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Personen in diesem Buch



Dustin: Ein 24jähriger Mann, dessen Leben durch einen Verkehrsunfall zerstört wird. Er ist der Sohn von Regina und Jürgen Thierbach und der Lebensgefährte von Jana Saabe. Beide sind glücklich verlobt.

Yvonne: Adoptivtochter von Jürgen und Regina Thierbach. Ihre große und heimliche Liebe ist ihr Stiefbruder Dustin, der jedoch mit Jana zusammen ist.

Regina: Mutter von Dustin und Stiefmutter von Yvonne. Mit Mann Jürgen glücklich verheiratet. Befürwortet die Liebe zwischen ihren beiden Kindern nicht. Will mit ihnen brechen.

Jürgen: Mann von Regina, Vater von Dustin und Stiefvater von Yvonne. Er stirbt daran, dass er beide Kinder durch die Liebe verloren hat.

Sylvia: beste Freundin von Yvonne in Berlin. Mutter von Carl! Liebt ihren verstorbenen Mann immer noch sehr. Kommt später jedoch mit Tim zusammen.

Tim: Verehrt Yvonne, da diese doch nicht weiter an ihm interessiert ist, heiratet er später Sylvia und zieht mit ihr und seinen beiden Kindern in die Staaten.

Jana: Dustins Freundin, die zu ihm hält, als er im Rollstuhl sitzt. Stirbt an einem Verkehrsunfall.

Carl: Sohn von Sylvia und Harald ihrem verstorbenen Mann. Sieht in Yvonne mehr seine Mutter, als in Sylvia. Halbbruder von Christian und Maya

Christian: Sohn von Tim und Sylvia; Halbbruder von Carl. Bruder von Maya

Jana: Dustins und Yvonnes Tochter, die mit 6 Jahren mit ansehen muss, wie ihr Vater stirbt. Schwester von Amber und Halbschwester von Kathrin.

Amber: zweite gemeinsame Tochter von Dustin und Yvonne; Schwester von Jana und Halbschwester von Kathrin. Sie ist die beste Freundin von Sylvias Tochter Maya

Kathrin: Tochter von Yvonne und Bastian. Wächst in Deutschland auf.

Bastian: Er liebt Yvonne abgöttisch, will mit ihr zusammensein, doch denkt, dass er Dustin die Liebe zu ihr schuldig ist. Später finden die beiden zueinander und bekommen Kathrin, ihre gemeinsame Tochter.


I. Der Kampf ums Überleben
Es war ein ganz normaler Freitag im März, als Dustin sich mit seinen Kumpels auf einer Party vergnügte. Bastian, sein bester Freund feierte den 24. Geburtstag und gleichzeitig die bestandene Motorradprüfung. Als Dustin merkte, dass es schon 2 Uhr war, geriet er in Panik. Er war zwar 24, doch er wohnte bei seinen Eltern und hatte ihnen versprochen gegen 0 Uhr zu Hause zu sein. Sein Freund bot ihm an, bei ihm zu schlafen, doch Dustin setzte seinen Willen durch, obgleich er betrunken war. An einer Kreuzung am Stadtrand passierte dann der Unfall. Ein Fahrer kam von links angerast und fuhr Dustin in die Seite seines nagelneuen Pkws. Dieser Fahrer drückte das Auto gegen einen Baum. Er selbst wurde nur leicht verletzt, doch Dustin schwebte in Lebensgefahr. Ein Krankenwagen wurde gerufen und fuhr die beiden Männer ins Krankenhaus. Der Fahrer wurde bereits am nächsten Tag entlassen. Dustin musste operiert werden. Er hatte 4 Rippen gebrochen und einen Wirbelbruch. Nach einer siebenstündigen Operation kam er für mehrere Wochen auf die Intensivstation.
Er war bewusstlos und kam erst 3 Tage nach dem Unfall zu sich. Ein Arzt kam an sein Bett. Es war die Aufgabe des Arztes, ihm diese schreckliche Nachricht zu überbringen. Dustin war an viele Geräte angeschlossen und mit Schläuchen verbunden, durch die er Beruhigungs- und Schmerzmittel zugeführt bekam.
„Was ist passiert?“ Das waren seine ersten Worte, als er aufwachte.
„Ihre Freundin kann es Ihnen erzählen, sie ist gerade eingetroffen“. Der Arzt sah beunruhigt aus, doch insgeheim war er froh, dass er nicht die schreckliche Nachricht überbringen musste.
Jana stand in der Tür und schaute den Arzt traurig an. Sie sollte ihm sagen, was passiert ist. „Süße“, sagte Dustin leise. Mehr konnte er nicht sagen, er war zu schwach.
„Dustin!“ begann Jana langsam. „Du hattest einen Unfall auf dem Heimweg, vor 3 Tagen, nach Bastians Party“. „Du..., Ich weiß nicht wie ich es dir sagen soll“
„Was ist passiert? Warum spüre ich meine Beine nicht?“ fragte Dustin verständnislos.
„Du hattest einen Bruch an der Lendenwirbelsäule, du...“
Sprich nicht weiter, ich weiß, dass ich nie wieder laufen kann, ich spüre es!“
Jana umarmte ihn und redete ihm gut zu. Sie liebte ihn, egal was passiert war. Dustin wusste nicht, was er sagen sollte, der Boden wurde ihm unter den Füßen weggezogen. Er spürte die Leere in seinem Körper, endlose Leere. Für immer im Rollstuhl …kein normales Leben mehr… nie wieder laufen. Jana wurde klar, das sich das Leben der beiden jungen Leute für immer ändern würde. Doch das junge Mädchen gab die Hoffnung auf eine vollständige Heilung nicht auf und war die einzige, die einen klaren Kopf behielt.

Jana
Als ich ihn dort liegen sah, dachte ich er ist tot. Ich habe die letzten drei Tage nicht geschlafen. Jede Nacht habe ich an seinem Bett gewacht. Ich hoffte und bangte, dass er aufwacht, doch er lag steif im Bett und rührte sich nicht. Auf die andere Art war ich feige, ich hatte Angst vor dem Moment, in dem er aufwachte und ich ihm endlich sagen musste, dass er für immer gelähmt sein wird. Was passierte, wenn er es erfuhr? Will er mich dann nicht mehr? Ich kann es ihm nicht verheimlichen, der Arzt sagt, dass ich es ihm sagen muss, ich muss die bittere Wahrheit aussprechen. Ich weiß nicht, wie ich die letzten Tage überstanden habe. Warum bin ich auch nicht mit zu dieser Party gegangen, ich habe ihn im Stich gelassen. Es ist einzig und allein meine Schuld, doch das wird Dustin nie erfahren. Nie werde ich ihm sagen, dass ich an diesem Abend bei Maik war. Maik ist ein Freund von mir, wir hatten eine Affäre, doch das war vor dem Tag, an dem ich Dustin am Bahnhof getroffen habe. Maik ist nicht mehr als ein Freund, der in der Not für mich da ist. Damit muss ich selbst lernen umzugehen, die Schuld, sie bedrückt mich. Warum kann ich nicht an seiner Stelle sein, wenn er wüsste, was ich in diesem Moment denke, würde er mich hassen. Ich muss jetzt zu ihm stehen und ich wüsste nicht, wie ich das ohne Maik schaffen würde. Ich bin eine starke Frau, das haben mir schon viele Leute gesagt, doch ich weiß nicht, ob das stimmt. Warum gibt es ein Schicksal?

Dustin
Warum musste ich in dieser Nacht unbedingt nach Hause fahren, ich mache mir strenge Vorwürfe. Nicht weil ich mein Leben zerstört habe, irgendwann bekomme ich das auf die Reihe, doch dass ich Janas Leben auch auf dem Gewissen habe, damit werde ich nie leben können. Sie muss jetzt bis ans Ende ihrer Tage mit einem Rollstuhlfahrer zusammen sein. Ich würde mich nicht wundern, wenn sie mich verlassen würde. Manchmal wäre ich dankbar. Sie soll nicht nur aus Mitleid mit mir zusammen sein, nein, sie soll mich lieben, wie vor dem Unfall oder Schluss machen. Es ist eine Belastung. Sie macht alles für mich. Wenn ich es versuche, dann glückt es mir nicht. Ich kann nicht mehr laufen, ich bin für immer ein Krüppel. Warum muss das Leben so kompliziert sein? Warum gibt es ein Schicksal?

II. Irgendwie muss es weiter gehen
Einen Monat nach dem Unfall wurde Dustin auf die Station verlegt. Jede freie Minute verbrachte Jana im Krankenhaus bei ihrem Freund. Sie war Lehrerin und nahm sich jeden Nachmittag frei, um Dustin zu besuchen. Sechs Wochen musste er im Krankenhaus bleiben, dann begann eine harte und schmerzliche Therapie. Ein Leben im Rollstuhl war für ihn unvorstellbar, deshalb verließ ihn der Lebensmut und er machte sich schwere Vorwürfe sein Leben und das von Jana zerstört zu haben. Der Therapieplatz war an der Ostsee, 540 Kilometer von seiner Heimatstadt Gera entfernt. Jana nahm einen Full-Time-Job an einer Schule in Gera an. Doch die Wochenenden verbrachte sie bei ihrem Geliebten. Sie hatten wunderbare Zeiten zusammen und die Liebe zwischen den beiden flammte neu auf. Dustin fand wieder neuen Lebensmut. Doch immer wenn die Wochenenden vergangen waren und Jana wieder mit dem Zug nach Gera zurückfuhr, wurde der junge Mann von Einsamkeit geplagt. Er hatte Angst, dass Jana ihn betrügen könnte und er dann ganz allein wäre. Die Wochen in der Klinik waren lang. Er lernte mit dem Leben im Rollstuhl umzugehen. Im Mai war der Aufenthalt in Kühlungsborn beendet. Das junge Ehepaar musste mit dem normalen Leben zurechtkommen. Beide litten unter den neuen Bedingungen. Jana half wo sie nur konnte, besorgte sogar eine Wohnung für sich und ihren Freund. Sie liebte Dustin über alles, doch er war sich nicht mehr so sicher, ob er sie noch wollte. Es belastete ihn, dass Jana öfters mit Freundinnen unterwegs war und er, statt zu seinen Kumpels zu gehen, den Abend vor dem Fernseher verbrachte, weil die Treppe bei Bastian unüberwindbar war. Sie sollte nicht mit ansehen, wie er litt. Er fühlte sich minderwertig und zweifelte an ihrer Liebe. In manchen schlaflosen Nächten, stellte er sich vor, wie Maik auf sie wartete und sie küsste, wie er mit ihr schlief und in sie eindrang. Manchmal hörte er sie rufen: „Maik, ich liebe dich mehr als mein Leben“. Sie sollte nicht aus Mitleid mit ihm zusammenbleiben. Würde Jana sich etwa wieder in Maik verlieben, weil er nicht im Rollstuhl saß? In furchtbarer Angst verbrachte er schlaflose Nächte. Er war enttäuscht von der Frau, die er am meisten liebte, doch auch von sich und seinen Zweifeln. Mit der Zeit lernte er jedoch mit der Situation umzugehen und nahm sogar einen Halbtagsjob in einem Büro in der Nähe seiner Wohnung an. In einer stürmischen Nacht nahm Jana allen Mut zusammen und fragte ihm: „Willst du mich heiraten?“ Sie wusste nicht, wie er reagieren würde, doch sie wünschte sich, er würde „ja“ sagen. Dustin wusste nicht, was er sagen wollte. Nie wieder wollte er an der Liebe zu dieser Frau zweifeln. „Ja“ flüsterte er nach einigen Minuten. Jana war schon wieder eingeschlafen. „Ich will dich heiraten“. Zwei Wochen später standen beide vorm Standesamt und gaben sich das „Ja-Wort“. Sie waren sehr glücklich, trotz des grausamen Schicksals, welches sie in dieser Zeit verfolgte.

Jana
Als ich so neben ihm lag, wusste ich, dass jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Ein Zeitpunkt, den ich nie und nimmer im Leben haben werde. Ich liebe diesen Mann und ich weiß, wenn ich ihm jetzt nicht sage, dass ich ihn heiraten will, dann wird er an meiner Liebe zu ihm zweifeln. Wir haben ein hartes Schicksal hinter uns, doch wir können neu beginnen. Neu mit dem Leben und neu mit der LIEBE. Mein Leben hat sich so verändert, als ich ihn am Bahnhof kennen gelernt habe. Noch nie habe ich richtige Liebe erlebt, vor dem Tag, an dem ich Dustin getroffen hatte. Einige Affären, wie mit Maik, ja, doch Liebe war für mich ein neues Wort. Liebe, klingt, wie ein Luftballon, der hoch zum Himmel steigt. So wohlgeformt und rund. Ich liebe diesen Mann.

Dustin
Ich war so überrascht, dass Jana mir einen Heiratsantrag machte. Ich war es nicht gewohnt, dass eine Frau die Initiative ergreift. Doch von Jana war ich mehr solche spontanen Aktivitäten gewohnt. Ich liebe sie. Sie ist das einzige, was mich nach dem Unfall ans Leben gefesselt hat. Sonst hätte ich aufgegeben. Ohne sie, ein Leben, kann ich mir seit dieser Minute in unserem Ehebett nicht mehr vorstellen.

III. Ein Schicksalsschlag nach dem Anderen
Nach einigen Monaten des Glückes überschattete ein nächster Schicksalsschlag die Familie Thierbach. Jana hatte einen Autounfall. Dustin fuhr ins Krankenhaus. Alles erinnerte ihn an die schrecklichen Tage nach dem Unfall. Nun war er es, der Stunden an ihrem Bett saß und betete, dass sie endlich aufwachte. „Dustin“. Er erschrak, legte jedoch seine Hand auf ihre. „Ich liebe dich und ich werde immer bei dir sein, jedoch nicht in diesem Leben“. Er zog seine Hand weg und fing an zu weinen. „Nie werde ich dich wieder hergeben, hörst du, nie“. „Doch der Tod kann uns trennen, aber sonst nichts. Was ist mit dem Baby, lebt es...“. Dustin erschrak. „Du bist..., warum hast du mir nichts davon erzählt“. Sie weinte bitterlich. „Ist OK, streng dich nicht so an, bitte.“ Er holte einen Arzt und fragte nach der Schwangerschaft. „Sie hat das Baby im Unfallwagen verloren, wir konnten es nicht retten, sie hat zuviel Blut verloren.“ „Dustin ging zu seiner Frau zurück. Mit dem Baby ist alles in Ordnung, sagte er. „Dann bitte kümmere dich um das kleine!“ Nach diesen Worten starb sie in den Armen ihres Mannes.
Dustins Lebensmut war völlig verblichen. Es war das letzte, was er ihr ermöglichen konnte. Sie ist in Frieden gestorben, weil sie dachte, dass es dem Kind gut geht.
Regina bestand darauf, dass ihr Sohn wieder bei seiner Familie einzog. Ganz zur Freude seiner jüngeren Schwester, die schon seit einiger Zeit in ihren Stiefbruder verliebt war. In den Wochen nach dem Tod seiner Frau, wurde Dustin immer stiller und zog sich mehr den je in sein Zimmer zurück.
Nie wieder, so schwor er sich eines Abends, würde er eine Frau an seiner Seite dulden. Drei Jahre sind vergangen, seit er Jana am Bahnhof kennen gelernt hatte. Beide wussten noch am gleichen Tag, dass sie zusammengehörten. Nie wieder würde diese wunderbare Zeit zurückkehren.
„Hallo, können Sie mir bitte sagen, wie spät es ist?“
„10 Minuten nach 3“.
„Mein Zug hat schon wieder Verspätung“.
„Wohin soll's denn gehen?“
Dann erzählte sie ihm alles. Sie studierte in Jena – Lehrerin im dritten Studienjahr. Der Zug kam erst 20 Minuten später und so wussten die beiden, dass sie sich bald wieder sehen würden. Dustin lud sie nach Hause ein. Die Liebe der beiden war vor dem Unfall schon unendlich groß. Er hörte die Worte jeden Tag wieder. Dustin schaute ihr in die Augen und verliebte sich augenblicklich in die junge Frau. Nach 4 Wochen zog Jana in Dustins Elternhaus ein. Beide wussten, wie ernst es ihnen war. Doch eines war ihm klar: „Die Erinnerung konnte ihm keiner nehmen. Die Nächte waren unerträglich, Alpträume plagten ihn. Oft weinte er sich in den Schlaf und sah Jana vor sich. Ihre Augen, ihren Mund und der trostlose Blick, als sie am Krankenbett stand und ihm erklärte, wie sein Zustand war. Er hörte auch die Worte des Arztes: „Es ist zu spät, wir konnten nichts mehr für Ihre Frau tun, es tut mir Leid“. Dustin schwebte nur noch in seinen Erinnerungen.
Die Realität rückte Tag für Tag weiter in die Ferne. Wenn Jana ihn schon nicht haben konnte, sollte es auch kein anderes Mädchen können. Seine Eltern und vor allem seine jüngere Schwester Yvonne machten sich große Sorgen um ihn. Als die Geschwister kleiner waren, hatten sie sich alles erzählt, deshalb wollte Yvonne nicht verstehen, warum ihr Bruder sich nach dem Unfall so verändert hatte. Alle versuchten ihm zu helfen, doch keiner konnte es ihm recht machen. Mit Frust und nach einem Streit mit Yvonne verließ er die Wohnung. Alle machten sich Gedanken, was nun wirklich mit Dustin los war. „Du kannst immer auf mich zählen’’, waren Yvonnes letzte Worte, bevor er zur Tür hinausfuhr. Bastian, sein bester Freund hatte sich verändert. Er beschuldigte sich für den Unfall. Man merkte, dass er nicht mit Dustins Zustand zurecht kam und versuchte ihm zu helfen, es gelang ihm jedoch nicht, weil er mit sich selbst nicht mehr im Klaren war. Nach einem zweistündigen Gespräch der beiden fuhr Dustin nach Hause zurück. Yvonne war in ihrem Zimmer eingeschlafen. Sie lag in den letzten Nächten wach und grübelte über die Zukunft und ihre Liebe zu Dustin. Er schlich sich in ihr Zimmer und überraschte sie. Verschlafen starrte sie ihren Bruder an. Beide fielen sich in die Arme. Es war an der Zeit, dass er mit dem Schmerz umzugehen lernte.
Die beiden Geschwister fanden wieder zueinander und wurden ein Herz und eine Seele. Doch an einem Freitag im April sollte sich alles ändern. Yvonne, die sich in letzter Zeit mehr um ihren Bruder, als um die Schule kümmerte, bekam einen Schwächeanfall. Sie besuchte die 10. Klasse der Realschule und konnte es kaum erwarten nach ihrem Abschluss ins Großstadtleben von Berlin einzutauchen. Ein Schultag ist ein verlorener Tag, das war das Motto von Yvonne. Auch an diesem Freitag ließ sie sich nach Hause schicken. Dustin, der inzwischen vom Büro zu Hause war, schaute nach ihr und fragte sie, was passiert ist. Er wollte nur ungern sein Date mit Bastian wegen ihr absagen. Yvonne schaute mit müden Augen vom Bett auf: Mir geht’s heute nicht so gut, ich fühle mich so schlapp.“ „Warte, ich rufe einen Arzt“, entgegnete ihr Dustin. Ich muss mit dir reden, schluchzte Yvonne los. „Ich liebe dich“... und dabei weinte sie so heftig, dass Dustin sie in den Arm nehmen musste. „Du weißt doch, wie groß meine Liebe zu Jana ist und wie soll ich meine Schwester lieben können? Es ist verboten die eigene Schwester zu lieben, das weißt du. Werfe dein Leben nicht an mir weg, das hat Jana schon getan, sondern suche dir einen Freund, der nicht ...“ „Der nicht im Rollstuhl sitzt… meinst du das etwa, ist es das, was dir Bedenken macht?“ Yvonne nahm seine Hände und die beiden küssten sich. Dann stieß Dustin sie heftig weg, so heftig, dass sie hinstürzte. Sie konnte nicht mehr, ihr war inzwischen alles egal, auch Dustin. Er war der einzige Mann, den sie liebte, doch leider war sie die einzige, die davon überzeugt war. Nie würde er seine Schwester im Stich lassen. Da geschah es, er versuchte sich ohne den Rollstuhl fortzubewegen. Yvonne staunte, als sie sah, was Dustin da versuchte. Er konnte zwar nicht laufen, doch er stand auf seinen Beinen. Sie glaubte, sie träumte. „Dustin was tust du da?“ fragte sie verblüfft. Er versuchte die Beine zu bewegen, doch er fiel. Es funktionierte nicht, jedoch sein Lebensmut kam an diesem Tag zurück.
Yvonne wollte sich selbst davon überzeugen. Sie suchte am nächsten Tag einen Arzt auf. Der Arzt entmutigte sie. Seine Worte waren: ,,Wenn man einen Bruch an der Wirbelsäule hat, bei dem alle Nervenbahnen durchtrennt sind, muss man froh sein, dass ihr Bruder sich so bewegen kann. Seien Sie froh, dass er die Arme noch bewegen kann und das der Bruch nicht an der Halswirbelsäule ist!“ Yvonne stürzte nach Hause. Sie durfte es ihm auf keinen Fall sagen. Nie würde er erfahren, was der Arzt an diesem Tag zu Yvonne gesagt hatte. Nie! Das konnte sie ihrem Bruder nicht antun. Er würde wieder in die endlose Trauer verfallen und sich gehen lassen, wie nach Janas Tod. Doch konnte sie ihrem Bruder verheimlichen, wie es wirklich um ihn stand? Sie war verwirrt und nach einem langen Gespräch mit ihrer Freundin Lisa, wusste sie, dass sie es ihm nicht sagen konnte.

Regina
Ich sorge mich so um Dustin, mein Großer, wird er jemals mit dem Tod von Jana zurechtkommen? Nie habe ich gedacht, dass es ihm so schwer fallen würde, von ihr Abschied zu nehmen. Ich hoffe, dass Yvonne ihn aufmuntert. Doch wird sie ihm wehtun, ich weiß wie Yvonne manchmal ist, sie will etwas machen und trotzdem geht alles schief. Doch ich komme nicht mehr an meinen Sohn heran. Er verbrachte die letzten 3 Wochen in seinem Zimmer und kam nicht heraus. Sämtliches Essen verweigert er und den Halbtagsjob hat er auch geschmissen. Was soll ich nur machen?

Yvonne
Dustin ist meine große Liebe, doch er lässt mich nicht an sich heran. Er hat mich weggestoßen. Einfach so, ohne sich bei mir zu entschuldigen. Was denkt er sich eigentlich. Wenn ich daran denke, dass er mein Bruder ist, wird mir übel. Vielleicht bin ich ja auch schwanger. Nie hätte ich mich mit Tobias einlassen sollen, nicht mit 16. Wenn ich jetzt ein Kind bekomme, dann werde ich Dustin nie heiraten können, doch das kann ich auch so nicht, weil ich seine Schwester bin. Nie habe ich einen anderen geliebt, als Dustin. Das weiß ich jetzt, obwohl er seiner Jana immer noch nachtrauert. Ich habe Jana nicht sonderlich gemocht. Im Gegenteil: Immer musste sie die kluge Freundin spielen. Sie war ja 10 Jahre älter als ich. Im Allgemeinen frage ich mich, was Dustin an ihr fand, wo es doch solche Frauen gibt wie mich.

Dustin
Ich wollte mir einige Male ein Ende setzten, doch das konnte ich Yvonne nicht antun, sie ist die wichtigste Person in meinem Leben geworden. Nie hätte ich gedacht, dass sie mich liebt. Immer waren wir nur Freunde gewesen, die sich gegenseitig unterstützt und oft auch vor den Eltern gedeckt haben. An Liebe hatte ich dabei nie gedacht. Doch das Gefühl von einem Menschen geliebt zu werden, genieße ich. Ich will sie spüren, wissen, wie es ist, sie in den Armen zu nehmen, Doch jetzt ist es noch zu früh. Der Tod von Jana war erst vor einigen Monaten. Ich brauche noch Zeit.

IV. Ein neues Leben in Berlin
Die beiden Geschwister waren trotz des Geheimnisses, welches Yvonne seit dem Tag, an dem sie beim Arzt war, mit sich trägt, unzertrennliche Freunde. Doch bald würde Yvonne ihre Lehrstelle in Berlin antreten und die Stadt verlassen. Was wird dann aus Dustin? Yvonne wusste, dass sie die große Liebe ihres Lebens niemals im Stich lassen könnte. Sie würde lieber im größten Kaff der Welt mit ihrem Liebsten zusammen sein, als allein in der Großstadt Berlin.
Es war ein heißer August. Yvonne hatte die 10. Klasse ausgezeichnet bestanden. Sie wollte nun in Berlin ihre Pläne vom Leben verwirklichen. Doch sie ließ Dustin nicht im Stich. Sie bot ihm an, sie zu begleiten und schaffte es, ihn zu überzeugen. Beide mieteten sich in einem Hotelzimmer ein, bis sie eine Unterkunft gefunden hatten. Sie hatten Schwierigkeiten, eine geeignete und bezahlbare Wohnung zu finden, wer will schon einen Behinderten im Haus haben. Doch die beiden ließen sich nicht so schnell unterkriegen.
Yvonne kam eines Abends spät mit guter Laune nach Hause. „Wir haben es geschafft!“ jubelte sie Dustin schon von weiten zu, „nun müssen wir nicht mehr das teure Hotelzimmer bezahlen. Für 600¤ im Monat haben wir 2 Zimmer und eine kleine Küche mit Bad. Das Haus hat sogar einen Aufzug. Im Stadtkern, nur 5 Minuten vom Alexanderplatz entfernt“. „Ich habe auch Neuigkeiten für dich, Schwesterchen, wenn ich dir zur Miete dazulegen soll, brauche ich eine Arbeit, diese habe ich gefunden. Einige Straßen weiter ist eine Agentur, die dringend einen Assistent suchen. Sie haben sich für mich entschieden.“ Beide schliefen in dieser Nacht glücklich und zufrieden nebeneinander ein. Es ist toll, wenn man jemanden hat, der einem hilft, dachten beide. Yvonne fuhr nun jeden Tag mit der U-Bahn zu ihrer Lehrstelle als Designerin und Dustin zu seinem Job in der Agentur. Alles schien zufrieden, doch der Schein trügt. Yvonne lernte nämlich einen Mann kennen, der ihr gleich am ersten Tag sympathisch war. Tim verliebte sich in Yvonne und wollte mit ihr zusammenziehen. Doch sie war nicht einverstanden. Das ging ihr alles zu schnell. „Ich weiß wohin ich gehöre, nicht zu Tim, sondern zu Dustin“, dachte sie eines Nachts, als sie wach lag und über die Zukunft grübelte. Sie suchte Dustins Nähe, nichts war unangenehmer, als den ganzen Tag bei ihm zu sein und ihn nicht berühren zu dürfen.
Tim war sehr einfühlsam, er versuchte Yvonne zu verstehen. Das junge Mädchen überlegte hin und her. Doch sollte sie wegen einem Jungen, den sie erst ein paar Wochen kannte, Dustin, ihren heiß geliebten Bruder im Stich lassen? Sie beschloss für Dustin eine Freundin zu suchen. Obwohl es ihr schwer fiel die Liebe zu ihrem Bruder zu unterdrücken, wusste sie, dass Dustin nie mit seiner Schwester liiert sein könnte. Der Tod von Jana lag über ein Jahr zurück und Yvonne wusste schon, wie sie vorgehen wollte. Sylvia, ihre Arbeitskollegin war 24 Jahre und die tollste Frau, die sie in ihren jungen Jahren jemals kennen gelernt hatte. Sie war Single, hatte jedoch einen 3jährigen Sohn, den sie über alles liebte. Eines Abends lud Yvonne Sylvia und Tim ein. Zu viert verbrachten sie einen tollen Abend. Auch Ihr Sohn Carl war dabei. Dustin erinnerte sich, dass er mit Jana auch immer ein Kind haben wollte, doch nie eins bekam, weil Jana und das ungeborene Kind ums Leben gekommen sind. Diese Frau faszinierte Dustin sehr, obgleich sie Jana nicht im Geringsten ähnelte. Er musste sie einfach wieder sehen. Doch als Yvonne erfuhr, dass Sylvias Lebensgefährte auch vor einigen Monaten ums Leben gekommen war, wurde sie vorsichtiger. An einem stürmischen Nachmittag im März führte sie eine lange Unterhaltung mit Dustin. Sie sprachen über Tim und dass Yvonne bald mit ihm zusammenziehen möchte. War ihre Liebe zu Dustin nur eine Schwärmerei? Nein, es tat zu weh, ihn mit Sylvia zu sehen. Doch sie hätte nie eine Chance bei ihm. Sie würde gegen die Gesetze verstoßen und das letzte, was sie wollte, wäre, dass Dustin ins Gefängnis kommt. Und das käme er, wenn es rauskommen würde.
Sie wollte von Dustin wissen, was er von Sylvia hält und erfuhr, dass sie Dustin nicht egal war, doch wollte sie einen Freund haben, der nicht einmal laufen kann? Yvonne war ratlos. Sie konnte es Dustin nicht sagen. Weder ihre Bedenken zur Beziehung mit Dustin, noch Sylvias Bedenken über seine Krankheit. Als sie das Gespräch gerade beenden wollten, klingelte es. Dustin öffnete und vor ihm stand Sylvia, die Frau, die er unbedingt wieder sehen wollte. Sie wollte mit Yvonne über ihr neues Designprojekt sprechen und war sehr aufgebracht. „Ich habe mir den Rest des Tages frei genommen, Carl ist bei meinem Vater, er wohnt nur 5 Kilometer entfernt, dank meinem neuen Auto schaffe ich das in einer Viertelstunde. Sie schaute Dustin träumerisch an und fragte ihn, wie alt er denn sei. „Dustin ist auch 24 wie Sie“, lächelte Yvonne. Ihr wärt ein tolles Paar, nicht war, Sylvia? Ich… „Dustin schaute seine Schwester zornig an und schrie: ,,Ich sitze zwar im Rollstuhl, doch meine Meinung äußere ich immer noch selbst, merke dir das. Ich kann selbst sagen wie alt ich bin und verkuppeln brauchst du mich schon gar nicht, lass mich endlich in Ruhe, ich liebe nur Jana, nie werde ich sie mit einer anderen Frau betrügen und schon gar nicht mit dir, wenn du das denkst“. „Man, Jana ist tot, kapier das endlich, oder willst du in 20 Jahren immer noch trauern? Fang endlich ein neues Leben an, hier in Berlin, ich…!“ Das war für Dustin zu viel, er fuhr aus dem Wohnzimmer und ließ die beiden Damen sitzen. Yvonne schämte sich vor Sylvia und versuchte die ganze Sache zu überspielen. Doch diese sagt zu ihrer Überraschung: ,,Du hast Recht, Dustin und ich passen gut zusammen, doch wenn er nicht will, niemand kann ihn zwingen. Ich finde auch wieder einen Freund. Außerdem sitzt er im Rollstuhl, ich weiß nicht, ob ich damit umgehen könnte, das weißt du ja schon“. Yvonne schaute sie traurig an und erzählte ihr von dem letzten Gespräch mit Dustin. Sie versuchte ihr zu erklären, was Dustin über Sylvia erzählte. Das er sie näher kennen lernen möchte und so weiter. Bevor sich Sylvia verabschiedete, ging sie noch einmal zu Dustin, um mit ihm zu sprechen. Doch er ließ sie nicht an sich heran. Dustin war stur und wollte niemanden anderen als seine Jana lieben. Nach einiger Zeit änderte sich jedoch einiges.

Dustin
Berlin – Verliebt in Berlin, so ein Scheiß, ich schwor mir an ihrem Grab, nie eine andere Frau als Jana in meinem Leben zu lieben. Trotzdem ist es passiert und das, nach knapp anderthalben Jahren. Wie kann ich nur so selbstgerecht sein – egoistisch. Doch Sylvia ist so attraktiv, mit ihren kastanienbraunen Haaren und den dunklen Augen. Wenn sie lächelt geht die Sonne auf. Eigentlich bin ich nur wegen Yvonne mit nach Berlin gekommen und ich werde auch nur sie lieben, wenn ich soweit bin, nie werde ich mit Sylvia schlafen, nur eine platonische Liebe. Ich werde ihr sagen, dass der Tod von Jana noch an mir frisst. Warum ausgerechnet Yvonne? In einigen Monaten werde ich ihr sagen, dass ich nicht ihr leiblicher Bruder bin. Doch ich brauche Zeit, Janas Tod zu verarbeiten. Hier in Berlin ist es leichter, denn ich habe nicht so viele Erinnerungen, wie in Gera. Trotzdem werde ich Jana immer lieben.

Sylvia
Ich bin fest davon überzeugt, dass Dustin mich nicht liebt und auch nie geliebt hat. Außerdem weiß ich nicht, ob ich mit Dustins Krankheit umgehen kann. Womöglich fühlt er sich von mir bedrängt. Vielleicht ist es das Mitleid, welches uns verbindet. Ich bin gern für Dustin da. Ich helfe ihm. Doch ich werde nie mit ihm schlafen können.
Yvonne kann nachts ruhiger schlafen, wenn Dustin und ich ... Außerdem weiß ich, wo ich hingehöre. Nach über 3 Jahren habe ich ein Auge auf Tim geworfen, was sie natürlich streng geheim halte. Seit dem Tod meines Mannes hatte ich keinen Freund mehr und kann mir auch nicht vorstellen je wieder eine feste Beziehung einzugehen, schon gar nicht mit Dustin. Ich muss mich um Carl kümmern, der mit dem Tod seines Vaters nicht zurechtkommt. Außerdem ist da noch mein Vater, er liebt mich über alles – er hat mich immer verwöhnt, seit meine Mutter tot ist, 20 Jahre, ist das schon her, ich war gerade vier, als sie von der Arbeit nicht mehr nach Hause kam. Es war in einer strengen Winternacht. Ich schlief zu Hause, meine Mutter war in einer Schneewehe stecken geblieben. In der Nacht wurden über -30°C. Sie erfror mit ihrem neugeborenen Baby im Arm. Nie bin ich über den Tod meiner geliebten Mutter hinweggekommen. Nie habe ich hier in Berlin darüber gesprochen. Ich weiß aber, dass mein Vater noch mehr darunter leidet. Harald ist der beste Vater, den man sich wünschen kann, er hat sie und mich immer geliebt. Er war es, der mich über den Tod meines Mannes hinweggebracht hat. Wir wollten in Berlin ein neues Leben beginnen, doch erst hier, habe ich lieben gelernt und den Mann, den ich am leisten geliebt habe, verloren.

V. Vier, die sich lieben!
Dustin und Silvia waren ein tolles Paar. Letztendlich sind sie doch noch zusammengekommen. Sylvia hatte viel Geduld und strengte sich an, ihm alles recht zu machen. Niemand ahnte, dass es nur Fassade war. Am meisten freute sich Yvonne über die beiden. Wenn sie wüsste... Sylvia nahm ihn mit in ihre Wohnung und Yvonne konnte sorglos zu Tim ziehen, den sie in den letzten Tagen sehr vernachlässigte, weil sie sich um ihren Bruder kümmern musste. Sylvia, Yvonne, Dustin und Tim wollten zusammen in ein Haus ziehen. Da leider keine 2 Wohnungen in einem Haus frei waren, blieben beide Paare getrennt. Dustin wohnte nun in Berlin-Marzahn bei Sylvia. Seine geliebte Schwester dagegen, wohnte in Tempelhof am anderen Ende der Stadt, bei Tim. Sie vermisste Dustin nach einiger Zeit so sehr, dass sie manche Nächte fast ausgerissen wäre, um mit Dustin zusammen zu sein. Die alte Liebe, die sie lange Zeit unterdrückt hatte, flammte wieder auf. Von wegen nur Schwärmerei, nichts dergleichen, sie liebte ihn wirklich und nur ihn. Doch sie konnte mit Tim nicht darüber sprechen. 6 Monate sind nun schon vergangen und die beiden Geschwister wohnen immer noch getrennt. Yvonnes Liebe zu Dustin, den sie nur noch selten sah, wurde immer größer. Immer öfter schaute sie sich die Fotoalben an und dachte an die Zeit, als die beiden noch zusammen wohnten.
Ihr wurde mitten in der Nacht klar, dass Dustin ihre große Liebe ist, deshalb flüchtete sie zur U-Bahn-Station und fuhr ans andere Ende der Stadt.
Sylvia öffnete mit verschlafenem Blick die Tür.
„Hi, ich muss mit Dustin sprechen, es ist wegen Mama, sie ist krank geworden.“
Schnell dachte sie sich eine Geschichte aus. Zu Dustin jedoch sagte sie die Wahrheit, nie wieder wollte sie sich und Dustin etwas vormachen. „Ich habe dich so vermisst, mir ist es egal, ob wir Geschwister sind oder nicht, meine Liebe zu dir ist größer als das Universum“, erklärte sie ihm, ,,Warum liebe ich dich nur so? Ich wollte es unterdrücken, die Liebe, meine ich, Verbote, dass ist meine einzige Sorge, ich liebe dich“. Dustin nahm sie in die Arme und strich ihr durch das braune Haar. „Wir sind so verschieden und doch so gleich“, hauchte er ihr ins Ohr. „Tim weiß nicht, dass ich hier bin, ich bin ausgerissen, doch wenn wir die Wohnung erst haben, dann…, ach...“ Dustin legte ihr die Hand auf die Lippen und küsste sie auf den Mund. „Weißt du wie es war, als ich Jana zum ersten Mal geküsst habe? Ich hatte solche Angst, dass ich etwas falsch mache,“ flüsterte er. „Du warst immer so beliebt in der Schule und bei deinen Kumpels und so, ich hatte immer zu kämpfen, dass ich alles überstehe!“, hauchte Yvonne ihm ins Ohr. Dann ging die Tür auf und Sylvia kam herein. Yvonne nahm ihr Bettzeug und wollte aufs Sofa gehen, doch da passierte das Unfassbare. Dustin fragte Sylvia, ob sie nicht auf dem Sofa schlafen kann. Doch ihr wurde nun eines klar, Tim… sie wollte bald zu ihm gehen und es ihm sagen. „Ist schon gut“, hörte sich Yvonne flüstern, da versuchte Dustin aufzustehen. „Hast du nicht gehört, Yvonne, du sollst hier bleiben, ich…“ er hielt inne und Yvonne verabschiedete sich schnell. Im Laufschritt rannte sie durch die Stadt, am Bahnhof vorbei und zurück zu Tims Wohnung. Sie rannte und rannte – immer schneller und dabei weinte sie und schluchzte. Sie drehte den Schlüssel so leise wie möglich im Schlüsselloch um und schlich sich ins Bett zurück. Tim schlief noch tief und fest.
Am nächsten Morgen war alles wie immer. Yvonne ging ins Designerbüro. Doch der Schein trog.

Dustin
Jetzt weiß sie endlich, was ich für sie empfinde. Doch wie soll ich ihr sagen, dass wir heiraten können, dass wir keine Geschwister sind, wie sie denkt? Nie werde ich jemals wieder loslassen können. Wenn ich an sie denke, überkommt mich ein schlechtes Gewissen, würde ich jetzt auch Yvonne lieben, wenn Jana... oh mein Gott, ich denke schon kaum noch an sie. Obwohl sie die große Liebe meines Lebens war. Kann man einfach so zwei Frauen im Leben lieben? Yvonne hat mir meinen Lebensmut wiedergegeben. Die Arbeit, die Wohnung, alles habe ich mit ihr gemeinsam erwirtschaftet. Warum muss ich sie lieben, um leben zu können? Darf ich es? Wenn meine Mutter von meinen Gefühlen erfährt wird sie sich gegen uns stellen. Sie wird sagen, dass sie es immer gewusst hatte. Sie würde verrückt werden – vor Sorge um mich und vor Hass auf Yvonne. Also müssen wir unser Leben jetzt selbst meistern. Nur die Liebe zählt. Die Liebe siegt immer!

VI. Wo gehört Yvonne denn nun wirklich hin?
Drei Wochen später klingelte es am späten Nachmittag an der Wohnungstür von Tim. Ein junger gut aussehender Arzt stand vor ihrer Tür. „Sind sie Yvonne Thierbach? Ihr Bruder wurde heute früh ins Krankenhaus eingeliefert“. Yvonne war ganz aufgebracht. Ihr wirbelten tausend Fragen durch den Kopf. Da legte der Arzt seine Hand auf ihre Schulter und seufzte: „Nervenzusammenbruch“. Yvonne fuhr nach diesem Gespräch zu Dustins Wohnung. Doch niemand öffnete. „Dumm von mir“, dachte sie, „ich habe vergessen, dass Dustin im Krankenhaus ist“. Sie zögerte und dachte an die schmerzhaften Momente, nach dem Unfall. Wie oft stand sie schon vor dem Krankenhaus und musste weinen. War es nicht auch für ihn schlimm, wieder dort sein zu müssen? Wo war Sylvia? Yvonne schossen tausend Fragen durch den Kopf. Alles das erfuhr sie von Dustin, der ihr einen Heiratsantrag machte. „Willst du mich heiraten, meine süße kleine Maus? Das mit Sylvia ist vorbei, endgültig.“
Dustin hat sich von Sylvia getrennt, weil er Yvonne liebt und da passierte etwas, mit dem Yvonne nie gerechnet hätte. Er erzählte ihr was damals passierte, als Yvonnes leibliche Mutter kurz nach ihrer Geburt starb. „Wir konnten dich nicht im Stich lassen. Ich war gerade 8 Jahre alt, als wir dich aufnahmen. Weißt du nun, warum wir uns so lieben?“ Alles das, was er erzählte, nahm Yvonne unter einem Schleier war. Die beiden nahmen sich in die Arme und wussten, dass sie sich nie wieder trennen würden. Beide setzten sich in die Cafeteria des Krankenhauses und erzählten bis die Besuchszeit zu Ende war. Als sie am Abend zu Tim kam, packte sie ihre Sachen und erklärte ihm warum sie Schluss machte. Für ihn stürzte eine Welt zusammen. Die Trennung schmerzte sehr, doch Yvonne wusste, wen sie wirklich liebte. Warum hat Dustin es ihr nicht gleich gesagt, als sie ihm vor fast zwei Jahren gegenüber gestanden hatte, wie groß ihre Liebe zu ihm war. Manchmal wusste Yvonne nicht, was sie von ihm halten sollte. Doch gerade das faszinierte sie an ihm. Genau deshalb liebte sie Dustin mehr als ihr eigenes Leben. Er wurde nach zwei langen Tagen aus dem Krankenhaus entlassen. Sylvia zog mit Carl in eine Dachwohnung im Stadtkern. Yvonne machte sich schwere Vorwürfe. Sie war jetzt 18 geworden und ein Wochenende bei ihren Eltern in Thüringen stand ihr bevor. Dustin hatte nicht frei bekommen, also fuhr sie allein. Ihre Eltern schenkten ihr einen Gutschein für ein Abendessen zu zweit bei einem Italiener. Sie wollen unbedingt ihren Tim kennen lernen, von dem sie so oft geschrieben hatte. „Nie werden meine Eltern erfahren, wen ich wirklich liebe“ dachte sie in der letzten Nacht zu Hause. Sie lügt und sagt, dass Tim immer sehr wenig Zeit hat. Ihre Eltern möchten sie in ein paar Wochen in Berlin besuchen kommen. Doch daran wollte sie noch nicht denken. Nach einem langen und auch kurzen Wochenende fuhr sie erleichtert nach Berlin zurück. Dustin hat in der Zwischenzeit eine Wohnung für beide gefunden. Eine preiswerte Erdgeschosswohnung mit drei Zimmern und Blick auf die Spree. Beide sind glücklich, als sie sich am Abend in der neuen Wohnung wieder in die Arme schließen können. Die beiden haben eine heiße Nacht miteinander und den darauf folgenden ganzen Tag. Es war die Nacht, indem Yvonne schwanger wurde. Die heißeste Liebesnacht, die Yvonne je erlebte.
Am nächsten Abend lösten die beiden den Gutschein ein und aßen beim Italiener. „Unsere Mutter weiß nun mal, was ihr Töchterchen gern mag.“ Yvonne wurde verlegen. Immer war sie der Abgott in der Familie gewesen, um Dustin kümmerte sich niemand. Die Eltern sagten immer: ,, Du hast deine Clique, Yvonne hat niemanden“. Dann wurde Dustin wütend. Meistens endete alles in einem großen Streit. Yvonne liebte Dustin, ob sie ihn vor dem Unfall schon lieben hätte können, wusste sie nicht. Er hat sich verändert. Alles hat sich verändert.

Yvonne
Endlich weiß ich, wo ich wirklich hingehöre. Dustin ist der Mann, den ich liebe und den ich nie wieder verlassen werde. Doch was war mit Jana, konnte er sie so leicht vergessen, nur weil ich jetzt an seiner Seite war. Ich kann nicht so sein, wie Jana, dass muss er einsehen. Doch ich denke irgendwie kommen wir beide damit zurecht. Ich liebe ihn und das ist die Hauptsache. Das wir Sylvia weh getan haben, tut mir unendlich leid, doch muss man für das eigene Glück nicht anderen auch einmal weh tun???

Sylvia
Warum liebe ich Yvonne so? Ich weiß es nicht. Immer würde ich ihr verzeihen. Nie wäre ich auch nur eine Sekunde böse auf meine beste Freundin. Ich wusste nicht, dass es auch noch beste Freundinnen auf der Welt gibt. Nach dem Tod von Harald, hatte ich keine Freunde mehr. Alle sind mir aus dem Weg gegangen und wussten nicht, ob sie mich bemitleiden sollten oder ignorieren. Es war eine schwere Zeit, doch zum Glück gibt es jetzt Yvonne, der ich vertrauen kann.

Tim
Als ich sie bei Yvonne das erste Mal sah, wusste ich für wen mein Herz wirklich schlägt. Ich hätte es ihr gleich sagen sollen. Jede Nacht lag ich wach und dachte an sie, doch sie hatte nur Augen für Dustin. Langsam kam ich mir überflüssig vor. Das ich jetzt doch noch Chancen bei ihr haben kann, habe ich einzig und allein Dustin zu verdanken, er war der jenige, der mir den Weg frei gemacht hat, das werde ich ihm nie vergessen. Er hat Sylvia wegen Yvonne verlassen. Ich ersehe mir da eine neue Chance. Ich liebe diese Frau einfach. Ich kann nicht ohne sie leben.

VII. Warum muss alles so kompliziert sein?
„Nun bist du erwachsen, ich will, dass wir heiraten, doch du weißt, Jana, ich kann sie nie vergessen!“ Yvonne wurde traurig. Sollte sie in die Rolle seiner früheren Frau schlüpfen? Sie ist doch noch so jung. Jana war 10 Jahre älter als sie, viel reifer. Doch Yvonne wollte Dustin nicht kränken und wechselte das Thema. Beide waren so verliebt. Doch über das Glück legte sich ein tiefer schwarzer Schatten.
Dustin phantasierte im Schlaf. Er träumte von der Liebe zu Jana. Niemand konnte sie ihm nehmen.
Die gekränkte Yvonne stürmte aus dem Schlafzimmer und weinte still und heimlich die Sofakissen nass. Erst als es dämmerte schälte sie sich aus den Kissen. Dustin wollte sie in die Arme nehmen und trösten, doch sie schrie ihn an und schlug um sich. Als sie sich ein wenig beruhigt hatte, verpasste sie ihm eine schellende Ohrfeige und stürzte aus dem Zimmer. Nun konnte sie ihre Tränen nicht mehr zurück halten. „Du hast mich nur ausgenutzt, ich liebe dich und du erzählst in der Nacht von Jana, ich hasse dich, hau endlich ab und lass mich in Ruhe. Wegen dir habe ich Tim verlassen, du… ich hasse dich! Ich hätte mein Leben für dich verschenkt – ich habe dir meine Liebe gegeben und du...“ Yvonne schrie durch die Wohnung und sank in sich zusammen. „Lass mich alles erklären, ich wollte dir nicht wehtun, ich liebe dich doch auch. Du bist die einzige, die ich noch habe. Bitte geh’ nicht.“ Dustin war am Boden zerstört. Er glaubte Yvonne nicht mehr zu kennen. „Du benimmst dich wie eine pubertierende Schlampe“. Dustin hielt es nicht mehr aus. Noch nie hatte Yvonne ihn beschimpft. Nie hatte sie ihn so gehasst, wie an diesem Morgen in Berlin. Yvonne hörte sich Dustins Klagerufe nicht länger an und verließ die Wohnung. Die junge Frau schlug die Tür heftig ins Schloss und weinte, bis sie keine Tränen mehr hatte. Einige Menschen, die an diesem Sonntag in der Stadt waren, fragten sich, wer die junge Frau war, die weinend an der U-Bahnstation stand. Blind fuhr sie ins Ungewisse. Nach mehreren Stunden stand sie vor Sylvias Wohnung, ohne, zu wissen, wie sie dort hin gelangt war. Die beiden unterhielten sich sehr intensiv, über die Probleme, die sie in letzter Zeit verfolgten, wie ein Bumerang. Die beiden Freundinnen beschlossen nun, die Wohnung in Marzahn zu teilen. Yvonne wollte ihren geliebten Freund einige Zeit zappeln lassen. Sie vermisste Dustin jedoch nach ein paar Tagen so schrecklich, als hätte sie ihn viele Monate nicht mehr gesehen. „Warum muss alles so kompliziert sein!“ dachte sie oft, bevor sie einschlief. Die junge Frau wusste nicht, was sie machen sollte. Besuchte sie ihn, würde der Streit die beiden auseinander treiben. Besuchte sie ihn nicht, würde sie vor Sehnsucht nach ihm zerspringen. Sylvia stand ihr in dieser schweren Zeit tapfer zur Seite. Der Frühling kam und die beiden Freundinnen verbrachten viel Zeit mit Carl und stundenlangen Gesprächen auf der Parkbank beim Spielplatz.
Das Schicksal hat sie doch zusammengebracht? Oder hat Dustin sich nur ausgedacht, dass er nicht ihr Bruder ist? Das alles dachte Yvonne eines abends als Sylvia nicht da war. Yvonne beschloss es herauszufinden. Sie ging zur nächsten Telefonzelle und rief ihre Eltern an:
,,Hi, ich bin’s Yvonne ich muss dringend mit Mutti sprechen!“ hörte sich Yvonne, wie in einem Trance sagen.
Die Mutter freute sich, ihre jüngste wieder einmal zu hören.
„Was bedrückt dich, meine Maus!“
Ein mulmiges Gefühl kletterte in Yvonne hoch. Der Mut verließ sie für wenige Sekunden, kehrte jedoch augenblicklich wieder zurück.
„Wirst du mir jetzt endlich die Wahrheit sagen, Mutter?“
Totenstille am anderen Ende der Leitung. Beide ahnten die Gedanken des anderen.
„Bin ich nun die Schwester von Dustin oder bin ich es nicht“. Bei dem Wort nicht, zuckte Yvonne ungewollt zusammen.
,, Ich sehe wir müssen dringend reden, warum kommst du nicht am Wochenende nach Hause, wir können alles besprechen. Bring bitte Dustin mit, warum schreibt er uns nicht? Ihr wisst gar nicht, wie wir euch vermissen, meine Kleine“.
Das Gespräch wurde beendet.
Nie könnte sie Dustin gestehen, dass sie ihm nicht glaubt. Die beiden haben sich immer die Wahrheit gesagt. Doch war nicht Yvonnes ganzes Leben eine einzige Lüge? Sie weiß nichts mehr, weiß nur noch, dass sie nach Hause will, dorthin, wo sie aufgewachsen ist.

Yvonne
Ich muss endlich die Wahrheit erfahren. Warum hasse ich den Menschen, den ich am meisten liebe. Nie habe ich jemand so sehr gehasst, wie Dustin in der letzten Nacht, bevor ich wie eine pubertäre Ziege aus der Wohnung gerannt bin. Ich war verletzt. Am Tag schwärmt er mir ewige Liebe vor und in der Nacht träumt er von “Ihr”. Noch immer bin ich wie betäubt, will fliehen, ich kann nicht mehr. Meine einzige Freundin ist Sylvia, die versteht mich jetzt bestimmt, obwohl ich sie hintergangen habe. Immer mehr wird mir klar, dass sie schon vorher ein Auge auf Tim geworfen hat. Ich muss weg aus Berlin. Ich weiß nicht, ob ich jemals zurückkehren kann. Ich werde die Lehre hinschmeißen und mir einen Job in Thüringen suchen. Dann sehe ich Dustin nicht wieder und Sylvia auch nicht, beide haben mich hintergangen. Doch Sylvia ist meine beste Freundin. Ehe ich abreise, muss ich mit ihr sprechen.

Sylvia
Yvonne ist meine Maus. Ich habe ihr Asyl gewährt, nur weil sie sich mit Dustin gestritten hat. Ich weiß nicht, warum sie es sich und dem armen Kerl so schwer macht. Das mit Tim und mir ist anders. Ich habe meine Liebe gefunden und ich werde um sie kämpfen. Yvonne ist jetzt in Thüringen und kann sich ihren Gedanken klar werden. Egal wie sie sich entscheidet, ich stehe ihr bei. Noch nie hatte ich solch eine Freundin, wie die kleine Maus.

VIII. Weekend in Thuringia!
Der Zug rauscht aus dem Bahnhof. Sylvia winkt und der kleine Carl albert auf dem Bahnsteig herum. Yvonne belog ihren Chef, machte ihm weiß, dass ihre Mutter schwer krank sei.
Egal ist, was Dustin gesagt hat, sie musste fahren und zwar allein. Eine weitere Lüge folgt der ersten. Ihre Gedanken fahren Karussell und Achterbahn. Noch nie hatte sie ihre Mutter so eiskalt belogen. Dustin hat nicht freibekommen. Was Dümmeres ist ihr nicht eingefallen. Ihr wurde flau im Magen, sie hat sich nicht einmal von Dustin verabschiedet, hat nur ihre Sachen gepackt und ist geflüchtet. Geflüchtet vor dem Mann, den sie am meisten liebt und geflüchtet, vor der Angst, sie würde nicht geliebt werden. Ihre Mutter erklärte ihr alles und sie wusste nun endlich, wer sie wirklich war. Sie zeigte Yvonne auch Fotos von ihrer richtigen Mutter, die vor mehr als 18 Jahren verstorben ist. Wie hatte sie nur an Dustins Geschichte zweifeln können? Alles hätte Yvonne in diesem Moment gegeben, wenn Dustin bei ihr gewesen wäre. Sie musste es ihren Eltern sagen. Sie musste sagen, wie sehr sie Dustin liebte, dass er der einzige Mann ist, den sie in ihrem Leben lieben kann. Ihr wurde schwindelig und sie wurde ohnmächtig. Als sie aufwachte war Nacht. Sie lag im Bett ihrer Mutter, der Frau, die sich ausgab ihre Mutter zu sein. Alles war so kompliziert. Niemand hielt dieser Anspannung stand. Sie rannte und rannte. Rannte um ihr Leben. Die Telefonzelle am Südbahnhof war beleuchtet, alles glänze, wie ihre Augen in dem Moment als sie die Nummer wählte. Die Nummer, die ihre Liebe retten konnte.
Niemand nahm ab. Nach 5 Minuten versuchte sie es noch einmal. Jetzt wurde der Hörer endlich abgenommen. „Dustin ich bin es, deine Maus, wie du mich immer nennst, ich vermisse dich, wir müssen reden, du…“. Yvonne hielt inne, doch am anderen Ende der Leitung war es ganz ruhig! „Dustin bist du noch da, hörst du, ich liebe dich, egal was in jener Nacht geschehen ist, ich will, das wieder alles so wird wie früher, du bist der…“ Yvonne wusste, dass Dustin nun aufgelegt hatte und ging nach Hause. Sie konnte niemanden von der inneren Lehre erzählen, noch nicht einmal Dustin, wenn er hier wäre, doch er war nicht da und sie stand ganz allein in der Nacht und weinte ihr Taschentuch nass. Gleich am nächsten Morgen nahm sie den nächsten Zug nach Berlin. Sie erzählte ihrer Mutter, die Sehnsucht nach Tim würde sie umbringen, doch wer ihr Tim wirklich war, konnte sie nicht erzählen. Ein schmerzlicher Abschied nach so langer Zeit. „Und grüße Dustin von mir! Pass gut auf ihn auf, du weißt wie sensibel er seit dem Unfall ist“. „Die vorsorgliche Mutter“, dachte sie nun und stieg in den Zug.

Sylvia
Yvonne tut mir so leid. Nie will ich solches Leid ertragen müssen. Es ist das Beste für die Kleine gewesen, dass sie alles mit ihrer Mutter geklärt hat. Ich mische mich nicht mehr in ihre Angelegenheiten. Doch eines muss sie endlich von mir wissen. Tim und ich, das wollten wir von Anfang an, sie muss sich nicht für die Trennung verantwortlich fühlen. Sie soll ohne Schuldgefühle leben. Ich weiß wie weh eine Trennung tun kann, egal ob durch Tod oder Streit. Kein Mensch wird mir mehr weh tun.

IX. Ich kann einfach nicht mehr!
Die Fahrt erschien ihr endlos, nicht wie beim ersten Mal, als sie noch nicht wussten, was sie in Berlin erwartete.
Sylvia stand am Bahnsteig, als der Zug einfuhr. Ihr Herz sagte ihr, dass Yvonne mit diesem Zug kommen würde. Glücklich schlossen sich die Freundinnen in die Arme.
Doch nun war es so weit, Yvonne stieg in die U-Bahn und fuhr zu Dustins Wohnung. Sie drückte die Klingel und wartete Minuten der Endlosigkeit, bis ihr Freund endlich öffnete. Er wollte die Tür gerade wieder schließen, da stemmte sie ihren Fuß dagegen. „Lass uns reden, Süßer“, schluchzte Yvonne und kniete vor ihm nieder. Dustin fuhr mit seinem Rollstuhl in die Schlafstube und ließ sich aufs Bett gleiten. „Warum habe ich Sylvia damals wegen dir verlassen? Du bist es nicht wert. Ich will dich nie wieder sehen.“ „Komisch, das habe ich in der ersten Nacht auch gedacht – Warum habe ich Tim wegen dir verlassen?“ Er drehte Yvonne den Rücken zu und begann leise zu weinen. Yvonne schluchzte ebenfalls heftig und sank zu Boden. Ihr fiel nichts Besseres ein, als in die Küche zu gehen und Tee zu kochen. Alles erinnerte sie an alte Zeiten. Zeiten, in denen beide glücklich waren.
„Ich weiß das ich dir weh getan habe, doch du bist auch nicht gerade unschuldig daran, lass dir das gesagt sein.“ Das waren Yvonnes Worte, die sie gleich darauf wieder bereute. „ Du kannst dir wohl alles erlauben, oder was? Ich kann einfach nicht mehr, entweder du siehst es ein, dass es aus ist zwischen uns oder ich…“ Yvonne rannte zur Tür und knallte sie hinter sich zu. Sylvia war ihre Seelenklempnerin, eine Frau, die sie mochte, sogar liebte in dieser Zeit. „Ich weiß, dass du mich jetzt auslachst, ich war schließlich diejenige, wegen der Dustin mit dir…“ Sylvia nahm sie in die Arme und erzählte ihr, von ihrem Mann. Als er gestorben ist, musste Sylvia einige Monate in die Psychiatrie. „Carl ist das einzige, was mir von ihm geblieben ist“, schluchzte sie und brach in Tränen aus. Beide wussten, dass sich in dieser Nacht ihr Leben verändert hatte, nie hatte Yvonne solch eine Freundin getroffen. Je näher sich die beiden Frauen kennen lernten, desto mehr Zuneigung verspürten sie.

X. Yvonnes Ängste
Die Tage purzelten dahin und Yvonne stellte fest, dass sie ihre Periode fast 3 Monate nicht mehr hatte. „Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende, oder wie heißt das?“ Sylvia starrte sie verständnislos an. „Ich bin schwanger!“ Ein Glas zerbrach am Boden. „Was? Wer ist der…“ Yvonne schaute auf den Test, den sie sich wenige Minuten zuvor in der Apotheke geholt hatte und seufzte: „Wer der Vater ist? Es kann nur Dustin sein, ich habe nie mit Tim geschlafen, ich vertrage die Pille nicht. Außerdem habe ich immer nur Dustin geliebt, das mit Tim war nur eine Verwirrung. Du warst die Frau, die Tim wirklich liebt, nicht ich, dass habe sogar ich gemerkt. Schon bei dem ersten Treffen war zwischen dir und Tim mehr, als zwischen mir und ihm jemals gewesen ist.“
Was sollte sie jetzt machen? „War es etwa bei deinem ersten Mal mit Dustin.“ Sylvia staunte. Das konnte nicht sein, war das Risiko auch beim ersten Geschlechtsverkehr schwanger zu werden so groß? Keine der beiden Freundinnen wusste es. Noch weniger wusste sie, wie sie es Dustin erklären sollte und ob sie das Kind behalten sollte oder nicht. Sie wollte Designerin werden. Die Lehre war zwar in 3 Monaten beendet, doch sollte sie jetzt einfach ihren Traum aufgeben, für den sie extra ihre Heimat verlassen musste? Wenn sie ihr Baby weggibt, geht es ihm genauso wie ihr? Wird es dann in 20 Jahren auch fragen, wer die Mutter ist? Sie muss es Dustin heute noch sagen! Sofort! Also stieg sie in die nächste U-Bahn und fuhr zu ihm. Sie klingelte so schnell sie konnte, denn sie merkte, wie sie den Mut verlor.
Dustin öffnete nach einigen Sekunden. Hat er auf sie gewartet? Nun musste sie es endlich sagen, sonst schickte er sie wieder weg. Das konnte sie nicht zulassen. „Komm rein, ich muss mit dir reden!“ Er versuchte freundlich zu sein, doch es gelang ihm nicht. War jetzt der richtige Augenblick? Gab es den überhaupt? „Yvonne, dass zwischen uns, ich habe es versucht, doch es geht nicht mehr, ich kann das nicht, weil...“ Sie wusste nichts mehr, setzte sich auf den Sessel und weinte sich die Augen aus. „Geh jetzt bitte, du kannst die Wohnung haben, wenn du willst, ich suche mir was anderes.“ Erst jetzt merkte Dustin, dass Yvonne weinte. „Dann muss ich es eben allein groß ziehen“. Sie fing wieder an zu schluchzen und schaute ihm direkt in die Augen. Das war das einzige, was sie hervorbrachte, dann verließ sie endgültig der Mut. Dustin glaubte nicht recht zu hören. „Was willst du allein..., bist du etwa schwanger? Wir hatten doch nur ein einziges Mal zusammen Sex!“ „Wenn du mich und das Kind nicht willst, dann kann ich es auch weggeben.“ Yvonne versuchte so selbstbewusst wie möglich zu klingen. „Weggeben, du machst Witze, wie kann ich die Frau, die ich liebe, dazu bringen ihr Kind wegzugeben? Weißt du, wie viele Nächte ich wach lag und an dich dachte, ich liebe dich, wie konnte ich nur glauben, dich jemals vergessen zu können. Nie hätte ich das geschafft.“ „Und ich wollte Berlin verlassen, wenn ich meine Lehre beendet habe, weil ich immer nur an dich denken musste..“ Yvonne lächelte. „Wenn du mich jedoch nicht mehr willst, nach alledem, dann kann ich auch das Kind... “ Yvonne wusste, dass sie ihm schon beim ersten Satz verziehen hatte. Sie liebte ihn selbstverständlich auch. Nachdem sie ihm das gesagt hatte, fielen sich die beiden in die Arme und hielten sich endlose Minuten fest. Jetzt wusste sie, dass er das Kind wollte, dass er sie nicht allein ließ. Langsam erklärte Yvonne ihm von ihrem Traum Designerin zu werden und zu ihrer Überraschung sagte er: „ Wenn ich das Babyjahr machen kann und du steigst nach 6 oder 8 Wochen wieder ein, das würde doch gehen oder?“ Das war für Yvonne zu viel, sie wollte ihn nur noch spüren und ließ sich auf das Bett gleiten. „Ich will dich nie wieder loslassen, mein Süßer.“ Mit diesen Worten schlief sie in seinen Armen ein.

Yvonne
In den ersten Minuten dachte ich nur eines: “Was soll ich ohne Mann mit einem Baby”. Ich wusste, wie schwer es war, ihm von dem Baby zu erzählen. Schließlich spielte ich mit offenen Karten. Nicht wie er, mir jahrelang vorenthalten, dass ich die Nachbarstochter bin und nicht die Schwester. Warum nur habe ich immer Angst etwas falsch zu machen? Doch ich fühle mich zu unerfahren für Dustin, 8 Jahre ist er älter. Das ist ganz schön viel. Manchmal denke ich an Tobias, den ich nie geliebt habe. Was wäre gewesen, wenn ich von ihm schwanger geworden wäre. Noch dazu mit 15 Jahren? Ich denke lieber nicht daran. Ich muss es ihm sagen und ihm dabei so tief in die Augen schauen, dass er mich endlich wieder küsst. Nur ein einziger Kuss von ihm, dafür würde ich mein Leben an den Teufel verkaufen, wie Faust. Nur ein einziger dünner Kuss von Dustin, dem Mann, mit dem ich leben möchte.

XI. Der Sommerurlaub
Auf dem Bahnhof stehen viele Leute, alle warten auf die Sommergäste in diesem Jahr. Keiner achtet auf die beiden Verliebten. Tim, Sylvia und Carl winken ihnen zum letzten Mal zu, bevor der Zug abfährt. Sie wirken wie eine richtige kleine Familie. „Es ist toll Freunde zu haben“, lacht Yvonne. Dustin steht mit seinen Krücken neben ihr und winkt. In 3 oder 4 Monaten ist es so weit, man sieht sogar schon, dass Yvonne bald ein Baby erwartet. Der Zug setzt sich in Bewegung und fährt aus dem Bahnhof. Dustin schwebt auf Wolke Sieben, doch Yvonne macht sich Sorgen. Wie wird ihre Mutter verkraften, dass Dustin und sie… Ihr Gatte merkt es und nimmt sie in den Arm. Vor zwei Monaten ist sie 19 geworden. In diesem Jahr hat sie ihre Party in Berlin veranstaltet. Es war kurz nachdem sie wieder mit Dustin zusammenkam. Sie wollte es vermeiden nach Hause zu fahren, wollte nicht zeigen, das sie schwanger war, obwohl man noch nicht viel sah – am ihrem 19. Merkte man es ihr vielleicht an? Oder stand es ihr auf der Stirn? Sie wusste es nicht, hatte nur Angst, dass ihre Eltern sie fragen könnten. Doch heute muss sie es sagen, jetzt sieht man es deutlich. Nach fünf Stunden kamen sie in ihrer Heimatstadt an. Ihre Eltern warteten am Bahnhof. Die Familie war wieder vereint. Doch wie lange würde das anhalten? Die Mutter fragte Yvonne: „ Ist irgendwas nicht in Ordnung mit dir? Du bist so ruhig. Da fing sie an zu weinen, warum wusste sie selbst nicht! „ Ich bin schwanger, Dustin will sich um das Kind kümmern, damit ich weiter auf Arbeit gehen kann“. Die Mutter verstand nicht. ,,Dustin? Was hat er mit der ganzen Sache zu tun? Wer ist der Vater von dem Kind, gib’ ihm das Kind, nicht Dustin!“ Dustin mischte sich jetzt auch ein: „ Mutter, es ist mein Kind, und ich werde ein guter Vater sein!“ Die Mutter wurde blass, dann schwieg sie. Yvonne kuschelte sich an Dustin und die beiden küssten sich. Nun war es raus, endlich hat sich das Paar geoutet.

Regina
Was ist nur in meine Tochter gefahren. Sie hat mit Dustin geschlafen und jetzt muss sie die Konsequenzen dafür tragen. Ich weiß nicht, warum es ausgerechnet Dustin sein muss. Was ist mit diesem Tim oder Tom, oder wie er heißt, wollt sie nicht mit ihm zusammenziehen? Wieso muss sie Dustin damit belasten. Er hat Jana verloren und verkraftet keine weitere Trennung. Ich habe Yvonne für vernünftiger gehalten. Sie ist schließlich nicht dumm. Dustin dagegen ist mein großer, er hätte wenigstens sagen müssen, dass es zwischen den beiden nichts gibt. Er ist doch eigentlich immer vernünftig gewesen, außer als er in der Nacht mit dem Auto nach Hause gefahren ist. Mit diesen Konsequenzen muss er jetzt auch leben, sein Leben lang. Er wird nie wieder richtig laufen können.

XII. Schwierigkeiten mit der Mutter
Die Mutter schlug ihr mitten ins Gesicht. „Warum ausgerechnet Dustin, weißt du was die Leute hier sagen. Das kannst du uns nicht antun und Dustin auch nicht, schließlich ist er behindert. Er kann nicht laufen, er hat den Unfall noch nicht richtig verarbeitet. Er…“ „Mutter, ich kann selbst auf mich aufpassen und wenn du Yvonne nur noch ein Haar krümmst, sind wir geschiedene Leute, lass dir das gesagt sein, ich weiß das es viel Verantwortung kostet auf so ein kleines Kind aufzupassen, doch ich schaffe das, wir schaffen das. Yvonne ist kein kleines Kind mehr, OK?“ Die Mutter wurde rot und verzog sich in die Küche. Beide küssten sich in Dustins altem Zimmer. Yvonne musste lachen: „ Weißt du noch, hier haben wir uns zum ersten Mal geküsst, damals wolltest du nicht, dass wir uns lieben.“ Das junge Paar ging sehr zeitig schlafen. Der morgige Tag sollte besonders werden. Eine Reise in den Thüringer Wald war geplant.
Den Tag verbrachten beide zusammen. Sie fuhren nach Oberhof in die Therme und erholten sich im Panorama – Café. Die Mutter schien Dustin egal zu sein, doch Yvonne machte sich Sorgen. Hat sie ihre Mutter verraten, indem sie sich in ihren Bruder verliebt hat? Aber er ist gar nicht ihr Bruder. Kann sie ihn nicht lieben? Ist es verboten, einen Mann zu lieben, nur weil es einigen Menschen nicht passt? Dustin merkte, wie unausgeglichen Yvonne war und gab ihr ein kleines Päckchen. Sie öffnete es und zum Vorschein kamen zwei Ringe mit kleinen Diamanten. Yvonne wollte wissen, woher er die Ringe hat und vor allem das Geld, sie zu bezahlen. Doch das verriet er nicht! „Das ist meine Überraschung für dich! Wann heiraten wir?“ Yvonne konnte ein Lächeln nicht zurückhalten. Sie war ja so glücklich, wie noch nie zu vor. „Nun sind wir verlobt!“ dachte Yvonne. Doch was war mit Jana, konnte er einfach Yvonne heiraten, ohne Jana damit zu verraten? Am Abend im Zug fragte Yvonne ihren Liebsten, ob es Jana gegenüber gerecht wäre, wenn sie einfach heirateten. Doch er schien sich darüber weniger Gedanken zu machen, als seine Gattin.
Die Woche verging wie im Flug und beide fuhren am darauffolgenden Wochenende nach Berlin zurück. Alle waren erleichtert darüber gewesen. Die Mutter wollte Dustin und Yvonne nicht wieder sehen. Yvonne wurde von ihr wie eine Aufsässige behandelt. Dustin hat sich gegen seine Mutter entschieden. „Das wird sie mir nie verzeihen.“ waren seine Worte, als der Zug aus dem Bahnhof fuhr. Ein endgültiger Abschied aus der Heimat. Sie wussten nicht, ob sie wieder dorthin zurückkehren würden. Das war jedoch erst das Ende vom Anfang.

Regina
Was hat sich Yvonne nur dabei gedacht, ihr Bruder ist schließlich behindert. Ich weiß, dass Yvonne ein übles Spiel treibt. Wenn sie Dustin weh tut, dann werde ich sie hassen und aus dem Haus werfen. Ich werde sie umbringen. Dustin ist mein ein und alles. Wenn er wüsste, wie sehr ich ihn liebe, könnte er mir das nie antun. Nie! Ausgerechnet Yvonne! Was hat sich Dustin dabei gedacht mir zu drohen. Geschiedene Leute, waren sie das nicht schon lange? Warum musste er sich auf Yvonne einlassen. Ich bereue es zutiefst, sie aufgenommen zu haben. Nie werde ich mir das verzeihen. Gibt es nicht noch tausende anderer Mädchen in Deutschland? Muss es denn ausgerechnet Yvonne sein? Doch wenn er glücklich wird mit ihr, dann soll er es versuchen, ich unterstütze die beiden jedenfalls nicht. Nie, nur über meine Leiche.

Dustin
Ich weiß, dass sie Yvonne jetzt hassen wird. Ich weiß, dass sie ihre Tochter so hassen wird, wie sie mich damals gehasst hat. Mutter ist ein schwieriger Mensch. Yvonne war immer ihr Abgott. Ich hätte ihr es heute auch fast ins Gesicht geworfen, doch ich habe nachgegeben. Yvonne und ich, wir werden heiraten und unser Baby wird in ordentlichen Verhältnissen aufwachsen.

XIII. Endlich kommt das Baby
Eines Abends hat Yvonne starke Schmerzen und Dustin rief sogleich den Notarzt. Nachdem Dustin die Tasche für seine Gattin zusammengepackt hatte, stand er mit ihr die Qualen der Geburt durch. 15 Minuten später gebar Yvonne ein kleines Mädchen. Der stolze Vater wich jedoch keine Sekunde von der Seite seiner Frau. Den Rest des Tages nahm er sich frei und blieb bei seiner kleinen Familie. Am Abend suchen sie gemeinsam einen Namen für das Kind. Yvonne hatte eine grandiose Idee, die Dustin, so dachte sie, helfen würde, den Tod von Jana besser zu verarbeiten.
Die kleine Jana wurde am gleichen Abend ins Zimmer der Mutter verlegt, doch auch das tröstete die beiden nicht, dass sie einander am Abend Abschied nehmen mussten. „Seit wir zusammen sind, haben wir noch nie getrennt geschlafen.“ „Doch“ musste Yvonne sich eingestehen. „Als wir unseren Streit hatten. Und wenn ich nicht mit Jana schwanger gewesen wäre, wären wir vielleicht nie wieder zusammen gekommen.“ Zur Überraschung der beiden kam Sylvia gerade zur Tür herein. „Guten Abend, und ist es ein Mädchen oder Junge?“ „Ein Mädchen und wir haben es Jana genannt.“ Da sagte Sylvia das Unfassbare: „Ich bin auch schwanger, von Tim. Wir heiraten in zwei Monaten und ihr seit herzlich eingeladen.“ Dustin überlegte und fragte, ob an diesem Tag noch ein Termin frei wäre. Am darauf folgenden Tag überraschte Dustin seine Frau mit einer Neuigkeit. Beide Paare wollten nun am 22. September heiraten. Das war ein super Timing.
Am nächsten Tag besuchte auch Tim Yvonne im Krankenhaus. Trotz der Trennung sind sie gute Freunde geblieben. Partnerwechsel, so nannten sie ihre Beziehungen und waren alle vier super glücklich. In den nächsten sechs Wochen hütete Yvonne das Haus. Sie war sehr schwach. Dustin ging zur Arbeit, ließ sich jedoch nach den ersten sechs Wochen ins Babyjahr schicken. Yvonne fing wieder an zu arbeiten. Sylvia half ihr, sich wieder zurecht zu finden. Einen Monat später entband Sylvia ein kleines Mädchen, das vier Monate zu früh auf die Welt kam und auch nach sechs Wochen schon wieder von der Welt ging. Sylvia war am Ende, doch Tim half ihr sich wieder ins Leben einzuordnen. Carl kam in diesem Jahr in die Schule. Als Sylvia im Krankenhaus lag, nahm Yvonne den kleinen, der sich nach kurzer Zeit bei ihr wohler fühlte, als bei seiner Mutter. Sylvia machte eine Kur an der Ostseeküste. Sie konnte einfach nicht fassen, dass sie ihre geliebte kleine Paula verloren hatte und brauchte Abstand vom Alltag und den Lebensverhältnissen in Berlin.
Carl fühlte sich bei Dustin und Jana geborgen. Er liebte es nach der Schule mit Jana zu spielen und so wurden die beiden die dicksten Freunde. Erst nach einem halben Jahr kam Sylvia zurück, doch Carl hatte sich an Yvonne gewöhnt. Sylvia wurde wieder schwanger. Tim und sie waren unendlich glücklich. Und genau zwei Jahre nachdem Tim und sie geheiratet hatten, kam ein kleiner Junge auf die Welt. „Christian“ wurde er zwei Wochen nach seiner Geburt in der Kirche getauft. Mit fünf Tagen Verzögerung kam der Pfundskerl kerngesund auf die Welt. Dustin war noch im Babyjahr. Er wollte zu Hause bleiben, bis seine geliebte Jana in die Schule kam und sich dann wieder einen Halbtagsjob suchen. Jetzt erlebte er alles das, was er mit Jana erleben wollte. Er dachte noch sehr oft an seine Traumfrau und konnte auch nicht aufhören sie zu lieben. Das wurde Yvonne auf einmal klar. Sie merkte es ihm an, wenn er mit Jana spielte und traurig auf das kleine, lebenslustige Mädchen starrte. Doch nie würde sie ihn darauf ansprechen. Nie wieder wollte sie ihm so weh tun, wie vor Janas Geburt.
Diese Zeit war die glücklichste in Yvonnes Leben. Doch dann kam das Angebot ihres Chefs. Sie sollte die Sommermode in den USA kreieren. Dazu musste sie ein Jahr in die Staaten fliegen. Sylvia war es wieder, ihre beste Freundin, bei der sie ihr Herz ausschüttete. Eine Überraschung überwältigte Yvonnes aufs Neue. Sylvia sollte sie begleiten.

Yvonne
Nie würde ich den Mann meines Lebens verlassen, ich habe so lange auf ihn gewartet und jetzt soll einfach alles vorbei sein? Das kann ich einfach nicht. Nicht Dustin, wie habe ich über 6 Jahre meines Lebens um ihn gekämpft. Schon mit 13 war das Krippeln im Bauch da, wenn ich ihn sah. Eines Morgens, als ich ins Bad kam und er so halb nackt dort stand, musste ich flüchten, sonst hätte ich ihn geküsst. Er war so verführerisch. Dann, als ich gerade 14 war, wollte ich, dass er mir das Küssen beibringt. Er war so verrückt und hat mich in den Arm genommen und geküsst. Nie habe ich bei einem anderen Mann so viel gespürt, wie bei ihm mit gerade mal 14 Jahren. Er war immer nah und doch so fern. Nie würde die kleine Yvonne ihren großen Bruder heiraten, obwohl es mein größter Wunsch war und jetzt sollte mit der Reise nach New York der Traum beendet sein? Nein, war das das Leben? Ein Jahr werde ich seine Arme nicht um meine Taille spüren, seine Zunge nicht in meinem Mund, ich zerfließe jetzt schon vor Sehnsucht. Der Gedanke an ein trostloses Jahr frisst mich innerlich auf. Ich hasse diese Welt, immer muss sie sich gegen uns stellen. Doch kann ich Sylvia allein fliegen lassen? Ich werde meine Traum nicht so schnell aufgeben, koste es was es wolle.

XIV. Das verlockende Angebot
Beide saßen im Büro und malten sich die Reaktionen ihrer Männer aus, wenn sie es erfuhren. „Ich bin dafür, dass wir zusammen mit ihnen darüber sprechen!“, flüsterte Yvonne aufgebracht. „Ich glaube das wird mir Tim nie verzeihen!“ jammerte Sylvia. Und dann kam ihnen die Idee. Ein romantisches Abendessen im Hotel Ritz und eine anschließende Nacht. „Nächsten Freitag, wäre es am besten!“ der sechsjährige Carl sollte auf Jana und Christian aufpassen, da sie sich keinen Babysitter leisten konnten. Jeden Cent legten sie für die Reise beiseite. Beiden war klar, dass sie solch ein Angebot nicht absagen durften.
Der gefürchtete Freitagnachmittag rückte immer näher. Die jungen Frauen bereiteten sich auf die Nacht im Hotel und das Abendessen vor. Die kleine Tasche stand bereit auf dem Bett. Jetzt konnte das Wochenende beginnen.
15.00 Uhr trafen sicah die beiden Frauen zu einem kleinen Spaziergang. Es war ein verregneter Herbsttag, da beide Frauen jedoch eifrig am Pläne schmieden waren, vergaßen sie das Wetter. Für 18.00 Uhr war ein Tisch im Ritz reserviert. Die Männer, die das Hotel eher erreichten, waren aufgeregt.
„Oh, mein Gott, dieser scheiß Stau regt mich auf“. Dustin musste lächeln. Yvonne regte sich immer über den Stau in Berlin auf, wenn sie zu spät zu einem Treffen kam. Doch wie sollten sie es den Männern sagen! Als alle vier am Tisch saßen lenkte Sylvia auf das Thema. „Tim, wir haben ein tolles Angebot in den Staaten bekommen, ein Jahr die Sommermode in New York kreieren, das wäre der Durchbruch für uns. Wenn wir das ausschlagen, dann kann uns niemand mehr helfen!“ Es war Totenstille am Tisch und Yvonne wünschte, sie säße zu Hause auf ihrer gemütlich weichen Couch, mit ihrem Mann im Arm. Tim verstand nicht, warum Sylvia von ,,wir“ sprach. Sollte er mitkommen? Oder meinte sie etwa Yvonne. Nun war es Dustin der fragte, ob Yvonne auch mitkommen sollte. Er konnte sich denken, warum sie zu viert in dieses Hotel gegangen sind. Yvonne weinte, doch Dustin blieb stur. „Wie kannst du uns jetzt nur verlassen! Jana und mich, wir brauchen dich, ich liebe dich!“ Yvonne sah Dustin an und sagte: „ Wir haben noch zwei Wochen Zeit für uns. Am Montag muss ich meinem Chef mitteilen, ob ich fliege oder nicht!“ „Du tust es nicht, ich lasse dich nicht gehen, Jana habe ich auch gehen lassen, dann war sie tot, ich kann nicht auch noch dich verlieren!“ Yvonne versuchte ihm klar zu machen, dass es ihre Entscheidung war. Es war ihre Chance berühmt zu werden, warum sollte sie das alles hinschmeißen, nur weil Dustin… Sie wusste nichts mehr! Doch dann fiel sie Dustin um den Hals und schwor ihm ewige Liebe. Dustin sagte nun zu ihrer Überraschung: „ Lass uns jetzt keine Zeit verlieren, sag deinem Chef, dass du fliegst, ich will nicht deinen Traum zerstören. Ich weiß, dass es immer dein Traum war, nach New York zu fliegen und dort deine Künste zu zeigen.“ Sylvias Mann stimmte Dustin bei. Doch es war ein Schock für beide, wie sollten sie es ein Jahr ohne einander aushalten. Beide Paare waren aufeinander angewiesen. In den nächsten Nächten konnte Dustin nicht schlafen, auch Tim quälten Alpträume. Er wollte Sylvia nicht verlieren und was sollte aus Carl und Christian werden? Wie konnte Sylvia sie einfach allein lassen? Tim liebte beide sehr. Carl war sein Abgott, auch wenn er wusste, dass er nicht sein Sohn war. Er hatte Angst, sie könnte ihn mitnehmen. Nie würde er ohne ihn leben können.

Yvonne
Das Problem wächst von Tag zu Tag. Dustin hat nichts dagegen, das ich fliege, obwohl ich sein Gesicht gesehen habe, an diesem Abend im Hotel. War das das Aus für unsere Beziehung? Nie würde ich so etwas zulassen. Dustin ist mein Mann und der Vater meiner Tochter. Wenn ich doch nur wüsste, was jetzt das beste für mich wäre. Mutter hat immer gesagt, gib deine Träume wegen einem Mann nicht auf. Doch hat sie recht gehabt, indem sie uns mit Drohungen versucht hat, auseinander zu bekommen. Sie hat es nicht geschafft und kein Projekt der Welt wird es schaffen Dustin und mich auseinander zu bekommen.

Dustin
Warum muss alles Glück so schnell vorbei sein? Ich liebe sie über alles und könnte nie ohne sie leben. Doch wenn sie unbedingt will, kann ich ihr keine Steine in den Weg legen. Jana hätte mich nie verlassen, das weiß ich. Obwohl ich eine Zeit lang sogar geglaubt hatte, dass sie einen anderen Mann liebt. Angst kommt in mir hoch. Wenn ich sie gehen lasse, sehen wir uns vielleicht gar nicht wieder. Nie! Wie Jana, die wollte ich auch verlassen. Mein Unfall – alles hat sich verändert. Was wäre passiert, wenn Jana nicht gestorben wäre? Hätte ich dann je zu Yvonne gefunden? Die Liebe zu ihr ist stärker als der Tod, das spürte ich erst jetzt.

Tim
Sie wird es nie schaffen, mir Carl wegzunehmen. Ich liebe den kleinen viel zu sehr. Ich habe Angst, Angst vor der Zukunft und Angst davor, alles zu verlieren, was mir wichtig ist. Das Schicksal hat es so gewollt. Wenn sie mich fragen würde, würde ich mit ihr gehen, ich würde sie in die Staaten begleiten und auf sie und die Kinder dort aufpassen. Doch was war mit Dustin und Yvonne, sehnten sie sich nicht nach trauter Zweisamkeit? Alles war so verwirrend und kompliziert.

Sylvia
Mein Liebe zu Tim wird sich dadurch nicht ändern. Ich bin zwar am anderen Ende der Welt, doch die Liebe wird stark genug sein, das Jahr zu überstehen. Ich habe Yvonne an meiner Seite. Sie ist meine beste Freundin. Ich weiß nur nicht, wie ich es machen soll, ohne meine beiden kleine zu fliegen. Ich kann Carl doch nicht bei Tim lassen. Er hat ihn gerade erst als Vater akzeptiert. Er braucht mich doch.

XV. Die Reise
Sie standen am Flughafen. Sollte das eine ewige Trennung sein? Sie wussten es nicht. Dustin weinte und Yvonne hatte Jana auf dem Arm. Ich weiß wie sehr du sie liebst, ich kann sie dir nicht wegnehmen. Bis bald Süßer! Dann konnte sie die Tränen nicht zurückhalten. Sie musste sich in den letzten Tagen sehr viel Mut zusprechen, sonst wäre sie nie geflogen. Sie wusste, dass sie Dustin nicht allein lassen konnte. Und Jana, ihre allerliebste Jana. Schnell drehte sie sich um und lockte ein. Dann rannte sie den Gang entlang und schleifte den Koffer hinter sich her. Sylvia ging es nicht anders. Sie wollte auch nicht ohne Tim fliegen, doch auf der anderen Seite, konnte sie Yvonne nicht allein gehen lassen. Unter Tränen lief sie den Gang entlang, doch da sah sie etwas Herzzerreißendes. Yvonne saß im Warteraum und weinte bitterlich. Dann stand sie auf und rannte zurück zu Dustin, ihren Koffer ließ sie im Wartesaal zurück. „ Ich fahre nicht ohne dich, Liebling“, weinte sie ihm ins Ohr.
„ Das Flugzeug nach New York fliegt in 20 Minuten von Landebahn 5 ab, bitte gehen sie jetzt an Bord“. Yvonne, sah wie die Leute auf die Airbus zurannten. Unter den Leuten rannte auch Sylvia, die sich auf das neue Leben in New York trotz allem freute. Yvonne dagegen klammerte sich an Dustin fest, der sich kaum noch halten konnte. Dann flüsterte er ihr ins Ohr: „Weißt du noch, unsere erste Nacht, wir haben uns geschworen, dass wir immer zusammenbleiben, egal was passiert.“ Das war für Yvonne zu viel. „Ich werde nicht fliegen!“ rief sie durch die Halle, nicht ohne dich und Jana. Und da war es so weit. Tim ergriff ihr Ticket und rannte durch den Schalter, ehe Yvonne sich versah. Er rannte zum Flugzeug, wollte Sylvia dort rausholen, doch die Maschine startete schon. Schluchzend saß Tim nun im Warteraum. Er nahm das Ticket und zeigte es einer Stewardess, die ihm gerade über den Weg lief. „Leider kommen sie zu spät“, rief das Mädchen. „ Aber meine Frau ist dort an Bord“, rief Tim verzweifelt. „Da kann ich ihnen leider auch nicht helfen, warum sind sie nicht gleich mit ihrer Frau an Bord gegangen?“ Das war Tim zu viel, er rannte zu Yvonne und Dustin zurück. Carl sah ihn verstört an, als er ihm erklärte, sie würden nach Hause fahren und Koffer packen. 42 Stunden hatten die drei Erwachsenen nun Zeit sich auf den Flug vorzubereiten. Zusammen wollten die Freunde New York unsicher machen. Dustin, der seit mehr als zwei Jahren mit Jana zu Hause war, dachte nicht lange nach. Tim kündigte am nächsten Tag seinen Job und seine Wohnung. Genau 42 Stunden später saßen Dustin, Yvonne, Tim und die drei Kinder am Flughafen, gespannt, auf ihr neues Leben in den Staaten. Niemand sprach über die letzten Wochen, über den Schmerz und die Hoffnung, die sie durchlebt hatten. Alle waren erleichtert über ihre Entscheidung. Jana saß auf Dustins Schoß und schaute den Flugzeugen nach.
Dann endlich erklangen die erlösenden Worte: „die Linie Berlin Tegel – New York bitte alle einsteigen, in 20 Minuten hebt der Airbus auf Linie 5 ab„. Die Freunde liefen durch die Halle und lockten ein. Sogar Dustin lief mit seinen Krücken. Alle waren glücklich. Doch sollten sie ihre Kinder nicht in der Heimat aufwachsen lassen? In diesem Augenblick war es allen egal, sie freuten sich auf die Staaten, obwohl sie nicht wussten, was dort auf sie zukommt.

XVI. Das Flugzeug hebt ab
„Weißt du, was wir vergessen haben?“ flüsterte Yvonne glücklich neben ihrem Schatz. „Nein, die Wohnung habe ich gekündigt, das Möbel verkauft und den Wagen hat jetzt unser Nachbar für ’en tollen Preis, ist also alles OK“. „ Wir haben Mutter und Vater nichts gesagt“. „Na und“, gab Dustin spitz zurück, wer uns nicht akzeptiert, der braucht auch nichts über uns zu wissen“. Dann konnte Dustin sich nicht mehr zurückhalten. „Mutter hat nicht einmal Jana interessiert, so etwas gemeines, was kann sie schon gegen unsere Liebe tun? Als ob sie alles ändern könnte. Ich will diese Frau nie wieder sehen“. Dann brach er in Tränen aus. Die meisten Passagiere ließen sich die Story nicht entgehen und gafften die beiden an. Doch Yvonne war aufgebracht, sie ließ es nicht zu, dass ihr Liebling traurig wurde! Beide liebkosten sich: „ Lass dich von ihr nicht irre machen, wir haben richtig entschieden, ich hätte es ohne dich keine zwei Stunden ausgehalten. Ich wäre sowieso mit der nächsten Maschine zurückgeflogen“. Tim schlief tief und fest, auch Carl war sehr erschöpft. Jana und Christian schliefen ebenfalls. Die Fahrt war anstrengend und die Sitze sehr eng. Yvonne musste mit Jana öfters herumlaufen, weil sie quengelte. Der Airbus landete 10 Stunden später wohlbehalten in New York. Doch Sylvia ließ nichts von sich hören. Wo war sie? Wollten sie nicht zusammen ins Hotel Albatros, genau gegenüber der Freiheitsstatue ziehen?
Yvonne machte sich Sorgen. Sieben Tage sind nun schon vergangen und keine Spur von Sylvia. Ist sie etwa zurück nach Deutschland geflogen?
In der darauffolgenden Woche ging Yvonne mit Tim und den Kindern einkaufen. Dustin, dem die Reise noch immer zusetzte, schlief im Hotelzimmer tief und fest. Jana quengelte an jedem Schaufenster und wollte unbedingt ein Eis essen. Carl musste auf Toilette und Christian schrie ohne eine Pause. Yvonne war gestresst und erschöpft zugleich. Wie sehr sehnte sie sich Sylvia in diesem Moment herbei. Als einzige Frau für drei Kinder zu sorgen, war schwerer, als sie annahm.
Sylvia kam deshalb wie gerufen. Aus dem Nichts tauchte sie auf und stand vor der Tür. Carl öffnete und machte große Augen. ,,Mama“, rief er ganz aufgebracht. Tim kam gleich angerannt und nahm seine Frau in die Arme. Gleich im nächsten Flieger hat sie der USA den Rücken zugewandt. Doch da hat sie vom Vermieter erfuhr, dass sie die Wohnung vor 6 Tagen aufgegeben haben, ist sie mit dem nächsten Flieger zurück in die Staaten geflogen und nun steht sie hier. ,,O Gott bin ich müde, ich habe die letzten 3 Tage im Flugzeug zugebracht, was dagegen, wenn ich mich hinlege!“ Tim ließ seine Frau schlafen.
Am nächsten Morgen musste Yvonne früh raus, es war ihr erster Arbeitstag in den Staaten. Dustin war gerade dabei einen Brief an seine Mutter zu schreiben, als Yvonne verschlafen in der Tür stand. „Was tust du schon so früh hier? Es ist erst 7 Uhr“, fragte Yvonne verschlafen. „Wie bitte, hast du die Zeitverschiebung vergessen, es ist 12.30 Uhr: Zeit zum Mittagessen.“ Dustins Worte schlugen wie eine Keule. Yvonne wurde puderrot. „Was? Schrie sie aufgebracht, du hast vergessen, dass heute mein erster Tag im Büro ist. Ich habe doch nicht bis 12.30 Uhr geschlafen, halte mich nicht zum Narren.“ Yvonne ahnte Schreckliches. Die letzten Tage sind nicht spurlos an ihr vorübergezogen.
Man konnte ihr ansehen, dass sie vor Wut kochte. ,, Ich kann unmöglich am ersten Tag zu spät zur Arbeit kommen, die neuen Kollegen haben gleich einen guten Eindruck von mir, oh mein Gott“. Sylvia kommt bestimmt in ein paar Minuten wieder. 13 Uhr hat sie heute Feierabend. Oh Mann! Dustin, konnte sich vor lachen nicht mehr beherrschen. „Yvonne, meine kleine Langschläferin, bitte komm mal her und lese dir das durch, ist das OK so, oder soll ich es anders schreiben? Ich weiß nicht, wo ich anfangen und aufhören soll“.
Nach dem Mittagessen wollte Yvonne eine kleine Sitzung veranstalten. Das Hotelzimmer war auf Dauer zu klein und zu teuer. „Wir sitzen hier in der letzten Abstiege und warten, bis wir endlich in der Millionenstadt, die auch Millionen von Wohnungen bietet eine oder besser gesagt 2 passende finden.“ Yvonne wurde sauer. ,,Wenn du mich morgen früh wieder so pünktlich weckst wie heute bekomme ich am Monatsende kein Geld und dann können wir das mit der Wohnung auch vergessen.“ Am Nachmittag führte die junge Mutter ein inniges Gespräch mit ihrem neuen Chef. Der freundliche Chef bot Yvonne an, die sechs versäumten Stunden im Laufe der Woche nachzuarbeiten. Am Montag arbeitete sie nur sechs Stunden, weil sie mehr Zeit mit Dustin und Jana verbringen wollte. Die Arbeit der letzten Wochen fraß sie fast vollständig auf. Ihr Mann hat sie seit Tagen nicht mehr zu Gesicht bekommen. In der Nacht weinte Jana öfters. Die Angst plagte das kleine Mädchen. Angst vor dem großen fremden Land und dessen Geheimnisse. Oft nahm Yvonne das schreiende Mädchen mit ins Ehebett. Die Nächte waren dann vorbei für die Liebenden.

Yvonne
Dustin ist so lieb, er weiß, dass es mir schlecht geht und ich nicht ohne ihn sein kann. Er hat mich nach New York begleitet, obwohl ihn das Heimweh mehr plagte als mich. Doch das war keine Dauerlösung. Ich muss etwas unternehmen. Es ging uns beiden dreckig, doch Sylvia zu Liebe wollten wir bleiben, wir wollten zusammensein und das Leben so genießen wie in Berlin, doch war das in dieser Millionenstadt überhaupt möglich. Alles war so teuer und der Autolärm, die Abgase, alles das belastet uns.

Sylvia
Yvonne belastet das Leben hier in New York. Das merke ich und auch Tim hat mich schon darauf angesprochen. Sie will zurück nach Berlin. Ich kann es ihr auch nicht übel nehmen. Ich habe mir alles ganz anders vorgestellt. Ein kleines Haus in der Nähe von New York, auf einer kleinen grünen Wiese. Doch wenn man dort wohnt, braucht man früh Stunden, um zur Arbeit zu gelangen. Der Traum, war wirklich nur ein Schaum, wie man so schön sagt. Wir hätten alles anders planen sollen.

XVII. Ein neues Leben in New York?
Nachdem die Männer die Arbeitssuche erfolglos aufgaben und das Leben eintönig wurde, plagte Yvonne das Heimweh. Ihre Trauer wurde so groß, dass sie krank wurde. Die Sorge um seine Gattin, machte auch Dustin unzufrieden und traurig. Der Arzt hatte schlechte Neuigkeiten für das Paar. Einzig und allein die Rückkehr nach Berlin könnte Yvonne heilen. Diese verrauchte und zugebaute Stadt wuchs Yvonne so ins Herz, dass sie sich nicht trennen konnte. Deutschland war ihr Heimatland, Erinnerungen und Geschichten waren dort geborgen. Warum war ihr die Stadt ins Herz gewachsen? Nie hatte ihr Thüringen so viel bedeutet, wie Berlin, schon als Kind träumte Yvonne von einem Leben in dieser Stadt und sie wusste, dass dort ihre Heimat war, obgleich sie in Thüringen geboren wurde. Diesmal flog das junge Paar allein nach Deutschland zurück. Wie sehr sie Sylvia vermissen würde, wollte sich Yvonne nicht eingestehen. Am Flughafen fielen sich die beiden ein letztes Mal für sehr lange Zeit in die Arme. ,,Grüßt Berlin von uns“, scherzte Tim. Doch das war kein Trost für Yvonne. Nach der 10stündigen Reise, kamen sie schlecht gelaunt in ihrer geliebten Heimatstadt an. Dustin wollte gleich mit der nächsten Maschine zurück nach New York, doch das ging leider nicht, es sei denn, er ließ Yvonne allein in Berlin zurück. Kein Tag verging, an dem eine Karte oder zahllose Anrufe von Silvia auf dem Anrufbeantworter waren. Zahllose Briefe und Karten verstopften den Briefkasten. Ein baldiges Wiedersehen war in der nächsten Zeit nicht möglich.
Aus Wochen wurden Monate und aus den Monaten ein ganzes Jahr. Der Winter zog ins Land und der Briefverkehr zwischen Sylvia und Yvonne schlief ein. Schon nach einigen Monaten fühlte sich Yvonne stärker und gesünder. Nach drei langen Jahren sollte Dustins Mutter endlich die kleine Jana kennen lernen. Die traute Familie freute sich auf weiße Weihnachten in Thüringen.
Lange Zeit zog sich ein Schatten über das Glück der Familie. Dustin hatte ein flaues Gefühl im Magen. Nach einer endlos langen Taxirechnung standen sie nun endlich vor ihrem Haus. Eine ältere Frau schmückte eine riesige Tanne vor dem Haus. Yvonne zeigte die einzigen beiden Fotos, die sie von ihren Pflegeeltern hat und fragt nach Herr und Frau Thierbach, die hier wohnten. Die Frau bat die kleine Familie in ihre Wohnung. Hier wohnt keine Frau Thierbach mehr, ihr Mann ist vor 1 ½ Jahr verstorben und sie ist nach Bayern gezogen, zu einer Nichte. Yvonne wusste nicht, was sie sagen sollte, warum hatte ihnen die Mutter nicht geschrieben? Doch die Mutter hatte jeglichen Kontakt zu ihnen verloren, als sie in die Staaten gezogen sind. ,,Hast du ihr nicht geschrieben, Dustin?“ stellte ihn Yvonne jetzt zur Rede. ,,Doch, der Brief muss bei Ihnen angekommen sein, nicht wahr?“ Die alte Frau hielt einen Umschlag mit Flugpostetikett in der Hand. ,,Danke, ich hatte noch nie Post aus den Staaten“. Nun wurde Dustin einiges klar. An der nächsten Telefonzelle versuchte Dustin die Mutter zu erreichen. Am anderen Ende läutete es: ,, Ja, Thierbach hier, wer ist dort?“ Ich bin es, Dustin. Mutter, ich muss mit dir reden. Warum hast du uns nicht geschrieben, dass Papa gestorben ist?“ Am anderen Ende knackte es. „Mein lieber Sohn, Papa ist wegen euch gestorben, er hat sich so sehr über dich und Yvonne geärgert, dass er einen Herzinfarkt bekommen hat, ich …“ dann war es still im Hörer. Dustin wurde zornig und schrie in den Hörer, wie ein bockiges Kind: „Weißt du, wie ich mich gefühlt habe, als ihr uns verstoßen habt, wie Lebrakranke, vor denen jeder Angst hat, sich anzustecken. Er wusste nicht, was er sagen sollte. ,,Und übrigens, dein Balg will ich auch nicht sehen, schick es zu dieser Hure, die ich groß gezogen habe, zum Teufel mit euch…“. Dustin stiegen Tränen in die Augen. ,,Du hast kein Recht so etwas über Yvonne und die Kleine zu sagen, ich hasse dich“, dann hängte er den Hörer auf. Er konnte unmöglich Yvonne von diesem Gespräch erzählen. Mit seinem Rollstuhl fuhr er in den Wald und weinte sich die Augen aus. Er konnte nicht glauben, wie sehr seine Mutter ihm weh getan hat. ,,Ich muss dir was sagen, meine Schnecke… sie hat dich Hure und Jana ein Balg genannt, ich hasse sie dafür. Sie hat uns für den Tod meines Vaters verantwortlich gemacht, weißt du, wie ich sie angeschrien habe, niemand wird dich vor meine Augen so beleidigen, ich... Yvonne nahm ihn in die Arme und sagte: ,, Ich hasse dieses beschissene Deutschland, ich fliege morgen mit dem nächsten Flieger in die Staaten zurück. Ich will nie wieder hier her.“ Dustin stimmte ihr bei und zusammen fuhren sie zum Leipziger Flughafen. Weihnachten wollten sie zusammen mit Sylvia und Tim verbringen, von denen sie schon fast ¾ Jahr nichts mehr gehört haben. Was war nur los?

Dustin
Meine Nerven liegen blank, nie wieder würde ich es mir gefallen lassen. Wie konnte ich damals so blind sein und meiner Mutter von dem Kind und meiner Liebe zu Yvonne erzählen. Sie würde es nie verstehen. Nie wieder werde ich auch nur einen Fuß auf deutschen Boden setzen. Nie wieder werde ich eine Frau so abgrundtief hassen wie meine Mutter. Alles war versaut, die Reise, das Weihnachtsfest, ich musste meiner Frau einfach die Wahrheit über die Frau erzählen, die sich als ihre Mutter ausgab. Jahrelang hat sie sie Mutter genannt, das hat sie jedoch keine Sekunde ihres Lebens verdient. Sie kann es nicht sehen, wenn andere glücklich sind.

Yvonne
Ich mache mich solche Sorgen um meinen Schatz. Er nimmt sich die Sache mit der Mutter viel zu sehr zu Herzen. Noch nicht einmal wenn die Hasen Jäger schießen, würde sie die Liebe zwischen Dustin und mir akzeptieren. Sie war eine kalte Frau, mit Herz aus Stein, mehr wollte ich nicht sagen. In manchen einsamen Momenten versuche ich meine Stiefmutter zu verstehen, doch es ist mir bis jetzt noch nie gelungen. Ich frage mich auch manchmal, warum sie mich aufgenommen hat. Vielleicht hätte sie es sich denken können, das wir beide eines Tages eine Familie zusammen gründen.

XVIII. Der endgültige Abschied aus Deutschland?
Dustin wollte mit Yvonne zum Flughafen. Er liebte sie, doch die Worte seiner Mutter gingen ihm nicht aus dem Kopf. Er musste wieder öfters an Jana denken, obwohl sie schon fast 5 Jahre tot war. ,,Ich werde immer bei dir sein!“ waren ihre letzten Worte, bevor sie sich nie wieder sahen. Im ganz Innersten waren die beiden jungen Leute sehr entschlossen, sie wollten für immer in die Staaten. Auf dem Weg zum Flughafen in Leipzig trafen sie einen alten Bekannten. Bastian, er wollte sich von seiner Freundin verabschieden, die nach Kroatien zurückflog, in ihre Heimat. Bastian und Dustin begrüßten sich und waren froh sich nach all diesen Jahren wiederzusehen. ,,Oh Gott, Dustin, wie lang ist es her, dass wir uns zum letzten Mal gesehen haben? Drei Jahre, vier?“ ,,Ich muss dir jemanden vorstellen, das ist Jana, meine Tochter und das ist Yvonne, meine Frau, doch ihr kennt euch schon!“ Bastian glaubte sich verhört zu haben. „Du hast deine Schwester geheiratet? Das ist ja der Hammer“. ,,Yvonne ist nicht meine Schwester, sondern meine Nachbarin, meine Mutter hat sie nur großgezogen, weil ihre Mutter schon sehr zeitig gestorben ist.“ Bastian war sehr gespannt auf die Geschichte. Er wollte alles aus den vergangenen Jahren wissen. Zusammen gingen die vier in ein nahegelegenes Café. Yvonne fühlte sich ein bisschen ausgeschlossen. Sie kannte Bastian zwar, doch nie waren sie gut befreundet gewesen. Im Gegenteil, Bastian hat Yvonne immer abgelehnt.
Dustin erzählte, wie sich die beiden verliebt hatten, über die Hochzeit und die Ablehnung der Mutter. Eines jedoch verschwieg er: Das Gespräch am Vortag zwischen seiner Mutter und ihm. Er wollte und konnte nicht mehr darüber reden. Am späten Nachmittag verabschiedeten sie sich von Bastian und nahmen die nächste Maschine nach New York.
Die Reise war lang, doch Dustin wusste, dass es die letzte sein würde. Er wollte mit Yvonne in den Staaten bleiben und bemühte sich, seine Tochter zweisprachig aufwachsen zu lassen. Er selbst konnte sehr gut Englisch und Yvonne auch.
Yvonne loggte ein und versuchte Sylvia zu erreichen. Die Nummer, die sie hatte, war nicht mehr gültig. Was sollten sie jetzt tun, sie wollten doch Weihnachten zusammen feiern. Was war nur los mit Sylvia und Tim? Ging es ihnen gut?

Yvonne
Ich mache mir Vorwürfe und Sorgen um Sylvia und Tim. Warum mussten die beiden allein in den Staaten zurückbleiben. Wie soll es weitergehen, wenn wir uns wiedersehen. Würde alles wieder so sein, wie vor einem Jahr, als Sylvia sich in meine Arme schmiss und weinte, nie würde es wieder so sein, wie es mal war.

XIX. Das glückliche Wiedersehen
Als der Airbus in New York landete, waren alle 3 sehr glücklich. Yvonne drückte sich an Dustin, bevor sie ausstiegen und flüsterte ihm ins Ohr: ,,Ich will nie mehr ohne dich leben, wenn du gehst, gehe ich auch, weist du noch, unser Schwur?“ Wie sollte Dustin so etwas vergessen, es war in der ersten Nacht, als sie sich verliebt hatten. Dustin war traurig gewesen, wegen Sylvia und Tim. Doch jetzt erwartete sie ein neues Leben. Im Einwohnermeldeamt fragte Yvonne nach Sylvia und Tim Lindner. Beide haben sich im letzten Monat nach Kalifornien versetzen lassen. Sie wohnen nun in einem Dorf namens Cloesvillage in der Nähe von Hollywood. Yvonne war verblüfft, Hollywood. War das nicht ihr Traum, einmal nach Hollywood zu fahren? Das war einer ihrer größten Kindheitsträume. Nie hatte sie gewagt darüber zu sprechen. Dustin war der einzige, der von ihren Träumen wusste. Endlich sollte er erfüllt werden.
Auf dem Weg zum Flughafen sahen sie eine Lamborghini, die ihnen von Anfang an zusagte. „Wow, was für ein Rennauto ist denn das, so etwas habe ich noch nie gesehen. Ich möchte nur einmal drinnen sitzen“. Die kleine Familie ließ sich zum Autohaus fahren und beschloss dieses Auto und kein anderes zu kaufen. Dustin checkte die Finanzen und war begeistert über solch ein billiges Angebot. Der Wagen war schon mehrere Jahre alt. Der Preis war gesenkt und das Ehepaar bezahlte in bar. Erst jetzt wurde Yvonne klar, dass sie dieses Auto nicht behalten konnten. „Wir müssen es zurückschaffen, denn wir müssen nach Kalifornien, wie sollen wir…“ Dustin hatte eine grandiose Idee. Wie wäre es mit einer Fahrt quer durch die Staaten. Ca. 2 Wochen, dann haben wir unser Ziel erreicht. Die abenteuerlustige Yvonne zögerte keine Sekunde und willigte ein. „Ich fahre dieses Teil schon, mach dir da mal keine Sorgen und wenn wir übermüdet sind, machen wir einfach ein oder zwei Tage Pause.“ Dafür liebte Dustin seine Frau, sie war spontan, abenteuerlustig und trotz allem blieb sie auf dem Boden der Tatsachen.
Das Ehepaar hielt an einem Rastplatz an und verstaute das Gepäck im Kofferraum. Wie wäre es, wenn wir es als Cabrio nutzen. Wenn es regnet können wir es zuklappen, doch wenn die Sonne scheint, können wir es offen fahren. Dustin war verblüfft. Was würde sich Yvonne für den Jahresurlaub noch einfallen lassen? Er hatte nie geglaubt, einmal solch eine Reise durch die Staaten antreten zu können. Wer kann das schon, der im Rollstuhl sitzt und sich kaum bewegen kann. Doch Yvonne machte für ihren geliebten Ehemann alles möglich. Die Tage strichen dahin und das Ehepaar verbrachte heiße Nächte in billigen Modells an der Autobahn. In einer Nacht übernachteten sie im Auto, in einer anderen breiteten sie ihre Schlafsäcke in der Prärie von Texas aus. Am 14. Tag ihrer Reise kamen sie in Hollywood – Kalifornien an.
Beide machten sich auf die Suche nach Tim und Sylvia. Endlich sollten sich die Freundinnen in die Arme nehmen können. Nach über einem Jahr. Sie wollten mit Sylvia und Tim ein neues Leben anfangen. Ohne Deutschland, ohne ihre Mutter und ohne Menschen, die sie als Paar nicht akzeptierten. In dieser Sache waren sich die beiden einig. Auf der Reise merkte Yvonne erneut, dass sie schwanger war. Jana freute sich über den Familienzuwachs, auch Dustin wusste, dass somit wieder Arbeit auf ihn wartete.
In Kalifornien angekommen, mietete sich die Familie in einem Strandhaus ein. Zwei kleine Zimmer mit einer Terrasse direkt vor dem Haus – wie romantisch. Erst jetzt merkte Yvonne, wie anstrengend die Reise für Dustin gewesen sein musste. Für Dustin wurde das alles zu viel. Erst die Mutter mit ihren Vorwürfen, dann der Flug, der endgültige Abschied aus Deutschland und die Ungewissheit über Sylvia und Tim. Er bekam einen Schwächeanfall und musste in ein nahegelegenes Krankenhaus eingeliefert werden. Dort sollte er 3 Tage bleiben, ehe er wieder nach Hause durfte. Yvonnes Geld war fast aufgebraucht, wie sollte sie die Miete für ihr Strandhaus in den nächsten Tagen zahlen? Sie wusste es nicht. Dustin ging es schlechter, er konnte sich kaum noch bewegen und schlief oft. Die Ärzte konnten es nicht verantworten ihn zu entlassen und so musste er noch über eine Woche im Krankenhaus verbringen. Yvonne konnte das Haus nicht mehr bezahlen, sie musste jobben gehen und wie es der Zufall so wollte, bekam sie einen Job in dem Krankenhaus, in dem Dustin lag. Sie wollte so oft wie möglich bei ihm sein, doch das es nun der ganze Tag sein sollte, dass hatte sie nicht gedacht. Sie war so glücklich, als sie zu Hause ankam. Doch wo sollte Jana bleiben, wenn sie 6 Stunden arbeiten musste? Konnte man die schwere Arbeit einer Schwangeren zumuten? Das war nun das nächste Problem. Sie wusste nicht mehr ein noch aus. Also ging Yvonne und brachte Jana tagsüber in ein Heim. Sie brauchte dafür nichts zu bezahlen, doch sie konnte Jana nur am Wochenende abholen. ,,Besser als nichts“, dachte sie. Dann fand sie endlich eine Wohnung in Boxikan, einer kleinen Stadt, die jedoch 30 Kilometer von San Francisco entfernt war. Sie musste also jeden Morgen und Nachmittag 30 Kilometer fahren. Sie bekam nur wenig Geld für diesen Aushilfsjob. Wie es der Zufall wollte, traf sie eines Tages, nach über 8 Monaten Sylvia in San Francisco. Die beiden fielen sich in die Arme und weinten, als sie sich sahen. ,,Woher wusstest du…“ ,,Weil wir nach dir gesucht haben, wir haben euch ja so vermisst.“ Sylvia erzählte ihr, wie ihr der Job in San Francisco angeboten wurde und wie sie Tim sterben sehen hat. Beide setzten sich in ein Café, weinten und erzählten. Yvonne verstand jetzt erst, dass Tim tot war. „Er ist im letzten Sommer gestorben, es war schwer für mich zu glauben, dass ich ihn nie wieder sehe.“ Yvonne erzählte ihr, wie es Dustin ging und das sie Geldnot hatte. Sylvia lud sie zu sich nach Hause ein. ,,Du musst doch noch Maya kennen lernen, meine Tochter, waren Sylvias letzte Worte“. Yvonne verstand nicht. Da erklärte ihr Sylvia, das sie kurz bevor Tim den Unfall hatte, schwanger gewesen ist. Maya ist erst 1 Monat alt. Yvonne erzählte ihr, das sie Jana in ein Heim gegeben hat, weil sie arbeiten muss und das sie von Dustin ihr zweites Kind erwartet. Da hatte Sylvia ein Angebot für sie. ,,Ich wollte weg von Kalifornien und von Tim. ,,Ich habe ein Angebot als Designerin bekommen und werde es auch annehmen. Es liegt an euch, ob wir zu dritt die Staaten verlassen oder ob ich allein gehen muss. Frankreich, dass Land der Mode, ihr wisst schon. Ich habe in Paris einen Job angeboten bekommen, jedoch muss ich mich bis morgen entschieden haben, sonst ist das Angebot verfallen.“ Yvonne stand vor der nächsten großen Entscheidung, die sie ohne Dustin machen musste. ,,Ich werde mit dir gehen, Sylvia. Wir haben hier keine Existenz. Wir sind nur hier her gekommen um euch zu finden. Wenn ich daran denke, dass Tim, oh mein Gott.“ Yvonne weinte und konnte sich nicht mehr beruhigen. Die beiden fielen sich in die Arme. ,,Du hast mir die Entscheidung leichter gemacht Yvonne, wenn du dich anders entschieden hättest, wäre ich vielleicht auch nicht geflogen. Weißt du noch, damals, ich bin geflogen, du nicht, Dustin war dir wichtiger als deine Karriere. Das fand ich so mutig, ich habe dich immer bewundert. Nie war ich so stark wie du, ich war immer diejenige, die Tim entscheiden ließ.“ Yvonne verstand nun, warum sie den Streit mit ihrer Mutter besser weggesteckt hatte, als Dustin. Er war schon immer schwach gewesen. Sie war die Starke in der Familie. Sie, Yvonne, die immer geglaubt hatte, sie sei die Schwache.
Die beiden Freundinnen erzählten noch lange, bis in die Abendstunden. Warum schläfst du nicht bei mir, du kannst, zu mir ziehen, bis wir das Land verlassen, Christian, Carl und Maya werden sich freuen. Morgen holen wir Jana und das Gepäck ab. Ich bin zu müde, um jetzt noch 30 km zu fahren.“ Doch Yvonne machte das nicht mit. ,,Wir müssen sparen“, rief sie, ,,ich kann mir nicht leisten noch eine Nacht dieses teure Strandhaus zu behalten, wenn wir bis 24 Uhr alles geräumt haben, dann spare ich genau 47 Dollar.“ Sylvia blieb also gar nichts anderes übrig, als einzuwilligen. Beide machten sich in den späten Abendstunden noch daran, dass Zimmer zu räumen. Jana holten sie auch aus dem Heim. ,,Oh man, sie hat mich wirklich vermisst, dass hat man vorhin gemerkt. Kurz vor Mitternacht machen sich die beiden Frauen mit den Habseligkeiten von Yvonne auf den Weg zu Sylvias Wohnung. ,,Jana wird nächste Woche 4 Jahre, dass müssen wir feiern, es ist Oktober. Hier in Kalifornien bleibt es warm, hier gibt es keine Jahreszeiten. Wir könnten eine Strandparty feiern. Wenn Dustin wieder gesund ist, werden wir fliegen. In Europa ist jetzt Herbst. Yvonne musste lachen, wenn sie daran dachte, dass sie letztes Weihnachten mit Sylvia und Tim verbringen wollte. Damals wusste sie noch nicht, dass Tim bei einem Autounfall ums Leben gekommen war.
Als Yvonne nun ihre täglichen Krankenhausbesuche mit Jana machte, blühte Dustin wieder auf. An manchen Tagen verbrachte die kleine Familie sogar die Zeit im Garten des Krankenhauses. Doch nach 2 Monaten wurde Dustin wieder schwächer. Er hatte Schmerzen und hatte keine Kraft mehr, im Rollstuhl zu sitzen. Trotz des milden Klimas wusste, Yvonne, sie würde ihren Mann in wenigen Monaten verlieren. Sie verbrachte mehr Zeit den je an seinem Bett und riss sich zusammen. Nie sprach sie mit ihm über den Tod oder den Schmerz, mit dem beide umgehen mussten.
Doch eines hielt Dustin am Leben. Die Geburt der kleinen Amber. Sie wusste, dass das der letzte Höhepunkt in seinem Leben sein würde. „Ich weiß, dass ich sterben werde“, sagte er eines Tages mit Tränen in den Augen. „Dann bin ich endlich erlöst und habe keine Schmerzen mehr, nie wieder...“ Yvonne musste jetzt stark sein, sie wollte nur noch für sich, Dustin und ihre Kinder sorgen.
Seit der Geburt von Amber hing sie ihren Job an den Nagel und verbrachte Tag und Nacht an dem Bett ihres kranken Mannes. „Die Zeit mit euch, ist die schönste in meinem Leben“. Nun konnte Yvonne nicht mehr. Sie drückte ihm Amber in die Arme und verließ das Zimmer. Nie würde sie Dustin hergeben können, dass wusste sie. Ab diesem Tag sprachen die beiden über den Tod. Yvonne weinte immer öfter, schrie sogar ihre Töchter an und stritt sich immer öfter mit Sylvia, die ihre Unausgeglichenheit merkte.
Sie wusste nicht, was sie machen sollte, wenn Dustin stirbt, ist sie dann auch noch so stark, wie sie jetzt ist, oder bricht in ihr dann etwas zusammen, was sie vorher noch aufrecht halten konnte, trotz ihrem Leid mit der Mutter und ihrem Heimweh, dem Tod von Tim und der langen Trennung von Sylvia und den Kindern? Yvonne hatte Angst. Angst um Dustin und Angst schwach zu werden.

Yvonne
Das einzige, womit man mich zum Wahnsinn treiben kann, ist, wenn es Dustin schlecht geht. Wir haben jetzt 5 Jahre zusammen verbracht. Ich kann Dustin jetzt nicht einfach aufgeben. Obwohl ich nicht so stark bin, mit ihm zu kämpfen. Tim ist von einer Minute auf die andere gestorben. Ich muss mit ansehen, wie Dustin langsam dahinsiecht. Ich kann es aber nicht mehr lange. Keiner hat es ausgesprochen, doch wir wissen in unserem Inneren alle, dass Dustin den Winter nicht überlebt. Sylvia sagt immer, dass ich stark sein muss und ihm zeigen muss, dass ich für ihn da bin. Wie es mir dabei geht, interessiert niemandem. Sylvia hält mich manche Nacht im Arm und gibt mir Seeligkeit. Ich weine so sehr, dass ich keine Tränen mehr habe. Wenn Dustin stirbt, dann bin ich mit einem Fuß mit im Grab. Ich halte es nur wegen der Kinder aus. Sonst hätte ich mir schon lang ein Ende gesetzt. Das schlimmste im Leben eines Menschen ist, wenn man mit anschauen muss, wie sein geliebter Partner stirbt. Dann noch in solch einem langsamen Tempo. Ich kann nicht mehr!

Sylvia
Wenn ich Yvonne anschaue, denke ich oft, was wird aus den Kindern, wenn sie nicht mehr da ist. Ihr geht es schlechter, als Dustin. Sie kann sich nicht mehr auf den Beinen halten, stillt Amber kaum noch und weint Tag und Nacht. Ich war öfters mit im Krankenhaus. Ich weiß noch genau, als Tim auf dieser Bahre lag. Ich schaute ihm in die Augen und er sagte zu mir, dass ich mich um Maya, Carl und Christian kümmern soll, egal was passiert. Dann schloss er die Augen - für immer. Ich war am Boden zerstört, versuchte Yvonne zu erreichen, doch schaffte es nicht. Als ich die Trauer besiegt hatte, sah ich sie wieder. Sah sie und sah Dustin, wie er zusammengesunken in seinem Bett lag und sich nicht bewegen konnte. Genau zu diesem Zeitpunkt wurde mir klar, dass ich mit den beiden kämpfen musste. Ich kämpfte für Yvonne und die Kinder, wenn es für Dustin schon zu spät war.

XX. Das Schicksal nimmt seinen Lauf
Yvonne betritt das Zimmer. Sie sieht ihren Mann dort liegen. Mehrer Geräte halten ihm am Leben. Sie setzt sich vor sein Bett. Jana ist zu Hause geblieben und schaut bei Sylvia fern. Sie hat es nicht übers Herz gebracht, die kleine mitzubringen. Sie versteht, wie schlecht es ihrem Vater geht. Yvonne hat es jedoch nicht übers Herz gebracht Amber zu Hause zu lassen. Dustin liebt die kleine abgöttisch. Als Yvonne merkt, wie schlecht es ihrem Mann geht, ruft sie Sylvia an. „Hey, kannst du Amber abholen, bitte beeil dich, ich will die letzten Stunden mit Dustin allein verbringen. Ich weiß noch nicht, ob ich heute nach Hause komme, vielleicht wache ich auch an seinem Bett.“ Sylvia war in 15 Minuten im Krankenhaus und nahm Amber mit nach Hause.
„Was ist los mit dir“, fragte Yvonne mit Tränen in den Augen. Dustin versuchte zu antworten, doch es gelang ihm nicht. „Ich will endlich sterben“, flüsterte er. Yvonne nahm seine Hand und küsste sie innig. „Du kannst mich hier auf dieser Welt nicht allein lassen, bitte“, flehte die junge Frau. „Hör zu, pass gut auf Sylvia und die Kinder auf, lass sie nicht allein, bitte, dass ist mein letzter Wunsch.“ Yvonne versprach es ihm. Dann starb er in ihren Armen.
Erst jetzt spürte Yvonne, was Dustin damals, als Jana gestorben ist, durchgemacht haben musste. Ihr geliebter Mann, mit dem sie fast 6 Jahre ihres Lebens geteilt hat, ist nun ein Jahr, nachdem sie in Kalifornien angekommen sind, verstorben. Er hatte Tuberkulose und konnte nicht mehr geheilt werden.
In Yvonne ist alles zusammengebrochen. Sie konnte jetzt nicht mehr weg aus San Francisco. Es war ihre Pflicht bei Dustin zu bleiben. Sie dachte sehr oft an die Jahre des Glücks.
Eines Tages wusste Yvonne, dass sie ohne Dustin nicht mehr leben konnte. Sie beschloss sich ein Ende zu setzen.
Dustin war fast 2 Monate tot. Es war Mitte Februar, dem Monat, in dem es in den Staaten am wärmsten ist, ein Sommermonat.
Yvonne saß im Wohnzimmer und wollte sich die Pulsadern aufschneiden. Ihr gelang es auch, doch in diesem Augenblick, wo sie den 2 Stich machen wollte, kam Sylvia herein, sie fiel aus allen Wolken. ,,Oh mein Gott Yvonne, warum willst auch du mich noch verlassen“ waren ihre letzten Worte, bevor sie den Rettungsdienst alarmierte. 5 Minuten später lag Yvonne auf einer Rettungsdecke im Krankenwagen. Sie weinte nur und schaute Sylvia an, die ihr verzweifelt gute Worte zuredete.
Die Tage vergingen und Yvonne konnte endlich wieder nach Hause. Jana, ihre kleine Tochter sollte nun in die Schule kommen und da Yvonne weiß, dass es ihr in Frankreich schwer fallen würde, beschloss sie in San Francisco zu bleiben. Sie bewarb sich erneut in einer Modeagentur und beschloss, zusammen mit Sylvia in den Staaten zu bleiben. Carl war nun schon in der 4. Klasse und Sylvia wollte ihn nicht wieder aus seiner neuen Heimat reißen.
Sie hatte Frankreich in den Wind geschrieben. Ihre beste Freundin war wichtiger. Beide, nun männerlos, verbrachten die nächsten 6 Jahre in den Staaten, wo sie auch einige Freunde fanden. Amber wuchs zweisprachig auf und wurde nun die beste Freundin von Maya, obwohl sie einige Monate jünger war.

Sylvia
Als Tim starb, wurde mir klar, dass ich nun schon zwei Männer in meinem kurzen Leben verloren hatte. Ich habe Tim mehr geliebt, als das Universum groß ist und ich bin froh, dass ich die Kinder habe. Sie sind das Einzige, was Tim mir hinterlassen hat. Doch jetzt hat auch Yvonne ihren Mann verloren. Ich habe Angst um sie. Sie lässt sich gehen und spricht kaum noch mit mir. Außerdem isst sie nur noch wie ein Spatz und sitzt von früh bis spät an Dustins Grab. Ich dachte immer, sie ist stärker als ich, doch an seinem Tod ist sie zerbrochen.

Yvonne
Was soll ich auf dieser beschissenen Welt tun. Dustin ist tot und ich bin es auch fast, wenn ich an unsere gemeinsame Zeit denke. Dustin war das einzige lebenswerte in meinem Leben. Wenn ich daran denke, wie es zwischen uns angefangen hat, dann weiß ich, es ist Zeit zum gehen und trotzdem muss ich bleiben und mich um meine beiden Kinder kümmern. Ich stecke jetzt meine ganze Liebe in sie, wie ich sie damals in Dustin gesteckt habe. Das macht mein Leben lebenswert. Jana kommt jetzt in die Schule und wird mich mehr brauche, denn je. Sie wird es nicht leicht haben, denn sie muss perfekt Englisch können. Bei Amber und Maya habe ich da kein Problem. Beide können mit ihren 1,5 Jahren fast perfekt Englisch und Deutsch. Doch warum hat man mir das wichtigste in meinem Leben genommen? Was habe ich falsch gemacht? Hätte ich doch lieber Tobias nehmen sollen. Damals, als ich 15 war? Wäre ich dann jetzt noch mit ihm zusammen? Warum gibt es ein Schicksal?

XXI. Nach 6 Jahren endlich wieder ein Lichtblick
Es klingelt an der Tür und Yvonne war erstaunt, als sie öffnete. Ihre Mutter, oder die Frau, die sie früher als ihre Mutter angesehen hatte, stand nun vor ihrer Tür. Fast 7 Jahre hat sie nichts von sich hören lassen. Jetzt ist sie ihrer Tochter nachgereist, weil sie allein war, nach dem Tod ihrer Nichte und deren Lebensgefährten. Sie waren bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Jana war nun schon 11 Jahre und ein lustiges kleines Mädchen geworden. Yvonne hing immer noch an Dustin, hat sich jedoch schon wieder mehrmals um einige Männer gekümmert.
,,Darf ich reinkommen“, fragte die Mutter. Yvonne sah sehr traurig aus. ,,Du wolltest uns nie akzeptieren, was willst du jetzt von uns?“ Die Mutter erwiderte nun ganz ruhig: ,, Ich wollte sehen, wie es meinen beiden Kindern nach all den Jahren geht, wo ist Dustin, wie geht es ihm, ist das die kleine Jana, sie ist aber ein hübsches Mädchen geworden, sieht aber mehr aus wie Dustin, nicht wahr?“ Yvonne musste mit den Tränen kämpfen. ,,Dustin ist tot und wenn du denkst, du kannst Jana für dich haben, dann hast du dich getäuscht, sie ist meine Tochter und wird es auch immer bleiben, hast du das verstanden?“ Die Mutter schien irritiert zu sein. ,,Ich will jetzt meinen Sohn sprechen, ist das zu viel verlangt, ich wollte mich bei euch entschuldigen und fragen, ob ihr mir noch eine Chance gebt, also lass die Witze, wo ist mein Sohn?“ Ich habe doch schon gesagt, dass Dustin gestorben ist, ich…“ Mehr konnte Yvonne nicht mehr sagen, dann weinte sie nur noch. Amber fing ebenfalls an zu weinen und lehnte sich an ihre Mutter. Seit die kleine in die Schule gekommen ist, weint sie den ganzen Tag. Damals dachte Yvonne immer, dass Amber weniger Schwierigkeiten in der Schule haben würde, als Jana, doch Fehlanzeige. Jana geht jetzt in die 5. Klasse des Gymnasiums in San Francisco.
Am nächsten Tag verabredete Yvonne sich mit ihrer Mutter in einer Cafeteria. Sie erzählte ihr alles, was in den letzten Jahren passiert ist. Ihre Mutter hörte ihr gespannt zu. ,,Ich wusste, dass das mit euch nicht gut geht, mein Schatz.“ waren ihre letzten Worte. ,,Ich liebe Dustin, so wie am ersten Tag, weißt du Mama, es war eine stürmische Nacht, als ich merkte, dass ich von Dustin schwanger war, fast 12 Jahre ist das jetzt her und ich denke, es ist gestern gewesen. Wir hatten Streit, weil er so an seiner verstorbenen Freundin hing und immerzu von ihr sprach. Ich zweifelte an seiner Geschichte. Er ist mein Bruder, dann ist er es wieder nicht. Und so beschloss ich zu euch zu reisen und es mir von euch sagen zu lassen. Dann bin ich nach Berlin zurückgefahren und zu Sylvia gezogen. Als ich feststellte, dass ich schon 3 Monate meine Regel nicht mehr hatte, beschloss ich in der Apotheke einen Schwangerschaftsstreifen zu besorgen. Sylvia half mir in dieser Zeit unwahrscheinlich sehr. Der Test war negativ. Ich konnte es nicht verdrängen, ich war schwanger. Nur Dustin konnte der Vater sein, weil ich zu dieser Zeit nur mit ihm geschlafen hatte. Oh mein Gott, warum musste er von mir gehen???“ Die Mutter nahm Yvonne in die Arme, sie war jetzt die einzige, die für sie da war. Beide hielten sich fest. Nun wusste Yvonne, dass sie ihrer Mutter endlich verzeihen konnte, nach all den Jahren. „Dein Vater ist schon fast 10 Jahre tot, ihr kamt nicht einmal zu seiner Beerdigung.“ ,,Du hast uns ja nie gesagt...“, stieß Yvonne unter Tränen hervor. ,,Es war ein sehr großer Fehler damals. Weißt du eigentlich wie ich dich ausfindig gemacht habe?“ Yvonne wusste es nicht, doch eines wusste sie, sie würde es in den nächsten Minuten erfahren. Es war so lange her, als sie Dustin zum letzten Mal gespürt hat und mit ihm geschlafen hat. Über 6 Jahre hatte sie keinen festen Freund mehr.

Regina
Ich kann Yvonnes Schmerz verstehen. Dustin war der einzige Mann in ihrem Leben gewesen. Sie wir nie wieder einen solchen Mann finden. Beide müssen sich sehr geliebt haben. Ich kenne diesen Schmerz, mein Mann ist vor fast 10 Jahren gestorben und ich habe ihn auf dem Sterbebett genau noch so geliebt, wie am ersten Tag, als wir uns kennen gelernt hatten. Yvonne ist stark, doch ob sie so stark ist, um den Tod ihres Freundes zu verkraften, da bin ich mir nicht so sicher. 6 Jahre ist mein Sohn jetzt schon tot und ich wusste nicht einmal was davon. Ich schäme mich so für mein Verhalten und wünschte mir, ich könnte alles wieder gut machen. Er sah meinem Mann so ähnlich. Ich war immer so stolz in meinem Leben.

Yvonne
Lange Zeit zweifelte ich daran, ob ich meinem Mutter je einmal verzeihen kann. Sie war in den letzten 11 Jahren nicht mehr für uns da gewesen. Wer war es, der an Dustins Bett, mit mir seine Hand gehalten hat? Wer war es, der mich in der Nacht tröstete, wenn ich wieder schreiend aufwachte? Und wer war es, der Jana mir damals zurückholte? Sylvia und nicht meine Mutter. Im Gegenteil, sie hat mich verstoßen, als ich ihr meine Liebe zu meinem Stiefbruder erzählte. Nie konnte sie akzeptieren, dass Dustin und ich ein Paar waren. Doch als sie dann so nichtsahnend in der Tür stand und mich anschaute, und fragte, ob sie Dustin sprechen könnte, da wusste ich, dass all die Jahre nichts bedeuteten und das ich endlich wieder einen Menschen gefunden hatte, dem ich meinen Schmerz zeigen konnte. Ich habe meine eigene Mutter nie gekannt, doch eins weiß ich felsenfest. Regina ist meine Mutter geworden, in den letzten Jahren. Sie ist die Frau, die mich großgezogen hat und die mir die größte Liebe meines Lebens geschenkt hat.

XXII. Ein Wiedersehen, nach fast 9 Jahren
Eines Tages passierte das Unfassbare. Sie sah Bastian, Dustins damaligen besten Freund, bei einen ihrer Deutschland-Besuche auf der Straße laufen. Yvonne und ihre Kinder besuchten in diesem Jahr zum ersten Mal in den Sommerferien ihre Mutter in Thüringen, die sich in Gera mit ihren beiden besten Freundinnen eine kleine Wohnung teilt. Yvonne, die in der Zwischenzeit schon über 30 war, freute sich auf ihre erste Deutschlandreise nach 7 Jahren mit ihrer 11jährigen Tochter Jana, der 6jährigen Amber und dem 15jährigen Carl, der sie bekleidete, um sein Geburtsland endlich richtig kennen zulernen. Er war erst 4, als sie, damals mit Tim, Deutschland den Rücken kehrten. Er hat viel im Geographieunterricht über das Land gehört und freut sich auf seine wirkliche Heimat.
Kurz vor Mitternacht erreichten sie den Bahnhof ihres Heimatstädtchens. In der ersten Nacht wollten sie bei Yvonnes Mutter schlafen, dann in ein Hotelzimmer umsiedeln.
Am 3. Tag traf sie ihn wieder, Bastian. Sie erkannte ihn gar nicht wieder, er war älter und reifer geworden, seit ihrer letzten Begegnung vor ca. 9 Jahren am Flughafen in Leipzig.
Bastian umarmte Yvonne stürmisch und die beiden beschlossen einen Kaffee zu trinken. Sie unterhielten sich, doch eines konnte Yvonne in dem Beisein von Bastian nicht erwähnen, den Leidensweg ihres Mannes.
Carl, Jana und Amber waren bei Yvonnes Mutter. Sie wollte ungestört mit Bastian reden. Die Trennung stand bevor, doch Bastian ließ es drauf ankommen. ,,Wie lang bist du noch in Deutschland?“ rief er ihr hinterher, als sie schon fast um die Ecke gebogen war. Yvonne musste lachen. Wollte Bastian sie etwa wiedersehen? Doch sie bog um die Ecke. Bastian rannte ihr hinterher und schaute ihr tief in die Augen. ,,Ruf mich an, meine Nummer kennst du ja noch, oder?“ Yvonne wusste nicht, wie sie reagieren sollte, doch warum sollte sie die Gelegenheit nicht nutzen. Dustin… Oh ja, ihr süßer Dustin, den sie so geliebt hat, und um den sie immer noch nicht hinweggekommen ist. Wird sie eines Tages wieder einen Mann so lieben können wir Dustin? Yvonne wusste es nicht, für sie war Dustin bis jetzt der einzige Mann in ihrem Leben gewesen, außer Tim, mit dem sie nur eine kurze Affäre vor vielen Jahren hatte. Da er dann mit Sylvia zusammengekommen ist, war er ihr egal geworden. Sie war zwar traurig, als er starb, doch richtige Liebe hatte sie nie für ihn empfunden. Dustin war immer ihr Traummann gewesen und wird es auch immer bleiben, das dachte sie in diesem Moment noch. Sie wusste, dass er immer in ihrem Herzen bleiben würde, wie Jana in seinem geblieben ist. Und endlich bereut sie ihre Eifersucht auf Jana. Sie weiß, wie es ist, wenn man den Menschen, den man am meisten liebt plötzlich verliert.
Die Tage vergingen, doch Yvonne vergaß Bastian wieder. Sie verbrachte mehr Zeit mit ihrer Mutter und ihren Kindern. Jana und Carl wurden in dieser Zeit unzertrennliche Freunde. Doch Amber hatte Sehnsucht nach Maya und wollte zurück nach Kalifornien.
Yvonne bekam wieder leichtes Heimweh, doch diesmal nach den Staaten und nach Sylvia, die sie dort allein mit ihren beiden Kindern Maya und Christian lassen musste. Maya war 6 Jahre alt und ging in die erste Klasse einer englischen Schule in San Francisco. Da Amber einen sehr intelligenten Eindruck machte, hatte Yvonne ihre Tochter ebenfalls eingeschult. Damals war ihr nicht klar, was sie von Amber verlangte. Christian, der ältere von beiden, war in diesen Ferien in einem Jugendcamp in Florida.
Yvonne wollte ihren drei kleinen nun endlich das Land zeigen, in dem sie geboren wurden und so fuhr sie in den Ferien auch nach Berlin, in der Stadt, wo sie ihre riesige Liebe verstehen und akzeptieren lernte.
Es war an einem Freitag. Der Zug hatte wie immer Verspätung. Yvonne wartete mit den Kindern an der Bushaltestelle. Sie wollte gerade zum Bahnhof fahren, als ein schwarzer BMW direkt neben ihr hielt. Sie traute ihren Augen nicht, es war Bastian, der ihr anbot mitzufahren.
So stieg Yvonne vorn und die drei Kinder hinten ein. Sie fuhren zu nächsten Restaurant in der Stadtmitte. Die beiden Erwachsenen kamen sich an diesem Tag näher und da es sowieso zu spät war nach Thüringen zurück zu fahren, überlegte sich Bastian, wie er Yvonne zum bleiben überreden konnte. Zu fünft machten sie sich auf den Weg zum Alexanderplatz, sie gingen durch den Park spazieren und schauten sich das Deutsch-deutsche Museum an. Es war der schönste Tag, den Yvonne seit langem erlebt hat.
Am Abend mieteten sich die jungen Leute zwei Hotelzimmer. Schließlich sollten sie Kinder in der Nacht ruhig schlafen.
,,Weißt du, wie ich dich liebe“, hauchte Bastian ihr ins Ohr, dann zog er sie in sein Zimmer. Da brach der Staudamm, sie erzählte Bastian die Geschichte von Dustin: ,,Weißt du, ich habe erst mit 18 erfahren, dass Dustin nicht mein leiblicher Bruder ist. Er hat es mir gesagt, hier in Berlin, als er mir seine Liebe gestand. Damals wurde mir noch nicht klar, wie Dustin mich wirklich liebte. Das wurde mir erst in den letzten Jahren meiner Beziehung klar, nach unserer Hochzeit. Er konnte nicht laufen, doch das hat mich nie gestört. Am Ende konnte er mit seinen Krücken besser laufen, wie manch anderer ohne. Doch als wir nach San Francisco kamen, ging es los. Er wurde immer schwächer, bekam einen schrecklichen Husten und ich konnte ihm nicht helfen, ich war so deprimiert und hilflos. Nach einem Jahr in Kalfornien ging es ihm wieder besser. Das war das Jahr, als Amber zur Welt kam, doch dann, nach ihrer Geburt starb er in meinen Armen. Das erschreckende Ergebnis bekam ich erst 3 Tage vor seinem Tod von den Ärzten. Er hatte Tuberkulose, sie haben es zu spät erkannt, niemand konnte ihm mehr helfen. Ich…“. Weiter kam Yvonne nicht, dann fiel sie unter Tränen Bastian in die Arme und die beiden hatten eine leidenschaftliche Nacht. Yvonne hatte das Gefühl sie schwebte, noch nie konnte sie einen Moment so auskosten wie diesen, doch sie hat auch noch nie solch eine Trauer empfunden, wie bei Dustin. Jeder, dem sie die Geschichte erzählte, behandelte sie, als ob sie krank sei. Jetzt verstand sie Sylvia, die damals ihre ganzen Freunde durch den Tod ihres Mannes verloren hatte. Doch Bastian war anders, das spürte sie in diesem Moment. Die beiden ließen sich los und gingen gemeinsam ins Bad. Bastian wollte Yvonne nur noch spüren. Eine heiße Liebesnacht folgte. Doch Yvonne musste dauernd an Dustin denken. Ging es ihr jetzt so, wie Dustin vor vielen Jahren, als er gedacht hat, er hintergeht Yvonne mit Jana? Wie dumm war sie mit 19 Jahren gewesen. Warum hat sie die kostbare Zeit mit Eifersucht verschwendet.
Wird sie auch im Schlaf seinen Namen flüstern, wie er damals, ehe sie wusste, dass sie mit Jana schwanger war? Wird auch Bastian sie darauf vor die Tür setzen und ihr nicht verzeihen, wie sie damals? Alles das ging ihr in dieser leidenschaftlichen und doch so traurigen Nacht durch den Kopf. Sie wusste nun, wie naiv sie in dieser wunderschönen Nacht, vor vielen Jahren war und sie wusste nun, dass sie die Stunden, die sie von Dustin getrennt war, nun nie wieder nachholen konnte. Bastian merkte, wie verkrampft Yvonne ihm gegenüber war. ,,Was hast du, Liebes?“ Yvonne wollte nur noch weg, weg von dem Mann, den sie liebte und weg von den Gedanken an Dustin, ihn zu hintergehen. Sie stand auf, zog ihr Kleid an und rannte weinend durch die kalten und dunklen Straßen Berlins. Am nächsten Morgen kündigte sie das Zimmer und flüchtete mit den Kindern aus der Stadt, ohne sich von Bastian zu verabschieden. Er jedoch ließ nicht locker und folgte ihr nach Thüringen, in die Stadt, in der sie eine glückliche Kindheit und ihre große Liebe hinter sich hatte. Er wusste, dass Dustin schon über 6 Jahre tot war und wollte Yvonne lieben. Er wollte sie lieben, wie er noch nie einen Menschen in seinem Leben geliebt hatte.
Am nächsten Tag klingelte er bei ihr und versuchte ihr zu erklären, was er für sie empfand. Dann erzählte er von Kathrin, mit der er 4 tolle Jahre verbracht hatte, ehe sie nach Kroatien zurückgegangen ist. ,,Ich war auch dabei“, begann er. ,,Es war ein Winterabend als wir in Istrien - Pula, ihrer Heimatstadt ankamen. Ein kühler Winter folgte einem stürmischen Herbst. Wir wussten nicht, was wir anstellen sollten. Wir gingen beide zur Disco. Dort ist es passiert. Kati hat dort einen tollen Typen kennen gelernt, mit dem ich mich auch gleich gut verstand. Ich musste ihn näher kennen lernen. Wir 3 wurden richtig dicke Freunde. Kati verliebte sich in den Typen. Sie merkte zu spät, dass Kai nur ein Drogendealer war, der sein Geld mit ihr verdienen wollte. Kai missbrauchte Kathrin für seine krummen Geschäfte. Sie wurde abgängig, doch ich ließ sie nicht im Stich. Kai schon, als er merkte, dass sie HIV positiv war, verschwand er in die Abgründe der Stadt. Er ließ nie wieder was von sich hören. Kathrin dagegen wollte mich nicht anstecken und verweigerte jeglichen Körperkontakt mit mir. Es war eine schwere Zeit damals. Ich wollte sie pflegen, doch sie ließ mich nicht an sich heran.
„ Wenn ich auch noch dein Leben zerstöre, dann bring ich mich um“. Sie wusste, dass sie sterben musste. Ich ließ sie keine Minute allein. Zwei Jahre litt sie unter den Qualen der Krankheit, dann ist sie in meinen Armen gestorben. Nur die damalige Liebe zu dir, hielt mich am Leben. Ich dachte so oft an dich und Dustin. Ich stellte mir vor, wie wir die Nächte zusammen verbringen und wie wir uns lieben. Das war das einzige, was ich noch hatte.“ Er holte ein kleines zerknittertes Bild aus der Hosentasche und zeigte es Yvonne. Diese erschrak, woher hatte er ein Bild von ihr? „Dustin hat es mir in der verhängnisvollen Nacht gegeben, als er bei mir auf der Party war, vor seinem Unfall. Seitdem trage ich es unter meinem Herzen. Ich wusste, dass wir uns eines Tages wiedersehen werden. Seitdem Kathrin tot ist, bin ich wieder Single und hatte keine Frau mehr. Ich wollte immer nur dich! Oh mein Gott, Yvonne, mir ist es auch schwer gefallen, dass mit uns..“, erklärte Bastian unter Tränen. „Es gab nie ein Uns und es wird auch nie eins geben“, fauchte sie Bastian ins Ohr. Sie wusste, dass sie Bastian in diesem Moment sehr weh tat. „Für mich gibt es nur einen Mann im Leben und das war zufällig dein bester Freund. Wenn du ihn zurückgehalten hättest, wäre es nie soweit gekommen, du warst der, der an Dustins Unfall Schuld war, du warst allein daran Schuld, das er diese vielen Jahre im Rollstuhl verbringen musste. Du hast das Leben von meinem Mann und das Leben von mir zerstört. Geh und lass mich endlich in Ruhe“. Sie gab ihm eine schallende Ohrfeige und schlug die Türe vor seiner Nase zu.
Seine Geschichte beschäftigte sie jedoch noch einige Tage. Die Kinder waren ihr im Weg und sie versuchte mit sich und der Welt ins Reine zu kommen.
Sie musste weg, allein, ohne die schlauen Reden ihrer Mutter und ohne die Kinder. Sie wusste auch schon, wo sie hinfuhr – Oberhof. Die Erinnerung riss sie entzwei. Welch schöne Tage hat sie hier mit ihrem liebsten verbracht. „Es war der Sommer vor 11 Jahren, als Jana...“. Sie brach in Tränen aus, alles das, was sie in dieser Zeit erlebt hatte, kam wieder in ihr hoch. Sie war allein, schwelgte in Erinnerungen und überlegte, ob sie Bastian genauso lieben könnte, wie sie Dustin in all den Jahren geliebt hatte und immer noch liebt.
Drei Tage nach ihrer Abreise stand sie an Bastians Tür und klingelte. Sie war aufgeregt, wusste nicht, ob er ihr den Auftritt verzieh. „Hi, ich wollte mich bei dir entschuldigen, ich weiß, dass ich unausstehlich war, warum können wir nicht noch einmal ganz von vorn beginnen.“ Bastian nahm sie in die Arme. „Eine Frage habe ich noch – hast du auch diese Krankheit?“ Bastian wurde weiß im Gesicht. „Hätte ich dann jemals mit dir geschlafen? Was hältst du von mir? Nie hätte ich dein Leben auch noch zerstören können. Du hast ja Recht, ich habe Dustins Leben zerstört.“ „Es tut mir Leid, ich weiß, das du keine Schuld daran hast. Dann nahm auch sie ihn in die Arme und küsste ihn leidenschaftlich.
Das war auch dieser Moment, indem Yvonne wusste, dass sie nicht in die Staaten zurückkehren würde, sondern für den Rest ihres Lebens bei Bastian bleibt.
Am Abend rief sie mit schlechtem Gewissen Sylvia an: ,,Lindner, wer ist dort?“ Sylvia spricht nach den vielen Jahren in den Staaten trotzdem noch deutsch, sie liebt ihre Muttersprache. ,,Ich bin’s, Yvonne!“ Sylvia war so froh wieder einmal etwas von ihr zu hören. ,,Hi Süße, wie geht’s dir denn so. Ist es OK, dass ich die nächsten Wochen bei dir verbringe, ich habe mir Urlaub genommen.“ Nach Christians Ankunft aus dem Feriencamp wollten die drei endlich nach Deutschland fliegen. Sylvia freute sich, doch sie wusste, dass die Staaten ihr zu Hause geworden sind und sie auch wieder dorthin zurückkehren wollte. Yvonne war sich dessen nicht bewusst, sie dachte, vielleicht könnte sie Sylvia überreden in Deutschland, ihrem Heimatland, zu bleiben.

Yvonne
Als ich mit Bastian schlief, dachte ich die ganze Zeit an meinen verstorbenen Mann. Ich habe Dustin sehr geliebt und ich liebe ihn auch heute noch. Doch eines ist sicher. Wenn Dustin wüsste, dass ich mit Bastian zusammen gekommen bin, würde er sich freuen. Er hatte immer zu mir gesagt, dass Bastian nie die richtige Liebe kennen lernen durfte. Vielleicht hätte Regina damals anders reagiert, wenn ich mit Bastian liiert gewesen wäre, statt mit Dustin. Jetzt hat sie ihren Willen. Endlich hat sie gelernt, dass sie mir in mein Leben nicht reinreden kann. Sie hat leider erst zu spät gemerkt, wie weh sie uns in den ganzen Jahren getan hat, mit ihrem Schweigen. Sie hätte auf uns zu gehen sollen, als Dustin noch gelebt hat, sie hat es aber nicht geschafft. Erst der Tod von Melanie und Horst, meiner Cousine und ihrem Mann haben ihr die Augen geöffnet. Meine Mutter ist ein schwieriger Mensch. Doch die Liebe siegt immer.

Bastian
Nach dem Tod von Kati wollte ich keine Frau mehr. Sie ist in meinen Armen gestorben und bevor ich so etwas noch einmal mitmache, bleibe ich lieber allein und sterbe als Single. Doch ich fand eines Abends das Foto in der Tasche. Es war das Foto, welches ich Yvonne zeigte. Es war das einzige, was ich von ihr hatte. Ihr wunderbares Haar, die dunklen Augen und ich wusste, dass ein Leben ohne ausgelebte Liebe sinnlos wäre. Ich wollte ihr zeigen, wie sehr ich sie liebte, doch sie stieß mich weg. Sie ließ mich nicht an sich ran. Das fand ich sehr schade und auch in den letzten Tagen habe ich viel über sie und Dustin nachgedacht. Dustin war mein bester Freund. Als er nach Berlin gegangen ist, hat er sich gegen mich und für seine Liebe entschieden. Das hätte ich genauso getan. Liebe ist stärker als eine Freundschaft. Auch wenn man sich tausendmal schwört. Partner gibt‘s überall, doch Freundschaften wie unsere... Alles nur Gerede. Am Ende entscheidet man mit dem Herzen und nicht mit dem Kopf. Das Schlimme an der ganzen Sache war, dass ich jetzt erst erfahren habe, dass Dustin tot ist. Ich, als sein bester Freund hätte die Aufgabe gehabt an seinem Bett zu sitzen und ihm die Hand zu halten, bevor er gestorben ist. Warum durfte er nur 35 Jahre alt werden. Andere liegen mit 90 noch im Bett und wollen sterben und er, er musste es, obwohl er eine Frau und zwei Kinder hatte, für die er sorgen musste. Ich bewundere Yvonne dafür, dass sie bis zur letzten Minute zu ihm gestanden hat. Ich liebe diese Frau einfach so sehr. Ich kann wirklich nicht mehr ohne sie leben.

XXIII. Sylvias Ankunft in Thüringen
Yvonne war glücklich, als sie mit Bastian und den drei Kindern auf dem Flughafen von Leipzig ankam. Sie wollte ihre langjährige Freundin endlich in die Arme schließen. Könnte sie sich überhaupt ein Leben ohne ihre beste Freundin vorstellen? Kennt sie nach all den Jahren in Thüringen jemand anderen außer Bastian? Außerdem war sie nie sehr beliebt gewesen, sie hat keinen Kontakt mehr zu ihren ehemaligen Klassenkameraden, war nie auf Klassentreffen erschienen und hat immer einen großen Bogen um ihre Mitschüler gemacht. Die einzige, mit der sie sich treffen konnte, war Lisa. Was würde sie sagen, wenn nach 12 Jahren, ihre ehemalige verschollene Freundin wieder auftauchte. Würde sie sich freuen, oder würde sie ihr die kalte Schulter zeigen?
Sylvia war immer ihre beste Freundin gewesen, seit dem Tag, an dem sie sich kennen gelernt hatten. Und sie bewunderte sie immer noch, wie am ersten Tag. Sollte sie jetzt wegen einem Mann, alles das aufs Spiel setzen, was sie sich in den vergangen Jahren in den Staaten aufgebaut hat? Yvonne war glücklich und verzweifelt zugleich. Das Flugzeug landete und Carl schloss seine Mutter und die beiden Kleineren in seine Arme. ,,Oh, meine Engel“, rief Sylvia schon von weitem. Dann sah sie Bastian. ,,Wer ist das?“ Sylvia war verwirrt. Das ist Bastian, der beste Freund von Dustin und mein…, ein Bekannter“. ,,Aber Mama, ich habe euch gesehen, wir ihr zusammen im Bett lagt, was habt ihr da gemacht.“ Das war Amber, die die Situation ausnutzte. „Psst, was fällt dir ein, du kleine Schlange.“ Jana mischte sich ein und schützte ihre Mutter. Yvonne wurde puderrot. Sie wusste, dass sie mit Sylvia reden musste. Beide lächelten sich gequält an. ,,Wo die Liebe hinfällt“, gab sie spitz zurück und ging aus dem Gebäude. Yvonne wusste, dass Sylvia ihr Bastian zwar vergönnte, jedoch nicht damit einverstanden war, dass sie ihre Yvonne nun teilen musste. Über sechs Jahre lebten die beiden Frauen gemeinsam in der kleinen Wohnung in San Francisco. Fern von jeglicher Männerwelt und deren Träume.
Bastian legte seinen Arm um seine Geliebte und küsste sie. Man sah, dass Sylvia traurig war. ,,Denk bitte immer daran, was du Dustin antust“. Das war nun zu viel. „Was hast du deinem Mann denn angetan, als du mit Tim rumgemacht hast, war es nicht dasselbe, hast du ihm nichts angetan? Nur das Dustin nun schon 6 Jahre tot ist, dein Mann war kaum ein halbes Jahr tot. Oh man, wenn du keine Ahnung hast, dann mische dich bitte nicht in mein Leben ein, ich weiß was richtig für mich und Dustin ist. Nichts hätte ihm besser gefallen, als seinen besten Freund und seine Frau...“. Nun konnte Yvonne nicht mehr. Ihr rutschte der Boden unter den Füßen weg. Sylvia zog beleidigt ab. Musste nun sie diejenige sein, die ihr das Leben schwer machte? Ausgerechnet ihre Sylvia? Amber wurde böse. „Du hast meine Mami unglücklich gemacht, was bildest du dir eigentlich ein, kommst daher und willst alles verändern, schäm' dich...“. In diesem Augenblick wurde Yvonne klar, dass es nie wieder so werden würde, wie es in San Francisco war. Amber wusste, dass Sylvia in eine andere Welt gehörte, nicht nach Deutschland.
Tage vergingen – aus Tagen wurden Wochen. An einem heißen Sommerabend im August, drei Tage, bevor der Flug nach San Francisco ging, nahm sie all ihren Mut zusammen.
,,Sylvia, ich weiß, was wir uns geschworen haben, als Dustin gestorben ist. Doch ich kann nicht anders, ich werde in Deutschland bleiben. Ich liebe Bastian und werde nicht warten, bis er irgendwann in die Staaten kommt, er hat hier Arbeit und ich werde auch wieder welche finden.“
Zu ihrer Überraschung rief Sylvia: ,, Ich wusste, dass du nicht mehr mitgehen wirst, seit ich Bastian zum ersten Mal gesehen habe. Ich wusste es einfach, so einen tollen Mann, kann man nicht im Stich lassen, nicht du und ich würde es auch nicht tun. Du gehörst nicht in die Staaten, dein Leben spielt sich hier ab, stimmt’s? Weißt du, ich war eifersüchtig, deshalb habe ich Dustin...“ Yvonne wusste, dass Sylvia recht hatte, doch auch, dass sie ihre beste Freundin nicht einfach allein losziehen lassen kann. Beide nahmen sich in die Arme. Alles war wieder wie an dem Abend, als Yvonne aufgelöst vor Sylvias Tür stand. Der Abend vor fast 12 Jahren, als Dustin nach Jana gerufen hat und sie wie eine pubertäre Zicke ans andere Ende der Stadt geflüchtet ist. ,,Warum bleibst du nicht mit uns hier? Wir könnten uns ein Häuschen mieten und die Kinder zusammen aufziehen“ ,,Weil mein Herz für die Staaten schlägt“. Ich habe damals das Angebot in Paris sausen lassen, nur wegen euch. Du lässt mich bei der nächstbesten Gelegenheit sitzen. Weißt du, wie scheiße ich es finde?“ Dann erstickten ihre Wort in den Tränen. ,,Ich weiß nicht warum!“ schluchzte sie. ,,Verlass nicht du mich auch noch, ich hab dich so lieb, du bist das einzige, was ich in den Staaten habe.“ Dann umarmten sich die beiden. So hatte Yvonne Dustin immer umarmt, wenn er traurig war oder es ihm schlecht ging.
Egal was Yvonne sich einfallen ließ, Sylvia wollte in die Staaten zurück. Yvonne musste sich entscheiden. Bastian wollte nicht in die Staaten und Sylvia wollte nicht in Deutschland bleiben. Sie war so verzweifelt. Wem sollte sie vor den Kopf stoßen? Bastian? Sylvia? Beiden, wenn sich wieder für Berlin entschied, ihrer Stadt, die vor so vielen Jahre ihre Heimat wurde? Doch Berlin hing mit Dustin zusammen, nie wieder würde sie dort glücklich werden können, dort hatten sie geheiratet, dort ist Jana geboren und dort war ihr erster großer Streit. Berlin verband Yvonne mit Dustin. Es schmerzte, wenn sie daran dachte. Sie wusste nichts mehr. Doch als am Abend Bastian klingelte, wusste sie, das sie nun endlich eine Entscheidungen getroffen hatte.
Am schwersten wäre es für Jana, die in den Staaten Freunde und eine Heimat hatte. Wie würde sie reagieren? Würde sie Carl allein gehen zu lassen? Sie wusste, wenn Carl 16 werden wird, dass er sich für Yvonne entscheidet. Das weiß auch Sylvia. Sie würde also auch ihren Sohn in einem halben Jahr verlieren. Schon als er 3 war und Sylvia ihre Paula verloren hatte, wusste Yvonne, dass Carl zu ihr gehörte.
Noch am letzen Abend, entschied sich Yvonne mit Sylvia zurück in die Staaten zu gehen. Doch das tat sie nicht gern. Sie hoffte, dass Bastian ihr nachreisen würde.

Yvonne
Warum ich mich für die Staaten entschieden habe, weiß ich nicht. Ich liebe Bastian, ich hab meine Mutter in Deutschland und Carl würde auch bald zu mir kommen. Doch kann ich Sylvia ihren geliebten Sohn wegnehmen. Die einzige Erinnerung, die sie an ihren Mann hatte? Nein, das war zuviel, dass würde unsere Freundschaft nicht durchstehen. Nicht Carl, ihr Großer! Tim würde sich... Ohne jegliche Abstimmung mit Bastian habe ich mich für die Staaten entschieden. Ich weißt aber auch, dass dort Dustins Grab ist und dass ich meinen Mann nie verlassen werde. Verzeih mir Dustin, dass ich mit Bastian geschlafen habe.

Bastian
Ausgerechnet jetzt entscheidet sie sich für Sylvia. Ich hätte es wissen müssen, dass ihr die 10 jährige Freundschaft wichtiger ist, als der Mann, der sie schon so viele Jahre lang liebte. Ich war damals in Leipzig auf Dustin so eifersüchtig, dass er das Glück hat, Yvonne lieben zu dürfen und das seine Liebe von ihr erwidert wird. Ich schaute mich um, doch keine Frau auf der Welt, weder in Kroatien, noch in Deutschland, würde Yvonnes Platz in meinem Herzen einnehmen können. Als Yvonne mir erzählte, dass Dustin tot war, sah ich eine neue Chance zwischen uns. Da waren die Kinder, da war der Gedanke an früher und da war Dustin. Doch alles das wollte Yvonne nicht. Ich hätte es wissen müssen.

Sylvia
Als ich meine Yvonne am Flughafen mit diesem Mann sah, wusste ich, ich hatte sie verloren. Doch in letzter Sekunde hat, sie sich für mich und die Staaten entschieden, obwohl sie in Deutschland glücklicher ist. Ich weiß, ganz tief in meinem Herzen, dass sie nicht ewig in den Staaten bleibt. Wenn Bastian um sie wirbst, wird sie mit ihm gehen. Sie liebt ihn, Dustins besten Freund und sie wird ihn immer lieben. Ich habe meine kleine verloren und meinen Sohn auch. Wenn er 16 ist, wird er mit Yvonne gehen. Schon als er drei war, war Yvonne mehr für ihn da, als ich. Die Staaten sind mein Zuhause und wenn Yvonne wüsste, dass es dort einen Mann gibt, der auf mich wartet, dann würde sie das verstehen. Ich werde es ihr sagen, wenn wir dort sind. Ich werde ihr David vorstellen und werde sagen, dass ich mich verliebt habe. Dann kann sie mir vielleicht verzeihen, wenn ich nicht mit nach Deutschland zurückkehre. Maya hat große Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache. Sie spricht jedoch perfekt Englisch und wenn die nächsten Sommerferien kommen, dann fliege ich wieder mit den Kindern nach Deutschland und besuche Yvonne. Dann wird auch David mitfahren.

XXIV. Der Abschied aus Deutschland
Alle waren gekommen: Bastian und ihre Mutter. Sie standen am Flughafen und umarmten sich. Es war Trauerstimmung.
Eine halbe Stunde später hob der Airbus ab, an Bord: Sylvia, Yvonne und die 5 Kinder. Ihr war es nicht leicht gefallen von Deutschland wieder Abschied zu nehmen, doch sie hat es getan, für Jana und Sylvia.
Nach ca. 15 Stunden erreichten sie San Francisco. Yvonne klammerte sich an einen Lichtblick – Bastian, würde er kommen? Doch was würde passieren, wenn er kam? Würde er sie wieder mit sich nehmen? Wenn er sie wirklich liebte, würde er kommen. Sie bekam Angst.
Und tatsächlich stand er 3 Wochen später vor ihrer Tür. „Hi Yvonne, ich will, dass wir so schnell wie möglich heiraten. Und dann können wir uns in den Staaten ein neues Leben aufbauen. Ich habe mich erkundigt. Es wäre in einer Woche ein Termin frei. Am 22.September!“ Yvonne konnte das nicht tun, das war ihr 12. Hochzeitstag – Dustin – nur er! Das hatte sie sich in der Nacht, als Jana geboren wurde, geschworen. Und jetzt sollte sie an ihrem 12. Hochzeitstag einen anderen Mann heiraten, nein, dass konnte sie nicht. Sie war nun kein Teenager mehr, sie war fast 31 und vernünftiger, als vor 12 Jahren.
,,Ich kann dich nicht heiraten und schon gar nicht am 22.September, an diesem Tag vor 12. Jahren habe ich Dustin das Ja-Wort gegeben und ich habe es nie bereut, ich kann da nicht heiraten“. Bastian verstand sie. Er verstand Yvonne und ihre Ängste. Doch wann war der richtige Zeitpunkt, wie viele Jahre würde es dauern, bis Yvonne endlich den richtigen Augenblick gefunden hatte? Bastian wollte und konnte nicht so lang warten. Warum hat er die weite Reise gemacht? Etwa um sich jetzt abschieben zu lassen? Doch wie sagt man so schön: Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende...
Seine Gedanken fuhren Karussell,. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen. Doch Yvonne ließ ihm keine Zeit zum Gehen. Sie küsste ihn und fragte, ob er sie nicht einige Wochen später heiraten wollte. Bastian strahlte. Er wusste, dass sie es ernst meinte.
Die Tage vergingen und Bastian blieb in San Francisco. Doch eines blieb unausgesprochen. Wollte er sie nach der Heirat wieder verlassen? Oder wollte er mit ihr in den Staaten bleiben?
Beide waren verwirrt. Deutschland war seine Heimat, sein Zuhause, was er nach Katis Tod wiedergefunden und akzeptieren gelernt hatte. Doch er ist auch Kati nach Kroatien gefolgt. Warum sollte er sein Leben nicht Yvonne widmen – in den Staaten.

Bastian
Die Staaten sind nicht mein Zuhause und werden es nie werden. Ich will zurück nach Deutschland und ich werde Yvonne mit mir nehmen. Ich liebe sie und sie liebt mich und ihre Heimat. Deutschland ist wunderschön und Yvonne wird ihre Heimat neu entdecken. Sie wird sie so lieben lernen, wie ich sie lieben gelernt habe, als ich von Kroatien zurückkam. Ich habe nur Angst, dass sie sich gegen mich entscheidet und bei Sylvia bleibt. Deshalb habe ich auch einen Heiratsantrag gemacht. Ich bin so ein Trottel, genau an ihrem 12. Hochzeitstag mit Dustin, muss ich ihr einen Antrag machen. Werde ich mir nie verzeihen. Vielleicht habe ich sie damit für immer und ewig verloren!

Yvonne
Innerlich habe ich gehofft, dass er kommt. Doch jetzt weiß ich wieder nicht, was ich machen soll. Deutschland und Bastian oder die Staaten und Sylvia. Sie hätte mir auch sagen können, das sie einen Mann kennen gelernt hat. Warum kann sie nicht ehrlich zu mir sein? Warum hat sie mich in die Staaten gelockt und dann braucht sie mich gar nicht mehr? Na ja, ich sollte nicht so hart über Sylvia urteilen. Sie ist die beste Freundin, die ich jemals hatte. Und ich werde immer an ihrer Seite sein, wenn sie mich braucht. Sie hat nur Angst, mich zu verlieren.

XXV. Yvonnes kleiner Sonnenschein
Die Liebe zu Bastian steigerte sie jeden Tag mehr und sie freute sich auf die Hochzeit. Die Vorbereitungen liefen. Doch was nach der Hochzeit passiert, bleibt unausgesprochen.
Er möchte Yvonne so oft es geht besuchen. Urlaub mit ihr verbringen und auch viele Wochenenden und schöne Tage.
2 Wochen nach Bastians Ankunft erfährt Yvonne, dass sie wieder schwanger ist. Bastian freut sich riesig auf das Kind und treibt so die Hochzeit voran. Endlich ist es so weit.
Der Ehrengast ist natürlich Yvonnes Mutter, die nun zum 2. Mal eine Reise in die Staaten machte. Alle sind auf dem Fest sehr ausgelassen. Und nun kommt der Augenblick in dem Yvonne verkündet, dass sie ein Baby erwartet. Ein Baby von Bastian.
Die Mutter findet das wunderbar.
Nach einem heiteren und ausgelassenen Fest, folgen anstrengende Tage. Doch auch in dieser Zeit versteht sich das Paar sehr gut.
In der Hochzeitsnacht ist alles sehr romantisch. ,,Man, ich weiß noch, vor 12 Jahren war ich auch schon einmal so glücklich“, flüsterte Yvonne ihrem Geliebten ins Ohr. ,,Ich dachte nie, dass das Glück einmal so schnell vorbei sein kann. Deshalb müssen wir jeden glücklichen Augenblick auffangen und genießen.“ ,,Ich war auch schon einmal so glücklich.“ Damals als meine Kati noch gelebt hat, war alles anders gewesen. Wir hatten so viel Spaß.“ Dann schliefen beide Seite an Seite ein.
Die Monate vergingen und endlich war es so weit. Yvonne gebar ihr drittes Kind, ebenfalls ein kleines Mädchen. Nun wusste sie, wie sie die Kleine nennen wird: Kathrin. Dann hat Bastian immer eine Erinnerung an seine verstorbene Freundin. Ihr erstes Kind hat sie damals auch Jana genannt, wegen Dustin. Sie glaubte damals schon, dass er besser über ihren Tod weggekommen ist, weil sie die kleine Prinzessin hatten.
Jana wird nun schon 13. Es scheint Yvonne eine Ewigkeit, seit sie ihren Geliebten Dustin verlassen musste. 7 lange Jahre, die sie allein mit Sylvia in den Staaten verbracht hat, bis sie Bastian wiedertraf. Die kleine Kati ist ein richtiger Sonnenschein: kerngesund und munter.
Kurz nach Katis Geburt flog Bastian zurück nach Deutschland. Yvonne hat sich entschieden. Sie wird mit Bastian gehen und Sylvia allein zurück lassen. Doch Carl, wird sie bekleiden. Er will in Deutschland weiter zur Schule gehen und dort sein Abitur machen.

Carl
Es war für Mama schon ein Schock als ich ihr erzählte, dass ich mit nach Deutschland gehe. Yvonne war für mich immer eine wunderbare Mutter gewesen und ich habe sie oft mehr geliebt, wie Sylvia. Ich will endlich das Grab meines leiblichen Vaters besuchen und will schauen, wie es meinen beiden Kindergartenfreunden in Berlin geht. Ich war damals noch so klein und wusste nicht richtig, was los war. Mama muss meinen Vater sehr geliebt haben. Sie war damals sehr am Ende, als er gestorben ist. Bastian ist auch in Ordnung. Wir spielen immer Fußball zusammen. Vielleicht wird das Leben in Deutschland wieder anders schön, als das in den Staaten. Ich war damals noch zu klein, um Dustin zu verstehen. Er ist so früh gestorben. Doch ich weiß, dass meine Mutter eine Zeit lang mit ihm sehr glücklich war. Ihr Herz hat meinem Vater gehört, dann Tim und beide hat sie verloren. Doch jetzt hat sie in David eine neue Liebe gefunden und die wird sie nicht so schnell mehr hergeben. Wenn Jana dann endlich 15 wird, werde ich fragen, ob sie mit mir gehen will. Ich liebe Jana. Ich habe sie seit ich sie kenne geliebt. Vielleicht noch nicht so, wie jetzt, doch ich habe sie geliebt. Eines Tages werde ich um ihre Hand anhalten. Ich werde sie fragen, ob sie mich heiratet, so, wie Bastian Yvonne gefragt hat.

Jana
Ich freue mich auf Deutschland. Doch ich werde die Staaten auch vermissen. Ich war damals noch zu klein um das alles mitzubekommen. Ich bin in Berlin geboren. Dort bin ich auch 3 Jahre lang aufgewachsen, bis wir dann in die Staaten gegangen sind. Meine Mutter hat sich immer sehr um mich gekümmert. Als mein Vater verstorben ist, wusste ich, dass er ein wunderbarer Mann war. Mama hat immer sehr viel von ihm erzählt. Er muss ihre große Liebe gewesen sein. Die größte, die sie je im Leben hatte. Ich habe miterlebt, wie meine Mutter gelitten hat, als Papa gestorben ist. Sie muss wunderbare Zeiten mit ihm verbracht haben. Auch bevor ich geboren wurde. Jetzt findet sie mit Bastian die Liebe und das Glück in Deutschland. Ich werde jedoch Maya und Christian sehr vermissen. 6 Jahre haben wir jetzt zusammen gewohnt und dann von einem Tag auf den anderen einfach weg. Das kann ich gar nicht glauben.

Yvonne
Alles war sehr schwer, doch ich denke, ich habe mich richtig entschieden. Ich habe mich für Deutschland und die Liebe entschieden. Sylvia werde ich jetzt lange Zeit nicht sehen. Das tut mir auch sehr leid. Sie war und ist immer noch die beste Freundin, die ich je in meinem Leben hatte. Doch die Liebe zu Bastian war stärker. Wie man wiedereinmal sieht, siegt die Liebe immer!

XXVI. Der Abschied
Gemeinsam stehen die beiden Frauen auf dem Flughafen. Das war das letzte Mal, für lange, lange Zeit, dass die beiden zusammen waren. Sie wussten, dass der Neuanfang von Yvonne, dass Leben von beiden verändern würde. Doch sie beschlossen durchzuhalten. Und im nächsten Sommer möchte Sylvia ihre langjährige Freundin endlich besuchen und schauen, was Deutschland aus der Halbamerikanerin in dieser Zeit gemacht hat. Sylvia muss sich allein mit den beiden kleineren durchschlagen. David wird ihr treu zur Seite stehen. Doch in einer Sache ist sich Yvonne sicher. Sylvia ist stärker als sie. Sie hat es geschafft, auch nach Tims Tod den Mut am Leben nicht zu verlieren. Sie hat das Leben weiterhin genossen und respektiert. Was auch geschah. Die Staaten haben einen anderen Menschen aus ihr gemacht. Und in einem ist sich Sylvia nun sicher. San Francisco wird immer ihre und die Heimat der beiden Jüngsten bleiben. Hoch lebe die USA und San Francisco. Yvonne hat dort nie ein Zuhause gefunden. Im Gegenteil, sie hat das, was ihr am wichtigsten war dort verloren – Dustin.
„Wenn ich jetzt fliege, musst du mir versprechen, dass wir uns nicht wieder aus den Augen verlieren, wie beim letzten Mal als ich mit Dustin...“ Sie dachte an die Zeit zurück. Es fiel ihr schwer mit den 4 Kindern nach Deutschland zu reisen. Carl, mittlerweile 16, wollte dort zum Bund gehen und dann endlich sein Abitur machen. Jana, die fast 13 Jahre alt war hat sich vorgenommen viel Zeit mit ihrer Oma zu verbringen und sich endlich das Grab ihres Großvaters anzuschauen. Amber, wird mit 7 Jahren in die zweite Klasse der Grundschule gehen und freut sich ihrer Freundin Maya lange Briefe schreiben zu können. Die kleine Kati wird immer der Sonnenschein von Vater Bastian sein.
Nach einem traurigem und langem Abschied, weiß Yvonne, wie viel ihr Sylvia bedeutet. Sie will einen Kleiderladen in San Francisco eröffnen. Maya, die ebenfalls in die zweite Klasse geht, wird nun ein Internat besuchen und dort neue Freunde kennen lernen.
Yvonne steigt in das Flugzeug, lässt das alte Leben hinter sich und freut sich auf ein neues, welches sie mit Bastian teilen wird.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 26.05.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
diese Geschichte widme ich meine ach so lieben Mutter

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