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Das Leben als Borderliner




Ich balanciere wie ein Akrobat auf dem Seil.

Auf der Grenze zwischen Leben und Tod-

mal verliere ich das Gleichgewicht,

fange mich aber immer wieder und balanciere weiter.

Manche bis ans Lebensende....

Einige fallen auf die Seite des Lebens hinunter…
Andere auf die Seite des Todes…


Wohin man fällt,
entscheiden oft nur Sekunden oder Millimeter…




Borderline zu haben,
ist nicht nur eine Diagnose, nein, es ist mein Leben.

Ich muss viel lernen…

Vor allem lernen, mich selbst zu akzeptieren,
so wie ich bin und dass ich alles schaffen kann,was ich mir erträume.

Lernen, mich nicht selbst zu zerstören.

Lernen, Nähe zu zulassen.

Lernen, mich selbst zu kontrollieren.

Lernen, mich selbst zu lieben.

Lernen, dass es außer schwarz und weiß auch noch grau gibt, und nicht nur entweder -oder


Ich bin wie ein Junkie auf der Straße.

Überall,
egal wo ich bin,
habe ich mein „Werkzeug“ dabei,
um mir jederzeit einen Schnitt zu setzen,
wenn ich das Leben nicht mehr ertrage.

Wie der Junkie,
der überall sein Fix-Werkzeug dabei hat,
um sich jederzeit einen Schuss zu setzen,
wenn er das Leben nicht mehr erträgt.

Und bei jedem Mal…

Weiß keiner,
ob es nicht das letzte Mal ist.




„Ich brauch ein Ventil…

In mir brodelt es…
Ich verspüre Druck…

Mein Herz klopft schneller…
In meinem Kopf fährt ein Karussell…
Ich halt es grad schwer aus…

Ich bin traurig und enttäuscht… so sehr verletzt…

Mein Herz krampft sich zusammen…

Es will schreien…
Schreien nach Hilfe…
Doch es wird nicht gehört…

Ich brauch ein Ventil…

Ich steh so unter Strom!
Ich halt es nicht mehr aus!!“


Meine Gefühls- und Gedankenwelt ist wie eine Achterbahn-
rauf und runter…

Runter geht’s immer rasant und zügig, ohne Sekunden des Nachdenkens.
In dieser Phase bin ich oft impulsiv, und verletze oft die, die ich liebe und brauche, die es gut mit mir meinen, und mich lieben..

Rauf geht’s langsam, und so habe ich Zeit, über das, was ich sagte, nachzudenken.
Doch es ist zu spät, ich kann nicht zurück.

Manchmal kommen auch Loopings dazu.
Alles dreht sich, und ich weiß nicht mehr,
wo oben und unten, rechts und links ist-
ich bin dann mit mir selbst überfordert und falle in ein Loch ohne Boden.




Meist heißt das den Skills-Koffer auspacken,
wenn man noch in der Lage ist.

Gefüllt mit Dingen, die einem helfen sollen,
in Krisen nicht zu tief zu fallen,
um sich selbst abzulenken,
die Aggressionen nicht an sich selbst auszulassen.

Sonst heißt es:
den

„besten Freund“



auspacken…..

Um sich zurückzuorientieren...

Um sich selbst zu bestrafen...

Um sich selbst wieder zu spüren...

Das Gefühl der Leere nicht mehr zu empfinden...


„Meine Gedanken kreisen nur noch um eins....

Ich schaff es nicht mehr durchzuhalten...

Der Druck ist so groß... zu groß...

Mein Herz ist schwer
und meine Herzschläge werden immer stärker und schneller,
und doch fühlen sie sich dumpf an...

Heute ist wieder ein Tag,
an dem es geschieht...

Ich halt es nicht mehr aus..
Ich schaff es nicht mehr..

Mein Wille ist wieder einmal gebrochen....“




Wenn ich Vertrauen schenke,
dann ist es ein besonderes Geschenk,
weil ich sehr misstrauisch bin,
aus Angst,
verletzt,
enttäuscht,
verlassen zu werden.


„Vertrauen von mir zu bekommen, ist schwer…

Denn es ist der Schlüssel zu meinem Inneren-
zu meinem Herzen und zu meiner Seele…

Hast du diesen Schlüssel einmal von mir bekommen, dann halte ich dich für würdig!

Dann bist du jemand ganz besonderes für mich!

Aber missbrauche ihn nicht!

Denn wenn du es tust,
missbrauchst du meine Seele und mein Herz…

Du fügst mir unendliche Schmerzen zu,
die ich nicht ertragen kann…

Du tötest mich!




Aber es gibt auch positive Aspekte:

Ich sehe die Welt oftmals mit anderen Augen,
nehme die Welt anders wahr.

Ich bin sensibel, und fühle und spüre anders, intensiver.

Ich bin kreativer als andere.
Ich habe eine grenzenlose Phantasie.

Ich bin spontan und genieße die Momente sehr intensiv, und sauge alles um mich herum auf, wie ein Schwamm.

Besonders dann, wenn ich schöne Dinge erlebe und in ihnen aufgehe, weil die Menschen mir gut tun.

Dann fühle ich mich mal "gesund", so wie die anderen.
Wenn ich Nähe und Liebe dann annehmen und genießen kann, ist das für mich das größte Geschenk!

Und von solchen Momenten versuche ich zu zehren!!!


Eins möchte ich an dieser Stelle noch klarstellen:

EMO`s sind selten auch Borderliner.
Ein Emo zu sein, ist ein Ausdruck der Lebensart.
Ein Borderliner ist ein psychisch instabiler Mensch.
Es darf nicht in dieselbe Schublade gesteckt werden!

Und:

Borderline ist nicht immer gleich Ritzen!
SVV ist nicht gleich Suizidversuch!

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 21.10.2009

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