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Ein langer Weg zum Glück IV

„Liebe Mitarbeiter“, begann Draco, „als ihr neuer Zaubereiminister…“ Hermine wurde kreidebleich und sank in ihrem Stuhl zusammen. Den Rest von Dracos Ansprache bekam sie nicht mehr mit…

 

Als Hermine wieder zu sich kam, lag sie auf dem Boden. Draco über sie gebeugt. „Liebling, bist du ok?“, fragte er besorgt. „Luft“, stöhnte sie. Draco half ihr auf und brachte sie nach draußen auf einen Balkon. Hermine atmete erst mal tief durch.

 

„Alles in Ordnung, Schatz? Warum bist du umgekippt?“ „Ich weiß nicht.“ „Wir können einen Moment hier bleiben, damit du dich erholst.“ „Können wir nach Hause?“ „Nein, das geht nicht.“ Hermine schwirrte der Kopf. Was war passiert? Sie konnte sich noch daran erinnern, dass der Zaubereiminister ein paar Worte gesprochen hatte. Und dann war Draco nach vorne gekommen. Hermine sah ihn beklommen an. „Ist das wahr?“, flüsterte sie. „Du bist Zaubereiminister?“ „Ja“ Hermine holte tief Luft um die aufsteigende Übelkeit zu bekämpfen. Draco war Zaubereiminister. Mit allem hatte sie gerechnet, nur damit nicht. Sie, Hermine Jean Malfoy, eine muggelstämmige Frau, war mit dem Zaubereiminister verheiratet. Das konnte doch nur ein schlechter Scherz sein.

 

„Schatz, ist dir nicht gut?“ Nicht gut war die richtige Wortwahl. Sie war bestürzt, entsetzt. Sie wusste überhaupt nicht, was sie fühlen sollte. Sie sah zu Draco. Er kam ihr auf einmal so völlig fremd vor. Als wäre er ihr noch nie im Leben begegnet. Das war nicht irgendein Mann der vor ihr stand. Nein, es war der Zaubereiminister persönlich. Völlig hilflos stand sie da und wusste nicht, was sie tun sollte.

 

„Komm, ich bring dich wieder hinein. Dann kannst du dich setzen“, sagte Draco. Er legte einen Arm um sie. Hermine zuckte bei seiner Berührung zusammen. „Hey“, er zog sie an sich, „was ist mit dir?“ „Du bist Zaubereiminister“, hauchte sie. „Ja, aber das ändert doch nichts zwischen uns.“ Er hatte ja keine Ahnung, was es alles ändern würde. „Draco, ich möchte nach Hause.“ „Wir können noch nicht gehen. Da drinnen warten ein paar Leute, die mit mir reden wollen. Ich muss ein paar Interviews geben. Verstehst du?“ Hermine nickte. „Ich hätte dich dabei gern an meiner Seite.“ Sie sah ihn entsetzt an. „Ich kann das nicht“, murmelte sie. Warum um alles in der Welt hatte er sie nicht vorgewarnt? „Wovor hast du Angst?“, fragte Draco. „Ich bin doch ein Niemand und du…“ „Du bist doch kein Niemand. Du bist meine Frau und wunderschön dazu. Ich habe nicht vor dich zu verstecken. Es kann ruhig jeder wissen, dass wir zusammen gehören.“ Er legte zwei Finger unter ihr Kinn und hob ihren Kopf an, damit sie ihn ansehen musste. „Ich bin stolz auf dich“, sagte er. Hermine sah ihm forschend in die Augen. „Seit wann weißt du es?“, fragte sie leise. „Seit einem Monat. Liebling, ich durfte dir wirklich nichts sagen. Niemand hat es gewusst. Auch Harry nicht.“ Sollte sie ihm das glauben? „Komm, wir müssen jetzt wirklich wieder rein. Die Leute warten auf uns.“ „Sie warten auf dich. Kann ich nicht hier draußen bleiben? Bitte!“ „Ich lasse dich ungern alleine hier draußen.“ „Bitte Draco. Ich kann da jetzt nicht rein gehen.“ „Na schön, aber mach bitte keinen Unsinn.“ Hermine schnappte nach Luft. Was dachte er denn? Dass sie davonlaufen wollte? „Nein, ich bleibe hier. Bitte beeil dich. Ich möchte nach Hause.“ „Ich weiß, aber es wird wohl noch eine Weile dauern.“ Er streichelte über ihre Wange und küsste sie dann. „Es ändert sich nichts“, flüsterte er und ließ sie dann los. Wehmütig sah sie ihm nach, wie er zurück in den Saal ging. Wenn sie ihm doch nur glauben könnte.

 

Sobald Draco drinnen war, wurde er von allen möglichen Leuten belagert. Er musste hunderte Fragen beantworten. Viele kamen einfach nur um ihn, den neuen Zaubereiminister, die Hand zu schütteln. Niemand schien sich für den Vorfall mit Hermine zu interessieren. Draco seufzte, als er zum nächsten Interview gereicht wurde. Wie gerne hätte er sie jetzt an seiner Seite.

 

Zwei Stunden später, es konnten auch drei oder vier sein, Draco hatte das Zeitgefühl total verloren, standen plötzlich Harry und Ginny vor ihm. „Hallo“, sagte Ginny, „müssen wir dich jetzt auch mit Sir anreden, so wie du es von Hermine verlangst?“, fragte sie. Draco schüttelte den Kopf. Wovon sprach Ginny da überhaupt? „Du siehst müde aus“, bemerkte Harry. Draco seufzte. „Am liebsten würde ich von hier abhauen. Aber ich weiß, dass das nicht geht. Tut mir leid, wenn ich keine Zeit für euch habe, aber ich muss zum nächsten Interview.“ „Wo hast du Hermine gelassen?“, fragte Harry. „Ich denke, dass sie noch immer draußen auf dem Balkon ist. Ich glaube sie verkraftet das alles im Moment nicht.“ „Wir werden mal nach ihr sehen.“ „Danke. Und bitte denkt nicht, dass ich sie absichtlich alleine lasse. Ihr seht ja, was im Moment hier los ist.“ „Du und Zaubereiminister. Das hätte ich mir nie im Leben vorstellen können“, sagte Harry und klopfte Draco auf die Schulter. „Ich mir auch nicht“, murmelte Draco. „Na dann, herzlichen Glückwunsch.“ „Wenn du wüsstest wie oft ich das heute schon gehört habe. Ich muss jetzt wirklich weiter. Vielleicht sehen wir uns ja später nochmal. Ich kann es aber nicht versprechen. Macht’s gut.“ „Viel Spaß bei deinen Interviews“, sagte Harry. Draco lächelte gequält und ging dann weiter.

 

„Wenn du nichts dagegen hast, dann gehe ich alleine zu Hermine. Ich hab irgendwie das Gefühl, als könnte sie jetzt meine Unterstützung brauchen“, sagte Ginny zu Harry. „Ja, wahrscheinlich hast du Recht. Du weißt ja, wo du mich findest.“ „Danke“ Ginny drückte Harry einen flüchtigen Kuss auf die Wange und ging dann nach draußen.

 

Sie fand Hermine in einer dunklen Ecke des Balkons stehend vor. „Hermine?“ Sie zuckte zusammen, als sie ihren Namen hörte. Langsam drehte sie sich um. „Ginny“, sagte sie erleichtert, dass es niemand anderer war. „Ganz alleine hier draußen?“ „Ja“, seufzte Hermine. „Das war wohl ein großer Schock für dich. Wir sind auch alle sehr überrascht.“ „Ginny, warum hat er mir nichts gesagt?“, fragte Hermine verzweifelt. „Ich weiß es nicht. Aber jetzt erzähl mal. Was ist los bei euch? Warum hast du ihn mit Sir angesprochen?“ „Das war doch nur Spaß.“ „Tut mir leid, aber wie Spaß hat sich das nicht angehört. Und überhaupt, du warst so anders, als ihr vor ein paar Tagen bei mir gewesen seid.“ „Das kommt dir bestimmt nur so vor, weil wir uns länger nicht gesehen haben.“ „Ich glaube nicht, dass es daran liegt. Zwischen euch stimmt doch etwas nicht.“ „Nein, es ist alles in Ordnung. Ich weiß nicht was du hast.“ „Hermine, ich will dir ja nicht zu nahe treten, aber…“ „Du hast Recht. Es geht dich nichts an, was zwischen Draco und mir ist.“ „Es tut mir leid. Ich wollte mich nicht einmischen. Es ist nur, ich habe das Gefühl, als liefe im Moment irgendetwas total schief bei euch. Hermine, wenn er dir irgendetwas angetan hat, wenn er dich mit irgendwas bedroht. Du kannst es mir sagen. Du siehst so unglücklich aus, wenn ich das sagen darf.“ „Du täuscht dich. Draco und ich sind sehr glücklich zusammen. Er kümmert sich wirklich rührend um mich. Ich möchte nicht, dass du schlecht von ihm denkst. Erst vor ein paar Tagen hat er mich mit Geschenken überhäuft, weil er mich so sehr liebt.“ Dass die Geschenke einen ganz anderen Hintergrund hatten, musste Ginny ja nicht wissen. „Und wenn er dir Geschenke macht, um sein schlechtes Gewissen zu beruhigen?“, wagte Ginny vorsichtig zu fragen. „Nein, das würde er nicht tun. Sieh dir doch nur diese Kette an. Würde jemand so etwas kaufen, nur weil er ein schlechtes Gewissen hat?“ Ginny betrachtete die Kette an Hermines Hals. „Also, um ehrlich zu sein, ja. Die Kette sieht sehr teuer aus. Ich will auch gar nicht wissen, was sie gekostet hat. Hat er dir noch mehr solcher Geschenke gemacht?“ „Ja“, gab Hermine leise zu. „Siehst du, das meine ich. Warum macht er dir solch teure Geschenke? Weil er ein schlechtes Gewissen hat. Was hat er dir angetan?“ „Er hat mir nichts angetan.“ „Aber irgendetwas stimmt nicht. Bitte Hermine, ich sehe doch, wie du dich in seiner Nähe verhältst.“ „Du irrst dich.“ „Hermine, warum willst du nicht mit mir darüber reden. Hat er dich bedroht, wenn du mir etwas sagst?“ „Nein“ „Was ist es dann?“ „Ginny, bitte lass es. Draco und ich haben eine Vereinbarung getroffen.“ „Es steht also doch etwas zwischen euch.“ „Ginny, es geht dich nichts an. Es ist eine Sache zwischen Draco und mir. Bitte frag nicht weiter. Ich werde dir nichts sagen.“ „Aber du bist unglücklich mit dieser Vereinbarung.“

 

„Bist du das?“, fragte Draco, der plötzlich hinter Ginny aufgetaucht war. „Draco, ich hab ihr nichts gesagt.“ „Ich weiß. Ginny, wenn du uns bitte alleine lässt.“ „Natürlich“, murmelte Ginny und ging nach drinnen.

 

„Ich hab ihr wirklich nichts erzählt. Nur, dass du mir ein paar Geschenke gemacht hast.“ „Du musst dich nicht rechtfertigen.“ „Müssen wir noch lange bleiben?“ „Nein, mein Schatz. Ich bin gekommen, um dir zu sagen, dass wir nach Hause gehen können.“ „Ja, es ist schon spät.“ Hermine sah Draco beklommen an. Was sollten die Leute denken, wenn sie zusammen mit dem Zaubereiminister dieses Fest verließ?

 

„Kommst du?“, fragte er. „Gehst du schon mal vor? Ich brauche noch einen Moment.“ „Dann warte ich.“ „Nein, du kannst schon vorgehen. Ich komme gleich nach.“ „Hermine, kann es sein, dass du nicht mit mir da reingehen willst?“ Sie schüttelte den Kopf. „Warum nicht?“ „Ich kann das nicht. Was sollen die Leute denken?“ „Es kümmert dich, was die Leute denken?“ „Ja. Was sollen die Leute denn denken, wenn du gleich am ersten Abend mit einer wildfremden Frau von einem Fest, deinem Fest, verschwindest?“ „Du bist doch nicht eine Wildfremde. Hermine, falls du es vergessen hast, wir sind verheiratet.“ „Ja, aber du bist der Zaubereiminister und ich…“ „Jetzt hör aber auf. Andere Zaubereiminister waren schließlich auch verheiratet.“ „Aber deren Frauen…“ „Es interessiert mich nicht, was deren Frauen waren. Du gehörst zu mir. Und nur, weil ich jetzt einen neuen Job habe…“ „Du bist Zaubereiminister. Das ist kein anderer Job. Du hast jetzt das Sagen über alles. Was willst du noch von mir. Dir liegen doch jetzt alle zu Füßen.“ „Was ich von dir will? Ich liebe dich, Hermine. Das ändert sich doch nicht, nur weil ich jetzt der Ranghöchste unter all uns Zauberern und Hexen bin.“ „Doch, es ändert alles.“ „Was willst du damit sagen? Was ändert sich?“ „Ich kann das nicht Draco. Ich kann nicht die Frau des Zaubereiministers sein.“ „Aber…“ „Sir, bitte gehen Sie.“ „Hermine?“ Sie wandte sich von ihm ab. Draco legte eine Hand auf ihre Schulter. „Bitte Sir, lassen Sie mich alleine.“ „Ich warte drinnen auf dich.“ Er strich sanft über ihren Arm und ging dann nach drinnen. Hermine brach in Tränen aus.

 

Was dachte er sich dabei. Ein Leben an der Seite des Zaubereiministers. Das konnte sie einfach nicht. Hatte er deswegen auf diesen Vertrag bestanden? Wollte er deshalb, dass sie ihn „Sir“ nannte, wenn sie in der Öffentlichkeit waren? War all das schon lange von ihm geplant gewesen? Sie trat nach vorne zum Geländer des Balkons und sah nach unten. Es war ganz schön hoch. Hoch genug um… Sie klammerte sich an das Geländer und kletterte darüber. Ein leichter Windhauch streifte ihre Wangen. Vergessen, sie wollte einfach nur alles vergessen. Zitternd stand sie da und blickte nach unten. Ob es auch hoch genug war? Vorsichtig ließ sie eine Hand los. Sollte sie die Augen schließen oder doch offen lassen? Sie machte sie zu.

 

„Hermine!“, schrie Draco erschrocken auf, als er sie dort stehen sah. Vor Schreck ließ sie ihre zweite Hand los und stürzte.

 

Draco schlug das Herz bis zum Hals. Er hielt Hermine am Handgelenk fest. Eine Sekunde später und sie läge jetzt da unten. Sie war eindeutig zu schwer, als dass er sie alleine hochziehen konnte. „HILFE!!!“, schrie er. Sofort eilte jemand nach draußen. Es war Harry. „Draco was? Hermine!“ „Hilf mir, ich kann sie nicht mehr halten.“ Harry beugte sich über das Geländer. „Nimm meine Hand Hermine. Wir ziehen dich rauf.“ Erst jetzt öffnete sie ihre Augen und sah nach unten. Ihr wurde schwindelig. „Nicht nach unten sehen. Nimm meine Hand“, sagte Harry. Sie sah nach oben und griff nach der Hand, die sich ihr entgegenstreckte. „Ich hab dich.“ Zusammen mit Draco zog er Hermine zurück auf den Balkon. Draco zog sie an sich und ließ sich atemlos mit ihr zu Boden sinken.

 

„Tu mir so etwas nie wieder an. Ich liebe dich doch“, sagte er unter Tränen. Er drückte sie fest an sich. „Draco, ich hab solche Angst!“ Wie sollte sie nur an der Seite des Zaubereiministers bestehen? „Es wird alles gut. Ich lass dich nicht alleine.“ „Ich kann das aber nicht. Ich fühle mich so schwach und nutzlos. Was kann ich dir denn schon großartig bieten?“ „Mehr als du denkst“, flüsterte er. „Warum hast du mich nicht einfach losgelassen?“ „Bitte, sag so etwas nicht.“ „Die Kinder und ich, wir stehen dir doch nur im Weg. Jetzt, wo du auf dem Höhepunkt deiner Karriere bist. Was willst du dann noch mit einer Frau wie mir? Ich lass dich gehen. Du bist frei.“ Draco schnaubte. „Ich muss zugeben, dass das Angebot ein freier Mann zu sein ganz schön verlockend ist. Wenn ich mir vorstelle, keine Verpflichtungen mehr zu haben. All das tun zu können, worauf ich jahrelang verzichtet habe. Keine kleinen Kinder mehr, auf die man Rücksicht nehmen muss. Andererseits müsste ich dann auf genau das verzichten, dass mir am wichtigsten auf der ganzen Welt ist. Hermine, ob ich nun Zaubereiminister bin oder nicht. Das ändert nichts, aber auch gar nichts daran, wie sehr ich dich liebe. Ich brauche dich an meiner Seite, um all das was mir jetzt bevorsteht zu bewältigen. Ich brauche eine Frau an meiner Seite, die für mich da ist und nicht den Kopf in den Sand steckt, wenn es einmal schwierig wird. Ich möchte eine Frau an meiner Seite haben, auf die ich stolz sein kann.“ Hermine senkte den Blick. Auf sie konnte Draco bestimmt nicht stolz sein. „Aber ich bin doch gar keine richtige Hexe“, murmelte sie. „Wie kommst du darauf?“ „Draco, du weißt doch genauso gut wie ich, dass ich nur ein Mädchen bin, das vor Jahren durch Zufall einen Brief bekommen hat. Einen Brief, der mich nach Hogwarts gebracht hat.“ „Zu Recht, wenn du mich fragst. Du warst und bist die klügste Frau, die ich kenne. Nicht umsonst warst du in fast allen Fächern Klassenbeste.“ „Hast du dich nie gefragt warum ich so gut bin?“ „Nein, damals war ich einfach nur eifersüchtig auf dich, weil du besser warst als ich.“ „Ich habe nächtelang in Büchern gelesen. Ich habe stundenlang irgendwelche Zauber geübt, bis ich sie richtig konnte. Verstehst du nicht? Ich bin keine Hexe. Ich bin nur ein einfaches Mädchen. Ich wollte doch nur dazugehören. Ich weiß, dass ich mich wie eine alte Streberin benommen habe. Aber was sollte ich denn tun?“ „Hermine, du bist eine richtige Hexe. Man bekommt nicht einfach so einen Brief aus Hogwarts.“ „Weißt du, wie ich mich gefühlt habe, als du plötzlich Interesse an mir bekundet hattest?“ „Reden wir jetzt vom letzten Schuljahr oder von der Zeit danach?“ „Weißt du wie es sich anfühlt, wenn sich der Junge der wohl reinblütigsten Familie plötzlich für ein Mädchen wie mich interessiert?“ „Warum hätte ich mich nicht für dich interessieren sollen?“ „Draco! Du weißt genau was ich meine!“ „Willst du damit sagen, dass ich dich nicht verdient habe?“ „Nein, ich habe dich nicht verdient. Aber du, du hast es verdient Zaubereiminister zu sein. Nicht Harry, auch wenn ich ihm das gewünscht hätte. Du bist jahrelang im Schatten von Harry gestanden. Jetzt hast du endlich erreicht, was du dir seit langem gewünscht hast. Du bist Jemand. Du hast es endlich geschafft, dass alle zu dir auf sehen.“ „Und du? Siehst du auch zu mir auf?“ „Ich habe kein Recht zu dir aufzusehen.“ Hermine löste sich aus Dracos Umarmung und stand auf.

 

Als er sich ebenfalls erhob, wich Hermine zurück. Sie sah ihn kurz an und senkte dann sofort wieder den Blick. Vor ihr stand der Zaubereiminister und er hatte sie eben noch im Arm gehalten. Das durfte einfach nicht sein.

 

„Willst du gehen?“, fragte Draco. „Nein, ich kann nicht mit dir kommen.“ „Wo willst du denn hin? Weißt du überhaupt wie spät es ist?“ „Ja“ „Komm Hermine, wir gehen jetzt nach Hause. Es war ein anstrengender Tag. Für uns beide.“ „Verstehst du nicht? Ich kann nicht mit dir kommen! Du bist der Zaubereiminister. Du und ich, das geht nicht mehr.“ „Warum sollte das nicht mehr gehen?“ „Du weißt warum. Ich bin nicht die Frau, für die du mich hältst.“ Draco machte zwei Schritte auf sie zu. „Nein, bitte bleib stehen“, bat sie ihn. Er machte noch zwei Schritte und zog sie in seine Arme. „Glaubst du wirklich, dass mich irgendetwas davon abhält dich in meinen Armen zu halten?“, fragte er. „Bitte Sir. Sie wissen nicht, was Sie da sagen“, murmelte sie mit gesenktem Blick. Draco hob ihren Kopf an uns senkte seine Lippen auf ihre. Hermine stand wie erstarrt da, während Draco seinen Kuss vertiefte. Dieser Mann liebte sie, das wurde ihr in diesem Moment nur allzu sehr bewusst. Und sie konnte ihm nichts bieten, während er dabei war ihr die Welt zu Füßen zu legen.

 

„Lass uns gehen“, flüsterte er an ihren Lippen. „Ja“, hauchte sie. Draco legte seinen Arm fest um sie und führte sie nach drinnen. Jetzt, da er Zaubereiminister war, zogen sie alle Blicke auf sich. Während Draco all das nichts auszumachen schien, verbarg Hermine ihr Gesicht an seiner Schulter. Als eine Journalistin mit einem Fotoapparat vor sie trat, schob Draco sie unsanft zur Seite. „Keine Fotos“, sagte er. „Herr Minister, bitte, ein Bild für die Zeitung.“ „Nein“ Sie schoss trotz Dracos Bitte trotzdem ihr Bild. Draco funkelte sie böse an und schob Hermine weiter durch die Menge. Er wusste, dass dieses Bild morgen alle Titelblätter zieren würde. Eine Tatsache, die er Hermine gerne erspart hätte.

 

Erst als sie das Gebäude verlassen hatten, blieb Draco stehen. „Es tut mir leid. Ich wollte nicht, dass du all das durchmachen musst“, sagte er. „Bitte, bring mich nach Hause.“ „Komm“ Seine Hand wanderte nach unten und griff nach ihrer. Er drückte sie sanft um ihr zu zeigen, dass er bei ihr war. Hermine erwiderte seinen Händedruck zaghaft und folgte ihm dann, als er sie mit sich zog.

 

Auf den ganzen Weg nach Hause sprachen sie kein einziges Wort miteinander. Als sie zu Hause waren, bezahlte Draco die Babysitterin, gab ihr noch reichlich Trinkgeld und schickte sie dann weg.

 

Victoria lag friedlich schlafend in ihrem Bettchen. Sie hatte noch keine Ahnung davon, dass sie jetzt die Tochter des Zaubereiministers war. Genauso wenig, wie Dracos restliche Kinder. Erst jetzt wurde Draco bewusst, was er Hermine und den Kindern damit antat. Als man ihn gefragt hatte, ob er dieses Amt nicht übernehmen wollte, hatte er sich zutiefst geehrt gefühlt und ohne zu zögern eingewilligt. Nie hatte er auch nur ansatzweise daran gedacht jemals Zaubereiminister zu werden. Und jetzt war er der mächtigste Mann in der gesamten Zaubererwelt. Und somit war er auch zur Zielscheibe für alle und jeden geworden. Ja, er konnte Hermine jetzt jeden Luxus bieten, denn sie sich erträumte. Aber konnte er auch für ihre Sicherheit sorgen? Er war sich sicher, dass es genug Leute gab, die mit seiner Wahl nicht zufrieden waren. Setzte er Hermine und die Kinder damit nicht größter Gefahr aus? War das der Grund, weshalb sie nicht mehr bei ihm bleiben wollte? Weil sie sich nicht mehr sicher fühlte?

 

Draco trat zu Hermine, die unbeholfen im Wohnzimmer stand. Er streichelte über ihre nackten Oberarme und küsste sie dann auf die Stirn. „Lass uns ins Bett gehen. Es war ein langer Tag.“ „Draco, mir wäre es lieber, wenn ich hier unten übernachte.“ „Auf dem Sofa?“ „Ja. Alleine“, fügte sie hinzu. „Hermine, wenn du Angst hast, dass ich dich jetzt zu irgendetwas zwinge.“ „Das ist es nicht. Ich muss alleine sein, um über alles nachzudenken.“ „Verstehe. Dann möchte ich aber, dass du oben schläfst. Ich werde das Sofa nehmen. Wir gehen jetzt nach oben und ich nehme mir alles mit, was ich für die Nacht brauche. Ok?“ „Ok“ „Komm“

 

Hermine folgte Draco nach oben. Würde er wirklich gehen? Zumindest sah es so aus. Er nahm sich seinen Polster und seine Decke und kam damit zu Hermine, die mitten im Zimmer stand. „Du kannst jederzeit zu mir kommen und mich wecken, wenn dir danach ist“, sagte er. „Danke Draco.“ Er zog sie mit seiner freien Hand an sich und küsste sie zärtlich. „Ich liebe dich, Hermine. Das ist das einzige das für mich wichtig ist. Ich würde dir gern eine gute Nacht wünschen, aber ich kann es nicht. Ich weiß, dass du heute nicht gut schlafen wirst. Meinetwegen. Und das tut mir leid. Ich will nur, dass du weißt, dass sich für mich nichts ändert. Gar nichts. Ich liebe dich. Ich hoffe du kannst mir das irgendwann verzeihen.“ Er ließ sie los und ging zur Tür. Hermine blieb völlig verwirrt zurück.

 

Erst als sie ein leises Klicken hörte, drehte sie sich um. Draco hatte das Zimmer verlassen und die Tür hinter sich geschlossen. Sie war alleine. Hermine zog sich ihr Kleid aus und ließ es achtlos auf den Boden fallen. Sie legte sich ins Bett, klammerte sich an ihre Decke und weinte sich in den Schlaf.

 

Irgendwann, als es draußen anfing zu dämmern, wachte sie für einen Moment auf. Sie war sich sicher, dass Draco an ihrem Bett saß, schlief aber so schnell wieder ein, dass sie ihn nicht wegschicken konnte. Vielleicht hatte sie es ja nur geträumt.

 

Als sie das nächste Mal wach wurde, schien die Sonne durchs Fenster. Hermine drehte sich um. Sie musste sich wohl geirrt haben. Nichts deutete darauf hin, dass Draco heute Nacht bei ihr gewesen war. Sie stand auf und hob ihr Kleid vom Boden auf. Sorgsam legte sie es zusammen und legte es auf einen Sessel. Dann öffnete sie den Schrank um sich etwas zum Anziehen heraus zu suchen. Als sie die vielen Kleider sah, die Draco ihr gekauft hatte, zog sich ihr Magen krampfhaft zusammen. Jetzt wusste sie, warum er so großzügig gewesen war. Ganz hinten im Schrank fand sie ein altes Kleid von sich, dass sie seit Jahren nicht mehr angehabt hatte. Ein schlichtes, einfaches Kleid, das nichts mit denen, die Draco ihr gekauft hatte, gemeinsam hatte. Sie nahm es heraus und zog es an. Es passte perfekt. Vielleicht saß es sogar besser, als noch vor zehn Jahren. Es war genau das, was sie jetzt brauchte. Sie fühlte sich wie ein einfaches junges Mädchen, das in einen falschen Film geraten war. So einfach, wie dieses Kleid. Sie betrachtete sich einen Moment im Spiegel und verließ dann das Schlafzimmer.

 

Draco saß unten in der Küche und las die Sonntagszeitung. Als er Schritte hörte, ließ er die Zeitung nach unten sinken und blickte zur Tür. Als er Hermine entdeckte, legte er die Zeitung zusammen und stand auf. Er durchquerte den Raum und stand plötzlich vor ihr. „Wie geht es dir, mein Schatz?“, fragte er. „Ich weiß nicht“, gab sie ehrlich zu. „Komm, ich mach dir etwas zu essen.“ Hermine setzte sich an den Tisch. „Eigentlich hab ich keinen Hunger. Kaffee reicht.“ „Du musst etwas essen.“ „Draco, warst du heute Nacht bei mir?“ „Ich habe auf dem Sofa geschlafen, wie ich es dir versprochen habe.“ „Ich dachte nur, als ich heute Morgen wach wurde. Vergiss es wieder.“ „Nein, Hermine. Ich war heute Morgen bei dir im Zimmer. Es tut mir leid, wenn ich dich damit gestört habe. Ich hab mir Sorgen um dich gemacht und wollte nach dir sehen.“ Also hatte sie sich doch nicht getäuscht.

 

Draco brachte Hermine eine Tasse Kaffee und setzte sich wieder an den Tisch. Die Zeitung rührte er nicht mehr an. Er fand es einfach unhöflich sich jetzt hinter der Zeitung zu verstecken. „Du siehst übrigens bezaubernd aus in dem Kleid. Ich kann mich gar nicht erinnern, wo ich es dir gekauft habe“, bemerkte er. „Du hast es mir nicht gekauft“, sagte sie und senkte den Blick, „es ist alt.“ „Magst du die Sachen nicht, die ich dir gekauft habe?“ „Sie sind wunderschön.“ „Ich weiß. Magst du sie nicht?“ „Doch“ „Aber?“ „Ich fühle mich in diesem Kleid wohler. Es passt besser zu mir.“ „Weil es alt ist?“ „Weil es einfach ist.“ „So wie du“, stellte Draco fest. „Ja“, flüsterte sie.

 

Draco seufzte und stand auf. Er kam um den Tisch herum und ging vor Hermine in die Hocke. Er nahm ihre Hände in seine und rieb sanft daran. „Weißt du, warum ich mit dir zusammen bin?“, fragte er. Sie schüttelte den Kopf. „Weil du die bezauberndste Frau auf der ganzen Welt bist.“ Hermine sah Draco verlegen an. Meinte er das wirklich so? „Schatz, ich weiß, dass ich dich mit der Tatsache, dass ich Zaubereiminister bin völlig überrumpelt habe. Aber du wirst dich daran gewöhnen. Es wird sich nichts großartig ändern. Gut, du wirst mich öfter nach London begleiten müssen. Aber sonst bleibt alles beim Alten.“ „Ich weiß nicht. Ich brauche Zeit um all das zu verdauen.“ „Ich weiß.“ „Musst du nicht zur Arbeit?“ „Nein. Es ist Sonntag. Wir fliegen heute nach Hause, das hab ich dir doch versprochen. Du musst mir nur sagen, wann du los willst.“ „Am liebsten sofort. Wann geht denn der nächste Flug?“ „Eigentlich erst heute Nachmittag. Aber du musst dir deshalb keine Sorgen machen. Wir können meinen Privatjet nehmen.“ „Du hast ein eigenes Flugzeug?“, fragte Hermine und war plötzlich hellwach. Draco rieb sich verlegen den Nacken. „Nun ja, als Zaubereiminister genießt man eben ein paar Dinge, die andere nicht besitzen. Dazu gehört eben auch ein Privatjet, der mich jederzeit überall hinbringen kann.“ „Verstehe“ Sie konnte sich also nie sicher sein, dass er gerade dort war, wo sie ihn vermutete.

 

„Also, wann willst du fliegen?“, fragte Draco und stand auf. „Müssen wir den Privatjet nehmen?“ „Nein, natürlich nicht. Ich denke nur, dass es uns eine Menge Stress ersparen würde, wenn wir den Privatjet nehmen.“ „Ich möchte trotzdem gerne mit einem normalen Flugzeug fliegen.“ „Natürlich. Ich werde gleich auf dem Flughafen anrufen und zwei Tickets für heute Nachmittag buchen.“ „Draco, wo ist Victoria?“ „Ach so. Sie liegt in ihrem Bett und schläft. Ihr Fläschchen hab ich ihr schon gegeben.“ „Gut“ „Ich bin gleich wieder bei dir.“ „Ja, mach nur.“ Draco verließ die Küche um zu telefonieren.

 

Zehn Minuten später kam er wieder zurück. Hermine saß am Tisch und starrte auf das Foto, das die Titelseite der Zeitung zierte.

„NEUER ZAUBEREIMINSTER MIT UNBEKANNTER IN INNIGER UMARMUNG! – Ist das die Dame, die sein Herz erobert hat?“ Darunter war ein Bild von Draco und ihr abgebildet. Ihr Gesicht war nicht zu erkennen, weil sie es an seiner Schulter verbarg.

 

„Liebling, kümmere dich nicht darum, was die Zeitungen schreiben“, sagte Draco und nahm Hermine die Zeitung ab. „Siehst du, jetzt glaubt alle Welt, dass ich ein Nichts bin.“ Hermine sah Draco verzweifelt an. „Du bist alles andere als ein Nichts. Hör nicht auf das, was andere sagen oder schreiben.“ „Draco, ich will nach Hause“, sagte sie mit Tränen in den Augen. „Willst du nicht doch den Privatjet nehmen?“ „Nein“ Hermine schüttelte den Kopf. „Hast du die Tickets für den Flug schon?“ „Ja, sie liegen am Flughafen für uns bereit. Der Flug geht heute um fünf Uhr Nachmittag.“ „Ok“ „Hältst du es so lange hier aus?“ „Ja“ „Hermine, ich möchte dich nicht unnötig lange belasten.“ „Das tust du nicht. Es ist ja nicht deine Schuld, dass ich mit der Tatsache, dass du Zaubereiminister bist nicht zurechtkomme.“ „Doch, das ist es. Ich hätte dich vorwarnen sollen. Ich hatte gedacht, dass du dich darüber freuen würdest. Gut, ich durfte dir wirklich nichts sagen, aber ich dachte auch, dass es eine schöne Überraschung für dich wäre. Dass du so reagieren würdest, hatte ich wirklich nicht erwartet.“ „Und was hast du erwartet? Dass ich dir freudestrahlend um den Hals falle?“ „Um ehrlich zu sein. Ja, das habe ich.“ „Tut mir leid, wenn ich deine Erwartungen nicht erfüllt habe.“ „Nein, es ist meine Schuld, dass du so reagiert hast. Mach dir bitte keine Vorwürfe deswegen.“ „Wann müssen wir los?“ „Zum Flughafen? Um drei.“ „Ok, was machen wir bis dahin?“ „Was immer du willst. Du musst nur etwas sagen.“ „Egal was?“ „Egal was.“ „Dann hätte ich gerne, dass du Victoria nimmst und mit ihr spazieren gehst.“ „Du willst alleine sein?“ „Ja“ „Ok. Versprich mir aber, dass du niemanden die Tür öffnen wirst. Egal wer es ist.“ „Glaub mir, ich hab keine Lust jetzt mit irgendjemanden zu sprechen.“ „Ich bleibe nicht allzu lange weg.“ „Lass dir ruhig Zeit. Soll ich uns etwas zu essen machen?“ „Wenn du meinst, dass du dich mit kochen ein wenig ablenken kannst, gerne.“ „Ok. Du kannst dir also Zeit lassen. Ich werde bestimmt erst gegen eins fertig sein.“ „Na gut. Dann lass ich dich jetzt alleine.“ „Draco?“ „Ja?“ „Danke“ Er seufzte und ging nach draußen.

 

Hermine war froh, als Draco weg war. Einerseits war er noch immer derselbe Mann, den sie vor Jahren kennen und lieben gelernt hatte. Und doch war er anders. Schon die Tatsache, dass er Zaubereiminister war, machte ihn zu einem anderen Menschen. Er war der erste in seiner Familie, der es so weit geschafft hatte. Sie sollte stolz auf ihn sein, doch sie konnte es nicht. Sie nahm die Zeitung und schlug sie auf, um den Artikel über Draco und sich zu lesen. Als sie damit fertig war, legte sie die Zeitung zur Seite und blieb teilnahmslos am Küchentisch sitzen.

 

Erst als sie von weit weg Kirchenglocken hörte schreckte sie hoch. Es war bereits zwölf und sie hatte noch nicht angefangen zu kochen. Sie stand auf und eilte zum Kühlschrank um nachzusehen, was sie auf die Schnelle machen konnte. Kaum hatte sie ein paar Sachen herausgeholt, hörte sie auch schon die Tür. Draco war zurück und sie hatte absolut nichts gemacht. Bestimmt würde er stinksauer sein.

 

„Ich bin wieder da, Schatz!“, rief Draco und kam mit Victoria in die Küche. „Es tut mir leid. Ich bin noch nicht fertig“, sagte Hermine und sah Draco schuldbewusst an. „Das ist doch kein Problem. Soll ich dir helfen?“ „Nein!“ Hermines Antwort fiel heftiger aus, als sie beabsichtigt hatte. Aber der Gedanke, dass der Zaubereiminister ihr beim Kochen helfen wollte, jagte ihr kalte Schauer über den Rücken.

 

„Was machst du denn?“, fragte Draco neugierig. „Ich weiß noch nicht.“ „Soll ich dir nicht doch helfen?“ „Nein, ich mach schnell etwas. Wir müssen ja bald los.“ „Hermine, wenn du nichts kochen willst, dann ist das ok.“ „Aber du hast bestimmt Hunger.“ „Ich kann uns auch etwas liefern lassen.“ „Nein, das ist nicht nötig. Warum gehst du nicht ins Wohnzimmer und machst es dir dort gemütlich bis ich hier fertig bin.“ „Ja. Du rufst mich aber, wenn du meine Hilfe brauchst.“ „Ich komm schon zurecht.“ „Ich nehme Victoria mit. Ist das in Ordnung?“ „Ja“, antworte sie hastig. Hauptsache er war wieder weg.

 

Hermine atmete erleichtert aus, als Draco die Küche verlassen hatte und fing an zu kochen. Eine halbe Stunde später hatte sie ein leichtes Gericht zubereitet. Sie deckte den Tisch und stellte einen Teller für Draco und sich selbst darauf. In die Mitte stellte sie eine kleine Vase und zauberte eine frische Blume hinein. Beim Besteck achtete sie darauf, dass alles an der richtigen Stelle lag. Die Servietten faltete sie noch zu einem kleinen Kunstwerk und stellte sie auf die Teller. Alles sah perfekt aus. Dann nahm sie das Essen vom Herd und stellte es auf den Tisch. So konnte sich jeder selbst bedienen. Sie betrachtete noch einmal alles, atmete dann tief durch und ging zu Draco ins Wohnzimmer.

 

„Draco, das Essen ist fertig“, sagte sie und blieb in der Tür stehen. Draco, der Victoria im Arm hatte, stand auf und legte seine Tochter in ihre Wiege. Als er zur Tür kam, drehte sich Hermine um und ging zurück in die Küche.

 

Hermine stand an ihrem Platz und wartet auf Draco. Sie wagte es nicht sich zu setzen, bevor er da war. Draco blieb in der Tür stehen und betrachtete Hermines liebevoll hergerichteten Tisch. Es gefällt ihm nicht, schoss es Hermine durch den Kopf. Verlegen sah sie ihn an. Draco trat in die Küche und setzte sich auf seinen Platz. Er sah Hermine abwartend an. Er will, dass ich ihn bediene, dachte sie und griff nach der Schüssel mit dem Essen. „Darf ich dir etwas auf den Teller geben?“, fragte sie. Draco nahm seine Serviette vom Teller und legte sie daneben. „Gerne“, antwortete er. Hermine füllte seinen Teller auf und stellte die Schüssel dann wieder zurück. „Nimmst du dir nichts?“, fragte Draco. „Doch“ Sie legte ihre Serviette ebenfalls zur Seite und gab sich ein wenig von dem Essen auf den Teller. „Willst du dich nicht setzen oder hast du vor im Stehen zu essen?“ „Natürlich“ Hermine schob ihren Sessel zurück und setzte sich hin. Als sie zum Tisch rückte, quietschte der Sessel unter ihr. Peinlich berührt über ihr Ungeschick sah sie Draco an. Sie musste auch wirklich alles falsch machen. Bestimmt war es ihm unangenehm mit einer solchen Frau zusammen an einen Tisch zu sitzen.

 

„Darf ich fragen, warum du dir so viel Mühe gibst?“, fragte Draco. „Ich weiß nicht was du meinst?“ „Zum Beispiel der Tisch. Er ist wunderschön gedeckt. Warum die Mühe?“ „Ich wollte nur, dass es dir gefällt.“ „Das tut es. Aber wegen mir hättest du das wirklich nicht machen müssen.“ „Das Essen. Es wird kalt.“ „Du hast Recht. Es wäre wirklich schade, wenn wir es wegwerfen müssten, wo du dich so sehr bemüht hast.“ Hermine sah verlegen auf ihren Teller. Sie hatte Draco doch nur eine Freude machen wollen. Sein Lob hatte sie überhaupt nicht verdient. Sie wartete bis Draco anfing zu essen, erst dann nahm auch sie ihr Besteck und aß.

 

„Es war wirklich ausgezeichnet“, sagte Draco, als er fertig war. Hermine stand auf und nahm seinen Teller um abzuräumen. „Ich helfe dir mit dem Abwasch“, bot Draco an. „Nein, ich mach das schon. Du musst dich um solche Dinge nicht kümmern.“ „Warum? Weil ich der Zaubereiminister bin?“ „Ja. Was sollen die Leute denn denken, wenn sie erfahren, dass du das Geschirr abwäscht?“ Draco stand auf und trat zu Hermine an die Spüle. „Lässt du die Sachen mal liegen und drehst dich um“, bat er sie. Hermine drehte sich um, wagte es jedoch nicht Draco ins Gesicht zu sehen. Er hob ihren Kopf an, dass sie keine andere Möglichkeit mehr hatte, als ihn direkt in die Augen zu sehen. „Ich möchte, dass dir eins klar ist, Hermine. Ich mag zwar der Zaubereiminister sein, aber wenn ich zu Hause bin, dann bin ich nichts anderes als dein Mann. Und als dein Mann ist es meine Pflicht dich in allem was du tust zu unterstützen und dir so viel Arbeit abzunehmen, wie ich kann.“ „Ja, aber…“ „Kein aber, ich werde dir jetzt helfen.“ „Draco, das musst du wirklich nicht.“ „Ich will es aber. Ich helfe dir gern.“ „Ich möchte aber nicht, dass du mir hilfst. Du sollst dir nicht die Finger mit so etwas schmutzig machen.“ „Und was soll ich dann deiner Meinung nach tun?“ „Nichts. Ich mache das alleine. Warum setzt du dich nicht wieder hin?“ „Dann bringe ich dir zumindest die Sachen her, die noch auf den Tisch stehen.“ „Nein Draco.“ „Doch, ich will nicht, dass du alles alleine machst.“ „Aber…“ „Hermine, es reicht. Ich bringe dir die Sachen. Ende der Diskussion.“ Hermine zuckte erschrocken zusammen und drehte sich um. Draco seufzte und holte die Sachen vom Tisch.

 

Hermine hatte gehofft, dass er die Küche verlassen würde, doch er setzte sich wieder an den Tisch. Sie beeilte sich so schnell wie möglich fertig zu werden, räumte das Geschirr in die Schränke und wischte noch schnell den Tisch ab.

 

„Fertig?“, fragte Draco, als sie das Geschirrtuch aufhängte. „Ja“ „Gut, dann komm und setz dich zu mir.“ Hermine setzte sich an den Tisch und achtete darauf, dass der Sessel nicht wieder am Boden kratzte, als sie zum Tisch rückte. Erwartungsvoll sah sie Draco an. Bestimmt hatte er ihr etwas Wichtiges zu sagen. „Alles ok?“, fragte er. Nein, nichts war ok. Sie saß mit dem Zaubereiminister an einen Tisch und kam einfach nicht klar damit. „Schatz?“ Er streckte die Hand nach ihr aus. Als er ihre Hand berührte, entzog Hermine sie ihm schnell wieder. „Was hast du?“, fragte er. „Nichts“ „Wir haben noch zwei Stunden Zeit. Willst du dich ein wenig hinlegen, bevor wir los müssen?“ „Ja“ „Gut, dann geh jetzt nach oben. Ich weck dich rechtzeitig auf.“ „Aber wir müssen noch packen.“ „Ich kann dir die Sachen auch nächste Woche mitbringen. Leg dich lieber hin und ruh dich aus. Ich glaube nicht, dass du heute Nacht besonders gut geschlafen hast.“ „Nein“ „Eben. Geh nach oben. Ich kümmere mich hier um alles.“ „Danke, Draco.“ Hermine stand auf und verließ die Küche. Sie wusste zwar nicht, ob sie schlafen konnte, doch Draco für einige Zeit nicht in ihrer Nähe zu haben, war ihr nur all zu Recht.

 

„Schatz, wach auf. Wir müssen los.“ Benommen nahm Hermine wahr, dass Draco mit ihr sprach. Dass er immer wieder über ihre Wange streichelte nahm sie erst im zweiten Moment wahr. Sie war wohl doch eingeschlafen. Langsam öffnete sie die Augen. „Ich weiß, du hast gut geschlafen. Aber wir müssen in einer viertel Stunde los, wenn wir rechtzeitig am Flughafen sein wollen.“ Hermine richtete sich auf. Ob Draco schon lange hier war? Zuzutrauen war es ihm. „Gehst du nach unten und machst Victoria fertig? Ich komme in fünf Minuten nach“, sagte sie zu ihm. „Victoria ist schon fertig.“ „Gut, ich komme gleich.“ Draco machte keine Anstalten das Zimmer zu verlassen. „Gehst du bitte?“, drängte Hermine ihn. „Ich möchte mich noch umziehen.“ „Ja, natürlich.“ Endlich verließ er das Zimmer.

 

Hermine trat an den Schrank, holte eines der neuen Kleider, die Draco ihr gekauft hatte, heraus und zog es an. Dann suchte sie noch nach passenden Schuhen und ging nach unten.

 

„Wir können los“, sagte sie, als sie in der Tür zum Wohnzimmer stand. Draco nahm Victoria aus ihrer Wiege und drehte sich zu Hermine um. Mit schnellen Schritten war er bei ihr. „Du siehst bezaubernd aus“, sagte er und küsste sie auf die Wange. „Gehen wir“, drängte Hermine um ihre Verlegenheit zu überspielen. „Wir fahren“, bemerkte Draco. „Natürlich“

 

Es hätte Hermine nicht gewundert, wenn vor dem Haus ein Wagen mit Chauffeur auf sie gewartet hätte. Doch es war Dracos Wagen und er setzte sich selbst ans Steuer, nachdem er Victoria in einen für Babys geeigneten Sitz untergebracht hatte. Erleichtert ließ sich Hermine auf den Sitz neben ihm gleiten.

 

Eine viertel Stunde später parkte sich Draco vor dem Flughafen ein. Er stieg aus und kam um den Wagen um Hermine beim Aussteigen behilflich zu sein. Er reichte ihr die Hand und zog sie aus dem Wagen heraus. „Alles ok?“, versicherte er sich. „Ja, alles ok.“ Er öffnete die hintere Tür und holte nun auch Victoria aus dem Auto. Als Gepäck hatte er nur einen Koffer, in dem er alles Wichtige eingepackt hatte. Er schloss das Auto sorgfältig ab und reichte Hermine dann seinen Arm. Sie hakte sich bei ihm ein und sie gingen los.

 

Kaum hatten sie das Flughafengebäude betreten, wurden sie auch schon von allen möglichen Leuten belagert. Natürlich hatte sich rumgesprochen, dass Draco der neue Zaubereiminister war. Und dass er auf dem Flughafen auftauchen würde, schien die Sensation schlechthin zu sein. Mühsam mussten sie sich bis zum Schalter vorkämpfen. Als sie endlich zu ihrem Gate kamen, war das Boarding fast abgeschlossen. Draco reichte der jungen Dame die Karten. „Sie kommen reichlich spät Mr. Malfoy“, bemerkte sie. „Ich weiß. Tut mir leid. Es wird nicht mehr vorkommen.“ „Danke, sie können ins Flugzeug“, sagte sie, nachdem sie alles kontrolliert hatte. „Komm Schatz“, sagte er zu Hermine und führte sie weiter.

 

Im Flugzeug selbst ging es nicht besser zu. Rundherum wurde getuschelt, weil der Zaubereiminister höchst persönlich im Flugzeug saß. Und das auch noch in Begleitung einer unbekannten Dame. Zum Glück war der dritte Sitz neben Hermine und Draco nicht besetzt. Hermine saß am Fenster, während Draco in der Mitte Platz genommen hatte. So konnte er sie wenigstens ein bisschen abschirmen. Draco wusste, dass sie jetzt ein paar Stunden Flug vor sich hatten. Er hätte Hermine all das gerne erspart.

 

Hermine saß da und starrte aus dem Fenster. Von allen Seiten drang Getuschel zu ihr. Es wurde immer unerträglicher. Als Draco sie am Arm berührte, zuckte sie erschrocken zusammen. Vorsichtig blickte sie zu ihm. „Komm“, sagte er leise und klappte die Armlehne zwischen ihnen nach oben. Hermine kuschelte sich in seine Arme. „Versuch zu schlafen“, flüsterte Draco. „Ich will, dass es aufhört“, sagte Hermine so leise, dass Draco sie kaum verstand. Doch das musste er nicht. Er konnte sich vorstellen, wie ihr zumute war. Als sie anfing zu zittern, legte er seine Anzugsjacke um ihre Schultern. „Wir sind bald zu Hause“, flüsterte er. Die Stimmen rundherum verstummten langsam. Es war Nacht und die meisten Passagiere schliefen der Reihe nach ein. Das Licht in der Kabine wurde zurückgedreht. Draco lehnte seinen Kopf zur Seite und schlief wenig später auch ein.

 

Als das Flugzeug unsanft auf der Landebahn aufsetzte, wachte Draco wieder auf. Hermine schien es auch bemerkt zu haben, denn sie krallte ihre Finger in Dracos Hemd und kuschelte sich fester an ihn. „Wach auf. Wir sind da“, flüsterte Draco. Die Lichter in der Kabine gingen an. „Ich will nicht“, murmelte Hermine. Sie hatte so gut geschlafen. „Komm Hermine, oder soll ich dich tragen? Das würde mir etwas schwer fallen. Schließlich haben wir auch noch unsere Tochter. Ich glaube nicht, dass sie alleine laufen kann.“ „Noch fünf Minuten.“ „Du kannst zu Hause weiterschlafen. Komm jetzt.“ Hermine löste sich widerwillig von Draco und streckte sich.

 

Als sie ausstiegen, schien niemand auf sie zu achten. Es war mitten in der Nacht und die meisten waren wohl froh, endlich nach Hause zu kommen.

 

Als sie eine Stunde später zu Hause waren, hatte Hermine nur noch einen Wunsch, sich ins Bett legen und ein paar Stunden lang schlafen. Draco nahm Victoria mit ins Schlafzimmer und legte sie dort in ihre Wiege. Es war viel zu spät, um die Babysitterin jetzt weg zu schicken. Draco hinterließ einen Brief und ein Kuvert mit Geld auf dem Küchentisch. In dem Brief bedankte er sich dafür, dass sie auf die Kinder aufgepasst hatte und erlaubte ihr zu gehen. Er war nicht unhöflich geschrieben, aber es ging eindeutig darin hervor, dass es sein Wunsch war, dass sie am Morgen nicht mehr im Haus war. Die Summe, die er im Kuvert hinterlassen hatte war angemessen hoch. Er musste sich also keine Sorgen darum machen.

 

Nachdem er das erledigt hatte kehrte er zurück ins Schlafzimmer. Hermine hatte sich bereits ins Bett gelegt. Draco zog sich schnell aus, löschte das Licht und kam auch ins Bett. Hermine kroch ohne zu zögern unter seine Decke und kuschelte sich an ihn. Sekunden später war sie auch schon eingeschlafen.

 

Hermine hatte keine Ahnung wie lange sie geschlafen hatte. Die Sonne stand bereits hoch am Himmel. Draco lag neben ihr und schlief immer noch tief und fest. Er hatte ein Bein um sie geschlungen, so dass es ihr unmöglich war aufzustehen. Sie fand sich damit ab und schloss die Augen wieder.

 

Eine Stunde später wurde auch Draco wach. Es war gegen ein Uhr zu Mittag. Irgendwann, zeitig in der Früh, war er wach gewesen und hatte Victoria ihr Fläschchen gegeben. Danach hatte er sich wieder hingelegt und war in einen tiefen, traumlosen Schlaf gefallen.

 

Hermine lag da und streichelte gedankenverloren und unablässig über Dracos nackten Oberkörper. Ihr war überhaupt nicht bewusst, dass sie das tat. Außerdem war sie der festen Überzeugung, dass er noch schlief. Als er sich plötzlich bewegte hörte sie abrupt auf. „Bist du schon lange wach?“, fragte Draco. „Eine Weile“, gab Hermine zu und sah ihn an. „Hast du wenigstens gut geschlafen?“ „Ja, sehr gut, Draco.“ „Ich hoffe, ich hab dich nicht geweckt, als ich Victoria heute Morgen ihr Fläschchen gegeben habe?“ „Du warst wach?“ „Ja“ „Ich hab es überhaupt nicht mitbekommen.“ „Dafür hast du aber reichlich unruhig geschlafen.“ „Tut mir leid.“ „Schon ok. Wie geht es dir?“ „Gut, denke ich.“ „Und wie geht es dir wirklich?“ „Du bist noch immer Zaubereiminister. Oder?“ „Ja, das bin ich wohl.“ Hermine seufzte. „Aber im Moment bin ich einfach nur dein Mann“, fügte Draco hinzu.

 

Es tat so gut diese Worte von ihm zu hören. Auch wenn sich die Tatsache, dass er Zaubereiminister war nicht verleugnen ließ. „Du hast meine Frage noch nicht beantwortet“, erinnerte Draco sie. „Welche Frage?“ „Ich wollte wissen, wie es dir wirklich geht.“ Hermine stieß einen tiefen Seufzer aus. „Verstehe“, sagte Draco. Er strich mit seinem Daumen über ihre Wange, ihr Kinn entlang und küsste sie dann zärtlich. Hermine seufzte wieder. Draco legte seine Stirn an ihre. „Mach dir nicht so viele Gedanken“, flüsterte er. Das sagte sich so leicht. „Es wird sich alles ändern“, antwortete Hermine leise. „Nicht für mich. Du wirst immer an erster Stelle stehen.“ Hermine rückte ein Stück von Draco weg. „Du weißt, dass das nicht machbar ist. Du wirst kaum noch Zeit für mich haben. Und wenn du mal zu Hause bist, willst du sicher deine Ruhe haben um dich von all dem Stress, den du haben wirst, zu erholen.“ „Schatz, ich habe nicht vor dich in irgendeiner Weise zu vernachlässigen.“ „Ach, mach mir doch nichts vor. Du weißt genauso gut wie ich, wie es laufen wird. Ein Termin hier ein Termin dort. In kürzester Zeit hast du schon vergessen, wo dein zu Hause ist.“ „Ich werde nie vergessen wo mein zu Hause ist. Ich muss übrigens morgen Früh wieder zurück nach London.“ „Siehst du, genau das mein ich.“ „Hermine, das hast du doch gewusst. Eigentlich sollte ich heute schon in London sein. Es ist Montag. Ich bleibe deinetwegen heute noch hier.“ „Mach dir keine Umstände. Wenn du wichtige Termine hast, dann kannst du auch heute noch zurück fliegen.“ „Ich habe alle Termine bis morgen Nachmittag heute Morgen abgesagt. Zufrieden?“ „Du fragst mich, ob ich damit zufrieden bin?“ „Ja“ „Hast du mich auch gefragt, ob ich damit einverstanden bin, dass du Zaubereiminister wirst?“ „Nein“, antwortete Draco ganz leise. „Hey, sieh es doch mal so. Ich kann dir jetzt jeden Wunsch erfüllen. Egal was es ist.“ „Du täuscht dich, Draco.“ „Liebling, es tut mir ja wirklich leid, dass ich dir vorher nichts gesagt habe. Aber es ist nun mal so, dass ich eingewilligt habe, als man mich gefragt hat. Ich bin der erste in meiner Familie, der es geschafft hat Zaubereiminister zu werden.“ „Narzissa wäre bestimmt stolz auf dich.“ Hermine konnte zusehen, wie Draco regelrecht neben ihr verfiel. Narzissa. Sie würde nie erfahren, wie weit er es geschafft hatte. Draco drehte sich von Hermine weg. Sie hatte einen wunden Punkt bei ihm getroffen. Er war noch lange nicht über den Tod seiner Mutter hinweg.

 

„Draco, ich wollte nicht. Es tut mir leid.“ Er antwortete nicht. Stattdessen lag er da und kämpfte mit den Tränen. Er war der mächtigste Mann in der Zaubererwelt und fühlte sich auf einmal hilflos und alleine gelassen. Was bedeutete es schon Zaubereiminister zu sein. Seine Mutter war tot. Sein Vater hatte sich noch nicht mal bei ihm gemeldet und Draco war sich sicher, dass es ihm nicht entgangen war. Und seine Frau hatte einen Nervenzusammenbruch erlitten. Niemand, der ihm wichtig war, schien sich wirklich mit ihm zu freuen.

 

„Draco?“ Hermine fasste ihn an der Schulter um ihn zurück zu drehen. Er atmete einmal tief ein und drehte sich dann zu ihr um. Tränen schimmerten in seinen Augen. „Ich wollte dich mit meiner Aussage nicht verletzen“, sagte Hermine versöhnlich. Er nickte nur und schluckte die Tränen hinunter. Wie sah es denn aus, wenn er anfing zu weinen? Er war der Zaubereiminister und kein kleines Kind. So etwas durfte er sich einfach nicht mehr erlauben. Wenn das jemand mitbekam? Die Schlagzeilen dazu wollte er sich gar nicht erst vorstellen.

 

„Es ist besser, wenn wir jetzt aufstehen. Der Tag ist viel zu kurz, um ihn im Bett zu verbringen“, sagte er und schwang sich aus dem Bett. Hermine sah ihm mit einem unguten Gefühl im Bauch nach. „Ich mach uns Frühstück. Lass dir Zeit.“ Mit diesen Worten verschwand Draco aus dem Schlafzimmer.

 

Hermine blieb also nichts anderes übrig, als auch aufzustehen. Sie zog sich an, holte Victoria aus ihrem Bett und ging hinüber in die Küche. Da Draco mit dem Frühstück noch nicht fertig war, setzte sie sich mit Victoria an den Tisch. Die Kleine war gerade wach geworden und beanspruchte jetzt Hermines Aufmerksamkeit. Ein kleiner Lichtblick in ihrem tristen Leben. Hermine merkte nicht, wie Draco sie und ihre kleine Tochter von der Seite beobachtete. Und sie sah auch nicht seinen wehmütigen Blick.

 

Draco kam an den Tisch und stellte Kaffee und etwas zu essen hin. „Bedien´ dich schon mal. Ich komme gleich.“ „Wo willst du hin?“ „Ich muss kurz raus. Du kannst ruhig schon ohne mich anfangen.“ „Ok“ Hermine sah Draco verwirrt nach.

 

Eigentlich musste er gar nicht raus, doch die Lust auf ein gemeinsames Frühstück war ihm, aus welchem Grund auch immer, vergangen. Er beschloss hinunter an den Strand zu gehen. Als er da stand und hinüber zu der kleinen Insel sah, auf der sein erstgeborener Sohn begraben war, wurde ihm klar, dass er trotz allem, was er erreicht hatte alles andere als glücklich war. Zaubereiminister. Was war das schon, wenn seine Familie dabei war zu zerbröckeln. Morgen würde er in London sein. Er würde von einem Termin zum nächsten hetzen, Verträge unterschreiben und all das hier unendlich vermissen.

 

Hermine saß in der Küche und war immer noch mit Victoria beschäftigt, während sie ihren Kaffee trank. Auch ihre anderen Kinder waren in der Zwischenzeit wach. Nachdem sie schnell gefrühstückt hatten, waren sie nach draußen zum Spielen gegangen. Draco war bis jetzt noch nicht zurückgekommen. Wo er nur so lange blieb? Er wollte doch gleich wieder zurück sein.

 

Als Draco nach einer Stunde noch immer nicht zum Frühstück erschienen war, machte sich Hermine, zusammen mit Victoria, auf die Suche nach ihm.

 

Draco stand jetzt seit etwas mehr als einer Stunde am Strand uns starrte aufs Meer hinaus. Eine Stunde, die ihm wie Minuten vorkam. Als eine Hand über seine Schulter strich zuckte er leicht zusammen. Hermine stellte sich schweigend an seine Seite. Nach einer Weile griff Draco nach Hermines Hand und zog sie an seine Lippen. Hermine wandte sich ihm zu. Victoria war in ihren Armen wieder eingeschlafen und kuschelte sich an ihre Brust. Draco streichelte vorsichtig über Victorias Kopf und küsste sie dann zärtlich am Haaransatz.

 

Seine Kinder, dafür hatte er immer gekämpft. Hermine kannte Draco nun gut genug. Sie wusste, dass er knallhart sein konnte, wenn er sich etwas vorgenommen hatte. Wenn es nicht anders ging, würde er sogar über Leichen gehen. Wenn es um die Arbeit ging, musste bei ihm immer alles perfekt sein. Ohne seine Zielstrebigkeit hätte er es wohl nie so weit gebracht. Er würde ein strenger, aber ein guter Zaubereiminister sein. Er würde sich bestimmt nicht von anderen in seinen Entscheidungen beeinflussen lassen. Sie hatte erlebt, wie respektvoll er schon damals, als sie bei ihm angefangen hatte im Ministerium zu arbeiten, von den anderen behandelt wurde. Ja, manchmal konnte er sogar richtig angsteinflößend sein. Und sie wusste aus eigener Erfahrung, dass er ein harter Verhandlungspartner war.

 

Draco hatte Victoria in der Zwischenzeit an sich genommen. Liebevoll hielt er sie im Arm. Mit einer Hand stützte er ihren empfindlichen Kopf ab. Das war die andere Seite von ihm. Eine Seite, die außer Hermine kaum jemand kannte. Ein Malfoy. Was konnte man von so einem schon erwarten? Niemand wusste, was für ein fürsorglicher und zärtlicher Mann er eigentlich war. Für seine Kinder würde er wirklich alles tun. Niemand würde hinter seiner kalten Fassade, so viel Wärme und Herzlichkeit vermuten. Er hatte sich entschieden Zaubereiminister zu werden. Vielleicht war ihm dieser Titel gar nicht so wichtig. Vielleicht wollte er einfach nur etwas in der Welt der Zauberer bewegen. Er hatte sich schon so oft widersetzt. Der erste Malfoy, der eine Frau geheiratet hatte, die nicht reinblütig war. Warum sollte er nicht der erste Malfoy sein, der als Zaubereiminister Großes vollbrachte. Vielleicht würde man in tausend Jahren noch von ihm reden.

 

Hermine schüttelte den Kopf, um die Gedanken zu vertreiben. Draco war bei ihr. Jetzt, in diesem Moment. Sie sollte die Zeit mit ihm genießen. Sie würden demnächst so wenig davon haben. Sie trat auf ihn zu und streichelte vorsichtig über Victorias Rücken. „Erstaunlich, was für eine Wirkung du auf kleine Kinder hast“, sagte sie. Draco sah Hermine verständnislos an. „Sie fühlt sich wohl bei dir. Sieh dir nur ihr zufriedenes Lächeln an. Sie wird dich vermissen, wenn du nicht da bist. Auch, wenn sie dir das nicht sagen kann.“ „Meinst du?“, fragte Draco. „Ich bin mir sicher.“ „Sie wird mir auch fehlen. Alles hier wird mir fehlen.“ „Das hört sich nach einem Abschied an.“ „Ihr fehlt mir immer, wenn ich nicht bei euch bin. Aber wir haben uns nun mal entschieden hier zu leben. Gerne würde ich die Wochenenden mit dem Rest der Woche tauschen, um länger bei euch zu sein, aber das ist einfach nicht möglich. Nicht mal als Zaubereiminister kann ich das ändern.“ „Draco, ich weiß, dass wir einen Vertrag abgeschlossen haben. Aber jetzt, da du Zaubereiminister bist, hat sich alles geändert. Ich denke nicht, dass es uns möglich ist, den Vertrag einzuhalten.“ „Ich werde den Vertrag einhalten. Das verspreche ich dir.“ „Wie willst du das schaffen? Du weißt, was darin steht.“ „Ja. Ich werde jedes Wochenende pünktlich zu Hause sein. Die Zeit, die ich dir in unserem Vertrag zugesichert habe, werde ich auch für dich bereithalten. Das bin ich dir schließlich schuldig, nach allem, was ich dir angetan habe.“ „Der Vertrag sagt aber auch, dass du jetzt gar nicht hier sein solltest“, wandte Hermine ein. „Willst du, dass ich gehe?“ „Nein“ „Warum sagst du dann so etwas?“ „Weil,… ach ich weiß doch auch nicht.“ „Lass uns zurück zum Haus gehen.“ „Bist du mir böse?“ „Nein, das kann ich nicht.“ „Aber du würdest es gerne.“ „Vielleicht. Ändern würde das jedoch auch nichts. Komm jetzt. Ich helfe dir beim Kochen.“ „Draco,…“ „Stopp. Ich weiß, was du sagen willst. Und ich akzeptiere kein Nein. Ab morgen gehören die Küche und alles andere dir allein. Heute jedoch will ich für dich da sein. Das bedeutet auch, dass ich alles mit dir machen will. Kochen, essen, den Abwasch, mit den Kindern spielen,…“ „Hört sich gut an.“ Hermine hakte sich bei Draco ein und ging mit ihm zurück zum Haus.

 

Hermine lag unten am Strand, während Draco mit den Kindern im seichten Wasser herumtollte. Victoria lag bei Hermine unter einem Schirm, den Draco extra aufgestellt hatte, damit seine Tochter nicht der direkten Sonne ausgesetzt war. Es war jetzt kurz vor drei. Sie hatte zusammen mit Draco gekocht und nach dem Essen hatte er, wie versprochen, beim Abwasch geholfen. Hermine drehte sich auf den Bauch, schloss die Augen und döste kurz darauf ein.

 

Zwei sanfte Hände streichelten über ihren Rücken. „Draco?“, murmelte Hermine. „Ja, bleib liegen.“ „Ich bin eingeschlafen.“ „Ich weiß“ Sie hoch ihren Kopf an und wollte sich zu ihm umdrehen. „Nein, bleib liegen. Ich bin noch nicht fertig.“ „Was machst du?“ „Was denkst du denn?“ Sie legte ihren Kopf zurück auf die Decke und seufzte. „Egal, mach weiter.“ Draco nahm noch ein wenig von der Sonnencreme und massierte sie sanft in ihren Rücken ein.

 

„Bevor du wieder einschläfst, solltest du dich lieber in den Schatten legen. Außer du willst einen Sonnenbrand riskieren.“, sagte Draco während er sich ihren Beinen widmete. „Ich schlaf schon nicht ein“, murmelte Hermine. „Das merke ich.“ Schon war sie wieder eingedöst. Draco stand auf und rückte den Schirm zurecht, sodass sie im Schatten lag. Victoria nahm er zu sich und setzte sich mit ihr neben Hermine.

 

„PAPA!“, Taylor kam zu ihm gerannt. Draco bedeutete ihm leise zu sein. „Papa, spielst du noch mit uns?“, fragte Taylor leise. „Später. Ich hab doch jetzt die ganze Zeit mit euch gespielt.“ „Versprochen?“ „Ja, und jetzt geh wieder zu den anderen.“ „Ja, Papa.“ „Und Taylor!“ „Ja?“ „Macht bitte nicht so einen Lärm. Mama schläft.“ „Ist ok, Papa.“ Er lief wieder zu den anderen.

 

Als Victoria wach wurde, holte Draco schnell ihr Fläschchen aus der Tasche, die sie mitgenommen hatten und gab sie ihr. Da Hermine immer noch schlief, blieb im später nichts anderes übrig, als auch noch ihre Windel zu wechseln. Bestimmt hatte er wieder mal viel zu viel Puder verwendet. Aber Hermine hatte es nicht gesehen und konnte sich auch nicht darüber beschweren. Victoria schien zumindest zufrieden mit seinem Werk zu sein und strahlte ihn an. Ein Lächeln, dass Dracos Herz tief berührte. Er drückte Victoria liebevoll an sich, woraufhin sie leise anfing zu quengeln. „Nicht doch, meine Kleine“, sagte er leise und wiegte sie sanft hin und her.

 

Hermine drehte ihren Kopf auf die andere Seite und schlug die Augen auf. „Hey“, sagte Draco. „Auch hey. Kommst du zurecht?“ „Ja“ Hermine drehte sich zu Draco um und stütze ihren Kopf auf ihre Hand. „Ist sie schon lange wach?“ „Eine Weile. Du hast ziemlich gut geschlafen.“ „Ähm, ja. Sieht wohl so aus. Hat sie keinen Hunger?“ „Sie hat ihr Fläschchen schon gehabt und eine frische Windel hat sie auch.“ „Und das hast du alles allein geschafft?“ „Siehst du hier irgendjemand, der mit dabei helfen könnte?“ „Nein“ „Traust du mir vielleicht nicht zu, dass ich das auch alleine schaffe?“ „Doch, natürlich. Ich meine, mit dem Fläschchen kommst du ja wirklich gut zurecht. Aber es wundert mich, dass du mich nicht geweckt hast, damit ich ihre Windel wechsle.“ „Also ich denke, wir beide haben das alleine auch ganz gut hinbekommen.“ Draco hielt seine Tochter ein Stück von sich weg und sah sie liebevoll an. „Was meinst du, meine Kleine?“ Sie streckte ihre kleinen Arme nach ihm aus und berührte mit ihren winzigen Fingern sein Gesicht. „Papa“

 

Draco stockte der Atem. Seine Tochter hatte gerade ihr erstes Wort gesprochen. War es dafür nicht ein wenig zu früh? Völlig benommen sah er sie an, bis Hermine Victoria vorsichtig an sich nahm. „Wow“, sagte er völlig überwältigt. „Ich wusste gar nicht, dass dich ein einziges Wort so aus der Bahn werfen kann“, sagte Hermine. Dracos Kopf wandte sich langsam zu Hermine. „Machst du dich etwa lustig über mich?“, fragte er. „Nein. Wie könnte ich? Willst du sie wieder haben?“ Hermine hielt ihm ihre Tochter entgegen. Draco nahm sie und bettete sie liebevoll in seine Arme. Ein Lächeln umspielte seine Lippen.

 

„Hörst du bitte auf sie so anzuschmachten.“ Draco sah auf und blickte in Hermines leicht gerötetes Gesicht. Ihre Augen strahlten ihn richtig an. „Wer schmachtet hier wen an?“, fragte er. „Also, ich weiß nicht was du meinst“, wich sie ihm verlegen aus. Verdammt, wie konnte er sie mit einem einzigen Blick nur so aus der Fassung bringen? „Ja, ich geh dann mal ins Wasser.“ Nur weg von ihm, dachte sie und stand schnell auf. „Hervorragend. Ich komme mit.“ Hermine fuhr herum. „Wolltest du nicht auf Victoria aufpassen?“ Doch er war schon dabei sie in die kleine Wippe, die sie mithatten zu legen. „Hast du Angst, dass sie uns davonläuft?“ „Nein“ „Ich auch nicht. Und sonst ist hier niemand, der sie uns wegnehmen könnte.“ „Wenn du ins Wasser willst, dann kann ich auch hier bleiben und gehe später.“ „Nein, nein. Du wolltest jetzt gehen.“ „Na schön.“ Hermine setzte sich in Bewegung und Draco folgte ihr. Hervorragend und ich wollte Abstand von ihm, dachte sie.

 

Draco war natürlich schneller im Wasser als sie. Er war bereits ein Stück rausgeschwommen und trieb jetzt draußen im Wasser. Hermine stand erst bis zu den Kniekehlen im Wasser. Sie sah wie Draco eine Hand in die Luft streckte und ihr irgendetwas zurief, das sie nicht verstand. Wahrscheinlich wollte er, dass sie zu ihm kam. Langsam ging sie weiter ins Meer und ließ sich, als es tief genug war, ins Wasser gleiten. Sie schwamm ebenfalls ein Stück hinaus, achtete aber darauf nicht in Dracos Nähe zu kommen. Dann drehte sie sich auf den Rücken und ließ sich einfach dahintreiben.

 

Hermine stieß einen schrillen Schrei aus, als sich plötzlich zwei Arme von hinten um sie schlangen. Dann schlug sie wie wild um sich. „Hermine, ich bin es. Hör auf damit, oder willst du, dass wir beide ertrinken?“ Draco ließ sie nicht los, sondern wartete bis sie sich beruhigt hatte. „Du hast mich zu Tode erschreckt“, sagte sie völlig außer Atem. „Musst du dich so anschleichen?“ „Nun sei aber nicht eingeschnappt. Warum bist du denn nicht zu mir gekommen? Hast du nicht gesehen, dass ich dir gedeutet habe zu mir zu kommen?“ „Nein, du warst ja so weit weg. Wie sollte ich da etwas erkennen. Deswegen musst du dich trotzdem nicht anschleichen.“ „Ich wollte dich wirklich nicht erschrecken.“ „Ja, das kannst du jetzt so einfach sagen.“ „Ok, es tut mir leid, dass ich mich einfach von hinten an dich angeschlichen habe.“ „Du brauchst nicht glauben, dass du dir jetzt alles herausnehmen kannst, nur weil du Zaubereiminister bist. Und jetzt lass mich los. Ich will zurück an den Strand.“ Draco ließ Hermine los. Und schwamm ihr hinterher.

 

„Ich brauche keinen Aufpasser!“, zischte Hermine ihn an. Draco überholte sie und hielt sie dann auf. Hermine schwamm zur Seite, um an ihn vorbei zu kommen. „Was ist los mit dir?“, fragte er ruhig. Hermine schwamm einfach an ihm vorbei. „He! Was hab ich dir getan?“, rief er ihr nach. Sie hatte noch nicht mal den Anstand sich umzudrehen und zu antworten. Draco schwamm ihr wieder nach. Diesmal hielt er sie jedoch am Arm fest, damit sie nicht weiter konnte. Gezwungen musste sie sich zu ihm umdrehen.

 

„Lass mich los. Bitte.“ „Nur wenn du mir sagst, warum du mir ausweichst.“ „Mir ist kalt, Draco.“ „Liebling, ich wollte doch nur bei dir sein. Und ich nehme mir sicher nichts heraus, nur weil ich Zaubereiminister bin.“ „Vielleicht wollte ich aber nicht bei Dir sein.“ Sie suchte verzweifelt nach einem Ausweg, fand aber keinen. „Hab ich etwas falsch gemacht?“ „Nein, Draco. Bitte lass mich jetzt gehen.“ „Ich versteh dich nicht. Hast du Angst vor mir?“ „Nein“ Hermine blickte zur Seite. „Vielleicht doch“, gab sie zu. „Wirklich?“ Sie sah ihn vorsichtig an. „Ja“, hauchte sie. Er ließ ihre Hand los. „Hermine, ich wollte dich weder erschrecken, noch dir auf irgendeine Art wehtun.“ „Ich weiß.“ Sie drehte sich um. „Ich muss zurück“, sagte sie und schwamm los. Draco blieb verwirrt zurück.

 

Als sie am Strand war, packte sie, ohne sich vorher abzutrocknen, ihre Sachen zusammen und nahm die Wippe mit Victoria. „Du willst schon gehen?“, fragte Draco, der in der Zwischenzeit auch aus dem Wasser gekommen war. „Ja, du kannst noch bleiben.“ „Hermine, wir können doch gemeinsam…“ „Nein Draco. Ich brauche Abstand. Bitte.“ „Aber… na schön. Glaub aber nicht, dass ich das jetzt verstehe.“ Sie nahm ihre Tasche und ging davon.

 

Alleine machte es Draco keinen Spaß mehr am Strand zu sein. Da half es auch nichts, als er noch ein wenig mit seinen Kindern spielte. Nach einer halben Stunde erlaubte er ihnen noch ein wenig hier zu bleiben und machte sich auf den Weg zurück zum Haus.

 

Als er ins Wohnzimmer sah, fand er nur Victoria schlafend in ihrer Wiege vor. Dann konnte Hermine nur in der Küche sein. Er hatte Recht. Sie stand am Herd und bereitete das Abendessen vor.

 

„Bist du ok?“, fragte er. „Ja“ „Kann ich dir helfen?“ „Nein, ich schaff das alleine.“ „Ok. Wenn du mich doch brauchst, ich bin drüben im Wohnzimmer.“ Draco wartete noch einen Moment und verließ die Küche dann wieder. Was war nur plötzlich mit ihr los?

 

Als das Essen fertig war, stellte es Hermine warm. Es war noch zu früh um die anderen zum Abendessen zu rufen. Da sie sonst nichts mehr zu tun hatte, ging sie hinüber ins Wohnzimmer. Irgendwann musste sie sich Draco ja stellen.

 

„Hey“, sagte sie leise. „Hey“ „Darf ich mich zu dir setzen?“ „Ja, komm nur.“ Hermine setzte sich neben Draco aufs Sofa. „Draco, das wegen vorhin tut mir leid.“ „Schon gut. Du hast ja nichts getan. Geht’s dir wenigstens besser?“ „Ich weiß nicht.“ „Warum hattest du eigentlich Angst vor mir? Dachtest du vielleicht, dass ich dich ertränke oder so?“ „Nein, das ist es nicht.“ „Was ist es dann? Wenn ich einen Fehler gemacht habe, dann musst du es mir sagen. Ich bin mir nämlich keiner Schuld bewusst.“ „Draco du hast keinen Fehler gemacht. Ich habe auch nicht wirklich Angst vor dir.“ „Sondern?“ Er sah sie forschend an. Hermine wich seinem Blick aus. „Ich habe Angst vor meinen Gefühlen“, murmelte sie, „sie sind so verwirrend.“ „Meinetwegen?“ „Ja, auch.“ „Auch? Dann gibt es noch einen anderen Grund?“ „Musst du immer alles hinterfragen?“ „Wenn es um dich geht, ja.“ „Und was erwartest du jetzt für eine Antwort?“ „Ich weiß ja nicht, was dich so verwirrt. Das musst schon du mir sagen.“ „Können wir es nicht einfach dabei belassen?“ „Ja, können wir. Aber dann kann ich dir nicht helfen.“ „Danke“ „Du musst dich nicht bedanken. Ich hab schließlich nichts getan.“ „Und jetzt bist du sauer auf mich.“ Draco zog Hermine in seine Arme und drückte sie liebevoll an sich. „Ich bin doch nicht sauer auf dich.“

 

In diesem Moment kamen die Kinder von draußen hereingestürmt. „Mama, gibt’s schon was zu essen?“, fragte Leah. „Ja, ich bin schon fertig.“ Hermine löste sich von Draco und stand auf. „Kommst du auch?“, fragte sie. „Ja“ „Und ihr wascht euch die Hände“, ermahnte sie ihre Kinder.

 

Fünf Minuten später saßen sie alle in der Küche und Hermine brachte das Abendessen an den Tisch. Draco ließ es sich auch diesmal nicht nehmen, ihr mit dem Abwasch zu helfen, als sie alle fertig waren. „Draco, das muss wirklich nicht sein“, versuchte Hermine ihn davon abzuhalten. „Doch, wozu bin ich denn sonst da?“ „Du hast doch ab morgen genug zu tun.“ Er trocknete den letzten Teller ab und stellte ihn zurück in den Schrank.

 

„Vielleicht solltest aufhören die Zeitungen zu lesen“, sagte er während sie hinüber ins Wohnzimmer gingen. „Warum soll ich keine Zeitungen mehr lesen?“ „Na ja, sie werden eine Menge über mich schreiben. Ich will nicht, dass du das alles liest. Du weißt ja, wie Journalisten so sein können.“ „Ja, ich glaube ich weiß, was du meinst.“ Sie setzten sich gemeinsam aufs Sofa. Die Kinder waren schon nach oben in ihre Zimmer gegangen und spielten dort noch ein wenig.

 

„Wann musst du morgen los?“, fragte Hermine. „Ich habe meinen Privatjet zum Flughafen bestellt. Ich werde so gegen elf fliegen.“ Stimmt, er hatte ja jetzt ein eigenes Flugzeug. „Ich werde dich natürlich jeden Abend anrufen, so wie bisher.“ „Schon gut Draco. Ich verstehe es, wenn du mal nicht dazu kommen solltest. Als Zaubereiminister hast du schließlich eine Menge um die Ohren.“ „Was noch lange kein Grund ist, mich nicht bei dir zu melden.“ „Was hast du heute noch vor?“ „Was hast du denn vor?“, fragte Draco und sah sie herausfordernd an. Hermine schluckte, wich Dracos Blick jedoch nicht aus. Er wollte Sex, aber sie war sich nicht sicher, ob sie bereit dazu war. Das letzte Mal, hatte er sie mit Handschellen an ein Bett gekettet. Würde er es wieder tun?

 

Draco streckte seine Hand aus und berührte Hermines Wange. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie die Luft angehalten hatte. Sie atmete mit einem Seufzer aus und schmiegte ihre Wange in Dracos Hand. Wenn er sie weiterhin so zärtlich ansah, würde sie ihn unmöglich von sich stoßen können. Bitte nicht, dachte sie, als er sich zu ihr beugte. Sie wusste, dass sie ihm nicht widerstehen konnte. Sie schloss die Augen, als sich ihre Lippen berührten und zu einem innigen Kuss verschmolzen.

 

Draco zog Hermine näher an sich. Seine Hände streichelten an ihrem Rücken auf und ab. Hermine seufzte und legte ihre Hände auf Dracos Brust. Seine Lippen wanderten hinauf zu ihrem rechten Ohr. Sanft zog er an ihrem Ohrläppchen, bevor er ihren Hals mit lauter kleinen Küssen bedeckte. Hermine legte den Kopf schief. Dracos schob ihre Bluse am Rücken nach oben und öffnete ihren BH. In der Zwischenzeit hatte er sich wieder nach oben vorgearbeitet und eroberte ihren Mund mit seiner Zunge. Verdammt, dieser Mann brachte sie noch um den Verstand. Dieser Mann ist der Zaubereiminister. Ich mache mit dem Zaubereiminister rum, schoss es Hermine durch den Kopf. Abrupt stieß sie ihn von sich.

 

„Was ist?“, fragte Draco und sah sie verwirrt an. „Ich kann das nicht“, antwortete sie noch immer völlig außer Atem. „Hab ich was falsch gemacht?“ Sie schüttelte den Kopf. „Nein, Draco.“ Ein Lächeln erschien auf seinem perfekten Mund. „Verstehe“ Er nahm ihre Hand und zog sie hoch. „Draco, was hast du vor?“ „Komm mit.“ Er zog sie mit sich. „Draco, bitte sag doch was.“ Ohne ihr eine Antwort zu geben, führte er sie ins Schlafzimmer und machte die Tür hinter sich zu.

 

„So, hier wird uns niemand stören“; sagte er und zog sie wieder an sich. „Draco, ich…“ Seufzend ließ sie sich in seine Arme sinken, als er sie hingebungsvoll küsste.

 

Er ist der Zaubereiminister. Du darfst das nicht, sagte eine Stimme tief in ihrem Inneren. Aber er will dich, hielt eine zweite Stimme dagegen. Du bist nicht gut genug, für den mächtigsten Mann der Welt, sagte die erste Stimme.

 

„Draco…Draco…hör auf“, brachte sie zwischen seinen Küssen hervor. Widerwillig ließ er von ihr ab. „Willst du, dass ich dir Tür abschließe?“, fragte er. „Nein, ich kann nicht.“ Wieder küsste er sie. „Draco“ „Ja?“ Er fing an ihre Bluse aufzuknöpfen und küsste sie immer wieder. „Hör … auf… ich… kann… das… nicht.“ Ihre Bluse glitt zu Boden. Draco hob sie hoch und trug sie zum Bett. Zusammen mit ihr ließ er sich hineingleiten.

 

„Draco, bitte.“ Er gab ihr noch einen innigen Kuss und befreite sie dann von ihrem BH. Seine Lippen umschlossen ihre linke Brust. „Nicht, Draco.“ Er begann sanft daran zu saugen. Hörte dieser Mann überhaupt zu? Hermine stützte sich auf ihre Unterarme und richtete sich auf. Für Draco schien das jedoch kein Hindernis zu sein. Er rutschte eben ein Stück weiter nach oben und fing an ihre andere Brust zu liebkosen. „Draco, nein.“ Halbherzig griff sie in sein Haar, um ihn von sich zu ziehen. Sie schaffte es einfach nicht.

 

Er will dir an die Wäsche, sagte ihre innere Stimme, als er sich an ihrer Hose zu schaffen machte. Du darfst das nicht zulassen.

 

Hermine hob ihr Becken an, damit Draco ihre Hose nach unten ziehen konnte. „Draco, wir können nicht.“ „Wir können nicht, weil?“ Hermine ließ sich seufzend zurücksinken, als Dracos Hand in ihrem Slip verschwand. Wie sollte sie ihm nur widerstehen?

 

Wie in Zeitlupe schob Draco ihren Slip nach unten. Dann arbeitete er sich von seinen Füßen langsam nach oben vor. Oh nein, nicht die Nummer, dachte sie. „Draco, wenn du glaubst, dass du mich so um den kleinen Finger wickeln kannst, dann…“, hatte er verdammt Recht. Hermine stöhnte entzückt auf, als seine Zunge ihre intimste Stelle berührte. Sie spreizte ihre Beine und krallte ihre Finger in sein Haar.

 

Zehn Minuten später konnte sich Hermine nicht mehr erinnern, wann Draco sich ausgezogen hatte. Ihr Verstand musste für einen Moment ausgesetzt haben, als seine Zunge sie auf Wolke sieben katapultiert hatte.

 

„Süße, wonach ist dir?“, fragte er. „Wonach mir ist?“ „Ja. Willst du das Kommando übernehmen?“ „Kommando? Nein.“ „Noch hast du die Wahl.“ Ich hab doch gar keine Wahl, dachte sie. „Sag mir, wie ich dich lieben soll. Wild? Sanft? Zärtlich?“ Verdammt, das hörte sich alles so verlockend an. „Können wir nicht einfach nur kuscheln?“ „Kuscheln?“ „Ja“, hauchte sie. „Dann eben kuscheln.“ Er legte sich neben sie und zog sie an sich, sodass sie mit dem Rücken zu ihm lag.

 

„Ich hätte dir zwar gerne das Kommando überlassen“, Draco drang vorsichtig von hinten in sie ein, „aber wenn dir nach kuscheln zumute ist.“ Hermine bog ihren Arm nach hinten und schlang ihn um Dracos Hals. Lange hielt sie diese Position jedoch nicht aus und ließ ihn wieder los. Dafür wanderte Dracos Hand nach vorne auf ihren Bauch. Seine Bewegungen wurden intensiver. Hermine schloss die Augen und gab sich ganz diesen bittersüßen Gefühlen hin.

 

Und, fühlst du dich jetzt besser, fragte ihre innere Stimme als sie eng an Draco gekuschelt da lag. Hast du gehört, wie er deinen Namen gestöhnt hat? Wie fühlt sich das an, vom Zaubereiminister persönlich gevögelt zu werden?

 

Hermine rutschte von Draco weg und drehte sich zu ihm um. „Alles ok?“, fragte er. Er war es nicht gewohnt, dass sie so schnell Abstand suchte. „Nein, nichts ist ok.“ Draco streckte seine Hand aus und streichelte über Hermines Wange. „Nicht Draco.“ „Ok. Was ist los?“ „Ich habe mit dir geschlafen.“ „Ähm, ja, ich kann mich dunkel an so etwas erinnern. Ich glaube ich war auch dabei“, neckte Draco sie mit einem Grinsen im Gesicht. „Du nimmst mich gar nicht ernst.“ „Doch Hermine, aber wir hatten doch schon so oft Sex.“ „Aber du, ich meine Sie sind der Zaubereiminister.“ Draco brach in schallendes Gelächter aus.

 

Siehst du, jetzt lacht er dich aus, ätzte Hermines innere Stimme. Geschieht dir nur Recht. Was musst du dich auch mit dem Zaubereiminister einlassen. Wenn das jemand erfährt. Was glaubst du, was die Leute über dich sagen werden? Mit dem Finger werden sie auf dich zeigen und sagen: >>Das ist doch die, die ihre Beine für jeden breit macht<<

 

Hermine erschauerte. Draco holte tief Luft. „Tut mir leid, aber du machst dir wirklich Sorgen, weil ich der Zaubereiminister bin?“ Sie nickte und lief rot an. „Hallo? Ich bin dein Mann.“ „Ja, aber jetzt bist du der Zaubereiminister. Ich meine Sie.“ „Du musst mich nicht Siezen. Zumindest nicht, wenn wir alleine sind. Du kennst die Regeln.“ „Ja“ Sie senkte ihren Blick.

 

Draco schob seine Hand unter ihr Kinn und zwang sie ihn anzusehen. „Hast du wirklich ein Problem damit, dass ich der Zaubereiminister bin?“ „Ja“, hauchte sie. „Aber warum? Ich bin doch deswegen immer noch derselbe. Was ändert sich für dich?“ „Wenn die Leute das erfahren. Was sollen sie denn von mir denken?“, wandte Hermine ein. „Was sollen sie erfahren? Dass ich mit dir in einem Bett liege? Dass wir hemmungslosen Sex haben?“ „Machst du dich lustig über mich?“ Tränen standen in Hermines Augen. „Nein, ich mache mich nicht lustig. Ich versuche nur dich zu verstehen.“ „Ich glaube nicht, dass du mich verstehen kannst.“ Hermine biss sich auf die Unterlippe um ein Schluchzen zu unterdrücken.

 

„Hermine, niemand wird erfahren, wann, wo und wie oft ich mit dir Sex habe. Ich mag ja jetzt der Zaubereiminister sein. Dass will ich auch gar nicht abstreiten. Aber wenn ich mit dir zusammen bin, dann bin ich in erster Linie dein Mann. Nicht mehr und nicht weniger.“ „Sie werden sich die Mäuler über mich zerreißen.“ „Hast du mir zugehört? Niemand wird sich über dich lustig machen. Und wenn, dann bekommt derjenige es mit mir zu tun.“ „Mit dem Finger werden sie auf mich zeigen.“ „Hermine, warum hast du solche Angst?“ „Du hast mir nichts gesagt! Du hast es ohne mich entschieden!“, platzte es aus ihr heraus. Jetzt konnte sie die Tränen doch nicht mehr zurückhalten. Unaufhörlich liefen sie ihre Wangen hinab.

 

„Liebling, ich hab es doch nicht böse gemeint. Und ich hab dir doch erklärt, dass ich dir nichts erzählen durfte. Ich weiß ja, dass du dich erst an den Gedanken gewöhnen musst. Aber du wirst sehen, so schlimm ist es gar nicht. Und denk doch mal, was wir für Vorteile haben. Ich kann jetzt jederzeit zu dir kommen, in kürzester Zeit. Ich brauche nur in meinen Privatjet steigen…“ „Mich interessiert dein verdammtes Flugzeug nicht! Und der ganze andere Luxus, den du mir bieten kannst, den brauche ich auch nicht“, fügte sie leise hinzu. „Hermine, ich biete dir viel mehr als diesen Luxus.“ „Was willst du mir den bieten? Geld? Davon hast du ja jetzt mehr als genug.“ „Nein, ich weiß, dass du nicht käuflich bist. Ich biete dir etwas, das viel mehr Wert ist. Meine Liebe. Hermine, ich liebe dich. Ob ich jetzt der Zaubereiminister, der reichste Mann auf der Welt, oder ein einfacher armer Mann bin. Das Ergebnis wird immer dasselbe bleiben. Hab keine Angst vor dem was uns jetzt bevor steht. Ich werde immer an deiner Seite sein, wenn du mich brauchst. Ich möchte aber nicht, dass du dich versteckst. Du bist meine Frau und ich habe nicht vor, dich vor irgendjemanden zu verstecken. Ich bin stolz auf dich und ich möchte es auch in Zukunft sein. Ja, du wirst mich ab jetzt öfter begleiten müssen. Und immer, wenn du das tust, wirst du die schönste Frau von allen sein. Niemand kann dir etwas anhaben. Nicht solange du es nicht zulässt. Nicht, solange ich es zu verhindern weiß. Ich bitte dich, wenn du mich liebst, dann vertraue mir.“ „Ich weiß nicht, ob ich dir vertrauen kann.“ „Liebst du mich nicht mehr?“ „Bitte Draco, ich brauche Abstand. Ich kann dir deine Frage nicht beantworten. Nicht jetzt. Nicht heute Nacht. Ich möchte das du gehst.“ „Wie meinst du das? Ich soll gehen? Jetzt?“ „Ja, bitte Draco.“ „Aber es ist mitten in der Nacht.“ „Bitte Draco, geh. Ich kann nicht mehr.“ „Kann ich nicht wenigstens auf dem Sofa übernachten? Ich gehe doch morgen sowieso zurück nach London.“ Hermine schüttelte den Kopf. „Nein, ich bitte dich jetzt zu gehen. Ich brauche Zeit für mich, um über alles nachzudenken.“ „Darf ich dich dann wenigstens anrufen?“ „Es ist besser, wenn du das nicht tust.“ „Aber ich möchte wissen, wie es dir geht.“ „Ich werde mich bei dir melden, wenn ich soweit bin.“ „Aber Freitag kann ich doch wieder nach Hause kommen?“ „Ich weiß es nicht Draco. Bitte dräng mich nicht. Geh jetzt bitte.“

 

Draco stand auf und zog sich an. Seine Gesichtszüge waren ausdruckslos. Hermine wusste nicht, ob er enttäuscht, traurig oder gar wütend war. Sie wusste, dass sie ihn damit verletzt hatte. Aber sie sah keinen anderen Ausweg mehr. Sie brauchte Abstand von ihm, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Er hatte eine schwerwiegende Entscheidung getroffen, ohne mit ihr vorher darüber zu reden. Eine Entscheidung, die das Leben von ihnen grundlegend verändern würde.

 

Draco ging zur Tür und öffnete diese. Ein letztes Mal drehte er sich zu Hermine um. „Ich liebe dich“, flüsterte er. Dann drehte er sich um und zog die Tür hinter sich zu.

 

Jetzt war er also weg. Hermine starrte zur Tür, doch sie öffnete sich nicht mehr. Sie hatte es ja so gewollt. Nach zehn Minuten drehte sie sich um und schloss die Augen. Sie konnte auch noch am nächsten Tag überlegen, was sie jetzt machen sollte.

 

Gleich nachdem Draco das Haus verlassen hatte, zückte er sein neues Mobiltelefon, dass er sich für seine Arbeit als Zaubereiminister zugelegt hatte, und orderte seinen Privatjet zum Flughafen. Da er nicht wusste, wo er übernachten sollte, konnte er genauso gut gleich nach London zurückfliegen.

 

Es fiel Draco nicht leicht sich nicht bei Hermine melden zu dürfen. Es nagte an ihm, nicht zu wissen, ob es ihr gut ging. Das einzige, das ihn in den nächsten Tagen ablenkte, war seine Arbeit. Und davon hatte er mehr als genug. Nicht nur, dass er seine Aufgaben als neuer Zaubereiminister erfüllen musste, sollte er auch noch einen neuen Kollegen einschulen, der in Zukunft seine frühere Arbeit machen sollte.

 

Es war bereits Freitagmittag und Hermine hatte sich noch immer nicht gemeldet. Draco verstand nicht, was es so lange zu überlegen gab. Gut, vielleicht hätte er ihr sagen sollen, dass er vorhatte Zaubereiminister zu werden. Aber woher hätte er denn wissen sollen, dass sie so überhaupt nicht damit zu Recht kam? Er beschloss etwas länger im Ministerium zu bleiben und danach bei Ginny vorbeizusehen. Vielleicht hatte Hermine sich ja bei ihr gemeldet.

 

Es war gegen fünf, als Draco vor Ginnys Tür stand. Ungeduldig wartete er, bis endlich die Tür aufging. „Draco? Was verschafft uns die Ehre?“, fragte sie. „Hallo Ginny. Kann ich vielleicht rein kommen?“ „Natürlich. Harry ist auch schon da. Falls du ihn sprechen willst.“ „Ich wollte eigentlich mit euch beiden sprechen“, antwortete er, als er Ginny ins Wohnzimmer folgte.

 

„Setz dich doch“, bot Ginny Draco an. Er bedankte sich und nahm auf dem Sofa Platz.

 

„Du wolltest mit uns reden?“, fragte Ginny. „Ja das wollte ich. Hat sich Hermine in den letzten Tagen bei euch gemeldet?“ „Hermine? Nein. Wieso?“ „Nun ja. Sie scheint mit der Tatsache, dass ich Zaubereiminister bin nicht wirklich klar zu kommen. Sie hat mich Montagnacht sozusagen aus dem Haus geworfen.“ „Sie hat Schluss gemacht, weil du Zaubereiminister bist?“ „Nein, Ginny. Sie hat nicht Schluss gemacht. Sie hat nur gesagt, dass sie Zeit braucht und ich mich nicht melden soll. Sie meinte, sie würde sich bei mir melden, wenn sie über alles nachgedacht hätte. Aber sie meldet sich nicht. Ich dachte nur, dass sie sich vielleicht bei dir gemeldet hat. Du bist doch ihre beste Freundin.“ „Ich würde dir sagen, wenn sie es getan hätte, doch ich muss dich leider enttäuschen. Ich hab sie seit Samstagabend nicht mehr gesehen.“ „Ich mache mir Sorgen um sie. Aber ich will sie auch nicht bedrängen, sonst glaubt sie, dass ich ihr nicht vertraue.“ „Und jetzt möchtest du, dass ich sie anrufe, um mich zu erkundigen, wie es ihr geht“, schloss Ginny aus Dracos Erzählung. „Bloß nicht! Sie würde doch sofort wissen, dass du anrufst, weil ich bei dir war.“ „Ja, wahrscheinlich hast du Recht. Und was willst du jetzt tun?“ „Abwarten. Etwas anderes bleibt mir auch nicht übrig. Ich glaube, ich hab ganz schön Mist gebaut.“ „Inwiefern? Hast du ihr etwas angetan?“ „Nein, das nicht. Aber ich hätte ihr wohl von meinen Plänen erzählen sollen. Ich glaube, dass sie einfach furchtbar enttäuscht ist von mir.“ „Nach der Nummer auf der Party letzten Samstag würde ich sagen, dass sie unter Schock steht“, mischte sich nun Harry ein. Bestimmt spielt er auf ihren Selbstmordversuch auf dem Balkon an, dachte Draco.

 

„So, wie sie sich verhalten hat, könntest du Recht haben“, musste Draco zugeben. „Wer hat denn eigentlich gewusst, was du vorhast?“, fragte Harry. „Niemand. Ich durfte es niemanden sagen. Das Risiko, dass mir etwas zustößt, bevor ich offiziell das Amt des Zaubereiministers übernehme war viel zu groß. Du kannst dir vielleicht vorstellen, dass nicht jeder darüber begeistert ist, dass gerade ich der neue Zaubereiminister bin.“ „Weil du ein Malfoy bist?“ „Ja, genau deshalb.“ „Ich glaube, ich kann dich verstehen“, sagte Harry. „Danke. Ich denke, ich werde dann wieder gehen. Ihr habt bestimmt noch besseres zu tun. Ich will euch nicht länger aufhalten.“ „Du störst uns nicht“, sagte Ginny. „Schon gut. Ich hatte einen anstrengenden Tag und gehe jetzt lieber nach Hause.“ „Wir melden uns, wenn Hermine sich bei uns meldet.“ „Das wäre nett.“ Draco stand auf. „Also, wir sehen uns. Bis bald.“ „Bis bald, Draco“, sagte Harry. Ginny stand ebenfalls auf. „Ich bring dich noch zur Tür.“ Zusammen mit Draco ging sie nach draußen.

 

„Draco, ich weiß ja nicht, was zwischen dir und Hermine im Moment los ist, aber ich hatte schon letztens das Gefühl, dass sie alles andere als glücklich ist. Ich will mich ja nicht einmischen, aber ich habe mitbekommen, wie sie dich mit Sir angesprochen hat. Ich dachte mir erst, ich hätte mich verhört, aber in der Zwischenzeit bin ich mir sicher, dass ich richtig gehört habe.“ „Ginny, bitte sei mir nicht böse, aber das ist wirklich eine Sache, die nur Hermine und mich etwas angeht.“ „Ich möchte nur nicht, dass du sie unglücklich machst.“ „Das habe ich auch nicht vor. Bitte glaub mir Ginny. Die Sache zwischen Hermine und mir ist geregelt. Wir haben ausführlich darüber gesprochen. Und es hat nichts damit zu tun, dass ich Zaubereiminister bin.“ „Na schön, ich glaube dir. Aber eins sag ich dir. Wenn ich erfahre, dass…“ „Schon gut. Du musst nichts weiter sagen. Ich muss jetzt wirklich los. Mach’s gut Ginny.“ „Ja, mach’s gut“, sagte sie verwirrt. Und schon war Draco aus dem Haus.

 

Draco beschloss das Wochenende in London zu verbringen. Hermine wollte er noch eine Woche Zeit geben, dann würde er sich bei ihr melden. Fast zwei Wochen waren schließlich genug Zeit, um nachzudenken.

 

Mittwoch hielt es Draco nicht mehr länger aus. Zwischen zwei Terminen griff er zum Telefon, um Hermine anzurufen. Sie hob nicht ab. Kurzerhand sagte er alle Termine für den Rest der Woche ab, packte seine Sachen und flog mit seinem Privatjet nach Hause. Er musste einfach wissen, ob es ihr gut ging. Und es war ihm völlig egal, ob sie nun böse auf ihn war oder nicht. Sie hatte sich am Telefon nicht gemeldet. Ihr konnte in der Zwischenzeit wer weiß was zugestoßen sein.

 

„Hermine! Ich bin zu Hause! Bist du da?“, rief er, als er zur Tür rein kam. Es war so auffällig ruhig im Haus. Nach einem kurzen Rundgang musste er feststellen, dass weder sie, noch die Kinder da waren. Verdammt! Sie hat die Kinder genommen und ist auf und davon. Was bin ich nur für ein Idiot, dachte Draco. Verzweifelt fuhr er sich mit seiner Hand durchs Haar. Wo sollte er sie jetzt nur suchen?

 

„Draco? Was machst du hier?“ Beim Klang von Hermines Stimme fuhr er herum. Sie stand mit den Kindern und ein paar Einkaufstüten in der Tür. „Hermine. Du bist zu Hause.“ „Ja, wo sollte ich sonst sein? Was willst du hier? Wir hatten eine Abmachung.“ Er trat auf sie zu und nahm ihr die Einkaufstüten ab. „Ich hab dich angerufen. Warum bist du nicht ans Telefon gegangen?“ „Ich war den ganzen Tag unterwegs. Einkaufen. Mit den Kindern. Das siehst du doch.“ „Ich hab mir Sorgen gemacht.“ „Und dann kommst du mal so einfach nach Hause? Hatten wir nicht ausgemacht, dass ich mich bei dir melde?“ „Ja, ich weiß. Hast du nachgedacht?“ „Vielleicht“ „Bitte Hermine. Ich hab extra deinetwegen alle Termine für den Rest der Woche absagen lassen.“ „Und? Glaubst du, dass das mein Problem ist?“ „Du bist noch immer sauer auf mich, weil ich dir nichts gesagt habe.“ „Wärst du das nicht?“ „Wahrscheinlich schon. Aber es tut mir leid. Ehrlich, Hermine. Ich hab dich nicht belogen, als ich gesagt habe, dass ich es niemanden erzählen durfte.“ „Hast du dir auch überlegt, was deine Entscheidung für Konsequenzen für uns hat?“ „Ja, natürlich hab ich mir darüber Gedanken gemacht. Aber kannst du mich nicht auch ein klein wenig verstehen? Niemand in meiner Familie hat es je so weit gebracht. Ich will auch nicht sagen, dass mir die Arbeit, die ich bisher gemacht habe, nicht gefallen hat. Aber als Zaubereiminister kann ich doch viel mehr bewegen. Denk doch mal darüber nach. Zusammen können wir so viel erreichen.“ „Zusammen?“ „Ja, Hermine. Zusammen. Ich möchte, dass wir das gemeinsam durchstehen. Ich bin für alle Wünsche und Anregungen deinerseits offen. Ich weiß ja, dass es alles plötzlich kommt für dich, aber meinst du nicht, dass du dich damit abfinden kannst?“ „Ich soll mich also einfach damit abfinden? Hast du bei der ganzen Sache einen einzigen Gedanken an mich verschwendet?“, fuhr Hermine Draco an. „Liebling,…“ „Komm mir nicht mit Liebling. Wir haben eine kleine Tochter, falls du das vergessen hast. Wann hast du vor dich um sie zu kümmern, wenn du ständig unterwegs bist?“ „Aber ich komme doch, wie bisher, an den Wochenenden nach Hause. Außerdem hab ich dir ein Kindermädchen angeboten.“ „Ich brauche kein Kindermädchen. Und die Kinder genauso wenig.“ „Aber es wird nicht immer ohne Kindermädchen gehen. Ich habe nächste Woche eine Einladung zu einem Empfang und ich möchte, dass du mich dorthin begleitest.“ „Ein Empfang also. Und wann soll der sein?“ „Freitagabend“ „Tut mir leid, aber da hab ich schon etwas vor.“ „Du hast doch sonst auch nie etwas vor.“ „Pech gehabt. Ich hab auch noch mein eigenes Leben. Und übrigens hast du nächste Woche Freitag auch etwas vor.“ „Ja, ich muss auf diesen Empfang.“ „Falsch. Laut unserem Vertrag, den Du dir eingebildet hast, bist du Freitagabend zu Hause und bestimmt nicht auf irgendeinen Empfang.“ „Bitte Hermine. Der Empfang ist wirklich wichtig für uns.“ „Wohl eher für dich.“ „Ok, er ist wichtig für mich. Und ich möchte, dass du mich begleitest. Bitte Hermine. Ich lass dich Freitagmorgen mit dem Flugzeug abholen und gleich nach dem Empfang fliegen wir nach Hause. Die Kinder wären also nur einen Tag lang alleine mit dem Kindermädchen.“ „Du machst dir die Sache wirklich einfach. Was mache ich, wenn eines der Kinder krank wird?“ „Sie sind aber nicht krank. Mal doch nicht gleich den Teufel an die Wand. Überleg es dir doch. Bitte.“ „Schön, ich überleg es mir. Rechne aber nicht mit einem Ja“ „Hauptsache du denkst darüber nach.“

 

Draco, der in der Zwischenzeit die Einkäufe in der Küche verstaut hatte, trat auf Hermine zu. „Liebling, ich weiß ja, dass es alles plötzlich und unvorbereitet kommt. Ich sag ja auch nicht, dass du alles einfach so hinnehmen sollst, wie ich es sage. Aber ich wünsche mir ein wenig Verständnis von dir.“ „Und wer versteht mich?“ „Weißt du, warum ich hier bin? Weil ich mir Sorgen um dich gemacht habe. Ich weiß ja, dass du gesagt hast, dass du Zeit zum Nachdenken brauchst. Wenn du mich jetzt bittest wieder zu gehen, dann werde ich das auch tun. Es würde mir nur schrecklich leidtun. Und das hat nichts damit zu tun, weil ich alle Termine für diese Woche abgesagt habe. Ich werde immer versuchen dich und die Kinder an erste Stelle zu stellen. Ich kann dir nur nicht versprechen, dass mir das auch immer gelingen wird.“ „Wann sind wir schon mal an erster Stelle gestanden? Dir war es doch immer schon wichtiger im Ministerium zu sein. Du hast doch nur ein schlechtes Gewissen, weil du nichts gesagt hast. Wozu auch? Hermine muss ja nicht wissen, dass ihr Mann das Bestreben hat Zaubereiminister zu werden. Für wie blöd hältst du mich eigentlich?“ „Wie oft soll ich dir noch sagen, dass ich niemanden etwas sagen durfte? Weißt du eigentlich was für ein Risiko das gewesen wäre? Stell dir nur vor, jemand hätte zu früh erfahren, dass ich der neue Zaubereiminister werde. Nicht auszudenken, was alles hätte passieren können.“ „Und ich dachte immer, dass du mir vertraust. Glaubst du wirklich, ich hätte es groß rumerzählt?“ „Nein, natürlich hättest du das nicht getan. Aber es ist nun mal so gelaufen und ich kann nichts anderes tun, als mich bei dir zu entschuldigen. Es tut mir wirklich leid, Hermine. Bitte lass uns nicht mehr streiten. Das ist die Sache doch gar nicht wert. Und weißt du was? Den Vertrag, den wir abgeschlossen haben. Vergiss ihn. Ich weiß, dass du damit nicht einverstanden bist. Es war eine blöde Idee von mir, dir so etwas vorzusetzen. Du musst nichts, was in diesem Vertrag steht einhalten. Wir waren doch bis jetzt auch ohne diesen blöden Vertrag glücklich, also werden wir es auch weiterhin sein. Was meinst du dazu?“ „Ich muss dich nicht mehr Sir nennen?“, fragte Hermine, die Draco nicht recht glauben konnte. „Nein, nie wieder“, antwortete er. „Und du wirst mich auch nie wieder zu Sachen zwingen, die ich nicht möchte?“ „Versprochen“ „Ok“ Draco zog Hermine an sich und küsste sie.

 

Hermine stieß ihn von sich. „Und jetzt ist alles in Ordnung für dich, oder was?“, fuhr sie ihn wütend an. Draco raufte sich die Haare. „Hermine, was soll ich denn deiner Meinung nach noch alles tun, damit du mir verzeihst?“ „Was du tun sollst? Du solltest dir lieber überlegen, was du getan hast!“ „Ich weiß, was ich getan habe!“, wurde Draco nun auch laut. „Schrei mich nicht an!“ „Du schreist doch auch!“ „Warum gehst du nicht wieder zurück in dein heißgeliebtes Ministerium?“ „Das werde ich auch, wenn du so undankbar bist!“ „Ich und undankbar? Das ist wirklich das Letzte! Das Beste wäre gewesen, wenn du erst gar nicht gekommen wärst! Und deinen Vertrag kannst du dir sonst wo hinstecken! Von so jemandem muss ich mir sagen lassen, dass er mich liebt. Geh! Ich will dich nicht mehr sehen!“ Hermine war stinksauer auf Draco. Er glaubte wohl, dass er sich alles erlauben konnte und sie zu allem ja und amen sagen würde. Aber nicht mit ihr. Da würde er sich noch wundern.

 

Draco stürmte an ihr vorbei aus dem Haus. Er wusste, dass er gehen musste, bevor der Streit noch mehr eskalierte. Im Moment blieb ihm nichts anderes übrig, als zurück nach London zu fliegen. Vielleicht brauchte Hermine ja doch noch mehr Zeit, um mit der neuen Situation klar zu kommen.

 

Die nächsten zwei Wochen herrschte absolute Funkstille zwischen Draco und Hermine. Auf der einen Seite war Hermine, die so schrecklich enttäuscht von Draco war, dass sie ihm einfach nicht verzeihen konnte. Auf der anderen war Draco, dem alles schrecklich Leid tat, der sich nach dem letzten Streit jedoch nicht traute zu Hause anzurufen. Er war der Meinung, dass Hermine sowieso nicht mit ihm reden würde. Auch den Empfang besuchte er alleine, obwohl er Hermine so gerne dabei gehabt hätte. Sie fehlte ihm und auch seine Kinder. Vor allem Victoria vermisste er sehr. Gerne wäre er einfach in sein Flugzeug gestiegen, um sie zu sehen, aber er wusste, dass das keine gute Idee war. Victoria zu sehen hieß gleichzeitig Hermine zu sehen. Und da sie sich bis jetzt nicht gemeldet hatte, war sie anscheinend immer noch sauer auf ihn.

 

Nach einer weitere Woche beschloss Draco Hermine einen Brief zu schreiben, in der Hoffnung, sie möge ihn nicht einfach zerreißen und wegwerfen. Er überlegte sich gut, was er schrieb und warf unzählige angefangene Briefe wieder weg, bis er endlich zufrieden war. Dann nahm er eine der Eulen aus dem Ministerium und schickte sie mit dem Brief los. Er wusste, dass Hermine den Brief frühestens in zwei Tagen erhalten würde. Schneller war die Eule nun mal nicht. Hoffentlich konnte sie ihm verzeihen.

 

Hermine stand gerade in der Küche und bereitete das Mittagessen vor, als eine Eule durchs offene Fenster geflogen kam und mitten am Küchentisch landete. Erschrocken wich Hermine im ersten Moment zurück. Als die Eule Hermine ihr Bein mit dem Brief entgegenstreckte, ging sie zum Tisch und nahm der Eule den Brief ab.

 

„Du siehst ganz schön mitgenommen aus“, stellte Hermine fest. Sie holte eine Schüssel mit Wasser, damit sich die Eule ein wenig stärken konnte. Dann nahm sie den Briefumschlag und betrachtete ihn. Komisch, es war kein Absender darauf. Wer könnte ihr einen Brief schreiben? Sie öffnete den Umschlag und holte den Brief heraus.

 

Liebste Hermine!

Ich weiß nicht, ob du noch immer böse auf mich bist. Ich nehme an, dass das der Grund ist, weshalb du dich nicht bei mir meldest. Ich schreibe dir, weil ich Angst habe, dass du mich am Telefon oder wenn ich dir persönlich gegenüber stehe, nicht anhören wirst. Vielleicht wirfst du den Brief auch einfach weg, ohne ihn zu lesen. Ich bitte dich nur, mir eine Chance zu geben dir alles zu erklären.

Die Tatsache, dass ich dir nichts davon erzählt habe, dass mir der Posten des Zaubereiministers angeboten wurde, tut mir wirklich leid. Natürlich hast du Recht und ich hätte dir mehr vertrauen müssen. Ich weiß doch, dass du es niemanden erzählt hättest, wenn ich dagegen gewesen wäre. Ich kann verstehen, wenn du enttäuscht von mir bist und dich hintergangen fühlst.

Die zweite Sache, die dein Vertrauen in mich wohl sehr erschüttert hat ist der Vertrag, den wir abgeschlossen haben. Ich kann dir versichern, dass ich den Vertrag in der Zwischenzeit vernichtet habe. Ich weiß nicht, was mich überhaupt dazu getrieben hat dir so einen Vertrag anzubieten. Ich möchte mich auch hier noch einmal für alles entschuldigen, was ich dir aufgrund dieses Vertrages angetan habe. Ich weiß jetzt, dass der Vertrag nur zu meinen Gunsten war. Du hattest keine andere Chance als ja zu sagen. Schließlich hatte ich dir gedroht dich zu verlassen, wenn du dich nicht daran hältst. Dabei wollte ich dich einfach nur nicht verlieren. Und jetzt habe ich es vielleicht doch.

Ich weiß nicht, ob du mir mein Verhalten in den letzten Wochen irgendwann verzeihen kannst. Ich möchte nur, dass du eines weißt. Nichts ist mir wichtiger als du und die Kinder. Ihr fehlt mir jeden Tag, an dem ich nicht bei euch sein kann. Gerne würde ich das Amt als Zaubereiminister zurücklegen, wenn ich wüsste, dass es dich versöhnlich stimmen würde. Aber ich kann es nicht. Ich habe es nicht angenommen, um dich damit zu kränken. Ich habe es angenommen, um in unserer Welt etwas zu bewirken. Du warst diejenige, die mir vor Jahren die Augen geöffnet hat. Du hast mir gezeigt, dass ein einfacher Muggel es Wert ist, in unserer Gesellschaft aufgenommen zu werden. Vielleicht schaffe ich es unsere Welt und die der Muggel irgendwie in Einklang zu bringen. Ich weiß nicht, ob ich es schaffen werde, aber ich werde mein Möglichstes versuchen.

Aber es gibt noch viel mehr, das ich als Zaubereiminister verbessern möchte. Vielleicht hast du ja auch die eine oder andere Idee. Du kannst dir sicher sein, dass ich bereit bin, wegen jeder einzelnen mit dir zu reden, bis wir eine Lösung gefunden haben. So wie ich hoffe, dass wir eine Lösung für unsere Probleme finden.

Liebste Hermine, wenn du diesen Brief bis hier gelesen hast, was ich hoffe, möchte ich dir noch eins sagen. Ich vermisse dich und wünsche mir nichts sehnlicher, als das du mir irgendwann verzeihen kannst. Gerne würde ich dir beweisen, dass ich nicht der selbstsüchtige Mann bin, für den du mich hältst. Vielleicht ist es ja falsch, aber ich werde nicht zurückkommen, bevor du mich nicht darum bittest. Das soll keineswegs eine Drohung sein. Ich habe einfach nur Angst, dass du mich nicht sehen willst und gleich wieder wegschickst. Ich weiß nicht, ob ich einfach gehen könnte.

Bitte sag unseren Kleinen, dass ich sie schrecklich vermisse und drück sie ganz fest von mir. Ich hoffe, es geht ihnen allen und vor allem unserer kleinen Victoria gut. Ich vermisse euch und hoffe, dass ich bald zu euch zurück darf.

Verzeih mir!

Ich liebe dich!

Dein Draco

 

Hermine ließ ihre Hand nach unten sinken. Auch wenn sie es nicht gerne zugab, aber Dracos Brief hatte sie doch sehr berührt. Vielleicht hatte er es ja wirklich nicht mit Absicht gemacht und ihr nichts erzählt. Aus seinem Brief ging eindeutig hervor, dass ihm das Amt als Zaubereiminister wirklich sehr wichtig war. Aber er betonte auch immer wieder, wie sehr er sie und die Kinder vermissen würde. Gab es nicht doch eine Möglichkeit, wie sich seine und ihre Wünsche vereinbaren ließen? Und war sie es ihren Kindern nicht schuldig, eine Versöhnung mit Draco zumindest in Erwägung zu ziehen. Sie wusste, dass sie ihren Vater vermissten. Auch wenn er nur an den Wochenenden für sie da war, liebten sie ihn dennoch heiß und innig. In den letzten Wochen hatte sie ihnen immer erklären müssen, dass er am Wochenende nicht nach Hause kommen würde. Jedes Mal hatte sie gesehen, wie enttäuscht sie waren. Wenn sie es nicht schaffte Draco zu verzeihen, dann sollten zumindest die Kinder nicht mehr länger unter der Situation leiden.

 

Hermine sah auf die Uhr. Es war kurz vor zwölf. Bestimmt war Draco in einer wichtigen Besprechung. Dennoch nahm sie das Telefon und versuchte ihr Glück.

 

„Ms. Kensey, was kann ich für Sie tun?“, meldete sich eine junge Dame nach dem zweiten läuten. „Entschuldigung, ich glaube, ich habe mich verwählt“, sagte Hermine. „Wen wollten Sie denn sprechen?“ „Draco. Draco Malfoy.“ „Den Zaubereiminister. Tut mir leid, aber er ist im Moment in einer wichtigen Besprechung und möchte nicht gestört werden.“ „Dann sind sie?“ „Ich bin seine Assistentin. Kann ich etwas ausrichten? Oder wollen Sie nur einen Termin. Mr. Malfoy hat erst in zwei Monaten einen Termin frei. Wie wäre es…“ „Entschuldigung, ich möchte keinen Termin. Ist es nicht möglich ihn kurz zu sprechen?“ „Nein, ich habe Anweisungen den Minister nicht zu stören.“ „Wie lange wird die Besprechung noch dauern?“ „Das kann ich ihnen leider nicht sagen.“ „Aber sie müssen mir doch sagen können, wann ich ihn erreichen kann?“ „Hören Sie. Mr. Malfoy ist ein viel beschäftigter Mann. Wenn Sie mit ihm sprechen möchten, dann müssen Sie sich einen Termin geben lassen.“ „Können Sie ihm dann wenigstens etwas ausrichten?“ „Natürlich. Ich kann Ihnen jedoch nicht sagen, wie lange es dauert, bis er ihr Anliegen bearbeiten kann.“ „Schon gut. Richten Sie ihm bitte nur aus, dass er zu Hause bei seiner Frau anrufen soll.“ „Sie sind seine Frau?“, fragte die junge Frau erstaunt. „Ja“ „Aber warum sagen Sie das nicht gleich. Einen Moment, ich verbinde Sie.“

 

Hermine hörte ein klicken im Telefon. Dann wählte es wohl eine neue Nummer. „Was ist?“, fragte eine genervte Stimme am anderen Ende der Leitung. „Draco?“ „Hermine! Wie schön, deine Stimme zu hören. Wie geht es dir?“ „Danke, es geht mir gut. Wenn ich dich störe, dann kann ich mich auch später wieder melden.“ „Nein, du störst nicht. Tut mir leid, dass ich anfangs so unhöflich war. Ich bin ein wenig angespannt. Was gibt es denn? Hast du meinen Brief bekommen?“ „Ja“ „Wie geht es den Kleinen? Ist alles in Ordnung? Sie sind doch nicht krank?“ „Sie vermissen dich.“ „Ich vermisse sie auch“, sagte Draco leise. „Wer war die Frau, vorhin am Telefon?“ „Du meinst Ms. Kensey? Sie ist meine Assistentin.“ „Warum geht Sie an dein Telefon?“ „Gab es Probleme?“ „Sie wollte mich nicht zu dir verbinden. Sie hat gesagt, dass ich einen Termin brauche.“ „Ich werde das mit ihr klären.“ „Und warum geht Sie jetzt an dein Telefon?“ „Du glaubst ja nicht, was ich hier alles zu tun habe. Wenn ich ständig selber ans Telefon gehen müsste, käme ich zu sonst nichts. Sie nimmt meine Gespräche an und macht mit den Anrufern Termine aus. Sie ist sozusagen mein lebender Terminplan. Außerdem übernimmt Sie mir die ganze Schreibarbeit. Auch eine Sache, zu der mir die Zeit fehlt.“ „Seit wann arbeitet Sie für dich?“ „Seit ungefähr einer Woche.“ „Ist sie hübsch?“ „Hermine, sie ist gerade mal Anfang zwanzig.“ „Ich hab nicht gefragt, wie alt sie ist. Ist sie hübsch Draco?“ „Nun ja, in gewisser Weise. Das kommt darauf an, wie man es betrachtet.“ „Warum kannst du meine Frage nicht einfach mit einem Ja oder Nein beantworten?“ „Bist du eifersüchtig?“, konterte Draco. „Das hat nichts mit Eifersucht zu tun. Ich will wissen, ob sie hübsch ist. Was ist so schwer daran, diese Frage zu beantworten?“ „Ja, sie ist hübsch“, sie ist atemberaubend schön, dachte Draco. Aber er liebte nun mal Hermine und seine Assistentin konnte noch so schön sein, er hatte kein Interesse an ihr. Außerdem kannte er sie so gut wie gar nicht. Schließlich arbeiteten sie erst seit knapp einer Woche zusammen.

 

„Du musst dir aber keine Sorgen machen. Wenn du willst, dann stell ich sie dir jeder Zeit vor“, sagte Draco schnell. „Danke, ich verzichte.“ „Bist du jetzt sauer, weil ich eine Assistentin habe? Ich garantiere dir, dass da absolut nichts läuft. Sie ist meine Assistentin und sonst nichts. Außerdem ist sie viel zu jung für mich. Was soll ich mit einer Zwanzigjährigen?“ „Draco, das interessiert mich nicht.“ „Ok, tut mir Leid. Warum rufst du eigentlich an?“, wechselte Draco schnell das Thema. „Ich wollte nur fragen, wie es so läuft in London?“ „Ich komme langsam zurecht. Aber es gibt eine Menge zu tun. Manchmal wünschte ich mir, der Tag hätte dreimal so viele Stunden und dann wären es nicht genug.“ „Das hört sich nach ziemlich viel Stress an.“ „Ja, aber ich wollte es ja so. Ich wusste schließlich worauf ich mich einlasse.“ „Im Gegensatz zu mir.“ Hermine konnte sich diese Bemerkung einfach nicht verkneifen.

 

„Ich weiß, dass du von mir enttäuscht bist“, sagte Draco, „aber ich kann nicht mehr tun, als mich immer wieder bei dir zu entschuldigen.“ „Ich störe dich bestimmt. Es ist besser, wenn ich jetzt auflege.“ „Nein Hermine. Du störst mich ganz bestimmt nicht. Ich habe immer Zeit für dich.“ „Aber diese Ms. Kensey hat gesagt, dass du keine Zeit hast.“ „Vergiss, was sie gesagt hat. Sie hat Anweisungen von mir, alle Anrufer am Telefon abzuwimmeln. Hast du ihr gleich gesagt, wer du bist?“ „Nein“ „Ok, verstehe. Sie hat von mir die strikte Anweisung bekommen nur bestimmt Personen zu mir durchzustellen. Und das sind Lucius, Harry, Ginny und vor allem du.“ „Verstehe“ „Hermine, wenn du sehen würdest, wie es hier zugeht, würdest du verstehen, weshalb ich so handeln muss.“ „Ich hab mich doch gar nicht beschwert.“ „Ja, ich wollte es dir ja nur sagen. Wenn du wieder anrufst, dann sag Ms. Kensey einfach wer du bist. Sie wird dich dann sofort zu mir weiterverbinden.“ „Ok“

 

Hermine holte tief Luft. „Draco?“ „Ja, ich bin noch dran.“ „Was machst du eigentlich dieses Wochenende?“ „Dieses Wochenende? Ich weiß noch nicht.“ Hoffnung keimte in ihm auf. Vielleicht durfte er ja endlich wieder nach Hause. „Und was hast du an den letzten Wochenenden gemacht?“, fragte Hermine. „Ich hab die meiste Zeit gearbeitet.“ „Und sonst?“ „Sonst war ich zu Hause und hab mich ausgeruht. Also nichts Besonderes.“ „Kein Empfang oder ähnliches?“ „Nein, die meisten Einladungen muss ich unter der Woche wahrnehmen.“ „Ok, ich muss jetzt wirklich Schluss machen. Die Kinder warten schon auf ihr Essen.“ Kein Wort, dass er nach Hause kommen durfte. „Ja, dann will ich dich nicht länger aufhalten.“ „Also dann,…“ „Darf ich dich anrufen?“, fragte Draco schnell. „Ich weiß nicht. Es ist besser, wenn ich mich bei dir melde.“ „Ok“ „Bis dann Draco.“ „Ja, bis dann.“ Hermine hängte auf, bevor Draco noch mehr sagen konnte.

 

Enttäuscht saß Draco an seinem Schreibtisch. Warum hatte Hermine wirklich angerufen? Anscheinend hatte sie seinen Brief bekommen. Das einzige, das sie erwähnt hatte, war, dass die Kinder ihn vermissten. Kein Wort davon, ob er nach Hause kommen wollte. Warum? Vermisste sie ihn nicht? Er konnte nur hoffen, dass sie sich bald wieder bei ihm melden würde.

 

Die Tatsache, dass Draco mit einer jungen hübschen Frau zusammenarbeitete, hatte Hermines Vorhaben ihn zu sagen, dass er nach Hause kommen durfte, zunichte gemacht. Er mochte ja sagen, dass da nichts lief, aber warum sollte sie ihm glauben? Und das Alter spielte nun wirklich überhaupt keine Rolle. Warum wohl wollte er ihr seine Assistentin vorstellen? Er dachte wohl, wenn er das tat, dass sie sich dann keine Sorgen mehr machen würde und er ungehindert mit ihr ins Bett steigen konnte. Sie hatte ihn durchschaut. Und er glaubte, mit einem einfachen Brief wäre es abgetan? Hatte er erwartet, dass sie ihn mit offenen Armen aufnehmen würde? Bestimmt nicht. Wer war sie denn, dass sie sich alles gefallen ließ?

 

Wieder trat Funkstille zwischen Hermine und Draco ein. Diesmal für ein ganzes Monat. Und wieder war es Draco, der sich mit einem Brief bei Hermine meldete.

 

Es war ein Donnerstagmorgen, als Hermine Dracos Brief erhielt. Die Kinder waren noch nicht wach, also öffnete sie ihn und begann zu lesen.

 

Liebste Hermine,

da du dich seit einem Monat nicht bei mir gemeldet hast, sehe ich mich gezwungen, dir einen weiteren Brief zu schreiben. Leider hast du mir ja untersagt, dich anzurufen. Vielleicht ist es dir möglich, mir auf diesen Brief zu antworten.

Ich sehne mich nach euch und würde so gerne wissen, wie es dir und den Kindern geht. Ich weiß auch nicht, warum du dich nicht mehr gemeldet hast. Wenn ich ehrlich bin, dann hatte ich bei deinem letzten Anruf die Hoffnung, dass ich wieder nach Hause kommen könnte. Es hat wehgetan, als du kein Wort davon erwähnt hast. Du hast gesagt, dass die Kinder mich vermissen. Was ist mit dir? Vermisst du mich auch?

Falls es dich verärgert hat, weil du nicht gleich mit mir reden konntest, dann möchte ich mich nochmal bei dir im Namen von Ms. Kensey entschuldigen. Sie hat es bestimmt nicht mit Absicht getan.

Ich würde am liebsten sofort alles zusammenpacken und zu dir und den Kindern nach Hause kommen. Aber ich weiß, dass du das nicht willst. Zumindest im Moment noch nicht. Meine Entscheidung Zaubereiminister zu werden, hat dich wohl mehr getroffen, als ich es erwartet hatte. Ich kann dir nur immer wieder versichern, dass ich dich damit nie kränken oder dich auf irgendeine Art hintergehen wollte. Ich hoffe immer noch, dass du mir mein Fehlverhalten irgendwann verzeihen kannst.

Da ich nicht weiß, ob und wann du dich wieder melden wirst, möchte ich dir hiermit mitteilen, dass ich nächste Woche Dienstag für zumindest eine Woche nach New York fliege. Es wäre schön vorher noch einmal etwas von dir zu hören. Ich bin jederzeit für dich erreichbar.

Ich vermisse dich und hoffe dich bald wieder in meine Arme schließen zu können.

Draco

 

Er wollte also nach New York. Mit seiner neuen Assistentin? Bestimmt, aber warum sollte er das auch erwähnen. Diesmal griff Hermine nicht gleich zum Telefon. Sie würde sich erst gut überlegen, was sie ihm sagen sollte. Dann entschloss sie sich, dass es wohl besser wäre ihm einen Brief zurück zu schreiben.

 

Es war Montagmorgen und Draco betrat gerade sein Büro. „Guten Morgen Mr. Malfoy“, begrüßte ihn Ms. Kensey. „Guten Morgen. Ist alles für die Reise vorbereitet?“ „Ja Sir.“ „Sehr schön. Ich möchte heute nicht gestört werden.“ „Sehr wohl, Sir. Ich habe Ihnen die Post auf ihren Schreibtisch gelegt.“ „Ist etwas Wichtiges dabei?“ „Nichts, was nicht nach ihrer Reise beantwortet werden könnte. Die Werbungen habe ich natürlich bereits aussortiert.“ „Ist der Bericht fertig, den ich Ihnen gegeben habe?“ „Ja, er liegt auf ihrem Schreibtisch, Sir. Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?“ „Ja, bringen Sie mir bitte einen Kaffee. Aber nicht den vom Automaten, der schmeckt mir nicht.“ „Sehr wohl. Ich werde Ihnen frischen zubereiten.“ „Danke, das wäre dann im Moment alles.“

 

Draco ließ sich in seinen Sessel sinken und begann die Post durchzusehen. Ms. Kensey hatte Recht. Es war wirklich nichts dabei, was nicht bis zu seiner Rückkehr aus New York warten konnte. Er hatte also Zeit sich für seine Reise noch ein wenig vorzubereiten.

 

Zehn Minuten später ging die Tür zu seinem Büro wieder auf. „Was ist denn?“, fragte Draco genervt. „Ihr Kaffee, Mr. Malfoy.“ „Oh, natürlich. Stellen Sie ihn bitte dort drüben auf den Tisch.“ „Sehr wohl.“ Ms. Kensey stellte den Kaffee auf einen kleinen Abstelltisch.

 

„Ist sonst noch etwas?“, fragte Draco, als sie verlegen im Zimmer stehen blieb. „Ja, soeben ist noch ein Brief für Sie eingetroffen Sir.“ „Legen Sie ihn zu den anderen auf den Stapel. Ich sehe ihn mir nach meiner Reise an.“ Ms. Kensey trat zu Dracos Schreibtisch. „Ich dachte nur, dass er vielleicht wichtig sein könnte, Sir. Der Brief ist von Ihrer Frau.“ „Was? Warum sagen Sie das nicht gleich.“ Ms. Kensey reichte Draco den Brief. „Danke, Sie können jetzt gehen.“ „Sehr wohl, Sir.“

 

Draco wartete, bis seine Assistentin sein Büro verlassen hatte. Dann öffnete er Hermines Brief. Eigentlich hatte er erwartet, dass sie ihn anrufen würde, aber ein Brief war immer noch besser, als gar keine Reaktion von ihr. Er nahm das Blatt Papier aus dem Umschlag und begann zu lesen.

 

Hallo Draco,

ich habe deinen Brief erhalten. Den Kindern und mir geht es gut. Ich wünsche dir und deiner Ms. Kensey viel Spaß in New York.

Hermine

 

Draco sah in den Umschlag, ob er etwas übersehen hatte. Aber da war nicht mehr. Das war alles? Und wie kam sie darauf, dass er mit Ms. Kensey nach New York fliegen würde?

 

„Ms. Kensey!“, brüllte er. Zwei Sekunden später stand sie in seiner Tür. „Ja Sir?“ „Hat meine Frau angerufen?“ „Nein Sir.“ „Sie wissen, dass Sie alle Anrufe meiner Frau unverzüglich zu mir durchstellen müssen?“ „Ja Sir. Ihre Frau hat nicht angerufen.“ „Ok“ „Sir, gibt es schlechte Nachrichten?“ „Nein, ist schon in Ordnung. Sie können wieder gehen.“ „Ja Sir.“ Sie verschwand wieder nach draußen in ihr eigenes Büro.

 

Draco griff zu seinem Telefon. Es war ihm egal, ob er anrufen durfte oder nicht. Er musste mit Hermine reden. Was sollte er denn von diesem Brief halten? Wenn er ihr jetzt zurückschrieb, würde er frühestens nach seiner New York Reise etwas von ihr erfahren. So lange konnte er einfach nicht warten.

 

Er musste es vier Mal läuten lassen, bis Hermine sich endlich am anderen Ende meldete. „Hallo?“ „Hermine, bitte leg nicht auf.“ „Draco, ich hab doch gesagt, dass du nicht anrufen sollst.“ „Ich habe deinen Brief bekommen. Wir müssen reden.“ „Ich wüsste nicht, was es zu reden gibt. Du fliegst nach New York. Und?“ „Ich fliege alleine. Wie kommst du auf die Idee, dass Ms. Kensey mich begleitet?“ „Ich dachte, sie ist deine Assistentin.“ „Ja, aber deswegen begleitet sie mich doch nicht ständig.“ „Wie du meinst. Gibt es sonst noch etwas? Ich hab nicht viel Zeit.“ „Hast du einen Termin?“ „Ich muss mit den Kindern in die Stadt ein paar Vorräte kaufen. Also, wenn es nichts Wichtiges mehr gibt, dann wünsch ich dir viel Spaß in New York.“

 

Draco starrte das Telefon an. Sie hatte einfach aufgelegt. Warum machte Sie das? Was hatte er verbrochen, dass sie ihn so behandelte? Er hätte ihr noch so gerne gesagt, dass er sie gerne in New York mit dabei gehabt hätte. Aber sie hatte ihm ja nicht mal die Möglichkeit gegeben anständig mit ihr zu reden. Er nahm ein Blatt Papier und begann einen neuen Brief, den er noch am selben Tag abschickte. Er brauchte endlich Klarheit. Er wusste, dass er die Antwort erst in einer Woche, oder auch später, erhalten würde. Aber so ging es einfach nicht weiter.

 

Dracos Reise nach New York dauerte zweieinhalb Wochen. Um einiges länger, als er gehofft hatte. Es war Freitagabend, als er mit seinem Privatjet in London landete. Erschöpft von dem langen Flug machte er sich auf den Weg nach Hause. Es kam ihm leer und trostlos vor, als er sein Haus betrat. Da war niemand, der ihn liebevoll empfing. Die Luft im Haus war abgestanden. Er öffnete erst Mal alle Fenster um frische Luft herein zu lassen. Dann ging er in die Küche, um die Post der letzten Wochen durchzusehen. Rechnungen, Werbebriefe, ein Stapel Reklame, aber kein Brief von Hermine. War das der Preis für seine Entscheidung? Ein Leben in Einsamkeit? Warum hatte sie nicht zurückgeschrieben? Obwohl er todmüde war, beschloss er ihr noch kurz zu schreiben, um ihr mitzuteilen, dass er aus New York zurück war.

 

Dracos Brief erreichte Hermine am darauffolgenden Dienstag. Als sie die Post am Morgen hereinholte, achtete sie gar nicht auf den Brief und legte alles auf einen Stapel. Die Kinder waren vor ein paar Minuten wach geworden. Die Post konnte sie auch noch später ansehen.

 

Da es Angel an diesem Morgen nicht besonders gut ging und Hermine sich um sie kümmern musste, vergaß sie auf die Post. Die Kinder waren am Vortag im Freien gewesen, als es plötzlich heftig zu regnen begonnen hatte. Angel hatte sich dabei wohl ein wenig verkühlt.

 

Die Post sah Hermine sich dann erst nach dem Mittagessen an. Sie kannte Dracos Briefumschläge bereits. Er ist also wieder zurück, dachte sie und öffnete seinen Brief.

 

Liebste Hermine,

ich weiß nicht, ob du meinen letzten Brief erhalten hast. Ich bin seit heute Abend (Freitag) wieder zurück in London. Bitte melde dich bei mir. Es kann so nicht mehr weitergehen. Ich vermisse dich und die Kinder und möchte endlich wissen, wie es mit uns weitergehen soll. Das Leben hier ist so trostlos ohne euch. Wie lange willst du mir noch böse sein? Ruf mich bitte an, sobald du meinen Brief erhalten hast.

In Liebe

Draco

 

Hermine faltete den Brief und steckte ihn zurück in den Umschlag. Sie würde bestimmt nicht zum Telefon rennen, nur weil er es sich so einbildete. Von einer Woche hatte er erzählt. Und jetzt waren drei Wochen vorbei. Bestimmt hatte er eine Menge Spaß in New York gehabt. Und ihr schrieb er, wie sehr er sie doch vermisste. Was für ein Heuchler!

 

Draco wartete die ganze Woche vergeblich auf einen Anruf von Hermine. Seine Stimmung fiel auf den Nullpunkt. Er fing an Ms. Kensey wegen jeder Kleinigkeit anzuschreien. Die wusste natürlich nicht, was sie falsch gemacht hatte. Als er Freitagmittag sein Büro verließ, um etwas essen zu gehen, fand er sie weinend an ihrem Schreibtisch vor.

 

„Ms. Kensey, was ist mit ihnen?“, fragte er besorgt. „Nichts“ Schnell wischte sie sich die Tränen ab. „Es geht schon wieder Mr. Malfoy.“ „Haben Sie Sorgen?“ „Nein. Bitte machen Sie sich keine Sorgen. Sie haben doch sowieso schon mehr als genug um die Ohren.“ Draco setzte sich auf ihren Schreibtisch. „Hat ihr Freund Sie vielleicht verlassen?“, fragte er. „Nein Mr. Malfoy. Ich habe keinen Freund.“ „Warum haben Sie dann geweint? Wenn es Probleme gibt, können Sie jederzeit zu mir kommen.“ „Danke Mr. Malfoy. Aber es ist wirklich nichts.“ „Na gut. Sie können für heute Schluss machen.“ „Aber Mr. Malfoy. Brauchen Sie mich heute Nachmittag nicht mehr?“ „Ich denke, dass ich auch einen Nachmittag alleine zu Recht komme. Außerdem haben Sie sich einen freien Nachmittag verdient.“ „Es macht mir aber nichts aus, wenn ich heute Nachmittag noch im Büro bleibe.“ „Das ist wirklich nicht notwendig Ms. Kensey. Gehen Sie nach Hause und machen Sie sich ein schönes Wochenende.“ Ein trauriger Ausdruck erschien auf ihrem Gesicht. „Wie Sie wünschen, Mr. Malfoy.“ Er stand von ihrem Schreibtisch auf und ging zur Tür. „Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende Mr. Malfoy“, brachte sie gerade noch mühsam hervor. „Ihnen auch Ms. Kensey. Wir sehen uns Montagmorgen.“

 

Sehnsuchtsvoll sah sie Draco hinterher. Sie hätte so gerne noch ein paar weitere Stunden mit ihm verbracht. Es hatte einige Zeit gedauert, bis sie sich endlich eingestanden hatte, dass sie sich in ihren Vorgesetzen verliebt hatte. Natürlich durfte er nichts davon erfahren. Schließlich war er der Zaubereiminister und verheiratet dazu. Auf keinen Fall wollte sie ihre Stelle als seine Assistentin verlieren. Dass er sie ihn letzter Zeit jedoch ständig anschrie, zerrte mächtig an ihren Nerven. Sie wusste einfach nicht, wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollte. Da Draco zum Essen weggegangen war, beschloss sie noch ein wenig im Büro aufzuräumen und verließ dann eine Stunde später das Büro.

 

Draco blieb an diesem Tag noch bis spät am Abend im Büro. Zu Hause erwartet ihn doch nur ein leeres Haus. Ginny hatte ihn zum Essen eingeladen. Er hatte jedoch dankend abgelehnt. Er hatte keine Lust auf anregende Gespräche mit seinen Freunden. Irgendwann würde das Thema ja doch auf sein mehr als angespanntes Verhältnis zu Hermine fallen. Die Arbeit lenkte ihn zumindest ein wenig ab.

 

Als Ms. Kensey am nächsten Montag kurz nach sieben Uhr das Büro betrat, sah sie Licht in Dracos Büro. Er war um die Zeit noch nie im Büro gewesen. Sie stellte ihre Tasche bei ihrem Schreibtisch ab und eilte zu seiner Tür. Vielleicht gab es ja etwas Wichtiges und sie war zu spät. Bestimmt wartete er schon ungeduldig auf sie.

 

Sie klopfte an und öffnete dann die Tür. „Guten Morgen Mr. Malfoy. Es tut mir leid, dass ich zu spät bin. Möchten Sie Kaffee?“ „Guten Morgen Ms. Kensey. Danke, Kaffee wäre jetzt gut. Und machen Sie sich keine Sorgen, ich bin heute nur etwas früher ins Büro gekommen.“ „Ihr Kaffee ist in zehn Minuten fertig.“ „Danke“ Sie schloss die Tür hinter sich und atmete erleichtert aus. Dann machte sie sich schnell daran den Kaffee aufzusetzen.

 

Während der Kaffee durchlief sortierte sie die Post. Zehn Minuten später brachte sie beides, den Kaffee und die Post, in Dracos Büro. „Ist etwas Wichtiges dabei?“, fragte er. „Nein Sir“ „Danke für den Kaffee.“ „Gerne Mr. Malfoy.“ Sie drehte sich um und ging zurück zur Tür.

 

„Ms. Kensey, einen Moment noch bitte.“ „Entschuldigen Sie Mr. Malfoy.“ Sie drehte sich wieder zu ihm um. „Was kann ich für Sie tun?“, fragte sie. „Sie sind doch eine Frau?“ „Ja Mr. Malfoy“, antwortete sie errötend. „Wenn Sie einen Freund hätten und er hätte sie schwer enttäuscht. Was würden Sie dann von ihm erwarten?“ „Dass er sich bei mir entschuldigt Mr. Malfoy.“ „Und wenn er das getan hat. Schon mehrfach. Und Sie wären noch immer böse auf ihn.“ „Mr. Malfoy, ich verstehe nicht auf was sie hinaus wollen.“ „Schon gut. Ist auch nicht so wichtig.“ „Kann ich Ihnen irgendwie helfen Sir?“ „Danke, das ist nett gemeint, aber ich glaube nicht.“ „Ist es wegen ihrer Frau? Sie hat ihnen noch immer nicht verziehen, wenn ich Sie richtig verstehe, Sir.“ „Nein. Aber das muss Sie nicht weiter kümmern.“ „Entschuldigen Sie Sir, aber warum fahren Sie nicht einfach nach Hause und reden mit ihr?“ „Sie möchte nicht, dass ich nach Hause komme.“ „Das tut mir Leid, Sir. Wenn ich etwas für Sie tun kann?“ „Danke, aber in diesem Fall können Sie mir nicht helfen.“ „Sir, darf ich Sie etwas fragen?“ „Nur zu.“ „Sind Sie mit meiner Arbeit zufrieden?“ „Aber natürlich Ms. Kensey. Sie machen Ihre Arbeit ausgezeichnet.“ „Ich dachte nur, weil Sie in letzter Zeit so oft unzufrieden mit mir sind.“ „Es tut mir leid, wenn das für Sie den Eindruck hatte. Die Sache mit meiner Frau macht mir doch sehr zu schaffen. Es tut mir leid, wenn ich meine schlechte Laune an ihnen ausgelassen habe.“ „Das ist schon in Ordnung Mr. Malfoy.“ „Nein, es ist nicht in Ordnung. Sie machen Ihre Arbeit wirklich sehr gut. Ich könnte mir wirklich keine bessere Assistentin vorstellen.“ „Danke Mr. Malfoy“, sagte sie und lief bei seinem Kompliment wieder rot an.

 

„Für wann ist die heutige Besprechung angesetzt?“, fragte Draco. „Für neun Uhr, Sir.“ „Ok, verschieben Sie die Besprechung auf zehn Uhr. Ich möchte, dass sie mich begleiten.“ „Sehr wohl Sir. Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?“ „Danke, das ist im Moment alles.“ Sie drehte sich um und eilte nach draußen.

 

Draco versammelte einmal im Monat alle Abteilungsleiter, um sich regelmäßig einen Überblick zu schaffen, was im Ministerium vor sich ging. Es war jedoch das erste Mal, dass er seine Assistentin bat mit zu kommen.

 

Als Draco fünf Minuten vor zehn aus seinem Büro kam, sprang Ms. Kensey auf und nahm einen Block und einen Stift zur Hand. „Das werden Sie nicht brauchen“, sagte Draco. Sie sah Draco verständnislos an. „Ich möchte, dass Sie mitkommen und einfach nur zuhören. Sie sind jetzt lange genug bei uns, um sich einen größeren Überblick über unser Ministerium zu verschaffen. Ich möchte, dass Sie sich still verhalten. Wenn Sie Fragen haben, dann können wir diese später in meinem Büro besprechen.“ „Sehr wohl Sir. Darf ich mir den Block mitnehmen, um mir Notizen zu machen?“ „Natürlich“ „Danke Sir.“ „Gut, kommen Sie.“ Ms. Kensey folgte ihm zu den Besprechungsräumen.

 

Für die junge Ms. Kensey war es faszinierend Draco zuzusehen. Er wirkte so selbstbewusst. Und wie er geduldig auf jeden seiner Mitarbeiter einging.

 

„Draco, hast du noch einen Moment?“, fragte Harry, als die Besprechung zu Ende war. Ms. Kensey stand neben Draco und wartete auf ihn. „Sie können schon mal zurück ins Büro gehen“, sagte Draco zu ihr. „Ich komme in ein paar Minuten nach.“ „Sehr wohl Mr. Malfoy.“ Sie warf ihm noch einen bewundernden Blick zu und verließ dann mit den restlichen Mitarbeitern den Besprechungsraum.

 

„Was gibt es?“, fragte Draco an Harry gewandt. „Ich wollte wissen, ob es Neuigkeiten zwischen dir und Hermine gibt?“ „Nein“ „Willst du nicht doch, dass Ginny oder ich mal mit ihr reden?“ „Nein, ich möchte nicht, dass sich irgendjemand einmischt.“ „Ok, wie du willst.“ Draco wandte sich um und ging zur Tür. „Ach Draco, noch etwas.“ „Ja Harry?“ „Ich weiß nicht, ob es dir schon aufgefallen ist, aber deine Assistentin, Ms. Kensey, hat ein Auge auf dich geworfen. Du solltest ein wenig vorsichtig sein.“ „Wenn es sonst nichts mehr gibt. Ich habe eine Menge Arbeit auf meinem Schreibtisch liegen.“ „Nein. Das wäre alles.“ Draco drehte sich um und verließ den Raum.

 

Das hatte ihm gerade noch gefehlt, dass seine Assistentin sich in ihn verliebt hatte. So lange ihre Arbeit darunter nicht litt, wollte Draco jedoch nichts dagegen unternehmen. Es wäre falsch sie aufgrund dessen zu entlassen.

 

Etwa eine Woche später hielt Hermine Dracos nächsten Brief in der Hand.

 

Liebste!

Warum meldest du dich nicht? Hast du meinen letzten Brief nicht erhalten? Ich mache mir schreckliche Sorgen, dass dir etwas zugestoßen sein könnte. Ich vermisse dich und die Kinder. Bitte melde dich endlich. Ich halte diese Ungewissheit nicht länger aus. Ruf mich bitte an. Jederzeit.

Dein Draco

 

Dieser Mann konnte ja so hartnäckig sein. Was dachte er denn, dass sie ihm einfach vergab? Sie hatte überhaupt nicht das Bedürfnis ihn anzurufen. Schließlich wusste Sie ja, was er tat. Sie fand sein Gesicht oft genug morgens in der Zeitung vor. Nach dem, was die Zeitungen über ihn schrieben, dürfte er ziemlich beliebt und erfolgreich sein.

 

Eine weitere Woche später war Dracos Laune so schlecht, dass Ms. Kensey sich nur noch im Notfall in sein Büro traute. Draco kam so gut wie nie aus seinem Büro. Trotzdem bekam sie seine schlechte Laune deutlich zu spüren. Ständig hörte sie ihn hinter der verschlossenen Tür vor sich hin fluchen. Der Mann, der sie noch vor wenigen Tagen total fasziniert hatte, jagte ihr plötzlich Angst ein mit seinen Wutausbrüchen.

 

Es war Mittwochmorgen und Draco kam, wie immer schlecht gelaunt, ins Büro. „Guten Morgen, Mr. Malfoy“, begrüßte ihn seine Assistentin freundlich. Er sagte nichts. „Kaffee Mr. Malfoy?“ „Ja und bringen Sie mir den Bericht von gestern Nachmittag.“ „Sir, ich bin noch nicht ganz fertig damit.“ „In einer Stunde liegt er auf meinen Tisch!“ „Ja, Sir.“ Die Tür zu Dracos Büro fiel mit einem lauten Knall hinter ihm zu.

 

Zehn Minuten später wagte sich Ms. Kensey mit einer Tasse Kaffee und der Post in die Höhle des Löwen. „Mr. Malfoy, entschuldigen Sie. Ihr Kaffee und die Post“, sagte sie, als sie das Büro betrat. „Danke, stellen Sie alles dort hin. Ist etwas Wichtiges dabei?“ „Das Übliche. Mr. Potter hat um einen Gesprächstermin gebeten. Wann wäre es Ihnen recht Sir?“ „Sagen Sie ihm, dass ich diese Woche keine Zeit habe.“ „Sir, Mr. Potter meinte, dass es wichtig wäre.“ Bei Harry ist immer alles wichtig, dachte Draco. „Gut, er soll in einer halben Stunde in mein Büro kommen.“ „Sehr wohl, Sir. Ich werde es Mr. Potter ausrichten.“ „Hat sonst jemand für mich angerufen?“ „Nein, Sir.“ „Gut. Machen Sie den Bericht fertig.“ „Ist schon so gut, wie erledigt.“ Sie eilte aus seinem Büro.

 

Eine halbe Stunde später klopfte es wieder an Dracos Tür. „Was ist jetzt schon wieder?“, fragte er genervt. Ms. Kensey öffnete die Tür einen kleinen Spalt. „Entschuldigung, aber Mr. Potter wäre jetzt hier, Sir.“ „Mr. Potter. Lassen Sie ihn rein. Und bringen Sie mir noch einen Kaffee.“ „Ja Sir.“ Sie machte die Tür ganz auf. „Bitte Mr. Potter. Sie können eintreten.“ Sie wartete bis Harry das Büro betreten hatte und schloss die Tür dann hinter ihm.

 

„Du wolltest mich sprechen?“, fragte Draco. „Ja“ „Mach es bitte kurz. Ich hab nicht viel Zeit.“ „Draco, was ist los mit dir? Ich will mich ja nicht über deine Arbeit beschweren, aber die anderen reden schon über dich und deine, wie soll ich sagen, Launen. Ich will gar nicht wissen, wie Ms. Kensey es bei dir aushält. Du sollst in letzter Zeit sehr ungehalten sein, habe ich mir sagen lassen.“ „Ich wüsste nicht, was dich das angeht?“ „Warum klärst du die Sache mit Hermine nicht endlich?“ „Ich wüsste nicht, was dich das angeht. Wenn du über die Arbeit reden willst, dann tu das, aber lass mein Privatleben aus dem Spiel.“ „Ok. Ich bin hier als dein Freund und nicht als Leiter des Aurorenbüros. Ich sehe doch, dass es dir nicht gut geht. Warum versuchst du nicht endlich mit ihr zu reden?“ „Hab ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt? Du sollst mein Privatleben aus dem Spiel lassen. Wenn du sonst nichts zu sagen hast, dann bitte ich dich wieder zu gehen. Ich habe keine Zeit für solche Unterhaltungen“, sagte Draco ungehalten. „Ich wollte doch nur versuchen, dir zu helfen.“ „Du kannst mir nicht helfen.“ „Komm doch heute Abend zu Ginny und mir.“ „Ich habe keine Zeit.“ „Bitte. Wir können in Ruhe über alles reden.“ „Es gibt nichts zu reden. Wenn du dann bitte wieder gehen würdest. Wie du siehst, habe ich zu arbeiten.“ „Überleg es dir wenigstens. Du bist jederzeit herzlich bei uns willkommen.“ „Ja gut, ich überleg es mir.“ „Ok. Bis später.“

 

Draco hatte jedoch nicht vor Harry und Ginny zu Hause zu besuchen. Lieber blieb er wieder die halbe Nacht im Büro. Auf die Gespräche mit den beiden konnte er getrost verzichten.

 

Hermine hatte sich jetzt seit fast zwei Monaten nicht mehr bei Draco gemeldet. Und das, obwohl er ihr fast wöchentlich einen Brief schrieb.

 

Es war ein wunderschöner Dienstagmorgen. Hermine hatte gerade Frühstück gemacht, als die Kinder nach unten kamen. Alle, bis auf Leah. Wahrscheinlich schlief sie noch. Hermine dachte sich nichts weiter dabei und brachte den anderen ihr Frühstück an den Tisch.

 

Als Leah gegen elf noch immer nicht unten war, beschloss Hermine nach ihr zu sehen. Sie ging nach oben und betrat das Zimmer ihrer Tochter. Leah lag im Bett und schien zu schlafen. Hermine trat näher und setze sich auf Leahs Bett. „Schätzchen, willst du nicht aufstehen?“, fragte sie. Sie streichelte über ihre Wange, um ihre Tochter zu wecken. Sie kam ihr ungewöhnlich warm vor. Beunruhigt legte sie ihre Hand auf Leahs Stirn. Sie war ganz heiß. „Leah, warum sagst du denn nicht, dass es dir nicht gut geht?“ Hermine bekam keine Antwort. Auch als sie versuchte Leah zu wecken, rührte sie sich nicht. Hermine wurde unruhig und lief nach unten, um einen Arzt anzurufen.

 

Eine Stunde später kam der Arzt aus Leahs Zimmer. Hermine hatte die ganze Zeit vor der Tür gewartet. „Was ist mit meiner Tochter?“, fragte sie. „Ich würde sie gerne in ein Krankenhaus verlegen.“ „Aber sie hat doch nur Fieber.“ „Ich will Sie ja nicht beunruhigen, aber ich vermute, dass sie eine Gehirnhautentzündung hat. In diesem Fall wäre es wichtig, sie so schnell wie möglich in ein Krankenhaus zu bringen.“ „Aber gestern war sie doch noch kerngesund.“ „Wenn Sie erlauben, dann würde ich sie gleich mitnehmen.“ „Ist es sehr schlimm?“ „Das kann ich leider noch nicht sagen. Dafür brauche ich weitere Untersuchungsergebnisse.“ „Mein armes Baby.“ „Mrs. Malfoy, jede Sekunde könnte jetzt wichtig sein.“ „Ok. Nehmen Sie meine Tochter mit. Ich komm so schnell wie möglich nach.“ „Danke Mrs. Malfoy.“

 

Der Arzt ging zurück in Leahs Zimmer und trug sie behutsam nach draußen. Völlig leblos lag sie in seinen Armen. Hermine brachte den Arzt völlig hilflos nach unten und betete, dass er ihrer Tochter helfen würde.

 

Hermine holte ihre Kinder, nahm Victoria auf den Arm und beeilte sich in die Stadt zu kommen. Sie wollte so schnell wie möglich ins Krankenhaus zu ihrer Tochter.

 

Als sie dort ankam, erfuhr sie, dass die Ärzte noch dabei waren, sie zu untersuchen. Eine Stunde später kam endlich einer der Ärzte, der Leah betreute, zu ihr. „Wie geht es meiner Tochter“, fragte Hermine besorgt. „Ihre Tochter hat eine schwere Meningitis.“ „Eine was?“ „Eine Gehirnhautentzündung. Wir haben sie auf die Intensivstation verlegt.“ „Kann ich zu ihr?“ „Ja, aber bitte nur für zehn Minuten.“ Der Arzt brachte Hermine und ihre Kinder zu Leah.

 

Als Hermine sah, wie schlecht es ihrer Tochter ging, wusste sie, dass die Zeit gekommen war, Draco nach Hause zu holen. Hier ging es nicht mehr darum, ob er etwas mit oder ohne ihr entschieden hatte. Hier ging es um das Leben ihrer gemeinsamen Tochter.

 

Hermine erkundigte sich nach einem Telefon. Eine Krankenschwester sagte ihr, dass sie unten im Eingangsbereich Telefone finden würde. Hermine eilte mit den Kindern nach unten.

 

„Mr. Malfoys Büro. Was kann ich für Sie tun?“, fragte Ms. Kensey am anderen Ende der Leitung. Verdammt, warum musste ständig diese Frau an Dracos Telefon gehen. „Ich möchte mit meinem Mann sprechen“, sagte Hermine. „Mrs. Malfoy?“ „Ja, sagen Sie ihm, dass es dringend ist.“ „Er ist im Moment nicht in seinem Büro. Soll ich etwas ausrichten?“ „Ist er im Ministerium?“ „Ja, aber er ist in einer wichtigen Besprechung und möchte unter keinen Umständen gestört werden.“ „Ok. Ich möchte, dass sie meinen Mann sofort ans Telefon holen. Es ist mir egal in welch wichtigen Besprechungen er steckt. Haben Sie mich verstanden?“ „Ja“ „Gut, ich warte.“

 

Ms. Kensey legte das Telefon zur Seite und eilte aus dem Büro. Sie wusste, dass Draco sie ausdrücklich darauf hingewiesen hatte, sie nicht zu stören. Aber sie wusste auch, wie wichtig es ihm war, wenn seine Frau sich meldete. Und sie hatte wirklich sehr besorgt geklungen.

 

Leise öffnete Sie die Tür zum Besprechungsraum, entschuldigte sich höflich für die Störung und eilte zu ihrem Vorgesetzten. „Was gibt es Ms. Kensey? Ich habe gesagt, dass ich keine Störung wünsche.“ „Ihre Frau ist am Telefon. Sie sagt, dass es dringend ist und hat mich gebeten, Sie unverzüglich ans Telefon zu holen, Sir.“ „Meine Frau, sagen Sie?“ „Ja, Sir.“ „Entschuldigen Sie mich bitte für einen Moment“, sagte Draco an seine Gesprächspartner gewandt. „Ich bin in ein paar Minuten zurück.“ Dann eilte er mit seiner Assistentin zurück zu seinem Büro.

 

Ms. Kensey nahm ihr Telefon, um das Gespräch an Draco weiterzuleiten. Draco nahm ihr den Hörer aus der Hand. „Hermine?“, sagte er ins Telefon. „Draco, endlich. Du musst nach Hause kommen.“ „Ich bin gerade in einer wichtigen Besprechung.“ „Leah liegt im Krankenhaus.“ „Leah? Seit wann?“ „Seit heute. Bitte komm nach Hause.“ „Wo bist du im Moment?“ „Im Krankenhaus. Bitte Draco. Kannst du unseren Streit nicht für einen Moment vergessen? Es geht hier um das Leben unserer Tochter.“ Draco wusste, wie wichtig die Verhandlungen waren, in denen er gerade steckte. Dennoch war ihm das Leben seines Kindes wichtiger. „Ich bin so schnell wie möglich bei dir. Mach dir keine Sorgen“, sagte er und legte auf.

 

„Ms. Kensey, sagen Sie bitte die Besprechung und alle weiteren Termine für diese Woche ab. Ich muss nach Hause. Es geht um das Leben meiner Tochter.“ „Das tut mir Leid, Sir. Ich werde sofort alles erledigen. Soll ich ihr Privatjet startklar machen lassen?“ „Ja, bitte tun Sie das.“ „Sehr wohl, Sir.“

 

Eine halbe Stunde später saß Draco bereits im Flugzeug. Er hätte sich wirklich einen anderen Grund gewünscht endlich nach Hause kommen zu dürfen. Der Gedanke, dass seine kleine Tochter hilflos in einem Krankenhaus lag und ihn dringend brauchte, machte ihn völlig fertig.

 

Trotz seines Privatjets war es erst Abend, als Draco endlich im Krankenhaus ankam. Nachdem er sich nach Hermine und seiner Tochter erkundigt hatte, musste er erfahren, dass Hermine und die Kinder das Krankenhaus bereits verlassen hatten. Eine Krankenschwester brachte ihn dennoch zu seiner Tochter Leah. Die Besuchszeit war zwar längst vorbei, aber für den Zaubereiminister konnte man natürlich eine Ausnahme machen.

 

Nachdem Draco sich genauestens über den Gesundheitszustand seiner Tochter informiert hatte und sich sicher sein konnte, dass sie im Krankenhaus in guten Händen war, machte er sich auf den Weg nach Hause.

 

Hermine saß unruhig in der Küche. Die Kinder hatten bereits zu Abend gegessen und lagen oben in ihren Betten. Warum nur kam Draco nicht nach Hause? War ihm das Leben seiner Tochter so unwichtig? Sie machte sich schreckliche Sorgen um ihr kleines Mädchen.

 

Erst gegen halb zehn hörte sie, wie die Tür draußen im Flur geöffnet wurde. Einen Moment später stand Draco in der Küchentür. Schweigend sahen sie sich an. Hermine stand vom Küchentisch auf. Draco stellte seinen Koffer, den er in der Hand hielt, langsam auf den Boden. Und dann lag Hermine plötzlich in seinen Armen.

 

„Draco, ich habe solche Angst.“ Draco streichelte beruhigend über ihren Kopf. „Es wird alles gut“, flüsterte er. Hermine begann in seinen Armen zu schluchzen. „Es tut mir so leid, Draco.“ „Schon gut. Es ist nicht deine Schuld.“ „Wenn Leah nicht wieder gesund wird…“ „Sie wird wieder gesund. Es ist gut, dass du mich angerufen hast.“ „Bitte verzeih mir Draco, dass ich erst so spät angerufen habe.“ „Nein Hermine, es gibt nichts, was ich dir verzeihen müsste. Wenn, dann bin ich derjenige, der sich bei der entschuldigen muss.“ „Ich war so enttäuscht von dir.“ „Ich weiß und es tut mir auch wirklich leid, dass ich so gehandelt habe.“ Hermine wusste, dass Draco sie in dieser Hinsicht nicht belog. Wie oft hatte er sich in seinen Briefen entschuldigt und sie um Vergebung gebeten. Sie war einfach nur zu stur gewesen nachzugeben. Erst die Sorge um ihre Tochter hatte sie wachgerüttelt.

 

Draco brachte Hermine hinüber ins Wohnzimmer. „Soll ich dir etwas zu trinken bringen?“, fragte er. „Ja, ein Glas Wasser bitte. Danke Draco.“

 

Hermine nahm Draco das Glas Wasser, das er ihr kurz darauf reichte, dankbar ab. „Ist mit den anderen Kindern alles in Ordnung?“, fragte Draco, als er sich zu Hermine aufs Sofa setzte. „Ja, ich kann mir nicht erklären, warum Leah plötzlich krank ist. Gestern ist sie doch noch völlig gesund gewesen. Nichts hat darauf hingedeutet, dass sie krank wird. Heute Morgen ist sie einfach nicht zum Frühstück gekommen. Ich mache mir solche Vorwürfe, dass ich nicht früher nach ihr gesehen habe.“ „Hermine, du konntest doch nicht wissen, dass es ihr von heute auf morgen so schlecht geht. Hör auf dir Vorwürfe zu machen, die helfen Leah jetzt auch nichts.“ „Draco, du hast nicht gesehen, wie schlecht es ihr geht.“ „Ich war bereits bei ihr.“ „Du warst schon im Krankenhaus?“ „Bevor ich hier her gekommen bin. Ich hatte gehofft, dich dort zu finden. Wir müssen uns verpasst haben.“ Dann war er also doch früher da gewesen, als sie gedacht hatte.

 

„Ich habe mit den Ärzten gesprochen“, erzählte Draco weiter, „so wie es aussieht, wird sie noch ein paar Tage im Krankenhaus bleiben müssen, aber sie sind zuversichtlich, dass sie wieder gesund werden wird.“ „Ich bin so froh, dass du bei mir bist, Draco.“ „Ich wäre schon viel früher gekommen“, sagte er leise, „aber du hast auf meine Briefe ja nicht reagiert.“ War das Bedauern, dass sie da in seiner Stimme hörte?

 

„Wie war deine Reise nach New York?“, fragte sie vorsichtig um das Thema zu wechseln. „Hermine, du willst doch jetzt nicht wirklich über New York reden? Ich war vor mehr als zwei Monaten in New York.“ „Tut mir leid. Ich dachte nur,… vergiss es einfach wieder.“ „Weißt du Hermine, ich wäre froh gewesen, wenn du mich das gefragt hättest, als ich aus New York zurückgekommen bin, aber jetzt spielt das keine Rolle mehr für mich. Warum hast du meine Briefe nicht beantwortet?“ „Ich weiß es nicht“, gab sie ehrlich zu, denn eine wirkliche Erklärung hatte sie nicht.

 

„Weißt du eigentlich, was für Sorgen ich mir die ganze Zeit gemacht habe?“ „Es tut mir leid, Draco.“ „Nein, es geht nicht darum, ob es dir oder mir leidtut. Du behandelst mich seit Wochen, als hätte ich ein schweres Verbrechen begangen. Ich kann ja verstehen, dass du enttäuscht warst, dass ich dir nichts von dem Angebot Zaubereiminister zu werden erzählt habe. Ich habe dich auch in Ruhe gelassen, so wie du es wolltest. Wenn du mir meine vielen Briefe verübelst, dann möchte ich mich dafür entschuldigen, aber du und die Kinder, ihr seid immer noch meine Familie. Dass du überhaupt nicht auf meine Briefe reagiert hast, hat mich schwer enttäuscht. Ich dachte du weißt, wie wichtig ihr mir seid. Dass du dich erst meldest, wenn eines unserer Kinder schwer krank im Krankenhaus liegt tut verdammt weh. Ich möchte jetzt von dir wissen, wie es mit uns weitergehen soll. Ich habe keine Lust mit dieser Ungewissheit zurück nach London zu gehen.“

 

Hermine sah Draco musternd an. Er sah wütend und enttäuscht aus. Und sie wusste, dass er ohne eine anständige Erklärung keine Ruhe geben würde. Aber sie wusste einfach noch nicht, ob sie bereit war ihm zu verzeihen.

 

„Draco, können wir dieses Gespräch nicht verschieben? Im Moment ist mir einfach nur wichtig, dass Leah wieder gesund wird.“ „Und wann willst du dann reden?“ „Ich weiß nicht. Nur nicht heute Abend. Nicht jetzt. Ich bin müde.“ „Wenn du müde bist, dann solltest du ins Bett gehen.“ „Draco, ist es ok, wenn du…“ „Ich habe schon verstanden. Ich werde auf dem Sofa übernachten.“ „Danke, Draco.“ Hermine stand auf und verschwand im Schlafzimmer. Sie hatte ihn also nur wegen Leah zurückgeholt.

 

Am nächsten Morgen bat Hermine Draco nicht, sie ins Krankenhaus zu begleiten. Stattdessen sollte er zu Hause bleiben, damit sie alleine zu Leah gehen konnte. Da es sowieso keinen Zweck hatte etwas dagegen zu sagen, willigte er ein und blieb zu Hause.

 

Hermine wusste, dass Draco gerne mitgekommen wäre, doch sie musste einfach alleine sein, um über ihre Beziehung nachdenken zu können.

 

Als sie zu Leah ins Krankenhaus kam, war ihre Tochter zum Glück wieder wach. „Wie geht es dir, mein Engel?“, fragte Hermine. „Ich fühle mich so schwach, Mama.“ „Das ist normal, du bekommst ja genug Medikamente, die machen dich müde.“ „Mama, muss ich lange hier bleiben?“ „Ein paar Tage, bis es dir wieder besser geht.“ „Bleibst du bei mir?“ „Ja, ich bleibe bis heute Abend bei dir und gleich morgen Früh komme ich dich wieder besuchen.“ „Mama, kann Papa mich auch besuchen?“ „Ich weiß nicht. Du weißt doch, dass er viel zu tun hat.“ „Warum kommt Papa nie nach Hause?“ „Weißt du, Papa hat jetzt einen neuen Job und da ist er ständig unterwegs. Er hat eben nicht viel Zeit für uns.“ „Bin ich ihm nicht mehr wichtig?“ „Doch Leah, du bist ihm sogar sehr wichtig. Aber sein neuer Job macht es ihm eben unmöglich in London und gleichzeitig hier bei uns zu sein.“ „Ich mag Papas neuen Job nicht. Es ist gemein, dass er keine Zeit für uns hat.“ „Ich weiß, ich mag seinen neuen Job auch nicht.“ „Warum sagst du das Papa nicht?“ „Ich hab es ihm bereits gesagt. Aber weißt du, Papa kann seinen Job nicht einfach wieder aufgeben. Er ist wichtig für ihn.“ „Wichtiger als ich?“ Hermine seufzte. Was sollte sie ihrer Tochter darauf antworten? „Nein, ich glaube nicht, dass ihm der Job wichtiger ist als du.“ „Aber du weißt es nicht. Papa hat mich nicht mehr lieb.“ „Er hat dich ganz bestimmt lieb. Ich bin mir sicher, dass er, sobald es ihm möglich ist, zu dir kommt, um dich zu besuchen.“

 

Hermine wusste, dass sie ihrer Tochter weder sagen konnte, dass Draco zu Hause war, noch dass es ihre Schuld war, dass er ständig in London oder sonst wo auf der Welt war und nie nach Hause kam. Ihrer Tochter würde ihr nie verzeihen, dass sie Draco von ihr fernhielt.

 

Hermine blieb so lange wie möglich bei Leah und kam erst kurz nach acht Uhr abends wieder nach Hause. Als sie die Küche betrat, sah sie, dass Draco gekocht hatte. Da er jedoch nicht hier war, suchte sie ihn im Wohnzimmer.

 

„Ich bin wieder da“, sagte sie, als sie ihn gefunden hatte. Draco stand vom Sofa auf und kam zu Hermine. „Wie geht es ihr?“, fragte er und Hermine merkte, dass er ernsthaft besorgt klang. „Es geht ihr schon ein wenig besser. Sie war wach und hat auch ein wenig gegessen.“ „Gut. Die Kinder sind bereits im Bett. Ich habe Ihnen etwas zu essen gemacht. Wenn du auch etwas haben willst, ich hab noch ein wenig für dich aufgehoben.“ „Danke Draco, ich habe gesehen, dass du gekocht hast, aber ich habe im Moment keinen Hunger.“ „Wie du meinst.“ „Sie hat nach dir gefragt.“ „Leah?“ „Ja“ „Und was hast du ihr gesagt?“ „Sie weiß nicht, dass du hier bist. Ich habe ihr gesagt, dass du sie besuchen wirst, sobald du Zeit dafür findest. Sie denkt, dass du noch in London bist.“ „Ich werde sie morgen besuchen.“ „Nein, das möchte ich nicht. Es wäre mir lieber, wenn du zu Hause bei den anderen bleiben würdest. Es würde Leah nur unnötig aufregen, wenn du sie besuchst.“ „Es würde sie aufregen? Was hast du ihr von mir erzählt?“ „Draco, bitte reg dich jetzt nicht auf. Leah ist krank und es ist besser, wenn sie erst Mal gesund wird, bevor sie dich sieht.“ „Ich versteh es nicht Hermine. Warum hältst du mich von meiner Tochter fern?“ „Weil es im Moment das Beste für sie ist.“ „Wann reden wir endlich?“ „Nicht jetzt Draco.“ „Das sagst du immer. Warum nicht jetzt? Die Kinder sind im Bett und wir können jetzt in Ruhe über alles reden.“ „Ich möchte jetzt nicht reden. Ich hatte einen anstrengenden Tag und möchte eigentlich nur schnell unter die Dusche und dann ins Bett.“ „Verdammt! Warum weichst du mir ständig aus?“ „Draco, wenn du so schreist rede ich schon gar nicht mit dir.“ „Aber ich möchte endlich wissen woran ich bei dir bin. Verstehst du das nicht? Seit Wochen schon hänge ich in der Luft und weiß nicht, was ich sonst noch alles tun soll, damit du mit mir redest. Was willst du von mir? Soll ich auf die Knie fallen und dich um Verzeihung bitten?“ „Nein, Draco. Das ist albern. Komm bloß nicht auf so eine Idee. Und versteh bitte auch mich. Ich brauche noch Zeit, um über uns nachzudenken.“ „Du denkst schon so lange über uns nach. Wann kommst du endlich zu einem Ergebnis?“ „Bitte Draco, nicht jetzt.“ „Ich kann nicht mehr Hermine. Warum hast du mich nach Hause gebeten, wenn dir doch nichts daran liegt, dass ich hier bin?“ „Draco, bitte lass und morgen weiterreden. Ich bin wirklich müde.“ „Immer sagst du morgen oder ein anderes Mal. Ich lasse mich nicht länger von dir vertrösten. Ich will jetzt eine Antwort haben. Willst du noch mit mir zusammen sein oder nicht?“

 

Hermine zögerte mit ihrer Antwort. „Verstehe“, sagte Draco. „Ich bleibe, bis es Leah wieder besser geht, dann gehe ich zurück nach London. Wenn es dir lieber ist, dass ich im Hotel übernachte, dann kann ich gehen und komme morgen Vormittag wieder, damit du zu Leah ins Krankenhaus kannst. Über alles andere werden wir uns sicher einig werden.“

 

Hermine starrte Draco mit offenem Mund an. Hatte er sich gerade von ihr getrennt? „Was ich noch vergessen habe“, sagte Draco. „Du kannst natürlich alles behalten, was ich dir in letzter Zeit gekauft habe. Ich werde es dir, sobald ich in London bin, zukommen lassen.“ „Draco, du trennst dich von mir?“ „Ja, worauf soll ich denn noch warten? Dass ein Wunder geschieht?“ „Es ist wegen ihr. Wegen dieser Ms. Kensey. Ist es nicht so?“, fragte sie ihn bitter enttäuscht. „Ms. Kensey hat damit nichts, aber absolut gar nichts zu tun.“ „Aber sie ist doch ständig in deiner Nähe.“ „Weil sie meine Assistentin ist.“ „Du hast bis jetzt auch keine Assistentin nötig gehabt. Warum jetzt? Gib doch zu, dass da mehr zwischen dir und dieser Frau ist.“ „Hermine, was willst du mir unterstellen? Dass ich ein Verhältnis mit einem zwanzigjährigen Mädchen anfange?“ „Das Alter spielt doch überhaupt keine Rolle.“ „Hermine, zwischen Ms. Kensey und mir läuft nichts. Sie ist meine Assistentin und das ist alles.“ „Wer sagt mir, dass du mir die Wahrheit sagst?“ „Hermine, ich habe dir absolut keinen Grund gegeben eifersüchtig zu sein.“ „Aber sie ist diejenige, die an deiner Seite ist. Ich habe sie gesehen, letztens in der Zeitung, als sie neben dir gestanden ist. Ich bin doch nicht blöd. Ich hab genau gesehen, wie glücklich sie an deiner Seite ist. Und mir spielst du die ganze Zeit etwas vor.“ Hermine war zum Weinen zumute, doch sie schluckte die Tränen tapfer herunter.

 

„Ok, Ms. Kensey hat sich vielleicht ein wenig in mich verliebt. Aber das heißt noch lange nicht, dass ihre Gefühle auf Gegenseitigkeit beruhen. Soll ich sie deswegen feuern? Ihre Arbeit macht sie nämlich sehr gut. Ich kann sie nicht verurteilen, weil sie sich in irgendjemanden verliebt, auch nicht wenn derjenige ich bin. Sie weiß, dass ich verheiratet bin und eine Familie habe. Und sie hat bis jetzt noch nie versucht mir in irgendeiner Weise näher zu kommen.“ „Aber sie ist bei dir. Und sie ist so wunderschön.“ „Hermine, sie ist nicht die einzige schöne Frau im Ministerium.“ „Aber die arbeiten nicht mit dir. Und die interessieren dich auch nicht.“ „Mich interessiert Ms. Kensey genauso wenig, wie all die anderen. Aber ich brauche sie.“ „Warum hast du sie eingestellt? Warum gerade sie?“ „Weil sie mir die geeignetste Kandidatin gewesen ist.“ „Was hat sie, was ich nicht habe?“ „Hermine, bitte sag mir, dass das nicht wahr ist. Sag mir, dass wir nicht die ganze Zeit streiten nur wegen dieser Frau.“ „Du hast mich noch nicht mal gefragt“, schluchzte Hermine.

 

Ja, sie war eifersüchtig. Diese Frau konnte ständig in Dracos Nähe sein. Dabei sollte sie es sein, die an seiner Seite war. Er hatte ohne sie entschieden Zaubereiminister zu werden und er hatte wieder ohne sie entschieden eine Assistentin aufzunehmen. Sie wäre bereit gewesen mit ihm zurück nach London zu gehen. Sie hätte auch ein Kindermädchen akzeptiert. Aber er hatte sie noch nicht mal gefragt, ob sie an seiner Seite arbeiten wollte. Stattdessen hatte er einfach ein junges bildhübsches Mädchen eingestellt, dass sich strahlend an seiner Seite präsentierte.

 

„Entschuldigung, aber stellst du dir das nicht ein wenig zu einfach vor? Darf ich dich daran erinnern, dass wir mittlerweile fünf kleine Kinder haben. Wer soll sich deiner Meinung nach um sie kümmern, wenn wir beide arbeiten?“ „Du hast doch selber gesagt, dass wir ein Kindermädchen einstellen können.“ „Ja Hermine, um dich zu unterstützen und wenn du mich hin und wieder zu Veranstaltungen begleitest, aber doch nicht auf Dauer.“

 

Hermine ließ Draco einfach stehen und verließ das Zimmer. Verständnislos sah er ihr hinterher. Kurz darauf kam sie mit einer Zeitschrift zurück und drückte sie Draco in die Hand.

 

„Hermine, was soll ich damit?“ „Sieh es dir an!“ Draco betrachtete die Titelseite. Er selbst war mit seiner Assistentin abgebildet. Er hatte einen Arm um sie gelegt. Sie sah strahlend in die Kamera. Draco konnte sich noch nicht mal erinnern, wann die Aufnahme gemacht worden war.

 

„Das bin ich, mit meiner Assistentin. Und?“, sagte er. „Kannst du dir vorstellen, wie ich mich fühle, wenn ich so etwas in der Zeitung sehen muss?“ „Hermine, ich kann mich nicht einmal an das Foto erinnern. Es ist ein einfaches Foto nicht mehr und nicht weniger. Ms. Kensey begleitet mich eben ab und zu, wenn ich zu Terminen außerhalb des Ministeriums muss.“ „Hast du dir das Bild überhaupt richtig angesehen?“ „Ja, Hermine und ich verstehe nicht, wo dein Problem ist?“ „Was würdest du sagen, wenn ich an deiner Stelle wäre und an meiner Seite ein junger attraktiver Mann stehen würde?“ „Das ist doch lächerlich.“ „Nein, ist es nicht. Weißt du wie weh das tut? Und es ist bei weitem nicht das einzige Foto, das ich gefunden habe. Hast du irgendeinen der Artikel, die über dich erscheinen gelesen? Ich denke nicht. Weißt du, wie es ist, wenn man aus einer Zeitschrift von den neuen Traumpaar erfahren muss? Weißt du, wie demütigend das ist?“ „Hermine, du glaubst doch nicht, was die Zeitungen schreiben?“ „Nein? Was soll ich denn noch glauben? Du machst doch alles ohne mich. Meine Meinung ist dir doch nicht mehr wichtig.“

 

Langsam bekam Draco eine Ahnung, wie sehr er Hermine in letzter Zeit, wenn auch unbewusst, verletzt hatte. Es hatte ihn nie sonderlich interessiert, was in irgendeiner Zeitung geschrieben stand. Er machte seine Arbeit und damit war es für ihn erledigt. Hermine jedoch schien jeden einzelnen Artikel über ihn zu lesen. Er wusste, wie grausam die Medien sein konnten und dass sie ein völlig falsches Licht auf jemanden werfen konnten. Aber warum nur hatte sie nicht mit ihm geredet? Er hatte doch so oft versucht sich mit ihr zu versöhnen.

 

„Hör mal, Hermine. Ich weiß ja nicht, was sie alles schreiben, aber ich kann dir versichern, dass zwischen Ms. Kensey und mir nicht mehr als ein Arbeitsverhältnis besteht. Du weißt doch, wie die Journalisten einem jedes Wort im Mund umdrehen. Ich habe nichts mit meiner Assistentin und ich werde auch nichts mit ihr haben. Ich versuche schon seit Wochen endlich vernünftig mit dir zu reden. Warum hast du denn all meine Kontaktversuche abgeblockt? Warum hast du nicht mit mir über all die Dinge gesprochen, die dir zu schaffen machen?“ „Was hätte ich denn tun sollen? Dich anrufen und sagen, he, du bist in der Zeitung?“ „Nein, aber du hättest anrufen können und einmal vernünftig mit mir reden können. Stattdessen lässt du mich wie den letzten Idioten dastehen. Ich sitze wochenlang in London fest und warte auf nichts anderes als eine Nachricht von dir. Glaubst du ich hab dir all die Briefe zum Spaß geschrieben?“ „Und wenn ich angerufen hätte, was hätte das schon geändert?“ „Alles Hermine, alles.“ „Du lügst. Oder willst du mir sagen, dass du einfach alles stehen lassen würdest, nur weil ich anrufe und dich bitte nach Hause zu kommen?“ „Ich bin doch jetzt auch gekommen.“ „Ja, weil Leah krank ist. Wenn es nicht um das Leben unserer Tochter gehen würde, wäre dir die Arbeit doch viel wichtiger. Gib doch zu, dass du froh bist, nicht ständig zwischen London und hier herumpendeln zu müssen.“ „Es macht mir nichts aus, wenn ich einen Teil meiner Zeit hier und den anderen Teil in London verbringe. Und die Arbeit ist mir bestimmt nicht wichtiger als du und die Kinder. Aber du hast mir ja noch nicht mal die Chance gegeben, dir das zu beweisen. Du wolltest, dass ich gehe. Kein Wort, nichts ist von dir gekommen, dass du mich vermisst oder dass ich wieder nach Hause kommen soll. Und du brauchst auch nicht mit der Ausrede kommen, dass Ms. Kensey deine Telefongespräche nicht zu mir durchgestellt hätte. Sie hat von mir die strikte Anweisung jeden Anruf von dir sofort an mich weiterzuleiten und falls ich wirklich mal nicht ans Telefon kann mir unverzüglich von deinen Anrufen zu berichten. Du hast nicht angerufen.“ „Vielleicht hab ich nicht angerufen, weil ich mit deiner Ms. Kensey nicht sprechen möchte. Wer bin ich, dass ich erst mit einer Assistentin sprechen muss, wenn ich meinen eigenen Mann sprechen will?“ „So kommen wir nicht weiter Hermine. Wir müssen eine Lösung finden. Komm, wir setzen uns und dann klären wir das.“ „Ich weiß nicht, wie du das klären willst.“ „Komm“ Draco deutete zum Sofa. „Bitte, Hermine. Wir müssen darüber reden.“ „Ok“ Sie folgte Draco zum Sofa und setzte sich neben ihn.

 

„Gut. Das, was ich mitbekommen habe, ist, dass du mir nicht mehr vertraust“, begann Draco. „Ich habe dir zwar keinen Anlass dazu gegeben, aber es ist nun mal so. Die Frage ist, ob du dir ein weiteres Leben mit mir vorstellen kannst. Und wenn, dann möchte ich von dir wissen, was du von mir verlangst. So, wie es im Moment ist, kann es nicht weitergehen. Das ist weder für dich, noch für mich und schon gar nicht für die Kinder gut. Ich bin dir nicht böse, wenn du sagst, dass du nicht mehr bei mir bleiben willst. Wenn ich dich so schwer enttäuscht habe, dann muss ich das akzeptieren, auch wenn es mir wehtun würde, dich zu verlieren. Nur eine Sache noch. Ich werde das Amt als Zaubereiminister nicht zurücklegen.“

 

Hermine saß da und begann zu überlegen. Über sich, über Draco, über ihr gemeinsames Leben. Sie hatten gemeinsame Kinder. Kinder, die ihren Vater über alles liebten. Konnte sie ihnen einfach alles wegnehmen? Aber war es richtig nur wegen der Kinder mit einem Mann zusammen zu bleiben, dem sie nicht mehr vertrauen konnte? Und wenn die Kinder nicht wären?

 

„Ich möchte, dass du sie entlässt“, sagte Hermine. „Ich soll meine Assistentin entlassen? Und wer soll dann ihre Arbeit machen? Du?“ „Ja, warum nicht. Ich will nicht, dass du weiter mit ihr zusammen arbeitest.“ „Ok und was verlangst du noch?“ „Ich will, dass du mich in deine Entscheidungen mit einbeziehst und mich fragst bevor du handelst. Ich will, dass du aufhörst mich ständig zu hintergehen. Ich will, dass du mir keine Verträge mehr vorlegst, in denen du mich zu irgendetwas zwingst. Ich will, dass du nach Hause kommst, wenn ich es dir sage, auch wenn es mitten in der Woche ist. Ich will nicht, dass du wochenlang in irgendein fremdes Land fährst und mich alleine zurück lässt. Ich will…“ „Es ist gut Hermine, ich habe verstanden.“ Draco zog seine völlig aufgelöste Frau in seine Arme. „Ich will, dass du mich nicht ständig alleine lässt“, schluchzte sie. Draco seufzte und drückte sie fest an sich. Wie hatte er es nur so weit kommen lassen können, dass sie so verzweifelt war?

 

Minutenlang saßen sie so da, während Hermine ihren Tränen freien Lauf ließ. Draco wusste, dass ihm nichts anderes übrig blieb, als Ms. Kensey zu entlassen, wenn er Hermines Vertrauen wieder zurückgewinnen wollte. Vielleicht schaffte er es wenigstens der sympathischen jungen Dame einen anderen Job zu verschaffen. Schließlich lag es ja nicht an ihrer Arbeitsweise, wenn er sie von heute auf morgen kündigen musste.

 

Draco zog ein Taschentuch aus seiner Hose und reichte es Hermine. „Danke“, schniefte sie. „Hermine, ich möchte dich nicht verlieren. Wenn ich wieder zurück in London bin, werde ich Ms. Kensey kündigen. Ich will, dass wir das wieder hinbekommen. Ich werde nicht ohne eine Assistentin oder einen Assistenten auskommen. Dass du bei mir im Ministerium arbeitest geht nicht. Du musst an die Kinder denken. Aber wir werden gemeinsam entscheiden, wer mich in Zukunft unterstützen soll.“ „Ok“ „Es wird alles wieder gut. Ich werde mich mehr um dich kümmern und du sagst mir, wenn dir irgendetwas nicht passt. Und du musst anfangen mir wieder zu vertrauen.“ „Ja, Draco.“ Er nahm ihren Kopf in beide Hände und küsste sie zärtlich auf die Stirn. Für einen richtigen Kuss war einfach noch nicht die richtige Zeit. Dafür war zu viel passiert.

 

„Wenn es dir wieder besser geht, dann solltest du dich jetzt besser hinlegen. Ich denke, dass du morgen Früh wieder ins Krankenhaus zu Leah willst. Ich werde zu Hause bei den Kindern bleiben. Leah braucht jetzt vor allem dich. Ich bin mir sicher, dass sie bald wieder nach Hause kann und ich sie dann sehen werde.“ „Danke Draco. Ich glaube, ich lege mich wirklich ins Bett. Der lange Besuch im Krankenhaus hat mich doch sehr erschöpft.“ „Geh nur, mein Schatz. Du siehst auch ziemlich müde aus.“ Hermine küsste Draco auf die Wange und stand dann auf. „Ich hoffe, du kannst wenigstens gut schlafen. Auch wenn im Moment alles nicht so einfach ist.“ „Du musst nicht auf dem Sofa schlafen.“ „Meinst du nicht, dass das besser wäre?“ Hermine schüttelte den Kopf und verließ dann das Wohnzimmer.

 

Draco ließ Hermine ein paar Minuten Zeit, bevor er ihr ins Schlafzimmer folgte. Sie lag bereits im Bett, hatte aber noch Licht aufgedreht. „Du kannst ruhig reinkommen“, sagte sie, als Draco zur Tür hereinsah. „Und ich störe dich auch wirklich nicht?“ „Nein, du störst mich ganz bestimmt nicht.“ Draco machte die Tür hinter sich zu, zog sich sein Hemd und seine Hose aus und legte sich in sein Bett.

„Kann ich das Licht ausmachen?“, fragte Hermine. „Ja, ich brauche es nicht mehr“, antwortete Draco. Sie löschte das Licht und legte sich dann zurück auf ihrem Polster. „Gute Nacht, Draco.“ „Gute Nacht. Schlaf gut, mein Schatz.“ „Du auch.“

 

Auch wenn Draco im Bett neben ihr lag, fragte Hermine nicht, ob sie näher kommen durfte. Stattdessen kämpfte sie mit ihrem Polster, weil sie nicht wusste, wie sie liegen sollte.

 

„Hermine?“ Erschrocken zuckte sie zusammen, als Draco sie an der Schulter berührte. „Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken. Ist alles in Ordnung?“ „Ja“ „Vielleicht sollten wir dir einen neuen Polster kaufen, wenn du darauf nicht gut schläfst.“ „Vielleicht“ Sie drehte sich auf die Seite und bearbeitete ihren Polster weiter, bis er völlig zusammengeknüllt war. „Komm“, sagte Draco und zog sie auf seine Seite. Doch erst als er seinen Arm um sie legte und ihr beruhigende Worte ins Ohr flüsterte wurde sie ruhiger. So schliefen sie wenig später ein.

 

Als Draco am nächsten Morgen wach wurde, hielt Hermine seinen Arm fest umklammert, als hätte sie Angst, er könnte davonlaufen. Vorsichtig befreite er sich, um sie nicht zu wecken. Es folgte ein zärtlicher Kuss auf ihre Schulter, bevor er sie liebevoll in seine Decke einhüllte. Dann nahm er seine Sachen und verließ leise das Schlafzimmer.

 

Hermine kam etwa eine Stunde später nach draußen. Draco hatte in der Zwischenzeit Frühstück gemacht. „Morgen“, sagte sie verlegen, als sie die Küche betrat. Draco saß mit einer Tasse Kaffee am Küchentisch. „Morgen. Hast du gut geschlafen?“ „Ja“ „Ich habe Frühstück gemacht“, sagte Draco überflüssigerweise. Der Tisch war voll gedeckt, sodass es eigentlich nicht zu übersehen war. „Danke, Draco. Das ist lieb von dir.“ „Wann hast du vor ins Krankenhaus zu gehen?“ „Gleich nach dem Frühstück, wenn es dir Recht ist.“ „Natürlich. Ich kann verstehen, wenn du so schnell wie möglich zu Leah willst.“

 

„Und es macht dir wirklich nichts aus, wenn du alleine bei den Kindern bleibst?“, fragte Hermine später, als sie bereit war zu Leah ins Krankenhaus zu gehen. „Nein, gestern war es doch auch kein Problem. Lass dir so viel Zeit, wie du willst. Die Kinder und ich kommen schon zurecht.“ „Danke Draco.“ „Kein Problem. Richte unserer Kleinen ganz liebe Grüße von mir aus.“ „Das werde ich, versprochen. Bis heute Abend, Draco.“ „Ja, bis heute Abend.“

 

Der Abschied von Leah an diesem Abend fiel Hermine besonders schwer. Leah verstand nicht, warum sie nicht mit nach Hause durfte und weinte bitterlich, als Hermine sich von ihr verabschiedete. Da half auch kein gutes Zureden.

 

Um halb neun war Hermine dann endlich zu Hause. Sie betrat ohne ein Wort das Wohnzimmer, ging zum Sofa und setzte sich kerzengerade neben Draco. Die Hände legte sie in ihren Schoß und starrte geradeaus. Sie war völlig fertig mit den Nerven.

 

Draco sah sie an und wusste sofort, dass etwas nicht stimmte. „Hermine, was ist los?“, fragte er. Sie sagte nichts und starrte weiter geradeaus. „Ist etwas mit Leah? Hat sich ihr Zustand verschlechtert? Du musst es mir sagen Hermine.“ Sie schüttelte nur den Kopf. Draco berührte sie an der Schulter. Hermine wandte den Kopf zu ihm und sah ihn mit Tränen in den Augen an. Am liebsten hätte sie Leah mit nach Hause genommen, weil sie ihr so leidgetan hatte. Aber sie sollte noch mindestens drei weitere Tage im Krankenhaus bleiben. Sie wusste nicht, wie sie ihrer Tochter am nächsten Tag erklären sollte, dass sie wieder nicht mit durfte.

 

„Hey, willst du mir nicht davon erzählen?“, fragte Draco und streichelte liebevoll über Hermines Wange. Sie schüttelte den Kopf. Sie wollte nicht reden. Nicht darüber und auch über sonst nichts.

 

„Hast du keinen Hunger, mein Schatz? Soll ich dir noch schnell etwas zu essen machen? Du bist doch bestimmt den ganzen Tag an Leahs Bett gesessen und hast nicht daran gedacht, dir etwas zu essen zu holen. Ich kenne dich doch“, sagte Draco. Hermine stand einfach auf und verließ das Wohnzimmer. Sie wollte nicht reden und essen schon gar nicht. Ihre kleine Tochter lag alleine in einem Krankenhauszimmer und wusste nicht, warum sie nicht nach Hause durfte. Wie konnte sie da an so etwas wie essen denken?

 

Als Hermine nicht wieder zurückkam, stand Draco auf, um ihr nachzugehen. Er sah kurz in der Küche und im Schlafzimmer nach. Dort war sie jedoch nicht. Als er nach draußen ging, sah er sie ein Stück entfernt vom Haus stehen, die Arme fest um ihren Körper geschlungen. Er machte die Tür zu und kam zu ihr.

 

Draco blieb hinter ihr stehen und legte seine Hände auf ihre Schultern. „Liebling, was ist los mit dir?“, fragte er wieder. Hermine seufzte. Dann fing sie endlich an zu reden. „Sie ist so alleine und sie versteht es nicht. Es war so schrecklich, als ich gegangen bin. Sie hat so herzzerreißend geweint. Mein armes kleines Baby.“ Draco schlang seine Arme um Hermine und hielt sie einfach nur fest. Er wusste, dass er nicht mehr für sie tun konnte und auch, dass sie mehr Nähe jetzt nicht zulassen würde. Schließlich war das Verhältnis zwischen ihnen noch immer nicht so, wie es früher einmal gewesen war.

 

Draco musste Hermine nicht ins Gesicht sehen, um zu wissen, dass sie weinte. Das Beben, das durch ihren Körper ging, verriet alles. Und er fasste einen Entschluss. „Ich werde dich morgen begleiten“, sagte er leise. Wenn es Hermine so schwer fiel ihre Tochter alleine zu lassen, was er auch verstehen konnte, dann durfte sie eben nicht alleine zu ihr. Auf dem langen Weg nach Hause hatte sie viel zu viel Zeit, um nachzudenken. Er kannte Hermine und wusste, dass sie sich in solchen Situationen viel zu sehr in eine Sache hineinsteigern konnte.

 

„Nein, du musst bei den Kindern bleiben“, antwortete sie mit zittriger Stimme. „Dann komme ich am späten Nachmittag nach und hol dich ab. Zwei Stunden werden die Kinder eben bei einem Kindermädchen bleiben müssen. Ich lasse nicht zu, dass du dich morgen wieder so fertig machst. Oder darf Leah morgen schon nach Hause?“ „Nein, erst in drei Tagen. Frühestens.“ „Das dachte ich mir.“ „Wie soll ich ihr das erklären?“, fragte Hermine und fing wieder an zu schluchzen. „Deswegen werde ich dich morgen Abend vom Krankenhaus abholen“, beantwortete Draco ihre Frage.

 

Hermine schob seine Arme zur Seite und drehte sich zu ihm um. „Du musst mich nicht abholen. Ich kann alleine gehen“, sagte sie. „Ich möchte dich aber abholen. Es gefällt mir nicht, wenn du alleine durch die Gegen läufst, wenn es dir nicht gut geht. Die Besuchszeit endet um sieben. Ich werde eine Stunde früher von hier weggehen, dann bin ich kurz vor sieben im Krankenhaus.“ „Nein!“ Hermine ballte ihre Hände zu Fäusten und schlug auf Dracos Brust ein. „Ich bin kein kleines Mädchen. Ich kann alleine nach Hause laufen“, schluchzte sie. Draco hielt Hermine nicht auf. Es tat nicht weh und wenn sie so ihre Verzweiflung besser loswurde, dann konnte er das akzeptieren.

 

„Du verdammter Mistkerl! Für was hältst du mich?“, ließ sie ihre Wut und Verzweiflung endlich an ihm aus. „Warum hast du mich alleine gelassen?“ Draco hob seine Hände und legte sie vorsichtig auf Hermines Oberarme. Sie schlug noch ein paar Mal auf ihn ein, wobei jeder Schlag schwächer wurde. Dann ließ sie ihre geballten Fäuste auf seiner Brust liegen und sank gegen ihn. Erst jetzt erlaubte sich Draco seine Arme um sie zu legen.

 

„Warum Leah?“, schluchzte Hermine an Dracos Brust. „Es ist gut. Sie wird wieder gesund. Du hast sie ja rechtzeitig ins Krankenhaus gebracht“, sagte Draco mit leiser Stimme, um sie nicht noch mehr aufzuregen. „Warum hab ich nicht früher nach ihr gesehen?“ Hermine machte sich zu allem auch noch schreckliche Selbstvorwürfe. Dabei hätte sie gar nichts dagegen tun können.

 

Nach der Zeit verstummte Hermines Schluchzen und irgendwann hörte auch das Beben in ihrem Körper auf. Die letzten Tränen liefen an ihren Wangen hinab und fielen auf Dracos Hemd, auf dem sich bereits deutliche Spuren ihres Gefühlsausbruchs abzeichneten. Jetzt, da sie aufgehört hatte zu weinen, konnte er sie wieder loslassen. Doch er tat es nicht.

 

Hermine wagte es nicht zu Draco aufzuschauen. Es war ihr unangenehm, dass sie sich so hatte gehen lassen. Und Draco hatte es auch noch, ohne mit der Wimper zu zucken, akzeptiert.

 

Draco streichelte über Hermines Kopf. Sie spürte, wie er ihr sie sanft aufs Haar küsste. Er bedrängte sie nicht, sondern zeigte ihr nur, dass er für sie da war. Und dieses Wissen tat unheimlich gut.

 

Eine Zeit lang blieben sie noch so stehen, bis sich Hermine langsam von Draco löste. Verlegen sah sie ihn an und senkte dann sofort ihren Blick. „Lass uns zurück ins Haus gehen“, sagte Draco. Hermine nickte ohne ihn dabei anzusehen. Draco hob ihren Kopf an und sah sie mit einem warmen Blick an. „Ok?“, fragte er. „Ok“, wisperte sie. Er küsste ihre Stirn und brachte sie dann nach drinnen.

 

Bevor er sie zurück ins Wohnzimmer brachte, blieb sie stehen. „Draco, ich möchte mich lieber hinlegen“, sagte sie. „Natürlich, komm.“ Statt ins Wohnzimmer führte er sie nun hinüber ins Schlafzimmer. Eigentlich wollte sie alleine gehen, doch Draco wich nicht von ihrer Seite.

 

„Danke Draco, den Rest schaffe ich schon.“ Er ließ sie los und wartete, bis sie sich ausgezogen und in ihr Bett gelegt hatte. Anstatt das Zimmer zu verlassen, lag er kurz darauf neben ihr. Hermine drehte ihm den Rücken zu. Sie wollte ihn nicht ansehen. Trotz des gelöschten Lichts war es immer noch sehr hell im Zimmer. Der Mond, der durchs Fenster schien, erhellte den ganzen Raum.

 

Hermine wusste, dass Draco sie ansah. Sie konnte seinen Blick in ihrem Rücken spüren. Sie schloss die Augen und versuchte nicht daran zu denken. Sie spürte, wie Draco sich neben ihr bewegte. Obwohl sie ihn nicht sah, war sie sich sicher, dass er sich über sie gebeugt hatte, um zu sehen, ob sie schon eingeschlafen war. Sie rührte sich nicht und wartete, bis er sich wieder zurück auf seinen Polster gelegt hatte. Doch auch dann wagte sie es nicht die Augen zu öffnen. Sie hörte, wie Draco hinter ihr tief einatmete. Oder war das ein Seufzen? Zumindest wurde das Verlangen sich zu ihm umzudrehen immer stärker. Dennoch versuchte sie dem zu widerstehen.

 

Wieder rührte sich etwas neben ihr. Hatte er sich jetzt umgedreht? Sollte sie einen kurzen Blick wagen? Langsam öffnete sie ein Auge. Nein, besser sie zeigte ihm nicht, dass sie noch wach war.  Wer wusste schon, was ihm dann einfiel.

 

Draco wusste genau, dass Hermine neben ihm noch nicht schlief. Er hatte sich auch nicht umgedreht, wie sie glaubte, sondern lag, mit dem Kopf auf seine Hand gestützt da und betrachtete sie im Mondschein. Na ja, zumindest das, was er von ihr zu sehen bekam. Viel war das jedenfalls nicht. Er hatte keine Ahnung, was gerade in ihr vorging. So, wie sie im Moment da lag, hatte es den Anschein, als wäre sie jetzt lieber alleine. Aber der Schein konnte auch trügen. Vielleicht lag sie auch einfach nur da und sehnte sich danach, von ihm berührt zu werden. Doch durfte er sich das erlauben, wenn er sich der Sache nicht sicher war? Und wenn er nichts tat, würde sie sich dann von ihm zurückgestoßen fühlen?

 

Draco hob seine Hand. Zögernd ließ er sie über Hermines Schulter schweben. Wenn sie es nicht wollte, dann hatte sie immer noch das Recht, ihm das zu sagen. Vorsichtig berührte er ihren Arm. Er wollte sie nicht erschrecken und keinesfalls wecken, falls sie doch schon eingeschlafen war.

 

Als hätte sie genau auf diese Berührung gewartet, drehte sich Hermine langsam zu Draco um. „Ich wollte dich nicht stören“, flüsterte Draco, als er ihre Wange berührte. „Du störst mich nicht“, sagte sie leise. Im Gegenteil, sie war froh, dass er bei ihr war und nicht meilenweit entfernt irgendwo in London.

 

„Es wäre schön, wenn du morgen ein wenig früher kommen könntest“, begann sie plöztlich. „Leah würde sich freuen, wenn du sie besuchst.“ „Ich komme gerne früher“, sagte Draco erleichtert darüber, dass Hermine ihre Meinung geändert hatte.

 

„Draco?“ „Hm?“ Er strich ihr vorsichtig eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Eine harmlose aber unendlich zärtliche Geste. „Ich bin froh, dass du hier bist“, wisperte sie. „Ich bin auch froh bei dir zu sein.“ Seine Hand fuhr langsam ihren Arm nach unten. Als er bei ihrem Ellbogen angekommen war, änderte er die Richtung und fuhr wieder nach oben. Immer wieder, rauf und runter. Wie eine leichte Feder berührten seine Finger ihre nackte Haut.

 

„Draco, was machst du da?“ „Tut mir leid“, verunsichert zog er seine Hand zurück. „Willst du dich nicht hinlegen“, fragte Hermine, „oder hast du vor mich die ganze Nacht lang anzusehen?“ „Um ehrlich zu sein, hätte ich nichts dagegen.“ „Du weißt aber schon, dass es mir schwer fällt zu schlafen, wenn du mich ständig ansiehst?“ „Vielleicht will ich auch gar nicht, dass du schläfst.“ „Sondern?“ „Ich weiß nicht.“ „Warum?“ „Du stellst zu viele Fragen.“ „Ich versuche nur rauszufinden, was in dir vorgeht, Draco.“ „Und wenn du das gar nicht wissen willst?“ „Ist es denn so schlimm?“ „Nicht für mich.“ „Und für mich?“ „Ich denke nicht. Aber ich weiß es nicht.“ „Warum sagst du es mir dann nicht?“ „Vielleicht habe ich Angst das Falsche zu sagen.“ „Ich habe nicht das Gefühl, dass du etwas Falsches sagen willst.“ „Gefühle können trügen.“ „Meine Gefühle enttäuschen mich selten.“ „Du machst es mir echt nicht leicht.“ „Und wie kann ich es leichter machen für dich?“ „Du willst es mir gar nicht leichter machen.“ Das war keine Feststellung, sondern ein Befehl.

 

„Draco, warum habe ich das Gefühl, dass du dich meinetwegen zurückhältst?“ „Wahrscheinlich weil es so ist.“ „Und wenn du aufhörst dich zurückzuhalten?“ „Und wenn du aufhörst ständig Fragen zu stellen?“, konterte Draco. „Tut mir leid, aber das kann ich nicht.“ „Wolltest du nicht schlafen?“ „Das war bevor ich rausfinden wollte, was in dir vorgeht.“ „Kannst du dir das nicht vorstellen?“ „Vielleicht will ich es mir gar nicht vorstellen.“ „Vielleicht ist es besser, wenn ich auf dem Sofa übernachte.“

 

Draco setzte sich auf. Das Verlangen Hermine zu berühren, sie zu küssen und ihr einfach nur nahe zu sein wurde übermächtig. Er rutschte hinunter zum Ende des Bettes.

 

„Draco, du musst nicht gehen.“ Hermine hatte sich ebenfalls aufgesetzt und berührte nun seine Schulter. „Komm Draco, leg dich wieder hin.“ „Ich kann nicht Hermine. Es ist besser, wenn ich gehe.“ Als er aufstehen wollte hielt sie ihn am Arm fest. „Nein Draco, ich möchte nicht, dass du gehst.“ Er schüttelte ihre Hand ab und drehte sich zu ihr um. „Komm Draco.“ „Nein. Es geht nicht Hermine. Versteh mich doch.“ Er hielt ihre Hand auf, bevor sie ihn berühren konnte und stand dann auf.

 

„Draco, es gibt keinen Grund zu gehen. Wenn du glaubst, dass du etwas falsch gemacht hast, dann irrst du dich.“ Hermine kniete am Ende des Bettes und sah Draco abwartend an. Er stand ein paar Schritte vom Bett entfernt und wusste nicht, was er tun sollte. „Hermine, ich…“, verzweifelt fuhr er sich mit der Hand durchs Haar. „Komm Draco“, sie streckte ihre Hand nach ihm aus. Zögernd ergriff er sie und trat vor Hermine.

 

„Und wenn ich doch etwas falsch mache?“, fragte er. „Du wirst nichts falsch machen. Vertrau mir.“ „Ich vertraue dir ja, aber ich kann mir nicht vertrauen.“ „Wenn du dir selbst nicht vertraust, dann kannst du niemanden mehr trauen. Deine Selbstzweifel werden dich nicht weiterbringen.“

 

Moment mal. War sie gerade dabei ihn zu trösten? Er brauchte keinen Trost. „Ich gehe jetzt besser“, sagte er und ließ ihre Hand los. „Draco, bleib.“ „Nein Hermine, du verstehst nicht. Ich will dich berühren. Ich will dir nahe sein. Es geht einfach nicht. Ich muss gehen.“ Er wich vor ihr zurück.

 

Hermine richtete sich auf und kniete nun mit ausgestrecktem Körper auf dem Bett. „Ich will nicht, dass du gehst. Bleib bei mir Draco. Bitte.“ Wieder streckte sie die Hand nach ihm aus. „Hast du nicht verstanden?“, fragte Draco verzweifelt. „Doch, komm zu mir.“ Draco nahm ihre Hand und verschränkte seine Finger mit ihren. „Hermine, ich verstehe ja, dass du mich nicht bleidigen willst. Aber ich weiß nicht, ob ich einfach nur neben dir liegen kann.“ Hermine zog Draco näher zu sich. „Wovor hast du Angst?“ „Ich habe keine Angst. Ich will dir nur nicht wehtun.“ „Du tust mir nicht weh.“ Sie legte eine Hand in seinen Nacken und zog ihn zu sich herab. Dieser Einladung konnte er nicht mehr widerstehen. Mit einem tiefen Seufzer ergab er sich seinem Schicksal und wagte es endlich sie zu küssen.

 

Hermine löste ihre Hand aus Dracos und zog sich an ihm hoch, bis sie vor ihm auf dem Bett stand. Dann schlang sie die Arme um ihn und fing an ihn hingebungsvoll zu küssen. Unendlich erleichtert, dass sie ihn nicht von sich gewiesen hatte, schlang er nun auch seine Arme um sie und erwiderte ihre Küsse.

 

Jetzt gab es kein Halten mehr für Hermine. Sie stieß sich vom Bett ab und schlang nun auch ihre Beine um Draco. Er stolperte ein paar Schritte zurück, hielt sie aber sicher fest. Endlich hatte sie ihren Mann wieder, so wie sie ihn wollte. Ein Mann auf den Verlass war und der sie nicht einfach fallen ließ.

 

Es fiel Draco schwer Hermine so lange festzuhalten. Nicht weil sie zu schwer war. Damit hatte er kein Problem. Hatte er noch nie gehabt. Aber dass er sie nicht so berühren konnte, wie er es am liebsten tun würde, das war ein Problem. Und es kam noch ein zweites hinzu. Nur weil sie ihn küsste, hieß das noch lange nicht, dass er sich mehr als das erlauben konnte.

 

Hermine merkte, dass seine Küsse zögernder wurden und ließ ihre Beine nach unten sinken, bis sie auf festem Boden stand. „Was ist los, Draco?“ „Nichts“ „Dann komm zurück ins Bett.“ Sie nahm seine Hand, zog ihn mit sich und ließ ihn erst wieder los, als er neben ihr lag.

 

Jetzt konnte er sie berühren. Doch er tat es nicht. Er traute sich nicht sie anzufassen. Vor wenigen Tagen noch hatte sie nichts von ihm wissen wollen. Sie hatte ihn wegen Leah zurückgeholt und nur wegen ihr. Wie konnte er sich dann das Recht nehmen sie zu berühren?

 

„Draco, du denkst schon wieder zu viel.“ „Wahrscheinlich hast du Recht.“ Er stütze seinen Kopf wieder in seine Hand und sah sie an. Hermine tat das gleiche.

 

„Und, was willst du jetzt machen?“, fragte sie nach ein paar schweigenden Minuten. „Ich würde dich gerne küssen“, antwortete er ehrlich. „Warum tust du es dann nicht?“ Er beugte sich zu ihr und küsste sie kurz aber intensiv. Dann ging er in seine vorige Position zurück.

 

„Weißt du Draco, ich finde es echt süß, wie du dich zurückhältst, aber das musst du nicht. Nicht wegen mir.“ „Wegen wem dann sonst?“ „Draco, du hast gesagt, dass du mich berühren willst. Dass du mir nahe sein willst. Warum lässt du es nicht zu?“ „Weil ich Angst habe dich dann wieder zu verlieren.“ So jetzt war es raus. Jetzt wusste sie endlich was los war. Und er fühlte sich kein wenig besser. Noch nicht mal ein Lächeln wollte auf seinen Lippen erscheinen.

 

„Ich will dir auch nahe sein. Vielleicht nicht so nahe, wie du dir das wünscht, Draco. Aber wir finden eine Lösung, die für den Moment für uns beide gut ist.“ „Und wenn ich es nicht schaffe, das zu tun, was gut für dich ist?“ Hermine rückte näher zu Draco und beugte sich über ihn. „Dann werde ich dir helfen“, flüsterte sie und küsste ihn dann.

 

Hermine beugte sich soweit über Draco, dass er sich auf den Rücken drehen musste. Zaghaft legte er eine Hand auf ihren Rücken. „Es ist ok, Draco. Du darfst mich berühren.“ Vorsichtig streichelte er über ihren Rücken. Ihre Haut fühlte sich samtig weich an. „Mach weiter“, flüsterte sie und küsste ihn wieder.

 

Auch wenn Hermine im Grunde dasselbe wie Draco wollte, zierte sie sich immer wieder, als er zu weit gehen wollte.  „Du machst es einem echt nicht leicht,“, stellte er fest. „Ich lass mich eben gern von dir erobern“, konterte sie. „Du willst also erobert werden. Wenn ich das gewusst hätte.“ „Dann hättest du mir vorher Blumen und Pralinen geschenkt und mich zum Essen ausgeführt.“ „Beim nächsten Mal, versprochen.“

 

Völlig außer Atem sank Hermine wenig später auf Dracos Brust. Er hatte sie doch noch überzeugen können. Liebevoll streichelte er über ihren Kopf und drehte sich dann um. Er küsste sie und stand dann plötzlich vom Bett auf. Verwirrt sah Hermine ihm nach, als er das Zimmer verließ.

 

Als er nicht zurückkam, stand sie auf, zog sich einen Morgenmantel über und ging nach draußen, um zu sehen wo er blieb. Als sie die offene Eingangstür sah, ging sie nach draußen. Sie kam zu Draco, blieb neben ihm stehen und legte einen Arm um ihn.

 

„Was machst du denn hier draußen“, fragte sie. „Nachdenken“, antwortete er. „Und worüber denkst du nach?“ „Alles Mögliche.“ Er wandte seinen Kopf zu ihr und küsste sie auf die Stirn. „Du solltest wieder rein gehen“, sagte er. „Draco, hab ich etwas falsch gemacht?“ „Um Himmels willen, nein! Du hast absolut nichts falsch gemacht.“ „Du gibst mir aber das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben, wenn du einfach so verschwindest.“ „Komm, wir gehen wieder rein“, sagte er und führte sie zurück ins Haus.

 

„Sagst du mir jetzt worüber du nachdenken musstest?“, fragte Hermine, als sie zurück im Schlafzimmer waren. Draco half ihr aus dem Morgenmantel und hängte diesen über einen Sessel. „Ich weiß nicht, ob es richtig war, was ich getan habe.“ „Du willst sagen, es war falsch, dass du mit mir geschlafen hast?“ Draco nahm Hermine an der Hand und zog sie mit sich zum Bett, wo er sich mit ihr hinsetzte. Ihre Hand ließ er jedoch nicht los.

 

„Weißt du Hermine“, begann er, „es ist nicht so, dass ich es nicht wollte. Ich habe nur irgendwie, trotz allem, das Gefühl, dass du das alles nur meinetwegen getan hast. Ich glaube einfach, dass ich unfair gehandelt habe. Ich meine, du machst dir Sorgen um unsere Tochter und ich kann an nichts anders denken, als dich endlich in meine Arme schließen zu können. Es tut mir leid, wenn ich dich zu etwas verführt habe, dass du gar nicht wolltest. Und ich fühle mich auch irgendwie schuldig, gegenüber unserer Tochter. Es ist einfach falsch, an mein eigenes Vergnügen zu denken, während sie alleine im Krankenhaus liegt.“ „Das mit Leah kann ich ja verstehen, aber mich hast du zu nichts gezwungen. Hätte ich es nicht auch gewollt, dann hätte ich es dir doch gesagt.“ „Hermine, ich weiß genau was ich zu tun habe, wenn ich möchte, dass du mit mir schläfst.“ „Willst du mir jetzt sagen, dass du irgendeinen Trick draufhast, um mich zu überzeugen?“ „Also ein Trick direkt ist es nicht. Ich hab ja auch versucht dich zu warnen. Ich wusste, dass ich es nicht schaffe einfach nur mit dir zu kuscheln. Deswegen wollte ich zuerst gar keine Nähe zulassen.“ „Aber ich hab dir doch gesagt, dass ich damit kein Problem habe.“ „Liebling, ich weiß genau wie und wo ich dich berühren muss, damit du ja sagst.“ „Draco, das was du da sagst, ist völliger Blödsinn. Ich schlafe doch nicht mit dir, nur weil du mich irgendwo anfasst. Ich mache das, weil ich dich liebe. Ohne Gefühle könnte ich doch nie mit dir Sex haben.“ „Warum wundert es mich nicht, dass du so etwas sagst?“ Draco lächelte Hermine vorsichtig an. „Vielleicht, weil es dir auch so geht?“, beantwortete sie seine Frage. „Was willst du damit sagen?“ „Warum wolltest du denn mit mir schlafen, Draco? Nur um Sex zu haben? Oder gibt es noch einen anderen Grund?“ Darüber musste er erst mal nachdenken.

 

Hermine legte ihren Kopf zur Seite und sah Draco abwartend an. „Also der Sex alleine war es bestimmt nicht“, antwortete er endlich. „Und was war es dann?“, hakte Hermine nach. „Hermine, du bist eine wunderschöne Frau. Und ich bin nun mal nichts anderes als ein Mann, der es nicht immer schafft, den Reizen so einer wunderbaren Frau zu widerstehen. Und weil ich dich liebe, fällt mir das noch viel schwerer.“ „Du bist also ein triebgesteuertes Monster.“ „Also so schlimm bin ich nun wieder auch nicht“, sagte Draco empört. Triebgesteuert vielleicht schon, aber ein Monster war er bestimmt nicht.

 

„Draco, weißt du eigentlich wie spät es ist?“ „Nein, ich habe keine Ahnung. Ich glaube, du wolltest eigentlich schlafen und nicht irgendwelche tiefsinnigen Gespräche mit mir führen.“ „Oh, ich wusste nicht, dass sie tiefsinnig sind. Aber jetzt, wo du es sagst, muss ich dir Recht geben.“ „Du machst dich lustig über mich? Ich hab auch Gefühle, falls du das vergessen hast.“ „Nein, ich habe es nicht vergessen. Aber du benimmst dich wirklich eigenartig. Und das, seit du mit mir geschlafen hast. Bereust du es?“ „Nein, ich bereue es nicht.“ „Warum machst du dann so ein Theater? Du rennst doch sonst auch nicht einfach weg und machst dir unnötige Gedanken.“ „Tut mir leid, wenn ich mir Gedanken mache. Ich werde das Denken in Zukunft am besten sein lassen.“ „Jetzt sei doch nicht eingeschnappt. Was glaubst du denn, wie ich mich fühle, wenn du gleich nachdem du mit mir geschlafen hast einfach aufstehst und gehst?“ „Ich hab dich damit beleidigt. Das wollte ich nicht.“ „Nein, du hast mich nicht beleidigt. Du hast mir einfach nur das Gefühl gegeben, dass…“ „Du musst nichts weiter sagen“, unterbrach Draco sie, „ich habe mich falsch verhalten und das tut mir leid. Ich schaffe es in letzter Zeit wohl sehr oft das Falsche zu tun. Und dass mir das gerade bei dir immer wieder passiert, ist besonders schlimm für mich. Ich würde es auch verstehen, wenn du jetzt sagst, dass ich heute Nacht, oder das was davon noch übrig ist, auf dem Sofa im Wohnzimmer übernachten soll.“ „Nein, du musst nicht auf dem Sofa übernachten. Überleg einfach das nächste Mal was du tust, bevor du einfach gehst.“ „Ok“ „Und jetzt sollten wir uns wirklich wieder hinlegen. Ich würde gerne noch ein wenig Schlaf bekommen.“

 

Hermine kroch unter ihre Decke. „Was ist Draco? Kommst du auch?“ „Ja“ Er machte das Licht aus und legte sich auch ins Bett. Dann beugte er sich zu Hermine und gab ihr einen Kuss. „Danke, dass du so verständnisvoll mit mir bist. Ich liebe dich.“ „Ich liebe dich auch, Draco.“ Er küsste sie noch einmal. „Schlaf gut, mein Schatz.“ Hermine kuschelte sich an ihn. „Du auch“, flüsterte sie. Wenig später schliefen sie beide ein.

 

Draco saß schon eine geraume Zeit an Hermines Bett und versuchte sie wach zu bekommen. Es war bereits kurz vor elf und sie schlief immer noch tief und fest. Zum wiederholten Male streichelte er über ihre Wange. „Liebling, aufwachen“, sagte er. Endlich begann sie sich zu recken und zu strecken. Dann schlug Hermine die Augen auf. „Morgen“, murmelte sie, als sie Draco sah. „Morgen, mein Schatz. Ich dachte schon, du wirst gar nicht mehr wach.“ „Wieso?“ „Es ist gleich elf.“

 

Hermine schoss in die Höhe. „Elf? Warum weckst du mich nicht. Ich muss doch ins Krankenhaus.“ Als sie aufstehen wollte hielt Draco sie zurück. „Ganz ruhig. Jetzt musst du dich auch nicht mehr hetzen.“ „Leah wartet auf mich. Warum hast du mich nicht geweckt?“ „Ich habe versucht dich zu wecken, aber du hast so gut geschlafen, dass ich dich nicht wach bekommen habe.“ „Ich muss gleich los. Leah denkt bestimmt schon, dass ich sie vergessen habe.“ „Hermine“, Draco hielt sie an den Schultern fest, „zuerst wirst du etwas Frühstücken. Danach kannst du zu Leah ins Krankenhaus gehen.“ „Was stellst du dir eigentlich vor? Dass ich in Ruhe frühstücke, während meine Tochter auf mich wartet und sich die Augen ausweint? Sicher nicht!“ „Und wenn ich dich irgendwo anbinden muss. Du gehst erst, wenn du etwas gegessen hast“, sagte Draco drohend. „Und von dir lass ich mir schon gar nichts sagen.“ „Hermine, ich weiß genau, dass du Leah, wenn du erst Mal bei ihr bist, nicht mehr alleine lässt. Und da du heute noch nichts gegessen hast, wirst du auch den restlichen Tag nichts essen. Das kann ich nicht zulassen. Oder willst du auch noch krank werden?“ „Nein“ „Gut. Du gehst jetzt frühstücken und dann kannst du ins Krankenhaus.“ „Ja, du gibst ja sonst eh keine Ruhe.“

 

Etwa eine halbe Stunde später war Hermine dann mit dem Frühstück fertig und hatte sich umgezogen, damit sie gehen konnte. Draco brachte sie noch zur Tür. „Was soll ich ihr nur sagen, wenn sie fragen sollte, warum ich so spät komme?“ „Sag ihr die Wahrheit, dass du verschlafen hast. Wenn du sie belügst wird sie dir das übler nehmen, als wenn du ihr sagst, wie es wirklich war.“ „Ja, ich versuch es. Kommst du mich abholen?“ „Ja, das hab ich dir doch versprochen. Wann soll ich denn da sein?“ „So gegen sechs wäre ok.“ „Gut, ich werde da sein.“ „Kommst du auch wirklich zu Recht alleine?“ „Ja Hermine. Falls du es vergessen hast, ich bin immer noch Zaubereiminister. Wenn ich nicht alleine zu Recht komme, wer dann sonst?“ Hermine blickte traurig zu Boden. „Ja“, murmelte sie, „wer denn sonst.“ „He, sieh mich mal an.“ Sie blickte zu ihm hoch. „Alles ok?“ „Mhm“ „Ich liebe dich Hermine, ok?“ „Ok“ „Komm her!“ Draco drückte Hermine fest an sich und hielt sie für einen Moment fest. Dann küsste er ihre Stirn. „Ich hol dich heute Abend ab. Mach dir keine Sorgen.“ Er ließ sie wieder los. „Bis später, Draco“, sagte Hermine und ging davon.

 

Wie versprochen klopfte Draco kurz vor sechs Uhr abends an die Zimmertür, in der seine kleine Tochter Leah untergebracht war. „Papa!“, rief Leah und ihre Augen begannen zu leuchte, als sie ihn an der Tür sah. Hermine hatte ihr nicht gesagt, dass er kommen würde. Sie wollte Leah nicht enttäuschen, falls Draco doch noch kurzfristig etwas dazwischen gekommen wäre.

 

Draco kam an Leahs Bett. „Hallo, meine Kleine. Wie geht es dir?“, fragte er. Dabei legte er eine Hand auf Hermines Schulter und warf ihr einen flüchtigen Blick zu, um zu prüfen, ob auch alles in Ordnung war. „Mir geht es schon ganz gut Papa, aber ich darf nicht nach Hause“, sagte Leah. „Ich weiß, mein Schatz. Ein, zwei Tage musst du schon noch hier bleiben. Das ist wichtig, damit du auch wieder ganz gesund wirst.“ „Aber Papa, hier ist es so langweilig.“ „Ich weiß, dass es keinen Spaß macht, aber zu Hause müsstest du auch im Bett liegen.“ „Zu Hause bin ich aber nicht alleine.“ „Du bist doch hier auch nicht alleine. Oder sind die Krankenschwestern nicht nett zu dir?“ „Doch“ „Na siehst du. Und Mama kommt doch auch jeden Tag zu dir. Ich hab mir extra freigenommen, dass sie dich immer besuchen kann.“ „Kannst du mich morgen auch besuchen?“ „Mal sehen.“ „Bitte Papa“ „Ich muss das noch mit deiner Mama besprechen.“ „Mama bitte!“ Leah sah Hermine flehend an. Hermine wiederum sah zu Draco. Wie konnte er ihr diese Entscheidung übertragen. Es war doch seine Sache, ob er seine Tochter besuchen wollte.

 

„Also weißt du“, sagte Draco, „wenn Mama nichts dagegen hat, dann könnte ich dich ja morgen statt ihr besuchen.“ „Au ja!“, rief Leah begeistert. „Hermine?“, Draco sah sie fragend an. „Ich weiß nicht“, sagte sie. Er beugte sich zu ihr. „Eine Pause würde dir gut tun“, flüsterte er ihr zu, sodass Leah es nicht hören konnte. „Ja ok“, willigte Hermine ein.

 

Draco und Hermine blieben noch bis zum Ende der Besuchszeit bei Leah. Die ganze Zeit über gab es kein Problem. Als sie sich jedoch von Leah verabschieden wollten, fing sie an zu weinen. „Ich will mit nach Hause“, jammerte sie. „Leah Schatz, du weißt doch, dass du nicht mit nach Hause kannst“, sagte Draco, „ich komme doch morgen wieder und dann verbringen wir den ganzen Tag zusammen.“ „Ich will aber nicht!“ „Leah, Mama und ich müssen jetzt gehen. Wir können nicht bei dir bleiben.“ „Das ist so gemein! Warum darf ich nicht nach Hause? MAMA!!!!“ Hermine sah Draco hilflos an. Er sah ihr an, dass es am Tag davor wohl auch so abgelaufen war und sie sich einfach nicht zu helfen wusste.

 

„Verabschiede dich von ihr und dann geh“, sagte Draco leise zu Hermine. Sie sah ihn unsicher an und trat dann an Leahs Bett. „Schätzchen, ich muss jetzt wirklich gehen. Sei ein braves Mädchen. Ich hab dich lieb.“ Sie streichelte über Leahs Kopf und küsste sie auf die Stirn. „Bis morgen, mein Liebling“, flüsterte Hermine. Dann stand sie auf und verließ, so wie Draco es gesagt hatte, das Zimmer.

 

Draco setzte sich zu Leah aufs Bett. „Bleibst du bei mir?“, fragte sie. „Nein, ich kann nicht bei dir bleiben und das weißt du auch.“ „Aber du bist doch der Zaubereiminister. Du kannst alles machen was du willst.“ „Ich fürchte, dass du dich da ein klein wenig irrst. Nur weil ich Zaubereiminister bin, heißt das nicht, dass ich tun und lassen kann was ich gerade will.“ „Ich mag aber nicht alleine sein.“ „Wie wäre es mit einem Kompromiss. Ich bleibe hier, bis du eingeschlafen bist.“ Leah fing an zu überlegen. „Ok“, sagte sie dann plötzlich. Wenn Draco bleiben würde, bis sie eingeschlafen war, dann durfte sie eben nicht schlafen. Natürlich sagte sie ihm das nicht.

 

„Papa spielst du mit mir?“, fragte Leah. „Was möchtest du denn spielen?“, ging Draco auf ihre Frage ein. „Weiß nicht.“ „Bist du nicht zu müde, um zu spielen?“ „Nein, ich bin gar nicht müde.“ „Soll ich dir etwas vorlesen? Mama hat dir doch bestimmt ein Buch mitgebracht, in dem sie dir ab und zu etwas vorliest.“ „Au ja!“ Leah griff in ihr Nachtkästchen und holte ein dickes Buch hervor. Dieses reichte sie an Draco weiter. „Und welche Geschichte soll ich dir vorlesen?“, fragte er. „Alle!“ „Ich glaube nicht, dass du so lange wach bleibst.“ „Doch“ „Na schön.“

 

Leah setzte sich in ihrem Bett auf. „Das war aber nicht ausgemacht. Du legst dich sofort wieder hin“, sagte Draco. „Aber so kann ich besser zu hören.“ „Du kannst auch zuhören, wenn du im Bett liegst. Ab unter die Decke.“ „Ja Papa.“

 

Draco begann erst zu lesen, als Leah sich wieder ins Bett zurückgelegt hatte.

 

Nach drei Geschichten machte Draco eine Pause. „Na, bist du noch gar nicht müde?“, fragte er. „Nein“, antwortete Leah und unterdrückte ein Gähnen. „Soll ich noch eine Geschichte vorlesen?“ „Ja Papa“ „Ok, meine Kleine.“

 

Bei der übernächsten Geschichte fielen Leah dann endlich die Augen zu. Draco blieb noch bei ihr sitzen, bis er sicher war, dass sie fest eingeschlafen war. Dann legte er das Buch zurück auf ihren Nachttisch und schlich leise aus dem Zimmer.

 

Als er die Tür geöffnet hatte, dachte er eigentlich, dass Hermine draußen auf ihm warten würde. Doch sie stand nicht vor der Tür. Wahrscheinlich war sie nach unten in den Warteraum gegangen. Er drehte sich um, und schloss die Tür zum Zimmer seiner Tochter. Hinter der Tür, an der Wand gelehnt, stand sie und kämpfte mit den Tränen.

 

Jetzt wusste Draco, warum er Hermine nicht gesehen hatte. Er trat lautlos vor sie und nahm sie in den Arm. „Sie schläft“, flüsterte er. Hermine schien das alles doch mehr mitzunehmen, als er gedacht hatte. Eine Weile blieben sie einfach so stehen. Draco wollte Hermine Zeit geben, sich ein wenig zu fangen.

 

Nach gefühlten zehn Minuten löste sich Hermine von Draco. „Geht es wieder?“, fragte er. „Ja, danke.“ „Komm, ich bring dich jetzt nach Hause.“ „Ich bin froh, dass du da bist. Ich weiß nicht, wie ich das heute alleine geschafft hätte.“ „Und morgen bleibst du zu Hause. Vielleicht kann ich Leah morgen ja schon mitnehmen.“ „Aber ich muss doch zu ihr.“ „Ich weiß, dass du zu deiner Tochter willst, aber du brauchst ein wenig Ruhe.“ „Können wir das nicht morgen entscheiden?“ „Es gibt nichts zu entscheiden. Außerdem hast du nicht nur Leah, sondern ein paar andere Kinder, die zu Hause sitzen und auch mal etwas von dir haben wollen. Gönn dir einen Tag Pause.“ „Ja, wenn du meinst.“ „Leah wird ja nicht alleine sein.“ „Ok“

 

„Wie lange kannst du eigentlich noch bleiben?“, fragte Hermine auf dem Heimweg. „Wenn Leah morgen nach Hause kann, dann werde ich übermorgen zurück nach London fliegen.“ „So früh schon?“ „Ja, ich hab nur die Termine für diese Woche abgesagt. Als Zaubereiminister hab ich nun mal auch meine Pflichten, auch wenn ich lieber bei dir und den Kindern bleiben würde. Aber ich komme euch so oft es geht besuchen.“ „Also nie.“ „Natürlich komme ich. Spätestens Freitagabend bin ich wieder zu Hause.“ „Bestimmt kommt dir dann irgendetwas dazwischen.“ „Es wird nichts dazwischen kommen. Ich habe ein Recht auf ein paar freie Tage in der Woche. Und die werde ich garantiert nicht irgendwo, sondern hier bei dir verbringen. Mit dir.“ „Sei mir bitte nicht böse, aber ich kann dir erst glauben, wenn du wirklich da stehst.“ „Ich werde da sein.“ „Mal sehen.“ „Versprochen“ „Bitte versprich mir nichts, was du nicht halten kannst.“ „Ist in Ordnung.“

 

Leah hatte Glück, denn sie durfte am nächsten Tag wirklich nach Hause. Für Hermine jedoch bedeutete es, dass Draco am nächsten Tag gehen würde. So war es dann auch. Schweren Herzens verabschiedete sie sich am nächsten Morgen von ihm. Sie würde ihn erst wieder nächsten Freitag, wenn überhaupt, sehen.

 

Natürlich fiel auch Draco der Abschied nicht leicht. Schließlich war er gekommen, weil seine Tochter krank war. Das Ergebnis seines Besuches war, dass er sich mit Hermine wieder versöhnt hatte. Zumindest dachte er das. Er wäre auch am liebsten bei ihr geblieben, aber die Pflichten, die er als Zaubereiminister erfüllen musste, konnte er nicht einfach ignorieren. Schließlich wollte er seine Arbeit gut machen.

 

Dracos erste Aufgabe, als er zurück im Büro war, war auch seine schwerste. Nachdem Ms. Kensey ihm seine Post ins Büro gebracht hatte, bat er sie einen Moment zu warten.

 

„Haben Sie eine Aufgabe für mich?“, fragte sie. „Ms. Kensey, Sie wissen wie sehr ich ihre Arbeit hier schätze.“ „Ja Mr. Malfoy.“ „Ich wollte wissen, ob Sie hier zufrieden sind.“ „Sehr“ „Ms. Kensey, könnten Sie sich vorstellen in einer anderen Abteilung zu arbeiten?“ „Ja, aber es gefällt mir hier. Ich will gar nicht in eine andere Abteilung.“ „Ich biete Ihnen an, sie in jeder Abteilung unterzubringen, für die sie sich entscheiden. Inklusive Gehaltserhöhung um, sagen wir mal, das Doppelte, was sie jetzt verdienen.“ „Das Doppelte?“ „Ja“ Das war viel Geld und sie wusste, dass sie es gut brauchen konnte. „Ich würde aber trotzdem gerne hier bleiben“, sagte sie stattdessen. „Es tut mir leid, aber ich kann sie hier leider nicht weiter beschäftigen. Das hat wirklich nichts mit Ihnen und Ihrer Arbeit zu tun.“ „Hab ich einen Fehler gemacht? Mr. Malfoy, ich bin mir sicher, dass ich daraus lernen kann. Ich arbeite wirklich sehr gerne für Sie. Es macht mir auch nichts aus, wenn Sie mal etwas strenger sein müssen. Ich kann das verstehen.“ „Tut mir leid, aber ich kann leider nichts machen.“ „Haben Sie eine andere Assistentin, die statt mir anfangen soll?“ „Nein und in der nächsten Zeit werde ich wohl keine neue Assistentin aufnehmen.“ „Aber Sie brauchen doch jemanden, der Sie unterstützt. Wer soll denn die ganzen Telefongespräche für sie annehmen?“ „Das werde ich wohl selbst machen müssen.“ „Aber Mr. Malfoy, dann kommen Sie ja gar nicht mehr zu ihrer Arbeit. Bitte behalten Sie mich hier.“ „Ich würde ja gerne, aber mir sind die Hände gebunden.“ „Warum?“ „Das kann ich Ihnen leider nicht sagen. Sie können noch einen Monat hier bleiben. In der Zwischenzeit überlegen Sie sich bitte, in welcher Abteilung Sie in Zukunft arbeiten wollen.“ „Können Sie sich das nicht noch mal überlegen?“ „Tut mir leid, aber da ist nichts zu machen. Und jetzt gehen Sie bitte an Ihre Arbeit.“ „Ja Mr. Malfoy.“

 

So, die erste Hürde war geschafft. Jetzt musste Draco nur noch sehen, wer die Arbeit von Ms. Kensey in Zukunft machen sollte. Aber darüber konnte er sich auch später noch Gedanken machen. Jetzt musste er erst mal die Arbeit von den letzten Tagen aufarbeiten.

 

Es war bereits Mittwochabend und Hermine saß nichtsahnend im Wohnzimmer. Draco hatte sich bis jetzt kein einziges Mal bei ihr gemeldet. Hatte er keine Zeit oder wollte er nicht? Sie konnte es nicht sagen. Als es draußen an der Tür klopfte, stand sie auf um zu sehen, wer sich zu ihr verirrt hatte.

 

Hermine öffnete die Tür und stand vor einem riesigen Strauß roter Rosen. Wie süß von Draco, dachte sie. Er schickt mir Blumen, damit ich nicht böse auf ihn bin, weil er keine Zeit für mich hat. Plötzlich erschien hinter den Rosen ein weiteres Geschenk. Den Überbringer konnte sie nicht sehen, dafür aber die große Herzförmige Schachtel edelster Pralinen. „Mrs. Malfoy?“, fragte eine Stimme hinter den Rosen. „Ja, das bin ich“, antwortete Hermine. „Ich soll Ihnen das hier überbringen.“ „Natürlich“ Hermine nahm dem fremden Mann die Blumen und die Pralinen ab. Jetzt endlich konnte sie den jungen Boten sehen. „Vielen Dank Mister“, sagte sie. „Das ist noch nicht alles“, sagte der Bote. „Sie haben noch etwas für mich?“ „Mr. Malfoy lässt Ihnen noch etwas ausrichten.“ „Ja?“ „Er bedauert, dass er nicht selbst kommen konnte, um Ihnen die Blumen und Pralinen selbst zu überreichen und lässt fragen ob Sie sich mit ihm zum Dinner treffen wollen.“ „Wann? Heute?“ „Ja heute Mrs. Malfoy.“ „Wie stellt er sich das vor? Soll ich eben mal rüber nach London fliegen?“ „Mr. Malfoy hat mich beauftrag, Sie zu ihm zu bringen, wenn Sie auf seinen Vorschlag eingehen.“ „Jetzt bin ich aber neugierig. Ich stelle nur schnell die Blumen in eine Vase.“ „Ich warte solange.“

 

Zum Glück lagen die Kinder schon im Bett. Hermine stellte die Rosen mitten auf den Küchentisch, zog sich noch schnell ein Abendkleid an, nicht zu auffällig, aber dennoch elegant, und ging dann nach draußen. Wenn der Bote sie jetzt nach London bringen würde, dann konnte sie immer noch nein sagen. Die Kinder konnte sie unmöglich so lange alleine lassen.

 

Doch so weit, wie sie gedacht hatte, brachte sie der junge Mann gar nicht. „Mrs. Malfoy, Sie werden gleich hinter diesem Felsen erwartet“, sagte er zu ihr. Sie waren einfach nur hinunter an den Strand gegangen. „Ich darf mich jetzt von Ihnen verabschieden. Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend“, sagte der Bote, verneigte sich vor Hermine und ging in die andere Richtung davon.

 

Hermine hielt das Ganze für einen Scherz. Dennoch ging sie um den Felsen herum, um zu sehen, was dahinter auf sie wartete. Und sie wurde nicht enttäuscht. Hinter dem Felsen war ein Tisch für zwei Personen aufgebaut. Der Tisch war liebevoll gedeckt, mit einer brennenden Kerze in der Mitte. Das Essen lag bereits auf den Tellern. Das alles jedoch interessierte Hermine nicht. Sie hatte nur Augen für Draco, der in einem wohl neuen Anzug, denn sie kannte diesen nicht, neben den Tisch stand und auf sie zu warten schien.

 

Sie ging auf den Tisch zu und blieb vor Draco stehen. „Schön, dass du gekommen bist“, sagte er. „Was machst du hier und warum hast du nicht gesagt, dass du kommst?“ „Ich bin hier, weil ich dich zum Dinner eingeladen habe und ich wollte dich überraschen“, beantwortete Draco ihre Fragen. „Hast du die Blumen bekommen?“ „Ja, sie sind wunderschön. Danke Draco.“ „Komm, wir setzten uns.“ Er rückte Hermine einen Sessel zurecht, damit sie sich setzen konnte. Erst als sie am Tisch saß, setzte er sich ihr gegenüber.

 

„Ich hoffe, du bist mit der Auswahl des Essens zufrieden“, sagte Draco. Hermine sah auf den Teller vor ihr. „Muscheln?“, fragte sie. „Ja. Da wir am Meer sind, dachte ich, dass Muscheln passend wären.“ „Warum der ganze Aufwand hier? Du hättest doch auch einfach nach Hause kommen können.“ „Ich finde es so aber viel romantischer. Du siehst übrigens bezaubernd aus.“ „Danke“ Hermine blickte errötend zu Boden. „Wollen wir anfangen?“, fragte Draco. „Ja“

 

Hermine beobachtete Draco, wie er anfing die Muscheln zu öffnen und deren Inhalt zu essen. Sie hatte keine Ahnung, warum Draco hier war, aber sie würde es noch herausfinden.

 

„Soll ich dir helfen?“, fragte Draco, der sah, dass Hermine noch nicht mit dem Essen begonnen hatte. „Draco, warum bist du hier?“ „Weil ich dich vermisst habe“, gab er ehrlich zu. „Und warum die Blumen, die Pralinen, das Essen hier unten am Strand? Gibt es etwas, dass du mir beichten musst?“ „Beichten? Nein. Aber ich hab dir etwas versprochen.“ „Du hast mir nichts versprochen.“ „Lass uns lieber essen.“ „Gut“

 

Hermine begann nun auch die Muscheln zu öffnen. Sie sah zu Draco, der sich gerade eine Muschel mit den Fingern in den Mund schob. Genüsslich leckte er jeden einzelnen seiner Finger ab. Erinnerungen wurden in ihr wach, die sie tief erröten ließen.

 

„Alles ok?“, fragte Draco. Und er sieht auch noch so unschuldig drein, dachte Hermine. „Ja, alles ok“, antwortete sie schnell. „Du isst so wenig. Schmeckt es dir nicht?“ „Doch, die Muscheln sind wirklich vorzüglich, Draco.“ „Ich helfe dir.“ Draco zog Hermines Teller einfach zu sich und begann ihre Muscheln zu öffnen. Dann spießte er ein Stück auf seine Gabel und hielt sie Hermine vor den Mund. Sie nahm das Stück vorsichtig mit den Lippen von der Gabel. Dabei wurde ihr ganz heiß. Draco hatte ihr doch nur ein Stück Muschel zum Essen gegeben. Und dennoch war diese simple Geste hoch erotisch. Dass Draco ihr dabei auch noch tief in die Augen sah, machte die Sache auch nicht leichter.

 

Draco wartete bis Hermine hinuntergeschluckt hatte, dann gab er ihr das nächste Stück. So ging es weiter. Draco öffnete eine Muschel, holte diese mit seiner Gabel aus der Schale und schob sie Hermine in den Mund. Dabei ließ er sie keine Sekunde aus den Augen. Das Öffnen der Muscheln schien bei ihm wie von selbst zu gehen.

 

Hermines Blick hingegen schweifte ständig zwischen Dracos Augen und seiner Hand, die sie ständig mit weiteren Muscheln versorgte, hin und her. Irgendwann gab sie es auf und ihr Blick blieb an seinen Augen heften. Dracos Gabel fand wie von selbst in ihren Mund. Währenddessen sprachen die Augen beider Bände. Sie mussten nicht miteinander reden. Mit Blicken sagten sie sich mehr, als sie mit tausend Worten nicht sagen konnten.

 

Hermine öffnete ihren Mund und wartete auf das vertraute Gefühl von Dracos Gabel auf ihrer Zunge. Doch es kam nichts. Und dann, gerade als sie ihren Mund wieder schließen wollte, schob Draco ihr ein weiteres Stück Muschel mit seinen Fingern in den Mund. Die Gabel hatte er beiseitegelegt.

 

„Das war die Letzte“, sagte er, als Hermine genüsslich die restliche Soße von Dracos Finger leckte. Hatte sie wirklich schon alles gegessen? Hermine konnte es gar nicht glauben. Als sie den Teller gesehen hatte, hätte sie nie gedacht, dass sie alles essen würde und jetzt sollte alles weg sein?

 

„Nachspeise?“, fragte Draco und zog seine Hand zurück. Hermine warf einen flüchtigen Blick auf die Teller. Darauf häuften sich nur noch die leeren Schalen der Muscheln, die sie gerade gegessen hatten. „Nur, wenn du eine willst“, antwortete sie. „Darf ich sie auch auswählen?“ „Ähm, ja, sicher.“ Hermine hatte keine Ahnung, was Draco auswählen wollte. Sie waren hier am Strand und nicht in einem Restaurant. Wenn er für keine Nachspeise gesorgt hatte, dann würde es überhaupt keine geben. Gespannt sah sie ihn an.

 

Draco schob die Teller zur Seite und griff über den Tisch nach Hermines Hand. Mit dem Daumen fuhr er über ihre Handfläche, was ein angenehmes Kribbeln verursachte. „Wie wäre es mit etwas zu naschen?“, fragte er. „Woran hast du gedacht?“

 

Draco stand auf, ging um den Tisch herum und zog Hermine von ihrem Stuhl hoch. Er war ihr jetzt so nahe, dass sie seinen Atem an ihrer Wange spüren konnte. „Ich würde dich als Nachspeise gerne vernaschen.“ Als Draco das sagte, stellten sich alle Nackenhaare bei Hermine auf. Genau an dieser Stelle fand sich Sekunden später Dracos Hand wieder. Er beugte sich herab und küsste sie. Seufzend vergrub Hermine ihre Hände in Dracos Haar. Sein Kuss war alles andere als unschuldig und ließ keinen Zweifel daran, was als nächstes folgen würde.

 

„Du schmeckst fantastisch“, seufzte Draco. „Wie sieht es mit meiner Nachspeise aus, wenn ich deine sein soll?“, fragte Hermine. „Was möchtest du haben?“ „Das kommt darauf an, was du mir anbietest.“ „Wie wäre es mit einem romantischen Spaziergang bei Sonnenuntergang?“ „Bevor oder nachdem du mich vernascht hast?“ „Wie ist es dir lieber?“ Hermine warf einen Blick Richtung Meer. Die Sonne stand schon ziemlich tief am Horizont. „Ich glaube nicht, dass die Sonne danach noch scheinen wird“, antwortete sie. „Also davor.“ „Vielleicht will ich auch gar nicht spazieren gehen.“ „Wie wäre es dann mit schwimmen im Mondschein?“ „Davor oder danach?“ „Dazwischen?“ „Du hast nichts von zwei Mal gesagt.“ „Zwei Mal ist wohl etwas wenig, wenn wir noch eine ganze Nacht vor uns haben.“ „Du bleibst?“ „Ja“ „Dann würde ich jetzt doch gerne eine Spaziergang am Strand machen.“ „Eine gut Idee.“ „Und wer räumt das alles hier weg?“ „Darum musst du dich nicht kümmern. Komm, ich weiß eine Stelle am Strand, wo man den Sonnenuntergang besonders gut sehen kann.“ Hermine hakte sich bei Draco ein. Zusammen gingen sie los.

 

Draco brachte Hermine noch ein weiteres Stück vom Haus weg. Dann blieb er plötzlich stehen und drehte sich mit ihr Richtung Meer. „Ist es nicht wunderschön?“, fragte er und deutete zum Horizont. Dort bot sich ein atemberaubender Anblick. Die Sonne tauchte alles in ein romantisch rotes Licht und spiegelte sich auf der Wasseroberfläche des Meeres wider. Draco stellte sich hinter sie und schlang seine Arme um ihren Körper. Hermine lehnte sich gegen ihn. „Es ist wirklich ein Traum“, sagte sie leise.

 

Dieser kostbare Moment ging viel zu schnell vorüber, als die Sonne hinter dem Horizont verschwand. „Hab ich dir schon gesagt, dass du wunderschön bist“, sagte Draco hinter ihr. „Ja, aber es hört sich immer wieder gut an, das zu hören.“ Draco drehte Hermine zu sich herum. Er nahm eine Haarsträhne und strich sie hinter ihr Ohr. „Du bist wunderschön Hermine und ich liebe dich.“ „Ich liebe dich auch“, flüsterte sie ohne den Blick von ihm abzuwenden. Über den Kuss danach machte sie sich keine Gedanken. Er war so selbstverständlich wie das Atmen.

 

Draco zog Hermine fester an sich. Sie legte ihren Kopf zurück, als er ihren Hals mit sanften Küssen bedeckte. Dann fanden sich ihre Lippen wieder zu einem leidenschaftlichen Kuss. Dracos Hand fuhr langsam an ihrem Rücken entlang, während seine zweite Hand ihr kurzes Kleid ein Stück nach oben schob. Sanft und leidenschaftlich zu gleich streichelte und massierte er ihren Po. Hermine seufzte, als er ihren Mund freigab und zärtlich an ihrem linken Ohr zu knabbern begann. „Am liebsten würde ich dich gleich hier nehmen.“ „Ich merke es“, lachte Hermine. Und eigentlich hatte sie auch nichts dagegen. Hier waren sie alleine und konnten sich ungestört ihrer Leidenschaft hingeben. „Wenn du dich noch ein wenig anstrengst, bin ich vielleicht zu überreden“, neckte sie ihn. Mit einem kräftigen Ruck presste er sie gegen seine Lenden. Hermine stöhnte auf, als sie seine starke Erregung spürte. „Muss ich dich noch mehr überzeugen?“ „Nein“, keuchte sie. „Sag es“, verlangte er. „Ich will dich!“ Ihre Hände wanderten nach unten und sie begann am Verschluss seiner Hose zu zerren. „Willst du nicht lieber oben anfangen?“, fragte er. „Wenn du meinst.“ Sie ließ von ihm ab und beschäftige sich nun mit seiner Krawatte. „Wer hat dir eigentlich geholfen? Sie sitzt perfekt.“ „Niemand hat mir geholfen. Ich bin stundenlang vor dem Spiegel gestanden, um das so perfekt hinzubekommen.“ „Und das soll ich dir glauben?“ „Na hör mal! Ich kann doch nicht ungepflegt zu einem Rendezvous kommen“, sagte Draco gespielt empört. „Ach, das ist ein Rendezvous! Ich hab mich schon gewundert warum du dich so rausgeputzt hast.“ „Gib schon zu, dass du es die ganze Zeit gewusst hast. Spätestens beim Essen muss dir doch klar gewesen sein, worum es sich hier handelt.“ „Welches Essen?“, fragte Hermine unschuldig. „Muss ich dich daran erinnern, wie du mir buchstäblich aus der Hand gefressen hast?“ „Ach du meinst die Muscheln. Hast du mir nicht noch eine Nachspeise versprochen?“ „Du hattest deinen Abendspaziergang inklusive Sonnenuntergang.“ „Wie war das mit schwimmen im Mondschein?“ Hermine blickte zum Himmel. „Ich glaube ich kann schon die ersten Sterne sehen.“ „Dann wird es Zeit, dass ich zu meiner Nachspeise komme.“ Hermine löste sich von Draco und lief vor ihm weg. „Dazu musst du mich erst Mal kriegen!“, rief sie ihm zu. „Du Biest! Warte nur bis ich dich erwische!“

 

Doch Draco machte sich nicht mal die Mühe sich zu beeilen. Er wusste, dass Hermine keine Chance gegen ihn hatte und gönnte ihr die Freude einen kleinen Vorsprung zu haben.

 

Hermine wusste, dass Draco dicht hinter ihr war. Deswegen wagte sie es auch nicht sich umzudrehen. Lieber konzentrierte sie sich darauf nicht zu stolpern und der Länge nach im Sand zu landen. Langsam schwand ihre Kraft dahin und sie wurde immer langsamer bis sie endgültig stehen blieb. Völlig außer Atem wartete sie darauf, dass Draco seine Arme um sie schlang, doch nichts dergleichen geschah. Als sie sich umdrehte stand sie ganz alleine da. Von Draco nirgendwo eine Spur. War er ihr gar nicht gefolgt?

 

„Draco?“ unsicher sah sie sich um. Panik überkam sie. Was, wenn er ihr Weglaufen falsch gedeutet hatte und jetzt der Ansicht war, dass sie vor ihm geflüchtet war? Sie hatte doch gehofft, dass er ihr folgen würde. Mit einem beklommenen Gefühl in der Magengegend machte sie sich langsam auf den Rückweg.

 

Draco stand noch immer an derselben Stelle wie vorhin. Mit gesenktem Kopf blieb Hermine vor ihm stehen. „Entschuldige“, murmelte sie. „Ich wusste, dass du wieder zurückkommst.“ „Bist du mir jetzt böse, weil ich weggelaufen bin?“ „Du hast wohl erwartet, dass ich dir nachlaufe.“ „Ja“ „Tut mir leid, aber ich hebe mir meinen Atem lieber für angenehmere Dinge auf.“

 

Jetzt kam sich Hermine richtig dumm vor. Draco hatte gar nicht vorgehabt ihr zu folgen. Warum hatte sie bloß nicht nachgesehen?

 

„Was machen wir jetzt?“, fragte sie unsicher. „Wir machen dort weiter, wo wir vorhin aufgehört haben. Oder hast du gedacht, dass ich dich so einfach davonkommen lasse?“ „Ich hab eigentlich gedacht, dass du mir nachkommst.“ „Ich weiß, dass du das gedacht hast. Aber so wie ich dich kenne, war ich mir sicher, dass du früher oder später zu mir zurückkommst.“ „Du bist richtig gemein. Weißt du das?“ „So, bin ich das?“ „Ja bist du. Du hättest dich ruhig ein wenig bewegen können. Oder mir zumindest nachrufen können, dass ich stehen bleiben soll. Ich war völlig fertig, als ich feststellen musste, dass du nicht hinter mir bist.“ „Keine Sorge, ich werde das gleich wieder gutmachen. Wie wäre es jetzt mit einem Bad im Meer, damit du dich ein wenig abkühlen kannst?“ „Klingt gut.“ „Der Meinung bin ich auch. Komm, ich helfe dir mit deinem Kleid.“ Hermine drehte sich um, damit Draco den Verschluss auf der Rückseite öffnen konnte. Während er das tat, fing er an sie zärtlich im Nacken zu küssen. Ohne damit aufzuhören streifte er ihr das Kleid von den Schultern. Langsam sank es zu Boden. Er umfasste sie, streichelte über ihren Bauch und drückte dann zärtlich ihre vollen Brüste. Anstatt ihren BH zu öffnen schob er ihn einfach nach unten.

 

Während er mit einer Hand abwechselnd die eine und dann ihre andere Brust streichelte, wanderte die andere wieder nach unten und verschwand in ihrem Slip. Hermine stöhnte leise auf, als er sie dort berührte. Dass sie die Augen schloss, konnte Draco nicht sehen. Aber er musste auch nicht sehen, was er tat. Seine Hände fanden von selbst den Weg zu den richtigen Stellen. Er wusste genau wie und wo er sie berühren musste. Ihr beschleunigter Atem, der schon mehr einem Keuchen glich, sagte ihm, dass er genau das Richtige tat.

 

„Bist du ok?“, flüsterte Draco und streichelte liebevoll über Hermines Haar. Sie nickte nur und schlang ihren Arm um Dracos Hals. Er küsste sie, rollte sich von ihr und blieb auf dem Rücken neben ihr liegen. Seine Hand suchte ihre und als er sie gefunden hatte, drückte er sie liebevoll. Hermine drehte sich um und blieb halb auf Draco liegen.

 

„Nicht einschlafen, mein Schatz“, sagte er und streichelte über ihre Wange. „Nein“, murmelte sie. Dabei war die Versuchung genau das zu tun im Moment besonders groß.

 

„Wolltest du nicht eigentlich baden gehen?“, fragte sie, um sich selbst wach zu halten. „Hab ich nicht gesagt, dass wir das zwischendurch machen?“ „Richtig, du hast so etwas erwähnt.“ „Dann sollten wir jetzt gehen, bevor du doch noch einschläfst.“ „Muss das sein? Ich würde viel lieber noch ein wenig hier liegen und mit dir kuscheln.“ „Ja es muss sein. Zum Kuscheln haben wir später noch genug Zeit.“ „Ich will nicht“, sagte Hermine und bewegte sich keinen Zentimeter von Draco weg. „Ich kenne dich, Hermine. Wenn wir jetzt hier liegen bleiben bist du spätestens in zehn Minuten eingeschlafen. Und dafür ist es wirklich noch viel zu früh. Komm, wir gehen jetzt ins Meer baden.“ Er schob sie vorsichtig von sich und setzte sich auf. „Du bist gemein“, maulte sie. „Ich weiß, komm.“ Er stand auf und zog sie hoch. „Los komm jetzt.“ „Nein, ich hab keine Badesachen dabei.“ „Liebling du brauchst keine Badesachen. Wir gehen so ins Wasser.“ „Ja, aber ein Handtuch habe ich auch nicht dabei.“ „Darum können wir uns später kümmern.“ Er nahm Hermines Hand und zog sie mit Richtung Wasser.

 

„Es ist kalt“, jammerte Hermine, als sie bis zu den Knöcheln im Wasser stand. „Es ist nicht kalt, dein Körper ist nur erhitzt, was ja auch kein Wunder ist.“ „Daran bist nur du schuld.“ „Meinetwegen. Dann sorge ich jetzt eben für ein wenig Abkühlung.“ Draco zog sie weiter ins Meer hinein. Als es tief genug war, ließ er sie los und sank mit dem ganzen Körper ins Wasser. „Komm, es ist gar nicht kalt“, sagte er zu ihr. „Danke, aber so ist es gerade angenehm.“ „Das war die falsche Antwort“, sagte er und zog sie zu sich ins Wasser.

 

„He, das ist gemein!“ Hermine spritze Wasser in Dracos Richtung. „Na warte!“ Er spritzte Wasser zurück, woraufhin eine wilde Wasserschlacht zwischen ihnen begann.

 

„Glaub bloß nicht, dass du gegen mich gewinnst“, rief Draco ihr zu. „Du denkst wohl, dass ich aufgebe? Vergiss es! Niemals!“ „Das werden wir ja sehen!“

 

Hermine war gar nicht aufgefallen, dass sie immer weiter ins Meer hinauskamen. Plötzlich wurde sie unter Wasser gezogen. Panisch blickte sie um sich, aber da war niemand. Erst jetzt realisierte sie, dass sie in einen Wasserstrudel geraten war, der sie immer weiter nach unten zog. „Draco!“, rief sie verzweifelt und schluckte dabei auch noch eine Menge Wasser.

 

Draco blickte unsicher um sich. Als Hermine plötzlich untergetaucht war, hatte er noch gedacht, dass sie sich einen Scherz erlaubte. Doch sie kam einfach nicht mehr an die Oberfläche zurück. Mit einem unguten Gefühl fing er an nach ihr zu tauchen. Bitte lass ihr nichts zugestoßen sein, dachte er.

 

Von weitem sah er den großen Wasserstrudel, der sich immer weiter weg bewegte. Und dann, ein paar Meter weiter unten erblickte er Hermine, die verzweifelt versuchte zurück an die Oberfläche zu gelangen, während der Strudel sie mit sich zog. Draco tauchte auf um nach Luft zu schnappen. Dann tauchte er wieder nach unten, bis er auf Hermines Höhe angekommen war. Vorsichtig näherte er sich dem Strudel um nicht selbst hineingezogen zu werden. Als Hermine sich nicht mehr bewegte, wusste er, dass er sich beeilen musste. Er wartete eine günstige Gelegenheit ab, griff dann nach ihrem Arm und zog sie aus dem Strudel heraus. Langsam stieg er mit ihr Richtung Oberfläche auf, während Hermine leblos in seinen Armen lag.

 

Oben angekommen zog er ihren Kopf über Wasser. „Liebling, du bist in Sicherheit“, keuchte er. Sie fing an zu husten und spuckte eine Menge Wasser aus. „Draco!“ „Alles gut. Ich bin bei dir.“ Hermine drehte sich um und klammerte sich an ihn. „Draco, ich hatte solche Angst.“ „Schon gut. Ich wollte nicht, dass dir etwas passiert. Es tut mir leid.“ „Lass mich nicht los!“, rief sie panisch. „Ich lass dich nicht los“, murmelte er und küsste sie zärtlich.

 

Hermine erwiderte seinen Kuss, als wäre es ihr letzter. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie Draco beinahe verloren hätte. Auf welche Art auch immer. Wenn er sie da nicht rausgeholt hätte, dann wäre jetzt alles vorbei gewesen.

 

„Draco, ich brauche dich so sehr.“ „Ich weiß“, murmelte er dicht an ihrem Ohr. Seine Hände streichelten über ihren Rücken und zogen sie immer näher zu sich. „Ich brauche dich auch“, sagte er, als sie ihre Beine um ihn schlang. Dann drang er mit einer einzigen Bewegung in sie ein. Schwerelos trieben sie im Wasser, während Draco sie ganz ausfüllte und ganz behutsam liebte. Die wilde Leidenschaft von vorhin war einer Zärtlichkeit gewichen, die Hermine die Tränen in die Augen trieb. Zeit und Raum spielten keine Rolle mehr, solange er bei ihr war.

 

Hermine schmiegte sich an Draco während die Wellen der Leidenschaft sie auf und ab trogen. Als sie spürte, wie er in ihr kam, fing sie an ihn zärtlich zu küssen.

 

Eng umschlungen trieben sie im Wasser, während Draco sie immer wieder küsste, ihr sagte, wie sehr er sie liebte und ihr liebevolle Koseworte zuflüsterte. Hermine schwebte im siebten Himmel.

 

Diesmal musste Draco ihr nicht sagen, dass sie mitkommen sollte. Hermine folgte ihm freiwillig aus dem Wasser. Sobald sie stehen konnten, nahm Draco ihre Hand und verschränkte seine Finger mit ihren. Es war selbstverständlich, dass er sich ihren Schritten anpasste. Als er zu ihr sah, trafen sich ihre Blicke. Hermine schenkte ihm ein atemberaubendes Lächeln, das sein Blut sofort wieder in Wallung brachte. Noch bevor sie das Wasser verlassen hatten, zog er sie zu Boden und liebte sie zum dritten Mal an diesem Abend. Es war ein angenehmes Gefühl, wie das Wasser ihren erhitzten Körper um spülte. Eng umschlungen wälzten sie sich im Sand hin und her. „Ich liebe dich“, sagte Draco und küsste sie, während er sie eng umschlungen festhielt.

 

Ohne sie loszulassen, setzte Draco sich auf. Hermine wandte ihm ihren Kopf zu und streichelte über seine Wange. „Danke“, flüsterte sie. „Nein, ich muss dir danken, dass du mir diese wunderschöne Nacht geschenkt hast.“ „Ist sie denn schon vorbei?“ „Nur wenn du das willst.“ „Dann will ich, dass sie noch ewig weitergeht.“ „Ewig kann ich dir nicht versprechen, aber lass uns doch die wenigen Stunden bis zum Sonnenaufgang zusammen genießen.“ „Ja, Draco“, hauchte sie an seinen Lippen, bevor sie ihn wieder küsste.

 

So schön es auch war hier mit Draco zu sitzen, das Wasser wurde langsam doch ein wenig kalt. „Kommst du mit ins Haus?“, fragte sie, als sie aufgestanden waren. „Nicht heute Nacht.“ Hermine sah ihn enttäuscht an. „Hey, ich habe nicht gesagt, dass ich gehe.“ Hermine nickte und dennoch wusste sie, dass sie die restliche Nacht ohne ihn verbringen musste, wenn er nicht mit ins Haus kam. „Ok“, sagte sie und schluckte die Enttäuschung herunter. „Komm, dort oben ist es ein wenig geschützter“, sagte Draco und zeigte zu ein paar Felsen, die nicht weit entfernt waren.

 

Als sie dort angekommen waren, sah Hermine, dass im Schutz der Felsen ein kleines Lager aufgeschlagen worden war. Eine große Decke lag auf dem Boden und ein kleines Lagerfeuer brannte davor. Es gab zwar kein Zelt, wie es dazugehörte, aber dennoch sah man, dass derjenige, der das hergerichtet hatte, liebevoll am Werk gewesen war. Hermine sah Draco unsicher an. „Nicht nachdenken“, sagte er. Mehr musste er nicht sagen. Sie wusste, dass es sein Werk war. Er hatte wirklich an alles gedacht, um eine unvergessliche Nacht mit ihr zu verbringen. Jetzt wusste sie auch, weshalb er nicht mit ins Haus kommen wollte.

 

Eng umschlungen lagen sie auf der Decke vor dem Lagerfeuer. Hermine konnte nicht glauben, dass Draco sie vor wenigen Augenblicken noch einmal geliebt hatte. Jetzt lag sie mit dem Rücken an ihn gekuschelt da und konnte ihr Glück noch immer nicht fassen. „Ich glaube, an solche Überraschung könnte ich mich gewöhnen“, seufzte sie. „Vielleicht habe ich ja noch eine für dich.“ Seine Finger strichen zärtlich über ihren Arm. „Noch eine Überraschung?“, fragte Hermine. „Du hast mir doch schon alles geschenkt. Die Blumen. Die Pralinen. Das romantische Abendessen. Diese Nacht. Was könnte ich noch mehr von dir verlangen.“ „Zeit“, flüsterte er. „Ach Draco, ich bin glücklich über jede Sekunde, die du bei mir bist. Aber ich weiß auch, dass du deiner Pflicht als Zaubereiminister nachgehen musst. Dass du einfach so, mitten in der Woche zu mir gekommen bist, ist das schönste Geschenk von allen.“ „Und wenn ich dir verspreche, dass ich nicht nur heute Nacht bleibe?“ „Draco, du musst mir nichts versprechen. Ich weiß, was es für ein Aufwand für dich gewesen sein musste heute hier zu sein und all das für mich vorzubereiten. Wie lange bist du eigentlich schon hier?“ „Seit heute Nachmittag. Und bevor du noch etwas sagst, muss ich dir etwas sagen.“ „Draco, egal was es ist. Ich will nicht hören, dass das unsere letzte Nacht ist.“ „He, wir fangen doch gerade erst an.“ „Ich hab einfach Angst, dass es jetzt, wo es so schön mit dir ist, gleich wieder vorbei sein muss.“ „Dann vergiss deine Angst. Ich bleibe bei dir. Diese Nacht und auch die nächste. Und wenn du mich so lange ertragen kannst auch noch die darauffolgenden zehn Nächte.“ Das waren ja eineinhalb Wochen! Hermine drehte sich zu Draco um. „Du willst wirklich bleiben? So lange?“ „Ja, wenn du mich hier haben willst.“ „Und ob ich will!“ Glücklich fiel sie ihm um den Hals. „Danke Draco! Danke! Danke! Danke!“ „Warum habe ich nur das Gefühl, dass dich das mehr freut, als alles andere?“ Draco sah sie lächelnd an. „Und wie ich mich freue. Ich bin so glücklich.“ „Dann bin ich es auch.“ Hermine schmiegte sich wieder glücklich an Draco. Dass er so lange bei ihr bleiben wollte, hätte sie nicht mal im Traum gedacht.

 

„Draco!“ Hermine saß auf einmal kerzengerade da. „Ich muss zurück ins Haus. Unser Baby ist ganz alleine. Ich bin schon viel zu lange weg.“ Draco setze sich ebenfalls auf und schlang seine Arme um sie. „Es ist alles gut. Ein Kindermädchen passt auf unsere Kleinen auf.“ Er küsste ihre Wange und schmiegte sich dann an sie. „Gibt es irgendetwas woran du nicht gedacht hast?“, fragte sie. „Ich hoffe doch, dass ich an alles gedacht habe.“ „Wie lange hast du das alles geplant?“ „Ein ganzes Jahr. Was glaubst du, was man da alles berücksichtigen muss. Und bis ich alle Muscheln für unser Essen zusammen hatte. Eine Katastrophe. Also ein zweites Mal mach ich das bestimmt nicht.“ Hermine stieß Draco mit dem Ellbogen in die Rippen. „Das will ich jetzt nicht gehört haben“, sagte sie. Draco sank zurück auf den Boden und blieb mit einem schmerzverzehrten Gesichtsausdruck liegen.

 

„Draco?“ Hermine beugte sich besorgt über ihn. „Schatz sag doch etwas. Ich wollte dir doch nicht wehtun.“ „Ich sterbe“, murmelte er. „Draco es tut mir so leid. Bitte verzeih mir.“ Sie streichelte über seine Wange. Im nächsten Augenblick lag sie unter ihm. Draco hielt ihre Hände links und rechts neben ihrem Kopf fest. „Du hast mich reingelegt“, sagte sie atemlos. „Ich bin die Unschuld in Person.“ Was man von seinem heißen Kuss, der daraufhin folgte, keineswegs behaupten konnte.

 

„Draco, Liebster, du weißt doch wie sehr ich dich liebe.“ Er murmelte irgendetwas Unverständliches und küsste sie wieder. „Bitte Draco“, Hermine schob ihn von sich. Ohne Erfolg. Er war gleich wieder bei ihr um sie wieder und wieder zu küssen. „Liebster bitte lass das. Es ist genug für heute.“ „Es ist nie genug“, murmelte er an ihrem Hals. „Draco es reicht!“ Entschlossen schob Hermine ihn von sich weg. „Was ist denn los mit dir?“, fragte er völlig verwirrt. Er wollte ihr doch nur zeigen, wie sehr er sie liebte.

 

„Ich bin müde. Wir haben doch schon vier Mal miteinander geschlafen. Meinst du nicht, dass es für heute genug ist?“ „Aber wir haben noch so viel Zeit.“ „Draco, so sehr ich das auch mit dir genieße, ich kann nicht mehr.“ „Aber ich liebe dich doch und ich will dir das auch zeigen.“ „Ich weiß doch, dass du mich liebst. Aber deswegen musst du doch nicht bis zur Besinnungslosigkeit mit mir schlafen. Wenn wir einfach nur kuscheln bin ich schon ganz zufrieden und glücklich.“ „Kein Sex mehr?“ „Nicht heute Nacht.“ „Na gut. Tut mir leid, wenn ich es zu weit getrieben habe.“ „Schon gut, du hast es ja nur gut gemeint.“ Draco legte sich neben sie und zog sie an sich. „Einfach nur kuscheln. Ja?“ „Ja, nur kuscheln“, erwiderte sie.

 

„Du weißt aber schon, dass ich noch könnte“, sagte er nach einer Weile. Hermine drehte sich wortlos um. „Dann eben nicht“, murmelte er und schmiegte sich an ihren Rücken. „Draco hast du irgendetwas geschluckt?“ „Nein“ „Kannst du mir das dann bitte erklären.“ „Ich kann doch auch nichts dafür, wenn du mich so scharf machst. Vielleicht könnten wir doch noch einmal.“ „Nein Draco. Wie oft soll ich dir noch sagen, dass es für heute genug ist?“ „Bitte Liebste, es geht auch ganz schnell.“ „Es ist mir egal ob es schnell geht. Sieh zu, dass du dein Problem anderweitig in den Griff bekommst. Ich bin müde und möchte jetzt schlafen.“ „Komm schon Liebste, du wirst doch noch fünf Minuten für mich Zeit haben, nach allem was ich heute für dich getan habe.“ „Ich glaube nicht, dass es mit fünf Minuten getan ist.“ „Na gut, dann eben zehn oder fünfzehn. Hermine bitte, lass mich jetzt nicht im Stich.“ „Zehn Minuten und wehe du gibst dann keine Ruhe.“ „Heißt das ja?“ „Die Zeit läuft bereits.“

 

Jetzt kam Draco ganz schön ins Schwitzen. Es war ja nicht so, dass er einfach so loslegen konnte. Er hatte gerade mal zehn Minuten Zeit um Hermine auf den Sex vorzubereiten und ihn dann auch noch durchzuführen.

 

„Die erste Minute ist schon vorbei. Willst du nicht langsam anfangen?“, fragte sie. Draco drehte sie auf den Rücken und rutschte nach unten.

 

Mit diesem Angriff hatte Hermine natürlich nicht gerechnet. Und schon gar nicht, dass er, kaum dass er angefangen hatte, auch schon wieder aufhören wollte. „Draco, mach weiter, das ist schön.“ „Tut mir leid, aber dafür ist keine Zeit.“ „Vergiss die Zeit und mach weiter. Sonst überleg ich mir das mit dem Sex nochmal.“ Kein Zeitdruck? Das hörte sich gut an. Und Hermine würde es auch viel mehr Spaß machen, wenn sie entspannter war.

 

„Draco, wenn du mich heute noch einmal anfasst, dann bringe ich dich um. Ich bin fix und fertig“, sagte sie etwa eine halbe Stunde später. „Ich liebe dich auch“, antwortete er, und küsste sie zärtlich auf die Nasenspitze. „Du bist total verrückt, aber ich liebe dich.“ Sie gab ihm einen Kuss und drehte sich dann um. „Gute Nacht, Draco.“ „Träum süß“, sagte er und kuschelte sich an sie.

 

Die Nacht war viel zu kurz gewesen, als Hermine durch die ersten Sonnenstrahlen geweckt wurde. Sie spürte Draco warmen Atem, der ihren Hals kitzelte und erinnerte sich voll Wehmut an die letzte Nacht. Wenn er doch nur für immer bei ihr bleiben könnte und sie jede Nacht in seinen Armen einschlafen dürfte. Aber sie wusste, dass das nicht ging. Sie musste sich eben mit dem zufrieden geben, was er ihr anbot. Auch wenn es nicht viel war.

 

„Liebling, bist du wach?“ „Ja Draco, ich bin wach.“ „Hab ich dich geweckt?“ „Nein, ich bin schon ein paar Minuten wach.“ „Geht es dir gut?“ „Ja, ich denke schon.“ Er drehte sie zu sich um. „Was ist denn los mit dir?“ „Nichts. Ich hab einfach nur nicht genug Schlaf bekommen.“ „Tut mir leid, aber diese Nacht mit dir war mir einfach total wichtig und hat mir wirklich viel bedeutet.“ „Mir hat sie auch viel bedeutet.“ „Heute Nacht lass ich dich auch schlafen solange du willst.“ „Ich will gar nicht, dass du mich schlafen lässt“, schluchzte sie plötzlich. „Liebling, bitte nicht weinen.“ „Ich vermisse dich so. Du bist so viel weg von zu Hause.“ Draco wusste nicht, was er sagen sollte und zog Hermine einfach an sich. Die Nummer mit „ich bin doch an den Wochenenden bei dir“ konnte er sich sparen. Er wusste, dass das kein Trost für sie war.

 

„Hör mal. Ich bin die nächsten Tage bei dir. Das hab ich dir versprochen. Und danach finden wir einen Weg, wie wir uns öfter sehen können. Und wenn ich jeden zweiten Tag mit dem Privatjet zu dir fliegen muss.“ „Das würdest du tun?“ „Ich würde alles für dich tun. Hauptsache du bist glücklich.“ „Du bist so süß. Danke Draco.“ „Bleibst du noch einen Moment hier liegen, dann hole ich unsere Sachen.“ „Ja, aber beeil dich.“

 

Draco sammelte Hermines und seine Sachen unten am Strand ein und kam damit zu ihr zurück. „Wenn ich ehrlich bin, dann könnte ich jetzt ein ordentliches Frühstück vertragen. Was ist mit dir?“ „Wenn du das Frühstück machst, bin ich dabei Draco.“ „Abgemacht. Komm!“ Er zog sie hoch und dann zogen sie sich an.

 

„Schatz, ich geh mal schnell ins Bad und mach mich ein wenig frisch. Du kommst doch alleine zurecht?“, fragte Hermine, als sie zurück im Haus waren. „Ja mach nur. Wenn du fertig bist, gibt’s Frühstück.“ „Ich beeil mich.“

 

Während Draco das Frühstück vorbereitete, überprüfte er nebenbei sein Handy auf irgendwelche Nachrichten. Schließlich musste er als Zaubereiminister immer auf dem neuesten Stand sein. Fluchend stellte er es wieder ab und wartete bis Hermine aus dem Bad kam.

 

„Bist du fertig?“, fragte sie. Sie hatte ein Handtuch um den Kopf und ein weiteres um ihren Körper geschlungen. Draco trat zu ihr und sah sie ernst an. „Es tut mir Leid, Liebling.“ „Draco, bitte sag nicht, dass du gehen musst.“ „Ich weiß, dass ich es versprochen habe, aber es gibt Probleme im Ministerium und ich muss da hin. Verzeih mir bitte.“ „Was ist mit uns? Ich dachte, dass dir das auch wichtig ist.“ „Du bist mir wichtig, sehr sogar. Ich regle das und komme so schnell wie möglich wieder zurück.“ „Kommen die nicht ohne dich zurecht?“ „Nicht in dieser Sache. Tut mir leid, aber ich kann dir nicht mehr dazu sagen. Ich liebe dich und bitte sei nicht allzu traurig. Wir holen das alles nach. Versprochen.“ Hermine umarmte Draco und ließ ihn dann schweren Herzens gehen. Das waren sie also, die Nachteile, wenn man mit dem Zaubereiminister verheiratet war.

 

Draco war jetzt den zweiten Tag weg. Bis jetzt hatte er sich kein einziges Mal bei Hermine gemeldet. Sie wusste, dass das eine Sache war, die sie ändern mussten. Er ging nämlich auch nie an sein Telefon. Sie musste ihm klarmachen, dass er für sie immer erreichbar sein musste. Wie er das anstellte, war ihr egal. Außerdem konnte es doch nicht so schwer sein einmal kurz zu Hause anzurufen, damit sie Bescheid wusste, ob alles in Ordnung war.

 

Am späteren Nachmittag, Hermine war gerade dabei das Abendessen vorzubereiten, klopfte es draußen an der Tür. Draco konnte es nicht sein. Der würde doch nicht anklopfen. Und auch sonst erwartete sie niemanden. Vielleicht war das ja eine Nachricht von Draco. Bestimmt hatte er ihr irgendetwas geschickt, um sich bei ihr zu entschuldigen. Erwartungsvoll ging sie zur Tür und erstarrte, als sie diese schwungvoll geöffnet hatte.

 

„Harry? Ginny? Ron? Was macht ihr denn hier?“ Ginny trat auf Hermine zu und nahm ihre Freundin in den Arm. „Es tut mir ja so leid“, murmelte sie. Hermine sah erst Harry und dann Ron fragend an. Beide wichen ihrem Blick aus. Ginny ließ Hermine wieder los und warf einen kurzen Blick zu Harry. Der schüttelte kaum merkbar den Kopf.

 

„Wollt ihr nicht reinkommen?“, fragte Hermine die drei. „Ich hab zwar nicht mit euch gerechnet, aber ich hab bestimmt genug zu Hause, dass ihr mit essen könnt. Warum habt ihr nicht angerufen, dass ihr kommen wollt?“ Harry, Ron und Ginny warfen sich betroffene Blicke zu. Dann wandte sich Ginny an Hermine.

 

„Geht es dir gut?“, fragte sie. „Ja, das siehst du doch.“ „Hermine, hast du heute oder gestern keine Zeitung gelesen?“ „Nein, ich habe beschlossen das nicht mehr ständig zu tun. Es regt mich viel zu sehr auf, wenn ich Draco mit irgendeiner anderen abgebildet finde. Außerdem erfahre ich von ihm doch eh alles Wichtige. Wieso? War etwas Besonderes in den letzten Tagen?“ „Wollen wir nicht lieber reingehen und in Ruhe reden?“ „Ja natürlich, kommt bitte.“ Hermine führte die drei ins Wohnzimmer.

 

„Kann ich euch etwas zu trinken anbieten?“ „Danke, im Moment nicht. Setz dich bitte“, sagte Harry. „Ich glaube du verwechselst da etwas. Das hier ist mein Haus“, antworte Hermine. „Ich weiß. Würdest du dich bitte trotzdem setzen. Ich muss dich über ein paar Dinge aufklären, von denen du, wie es den Anschein hat, keine Ahnung hast.“ „Wenn du die Sache mit Dracos Assistentin meinst, die haben wir geklärt.“ „Es geht nicht um seine Assistentin.“ „Worum geht es dann?“ „Willst du dich nicht doch setzen?“ „Nein, danke. Ich stehe lieber. Also?“

 

Harry gab Ron ein unauffälliges Zeichen sich in Hermines Nähe zu stellen. Der tat so, als würde er sich die Möbel im Wohnzimmer ansehen und blieb dann ein Stück hinter ihr stehen.

 

„Also, was wolltest du mir sagen?“, fragte Hermine nochmal. „Es geht um die Sache im Ministerium.“ „Ja, Draco hat mir gesagt, dass es Probleme gibt und er unbedingt nach London muss. Er wollte eigentlich ein paar Tage bei mir bleiben.“ „Hat er dir auch gesagt, um welche Art von Problem es sich handelt?“ „Nein, er hatte es sehr eilig und ist gleich los. Schickt Draco euch? Er hat gemeint, dass er so bald alles geklärt ist wieder nach Hause kommt und wir die freien Tage, die er mit mir geplant hat, nachholen will. Es dauert doch länger. So ist es doch?“ „Um ehrlich zu sein. Wir wissen nicht, wie lange es dauert. Tatsache ist, dass das Ministerium von einer Gruppe Todessern überfallen wurde. Wir haben ein paar unserer besten Männer verloren.“ Hermines Blick ging unsicher zwischen Harry und Ginny hin und her. „Was ist mit Draco?“, fragte sie. „Es gibt Gerüchte.“ „Was für Gerüchte Harry?“ „Die einen sagen, dass er mit ihnen abgehauen ist.“ „Draco? Nein, das würde er nicht tun. Das kann nicht sein.“ „Das glaube ich auch nicht“, meinte Harry. „Aber soweit wir wissen, ist er bei ihnen. Da wir bis jetzt aber keinerlei Forderungen erhalten haben, müssen wir davon ausgehen, dass er eventuell nicht mehr am Leben ist.“ Hermine stolperte zwei Schritte zurück und fiel dann bewusstlos in Rons Arme.

 

Harry eilte Ron zur Hilfe. Er nahm Hermines Beine und trug sie, gemeinsam mit Ron, hinüber zum Sofa. „Wir müssen ihre Beine hochlagern“, sagte Ginny und reichte Harry ein paar Polster.

 

„Ginny, es ist besser, wenn du nach den Kindern siehst und sich um sie kümmerst. Ron und ich schaffen das mit Hermine schon“, sagte Harry zu ihr. „Ja gut, ihr ruft mich, wenn etwas sein sollte“, antwortete sie und ging nach draußen um nach den Kindern zu sehen.

 

Kurz darauf kam Hermine wieder zu sich. Verwirrt blickte sie um sich und erkannte dann Ron und Harry, die bei ihr standen. In ihrem Kopf begann es zu arbeiten. Sie hatte die Tür geöffnet und die beiden waren davor gestanden. Außerdem noch Ginny. Harry hatte irgendetwas vom Ministerium und von Todessern erzählt.

 

Hermine sprang so schnell auf, dass Harry und Ron nicht reagieren konnten. Erst draußen vor dem Haus konnten sie sie festhalten. „Nein, lasst mich los!“, schrie sie. „Hermine, bleib hier. Lass uns in Ruhe über alles reden“, versuchte Harry sie zu beruhigen. Reden? Harry war wohl verrückt. Hier ging es um das Leben ihres Mannes. Da gab es nichts zu reden. „Ich muss zu ihm!“ „Nein, Hermine. Wir wissen ja noch nicht mal wo er ist.“ „DRACO!!!!“ „Hermine, sei vernünftig.“ „Sag mir nicht, ich soll vernünftig sein. DRACO!!!“

 

Harry und Ron hatten zu zweit größte Mühe Hermine im Zaum zu halten. Sie schien Bärenkräfte zu entwickeln und versuchte sich von den beiden zu befreien. Nebenbei schrie sie sich auch noch die Seele aus dem Leib. Egal was Ron oder Harry sagten, sie ließ sich einfach nicht beruhigen. Erst als ihre Kräfte nachließen, ließ sie sich willenlos von den beiden zurück ins Haus bringen. Wie ein Häufchen Elend blieb sie auf dem Sofa sitzen. Das Gesicht tränennass.

 

„Hermine, hör mir jetzt bitte zu“, begann Harry, „wir bleiben heute Nacht hier bei dir. Es könnte sein, dass sich einer von ihnen bei dir meldet. In diesem Fall solltest du nicht alleine sein. Ich gehe gleich morgen Früh zurück nach London und werde mich persönlich darum kümmern, dass wir ihn finden. Ron und Ginny bleiben hier bei dir. Ich möchte, dass du nirgendwo alleine hingehst. Niemand von uns weiß, was sie mit dieser Aktion erreichen wollen.“ „Ich kann aber nicht einfach hier rumsitzen. Verstehst du das nicht? Es geht hier nicht um irgendjemanden. Draco gehört zu mir. Ich kann ihn doch jetzt nicht im Stich lassen.“ „Hermine, es ist viel zu gefährlich. Wir wissen nicht, ob sie nicht auch hinter dir her sind. Und wenn sie vorhaben Draco zu erpressen, dann sollten sie dich schon gar nicht in die Hände kriegen. Du wärst das ideale Lockmittel. Ich verspreche dir, dass ich alles tun werde, um ihn zu finden. Ich weiß, dass Draco dein Mann ist, aber er ist auch unser Zaubereiminister. Als Leiter meiner Abteilung ist es meine Pflicht ihn wieder zu finden.“ Tod oder lebendig, dachte Harry, sprach es aber nicht laut aus.

 

„Und wenn sie sich melden und Forderungen stellen? Was soll ich machen?“, fragte Hermine. „Ich möchte, dass du Ron oder Ginny bei allen Gesprächen mithören lässt. Sie werden dir helfen, die richtige Entscheidung zu treffen.“ „Ich weiß nicht. Ich weiß nicht, ob ich einfach so hier rumsitzen kann, ohne etwas zu tun.“ „Du hast keine Wahl. Ich weiß, dass du Angst um ihn hast, aber wenn wir jetzt unüberlegt handeln könnte das fatale Folgen haben. Noch wissen wir nicht, was sie wollen. Draco hat einen Vorteil. Er hat einst zu ihnen gehört. Ob freiwillig oder nicht spielt keine Rolle. Hätten sie ihn nur umbringen wollen, dann hätten sie es gleich im Ministerium getan und ihn nicht mitgenommen.“

 

Hermine begann zu zittern. Der Gedanke, dass Draco in den Händen dieser Verbrecher war, machte sie ganz fertig. Sie wusste, dass genau das Dracos größte Angst gewesen war. Es hatte sogar eine Zeit gegeben, da hatte er sich deswegen von ihr trennen wollen. Als hätte er es immer gewusst, dass es eines Tages zu so einer Situation kommen würde.

 

Hermine stand vom Sofa auf. „Wo willst du hin?“, fragte Harry. „Ich muss das Essen machen“, sagte sie. „Ginny kümmert sich darum.“ „NEIN! DAS IST MEIN HAUS!“ „Hermine, niemand will dir etwas wegnehmen. Wir wollen dir doch nur helfen.“ „Ich brauche eure Hilfe nicht! Ich komme alleine zu Recht!“ „Ich habe Ginny gesagt, dass sie sich um alles kümmern soll. Du kannst nicht so einfach ignorieren, was passiert ist. Gönn dir ein wenig Ruhe. Du wirst noch all deine Kraft brauchen.“ „Ich lass mir von dir doch nicht sagen, was ich tun soll. Wer bist du eigentlich?“ „Hermine, ich bin dein Freund. Und als solcher möchte ich doch nur das Beste für dich. Lass dir doch von Ron, Ginny und mir helfen.“

 

Hermine ignorierte Harry und ging einfach aus dem Zimmer. Harry eilte ihr hinterher. Sie öffnete ihre Schlafzimmertür, ging hinein und schlug Harry die Tür vor der Nase mit den Worten „ich muss alleine sein“ zu.

 

Den restlichen Abend kam Hermine nicht mehr aus dem Schlafzimmer heraus. Die Tür hatte sie von innen verriegelt, damit keiner der drei auf die Idee kam sie da rauszuholen. Sie wollte nichts mehr hören. Von keinem der drei. Sie hatten doch überhaupt keine Ahnung, wie es ihr ging. Was es für sie bedeutete, Draco vielleicht für immer verloren zu haben. Wer wusste schon, was ihm gerade angetan wurde. Und sie sollte einfach hier rumsitzen und nichts tun? Als ob Harry einfach rumsitzen könnte, wenn Ginny etwas zugestoßen wäre. Aber was blieb ihr denn anders übrig, als abzuwarten. Sie wusste ja noch nicht mal, wo sie anfangen sollte zu suchen.

 

Als Hermine am nächsten Morgen aus dem Schlafzimmer kam, saßen Ginny und Ron bereits in der Küche. Ginny hatte Frühstück gemacht. „Wie geht es dir?“, fragte Ginny. Hermine warf Ginny einen finsteren Blick zu. „Tut mir leid. Das war eine blöde Frage. Harry ist übrigens schon weg. Er hat versprochen sich gleich zu melden, wenn es etwas Neues gibt.“ Hermine nickte nur und nahm sich eine Tasse Kaffee. Sie setzte sich nicht zu Ron und Ginny an den Tisch, sondern trank sie im Stehen.

 

„Hermine, es gibt da noch etwas. Es geht um die Kinder“, sagte Ginny. Aufmerksam geworden sah Hermine zu ihr. „Ich habe ihnen nichts gesagt, von dem was passiert ist. Sie wissen nur, dass wir dich besuchen wollten. Und weil du gestern nicht mehr aus dem Zimmer gekommen bist. Ich habe gesagt, dass du so starke Kopfschmerzen hattest, dass du dich hingelegt hast. Ich hoffe, dass ist in Ordnung.“ Hermine nickte.

 

Ginny stand auf und kam zu Hermine. „Harry hat versprochen ihn zu finden. Du kannst dich auf ihn verlassen. Er holt ihn wieder zurück, egal wo er ist.“ Tränen liefen aus Hermines Augenwinkeln. „Ich kann doch nicht einfach hier rumstehen und nichts tun. Was ist, wenn er mich braucht? Du hast ja keine Ahnung, wie sehr er sich vor dieser Situation gefürchtet hat.“ „Ich weiß, dass du Angst um ihn hast, Hermine. Aber was willst du denn tun? Stell dir vor, du bringst dich selbst auch noch in Gefahr. Würde Draco das wollen?“ „Nein“ „Lass Harry und seine Leute ihre Arbeit machen. Draco bracht dich jetzt genau hier. Nirgendwo sonst. Er vertraut darauf, dass du auf dich und eure Kinder achtgibst. Und er wird all deine Kraft brauche, wenn er wieder zurück ist.“ „Du hast ja Recht, aber es fällt mir so schwer nichts tun zu können.“ „Ich weiß, dass es nicht leicht ist. Ron und ich bleiben bei dir, bis alles ausgestanden ist. Versprochen.“ „Danke“

 

Harry, der in der Zwischenzeit in London angekommen war, organisierte in der Zwischenzeit die Suchaktion nach Draco. Während er verschiedene Suchtrupps zusammengestellt hatte, die an von ihm bestimmten Orten die Suche nach Draco beginnen sollten, machte er sich alleine auf den Weg zu Lucius Malfoy. Entweder er hatte etwas mit der ganzen Sache zu tun, oder er konnte ihm helfen seinen Sohn wieder zu finden.

 

Harry hatte Glück, denn Lucius war zu Hause, als er zu ihm kam. Das schien im ersten Augenblick ein gutes Zeichen zu sein. Hätte er etwas mit der Sache im Ministerium zu tun, dann wäre er wohl kaum zu Hause anzutreffen gewesen.

 

„Mr. Potter“, sagte Lucius, als er die Tür geöffnet hatte, „was verschafft mir die Ehre?“ „Ich denke, sie wissen, weshalb ich hier bin Mr. Malfoy.“ „Tut mir leid, aber ich bin erst heute Morgen wieder nach Hause gekommen. Ich hatte geschäftlich im Ausland zu tun.“ „Im Ausland. Und wo genau sind sie gewesen?“ „Wird das jetzt ein Verhör oder was?“ „Wenn Sie so wollen, ja. Wo sind Sie die letzten drei Tage gewesen?“ „Ich war in Kanada.“ „Und um welche Geschäfte hat es sich gehandelt?“ „Also das geht Sie nun wirklich nichts an.“ „Schön, dann eben anders. Was haben Sie mit den Ereignissen im Ministerium zu tun?“ „Welche Ereignisse?“ „Sie wissen sehr gut wovon ihr rede.“ „Ich sagte doch schon, dass ich nicht hier war. Also, was läuft hier ab?“ „Sagen Sie mir nicht, dass Sie nichts von dem Überfall auf das Ministerium wissen.“ „Überfall? Von wem?“ „Sie wissen wirklich nichts?“ „Das sage ich doch die ganze Zeit.“ „Eine Gruppe von Todessern hat das Ministerium überfallen. Es hat etliche Tote gegeben.“ „Todesser sagen Sie? Und was wollen Sie jetzt von mir? Ich habe damit nichts zu tun. Absolut gar nichts.“ „Ich glaube Ihnen vorerst. Aber Sie können mir weiterhelfen. Gibt es irgendein Versteck, wo wir sie auftreiben können?“ „Ein Versteck? Schwer zu sagen, wenn ich nicht weiß, wer an der ganzen Aktion beteiligt war.“ „Dann werde ich Ihnen ein wenig auf die Sprünge helfen. Ihre Freunde haben unseren Zaubereiminister entführt. Also, wo wird er versteckt?“ „Sie haben Draco? Meinen Sohn?“ „Ja, reden Sie verdammt noch mal!“ „Kommen Sie rein. Ich werde Ihnen eine Liste mit den möglichen Orten geben.“ „Na also, geht doch.“

 

Nachdem Lucius die Liste angefertigt hatte, bestand er darauf Harry zu begleiten. Er konnte Harry überzeugen, dass er mit seiner Hilfe schneller vorankommen würde. Außerdem ging es hier um seinen Sohn.

 

Harry beschloss Hermine und den anderen noch schnell eine Nachricht zukommen zu lassen, um sie über alle Neuigkeiten, von denen es leider nicht viele gab, zu unterrichten. Dann machte er sich mit Lucius auf den Weg um Draco zu retten.

 

Hermine saß schon den ganzen Tag über mit dem Telefon in der Hand in der Küche. Als es um punkt drei Uhr nachmittags anfing zu läuten, starrte sie es entsetzt an. „Nimm ab“, befahl Ron, der bei ihr war. Mit zitternden Händen drückte sie auf den Knopf. „H..h…hallo?“ „Wir haben Ihren Mann!“; sagte eine verzerrte Stimme. „W…w…was wollen Sie?“, stotterte Hermine. „Wir verlangen, dass alle Zauberer und Hexen, die nicht reinblütig sind, innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden das Ministerium verlassen. Wir verlangen weiters, dass alle nicht reinblütigen Zauberer und Hexen ihre Zauberstäbe innerhalb dieser Zeit abgeben.“ „Was ist mit meinem Mann?“ „Wenn sich einer ihrer Muggelfreunde nicht an die Abmachung hält dann…“ Aus dem Hintergrund konnte man Dracos Schmerzensschreie hören. „NEIN! Draco…“ „Vierundzwanzig Stunden. Die Zeit läuft ab jetzt.“ Der unbekannte Anrufer legte einfach wieder auf.

 

„Ron?“ Hermine sah ihn verzweifelt an. Sie zitterte am ganzen Körper. „Schon gut. Wir müssen sofort Harry informieren.“ „Sie bringen ihn um“, schluchzte Hermine. „Ich hole Ginny.“ Ron eilte nach draußen um seine Schwester zu holen, die draußen bei den Kindern war.

 

„Ginny!“, rief er schon von weitem. „Sie haben sich gemeldet. Komm! Hermine braucht dich.“ Ginny eilte gleich herbei. Ron erklärte ihr in kurzen Sätzen, was passiert war. Während Ginny nach drinnen eilte, kümmerte Ron sich darum Harry zu informieren.

 

Die nächsten Stunden ging Hermine durch die Hölle. Obwohl Harry Ron versichert hatte, Draco rechtzeitig zu finden, war das noch lange keine Garantie. Hermine wusste jetzt, dass Lucius Harry bei der Suche half. Was sie jedoch nicht wusste, war die vielen Orte, an denen sie suchen mussten. Und Lucius hatte wirklich eine Ahnung davon, was er tat.

 

Harry hatte erst vorgeschlagen, dass sie sich besser aufteilen sollten. Doch Lucius, der die anderen Todesser bestimmt besser kannte, sagte ihm, dass dies keine gute Idee sei. Die Nachricht von Ron brachte sie natürlich unter enormen Zeitdruck. Es galt hier einerseits Harrys Freund, Lucius Sohn und Hermines Mann zu retten, andererseits war Draco nicht irgendjemand sondern der derzeitige Zaubereiminister. Ob jetzt alle mit ihm einverstanden waren oder nicht. Es war vor allem Harrys Pflicht ihn zu beschützten und aus den Fängen dieser Verbrecher wohl behalten zurück zu bringen. Dass diese Mission keineswegs ungefährlich war, wusste Harry. Er hatte mitbekommen, wie kaltblütig die Gruppe von Todessern war. Sie würden bestimmt nicht davor zurückschrecken auch ihn umzubringen. Jedenfalls konnten sich diese Verbrecher auf eine lebenslange Strafe in Askaban freuen. Das war, aufgrund der schwere ihres Verbrechens, sicher.

 

Hermine machte in dieser Nacht kein Auge zu. Sie ging noch nicht mal zu Bett, sondern blieb die ganze Nacht über am Küchentisch sitzen. Da Ron und Ginny sie nicht alleine lassen wollten, wechselten sie mit dem Schlafen ab. Gespräche gab es aber so gut wie keine.

 

Hermine starrte die ganze Zeit das Telefon an, das in der Mitte des Küchentischs lag. Es war bereits früher Morgen. Von den vierundzwanzig Stunden waren bereits siebzehn vergangen. Wertvolle Stunden, die verstrichen waren, ohne dass sie eine weitere Nachricht von Harry oder Draco bekommen hatte. Die Zeit lief Draco davon und sie saß hier herum und konnte nichts tun.

 

In der Zwischenzeit waren Ron und Ginny beide wieder wach. Ginny kümmerte sich um das Frühstück und betreute auch an diesem Tag Hermines Kinder, die dazu nicht in der Lage war.

 

Als die vierundzwanzig Stunden vorüber waren, konnte man Hermine deutlich anmerken, wie angespannt sie war. Sie hatte noch immer keine Nachricht von Draco. Irgendjemand musste sich doch melden. Draco, Harry oder einer der Entführer. Das ewige Warten fraß sie innerlich auf. Und die Zeit lief und lief.

 

„Hermine, willst du nichts essen?“, fragte Ginny, als es bereits nach sieben Uhr abends war. „Nein“, antwortete sie knapp. „Du hast aber den ganzen Tag noch nichts gegessen. Es hilft doch niemanden, wenn du dich so hängen lässt. Iss etwas. Zumindest ein wenig.“ „Ginny, ich kann nichts essen. Versteh mich doch. Ich bringe keinen einzigen Bissen hinunter.“ „Warum legst du dich dann nicht ein wenig hin? Du hast letzte Nacht auch nicht geschlafen.“ „Und wenn er sich meldet? Nein, ich kann nicht.“ „Ron und ich sind doch immer noch da. Sollte Draco, Harry oder sonst jemand anrufen, dann wecken wir dich sofort. Versprochen.“ Hermine schüttelte den Kopf. „Nein, ich bleibe wach. Ich kann nicht schlafen, solange ich nicht weiß, wie es ihm geht.“ „Wir könnten zwar versuchen Harry zu erreichen, aber ich will auf keinen Fall irgendeine Rettungsaktion von ihm in Gefahr bringen. Ich bin mir sicher, dass er sich bald bei uns melden wird.“ „Und wenn es nichts mehr zu retten gibt? Die Zeit ist längst vorbei. Warum meldet sich niemand? Ginny, ich habe solche Angst um ihn. Ich weiß ja noch nicht mal, ob er noch am Leben ist.“ „Solange wir nichts Genaues wissen, dürfen wir die Hoffnung nicht aufgeben. Harry tut alles, was in seiner Macht steht um Draco zu befreien. Und er hat Lucius bei sich. Glaubst du, dass er seinen eigenen Sohn einfach so kampflos aufgeben würde?“ „Ich weiß es nicht. Du kennst Lucius doch. Wer sagt, dass er nicht auch hinter der ganzen Sache steckt?“ „Das glaube ich nicht. Warum sollte Lucius Draco loswerden wollen?“ „Ich weiß es nicht. Vielleicht ist er eifersüchtig auf ihn, weil er Zaubereiminister ist. Was weiß ich schon? Ich hab gewusst, dass das nicht gut geht. Warum musste er das tun? Warum konnte er nicht einfach alles beim Alten lassen? Nein, Zaubereiminister musste er werden. Als ob wir es nicht so schon schwer genug hätten. Ständig verspricht er mir mehr Zeit für mich zu haben. Und was habe ich von seinen Versprechungen? Nichts. Er kann sie ja doch nicht einhalten. Die Kinder sehen ihn so gut wie gar nicht mehr. Er überlässt die ganze Erziehung mir. Es ist alles genauso, wie es mit Hortensia war. Ich bin ständig alleine. Manchmal habe ich das Gefühl, dass er sich einfach nur aus seiner Verantwortung stehlen will. Dass es ihm zu viel ist mit den Kindern, er sich aber nichts sagen traut. Dabei wäre es so wichtig, dass er für sie da wäre. Es würde ihnen viel mehr Halt geben. Ich wollte doch, dass sie glücklich und unbekümmert aufwachsen. Und jetzt? Was hilft es mir, auf so einem wundervollem Stück Land zu leben? Ich habe hier die schönsten Tage meines Lebens mit Draco verbracht. Soll das alles gewesen sein? Hab ich ihn wirklich geheiratet, um eine Wochenendbeziehung zu führen? Jahrelang hab ich auf ihn gewartet. Und jetzt, wo er bei mir ist, ist doch alles wie davor. Wenn sie ihm jetzt etwas antun. Wie soll ich das den Kindern erklären? Ich weiß nicht, wie ich das alleine schaffen soll? Ich möchte doch nur, dass er wieder nach Hause kommt. Was ist daran so falsch?“ „Nichts, gar nichts“, antwortete Ginny, nachdem Hermine ihr ihr Herz ausgeschüttet hatte. Dann kehrte plötzlich wieder Ruhe ein.

 

Gegen Mitternacht war Hermine dann so müde, dass sie am Tisch fast einschlief. „Willst du dich nicht doch ein wenig hinlegen?“, fragte Ginny. „Nein, es geht schon.“ „Du schläfst doch fast ein. Leg dich ein wenig drüben aufs Sofa, wenn du dich schon nicht ins Bett legen willst. Ich wecke dich auch ganz bestimmt auf, wenn jemand anrufen sollte.“ „Versprochen?“ „Ja, versprochen.“ „Aber nur für eine Stunde.“ „Hermine, du weißt, dass ich dich nicht zwingen kann. Aber denk doch mal so. Wenn Harry Draco nach Hause bringt, dann wird er dich hier brauchen. Du bist ihm doch keine Hilfe, wenn du vor Müdigkeit die Augen kaum offen halten kannst.“ „Ja, vielleicht hast du Recht.“ Hermine stand auf und ging hinüber ins Wohnzimmer, wo sie sich aufs Sofa legte und wenig später vor Müdigkeit einschlief.

 

Ron wechselte Ginny gegen halb drei ab, damit diese auch ein wenig schlafen konnte. Er selbst hatte sich um zehn hingelegt. Gegen vier nahm er das Telefon und ging damit nach draußen, um ein wenig frische Luft zu schnappen. Hermine und Ginny schliefen beide noch und würden ihn im Moment nicht brauchen.

 

Ron war gerade auf dem Weg vom Strand zurück zum Haus, als das Telefon in seiner Hand plötzlich zu läuten begann. Endlich eine Nachricht, dachte er und hob ab. „Hallo?“, fragte er vorsichtig. „Ron?“ Es war Harry. „Mann, bin ich froh, dass du dich meldest. Wir warten schon die ganze Zeit auf einen Anruf. Wie sieht es aus?“ „Bist du alleine?“ „Ja, Ginny und Hermine schlafen. Ich bin gerade auf dem Weg zurück zum Haus. Ich hab mir ein wenig die Beine am Strand vertreten.“ „Wir haben ihn.“ „Draco? Ist alles in Ordnung?“ „Wir vermuten, dass wir die Drahtzieher dieser Aktion erwischt haben. Ein paar Leute aus dem Ministerium sind gerade dabei sie nach Askaban zu bringen. Ob es alle sind, können wir noch nicht sagen. Ich werde mit Draco gegen Mittags bei euch sein. Ich bitte dich aber Hermine vorerst noch nichts zu sagen.“ „Aber sie wartet doch auf eine Nachricht. Das kann ich ihr nicht antun. Was sagt Draco dazu?“ „Nichts. Wir wissen nicht, was sie mit ihm gemacht haben. Er hat bis jetzt kein einziges Wort gesprochen. Richte Ginny aus, dass wir die Kinder nehmen, wenn es notwendig sein sollte, aber so, dass Hermine es nicht mitbekommt. Ich muss jetzt Schluss machen.“ „Und was sage ich Hermine?“ „Nichts, es ist besser, wenn wir sie bis heute Mittag noch im Ungewissen lassen. Solange ich nicht bei euch bin, will ich ihr keine falschen Hoffnungen machen.“ „Ok, verstehe. Danke für den Anruf. Wir sehen uns dann hoffentlich heute Mittag.“ „Bis dann Ron.“

 

Als Ron zurück zum Haus kam, hatte er Glück. Ginny war bereits wach, im Gegensatz zu Hermine. So konnte er ihr über Harrys Anruf berichten. Sie beschlossen Hermine schlafen zu lassen. So mussten sie sich wenigstens keine Gedanken machen, wie sie Harrys Anruf verheimlichen konnten.

 

Als Hermine gegen zehn Uhr wach wurde, machte sie Ron und Ginny die Hölle heiß, weil diese sie so lange hatten schlafen lassen. Sie versicherten ihr beide, dass sie nichts verspasst hätte. Das war Hermine jedoch egal. Die Zeit war seit bald zwanzig Stunden abgelaufen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Draco noch am Leben war, war sozusagen gleich Null.

 

„Was ist los mit Harry!?“, schrie Hermine die beiden an. „Ist er zu feige mir die Wahrheit zu sagen? Ich bin doch nicht blöd! Ich weiß, was das zu bedeuten hat! Glaubt er vielleicht, dass sich etwas ändert, wenn er mir die Wahrheit verschweigt? Ich hasse ihn! Geht! Verschwindet! Ich will alleine sein!“ „Hermine, wir lassen dich jetzt nicht alleine“, sagte Ron. „Es ist mir völlig egal, was ihr wollt. Es geht hier weder um dich noch um Ginny. Ich möchte, dass ihr eure Sachen nehmt und sofort von hier verschwindet. Geht! Bitte.“ Schluchzend brach Hermine zusammen.

 

Ron und Ginny sahen sich betroffen an. Sie konnten Hermine nicht weiter im Ungewissen lassen. Sie war der festen Überzeugung, dass Draco nicht mehr am Leben war. Im stillen Einverständnis nickten sie sich zu.

 

„Hermine, bitte beruhig dich wieder“, sagte Ginny zu ihr, „ich bin mir sicher, dass…“ Ron stieß Ginny unter dem Tisch mit dem Fuß an und deutete unauffällig zum Fenster. Als Ginny hinaussah, konnte sie Harry zusammen mit einem völlig mitgenommenen Draco näher kommen sehen. „Hermine, sie kommen!“ „Lasst mich in Ruhe. Geht!“, schluchzte sie. „Nein, du verstehst nicht. Harry, er ist zurück und er hat Draco mit. Sieh doch!“ Ginny deutete zum Fenster. Hermine sah auf und konnte ihren Augen nicht trauen. Ginny hatte die Wahrheit gesagt.

 

Hermine sprang auf. Der Sessel hinter ihr fiel krachend zu Boden. Doch darum kümmerte sie sich nicht. Sie stürmte aus der Küche nach draußen und rannte Harry und Draco entgegen. Überglücklich Draco lebendig zurück zu haben, fiel sie ihm um den Hals.

 

Ron und Ginny waren in der Zwischenzeit auch nach draußen gekommen. Sie wollten für Hermine da sein, weil sie nicht wussten, wie Draco reagieren würde. Gebannt sahen sie zu den beiden. Hermine hatte ihre Arme um Dracos Hals geschlungen und drückte ihn an sich. Er hingegen stand stocksteif da. „Er ist schon die ganze Zeit so“, sagte Harry, der zu Ron und Ginny getreten war, leise. „Weißt du, was sie mit ihm gemacht haben?“, wollte Ron wissen. Harry schüttelte den Kopf. „Nein, aber sie müssen ihn ganz schön zugesetzt haben. Habt ihr Hermine etwas gesagt?“ „Nein, wir wollten gerade, als ihr gekommen seid.“

 

Hermine schien in der Zwischenzeit bemerkt zu haben, dass Draco nicht auf sie reagierte, denn sie ließ ihn wieder los. Dann fing sie an ihn genauer anzusehen. Sie berührte seine Wange und drehte seinen Kopf vorsichtig erst auf die eine und dann auf die andere Seite, als suchte sie nach irgendwelchen Narben. Draco stand einfach nur da und ließ sich alles was sie mit ihm tat gefallen. Nachdem sie ihre Untersuchung beendet hatte, umarmte sie ihn wieder. Langsam schlossen sich Dracos Arme ebenfalls um Hermines Körper. Dann lehnte er seinen Kopf an ihren.

 

„Ich glaube, das ist ein gutes Zeichen“, sagte Ginny und deutete auf die beiden. „Ich hab zwar keine Ahnung, was Draco im Moment denkt, aber ich glaube er weiß zumindest wo er ist.“ „Und er scheint sich wohl zu fühlen“, stimmte Harry ihr zu.

 

Weder Hermine, noch Draco sprachen ein einziges Wort. Aber das mussten sie auch nicht. Sie wussten beide, was der jeweils andere in den letzten Stunden durchgemacht hatte und waren einfach nur froh, sich wieder in die Arme schließen zu können.

 

„Sie wirken so vertraut miteinander“, sagte Ron. Ginny, die neben ihm stand, stieß ihn mit dem Ellbogen in die Rippen. „Au! Was soll das?“, beschwerte sich Ron. „Sie sind verheiratet“, zischte sie, „natürlich sind sie vertraut miteinander. Sie lieben sich. Das sieht doch jeder Blinde.“ „Also ich muss mir das echt nicht ansehen. Wenn ihr mich nicht mehr braucht, gehe ich jetzt“, sagte Ron. „Ist mein großer Bruder etwa eifersüchtig?“ „Ich bin nicht eifersüchtig. Ich hab nur echt keine Lust, mir deren Knutscherei mit anzusehen.“ „Du bist eifersüchtig“, stellte Ginny fest. „Warum suchst du dir nicht endlich eine Frau und vergisst Hermine?“ „Vielleicht will ich ja gar keine Frau. Mein Leben gefällt mir so, wie es ist.“ „Gib doch zu, dass du sie noch immer liebst.“ „Und wenn, geht es niemanden etwas an.“ „Ron, sie wird sich nicht von ihm trennen.“ „Wenn sie nicht die vielen Kinder hätten,…“ „Auch dann würde sie sich nicht trennen. Überleg doch mal, was die beiden schon alles zusammen durchgestanden haben. Sie sind wirklich durch alle Höhen und Tiefen gegangen. Und sie sind immer noch glücklich, wie am ersten Tag.“ „Woher willst du wissen, ob sie glücklich sind?“ „Das sieht man, du Dummkopf.“ „Was du immer alles sehen willst. Ich jedenfalls sehe mir das nicht mehr länger mit an. Kommt ihr mit, oder bleibt ihr noch hier?“ Ginny sah Harry fragend an. „Wir sollten uns zumindest von ihnen verabschieden“, sagte er. „Ja, das finde ich auch.“ Zu dritt gingen sie hinüber zu Draco und Hermine.

 

„Entschuldigt bitte, wir wollen euch nicht stören“, sagte Ginny. Hermine wandte ihren Kopf zu den dreien, ohne Draco dabei loszulassen. „Wir wollten uns nur von euch verabschieden. Wir fliegen zurück nach London. Dort gibt es jetzt bestimmt mehr als genug Arbeit für uns. Kommt ihr zurecht?“ Hermine nickte. „Meldet euch, wenn ihr etwas braucht“, sagte Harry. „Danke“, flüsterte Hermine. Sie und Draco standen noch eine Weile so da, nachdem Harry, Ron und Ginny gegangen waren.

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Tag der Veröffentlichung: 08.04.2013

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