pROLOG
Wir schreiben das Jahr 2010. Es ist Nacht. 0:27 Uhr, um genau zu sein. Keiner von uns kann schlafen. Mein Handy piepst zum 7. Mal:
„Ja, ich versteh‘ das auch nicht. War heute schon den ganzen Tag so komisch.
Werde mich nochmal hinlegen. C ya! Kuss.“
Emily, meine Freundin und Klassenkameradin. An Hinlegen ist für keinen von uns Anderen zu denken. Ich gähne. Meine Lampe beginnt zu flackern.
„Gib‘ jetzt ja nicht den Geist auf!“, schimpfe ich und dann leuchtet sie ein allerletztes Mal.
Gleichzeitig schaltet sich mein Handy mit einem Tuten ab und der Fernseher meldet „Fehlerhaftes Signal! Bitte überprüfen sie die Kabelverbindungen zu Ihrer Box.“
Meine Mutter betritt das Zimmer: „Finja, mach lieber den Fernseher aus“, sie blickt zum Fenster und ich sehe die Sorge in ihren Augen, „das sieht nicht gut aus!“
Sie atmet tief ein. „Weltuntergangs-Atmen“, würde ich jetzt sagen, doch ich verkneife es mir. Stattdessen antworte ich ihr: „Hat er schon selbst getan.“
Meine Mutter geht wieder. Ich stehe von meinem Schreibtisch auf, gehe ans Fenster und sehe in die Nacht hinaus. Es regnet. Nein, es schüttet wie aus Eimern! Der Himmel ist rabenschwarz, wenn er nicht gerade von einem grellen Blitz erhellt wird. Es donnert. Ganz Großberg ist wie ausgestorben: kein Fenster ist erleuchtet, kein Mensch auf der Straße. Es blitzt erneut. Mein Kopf tut wieder weh. Selbst die Migränetabletten meiner Mutter haben den Kopfschmerz heute nicht verschwinden lassen. Es ist ein schrecklicher erster Sommerferientag! Wieso, verdammt nochmal, bin ich nicht mit nach Portugal gefahren? Dort ist das Wetter jetzt sicherlich um einiges besser. Und ich hätte vielleicht in dieser Nacht etwas Schlaf abbekommen. Achja, stimmt, Rias Bruder ist an meiner Stelle mitgefahren, weil ihn sein Freund doch nicht mehr mit an die Ostsee nehmen konnte. Super!
Ich gehe in die Küche. Dort sitzt meine Mutter bei Kerzenschein am Tisch und betet.
„Seit wann tust du das?“
„Was?“, fragt sie, sieht aber nicht auf. Ihr Blick ruht starr auf der Tischplatte, als würde sie sich die Muster einprägen wollen.
„Beten, Mama.“
Ich gieße mir ein Glas Wasser aus der Leitung ein. Es schmeckt widerlich. Bitter. Metallisch. Ich spucke es in die Spüle und schütte den Rest aus meinem Glas hinterher. Meine Mutter sieht mich endlich an: „Was ist?“
„Es schmeckt ekelhaft.“
Sie nickt, dann mustert sie mich: „Du siehst blass aus.“
„Das siehst du in diesem schlechten Licht?“
„Du bist so weiß wie die Wand, Finja!“
„Kopfschmerzen“, mehr kann ich nicht sagen.
Zurück in meinem Zimmer. 0:36 Uhr. Ohne Wecker wäre ich jetzt aufgeschmissen. Die Technik ist einfach zu anfällig. Wie lang diese Nacht wohl noch dauern wird? Ich mag Gewitter, eigentlich. Aber das? Ich beschließe, mich auf die Fensterbank zu setzen. Dort ist der Ausblick am besten. Als ich meinen Kopf an die kalte Scheibe drücke, sehe ich es: Es ist klitzeklein und sehr hell. Ich muss wegsehen, weil es beginnt, unerträglich zu werden. Schwarze Flecken tanzen vor meinen Augen. Es muss heller geworden sein, wenn diese Flecken dunkler sind als der Himmel. Dieses winzige Etwas sieht aus, wie ein Stern in buntes Licht getaucht. Was ist es?
Der Baum vor meinem Fenster biegt sich so, als ob er jeden Moment umfallen würde. Als wäre er müde. Der kleine Leuchtball bewegt sich anscheinend immer weiter, denn die Nacht erhellt sich wieder ein bisschen. Erst jetzt bemerke ich, dass es nicht mehr blitzt. Es ist ruhig. Zu ruhig, für meinen Geschmack. Der Wind ist weg, nichts rührt sich mehr. Nur die Leuchtkugel wird unaufhaltsam größer. Mein Kopf dröhnt, und als ich glaube, dass er zerspringt, falle ich. Es wird dunkel …
kAPITEL eINS
Wir sind aufgewacht. Wir, das sind jene, die überlebt haben.
Das Erste, was ich spüre, ist der Schmerz. Mein Kopf, er meldet sich wieder. Ich öffne langsam die Augen, muss sie aber gleich wieder schließen: Die Helligkeit tut mir in den Augen weh. Nach ein paar Versuchen habe ich mich daran gewöhnt. Über mir ist der Himmel blau, unschuldig mit weißen Wölkchen bedeckt.
Was ist passiert?
Ich richte mich langsam auf. Der Schmerz ist unerträglich, aber ich ignoriere ihn. Als ich auf meine Arme gestützt sitze, wird mir schwindelig und Übelkeit überkommt mich. Ich atme tief durch die Nase ein und aus. Immer wieder, bis die schwarzen Punkte verschwinden. Der Anblick, der sich mir bietet, lässt mich den Schmerz für wenige Sekunden vergessen: alles ist platt. Dem Erdboden gleich gemacht. Die Häuser sind eingestürzt und die Trümmer bedecken das, was mal die Straße vor unserem Haus war. Die Hauptstraße, die durch ganz Großberg gelaufen ist. Von ihr ist nicht mehr viel übrig. An manchen Stellen ragen Baumstämme hervor, und ich frage mich, wie die Bäume es geschafft haben, nicht komplett zerstört zu werden. Es scheint, als wären sie beschützt worden.
Ich ziehe mein rechtes Bein unter den Trümmern unseres Hauses hervor und richte mich langsam auf. Die Welt dreht sich für einen Moment, doch dieses Mal habe ich mich schneller im Griff. Ich suche mir einen Weg zwischen Mauerresten hindurch, was sich nicht so einfach gestaltet, wie ich erhofft habe. Überall liegen die Überreste von Häusern, Einzelteile von Autos und ich glaube sogar das Rad eines Fahrrades zu erkennen. Ich laufe, stolpere, rappele mich wieder auf und gehe weiter. An der Stelle, an der ich mich gerade befinde, war einmal die Sparkasse, der Bäcker, der Frisör und jetzt? Da ist nichts mehr. Alles eingestürzt. Lediglich die Allee die unsere Hauptstraße gesäumt hat steht noch ansatzweise. Merkwürdig.
Ich laufe weiter, bis es nicht mehr weitergeht. Ein Abgrund, ein Krater tut sich vor mir auf. Schwarz, verbrannt und in seiner Mitte eine kleine Leuchtkugel. Groß wie ein Gymnastikball. Ich erinnere mich wieder: Ich habe die Kugel gesehen. Da war sie noch klein wie ein funkelnder Stern. Dann kamen die Kopfschmerzen wieder, ich habe das Gleichgewicht verloren, bin von der Fensterbank gefallen und dann war da nichts mehr.
Was ist das da unten im Abgrund? Ein Meteorit? Er leuchtet noch immer, aber schwach. Ich versuche den gegenüberliegenden Rand des Kraters zu erspähen, als ich Schreie höre. Leise. Lauter. Wieder leiser. Immer wieder: „Hallo?! Hilfe!!!“
Ich reagiere nicht. Dann verklingen die Schreie. Endlich fange ich an, zu antworten: „Ja, hier! Hier!!“
Es ist zu leise! So hört mich doch keiner! Nochmal: „Hier! Hallo!!!“
Nichts … doch! Da! Endlich eine Antwort: „Hier! Bitte! Hilfe!!“
Schreiend renne ich los, stolpere und krieche zwischen den Trümmern hindurch auf die Schreie zu.
Was ist hier nur passiert?
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„Finja!!!“
Ich kann es kaum glauben, das ist Sua! Emilys Mutter!
„Sua?! Verdammt, was ist hier passiert?“
„Ich weiß es nicht, Finja, ich weiß es nicht. Ich stecke fest, bitte, hilf mir!“
Ihr Bein klemmt fest und ich beginne, es auszubuddeln: „Wo ist Emily? Was ist mit Stephan und deinem Mann?“
Sua sagt nichts, deswegen sehe ich sie an. Ich kenne diesen Blick, die Sorge in ihren Augen. Sie gleicht der Sorge in den Augen meiner Mutter in der letzten Nacht. Anstatt eine Antwort zu geben, fragt Sua mich, wo meine Mutter ist, doch auch ich kann ihr keine Antwort geben. Ich bin gegangen, ohne nach ihr zu suchen. Und wenn sie unter den Trümmern begraben wurde, dann stehen die Chancen für sie schlecht.
„Wir müssen nach ihr suchen, Finja.“
„Und nach Emily.“
Sie nickt, und ich grabe weiter. Es dauert lange, bis ich ihr Bein befreit habe. Es sieht schrecklich aus, weil überall Blutergüsse sind, doch Sua sagt, dass es anscheinend nicht schlimm ist und dass es ihr nichts ausmacht, jetzt zu laufen und zu suchen. Ich widerspreche ihr nicht, weil ich suchen werde. Mit oder ohne ihrer Hilfe. Wir fangen damit an, die oberste Schicht des eingestürzten Hauses wegzurollen, doch schon nach kurzer Zeit fasst Sua einen Entschluss: „Es ist, als sucht man die Nadel im Heuhaufen. Wir müssen uns auf die Suche nach anderen machen, die an der Oberfläche sind. Und außerdem glaube ich, dass die Wahrscheinlichkeit, Emily zu finden, zu zweit nicht sonderlich groß ist.“
„Aber Sua, wir müssen das tun. Egal, ob es aussichtslos ist. Andere können wir suchen, wenn wir Emily und den Rest eurer Familie gefunden haben. Dann suchen wir meine Mutter. Und dann können wir zu sechst das Dorf durchsuchen.“
Emilys Mutter sagt nichts mehr, und wir fahren mit unserer mühsamen Arbeit fort. Ich weiß, dass es ewig dauern wird, bis wir jemanden finden, doch ich will nicht aufgeben. Ich kann es nicht. Die Stunden vergehen, doch wir graben weiter, bis wir die Hand vor Augen nicht mehr erkennen können. Erst dann machen wir eine Pause.
„Finja“, Sua kommt auf mich zu gekrochen und setzt sich neben mich auf einen besonders großen Brocken, „wir müssen was zu trinken finden. So halten wir das nicht mehr lange durch. Das musst du zugeben.“
Ich nicke, „ja, das muss ich wohl. Dann lass uns losgehen und suchen!“
Gemeinsam schleppen wir uns über das Meer aus Schutt, und ich kann spüren, dass Sua am Ende ist. Ihre Verletzung macht ihr mehr zu schaffen, als sie zugibt. Ich glaube, dass sie es mir zuliebe tut, weil ich nicht aufgeben will. Und Emily, Stephan und ihrem Mann zuliebe, weil sie genauso wenig aufgeben will wie ich. Wir laufen, bis wir an einem Abgrund stehen. Er tut sich vor uns auf, wie ein großes schwarzes Loch. Und genauso fühlt es sich auch an, als würde dieser Krater uns einsaugen wollen.
„Was, … was ist das?“ Obwohl ich Sua nicht sehen kann, weiß ich, dass ihr Blick meinem gleichen muss, denn das Entsetzen in ihrer Stimme ist ein mir sehr vertrautes Gefühl. Auch ich war entsetzt, als ich diesen Krater zum ersten Mal gesehen habe, und das, was sich in seiner Mitte befindet.
„Ein Meteorit, würde ich sagen. Ich habe ihn schon mal gesehen, auf dem Weg zu dir, als ich deinen Schreien gefolgt bin.“
Sua dreht sich zu mir um, und es ist als ob ihre Augen glühen würden: „Und wieso verdammt nochmal hast du mir nichts erzählt???“ Sie schreit mich an, packt mich an den Schultern und schüttelt mich. Ich sage nichts, lasse es einfach mit mir geschehen, bis sie nicht mehr kann und auf den Trümmern unseres Dorfes zusammenbricht.
„Sua!! Was ist mit dir?“
Die Frage hätte ich mir sparen können. Sie ist ohnmächtig. Ich knie mich neben sie und suche nach der Verletzung an ihrem Bein, doch da ist nichts mehr. Kein Bluterguss, keine Wunde, nicht mal die kleinste Schramme ist zu sehen.
„Aber das kann doch nicht sein! Sie hat geblutet und hatte unzählige, riesige blaue Flecken!“
Als ich wieder aufstehe, wird mir schwindelig. Sua hatte recht: Wasser. Das ist es, was wir brauchen! Ich kann sie zwar schlecht mitnehmen, in ihrem Zustand, aber ich kann alleine gehen. Und das tue ich auch. Ich gehe los. An dem Rand des Kraters entlang balancierend und immer darauf bedacht, nicht hineinzufallen, denn was auch immer dieser Meteorit zu bedeuten hat: Etwas Gutes kann es nicht sein.
„Now and again we try, to just stay alive …“
Diese Zeilen fallen mir ein, und immer wieder singe ich sie, weil sie zutreffen. Unsere einzige Pflicht ist es, zu überleben. Und das werden wir auch versuchen. Es wird langsam hell, und ich muss endlich nicht mehr am Rand des Kraters entlang laufen, da die Trümmer nun weniger werden und ich sogar ein kleines Stück auf der aufgesprengten Straße laufen kann. Mir fällt erst jetzt wirklich auf, wie lange ich schon so laufe. Die Nacht ist vorüber, ich habe das Gefühl jeden Moment zusammenzubrechen, mein Mund ist ausgetrocknet und mein einziger vorantreibender Gedanke ist: Wasser.
Ich weiß nichtmal ob ich den Weg zurück zu Sua finde oder ob ich überhaupt jemals wieder eine Ahnung davon haben werde, wo ich mich gerade aufhalte, aber das zählt im Moment nicht. Irgendwo muss doch Wasser sein. Unser Fluss, den muss es doch noch geben. Irgendwo! Ich frage mich, in welchem Umkreis alles zerstört wurde. Ist das Nachbardorf Loburg auch betroffen? Oder Weihmann? Wieso hilft uns eigentlich keiner? Das kann doch nicht unbemerkt geblieben sein. Selbst wenn ganz Großberg und die umliegenden Dörfer zerstört worden sind, was ist mit Langbach? Bergbach? Die muss es doch noch geben! Etwa so kleines wie dieser Meteorit kann doch nicht halb Bayern zerstört haben, so dass die Hilfe zu uns erst gar nicht durchkommt! Und selbst wenn mehr in Schutt und Asche gelegt wurde, als ich denke, dann müssten doch Hubschrauber die Gegend nach Überlebenden absuchen, oder etwa nicht?
Sind Sua und ich vielleicht die Einzigen, die Glück gehabt haben? Wird erst gar nicht nach uns gesucht, weil es aussichtslos ist und ansonsten kein anderer überlebt hat? Aber das können die doch nicht machen! Wenn wir das hier noch lange durchstehen, dann werden auch wir das Zeitliche segnen. Ohne Essen, ohne Trinken, werden wir nicht mehr lange durchhalten.
Der Gedanke, es der Welt zu zeigen, beflügelt mich.
Ich bahne mir meinen Weg durch Großberg, immer auf der Suche nach Überresten des Flusses. Die Sonne steht mittlerweile schon hoch oben am strahlend blauen Himmel und es wird immer wärmer. Ich bin mir nicht mehr sicher, wie lange ich das noch schaffen soll, aber ich weiß, dass es nicht mehr weit sein kann, bis ich etwas zu trinken finde. Und was, wenn doch? Wenn es nichts mehr gibt, woraus ich Wasser nehmen könnte? Was dann? Ich will nicht verdursten! Ich will nicht sterben!
„This world will never be, what I expected …“
Es müsste nun mittlerweile Mittag sein, und ich habe immer noch nichts gefunden. Kein Anzeichen dafür, dass der Fluss noch existiert. Er scheint komplett verschüttet zu sein, wie eben alles hier. Mir bleibt also wirklich nichts anderes übrig, als nach dem neu eröffneten Getränkeladen zu suchen, und zu hoffen, dass er nicht komplett zerstört ist, denn schließlich liegt er zwischen Großberg und unserem Nachbardorf Weihmann, und die Chancen stehen nicht schlecht, dass er noch halbwegs steht. Ich weiß, dass ich es schaffen muss, denn ansonsten sind wir verloren, Sua und ich, und da ich ja nicht mehr wirklich viel zu verlieren habe, beschließe ich, zu rennen. Soweit man das Gestolpere über die Trümmer überhaupt als Rennen bezeichnen kann.
Ich falle mehr, als dass ich renne, aber irgendwie schaffe ich es doch, dorthin zu kommen, wo ich hinwill: Der Getränkeladen. Es ist ein merkwürdiger Anblick, der sich mir da bietet.
kAPITEL vIER
Der Laden hat sozusagen Tag der offenen Tür, denn die vordere, Großberg zugewandte
Seite ist komplett weg. Nur noch der hintere Teil steht. Ich muss fast lachen, denn das erinnert mich irgendwie an den Film „The Day after Tomorrow“, bei dem bei den Wirbelstürmen ein Haus auch nur zur Hälfte zerstört wird, und die Andere sieht aus, als ob nichts passiert wäre. Hinter dem Laden erkenne ich nichts mehr, denn eine riesige Staubwolke verhüllt das, was dort liegt. Eigentlich müsste ich Weihmann erkennen, oder zumindest die Straße, aber da ist gar nichts. Nur der Staub, der sich hartnäckig in der Luft hält und Ungewissheit mit sich bringt: Was ist dahinter? Zerstörung? Leben? Ich erinnere mich wieder an meine Aufgabe: Etwas zu trinken holen! Zur Sicherheit kneife ich mich nochmal, denn so kurz vor dem Ziel darf mir kein Fehler unterlaufen. Ich gehe langsam auf das bizarre Gebäude zu und als ich drinnen neben Cola, Fanta und Sprite stehe, muss ich wirklich lachen. Das Leben steckt wirklich voller Ironie. Das ganze Dorf ist ausgetrocknet und am Rand steht der Getränkeladen als wäre kein Meteorit eingeschlagen und als würde Großberg noch stehen. Ich nehme alles was ich tragen kann: Wasser, Cola, Apfelschorle, kleine Snacks und Schokoriegel und gerade als ich den Laden verlassen will, höre ich hinter mir eine Stimme: „Hast du da nicht was vergessen?“ Ich zucke zusammen und lasse vor Schreck die Hälfte meiner Errungenschaften fallen: „Ich, äh, ich dachte, ich. …“, mehr bringe ich vor Überraschung gar nicht hervor.
„Ja, was denn?“, es ist der alte Getränkemann, der sich da aus dem Schatten von vielen aufgestapelten Kästen auf mich zubewegt, „glaubst du, du bist die Einzige Überlebende?“
„Nein, das hatte ich nicht gehofft. Aber ich hatte ehrlich gesagt auch nicht damit gerechnet … naja, dass sie überlebt haben könnten.“
Der alte Mann ist nun bei mir angekommen und grinst mich an: „Ja ja, die alten Menschen sind hartnäckig. Nimmst du das alles für dich mit?“, er zeigt auf die Flaschen in meiner Hand und die Schokoriegel am Boden, „oder hast du etwa noch andere Überlebende gefunden?“
„Es ist für Sua und mich. Sie ist ohnmächtig. Oder sagen wir mal, sie war es, als ich sie das letzte Mal gesehen habe.“
Der Alte nickt wissend, nimmt seinen blauen Getränkemann-Kittel und zwei Flaschen Bier aus einem der Kästen und sagt: „Na worauf warten wir dann noch?! Zeig mir, wo sie ist!“
Mein Blick muss sehr amüsant gewesen sein, denn nachdem er eine Bierflasche mit der anderen geöffnet hat grinst er mich an und wirft mir vor, dass ich das ganze viel zu ernst nehme: „Weißt du – wie heißt du eigentlich?“
„Finja.“
„Weißt du, Finja, es gibt Dinge, die kann selbst die ach so erfahrene Menschheit nicht ändern. Die Vergänglichkeit beispielweise, sie bleibt, egal wie sehr die Technik auch fortschreiten mag. Egal wie viele Impfstoffe und Medikamente wir erfinden. Wie sehr wir forschen. Den Lauf des Lebens können wir nicht ändern. Das, was hier geschehen ist, können wir auch nicht ändern. Wir können es drehen, wenden, das Geschehene von vorne bis hinten und bis in jedes kleinste Detail durchgehen, doch nützen wird es uns nichts.
Wir müssen uns damit abfinden, dass geliebte Menschen gestorben sind, unter den Trümmern dieses Dorfes begraben liegen und irgendwann völlig aufgelöst und zerstört wieder ans Tageslicht befördert werden. Daran werden wir nichts ändern können, da musst du mir doch zustimmen, oder?“
Für einen Moment weiß ich nicht, was ich sagen soll. Aus dem rustikalen, groben und blaubekittelten Graubart ist für den Bruchteil einer Sekunde jemand geworden, zu dem man aufschauen kann. Vor dem man Respekt hat. Aber leider nur für den Bruchteil einer Sekunde, denn sofort nachdem er das gesagt hat, führt er seine Bierflasche an den Mund und trinkt einen ordentlichen Schluck.
„Wissen sie, sie haben ein Talent: Sie schaffen es, innerhalb kürzester Zeit und durch eine einzige Geste oder Tat ein komplettes Weltbild zu ändern, aber genauso schnell schaffen sie es auch, das wieder zu zerstören.“
Der Alte lacht erneut, und dann laufen wir endlich los. Sua, ich komme. Eine Weile gehen wir schweigend nebeneinander her, der Mann und ich, dann fällt mir ein, dass wir genauso gut in die andere Richtung hätten gehen können, um Hilfe zu holen: „Ähm, wieso laufen wir eigentlich hier entlang?“
„Ich folge dir, wo auch immer du hinwillst.“
„Ja, schon, aber wir hätten doch auch nach Weihmann gehen können, um Hilfe zu holen. Wäre das nicht sinnvoller?“
Ich bleibe stehen, doch er geht weiter: „Finja, das hätte keinen Sinn. Wir sind eingesperrt. Dieses etwas, dass da eingeschlagen ist, hat nur Großberg erwischt, und jetzt hat es eine Schutzwand um uns errichtet. Niemand kann zu uns herein, und wir können auch nicht raus, oder warum glaubst du ist hier noch keine Hilfe aufgetaucht?“
Der Alte hält an, dreht sich um und starrt in meine weit aufgerissenen Augen: „Eingesperrt?“ Er nickt. „Will dieses Ding uns töten?“
„Das glaube ich nicht. Hast du denn noch keinen Unterschied gemerkt?“
„Unterschied? Woran? Wozu?“
„Na komm“, er streckt die Hand nach mir aus, „ich erkläre es dir auf dem Weg. Aber es ist nur eine Vermutung.“
kAPITEL fÜNF
Opa, so nennt der Alte sich selbst, erklärt mir, dass er der festen Überzeugung sei, dass der Meteorit nichts gegen uns plant. Im Gegenteil: Er glaubt, dass dieser uns helfen will.
„Helfen?“ frage ich ungläubig, „brauchen wir denn Hilfe? Ich meine, ich persönliche habe nicht um Hilfe gebeten! Dieses Ding hätte meinetwegen auch irgendwo anders einschlagen können! Außerdem hatte ich Kopfschmerzen und das Wasser hat widerlich geschmeckt, als das passiert ist!“
Opa schüttelt den Kopf und ich fange an zu glauben, dass er es anstrengend findet, mir seine Ansichten zu schildern, was wohl daran liegen könnte, dass er sie mir nicht nur schildern will, sondern möchte, dass ich seine Meinung teile, doch ich kann diesen Brocken aus dem All nicht als etwas Positives ansehen. Schließlich hat er mir vielleicht meine Mutter, Freunde und Bekannte genommen, und dann hätte er mir nicht wirklich geholfen!
„Du weißt doch noch gar nicht, was der Meteorit vorhat, Finja! Urteile nicht vorschnell! Und die Kopfschmerzen hatte sicherlich jeder von uns, das ist ja auch ganz normal. Es geht eine Strahlung von dem Meteoriten aus. Aber das mit dem Wasser, das gibt mir doch zu denken …“
„Ha ha“, ich muss wirklich lachen, „als ob sie nicht vorschnell urteilen würden! Nur dass ihr Urteil eben anders ausfällt als meines. Und da sieht man mal: auch sie sind nicht völlig von der Gutartigkeit überzeugt!“
Kopfschüttelnd und seufzend beschleunigt der Alte seinen Schritt und ich muss mich beeilen, um ihm folgen zu können, „und außerdem, Opa – das klingt komisch, weil sie gar nicht mein Opa sind, können sie sich nicht einen kreativeren Spitznamen ausdenken, oder mir einfach ihren echten Namen sagen!?“
Er geht erst gar nicht auf meine Frage ein, sondern kramt in der Brusttasche seines Kittels gedankenverloren nach etwas, als ob er meine Frage überhört hätte. „Naja wie auch immer, Op- äh, egal, wie kann denn bitteschön ein Meteorit etwas ‚vorhaben‘? Das Ding kann ja nicht denken!“
Endlich wendet er seinen Blick wieder mir zu, und unterlässt das Suchen in seiner Tasche: „Wieso denn nicht? Er hat ja auch entschieden, hier einzuschlagen!“
Jetzt muss ich seufzen, glaubt der Typ wirklich, dass das Ding so etwas selbst entscheidet? Ich hab ja wohl echt viel Fantasie, aber DAS ist mir dann doch etwas zu skurril.
Gehört dieser Opa-Typ vielleicht so einer Sekte an, die an eine Weltrevolution glauben, die von einem Meteoriten ausgelöst wird? Oder verträgt er die Kombination aus Hitze, stickiger Luft und Bier einfach nicht? Möglich wäre aber auch, dass er mich auf den Arm nehmen will! Pah, dem werd ich’s zeigen! Ich lass mich garantiert nicht auf seine Spielchen ein, das kann er vergessen!
„Naja, wenn sie meinen. Ich bin weiterhin fest davon überzeugt, dass der Brocken nur Böses will und bedeuten kann. Er hat ein Dorf zerstört, und zwar nicht, weil er es sich ausgesucht hat, sondern weil es ihm in die Quere kam. Er hat Menschen getötet , und zwar nicht, weil sie böse waren, oder das Leben nicht mehr verdient haben, oder aus einem anderen höheren Grund, sondern weil sie ihm ebenfalls im Weg waren. Aus, basta! Wenn sie dieses Ding gut finden, bitteschön, aber lassen sie mir meine Meinung!“
Opa zieht die Augenbrauen hoch und es zeichnet sich zum ersten Mal ein Lächeln auf seinem Gesicht ab, das ehrlich wirkt. Die Diskussion ist für mich beendet, das scheint er zu begreifen, denn er geht nicht weiter darauf ein. Wir setzen unseren weiteren Weg in schnellerem Tempo fort, und endlich, als es schon stundenlang dunkel ist, kommen wir an unser Ziel: Die Stelle, wo der Meteorit eingeschlagen hat, und wo ich Sua zurücklassen musste. Der unliebsame Meteorit ist noch da. Unschuldig flackert er in seiner Kuhle vor sich hin, doch Sua ist weg.
„Nun, wo ist sie denn jetzt?“
„Sie war da“, ich zeige auf die Stelle, an der sie zusammengebrochen ist, „da bin ich mir ganz sicher! Sie ist bestimmt aufgewacht und sucht jetzt weiter nach ihrer Familie!“
Wir laufen ein Stück weiter, doch von Emilys Mutter ist nichts zu sehen, deswegen setzen wir uns auf einen großen Brocken und trinken etwas.
„Finja, “ von hinten nähert sich uns eine Gestalt, “ Bist du es?“
Ich drehe mich um, stehe auf und renne auf die Gestalt zu: „Sua! Wie geht es dir?“
Das Lächeln auf ihrem Gesicht kann ich trotz der Dunkelheit erkennen.
„Es geht mir gut. Ich bin aufgewacht und du warst nicht mehr da, also habe ich weiter nach Emily, Stephan und meinem Mann gesucht.“
Es geht ihr gut? Aber sie ist doch verletzt gewesen, als ich gegangen bin! Mein erstauntes Gesicht kommentiert sie mit einem: „Und übrigens: Ich war erfolgreich!“
Hinter ihr tauchen plötzlich Emily, Stephan und deren Vater auf.
Ich strahle und umarme nacheinander alle drei. „Ihr seht fertig aus!“
„Ja“, erwidert Emily, „das sind wir auch. Wir lagen ja schließlich ewig unter den Trümmern und konnten nicht raus.“
„Ihr wart bei Bewusstsein?“ Ich werfe Opa einen fragenden Blick zu und Sua fragt: „Wer ist das eigentlich, Finja?“
„Das ist Opa, ich hab ihn getroffen als ich Getränke aus seinem Laden nehmen wollte. Er hat mich begleitet.“
Emily mustert ihn misstrauisch und flüstert mir zu: „Opa? Hat der keinen richtigen Namen?“
Ich schüttele den Kopf und sage, dass er sich mir auch nicht anders vorgestellt hat. „Aber zurück zu meiner Frage: Ihr wart wach?“
Diesmal ist es Stephan, der antwortet: „Ja“, er nickt, „das waren wir. Zwar nicht die ganze Zeit, aber irgendwann sind wir aufgewacht. Sua hat uns gefunden, doch das alles ist mir nicht geheuer!“
„Wir hätten verletzt sein müssen-“, fügt Emilys Vater hinzu.
„Oder tot.“ Beendet Opa den Satz.
„Ja, oder das. Aber stattdessen haben wir Schrammen, blaue Flecken und Kopfschmerzen!“
Meine Freundin lässt sich langsam auf einen Brocken fallen und umschlingt ihre Beine mit den Armen. Ich tue es ihr nach.
„Opa, ist es das, was du gemeint hast?“, frage ich ihn.
Er sieht in den Himmel, danach in die Richtung in der der Meteorit liegt, und dann wendet er sich endlich mir zu, um meine Frage zu beantworten: „Ja, du hast es erfasst.“
„Ich versteh gar nichts“, regt sich Emily auf, „könntet ihr vielleicht mal Klartext reden? Was hat er gemeint? Was hast du erfasst?“
Anstatt ihr alles zu erklären winke ich ab: „Und … denkst du, dass überhaupt irgendwer durch den Meteorit getötet wurde?“
„Meteo-“
„Nicht jetzt, Emily“, unterbreche ich sie, „nicht jetzt“, und an Opa gewandt fahre ich fort: „Nehmen wir mal an du hättest Recht, und dieser Meteorit würde wirklich nur Gutes wollen, was würde das dann für uns bedeuten? Wir müssen ganz Großberg aus seinen Trümmern ausgraben?“
„Ich schätze ja, Finja, das bedeutet es. Er hat nicht vor, jemanden zu töten.“
Ich verdrehe die Augen, denn so ganz kann ich das noch nicht glauben. Außerdem gehen mir die Vorträge des Alten über den guten Willen des Meteoriten auf die Nerven.
kAPITEL sECHS
Wie so oft versammeln wir uns auch diesen Montag wieder, um das ganze Dorf über die neuesten Geschehnisse zu informieren und eventuelle Probleme zu lösen.
Auf dem Weg zum provisorisch errichteten Gemeindehaus (genauer genommen handelt es sich dabei nur um das Fundament und eine ca. 1 Meter hohe Mauer) treffe ich meine Freundin Effi, die besorgniserregend dreinblickt.
„Was ist los? Schon wieder eine neue Prophezeiung?“
Sie nickt und fragt mich, ob mir Emily nichts davon erzählt hat. Weil ich verneine, beginnt sie im Laufen mit der Geschichte: „Diesmal hat sie den Brief bekommen. Er lag gestern in ihrem Briefkasten. Ein weißer unschuldiger Umschlag.“
„Der wievielte ist das jetzt insgesamt?“
„Du meinst, seit dem Meteoriten?“
„Hmh.“
Effi blickt gedankenverloren in den strahlend blauen Himmel und ich weiß, dass sie genau dasselbe denkt, wie ich: Kurz nachdem Opa, Emilys Familie und ich alle auffindbaren Lebenden ausgegraben hatten, fing die Briefschreiberei an. Während noch immer weder Notärzte noch normale Passanten in unser Dorf eindringen konnten, erholten sich die meisten Verletzten auf wundersame Art und Weise. Selbst Knochenbrüche heilten in wenigen Tagen komplett aus. Unser Fluss bahnte sich einen Weg durch die Trümmer und wir fanden unversehrte Nahrungsmittel in verschütteten Häusern. All diese Dinge bestätigen Opa in seiner Theorie, dass der Meteorit nicht unser Feind war. Weil er jedoch sein Wissen für sich behielt – wer hätte ihm auch geglaubt? – begannen immer mehr Menschen auf das Unglück zu schimpfen und natürlich auf die Tatsache, dass sie sich völlig selbst überlassen waren, seit der Meteorit eingeschlagen und seine „Schutzmauer“ errichtet hatte.
Ein Dorfbewohner hatte sich seitdem viele Scherze erlaubt: Er schrieb an große Trümmerstücke Sätze wie „Der Messias wird uns erretten!“, „Wählt einen Herrscher!“ oder „Macht euch Unabhängig!“. Viele von uns fanden plötzlich sonntags einen weißen Briefumschlag in ihrem provisorischen Briefkasten oder neben ihrem Schlafplatz, in dem sich ein kleiner Zettel befand.
Versammlungen wurden jeden Montag einberufen, um dem Witzbold die Chance zu geben, sich zu outen, doch bis jetzt schwieg der Täter.
Die Zettel wurden als Prophezeiungen aufgefasst, weil sie zukunftsorientierte, ja, gar revolutionäre Sprüche beinhalteten, die ein besseres Leben mit der Wahl eines Anführers versprachen.
Dieses Mal hat es also Emily getroffen. Dieses Mal wird sie reden dürfen.
„Es ist der 12“, unterbrach Effi meinen ausschweifenden Gedankengang, „so viele Sonntage sind schon vergangen, und noch immer Leben wir hier in völliger Isolation. Ich denke wir werden heute auch über fehlende Lebensmittel diskutieren. Es wird knapp, Finja, sehr sogar.“
kAPITEL sIEBEN
„Einer unter vielen wird sich opfern, Hoffnung zu geben,“ liest Emily laut vor.
„Was soll das heißen?“, ruft jemand aufgebracht aus der Menge, „seit Monaten bekommen wir nun schon solche Botschaften!“
Und ein Anderer fügt hinzu: „Wir wollen jetzt endlich wissen, wer sich da einen Scherz erlaubt!“
Emily versucht verzweifelt sich Gehör zu verschaffen, doch die Menge ist zu aufgebracht um ihr zuzuhören. Plötzlich ertönt aus der letzten Reihe ein Ruf: „Ruhe!“
Sofort verstummen alle. Derjenige, der die Menge zum Schweigen gebracht hat, ist kein Geringerer als der Graf unseres Schloss, der sich aber vor dem Unglück nur selten bei uns aufgehalten hat.
Ich hatte ihn das ein oder andere Mal bei einem Gottesdienst gesehen, oder bei der Einweihung des neuen Gemeindehauses. Ansonsten hat er sich immer dezent im Hintergrund gehalten. Umso verwunderlicher ist es also, dass er sich jetzt zu Wort meldet.
„Ich verstehe eure Unruhe“, beginnt er, als er in Richtung Bühne schreitet, „aber ich kann euch helfen!“
Helfen? Ich sehe Effi kritisch an. Was will er? Weiß er etwas?
„Ich bin derjenige, der diese Prophezeiung an euch weitergegeben hat!“
Weitergeben?! So nennt man es also, wenn die Menschen durch mysteriöse Botschaften Panik bekommen.
„Dann erkläre uns doch mal, was das zu bedeuten hat!“
Ich erkenne die Stimme sofort: Es ist Opa.
Ich hatte ihn in dem Tumult gar nicht gesehen. Normalerweise kümmern ihn solche Veranstaltungen nicht, denn schließlich hasst er die Menschheit. Wieso ist er hier?
Fragen über Fragen, auf die ich in diesem Moment keine Antwort finde, also beschließe ich dem Grafen zuzuhören, denn dieser beginnt in feierlichem Ton: „Gerne! Es bedeutet, dass ich euer Hoffnungsbringer bin. Euer Messias, wenn ihr so wollt!“
Nun ja, eines muss man ihm lassen: Er versucht erst gar nicht die Dinge schön zu reden, sondern rückt einfach mit der schonungslosen Wahrheit heraus.
Ein Raunen geht durch die Menge und Effi tippt mich an: „Der?“
Weil mir nichts darauf einfällt, zucke ich mit den Schultern und gebe zurück: „Sieht so aus …“
Doch in Wirklichkeit läuft alles in meinem Kopf auf Hochtouren. Der Graf. Die Prophezeiungen. Diese Wunderheilungen. Der Schutzwall. Der Meteorit. So langsam wird das alles ein bisschen zu abgehoben.
Das ganze Dorf folgt gespannt den verheißungsvollen Worten des Grafen, und auch meine Gedankengänge sind verstummt.
„Der Meteorit hat uns Gaben geschenkt! Erkennt ihr sie nicht? Nein, das tut ihr wahrlich nicht! Ihr braucht jemanden, der sieht, was sich dahinter verbirgt. Ihr braucht jemanden wie mich!“
Im Augenwinkel erkenne ich, wie Effi die Hand zur Faust ballt, dann ruft sie mit kräftiger Stimme in Richtung Bühne: „Welche Gaben? Hunger? Durst? Kälte? Krankheiten? Wir haben keine Schlafplätze, weil unsere Häuser zerstört sind. Krankheiten verbreiten sich durch mangelnde Hygiene unglaublich schnell. Die Leichen stapeln sich in den Gemeinschaftsgräbern und ein Verwesungsgeruch von eventuell noch verschütteten Menschen hängt über unserem Dorf! Die Sonne brennt auf uns nieder und es gibt kaum etwas, dass uns davor schützen kann. Die wenigen Bäume, die noch nicht für Lagerfeuer draufgegangen sind werden uns nicht ewig schützen! Ihr nehmt sie euch ohne zu fragen! Ihr zerstört das, was uns noch bleibt. Ihr verunreinigt den kleinen Fluss, der unsere einzige Trinkquelle darstellt, weil ihr unbedingt täglich eure Kleidung waschen wollt! Und du, Graf, du hast das alles monatelang mit angesehen ohne zu reagieren? Während Menschen elendig gestorben sind, hast du deinen Schabernack getrieben und revolutionär anmutende Sprüche auf Trümmer geschmiert und Briefchen geschrieben?“
Obwohl ich den Ernst in ihrer Stimme erkenne und weiß, dass die Situation genau so ist, wie sie sie beschreibt, muss ich grinsen. Das ist typisch für sie. Irgendwann, wenn sie alles in sich hineingefressen hat, dann explodiert sie. Und dann bekommt es der Erstbeste ab, der ihr unsympathisch ist.
Ich bewundere sie für ihren Einsatz, und auch die anderen Dorfbewohner scheinen von ihren Worten wachgerüttelt worden zu seien, doch der Graf fährt fort, als hätte es ihren Ausbruch nie gegeben:
„Ich werde euch helfen, die Schutzmauer des Meteoriten aufzuheben. Ich werde euch aus der Isolation befreien! Wie erklärt ihr euch die vielen Wunderheilungen? Wie erklärt ihr euch, dass niemand das Dorf betreten kann? Wie erklärt ihr euch, dass die Bäume noch stehen, aber alles von Menschenhand gemachte zerstört ist? Es ist Magie!
„Magic!“, höre ich meinen ehemaligen Klassenkameraden Timo leise hinter mir flüstern, dann kichert jemand.
Typisch, denke ich mir, diese Typen können nie ernst sein! Auch Effi verdreht die Augen, aber ich weiß nicht, ob es sich wirklich auf Timo bezieht, oder eher auf die Worte des Grafen.
„Dann, mein Graf, was schlägst du vor?“
Ich drehe mich um, weil die Person, die gefragt hat, direkt hinter mir steht. Es ist der Mann, der zum Unglückszeitpunkt gerade durch unser Dorf gefahren ist. Nachts um dreiviertel eins. Ich blicke verwirrt in seine eisblauen Augen, die auf den Grafen gerichtet sind. Seine dunklen Haare hängen im verwuschelt ins Gesicht. Er sieht wirklich gut aus, aber niemand weiß etwas über ihn. Er hat bis jetzt, soweit ich weiß, noch kein einziges Wort gesagt. Wir haben ihn in seinem zerquetschten Auto gefunden. Seinem Kennzeichen nach, welches wir einige Meter weiter ziemlich demoliert gefunden haben, stammt er aus Stuttgart, aber weil er nie etwas sagt, ist es nur eine Vermutung. Vielleicht war es ein Firmenwagen. Vielleicht aber auch nicht.
Jeder im Dorf schätzt ihn in etwa auf 21 Jahre jung. Ich habe mich oft gefragt, ob er eine Freundin hat, die er vermisst. Und wie sehr ihm seine Familie und Freunde wohl fehlen. Kann er sich an all diese Personen überhaupt erinnern? Normalerweise müsste eine eventuelle Gehirnerschütterung ganz normal geheilt sein, wie die Knochenbrüche auch, aber bringt das die verlorenen Erinnerungen zurück? Ich glaube, wenn er kooperativ wäre, dann wären wir schon viel weiter und viel schlauer, aber weil er uns nicht hilft, wird er von jedem gemieden. Und gerade dieser Mensch will kooperieren? Es geschehen noch Zeichen und Wunder.
„Ich schlage vor, dass ihr euch anhört, was ich weiß, und dann entscheidet, ob ihr mich als Oberhaupt wählen wollt, oder nicht.“
Die Menge beginnt miteinander zu reden und ich sehe einige wild gestikulieren. Effi sieht mich einfach nur stumm an. Plötzlich tippt mich jemand von hinten an: „Ähm, entschuldige, ich bin Mularo und ich wollte dich Fragen, was du von diesem Typen hälst.“
Während Timo, der neben diesem Mularo steht, sich angestrengt das Lachen verkneift, versuche ich möglichst gelassen zu bleiben. Bevor ich ihm antworte, ordne ich meine Gedanken, dann schieße ich los: „Du hast doch schon eine Meinung über ihn. Wieso fragst du mich dann nach meiner?“
„Ich habe keine Meinung über ihn.“, verteidigt er sich, doch ich lasse ihn gar nicht weiter zu Wort kommen. „Natürlich hast du das. Du hast ihn „mein Graf“ genannt. Monatelang hast du geschwiegen und plötzlich zeigst du Interesse an einer anderen Person und deren Vorschlägen. Hör auf mir etwas vorzumachen. Nein, warte, hör auf UNS ALLEN etwas vorzumachen. Du steckst doch sicher mit diesem Typen unter einer Decke. Was wollt ihr von uns?“
Mularo wird rot, doch bevor ich meinen Triumph auskosten kann, beginnt er erneut: „Gut, du hast Recht. Ich bin überzeugt von ihm. Er hat sich mir anvertraut, weil er dachte, ich wäre stumm und würde nichts verraten.“
Plötzlich mischt sich Effi ein: „Und was genau hat er dir erzählt?“
„Dass er glaubt, dass dieser Meteorit uns Kräfte gibt. Die Tochter von einem Typen, der sich Ryo nennt, hatte wohl eines Nachts einen Alptraum. Ryo ist aufgewacht, weil seine Tochter geschrien hat, und was er dann gesehen hat, das hat ihn zutiefst entsetzt. Überall um seine Tochter herum flogen kleine Glassplitter in der Luft. Er hat seine Tochter aufgeweckt und die Splitter sind zu Boden geflogen. Das meint Adal mit „Gaben“.“
„Adal?“, frage ich irritiert, „Nennt sich der Graf so?“
Mularo nickt.
„Wer ist dieser Ryo?“, Effi sieht genauso verwirrt aus, wie ich mich gerade fühle. Ich kenne niemanden, der Ryo heißt, geschweige denn wusste ich, dass der Graf Adal heißt. Das sind alles ziemlich abgespacte Namen für ganz normale Bürger.
Mularo schüttelt den Kopf „Ich habe keine Ahnung. Seine Tochter nennt sich Myo. Mehr weiß ich nicht.“
Ich bemerke, dass auch Timo etwas näher an Mularo herangerückt ist, denn plötzlich ertönt seine Stimme neben meinem Ohr: „Psst! Es geht weiter!“
Überrascht zucke ich zusammen und Timo grinst mich an. „Sorry“, sagt er und hebt beschwichtigend seine Hände. Ich lächle, dann drehe ich mich wieder in Richtung Bühne und lausche gespannt, was Adal zu sagen hat.
Er erzählt genau das, was Mularo uns gerade gesagt hat, abschließend hebt er seine Hände wie ein Priester gen Himmel und befiehlt in feierlichem Ton: „Nun, liebe Bürgerinnen und Bürger, stimmt ab! Hebt die Hände, wenn ihr mich als euren Bürgermeister wollt!“
Einige Sekunden tut sich gar nichts, dann heben die ersten die Hände. Bei den meisten handelt es sich um Eltern, unter anderem auch Emilys und Effis.
Die älteren Menschen heben ebenfalls schüchtern ihre Hände, doch ganz plötzlich ist jede Hand entschlossen zur Faust geballt und in die Luft gereckt.
Einzig und allein meine Generation ist unter den Meldern nicht vertreten. Wir sehen uns durch die Menschen hindurch an und scheinen die einzigen zu sein, die begreifen, dass dieser Schritt so schnell nicht wieder rückgängig zu machen ist. Ein Mensch, der Hoffnung verspricht, der hat erstmal alle auf seiner Seite.
Adal scheint unsere Zurückhaltung aufgefallen zu sein, denn er spricht uns nun direkt an: „Emily, Effi, Timo, Rena-Luna, Lina, Felix, Finja, was ist mit euch? Und ihr anderen jungen Leute! Wollt ihr nicht die Kräfte in euch spüren?“
Rafa ist der erste, der seine Hand hebt, dann folgen noch viele weitere und letztendlich hat Adal uns alle überzeugt.
Bürgermeister Adal, wird er sich ab sofort nennen dürfen.
Was er dann verkündet, dass lässt mir das Blut in den Adern gefrieren: „Mein Stellvertreter wird niemand geringeres als Mularo sein!“
Die Masse applaudiert, nur Timo, Effi und ich halten uns zurück. Als Mularo das mitbekommt straft er uns mit einem bösen Blick und raunt mir ins Ohr: „Es werden gute Zeiten für euch kommen, wenn ihr Adal eine Chance gebt.“
Weil ich es als Ermahnung zur Offenheit verstehe, lächle ich nur und stimme in den Applaus ein. Hätte ich gewusst, wie er es eigentlich meint, dann wäre ich wohl lieber gestorben als ihn zu bejubeln.
kAPITEL aCHT
Als ich an diesem Tag aufwache, erwartet mich schon das Blinken meines Piepsers. Weil ihn Adal uns mit den Worten „Haltet ihn immer bereit, sonst verpasst ihr eventuell wichtige Termine“ gegeben hat, liegt er bei mir auf dem Küchentisch, wo ich ihn gar nicht übersehen kann. Nachdem ich mich geduscht und angezogen habe, will ich gerade etwas essen, als ich das stetig blinkende rote Lämpchen bemerke. Ich sehe auf das Display und lese
„Treffen um 11 Uhr am Meteorit.“
Der panische Blick auf die Uhr über meiner Tür verrät mir, dass es schon 10:49 Uhr ist. Ich packe in Windeseile einen Apfel, meinen Piepser, etwas zu trinken, meine Schlüssel und mein Handy in meinen Rucksack, ziehe mir meine Chucks an und eine dünne Jacke über mein Kleid. Als ich meine Wohnung verlassen habe, fällt mir ein, dass ein Kleid vielleicht keine allzu gute Idee ist, aber weil ich ein riesiges Zeitproblem habe, lässt sich daran vorerst nichts ändern.
Während ich in Richtung des Meteoriten renne, denke ich, wie so oft in letzter Zeit, daran, was ich jetzt machen würde, wenn mein Leben in normalen Bahnen verlaufen würde.
Ich wäre jetzt in der Schule, hätte viel weniger Fächer als letztes Jahr, weil ich viele vor den Sommerferien und dem damit verbundenen Unglück abwählen konnte und würde ein ganz normales unspektakuläres Leben führen.
Meine Freundinnen Ria und Anna wären da. Was die Beiden wohl gerade machen? Wahrscheinlich in der Schule sitzen und büffeln. Ich beneide sie, wenn ich so darüber nachdenke. Aber andererseits ist ein ungewöhnliches Leben genau das, was ich immer wollte. Ich sollte mich also eigentlich nicht beklagen.
Schon von Weitem höre ich die Stimmen meiner Freunde. Sie lachen. Ein schneller Blick auf mein Handy verrät mir, dass es bereits zehn nach elf ist. Ich habe also Verspätung, was bedeutet, dass ich mir jetzt einiges anhören darf. Als ich in Sichtweite des Grafen komme, hebt er den Kopf und sieht mich an. Auch meine Freunde, die mir größtenteils den Rücken zugewandt haben, drehen sich um und werfen mir neugierige Blicke zu. Ich lächle verlegen und stammle eine Entschuldigung.
Zu meiner Überraschung lässt Adal mein Zuspätkommen unkommentiert und als ich mich zwischen Lina und Emily gesetzt habe, beginnt er zu reden.
„Nun, da wir vollzählig sind, können wir ja loslegen. Seit meiner Wahl sind zwei Wochen vergangen. In der Zwischenzeit habe ich mit meinem Berater Mularo über einen Weg, den Schutzwall des Meteoriten zu brechen, beraten. Wir sind zu einem Schluss gekommen, nämlich dem, dass wir ihn verehren werden,“ an dieser Stelle legt Adal eine kurze Pause ein und sieht jeden von uns eindringlich an, „ab sofort werden wir also jeden Tag um punkt 11 hier meditieren.“
„Meditieren?“, höre ich Timo aufgeregt sagen.
„Sie meinen dieses Yoga-Zeug? Ommmmm, “ fügt sein bester Freund Nil hinzu und faltet dabei andächtig seine Hände. Alle lachen, doch mein Blick bleibt an Nil hängen. Es geht ihm also wieder besser. Er hatte sich einen ziemlich schlimmen Virus höchstwahrscheinlich durch verdrecktes Wasser eingefangen und wochenlang das provisorische Bett hüten müssen. Keiner hatte gewusst, ob die Wunderheilung ihn am Leben erhalten würde, so wie sie es bei vielen anderen getan hatte, aber anscheinend hat es funktioniert. Er sitzt unter uns. Blass und dünner als zuvor, aber lebendig.
Als Nil mich plötzlich ebenfalls ansieht, spüre ich, dass ich rot werde, aber ich wende meinen Blick nicht ab. Stattdessen lächle ich und sehe zu, wie er mein Lächeln erwidert. Zufrieden wende ich mich wieder Adal zu, der eine neue Ankündigung zu machen hat: „Neben der Meditation, werden wir einen Rat und einige Regeln einführen. Der Rat wird mich bei Entscheidungen unterstützen und den Willen von euch Bürgern vertreten, die Regeln werden das Miteinander für alle erleichtern.“
„Aus welchen Mitgliedern wird dieser Rat bestehen?“, fragt Effi, und ich weiß, dass sie schon wieder befürchtet, dass wir übergangen werden könnten, bloß weil wir noch nicht volljährig sind.
„Einfache Bürger, so wie du und ich, liebe Effi.“ Adal lächelt wissend und wendet dann seinen Blick nach rechts. Er streckt seine Arme ebenfalls in diese Richtung und verkündet: „Dies hier sind die Ratsmitglieder des „Rat der Obersten“!“
Fünf Personen laufen zwischen den Trümmern hindurch in unsere Richtung. Sie tragen Mäntel, die aussehen wie die, die von Zauberern in irgendwelchen Filmen getragen werden und haben die Kapuzen tief in die Gesichter gezogen.
Als sie neben dem Grafen stehen, nehmen sie die Kapuzen herunter und ich weiß, dass Effi alles andere als glücklich sein wird. Es handelt sich nicht um Eltern von meinen Freunden oder um die ältere Generation dieses Dorfes, sondern um die fünf der Personen, die in unserem Dorf immer als Einzelgänger gegolten haben, weil sie hier weder Familie noch viele Freunde hatten. Junggesellen, Arbeitende, Studenten. Einer von ihnen stellt sich als Ryo vor und ich erinnere mich an die Geschichte, die Mularo uns vor zwei Wochen erzählt hat. Von Ryos Tochter Myo, die angeblich über besondere Kräfte verfügt. Dieser Ryo hat schwarze Haare und ist ziemlich groß und muskulös. Verdammt respekteinflößend. Die anderen Mitglieder scheinen ebenfalls solch kryptische Namen zu tragen, denn sie stellen sich als Cosma, Damien, Nele und Haru vor. Allesamt engelsgleich, makellos, als wären sie für das Amt eines Ratsmitgliedes geboren.
Wir staunen nicht schlecht und Lina sitzt neben mir mit offenem Mund da. Ich stoße sie leicht von der Seite an und sie blickt verwirrt in meine Augen: „Das ist unglaublich. Sie sehen aus …“
„Wie Engel,“ vollende ich ihren Satz, „Ja, du hast Recht.“
Nachdem wir einige Momente andächtig geschwiegen und die sonderbaren Ratsmitglieder angegafft haben, ergreift Adal erneut das Wort: „Vielen Dank für die kurze Vorstellung eurerseits!“, als er das sagt, lächelt er den Rat an, „Nun zu den Regeln. Unsere Gesellschaft hier in Großberg wird in ständeartige Gruppen aufgeteilt. Natürlich bin ich, als Bürgermeister und Graf die Spitze der Pyramide, ständig überwacht von dem „Rat der Obersten“, der neben meiner Beratung auch noch die Rechte der Bürger vertreten wird. Ohne euch sind also keine Entscheidungen möglich! Unter dem Rat steht ihr, das Volk. Sowohl die junge Generation, als auch die Älteren. Ihr werdet von nun an den Titel „Fähigkeiten“ tragen, da es unser primäres Ziel ist, Kräfte in euch hervorzurufen, denn das ist es, woran ich glaube! Die anderen Bürger bezeichne ich als Normbürger, die natürlich die selben Rechte haben wie ihr.“
Als er geendet hat, weiß ich nicht, was ich sagen soll. Es klingt gut durchdacht und ich empfinde es als eine Ehre, zu den Fähigkeiten zu gehören, doch wie wird das System praktisch funktionieren? Werden wir uns weiterhin regelmäßig versammeln um zu diskutieren? Werden die Entscheidungen quasi demokratisch gefällt? Ich blicke in die Runde und spüre förmlich, wie es in den Köpfen der anderen rattert. Auch sie überlegen sich Vor- und Nachteile von dem, was der Graf gerade gesagt hat. Ich für meinen Teil habe nichts einzuwenden, also warte ich gespannt, ob noch etwas folgen wird.
Adal verharrt einige Momente in völliger Ruhe, dann atmet er tief ein um eine weitere Ankündigung zu machen: „Ihr werdet außerdem in Gruppen von jeweils drei Personen zu Team- beziehungsweise Gruppenleitern eingeteilt. Dieses Team ist euer Trainingsteam, mit dem ihr eure Kräfte trainieren werdet!“
Emily stößt mich von der Seite an und flüstert: „Was, wenn es keine Kräfte gibt?“
Ich sehe ihr überrascht in die Augen. Darüber hatte ich niemals nachgedacht. Keine Kräfte. Keine Fähigkeiten. Wäre dann alles umsonst? Wäre die Wahl von Adal unnötig und wären wir dann trotzdem noch hier gefangen? Ist es ein aussichtsloses Unterfangen, wenn der Meteorit weiterhin keine Hilfe von außen zulässt? Hat eigentlich jemals Hoffnung für uns bestanden?
Ich zucke ratlos mit den Schultern und beschließe, dem Grafen genau diese Frage zu stellen. Ich melde mich und sehe, wie er überrascht die Augenbrauen hochzieht, um einige Sekunden später mit einem strahlenden Lächeln auf dem Gesicht meinen Namen zu sagen.
„Woher wissen sie, dass es tatsächlich Kräfte gibt? Wieso glauben sie so fest daran?“
„Du hast die Geschichte gehört“, sagt er nach einem kurzen Zögern, „Die von Ryos Tochter. Sie beherrschte die Glassplitter, die überall in Großberg verteilt waren. Sie flogen in der Luft und richteten sich bedrohlich auf jeden, der sich ihr nähern wollte. Nur ihr Vater schaffte es, sie aufzuwecken. Myo ist die Bestätigung all meiner Vermutungen! Wieso sonst, sollte ein Meteorit eine Schutzmauer bauen, wenn er nicht in dieser Mauer etwas zu verstecken hätte? Es ist magisch, Finja! Er strahlt Kraft und Stärke aus, die wir nutzen müssen! Er ist ein Geschenk Gottes, welches unsere Belohnung darstellt! Es ist eine Revolution, die die Welt überrollt! Überall wird von uns erzählt! Die Kamerateams rund um den Schutzwall, die alle über unser Schicksal berichten. Der Glaube an diese Fähigkeiten, ja, der Glaube an euch, der wird uns retten! Glaube bedeutet unsere Freiheit! Vertraut mir.“
Mit aufgerissenen Augen hat jeder von uns Fähigkeiten die leidenschaftliche Rede des Grafen verfolgt, und jedem von uns ist klar geworden, dass er Recht hat. Es zählt der Glaube. Der gemeinschaftliche Glaube an etwas, so unwirklich es auch klingen mag. Und was ich persönlich immer im Hinterkopf behalte: Es deckt sich mit Opas Worten.
Ich bemerke erst an dem aufgeregten Tuscheln meiner Freunde, dass jemand im Anmarsch ist. Es sind sechs Personen, die ich nur zu gut kenne. Ältere Freunde von mir. Von uns allen.
Einer aus dem Rat der Obersten, ich glaube es ist Damien, ergreift nun das Wort: „Hier sind eure Teamleiter, und hier die Teameinteilung“, er holt aus der Innentasche seines Umhangs einen gefalteten Zettel hervor, „Team 1 unter Tom‘s Leitung: Emily, Felix und Effi.“ Alle applaudieren, dann gehen die drei zu ihrem Leiter und nehmen etwas entgegen, das ich aus der Entfernung nicht erkennen kann. Damien fährt fort: „Team 2 unter der Leitung von X: Ilian, Timo und Finja.“ Überrascht stehe ich auf und tue es meinen neuen Teamkameraden nach: Immer schön grinsen und souverän wirken. Auch wir bekommen etwas von X: Es ist ein Lederband mit einer römischen Zwei als Anhänger. Weil es um meinen Hals passt, weise ich Ilian an, es mir umzubinden. Währenddessen werden die weiteren Einteilungen – immer noch von Damien – bekannt gegeben. Team 3 ist El’s Team und besteht aus Patrick, meinem annähernd bestem Kumpel. Stef, meinem Feind, und Hannah, die ich sehr schätze, mit der ich aber in letzter Zeit eher weniger zu tun habe. Meine Freundin Rena-Luna, mein Klassenkamerad Leon und Michael bilden Team 4 unter Maschi‘s Leitung. Rafa, Dave und die nicht anwesende geheimnisvolle Myo bilden Team 5 mit Georg als Teamleiter, und das letzte Team besteht aus Lina, Rolle und Nil und fällt unter Paddy’s Leitung.
Als sich die Aufregung etwas gelegt hat, werden wir noch auf eventuelle Nachrichten auf unserem Piepser zu Trainingsdaten hingewiesen, dann dürfen wir alle wieder nach Hause gehen.
Ich bin gerade einige Meter gelaufen, als ich Opa und eine mir unbekannte Frau erblicke. Ich entschuldige mich bei meinen Freunden und gehe zu den Beiden. Die Frau ist in Opas Alter und recht klein und sie lächelt mir zu, als ich vor ihr stehe, doch Opa blickt ernst drein: „So viel Hype um so viel Mist.“
„Wieso Mist?“, frage ich irritiert.
„Wenn ich das schon sehe, diese Menschen, verhüllt mit Mänteln und dieser größenwahnsinnige-.“
„Willst du mir die junge Dame nicht erst einmal vorstellen, bevor du anfängst, rumzustänkern?“, unterbricht ihn die ältere Frau.
„Achso, ja, natürlich“, sagt Opa kleinlaut, „Das ist Finja. Finja, das hier ist Uma. Wir kennen uns schon ziemlich lange.“
„Hallo Uma,“ sage ich freundlich und sie erwidert mein Lächeln, dann sagt sie: „Du solltest dich von zwei alten Menschen nicht aufhalten lassen, Liebes, denn ich glaube da wartet jemand auf dich.“
Weil ich nicht weiß, was sie meint, drehe ich mich um. Dann erkenne ich den Grund für ihre Andeutung: Nil steht verlassen zwischen Schutt und Asche, den Blick in meine Richtung gewandt, so als würde er tatsächlich auf mich warten. Ich winke ihm und er tut es mir gleich, dann verabschiede ich mich hastig von Opa und Uma und renne Nil entgegen.
kAPITEL nEUN
„Hey, Nil, hast du auf mich gewartet?“ Schon während ich das ausspreche, weiß ich, dass es eine dämliche Frage ist. Wieso sonst sollte er allein und in Mitten von Trümmern rumstehen, in meine Richtung gucken und mir winken?
Nil grinst, als ob er genau wüsste, was ich denke, dann fragt er: „Wer sind die Beiden?“
„Wer?“
Seine grünen Augen blicken über meine Schultern. „Die.“
Ich drehe mich um und sehe Opa und Uma, die uns – wie es scheint – beobachten. Anstatt gleich zu antworten gehe ich langsam los. Nil folgt mir glücklicherweise ohne zu fragen.
„Was deine Frage betrifft“, beginne ich nach einigen Metern, „das sind Opa und Uma. Opa habe ich nach dem Einschlag zum ersten Mal getroffen, aber nicht dass du denkst, er ist mein Großvater, nur weil ich ihn so nenne.“
„Ah, der Getränkemann“, unterbricht mich Nil.
Ich nicke. „Und Uma kannte ich bis gerade eben auch nur vom Sehen her.“
Diesmal ist es mein Begleiter, der nickt, dann schweigen wir uns an. Ich will ihn fragen, wie es ihm geht und seit wann er wieder an Versammlungen teilnehmen kann, doch immer wenn ich gerade Atem geholt und Mut gefasst habe wird mir bewusst, dass wir lange nichts miteinander zu tun hatten. Er war mal in meiner Klasse, aber das ist Jahre her. Unser vorletztes Gespräch ist ziemlich unglücklich verlaufen und endete seinerseits mit der Frage: „Seid ihr nun zusammen, oder nicht?“ und meinerseits mit einem verlegenen Lächeln.
Noch Wochen nach diesem „Vorfall“, wie ich es gerne nenne, weil es mich und mein Leben ein kleines bisschen verändert hat, lag ich abends im Bett und habe mich darüber geärgert, dass ich immer so dämlich grinsen muss, wenn ich nicht weiß, was ich sagen soll. Die Wahrheit wäre so einfach gewesen: Nein, sind wir nicht. Es ging um Patrick, meinen besten Freund, und mich. Die Gerüchteküche hat gekocht, wie man so schön sagt, aber da war nie etwas. Wir sind mal ins Kino gegangen und haben bei ihm einen Film geschaut, jedoch war er nie mehr als ein guter Freund. Doch egal was man sagt, wenn jemand schon von vorneherein vom Gegenteil überzeugt ist, dann ist es aussichtslos, an dieser Meinung etwas zu ändern. So auch bei Nil. Ich habe mich damals auf den freien Sitzplatz im Bus gesetzt, der direkt neben seinem war. Er hat sich mit seinen Freunden unterhalten und ich habe gedankenverloren aus dem Fenster gesehen. Dann, ganz plötzlich, hat er mich angesprochen und gefragt, wie es mir geht und was die Schule so macht. Ich habe nett geantwortet und die Frage an ihn zurückgegeben. Einige Minuten haben wir nur über Belangloses geredet, dann kamen der Satz, mein Kein-Kommentar-denk-dir-selbst-was-aus-Lächeln und ein Schweigen, welches uns bis zu meiner Bushaltestelle fest im Griff gehabt hatte.
Weil mir in den darauffolgenden Wochen bewusst geworden ist, dass es mir nicht egal ist, was andere sagen und über mich denken, habe ich den Kontakt zu Patrick so gut es geht auf das Wesentliche begrenzt: Schule, schulische Gespräche und Lästern über Lehrer.
Er hat – leider – bemerkt, dass ich mich verändert hatte (wie dämlich von mir, anzunehmen, dass es unbemerkt bleiben könnte!) und mich ziemlich direkt darauf angesprochen. Ich bin ausgewichen und habe tapfer gelächelt. Wie immer eben.
Das letzte Gespräch zwischen Nil und mir fand an einem Dienstag in der 1. Pause statt. Ich erinnere mich noch so genau daran, weil ich gerade von den Physikräumen in die Aula wollte und er mir entgegen gekommen ist, und dass wir uns treffen, weil unser Stundenplan es zulässt, das passiert nur dienstags.
Er hat mich angesehen und ich habe „Hi“ gesagt. Er hat es nicht erwidert. Einige Augenblicke später hatte er mich eingeholt und an der Schulter festgehalten. „Hey, tut mir leid.“ Das waren seine Worte. Ich habe mit dem Kopf geschüttelt und meinte damit, dass es in Ordnung ist, aber er hat meine Schulter losgelassen und ist stehen geblieben. „Stimmt, Patrick.“
Ich habe wieder mit dem Kopf geschüttelt, weil ich so verdattert war und gar nichts anderes machen geschweige denn etwas sagen konnte, doch er stand da und hat mir nachgesehen wie ich vom Schülerstrom Richtung Aula getrieben worden bin. An diesem Tag habe ich mir geschworen, dass ich nichts mehr auf die Meinung anderer gebe. Ich weiß nicht, ob ich bis jetzt Erfolg mit dieser Masche habe, aber alleine sich einzureden, dass es so ist, ist eine Genugtuung.
Ich bin froh, dass Nil nach einiger Zeit das Wort ergreift: „Abgefahren, oder?“
Weil ich nicht weiß, was er meint, blicke ich ihn fragend an. Wie schon so oft fallen mir seine Sommersprossen auf, die unregelmäßig über seine Nase und auch ein bisschen über seine Wangen verteilt sind. Meine Mutter würde seine Haare als „erdbeerblond“ bezeichnen, und ich finde, dass trifft es ganz gut. Er ist in vielerlei Hinsicht das komplette Gegenteil von mir. Sein Aussehen ist etwas ungewöhnlicher als das der anderen in meinem Alter. Ich hingegen sehe wie der Durchschnittsbürger aus: olivbraune, glatte Haare, die mir bis über die Schultern gehen, zwei graue Augen und ziemlich blasse Haut. Zwei Ohren, die zwar nicht extrem Segelohrenmäßig aussehen, aber durchaus auch näher an meinem Kopf anliegen könnten. Außerdem noch eine kleine Stupsnase und recht schmale Lippen. So wie eben irgendwie jeder.
„Ich meine“, beginnt Nil, „Der Meteorit, diese Mauer, die Tatsache, dass Großberg in Trümmern liegt. Wir haben einen richtigen Grafen, einen „Rat der Obersten“ und Kampftruppen.“
„Kampftruppen?“, ich muss lachen, das klingt wirklich abgefahren.
„Na überleg doch mal, wenn wir wirklich kämpfen lernen, dann sind wir doch solche Truppen.“
Ich werde nachdenklich. „Glaubst du denn daran, dass wir kämpfen werden?“
Nil grübelt einige Sekunden, dann grinst er frech: „Natürlich.“
„Wieso?“, frage ich überrascht. Wie kann jemand nur so überzeugt von dem Ganzen sein? In einer stinknormalen Welt mit normalen Leuten, die ihren Jobs nachgehen und Familien haben. Die eine Doppelhaushälfte mit strahlend weißer Kiesauffahrt und Garage besitzen und außerdem einen saftig grünen Garten mit perfekt gestutztem Rasen ihr Eigen nennen. Genannt haben. Bevor die Welt unnormal wurde, und der Meteorit gekommen ist.
Nun, in einer solchen Welt ist alles möglich, da hat er eigentlich Recht.
„Ich weiß nicht. Also wirklich sicher bin ich mir nicht“, gibt Nil dann doch zu, „aber es ist so ein Gefühl, dass es so passieren könnte.“
Wir laufen noch eine Weile nebeneinander her, dann muss ich nach rechts abbiegen und er nach links.
„Schläfst du dort?“ Nil zeigt auf einen kleinen Kasten, der notdürftig aus größeren Trümmern zusammengebastelt ist, und aussieht, als würde er jeden Moment in sich zusammenbrechen.
„Ja. Die Nachbarn und ich sind derzeit dabei, lauter solche Hütten und ein paar Möbel zu errichten, in die wir vorerst einziehen können und mit denen wir unsere Häuschen schmücken können. Das Problem ist nur, dass wir wenig Materialen haben, um die Brocken sozusagen zusammenzukleben. Und wo schläfst du?“
„In den Trümmern unseres Hauses. Unseres ist noch nicht dran, mit dem Aufbau. Aber davor war ich in dieser Baracke namens ‚Krankenstation‘.“
„Euer Haus ist sicher auch bald dran“, sage ich ermutigend, „Wir haben sogar schon Tische aus Zaunlatten und alten Platten gebaut. Es ist wirklich erstaunlich, wie viel man findet, wenn man unter den Trümmern sucht.“
„Und was ist mit Toiletten oder Duschen?“
„Das erste willst du nicht wissen, beziehungsweise kannst du es dir vorstellen“, ich grinse, „Und duschen heißt bei uns eiskaltes Wasser mit Eimern oder Flaschen aus dem Fluss herschleppen und sich damit ein bisschen Waschen.“
„Wann habt ihr eigentlich diese Handys bekommen?“ Er meint die Dinger, die wir Piepser nennen, die aber wirklich Ähnlichkeiten mit Handys haben.
„Du hast viel verpasst, stimmt’s? Naja, die haben wir vor ein paar Tagen bekommen, aber ich muss gestehen, dass ich keine Ahnung habe, wo Adal die her hat.“
„Ich würde eher sagen, du hast viel verpasst. Hast du noch nie dahin geschaut, wo die Kirche und das Verwaltungsamt waren?“
Ich schüttle den Kopf. Was meint er?
„Das solltest du dringend tun. Dort steht noch fast alles zur Hälfte. Wahrscheinlich waren es irgendwelche Handys oder so aus dem Verwaltungsamt.“
„Woher weißt du das?“, frage ich irritiert.
„Weil die Krankenstation in der Kirche ist. Es ist eine Art Bettenlager. Dort funktioniert sogar noch die Heizung, lediglich die Decke ist undicht geworden. Hast du dich nie gefragt, wo der Graf sich aufhält?“
Ich hatte mich das wirklich noch nicht gefragt. Ich bin davon ausgegangen, dass er ebenfalls in einem Trümmerhaus wohnt, doch jetzt, wo Nil es sagt, gibt das alles einen Sinn. Adal war nie schmutzig oder hatte ungewaschene, dreckige Kleidung. Er sah stets ziemlich gepflegt aus. Es scheinen also am nördlichen Rand von Großberg wirklich noch Häuser zu stehen, die über Duschen verfügen.
Was wohl die anderen dazu sagen würden, wenn sie es wüssten?
Ich denke nicht, dass es jemand wie Timo oder Ilian weiß, denn im Grunde genommen wohnen alle Jugendlichen im südlichen Neubaugebiet und unsere Wege führen uns eher selten in den Norden.
„Naja, er ist ja der Bürgermeister.“
„Finja, was ist in den vergangenen Wochen passiert? Ich habe das Gefühl, in einer völlig fremden Gegend zu sein, unter völlig fremden Leuten.“ Nil ist ungewöhnlich ernst, als er das sagt, und ich frage mich, wie viele wirre Gedanken ihm wohl durch den Kopf gehen müssen.
Ich setze mich auf einen Brocken, dann erzähle ich ihm von den mysteriösen Botschaften, den Versammlungen und Adals Wahl zum Bürgermeister. Seine täglichen Aufgaben, die er uns gibt, wie zum Beispiel Gefäße für Wasser zu suchen oder zu bauen, Trümmerhütten zu errichten, gefundene Kleidung zu verteilen, Tische zu bauen, Holz für Lagerfeuer zu suchen, Nahrungsmittel zu verteilen und so weiter. Das alles ist möglich, weil der Meteorit im Grunde genommen nur die oberste Schicht zerstört hat, mit Häusern und Straßen, aber nicht mehr als das.
Dann die umfunktionierten Handys, die wir wahrscheinlich nur noch für eine sehr kurze Zeit haben werden, weil bei jedem von uns der Akku langsam nachlässt. Adal wird sich also schon um Alternativen kümmern.
„Es ist wirklich einiges geschehen“, Nil hustet und ich klopfe ihm auf den Rücken, „Aber“, beginnt er, als er sich wieder beruhigt hat, „bald wird alles so sein wie davor, da bin ich mir sicher. Dieser Schutzwall wird nicht ewig bestehen!“
„Wer weiß“, sage ich, weil ich darüber stutze, dass ich anscheinend die Einzige bin, deren Hoffnung langsam zu sterben scheint, dann stehe ich auf und sehe ihn an. „Mach‘s gut, Nil, wir sehen uns. Ich werde jetzt meinen Leuten beim Bauen der zweiten Hütte helfen.“
Nil nickt, dann drehe ich mich um und gehe zu meinen Nachbarn, die gerade dabei sind, große aber tragbare Brocken zu suchen, Füllmaterial zu mischen und das nächste Häuschen zu bauen.
Wenn ich so darüber nachdenke, dann finde ich es erstaunlich, wie gut sich ein isoliertes Dorf selbst helfen kann. Wir haben Bauarbeiter, Architekten und kreative Köpfe. Planer, einen Bauern und starke Männer. Wasser, Nahrung und wie ich gerade eben erfahren habe auch einen erfinderischen Grafen.
Texte: meins
Tag der Veröffentlichung: 23.01.2011
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
An alle, die manchmal ein kleines bisschen mehr wollen, von der Welt.