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Das Refugium der Zeit


Prolog:

Ein Raum. Eine Welt. Diese hatte kaum Konturen. Alles war in ein helles Licht gehüllt. Etwas bei diesen Bedingungen zu erkennen, war nicht gerade einfach. Doch in irgendeiner Weise hatte dieser Ort etwas sehr merkwürdiges an sich. Er vermittelte ein sehr seltsames Gefühl. Obwohl dieser Ort weder Warm noch Kalt war, konnte man eine sehr ungewohnte Wärme spüren. Es ähnelte in keiner Weise dem normalen Wärmegefühl. Sie ähnelte eher der Herzenswärme der Liebe. Man fühlte sich wie daheim und man wollte diesen Ort nie verlassen. Doch diese Wunderbare Harmonie wurde jäh gestört.
„WAS SOLLTE DAS? WARUM HAST DU DAS GETAN! ES IST ALLES DEINE SCHULD!“, sagte ein außergewöhnlich groß gewachsener Mann, „Sag mir nur eins: Was hat dich dazu veranlasst?“
Trotz dieser Helligkeit konnte man doch drei Gestalten erkennen. Doch mehr als die Konturen sah man nicht.
„Das würdest du gerne wissen? Du möchtest wissen was mich dazu veranlasst hat? Nun gut wenn du es so willst“, sagte ein zweiter normalgroßer Mann, der das „du“ stark betonte.
„Du wagst es mich „du“ zu nennen? Ich glaube du weist nicht wer vor dir steht!“, sagte der erste.
„Ja das weis ich zu gut. Nun gut es hat mich immer genervt das sie diese Arbeit übernehmen durfte. Das allein wäre ein Grund gewesen dies zu tun. Aber ich hielt mich noch zurück. Doch als es passierte war mir alles zu Bunt. Ich tat das weswegen ihr mich anklagt und werde dies nicht bereuen“, sagte der zweite.
„Was? Darum hast du das getan? Du bist so egoistisch!“, sagte eine vielleicht 20 Jahre alte Frau.
„STILL! Weist du überhaupt wie lange es gebraucht hat um alles soweit zu vertuschen? Alle Glaubten das Ende der Welt wäre nah. Nur Weil ihr beide mit eurem noch Jugendlichen Leichtsinn euch nicht beherrschen könnt“, sagte der erste, „Nun wenn ich es recht überlege trägt keiner von euch Schuld. ES IST ALLES MEINE SCHULD! Ich dachte es ist einfacher für euch mit ihnen zu arbeiten, wenn ihr seid wie sie. Aus dem Grund hab ich versucht euch so ähnlich wie möglich zu machen. Doch hab ich dabei übersehn, dass ihr somit ebenfalls ihre Fehler habt. Ihr macht die gleichen wie sie. Und nun dachten sie ihr Ende sei gekommen. Nun ich hätte es besser wissen sollen.“
„Was? Was meinst du? Du vergleichst mich mit denen? Ich glaub du bist von allen Guten Geistern verlassen!“, sagte der zweite.
„SEI STILL! Ich habe nur noch eine frage bevor ich meine Entscheidung stelle: Hasst du sie wirklich so sehr? Denkst du wirklich du bist besser als sie?“, fragte der erste.
„Ja! Ich empfinde mich als besser und wichtiger als sie“, antwortete der zweite.
„Nun ihr zwei. Es gibt für mich nur eins zu tun. Ihr werdet nun hiermit für immer verbannt. Aber als ob das nicht schon genug Strafe ist verbanne ich euch zu ihnen. Ich schicke eure Seelen in Körper von ihnen. Ihr werdet sein wie sie“, sagte der erste. „Was? Du willst mich auch verbannen? Aber warum?“, fragte die Frau.
„Weil du auch noch auf seine Provokation eingegangen bist. Nun werde ich mit der Kraft die mir zu steht euch verbannen“, sagte der Erste, der seine Hände noch oben hob, „Vensum Gen Wora! Sul gan Orga I! Ver ar Lae Karav!“.
Beide wurden in eine große weiße Wand gehüllt und die Prozedur begann. Der zweite Mann sagte nur: „Glaub mir ich komme wieder und werde sie vernichten! Nichts wird von ihnen mehr übrig bleiben! Und mit dir lege ich mich als nächstes an!“
Dies waren die letzten Worte für ihn in diesem Kreis. Der erste Mann schüttelte nur den Kopf und verließ den Raum. Er wollte nicht länger hier weilen und sich wieder an die schwierige Arbeit gehen die er verrichtete. Kurz darauf wurde man aus dieser Welt verbannt. So wunderbar wie sie auf den ersten Blick schien, war sie wohl doch nicht. Sie hatte die gleichen Probleme der Gemeinschaft wie es auf der lieben Erde war. Kurz darauf erlosch das weiße Licht und machte wieder der Dunkelheit platz. Man schien ein Zuschauer zu sein. Doch warum wurde man dazu gebracht dieses Schauspiel zu beobachten?


AKT I

Kapitel 1: Schreckliche Prophezeiung:

- Wo bin ich? Was mache ich hier? - Fragte sich ein Mädchen.
Alles war dunkel, nichts weit und breit. Diese Dunkelheit fühlte sich sehr bedrückend an. Man schien von dieser erdrückt zu werden. Das Mädchen konnte nur schwer atmen. Ihre Lunge kämpfte sehr gegen diese Dunkelheit an. Doch etwas Anderes fand sie ebenfall merkwürdig. Nicht nur, dass die Luft die sie atmete viel schwerer wirkte, sondern, die Luft schmeckte zusätzlich sehr seltsam. Sie schmeckte etwas trocken und sie roch nach überhaupt nichts. In ihrer Welt roch man immer etwas. Doch hier schienen die Gerüche nicht zu existieren. Sie versuchte sich zu konzentrieren, doch es gelang ihr nur sehr schwierig, da ihr lauter Atem die Stille störte. Trotz alledem war es nicht komplett still in dieser Welt. Sie hörte in weiter Ferne eine leise Stimme. Sie war ein Mädchen mit braunem Haar und Meerblauen Augen. Groß war sie nicht für ihr Alter, eher etwas kleiner und sehr schlank. Die Stimme, die sie hörte, war so leise, dass sie sie kaum verstand. Die Richtung aus der die Stimme kam, war daher schwer herauszufinden. Es hörte sich an, wie eine große Halle. Sie meinte, dass die Stimme von allen Seiten kam, da sie so leise war. Doch konnte sie nach geraumer Zeit herausfinden, wo sich die Stimme befand. Sie versucht zu ihr zugelangen, doch das war nicht so einfach, denn ihre Beine fühlten sich sehr schwer an, viel schwerer als normal. Das Mädchen, glaubte nicht sehr weit zukommen. Langsam sah sie ein kleines weißes Licht.
„Sterbe ich?“, sagte sie in die Leere.


Man hört viele Geschichten von Leuten, die angeblich dem Tod knapp entrungen sind. Sie waren angeblich in einem schwarz und nicht beleuchteten Gang, mit einem kleinen, weißen Licht am Ende des Ganges. Sie versuchten zum Licht zugelangen, doch wurden sie auf halbem Wege, aus diesem Gang, hinaus gezogen. Sie gelangten wieder zurück ihn ihre Welt. Das Mädchen hoffte, wenn sie gerade aus ihrer Welt hinaus gezogen wurde, dass sie, wie andere, in ihre Welt zurückkäme.
- Was ist mit der Stimme - dachte sie.
Darauf hatte sie gerade nicht geachtet. Sie lauschte nach der Stimme. Sie wurde lauter, laut genug um sie zu verstehen. „Komm, komm!“, meinte die Stimme.
Um schneller zu ihr zugelangen fing sie an zu rennen. Immer schneller rannte sie. Das Mädchen glaubte keinen Millimeter voran zukommen, doch plötzlich vergrößerte sich der Lichtpunkt, bis dieser die schwarze Dunkelheit gänzlich verschlungen hatte. Ihre Augen schmerzten von diesem grellen Licht und sie schloss ihre Augen reflexartig. Sie fragte sich, was nun passieren würde. Kam sie wieder in ihre Welt? Oder in eine Andere? Nichts dergleichen geschah, doch nun verschwand das weiße Licht plötzlich und machte Bildern platz. Bilder, die das Mädchen zum erschrecken brachten.

Sie wollte sich umdrehen um diese Bilder nicht zu ertragen, doch die Bilder folgten ihrem Blickfeld. Sie musste aufpassen, dass der Brechreiz nicht überhand nahm. Ihre Nackenhaare sträubten sich, als sie dies sah: Menschen, denen Körperteile fehlten. Sie bluteten und es bildeten sich große Blutlachen. Sie lagen auf dem Steinboden. Das Mädchen befand sich anscheinend in einer Stadt. Sie sah, dass im Hintergrund Menschen mit schwarzer Ritterrüstung die Häuser anzündeten und Leute ermordeten, als wäre sie bei diesem schrecklichen Spektakel dabei. Sie schlich schnell hinter eine Ecke um nicht bemerkt zu werden. Hier sah sie glücklicherweise nicht die Toten, jedoch hatten sich die Bilder in ihre Netzhaut eingebrannt. Selbst, wenn sie die Augen geschlossen hatte, sah sie sie. Es war schrecklich. Doch diese Bilder waren da.
- Was soll das alles? Warum bin ich hier? Wer will mir damit etwas sagen? - Ging es dem Mädchen durch den Kopf.
Plötzlich überkam sie das Gefühl der Trauer. Ihr ganzer Körper wurde von diesem überrannt. Sie begann zu Zittern. Und die Tränen begannen aus ihrem Auge zu fließen. Sie wollte nicht weinen, sie wollte dieses Gefühl unterbinden, doch ihr Körper gehorchte ihr nicht mehr. Sie wusste nicht warum, doch das war ihr im Moment wirklich komplett egal. Sie fragte sich ob diese merkwürdigen Ritter immer noch hier waren. Sie sah um die Ecke und erkannte wie einer dieser Ritter vor einer Frau stand. Die Frau kniete und schien um ihr Leben zu betteln, doch es half nichts. Der Ritter lachte, umklammerte sein Schwert und tötete die Hilfslose Frau. Aus irgendeinem Grund spürte das Mädchen etwas, etwas, das ihr sehr bekannt vorkam. Es war das Gefühl der tiefsten Trauer, der Trauer über den Verlust eines geliebten Menschen. Dieses Gefühl überkam sie und sie begann schlagartig an fürchterlich zu schluchzen und zu weinen. Sie wusste nicht wer gerade gestorben ist und warum sie so eine riesige Trauer für diesen Menschen empfand, den sie nicht einmal kannte. Doch gab es nun andere Probleme. Der Ritter, der sein Schwert aus dem Leichnam der Frau gezogen hatte, ging langsam auf das Mädchen zu, da er ihr weinen vernommen hatte. Sie fiel hin und weinte bitterlich. Sie wollte wegrennen, aber die Trauer übernahm die Kontrolle über ihren Körper. Sie konnte sich nicht mehr bewegen. Erst in diesem Moment bemerkte Sie, das sie nicht wirklich sie war. Sie war ein kleines Mädchen von 6 Jahren.
- Was passiert hier mit mir? Wer bin ich? Was soll das alles? - Der Ritter nahm sein, mit Blut beschmiertes, Schwert in beide Hände. Bevor es soweit war, hatte das Mädchen noch Zeit für ein paar Gedanken.
- Warum muss alles so Enden? Warum hat das Schicksal ein solches Ende für mich geplant? Was soll das alles? Ich verstehe einfach nicht. - schoss es ihr durch den Kopf.
Er schwang sein Schwert von oben und sie versuchte sich mit ihren Händen zu schützen. Sie wusste, dass sie nun sterben würde. Das Mädchen schloss ihre Augen. Langsam, wie in Zeitlupe näherte das Schwert ihrem Kopf. Kurz bevor das Schwert ihren Kopf berührte spürte sie, wie jemand an ihr zog und sie nach hinten schleppte.
- Was passiert jetzt? Reicht es nicht, dass nun ich sterbe? -
Doch plötzlich wurden die Bilder angehalten. Als für einen Moment nichts passierte öffnete das Mädchen ihre Augen. Das Bild wurde immer kleiner.


Das Bild, das sich hier bot, so schrecklich es war, verkleinerte sich immer mehr. Sie sah nun das Mädchen, dass sie war von außen und einen Mann im Hintergrund, der von einer Hausecke aus spähte. Sie konnte in seinem Gesicht die gleiche Trauer spüren, wie sieh es als das kleine Mädchen gespürt hatte. Wer war das? Das Mädchen hatte eine Vermutung. Sie dachte, dass das Mädchen die Tochter des Mannes im Hintergrund sei und, dass die Frau die gestorben war, ihre Mutter war. Das würden die Gefühle erklären. Diese schrecklichen Bilder waren nun so klein, sodass sie verschwanden.
- Gehe ich nun? Nur wohin? Zurück in meine Welt? - Dachte sie.
Das weiße Licht nahm seinen Platz ein, sodass sie wieder geblendet wurde. Das weiße Licht verkleinerte sich ebenfalls, bis es wieder den kleinen Punkt ergab, den sie am Anfang gesehen hatte. Alles sah so aus, als würde sie sich, aus dieser Welt, die sie hasste, hinaus bewegen. Langsam begannen wieder sich Konturen zu bilden. Sie ging wirklich zurück in ihre Welt.


Als sich ihre Welt wieder in allen Ecken und Kanten gebildet hatte, schrak sie auf und richtete ihren Oberkörper auf. Genau in diesem Moment kam die Angst hervor. Sie hatte Angst vor diesem Traum, die so stark war, dass sie sehr darunter litt. Sie schrie aus aller Kraft. Sie war schweißgebadet und atmete sehr schwer. Als sie sich wieder beruhigt hatte, bemerkte sie, wo sie sich befand: In ihrem Zimmer. Sie hatte alles geträumt. Dieser Gedanke lies sie wieder beruhigen. Sie brauchte einige Momente, bis sie wieder richtig beruhigen konnte.
– Wie spät ist es? - Fragte sie sich.
Sie stand langsam auf und ging zu ihrem Fenster. Monra strahlte ihr mit seinen Leuchten ins Gesicht. Monra war fast am Höhepunkt seiner Reise angekommen. Das Mädchen sah wie dieser wunderschöne Schimmer die Wiese vor ihrem Haus in ein wunderbares Licht hüllte. Dieser Anblick schaffte es bei ihr ein Gefühl der Entspannung auszulösen. Es half ihr weiter sich zu beruhigen.
- So ein wunderbarer Anblick zeigt mir Monra, was will er mir damit sagen? Will er sich damit bei mir für die Alpträume entschuldigen? - Ging es dem Mädchen durch den Kopf.
Sie erschrak, weil plötzlich ihre Mutter in ihr Zimmer stürmte und fragte: „Yamuna Schatz? Was ist los mit dir?“
„Nichts“, antwortete Yamuna und schlich wieder zurück in ihr Bett.
„Wenn nichts wäre würdest du nicht schreien“, sagte ihre Mutter, „was ist denn los?“.
Sie ging zu ihr ans Bett und lächelte sie an.
- Das Lächeln einer besorgten Mutter, - dachte sich Yamuna. „Ach, das sind nur meine Alpträume“, sagte Sie.
Ihre Mutter fragte: „ Das geht nun schon seit Monaten so. Ist es wieder genau der gleiche?“
„Ja“, murmelte Yamuna.
„Das ist wirklich sehr schrecklich Yamuna. Ich bedauere sehr, dass dich diese Alpträume so sehr quälen und das obwohl du doch so ein hübsches Mädchen geworden bist“, erklärte sie. „Hör auf Mama, ich werde noch rot“, meinte Yamuna.
„Was meinst du den was mein Ziel ist? Weist du vor kurzem ist ein Priester nach Grammbach gezogen. Ich denke, dass er dir vielleicht mit deinen Alpträumen helfen könnte“, entgegnete ihre Mutter.
„Danke. Ich werde ihn morgen einmal besuchen“, sagte Yamuna.
„Weist du, ich frage mich eigentlich warum? Warum du diese Alpträume hast“, sagte ihre Mutter mit besorgter Stimme, als sie ihren Kopf ein wenig wegdrehte.
„Ich glaube nicht, dass das nur Alpträume sind. Ich glaube, dass dies eine Prophezeiung darstellt. Das bald ein großes Unglück passieren wird“, glaubte Yamuna.
„Ach quatsch!“, entgegnete ihre Mutter, „ Du fantasierst mal wieder. Aber egal ich gehe nun wieder und du versuchst zu schlafen.“
„In Ordnung“, sagte Yamuna.
Kurz darauf klopfte ihre Mutter ihr auf die Schulter, stand auf, ging zur Tür hinaus und schloss diese. Kurz darauf schlief Yamuna ein, in der Hoffnung, dass dieser Alptraum Heute nicht wiederkehrte.


„Wach auf Yamuna“, flüsterte eine leise Stimme in ihr Ohr.
Sie öffnete ihre Augen und erwachte. Um sie herum war nur die Dunkelheit ihres Traumes. Nur die tödliche Einsamkeit umgab sie. Diese erdrückende Dunkelheit wieder zu spüren, gab ihr wieder ein schlechtes Gefühl. Ein Gefühl in ein Land eingekehrt zu sein, das man zwar schon sein ganzes Leben kannte, in dem man sich aber trotzdem niemals zu Hause fühlen konnte. Sie fühlte sich einfach nicht hier willkommen. War sie wieder in ihrer Horrorwelt? Sie wollte nicht noch mal dorthin, sie wollte dies nicht mehr ertragen. Diese schrecklichen Träume, die sie schon seit geraumer Zeit hatte, zerfraßen ihre Seele und machten sie, Tag für Tag, einsamer. Sie wollte an manchen Tagen mit niemandem reden und nur für sich selbst sein. Ihre Eltern machten sich schon große Sorgen um ihre Tochter, doch leider konnten sie ihr wenig helfen, da sie nicht wussten was diese Alpträume ausgelöst hatte. Das einzige, was sie für sie machen konnten ist ihr, an jedem Tag, an dem sie ihre Hoffnung verlor, genau diese wieder zu geben. Ein Ende dieser schwierigen Zeit schien nicht in Sicht. Auch mit ihren Freunden hatte Yamuna immer mehr Probleme. Sie zog sich immer mehr zurück und die meisten ließen sie in ihrer Einsamkeit schmoren, doch manche nicht. Diese Menschen waren ihre waren Freunde. Sie wollte, dass das aufhört. Einfach nur ein normales Leben, das war das einzige, was sie sich im Moment wünschte. Doch wurde Yamuna aus ihren Gedanken gerissen, als sich die Stimme wiederholte: „Wach auf Yamuna“.
Sie wollte der Stimme, die ihr sehr bekannt vorkam antworten, aber ihre Stimme versagte.
„Wach auf!“, sagte die Stimme lauter.
Plötzlich fühlte sie ein merkwürdiges Gefühl. Sie spürte als würde sie von einer seltsamen Kraft gezogen, zwar schien sie sich keinen Millimeter zu bewegen, aber dennoch wusste sie, dass sie nun fortgehen wird. Konturen bildeten sich langsam in ihrem Auge. Sie wachte auf. Dass erste, was sie erkennen konnte, war eine stark verschwommene Gestalt. Yamuna konnte zwar nicht erkennen, um wen es sich handelte, aber sie hatte irgendwie ein merkwürdiges Gefühl bei dieser Person. Sie erschrak und richtete ihren Oberkörper auf. Die Person wich blitzartig zurück. „Was ist mit dir los, Schwester?“, sagte diese Person.
Erst an der Stimme erkannte Yamuna, um wen es sich handelte. Es war ihr kleiner Bruder. Er hieß Yume. Er war vielleicht ein Kopf kleiner als Yamuna. Er war ebenfalls schlank. Er hatte komplett Schwarzes und meist zerzaustes Haar. Er machte sich nicht viel um Haarpflege. Die beiden Geschwister hatten öfters Meinungsverschiedenheiten, aber waren diese den nicht normal bei diesem Altersunterschied? Doch sie vertrugen sich meistens wieder schnell. Wenn man von diesen kleinen Streitereien absieht, sind sie wirklich harmonische Geschwister. Er ist 9 Jahre alt. Nach wenigen Minuten war Yamuna in der Lage zu reden. Sie brauchte morgens immer ein wenig bis ihr Körper ihrem Geist gehorchte, doch das störte sie eher wenig.
„Yume, du weist doch, dass ich nicht mehr gut schlafen kann. Mutter sagte ja schon, dass ich unter einer Krankheit leide und dass ich daher nicht immer ganz bei der Sache bin“, sagte Yamuna noch sehr schläfrig.
„Ja, ich weis. Aber mach dir keine Sorgen Schwesterchen, du bist ganz bestimmt bald wieder gesund, das verspreche ich dir“, sagte Yume mit einer beruhigenden Stimme.
Sie lächelte kurz.
-Kinder, sie haben es doch so einfach. Sie Leben in einer Welt die jeden Tag voller Freude ist und diese geben sie weiter. Kinder sind doch was tolles.- Ging es ihr durch den Kopf. „Schwester? Du weist ja, dass du gestern versprochen hattest, dass wir Heute den Markt in Grammbach einen Besuch abstatten. Also, beeil dich, sonst gehe ich ohne dich“, sagte er gelassen. „Oh, ja stimmt. Entschuldigung, ich vergaß. Ich komme gleich nach“, sagt sie so als würde sie gleich wieder einschlafen.
In Wirklichkeit war sie noch sehr Müde, denn sie hatte ja dank des Alptraumes nicht sehr gut geschlafen. „Ist gut, aber beeil dich, wir warten nur auf dich. Das Frühstück ist fertig“, sagte Yume und bevor sie etwas erwidern konnte, war er wieder verschwunden.


Ein paar Minuten später stand Yamuna vor der Tür ihres Zimmers. Ihr Bruder hatte sein Zimmer offen gelassen.
- Typisch! - dachte Yamuna.
Sie spähte in sein Zimmer: alles unaufgeräumt! Sie ging kopfschüttelnd und ohne lang zu fackeln den Gang entlang, in Richtung Küche. Ihr Haus war sehr klein, denn sie waren auch nicht sehr reich. Einfache Bauern vom Lande. Ihr machte das nichts aus. Ihr reichte es, genug zu Essen zu haben. Wenige Minuten später betrat sie die Küche. Die Küche war ebenfalls sehr einfach eingerichtet. Die Wände zierten, die wichtigsten Möbel, die sie brauchten und in der Mitte des kleinen Raumes befand sich ein kleiner Tisch. Yamunas Eltern und ihr kleiner Bruder saßen schon am Essenstisch und warteten auf Yamuna.
„Guten Morgen“, entwisch es aus Yamuna.
„Guten Morgen, Yamuna“, sagte ihre Mutter, „Na, wie hast du geschlafen?“
Yamuna trottete müde zu ihrem Sitzplatz und sagte danach: „Wie in den letzten Tagen, Mutter, schlecht. Es wird in letzter Zeit schlimmer.“
„Ach, Yamuna, lass den Kopf nicht hängen, es wird wieder. Bevor ihr aber losgeht solltest du dich noch fertig machen, Yamuna. Wer weiß, vielleicht siehst du ja Heute einen netten Jungen in Grammbach“, sagte ihre Mutter.
„Ich hatte noch keine Zeit dafür, ich bin erst aufgestanden. Das sagst du eigentlich jeden Tag, wenn ich Grammbach besuche. Aber was sollen den die Jungen, mit einem Leid zerfressenem Mädchen, wie mir?“, fragte Yamuna in den Raum hinein. Yamunas Vater meinte dazu: „Yamuna. Es mag sein, dass deine Träume dir große Probleme und die ein oder andere Sorgenfalte auf dein wunderbares Gesicht zaubern, aber es bleibt unumstritten, dass du ein wunderschönes und junges Mädchen bist. Mach dir keine Sorgen. Früher oder später wirst du schon einen netten Jungen finden.“
Früher oder später hallte es durch Yamunas Kopf.
– Wohl eher später – dachte sie.
„Können wir nun anfangen?“, fragte Yume dazwischen. Yumes Mutter lachte und sagte: „Ist ja gut mein Kleiner.“ Kurz darauf faltete die ganze Familie ihre Hände und begann zu beten. Zu beten, war eine übliche Methode in einfacheren Familien. Reichere Familien beteten eher selten. Meistens wurden in diesem Gebeten, für das Essen gedankt. Die Gebete verliefen still, sie waren eher spiritueller Natur und verliefen somit ohne, dass jemand sprach. Nach kurzer Zeit hörte die ganze Familie, wie auf Kommando, auf zu beten. Yamunas Eltern waren stark gläubig, doch Yamuna und Yume interessierten sich wenig für die Religion. Yamuna selbst, hielte nichts von der Idee, dass es Gottheiten gab. Sie fingen an zu frühstücken. Sie aßen einfache Haferflocken, mit einer kleinen Menge Milch. Sie musste sehr aufpassen, dass sie nicht vor Müdigkeit in ihre Flocken fiel. Sie versuchte ein wenig ihre Gedanken schweifen zu lassen, doch war ihr das dank ihrer Müdigkeit vergönnt. Nach endlosen Versuchen gab sie es auf.

Nach einer guten halben Stunde, waren sie alle fertig. Ihr Vater verließ sie um sich an die Arbeit zu machen. In wenigen Wochen würde die Erntezeit anbrechen, eine Zeit in der ihr Vater nur wenig daheim war. Sie fand dies sehr schade, da sie einen wirklich netten und verständnisvollen Vater hatte. Als ihr Vater das Haus verlassen hatte, sagte Yamuna zu ihrem kleinen Bruder: „Yume, ich mache mich dann langsam fertig, damit wir nach Grammbach aufbrechen können. In der Zwischenzeit“, sie gab ihrer Stimme einen ernsten Unterton, „räumst du dein Zimmer auf, sonst darfst du nicht mit, haben wir uns verstanden?“
Yume antwortete ein wenig gelangweilt: „Ist ja gut, dann mache ich mich mal an die Arbeit.“
Kurz darauf rannte Yume in sein Zimmer und man konnte seine lauten Schritte noch länger hören.
„Kinder. Sie sind schon etwas Tolles nicht wahr? Zwar sind sie teilweise sehr Chaotisch und ungeduldig aber auch sehr zielstrebig und fröhlich“, sagte ihre Mutter.
Sie entgegnete dazu: „Nicht alle Kinder. Ich war damals ganz bestimmt nicht so schlampig, wie er es seien kann.“
Ihre Mutter lachte und sagte: „Wenn du wüsstest. Du warst damals sogar noch unordentlicher als er. Aber, wie man sieht bist du nun zu einem wunderhübschen Mädchen herangewachsen. Möchtest du heute noch den Priester besuchen, von dem ich dir erzählt hatte? Weist du nicht jede Stadt hat einen Priester zur Verfügung. Die meisten Kirchen sind ja auch nur noch ein Haufen Asche. Die Wunden des vergangenen Krieges sind noch nicht geschlossen. Wer weis, wer weis. Vielleicht, kann dir der Priester ja helfen. Ich weis ja, dass du nicht so stark an unsere Götter glaubst, aber schaden kann es ja nicht es zu versuchen. Nun gut, ich werde dich nicht weiter aufhalten, sonst wird dein kleiner Bruder wieder anfangen zu quengeln.“
Yamuna umarmte ihre Mutter noch kurz und machte sich auf den Weg in ihr Zimmer.

Sie holte die Kleider, die sie Heute anziehen wollte. Die Auswahl fiel ihr nicht schwer, denn so viele Kleider zur Auswahl hatte sie nicht. Kurz darauf machte sie sich auf den Weg in den Keller. In ihrem Keller hatten sie eine Badewanne. Es handelte sich um eine Eisen-Badewanne. Ihr Vater hatte gute Beziehung zu einem guten Schmied in Grammbach und daher konnten sie sich diese Badewanne leisten. Sie war zwar nicht besonders bequem, doch zum waschen reichte sie aus. Sie badeten täglich, was eigentlich schon ein richtiger Luxus war, doch Yamuna`s Mutter bestand darauf, dass sie sich täglich badeten. Das Wasser wurde alle paar Tage gewechselt. Erwärmt wurde es von einem kleinen Feuer unterhalb der Badewanne. Alles in allem ähnelte es einem Hexenkessel, nur das diese Badewanne einen viel größeren Umfang als einer dieser Kessel besaß. Von der Größe her hätte Yamunas ganze Familie in dieser Wanne Platz gehabt, doch sie zog es vor alleine zu baden. Yamuna legte ihre neuen Kleider auf den Ablageplatz, zog sich aus, legte ihre Schlafkleidung sorgfältig zusammen und begab sich in das kleine Bad. Das Wasser hatte noch ein wenig Restwärme. Das gute an dieser Eisen-Badewanne war, dass sie sehr gut Wärme speicherte. Immer wenn sie neues Wasser einfüllten mussten sie es nur einmal gut erhitzen und das Wasser blieb die Tage über warm genug. Sie staunte immer wieder darüber, wie lange das Wasser noch angenehme Temperaturen behielt. Diesen Morgen war es noch relativ warm, da sie erst gestern Abend neues Wasser geholt hatten. Yamuna liebte es zu baden. Es war der einzige Moment, bei dem sie sich nicht um irgendetwas kümmerte. Sie versank nur im Wasser und döste. Sie nutzte das tägliche Bad zur Entspannung. Ihr Vater und ihr kleiner Bruder badeten nur alle zwei Tage. Früher tat sie das auch, doch seitdem sie ihre Alpträume hatte nicht mehr. Sie merkte, wie sehr ihr das tägliche Bad half mit den Alpträumen umzugehen. Es war nur eine kurze Zeit der Entspannung, doch war es Balsam für ihre schwer angeschlagene Seele. Manchmal schlief sie beim Baden ein und wurde dann von ihrer Mutter sanft geweckt. In letzter Zeit passierte das öfters, da Yamuna immer weniger Schlafen konnte. Nach einer gefühlten viertel Stunde stand Yamuna auf, verlies die Badewanne und trocknete sich ab. Sie musste immer aufpassen, dass sie nicht bei der Glatten Oberfläche der Badewanne ausrutschte. Das war auch schon ein paar Mal passiert. Sie trocknete sich gründlich ab. Als sie fertig war schaute sie sich noch mal an sich herunter. Manchmal fand sie an irgendwelchen Stellen ihres Körpers Blaue Flecken, von denen sie nicht wusste, woher sie stammen. Doch hatte sie schon seit geraumer Zeit einen Verdacht. Sie kam auf die Vermutung, dass sie während ihrer Alpträume an irgendetwas stoßen musste und manchmal fand sie sich sogar am Boden direkt neben ihrem Bett wieder. Sie war wohl im Schlaf aus dem Bett gerollt. Dies passierte erst, seit ihren Alpträumen. Sie schaute gründlich nach solchen blauen Flecken, doch konnte sie keinen ausmachen. Das einzige was sie sah war ihre fast makellose und glatte Haut über die sie strich. Kurz darauf zog sie sich an. Sie hatte sich für den heutigen Tag ein langes hellblaues Kleid ausgesucht. Sie drehte sich ein paar Mal im Kreis, sodass ihr Kleid sich durch die Drehung leicht hob. Sie mochte es wenn das passierte, sie fühlte sich dadurch für einen Moment noch wie ein Kind. Unbeschwert. Leicht. Für einen Moment zog ein Gefühl des tiefen Glückes durch ihren Körper und erfreute ihr Herz sehr. Sie lächelte ein wenig ins leere und machte sich danach wieder auf den Weg nach oben.

Ihre Mutter war noch mit dem Geschirr beschäftigt. Als sie die Treppen hinaufgestiegen war, sah ihre sie Mutter an und sie sagte: „Oh, Yamuna. Du siehst aber hübsch heute aus.“ Yamuna schaute verlegen zu Boden und sagte darauf: „Oh, danke. Ich schau mal wie weit mein kleiner Bruder ist.“
Ihre Mutter nickte. Kurz darauf ging Yamuna die Treppen hinauf und schritt vor die Zimmertür ihres Bruders. Ihr Bruder rannte im Eifer gegen seine Schwester.
„Aufpassen kleiner“, sagte sie und half ihm wieder hoch. Sie schaute sich gut im Zimmer um. Nach einiger Zeit fragte Yume sie: „Und was sagst du dazu?“
Sie drehte sich um, lächelte und sagte: „Das hast du gut gemacht.“
Er erwiderte dazu nur: „Können wir jetzt gehen?“.
Sie nickte und beide gingen die Treppen hinunter. Als Sie die Küche betrat, fragte ihre Mutter Yume: „Na? Hast du schön aufgeräumt?“
Er nickte.
„Nun gut, Yamuna? Du weist ja was du zu holen hast, das Gleiche wie immer. Hier ist das Geld“, sagte ihre Mutter und drückte ihr ein paar Goldmünzen in die Hand.
„Gut wir gehen nun. Bis bald, Mutter“, sagte sie.
Ihre Mutter lächelte sie an. Kurz darauf stürmte Yume los. Sie war froh etwas Arbeit zu haben. Es lenkte sie etwas, von ihren Alpträumen ab.


Kapitel 2: Auf der Suche nach einer Antwort.


Sonra strahlte ihre hellenden, gleißenden Lichtstrahlen aus und erhellte die Ganze Gegend mit einem Hellen Schimmer. Sonra würde bald Vollstand erreichen. Die Strahlen gaben Yamuna`s Haut noch einen zusätzlichen, wunderhübschen Schimmer. Nun, da genug List vorhanden war, konnte man die ganze Pracht dieser Gegend bewundern. Wenige Minuten südöstlich störte etwas die perfekte Sicht auf die Landschaft. Es war die wunderschöne und gleichzeitig Geheimnisvolle Baumlandschaft, die sich Dunkelwald nannte. Über diesen Wald war eher wenig bekannt. Kaum einer betrat diesen, es gab keinen Grund dafür. Dieser hieß so, da selbst am hellsten Tage drang nur sehr wenig Licht durch die Dichte Baumkrone. Der Rest der Aussicht wurde von wunderschönen Wiesen geschmückt. Die Blütenpracht gab dem ganzen einen wunderschönen Touch. Der Wind begrüßte die Geschwister mit einer leichten Brise, die sehr angenehm über die Haut strich. Diese trug vieler Pollen und andere Blütenteilchen mit sich, die der ganzen wunderschönen Landschaft den letzten Schliff gab. Man konnte in einiger Entfernung das ersuchte Ziel schon sehen. Grammbach. Von hier aus sah Grammbach wie eine große Festung aus. Das hatte auch einen sehr guten Grund. Grammbach war der Dreh und Wendepunkt der Wirtschaft des West-Ganratischen Reiches. Unmengen an Gütern wurden hier umgeschlagen und gehandelt. Daher war diese Stadt besonders gut verteidigt. Grammbach zeichnete sich vor allem durch seinen riesigen Marktplatz aus. Doch war sie nicht nur für ihre Handelsqualitäten bekannt, sondern hatte auch einiges anderes zu bieten. Vor allem hatte die Stadt einen großen kulturellen Wert. Neben Bars und Kneipen, gab es auch Schauspielhäuser, einen Zirkus, sowie einen riesigen Platz auf dem viele Wichtige Ereignisse stattfanden, wie zum Beispiel Feste oder Hinrichtungen. Die Stadt hatte, vor allem durch ihren kulturellen Wert, viele Einwohner, die den verschiedensten Berufen angehörten. Man fand viele Schmiede oder Bauherren. Sie war die größte Stadt des Ost- und des West-Ganratischen-Reiches.

Yamunas Bruder rannte, kaum das sie das Haus verlassen hatten, vor und Yamuna konnte gerade noch sagen: „Renn nicht zu weit weg!“ Die schöne Aussicht verleitete sie zum träumen. Sie war geistig abwesend, bis ihr Bruder sie rief. Kurz darauf liefen beide den Weg, der nach Grammbach führte. Yamuna musste sich immer wieder mit ihrem kleinen Bruder beschäftigen, mit ihm etwas auf dem Weg spielen. Hätte sie das nicht gemacht, hätte er früher oder später angefangen zu quengeln und Yamuna hatte keinen Nerv mehr für so etwas. Sie gingen ihres Weges, bis ein Schild sie darauf aufmerksam machte, dass sie nun abbiegen mussten und Grammbach fast erreicht hatten. Alleine der Eingang der Stadt war sehr prunkvoll. Ein gigantischer Torbogen überspannte die komplette Straße. Der Eingang wurde von ein paar Wachen überwacht. Einer dieser Wachen, er schien noch jung zu sein, sah die ganze Zeit zu Yamuna rüber. Ihr war es sehr unangenehm von ihm betrachtet zu werden. Doch wurde es ihr noch unangenehmer, als sie herausfand, wohin er seine Augen richtete. Doch sie ging einfach ihren Weg weiter, als wäre nichts passiert. Kaum das sie die Stadt endlich erreicht hatten, nahm Sie ihren Bruder an die Hand, da sie ihn nicht verlieren wollte. Heute war ein Tag, an dem viel Trubel auf den Straßen stattfand. Es war der Tag an dem der Markt eröffnet wurde.

Kaum, dass Yamuna sich ein wenig ihren Weg durch die stark bevölkerten Straßen bahnte, wurde sie angesprochen.
„Hey, Yamuna. Yume!“, sagte eine Stimme eines älteren Mannes.
Beide drehten sich zu der Stimme um und erkannten einen rund 35 Jahre alten, muskulösen Mann. Dieser hatte braunes und kurzes Haar.
„Hallo, Björn“, sagte sie zu ihm.
Er stand in einem kleinem, offenen Haus, an dem ein kleines Schild baumelte: „Schmied Björn“.
Der Schmied sagte: „Einen wunderschönen Tag wünsche ich euch“, er drehte sich zu Yamuna, „Meine Gott. Du wirst auch von Tag zu Tag hübscher.“
Sie verbeugte sich und bedankte sich für das Kompliment.
„So solltest du gute Chancen morgen haben“, sagte er.
Sie sah ihn nur fragend an.
„Weist du etwa nicht was morgen für ein Tag ist?“, fragte er und nachdem sie den Kopf schüttelte, fuhr er fort, „Morgen ist das Turutu-Fest.“
Sie entgegnete dazu: „Ach ja, ich vergaß. Entschuldige uns bitte, aber wir haben noch etwas zu erledigen.“
Björn nickte und sie verabschiedeten sich von ihm.
Wenige Minuten später fragte Yume: „Schwesterchen? Was ist das für ein Fest morgen?“
Sie sagte zu ihm, während sie weiterliefen: „Das ist ein Fest, bei dem nur Jungs und Mädchen mitmachen können, die 16 Jahre alt sind. Es ist so, die Eltern und ihre 16 Jahre alten Kinder treffen sich und es wird versucht, das man immer ein Pärchen bilden kann. Das Pärchen muss dann den ganzen Tag miteinander verbringen. Natürlich werden die Jungs und Mädchen, die begehrt sind, schnell vergeben sein. So lange wie die Kinder zusammen sind, müssen die Eltern miteinander irgendetwas machen. Am Ende des Tages müssen die Pärchen auf eine Art Ball. Dort dürfen sie nur Tanzen, wenn sie sich verstehen. Wenn sie nicht miteinander auskommen, müssen sie dieses Ritual abbrechen. Die Pärchen die am ende noch zusammengehalten haben bekommen dann eine Auszeichnung. Die Eltern verständigen sich meist schon Wochen vorher. Unsere werden schon lange wen für mich gefunden haben, aber sie dürfen es mir nicht sagen. Ich hoffe doch, das es ein netter Junge ist und nicht so ein Idiot, der nur an mich ran will.“
Bei dem letzten Satz wurde ihr etwas schlecht.
Yume entgegnete dazu: „Ach so, das wusste ich nicht. Aber mach dir mal keine Gedanken, wenn der Junge böse zu dir ist, werde ich dich beschützen.“
Yamuna fand es rührend, wie ihr kleiner Bruder das formulierte und meinte darauf: „Oh, das ist lieb von dir, aber ich komme gut alleine mit solchen Leuten zurecht.“

Nach einer guten viertel Stunde erreichten sie das Zentrum der Stadt. In genau diesem befand sich der große Platz, der für viele Aktivitäten genutzt wurde und heute war es der wöchentliche Markt. Kaum, dass sie diesen betraten verstärkte Yamuna ihren Griff mit dem sie ihren kleinen Bruder an der Hand hielt. Sie wollte ihn wirklich nicht in diesem Getümmel verlieren, den sonst müsste sie stundenlang nach ihm suchen und dazu hatte sie im Moment keine große Lust. Es gab sehr viele Stände, an denen man die exotischsten Sachen kaufen konnte und von allen Seiten konnte man Marktschreier hören, die versuchten ihre Wahre unter das Volk zu bringen. Doch Yamuna ließ sich nicht beirren und beirren und ging sehr zielstrebig zu einem Stand am anderen ende des Marktes. Der Besitzer dieses Laden, war ein langbärtiger, älterer Mann mit braunem Haar. Dieser erkannte die Geschwister schon von weitem und begrüßte sie herzlich.
„Vielen dank, Herr Brahm, für diesen netten Empfang“, sagte Yamuna zu ihm.
Herr Brahm ließ sich nicht beirren und fragte sie: „Na, Yamuna? Das gleiche wie immer?“
Sie nickte nur kurz. Nach wenigen Minuten hatte der Verkäufer eine große Tüte mit allen möglichen Arten von Gemüse, sowie Brot für sie bereitgestellt. Sie bezahlte.
Herr Brahm fing ein kleines Gespräch mit ihr an: „Wie geht es deinen Eltern, Yamuna?“
„Denen geht es soweit gut“, beantwortete sie seine Frage und seufzte.
Er reagierte auf ihr seufzen und fragte, ob es ihr gut ginge. Sie antwortete darauf: „Nein, mir geht es ganz und gar nicht gut. Du weist doch, dass mich meine Alpträume belasten. Ich werde ja schon eine längere Zeit von solchen Heimgesucht.“
Herr Brahm sah sie etwas besorgt an uns sagte: „Ja, das weis ich und es tut mir wirklich sehr für dich leid, dass du von solchen Alpträumen geplagt wirst. Dabei ist wirklich aus dir ein hübsches Mädchen geworden. Ich kann mich noch erinnern, als du noch kleiner warst und ihr erst frisch hier hergezogen seid. Damals warst du noch so voller Freude.“
Yamuna sah ihn an, lächelte und meinte darauf: „Danke für deine Teilnahme. Kannst du mir vielleicht sagen, wo ich den neuen Priester der Stadt finde?“
„Den Priester? Den solltest du im inneren Ring finden. Er wohnt in einer unübersehbaren Residenz. Es ist sogar ausgeschildert, ihr werdet ihn finden“, antwortete der Verkäufer.
Yamuna und Yume bedanken sich herzlich bei Herrn Brahm und gingen weiter ihres Weges.

„Yume?“, fragte sie, als sie den großen Marktplatz verlassen hatten. Er sah sie fragend an. Sie kniete sich zu ihm runter und fragte: „Denkst du findest den Weg zurück nach Hause? Ich weis ich sollte dich besser nicht alleine lassen, aber ich muss noch zum Priester und ich möchte nicht das du dorthin hingest.“
„Kein Problem Schwester, ich finde den Weg“, sagte ihr kleiner Bruder.
Sie gab ihm die Sachen die sie eingekauft hatten und ließ ihn gehen. Yamuna stand auf und seufzte kurz. – Dass ich wirklich einmal zu einem Priester gehe – dachte sie sich. Kurz darauf machte sie sich auf dem Weg zu dem Priester. Nach ein paar Minuten Marsch durch die Menschenwelle, war sie am Ziel angekommen. Die Residenz des Priesters lag vor ihr. Es war ein wirklich nicht zu übersehendes Haus. Es war komplett aus Stein erbaut und hatte eine beachtliche Größe. Es passte nicht in den Wald voller einfacher Strohhäuser. Links neben Yamuna stand ein Schild: „Priester Qusaris“ Sie ging in das Haus hinein. Das innere des Hauses war wie das äußere, es passte nicht zu den anderen. Viele feinster Möbel befanden sich in diesem Raum, die Wände zierten eine Menge Bilder und Verzierungen und überall waren Spirituelle Objekte zu finden. Ein vielleicht 35 Jahre alter Mann drehte sich um, als Yamuna das Haus betrat. „Was machen sie hier? Können sie nicht lesen? Ich werde erst in ein paar Tagen damit anfangen mich mit euren Problemen zu beschäftigen?“, sagte der Mann sehr unfreundlich.
Yamuna verbeugte sich und sagte: „Entschuldigen sie Priester Qusaris. Ich weis, dass sie wenig Zeit haben und das sie erst in wenigen Tagen mit ihrem Arbeiten anfangen, aber ich bitte sie wirklich sehr um ihre geistliche Hilfe.“
Der Mann sah sich Yamuna ganz genau an und Sie wusste was für ein Blick es war. Sie hasste solche Blicke über den Tod, aber sie riss sich in diesem Moment zusammen.
Er sagte nach kurzer Zeit: „Nun gut, ich mache eine Ausnahme.“
Er bat ihr einen Sitzplatz an einen Tisch an und setzte sich auf die gegenüberliegende Seite des selbigen. Er fragte sie, warum sie seinen Geistlichen Beistand brauchte. Sie sagte daraufhin: „Wissen sie Priester Qusaris, ich werde schon seit langer Zeit von schrecklichen Alpträumen geplagt. Es fing vor vielen Monaten an und sie kommen täglich wieder. Es sind schreckliche Alpträume. Sie zerstören mich Tag für Tag immer mehr und verhindern ein frohes und glückliches Leben. Jeden Tag mehr an dem ich diese schrecklichen Alpträume ertragen muss, werde ich immer einsamer. Immer mehr kehre ich zu mir selbst. In diesen Alpträumen sehe ich immer aus den Augen des Kindes, wie Leute ermordet werden. Schwarze Ritter ziehen durch das Land und töten tausende Menschen. Dieser Anblick. Das Blut. Die Toten. Es ist schrecklich und bringt mich zum verzweifeln. Nun und meine Mutter hatte die Idee bei ihnen Rat zu suchen.“
Yamuna war, während sie das sagte, kurz davor zu weinen, doch riss sie sich zusammen.
„Ich weis nicht warum die Götter dir diesen Unheimlichen Traum zeigen. Aber ich weis, dass sie dir bald zeigen werden warum. Ich werde heute Abend meditieren und mich mit ihnen in Verbindung setzen, mehr kann ich im Moment nicht für sie tun“, sagte er.
Durch Yamuna zog ein Gefühl der Enttäuschung.
„Aber ich kann ihnen anderweitig sehr behilflich sein“, sagte er mit einer Stimme, die sie fast zu Weißglut brachte.
Yamuna holte aus und Schlug den Priester. Er fragte, was das solle und sie antwortete darauf: „Das ist das einzige, was Leute wie sie verdienen. Männer, die nur auf das eine aus sind.“
Yamuna stolzierte aus dem Haus hinaus und ging ihres Weges. – Warum habe ich nur auf meine Mutter gehört? WARUM? – Dachte sie zu sich.

Nach einigen Minuten voller schnauben vor Wut kam Yamuna schließlich an ihrem Haus an. Sie sah ihren Vater, doch sagte sie nichts zu ihm sondern ging einfach nur stur durch die Haustür. Sie hatte keine Lust mit irgendwem zu reden. Es interessierte sie im Moment nicht. Sie schmiss sich einfach nur ins Bett und lies sich von ihrer Wut steuern. Gedanken des Hasses gingen durch ihren Kopf. Hass vor allem auf diesen Priester. Nach wenigen Minuten der Stille kam ihre Mutter in ihr Zimmer hinein und fragte sie, was sie den hatte. Doch sie Yamuna ignorierte ihre Mutter.
„Yamuna, bitte. Lass uns darüber reden was dich so verärgert hat“, wiederholte sie und ging zu ihrer Tochter.
Als sie nur noch wenige Schritte von ihrem Bett stand, stand Yamuna auf und ging zu ihrer Mutter und umarmte sie. Die Wut in ihr begann sich in Trauer zu verwandeln, sie begann an zu weinen.
„Mutter, es ist alles so schrecklich. Ich kann einfach nicht mehr. Ich kann das nicht mehr lange aushalten“, schluchzte sie.
Ihre Mutter meinte zu ihr in einer beruhigenden Stimme: „Mein Schatz. Ich weis, das dich dieser Traum sehr mitnimmt, aber du darfst dich durch so was nicht kaputt machen lassen. Also höre auf zu weinen. Es ist alles gut.“
Nach wenigen Minuten der Beruhigung hörte sie auf zu weinen, doch die Trauer verschwand nicht so leicht.
„Schatz setz dich hin. Ich möchte dir mal etwas erzählen“, sagte ihre Mutter zu ihr.
Sie nickte und tat wie gesagt und ihre Mutter setzte sich neben sie.
„Weist du, ich war schon einmal in einer ähnlichen Situation wie du. Alles schien für mich zusammenzufallen und alles schien verdorben. Am Anfang des letzten Krieges waren ich und dein Vater nur damit beschäftigt zu flüchten. Ich habe meine ganze Verwandtschaft in diesem Krieg verloren, weil sie dachten, dass der Krieg niemals sie erreichen würde, dass sie sicher seien. Dann gab es nur noch mich und dein Vater. Wir wanderten durch unsere Lande und suchten ein zu Hause. Wir hatten nichts mehr. Keine Gegenwart und keine Zukunft. Deswegen war ich damals manchmal bereit alles einfach aufzugeben und die Schmerzen zu beenden, doch dein Vater hielt mich davon ab. Damals waren wir nur sehr gute Freunde, doch mit der Zeit merkten wir wie sehr wir uns in einer solch schlimmen Situation gebraucht haben. Irgendwann kamen wir zusammen. Nur kurze Zeit später bekamen wir dich und damit hatte ich wieder ein Grund weiter zukämpfen. Ich wollte für dich kämpfen um dir eines Tages eine Zukunft schenken zu können meine Liebe. Das habe ich ja wie du siehst auch getan. Wir haben es geschafft ein Zuhause zu finden und wieder ein normales Leben führen zu können. Du siehst es gibt Situationen in denen alles verdorben scheint und in denen es scheint, dass es keinen Sinn mehr zum Leben gibt, aber dennoch wird man irgendwann einen finden weiter zu kämpfen. Was ich dir damit sagen will ist, dass du weiter machen musst auch wenn der Alptraum dich schädigt und dir die letzten Nerven rauben. Bald wirst du einen Grund gefunden haben dein Leben weiter zu führen, weil du dann für etwas kämpfen kannst. Warte mal kurz ich habe etwas für dich“, sagte ihre Mutter um sie zu beruhigen. Mit jedem Satz, den ihre Mutter sprach ging es Yamuna besser. Sie wartete bis sie wiederkam. Nach wenigen Minuten kam ihre Mutter wieder und gab ihr eine Halskette.
„Hier Yamuna. Diese Halskette hat mir damals dein Vater geschenkt und ich denke dass du sie im Moment mehr brauchst. Sie soll dir Glück bringen. Soweit ich das weis ist diese Halskette von einem Priester, der uns sagte, dass diese Kette magische Kräfte hat, doch haben wir nie herausgefunden ob das wirklich stimmt“, sagte sie und legte Yamuna die Kette um.
Es war eine Goldkette, mit einem wunderbaren Anhänger, welches einen Stern darstellte, der von Monra umrahmt wurde. Yamuna bedankte sich bei ihrer Mutter, umarmte sie und sagte: „Gut, Mutter. Ich werde weiterkämpfen, bis ich etwas gefunden habe für was ich kämpfen kann.“
Der weitere Tag verlief wie gewohnt. Yamuna half ihrer Mutter mit den Hausarbeiten und spielte zwischenzeitlich mit ihrem kleinen Bruder. Es waren die einfachen Dinge in ihrem Leben die sie so mochte. Sie halfen ihr mit allem umzugehen. Nachts jedoch blieb Yamuna wach. Sie hatte zu große Angst einzuschlafen, doch irgendwann schlief sie doch ein. Es passierte etwas Unerwartetes. Der Alptraum fiel für diese Nacht aus. Einen Zustand den Yamuna sehr schätzte.

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Tag der Veröffentlichung: 08.02.2010

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