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One.

Wir fahren nach Westen. 

Wenn das nicht schon alles sagt, weiß ich auch nicht. Ich hatte nichts gegen das anonyme, verregnete New York mit seinem trägen Glamour und geschäftigen Buisness. Und jetzt - wie aus dem Nichts entscheidet sich meine Mutter sich von meinem Vater zu trennen und für irgendeinen Typen aus dem Internet in den sonnigen, unerträglich heißen Westen zu ziehen. Dabei kennt sie diesen Mann gar nicht! Zu diesem Thema meinte sie nur, sie hätte ihn auf einer "sicheren" Dating-website gefunden. Damit meint sie eine App, für die man Geld bezahlen muss. Absolut beruhigend. Und das alles nur wegen diesem Fluch.

Mit Recht dürft ihr euch jetzt wundern wie das alles zusammen hängt. Ich selbst habe erst die Hälfte von dem, was ich jetzt mein Leben nennen darf, verstanden. Bevor ihr auf irgendwelche obskuren Ideen kommt, kläre ich euch kurz über meine momentane Situation auf.

An dem 16. Geburtstag von mir, Abby, und meiner Zwillingsschwester Ginger ist es passiert. Wir stellten uns den Wecker für 23:55 Uhr, gratulierten uns um Mitternacht und versprachen uns, dass wir unser Leben interessanter gestalten werden. Und seit diesem Versprechen ist mein Leben ein reinstes Teenagfilm - Klischee geworden. An diesem Morgen sagten unsere Eltern uns dann, dass sie ihre 20-jährige Lebenspartnerschaft aufgeben wollen und uns aufteilen werden. Das war das erste Klischee. Ich meine welche seichte Liebesgeschichte fängt nicht mit einem Umzug und einer traumatischen Trennung der Eltern an??

 

Vielleicht fragt ihr euch, wie das genau aussehen soll mit den Klischees, wenn ich doch total darüber im Klaren bin. Das kann ich euch an folgendem Szenario gut erläutern: 

Ich sitze also vorne neben meiner Mutter auf dem Beifahrersitz und blättere gelangweilt in einer Zeitschrift, während leise Popmusik aus dem Radio dudelt. Ich weine nicht. Ich werde Ginger zwar gewaltig vermissen, aber in den modernen Zeiten ist es nicht mehr ein so großartiger Aufwand Kontakt über große Distanz zu halten. Ich bin nicht sauer. Auf wen sollte ich denn wütend sein? Auf meine Eltern, die sich unter dem Einfluss des Fluches trennen? Auf mich, weil ich mich habe verfluchen lassen? Das hat alles keinen Sinn und würde nur unnötige Energie verbrauchen. Die einzige Empfindung, die ich in diesem Moment letztendlich habe, ist Erschöpftheit, weil wir schon über 5 Stunden im Auto unterwegs sind. Auf einmal bricht meine Mutter unser Schweigen: "Ich verstehe nicht, wieso du unbeding die beleidigte Leberwurst spielen musst. Du kennst Tom noch nicht mal! Gib ihm doch eine Chance." Ich verkneife mir ein 'du doch auch nicht' und stimme ihr stattdessen zu.

" Ja, du hast Recht. Ich werde mir Mühe geben."

" Kein Grund laut zu werden, junge Lady!", schalt mich meine Mutter als Antwort. 

Für alles die es noch nicht erraten haben: ich habe in keinster Weise meine Stimme erhoben. Das ist lediglich das, was das Klischee von mir erwartet hätte. Meine gesamte Umgebung reagiert also nicht mehr auf mich sondern auf meine Teenie - Film Version. Was Schlimmeres kann sich die Hölle eigentlich nicht ausdenken.

 

Es läuft darauf hinaus, dass ich schon seit einer Woche an jedem vorbei rede und unheimlich frustriert bin. Die einzige, auf die dies nicht zutrifft, ist Ginger. Und fürs erste wird sie mehrere  hundert Meilen entfernt sein. Aber auch sie hat ein Kreuz zu tragen. Sie hat sich einen anderen Fluch eingefangen. Er ist nicht unbedingt besser als meiner. Tatsächlich würde ich ihn als schlimmer einstufen, aber über so was lässt sich streiten. 

"Vielleicht tröstet es dich ja, wenn ich dir sage, dass Tom erheblich besser verdient und uns ein viel besseres Leben bieten kann."

Dieses Statement tut einiges, aber trösten tut es mich nicht. Wir hatten ein tolles Leben in New York! Wir waren zwar nicht so reich wie manch anderer, aber wir mussten auch nicht jeden Penny umdrehen. Es hat sogar für Gesangsunterricht für mich und Tanzstunden für Ginger gereicht. Was für ein besseres Leben kann ich mir denn wünschen?

" Wenn du das sagst", erwidere ich müde.

" Solche Wörter will ich nicht von dir hören, Abby! Ich weiß, dass das alles ziemlich schnell ging, aber ich will, dass du dich heute von deiner besten Seite zeigst."

Ich weiß gar nicht wieso ich mir überhaupt noch die Mühe mache zu antworten, wenn es doch so oder so auf das Gleiche herauskommt. Das Klischee fordert einen pubertären Teenager, also wird meiner Mutter vorgegaukelt, dass ich sie anschreien und mit Beleidigungen um mich schmeiße.

 

So langsam wird mir von dem Lesen in der Zeitschrift übel. Seufzend werde ich das Heft auf die Rückbank. Anscheinend nimmt meine Mutter das als Signal auf mit mir Smalltalk führen zu können. Aber in letzter Zeit habe ich nicht so viel Schlaf gefunden und der rasch Umzug kam auch noch dazu... Ich hole also meine Kopfhörer aus meiner Handtasche und versuche zu schlafen, während ich mich von der Musik berieseln lasse. Vielleicht hat Mama irgendwann gestoppt auf einen tauben Beifahrer einzureden. Vielleicht auch nicht. Ich habe es jedenfalls nicht mehr mitbekommen.

 

Ich wache auf als ich merke, dass das Auto langsamer fährt. Ich öffne die Augen und sehe, dass wir nicht mehr auf dem Highway sind. Rechts und Links sind Häuser mit hübschen Vorgärten. Ein Anwesen ist größer als das nächste. Wenn dieser ominöse Tom hier in der Gegend wohnt, hat Mama nicht übertrieben. In diesen Villen könnten 15 New Yorker wohnen! 

"Wir sind gleich da, mein kleiner Spatz!"

Durch das vertraute Kosewort fühlt es sich fast echt an. So als würden wir hier nur Urlaub machen und nach ein, zwei Wochen fahren wir wieder zu Ginger und Papa und nichts hat sich verändert. Aber wer kann schon sagen, wie lange der Fluch noch anhalten wird? Vielleicht sind es ja nur drei Wochen. Vielleicht ist auch schon morgen wieder alles beim Alten. 

 

Während ich so in Gedanken war, ist meine Mutter schon in eine Einfahrt eingebogen und hält vor der Garage das Auto an. Nach 6 Stunden Autofahrt mit lediglich zwei kürzen Pinkelpausen, kann ich nur daran denken endlich aus meinem Blechgefängnis rauszukommen und die Beine ausstrecken zu können. Hastig krabbel ich aus dem Auto und fange an meine angespannten Muskeln zu dehnen. Noch war mir nicht klar, dass das zweite Klischee schon auf mich wartete.

Two.

 Erst nachdem sämtliche Gelenke geknackst und Muskeln massiert wurden, konnte ich meiner Umgebung Aufmerksamkeit schenken. Aber was für eine Umgebung! Wir standen vor der Garage und sahen direkt auf den netten Vorgarten. Eine schlichte Rasenfläche, die am Ende zur Straße hin von Blumenbeeten eingegrenzt war. Von zwei Seiten liefen gepflasterte Wege zur Haustür. Zu einer weißen Doppeltür. Das Gebäude an sich war gar nicht so außerordentlich. Das einzige was auffiel war ein kleiner Turm auf der rechten Seite, der allerdings ziemlich klein war. Deswegen werde ich auch weiterhin von einem Haus reden und nicht von einem Schloss. Trotzdem war ich anfangs überwältigt von der Größe und der schlichten Eleganz. Die Außenseite war ganz in Weiß gehalten. Das höchste der Gefühle waren die roten Ziegelsteine auf dem Dach. 

Aber meine Mutter ließ sich nicht so viel Zeit mit der Betrachtung. Sie Schritt schon eiligst den Weg zur Tür hinauf und hatte schon längst geklingelt, als ich schließlich aufgeholt hatte. 

Wir drehten einige Zeit Däumchen und warteten auf eine Antwort aus dem Haus. Als sich die Tür dann endlich öffnete stand kein Butler oder Hausmädchen dahinter. Immerhin, denn das hätte ich vermutlich nicht mehr ertragen. 

Uns begrüßte ein Mann mit glänzenden Schuhen und perfekt sitzenden Haaren. Das waren die Aspekte, die mir sofort ins Auge fielen. Danach schenkte ich seiner maßgeschneiderten Hose und seinem Pullunder Aufmerksamkeit. Außerdem hatte er manikürte Finger und ein warmes Lächeln (trotz der irritierenden weißen Zähne).

"Tom?!", presste Mama atemlos heraus.

Der arme Mann hatte kaum Zeit mit dem Kopf zu nicken, als ihm meine Mutter auch schon um den Hals fiel.

Ungeniert sah ich den beiden Turteltäubchen bei der Begrüßung zu. Ich fragte mich, ob Mama gerade Papa betrog und ob ihr das bewusst war. Andererseits lag es schon eine ganze Weile zurück, dass ich Mama so aufgeregt erlebt hatte. Sollte ich ihr das Glück nicht solange gönnen bis ich es schaffte den Fluch aufzuheben? Oder wäre es besser sie davon abzuhalten, damit sie im Nachhiein kein schlechtes Gewissen haben muss? 

Aber selbst meine stoische Seite hat seine Grenzen und irgendwann wurde es selbst mir zu eklig. Ich drehte mich einfach um und betrachtete eingehender den Garten. Der Rasen war groß und durchgehend grün. Wahrscheinlich weil hier dreimal täglich gesprengt wurde. Die Blumenbeete waren voll mit Rosen, Tulpen, Magueriten und Lilien. Es sah nett aus. Nett und ordentlich. Man hatte irgendwie das Gefühl, dass keine Leidenschaft damit verbunden ist. 

"Du musst dann Abby sein." 

Aha, die beiden waren sich anscheinend wieder dessen bewusst, dass sie nicht allein sind. Ich wendete mich Tom zu und streckte meine Hand aus.

"Ja, das bin ich. Und sie sind Tom."

"Kein Grund so schüchtern zu sein, wir sind doch jetzt Familie!", erwiderte Tom und zog mich in eine Bärenumarmung. Bis dahin war mir gar nicht aufgefallen wie groß dieser Mann war!! Er erinnerte mich auf einmal an einen Hünen. Mit einem Bart könnte man ihn auch mit einem Wikinger verwechseln.

"Danke sehr nett von Ihnen", brachte ich gequetscht aus der Umarmung zustande. 

Als ich nach einer gefühlten Ewigkeit aus der Umarmung entlassen wurde, sah mich meine Mutter besorgt an. Innerlich rollte ich mit den Augen. Was hat mein Klischee-Ich wohl diesesmal angestellt? 

"Abby, willst du schonmal dein Gepäck holen und dir dein Zimmer anschauen?" Dem Tonfall und dem Todesblick nach zu urteilen war das keine Bitte gewesen. 

Resigniert zuckte ich mit den Schultern. 

"Damit kann ihr doch Sam helfen, dann können die beiden sich auch besser kennen lernen."

Verdutzt sah ich Tom an. Wow, neue Info. Wir sind nicht drei, sondern mindestens zu viert! Wer war Sam??? Eine Haushaltshilfe, der fehlende Butler? Seine Mutter oder sein Vater? Sein Sohn oder seine Tochter? Sam konnte gefühlt jeder sein!!

"Sam?", hakte ich nochmal nach. 

"Ja, mein Sohn. Er müsste hinten im Garten sein."

Eigentlich hätte ich es wissen müssen. Zu dem Klischee netter, sympathischer, reicher, neuer Stiefvater passt doch ein Stiefbruder, über den bis jetzt kein Wort verloren wurde. 

"Abby!", keucht meine Mutter plötzlich auf. 

Dramatisch legt sie eine Hand über ihr Herz, als wolle sie es davon abhalten zu zerbrechen. Ihre Augen schauen mich verletzt an und füllen sich mit Tränen.

"Mama? Alles in Ordnung?", frage ich verängstigt. 

Beruhigend legt Tom einen Arm um sie und streichelt ihr zärtlich über die Schulter.

"Keine Sorge, Maria. Das ist alles ziemlich viel Veränderung für sie. Gib ihr Zeit alles zu verarbeiten."

Verständnisvoll ist er auch noch! Er scheint wirklich wie der perfekte Stiefvater. 

"Zum Garten einfach den Flur entlang durch die Tür. Dann durch das Esszimmer zum Wohnzimmer und dann durch eine der Schiebetüren." 

Ich bin erleichtert eine Ausrede zu haben, um nicht mitansehen zu müssen wie meine Mutter in Tränen ausbricht. Ich schleiche mich ohne ein weiteres Wort an den beiden vorbei und betrete das Haus. 

Wieso habe ich ein schlechtes Gewissen für etwas, dass ich überhaupt nicht getan habe!! 

Mein einziger Trost ist die Hoffnung, dass mein neuer Stiefbruder genauso perfekt ist wie Tom. Dann könnte ich mir vorstellen, dass ich es eine Zeit lang hier aushalten werde.

Three.

 Ich trete als erstes in die Eingangshalle. Schon allein dieser Satz trieft nur so vor Dekadenz. Eine Eingangshalle! In unserem Apartment in New York war man direkt im Wohnzimmer, wenn man rein kam. Im Flur hängen ein paar Gemälde, die mich an das Wartezimmer meines alten Zahnarztes erinnern. Rechts und Links gehen ein paar Türen ab, aber ich traue mich nicht sie zu öffnen. Bei mir ist noch nicht so wirklich angekommen, dass ich von nun an hier wohnen werde. Die letzte Tür ist jedoch geöffnet und allem Anschein nach führt sie in ein Wohnzimmer. Alles an diesem Haus sieht zu perfekt aus. Alles hat einen vorgeschriebenen Platz zu haben. Das heißt hier liegen keine Zeitschriften oder Bücher rum und es gibt keine Schalen, wo sich Knöpfe, Stifte und Haargummis ansammeln. Es wirkt generell unbewohnt. Das nächste Zimmer ist nochmal ein Wohnzimmer. Nur diesesmal ohne großen Tisch, der den Raum dominiert. Außerdem ist die eine Wand komplett verglast und lässt vie Sonne hinein. Sofort wirkt es nicht mehr unbewohnbar, sondern wie aus einer IKEA Werbung. 

Nach dieser kleinen Wanderung habe ich endlich den Garten gefunden. Der Garten ist nochmal größer als der vorne und hat einen Pool. Ich wiederhole. Er hat einen Pool!! Ansonsten wieder viel Rasenfläche und am Zaun entlang eine Reihe an Blumenbeeten. Nachdem ich aufhöre den Pool sehnsüchtig anzuschauen, sehe ich auch noch den alten Kirschbaum, der zu dieser Zeit in voller Blüte steht. Das Bild, das sich mit bietet, ist atemberaubend schön. Ich wünschte mir lediglich, das alles mit Ginger teilen zu können. 

Erst jetzt fällt mir wieder ein weshalb ich überhaupt in den Garten gekommen bin. Wo ist Sam? 

"Hallo??", rufe ich unsicher. 

Auf einmal öffnet sich in der hintersten Ecke die Tür von dem Poolhäuschen, das ich bis dahin gar nicht wahrgenommen hatte. Eine Gestalt tritt heraus, aber ich kann nur die grobe Statur ausmachen und feststellen, dass die Person eine Badehose trägt. Ich warte darauf, dass ich von (wahrscheinlich) Sam bemerkt werde. Doch er schreitet selbstsicher zum Pool und bevor ich was sagen kann, springt er elegant ins Wasser. 

Verunsichert schaue ich zurück zum Haus. Vielleicht sollte ich meine Sachen alleine hoch tragen und Tom fragen, ob er mir eine Hausführung geben kann. Aber dann reiße ich mich zusammen. Das wäre doch lächerlich, wenn ich jetzt umsonst hierher gekommen wäre.

"Hallo!!", wiederhole ich, diesesmal hoffentlich mit mehr Sicherheit in der Stimme. 

Die verschwommene Gestalt, die angefangen hat seine Runden zu kraulen und das nebenbei bemerkt in einem Affenzahn, stoppt abrupt und blickt zum ersten mal hoch zu der Terrasse. Gemächlich schwimmt Sam zum Beckenrand und ich gehe die kleine Treppe hinab zum Schwimmbecken. 

Gerade will ich mich zuvorkommend vorstellen, als es mir den Atem verschlägt... 

Ich habe keinen Stiefbruder. Ich habe einen StiefGOTT! Seine kurzen, schwarze Haare kleben ihm teilweise an der Stirn und lassen mein Herz schneller schlagen. Seine strahlend blauen Augen fixieren mich eindringlich und lassen meine Beine zu Wackelpudding werden. Sein gut gebräunter Oberkörper glänzt nass und lässt mich schlucken. DAS war also Sam!

Barfuss geht er übers Gras und kommt auf mich zu. Das einzige was mich wundert ist die fehlende Zeitlupe. Kurz vor mir bleibt er stehe und ich muss meinen Nacken anstrengen, damit ich ihm ins Gesicht sehen kann. Die Größe hat er also von seinem Papa geerbt. 

"Hi, ich bin Sam. Du musst Abby sein." Seine Stimme klingt tief und voll. 

"Hi, Ich... ähh... was...", stammel ich los. 

Auf einmal lacht er aus heiterem Himmel los. Und er hat mich so aus der Bahn geworfen, dass ich hirnrissigerweise einfach mit mache.

"Das Kätzchen fährt also seine Krallen aus."

Warte mal. Kätzchen? Krallen? Was soll ich seiner Meinung nach gesagt haben?

"Wie bitte?" 

Er tritt einen Schritt nach hinten und inspiziert mich eingehend. Dann beschreibt er einen Kreis um mich und kommt vor mir wieder zu stehen.

"Netter Vorbau, aber zu wenig Arsch für meinen Geschmack."

Es war als hätte jemand eine Seifenblase zerplatzen lassen. War ja klar. Es durfte ja kein verdammt gut aussehender Stiefbruder sein mit Intellekt, Niveau und einem ausgeprägten Beschützerinstinkt. Nein, es musste ein sexistischer Macho und möchtegern Bad Boy sein. Enttäuschung machte sich in mir breit. 

"Du kannst mir nicht zufällig mit meinen Sachen helfen? Ich würde gerne schon  ein paar Dinge in mein neues Zimmer räumen." 

Überraschenderweise antwortete er sogar auf die tatsächliche Frage.

"Klar, Prinzessin!"

Ich verdrehte die Augen. Soll er mich doch so nennen, wenn es ihm dann besser ging. 

Four.

 Schweigend folgte ich dem Stiefgott durch ein Labyrinth an Zimmern zurück zum Auto. Unhöflichlerweise ignorierte er meine Mutter und steuerte direkt auf unser Auto zu. Tom und Ma hatten gerade noch ein ernstes Gespräch geführt, das erahnte ich wegen der gedämmten Lautstärke. Jedoch beendeten sie rasch das Gespräch als Sam und ich durch die Tür traten. Es hätte mich allerdings brennend interessiert über was die beiden geredet haben. 

"Welcher davon gehört dir, Prinzessin?", rief Sam zu mir rüber während er sich über unseren Kofferraum beugte. 

"Der rote und der kleine, schwarze Koffer ist mir."

Ohne Mühe schultert er den roten Koffer und nimmt den anderen Koffer in seine freie Hand. Noch bevor ich ganz am Auto angekommen bin, hat er sich schon umgedreht und marschiert wieder Richtung Haus. Etwas überfordert bleibe ich einfach auf der Einfahrzt stehen und glotze ihn an. Als er an mir vorbeigeht, zwinkert er mir zu und mein Atem setzt kurz aus. Wieso reagiere ich so extrem auf ihn? Bis jetzt waren Jungs für mich nie ein großes Thema gewesen. Klar war ich schon ein paar mal verliebt gewesen und ich hatte auch schon einen Freund. Aber im Gegensatz zu dem, was Sam durch ein Zwinkern in mir auslösen kann, waren die Jungs in New York nur genau das. Jungs. Aber genau das ließ mich daran zweifeln, ob das tatsächlich meine eigenen Gefühle sind oder vielleicht doch nur der Fluch.

"Soll ich dir dein Zimmer zeigen oder nicht?" 

Während ich wie betäubt da stand, war Sam schon im Haus verschwunden und ich beeilte mich ihn aufzuholen, damit ich mir nicht alleine den Weg zu meinem Zimmer suchen musste.

Ich fand es jedoch etwas verdächtig, dass Sam nicht gerügt wurde, dafür, dass er meine Mutter so unhöflich ignoriert hatte. Tom hatte lediglich seinen Arm um Ma gelegt und sie beide starrten auf den Vorgarten. Man könnte fast meinen sie seien seir 30 Jahren verheiratet.

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Tag der Veröffentlichung: 23.05.2018

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