Gestatten: Loser.
Auge in Auge mit einer Bestie. Noch besser konnte mein Tag nicht werden... Ein lautes grollen kam aus der Kehle des Monstrums und ein Sabberfaden lief ihm aus dem Maul. Er fixierte mich und ließ mich keine Sekunde aus den Augen. Mein Nachbar hatte wohl wieder seine Tür offen gelassen...und nun stand die Ausgeburt der Höhle direkt vor mir und fletschte die Zähne. „Gaaanz liebes Hundi, braves Hundi.“ Versuchte ich gerade wirklich einem Dämon gut zu zureden? Wie absurd... Ich machte einen Schritt zurück und bekam dafür ein wütendes knurren und kläffen zu hören. Das Adrenalin versetzte meinen Körper in vollkommene Alarmbereitschaft. Ich wäre am liebsten gerannt, aber dann hätte mich die Bestie wohl oder übel zerfleischt, dessen war ich mir sicher. Meine Türe war nur noch einen Schritt von mir entfernt, aber mein ganzer Körper war auf einmal gelähmt. Wenn ich jetzt auch noch von einem Hund angefallen werden würde, würde das diesen Tag perfekt machen. Ich machte noch einen Schritt und drehte mich ruckartig um. Ich schloss die Tür panisch auf, stolperte in die Wohnung und schlug die Tür zu. Schwer atmend sank ich zu Boden und zuckte zusammen als ich hörte wie der Hund an der Tür mit seinen Krallen schabte und wütend knurrte. „Puuh...“ aber hinter dieser Tür war ich in Sicherheit. In Sicherheit vor all den Dingen die mich draußen plagten. Hier konnte ich mich zurückziehen und für mich alleine sein.
Ich stand auf und feuerte mein Skateboard in die Ecke. Meine Mutter war wie immer nicht Daheim und im Kühlschrank herrschte gähnende Leere, genau wie in meinem Magen. „Eine ganz tolle Mutter bist du...echt...“ Ich hörte den Anrufbeantworter ab und da war auch schon die Nachricht meiner Mutter, wie ich es nicht anders erwartet hatte.
>>Hey Schatz, ich komm erst morgen früh Heim. Kannst ja einkaufen gehen, der Kühlschrank ist leer. Ich liebe dich.<<
Das laute Piepen verkündete mir das Ende der Nachricht. Ich seufzte leise. „Ich geh erst einkaufen wenn diese Bestie da draußen wieder in der Wohnung ist...“ ich hielt mir den grummelnden Bauch und schlappte ins Bad. Ich sah zum Spiegel und verzog das Gesicht. Ich hatte einige Schürfwunden im Gesicht und sonst sah ich eigentlich überhaupt total beschissen aus. Meine schwarzen Haare hingen mir ins Gesicht und von meiner Mühe, die ich mir heute Morgen beim stylen gegeben hab, war nichts mehr zu sehen. Mein linkes Ohrläppchen war leicht eingerissen und meinen Ohrring hatte ich verloren. Naja was heißt Ohrring? Oder was heißt verloren? Jemand hatte mir meinen Tunnel förmlich aus dem Ohr gerissen, ich bin froh, dass mein Ohr noch heil ist.
Ich fuhr mit meiner Zunge über meine aufgerissene Unterlippe und über meine Snakebites. Wie immer hatte ich es geschafft mich in Schwierigkeiten zu bringen...eigentlich wie jeden Tag. Aber was sollte ich denn machen? Die anderen schien meine Anwesenheit irgendwie zu provozieren. Sie wurden immer aggressiv und handgreiflich mir gegenüber. Das schlimmste bis jetzt war....na...nicht so wichtig. Ihr erfahrt es bestimmt früher oder später...denn es passiert mir eh fast jeden Tag... Nur so viel...ich werde gern als Spielzeug bezeichnet...
Ich sah mein Spiegelbild an, welches mich mit matten blauen Augen anstarrte. Es schrie förmlich nach Liebe, nach Nähe, nach Zärtlichkeit oder einfach danach, dass sich mal jemand um mich kümmerte. Aber Fehlanzeige. Meine Mutter war immer viel unterwegs, trank gelegentlich einen über den Durst und schenkte ihrem einzigem Kind nur die nötigste, denkt sie, Aufmerksamkeit. Von wegen, sie ließ mich immer links liegen. Sie interessiert es nicht mal wenn ihr Sohn blutüberströmt und leise wimmernd nach Hause kommt. Dann heißt es nur „Mach aber bitte nichts dreckig.“ Das ist doch das letzte. Ich bin halb am sterben und das einzige worum sie sich kümmert, ist das sie ja nichts putzen muss...Ich hasse sie...für mich ist sie schon längst nicht mehr meine Mutter...
Ich wusch mir mein Gesicht und klebte mir ein paar Pflaster ins Gesicht. Ich sah aus als ob ich aus einer Massenschlägerei gekommen wäre. Dabei...waren es nur ein paar andere Skater gewesen, die meinten es sei lustig mein Board zu manipulieren. Ja die Schrauben hatten sie gelockert und fanden es urkomisch als ich in der Halfpipe gebrettert bin. Hätte ich mir das Genick gebrochen...hättet ihr dann noch immer gelacht? Aber das war ja nicht alles. Nach der Aktion bin ich weinend, ja weinend, aufgebrochen um nach Hause zu gehen. Da bin ich wie immer diesen netten bulligen Typen aus meiner Klasse begegnet. Drei an der Zahl. Die meinten es wäre nur berechtigt einer heulenden Schwuchtel wie mir eins aufs Maul zu geben.
Jo und hier bin ich jetzt. Vollkommen ramponiert und leise weinend. Ein Häufchen Elend. Was in Gottes Namen hatte ich getan, damit mir so etwas immer und immer wieder passierte? War ich denn so ein schlechter Mensch? Bestimmt nicht, aber ich hab das Pech schon immer irgendwie magisch angezogen.
Auf duschen hatte ich jetzt keine Lust, das würde Morgen auch noch reichen. Ich schnappte mir die letzte Dose Bier aus dem Kühlschrank und ließ mich im Wohnzimmer auf die Couch fallen. Ich machte es mir gemütlich und zappte durch die verschiedenen Programme. An einem Film blieb ich hängen.
Wow, wie immer das selbe. Ein Loser der am Schluss mal wieder zum großen Held wurde. Aber Realität ist etwas anderes, diese ganze verzerrte Wahrheit, sie kotzte mich an, aber wegschauen konnte ich auch nicht. Also blieb ich bei diesem Sender und starrte unbeeindruckt auf den Bildschirm. Ich nippte hin und wieder an meinem Bier, welches wohl nicht mehr das neueste war. Ich wollte nicht wissen wie lange es schon im Kühlschrank gestanden hatte. Naja so lange mir nicht irgendetwas seltsam schmeckendes in den Mund gespült wurde war alles in Ordnung. Ich leerte die Dose mit einem Zug und warf sie auf den Boden. Würde zwar wieder ärger geben, aber das war mir egal. Mum würde es spätestens dann bemerken, wenn sie ihren Rausch ausgeschlafen hatte und das konnte dauern.
Ach was ich ganz vergessen hab zu erwähnen. Mein Name ist Chris, ich bin 18 Jahre alt und ich heiße euch herzlich willkommen bei diesem mehr oder weniger interessantem Trip durch mein leben...
Der Neue...
Das hysterische Gepiepse meines Weckers riss mich aus meinem Tiefschlaf. „Ungh-“ ich fiel mit einem dumpfen Schlag von der Couch. Ein super Start in den Tag. Ich packte meinen Wecker und wollte ihn ausschalten, aber er machte mir einen Strich durch die Rechnung und piepte wütend und nervtötend laut weiter. „Sei ruhig...“ Ich stand auf und warf meinen Wecker mit ganzer Kraft gegen die Wand. Das Piepen eierte noch leise nach, dann verstummte es. Ich rieb mir die Schläfen, war es denn wirklich schon wieder halb 7? Anscheinend ja, denn jede Uhr die man hier in der Wohnung finden konnte zeigte halb 7 an.
Leise stöhnend verzog ich mich ins Bad. Duschen war erstmal angesagt, schließlich hab ich es gestern nicht getan. Für eine knappe halbe Stunde verschanzte ich mich im Bad. Stören würde das ja niemand. Meine Mum war entweder oben in ihrem Bett und schlief wie ein Stein oder sie ist gestern Abend beziehungsweise gestern Nacht erst gar nicht nach Hause gekommen. Nach einer dreiviertel Stunde war ich dann schließlich fertig. Meine Frisur sah jetzt auch endlich wieder nach einer Frisur aus. Einer Viertel Stunde blieb mir jetzt noch. Schnell einen Instant Kaffee gemacht – ja, diese braune Brühe in meiner Tasse schimpfte sich wirklich Kaffe- und dann gings zur Schule.
Für mich war das immer das schlimmste, überhaupt die Motivation morgens zu finden um aus dieser Türe zu gehen und hungrig war ich übrigens immer noch. Ich war gestern schließlich nicht mehr einkaufen. Das Bier war wahrscheinlich schon extrem alt...oder...ich war einfach müde. Auf jeden Fall hat mich irgendwas ziemlich schnell ausgenockt.
Ich schnappte mir mein Ersatzskateboard, da ich bei meinem anderen die Räder schließlich nicht wieder angeschraubt hatte.ich setzte mir meine Cap wie immer falsch rum auf und verließ die Wohnung, meine sichere Festung. In schnellen Schritten ging ich die Treppe runter und riss die große schwere Haustür auf. Kalte Luft strömte mir entgegen und ich war drauf und dran wieder umzudrehen und mich unter meiner Decke zu verkriechen. Aber was solls, ich war draußen, es gab kein zurück.
Ich ließ mein Skateboard auf den Boden fallen und sprang drauf. Die Straße war ein wenig uneben, weswegen ich immer etwas umständliche Ausweichmanöver ausführen musste. Aber langsam kannte ich die Schlaglöcher und Hubbel auf der Straße. Es ist schon lange her, dass ich hier einen Unfall gebaut hatte. Aber ich wäre jeden Tag am liebsten in ein Auto gefahren, aber selbst dafür fehlte mir der Mumm. Ich bin einfach ein Weichei, das vor sich hin vegetiert.
Ich war nur noch wenige Meter von meiner Schule entfernt und konnte schon die anderen Schüler hören. Ein eiskalter Schauer lief mir über den Rücken. Ich hoffte, dass wenigstens einmal alles...anders...verlaufen würde. Schließlich bestand ein normaler Tag bei mir nur aus Schmerzen und Demütigung. Ich stieg von meinem Skateboard und nahm es in die Hand. In langsamen und zögerlichen Schritten lief ich unter dem großen Torbogen meiner Schule hindurch. Ich strich mir ein paar Haarsträhnen ins Gesicht und senkte meinen Blick. Alle hier schienen mich anzustarren. Ihre Blicke brannten wie Feuer auf meiner Haut und es war einfach ein unerträgliches, vernichtendes Gefühl. Am liebsten hätte ich mich irgendwo vergraben und wäre nie wieder ans Tageslicht gekommen. Aber sich selber einzugraben ist ganz schön schwer...
Ich wurde urplötzlich aus meinen Gedanken gerissen als ich mit meinem Gesicht auf dem Pflasterstein landete. Ein brennender Schmerz ging von meiner Wange aus und zog sich durch meinen ganzen Körper. Schmerzenstränen liefen mir über die Wangen. „Oh seht mal, die kleine Schwuchtel hat gedacht sie könnte fliegen.“ diese schreckliche Lache, sie hatte sich vom ersten Tag an in dieser Schule in mein Gedächtnis gebrannt. Ich hob meinen Kopf leicht an und sah einem bulligen Jungen in die Augen. „Mimimi.“ lachte Trace und verschwand mit seinen Freunden im Schulgebäude. Ich wimmerte leise, als mich plötzlich jemand packte und mir zurück auf die Beine half.
„Hu?“ ich drehte mich verwirrt um und starrte in wunderschöne Rehbraune Augen. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich machte einen Schritt zurück. Ich sah meinem Helfer noch immer ein wenig fassungslos in die Augen. „He, alles okay bei dir?“ der Junge legte den Kopf schief. Er hatte schulterlanges, braunes Haar und sein Lächeln brachte mein Blut auf einmal ganz schön in Wallung. „J-ja.“ es fiel mir schwer auch nur ein Wort über die Lippen zu bringen. Es war als ob mein Hirn gerade Mittagspause machte...oder noch am Schlafen war. „Gut.“ er lächelte noch immer. „Du musst aufpassen wo du hintrittst.“ er drehte mir den Rücken zu und verschwand im Schulgebäude.
Ich soll aufpassen wo ich hintrete? Was sollte das denn bitte schön? Man hatte eindeutig sehen können, dass es nicht meine Schuld gewesen ist. Aber...wozu unnötig aufregen...trotzdem...er war wirklich süß. Ach, das hab ich euch ja auch noch nicht erzählt. Meine Güte bin ich vergesslich. Ich bin...homosexuell und...ich hab mich vorletztes Schuljahr geoutet. Vielleicht bin ich auch deswegen zur Zielscheibe der anderen geworden. Naja...eher zu einer noch besseren Zielscheibe, sie haben mich davor ja schon immer schikaniert. Aber durch mein Outing konnten sie sich noch mehr Beleidigungen und Ausdrücke für mich einfallen lassen. Argh, genug davon...
Ich betrat die Schule und wie immer kam mir der Geruch von Tafelkreide, Staub und alten Büchern entgegen. Ich verzog das Gesicht, denn mein Geruchssinn war sehr empfindlich. Mit schleppenden Schritten ging ich auf mein Klassenzimmer zu, aus dem lautes Gegröle und Geschrei kam. Doch als ich in der Tür stand verstummten meine Klassenkameraden und starrten mich mit angewiderten und verachtenden Blicken an. „Guten Morgen..“ brummte ich und lief zu meinem Platz, ganz hinten, am Fenster...einsam. Niemand wollte sich neben mich setzen. Lieber quetschten sie sich zu 8 in eine Reihe, nur der Platz neben mir sollte immer schön frei gehalten werden. Für meinen imaginären Freund wie sie immer sagten.
Ich ließ mich auf meinen Stuhl sinken und lehnte mein Board gegen die Wand. „Habt ihr das gehört? Die Schwuchtel hat uns guten Morgen gewünscht. Ist das zu fassen?“ Trace riss wieder ein paar Witze und sofort stimmten die anderen mit ein. Wie jedes Mal drohte etwas in mir zu zerbrechen. Es wollte zerreißen, in viele kleine tausende Stücke. Doch dann bemerkte ich...ich war innerlich bereits komplett zerstört. Meine Seele war ein einziger Trümmerhaufen. Sie wurde zertreten, zerbrochen und bespuckt. Niemand kümmerte sich darum wie es in meinem Inneren aussah. Gute Mine zum bösen Spiel. Lächle...auch wenn du am liebsten weinen und sterben möchtest.
Der Lehrer betrat das Zimmer und das gehässige Gerede verstummte sofort. Ich legte meinen Kopf auf meine Arme und starrte aus dem Fenster. Ich beobachtete einen Vogel, wie gern wäre ich einer von ihnen gewesen. Einfach von hier weg fliegen, aber Gott verdammt ich musste als Mensch geboren werden. Wieder liefen mir Tränen über die Wange. Würde ich denn jemals glücklich sein? Oder war es wohl mein Schicksal ein elendiglicher Pechvogel zu sein?
Ich hörte dem Lehrer mal wieder nicht zu, da ich mich mal wieder die ganze Zeit selbst bemitleidete. So bekam ich auch nicht mit, dass ein neuer Schüler die Klasse betrat. Erst als der Stuhl neben mir zurück gezogen wurde und sich jemand hinsetzte zuckte ich heftig zusammen. Ich hätte sogar fast aufgeschrien. Ich drehte meinen Kopf auf die Seite und machte große Augen. Es war der Junge der mir vorhin aufgeholfen hatte. Der Junge mit den wunderschönem Lächeln und den rehbraunen Augen.Wieder begann mein Herz wie wild zu schlagen. Langsam stieg mir die Hitze in den Kopf und färbte meine Wangen in ein sanftes Rosa.
Er sah zu mir und lächelte. „Hey.“ „H...hi..“ Meine Lippen waren auf einmal total trocken, genauso wie mein Hals und es war als ob mir jemand auf die Kehle drückte. Ich drehte meinen Kopf weg und vergrub ihn meinen Armen. Ich spürte wieder wie die Blicke der anderen auf mir ruhten. Trace der ein paar Tische vor mir saß nutzte die Gelegenheit als der Lehrer für einen Moment das Zimmer verließ. „Na Chris, mach dich aber nicht sofort an den neuen ran! Er soll nicht gleich die schlechten Seiten unserer Stadt kennen lernen.“ Die ganze Klasse fing zu lachen an, nur ich nicht. Unzählige Tränen rannen mir stumm über die Wangen. Doch auch eine weitere Person lachte nicht. Ich hörte wie der Stuhl neben mir quietschend zurück geschoben wurde. „Findet ihr das etwa witzig? Nur weil jemand ein bisschen anders ist, ist er nicht gleich eine schlechte Person. Vielleicht seit ihr ja die schlechte Seite dieser Stadt!“ Ich hob in Zeitlupe meinen Kopf und sah den Neuen mit großen Augen an. Verteidigte er mich gerade wirklich? Wenn ja, war er der erste der es wagte etwas gegen die anderen zu sagen. Gemurmel ging durch die Klasse und die anderen drehten sich wieder nach vorne zur Tafel.
Leise seufzend ließ sich der Neue wieder auf seinen Stuhl sinken und sah zu mir. Er lächelte und wieder schoss mir die Hitze in den Kopf. „Uh- ähm...öh danke...“ nuschelte ich in meine Arme. „Kein Problem.“ ich sah aus dem Augenwinkel zu ihm. „So sollte man niemanden behandeln.“ er streichelte mir über den Rücken und ich dachte mein Herz würde sofort aussetzen und nicht wieder anfangen zu schlagen. Er beugte sich ein Stück zu mir runter. „Wie heißt du eigentlich?“ „Ch-Chris...“ stammelte ich und vergrub mein Gesicht so gut es ging in meinen Armen. „Du?“ „Adam, nett dich kennen zu lernen Chris.“ ich sah wieder zu ihm. „Gleich-gleichfalls.““Weißt du was...“ Adam legte seinen Kopf auf den Tisch und sah mir in die verweinten Augen. „Lass uns doch Freunde sein.“
Nun machte mein Herz schließlich einen Aussetzer und ich schnappte nach Luft. Wollte er wirklich mit mir befreundet sein? Hatte er das gerade wirklich gesagt? Ja, ich konnte mich nicht verhört haben, ich hatte ein gutes Gehör. Er wollte also wirklich mit mir befreundet sein? Mit dem größten Loser der Stadt. Ich holte tief Luft und ein schwaches, klägliches Lächeln zog sich über meine Lippen. „Okay...lass uns Freunde sein.“ Adam lächelte. Ich kniff ein Auge zu als er mir sanft durch die Haare strich. „Gut, das freut mich.“
Vertrauen und Misstrauen
Das erste Mal machte mir der Unterricht wieder Spaß. Adam erklärte mir sofort, ohne Nachfragen, was ich nicht verstand. Er sah mir nur in die Augen und wusste sofort ob ich etwas kapierte oder nicht. In den Pausen unterhielten wir uns die ganze Zeit. Er war wirklich eine besondere Person und sehr engagiert. Er hilft seiner Mutter bei allen möglichen Wohltätigkeitsveranstaltungen und setzt sich für Schwächere ein. Er erzählte mir wirklich alles, ohne wenn und aber. Es verleitete mich dazu, langsam mein Schutzschild sinken zu lassen und ich begann etwas von mir zu erzählen. Selbst das, dass ich auf Jungs stand und nicht auf Mädchen. Doch je mehr ich von mir preis gab, desto mehr schlug mein neue gewonnenes Vertrauen in Misstrauen um. Was wenn er sich vorher bereits mit den andere unterhalten hatte? Was wenn er gerade nur ein Spiel spielte? Ich war mir sicher, dass die anderen jeder Zeit aus den Büschen sprangen und Adam lachend in die Arme nahmen.
Unbewusst liefen mir plötzlich wieder unzählige Tränen über die Wangen. „He...“ Adam hob seine Hand und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. „...was ist los Kleiner?“ ich packte Adams Hand und zog ihn zu mir. Ich presste mein nasses Gesicht an seine Brust. Adams Herzschlag beruhigte mich ein wenig, doch fragen musste ich ihn dennoch etwas. „Sag-sag mir, dass das kein Spiel ist. Sag mir, dass du echt bist!“ ich konnte meine Stimme nicht ruhig halten, sie zitterte bei jedem einzelnem Wort.
Diese unglaubliche Angst in mir, die Angst wieder verletzt zu werden, sie riss mein Herz förmlich auseinander. Jeder Atemzug brannte wie Feuer in meiner Lunge und war kurz davor zusammen zu brechen, aufzugeben...
Als Adam mir wieder sanft durch die Haare strich verstummte ich. Ich schloss meine Augen und atmete tief ein. Adam strich mir unaufhörlich durch die Haare. „Sag mir, dass du echt bist...ich will nicht mehr belogen oder gedemütigt werden...“ ich klammerte mich an ihm fest. Ein Kribbeln fuhr mir durch den Magen als Adam zu sprechen begann. „Ich spiele kein Spiel. Glaub mir, ich würde so etwas nie tun... Ich kenne hier niemanden und du bist wirklich nett...ich mag dich und ich würde dir garantiert nicht weh tun wollen...“ Ich konnte ihn leise schluchzen hören. Ich sah zu ihm hoch. „Weinst du?“ Adam nickte stumm. „.. ich will nur, dass du mir glaubst.“ „Ich versuchs ja, es fällt mir nur so schwer...die Gründe kennst du jetzt ja schon.“ Ich biss mir in die Lippe. Alles hatte ich ihm natürlich nicht erzählt, aber das ging ihn ja auch nichts an.
„Dann lass dir Zeit.“ er lächelte mich an. „Aber einen großen Schritt hast du ja schon getan.“ Ich schmunzelte. „Ja, aber...sollten die anderen davon Wind bekommen...bist du dran.“ Adam fing zu lachen an. „Okay, ich merks mir.“ ich biss ihm in die Brust. „Au, hey.“ er lachte noch immer. „Nüch lachen.“ ich zog eine Schnute und sah zu ihm hoch. Es kam mir vor, als würden wir uns schon eine Ewigkeit kennen, dabei kannte ich ihn gerade mal ein paar Stunden. Ich fühlte mich unheimlich wohl in Adams Armen. Ich sah ihn noch immer an und mein Herz fing wieder etwas schneller zu schlagen an.
Was machte ich hier eigentlich? Ich war drauf und dran mich in Adam zu verlieben, aber das würde sicher wieder in einer Tragödie enden...
Eigentlich wollte ich mich nie wieder verlieben, aber ich glaube dafür war es nun bereits zu spät. Ich ließ Adam langsam los und drückte mich von ihm weg. „Was ist?“ „Ich muss kurz auf die Toilette...“ „Ach so..“ er stand auf und half mir hoch. „Ich warte in der Klasse. Die Pause ist ja eh demnächst zu Ende.“ Ich nickte und verschwand in der Toilette. Ich blieb vor dem Spiegel stehen. Meine Wangen glühten förmlich. Ich wusch mir das Gesicht mit kaltem Wasser um mich ein wenig zu beruhigen, doch als ich wieder in den Spiegel sah schrie ich laut auf. „D-Derek...was machst du hier?“ er legte seine Hände auf meine Schultern. „Ich hab dich vermisst...“ hauchte er mir ins Ohr. Ein eiskalter Schauer lief mir über den Rücken und ich bekam Gänsehaut. „Nicht-nicht jetzt...ich hab Schule...“ „Ist doch egal, schreib dir eben eine Entschuldigung für die letzten Stunden.“er strich mir mit den Fingern über den Nacken. „Ich brauch dich jetzt.“
Er packte mich an den Schultern und zog mich zu sich. Ich war kurz davor wieder zu weinen. Ich wollte nicht weg, nicht jetzt. Ich wollte bei Adam bleiben. Doch mir blieb nichts anderes übrig. Derek war stärker und größer als ich. Ich schloss meine Augen. „Okay lass uns gehen...“ murmelte ich und Derek nahm mich kurzer Hand hoch und legte mich über seine Schulter. Wie ein Sack Mehl hing ich da und mein Blick trübte sich. Ich hatte gehofft, dass heute alles anders werden würde. Es hatte so gut angefangen, doch nun holte ich die Realität und mein Alltag wieder ein. Ich krallte mich in Dereks Rücken und schluchzte leise. Warum? Warum ich?
Derek lief langsam über den Schulhof. Ich ließ meinen Blick schweifen und blieb an der Fensterfront meines Klassenzimmers hängen. Adam stand an einem der Fenster und sah mich mit fragendem Blick an. Ich hob nur meine Hand und winkte ihm zu. Morgen konnte ich mich bestimmt auf einige Fragen gefasst machen.
Derek öffnete die Hintertür und ließ mich unsanft auf die Rückbank fallen. Ich kauerte mich auf dem ramponiertem Sitzpolster zusammen und schluchzte leise. Ich wollte nicht an das denken was mir bevorstand. Ich sah aus den Augenwinkeln in den kleinen Spiegel und konnte Dereks zufriedenes Grinsen sehen. Es machte ihm immer wieder Spaß mich zu quälen. Ich drehte mich auf die andere Seite und versuchte ein wenig zu schlafen. In meinen Träumen war ich sicher, hier konnten mir die anderen nichts anhaben. In meinen Träumen war ich der Bestimmer, mein eigener Herr. Derek startete den Motor. Das laute gleichmäßige Brummen beruhigte mich irgendwie und ich sank in einen leichten Schlaf...
Fuck my Life Kapitel 3 Ende<<
Wenn einen die Vergangenheit einholt
Ein heftiger Ruck riss mich aus meinem Traum. Ich fiel vom Sitz und wurde zwischen Vorder- und Rückbank eingequetscht. Derek fluchte laut und schlug ein paarmal mit der flachen Hand auf die Hupe. Was war denn passiert? Mein Kopf dröhnte, da ich ihn mir an dem kleinen Metallhaken angeschlagen hatte der an dem Sitz hervorstand. Ich stöhnte leise und zog mich zurück auf den Sitz. Dicht vor uns hatte es einen Unfall gegeben und Derek hatte gerade noch rechtzeitig bremsen können. Ich drehte mich um und sah nach draußen. Dunkle Bremsspuren zogen sich über die Straße, das war wohl Reaktion in letzter Sekunde und mal wieder bei Highspeed.
Ich ließ meinen Kopf und meine Schultern ein wenig kreisen, was ich besser nicht getan hätte. Ein ziehender Schmerz ging von meiner Schulter aus und machte mich für einige Sekunden bewegungsunfähig. Ich konnte keine Luft holen und starrte nur mit großen Augen geradeaus. Es dauerte eine ganze Weile bis der Schmerz verflogen war und ich wieder richtig Luft holen konnte. Ich wollte mich zurücklehnen, aber sofort fuhr mir wieder dieser unerträgliche Schmerz durch die Schulter. Ein lähmendes Gefühl fesselte mich in diese Position und dieses Mal hielt das Gefühl ziemlich lange an. Mindestens eine Minute lang schaffte ich es nicht zu Atmen. „D-Derek..“ keuchte ich und kniff ein Auge zu. Ein heftiger Ruck drückte mich in das Sitzpolster und meine Schulter knackte laut. Derek fuhr in schnellem Tempo rückwärts und achtete erst gar nicht auf mich. „Kein Bock hier noch länger festzusitzen... Wenn ich schon einen Umweg nehmen muss!“ er wendete geschickt und fuhr eine andere Straße entlang. Ich atmete lange aus, na immerhin tat meine Schulter jetzt nicht mehr weh.
Ich sah leise seufzend aus dem Fenster. Eine gute Sache hatte der Unfall, zumindest für mich. Zwar regte sich Derek über den Umweg auf, aber für mich war es eine Galgenfrist und ich konnte meine Gedanken während der Fahrt auf andere Dinge lenken. Zum Beispiel auf Adam. Ich konnte es nicht mehr abstreiten. Sein wunderschönes Lachen, seine zärtlichen Umarmungen, seine Augen, seine Lippen, seine Stimme, sein Duft. Alles an ihm ließ mich zittern und ich kam mir vor wie an dem Tag als ich Derek das erste Mal kennen gelernt hatte.
Eigentlich wollte ich das alles verdrängen, aber nun kam es wieder an die Oberfläche nur weil ich an Adam dachte und er mich so unglaublich an Derek erinnerte...an damals...als er noch anders war...als er mich noch aufrichtig liebte...mich nicht nur benutzte. Oder...war das alles nur eine Masche? Ich glaube nicht, denn ich weiß noch den genauen Zeitpunkt als sich Dereks Charakter um 180° gedreht hatte. Es war ein wirklicher schwarzer Tag in meinem und seinem Leben. Ich war gerade mal 15 und mir noch nicht ganz sicher über meine Gefühle zu Derek...
Der Regen prasselte unaufhörlich gegen das Fensterdach und nur wenige Sonnenstrahlen schafften es durch die dichte Wolkendecke zu dringen. Sie warfen graue, triste Schatten in mein Zimmer. Derek saß stumm neben mir. Seine Wangen waren nass und noch immer liefen ihm unzählige Tränen über die Wangen. Wir hatten Stundenlang nichts gesagt, saßen nur schweigend neben einander. Wussten auch ohne Worte was der andere dachte, wie es dem anderen ging, was er fühlte. Immer wieder versuchten wir abwechselnd Worte zu finden, doch es half alles nichts, keiner bekam einen richtigen Satz über die Lippen. Irgendwann lehnte sich Derek zu mir rüber und presste sein Gesicht an meine Schulter. Er schluchzte laut. Ich legte zögerlich meine Arme um ihn. Er hatte seine Mutter verloren und ich konnte ihm nichts dazu sagen. Ich hatte keine Worte für ihn, weder tröstende noch aufmunternde.
Eine Stunde lang verharrten wir in dieser Position, bis Derek langsam seinen Kopf hob und mich am Kinn festhielt. Ich sah ihn etwas erschrocken an, wich aber nicht zurück. Ich wollte wissen was er vorhatte. Was in seinem Kopf vorging. Ob er sich damit vielleicht aus seiner Traurigkeit retten konnte. Wenn auch nur für den Moment. Er kam mir immer näher und ich konnte seinen warmen Atem auf meinem Gesicht spüren. Mit so was wollte er sich damals also retten. Sich ablenken. Etwas was aus Trauer entstand, wurde zur Sucht und machte mein Leben zur Hölle...
Meine Gedanken verflüchtigten sich langsam und verschwammen. Es war alles Vergangenheit. 3 Jahre ist es nun her und noch immer versucht er die Leere in seinem Herzen damit zu füllen. Doch zu helfen scheint es nicht, sonst würde er nicht andauernd zu mir kommen. Ein Therapeut wäre vielleicht die besser Wahl gewesen. Aber davon will er so oder so nichts wissen.
Ich lehnte meinen Kopf gegen die kühle Scheibe und verfolgte die Häuser mit meinem Blick die an uns vorbei rauschten. Diese Gegend kannte ich nicht besonders gut, es war das reiche Viertel der Stadt. Hier war ich nur selten, nur ab und zu, falls ich mal wieder Zeitung austragen ging aber das kam selten vor. Ich hatte keine Lust geschweige denn Zeit dazu.
Ich schnaubte und schloss meine Augen. Doch sofort als ich sie geschlossen hatte tauchte ein bild von Adam auf, welches sich aber mit dem von Derek vermischte. Und Adams warmer Blick wurde von Bitterkeit und Hass erfüllt. Es tat weh, denn Derek besaß damals genau diesen warmen Blick wie Adam und nun war dieses ganze Gebilde in sich zusammen gebrochen. Er ist ein Schatten seiner selbst. Ich weiß nicht einmal ob er sich darüber im Klaren ist was er mir an tut. Ich kann nur hoffen, dass die Fahrt noch eine Weile dauerte.
Ich kurbelte ein Fenster herunter und streckte meinen Kopf nach draußen. Die kühle Luft die mir entgegen kam tat gut um meinen Kopf frei zu bekommen. Einfach einmal nicht nachdenken, das tat mir jetzt am besten. Aber so was ist natürlich immer leichter gesagt als getan, schließlich wollte mir Adam mit Dereks Augen einfach nicht aus dem Kopf gehen. Es tat schrecklich weh. Dereks Blick war sogar verzweifelter und hoffnungsloser als meiner. Obwohl er alles hatte was er wollte, hatte er doch nichts. Weniger als ich? Nein...dennoch, er hatte seine Mutter über alles geliebt. Sie war die Einzige die ihm immer halt und Unterstützung gegeben hatte. Sie war tot...seit 3 Jahren und noch immer riss es sein Herz in Zwei. Ich hatte schon des öfteren mitbekommen, dass er mit sich selbst redete aber eigentlich meinte, dass er zu seiner Mutter sprach. Es war wirklich traurig. Ich denke es ist schlimmer jemanden zu verlieren den man liebt, als jemanden bei sich zu haben der einen nicht liebt. Oder?
Ich kann das nicht beurteilen, ich war vier als mein Vater ging, verstanden hab ich es da noch nicht. Aber er lebt ja noch und meine Mutter...ich musste schon immer alleine klar kommen. Ich frage mich bis heute noch warum sie und nicht mein Vater das Sorgerecht bekommen hatte. Was hatte er angestellte? Was oder wer war er dass meine Mutter mit solchen Problemen so einen Prozess gewinnen konnte. War er ein Mörder? Nein, das glaube ich nicht. Aber wenn ich jetzt so nachdenken...kommen Dinge in mir hoch. Gefühle die ich nicht kenne. Mein Herz blieb stehen. Ich war zu jung um irgendwas davon zu verstehen. Schließlich ist der Vater für einen kleinen Jungen der große Held. Ich hab ihn geliebt egal was er getan hat und jetzt...jetzt auf einmal bekam ich so einen Rückblick. Nur weil ich mal wieder zu viel nachdachte.
Ich presste meine Lippen aufeinander. Am liebsten hätte ich angefangen zu schreien, verkniff es mir aber. Jetzt wusste ich warum mir jedes Mal, wenn Derek mich anfasste, dieses vertraute Gefühl in mir hochkam. Warum ich jedes Mal wieder nachgab. Es war etwas, das ich tief in meinem Gedächtnis verschüttet hatte und nun kam alles auf einmal. Wie im Zeitraffer setzten sich Bilder vor meinem inneren Auge zusammen. Wie ein kleiner Kinofilm flimmerten sie vor mir. Mein Vater, ich und meine Mutter die bewusstlos in der Ecke lag. Er hatte sie so lange geschlagen bis sie bewusstlos zusammengeklappt war. Ich saß stumm auf dem Bett meiner Eltern und sah meinen Vater an. Ich lächelte. Verdammt, wieso lächelte ich? Weil mein Vater immer wieder diese Worte wiederholte, immer und immer wieder. >Du weißt, ich liebe dich mein Sohn... Fuck my Life Kapitel 4 Ende <<
Er bringt selbst einen Dämon zum Schweigen...
Als Derek ruckartig bremste wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Ich seufzte leise und sah zu dem kleinen Haus. Es hatte einen weißen Gartenzaun an dem an einigen Ecken schon die Farbe abblätterte. Ich kurbelte das Fenster hoch und ließ mich von Derek lieber nicht zweimal bitten auszusteigen. Ich schlug die Autotüre hinter mir zu und folgte Derek ins Haus. Auch wenn es hier eigentlich ganz schön war, hasste ich dieses Haus.
Derek packte mich am Handgelenk und zog mich mit sich. Ohne jegliche Gegenwehr ging ich mit. Ich hatte doch eh keine Chance gegen ihn, gegen niemanden. Etwas unsanft stieß er mich auf die Couch. Ich schlug mir den Kopf an der harten Holzlehne, für die Arme, an. „Nh-“ ich verzog das Gesicht, aber mehr ließ ich mir nicht anmerken. Würde ich morgen eben wieder den ganzen Tag Kopfschmerzen haben, aber das interessierte niemanden, nicht mal mich. Mir war so langsam einfach alles egal. Ich müsste das ganze einfach beenden, aber dafür war ich wohl noch nicht verzweifelt genug. Irgendwas ließ mich immer wieder zögern einfach zu gehen. Etwas wollte mich hier behalten. In einer Welt in der es nur Ungerechtigkeit gab für diejenigen die einfach anders waren. Die nicht der Norm entsprachen. Die die aus der Reihe tanzen. Diejenigen die meinen sie müssten sich von der Masse abheben. Aber möchte ich denn genau wie die anderen sein? Nein, ich bin mein eigener Herr, zumindest teilweise. Aber das was ich bin, lass ich mir nicht wegnehmen. Von niemandem!
„Mh-“ ich presste meine Lippen aufeinander als Derek mich am Hals küsste. Er brachte mich jedes Mal wieder draus. Da konnte man nicht einmal in ruhe sich wütende Gedanken über die Gesellschaft machen. Ich seufzte leise und schloss meine Augen. Mein schmerzender Kopf lenkte mich ein wenig von dem ab was passieren sollte...
...Derek stand auf und nahm sich seine Zigaretten. „Hm, bin mal Kippen kaufen. Wenn ich wieder zurück bin will ich dich nicht mehr hier sehen!“ „Ja, ja...“ murmelte ich und nahm mir meine Sachen. Ich sah Derek nach und zog mich leise seufzend wieder an. Immer wieder das Selbe. Ich bin doch kein Spielzeug, verdammt nochmal!
Ich legte eine Hand an meinen Hinterkopf und zuckte zusammen. Das würde wieder eine schöne Beule geben, aber das passte ohnehin zu meinem ramponierten Aussehen. Ich schnappte mir etwas zu essen aus dem Kühlschrank und machte mich dann langsam auf meinen Heimweg. Ich musste laufen – mein Skateboard war ja schließlich noch in der Schule – Ich hasse laufen...
Ich kickte ein paar Steinchen vor mir her und vergrub meine Hände in den Hosentaschen. Irgendwann blieb ich stehen um mich neu zu orientieren. Glaubt mir, ich weiß wirklich nicht wie ich mich verlaufen konnte. Ich war diesen Weg schon so oft gegangen, aber nun... das erste Mal dass ich vollkommen falsch gelaufen war und Probleme hatte mich zurecht zu finden. Ich wollte doch einfach nur nach Hause in mein Bett und gleich am besten nicht mehr aufwachen, aber das musste wohl noch eine Weile warten. Ich fragte ein paar Leute, die an mir vorbei liefen, nach dem Weg... Doch sie ignorierten mich vollkommen. Hallo?! Unglaublich wie unfreundlich manche Menschen in dieser Stadt waren.
Ich zuckte heftig zusammen als jemand seine Hände auf meine Schultern legte. Ich sah über meine Schulter nach hinten, in zwei wunderschöne Augen. Es war Adam. „Hey...“ er lächelte mich an. Ich wandte mich aus seinem Griff. „Hi.“ „Wo bist du denn hin?“ er legte den Kopf schief. „Hmpf, mein Kumpel wollt was machen... und ich hatte eh keine Lust mehr auf Schule.“ „Oh, ach so...“ Adam klang ein wenig gekränkt und irgendwie tat er mir leid. „Jo... aber jetzt wollte ich nach Hause.. aber ähm, ich hab mich... verlaufen.“ Adam lachte kurz. „Soll ich dich nach Hause bringen?“ „Ich will dir keine Umstände machen...“ er winkte ab. „Ich hab eh nichts zu tun. Mir ist langweilig. Wo wohnst du denn...?“ Ich gab ihm nur widerwillig meine Adresse preis, schließlich wohnte ich nicht wirklich im nobelsten Viertel dieser Stadt eher das komplette Gegenteil.
„Ah, okay. Das kenn ich.“ Er lächelte mich an und packte mich am Arm. Etwas überrascht sah ich zu ihm hoch und ließ mich mitziehen. Adam kannte sich wirklich gut hier aus, nach einer halben Stunde Fußmarsch standen wir schließlich vor dem ´wunderschönen´ Mehrfamilienhaus in dem ich zur Zeit mit meiner Mum wohnte. „Danke fürs Heim bringen...“ „Kein Problem.“ Ich schloss die Tür auf und Adam sah mich erwartungsvoll an. Ich seufzte leise. „Willst noch kurz mit hochkommen?“ „Gerne.“ er folgte mir nach oben. Doch ich blieb abrupt und wie versteinert stehen, denn dieser dumme Köter meines Nachbarn versperrte mir mal wieder den Weg. Er knurrte laut und sein Sabber tropfte auf den Boden und zog dabei auch noch widerliche Fäden. Ich war kurz davor diesem Ungetüm vor lauter Ekel vor die Pfoten zu kotzen. Ich sah Adam verwundert an als er mich sanft zur Seite schob und auf den Köter zu ging. Er redete auf ihn ein.
„Na, was bist du denn für einer?“ er ging auf den Dämon zu. Ich kniff die Augen zu. Ich wollte mir nicht mitansehen wie er Adam gleich in seine Einzelteile zerlegen würde, doch nichts passierte. Ich öffnete vorsichtig und zaghaft ein Auge. Mir fiel die Kinnlade runter. Ließ sich der Dämon gerade wirklich streicheln? Ich traute meine Augen kaum. „Wie- wie machst du das?“ „Wie mache ich was?“ Adam sah zu mir hoch und lächelte. „Er ist... normalerweise nicht mal bei seinem Herrchen so lieb...“ Adam lachte leise. „Man muss ganz einfach wissen wie...“ er kraulte den Dämon, der übrigens Bonecrusher hieß, sanft am Hals und hinter den Ohren. Ich schüttelte den Kopf. „Unglaublich...“ „Crusher, Fuß!“ ertönte aus der Wohnung gegenüber von uns. Etwas widerwillig wandte er sich um und verschwand mit seinem Herrchen in der Wohnung.
Ich seufzte und ging zu meiner Haustür. Ich schloss sie auf und lief schnell nach drinnen. Meine Mutter war wohl noch immer nicht Daheim, es sah alles aus wie heute morgen. Adam schloss leise die Tür hinter sich und ging zu mir. „Nett.“ „Nett ist die kleine Schwester von scheiße.“ brummte ich und ging in die Küche. Ich starrte in den leeren Kühlschrank. Verdammt das Einkaufen hatte ich wieder vollkommen vergessen. Ich stöhnte und schloss den Kühlschrank wieder. Ich sah zu Adam. „Musst du nicht wieder nach Hause?“ Er schüttelte den Kopf. „Meine Eltern sind heute nicht da, also vermisst mich Zuhause keiner.“ er lächelte mich an und setzte sich auf die Couch, die schon etwas mitgenommen aussah. Eben genauso wie ihre Besitzer. Ich setzte mich neben Adam. „Ich kann dir leider nichts anbieten... Kühlschrank ist komplett leer.“ „Macht doch nichts.“ Ich sah aus dem Augenwinkel zu ihm. Es schien ihn wirklich nicht zu stören wie es hier aussah. Dabei war er doch bestimmt ein reiches, verwöhntes Einzelkind.
Ich wurde rot als sich unsere Blicke trafen. Ich drehte meinen Kopf weg. „Ich sollte demnächst einkaufen gehen..“ „Kann ich mit?“ „Wenn du... willst.“ „Gerne, mir ist daheim nämlich echt langweilig das glaubst du nicht.“ Ich lachte leise, doch innerlich weinte ich. Wusste er überhaupt was ihm alles passieren könnte, wenn er sich mit mir einlässt.
Adam nahm meine Hand. „Lass uns gehen.“ Ich sah ihm in die Augen. Unglaublich, er hatte meine Gedanken mit einem Blick zu Fall gebracht. Es war ihm wirklich egal was die anderen über mich dachten und was sie dann über ihn dachten. Er war wirklich so etwas wie ein Engel, mein Retter. Ich hoffte, dass es für immer so blieb...
Fuck my Life Kapitel 5 Ende<<
Tag der Veröffentlichung: 18.09.2010
Alle Rechte vorbehalten