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Sommer…

Die ersten Sonnenstrahlen fallen auf die Erde.

Nach einem harten und langem Winter erwacht alles zum Leben.
Die ersten Knospen öffnen sich und fangen an zu blühen. Sie tauchen die Welt in die verschiedensten Farben, als wäre sie in einen Farbtopf gefallen… Flieder, gelb, orange, rosa, pink, lila, weiß, bunt…

Die Welt duftet wie ein ewig anhaltendes Parfüm… Die Vögel sind alle aus ihrem Winterquartier zurück und erfreuen die Ohren mit ihrem Gesang…

Die Menschen werden fröhlicher, ihr Gemüt erhellt sich. Die ersten kurzen Hosen sind zu sehen, die neusten Sommerkleider werden getragen. Tops, T-Shirt, kurzärmelige Hemden, Röcke, Capris, Hot Pants.

Jeder freut sich auf diese Zeit, in der man Kraft tanken kann.

Aber freut sich wirklich jeder

?


Ich nicht!

Und Menschen, die so sind wie ich, ebenso wenig…

Für mich ist es eine Qual!

Für andere ist es die Zeit des Zusammenseins in der Natur und das Leben draußen zu gestalten.

Für mich ist es die Zeit der Einsamkeit und des Versteckens an einem Ort, den keiner kennt.

Denn ich sehe anders aus! Im Winter nicht, da sehe ich aus wie jeder andere auch, aber nicht im Sommer!

Meine Narben sind „schuld“ daran…

Jeder kennt mich hier...

Abwertende und verständnislose, ja sogar schämende Blicke brennen sich auf meine Haut.
Fragen werden gestellt, die ich nicht mit Wahrheit beantworten kann, ich lüge stattdessen:
Ich hatte einen Unfall oder dergleichen.


Es sind 30 Grad.

Ich trage eine Jacke.

So sieht niemand mein „Geheimnis“.



Diese Jacke ist wie ein Gefängnis

!




Wie eine Zwangsjacke,
aus die ich mich unter Menschen nicht befreien kann.


Wenn ich es nicht mehr aushalte,
dann gehe ich irgendwohin,
wo auch ich den Sommer genießen kann –




alleine!




Ich sitze am Fluss,
in einer kleinen versteckten Ecke,
zu der niemand kommt,
weil ein Vorsprung über ihr liegt,
die den Weg nach unten abschüssig und gefährlich aussehen lässt.

So sieht mich auch niemand.

Dort sitze ich dann mit einem Stift und ein paar Blättern Papier, Zigaretten und etwas zu trinken.


Frei.
Ohne Jacke.




Die Sonnenstrahlen kitzeln meine Haut.

Die Wärme tut meiner Seele so gut, so dass ich mir wünsche, dass dieser Moment niemals endet!


Ich schließe die Augen und träume.


Meine Gedanken schweifen zurück in die Vergangenheit.

An den Ort,
an dem ich meinen schönsten Sommer erlebte.

An diesem Ort war ich frei, ich konnte die Sonne genießen.

Dort wurde ich nicht verurteilt für meine „Körperzeichnungen“, jeder respektierte jeden und es gehörte dort zum Leben dazu.

Ich brauchte mich nicht zu verstecken,
keine abwertenden, verständnislosen Blicke.

Keine Fragen, keine Angst, keine Lügen.

Einen Sommer lang war ich ein ganz normales Mädel!
Was den Sommer genießt…
Was im Schwimmbad war...
Was auf der Wiese lag...
Was in der Eisdiele ihr Eis genoss...
Was noch nie so viel gelacht hat...




Meine Haut brennt.

Ich bin wieder in der Gegenwart.
Am Fluss.
In der einsamen Ecke, wo mich keiner sieht.

Einen Sonnenbrand bekomme ich.

Aber ich bin ihm nicht böse:


So habe ich das nächste Mal,

in „Gefangenschaft“,

wieder einen Grund,

eine Jacke tragen zu können.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 06.07.2010

Alle Rechte vorbehalten

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