmut”, “Verblendung”, wer will die schon?
Deine Familie, ach, ja, die “Sprachlosigkeit” und “Selbstüberschätzung”, die gehören auch dazu.
Ich kann gut auf sie verzichten, schüren sie doch nur Streit und führen zu Entfremdung und Hass.
Also, überleg es dir einmal, ob man dich wirklich will und braucht!
Und vielleicht wirst du merken, mit mir ist es nicht immer bequem zu leben, aber ich gehöre dazu, wenn es um Gespräche und Gedanken geht … du dagegen lässt manch einen verstummen und stellst dich selber aufs Abstellgleis.
Und dort, genau dort gehörst du auch hin!


SCHATTEN IM BLICK

Immer wieder steht sie dort am Fenster, schaut den Wolken sehnsuchtsvoll hinterher.
Träumt sich in weite Ferne, hinaus aus dem, was sich Leben nennt.
In Gesichter anderer Menschen schaut sie längst nicht mehr, scheut sie doch ihr Spiegelbild zu sehen,
in Gesichtern, die ihr schon lange fremd.
Spiegel, die hat sie lange schon verhüllt, wozu sehen, was zu sehen sich nicht lohnt.
Zu unbarmherzig ist ihr dies Selbstbildnis.
So schaut sie allein noch den Wolken hinterher, träumt und lebt ihr Leben kaum mehr.
Und es zieht an ihr vorbei, ob sie will oder nicht, bis sie selbst nur mehr ein Schatten ist, wo bisher nur ihr Blick im Schatten lag.
Der in vergangenen Liedern leise flüstert, sich in längst vergangenen Tagen versteckt.
Und irgendwann, ja irgendwann vergeht, wenn neues Tageslicht ihn aufstöbert, ihn unbarmherzig herausreißt, hinein in gegenwärtiges Leben.
Dort, nein dort kann er nicht sein und bleiben, dort gehört er nicht hin.
Ebenso wenig wie sie….




WUNSCHTRAUM...?

Mit den Fäusten wie von Sinnen schlagend, mit aller Kraft und Wut, die mein Herz im Moment zerfrisst …bis du winselnd im Staub vor mir liegst.
Und dann spuck ich meinen Zorn in dein Gesicht, auf dem sich immer noch Unverständnis zeigt.
Du hast es noch immer nicht verstanden, dass Lügen so unglaublich wehtun und mein Herz in Stücke schneiden?
Loderndes Rot brennt mir in den Augen, ich sehe nur noch Rot und lade all meinen Schmerz auf dich, bis du schreiend um Gnade bettelst und ich lachend davongehe.
Hochmütig zurückblickend, in der Gewissheit, dich endlich mal dort zu haben wohin du mich schon so oft gedrückt hast.
…und dann wache ich mit tränennassem Gesicht auf ... kraftlos, ohnmächtig, zwar willens dir deine Lügen ins Gesicht zurückzuwerfen, aber momentan nicht in der Lage dazu…
…bis ich in der nächsten Nacht mich einmal mehr in diesen Traum fallen lasse, der mich letztendlich aufzehrt, anstatt mir die Kraft für den kommenden Tag zu geben… nur, Träume kommen und gehen ungefragt…




Impressum

Tag der Veröffentlichung: 28.01.2011

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