Ich lagt auf meinen Bett und dachte über mein Leben nach: eigentlich war es im Großen und Ganzen ganz in Ordnung, wenn man davon absah, dass ich ein Waisenkind war. Meine Eltern starben bei einen Feuer. Dieses Feuer hatte in der Nacht angefangen und von 7 Personen war ich, die einzige, die überlebte. Damals war ich 7 Jahre alt und in der 2. Klasse. Für mich ist an diesen Tag die Welt untergegangen und ich wollte nichts außer von hier weg. Ich wollte alles wie früher haben und meine Eltern und Geschwister zurück. Doch schon nach kurzer zeit, merkte ich, dass das nicht ging. Heute bin ich 12 und es sind genau 5 Jahre vergangen. Ich habe ein neues zuhause und neue Geschwister. Nur eins, dass fehlt mir noch heute. Und zwar mein Pferd Stella. Stella habe ich von meinen Eltern geschenkt gekommen als ich 6 war. Sie war damals 6 Jahre alt und zu fremden nicht grade nett. Aber nach der zeit gewöhnte sie sich an mich und wir wurden dicke Freundinnen. In der Nacht, in der es brannte, rannte ich nach draußen und machte die Stalltür auf, damit Stella liehen konnte. Sie rannte an mir vorbei und es war das letzte mal, dass ich sie sah. Bis heute weiß ich nicht ob sie noch lebt oder schon tot ist. Meine neuen Eltern tun alles, nur damit ich glücklich bin. Nur leider gelingt es ihnen nicht sonderlich gut. Früher hatte ich drei Brüder und eine Schwester, aber alle von ihnen sind jetzt tot. Warum hat unser Haus damals auch gebrannt? Es war doch eigentlich eine so schöne Nacht. Wir hatten am Abend gegrillt und sehr viel gelacht. Wir waren alle traurig, dass wir schlafen gehen mussten, aber wir wollten am nächsten Tag in einen Freizeitpark fahren, nur leider wurde daraus nichts mehr. In der Nacht worden ich durch schreien wach. Als ich auf blickte sah ich die Flammen. Ich konnte nur an eins denken: raus hier. Damals dachte ich: die anderen sind bestimmt auch wach geworden und nach draußen gerannt. Als ich im Garten stand hörte ich Stella wiehern und ich rannte mit meiner letzten Kraft zu ihr. Kaum war ich beim Stall angekommen riss ich die Stalltür auf und sie galoppierte an mir vorbei. Nach wenigen Minuten waren die Feuerwehr, ein paar Rettungswagen da und die Polizei. Ich wurde in einen Rettungswagen gebracht und ins Krankenhaus gefahren. Erst jetzt merkte ich, dass mir alles schrecklich weh tat. Im Krankenhaus musste ich mehrere Wochen bleiben, denn ich hatte eine leichte Rauchvergiftung, einen Schock und ein paar Brandwunden. Als ich grade mal einen Tag im Krankenhaus war, kam eine Frau zu mir, die mir sagte, dass meine restliche Familie bei dem Feuer umgekommen war. Seit dem sprach ich mit keinen mehr. Alle machten sich Sorgen um mich, aber am meisten machte sich meine beste Freundin sorgen. Ich wollte damals keinen sehen. Nicht einmal sie. An den Tagen schaute ich das Familienalbum an, die die Feuerwehr noch retten konnte. Sie hatten auch meinen Laptop gerettet, aber es wäre mir lieber, wenn sie meine Familie gerettet hätten. In der Nacht träumte ich immer das gleiche. Immer von den Feuer und von meinen letzten Blick auf Stella. Ich könnte einfach nicht glauben, dass von meiner Familie nur noch ich lebte. Irgendwann sollte ich aus dem Krankenhaus kommen, aber niemand wusste wo hin mit mir und ich sagte ihnen auch nicht, wo ich hin wollte. An einen Abend kam dann eine ältere Frau zu mir, sie sagte: „Mein Name ist Nancy Bunt und ich bin die Leiterin des Waisenheimes auf der anderen Seite der Stadt. Bei uns sind zurzeit 10 Jungen und 8 Mädchen untergebracht. Wir alle dort würden uns sehr freuen, wenn du zu uns ziehen würdest! Wenn du wirklich kommen würdest dann bekommst du ein einiges Zimmer und zwar das mit der schönsten Aussicht. Ich selbst habe dort drinnen zwei Jahre gelebt. Es wurde vor kurzen erst neu gestrichen!“ Zum ersten Mal seit mehreren Wochen hatte ich gesagt: „Ich will in kein Heim, egal welches Zimmer ich bekomme!“ Frau Bunt schaute mich entsetzt an und fragte dann: „Wo willst du denn hin, Liebes?“ Darauf sagte ich nichts. Denn ich wollte nur zu zwei Orten und zwar nach Hause oder zu Stella.
Es waren ein paar Tage vergangen und die Leute aus den Krankenhaus schieckten mich ins Waisenheim! Ich konnte es nicht fassen. Ausgerechnet dahin! Wo ich doch am wenigsten hin wollte. Auch dort sprach ich mit niemanden ein Wort. Nicht mal ein Laut kam über meine Lippen. Eines Abends saß ich allein auf meinem Bett und schaute aus dem Fenster die Sterne an. Dann hörte ich jemanden an meine Zimmertür klopfen. Ohne eine Antwort abzuwarten kam dieser jemand in mein Zimmer. Es war ein Mädchen, das ungefähr so alt war, wie ich damals. Sie sagte: „Das sind ein paar Kleidungsstücke für dich.“ Mit diesen Worten zeigte sie auf einen Knäul unter ihren Arm. „Weißt du, ich habe meine Mutter bei einem Skiunfall verloren und meinen Vater kenne ich nicht. Meine Großeltern wollten mich nicht aufnehmen, also bin ich hier gelandet. Das war vor 2 Jahren.“ Sie schaute ihre Schuhe an. Dann fuhr sie fort: „ Mein Wertvollster besitz ist ein Foto von meiner Mutter und ihren Talisman. Ich trage ihn immer bei mir! Er bedeutet mir alles auf der Welt. Weißt du, dass Nancy schon vielen Kinder geholfen hat, die ihr zu Hause verloren haben? Ich habe gehört deine ganze Familie ist bei einen Feuer umgekommen und nur du konntest dich retten. Ich weiß nicht, wie du dich da gerettet hast, aber ich glaube, dass du dir manchmal wünscht nicht, da raus gekommen zu sein, oder nicht?“ Ich antwortete nicht. Ich wollte nicht mit ihr reden. Es war mein Problem und ich musste damit fertig werden und zwar allein. Als ich nach mehreren Minuten immer noch nichts gesagt hatte ging sie. Endlich war ich wieder allein. Ich schaute wieder aus dem Fenster und dachte an all die schönen Momente zurück, die ich mit meiner Familie verbracht hatte. Da war einmal das Grillen am Abend und dann auch noch, wo ich Stella bekommen habe. Alle haben sich damals mit mir gefreut und dann dachte ich an unseren Umzug, denn wir vor 3 Jahren hatten. Ich konnte einfach nicht glauben. Dass all das nur noch Erinnerungen waren. Immer noch an die alten Zeiten denkend schlief ich schließlich ein. Ich träumte wieder von dem Brand. Nur dieses Mal hörte ich schreie und stöhnen. Immer mehr angst bekam ich, bis ich schließlich aufwachte. Ich spürte, dass ich schweiß auf meine Gesicht und in den Haaren hatte, aber das störte mich nicht. Nach einer Weile merkte ich, dass ich nicht mehr einschlafen konnte und deswegen machte ich meine Nachttischlampe an und schaute mir das Familienalbum an. Es war wunderbar die Gesichter meiner Familie zu sehen, aber zu gleich war ich auch traurig, weil ich wusste, dass sie nur Bilder waren und ich die Gesichter nie wieder lebendig sehen würde.
Nach mehreren Wochen hatte ich mich im Waisenheim eingelebt, aber ich sprach immer noch mit niemanden ein Wort. An den meisten Tagen war ich draußen und hielt nach Stella aus schau, aber nie kam sie. Abends träumte ich dann immer von dem Feuer. Ich konnte es einfach nicht vergessen. In einer Nacht, in der ich wach wurde machte ich mir eine Liste mit Sachen, die ich wissen oder machen wollte:
1. Stella finden!!!
2. Mein altes zu Hause noch einmal sehen.
3. Raus finden, wieso es gebrannt hat.
4. Die Gräber von meiner Familie besuchen.
5. Damit klar kommen, was passiert ist.
6. Mit jemanden reden (vielleicht wird es dann besser).
7. Noch einmal neu anfangen.
8. Mit meiner besten Freundin Jenny wieder Kontakt auf nehmen.
9. Neue Freunde finden.
10. Mich wieder mit Leuten treffen und Spaß haben.
11. Mein Leben weiter zu leben und nicht alten Zeiten nach zu trauern.
Es viel mir schwer, aber ich tat es trotzdem. Ich setzte noch ein Motto unter den 11 Punkten.
Motto:
Man sollte sich an der Vergangenheit nicht fest halten, denn dann lebt man das Leben nicht. Man sollte das hier und jetzt leben und es so wie es ist mögen, denn man lebt nur einmal.
Daran wollte ich mich von nun an halten. Bei den Gedanken an meine Entschlüsse musste ich lachen. Damals war ich so verrückt gewesen und hatte trotz den 11 Punkt noch lange Zeit an die alten Zeiten gedacht und ich merkte schon bald, dass das loslassen von alten Erinnerungen nicht leicht war.
Ich ging wie alle anderen auf die Gemeinschaft Grundschule Stadt. Jeden Tag musste ich mit den Bus zur Schule fahren, aber dafür konnte ich in meiner alten Schule gehen. Jenny und ich verbrachten in der Schule jede Minute zusammen. Eines Nachmittags ging ich meine Post holen. Jeder hatte ein Postfach für sich. Ich machte mein Postfach auf und fand darin 4 Briefe. 3 von den 4 Briefen waren Karten von Freunden von meinen Eltern. Sie schrieben mir, dass alles wieder gut würde und dass sie mir immer helfen würden. Der 4 Brief war von jemanden, denn ich nicht kannte. Als ich mein Postfach schloss kam die kleine Marie angelaufen und fragte mich: „Lily, kannst du mir helfen meine Post aus den Postfach zu holen? Nur leider weiß ich nicht, wo mein Schlüssel ist.“ Ich dachte an meine Punkte und antwortete: „Natürlich Marie, helf ich dir! Ich helf dir auch deinen Postfachschlüssel zu suchen. Warte, ich bringe nur schnell meine Post hoch, dann helf ich dir.“ So schnell es geht ging ich in mein Zimmer und legte die Post auf meinen Schreibtisch. Dann ging ich wieder zu Marie und ging dann mit ihr in ihr Zimmer und gemeinsam suchten wir den Schlüssel. Nach wenigen Minuten fand ich ihn hinter ihrem Bett. Danach gingen wir wieder zu den Postfächern und wir nahmen die Post aus ihrem Fach. Marie freute sich riesig. Sie hatte sogar Post. Als das Fach wieder abgeschlossen war, fragte Marie mich: „Warum hast du mit keinen geredet, du bist doch eigentlich sehr nett. Gehen wir zusammen raus zum spielen?“ Eigentlich wollte ich nicht, aber ich sagte trotzdem ja. Am Abend, als wir fertig waren mit den Spielen ging ich in mein Zimmer und ich las endlich den vierten Brief:
Sehr geehrte Lily Specht,
ich habe von dem Unglück gehört und möchte Ihnen alles Gute für die Zukunft wünschen.
Ich selbst musste schon einmal so was Ähnliches durch machen.
Wenn Sie Hilfe brauchen oder einen Rat, helfe ich Ihnen gerne.
Ich nehme nicht an, dass Sie mich kennen, aber Ihre Eltern kannten mich. Wir waren damals zusammen in einer Klasse (Ihre Mutter und ich) und beste Freundinnen.
Später hat Ihr Vater mir dann in Englisch Nachhilfe gegeben.
Ich hoffe, Sie nehmen meine Hilfe an.
Liebe Grüße Gina Kunze
Gina Kunze, die kannte ich wirklich nicht. Mein Vater hatte mir viele Freunde, der Familie kennen gelernt, aber keine Gina Kunze. Ich entschied erst einmal nichts zu tun. Wenig später gab es Abendbrot und dann gingen wir schlafen.
Irgendwann vor Ostern kamen Familien ins Waisenhaus, um Kinder aufzunehmen. Eines morgen stand auf einen Zettel (in den Klammern dahinter stand die Familie, die einen aufgenommen hat):
Es wurden folgende Kinder aufgenommen:
Lena (Beck)
Marie (Ebbinghaus)
Jan (Schaub)
Nils (Kanzel)
Gina (Neumann)
Lily (Kunze)
Diese Kinder werden gebettet ihre Sachen einzupacken und dann auf ihre neue Familie zu warten. Ich wünsche allen Kindern eine gute Zukunft, in den neuen Familien.
Ich konnte es nicht glauben. Ausgerechnet mich hatte jemand aufgenommen. Wow, ich konnte es einfach nicht glauben. So schnell es ging packte ich meine Sachen. Als ich fertig war kam die kleine Marie zu mir und fragte: „Lily, kannst du mir beim Packen helfen? Ich bekomme es einfach nicht hin!“ „Natürlich helfe ich dir, Marie. Las mich eben nur noch meine Post holen!“ Ich holte meine Post. Zu meiner Verwunderung war ein Brief von Gina Kunze dabei. Ich wunderte mich etwas, weil ich nicht auf ihren ersten Brief geantwortet hatte und hier der nächste von ihr kam. Aber ich machte ihn nicht auf, sondern ging direkt zu Marie um ihr zu helfen. In wenigen Minuten hatten wir alle ihre Sachen eingepackt. Zusammen haben wir dann auf unsere neuen Familien gewartet. Während wir gewartet haben, las ich den Brief von Gina Kunze:
Liebe Lily,
du wunderst dich gestimmt, warum ich dir schreibe.
Ich habe mich entschlossen dich aufzunehmen.
Der erste Grund ist, weil ich deiner Mutter noch was schuldig bin. Der zweite ist, weil ich mir schon immer eine Tochter gewünscht und dass ist ja so was ähnliches.
Also ich komme dann dich abholen. Aber bitte nicht wundern, ich habe einen dickeren Bauch, weil ich schwanger bin. Das heißt, du wirst wieder Geschwister haben.
Bitte las es mich wissen, wenn du etwas brauchst oder etwas haben möchtest.
In Liebe, deine neue Mum Gina
P.S. Ich erwarte nicht, dass du mich Mum nennst.
Wow, Gina hatte mich aufgenommen. Obwohl, ich hätte es auch von allein merken können, denn schließlich stand auf den Zettel:
Lily (Kunze)
Auf jeden Fall habe ich da gewartet und gewartet. Als erstes wurde Marie abgeholt. Dann Lena, Jan, Nils und Gina. Aber keiner holte mich ab. Ich hatte fast den ganzen Tag gewartet. Da kam plötzlich Nancy zu mir und sagte: „Lily, Frau Kunze wurde ins Krankenhaus gebracht. Es sieht so aus, als ob ihr Kind jetzt schon kommt. Am besten, du gehst wieder in dein Zimmer und bleibst, bis sie aus das Krankenhaus entlassen wird hier!“ Na toll, jetzt sollte ich schon eine neue Familie bekommen und dann musste meine neue Mum ins Krankenhaus, weil sie wahrscheinlich ein Kind gebären würde. Okay, ich kannte sie ja noch gar nicht und außerdem war ich so länger bei Leuten, die ich kannte. Also sollte ich mich besser freuen. Ich nahm all meine Sachen und trug sie wieder in mein Zimmer. Ich beschloss Jenny anzurufen. Jenny wollte zwar mit mir reden, aber sie durfte nicht, weil ihr Vater heute seit langen mal wieder zu Hause war. Ihr Vater kam nur dreimal im Monat nach Hause. Aber es war besser als keine zu haben und Jenny war daran gewöhnt. Auf einmal fragte ich mich: Hat Gina eigentlich einen Mann? Bestimmt, weil sie ist ja auch nicht von alleine schwanger geworden.
Drei Tage später wurde ich dann endlich von Gina abgeholt. Sie war groß, schlank und hatte blonde Locken. Ohne es zu wollen merkte ich, dass wir uns sehr ähnlich sahen, dann auch ich war schlank und hatte blonde Locken. Außerdem trug sie ein Baby bei sich. Ich durfte die kleine sogar mal auf den Arm nehmen. Wie ich später erfuhr hieß sie Susi. Gina war sehr freundlich und ich konnte sofort verstehen, warum sie und meine Mum befreundet waren.
Bei Gina hatte ich ein großes, helles Zimmer. Es hatte Ähnlichkeiten mit meinem alten Zimmer daheim. Nur leider war dieses ja verbrannt. Die neue Schule größer als meine alte. Außerdem musste man eine Schuluniform tragen. Also musste ich jeden Tag ein weißes Hemd unter einen roten Pullunder mit einen blauen Rock und schwarzen Schuhen tragen. Wie ich später heraus fand war es eine Privat Schule. Eine Privat Schule hieß nicht, dass die Lehrer netter waren, als auf meiner alten Schule. Ich schrieb regelmäßig Briefe mit Jenny. Sie schrieb mir alles was bei ihr passierte und ich ihr alles was bei mir so passierte.
Die Tage und Monate vergingen wie im Flug und schon war mein 8. Geburtstag. Morgens wurde ich von meiner kleinen Schwester geweckt, die mir ein Geschenk brachte. Es waren Ohrringe. Ich wunderte mich, weil ich keine Ohrlöcher hatte. Im nächsten Geschenk war die Lösung, ein Gutschein für Ohrlöcher. Wow, meine echten Eltern hätten mir das vor meinen 14. Geburtstag nie erlaubt. Ich bekam noch etwas Geld, Reiterstiefel und von Ginas Mann ein neues Halfter. Eine Zeit lang starrte ich Gina an und als sie es merkte fragte sie: „Ist etwas Lily?“ Schnell schaute ich aus den Fenster und antwortete: „Ich frage mich nur, warum du weißt, dass ich früher geritten bin!“ Gina lachte und sagte: „Ich weiß sogar, dass du schon ein paar Turniere gewonnen hast. Glaubst du, deine Mutter und ich waren in den letzten Jahren nicht im Kontakt zu einander? Sie hat mir das geschrieben und ich habe mich daran erinnert.“ Als ihr Mann sie ansah meinte sie: „Na gut, ich habe ihre Briefe aufbewahrt und dann nach geschaut, was sie über dich geschrieben hat! Wenn du möchtest, kannst du dir die Briefe anschauen! Ich kann sie gerne holen, aber auch nur, wenn du solange auf Susi aufpasst.“ Ich nahm Susi auf den Arm und Gina ging in das Schlafzimmer von ihr und ihren Mann, der Hans hieß. Wenig später kam sie mit einen Haufen Briefe wieder. Zum Glück war es ein Samstag und so konnte ich mir die Briefe in aller Ruhe durch lesen. Ich fand alte Erlebnisse wieder und etwas von jedem aus meiner alten Familie. Es war, als ob ich für einen Moment wieder in mein altes Leben war. Oder, als ob das Feuer nie gewesen wäre. Susi kam ein paar Mal und wollte wissen, ob wir zusammen spielten. Ich sagte ihr immer, dass ich im Moment keine Zeit hatte. Aber sie kam immer wieder um zu fragen. Als ich alle Briefe gelesen hatte, war es schon abends. Ich hatte das Mittagessen verpasst, aber das fand ich nicht schlimm. Es war schön gewesen, zu wissen, wie meine richtige Mum ihr Leben fand und jetzt wusste ich es. Beim Abendbrot fragte Gina mich: „Gestern hat ein Mann angerufen und er sagte, dass von den Haus von ein wenig steht und dass vorbei kommen müsste wegen der Versicherung. Ich wollte von dir wissen, ob wir morgen hin fahren sollen und uns alles erst einmal ansehen. Möchtest du?“ Einen Moment schwieg ich, weil wir hatten noch nie darüber geredet, dann antwortete ich: „Ich würde gerne hin fahren, aber alleine.“ Gina sah etwas überrascht aus, aber dann sagte sie: „Okay, ich fahre dich dann morgen hin und wenn du abgeholt werden willst rufst du mich einfach an. Du kannst dann solange mein Handy haben. Aber am besten gehst du dann jetzt schlafen, wenn du möchtest kann ich gleich noch zu dir kommen. Ich muss nur vorher Susi ins Bett bringen.“ Ich ging in mein Zimmer und zog mich um. Dann ging ich mir die Zähne putzen. Danach legte ich mich ins Bett und wartete auf Gina. Nach wenigen Minuten kam sie und wir redeten noch etwas. Wenig später ging sie aber, weil sie alles noch mit John besprechen wollte. John, so hieß übrigens ihr Mann.
Am nächsten Tag war ich schon sehr früh auf und da noch kein anderer wach war, machte ich für alle Frühstück. Es gab Spiegeleier mit Tost. Als endlich auch die anderen wach waren, freuten sie sich über das Frühstück. Nach dem Frühstück, machten Gina und ich uns fertig und wenig später fuhr Gina mich zu meinem alten Zuhause. Nach einer langen Autofahrt waren wir endlich da. Alles war so anders. Nicht mehr so einladend oder fröhlich wie früher. Jetzt war hier eigentlich nur noch eine Ruine. Nichts mehr war so, wie es einmal war. Ich glaube, dass ich anfing zu weinen, weil Gina mich fragte: „Willst du wirklich, dass ich fahre? Ich meine John kümmert sich um Susi und ich habe Zeit genug.“ Ich antwortete ohne zu überlegen: „Ich möchte, dass du fährst. Im Moment kannst du so nichts für mich tun und ich möchte gerne noch einmal alleine hier sein. Es hängen so viele Erinnerungen herum, ich muss einfach damit klar kommen. Außerdem möchte ich mich noch einmal von richtig, damit abfinden, dass nichts mehr so sein wird wir früher.“ Gina merkte, dass ich es ernst meinte und sie gab mir nur noch ihr Handy und dann fuhr sie weg. Als sie außer Sicht war ging ich auf die Ruine zu und schaute mir alles ganz genau an. Ich stellte mir vor, wo früher all die Zimmer waren und wie meine Familie bei samen saß und redete. Auf ein Mal kamen al die alten Erlebnisse wieder hoch und ich musste schrecklich weinen. Ich konnte gar nicht wieder aufhören. Als ich mich einigermaßen wieder gefangen hatte ging ich weiter. Als ich an der Stelle kam, wo früher einmal das Schlafzimmer meiner Eltern war dachte ich an das Feuer und ich überlegte unter Tränen, wie diese letzte Nacht in ihren Leben verlaufen war. Nicht nur bei meinen Eltern dachte ich das, sondern auch bei meinen Geschwistern. Auch wenn wir manchmal Streit hatte, wusste ich, dass sie mich liebten. Jetzt war es für immer vorbei. Okay, ich hatte eine neue Schwester, aber dass war nicht das gleiche. Ich hatte nichts gegen Susi, ganz im Gegenteil, ich liebte sie. Es war einfach nur anders. Ich ging weiter in unseren Garten. Hier sah es schon besser aus. Nicht alles war verbrannt. Nur der vorderste Teil, mehr nicht. Die alte Schuckel war noch da und ein Teil von Stellas Stall. Es war genau der Teil verbrannt, in den Stella stand. Ich schaute mich um und hoffte, Stella zu entdecken, doch in meinen Innern wusste ich, dass ich sie hier nicht finden würde. Ich hatte mich hier umgesehen. Mehr wollte ich eigentlich nicht. Aber ich hatte so ein merkwürdiges Gefühl, dass mir sagte, dass ich am besten einmal zu Stellas Lieblingsplätze ging um zu schauen. Ob sie vielleicht da war. Also ging ich los.
Nach dem vierten Lieblingsplatz wusste ich, dass ich sie auch nicht bei den anderen finden würde. Enttäuscht ging ich zu meinem alten Zuhause zurück. Dort angekommen rief ich Gina an, damit sie mich abholte. Gina kam und zu meinem Erstaunen kamen auch John und Susi mit. Als ich dann endlich im Auto saß erfuhr ich auch warum. Wir alle gingen jetzt Essen. Es war egal, dass wir Alltagskleidung trugen, weil da wo wir hin fuhren es nicht schlimm war. Wir fuhren nämlich zu Jenny. Sie wartete sich im Vorgarten. Wir begrüßten uns und gingen in ihr Zimmer. Dort redeten wir und spielten Barbie. Kurz bevor wir zum Essen gerufen würden gab Jenny mir eine kleine Schachtel und sagte: „Alles Gute nachträglich zum Geburtstag. Ich machte die Schachtel auf und eine Pferdespange. Sie war mit Gold überzogen und als ich genauer hinschaute entdeckte ich eine Gravur. Da stand: Für Lily, die beste Freundin meines Lebens! In der Hoffnung, das du so etwas nie wieder durch machen musst deine Freundin Jenny! Ich bedankte mich ganz Herzlich bei Jenny und dann mussten wir essen geh. Gina und John unterhielten sich mit Jennys Eltern. Es gab Pizza. Jenny hatte eine Salamipizza und ich eine Tunfischpizza. Nach dem Essen gingen wir wieder in Jennys Zimmer nur, dass dieses Mal Susi dabei war. Wir sollten einen Moment auf sie aufpassen. Zu dritt hörten wir Bibi Blocksberg. Susi hatte sichtbar ihren Spaß. Bis ungefähr 21.00 Uhr blieben wir noch bei Jenny, dann mussten wir nach Hause, weil morgen wieder Schule war. Wenige Minuten bevor wir los fuhren verabredeten wir uns für den nächsten Sonntag. Zu Hause musste ich sofort mich um ziehen und schlafen gehen.
Morgens machte ich mir einen Zopf, der es mir ermöglichte die Spange zu tragen, die ich von Jenny geschenkt bekommen hatte. Ich hatte eine neue Freundin in der neuen Schule. Sie hieß Nell. Sie war 8 Jahre alt und auch in der zweiten Klasse. Wir verstanden uns auf Anhieb gut. In der Pause wollte sie wissen, was ich zum Geburtstag bekommen habe. Ich erzählte ihr von jedem Geschenk nur nicht von dem Geschenk von Jenny. Nell wusste nicht viel über meine Vergangenheit, nur das ich einmal geritten bin. Sie wusste nicht einmal, dass Gina und John nicht meine richtigen Eltern waren. Als sie dann auch noch fragte, wo ich am Sonntag gewesen bin, sagte ich hier, dass meine Familie bei Freunden gewesen sein. In diesen Moment war die Pause zu Ende und wir gingen wieder in die Klasse. Nell ging hinter mir und sah meine neue Spange. Als wir beide auf gleicher Höhe waren, fragte sie mich: „Wo hast du eigentlich die schöne Spange her? Und was steht da drauf?“ Verwirrt antwortete ich: „Die Spange ist von… äh… von meinen Eltern! Ja, sie ist von meinen Eltern!“ „Bleib mal stehen, Lily! Ich möchte wissen, was da drauf steht!“ Wieder willig blieb ich stehen. Nell stellte sich auf die Zehenspitzen und lass: „Für Lily, die beste Freundin meines Lebens. In der Hoffnung, das du etwas nie wieder durch machen musst deine Freundin Jenny!“ Sie schaute mich an. Ich ging einfach weiter in die Klasse. Aus irgendeinem Grund wollte ich für mich alleine sein. Wieso trug ich ausgerechnet die Spange. Okay, sie war neu und wunderschön. Aber gleichzeitig erinnerten mich die Worte an das Feuer und ans Waisenheim. Was ist wohl aus der kleinen Marie geworden? Ich spürte wieder den Schmerz, den ich im Krankenhaus gehabt habe. Nicht den Körperlichen, sonder den Seelischen. Mir kamen die Tränen in den Augen. So schnell wie ich konnte setzte ich mich auf meinen Platz. Zum Glück kam Nell mit Frau Heinrichs(unserer Klassenlehrerin), so dass sie nicht mehr mit mir reden konnte.
Als wir Schulschluss hatten kam Nell wie immer direkt zu mir, weil wir immer ein Stück zusammen nach Hause gingen. Als wir aus den Schulgebäude waren fragte sie mich: „Warum steht auf der Spange: die beste Freundin meines Lebens! In der Hoffnung, das du so etwas nie wieder durch machen muss deine Freundin Jenny! Du hast doch gesagt, die wäre von deinen Eltern. Was denn nun? Was soll ich glauben?“ Ein Gehirn arbeitete fiberhaft. Aber mir fiel einfach keine Antwort ein. Als ich noch nachdachte sagte Nell, ohne dass ich es erwartet hatte: „Du hast mich angelogen, oder? Du kannst es mir ruhig sagen, es macht mir nichts aus. Ich möchte nur wissen wieso? Wieso hast du das gemacht?“ Ohne das ich es wollte platze es aus mir heraus: „Ich habe es gemacht, weil die Wahrheit tut mir schon weh, wenn ich nur daran denke! Weil du dir das nie vorstellst könnest wie das ist in meiner Situation zu sein! Weil du es mir nie glauben würdest! Weil du schon die Gravur gelesen hast ich beinahe geweint hätte! Weil ich noch nicht bereit bin darüber zu sprechen!“ Mit diesen Worten noch in den Ohren ging ich so schnell wie ich konnte nach Hause. Nell blieb nur verdattert stehen und versuchte erst gar nicht mir nach zu laufen. Wir sprachen mehrere Tage nicht einmal ein Wort miteinander. Am dritten Tag, an dem wir immer noch nicht miteinander redeten gab uns Frau Heinrichs folgende Hausaufgabe auf: Wir sollten einen Aufsatz über ein Erlebnis aus unseren Leben schreiben. Es sollte auf jeden Fall spannend und interessant sein. Aus meinen Leben fiel mir nur ein Erlebnis ein, dass zu dieser Voraussetzung passte: Das Feuer und seine Folgen. Zu Hause fing ich an zu schreiben:
Das Feuer und was danach kam!
Es ist ein wunderschöner Tag gewesen. Meine Familie, sie bestand aus meinen Eltern, aus meinen großen Bruder Sven, meiner großen Schwester Susi und meinen zwei kleinen Brüder Max und Moritz. Wir saßen, wie so oft, in unseren Garten und spielten Karten. Es wurde Abend und wir beschlossen am nächsten Tag einen Ausflug in einen Freizeitpark zu machen. Doch damals wussten wir noch nicht, dass das unser letzter gemeinsamer Abend war. Zeitig gingen wir schlafen. Irgendwann in der Nacht wachte ich auf, weil ich ein seltsames Geräusch auf. Ich schaute mich um und kurze Zeit später kapierte ich. Es brannte! Ich ging davon aus, dass meine Familie schon draußen war und sich um mich sorgen machte. Auf jeden Fall rannte ich, so schnell wie ich konnte in den Garten. Da stand ich nun. Dann hörte ich auf einmal ein anderes Geräusch, es war mein Pferd Stella. Wie es schien hatte sie große Angst. Ohne zu überlegen machte ich ihre Stalltür auf und lies sie laufen. Ein Nachtbar hatte offenbar die Feuerwehr gerufen, denn ich hörte Serien. Kurze Zeit später lag ich in einen Krankenwagen und schlief. Ich wachte im Krankenhaus wieder auf. Irgendjemand, ich weiß nicht mehr genau wer, sagte mir, dass meine Familie tot sein! Ich konnte es einfach nicht fassen. Die Feuerwehr hätte offenbar nur einen Laptop und ein Familienalbum retten können. Tage, Wochenlang sprach ich mit niemanden ein Wort. Nicht einmal mit meiner besten Freundin Jenny. Eines Tages kam eine Frau zu mir und erzählte mir von einen Waisenheim. Da ich niemanden sagte, zu wenn ich wollte schickten sie mich dort hin. Dort verbrachte ich nicht viel Zeit, denn die beste Freundin meiner Mutter adoptierte mich. An den Tag, wo sie mich abholen wollte Begehr sie ihre erste einige Tochter. Es war Zufall, dass meine neue Mutter sie so nannte wie meine alte Schwester, Susi. Seit dem bin ich vielleicht anders geworden, aber aus gutem Grund. Ich möchte nie wieder so etwas durch machen! Zu Jenny habe ich immer noch Kontakt. Wir treffen uns regelmäßig und haben immer noch Spaß zusammen. Am meisten sind wir bei ihr, dort bin ich noch einmal in meiner alten Welt. Aber das ist noch nicht alles. Ich habe etwas verloren und werde es wohl nie wieder finden.
Ende
Das schrieb ich. Während ich schrieb kamen mir die Tränen hoch. Jetzt war alles so anders als früher. Damals dachte ich an meine Ziele. Ich wollte früher einmal Tierärztin werden, aber heute wollte ich es nicht mehr. Alles, was mir früher etwas bedeutet hat, war mir heute nicht mehr so wichtig. Jenny bedeutete mir immer noch sehr viel und meine echte Familie auch-wenn sie tot ist. Irgendwie war es mir auf einmal egal, dass Menschen, die ich noch nicht einmal richtig kenne von meiner Geschichte wussten. Sehr früh an diesen Abend ging ich schlafen. Ich wollte noch einmal in Ruhe nach denken.
Am nächsten Morgen in der Schule wollten sehr wenige ihr Erlebnis vorlesen, weil sie Angst hatten, es wäre nicht spannend genug. Ich wusste auch nicht so richtig, ob ich es vorlesen sollte. Ich meldete mich nicht. Wenn dann daran kam, dann wollte wohl mein Schicksal, dass ich es vorlesen würde. Als sich keiner meldete sagte Frau Heinrichs: „Da sich niemand meldet nehme ich einen dran! Wenn ich dran nehme liest seinen Text vor und wir besprechen ihn dann kurz. Okay, dann fangen wir mal mit Nell an.“ Nell lies ihren Text vor, er war wirklich spannend, nur leider war das unser Streit aus ihrer Sicht. Auch wenn sie mich statt sie mich Lily einfach Lucy genannt hatte. Auf einmal merkte ich wie blöd ich mich verhalten hatte. Wollte ich meinen Text auch nicht mehr wirklich vorlesen. Nachdem sie ihn zu Ende gelesen hatte besprachen wir ihn einen Moment, dann sagte Frau Heinrichs: „Gut gemacht Nell! Mal schauen, was das spannendes Erlebnis von Lily war.“ Ich musste mehrmals schlucken, bis ich begann vorzulesen. Als ich fertig war herrschten ein paar Minuten stille. Dann sah mich Frau Heinrichs mit einen blassen Gesicht an und fragte: „Warum hast du das Erlebnis genommen, wieso kein anderes?“ Ich schaute auf meine Schuhe um nicht zu zeigen, dass ich weinte, aber ich glaubte man hörte es an meiner Stimme als ich antwortete: „Es war das einzige spannende Erlebnis, was mir direkt einfiel. Außerdem, wenn ich ein anderes genommen hätte, dann hätte ich auch vom…vom.. F…Feu…Feuer erzählen mussten!“ Den Rest der Stunde musste ich nichts sagen oder machen. Ich spürte immer wieder, wie meine Klassenkameraden mich ansahen. Mir war das egal. Als es endlich zur Pause klingelte rannte ich direkt aus der Klasse und setzte mich auf einer Bank, die auf den Pausenhof stand. Ich war so mit meinen Gedanken beschäftig, dass ich gar nicht merkte, dass es regnete. Irgendwie nahm ich nichts um mich wahr. Egal was es war. Plötzlich legte mir jemand meine Jacke auf die Schultern, die ich in der Klasse gelassen hatte, auf die Schultern. Ich wagte nicht auf zu blicken. Es kam noch jemand zu mir und diese Person sagte: „Lily, komm bitte rein! Wir können deine Mutter anrufen, dass sie dich abholt, aber komm bitte rein.“ An der Stimme merkte ich, dass es Frau Heinrichs war, die sich offensichtlich sorgen machte. Mir war es egal. Ich dachte an das Feuer zurück und spürte, wie warm und wie beängstlichen es war. Auf einmal hörte ich es so laut, dass ich aufschrie und weg rannte. Bloß weg von hier! Hier bin ich nicht sicher, dachte ich. Ich rannte und rannte. Irgendwann blieb ich stehen und schaute mich um. Ich stand vor einen alten Tor, es war nicht abgeschlossen. Im ersten Moment wusste ich nicht wo ich war, aber dann erinnerte ich mich an die Beerdigung von meiner richtigen Familie und mir fiel ein, dass das Friedhoftor genau so aussah. Ohne zu wissen, was ich machte ging ich durchs Tor und es war tatsächlich der Friedhof, auf dem meine Familie lag. Meine Füße bewegten sich wie von selber zu dem Grab meines Vaters. Mit ihm bin ich immer am besten klar gekommen. Mit ihm hatte ich immer am meisten Spaß. Neben ihn lag meine Mutter. Ich setzte mich vor ihren Gräber und dachte an das Feuer. Es kam mir vor, als ob nur ein paar Minuten vergangen wären, als sich eine Person auf mich stürzte und mich in die Arme schloss. Dann hörte ich eine Stimme, die sagte: „Lily, zum Glück haben wir dich gefunden! Du ahnst ja gar nicht, was für Sorgen wir uns gemacht haben!“ Ich erkannte die Stimme, als die von Gina. Immer noch saß ich vor den Gräbern und flüsterte, so dass Gina es kaum hörte: „Ich wollte euch keine Sorgen machen! Ich wollte einfach nur…nur… sicher sein!“ Gina sah mich besorgt an, dass spürte ich ganz deutlich. Sie wusste wohl nicht, was sie darauf entgegen sollte, denn sie sagte nach einer Weile: „Komm jetzt erst einmal mit! Du bist ja ganz nass. Wir fahren jetzt nach Hause und da kannst du dich erst einmal aufwärmen!“ Langsam stand ich auf und mit einem letzten Blick auf die Gräber meiner Familie ging ich zu Ginas Auto. Im Auto sprach ich kein Wort. Was sollte ich auf sagen? Ohne mein Schweigen zu beachten erzählte Gina: „Als du weg gerannt bist, hat die Schule sofort bei uns angerufen! Natürlich machten wir uns große Sorgen um dich. Wir wollten dich suchen gehen und Nell wollte mit kommen. Sie entschloss sich mit John zu Jenny fahren wollte um dich dort zu suchen. Vorhin haben sie angerufen und gesagt, dass du da nirgendswo wärst. Also entschloss ich mich, dich selber suchen zu gehen-ich war vorher zu Hause, weil wir dachten, dass du irgendwann wieder kommst. Auf jeden Fall ich dann überlegt, wo ich hin gelaufen wäre und kam auf die Idee mit den Friedhof. Vorsichtshalt seiber sagte ich John bescheid, wo ich war und dann war ich auch schon hier. Na ja, wie es weiter geht kannst du dir ja denken. Erkläre mir bitte nur, warum du eigentlich aus der Schule weg gerannt bist? Sonst warst du ja auch immer da.“ Jetzt flüsterte ich zum Ersten mal etwas, seit wir vom Friedhof weg waren: „Ich hatte Angst! Ich habe alles gehört! Es war schrecklich! Ich wollte nur…nur…sicher sein, mich sicher fühlen! Sicher vor…vor allem!“ Nachdem ich diese Worte ausgesprochen hatte war ein Moment schweigen. Schließlich sprach Gina leise, zwar nicht ganz so leise wie ich: „Eigentlich wollte ich dich heute Nachmittag auf den Reiterhof C’est la vie! bringen, aber wenn du jetzt nicht möchtest. Ich hatte eine Reitstunde nur für dich reserviert.“ Entgeistert schaute ich sie an und sagte, dieses Mal lauter als zuvor: „Ich würde gerne mal wieder reiten gehen!“ „Aber ich dachte, dass du dich nicht sicher fühlst!“ Das hatte ich nicht erwartet und schwieg, doch dann sagte ich kurzentschlossen: „Früher, da…da hatte ich auch manchmal das Gefühl nicht…nicht sicher zu sein. Da hat meine M…Mu…Mum mir vorgeschlagen reiten zu lernen und seit…seit dem ich regelmäßig reiten ging war es nicht mehr so schlimm!“ Einen Moment sah sie mich prüfend an, sie schien nichts entgegen zu wollen. Deswegen lehnte ich mich zurück und schaute aus dem Fenster. Die Fahrt war nicht so lang und schon nach wenigen Minuten kamen wir zuhause an. Ich sah, dass Johns Auto da war, also haben sie wohl gehofft, dass Gina mit ihrer Vermutung recht hatte. Gina nahm mich, nachdem sie ausgestiegen war, an die Hand und zusammen gingen wir rein. John saß mit Susi und, ich konnte es nicht fassen, Nell auf dem Sofa. Als Nell mich sah wollte sie erst zu mir stürmen, aber dann ließ sie es doch bleiben. Stattdessen kam Susi auf mich zu und umarmte mich. Es war einfach nur süß von ihr. Sie, noch nicht einmal ein Jahr alt und schon so herzlich. Nachtürlich hatte sie noch einige Probleme mit dem gehen, aber sie gab einfach nicht auf und probierte es immer wieder. Ohne mich an Nell zu wenden ging ich in mein Zimmer und zog mich um. Es dauerte ungefähr 10 Minuten. Dann ging ich wieder ins Wohnzimmer und sah, dass Nell immer noch da war. Eigentlich hatte ich gehofft, dass sie während ich mich umzog nach Hause ging, aber das war leider nicht der Fall. Ich setzte mich auf das Sofa. Lange Zeit sprach keiner ein Wort, aber dann erklärte Gina: „Als du dich umgezogen hast, habe ich Nell erzählt, dass wir gleich auf den Reiterhof fahren und sie wollte mal mit kommen, dich reiten sehen.“ Okay, das erklärte, warum Nell noch hier war. Ich entgegnete nichts und saß still da, bis Gina meinte, dass ich mich mal umziehen sollte, damit wir möglichst schnell los fahren könnten. Nun zog ich meine neuen Reitersachen an und bewunderte mich ein bisschen im Spiegel. Es war schon lange her, seit dem ich das letzte Mal Reitkleidung an hatte. Als ich auch meine Reitstiefel angezogen hatte fuhren wir los. Der Weg war gar nicht einmal so lang, wie ich dachte. Kurz bevor wir auf den Hof fuhren, fuhren wir unter einen Schild her auf dem stand: C’est la vie! Ich hatte keine Ahnung, was C’est la vie! heißt, deshalb fragte ich John. Er meinte, es würde Das ist das Leben! heißen. Auf dem reiterhof erwartete man uns schon, denn ein Haflinger stand fertig gesattelt bereit. Neben den Haflinger stand eine junge Frau und lächelte uns entgegen, als wir auf sie zu gingen. An Gina Gewand fragte sie: „Sie sind Frau Kunze, oder irre ich mich?“ Gina antwortete lächelnd: „Sie irren sich nicht, aber bitte nennen sie mich Gina.“ „Okay, Gina. Ich bin Selina und mir gehört die Reitschule, zuzüglich bin ich auch noch die Reitlehrerin.“ Sie hatte mich wohl entdeckt und fragte: „Das muss also dann Lily sein. Lily, bist du schon einmal geritten? Wenn nein, dann ist Ronny der richtige für dich.“ Ich lachte in mich hinein und fragte zurück: „Und was ist, wenn ich schon einmal geritten bin?“ Belustigt schaute sie mich an und antwortete: „Dann bleiben wir trotzdem bei Ronny! Wenn du möchtest, kannst du ihn schon einmal in die Reithalle führen. Eigentlich wollte ich mit euch beiden auf den Platz gehen, aber da es nicht aufhört zu regnen müssen wir wohl oder übel in die Halle.“ Ich nahm Ronny und führte ihn in die Halle. Da Selina vorging waren wir sehr schnell in der Halle. Selina stöhnte, als sie einen Blick in die Halle warf. „Nicht schon wieder“, entschuldigend lächelte sich uns zu, „immer vergessen die Fortgeschrittenen die Sprunge ab zubauen! Warte einen Moment, obwohl du könntest Ronny ja schon einmal abreiten, wenn du möchtest.“ Ich stellte die Steigbügel in meiner Größe ein und Gurtete nach. Legte die Zügel auf seinen Hals und stieg, ehe sich Selina versah, auf. Als ich mit dem Abreiten fertig war standen noch immer zwei Hindernisse. Selina wollte mir grade Anweisungen geben, als ich sie fragte: „Kann ich bitte mal die Sprünge probieren?“ Zweifelnd sah sie mich an, dann sagte sie aber: „Tu, was du nicht lassen kannst!“ Ich schnallte die Steigbügel etwas kürzer und ritt an. Ronnys Galopp war weich und einfach nur wunderbar. Das erste Hindernis war nicht schwer, nur ein Caverletie zum aufwärmen. Ohne Probleme kam ich rüber. Das zweite Hindernis war ein Oxer. Nicht besonders hoch, aber ich merkte, dass ich sehr gut auf den Absprung achten musste. Ich gab Ronny jede Hilfe, die er gebrauchen konnte. Als ich dann endlich sprang merkte ich das Gefühl von Sicherheit und Zufriedenheit. Ich spürte Ronnys Mähne in meinem Gesicht. Dieser Sprung war einfach nur unglaublich! Zwar bin ich schon oft gesprungen, aber dieser Sprung war einfach nur Himmlisch! Ich ließ Ronny vom Galopp im Trab und schließlich vom Trab im Schritt parieren. Als ich endlich Zeit hatte mich umzusehen sah ich, dass Selina, Nell, John und Susi mit weit geöffneten Augen da standen und mich an starteten. Nur Gina lächelte und sagte: „Genau so, hat mir deine Mutter immer von deinen Turnieren geschrieben!“ Selina hatte sich wohl wieder eingefunden und fragte mich unglaublich: „Du bist schon Turniere geritten?“ „Ja, das bin ich. Wieso, ist das so besonders?“, fragte ich etwas verunsichert. „Nein, nein. Wie alt bist du?“ „Mmh, ich bin 8!“ „Du kannst besser reiten, als ich früher, als ich 8 war!“ „Oh, das wusste ich nicht.“ „Wann bist du das letzte Mal geritten?“ „Vor ein paar Monaten, glaube ich!“ Mir steckte ein Kloß im Hals. Selina sah mich fragend an, aber merkte, das ich nicht darüber sprechen wollte. Den Rest der Stunde machten wir Dressurreiten. Danach durfte ich mich um Ronny kümmern und ihn füttern.
Als ich seinen Sattel wegbrachte kam ich an einer Box vorbei. In der ein Pony stand. Dieses Pony sah genau so aus, wie Stella! Ich legte den Sattel auf die nächst beste Ablage und ging auf das Pony zu. Als es mich sah regte es sich schrecklich auf. Es stieg und trat, so stark es nur konnte. Von den Lärm angezogen kamen nun Selina, Gina, John, Susi und Nell zu mir. Selina beruhigte das Pony und sagte dann zu mir: „Ich weiß gar nicht, was in Stella gefahren ist, sonst ist sie immer lieb und zutraulich.“ Ich hatte ihr eigentlich gar nicht richtig zugehört, aber als sie den Namen Stella nannte hörte ich ihr automatisch zu. Konnte es wirklich sein? War das vielleicht meine Stella? Und wenn ja, warum hatte sie sich so verändert? Ohne es zu wollen fragte ich Selina: „Wo hast du Stella her?“ Selina schien von dieser Frage überrascht, aber trotzdem antwortete sie: „Von einen etwas älteren Mann. Er sagte mir, dass er sie irgendwo gefunden hätte und kein Pony gebrauchen könnte, außerdem dachte er, dass Pony wäre uns abgehauen, obwohl er es einige Kilometer entfernt gefunden hätte. Seit den warten wir darauf, dass sich der eigentliche Besitzer meldet. Nur leider bis jetzt ohne Erfolg!“ „Woher wisst ihr, dass das Pony Stella heißt? Ich meine es wird ihn wohl keiner den Namen gesagt haben.“ „Auf ihren Halfter stand ihr Name, wenn du mich fragst, hat das jemand mit der Hand drauf genäht. Muss eine ziemliche Arbeit gewesen sein! Warte, ich kann es dir zeigen!“ Sie ging in die Sattelkammer und kam mit einen Halfter wieder. Es war blau mit violetten Streifen. Mit silbernen Garn war Stella drauf genäht worden. Auf einmal sah ich nicht mehr Selina oder die anderen, satt dessen sah ich meine Mum, wie sie in einen Liegestuhl neben mir lag und sie sagte zu mir: „Lily, jetzt höre damit auf! Sonst tust du dir noch weh! Geh lieber zu den anderen in den Pull.“ Ich entgegnete: „Mum, ich bin doch gleich fertig! Ich bin ja schon beim zweiten l! Wenn ich das a geschafft habe gehe ich zu den anderen!“ Wie aus einer andern Welt hörte ich Selina mich fragen: „Wie, du musst nur noch ein l und ein a?“ Das war vielleicht unangenehm! „Äh…Also…Also ich habe mal so ein Halfter gemacht, für meine Stute."„Du hast was?“ „Ich habe so ein Halfter für meine Stute mal gemacht!“ „Was stand dann auf den Halfter?“ „Der Name meiner Stute!“ „Das ist mir schon klar, aber heißt deine Stute?“ Ich schaute auf meine Schuhe und sagte dann: „Sie hieß Stella! Meine Eltern haben sie für mich gekauft!“ „Warum hieß?“ „We…Weil sie vor ein paar Monaten weg gerannt ist. Okay, eigentlich habe ich sie frei gelassen.“ „Wieso hast du das getan?“ Ich spürte einen Kloß in meinen Hals. „Also, ich habe es gemacht, weil sie da wo sie war, heute tot wäre!“ Für einen Moment schaute ich hoch und sah Selinas Blick. „Und warum wäre sie dann heute tot?“ „We…Weg… Wegen den F…Feu…Feuer!“, ich hatte mich ans Herz gefasst und das gesagt. Dann hörte ich wieder wie aus den nichts das Feuer und stöhnen. Hier waren sie auch. Sie waren überall! Ich wollte nur noch eins und zwar weg von hier. Von Selina, die mich ausfragte, von Gina und John, die einfach nur da standen und uns zu hörten. Von Susi, die inzwischen angefangen hatte die Stallgasse hoch und runter zu rennen, aber vor allen weg von Nell. Sie, die nur da stand und zuhörte. Die mir noch nicht einmal half. Das hatte ich von ihr nicht erwartet! Ich dachte, dass sie mir helfen wolle und meine Freundin sein will, aber ich hatte mich wohl geirrt. Ich bekam Tränen in den Augen. Warum, war alles bloß so unfair? Warum hatte das überlebt und bin nicht auch so gestorben, wie meine richtige Familie? Warum ist das alles denn überhaupt passiert? Schnell schaute ich umher, ob irgendwo ein Feuer oder ähnliches war, weil das Feuergeräusch wurde immer lauter und lauter! Da ich aber nichts entdecken konnte, wurde, die Angst, die ich verspürte immer mehr. Dann auf einmal hörte ich die Stimme meiner Mum rufen: „Bringt euch in Sicherheit! Susi, Lily rennt so schnell, wie ihr könnt!“ Irgendwas in meinen Erinnerungen war anders. Bin ich nicht damals alleine raus gerannt und habe niemanden gehört, niemanden außer Stella im Garten? Wie kann es dann jetzt sein, das ich es jetzt so hörte? Dann hörte ich ein Wiehern! Das Wiehern stammt, von einem Pony, das verängstigt in einer Box stand und darauf wartete, dass seine über alles geliebte Besitzerin kam um es zu retten! Es wartete und wartete, aber sie kam einfach nicht. Doch dann auf einmal tauchte ein Mädchen wie aus den nichts auf und befreite das Pony. „Wie ein Feuer? Ich versteh nur Bahnhof!“ Selinas Worte rissen mich aus meinen Gedanken. Ich sah an ihr hoch und spürte, dass ich mich ziemlich verlassen fühlte und ich fühlte mich klein, so klein, wie ich noch nie war. Hier stand ich nun vor meiner wohl neuen Reitlehrerin und sollte ihr, von dem Feuer erzählen. Einfach so, ohne das wir uns vorher auch nur im Geringsten Nah gekommen sind. Ich wusste nicht, was ich machen sollte, also drehte ich mich um und ging auf den Hof, wo es noch immer regnete. Es tat gut, nass zu werden. Nicht nur, dass es mich ein bisschen wach machte, sondern auch, weil ich merkte, dass ich im ihr und jetzt war! Die Bilder von dem Pony in meinen Gedanken wurden immer schwächer bis ich schließlich nur noch den Reitplatz vor mir sah. Eigentlich, hatte ich mich „verbessert“, weil noch vor wenigen Stunden ich weggelaufen bin, als ich von dem Feuer erzählt hatte, aber jetzt lief ich nicht weg! Ich hatte es kapiert! Ich musste es einfach hinnehmen und nicht mehr daran denken und wenn ich es tat, dann einfach nur an die Glücklichen Zeiten und nicht an das Feuer! Ich drehte mich um und ging zurück in den Stall. Dort wandte ich mich Selina zu und erzählte ihr alles! Ab und zu fing ich an zu weinen oder ich bekam einen glasigen Blick und dachte einfach nicht daran, dass Selina neben mir stand und darauf wartete, dass ich weiter erzählte. Als ich ihr wirklich alles erzählt hatte, fragte ich sie: „Verstehst du jetzt? Vorhin, da hab ich alles gesehen, das Feuer und wie ich das Halfter für Stella gemacht habe, nur habe ich nicht mit euch, sondern dass ich mit ihr geredet habe!“ Selina schwieg noch einen Moment, dann sprach sie bestimmt aus: „Es tut mir leid! Natürlich bekommst du Stella wieder! Du kannst sie, wenn du möchtest sofort mitnehmen.“ Hä?! Was sollte dass denn heißen? Okay, Stella war mein Pony, aber wer sagte, dass ich sie von hier wegholen wollte? Also ich nicht! „Aber, ich möchte sie nicht mitnehmen! Sie soll hier untergestellt werden!“ Mit einen Blick auf Gina und John fügte ich hinzu: „Natürlich nur, wenn es geht!“ „Das würde schon gehen!“, meinte Selina. Nach 10 Minuten wollten Gina und John fahren. Ich fragte sie, ob ich noch einmal noch kurz zu Stella gehen könnte und sie erlaubten es mir. Stella stand ganz friedlich in ihrer Box und schaute mir entgegen, als ich zu ihr ging. Vor ihrer Box blieb ich stehen. Als ich fünf Schritte vor der Boxentür war fing sie an, nervös aus zu treten. Langsam ging ich auf ihre Boxentür zu. Stella wurde nur noch nervöser und zog sich in die hintersten Ecke der Box zurück. So hatte sie sich noch nie benommen. Was war bloß mit ihr los? Wann hatte sie sich so verändert? Als Gina nach mir rief wendete ich mich von Stella ab und ging. Was hätte ich auch machen sollen? Im Auto sprach keiner ein Wort. Zu Hause angekommen stieg ich direkt aus dem Auto und ging dann auf mein Zimmer. Dort legte ich mich auf mein Bett und dachte nach: Stella mag mich nicht mehr, dass ist mir klar. Ich kann es ihr auch nicht verübeln! Außerdem erinnere ich sie an das Feuer und sie hat glaub ich genau so viel Angst wie ich davor, wenn nicht noch mehr. Sie konnte sich ja schließlich nicht von alleine befreien, sie konnte nur eins und zwar Weg laufen. Warum ist das Leben eigentlich so kompliziert? Warum kann es nicht einfach friedlich und langweilig sein. Denn wenn es langweilig ist, dann weiß ich, dass alles in Ordnung ist. Wie auch immer. Ich muss damit leben! Irgendwann, ich weiß nicht genau wann, klopfte jemand an meine Tür. Da ich nichts sagte klopfte es noch einmal. „Wer ist da?“, fragte ich nach den dritten klopfen. „Ich bin´s“, antwortete eine Stimme, die ich als die von Nell aus machten. „Was willst du?“ „Kann ich rein kommen?“, als sie das fragte war ihre Stimme so leise, dass ich sie fast nicht verstand. Ich tat so, als ob ich genervt war und meinte: „Wenn es sich nicht vermeiden lässt!“ Sie machte die Tür auf und setzte sich auf mein Bett. Da ich inzwischen auf gestanden war hatte sie genügen Platzt um sich aus zu breiten. Nach einer Minute oder weniger sagte sie: „Okay, es tut mir leid! Ich hätte nicht anfangen sollen mit dir zu streiten!“ Immer noch nicht sagte ich ein Wort. Nach einer Pause sagte sie dann weiter: „Außerdem wusste ich das mit deiner Familie nicht! Ich wusste ja auch nichts von deiner besten Freundin. Um ehrlich zu sein dachte ich, wir wären beste Freunde und dass ich von dir und du von mir alle Geheimnisse kennen. Als du dann deine Erlebnisse in der Schule vorgelesen hast hörte ich Feuer und schreie von Menschen in den Haus. Und als du dann weg gerannt bist. Du weißt gar nicht, wie besorgt deine Eltern waren! Das wollte ich dir nur sagen! Ich geh dann mal wieder!“ Mit diesen Worten stand sie auf und ging zur Tür. Ich weiß nicht, was in mich gefahren war, aber ich sagte kurz bevor sie aus der Tür war: „Ich nehme deine Entschuldigung an, aber auch nur, weil du es bist!“ Ein Lächeln breitete sich auf Nells Gesicht ab und wir gingen auf einander zu und umarmten uns. Es tat gut sich wieder mit ihr Vertragen zu haben. Nach dem das geschafft war fragte sie mich über mein altes Leben aus. Es interessierte sie wie ich früher gelebt habe und wie meine Geschwister waren. Als es dann anfing zu dämmern wurde sie abgeholt. Ich schaute ihr von meinem Fenster aus nach.
Am nächsten Morgen brachte mich Gina zum Reiterhof C´est la vie! Als ich aus dem Auto gestiegen war ging ich sofort zu Stella. Schon bevor ich an ihrer Box getreten war wurde sie nervös. Was war bloß mit ihr los? Ich versuchte sie zu beruhigen, aber ich musste einsehen, dass es nicht klappte. Niedergeschlagen ging ich zu Selina und fragte sie, welches Pferd ich denn heute ritt. Das erste, was sie tat war, mich komisch anzugucken und dann meinte sie, ich könnte Sansiba reiten. Er wäre Anspruchs voll und ein bisschen kompliziert, aber ich würde sicher mit ihm klar kommen. In der Reitstunde war ich dann mit den Gedanken bei Stella und nicht bei Sansiba. Immer wieder musste ich daran denken, wie sie reagiert hatte, als ich bei ihr war. Ich konnte es einfach nicht verstehen.
Am nächsten Tag in der Schule kam Nell auf mich zu gerannt und fragte mich: „Warst du gestern reiten? Was ist mit Stella?“ „Also, ja, ich war gestern reiten. Was mit Stella ist weiß ich nicht. Ich war zwar gestern bei ihr, aber als ich kam hat sie sich total aufgeregt!“
Tag der Veröffentlichung: 08.07.2009
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Ich widme dieses Buch meiner besten Freundin Svenja und meinen Eltern.