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Ein junges tristes Mädchen sitzt wie jeden Tag auf der morschen Bank unter dem grünen Lindenbaum vor ihrem Haus und wie immer hat sie die Beine übereinandergeschlagen und wickelt sich eine ihrer braunen Locken um den Finger. Trist starren ihre moosgrünen Augen auf die Pfützen, die silbrig auf der Straße glänzen und die bunten Herbstblätter, die vom Wind sanft über die Straße gefegt werden.
Die Zeit vergeht und sie folgt weiter aufmerksam dem Treiben um sie herum. Die Pfützen werden größer, die Autos, die vorbeifahren schneller, die Luft um sie herum kälter, der Wind stärker, bis ihr schließlich ein schneidender Luftzug ins Gesicht fährt. Nach und nach beginnen die Pfützen vor ihr zu Eis zu werden, die Bäume kahl, das Herbstlaub wandelt sich zu matschigem Schlamm und im nächsten Augenblick beginnen schon die ersten Schneeflocken zu fallen, erst langsam, dann immer schneller, bis schließlich alles um sie herum von einer weißen Kristallschicht überzogen ist. Vorsichtig schlingt sie ihren Mantel fester um sich, als sie bunte Sterne am Himmel explodieren sieht, die in sanftem Regen hinab auf die Erde zu fallen scheinen. Darauf beginnt der Schnee langsam zu tauen und entblößt ein feines, zartes grün unter sich, das sacht zu sprießen beginnt und bald die schönsten Blüten austreibt. Die Luft um sie herum wird wärmer, die Sonne scheint wohlig, bis sie immer heißer und heißer wird und schließlich die flirrende Mittagshitze herunterbrasselt, über all der laute fröhliche Hall von Stimmen und Vögeln zu hören ist. Schon wieder ist ein Jahr vergangen und es scheint sich kaum etwas getan zu haben. Immer noch sitzt das junge triste Mädchen auf der morschen Bank unter dem grünen Lindenbaum und wartet, darauf das etwas passiert. Da sieht sie, wie eine weiße Taube am klaren blauen Himmel vorüberfliegt, zieht einen zerknitterten Brief aus ihrer Manteltasche und beginnt zu lesen:

„Warte auf mich bis die Linde erneut ihre Blüten abgeworfen hat. Wenn ich nicht da bin, dann vergesse mich für immer,

in Liebe Dan“

Mit einem Seufzen erhebt sie sich und geht schweigend. Bereits im nächsten Moment hat sie alles vergessen.

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Tag der Veröffentlichung: 18.09.2011

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