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Du bist nicht fort
du weilst nur still
im Lächeln meiner Welt









Bis zum Ende der Welt



zwölf
behandschuhte Hände
trugen dich
weit über der Erde
und ließen dich
dann
tief in sie hinab

viele
gefühlsschwere Tränen
der Trauer und Liebe
aus Sehnsucht
und Dankbarkeit
geweint
folgten
diesem Weg

und Rosenblätter
fielen tausendfach

nun bist du wohl
an wunderschönen Orten
an die du dich
schon oft geträumt
Berge, Meere
Täler und Seen

vielleicht
sitzt du auch
bloß in deinem Garten
dort hinterm Haus
und atmest den Duft
des heute wiedergekehrten
Sommers

bestimmt
das weiß ich
lächelst du


Weil du gingst



Das Gehenlassen
fällt so schwer
und erst
das Akzeptieren
es sehnt das Herz
das Herz will mehr
und wollte nicht
verlieren

Doch man verlor

Geliebtes flieht mit
ruhiger Hast
und zieht den Schmerz
durch einen See
der leisen Hoffnung

Den Anker schauend
sucht man
nach dem Grund
der Einhalt
gibt

und findet doch nur
Bodenloses


Eingerahmt



Ich schrieb dir
einen letzten Brief
der glasumhüllt
auf Meereswellen schaukelt
"An einen Träumer"
adressiert
doch
was sind Worte, die
vom Wind zerfranst
dem Ruf der Möwen folgen
und salzbestickt
dein Antlitz
nie mehr schauen

Vielleicht
empfängt ein Fischer
deine Post -
sein leises Flüstern
mag mein letzter
Hoffnungsbote sein


Vermissen tropft vom Blätterdach,
das über grauen Steinen schwebt
und deine Bilder tief
in mein Erinnern brennt




Unterm Sternenzelt



Unterm Sternenzelt sitz' ich
dein Bild in der Hand
träume mich fort
von Trug und Verstand
träume noch weiter
so weit übers Meer
und wünschte
es trüge dich her

Deine Fußabdrücke im Sand
und daneben die meinen
greifen will was uns verband
Vergessen spannt schon die Leinen
das Boot im Wasser treibt still
Die Luft riecht nach Wind
Sirenen klingen stumpf, dann schrill
es weint mein innerstes Kind

Unterm Sternenzelt sitz' ich
dein Bild in der Hand
und durch meine Finger
rieselt leise der Sand
ich träume mich fort
träume mich zu dir hin
ich kenn' nicht den Ort
doch ich spür' Neubeginn


Trostlos



Die dünnen Äste hängen matt
an kahlgeträumten Bäumen
Blätter, regungslose liegen
am Boden, und umsäumen
all die Erinnerung, die dort
im trüben Garten liegt.

Das Gras wuchs weit in große Höh'
und knickte schließlich sprachlos ab
Unkraut, rosig' Zeiten witternd
schaufelte der Schönheit' Grab
die sich nie mehr dort
im trüben Garten wiegt.

Leise weinend singt der Spitzkohl
eine welke Symphonie
Schnittlauch, träge tanzt er
im Takt, auf wackeligem Knie
dort, in deinem liebsten Garten
hat die Traurigkeit gesiegt.

Auf den Bänken sitzen Menschen
die Gesichter starr und leer
blühen, wie in deinen Händen
wird der Garten nimmer mehr

In meinem Herz klingt leise
eine vertraute Melodie
Schon als Kind hab' ich gedacht
Frühlingshelden sterben nie


Nur versteckt



Es schien
als trenne Wolkenland
die unsren Welten
sah nicht den Himmel
schaute nur
des trüben Nebels Wand
und leise hörte ich
dahinter Kerzen tanzen

Welke Träume
hingen dort
an müden Ästen
die letzten Spuren
ausgefühlter Wärme
in sich tragend

Doch Nebel brach
und durch blitzgeformte Risse
schimmert heimlich nun
dein Lächeln


Grenzgebiete



Verlust hängt träge am Gebälk
der moosgefärbten Fühlerei
das Haus der Seele brach entzwei
Gedankenkleid trägt dunkles Welk

Erinnerung malt Fußabdrücke
in graugefärbten Sehnsuchtsstaub
einst stumme Augen wurden taub -
tasten nach Erinn'rungsbrücke

Halt gebend streuen Bilderrahmen
letzte Samen auf verblich'nes Holz
seltsam, damals war es stolz
bevor sie dich der Freude nahmen

Ich warte an den Grenzen deines Himmels


Am Fenster



Ich male bunte Sehnsuchtsbilder
in sterngefülltes Himmelblau
dort, wo mein Horizont
nach deinem suchend tastet

Im Licht des Mondes, hell und weit
scheint fassbar mir der Anblick
deines warmgelebten Glücks
doch ferner warst du nie

Es liegt die Hand auf kühlem Glase
und Schneestaub rieselt leis' herab


Entgegen



Heut' saß ich auf den Zweigen
deines Frühlings, sah Knospen, zarte,
neben mir erblüh'n, sich neigen
entgegen leuchtend' Himmelswarte

Nie sehnt' ich mehr die Wärme
deiner Freude, welche sanft mich
barg, vor allem Weltgelärme,
hütend, schützend, wunderlich.

In frischen Lüften baumeln
meine Füße, hin und her, die wilden,
sowie Gedanken, stille, taumeln
in Erinnerungsgefilden

Ein Lächeln schwebt entgegen
deines Herbstes, setzt sich, leise,
und schaut wie sie sich regen
die Blätter deiner Weltenreise


Grüne Kirschen



Die Zweige deiner Kirsche tragen
schon erste Früchte, dicht an dicht
wenn sie der Sonn' entgegen ragen
lächeln Grünfacetten schlicht

Das alternd' Holz setzt einen neuen
Triebschub, der im Wind sich wiegt
daran sich müde Aug' erfreuen
des Vogels, der darüber fliegt

Sein lockend Ruf 'gen Himmel schallt
und doch, das Warten ist noch weit
nur dein Kirschbaum, gar so alt
weiß, zu schnell vergeht die Zeit


Im wilden Meer



In wilden Wogenwellen tanzend
treibt Erinn'rung leis umher
flüstert Fischen Sehnsuchtslieder
dort, im vielgefühlten Meer

Mondgesplitter spiegelt weich
dein Gesicht auf Tropfenwelten
damals fühlt ich oft dich nah,
doch die Zeit machte es selten

Im Gestürm der tickend' Uhren
rinnt Vergessen durch den Sand
und es kreist, wie jetzt, beizeiten
mir das Herz um den Verstand


Geliebt



Im Morgenlicht der Sonne
lächelte dein Baum
aus roten Lippen
und schon von ferne
schmeckte ich den süßen Kuss

Umgeben von weichem Himmelblau
spürte ich Halt an starken Ästen
und der Wind ließ sanft mein Haar
mit grünem Blattwerk tanzen

Schnell verging die Zeit
in deinem Garten
der Abend legt sein Traumtuch
über buntes Früchtereich

nur die Leiter klettert noch
entgegen der leuchtenden Krone


Ein Jahr



Im Atem der Stille flackert Kerzenlicht
Ich sehe noch dein Bild in diesem Scheinen
Gedanken, die sich mit Gefühl vereinen
bevor die Träne sich an stummen Lippen bricht

Kein Wort erklingt in diesem Raum der Leere
der sehnend nur nach deiner Stimme lauscht
doch nichts als Regen hört, der stetig rauscht
als ob die Sonn' ihm heut entrissen wäre

Und du, du bist nun ein Jahr fort
wo du auch bist, ich hoff' dass dort
das kleine, weiche Lächeln dich erreicht
welches für dich aus meinem Herzen weicht


Sinfonia



So lange noch das Meer an Felsensteinen bricht
So lange rauscht dein Sein mit diesen Klängen
Und malt dein Bild in feuchtes Gischtgewand
Als ob die Tropfen dir ein Loblied sängen
Zerfallen sie sinfonisch berstend klein
Zurück in wellenreiche Wasserhand

Und wenn die Sonn' des Morgens ihre Kinder zählt
Erwacht in ihrem Arm ein Farbenscheinen
Und malt dein Lächeln auf den Himmelsrand
Und aller Glanz scheint sich dort zu vereinen
Wo Licht sich teilt und weich und warm
Ich immer wieder mich geborgen fand

Impressum

Texte: Alle Rechte liegen bei der Autorin
Tag der Veröffentlichung: 29.10.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für den besten Opa der Welt

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