Ein Film aus Kindertagen…
Ein Film, den ich abgöttisch liebte!
Wie oft ich mir diesen Film angesehen habe, kann ich gar nicht mehr sagen.
Wie sehr wünschte ich mir auch eine
„Mary Poppins“
,
die in unserer Familie mal etwas Liebe, Lob, Spaß und Ordnung reinbringen würde.
Warum gibt es diese Frau nicht in Wirklichkeit?
Ich hatte solche Sehnsucht nach dieser Frau…
Ich erschuf mir meine eigene
Traumwelt
.
Eine Welt, in der ich geliebt wurde, in der ich Wärme und Geborgenheit bekam, und auch Schutz.
Auch wenn ich die Gefühle in Wirklichkeit nie bekam, so stelle ich es mir einfach vor,
wie sich das anfühlen könnte
.
Und jede Nacht betete ich.
„Lieber Gott,
bitte schick mir doch auch so einen Engel…
Solch einen Engel,
der mich beschützt,
mir Geschichten erzählt,
der mir zuhört,
der mit mir spielt und durch die Natur spazieren geht.
Der mit mir zusammen eine Phantasie-Welt baut,
mich zum Lachen bringt,
mich in den Arm nimmt, wenn ich traurig bin,
der mir Liebe schenkt.
Bitte, schick mir doch so einen Engel!“
Manchmal wünschte ich mir,
einfach aus meinem Traum nicht mehr aufzuwachen….
Ich wünschte mir,
adoptiert zu sein,
dass irgendwo draußen meine wirkliche Mama ist,
die mich lieb hat und gut zu mir ist.
„Du,
meine Mama da draußen,
bitte hol mich doch von hier weg!“
Ich fühlte mich in dieser Familie nicht dazugehörig;
Ich war anders!
Ich musste anders sein, sonst würden sie mich nicht so schlecht und lieblos behandeln.
Oft stand ich mit Tränen in den kleinen runden Kinderaugen an meinem Fenster und blickte in die Tiefe.
Ich fragte mich, ob ich nicht springen solle,
dann wäre alles vorbei…
Wenn die Schule aus war, ging ich immer langsam Richtung mein Zimmer (weil dieses Heim mein zu Hause zu nennen, wäre Ironie pur).
Ich wollte nie dorthin, weil ab da, fing meine persönliche Hölle an, auch aus der Grundschule kam ich oft viel zu spät.
Natürlich war dann Streß pur als ich doch irgendwann ankam… aber gesucht haben sie mich nie… und jedes Mal, wenn ich die Haustür wieder aufschloss, bereute ich es, zurückgekommen zu sein.
Ich ärgerte mich jedes Mal!
Meist verzog ich mich direkt in mein Zimmer, in meine Traumwelt, wo ich geliebt wurde.
Denn viel mehr als diese Welt hatte ich nicht…
Freunde nicht auch wirklich, weil ich nie weg durfte und es durft auch äußerst selten mal jemand zu mir kommen, und wenn, dann war es für mich meist sehr peinlich… also erfand ich immer neue Ausreden, warum ich nachmittags keine Zeit hatte.
Ich war so traurig und einsam…… Meine Freunde hab ich immer beneidet… Ich habe so etwas immer vermisst…. Wenn sie mal bei mir sein durften, dann gab es oft Schreierei, so dass ich mich schämen musste… denn recht waren meiner Mutter meine Freunde nie… es gab immer was dran auszusetzen… Und das zieht sich bis heute so durch…
Aber Schreiereien waren bei uns an der Tagesordnung- besonders abends, wenn mein Vater von der Arbeit kam..
Meine Eltern schrieen sich meist im Flur an und ich stand in der Küche und hörte alles mit..
Sie redeten über Trennung und Scheidung, und gingen schreiend auseinander…
Mein Vater mit der Drohung, er käme nie wieder, ging in die Kneipe, wie so oft…
Ich weinte, und wollte ihn aufhalten, aber er schrie mich an, ich solle zurückgehen und mich nicht so anstellen…
Ich ging unter Tränen zurück, doch meine Mutter hatte keine warmen Worte für mich, nur, ich sei schuld, wenn sie sich trennten, sie schickte mich in mein Zimmer, wo ich bitterlich weinte und nur weg wollte…
Einfach weg…
In die Arme einer liebevollen Familie…
Tagsüber musste ich für meine Mutter da sein, mit ihr einkaufen gehen, wo es auch nicht selten vorkam, dass sie mich im Geschäft stehen ließ, und ich den Rest machen musste…
Um meinen Bruder musste ich mich auch kümmern, er ist drei Jahre jünger wie ich.
Er hatte Narrenfreiheit, er durfte alles und bekam alles…
Nicht nur materielle Dinge, nein, es geht mir um die Gefühle, die er bekam.
Was hatte ich Kind nur angestellt,
dass mir das verwährt blieb…
Was hab ich getan??
In unserer Familie zählte immer nur Leistung, Leistung, Leistung!
Wenn du etwas gut gemacht hast, dann bekamst du auch was dafür…
Doch so sehr ich mich auch immer anstrengte, ich war nie gut genug.. nie…
Nach außen hin musste immer alles glänzen und die Fassade der Familie aufrecht erhalten bleiben… Friede, Freude, Eierkuchen…
Mein Selbstvertrauen war nie da gewesen… es hatte gar keine Chance zu wachsen…
Oft wurde ich in der Öffentlichkeit zusätzlich noch runter gemacht und bloß gestellt, wodurch ich noch ruhiger und ängstlicher wurde…
Ich war eine kleine graue Maus…
ohne eigene offene Meinung…
ohne Selbstvertrauen…
ohne Liebe…
ohne Hilfe…
In dieser Zeit so mit 8 Jahren fing ich an mein Zimmer immer mehr zu lieben:
Es war am Ende der Wohnung,
das letzte Zimmer,
abgeschnitten von dieser Familie,
die nicht meine war.
Dort war meine Traumwelt….
Da konnte mir nichts passieren…
Da durfte ich Kind sein!
Denn da war meine Mary Poppins!!!
Zuhause ist nicht da,
wo man wohnt,
sondern dort,
wo man verstanden und geliebt wird!
Tag der Veröffentlichung: 02.11.2009
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