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Nach wo?




Ich spürte wie er das kalte Metall gegen meine Schläfe presste, nie hätte ich gedacht, dass er zu so etwas fähig wäre, immer hatte ich geglaubt, ich wäre ihm wenigstens ein bisschen wichtig. Warum sonst hätte er mich groß ziehen sollen, nachdem meine Mutter mich nicht wollte?
Jetzt stand ich hier, mit einer Waffe am Kopf und etlichen Menschen um mich herum, die mit einer Kanone auf den Mann hinter mir zielten. Ich hatte Angst, nicht um mich, jedenfalls nicht nur, sonder um meinen Vater, was ist wenn sie ihn erschießen?
„Daddy!“ schluchzte ich „Bitte! Lass mich doch gehen!“ doch ich wurde ignoriert, mein gesamter Körper zitterte vor Angst.
„Sir! Lassen sie das Mädchen und ihnen wird nichts passieren!“ rief einer der Polizisten zu uns herüber, ich glaube nicht, dass mein Vater ihn überhaupt wahrnahm, jedenfalls rührte er sich keinen Zentimeter vom Fleck.
Ich schloss meine Augen. 'Kann sich ja nur noch um Stunden handeln!' langsam wurde ich sauer, warum ließ ich mir so was von dem alten Sack überhaupt gefallen? Er konnte mir doch nicht einfach so mir nichts, dir nichts, eine Waffe an den Kopf halten und erwarten, dass ich das mit mache, was denkt der sich eigentlich?!
In diesem Moment war ich froh, dass ich so klein und er so groß war (Ich werde noch wachsen! Hab ich mir vorgenommen!), mein Unterarm war nämlich genau auf der Höhe wie seine Weichteile! Ein Stoß und er würde mich los lassen, ich überlegte ob ich das wirklich wagen sollte, als mein Vater schrie:
„Wenn sie mich töten, ist die Kleine hier Tod!“
Jetzt reichte es mir, 1. war ich nicht KLEIN! Und 2. drohte dieses Arschloch gerade seine eigene Tochter umzubringen! Ich war nicht naiv genug um zu glauben, dass er es nicht tun würde, also hieß es jetzt oder nie!
Ich schlug mit meinem Arm nach hinten aus und traf, sein Griff wurde lockerer, er stöhnte schmerzerfüllt auf, ich glaub ich hab ihm weh getan, das war mir in diesem Augenblick aber ziemlich egal! Mit schnell Schritten rannte ich in Richtung Polizisten, einer von ihnen packte mich und zog mich hinter eines der Auto auf den Boden.
Ich hörte ihn fragen, ob es mir gut ging und wollte schon sagen, natürlich, mir geht’s super, nachdem mich mein Dad umbringen wollte! Besann mich dann aber auf ein simples Kopfschütteln, ich vertrug so viel Aufregung nicht besonders gut! Mein Magen drehte sich um, mir wurde schlecht. Alles um mich herum begann langsam zu verschwimmen, der Polizist, der noch immer neben mir saß, rüttelte mich leicht, aber ich wollte schlafen, also schloss ich meine Augen.


Das nächste öffnen bereute ich sofort, grelles Sonnenlicht empfing mich. Fast automatisch kniff ich meine Augen zusammen.
„Oh du bist wach.“ hörte ich eine jung klingende weibliche Stimme „Warte ich hole einen Arzt!“ schon war sie verschwunden, um nur Minuten später mit einem älteren Herren im Kittel wieder zu kommen. Er lächelte mir freundlich zu.
„Was mach ich hier?“ fragend starre ich ihn an, ich meine es ist doch wirklich nicht nötig eine Schlafende in ein Krankenhaus zu bringen!
„Du warst überlastet, aber dir geht es scheinbar schon fast wieder gut!“ wieder lächelte der Mann selig.
„Wann komm ich hier raus?“ ich konnte Krankenhäuser nicht ausstehen, mein Vater sagte immer die durch leuchten dich, wie das Gepäck am Flughafen.
Mein Vater! Irgendwas war da, ach ja genau, der Scheißkerl wollte mich abknallen! Egal was mit ihm passiert ist er hat es verdient, es sei denn er ist noch frei.
„Morgen früh, wirst du entlassen und zu deiner Mutter gebracht!“ Ich wollte gerade was erwidern, als ich bemerkte was der Arzt da gerade gesagt hatte,

Ich werde zu meiner MUTTER gebracht!

Zu der Frau die mich nicht haben wollte! Das ging doch nicht!
'Aber wo willst du sonst hin?' meldete sich eine nervige Stimme in meinem Kopf, sie wurde einfach ignoriert. Ich setzte ein lächeln auf.
„Freut mich, Sir!“
„Schlaf noch ein wenig“, sagte der Doctor bevor mir zu nickte und ging, die Schwester folgte ihm mit kleinen Trippelschritten.

Ich lag Stunden lang einfach da und starrte Löcher in die Luft, bis es klopfte und ein kleiner rundlicher Mann im Anzug trat, ohne eine Antwort abzuwarten, ein.
„Julia Tompson?“ zögerlich nickte ich und nahm seine Hand, als er sie mir zu streckte.
„Jim Nacis, ich bin vom Jugendamt.“ Wenn es eines gab was ich mehr hasste als Krankenhäuser, dann waren es schmierige Anzug – Futsies. „Ich soll dir erklären, was jetzt passiert, okay?“ wieder nickte ich einfach und er fuhr unbeirrt fort.
„Du wirst zu deiner Mutter, Grace Tompson, nach Neah Bay ziehen, dort wirst du auf die High School gehen und so weiter!“ erklärte er halbherzig.
„Nach wo?“ noch nie hatte ich etwas über diesen Ort gehört.
„Neah Bay, im Makah Indianerreservat, in Washington. Soll wirklich sehr schön dort sein!“ er versuchte mich aufmunternd anzulächeln, es misslang und ich glaube auch er hatte noch nie etwas von diesem Ort gehört.

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Tag der Veröffentlichung: 01.10.2011

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