Klassenfahrt mit Schatzsuche
„Guten Morgen, Klasse!“, rief Frau Lang kurz nach dem Klingeln, „ich habe etwas wichtiges mitzuteilen.“ Langsam wurde es still in der Klasse und unsere Lehrerin begann: „Wie ihr ja schon wisst, werden wir in zwei Wochen auf Klassenfahrt fahren. Die G9a und die G9b werden unsere Parallelklassen und uns begleiten. Deshalb müsst ihr nur noch 1,50¤ für die Busfahrt bezahlen. Nun aber zu euren Hausaufgaben. Wer hat das Arbeitsblatt nicht gemacht?“….
Als ich daheim ankam, rief ich nach meiner Mutter. Doch sie war noch nicht da. Vielleicht war sie noch bei der Arbeit. Also erledigte ich zuerst meine Hausaufgaben, von denen ich mal wieder mehr als genug hatte. Sie besaß einen Blumenladen zwei Straßen von unserer Wohnung entfernt. Deshalb sind wir auch umgezogen. Mama war mit Leib und Seele Floristin und musste aber ihr altes Geschäft in der Stadt schließen. Wir wohnten erst seit kurzem hier. Früher lebten wir in einer anderen Gegend. Nun wohnten wir zwei und unsere Katze Maja hier in einer kleinen, aber gemütlichen Wohnung. Nach einer halben Stunde kam sie nach Hause. „Hallo Mirjam. Im Laden war die Hölle los. Wie war die Schule?“, wollte sie wissen. „Hi Mama. Ich habe dir doch erzählt, dass wir in zwei Wochen auf Klassenfahrt fahren. Ich mache mir ein wenig Sorgen weil ich doch die “Neue“ bin.“ Meine Mutter konnte mich aber beruhigen. Sie meinte, ich fände ganz schnell neue Freunde, wenn ich alle etwas besser kennenlernen würde. Dazu ist eine Klassenfahrt ja auch genau das richtige!
„Tschüss Mama. Ich Hab dich lieb!“, verabschiedete ich mich von Mama. „Machs gut meine Kleine. Viel Spaß, und rufe mich jeden Abend an, ja?“ Und dann verschwand ich in den Bus. Ich winkte ihr noch zum Abschied bis wir um die nächste Ecke fuhren.
Nach circa zwei Stunden hatten wir unser Ziel erreicht. Alle stiegen aus den Bussen und jeder wollte möglichst schnell sein Gepäck holen. Als ich meine Tasche geholt hatte, stellte ich mich zu ein paar Mädchen aus meiner Klasse. Mit ihnen teilte ich mir auch ein Zimmer. Sie hießen Moni, Luise, Sofie und Vanessa. Mit allen verstand ich mich super. Wir freuten uns schon darauf, endlich in unser Zimmer zu kommen. Und bald kam auch Frau Lang mit der Herbergsmutter Frau Gries. Die Zimmerschlüssel wurden verteilt und wir machten uns auf die Suche. Vanessa hatte unseres gefunden und schloss uns auf. Wir betraten einen großen Raum mit 6 Betten, zwei Waschbecken und einem Tisch mit 4 Stühlen. Nachdem wir schnell geklärt hatten, wer in welchem Bett schläft, gingen wir in den riesengroßen Speisesaal. Als alle da waren fing ein Lehrer an: „Heute könnt ihr alleine die Gegend erkunden, wenn ihr wollt. Morgen werden wir eine Schatzsuche machen. Eure Partner werden wir Lehrer heute Abend auslosen. Und jetzt: Guten Appetit!“ Dann fingen wir an die leckeren Kartoffelpfannenkuchen zu essen.
Am Nachmittag machte ich mich auf den Weg nach draußen. Meine neuen Freundinnen wollten lieber im Zimmer bleiben und einen Spielenachmittag machen. Deshalb ging ich alleine. Am Ausgang schnappte ich mir einen Stadtplan, damit ich mich nicht verlaufen würde. Ich entschied mich in den kleinen Ort zu laufen, um eine Postkarte zu kaufen. Tief über den Plan gebeugt, merkte ich nicht wie mir jemand entgegen kam. Wir knallten zusammen und er fuhr mich an: „Aua! Kannst du nicht aufpassen?“ „Oh! Tut mir leid. Ich hab dich gar nicht gesehen“, entschuldigte ich mich. Ich sah auf und blickte in ein unbekanntes Gesicht eines gutaussehenden Jungen. „Ist ja nicht so schlimm“, meinte er freundlich, „Ich bin Nick. Ich bin hier auf Klassenfahrt.“ „Ich auch! Ich bin Mirjam aus der G8b.“ Er lachte und ich lachte mit. Was ein Zufall, ihn ausgerechnet hier in der kleinen Einkaufspassage zu treffen. Wir beschlossen uns gemeinsam etwas umzusehen. Am Ende unseres Trips aßen wir noch ein Eis und gingen dann zusammen wieder zurück zur Jugendherberge. In der Eingangshalle verabschiedeten wir uns und gingen in unsere Zimmer.
Am nächsten Morgen beim Frühstück wurden Listen ausgehängt, auf denen stand welche Paare gemeinsam nach dem Schatz suchen sollten. Einige fanden eine Schatzsuche kindisch, aber als sie hörten worum es sich bei dem Schatz handelte, waren sie schnell umgestimmt. Es waren zwei Gutscheine über 100¤ für ein angesagtes Geschäft, was letztens erst aufgemacht haben soll. Als ich nach dem Frühstück mit Luise auf unser Zimmer gehen wollte, kamen wir an der Liste vorbei, auf der wir gucken wollten, wer unsere Partner sein würden. Ich sah meinen Namen, neben dem “Nick“ stand. Mein Herz schlug schneller als ich an ihn dachte. „Nick. Ist das nicht der hübsche Typ aus der 9b?“, fragte mich Luise. „Ja, ich glaube schon“, antwortete ich. Ihr Partner war ein anderes Mädchen aus unserer Parallelklasse. Ich freute mich auf den Nachmittag und ich hoffte, dass Nick sich auch freuen würde.
„Hi Nick. Bereit für die Schatzsuche?“, fragte ich ihn auf dem Parkplatz, auf dem sich schon viele andere Schüler versammelt hatten. „Ja, klar. Ich habe sogar zwei Lunchpackete dabei.“ „Super“, freute ich mich. Da kam Frau Lang und teilte die Schatzkarten aus. Jedes Team hatte einen eigenen Weg zum Ziel. Wir machten uns auf die Suche…
Nach einer guten Stunde machten Nick und ich die erste Pause. Ich fragte mich, wie lange es noch dauern würde. Ich war keine gute Läuferin mir taten immer so schnell die Füße weh. Doch ich schleppte mich weiter. Nick und ich quatschten pausenlos über die unwichtigsten Dinge. Es machte Spaß mit ihm Zeit zu verbringen, doch bald wurde es dunkler und mir wurde ein bisschen bange, als ich daran dachte, dass wir uns vielleicht verlaufen hatten. Nick aber meinte nur, er habe ja eine Taschenlampe dabei, weil er ja wisse wie schnell es in dieser Gegend dunkel wurde. Es vergingen weitere Minuten oder vielleicht auch Stunden. Mir war klar, dass wir keinen Schatz mehr finden würden und ich glaubte auch in Nicks Stimme ein bisschen Angst zu hören. Also kehrten wir um.
Nun war der Himmel schon schwarz und Nick nahm mich schon seit einer halben Stunde huckepack. Auch er war müde und wir setzten uns auf den Waldweg. Ich fing an zu weinen, weil ich fürchterliche Angst hatte. Doch mein Begleiter konnte mich trösten: „Ich bin doch da. Wir bleiben einfach über Nacht hier und sobald es hell wird, machen wir uns auf den Weg zurück.“ Da war ich mir nicht so sicher. Nick nahm mich in den Arm und drückte mich an sich. Doch dadurch musste ich nur noch mehr weinen. Ich dachte an meine Mutter. Sie wollte doch, dass ich sie jeden Abend anrufe. Und jetzt? Das konnte doch alles nicht wahr sein! Wir saßen lange so da. Irgendwann sah ich auf und blickte in seine Augen. Sie waren grün und wunderschön. Langsam beugte sich Nick zu mir herunter und küsste mich.
„Nick? Mirjam? Wo seid ihr?“ Mit diesen Worten wachte ich am nächsten Morgen auf. Ich lag in Nicks Armen auf dem Waldboden. Ich weckte ihn auf. „Hallo? Ist hier jemand?“, rief er. „Nick? Wir sind es. Wir haben euch gesucht!“, rief jemand und kam auf uns zu. Wir liefen einer Gruppe von Mitschülern entgegen und ich schaute sie verschlafen, aber überglücklich an.
Es war der letzte Abend vor unserer Abreise und es fand eine Party statt. Ich saß mit Nick und ein paar anderen Leuten an einem Tisch und schlürfte einen fruchtigen Cocktail. Da begann ein langsames Lied und Nick fragte mich, ob ich mit ihm tanzen wolle. Wir bewegten uns langsam zu der Musik und ich sagte: „Eigentlich schade, dass wir keinen Schatz gefunden haben. Luise und Anne können jetzt shoppen gehen.“ Und er grinste mich an und flüsterte: „Also ich habe meinen Schatz gefunden!“
Tag der Veröffentlichung: 17.11.2009
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