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Achte auf deine Gedanken,
denn sie werden zu Worten.
Achte auf deine Worte,
denn sie werden zu Handlungen.
Achte auf deine Handlungen,
denn sie werden dein Charakter.
Achte auf deinen Charakter,
denn er wird dein Schicksal.
(Talmud)




1. Nicht so schlimm
2. Ein Schritt.
3. Flucht.


Nicht so schlimm



Der Boden unter meinen Füßen schwebt,
unsere Wahrheit aus einer Lüge besteht.
Du sagst, so schlimm wäre das nicht.
Es dreht sich alles – nur um Dich.

Ich laufe ohne mich umzudrehen.
Ich würde bleiben,
doch bleibe ich stehen, so falle ich.
Du sagst, so schlimm wäre das nicht.
Es dreht sich alles – nur um Dich.

Meine Hände zittern,
doch ist es nicht kalt.
Mein Körper befindet sich in Deiner Gewalt.
Du sagst, so schlimm ist es nicht.
Es dreht sich alles - nur um Dich.

Der Boden unter meinen Füßen zerbricht.
Du sagst, so schlimm ist es nicht,
sterbe ruhig,
sterbe für mich.


Ein Schritt

.

Vielleicht schaffe ich es ja zu gehen. Ein Schritt würde reichen, denn wer geht, der kann auch rennen. Wenn ich also gehen könnte, könnte ich auch rennen. Fort von Dir. Manchmal träume ich davon: Ich ziehe meine schönsten Schuhe an und das Kleid, das ich schon trug, bevor Du zu mir kamst. Meine Haare stecke ich nicht hoch, denn das habe ich nur für Dich getan. Ich trage sie offen und lasse sie mit den Wind fliegen. Ich schaue nicht zurück, sondern nur nach vorn, ich drehe mich nicht um und während ich die ersten Schritte wage, werde ich einfach einen Teil der Liebe die ich für Dich im Herzen trage von mir werfen. Ich fühle mich so leichter. Und auch meine Erinnerungen, den Schmerz, die Angst die ich fühlte, wenn ich in deine Augen sah, schwinden. Denn ich renne fort, fort von Dir und beginne irgendwo neu.
Vielleicht gleich neben an. Auch diese Straßen sind schön. Das konnte ich bis jetzt nur nicht sehen, denn alles was schön sein konnte, warst Du. Zumindest für mich. Was sage ich? Natürlich warst Du auch für dich schön. Vielleicht der Schönste.
Aber! Auch ich bin schön. Ich bin schön, auch wenn Du das nicht so siehst. Ich bin schön, wenn ich lebe. Vielleicht konntest Du das nicht sehen, weil Du mich nicht leben lassen hast, eine Tote lieben wolltest. Dein Heim, mein Sarg. Dein Bett, Du, die Raupe, die einen langsam auffrisst und einem das Gesicht nimmt, bevor man sich wehren kann. Die schöne Tote deren Bild verblasst, weil man nicht mehr so sorgsam wie in den Jahren zuvor mit ihr umgeht. Eine Tote kann nun mal nicht aufstehen und einfach so wegrennen. Sie bleibt liegen und gibt alles was sie jemals wollte der Raupe. Die Liebe.
Doch, eines Tages kommt vielleicht jemand vorbei, der das Grab düngt und Blumen pflanzt. Und dann, dann werde auch ich wieder aufstehen können und fort rennen können. Fort von Dir und deiner Liebe. Fort von deiner Macht, deinen Schlägen, deinen Versprechungen, deinen Erinnerungen, deinen Lügen und deinem Tod. Und dann werde ich Dir zeigen, wie schön ich bin. Denn dann werde ich leben und lieben und frei sein. Und auch ich werde Blumen pflanzen auf längst vergessenen Gräbern, in der Hoffnung noch einige mehr von diesen lebendig vergrabenen Seelen zum gehen ermutigen zu können.


Flucht



Ich renne von hier fort, doch es gibt keinen anderen Ort, an dem es mich hält. Mir gefällt die Welt! Ich schlafe in fremden Armen ein, unabhängig doch nicht allein. Am nächsten Morgen kann ich weiterziehen. Ich besuche Paris, Madrid und auch Berlin. Ich nutze all meine Chancen um in fremde Augen zu schauen, nur mein Herz, das lass ich mir klauen. Ich gebe alles für etwas Zweisamkeit, erwarte kein Gefühl, denn das ginge zu weit. Und nur wenn ich ganz verrückt wäre, dann käme ich zu Dir zurück, doch vielleicht hast Du ja das Glück, dass wir uns wieder sehen. Dann könnte ich Dir etwas von meinen Wünschen erzählen und all den Ängsten die mich quälen, wenn es dunkel ist und die Einsamkeit mich mal wieder auffrisst.
Doch in nächster Zeit muss ich erstmal weitergehen, muss versuchen den Schmerz zu erfassen und die Erinnerungen, Erinnerungen sein zu lassen.
Ich renne von hier fort, hier und dort kann ich mir nicht mehr verzeihen, möchte mir keine Wärme mehr leihen, wenn man sie anderswo umsonst empfangen kann. Doch da stellt sich die Frage, wo fängt Wärme eigentlich an? Es ist einfach, seinen Körper mit einer fremden Person zu teilen, wenn man weiß, man wird nicht verweilen und Gefühle werden unterdrückt. Es ist verrückt, egal wo ich bin, dieses Verlangen geht mir nicht aus dem Sinn. Und doch, verlange ich nicht viel. Die Wahrheit wäre ein möglichstes Ziel. Die Wahrheit die ich jetzt und hier noch nicht nennen mag, eine Art Bestrafung, Tag für Tag. Und so viel Reue verbirgt sich hinter einem einzigen Wort. Wo bin ich zu Hause? Wo ist der Ort, an dem ich den Schmerz zu vergessen vermag und mich keine Sehnsucht mehr plagt, nachdem was ich von mir gestoßen habe? Setzte ich mir doch selbst die größte Narbe in meiner Naivität. Die Vernunft kommt wohl erst wenn die Liebe geht. Drum geh ich auf Reisen. Kleine Motels, verruchte Pub’s, erst das Bier und später ein Schnaps, sollen mir helfen es besser zu verstehen. Drum mach’s gut, ich werde gehen. Ich mag das Leben und auch wenn es mich oft quält, so ist doch das was wir daraus machen, das was zählt. Mir gefällt die Welt! Ich schlafe in fremden Armen ein, unabhängig, doch nicht allein.


© bei der Autorin

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Tag der Veröffentlichung: 09.10.2010

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