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Freitag der 23.8.2011 nach dem Stimmenergebnis

Ich kann es noch gar nicht fassen!
Es ist alles wie im Traum, nur das ich mich schon mehrmals gekniffen habe und nicht aufgewacht bin. Ich grinse wie ein Honigkuchenpferd und selbst jetzt noch spüre ich eine Glückswelle in mir.
Ich wusste nicht das es so toll ist als Schülersprecherin Gewählt zu werden.
Mein Herz klopfte wie verrückt, als Nelly, Jessie und ich die Treppen runter in die Aula gingen (unsere Aula ist riesig und hat an der Decke schöne Verschnörkelungen und einen riesigen Kronleuchter der, macht man ihn erst mal an, die ganze Aula hell erleuchtet). Freu Steini rief mich und die anderen Teilnehmer auf die Bühne wo wir uns auf Stühle setzten.
Neben mir saß Milla, ich glaube sie war es die über eine Naturfreundlichere Schule geredet hatte. Daneben Sussi mit den langen, schönen Haaren und dann kam Joanna die mit dem besten Jahresdurchschnitt ihres Jahrgangs.
Wenn ich mich so neben diesen Super Mädchen vergleiche kommt mir die Frage warum sie mich als Schulsprecherin qualifiziert haben.
Nachdem Frau Steini uns zu unseren Plätzen gelotet hatte ging sie nach vorne und sprach in das Mikrofon: „Hallo alle zusammen,“ fing sie ihre Rede an. „Heute wird verkündet wer Schülersprecherin dieses Jahres wird und somit unsere Schule vertritt.“ Frau Steini holte einmal tief Luft um dann zusagen: „Die diesjährige Schulsprecherin ist“, alles schwieg und niemand redete ein Wort, ja man könnte sogar vermuten das niemand auch nur ein - oder ausatmete. „ Alice Anyson“
Ein Applaus ging durch die Menge und ich sprang von meinem Sitz auf während ich ein Gefühl hatte als würde ich den ersten Platz bei den Olympischen Spielen machen. Meine Füße trugen mich von ganz alleine nach vorne und Frau Steini schüttelte mir die Hand.
Als ich runter zu meinen Freunden ging vielen sie mir alle um den Hals und lächelten mich fröhlich an. Zusammen gingen wir in unser Gemeinschaftsraum (es gab immer pro Jahrgang ein Zimmer mit Fernsehen, Sofas und einer eigenen Küche beide Räume wurden mit einen Schmalen Türbogen verbunden).
Ein paar Mädchen holten Cola, Sprite und Chips aus dem Kühlschrank, die wir auf den Wohnzimmertisch legten. Ich platzierte mich in der Mitte des Sofas, Nelly und Jessie neben mir. „Ich hab für dich gestimmt, was für Aktivitäten wirst du denn anbieten?“ Fragte mich ein Mädchen dessen Name ich nicht genau wusste. „Äh... Erst mal dachte ich ist Tanz, Fuss-, Basketball und irgendetwas akrobatisches vielleicht ganz gut.“ Fragend schaute ich in die Runde. „Wie Ware es noch mit Fechten?“ „oder Karate“ Strömten weitere Vorschläge in den gemütlichen Kreis den wir gebildet hatten. Mit Nicken und Vereinigungen (manche wollten doch tatsächlich Aerobic als Kurs haben) überwältigte ich also die vielen Fragen an die neue Schulsprecherin, nämlich an mich.
Morgen ist Wochenende und ich werde nach Hause fahren, meinen Elter und meinem Bruder erzählen das ich Schülersprecherin geworden bin und zugucken wie ihnen die Augen aus dem Kopf fallen, darauf lässt es sich freuen.
Jessie und ich haben uns verabredet um shoppen zugehen, eigentlich hasse ich es
durch die Einkaufsstraßen von New Maya (es gibt zwar viele Läden aber alle sind so weit von einander entfernt das es schon als kleine Wanderung gilt) zu ziehen.
Doch Nelly hat mich praktisch gezwungen nach dem sie in meinen Kleiderschrank geguckt hatte und da ich mir lange nichts mehr gekauft habe und noch 100 Euro besitze dachte ich mir: Es wird Zeit deinen Kleiderschrank mal wieder zu aktualisieren, also Augen zu und durch.
Das restliche Wochenende werde ich dann wahrscheinlich lernen, da wir dieses Jahr umbedingt ein besseren Notendurchschnitt als das Jungeninternat bekommen müssen, letztes Jahr waren sie besser aber dieses Jahr werden wir sie in den Dreck schupsen und mit beiden Füßen auf ihnen rumtrampeln, abgesehen von meinem Bruder, der ist nämlich noch ein ganz netter Kerl!
Meist sind die anderen Jungen auch nett und Hilfsbereit viele haben auch mit ihnen zutun, doch während der Schulzeit ist es sträng verboten einen Jungen mit auf das Schulgelände zunehmen. Ja unsere Regeln sind ziemlich sträng!
So jetzt muss ich aber aufhören, hat grade zum Essen geläutet.


Freitag der 23.8.2011 Abends

Mir fällt grade so auf wie viel ich schon geschrieben hab! Fast das 1/4 Buch ist voll, wenn das so weiter geht muss ich mir bald ein neues Tagebuch kaufen.
Hoffentlich nicht denn Papa und Mama sind wirklich geizig wenn es um Geld geht,
während andere Kinder in meinem Alter manchmal sogar 100 Euro pro Monat kriegen reicht es bei mir nur für 5 pro Woche (die 100 Euro fürs shoppen habe ich von meiner Oma zum Geburtstag bekommen) und man muss mal überlegen, ich wohne in dem Kiez wo es fast nur reiche gibt und da soll ich von 5 Euro pro Woche leben? Ich könnte mich darüber krebsrot ärgern so ... finde ich das von meinen Eltern. Wenn ich morgen nach Hause komme muss ich umbedingt noch mal mit ihnen darüber reden, das geht doch nicht, ein Mädchen in meinem Alter Geld vorzuenthalten... Stopp! Ich schreibe schon wieder über unnötige Zeugs fällt mir grade so auf, ich muss umbedingt damit aufhören!
Morgen muss ich erst um 9 Uhr aufstehen, danach werde ich aber wahrscheinlich eine halbe Stunde lang auf meinen Bruder warten dürfen.
Das ist jeden Samstag so, Toni darf nämlich immer eine halbe Stunde länger schlafen (gemein oder?), manchmal habe ich Glück und er beeilt sich, womit ich nur eine Viertelstunde warten muss.
Nelly hat sich grade zu mir umgedreht und gemeint ich solle sofort das Licht ausmachen sonnst würde sie mich morgen früh umbringen. Also ihr habt es gehört, wenn ich nicht sofort das Licht ausmache wird mein Tagebuch morgen wohl zu ende sein.


Samstag der 24.8.2011

Wie ich gestern vorher gesehen habe sitze ich auf meinen Koffer (er ist graubraun und ich habe ihn zu Anfang der 7. Klasse bekommen, daher ist er - wie ihr euch vielleicht vorstellen könnt - nicht grade der Neuste.) und schreib all das was mir so auffällt in mein Büchlein. Hey da kommt Toni schon! So schnell! Aber wer ist das neben ihm? Och nö, nicht wieder einer von seinen doofen Freunde, die meisten die bei uns waren stellten sich als totale Besserwisser raus oder totale Schweine (beides nicht besonders wünschenswert). Obwohl ich den Jungen der neben Toni aus dem Schultor trat noch nie gesehen hatte. Wenn ich ganz ehrlich bin sah er weder wie ein Besserwisser oder ein Schwein aus, ganz im Gegenteil ich muss mir leider eingestehen das man fast sagen konnte, das dieser Typ ein wirklich süßer Junge war. Seine Haare waren dunkel, man konnte ebenfalls sagen das er eine gute Figur und Größe hatte. Doch das was mich am meisten an ihm faszinierte waren seine Augen, sie hatten eine unergründliche tiefe und einen grün Ton den ich noch nie gesehen hatte. Mist sie gucken her, hoffentlich haben sie nicht gesehen wie ich den Jungen neben Toni angestarrt habe. Nein ich glaube nicht das sie etwas gemerkt haben, zum Glück. „Huhu Alice, gaffst du irgendwelchen Jungs hinter her?“ Anna hat mir grade auf die Schulter geklopft und mich mit dieses Worten freundlichst wie eh und je in die Realität versetzt. Bis ich antworte dauert es kurz, da ich schnell wieder alles in mein Buch kritzle. „Nein Anna das da vorne ist mein Bruder, genauer gesagt mein Zwillingsbruder. Also habe ich das recht ihn so lange anzustarren wie ich will.“ „Ich rede gar nicht von deinen Bruder, sondern von dem neuen der da neben ihm herläuft.“ Aha er war also der neue, kein wunder das ich ihn noch nie gesehen habe. „Ich starre hier niemanden an, aber du anscheinend mich sonnst hättest du mich ja nicht angesprochen. Also willst du mir noch irgendwas sagen?“ Hu ich muss umbedingt schneller schreien üben!
„Nein! Ich will dir nichts mehr sagen, höchstens das du es nicht verdient hast Schülersprecherin zu werden.“


Samstag der 24.8.2011 Zuhause


Tut mir leid das ich dort aufhören musste, aber genau in diesem Moment kam mein Brunderherz auf mich zu. Aber leider ohne seinen Begleiter, habe ich grade „leider“ geschrieben? denkt euch das „leider“ einfach weg, ja?!
Ich werde noch zu einem Jungs hinterherlaufendem Mädchen, wie Anna eins ist.
Um wieder zurück zum Thema zu kommen: Toni kam auf mich zu und somit hatte ich einen guten Grund endlich von Anna weg zukommen und sie und ihre mit Schminke bepinseltes Gesicht zurück zulassen. Als ich mich noch einmal umdrehte sah ich grade noch wie das Gesicht des gut aussehendem Junges mich anschaute und dann um die Ecke verschwand. Kurz hatte ich überlegt meinen Bruder nach seinem Namen zu fragen aber dann wurde mir klar was für einen großen Wirbel ich um einen JUNGEN machte den ich überhaupt nicht kannte, das bin eigentlich gar nicht ich. Aber ich werde jetzt ganz schnell wieder zu meinem alten ich, den es kommt eine menge Arbeit auf mich zu. Bevor ich morgen mit Jessie einkaufen gehe muss ich noch für Mathe Englisch (natürlich) und Bio lernen. Also werdet ihr wahrscheinlich in der nächsten Zeit nichts mehr von mir hören.


Sonntag 25.8.2011

Nelly und ich waren heute shoppen, manche wundern sich vielleicht das wir am Sonntag shoppen gehen, da die Läden dann nicht offen sind, aber wir hatten diese Woche verkaufsoffenen Sonntag (= Sonntag an dem alle Läden auf haben).
Wir sind von einen Laden zum nächsten gelaufen und haben all unser Geld auf den Kopf geworfen, es war echt zum schießen, die ganzen Dummheiten die wir an diesem Tag gemacht haben...
Irgendwann packte mich Nelly am Arm, zeigt mit ihrem Finger auf einen Laden namens Klamottenland und sagte dabei: „Da muss ich rein!“ Widerspenstig ließ ich mich hinter ihr her zu dem mit altmodischer Tapete verzierten Shop ziehen. Wir teilten uns auf und spielten unserer alt vertrautes such-dem-anderem-die-Klamotten-aus spiel (Spielregeln sind einfach: Jeder sucht einer anderen ein Outfit aus). Für Nelly hatte ich genau das richtige gefunden, eine weiße kurze Shorts die zu ihrer gebräunten Haut prima passen würde, dazu ein rotes T-Shirt, worüber sie ein braunschwarz kariertes Hemd ziehen würde.
Suchend schaute ich mich um, wo war Nelly nur geblieben, ah da war sie.
Mit den Sachen hinterm Rücken (wir durften die Klamotten erst in der Umkleide sehen, das war Tradition) ging ich auf sie zu. Zusammen machten wir uns auf die suche nach den Umkleiden, als wir sie gefunden hatten mussten wir feststellen das das die kleinsten Umkleiden der Welt waren, ohne scherz ich hätte meinen linken Arm darauf verwettet das sie im Buch der Rekorde unter „kleinste Umkleide der Welt“ zu finden waren. Letzt endlich beschlossen wir nach einander hinein zu gehen. Als erstes war ich dran, also gab Nelly mir die Klamotten die sie für mich ausgesucht hatte und ich ging mit Augen zu (die Tradition durfte schließlich nicht gebrochen werden) in die Umkleide.
In meinen Händen spürte ich einen weichen mehrlagingen Stoff, meine Augen öffneten sich und ich schaute in einen Traum aus Stoff. Ich wusste nicht wo Nelly dieses atemberaubende Kleid gefunden hatte aber im Gegensatz zu meiner Kurzen Hose, T-Shirt und Hemd für sie war das das achte Weltwunder.
Das Kleid lag in meinen Armen als wäre es ein Lebewesen was man nur mit äußerster Vorsicht anfassen dürfe.
„Ich kann das nicht anziehen Nelly,“ fing ich an zu reden, „das ist viel zu edel für mich...“ Plötzlich hörte ich zwei männliche Stimmen die an unserer Umkleide vorbei gingen, ich wartete bis mein gehör die Stimmen nicht mehr ausmachen konnte dann redete ich weiter: „Wann soll ich das denn anziehen? Und überhaupt, das wird mir sowieso nicht stehen!“ „Alice jetzt stell dich nicht so an, du willst doch nicht die Spielregeln brechen oder?“ Zu meinem bedauern besagen die Spielregel wirklich das man alles anziehen muss was der andere einen gibt. Langsam wie eine Schnecke zog ich meine Sachen aus, draußen hörte ich leise die Stimmen von anderen Personen die sich hinweg von Trennwand und Umkleideflur unterhielten.
„Alice! Jetzt spann mich doch nicht so auf die Folter...“ Schnell machte ich die Tür auf damit Nelly aufhörte zu mosern. Genau in diesem Augen Blick schwang auch die Nachbarkabine auf und (ob ihr es glaubst oder nicht) Mr. Tonis Freund (mir ist grade kein anderer Name eingefallen) Stand ungefähr zwei Meter neben mir.
Stille. In den Sekunden wo keiner ein Wort sagte musterten ich und der Junge neben mir uns ausführlich, er drug ein schwarzes Jackett, seine schwarzen Haare vielen ihm ins Gesicht und seine grünen Augen starrten mich an. „Du siehst gut aus!“ Kam es von Nelly. Schlag artig kam ich wieder in die Realität zurück und mir wurde bewusst was ich anhatte. Mein Gesicht lief knall rot an und als ich mir über die Haare strich viel mir auf das ich heute morgen vergessen hatte sie zu Kämmen.
„Und wie sehe ich aus?“ Fragte der Junge jetzt seinen Freund. „Ethan, ich würde sagen du hast deine Klamotten für den Fernsehauftritt grade an!“ Ethan also, Ethan heißt Tonis neuer Freund. „Ich geh mich mal wieder umziehen, ja?“ Sagte ich zu Nelly. „Wirst du das Kleid kaufen?“ fragte NICHT Nelly, SONDERN Ethan „es steht dir ganz besonders gut, du solltest es dir kaufen.“ „D...d...danke“ Stotterte ich. Was viel dem eigentlich ein mich plötzlich einfach so von der Seite an zusprechen?!
Dann drehte ich mich um und ging wieder zurück in meine Umkleidekabine, als ich heraus kam und Nelly ihre Sachen übergab war keine Spur mehr von Ethan und seinem Freund. Dafür aber ein ganz breites Grinsen auf Nellys Gesicht, „Wer war den das? Kanntest du ih? Er sah verdammt gut aus und übrigens finde ich auch du solltest das Kleid kaufen.“ „Nein! Ich kannte diesen Typen nicht. Ich will ihn auch gar nicht kennen, bestimmt ist er irgend so ein Psychopath der es toll findet Mädchen zu beobachten.“ „Du kannst ja nur nicht mit Komplimenten umgehen!“ Erwiderte Nelly mit einen kichern in der Stimme. Mit verschränkten Armen wandte ich mich ab und forderte sie auf endlich ihre Sachen an zu ziehen. „Ja, ja“ Meinte Nelly nur und drehte sich ab um in die kleinste Umkleide der Welt zu gehen.
Dieser blöde Ethan, was viel dem ein?! Ethan, warum nur konnte ich mir seinen Namen so gut merken? Normal habe ich ein Namengedächtnis wie eine alte Frau mit Alzheimer, einmal gehört und schon vergessen.
Ich mag ihn nicht, aber noch mehr mag ich nicht über ihn nachdenken.
Leider gelang mir das nicht so gut, den ganzen Tag hatte ich das Gefühl seine grünen Augen würden mir nachstarren. Schließlich hatte mich Nelly doch noch überredet das braungraue Kleid zukaufen, weshalb meine Blicke jetzt immer wieder
in Richtung Schrank wandern, wo ich es schnellst möglich rein geworfen habe.
Meine Mutter schreit grade ich solle sofort essen kommen, deshalb muss ich mich beeilen, denn ich will umbedingt noch aufschreiben was ich mir gekauft hab.
Also da wären: Eine Hose (ne ganz normale dunkle Jeans), 2 T-Shirts (Ein einfarbiges für den Sportunterricht und ein voll niedliches mit einen Blumenmuster drauf), dann das Kleid (davon hab ich ja schon erzählt...) und zu guter letzt noch Wimperntusche und Kajal. Ach ja, wir waren auch noch in so einen wunderschönen Schmuckladen, dort standen über all Spiegel und du konntest dich von allen Seiten begutachten, Von da habe ich ein passendes Armband zu meinen Kleid und Ohrringe in blau die ich zu der Jeans anziehen werde. Ups Mama ruft erneut, sie sagt wenn ich nicht sofort komme gibt es keinen Nachtisch, jetzt aber schnell...


Montag der 26.8.2011

Wenn ich mal Selbstmord begehe dann nur wegen dieser unausstehlichen Frau Lambert, meiner gegen mich verschworenen englisch Lehrerin.
Heute hatte ich die ersten beiden Stunden (des Grauens) mit ihr und was sagt sie als erstes zu mir?! Nein, sie sagt mir nicht alles Gute und gratuliert mir, ne ne so was gibts nicht bei Frau Lambert. Als erstes sagt sie mit giftiger Stimme und so laut das jeder es hören kann: „Meines Erachtens nach solltest du dringend an deiner Englisch Note arbeiten, oder du wirst nicht mehr lange Schulsprecherin sein.
Also mach keine dummen Witze mit mir, denn ich werde dich beobachten!“
Nach dieser kleinen Durchsage blieb mir glatt der Mund offen stehen, dann klingelte es und unter leisem Geflüster (ja manchmal auch Gekichere) setze ich mich schließlich auf meinen Platz. In den ganzen zwei Stunden musste ich mir dauernd anhören wie ich die verschiedenen Silben auszusprechen habe.
Am besten ich suche mir sofort eine Nachhilfelehrerin, den ohne Hilfe werde ich wahrscheinlich eine dicke, fette Sechs einkassieren müssen.
Zu allem Überfluss musste ich dann in der großen Pause (direkt nach den zwei Stunden des Grauens) in das Büro der Schuldirektorin.
Ihr könnt euch nicht vorstellen was für Höllenqualen ich ausgestanden habe. Während der Zeit, in der ich vor der Glastür saß, meine Hände zu Fäusten geballt und mit mindestens drei Sorgenfalten auf der Stirn, dachte ich Frau Lambert habe die ganze Lehrerschaft davon überzeugt das ich definitiv ungeeignet für diesen Job bin. Mir wurde auch klar das ich mittlerweile ziemlich an dieser Ehre hing und sie nicht so leicht wieder hergeben wollte. Ja, in diesen fünf Minuten des dahinziehenden Wartens machte ich mir so manche Gedanken.
„Alice, komm doch jetzt bitte herein.“ Wurde ich schließlich aus meinen Gedanken gerissen. Langsam betrat ich den Raum, bisher hatte ich noch nie den etwas klein geratenen, mit Blumentapete verzierten Raum betreten müssen.
In dem Jahren zuvor hatte ich mich nie geprügelt, von den anderen Mädchen die Klamotten geklaut oder sonnst irgendwas dummes getan. Klar ein oder zwei mal hatte ich mitten in der Nacht etwas aus dem Gemeinschaftskühlschrank gestohlen, aber das hatte jeder schon mal gemacht.
Frau Steini saß mit über schränkten Beinen auf ihrem, hinterm Schreibtisch stehenden enorm bequem aussehendem Sessel. Sie deutete mit ihrem Finger auf einen Stuhl gegenüber ihrem, nur der Schreibtisch tränte die beiden Möbel. Als ich mich auf den mir zugewiesenen Stuhl niederließ viel mir auf was für eine Ungerechtigkeit zwischen Frau Steinis und meinen Sitzplätzen herrschte.
Ihrer: Ein weicher Traum aus Leder, mit Armlehnen die für zwei reichen würden.
Meiner: Ein klappriger alter Holzstuhl deren Armlehnen nicht mal für mich reichten(und ich bin noch minderjährig). Abgesehen von dieser eindeutigen Ungerechtigkeit, war es eine süße und gemütliche Einrichtung.
„Wirklich schön eingerichtet!“ Schnell noch ein bisschen Einschleimen, vielleicht konnte ich ja somit meinen Job retten. „Vor allem dieser Sessel,“, ich zeigte mit meinem Zeigefinger auf den beneidenswerten Sessel auf dem Frau Steini saß, „wirklich hübsch.“ Mit einem Lächeln im Gesicht fing Frau Steini an zu erzählen:
„Alice meine Liebe, ich habe wunderbare Neuigkeiten“, Puuuh es sieht nicht so aus als wäre ich ab jetzt nicht mehr die Schülersprecherin. „Alle Schulen in New Maya sind zu einem Interview eingeladen, der Bürgermeister will ab jetzt die Schulangebote die in New Maya sowieso schon gefördert werden als Werbung benutzen das mehr Menschen in unsere Stadt ziehen. Dieses Interview wird anschließend bei Arte aufgestrahlt, in diesem Interview werden die Schulsprecher oder Sprecherinnen ihre Schule vertreten. Das heißt du kommst ins Fernsehen Alice. Aber sag anständige Dinge und mach uns ja keinen schlechten Ruf.“
In dem Moment indem Frau Steini aufgehört hatte zu reden stand mein Mund Sperrangel weit offen und in meinem Kopf kreisten nur die Worte: Mach uns ja keinen schlechten Ruf, Sag anständige Dinge, du kommst ins Fernsehen Alice...
Ich konnte noch nie gut mit Druck umgehen, immer wenn etwas von mir verlangt wurde und alle Blicke auf mich gehaftet waren versagte ich. So war es schon immer und so wird es auch immer sein, sobald ich im Mittelpunkt stehe stolpere ich, sage unsinnige Sachen oder sorge dafür das sich jemand verletzt. In der Schule sind meine Mündlichen Noten meistens 3, ich gleiche sie immer mit meinen Schriftlichen Noten aus, weshalb mein Zeugnis trotzdem gut ist.
„Was hältst du davon?“ Was ich davon halte?! Nichts gutes, wann immer ich auf einem Video zusehen bin habe ich fettige Haare, baue Unfälle (wie schon erwähnt) oder glänzende Haut. „Ja, das hört sich toll an.“ Antwortete ich mit einem künstlichem lächeln im Gesicht meine Stimme ebenso künstlich, doch Frau Steini schien es nicht weiter aufzufallen. Mit verblüffend viel Enthusiasmus erklärte sie mir das Arte sich eigentlich schon letzte Woche melden wollte, doch da nie jemand an das Telefon gegangen war konnten sie uns nicht kontaktieren (ohne Scherz sie hat wirklich „kontaktieren“ gesagt). Alle anderen Schulen hätten es schon seit Donnerstag gewusst und ihren Schulsprecher/innen somit viel früher bescheid sagen können. Sie hoffe ich hätte nächstes Wochenende nichts weiter geplant, da ich (die jetzt folgenden Worte schrie sie mir fast ins Gesicht) INS FERNSEHEN KOMMEN WÜRDE! Ji ha hab ich ein Glück (das ist ironisch gemeint)...
„Also du musst dann am Samstag direkt in Studio fahren und dort das Interview geben, am besten ziehst du morgens gleich deine Uniform an, den du musst sie während deines Auftritts tragen.“ „Warten sie Samstag?! Sorry da kann ich nicht.“ Probierte ich mich aus der größten Blamage meines Lebens zu befreien.
„Alice, meine liebe liebe Alice, sie MÜSSEN dahin, es gibt keine Wiederrede. Und wenn sie glauben ich meine das nicht erst, rufe ich höhst persönlich ihre Mutter an und erläutere ihr die umstände. Ich glaube nicht das ihre Mutter mir Wiedersprechen wird, denn so wichtig wie dieses Interview ist kann das was sie vorhaben ja gar nicht sein.“ „Ok, Ok. Ich werd mit meiner Mutter reden“ Gab ich schnell klein bei, einerseits weil ich Samstags gar nichts vor gehabt hätte, andererseits weil mir Frau Steinis aufgerissene Augen und ihren sich vor lauter Entrüstung verhaspelnder Mund zu meiner Verwunderung tierische Angst einjagten.
Fra Stein musste wohl gemerkt haben das ich von ihrem kleinem Ausbruch leicht verunsichert war, den jetzt sagte sie mir honigsüßer Stimme: „So Alice das wars, es hat schon vor fünfzehn Minuten gegongt, also geh doch bitte in dein Klassenzimmer.“ Langsam stand ich auf, sagte au Wiedersehen und verschwand dann durch die Tür des Schulleiterbüros.
Meine Gedankten kreisten den ganzen Tag nur noch um den bevorstehenden Fernsehauftritt, vom Unterricht bekam ich fast gar nichts mehr mit weshalb ich auch unendlich froh war das die zwei Stunden bei Frau Lambert schon vor bei wahren.
Als ich Nelly und Jessie von meinem Auftritt im Fernsehen berichtete sprangen beide hoch in die Luft und klatschten in dabei in die Hände, das ganze erinnerte mich so an einen total kitschigen Mädchenfilm das ich mich vor Lachen krümmen musste. Nach unserem Lachanfall gingen wir zurück in den Gemeinschaftsraum, jedes Mädchen kam auf mich zugestürmt und stellte mir Fragen zu dem Interview.
Ich weiß nicht wie sich das so schnell verbreiten konnte, aber einige Gerüchte hatten sich dazu gedichtet da war ich mir 100% sicher. Denn manch fragten doch tatsächlich ob es stimmt das Robert Pettinson das Interview geben würde, was die Leute sich so dazu denken, einfach unglaublich!
Jetzt fehlt nur noch das ein aus unserer Schülerzeitung ein Klatschblatt wird und jeder über jeden lästert und tadaaaaa das beste Mädchen Internat (und das einzige) im umgreis von 10 Km ist zerstört. Da fällt mir ein ich hab ja noch gar nicht erzählt was für große Augen meine Eltern gemacht haben als sie erfuhren das ich Schülersprecherin geworden bin. Mein Vater stand nur da und hat „ääääääääh“ gemacht, während meine Mutter mich in ihren Armen erdrückte. So unvorstellbar ist das ganze jetzt auch nicht, ok ich bin nicht die beste Schülerin in der ganzen Schule, aber letztes Jahr zum Beispiel war ich Vorsitzende der Schülerzeitung, obwohl wenn ich so darüber nachdenke da haben sie mir zuerst auch nicht geglaubt. Von Vorsitzende der Schülerzeitung zur Schulsprecherin schon ein recht großer Schritt, da bei uns die Pflichten und Aufgaben über aus hart sind.
Ah ja, ich muss mich auch noch um die Durchsetzung der verschiedensten AGs kümmern, bis jetzt hatte ich noch keine Gelegenheit die Sportarten die ausgesucht werden zu bestimmen. Jetzt wäre wohl der richtige Augenblick, da grade niemand da ist um mich abzulenken. Aber ehrlich gesagt habe ich nicht den auch einer Ahnung welche Sportarten grade beliebt oder unbeliebt sind, dass einzige was ich in meiner Freizeit als Kurs mache ist die Leitung der Schülerzeitung.
Julie hat mir immer kichernd zu gesehen wie ich alle anderen herum scheuchte und ich befehle erteilte, als ich sie fragte warum sie so dumm herum kicherte meine sie nur: „Es ist nur lustig dich so zusehen, es passt einfach nicht zu dir anderen Leuten vorzuschreiben was sie machen sollen.“
Meine gute Julie, sie fehlt mir! Seitdem sie weg gezogen ist haben wir keinmal mehr mit einander gesprochen, uns Witze erzählt oder einfach nur laut los gelacht.
Ich würde ihr so gerne erzählen das ich jetzt ihren posten hab als Schülersprecherin hab und bald ins Fernsehen komme, ja vielleicht hat sie in Neu Seeland ja auch Arte (ich glaub es eher nicht, aber möglich ist alles), dann könnte sie mich sehen wie ich dort in unserer Schuluniform sitze und mich zum Affen mache. Ich werde ihr einen Brief schreiben, indem ich ihr alles erzähle und ihr meine Angst vor dem Fernsehauftritt gestehe.

Dienstag der 27.8.2011


Wir hatten grade die große Hofpause (ich tue so als würde ich in mein Physikheft lesen, dabei habe ich mein Tagebuch so rein gelegt das ich während dem „lesen“ reinschreiben kann) und Nelly kam mit einer ihrer Teenie Zeitungen an.
„WER IST DER RICHTIGE FÜR DICH?“ Las Jessie laut vor. Nein, bitte kein Psychotest! Ich haste es mir fragen wie: „Welcher Eistyp bin ich?“ oder „Sollte eine Pflanze meine Fensterbrett zieren?“ durch solche dumme Tests zu entscheiden.
Doch (wie ich es befürchtet hatte) kam auch ich an die Reihe (wenn auch unter lautem Protest) diesen eher einfallslosen Test zu beantworten.

Du bist auf einer Party, wo bist du zu finden?

a) Natürlich mitten auf der Tanzfläche, wo denn sonnst?!
Ich stehe lieber mit einem Getränk an der Baar und überlege erst mal in ruhe ob ich tanzen soll oder nicht.
Die meiste Zeit verbring ich im Bad um mein Make-up zu erneuern.

Was törnt dich bei einem Jungen am meisten an?

Sein Aussehen.
Seine romantische und kluge Art.
Seine Abenteuerlust und sein Humor.

Was törnt dich bei einem Jungen am meisten ab?

a) Wenn er wie ein Schwein die ganze Zeit stinkt.
b) Wenn er vor jedem Spiegel an dem wir vorbeikommen
erst mal fünf Minuten stehen bleibt.
c) Das er immer verträumt ist und ständig in deiner Nähe sein muss.


Wenn du am meisten A hast ist das dein Auflösung:

Du bist weißt immer den neusten Trend?!
Dann sollte deine große Liebe ebenfalls ein großer
Fan derModewelt sein. Du bist eindeutig der
„Aussehen ist die halbe Persönlichkeit Type“ !
Pass aber auf das du nicht allzu viel Wert auf sein
Auftreten legst, den Persönlichkeit ist wichtig!


Wenn du am meisten B hast ist das deine Auflösung:

Du bist eine echte Romantikerin! Rote Rosen,
wisse Tulpen oder süße Liebesbriefe
lassen dein Herz höher schlagen. Suche dir
am besten einen Verständnisvollen und
liebeswürdigen Jungen aus, der nicht zu viel
Wert auf sein Äußeres gibt.

Wenn du am meisten C hast ist das deine Auflösung:

Action, fun und vieles mehr hast du am liebsten!
Mamasöhnchen kannst du überhaupt nicht leiden,
weswegen du das ein oder andere mal zum
falschem Typen läufst. Die Gefühle von Hass und
Liebe sind bei dir nur von einem schmalem Steg getränt,
weswegen du aufpassen solltest was deine waren Gefühle sind.

Mein Ergebnis stand fest, ich hatte C. Mary ein Mädchen das für meinen Geschmack immer ein bisschen zu viel Rusch und Lippenstift auftrug las laut mein Ergebnis vor. Nelly stupste mir in die Seite, „Alice, hast du gehört? du musst aufpassen was deine wahren Gefühle sind.“ Sagte sie theatralisch.
Nelly machte sich aus diesen Tests so wenig wie ich, währen Jessie da ganz anderer Meinung war. Sobald auch nur einer dieser Psychotests oder ein Horoskop in ihre nähe kam las sie es mit vollster Aufmerksamkeit durch.
„Hast du schon jemanden im Visier?“ Kam die frage von irgend einem Mädchen das rechts neben mir in der Menge kaum zusehen war. „Aber klar hat sie das, den neuen des Jungeninternats!“ Säuselte mir eine zu meinem Bedauern bekannte Stimme zu. „Anna, Anna, Anna. Hast du mal wieder was zu meinen Privatleben zusagen? Langsam krieg ich das Gefühl du folgst mir über all hin, nur um irgend eine Geschichte zu erfinden die meinen Ruf versaut.“

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 20.08.2011

Alle Rechte vorbehalten

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