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Es war ein herrlicher Tag im Spätsommer, als ich mit meinem kleinen Moritz die letzten Sonnenstrahlen in unserem Garten genoss. Wir spielten im Sandkasten, schaukelten und tollten herum.
Mein Mann Frank war mal wieder alleine unterwegs, eigentlich wie jeden Sonntag. Ich bedauerte das zutiefst, da Sonntags der einzige Tag war an dem er nicht arbeiten musste und ich bin der Meinung, dann sollte man ihn auch nutzen um sich mal der Familie zu widmen.
Frank sieht das anders. Ich kommentiere: „Wir haben doch den ganzen Vormittag zusammen, aber ich habe auch noch andere Verpflichtungen die vor gehen! Man muss auch mal Prioritäten setzen!“
Unter Prioritäten setzten versteht er als Schiedsrichter von Wochenende zu Wochenende auf den Sportplätzen unserer näheren Umgebung zu stehen und zu pfeifen, statt einfach mal einen Nachmittag mit seinem 2 Jährigen Sohn zu genießen!
Langsam kam ein frischer warmer Wind auf und Moritz und ich gingen ins Haus um dem lieben Gatten ein ordentliches Mahl aufzutischen. Da ich noch Kartoffel- und Gemüsereste vom Mittag übrige hatte, beschloss ich schnell einen leckeren Auflauf zu zaubern und für Frank noch ein Rindersteak zu braten, der mein Mann liebte Fleisch über alles!
Ich glaube er kann ohne Fleisch nicht leben! Ich habe neulich Nudeln mit Tomatensoße gemacht und er fragte doch tatsächlich wo das Fleisch dazu sei!? So eine Frage kann auch nur aus dem Mund eines Mannes kommen!
Mein Essen war gar und Tisch liebevoll gedeckt als ich den Schlüssel klappern hörte und Frank genervt herein kam.
Ich setzte Moritz in seinen Hochstuhl und machte ihm ein wenig von dem Auflauf auf sein Tellerchen ehe ich Frank einen großen Teller mit FLEISCH servierte!
Er meckerte über diesen und jenen Spieler und ich hörte ihm zu, obwohl es mich nicht im Geringsten interessierte. Er fragte nicht mit einem Wort wie unser Nachmittag war. Es war wie immer! Frank war einfach ein großer Egoist, und ich frage mich ständig, ob das vor unserer Ehe schon genauso war? Hatte ich einen Mann geheiratet dem alles andere wichtiger war als seine eigene Familie?
Seit 8 Jahren waren wir nun verheiratet und vor 2 Jahren kam endlich unser Sonnenschein Moritz zur Welt. Vorher fühlte Frank sich nicht bereit für ein Kind. Aber oft stelle ich mir die Frage ob er das jetzt war? Es ist ja nicht so dass er sich gar nicht für ihn interessiert, aber es stört mich unwahrscheinlich, dass er in Moritz kurzem Leben bereits so viele für mich wichtige Dinge verpasst hat. Angefangen vom ersten Zahn bis hin zu den ersten Schritten. Frank kennt diese bedeutenden Sachen nur vom Erzählen.
Der Abend ging seinen Gang. Ich brachte Moritz ins Bett während Frank seine Füße auf den Couchtisch legte, den Fußballkanal laufen ließ und nachdem ich die gesamte Küche wie immer alleine in Ordnung gebracht hatte, frage er mich ob wir noch ein Glas Wein zusammen trinken wollen nach seinem anstrengenden Tag. Ich spürte wie so oft und holte einen guten Tropfen aus dem Keller. Er füllte die Gläser – welch ein Wunder!
Gegen 10 schlief er erschöpft auf der Couch ein und ich schlich mich ins Bett, in das er nachts um 3 nach kam. Er hat versucht sich leise anzuschleichen, doch ich wurde trotzdem wach und es dauerte eine gute halbe Stunde bis ich endlich wieder einschlief.
Am nächsten Morgen war er als Moritz mich weckte schon längst aus dem Haus. Es war 7:15 Uhr und mein blonder Sonnenschein begrüßte mich grinsend mit „MAMA“.
Nachdem ich ihn gewickelt und angezogen hatte, verschwand ich einen Moment im Bad um meine Morgentoilette zu erledigen. Dann frühstückten wir in aller Ruhe und machten einen großen Spaziergang mit dem Kinderwagen. Zwar konnte Moritz mittlerweile gut laufen, doch für längere Strecken bevorzugte ich den Wagen, was ihm auch noch sichtlich Spaß machte.
Er war schon ein süßer Fratz mein kleiner Moritz, hatte irgendwie was von Michel aus Lönneberg mit seinen blonden Löckchen und dem verschmitzen Lachen bei dem seine hübschen Grübchen zum Vorschein kamen.
Moritz war ein Traumbaby, hat fast von Geburt an durch geschlafen und war auch sonst sehr pflegeleicht und ständig am Grinsen und Faxen machen.
Die frische Luft hatte uns gut getan und ich beschloss noch einen Moment mit ihm im Garten zu spielen. Er hüpfte aus seinem Sportwagen und ich setzte ihn in den Sandkasten während ich den Wagen ins Haus fuhr.
Als ich wieder raus kam traf mich der Schlag!
Moritz war weg! Einfach wie von Erdboden verschluckt! Ich schrie in meiner Hysterie die Halbe Nachbarschaft zusammen. Immer wieder rief ich: Moooritz! Mooooooritz!
Doch um mich herum war totenstille. Ich zitterte am ganzen Körper und merkte wie ich absackte. Im Rasen kniend fing ich laut zu schluchzen an und rief immer und immer wieder seinen Namen: Moooritz….Moooritz!
Wie in Trance rannte ich ins Haus um Frank anzurufen, doch er war natürlich nicht zu erreichen!
Ich wählte die 110 und schilderte dem Polizisten am anderen Ende der Leitung schockiert was gerade unfassbares Geschehen war.
Der Polizist versuchte mich zu beruhigen und schickte sofort einen Streifenwagen vorbei.
Es dauerte keine 5 Minuten, da sah ich vom Fenster aus den Streifenwagen und rannte schreiend zu den Polizisten.
„Moritz ist weg, einfach verschwunden“ schrie ich in meiner Verzweiflung.
Der Polizist sprach beruhigend auf mich ein, ich solle doch bitte Versuchen die Fassung zu bewahren, so hysterisch wie ich war, kämen wir auch nicht weiter.
Ich fauchte ihn an, ob er sich vorstellen könnte wie es mir geht, von einer Sekunde auf die andere ist mein Sohn spurlos verschwunden, ich habe keine Ahnung ob er auf die Straße gelaufen, sich nur irgendwo versteckt hat oder gar entführt worden ist!
Er zeigte Einsicht, nahm den Vorgang zu Protokoll und graste mit seinem Kollegen erst mal unseren ganzen Garten und die Nachbarn ab.
Doch keine Spur von meinem Moritz.
Sie befragten einige Anwohner ob ihnen etwas auffälliges begegnet wäre doch niemand hatte eine Ahnung was mit meinem Kleinen passiert sein könnte.
Plötzlich klingelte mein Handy.
Es war Frank, er fragte warum ich ihn bei der Arbeit störte, doch als ich ihm schilderte was geschehen war setzte er sich sofort ins Auto und kam nach Hause
Ich war sooo froh nicht ganz allein zu sein, er rannte die Straße auf und ab und schrie nach seinem Jungen.
Vergebens!
Die Polizei hatte derweil schon eine Suchmeldung raus gegeben und die Suche nach Moritz lief auf Hochtouren.
Noch nie zuvor in meinem Leben war ich so verzweifelt. Ich wusste weder ein noch aus…
Frank und ich lagen uns letztendlich nur noch in den Armen und hofften, dass niemand unserem Moritz etwas angetan hat, als ein Auto um die Ecke kam und direkt vor unserem Garten hielt.
Es war meine Cousine Bärbel, die mit Moritz auf dem Arm seelenruhig aus dem Auto stieg. Mir spritzen regelrecht die Freudentränen aus den Augen als ich ihn sah!
Frank und ich stürmten auf sie zu und nahmen unseren Moritz für ein paar Sekunden einfach nur in den Arm.
So glücklich und erleichtert zugleich war ich noch nie.
Ich hatte mit dem schlimmsten gerechnet und meine Cousine brachte mir meinen kleinen Sonnenschein wohlbehalten zurück.
Moritz war unter unserem Zaun durchgekrochen, als ich den Kinderwagen ins Haus gebracht hatte und meine Cousine, die 5 Häuser weiter wohnt hatte ihn draußen rumlaufen sehen und da sie gerade dabei war Kuchen zu backen, hat sie ihn mit in ihre Wohnung genommen. Ohne darüber nachzudenken, was ich mir für unendliche Sorgen machen könnte. Sie haben den Kuchen zusammen fertig gemacht und dann hat sie ihn uns wieder gebracht. Unseren geliebten Sohn!
Ein gutes hatte die Sache jedoch:
Mein Frank und ich, wir sind jetzt ein unschlagbares Team und Sonntags ist neuerdings Familientag :)

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Tag der Veröffentlichung: 03.02.2012

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