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Prolog



Marie
Es war mir nie wichtig gewesen beliebt zu sein, ob es auf der Schule oder zwischen meinen Freunden und Familie war. Ich war schon immer eher zurückhaltend und hatte schwer damit zu tun Menschen Vertrauen zu schenken. Früh hatte ich gelernt für mich alleine zu sorgen, nie hatte ich wirklich die Zeit dazu gehabt meine Kindheit zu leben. Nicht das ich keines war, doch die Zeit als ich diese leben hätte können hatte ich andersweitig beanspruchen müssen. Nicht nur, dass ich noch 3 ältere Brüder und eine ältere Schwester hatte, so kam es auch noch dazu dass ich so ziemlich früh Tante wurde und nur deshalb die Verantwortung meiner Nichte zu tragen hatte, da meine Schwester sehr früh an einem Selbstmordversuch in eine Klinik kam. Ziemlich klein versteht sich unter sechsJahren, mein erstes Schuljahr bagan und ich stand ganz alleine vor der rießen Welt, die sich Schule nannte. Die kindlichen Träume und Fantasien platzten vor meinen Augen, wie Seifenblasen und ich bekam es mit der wahren, harten Realität zu tun. Das Alles ist nun gute acht Jahre her und es hat sich nicht viel geändert, außer die Welt selber. Neben der Aufgabe eine gute Tante und zugleich gute 'Krankenschwester' für meine Mutter zu sein, stand ich ziemlich gut in der Schule und war mir sicher dass ich meine Ziele die ich mir als Kind setzte auch verwirklichen würde, für mich, versteht sich. Mein Vater, von dem würde ich ungern sagen, dass er ein schlechter Vater ist, doch er ist es. Nicht nur, dass er Alles und Jeden vergisst, sondern auch das er Tag ein und aus an der Flasche hängt und sich alles schön redet, dass er arbeitet wundert mich auch noch nach sechs Jahren. Es geht schon sechs Jahre und keiner hat etwas dagegen unternommen.

Kapitel 1, die erste Träne.



Marie
(..) Die kindlichen Träume und Fantasien platzten vor meinen Augen, wie Seifenblasen und ich bekam es mit der wahren, harten Realität zu tun. Das Alles ist nun gute acht Jahre her und es hat sich nicht viel geändert, außer die Welt selber. (..)


Ich wollte nie so werden wie meine große Schwester, doch nun stand ich hier, an meiner linken Hand meine kleine Nichte. Die monotonen weißen Wände und Bettbezüge, machten das Bild meiner Schwester, wie sie dort blutverschmiert, dennoch reglos - fast wie tot lag und sich nicht rührte, auch nicht dann besser als Sofia ihre Hand in die ihrer Mutter legte. Die Schleuche in dem Gesicht und den Händen meiner Schwester befestigt waren, kamen mir eher wie ein Gegenstück zu ihr, nicht als ob es Fremdkörper waren vor, die Geräte an denen sie hing machten total schrille Piep-Geräusche, so dass ich versuchte diese auszublenden. Es war mir wichtig zu wissen, dass Sofia ihre Mutter noch mal sah, ich wusste wie sich nun fühlte auch wenn sie nach außen und für andere stark wirkte. Vor Jahren stand ich an der Hand meines Bruders und versuchte zu verstehen, was hier geschah doch jetzt war ich DieJenige die stark genug war, die zierliche Hand meiner Nichte zu halten und dabei alles andere aus zublenden. Es war mir gleichgültig geworden, was passiert. Mir war gleichgültig was die anderen Personen im Raum murmelten und vor sich hin fluchten, es war mir gleichgültig geworden wie meine Schwester es immer wieder schafte die Aufmerksamkeit nur auf sich zu ziehen, denn genau das schafte sie doch mit diesem Versuch sich ein weiteres Mal umzubringen. Nur gedämpft vernahm ich die tiefe Stimme des Arztes, doch ich hob meine Hand um ihn zu signalisieren, dass er Sofia den Moment mit ihrer Mutter geben sollte, ihr diesen Moment des Lebens geben sollte, wobei es mir so schien als ob es ihr egal war, als ihre Finger aus den meiner Schwester entwichen und sie ihren Blick starr durch das monoton gehaltene Zimmer richtete und dann zu mir aufsah um ein mattes Lächeln zu zeigen. Es kam mir nicht echt vor, es war nicht ernst gemeint doch der Signalton, dass wir gehen konnten. Langsam ließ ich meine Hand wieder sinken und ich drehte mich ohne einen weiteren Blick auf den leblosen Körper meiner Schwester wieder um und zog Sofia hinter mir her. Das monotone grün und weiß an den Wänden stach mir sofort in die Augen, sofern das ich meine Augen auf den mit Fliesen gelegten Boden richtete und so schnell wie möglich aus dieser Klinik verschwinden wollte. Sofia fragte nicht nach, sie hatte noch nie hinterfragt warum sie ihre Mutter nie sah. Sie umschloss meine Hand fest mit ihrer und ließ sich von mir hinter her ziehen, ihr Blick richtete sich immer noch starr noch vorne und ihre Maske fiel langsam von ihrem noch so kindlichen Gesicht ab, ihre Augen worden feucht und sie drückte meine Hand fest mit ihrer, blick starr stehen, als wir die Tür zu dem Krankenhaus schlossen und sie blickte nach oben, auch nur ohne ein Wort von sich zu geben. In diesem Moment wünschte ich mir, dass ich den selben Mut hatte wie meine Schwester, doch innerlichen klatschte ich mir eine, da ich gar nicht erst dran denken hätte sollen. Sie blickte mich einen weiteren Moment so an, ehe sie ihre zierliche Hand aus meiner löste und sich so gleich in meine Arme schmiss und ihre Tränen mein T-Shirt verschmierten, doch ich hielt mich stark entfernt von dem Moment, in dem ich in Tränen ausbrechen würde oder einen Zusammenbruch bekommen würde, alles was ich in diesem Moment dachte war dass ich stark genug sein musste, so das Sofia nichts bermerken würde. Es kam mir wie Stunden vor, in dennen wir dort so standen und gar nichts machten. Langsam strich ich ihr durch die Haare, ehe ich mich von ihr löste und ihre Hand wieder in meine nahm. Sie lächelte ein wenig und sie sprang die Treppen hinunter, so als ob nie etwas gewesen wäre, die Maske des starken Mädchens hatte sie schon lange wieder aufgesetzt, so dass sie sich wieder umdrehte, dennoch nicht fragte und ihre Augen zusammen zog um dann leise von sich zu geben. "Bevor Sie stirbt, wird sie hier behalten, bis es zu dem Moment gekommen ist, wo es im guten Recht passiert. Alles passiert aus gutem Grund, oder?"

Kaptitel 2, der erste Schritt ins Leben.



Marie
"Bevor Sie stirbt, wird sie hier behalten, bis es zu dem Moment gekommen ist, wo es im guten Recht passiert. Alles passiert aus gutem Grund, oder?"


Die Worten halten mir noch Monate später in den Ohren, es waren seit dem Tag in der Klinik 3 Monate vergangen und die Ferien hatten angefangen, es brachte nichts, nicht drüber nach zu denken; was sich meine Schwester auch noch in der Klinik angetan hatte, es war grausam gewesen und doch schüttelte ich nun lächelnd den Kopf und ließ mich zurück ins Gras fallen, die Sonne schien wirklich oft in den letzten Monaten und ich lächelte hinauf zu ihr, nur um mir so das Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit zu gewähren, ehe ich meine Augen wieder schloss und leise vor mich hinsummte. Nichts bestimmtest, irgendwas was mir durch den Kopf schoss, wobei ich diesen ruckartig nach oben fuhren ließ und meine Augen ruckartig öffnete. "Lias Lied!", brachte ich erstickt hervor, ehe ich mir übers Gesicht strich und bemerkte das ich kaum etwas für sie getan hatte, seit den letzten drei Monate war ich kein einziges Mal wieder in der Klinik gewesen um nach Lia zu sehen. Sie hatte mich oft angerufen, doch meist hab ich sie weg gedrückt oder mein Handy ausgeschaltet. Auch wenn ich noch so stark tat, innerlich war ich längst zerbrochen und wünschte mir ich würde wieder leben können, so wie ich es wollte und nicht wie die anderen es wollten. Meine Augen für einen Moment schließend überlegte ich wirklich für einen Moment gar nichts zu tun und mich wieder in mein Zimmer zu verkriechen, um dort einfach zu warten bis der nächste Schicksalschlag kommt. Nicht nur das Sofia zu ihrem Vater gezogen ist, sondern auch noch das dieser mit ihr 100 Kilometer weit weg gezogen ist, weiß ich nicht mehr wo oben und unten ist. Laut vernahm ich das Gequietsche eines Wagens, was auf unsere Vorfahrt fuhr, so das ich wieder aufblickte und meine Augen einen Moment schloss und wieder hinsah, ich sah es nicht richtig und doch rutschte ich ein wenig auf dem Gras nach hinten, ehe ich erschrocken aufsprang und auf das Auto zu lief, nur um so kurz davor stehen zu bleiben und dieses anzuhalten, so dass ich meine Hände fest gegen die Motorhaube drückte. Schnaubend blickte ich in die Autoscheibe und verkniff mir ein leises Knurren bei dem Anblick meines Onkels. Er ließ sich so gut wie nie hier blicken, da er mit seiner neuen Frau in Spanien wohnte und doch hasste ich ihn umso mehr dafür das er mir das Versprechen gab immer bei mir zu bleiben. Ich hatte es von ihm gelernt, allem anderen gleichgültig rüber zu treten, so dass ich ihn dafür hasste was er aus mir gemacht hatte. Einen Blick in den Himmel, bettete ich das erste Mal in meinem Leben, dass dieser Mann vor mir verschwinden würde und nie wieder auftauchen würde. Schmerzvoll biss ich mir auf die Unterlippe und zog diese zwischen meine Schneidezähne, nur um kurz über diese zu streichen und nett zu lächeln. Natürlich sollte dieser Arsch sich hier wohl fühlen, doch ich machte keine Anstalten mich vom Platz zu bewegen, sondern blieb reglos stehen und verfolgte Torben genau, er stieg wie immer schnell aus und ließ sich gegen die Tür fallen, so dass diese wieder zu schlug und er breitete seine Arme aus, als er auf mich zu kam. "Oh mein Schatz, du bist so wunderschön geworden", brachte er lächelnd von sich und trat einen weiteren Schritt auf mich zu, so dass ich einfach nur meinen Kopf schüttelte und meine Hände abwährend hob, so das diese mir den nötigen Schutz boten. "Fass mich nicht an!", brachte ich knurrend zwischen meine Zähne hervor und machte einen weiteren Schritt zurück, die Hände dabei weiterhin nach oben gehalten, bis er seine wieder sinken ließ und diese in seiner Hosentasche versteckte. "Was willst du hier?", brachte ich müde raus und blickte ihm einfach starr in die blauen Augen, die ich noch immer so sehr an ihm mochte, da sie einem zeigten, dass er doch nicht der rießen Arsch ist, wie er immer schien, doch ich senkte mein Blick wieder und machte einen weiteren Schritt zurück um den Abstand zu gewahren. "Dich zu sehen, dass wollte ich", brachte er hervor und trat einen Schritt wieder auf mich zu, so das ich zur Seite wich und knurrte, es war nur ein leises, müdes Knurren, doch ich brachte es hervor und ließ mich Kraftlos die Treppe hinauf schleppen, so dass ich noch weiter von ihm weg stand. "Nun, du hast mich gesehen, also kannst du wieder gehen. Danke", brachte ich hervor und schloss meine Augen wieder, sofern ich wieder aufsah und sah wie Torben wieder in sein Auto stieg und wieder weg fuhr. So einfach hatte er es mir noch nie gemacht, doch ich war froh drüber, denn ich hätte es kein weiteres Mal mit ihm ausgehalten. Die Tür leise hinter mich schließen, entwich ich den Fragen meiner Mutter und stieg die Treppen zu meinem Zimmer hinauf, nur um mich - nachdem ich die Tür geschlossen hatte - müde auf mein Bett zu schmeißen und meine Augen wieder zu schließen. So ein Leben wünschte sich jedes Mädchen von 14 Jahren, leise seufzte ich und drehte mich auf meinem Bett um, um meinen Kopf im Kissen zu verbergen und in dieses zu schreien, so laut dass es hätte weh tun müssen, doch es wurde durch das Kissen gedämpft - wo rüber ich froh war, da Mama dies nicht hätte mit bekommen müssen. Nach Minuten des Schweigens, bemerkte ich wie langsam Tränen sich ihren Weg auf meinen Wangen machten, doch ich versteckte mein Gesicht im Kissen und so schlief ich am Ende auch erschöpft ein.

Kapitel 3, Blut ist dicker als Wasser.



Marie
(..) und blickte ihm einfach starr in die blauen Augen, die ich noch immer so sehr an ihm mochte, da sie einem zeigten, dass er doch nicht der rießen Arsch ist, wie er immer schien, (..)

Wiederwillig öffnete ich meine Augen da die Sonne schon stark durch die Gardienen schien, direkt auf mein Bett. Meine Augen wieder schließend, drehte ich mich auf die andere Seite und zog mir die Decke über den Kopf, so dass ich für einen weiteren Moment einfach abschalten konnte. Diese Nacht war anders, ich hatte keine Alpträume, gar nichts es war Leere in meinem Kopf und darüber war ich mehr als froh, denn ich hätte es nicht noch eine weitere Nacht aus gehalten. Sprichwörtlich würde ich nun sagen, ich sollte mal zum Arzt gehen und mich checken lassen, ehe ich mich einweißen lasse, doch jedes Mal wenn ich es mir denke schüttel ich meinen Kopf und denk nicht mehr weiter drüber nach. Mein Blick wanderte zu meinem rechten Arm und ein kleines Lächeln umspielte meine Lippen, das Armband was ich von meinem Bruder als klein Kind bekommen habe, ist nie von meiner Seite gewichen. Nicht nur das es ein Armband war, was nur wir beide hatten, sondern auch weil es genau das beschrieb was wir hatten. Er war nicht nur mein großer Bruder, sondern auch so etwas wie mein bester Freund und Vater in einem. Nicht, dass ich keinen hatte, aber in den letzten sechs Jahren hätte ich mir meinen Vater auch sparen können. Mein Bruder, ja. Luca war nicht nur der allerbeste, sondern auch der älteste nach meiner Schwester. Meine anderen beiden Brüder waren gerade einmal 21, und zu beiden hatte ich kein gutes Verhältnis, kein so gutes wie zu Luca, er war auf die Jahre genau 10 Jahre älter, deshalb kam es vielleicht auch, doch es machte mir nicht wirklich etwas aus mit Luca, sowie Leó und Tyler nur durchs telefonieren Kontakt zu haben, passte mir ganz gut, so sahen sie nicht, was die ganze Sache mit Lia aus mir machte. Müde lächelte ich und stieg mit ausgestreckten Armen aus meinem Bett, nur um so ein wenig durch mein Zimmer zu tänzeln, schon lange war ich nicht mehr beim Tanzen gewesen und doch kannte ich die Schritte noch wie am letzten Tag. Es war für mich ein befreites Gefühl gewesen und doch hörte ich auf, als es in der Schule hart auf hart kam und mein Leben nur noch Berg abging. Anderes Schuljahr, andere Schule - andere Klasse. Ganz einfach, es war nicht richtig gewesen, dass weiß ich und doch bereute ich es nicht die Schule gewechselt zu haben, es machte mir wieder Spaß. Mich fertig machend, zog ich mir beim Treppen laufen, die Jacke über ehe ich mir meine Schuhe überzog und mir noch einen Apfel nahm, nur um so durch die Tür zu verschwinden und zum nächst besten Bus lief, nur um mich in diesen auf irgendeinen Platz am Fenster zu setzen und den vorbei fahrenden Bäumen zu zusehen, dabei drauf hoffen dass die Klinik bald da sein würde. Mir den Ipod anmachend und die Ohrstöpsel einstecken lauschte ich auf voller Lautstärke der Musik von The Cab und schloss meine Augen, bis der Bus an der gewünschten Haltestelle stehen blieb und ich endlich aussteigen konnte. Nun stand ich hier, vor der großen Klinik und atmete leise ein und aus. Mein Herz wurde schwer und mir wurde bewusst, dass es mir doch nicht so egal war, wie es ihr geht. Doch, ich schluckte die Gefühle wieder runter, seufzte leise auf und nahm mir fest vor keine Gefühle zu zeigen. Mit schnellen Schritten machte ich mich auf den Weg in die Klinik um vorne am Schalter, nach Lia zu fragen. "Station 16, Zimmer 3.", gab der Typ mir als Antwort und wollte mich begleiten, doch ich ging ohne ein weiteres Wort zu Station 16. Das Zimmer meiner Schwester war leise und doch wusste ich, dass sie da war. Sie lies wahrscheinlich und doch klopfte ich nicht sondern trat einfach ein. "Hey Lilalia", gab ich von mir und zog mir einen Stuhl ans Bett und legte meine Stirn für einen Moment an die kalte, weiße Lia's nur um so einen Moment ihren Duft einatmen zu können. "Gehts dir gut? Hast du dir was angetan? Sind die Schmerzen verschwunden? Rede", gab ich einfach nur als Frage, eher war es eine Aufforderrung und doch gab sie keinen Ton von sich, so dass ich ihr durch die weichen Haare strich, ihr diese somit aus dem Gesicht streichen, blickte ich mich in dem Zimmer um. Sie hatte unser Familien-Bild von vor 7 Jahren aufgehang, das war das letzte was wir alle zusammen gemacht hatten, wo wir alle 6 drauf waren: Sie, Luca, Leó, Tyler, Sofia und ich. Ich hatte das selbe Bild in meinem Schrank hängen und meine Mutter hatte es in der Küche hängen, genau da wo es jeder sehen konnte. Doch, mein Vater beachtete die Bilder dort gar nicht. Da hingen noch andere und doch gab ich mir Mühe, mir nicht anmerken zu lassen, dass mich die Situation zu Hause mächtig kaputt machte. Mich wieder Lia widmen, seufzte ich leise auf und strich ihr weiterhin über den Kopf. "Du sollst reden mit mir!", gab ich patzig von mir und nahm ihre Hand fest in meine. In diesem Moment sah sie mich an, das erste Mal an diesem Tag und doch wirkten ihre Augen kalt und leer, wie gelehmt - tot. Doch ich konnte in dieser Stille ihr Herz hören, ihr Blut unter meinen Fingern fließen spüren, es war nicht mehr dünn und flüssig, es war warm und dick. Es fühlte sich gut an, dass das Blut wieder warm durch ihre Adern pochte, und doch blickte ich auf die Stelle ihres Handgelenke, an dem ich nicht schauen sollte - an dem die Stelle am meisten pochte, da daunter die Haut versuchte zu arbeiten. Ich schloss meine Augen und biss mir auf die Unterlippe. "Sind sie nett zu dir? Drück meine Hand, wenn ja.", brachte ich leise hervor. Sie drückte meine Hand minimal. "Gehts dir besser?", keine Reaktion. "Hast du dir was neues angetan?", wieder keine Reaktion - was wiederrum gut war. "Sind die Schmerzen weg, vom letzten mal?", sie drükte meine Hand nicht einmal minimal, doch ich spürte den Druck und in dem Moment, als sie mir in die Augen sah, war mir klar, dass sie froh war, dass ich da war.

Kapitel 4, Sterben ist einfach - Leben schwer.


Marie
(..) Mein Blick wanderte zu meinem rechten Arm und ein kleines Lächeln umspielte meine Lippen, das Armband was ich von meinem Bruder als klein Kind bekommen habe, ist nie von meiner Seite gewichen. (..)

Es fühlte sich an, als ob Jahre vergangen waren und doch waren es nur etwa 10 Minuten gewesen, die ich, mit meinem Kopf auf der Bettkante lag und darauf wartete dass sie sich rühren würde. In diesen zehn Minuten passierte nichts, nicht einmal die Tür quitschte, weil Dr. Schulz kommen wollte. Nun stand er hinter mir und schaute mich entsetzt an. "Was?", brachte ich leise über die Lippen und stand auf, nur um mich vor ihn zu stellen, meine Hand dabei aus ihrer fallen lassen. "Was?", brachte ich ein weiteres Mal heraus und blickte mit gesenkten Augenlider zu ihm hoch. Er schüttelte einfach seinen Kopf und schob mich ein wenig zur Seite, nur um den Tropf zu richten und ihr durch die Schläuche ihre Schmerzmittel zu geben. Es wurde zu viel für mich, ich drehte mich ohne ein weiteres Wort um und schloss die Tür leise hinter mir und verließ den Flur, sofern ich mich am Ende des Ganges auf einen Stuhl setzte und meinen Kopf in meinen Händen verbarg. "Wollen Sie ein Glas Wasser oder ähnliches?", fragte eine raue Stimme und mein Kopf fuhr erschrocken hoch. Und da sahen sie mich an, große - dunkle braune Augen, die sich tief in meine bohrten. Der Kopf vor, eigentlich viel mehr über mir, legte sich schief und blickte mich fragen an, ich schüttelte für einen Moment meinen Kopf und schüttelte mit einem Lächeln wieder meinen Kopf. "Nein, danke", krächzte ich und stand auf, nur um ihm meine Hand zu geben und diese in seine zu legen, die so viel größer war als die meine, so dass diese fast unterging. "Du warst bei deiner Schwester? Ich bin hier ein Krankenpfleger", gab er grinsend von sich und auch ich fing ein wenig an zu grinsen. "War ich und eigentlich wollt ich nun nach Hause gehen", gab ich leise von mir und nahm seine Hand an, die er mir hinhielt. Ruckartig zog er mich hoch und führte mich zu dem Zimmer, in dem er sich umzog und wieder raus kam, er schaute mich an und führte mich mit Handzeichen zur Mensa. "Du siehst eher so aus, als ob du etwas Essen und Trinken musst, du siehst schon ein wenig krank aus", diese Worte ließen mich aufschrecken und ich blickte ihn an. "Wie bitte?", murmelte ich und schloss meine Augen einen Moment um tief ein und aus zu atmen. "Du siehst ein wenig krank aus und ich sage das nicht, weil ich dich ärgern will - ich sehe nur jeden Tag kranke Menschen und du siehst fast genauso aus wie sie.", dieses Kompliment, was er mir machte, so sah ich es einfach einmal lachend, brachte mich genauso um den Verstand, als hätte er gesagt ich wäre schön. Wir setzten uns an einen Tisch und er bestellte 'n Muffin und etwas zu trinken, er selber aber nahm gar nichts.

Alex
Sie hatte es mir angetan, ich hatte sie schon oft beobachtete und seit ihrem ersten Besuch vor ein paar Monaten, kannte ich all ihre Bewegungen und Gesten die sie tat, wenn sie aufgeregt, nervös oder traurig war. Nur ihren Namen, den kannte ich noch nicht. Mein Mund war trocken, doch ich bestellte ihr nur ihr einen Muffin und einen Orangensanft, ich hätte nichts runter bekommen, wirklich lang war meine Pause nun eigentlich nicht, aber meine Mutter - die hier auch im Krankenhaus arbeitete würde es verstehen, so wie mein Vater. Er war der Arzt der ihre Schwester behandelte. Er hatte seine Schweigepflicht gebrochen und meiner Mutter und mir von dem tragischen Unfall ihrer Schwester erzählt, ich hatte gespannt gelauscht, doch mir war klar gewesen das es kein Unfall gewesen war sondern das ihre Schwester Lia es absichtlich gemacht hatte. Ich hatte Spuren vom Ritzen an ihren Handgelnken und Armen gesehen und seit dem tat ihrer kleine Schwester mir leid, sie hatte oft ein kleines Mädchen dabei gehabt, so wie ich es sah war es entweder die Tochter von Lia oder deren kleine Schwester. Ihre Eltern hatte ich hier noch nicht gesehen, nur ihren großen Bruder Léo. Wir hatten kurz mit einander geredet und daher wusste ich auch nur, das das Mädchen was nun vor mir saß, so klein und zerbrechlich wirkte seine Schwester war. "Ich bin Alex, ich bin der Sohn von Dr. Schulz.", ihre blau-grünen Augen lagen wie Diamanten in ihrem wunderschönen, so weich aussehenden Gesicht. Ich hatte keine Erklärung dafür warum sie mich so anzog, sie war jünger als ich, vielleicht nicht viel aber um einiges schon. Mit meinen 18 Jahren war ich mir sicher, dass sie nicht viel älter als 14 oder 15 sein konnte. Ich schloss für einen Moment meine Augen und strich mir übers Gesicht, ehe ich ihre kleine, warme Hand in meiner fühlte. "Alex. Ich bin Marie", gab sie mir als Antwort und wirklich laut sagte sie es auch nicht, meine Hand behielt ich fest um ihrer geschlossen, nicht zu fest da ich ihr nicht weh tun wollte. Ihr Name hallte mir immer wieder durch den Kopf. "Darf ich dich fragen, wie alt du bist, Marie?", ich betonte ihren Namen extra sanft, ich wollte ihr keine Angst machen, ihre Gesichtszüge waren so starr und selbstsicher, dass ich mir schon Sorgen um sie machte. Als die Kellnerin den Teller mit dem Muffin und den Orangensanft neben uns stellte, beobachtete ich, wie Marie einen Schluck von diesem nahm und mit starren Blick der Kellnerin hinter her sah. Sie fazinierde mich und das vollkommen. "14, du?", murmelte sie und schaute mir wieder direkt in meine Augen, es war ein komisches Gefühl, Julia - meine große Schwester hätte mir nun eine geklatscht, weil ich mit Marie hier saß, doch ich konnte nicht anders als leise von mir zu geben: "18", ihre kleine, so zerbrechliche Hand rutschte aus meiner und einen Moment lang sah sie mich einfach an. "Du arbeitest hier..", brachte sie sprachlos hervor und strich sich durch ihr wirres Haar, es war braun und wunderschön, sowie lang. Ich hatte den Drang ihr durch dieses zu fahren, deshalb beugte ich mich vor und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Tut mir Leid", gab ich murmelnd von mir und ließ mich wieder auf den kalten und so harten Stuhl fallen. Ihr Blick war fest auf mich gerichtet, als sie sich ein kleines Stück vom Muffin abriss und sich diesen in den Mund steckte. "Soll ich dich vielleicht gleich.. rum fahren? Zum Bahnhof oder nach Hause?", es war schon dunkel draußen und ich wollte sie wenigstens bis zum Bahnhof bringen, ich wollte sie nicht gehen lassen, noch nicht jetzt.

Impressum

Texte: R. Schwarz.
Bildmaterialien: Weheartit und Tumblr.
Tag der Veröffentlichung: 07.09.2012

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