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Nasses, hohes Gras streift ihre langen, sehnigen Beine. Ein feiner Luftzug kühlt ihren Nacken und spielt in ihren kastanienbraunen, zu einem langen Zopf geflochtenen Haaren. Fröstelnd zieht sie sich die Kapuze ihres langen, schwarzen Umhanges über den Kopf. Das Licht des Mondes wirft schwache, unheimliche Schatten, ihr Atem geht ruhig und langsam. Mit regelmässigen Schritten läuft sie immer weiter, bis sie die dunklen Umrisse des Hauses erkennt. Sie bleibt stehen und atmet tief ein und aus. Sie wird immer ruhiger und geht schliesslich entschlossenen Schrittes weiter auf das Haus zu.
Vorsichtig klettert sie über die Hecke und lässt sich auf der anderen Seite beinahe lautlos ins taunasse Gras fallen. Sie muss extrem leise sein, um das Haus sind etwa drei Wachhunde verteilt. Wie ein Schatten bewegt sie sich, läuft der Hecke entlang ums Haus. Immer im Schutz der Dunkelheit. Plötzlich knackt ein Ast. Mechanisch umschliesst ihre Hand das Heft ihres Dolches der an ihrer Hüfte hängt und sie bleibt bewegungslos stehen. Ein weiteres rascheln, das täppeln von Pfötchen. Erleichtert atmet sie aus, ein feiner Schatten der über die Wiese huscht. Ein Wiesel. Noch leiser und bedachter als zuvor schleicht sie nun weiter bis sie unter dem Fenster ihrer Freundin steht. Sie blickt sich um. Etwa einen Meter entfernt entdeckt sie ein Rosengebüsch, das sich sie Wand hinauf rankt. Das könnte halten, denkt sie. Vorsichtig rüttelt sie daran und beginnt hochzuklettern. Die Dornen stechen und kratzen in ihre Haut und zerreissen ihre Kleider. Mit schmerzverzerrtem Gesicht und zusammengebissenen Zähnen klettert sie weiter. Ein Fenstere trennt sie nun noch von dem ihrer Freundin als sie auf der richtigen höhe ankommt. Vorsichtig, sich zwingend nicht nach unten zu sehen überwindet sie auch dieses Hindernis. Mit geübten Handgriffen und ihrem Dolch macht sie sich daran das Fenster aufzubrechen. Ein leises Klacken und Quitschen und das Fenster springt auf.
Dank ihren wachsamen Sinnen und ihrem leichten Schlaf bemerkt Java sofort das Klacken des Fensters als Vesa in ihr Zimmer eindringt. Mit einem Lächeln auf den Lippen schlägt sie die Augen auf, doch sie rührt sich nicht. Leise schiebt sie ihre Hand unter ihr Kissen und ergreift ihren Dolch, den sie vor langer Zeit von ihrer Freundin erhalten hat. Diese hatte ihn damals heimlich aus der Werkstatt ihres Vaters mitgehen lassen, was anschliessend ein riesen Donnerwetter absetzte, doch sie durfte ihn behalten. Dan als Vesa genug nahe an ihrem Bett ist passiert es. Blitzschnell schnellt Java hoch, überrumpelt den Eindringling, drückt ihn an die Wand und setzt ihr die Klinge an die Kehle.
„ Du Füchsin hast dir das wohl so gedacht.“ zischt sie „Du kennst mich doch, ich dachte wir trainieren zusammen.“, setzt sie anschliessend mit einem Lächeln hinzu und lässt die Waffe sinken. Auch Vesa kichert nun und umarmt ihr Freundin. Im Gegensatz zu Vesa kommt Java aus gutem Hause. Manchmal fühlt sie sich wie eingesperrt. In einem goldenen Käfig.
„ Ich ziehe mich nur noch schnell um, dann können wir los.“ und schon ist Java verschwunden. Vesas Vater ist Waffenschmied und ihre Mutter arbeitet auf ihrem Hof. Doch vor zwei Jahren ist ihr Vater für den Militärdienst als Waffenschmied abkommandiert worden. Seit dem haben Vesa und ihre Mutter nie mehr eine Nachricht von ihm bekommen. Da das Geld bald knapp wurde, wurde Vesa zur Diebin. Zuerst waren es nur Taschendiebstähle, doch mit der Zeit wurden daraus gezielte Einbrüche.
Ihrer Mutter erzählte sie sie hätte Arbeit als Magd gefunden. Nach einiger Zeit hatte sie dann auch ihre Freundin eingeweiht, welche zuerst geschockt und dann Begeistert war. Nun gingen die Mädchen öfters gemeinsam auf nächtlichen Streifzug. Vor jedem Einbruch wurden zuerst ein oder zwei Wochen Vorbereitungszeit investiert. Es galt die Gewohnheiten des Opfers, Wachablösung und den Aufenthaltsort des Geldes herauszufinden. Alles wurde bis ins kleinste Detail geplant. Doch Heute ist es so weit. „ Ich bin vertig. Kann los gehen.“, die helle Stimme von Java reisst Vesa aus ihren Gedanken. Java trägt dieselbe braune lederne Hose, das selbe weisse Hemd und den selben Umhang wie Vesa. Auch ihre Füsse stecken in den selben schwarzledernen Stiefeln wie Vesa. „Klar, los geht’s.“ Auf dem selben Weg wie Vesa einige Minuten zuvor verlassen die Mädchen nun das Haus.
Tag der Veröffentlichung: 05.08.2011
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Ich widme dieses Buch meinen Freundinnen Anna, Yindela und Laura, welche ich im Moment schrecklich vermisse!!! Lieb euch <3