Lieber Lewis,
Ich weiß, dass es vielleicht zu unpersönlich klingt, Lieber, Geliebter, Freund, Seeelenverwandter, ich weiß nicht zum ersten mal bin ich ratlos was ich Dir schreiben soll, ich habe Dir so viel zu erzählen.
Wer weiß wann ich jemals wieder etwas zu erzählen habe, werde oder zu schreiben, vor allem Dir zu schreiben. Wer weiß, wann wir uns wiedersehen und überhaupt, vielleicht werde ich bald nur Erinnerung für dich sein, eine die zu kurz war, um sie festhalten zu wollen, so wie dass mit uns, eine Erinnerung an die sich vielleicht keiner mehr erinnern wird, aber ich weiß Du kannst sie fühlen, du kannst sie sehen, Du hast sie erlebt, mit mir zusammen, behalte sie für Dich.
Auch wenn wir ihnen keine neuen Momente hinzufügen können, ist es Wert gewesen sie erlebt zu haben. Sie sind bald nicht mehr. Ich kann nicht glauben, dass es vorbei sein soll, dass wir alle unsere Träume zurücklassen müssen, dass sie zu Staub zerfallen und verwehen. Alles was wir gewesen sind, was wir waren und was wir hätten sein können, zerfallen.
Mir tut es zwar weh Dich so verlassen zu müssen ohne Abschied. Das Einzige was mich tröstet ist das Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft alles läuft nebeneinader, doch treffen tun sie sich allein, in der Erinnerung, da wo auch die Träume geschrieben werden, in der tiefsten Seele, Träume sie sind anders, als das wirkliche Leben, aber genauso wichtig. Sie sind zeitlos. Sie sind einfach da, ich weiß es und Du weißt es auch, sie sind hier, sie waren immer da, wie die Zeit, auch jetzt noch.
Zeit spielt keine Rolle, denn wir werden uns wiedersehen, egal wann, egal wo, ich werde da sein und Du wirst da sein und alles wird, wie immer sein. Vergiss nicht, ich bin da, wie die Zeit und dann dreht sich das Leben weiter, unser Leben.
Unsere gemeinsame Zeit.
Deine Selma
Lichterloher Schein
Als ich dich damals sah
wusste ich du bist mir so nah.
Es ist wunderbar
alles war so klar.
Ein lichterloher Schein inmeinem Herzen
ich ertrage keine Schmerzen.
Lass mich bloß nir mehr im Regen stehen,
denn ich werde niemals ohne dich gehen.
Gedanken vergehen
doch warum darf die Liebe nicht bestehen
muss alles so enden
ich wünschte es würde niemals enden.
Selma
Liebe Selma,
Diese Zeilen schreibe ich Dir in dem Glauben, dass wir uns nie mehr wiedersehen. Ich wieß und Du weißt es auch,dass nicht alle unsere Träume und alles woran wir geglaubt haben in Erfüllung geht, vermutlich niemals gehen wird, einiges mussten wir zurücklassen.
Sieh dem nicht mit Bitterkeit entgegen.
Alles zerfällt irgendwann, so wie Staub zerfällt, so zerfällt Materiales und Immateriales. Häuser zerfallen, Bäume zerfallen, Welten zerfallen, Glauben zerfällt, Menschen zerfallen, alles zerfällt, aber Du bist noch nicht zerfallen, selbst wenn du das denkst. Denk das nicht. Zum Schluss bleibt Dir nur der Hass und die Wut auf alles und jeden.
Weißt du noch von den Geschichten, denen ich Dir erzählt habe als wir Kinder waren zum Beispiel von den ungleichen Schwestern. Und die anderen Geschichten über Freundschaft, Misserfolg, Mut, Trauer, Schmerz, Angst, Familie, Loyalität, Hoffnung, Glaube, Liebe, Leben und Tod.
Diese Geschichten sind letzten Überbleibsel unserer Kindheit, um ehrlich zu sein, sie begleiten mich, nie bin ich müde geworden an sie zu denken oder mich an sie zu erinnern, wie an Dich, Du bist immer mit dabei.
Genau wie wir uns damals begegnet sind. Nichts hätte mich auf diesen Moment vorbereiten können. Deine Augen leuchteten im Tageslicht, als sie die meinen trafen. Da war keine Schüchternheit, in dem Lächeln, dass deine Augen umspielte und die Farbe Deiner Augen tanzen ließ. Wie verloren ich in diesem Moment war, der mich zu diesen Ort brachte und und zu Dir.
Tut mir Leid, dass ich in Erinnungen schwelge, aber Abschied fällt immer schwer, ohne den Glauben an Hoffnung zu verlieren. Du hattest Recht mit allem, was Du in deinem Brief geschrieben hast. Zeit spielt wirklich keine Rolle.
Irgendwann ist so oder so Schluss.
Immerhin haben wir an etwas geglaubt. Das bleibt uns erhalten, für immer und länger.
Deine Geschichte, unsere Geschichte.
Alles was ich sagen kann, ist Bald, dann.
Dein Lewis
Da ist kein Gut und Böse.
Keine Vergangenheit, keine Gegenwart, keine Zukunft, gar nichts, nur die Zeitlosigkeit, die sie zurückgelassen hat, sie und das bisschen Glück, dass ihm unveränderlich blieb.
Nichts war unveränderlich.
Und sie war zeitlos, sie war immer präsent, wo auch immer er war, wo auch immer sie war und sein wird.
Die ungleichen Schwestern konnten sie nicht trennen
Leben und Tod waren machtlos gegen so eine Liebe, die noch mehr verinnerlichte, als Liebe....
Aus dem Roman Die ungleichen Schwestern
von Lewis Finnmann
Tag der Veröffentlichung: 25.01.2009
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Briefe sind mehr als Briefe, sie sind Erinnerungen an alles Kluge und Schöne, dass man schriftlich mitteilen kann und konnte.