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"Ich war ein Kind
und träumte viel"



-Rilke-




Wegweiser


Ich sehe wie du wächst an diesen Tagen
Wie im Zeitvergehen du dich drehst
Wie du aufrecht Richtung Zukunft gehst
Und manchmal drängt es mich, dir leis’ zu sagen
Dass all die unbeantworteten Fragen
Nicht wert sind, sie auf Morgen zu vertagen

Weil dann die Welt in and’rem Winkel steht
In neuem Licht, mit immer neuen Wegen
Umrahmt von Sonnenschein und grauem Regen
Und kaltem Wind, der sich beizeiten dreht
Dir Altes, Neues, in die Augen weht
Was dann ein Stück mit dir dort weitergeht

Ich werde lange noch mit dir verweilen
Still atme ich in deinem Hintergrund
Male mit dir die dunklen Wolken bunt
Und will für dich so manches Meer noch teilen
So viele spitze Berge noch beseilen
und heimlich dann mit dir vorübereilen

Ich passe auf dich auf, und meine Hand
Wird dich in schweren Stunden sicher fangen
Wird gespannt und zitt’rig um dich bangen
Und stützen jede frustberiss’ne Wand
Weil nie sie Schöneres auf Erden fand
als dich, in glückbestäubtem Kindsgewand



Die Jugend



Wie jede Jugend geht, so flieht auch deine
aus diesen Zimmern und aus dieser Stadt
und all die kindlich' ungetrübte Reine,
fällt in den Hintergrund, wird trüb und matt.

Und Grübeln malt auf deine Stirne Falten,
wenn von der Welt du und vom Spiegel lernst,
in allen Gliedern sieht man Kräfte walten
und frohes Lachen wandelt oft zu Ernst.

Des Chaos' Bunt wird dunkel abgehangen,
weicht harten Kanten, stilvollem Kontrast
und eh Gedanken sich im Nichts verfangen,
schnürst du Pakete, voll mit fremder Last.

Gebeugt streckst du dem Leben dich entgegen,
nach außen groß und innen noch so klein!
In festen Schuhen lässt's sich schwer' bewegen,
als barfuss noch auf Wiesen dort im Hain.


Nur die Erinn'rung kann noch Flügel schenken,
wenn du beim Gehen mal nach hinten schaust.
Es hilft gewiss, den eig'nen Weg zu lenken,
wenn du auf alten Freuden neu erbaust.



Ein graues Haar



Die Wiege schaukelt langsam aus
keine Hand liegt mehr an ihrem Holz
und lang schon sind die blauen Kissen leer

Der Passant kletterte flink heraus
bedacht' sie noch mit einem Blick voll Stolz
und suchte wackeligen Schritt's nach mehr

Die Schaukel wiegt sich noch am Baum
kein Höhenflug ermuntert sie zum Schwung
seit Langem trägt der Ast nur Blüten mehr

Der Passant fand einen neuen Traum -
die Zeit bleibt lächelnde Erinnerung -
und kehrt beizeiten gerne wieder her

Im rechten Winkel einer Jugend
nisten graue Vögel



Vom Balkone



Draußen spielen Kinder mit dem Leben
wirbeln es lachend und singend umher
stapeln es himmelwärts, legen es quer
als könnt' es nichts Schöneres geben

Die Straße weist bunte Gemälde auf
Träume und Wünsche: ein Auto, ein Hund -
ein Mädchen mit seidenem Erdbeermund
malt dem Dach noch ein Hütchen drauf

Ein Wirren, ein Wirbeln, ein Glücksmoment
den keines der Kinder wohl so sehr erkennt
wie ich, die ich stehe auf grauem Balkon
und spür', dass in anderen Welten ich woh'n

Denn ich winke, rufe, stramp'le und schrei'
um ihnen nur eines zu sagen:
Sie soll'n alles wagen und nichts vertagen!
Doch mein Rat schwebt an ihnen vorbei



Lebensherbst



Wo eben noch ein Lächeln
auf tausend Gänseblümchen tanzte
beben Lippen nun über verdorrtem Gras -
längst hat die Sonn' die weichen Regenbögen
in monotones Blau zurückgeschickt

Ein Trugbild malt sich vor die Augen
flüstert leise "Das Leben ist schön"
doch im Hinterkopf wachsen heimlich
Stadtruinen, aus Zweifeln erbaut
und vielgeschmückt mit leeren Bildern

Durch die Räume eines fliehend' Herbstes
jagt ein Kind nach buntem Schmetterling
der große Schatten wirft


Vom Nicht-erwachsen-sein-wollen



In sternbesetzter, wolkenklarer Nacht
machten wir Pläne, wie damals mit Acht
entflohen dem Tal der Sorgezeiten
und schmückten die glanzgelösten Seiten
der Geschichten, die man über uns schrieb

Wir zeichneten Bilder in Rot und in Blau
stellten die Kummergedanken zur Schau
warfen mit schmerzgetränkten Papieren
und suchten die Freude zu entführen
wenigstens das, was uns von ihr noch blieb

Lachend und tanzend im Fenster aus Glück
konnten wir schillernde Farben seh'n
Es blitzten die Sterne, wir winkten zurück

Das Leben ist schön



Fliederduft



Kindheitsträume sitzen
auf der Schaukel im Garten
leise schwingen sie
hin und her
achtlos vielleicht
zurückgelassen

vielleicht vergessen
oder auch verbannt

Das morsche Holz
bricht Stück um Stück
aus rostgetränkten Ankern
haltlos
unter unsichtbarer Last

Der Fliederbusch
blüht lange schon
mit jedem Frühling neu
und jeden Frühling
altert Traum um Traum

Kinderlachen
hängt als Echo
weit entfernt
in kühler Luft

man sieht hin
man hört weg
und geht fort



Jenes Lachen



Die Jahre
sie verstrichen schnell
zu schnell
um zu begreifen
dass unbeschwertes
Kinderlachen
zu versiegen droht

Zeit rennt
und oftmals
flieht sie gar
unhaltbar
ziehen die Minuten
ihre Runden

Du warst so nah
mit deinen kleinen
später jugendlichen Händen
die in meinen lagen
Tag um Tag
als wir Seit' an Seit'
durch
Wald und Wiesen
streunten

Die Jahre
sie verstrichen schnell
zu schnell
um damals zu begreifen
dass einst gemeinsam'
Kinderlachen
heut nur mehr
in getrennten Herzen
weilt



l'enfance



Das Schiff
einer Kindheit
es gleitet hinfort
mit erinnergungsschwangeren
Segeln
welche straff
dem Ruf der Wellen
willig folgen
entgegen stets
dem immer neuen
Horizont

Am Ufer
vor Jahren
längst ausgestiegen
tasten sich
Hände, Füße
über oft heißen Sand
und suchen Wege
immer neue
in die Zukunft
hinein

Der Blick zurück
erhascht jene Kindheit
die segelt und schippert
dort auf dem Meer
dann scheint es
als winke das alte
dem neuen Glück
hinterher



Bonbonglück



mit süßen Farben
malt ich heut
ein Lächeln
auf Papier
so rosa
lila
bonbonfarben
trug ich's
bis zu dir

auch Apricot
und Himmbeer
Erdbeer
mischte ich hinzu
und spürt'
bei jedem Pinselstrich
so süß
so bist auch du

wenn du lächelst
und dein Lachen
kindlich
durch die Räume schallt
weiß ich
bunte, süße Farben
werden niemals
alt

werden stets
geliebt, genossen
und auch gern genascht -
heut' hab ich
an deiner Seite
süßes Glück
erhascht


Wenn Kleine groß werden



Gestern noch rappelten Füße
tausendfach durch Haus und Flur
Heute sitzen sie gemeinsam
in der Zimmerecke nur

Töpfe schlagen oder singen
ist jetzt einfach nicht mehr "in"
lieber quatscht man fröhlich lachend
sucht nach neuem Jugend-Sinn

Bunte Smarties auf der Torte
Luftballons oder Girlanden?
können selber gar nicht glauben
dass sie sowas schön mal fanden

Schnitzeljadt- und Spielezeit
die ist leider längst vorbei -
Flaschendrehen ist was tolles
Schmusen und auch Knutscherei

Der Musikgeschmack gewendet
Rolf Zuckowski, wer ist das?
tanzen sie zu Rock und House nun
das macht einfach viel mehr Spaß

"Erwachs'ne müssen draußen bleiben"
hängt nun vor der Tür ein Schild
"dürft euch in die Küche setzen
kochen! Oder malt ein Bild"

Heute ist Geburstagsfeier
auch wir Großen war'n mal klein
sitzen schmunzelnd in der Küche
denken nur "so muss das sein"



Freudentag



Eine Pirouette
in der Luft gedreht
und dabei weiche Sonnenstrahlen
auf der Haut genossen
und kühlen Wind
der Haar zerzauste
während Atemwolken
schwebten
wie auch wir
als unser Lachen
durch die Gärten klang

Heute auf dem Trampolin
berühreten wir den Himmel

wir flogen
tanzten, jubelten
und Freude
einzig' Freude
hüllte uns
in warme
Wintermäntel
ein



Regenfreude



Geübt hüpfen die Nachbarskinder
durch die Pfützen, in den Matsch
fröhlich jauchzen sie und lauschen
diesem Plitsch und jenem Platsch

Fangen munter mit der Zunge
im Sprung noch Regentropfen ein
die zergeh'n wie Schokolade
schmecken gar wie süßer Wein

Gelbe Regenjacken schimmern
durch die dichte Nebelwand
Doch der Herbst, er wird ab heute
nun geführt von Kinderhand

Lasst auch ihr doch mal den Regen
einfach nassen Regen sein
schnappt euch Mantel, Hut und Stiefel

es lädt der Herbst zum Planschen ein!

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 28.10.2009

Alle Rechte vorbehalten

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