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Auf ein Neues



1. Kapitel

Und da war es wieder, das bekannte Bedürfnis sich unsichtbar machen zu können. Ich zog die Schultern hoch und lies meine Haare nach vorne fallen, aber dennoch wusste ich, dass alle mich immer noch anstarrten. Schnell lief ich den Gang entlang zu meinem Schließfach. Ich hasste es diese kritisierenden Blick in meinem Nacken spüren zu können, was konnte ich denn dafür? Ich war eben anders, als die anderen.
Schnell kramte ich meine Sachen für die nächsten Stunden zusammen und eilte in Richtung Klassenzimmer. Aber auch auf meinem Platz angekommen blieb ich nicht vom angestarrt werden verschont. Wow, besser hätte die Woche gar nicht beginnen können, dachte ich mir und schüttelte stöhnend den Kopf.
Natürlich konnten es sich Einige wieder nicht verkneifen Witze auf meine Kosten zu machen.
"Hey Leah bist du mal wieder in einen Farbtopf gefallen?", witzelte Einer breit grinsend. Ich verdrehte nur die Augen und starrte weiter mein Mathebuch an, welches vor mir auf dem Tisch lag. Musste Herr Hofmann sich ausgerechnet heute verspäten, wo er sonst doch immer so überpünktlich war?
Nervös rutschte ich auf meinem Stuhl herum und wagte einen unauffälligen Blick ins Klassenzimmer. Na ja, blöder Weise nicht unauffällig genug. Lucie, die Schul-Barbie, sah mich und formte 'Freak' mit den Lippen, während sie zuckersüß grinste. Ich senkte schnell meinen Blick wieder auf die Tischplatte und hoffte das Herr Hofmann bald auftauchen würde. Da kam er auch dann endlich zu Tür herein gerauscht und bat um Ruhe, entschuldigte sich kurz für sein zu spät kommen und begann mit dem Unterricht. Mir grauste es schon vor der Pause, da Layla heute krank war und ich deswegen alleine essen musste. Layla war die Einzige an der Schule die mich nicht für völlig verrückt hielt, ich kannte sie schon seit dem Kindergarten. Sie hatte sich zwar anfangs auch immer darüber gewundert wie häufig ich meine Haarfarbe änderte, aber nach einer Weile war es ihr gleichgültig geworden.
Irgendwie überstand ich aber auch das Mittagessen, der restliche Schultag gestaltete sich nicht sonderlich anders. Ich wurde angestarrt und dumm angemacht, ich versuchte so gut wie möglich nicht aufzufallen, was leider ziemlich in die Hose ging. Als es läutete eilte ich schnell und mit gesenktem Blick aus dem Gebäude und auf den Schulparkplatz. Seufzend lies ich mich auf den Fahrersitz meines VW-Käfers fallen. Ich brauchte erst einige Minuten bis meine Hände nicht mehr ganz so sehr zitterten, dann lies ich den Motor an. Langsam fuhr ich vom Parkplatz auf die Straße, inzwischen waren schon fast alle Schüler verschwunden.
Ich beugte mich vor und schaltete das Radio ein, dabei fiel mir eine lange knallrote Haarsträhne ins Gesicht, laut fluchend strich ich sie mir hinters Ohr. Verdammte Haare, nur wegen euch werde ich wie eine Aussätzige behandelt.
Ich weiß noch genau wie es angefangen hat. Vor sechs Monaten bin ich an einem Montagmorgen aufgewacht und hatte plötzlich blondes glattes Haar, wo ich doch normalerweise schokobraune Locken hatte. Total verwirrt war ich erst einmal ewig vor dem Spiegel gestanden und hatte sie begutachtet, vielleicht waren es ja nur Extensions, aber das war nicht der Fall gewesen. Ich hatte am Vortag auch keinen Termin bei Frisör gehabt, aber woher sollte es sonst kommen.
Als ich grübelnd nach unten in die Küche zum Frühstücken ging, kam mir mein Dad entgegen und sah verblüfft aus.
"Ich dachte du hasst Blond?", fragte er verwirrt und musterte meine neue Haarpracht skeptisch.
"Dachte ich bis heute Morgen auch noch.", murmelte ich und zuckte mit den Schultern.
Layla reagierte ähnlich, aber ihr versuchte ich das Ganze zu erklären. Anfangs verdrehte sie die Augen und meinte, dass ich sie nicht anzulügen brauchte, wenn ich jetzt auf einmal auf Blond stand. Erst als sie etwas später bei mir übernachtete und ich mit blonden glatten Haaren eingeschlafen war und mit jedoch meinen normalen roten Locken aufwachte glaubte sie mir.
"Wow, das ist ja total krass.", hauchte sie und nahm eine Strähne zwischen die Finger und begutachtete sie.
"Das kannst du laut sagen.", stöhnte ich und ging zum Spiegel. "Wie ist das bitte möglich?" Genervt suchte ich wieder nach irgendeinem Anzeichen, dass es nicht meine Haare waren. Vielleicht eine kleine Strähne die noch braun war, oder der Ansatz der noch normal war, aber ich hoffte vergebens.
Endlich kam unser kleines Haus in Sicht, ich parkte den Käfer vor der Garage schnappte mir meine Tasche und ging ins Haus.
"Bin wieder da."
"Ich bin hier.", rief mein Dad aus der Küche. Ich stellte meine Tasche auf den Esszimmertisch und kam zu ihm herüber.
"Was machst du da?", fragte ich stirnrunzelnd mit einem Blick in den Topf, an dem er gerade herum hantierte.
"Na Essen, wonach sieht‘s den aus.", meinte er und holte den Klumpen aus dem Topf.
"Ach natürlich, wie konnte ich das nur nicht erkennen.", meinte ich lächelnd und mein Dad schnaubte abfällig. "Lass mich mal, ich schau mal was ich noch retten kann." Er ließ den Klumpen Nudeln wieder in den Topf fallen und setzte sich an den Tisch.
"Und, wie war dein Tag so?", fragte er und beobachtete mich, wie ich den Klumpen in zwei Teile zerschnitt und Tomatensoße drüber kippte. Natürlich war ihm aufgefallen, dass ich wieder eine andere Haarfarbe hatte.
"Wie immer.", log ich, dann setzte ich mich zu ihm und schob ihm seinen Teller rüber. Skeptisch begutachtete er das Essen.
"He, mehr war nicht zu retten.", grinste ich und auch er musste lächeln.
Nachdem ich meine Hausaufgabe gemacht hatte rief ich bei Layla an um mich zu erkundigen wie es ihr ging.
"Hey, ich hab gehört es ist schon wieder passiert?", begrüßte sie mich.
"Ja leider.", murrte ich. "Aber wie geht‘s dir, wieso warst du nicht in der Schule?"
"Magendarm-Grippe, der Arzt sagt ich muss noch mindestens bis Freitag daheim bleiben.", stöhnte sie. "Tut mir leid, aber die Woche musst du ohne mich schaffen."
"Na toll und ausgerechnet diese Woche.", meinte ich deprimiert.
"Hast du die Neuen schon gesehen?", fragte sie aufgeregt und wechselte so das Thema.
"Welche Neuen?"", fragte ich verwirrt.
"Am Wochenende ist eine Familie hergezogen. Ich hab mitbekommen, dass sie drei Kinder haben, zwei Jungs und ein Mädchen.", sprudelte es aus ihr heraus. "Der eine Junge und das Mädchen sind in unserer Jahrgangsstufe, der Andere ist ein Jahr älter als wir."
"Oh, das hab ich dann wohl verpasst.", antwortete ich gelassen.
"Ich hab gehört die sollen alle ziemlich gut aussehen.", schmunzelte Layla und hoffte wahrscheinlich so mein Interesse zu wecken.
"Schön für sie.", grinste ich, um sie zu ärgern.
"Ach komm schon Leah, du musst zugeben, dass groß, gut gebaut und dunkelhaarig sich echt gut anhört.", meinte sie empört. "Und außerdem wird es mal Zeit, dass du einen Freund kriegst."
"Was?", prustete ich. "Oh nein, glaub mir. Die werden mich eh, wie die anderen auch für verrückt halten. Wer will schon eine zur Freundin haben, die jeden Monat eine andere Haarfarbe hat?"
"So komisch ist das nun auch wieder nicht. In New York und L.A. ist das völlig normal.", verteidigte sie ihren Vorschlag empört.
"Ja eben Layla, New York. Wir sind hier aber nicht in New York.", seufzte ich. Ich wusste nicht, wie oft wir das schon besprochen hatten.

Der zweite Tag war immer nicht ganz so schlimm, wie der Erste, obwohl ich natürlich immer noch angegafft wurde, aber jetzt hatten die Meisten besseres zu tun. Es gab nämlich ein neues Gesprächsthema. Die Neuen.
Im Vorbeigehen hörte ich wie Lucie mit ihrer ebenfalls blonden Freundin Maya diskutierte, die mir um Vorbeigehen einen düsteren Blick zuwarf.
"... schon Luke Chase gesehen? ... sieht so gut aus! ... Bruder Mike auch!"
Was war an diesen Geschwistern denn so toll, dass alle so von ihnen schwärmten? Kopfschüttelnd ging ich weiter, immerhin war jetzt ich nicht mehr das Gesprächsthema Nummer eins.
Den ganzen Vormittag über traf ich nicht auf einen der Chase-Geschwister, bis ich in meinen Geschichtskurs kam. Da unsere Lehrerin bereits da war eilte ich schnelll auf meinen Platz und schlug mein Buch auf. Erst dann traute ich mich ganz vorsichtig einen Blick auf ihn zu werfen, Luke Chase. Ich hob langsam meinen Kopf, er saß eine Reihe vor mir, aber auf der anderen Seite des Klassenzimmers. Wie als hätte er meinen Blick gespürt drehte er sich um und sah mir direkt in die Augen, schnell senkte ich meinen Blick und tat so, als hätte ich ihn nicht gerade angestarrt. Nach einer Weile wagte ich einen weiteren Versuch, er sah wirklich nicht schlecht aus, er war groß und dunkelhaarig, wie Layla bereits gesagt hatte. Ich hatte trotzdem nicht vor mit ihm zu reden, geschweigedenn ihn oder seinen Bruder, auch wenn er genauso gut aussah, als festen Freund zu haben, so wie es Layla vorgeschlagen hatte.
Die übrigen Stunden vergingen zwar nicht so schnell, wie mir lieb gewesen wäre, aber dennoch schneller als am Vortag. Als ich vom Parkplatz fuhr sah ich im Rückspiegel einen neuen schwarzen Mercedes, den ich noch nie zuvor gesehen hatte und hinterm Steuer saß Luke Chase, auf dem Beifahrersitz seine jüngere Schwester und hinter ihm sein größerer Bruder Mike. Ich fragte mich gerade, was seine Eltern arbeiteten, dass sie sich so ein Auto für ihre Kinder leisten konnten, als Luke meinem Blick begegnete. Er began breit zu grinsen und entblößte dabei zwei Reihen perfekter weißer Zähne. Meine Wangen liefen rot an und ich musste mich zwingen auf die Fahrbahn zu achten, obwohl sich meine Hände um das Lenkrad herum verkrampften. Zum Glück war der Weg nach Hause nicht allzu weit. Hatte er mitbekommen, wie ich ihn im Unterricht angestarrt hatte? Hoffentlich nicht.
Am Abend beschloss ich Layla besuchen zu gehen, um sehen wie es ihr ging. Sie öffnete die Tür mit einem neugierigen und zugleich eifersüchtigen Blick und zog mich ins Haus, wo ein regelrechtes Verhör begann.
"Und sieht er so gut aus wie alle sagen?", fragte sie aufgeregt und hüpfte neben mir auf dem Bett förmlich auf und ab, obwohl sie noch ziemlich blass im Gesicht war.
"Na ja, er sieht schon ganz gut aus.", musste ich unfreiwillig zugeben. "Überhaupt sind die Geschwister alle recht hübsch." Fiel mir jetzt auf und ich musste an den kurzen Augenblick denken in dem ich Amy und Mike gesehen hatte. Mike war ebefalls groß, soweit ich das einschätzen könnte, er war immerhin gesessen. Auch war er gut gebaut, wenn nicht sogar etwas musklöser als Luke und er hatte dieselbe dunkle Haut und ebenfalls schwarze Haare. Amy war nicht so groß wie die beiden, sie war vielleiht ein winziges Stück kleiner als ich und sie war auch zierlicher, nicht dürr, nur irgendwie schlanker. Sie hatte auch die gleichen schwarzen Haare wie ihre Brüder, nur ihre hingen weit über den Rücken.
"Und wie sind sie so?", hakte Layla weiter nach und riss mich so aus meinen Gedanken.
"Keine Ahnung.", murmelte ich und zuckte die Schultern. "Ich bin doch die Letzte mit der neue Schüler reden würden. Das Erste was sie auf unserer Schule lernen werden ist, dass ich die Komische bin." Seufzend lies ich mich in die Kissen fallen und starrte an die Decke.
"Ach komm schon so schlimm ist es nun auch wieder nicht.", entgegnete sie aufmunternd und legte sich so neben mich, dass sie mir in die Augen schauen konnte. Ich verdrehte die Augen und musste einsehen, dass ich etwas übertrieben hatte. Mit einem war ich mir jedoch sicher, die Neuen würden früh genug erfahren, dass ich anders war.
"Ok, ganz so schlimm ist es nicht.", gestand ich nach einer Weile. "Aber Lucie wird schon dafür sorgen, dass sie es schnell genug erfahren."
"Mhm, da hast du wohl leider recht.", lenkte sie ein und sah mich besorgt von der Seite an. Mir war es eben nicht vergönnt eine lange Liste an Freunden zu haben.
"Mach da mal nicht so ein Drama draus, ich werd's schon überleben.", antwortete ich und versuchte sie anzugrinsen, was mir wahrscheinlich ziemlich misslang, da sie mir die Hand tröstend auf die Schulter legte.

Die ganze Fahrt zur Schule über betete ich, dass ich keinem der Chase-Geschwister begegnen würde. Ich blieb extra noch einige Minuten im Auto sitzen, bevor ich ausstieg. Schnell lief ich ins Schulgebäude und zu meinem Spind, pakte hektisch mein Zeug zusammen und eilte in mein Klassenzimmer, in der Hoffnung keinem von ihnen zu begegnen und tatsäschlich war das Glück heute ausnahmsweise mal auf meiner Seite.
In der Mittagspause sah ich ihn und seine Geschiwster an einem Tisch mit Lucie, Maya und noch ein paar Anderen sitzen, zum Glück saß ich am anderen Ende der Cafeteria. Ich hätte wirklich nicht den Nerv gehabt Lucie und Maya gie ganze Zeit kindisch kichern zu hören, sobald einer der beiden Jungs etwas sagte. Immer wieder ertappte ich mich jedoch dabei, wie ich zu ihnen hinüber blickte. Einmal sah ich dummerweise im selben Moment zu ihnen in dem Luke seinen Blick durch die Aula gleichten lies. Tja und wie hätte es anders sein können? Natürlich trafen sich unsere Blicke, er grinste mich wieder nur frech an und um meine Dummheit noch zu unterstreichen wurde ich mal wieder knallrot im Gesicht, ich hätte mich ohrfeigen können.
Wieso wurde ich nur jedes Mal rot, wenn er mich ansah? Und wieso beobachtete ich ihn überhaupt andauernd?
Ich war so erleichtert als es zum Unterricht klingelte, dass ich quasi aus dem Raum rannte, bis mir einfiel, was wir jetzt hatten. Geschichte. Verdammter Mist aber auch.
Niedergeschlagen lies ich mich auf meinen Stuhl fallen und kramte ziemlich unmotiviert mein Heft aus der Tasche heraus, da fiel mir auf, das ich meine Jacke in der Cafeteria liegen gelassen haben musste. Ich wollte gerade nochmal aufstehen um sie zu holen, als sie vor mir auf den Tisch geschmissen wurde. Verwirrt sah ich auf und blickte in diese mir so bekannten grünen Augen.
"Nächstes Mal solltest du vielleicht nicht so überstürzt aus dem Raum rennen.", meinte er schmunzelnd und ging schon zu seinem Platz, als ich noch irgendein Dankeschön nuschelte.
"So ein arrogantes Arschloch. 'Nächstes Mal solltest du vielleicht nicht so überstürzt aus dem Raum rennen'", fluchte ich auf dem Weg zu meinem Auto und fuchtelte wütend mit den Händen in der Luft umher.
Als ich mich in die Schlange der Autos einreihte, die den Parkplatz verliesen, merkte ich leider viel zu spät wer mich durch den Rückspiegel mal wieder beobachtete, nur dieses Mal wie ich wütend irgendetwas vor mich hin murmelte. Wütend kniff ich die Augen zusammen und starrte zurück, ich hatte nicht die Absicht schon wieder wegzuschauen, nein jetzt hiet ich seinem Blick stand, doch Luke musste einfach nur lachen.
Am liebsten hätte ich voll auf die Bremse getreten, sodass er in mich hinein gefahren wäre, aber das wollte ich meienm Kleinen nicht antun, also fuhr ich einfach weiter und mied den Blick in den Rückspiegel.
Daheim angekommen musste ich mich erst einmal wieder abregen und da mein Dad noch nicht zu Hause war begann ich uns etwas zu kochen. In Gedanken verfluchte ich ihn immer wieder und wieder. Ich malte mir sogar aus, wie er gegen einen Baum fuhr und sein schöner Mercedes nur noch ein Haufen Schrott sein würde.
Als mein Dad in die Küche kam, war ich so in meine Arbeit vertieft gewesen, das ich richtig erschrak.
"Gott Dad, schleich dich dich doch nicht so an.", meinte ich über die Schulter, als ich den Auflauf aus dem Ofen holte und auf zwei Teller verteilte.
"Mhhh, das riecht aber gut.", meinte er nur und begann zu essen. Ich setzte mich gegenüber von ihm und stocherte nur in meinem Teil herum, irgenwie hatte ich keinen Hunger mehr.
"Gab's heute irgendwas besonderes in der Schule?", fragte er und trank einen Schluck Wasser.
"Es sind drei Neue an unserer Schule, sie sind schon seit Montag da.", murmelte ich gedankelverloren und legte meine Gabel beiseite.
"Und das erzählst du mir erst jetzt?", meinte er uns tat so als verletze ihn das, wobei es ihm wahrscheinlich ziemlich egal war.
"Ja, so wie's aussieht.", meinte ich grinsend und begann dann doch zu erzählen. "Sie sind Geschwister. Mike ist der älteste dann kommt Luke und danach ihre kleine Schwester Amy. Luke ist in meinem Jahrgang, genauo wie Amy obwohl sie ein Jahr jünger ist, ich glaub sie hat eine Klasse übersprungen oder so."
"Wie sind die drei so?", hakte er mit vollem Mund nach, ohne auch nur aufzusehen.
"Na ja mit Mike und Amy hatte ich noch nichts zu tun.", meinte ich ausweichend und zuckte mit den Schultern.
"Und mit diesem Luke?", fragte er zu meinem Bedauern und plötzlich hatte ich wirklich Lust es ihm zu erzählen, vielleicht würde er meine Meinung ja teilen.
"Offengesagt ist er ein Idiot, obwohl ich erst ein paar Wörter mit ihm gewechselt habe.", schnaubte ich wütend und dachte an seinen dummen Spruch von heute morgen. Mein Dad sah auf und schaute mich verblüfft an, so etwas hatte er offensichtlich nicht erwartet.
"Da hab ich aber was anderes gehört."
"Ach, auf mich wirkt er aber wie ein arroganter Depp.", entgegnete ich aufgebracht und verschrenckte demonstrativ die Arme vor der Brust. War eigentlich niemand meiner Meinung?
"Na dann." War dar Kommentar von meinem Dad, er lies das Thema somit fallen und widmete sich wieder voll und ganz seinem Essen.
Ich stampfte hoch in mein Zimmer, knallte die Tür hinter mir zu und lies mich auf mein Bett fallen. Ich wusste das ich mich kindisch benahm, aber irgendwie war dieser Luke komisch und keiner glaubte mir.

Als ich am nächsten Morgen in die Spiegel sah, wäre ich am liebsten gleich wieder zurück in mein Bett gegangen und dort den restlichen Tag geblieben. Meine Haare hatten sich wieder geändert. Statt langen roten Haaren hatte ich jetzt einen schwarzen Bob mit schrägem Pony. Na toll, wieso denn schon wieder? Normalerweise war drei bis vier Wochen Ruhe, wenn meine Haare sie sich mal geändert hatten. Weshalb jetzt schon wieder? Es waren gerade mal drei Tage seitdem vergangen.
Mein Dad nahm die neue Frisur gelassen auf und sagte nichts, wofür ich ihn hätte küssen können. Er verstand es einfach, wenn ich nicht darüber reden wollte. Ich verabschiedete mich schnell von ihm und ging ohne Frühstück aus dem Haus.
Das Erste was ich tat nachdem ich eingeparkt hatte, war meine Kapuze tief ins Gesicht zu ziehen, wofür Layla mich wieder kritiesiert hätte. Sie konnte es nicht leiden wenn ich meine Haare versteckte, sie fand ich sollte dazu stehen. Tja, wenn das nur so leicht wäre.
Müde lief ich quer über den Parkplatz auf das Schulgebäude zu, spätestens heute würden die Neuen erfahren wie komisch ich doch war.
Bis zur ersten Stunde lief der Kapuzen-Trick ja noch ganz super, nur blöderweise bat mich Herr Hofmann sie abzunehmen. Natürlich war das Staunen der anderen wieder groß, als sie sahen das ich, wieder einmal, eine neue Frisur hatte. Ich blendete die blöden Kommentare der Anderen so gut es ging aus, zog die Schultern noch und versuchte mich auf den Unterricht zu konzentrieren.
Als ich in die Cafeteria kam, musste ich feststellen, dass fast alle mich anstarrten. ich versuchte niemandem in die Augen zu sehen und ihnen somit einen Anlass zu geben mich zu nerven. Dummerweise war auch der Tisch bestezt an dem ich für gewöhnlich aß, ich schnappte mir mein Essen und setzte mich an den nächstbesten freien Tisch und begann zu essen. Ich hatte meine Kapuze nicht wieder aufgesetzt, da es sowieso hoffnungslos war. Nachdem ich eine Weile gewartet hatte und sich alle, die mich angestarrt hatten, wieder ihrem Essen gewidmet hatten sah ich auf, um zu bemerken, dass Mike und Amy mich beobachteten, auch Luke drehte sich jetzt in meine Richtung, dismal jedoch ohne Grinsen im Gesicht. Irgendetwas irritierte mich an ihren Blicken. Langsam wandte Luke sich wieder von mir ab und begann mit seinen Geschwistern zu diskutieren, Mike sah ihn ernst an und auch Amy nickte und warf einen letzten Blick auf mich, bevor sie Ihren Bruder ansah. Die Stirn runzelnd sah ich wieder auf mein Essen, aber mir war der Appetit vergangen, weshalb ich es stehen lies und die Cafeteria verlies. Im Hinausgehen warf ich nochmal einen Blick auf die Chase Familie, welche immer noch miteinander redeten und die neben ihnen Sitzenden ignorierten.
Ich ging zu meinem Schließfach, kramte mein Geschichtszeug heraus und schlenderte langsam durch die leeren Gänge in Richtung Klassenzimmer. Ich war die erste die den Raum betrat unsere Lehrerin war jedoch bereits da und baute den Fernseher auf. Als ich auf meinem Platz saß trudelten auch so langsam die Anderen ein und freuten sich da wir einen Film schauen würden. Kurz nachdem der Film begonnen hatte knurrte mein Magen und mir fiel auf das ich heute noch nichts gegessen hatte. Heimlich sah ich mich um, ob es irgendjemand gemerkt hatte, was nicht der Fall war. Der Streifen den unsere Lehrerin herausgesucht hatte war nicht besonders interessant, weshalb ich aus dem Fenster sah. Mein Magen beschwerte sich zwar noch einige Male, gab dann aber doch Ruhe. Ich nahm mir vor nach der Stunde etwas zu essen und wenn's nur ein Mars war.
Irgendwie wurde mir auf ein mal ziemlich warm und der Film verschwamm leicht vor meinen Augen. Ich kniff sie einige Male fest zusammen, aber das half auch nicht. Ich musste mich mit einer Hand an der Tischknte festhalten, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren, als ich fragte ob ich an die frische Luft durfte.
Kaum das ich das Zimmer verlassen hatte, begann sich alles zu drehen und ich musste mich an der Wand abstützen. Ich schaffte es gerade noch aus dem Gebäude heraus, dann brachen meine Beine zusammen. Ich lehnte meinen Kopf gegen das kühle Geländer der Treppe und schloss die Augen. Gerade als ich dachte das es schlimmer gar nicht mehr werden könnte, spürte ich eine warme Hand an meiner Schulter.
"Hey, geht's dir nicht gut.", fragte eine raue männliche Stimme. Ich sah auf, konnte meine Augen aber nicht dazu bringen scharf zu sehen. Ich spürte wie ich auf die Arme genommen und hochgehoben wurde. Ich versuchte mich zu wehren, gab aber nach kurzer Zeit wieder auf. Ich lehnte meinen Kopf an seine Brust und schloss die Augen, mein Kopf dröhnte. Ich merkte wie wir zurück ins Schulgebäude gingen. Ich hob ein paar Mal den Kopf und versuchte den zu erkennen der mich da trug, aber ich sah immer noch zu verschwommen um sein Gesicht deutlich sehen zu können. Eine weitere Tür ging auf und der Duft von Verbänden und sterilen Sachen stieg mir in die Nase.
"Leg sie einfach hier ab.", hörte ich unsere Krankenschwester sagen. Ich wurde auf eine Trage gelegt und über mir wurde eine Decke ausgebreitet. Wenig später spürte ich die kalten Finger der Krankenschwester an meiner warmen Stirn.
"Was ist passiert?"
"Ich glaub sie hat heute zu wenig gegessen.", meinte die raue Stimme. Ich hörte wie die Schwester aus dem Zimmer ging. Mir war jetzt nicht mehr gar so schwindelig, deswegen veruchte ich ich auf zu setzen, was jedoch große Hände verhinderten und mich sanft wieder zurück in die Kissen drückten.
"Du solltest liegen bleiben.", murmelte er nachdenklich. Ich schnaubte verächtlich und öffnete meine Augen wieder und dieses Mal konte ich schon wieder fast normal sehen. Er lehnte sich lässig an die Trage und starrte mich ganz offen an. Luke.
"Was?", fragte ich gereizt, doch er schüttelte nur den Kopf und in diesem Moment kam die Schwester mit einem Schokoriegel zurück.
"Iss das Liebes.", meinte sie lächelnd, drückte mir den Riegel in die Hand und verschwand wieder. Ich sezte mich auf, packte ihn aus und begann zu essen.
"Willst du nicht zurück in den Unterricht gehen?", fragte ich ihn mit hochgezogener Augenbraue, doch er schüttelte nur den Kopf.
"Wieso hast du mich überhaupt gefunden? Du warst noch im Klassenzimmer, als ich gegangen bin.", hakte ich nach und legte den Kopf schief.
"Ich dachte mir schon, dass du es alleine nicht mehr weit schaffst. Du sahst ziemlich beschissen aus.", antwortete er schlicht und zuckte mit den Achseln.
"Na danke auch.", murmelte ich und knüllte das Verpackungspapier wütend zusammen. Mir ging es schon wieder viel besser, also schlug ich die Decke beiseite, schwang die Beine von der Trage und wartete auf das Schwindelgefühl, doch es blieb aus. Ermutigt stand ich auf, hielt mich aber sicherheitshalber noch mit einer Hand an der Trage fest. Ich hatte keine Lust ein weiteres Mal vor Luke schlapp zu machen. Probehalber ging ich ein paar Schritte, als die Schwester herein kam.
"Du siehst schon viel besser aus, nicht mehr so blass.", meinte sie freundlich. "Wenn du's dir zutraust kannst du wieder gehen." Dankbar nickte ich, ich hatte wircklich keine Lust noch eine Minute länger im selben Raum wie Luke zu sein. Ich bedankte mich bei der Krankenschwester und verlies noch etwas wacklig das Krankenzimmer, dummerweise folgte Luke mir.
"Mir geht's gut, ehrlich.", meinte ich genervt. "Du kannst wieder gehen."
"Nicht bevor ich sichergegangen bin, dass du etwas isst.", antwortete und steuerte die Cafeteria an.
Es konnte ihm doch eigentlich egal sein wie es mir ging und außerdem konnte ich diesen bestimmenden Tonfall gar nicht leiden.
"Ach, bist du jetzt meine Mutter?", fragte ich skeptisch und blieb stehen, auch er blieb stehen und drehte sich um, nur um mich quasi am Ellenbogen in die Cafeteria zu ziehen. Wäre ich eben nicht beinahe umgekippt hätte ich wiederstand geleistet, aber so war ich völlig machtlos gegen ihn. Wenn ich ehrlich war hatte ich auch Hunger. In der Kantine angekommen drückte er mich auf einen Stuhl und ging zum Küchenpersonal. Der ganze Raum war leer, eigentlich war ja jetzt auch Unterricht. Er diskutierte kurz mit einer etwas dickeren Frau und kam dann mit einem Sandwich und einer Dose Cola zurück.
"Hoffe du bist nicht wählerisch.", meinte er, stellte den Teller vor mir ab und sezte sich gegenüber von mir. Ich beäugte das Essen kurz und beschloss dann, dass es schon nicht vergiftet war, weshalb ich hineinbiss. Noch kauend öffnete ich die Dose und nahm ein paar Schlucke. Ja, das tat gut. Als ich die hälfte des Sanwiches gegessen hatte sah ich auf und musste feststellen, dasss er mich wieder beobachtete, wieder mit diesem grübelnden Blick, wie auf der Krankenstation.
"Kannst du das mal sein lassen?", murrte ich und legte mein Sandwich ab um nochmal zu trinken.
"Was?", fragte er unschuldig.
"Mich anzustarren, das nervt."
"T'schuldigung."
Es hatte inzwischen geläutete und als ich fertig war begleitete er mich noch zu meinem nächsten Kurs. Schweigend liefen wir nebeneinander her.
"Warst du beim Frisör?", fragte er mich plötzlich.
"Ähm ... nein.", stotterte ich überrascht und sah zu ihm auf.
"Gestern noch hattest du lange rote Haare, oder nicht?"
"Ja."
"Und?"
"Was und?"
"Ja, hast du sie selbst geschnitten?", meinte er und sah mich an.
"Nein.", antwortete ich wenig einfallsreich. Er sah so aus, als wollte er noch etwas fragen, schüttelte dann aber nur den Kopf. Zum Glück waren wir an der Tür angelangt.
"Oh und danke." Ich wusste auch nicht was ich mich gefahren ist, aber ich hatte das Gefühl mich bedanken zu müssen.
"Ist klar.", sagte er noch und verschwand auch schon den Gang entlang. So ein arrogantes Arschloch.
Ich hatte Layla versprochen heute nach der Schule bei ihr vorbei zu schauen und als ich klingelte wurde ich von einer fast wieder gesunden Layla begrüßt. Sie zerrte mich in ihr Zimmer und konnte fast gar nicht mehr aufhören zu reden.
"He, komm mal wieder runter.", meinte ich lachend und drückte sie kurz an mich.
"Sorry, aber ich hasse es nicht gut informiert zu sein und außerdem gehen mir meine Eltern auf die Nerven. Ich will endlich wieder in die Schule.", meinte sie grimmig. "Was gibt's so neues in der Schule?"
"Lucie ist dumm wie immer, Herr Hofamnn liebt es uns Hausaufgaben zu geben, ich hasse Luke Chase, meine Haare sind mal wieder anders, wöfür mich alle wieder blöd angesehen haben, aber sonst.", meinte ich lächenld und zuckte mit den Achseln.
"Wie war das mit Luke?", hakte sie nach und sah mich schief von der Seite an. Ich verdrehte die Augen, da ich hehofft hatte, das sie es überhören würde. Eigentlich hätte ich gar nicht versuchen sollen, es so zu überspielen, Layla wäre es so oder so aufgefallen.
"Ich hasse ihn.", antwortete ich schlicht und lächelte sie an.
"Und wieso?", fragte sie und runzelte verwirrt die Stirn.
"Na ja.", wich ich aus. "Er ist irgenwie ... ich weiß nicht, arrogant."
"Ach, daraus lässt sich ja schließen, dass du mit ihm geredet hast, oder lieg ich da falsch?", bohrte sie grinsend weiter und lies mich nicht aus den Augen.
"Ja, mehr oder wenig unfreiwillig.", antwortete ich.
"Wie darf ich das jetzt wieder verstehen?"
"Ich bin beinahe zusammen geklappt und er hat mich zur Krankenschwester gebracht.", murrte ich. Ich vermied es absichtlich zu erwähnen, dass er mich eingentlich getragen hatte, da Layla sonst einen Kolapps gekriegt hätte.
"Und?", fragte sie erwartungsvoll, mit großen Augen.
"Nichts und.", meinte ich genervt und verdrehte die Augen.
"Ach komm schon."
"Danach sind wir noch in die Cafeteria gegangen, damit ich was essen konnte, weil er der Meinung war, dass ich sonst womöglich nochmal zusammen klappen könnte.", gab ich zu.
"Wie süß.", quietschte sie aufgeregt.
"Daran ist absolut nichts süß.", entgegnete ich gereizt. "Kommst du morgen wieder in die Schule?", wechselte ich schnell das Thema.
"Ja, ich denk schon. Ich bin froh, wenn ich mal aus dem Haus komm.", antwortete sie und verzog das Gesicht zu einer Grimasse.

Am Freitagmorgen hätte ich mich am liebsten erschossen. Warum bestrafte Gott mich so? Warum zum Teufel schon wieder?
Heute hatte ich zur Abwechslung mal schulterlange blonde Haare mit kleinen schwarzen Strähnen und einem geraden Pony. Schlimmer ging es ja wohl kaum. Da ich keine Lust hatte wieder zusammen zu klappen, aß ich einen Toast zum Frühstück. Immerhin konnte ich auf Lukes dumme Sprüche verzichten.
Auf dem Weg zur Schule fuhr ich bei Layla vorbei und nahm sie mit. Kaum das sie eingestiegen war begann ihr Vortrag auch schon, darüber wie doof ihre Eltern doch waren und dass sie doch wohl alt genug war ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Sie endete jedoch aprubt, als ich auf den Parkplatz fuhr.
"Wow, sind sie das?", fragte sie atemlos und zeigte in Richtung eines schwarzen Mercedes.
"Mhm."
"Der Rechte sieht verdammt gut aus.", stellte sie grinsend fest. "Ich vermute mal, dass das Luke ist, oder?" Ich nickte nur, ohne hinzusehen und parkte in die nächstbeste Lücke ein. So wie es aussah hatte auch Layla das Chase-Fieber, warum war ich die Einzige die erkannte was für ein Idiot zumindest Luke war.
Genervt schlenderte ich neben Layla her, die gar nicht mehr aufhören konnte zu schwärmen.
"Und diese Amy hat ja tolle Haare, so ein richtig schönes dunkelbraun.", staunte sie. "Und die Brüder sehen auch beide verboten gut aus."
"Lern sie besser erst mal kennen bevor du sie so heilig sprichst.", schmunzelte ich und zog sie ins Gebäude. Unsere Schließfächer befanden sich glücklicherweise nebeneinander, deswegen mussten wir nie weit gehen.
“Ah, wie ich sehe beglückt Madam Meyer uns auch mal wieder mit ihrer Anwesenheit.”, begrüßte uns Herr Hofmann lächelnd.
“Türlich, ich dachte mir schon, dass sie mich vermissen werden.”, grinste Layla zurück und setzte sich auf ihren Platz neben mich. Zusammen mit Layla verging die erste Stunde wie im Flug, obwohl alle mich und meine neue Frisur anstarrten.
“Mach dir nichts draus, das hört schon wieder auf.”, versuchte sie mich aufzumuntern und ich versuchte sie dankbar anzulächeln, was mir aber nicht so überzeugend gelang, denn sie knuffte mich noch in die Seite.
Die nächsten Stunden zogen sich ziemlich in die Länge, da Layla und ich nicht die selben Kurse hatten. Wieder musste ich eine Reihe blöder Kommentare ertragen, während ich betete, dass die Zeit doch schneller vergehen möge. Nach dem Läuten trafen wir uns an unseren Spinten wieder und gingen gemeinsam in die Cafeteria. Es tat gut jemandem bei sich zu haben, ich kam mir nicht mehr ganz so verloren, wie in den letzten Tagen, vor.
“Leah!”, flüsterte sie. “Pssst Leah!”
“Was den?”, fragte ich verwirrt und sah sie an, doch sie sah in eine völlig andere Richtung.
“Sie starren dich an!”, murmelte sie, immernoch mit gesenkter Stimme. Verwundert folgte ich ihrem Blick und sah, wie die drei Chase-Geschwister allesamt mich anstarrten. Schnell wandte ich mich wieder meinem Essen zu.
“Layla, hör auf sie so an zu starren!”, zischte ich und sah sie wütend an.
“Was denn?”, meinte sie, sah mir zuliebe aber wieder weg. “Wieso starren die dich so an?”
“Keine Ahnung.”, antwortete ich und zuckte mit den Achseln. “Vielleicht ist es wegen meinen Haaren.”, mutmaßte ich und sah vorsichtig wieder auf. Die Drei hatten sich kein Stück bewegt und beobachteten mich immer noch. Ihre Blicke jedoch verwirrten mich, sie sahen mich nicht abwertend an, so wie die Anderen es taten an, sondern eher neugierig. Heute saßen sie an ihrem eigenen Tisch und so wie es aussah fiel niemandem außer Layla und mir auf, dass sie mich musterten. Ich zog die Augenbrauen zusammen und sah Luke fragend an, worauf er kaum merklich nickte, aufstand und aus der Cafeteria verschwand. Seine Geschwister sahen nicht mal auf, als er ging, sondern musterten mich weiter eingehend. Ich sagte Layla, dass ich nochmal kurz zu unseren Schließfächern musste und dann dierekt in den Unterricht gehen würde. Als sie nickte stand ich auf, verlies ebenfalls die Cafeteria und folgte ihm auf den Gang. Er lehnte lässig an einem der Schließfächer und beobachtete mich, als ich auf ihn zukam.
"Änderst du immer so schnell deinen Haarschnitt?", fragte er und sah meine Haare an.
"Ja, hast du ein Problem damit?", fragte ich bisssig und sah ihn böse an.
"Ach so.", meinte er, zuckte kurz mit den Schultern und lief in Richtung Cafeteria zurück.
"Wie? War's das schon?", rief ich ihm aufgebracht hinterher. "Deswegen habt ihr mich so bebachtete?"
"Denke schon.", antwortete er kühl, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, dann drehte er sie wieder um und verschwand in der Kantine. Ich stand auf dem Gang, wie der letzte Idiot und verfluchte ihn für seine Selbstgefälligkeit. So ein Schwachkopf, wütend trat ich gegen die Wand und fluchte kurz darauf nur noch lauter, da es mehr wegetan hatte, als ich gedacht hätte. Da ich keine Lust mehr hatte wieder in die Cafeteria zu gehen, und womöglich Luke und seine komischen Geschwister zu treffen, setzte ich mich auf eines der Fensterbretter im Gang. Dummereise hatte ich nach der Pause ausgerechnet Geschichte.
Wärend der Geschichtsstunde straßte ich ihn damit, ihn zu ignorieren, was mir leider nur teilweise gelanng. Da ich ja so neugierig war konnte ich es nicht vermeiden einige Male zu ihm zu schielen. Innerlich hoffte ich darauf, dass ich ihn dabei erwischen würde, wie er mich beobachtete, aber das war nicht der Fall.
Als ich zu meinem Käfer ging, sah ich zu meiner Überraschung Luke an der Motorhaube lehnen. Was wollte er den jetzt schon wieder? Offensichtlich machte es ihm Spaß mich auf die Palme zu bringen.
"Was willst du nun schon wieder von mir?", fragte ich bissig und zog eine Augenbraue in die Höhe.
"Reden."
"Ja, dann such dir jemanden den das interessiert, was du von dir gibtst.", sagte ich angriffslustig, schob mich an ihm vorbei zur Fahrertür und schloss auf.
"Na gut, wie du meinst.", antwortete er nüchtern, wandte sich von mir ab und schlenderte zu seinem Mercedes, vor dem schon Mike und Amy warteten. Bevor sie einstieg warf Amy mir noch einen Blick zu, den ich nicht ganz deuten konnte. Sah sie mich gerade wircklich etwas mitleidig an. Bevor ich mich vergewissern konnte, war sie auch schon ins Auto gestiegen.
Verwirrt lies ich mich in meinen sitz plumsen und wartete auf Layla, die wenig später auftauchte, und leider mitbekommen hatte, dass ich mit Luke gesprochen hatte.
"Was war los?", fragte sie neugierig, stieg an der Beifahrertür ein und lächelte mich verschwörerisch an. "Läuft da was zwischen euch."
"Oh Layla.", prustete ich, da ich so lachen musste. "Du bist die Einzige auf der weiten Welt, die solche Situationen immer so stark daneben beurteilt."
"Sagst du.", meinte sie leicht gekränkt und schieg. Nach einer Weile jedoch hielt sie es nicht mehr aus. "Na erzähl schon!"
Ich fuhr vom Parkplatz, nachdem ich extra gewartet hatte, bis der schwarze Mercedes verschwunden war und antwortete.
"Ich fang am besten am Anfang an, oder? Ich find das Ganze nämlich auch noch ziemlich verwirrend.", begann ich und krazte mich kurz an der Stirn. "In der Pause hat er gemeint, das er und seine Geschwister mich angestarrt haben, da ich schon wieder eine andere Frisur hatte."
"Und weiter?", eiferte sie und sah mich abwartend an.
"Nichts und weiter. Dann ist er gegangen.", stellte ich kühl fest. "Wie gesagt, ich hab nie behauptet, dass ich es verstehe."
"Oke.", meinte Layla langezogen. "Und grade eben?"
"Da ist er gekommen um zu 'reden', ich hatte aber keine Lust wieder nur an der Nase herumgeführt zu werden und hab ihm gesagt, dass er sich jemanden suchen soll, den es interessiert."
"Gut.", antwortete Laylanund sah mich schief von der Seite an. "Und du willst gar nicht wissen, was er dir sagen wollte?"
"Ich denke nicht. Nein.", entgegnete ich gelassen und hielt den Wagen vor ihrem Haus. "Bis spätestens Montag."
"Ja, bis dann.", rief sie mir über die Schulter zu und eilte ins Haus, da es nach Regen aussah.
Auf dem Weg zu mir nach Hause begann es dann zu regnen. Ich parke meinen 'Kleinen' wieder in der Hofeinfahrt, zog mir mein Kapuzen-Shirt tief in die Strin und rannte durch den Regen auf unser Haus zu. Auf den Stufen unserer Veranda wäre ich beinnah ausgerutsch, konnte mich jedoch gerade noch am Geländer festhalten. Schnaufend und mit nasser Kleidung betrat ich das Haus. Mein Dad hatte heute Spätschicht, was hieß, dass er erst um zehn Uhr zurück sein würde.
Ich lies mir ziemlich Zeit unter der Dusche und benutzte mein Lieblings-Waschgel das, dass so angenehm nach Apfel roch. In ein Handtusch gewickelt ging ich in mein Zimmer und schlüpfte in ein altes T-Shirt und meine graue Jogginghose. Ich lies meine Haare immer lufttrocknen, egal welche Frisur ich gerade hatte, also legte ich ich so in mein Bett und sah aus dem Fenster. Es regnete immer noch und die Tropfen prasselten leise auf meine Fensterscheibe, irgenwie hatte das Geräusch etwas beruhigendes. Ich schloss meine Augen und lies meine Gedanken schweifen, für was ich ich im Nachhinein schlagen könnte. Natürlich fiel mir mein letztes Gespräch mit Luke wieder ein und ich musste zugeben, dass ich jetzt doch neugierig war, was er mir erzählen wollte. Mist aber auch und jetzt war auch noch Wochenende, dass hieß, dass ich ihn frühestens am Montagmorgen zur Rede stellen konnte. Falls er bis dahin noch mit mir redete.

Am nächten Morgen schlief ich länger als sonst, da ich gestern noch ewig wach gelegen hatte. Noch etwas müde stapfte ich ins Bad und betrachtete mein Spiegelbild, zum Glück hatten sich meine Haare über Nacht nicht wieder geändert. Mir fiel ein Stein vom Herz, obwohl ich meine momentane Frisur gar nicht gut fand. Ich hatte schon öfters versucht meine Haare zu färben, oder zu schneiden. Aber sie waren immer wieder in kürzester Zeit wieder normal geworden. Und mit normal meinte ich eben den Haarschnitt und die Haarfarbe, die ich zu dem Zeitpunkt hatte. Genervt hatte ich es dann nach einigen Versuchen bleiben lassen und hatte mich damit abgefunden die Kontrolle über meine Haare zu haben.
Nach dem Zähneputzen ging ich in die Küche und aß ein Müsli, währenddessen überlegte ich, was ich heute machen konnte. Da ich nichts Besseres vorhatte zog ich meine Sportsachen an und ging aus dem Haus joggen. Draußen war es noch etwas feucht, vom gestrigen Regen. Ich lief unsere Straße entlang und dann Richtung Wald, dort angekommen begann ich zu joggen. Als ich hier so lief bemerkte ich erst, wie sehr mir das Laufen gefehlt hatte. Ich fühlte mich dann immer so frei. Ich schlug gleich zu anfang ein orgendtliches Tempo an und musste zu meiner Freude feststellen, dass ich es auch nach längerer Zeit noch halten konnte. Mir fiel auf, dass ich irgendwann angefangen hatte zu lächeln und musste darüber nur noch mehr grinsen.
Den nächsten Weg bog ich rechts ab, hier musste man zwar über einige Äste und Baumstämme hüpfen, aber dafür kam man an einem sehr schönen See vorbei. Ich hatte es zwar nicht vorgehabt, aber ich nahm mir vor mich dort einige Minuten zu entspannen, bevor ich weiter lief.
Kurz bevor ich um die nächste Ecke bog hörte ich eine Stimme, was mich so sehr verwirrte, dass ich stehen blieb. Normalerweise traf man um diese Zeit hier keinen Spaziergänger. Ich wurde langsamer, blieb schließlich stehen und lauschte auf die Stimme, moment mal, es waren zwei Stimmen. Langsam ging ich um die Ecke, blieb aber so nahe an den Büschen und Bäumen, die nahe am Weg wuchsen wie es ging. Als ich um die Ecke sah konnte ich zwei Gestalten erkennen, die so wie es aussah miteinander kämpften. Ich wollte mich gerade zeigen und ihnen zurüfen, dass bleiben zu lassen, als sie gleichzeitig zu Boden fiehlen und laut zu lachen begannen. Die Stirn runzelnd sah ich ihnen weiter zu, schlich aber langsam und im Schutz der Äste immer näher. Sie waren nur noch zwanzig Meter von mir entfernt und kämpften nahe am Wasser. Ich kniff die Augen zusammen und plötzlich erkannte ich die beiden, worauf ich wie angewurzelt stehen blieb. Es waren die Chase Brüder und als ich mich umsah entdeckte ich auch in einiger Entfernung Amy, die die beiden beobachtete und ihnen so wie es aussah Tipps zurief. Was machten die Drei da? Wieso kämpften Luke und Mike miteinander? Wenn es ihr Hobby war, wieso ausgerechnet hier und nicht in der Sporthalle, oder im Verein?
Gebannt sah ich den beiden weiter zu und hielt ab und zu sogar den Atem an, so spannend war es. Mike war zwar viel stärker als Luke, er jedoch um einiges schneller als Mike. Sie umkreisten sich immer wieder, kamen aufeinader zu und versuchten den anderen mit der Faust oder dem Fuß einen Tritt zu verpassen. Ab und zu hielten sie inne und horchten auf das, was Amy ihnen sagte. Immer dann, wenn es Mike gelang Luke in die Mangel zu nehmen und es so aussah, als würde er gleich zu Boden gehen schaffte er es einige schnelle geziehlte Treffer zu landen, wodurch Mike ihn loslassen musste.
"Pause?", fragte Luke, nachdem er sich ein weiteres Mal von Mike befreit hatte und Mike nickte.
Luke wandte sich von ihm ab und wollte zu Amy laufen, um etwas zu trinken, als Mike sich versuchte von hinten auf ihn zu stürzen. Erschrocken gab ich einen komischen Laut von mir, musste mir aber keine Sorgen um Luek machen, nicht das ich das getan hätte. Er hatte nämlich damit gerechnet, dass sein Bruder versuchen würde ihn von hinten anzugreifen, so machte er nur eine elegante Bewegung nach rechts und Mike Schläge gingen ins Leere. Das ganze ging ziemlich schnell, als Luke sich wieder umdrehte sah er mich und grinste mich verschmitzt an. Da selbst ich nicht so blöd war, um so zu tun, als hätte ich sie eben nicht beobachtet ging ich auf die Drei zu.
"Was macht ihr da?", fragte ich und gesikulierte wild mit meinen Händen, während ich abwechselnd zu allen dreien sah.
"Die bessere Frage ist, was machst du hier und warum beobachtest du uns?", antwortete Luke schlagfertig und setzte hinzu. "Du bist aber kein Stalker, oder?" Mike und Amy mussten grinsten und musterten mich wieder.
"Ich war hier schon joggen, bevor ihr überhaupt nur dran gedacht habt hierher zu ziehen.", meinte ich uns lächelte ihn zuckersüß an. Ich lies die Frage, wieso ich sie beobachtete einfach aus, Luke brauchte nicht wissen, dass ich das was er uns sein Bruder gerade gemacht hatten total faszinierend fand.
"Soso.", brummte Mike und lächelte mich an. Wütend stemmte ich die Hände in die Hüften und wiederholte meine Frage.
"Was macht ihr hier?"
"Trainieren, wonach sieht's den aus?", fragte Luke und setzte sich neben Amy, die ihm etwas zu trinken hinhielt.
"Aber wieso hier?", konterte ich und zeigte auf die Gegend um den See.
"Na weil's hier schön ist.", antwortete er schulterzuckend. Ungäubih zog ich eine Augenbraue hoch und sah ihn weiter an.
"Und hier niemand herkommt. Na ja, dass heißt bis auf du.", schaltete sich Mike ein und gesellte sich zu seinen Geschwistern. Verwirrt runzelte ich die Strin, was Luke's Dauergrinsen nur noch breiter machte.
"Das musst du nicht verstehen, immerhin bist du blond.", meinte er und sah auf meine Haare. Wütend fixierte ich ihn mit meinem Blick.
"Find ich gut, dass du so von mir denkst, wo ich doch eigentlich brünett bin.", meinte ich sarkastisch. "Ich find's immer ganz toll, wenn Leute Sachen behaupten, von denen sie keine Ahnung haben." Um das Ganze noch besser rüberzu bringen lächelte ich ich ganz naiv an, worauf er die Augen verdrehte.
"Wo sollten wir den deiner Meinung nahc trainieren?", fragte Amy auf einmal und sah mich ehrlich neugierig an. Das verwunderte mich so sehr, dass ich erst einige Minuten brauchte, bis ich antworten konnte.
"In der Turnhalle von der Schule.", meinte ich und sah nun sie an. Sie überlegte einen Moment, bevor sie mir antwortete und dabei den Kopf schüttelte.
"Das geht nicht. Da würden uns ja alle sehen."
"Und was wäre daran so schlimm."
"Na ja, wir machen nicht nur das, was du da gerade gesehen hast.", antwortete Mike mir.
"Was bitte könnte so schlimm sein, dass ihr es anderen nicht zeigen könnt.", fragte ich und sah Einen nach dem Anderen in die Augen. Keiner der dreien antwortete, stattdessen sahen sie sich gegenseitig an. Es wirkte so, als verständigten sie sich ohne Worte.
"Nichts.", antwortete Amy mir schließlich und sah mich freundlich lächelnd an. Ich wollte gerade wieder etwas antworten, als Luke mir genervt zuvor kam.
"Eigentlich kann es dir ja auch egal sein, wo wir trainieren.", meinte er. Das stimmt ja eigentlich, aber mir war es nicht egal. Ich hatte den See immer als Zufluchtsort gesehen, wo einen niemand nervte oder störte. Tja, aber jetzt war das so wie es aussah anders. Unentschlossen blieb ich stehen und wusste nicht so recht was ich machen sollte. Luke nahm mir meine Entscheidung aber mit seinen nächsten Worten ab.
"Du kannst jetzt gerne wieder gehen.", meinte er kühl und stand auf, Mike tat es ihm gleich. Ich ignorierte ihn gekonnt und wandte mich an Amy.
"Hat du was dagegen, wenn ich mich neben dich setze?", fragte ich sie lächelnd.
"Aber gerne doch.", antwortete sie grinsend. Das sie auf meiner Seite war, machte sie um einiges sympatischer.
"Danke."
"Das ist jetzt nicht dein ernst, oder?", fragte Luke verwundert und sah von mir zu seiner Schwester.
"Doch voll und ganz. Weißt du eigentlich wie ätzend es ist den ganzen Tag mit euch zu verbringen. Da tut mir etwas weibliche Unterstützung echt gut.", antwortete sie geschickt und somit war für sie das Thema geklärt. Zufrieden grinste ich sie an und lies mich neben ihr auf den Boden nieder. Luke funkelte mich noch ein letztes Mal an, dann wandter er sich wieder Mike zu und wartete auf Amys Zeichen.
"Los!", rief sie und die beiden begannen sich zu umkreisen.
"Macht ihr das öfter?", fragte ich Amy neugierig, beobachtete aber die beiden Brüder weiter, da ich immer noch fanziniert von ihren Bewegungen war. Ihr Treiben hatte irgendwie etwas animalisches, es war schwer zu beschreiben.
"Ein paar Mal in der Woche."
"Und wie lange schon?"
"Mhm, ich glaub seit wir sieben sind.", meinte sie nach kurzer Überlegung.
"Das heißt du kannst auch so kämpfen wie die beiden.", fragte ich verwundert, denn sie sah nicht gerade aus wie eine geborene Kämpferin. Aber man sollte eine Person ja lieber nicht unterschätzen.
"Ja, ich kämpfe auch, aber nicht so gut wie die beiden. Dafür bin ich in Anderem weitaus besser als sie.", meinte sie lächelnd und selbstsicher.
Ich wollte gerade meine nächste Frage stellen, als es Mike gelang sich auf Luke zu stürzen, sodass beide auf dem Boden landeten. Kurz kugelten sie durch das Gras, bis Luke die Oberhand gewann und Mike so auf den Bauch drehte, dass er ihm das Knie zwischen die Schulter legen konnte. Mike konnte sich kein Stück mehr bewegen, denn Luke hielt auch seine Hände fest. Er versuchte es noch ein zwei Mal, dann stöhnte er und gab auf.
"Revance!", forderte er, sobald er auf den Füßen war. Luke lächelte wieder und bedeutete ihm, dass er damit kein Problem hätte. Nachdem Amy abermals ihr Zeichen gegeben hatte, umkreisten sie sich wieder.
"Macht ihr das schon den ganzen Tag lang?", fragte ich interessiert und verwundert zugleich. "Werden die beiden nicht igrnedwann müde?"
"Nein, wir sind nämlich nicht so untrainiert und ausdauerlos wie du.", meinte Luke amüsiert, da er dummerweise meine Frage mitbekommen hatte.
"Wer behauptet denn das ich ausdauerlos bin?", fragte ich kühl und zog die rechte Augenbraue in die Höhe.
"Ach, bist du nicht?", meinte er sarkastisch, während er Mike lässig auswich.
"Nein, stell dir vor ich war gerade joggen, als ich euch traf.", antwortete ich und lächelte ihn aufreizend an.
"Joggen. Pah. Das kann jeder.", antwortete er abwärtend.
"Ach, ist das so.", meinte ich schnippisch und wandte mich an Amy. "Ist dein Bruder immer so voreingenommen und von sich selbst überzeugt?"
"Ja. Er geht uns damit auch immer ziemlich auf die Nerven.", meinte Amy augenverdrehend und spielte mein Spiel perfekt mit. Was ihr nochmal einen Pluspunkt gab.
"Was redest du da?", wandte Luke erstaund ein und sah seine Schwester geschockt an. Diesen Moment nutzte Mike für sich und schmiss sich so auf Luke, dass sie beiden wieder zu Boden gingen. Nur dieses Mal gewann Mike.
Als die beiden weider aufstanden zwinkerte Mike mir kurz zu und ich grinste zurück. Luke strafte mich mit einem vernichtenden Blick und sah auch seine Schwester enttäucht an. Amy zuckte nur mit den Schultern und lächelte. Luke schnappte sich eine der Wasserflaschen, die neben Amy bereit lagen und setzte sich einige Meter entfernt von uns auf einen flachen Stein. Mike gesellte sich zu uns und lies sich neben mich gleiten.
"War's das jetzt schon?", fragte ich und sah Mike und Amy fragend an.
"Wenn du so scharf drauf bist zu zusehen, wenn sich zwei verprügeln, dann geh nach Hause und schau dir Boxen im Fernsehen an.", meinte Luke spottend und ohne mich anzusehen.
"Nein, das ist doch nicht halb so lustig, wie zu sehen, dass du einen Tritt in den Hintern kriegst.", meinte ich hönisch und lächelte ihn unschuldig an. Wütend starrte er mich an und ich konnte sehen, wie sich seine Nasenflügel blähten. Zufrieden grinste ich. Er wollte gerade wieder zu einem neuen Spruch ansetzen, doch Mike kam ihm glücklicherweise zuvor.
"Jetzt halt mal die Luft an Luke.", meinte er leicht spöttisch und sah ihn schmunzelnd an. "Du lässt dich doch sonst von niemandem so auf die Palme bringen."
Erst als ich auf dem Rückweg war fiel mir auf wie spät es schon war. Es wurde bereits dunkel und ich musste mich mehr als sonst darauf konzentrieren, dass ich nicht über meine eigenen Beine stolperte. Mein Dad wunderte sich bestimmt schon wo ich blieb. Hoffentlich hatte er nicht wieder versucht selbst zu kochen, schwirrte es mir in Gedanken durch den Kopf und ich verzog bei dem Gedanken an seine Nudeln das Gesicht.
Zum Glück hatte sich mein Dad heute damit zufrieden gegeben Pizza für uns zu bestellen. Als ich zur Tür herein kam, saß er bereits im Wohnzimmer auf dem Sofa und sah Fußball. Ich holte mir schnell ein Stück Pizza aus dem Kühlschrank, wärmte es in der Mikrowelle wieder auf und gesellte mich zu ihm.
"Du warst heute aber nicht den ganzen Tag joggen, oder?", fragte er skeptisch und musterte meinen Aufzug. Ich hatte ja schließlich immer noch meine Sportsachen an.
"Nein.", antwortete ich mit dem Mund voller Pizza, bevor ich hastig hinunter schluckte und fortfuhr. "Ich hab ... noch ein paar Leute aus meiner Schule getroffen und mit ihnen geredet." Ich versuchte so gut wie möglich zu umgehen, wer diese Leute waren. Mein Dad jedoch war hellhörig geworden und fragte zu meinem Unglück genauer nach.
"Wen denn alles?", fragte er beiläufig und versuchte so zu klingen als würde es ihn nicht sonderlich interessieren. Ich hörte jedoch wohl heraus, dass er neugierig war.
"Amy Chase und ihre Brüder.", antwortete ich und gab mich geschlagen, immerhin vermied ich es so Lukes Namen zu erwähnen. Ich würgte den letzten Bissen Pizza hinunter und stand dann auf. Ich hatte wircklich nicht das Bedürfnis ihm mehr zu erzählen und vielleicht merkte er das schon selbst, denn er fragte nicht weiter nach.
"Ich bin müde, ich glaub' ich geh heute schon früher schlafen.", schloss ich und ging in die Küche, um mein Teller zu verstauen. Im Weggehen brummte er noch ein 'Gute Nacht.', oder so etwas in der Art. Auf dem Weg in mein Zimmer bekam ich einen Schluckauf, wofür ich die Pizza verfluchte.
In meinem Zimmer angekommen schmiss ich meinen Laptop an. Da ich ihn einmal fallen gelassen hatte brauchte er nun länger als normal bis er hochgefahren war, währenddessen ging ich ins Bad, zog mich um und putzte mir die Zähne, was gar nicht so leicht ist, wenn man Schluckauf hat. Als ich zurück kam grinsten mir zwei fröhliche Gestalten vom Bildschirm aus entgegen. Es war ein Foto von mir und Layla, bei einem unserer Schulausflüge. Wir hatten keine Lust gehabt unserer Lehrerin bei ihrer Führung durch irgendeine Ausstellung zu folgen, also hatten wir uns kurzer Hand davon gestohlen. Wir haben auf eigene Faust die Ausstellung erkundet und dabei waren so einige lustige Fotos entstanden. Doch dieses war mein Liebstes. Wir hatten einen der Wächter bei Schlafen ertappt, uns hinter ihn gestellt und die Gesichter zu Grimassen verzogen.
Ich öffnete das Internet-Fenster, was ebenfalls eine halbe Ewigkeit dauerte, bis es aufgebaut war. Danach begann ich meine Suche.

Mit der Aussage, dass ich früher ins Bett gehen würde, hatte ich meinen Dad angelogen. In Wircklichkeit hatte ich noch die halbe Nacht vor dem Laptop verbracht, ihn regelmäßig für seine Langsamkeit verflucht und schließlich die Suche aufgegeben.
Das war auch der Grund dafür, wieso ich heute erst um halb elf aufstand. Noch halb im Tiefschlaf ging ich ins Bad, um das beste aus mir zu machen. Im Spiegel sah ich mir sehr motiviert entgegen und stellte fest, dass ich leichte Auenringe hatte. Aber das war nicht das Schlimmste an meinem Aussehen, ich hatte mal wieder einen neuen Haarschnitt. Das wäre zwar nichts allzu Neues für mich, aber ich hatte braune lange Locken. Seit einem halben Jahr hatte ich immer gehofft, dass ich eines Tages aufwachen würde, meine Haare ganz normal und veststellen würde, dass das Ganze nur ein Traum war. Na ja, ich wusste das es kein Traum war, aber ich hatte meine eigentlichen Haare wieder. Ich war so glücklich, dass ich einen kleinen Freudensschrei ausstieß.
Nachdem ich die Ringe unter meinen Augen so gut es ging verdeckt hatte hüpfte ich quasi in die Küche und machte mir einen Toast mit Nutella. Danach rief ich Layla an und verabredete mich mit ihr um drei in der Eisdiele am Rathausplatz. Ich fand einen kleinen Zettel von meinem Dad, auf dem er mir erklärte, dass er mit Henry beim Bowlen sei und erst heute Abend zurück sein würde. Ich schüttelte den Kopf und grinste. Ich verstand seine Begeisterung für das Bowlen einfach nicht, ich war der Meinung, dass es ein totl langweiliger und sinnloser Sport war. Wobei ich nicht mal fand, dass es überhaupt Sport war. Mein Dad jedoch liebte es und spielte so oft er und Henry konnten.
"Einen Erdbeerbecher, bitte."
"Ich nehm ein Spagettieis.", bestellte Layla und sah mich dann wieder an. Ich hatte ihr am Telefon nichts von meinen Haaren erzählt, wofür ich mir schon eine ordentliche Standpauke darüber anhören durfte, wie gemein, das ihr gegenüber sei. Vor lauter Freude hatte ich heute schon die Küche geputzt und mein Zimmer aufgeräumt, bevor ich mich mit Layla getroffen hatte.
"Und das war einfach so als du augewacht bist?", fragte sie verdutzt und als ich lächelnd nickte antwortete sie mit einem schlichten wow, das sie heute bestimmt schon zig mal in Verbindung mit meinen Haaren verwendet hatte.

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Tag der Veröffentlichung: 12.12.2011

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