Cover

„Mum, irgendwann muss ich wohl mal vor die Tür, oder willst du mich hier verrotten lassen?“, fragte ich scherzhaft.
„Ja, zumindest um diese Uhrzeit!“, gab Tess mit starkem Luftholen zurück.
„Pf, das glaubst du doch wohl selber nicht, oder?“
„Doch das glaube ich. Obwohl, nein, ich glaube es nicht…“, flüsterte meine Mutter nur noch.
„Siehst du, ich…“, weiter kam ich nicht da Tess mit ihrem Satz noch nicht fertig war.
„Ich glaube es nicht, nur ich weiß es sogar. Weißt du eigentlich wie spät es schon ist? Da draußen wimmelt es von perversen Monstern, die es auf Mädchen, wie dich, abgesehen haben.“
„Mum, jetzt übertreibst du wirklich, ich bin nur für ´ne Stunde weg. Du ließt echt zu viele Krimis. Hörst du dir eigentlich selber zu? Wenn du willst zähl die Minuten bis ich wieder da bin, denn ich muss los. Bye.“, schrie ich schon fast.
Mit einem lauten Knall schloss ich die Tür unserer Villa hinter mir zu.
An Geld mangelte es uns nicht.
Mein Vater arbeitete seid einem halben Jahr irgendwo im Ausland, ich hatte keine Ahnung was er dort machte, es war mir aber auch egal.
Ich hasste ihn wie die Pest das einzige was ich toll fand war, dass er mir jeden Tag um die 50¤ auf mein Konto lud.
Ich gab es allerdings nicht aus, ich sparte.
Auf was wusste ich nicht so genau.
Aber selbst das würde ich aufgeben nur um einen anderen Vater zu haben, einen besseren.
Ich wollte gerade das Tor zur Straße öffnen, als Tess am Fenster erschien und so laut in die Nacht schrie, dass ich zusammen zuckte: „Lina Lea Ivanoff.“
Oh Gott, mit meinem ganzen Namen hatte sie mich das letzte Mal vor etwa 2 Jahren angesprochen. Das konnte nichts Gutes für mich bedeuten. Aber wieso Regte sie sich so auf? Egal, ich schüttelte einmal den Kopf und machte das Tor auf.
„Lina Lea Ivanoff“, dröhnte es wieder von hinten nur ungefähr doppelt so laut wie vorher, „Bleib stehen, sofort!“
Ich hatte nicht gewusst dass meine Mutter so laut schreien konnte.
Ich blieb also stehen, aber nur um ihr etwas leiser zuzuzischen, dass wir Nachbarn hatten und so ging weiter.
Was machte sie nur so einen Aufstand?
Ich wollte doch nur Kurz in die Stadt zu Vanni, eigentlich hieß sie Vanessa und war meine beste Freundin.
Wir erzählten uns wirklich alles.
Sie hat mir ihr erstes Mal haarklein erzählt und beschrieben.
Ich wäre ihr allerdings dankbar gewesen, wenn sie es nicht so ausführlich getan hätte.
Ich wollte zwar wissen, ob sie Schmerzen hatte, aber nicht unbedingt, dass Max, ihr damaliger Freund, den Größten hatte, den sie je gesehen hatte.
Das brauchte ich nun wirklich nicht zu wissen.
Ich hatte noch nicht mein erstes Mal, ich war ja auch erst 17.
Na ja, mit 17 hatten schon fast alle, die ich kannte, ihr erstes Mal.
In 3 Tagen wurde ich 18, ich freute mich nicht so richtig, denn mit wem sollte ich hier schon feiern?
Die Einzigen, die mir einfielen waren Duncan und Vanni, sie gehörten für mich schon immer zur Familie.
Duncan war mein bester Freund, bei ihm heulte ich mich immer aus, denn er war oft der Einzige, der mich verstand.
Meistens kamen ihm auch Tränen - eigentlich sogar immer.
Er war der einzige Mann den ich mochte, auch wenn er schwul war
- vielleicht mochte ich ihn gerade deswegen so sehr.
Meine Mutter würde natürlich auch mit feiern, so etwas ließ sie sich nie entgehen.
Von meiner restlichen Familie wollte ich keinen sehen.
Das hatte unterschiedliche Gründe.
Meistens war es so, dass sie einfach nur eingebildete Zicken waren, oder eben vom männlichen Geschlecht und da ich einen Hass-Kick auf die Männerwelt hatte, konnten sie mir also auch gestohlen bleiben.
Daran, dass ich alle Männer für Schweine hielt - außer Duncan - war mein Vater schuld.
Er war auch daran schuld, dass wir vor ein paar Wochen umziehen mussten, denn Tess ließ sich vor einem halben Jahr von ihm Scheiden.
Der Grund war der, dass Markus es nicht einmal eine Woche ohne Sex aushielt und da Tess für zwei Wochen aus beruflichen Gründen aus der Stadt musste, war es für ihn unmöglich auf so etwas zu verzichten.
Und mit wem hatte er es getrieben?
Mit Maja, der besten Freundin meiner Mutter.
Ab da nur noch ehemalige beste Freundin.
Irgendwann hatte Tess ihr einigermaßen verziehen, da Maja es war, die es ihr gebeichtet hatte.
Maja sagte damals, dass sie so etwas nicht für sich behalten wollte und sie damit anlügen musste.
Sie beichtete ebenfalls, dass sie schon seit langem in Markus verliebt gewesen war und dass dies trotzdem keine Entschuldigung dafür sei, sie aber trotzdem hoffte, Tess könne ihr irgendwann verzeihen.
Ich war eigentlich froh von meinem alten zu Hause weg zu kommen, denn auch mich hatte er immer einen Ticken zu viel umarmt.
Vor genau drei Jahren, um genau zu sein.

Es war eine Nacht vor meinem 15. Geburtstag.
Er kroch zu mir ins Bett und als ich dadurch wach wurde, schlug ich um mich und Schrie wie am Spieß, doch niemand kam mir zu Hilfe, wie auch, Tess war auf Geschäftsreise und im Umkreis von 500 Metern stand kein weiteres Haus.
Ich schrie noch lauter, biss ihn mit aller Kraft und trat und schlug um mich.
Ohne Erfolg, er war viel zu stark.
Ich hatte das Gefühl, er merkte gar nicht, dass ich mich mit aller Kraft wehrte.
Schon nach ein paar Sekunden konnte ich nicht mehr und mein Atem hatte sich um das doppelte beschleunigt.
Er hielt mit einer Hand meine Handgelenke fest und setzte sich auf meinen Bauch.
Er roch stark nach Alkohol, Drogen und Zigaretten.
Aber das war nichts außergewöhnliches, das tat er eigentlich immer.
Da er nur eine Hand brauchte, um mich in Schacht zu halten, hatte er eine Hand noch frei.
Die wanderte immer weiter unter mein Top.
Ich hatte tierische Angst bei mir zu Hause in meinem Bett vergewaltigt zu werden.
In dem Moment, als er fast dort ankam, wonach seine Hände förmlich schrieen, stieg in mir Wut auf.
Und was für eine Wut und aus dieser Wut wurde Kraft.
Ich hatte keine Ahnung, was mit mir passierte, aber es machte mir Hoffnung.
Ich hatte das Gefühl Bäume ausreißen zu können.
Mit dieser neu gewonnen Kraft versuchte ich es noch ein letztes Mal, Markus von mir runter zu schubsen.
Er flog im hohen Bogen vom Bett und krachte gegen die Tür, die zum Flur führte.
Diese wurde so aus ihren Angeln gerissen und beide - Tür und Markus - schlugen mit einem ohrenbetäubenden Knall auf dem Boden auf.
Für ein paar Sekunden war ich wie erstarrt, ich fragte mich, ob ich das wirklich selber getan hatte und wenn ja, dann wie?
Ich wollte keine Minute länger in diesem Haus bleiben, einfach verschwinden.
Da gab es nur ein Problem.
Markus lag im Flur und starrte mich mit großen Augen an.
In seinen Augen spiegelte sich nun keine Begierde mehr, sondern eine Mischung aus Demütigung und Angst.
Markus hatte wirklich Angst vor mir.
Ich hatte in mich hinein gelächelt, obwohl ich selbst nicht verstand wie ich so etwas geschafft hatte.
Auch wenn Markus Angst vor mir hatte, so traute ich mich trotzdem nicht, an ihm vorbei zu gehen.
Ich beschloss an dem Rosengitter, welches vom Balkon bis unten zum Rasen führte, hinunter zu klettern.
Es gestaltete sich zwar als schwieriger als gedacht, aber es klappte.
Ich rannte weg und hielt erst an, als ich die Straßenlaternen des nächsten Ortes sah.
Ab da ging ich, bis ich das Haus einer Freundin sah.
In der Zeit, in der sich dies alles abspielte, wurde es bereits immer heller.
Ich war mir sicher, dass es um die 6 Uhr morgens war.
Ich klingelte also bei meiner Freundin und fragte, ob ich, bis meine Mum wieder da war, bei ihr übernachten könnte.
Allerdings erzählte ich ihr, dass ich mich nur mit meinem Vater gestritten hatte.
Ich hatte es nie einem erzählt nicht einmal meiner Mum.
Sie nickte, bat mich hinein und gratulierte mir erst einmal zum Geburtstag.
Nach diesem Vorfall veränderte sich sein Verlangen nach mir, denn anstatt körperlichen Kontakt herzustellen, geilte er sich daran auf mich zu schlagen und zu treten.
Ich versuchte immer wieder diese Kraft in mir aufkommen zu lassen, doch es nicht ein einziges Mal funktioniert.
Wenn Tess gefragt hatte, was passiert war, sagte ich immer nur ich sei gestürzt.
Am Anfang hatte es sie noch gewundert, dass ich so oft hintereinander <gestürzt> war, da ich eigentlich ein recht gutes Gleichgewicht hatte.
Doch nach einer Weile gehörte es schon fast dazu, dass ich irgendwo Macken hatte.

Also, nicht dass ich etwas dagegen gehabt hätte von Markus weg zu kommen, aber gleichzeitig ging ich somit auch von Duncan weg.
Wir heulten beide mehrere Tage vorher und hörten erst auf, als ich ihn von hier, also Vancouver, anrief und ihm versicherte, dass es mir gut ging und dass ich ihn jeden Abend anrief.
Eigentlich sollte ich ihn jede freie Minute anrufen, aber das war mir eindeutig zu viel.
Es war zwar schön einen Freund zu haben, der schwul war, aber manchmal war es einfach nervig.
Zum Beispiel wenn ich mit ihm eine Shopping-Tour machte und er ohne Vorwarnung die Umkleidevorhänge zur Seite stieß.
Trotzdem vermisste ich ihn schrecklich, wer sollte mich denn jetzt beraten.
Ein bisschen gefreut hab ich mich natürlich auch, denn Vanni musste vor einem Jahr hier hin ziehen.
Mit Vanni konnte man nicht Schoppen gehen, da sie sowie so nur „Okee.“, „Toll.“, oder „Schön.“ sagte.

Noch halb in Gedanken stieg ich in den Bus, der gerade vor mir hielt, ein, gab dem Fahrer Geld für ein Ticket und setzte mich nach ganz hinten links.
Dort war mein Lieblingsplatz.
Ich schaute aus dem Fenster und dachte wieder über den Umzug nach.
Nach gefühlten 5 Minuten tippte mich der Busfahrer an und sagte:
„Hier ist Endstation. Wären sie bitte so freundlich und steigen sie aus.“
Ich starrte den Busfahrer der eine blaue Arbeitsuniform trug entsetzt an.
Schon Endstation?
Vielleicht waren es doch keine 5 Minuten Fahrt gewesen.
Ich war 11 Stationen zu weit gefahren, also eine ganze Stunde zu lange hier im Bus.
Egal.
Dann musste ich eben den Umweg nehmen.
>>Tess wird mich umbringen, wenn ich wieder zu Hause bin>>
Mit einem leisen Seufzer stand ich auf, verließ den Bus und ging die Straßen entlang, auf dem Weg zu Vanni.
Plötzlich spürte ich einen warmen Luftzug, der mich erschaudern ließ.
Hatte mir nicht gerade jemand seine Hand auf meine Schulter gelegt?
So fühlte es sich auf jeden Fall an.
Schnell drehte ich mich um, um mich zu vergewissern wer es war, doch hinter mir stand niemand.
Ich drehte mich ein mal im Kreis, doch ich konnte niemanden entdecken.
Und trotzdem kribbelte die Stelle auf meiner Schulter.
<<Was ist bloß los mit mir? Hab ich jetzt Hallos, oder was?>>
Ich bekam es mit der Angst zu tun, da ich mir nicht ganz sicher war, ob ich es mir wirklich eingebildet hatte.
Ohne noch weitere Zeit zu verschwenden rannte ich los mit der Angst im Nacken.

Keuchend kam ich bei Vanni an.
Allerdings lachte die mich nur aus, als sie mir die Tür aufmachte und mich betrachtete.
„Wie siehst du denn aus? Bist du nem Geist oder so was begegnet?“, fragte sie mit hoch rotem Kopf.
Sie kriegte sich kaum noch ein.
Ich sah grimmig zu Boden und versuchte mich zu beruhigen.
Was war bloß in mich gefahren?
Ich hatte es mir wahrscheinlich nur eingebildet.
Und doch, meine Schulter kribbelte immer noch.
<<O.K. Lina, vergiss es einfach, schieb es in die tiefste Ecke deines Gehirns und denk an das, warum du gekommen bist. Vanni ist wieder Single. Warum hat sie denn so über mich gelacht? Sollte sie nicht eigentlich traurig sein?>>
Doch einen weiteren Blick in ihr Gesicht und schon verstand ich.
Tiefe rote Ringe zeichneten sich unter ihren Augen ab.
Sie musste wohl schon ziemlich lange geweint haben.
<<Moment, wie viel Uhr ist es eigentlich schon?>>
Ein Blick auf meine rosafarbene Armbanduhr zeigte mir, dass wir schon 2:00 Uhr morgens hatten.
„Vanessa, es tut mir leid, dass ich so spät bin. Ich hab erst mit Tess gestritten und dann auch noch die Haltestelle verpasst und bin bis zur Endstelle gefahren!“
„Ist nicht schlimm, das bin ich ja von dir gewohnt.“, sagte sie locker, mit einem kleinen Grinsen im Gesicht.
Ich stapfte die Treppe hinauf, um meiner Freundin einen Kuss auf die Wange zu geben und sie diesmal gründlicher zu mustern.
Abgesehen von den roten Ringen sah sie eigentlich so wie immer aus.
Rote, lockige Haare –ausnahmsweise mal nicht geglättet-, ein schmales Gesicht, hohe Wangenknochen, volle Lippen, reine Haut, braune Augen, 1,80 groß,…
Genau so wie ein Model aussehen musste.
Sie machte gerade eine Ausbildung zum Model und so wie sie sich anstellte, standen die Chancen gar nicht schlecht.
Nach der Begrüßung führte sie mich in das Wohnzimmer ihrer Wohnung, die sie sich bis heute noch mit Torben geteilt hatte.
Auf dem Wohnzimmertischchen lag ein, in zwei Hälften geteilter, etwas zerknitterter Zettel.
Vanni nahm ihn in die Hand und gab ihn mir.
Also las ich:

Hey Vanessa,
Es tut mir Leid, aber das mit uns klappt einfach nicht mehr.
Es ist nämlich so, dass ich dich einfach nicht mehr liebe.
Ich glaube, dass du einfach nicht die richtige für mich bist.
Ich würde mich aber freuen wenn wir einfach nur befreundet sein können.
Und da wir ja jetzt nur noch Freunde sind, könntest du mir doch bestimmt einen Gefallen tun, oder?
Könntest du mir ein Date mit deiner Freundin Lina arrangieren?
Das wäre echt klasse von dir.
Dein Torben

Mir klappte der Mund auf.
Wie konnte er so was tun?
Und dann noch mit einem Brief Schluss machen anstatt persönlich.
Und was sollte das überhaupt mit dem Date?
Wie konnte er das Vanni antun?
Wusste er eigentlich wie deprimierend das für Vanni sein musste?
Aber so wie der Brief sich anhörte interessierte ihn das wahrscheinlich gar nicht.
Wen meinte er mit dem Date eigentlich?
Doch wohl nicht mich oder?
Er wusste genauso gut wie die anderen, dass es bei mir vergoldete Lebensmühe war.
Nein, er meinte bestimmt eine andere Lina.
Ich schaute vom Zettel auf in Vanessas Gesicht und sah wie sich schon wider ein paar Tränen über ihre Wangen schlängelten.
Sofort nahm ich sie in den Arm und drückte sie ganz fest an mich.
Und schon stahl sich der erste Schluchzer aus ihrem Hals nach draußen.
„Ach Vanni. Da stehst du drüber. Torben ist ein Arsch und so einer hat dich gar nicht verdient.“, flüsterte ich ihr in beruhigendem Ton zu.
„Ach ja? Wenn er mich nicht verdient hat, wieso hat er dann Schluss gemacht und nicht ich?“, fragte sie schluchzend.
<<Tja, Gute Frage. >>
Zum Glück konnte ich mich in letzter Sekunde noch bremsen, sonst hätte ich das eben Gedachte laut gesagt und das hätte zu mindestens 10 Extraminuten trösten geführt.
Deswegen murmelte ich so etwas wie: „ So ne Erfahrung macht jeder irgendwann mal durch. Das gehört nun mal zum Erwachsenwerden dazu.“
„Hab ich das nicht schon oft genug durch gemacht? Warum kann ich nicht glücklich sein bis zum Ende meines Lebens?“, kam es nun schon hysterisch aus ihr heraus.
Schnell erwiderte ich in demselben Ton wie sie: „ Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute?! Oh Vanessa, so was passiert nur in Märchen. In denen hat jede noch so doofe Beziehung ein Happyend. Aber das ist nun mal nicht die reale Welt. Damit musst du leben und es werden bestimmt noch viele solche Fälle in deinem leben vorkommen bei denen du Angst hast, aber wenn du es nicht versuchst kannst du ja gar kein richtiges Leben mehr führen.“
<<Oh Gott hab ich das etwa gerade wirklich gesagt? Ich hör mich ja genauso an wie meine Mutter>>
Anscheinend war nicht nur mir das aufgefallen, denn so bald ich fertig mit meiner kleinen Rede war, krümmte sich Vanni schon vor lachen und konnte sich nur mit Mühe auf dem Sofa halten.
Irgendwann brachte sie unter lautem Gelache dann doch noch etwas heraus: „Wer hat dir ein Buch gegeben, wo das alles drin steht damit du zu so einer Psychotante mutierst?“
„Wenn du mit dem Buch meine Mutter meinst, hast du recht, aber bei mir sind ihre Ratschläge fehl am Platz und bei dir hat das doch ganz gut gep…“, weiter kam ich nicht, da Vanni gerade dabei war mir ein Kissen unsanft ins Gesicht zu drücken, was bedeutete: Klappe halten, oder raus!
Aber so was ließ ich nicht auf mir sitzen und mir den Mund verbieten ließ ich mir erst recht nicht.
Und schon schnappte ich mir das nächst beste Kissen und schlug zurück.
Seit ich sie kannte endeten alle ernsten Gespräche mit einer Kissenschlacht.
Es ist zwar vielleicht etwas albern, aber es macht Spaß und außerdem lenkte es Vanni im diesem Moment etwas ab.

Nach unserem ernsten Gespräch musste ich auch schon wieder nach Hause, da aus der einen Stunde drei geworden waren.
Zu Hause durfte ich mir wahrscheinlich ganz schön was anhören.
Da um diese Uhrzeit kein Bus mehr fuhr, musste ich den ganzen Weg laufen.
Als ich dann endlich in unsere Straße einbog, war es bereits schon hell geworden und einige kochten schon in ihren Häusern.
<<Oh Gott, ich glaub die müssen erst mal lernen zu kochen. Das riecht ja nach mehr als angebrannt! Moment, wer fängt denn schon morgens an zu kochen?>>
Mein Magen verkrampfte sich, da ich eine vage Vorahnung hatte.
Es war genauso wie in meinem Traum.
Ich hatte schon öfter das Gefühl, dass das was ich träumte wirklich passierte.
Ein Traum davon war, dass jemand unser Haus angesteckt hatte und Tess davor stand, aber ohne Luna.
Luna war meine Huskyhündin.
Sie war schon eine alte Oma und trotzdem noch ganz schön fit.
Sie war mein ein und alles, wenn sie nicht gewesen wäre, wäre ich jetzt wahrscheinlich unter der Erde.

Als ich 10 Jahre alt war, war ich mit Luna gerade eine Runde spazieren gewesen.
Auf einmal sprangen zwei maskierte Männer aus dem Gebüsch und wollten mich mitnehmen.
Sie hatten irgendetwas von Lösegeld geredet, woraus ich schloss, dass sie meine Mutter erpressen wollten.
Dafür, dass ich gerade mal 10 Jahre alt gewesen war, hatte ich schon ganz schön Kraft gehabt, zumindest mehr als die beiden Männer hatten.
Ich wehrte mich heftig und konnte mich auch ziemlich schnell wieder befreien, doch lang hielt es nicht an, denn als sich die Männer wieder aufgerappelt hatten, sprinteten sie mir hinterher.
Sie hatten mich auch schnell eingeholt und der dickere, der beiden Männer, hielt mir ein Messer an den Hals.
Dann sagte er noch so etwas wie: „Ich bring dich um und wenn es das letzte ist was ich tue! Ich bring dich um! Das ist mir das Geld wert.“
Danach fühlte ich nur noch, wie sich das Messer in meinen Hals bohrte und ich vor Schmerz aufschrie.
Auch das Knurren im Hintergrund bekam ich noch mit und ich hoffte, dass sie Luna nicht angetan hatten, dann verlor ich das Bewusstsein.
Als ich wieder zu mir kam, war das erste was ich bemerkte, der Schmerz am Hals, der mich bei jedem Atemzug erzittern ließ.
Das nächste, was mir auffiel war, dass ich über den Boden gezogen wurde.
Gerade als ich mich bei den Männern beschweren wollte, sah ich dass Luna es war die mich zog.
Sie hatte meine Hose zwischen die Zähne genommen und mich bis kurz vor unserem Haus gezogen.
Ich war bestimmt dreimal so schwer wie sie gewesen und trotzdem hatte sie mich immer weiter gezogen.
Allein für diese Tat liebte ich sie abgöttisch.
Die beiden Männer hatte man gefasst, da se sich nicht von der Stelle bewegen konnten.
So wie die Polizei uns hinterher sagte, seien sie wohl von einem Wolf oder ähnliches angegriffen worden.
Ich wusste natürlich dass eis kein Wolf gewesen war.
Der dickere Mann wäre sogar fast verblutet, da Luna ihm wohl seinen größten Schatz abgebissen hatte.
Das war wirklich typisch Luna gewesen, genau so, wie ich sie erzogen hatte.
Na ja, vielleicht nicht genau so, aber fast.
Ich hatte ihr davor die ganze Zeit erzählt, wie doof die Männer alle waren.

Während ich über all das nachdachte, rannte ich die Straße entlang zu unsrem Haus.
Ich hasste die Straße, sie war so lang.
Erst als ich bei der Hälfte des Weges ankam konnte ich sehen woher der ganze Qualm, der mir auf dem Weg entgegen kam, stammte und es war tatsächlich unsere Villa die lichterloh brannte.
Ich legte noch einen gang zu und kam schnaufend vor dem Haus an und sah mich nach Tess um und da erblickte ich sie auch schon.
Sie stand auf der anderen Straßenseite in sicherem Abstand zum Haus.
As sie mich erkannte, rannte sie zu mir um mich zu umarmen.
Ihr Gesicht war Tränennass und sie schaute mir tief in die Augen als sie sagte: „Es tut mir so leid, Lina! Als ich raus gerannt bin hab ich Luna nirgendwo gesehen und die Luft wurde auch immer stickiger, da bin ich dann ohne Luna raus. Es tut mir so leid, mein Schatzt!“
Ich erstarrte.
Es war ganz genau so wie im Traum.
Schnell befreite ich mich aus den Armen meiner Mutter und rannte zum Eingang des Hauses.
Tränen brannten in meinen Augen.
Ich durfte Luna nicht verlieren.
„Lina, bleib stehen! Was tust du denn? Bleib gefälligst stehen, da kannst du nicht mehr rein.“, schrie mir meine Mutter verzweifelt hinterher.
Doch ich hörte ihr nicht zu.
Das Einzige was zählte war, dass ich Luna daraus holte.
Sie hatte mir das leben gerettet, also würde ich das auch bei ihr tun.
Durch den ganzen Qualm, der mir beim Betreten der Villa entgegen kam, bekam ich kaum Luft und musste stark husten.
Man ganzer Körper schmerzte schon nach kurzer Zeit und auch die Verbrennungen blieben nicht aus.
Dennoch musste ich weiter suchen, musste sie finden.
„Luna! ...Luna!“, schrie ich immer wieder, „Luna!“
Und da lag sie, zusammen gerollt vor der Tür die zum Garten führte.
Schnell rannte ich zu ihr, zog mir die Jacke aus, legte sie ihr um und hob sie hoch.
„Oh Gott Luna, es tut mir so leid! Mach die Augen auf, bitte!“
Mir liefen die Tränen unaufhaltsam über die Wangen.
Ich rüttelte an der Tür zum Garten, doch sie wollte einfach nicht aufgehen.
Sie war abgeschlossen und von dem Schlüssel fehlte jede Spur.
Also rannte ich wieder zur Eingangtür, doch kurz bevor ich sie erreicht hatte knackte es verdächtig über uns.
Schützend beugte ich mich über Luna, doch es brachte nichts.
Mit einem weiteren Knacken brach ein Stück der Decke über uns ein und fiel mir direkt auf den Rücken und den Kopf.
Ich verlor das Bewusstsein.
Als ich wieder zu mir kam, dachte ich wirklich ich sei im Himmel.
Ich lag in den Armen des wunderschönsten Jungen des Universums.
Er hatte grüne Augen die zum inneren lilafarben wurden und zur Krönung war auf dem Violett ein sternenartiger Kreis in hellbraun zu sehen, oder war es vielleicht sogar goldfarben?
Solche Augen hatte ich noch nie gesehen.
Das Grün war kräftig und zum Rand hin wurde es immer dunkler.
Das Violett war erst ganz hell und je näher es der Iris kam desto dunkler wurde es.
Der schmale, goldene Kreis –ich kam zu dem Schluss dass es wirklich goldfarben war- stach stark hervor und gab den Augen etwas Mysteriöses.
Schönere Augen konnte es gar nicht geben.
Der Junge -oder besser gesagt Mann- hatte ein markantes aber zugleich auch weiches Gesicht, reine Haut und kurze, dunkel braune zerzauste Haare.
Dass die Haare zerzaust waren änderte allerdings nicht dass er schöner war als alles andere.
Im Gegenteil, es gab ihm etwas Wildes.
Sein Körper bestand nur aus Muskeln und doch hatte er nur so viele, dass es nicht eklig aussah und durch sein T-Shirt zeichneten sich seine Bauchmuskeln ab.
Seine Haut war braun gebrannt und aus seiner Kleidung konnte man schließen, dass er nicht gerade der ärmste war.
Er trug ein schwarzes Muskelshirt und eine lange ebenfalls schwarze Hose.
Auf den ersten Blick normal, doch wenn man einen Blick auf das Markenzeichen warf, konnte von normal nicht mehr die Rede sein.
Im Großen und Ganzen war er einfach perfekt.
Er konnte nichts anderes als ein Engel sein und wenn er ein Engel war dann müsste ich doch eigentlich tot und im Himmel sein.
Oder gab es etwa Engel in der Hölle?
Doch als ich die Umgebung bemerkte, wusste ich dass ich nicht tot war.
Und auch die Schmerzen waren nicht verschwunden, im Gegenteil, sie waren noch viel schlimmer geworden.
Ich verzog schmerzhaft das Gesicht.
Erst jetzt bemerkte ich, dass der junge Mann mich beobachtete.
Wie gebannt starrte ich in seine wunderschönen Augen und vergaß alles um mich herum.
Als er seinen Blick von mir wendete schaute ich mich noch einmal um und stutzte.
Wir waren nicht mehr im Haus sondern bei uns im Garten.
Er setzte mich um Luna ab und im nächsten Augenblick war er verschwunden.
Noch etwas wacklig auf den Beinen Schaute ich perplex in die Richtung in die er verschwunden war.
Ich setzte mich auf einen Gartenstuhl und legte Luna auf meinen Schoß.
Nun konnte ich sie genauer betrachten.
Das Erste was mir auffiel war dass sie noch atmete.
Ich atmete erleichtert auf.
Doch auch sie hatte schwere Verbrennungen.
„Lina!“, schrie jemand hinter mir.
Es war Tess´ Stimme, denn so wie sie konnte niemand sonst krähen.
Ich drehte mich zu ihr um und rannte ihr, mit Luna auf dem Arm, entgegen du schon fiel sie mir um den Hals, doch dabei berührte sie Verletzungen am Rücken und ich zuckte zusammen.
„Was hast du denn?“
Tess´ Stimme hörte sich ziemlich besorgt an.
Ich schüttelte nur den Kopf und sagte: „Ist nicht so wichtig.“
Ich war so glücklich, dass meiner Familie nichts passiert war.
Ein Blick nach unten in meine Arme und ich musste mich verbessern: fast nichts.
„Jag mir nie wieder so einen Schrecken ein. Hast du verstanden?“, schluchzte meine Mutter.
„Ja, hab ich.“, bestätigte ich ihr.
Doch daran halten würde ich mich wahrscheinlich so wieso nicht.
„Können wir eben zu einem Tierarzt fahren, der sich Luna einmal anschaut?“, fragte ich bittend, „Ich muss wissen wie es um sie steht.“
Ihr Blick viel auf Luna und sie erschrak.
„Ja, natürlich. Komm ich hol das Auto die Feuerwehr müsste auch bald da sein.“
Und wie auf Stichwort ertönten laute Sirenen in der Ferne.
Wir rannten zum Auto, was meine Mum gestern ausnahmsweise mal nicht in die Garage gestellt hatte.
Mein Blick viel auf die Garage und ich seufzte.
Ebenfalls komplett abgebrannt.
Mein schönes Auto war nun reif für den Schrottplatz, wenn überhaupt.

Die ganze Fahrt über schimpfte Tess darüber, dass es viel zu gefährlich war was ich da veranstaltet hatte und so weiter.
Doch eigentlich hörte ich ihr gar nicht zu.
Meine Gedanken schweiften immer wieder zu meinem Retter und seinen außergewöhnlich schönen Augen.
Sollte ich meiner Mutter von ihm erzählen?
<<Nein, lieber nicht. Hinterher steckt sie mich noch in die Klapse. Ich bin mir ja selbst nicht mal sicher, ob ich geträumt hab. Wer ist denn bitte so schnell wieder weg? Aber wie bin ich denn dann da raus gekommen?>>
Als wir vor der Tierarztpraxis hielten und auf die Tierarztpraxis zu gingen, überkam mich plötzlich ein Schwindelgefühl, sodass ich taumelnd zu einem Laternenfahl ging um Halt zu finden.
„Was ist denn mein Schatz?“, fragte Tess ängstlich, „Geht`s dir nicht gut?“
„Doch geht schon Mum. Ist bestimmt noch von dem Dingen im Haus.“, erklärte ich und versuchte ein nicht allzu schmerzverzehrtes Gesicht zu machen.
„Von welchem Dingen im Haus?“, fragte sie verwirrt.
„Ach eh… Hatte ich das noch nicht erwähnt? Eh…“, stotterte ich.
Was sollte ich denn jetzt sagen?
Aufgefallen wäre es ihr früher oder später so wieso.
Ich seufzte und erklärte es ihr.
„Mir ist da was vom Haus auf den Rücken gefallen. War nur was ganz kleines.“, versuchte ich mich zu verteidigen.
„Na, wenn das so ist dann zeig mir doch mal deinen Rücken.“
Schon kam sie zu mir und zog mir das T-Shirt so hoch so dass man meinen BH sah und keuchte auf.
„Mum, was tust du da? Weist du eigentlich wie peinlich das gerade ist?“, zischte ich ihr zu, „Och Mum, jetzt lass mich doch endlich los. Was ist denn so toll an meinem Rücken?“
„Oh mein Kleines, toll ist daran gar nichts. Es tut mir alles so leid! Wieso bin ich denn bloß draußen stehen geblieben, anstatt mit dir ins Haus zu gehen?“
Waren das etwa Schluchzer die da aus Tess´ Mund kamen?
„Kannst du mir nicht erst mal sagen, was los ist?“, fragte ich genervt.
Ich verstand einfach nicht warum sie so aufgelöst war.
Etwa wegen der Verbrennungen?
Die waren doch bestimmt nicht so schlimm.
Ich hatte keine Schmerzen, zumindest nicht all zu starke.
Vielleicht hatte ich ja sogar eine Beule.
Tess hatte es nicht so mir Beulen.
Egal ob sie groß oder klein war.
Sie hasste Beulen, vor allem am Kopf.
War sie deswegen so besorgt?
„Hab ich ne Beule?“, fragte ich deshalb, „Bist du deswegen so drauf? Ich kann dich beruhigen, mir tut nichts weh.“
„Belüg mich nicht!“, schrie sie schon fast, „Ich sehe in deinen Augen, dass du Schmerzen hast. Und von wegen Beule! Dein Rücken, dein ganze Nacken und dein Kopf sind voller Blut! Wir fahren jetzt sofort zu einem Arzt, haben wir uns verstanden?“
Meinte sie das Ernst?
Aber dann musste doch auch T-Shirt und Autositz voller Blut sein, oder?
Tess übertrieb mal wieder völlig, doch ein Blick ins Auto und schon war ich anderer Meinung.
Aber jetzt ging es doch gar nicht um mich!
Jetzt ging es um Luna, verdammt noch mal!
Luna ging es viel schlechter als mir.
Sie war immer noch nicht aufgewacht.
Ich drehte mich zu meiner Mutter, zog mir mit einer Hand, das T-Shirt wieder hinunter, da ich auf dem Arm immer noch Luna trug.
Dafür dass sie ein Husky war, war sie gar nicht so schwer.
Schwer genug um mir Rückenschmerzen zu verschaffen du zu wissen, dass sie nicht unterernährt war, aber dennoch war sie leichter als der Durchschnitt.
Das machte mir manchmal Angst doch der Tierarzt hatte immer beteuert, dass das alles noch im Normalbereich war.
„Ich geh trotzdem erst mit Luna zum Tierarzt. Wenn es ihr wieder gut geht hab ich kein Problem damit zum Arzt zu fahren.“, sagte ich bestimmend.
Wären wir in einer besseren Situation gewesen, hätte ich mit einem breiten Grinsen vor ihr gestanden.
Wann hatte ich schon die Gelegenheit über den Kopf meiner Mutter zu bestimmen, wo es lang geht?
Tess willigte widerstrebend ein, denn sie wusste dass mich keine Zehn Pferde ins Krankenhaus bekamen.

Als wir einen wartenden Besitzer eines Patienten endlich dazu bekommen hatten uns Luna für eine kurze Zeit abzunehmen, sprinteten wir los.
Da das Krankenhaus nur zwei Straßen weiter stand brauchten wir das Auto nicht.
Ich musste zugeben, dass ich von dem vielen und schnellen Laufen ganz schöne Kopfschmerzen bekommen hatte, aber das würde ich Tess niemals sagen.
Sie machte sich immer viel zu schnell Sorgen.
Im Krankenhaus angekommen setzte ich mich ins leere Wartezimmer und schaute mich um.
Außer Stühle waren hier noch eine Spielecke für die Kinder, ein Tisch –voll bepackt mit Zeitungen-, ein Ständer für die Jacken und direkt daneben stand ein Spiegel.
Ich stand wieder auf, ging auf den Spiegel zu und betrachtete meinen Rücken im Spiegel.
Wie ich mir schon gedacht hatte war es halb so schlimm, wie Tess es mir ins Ohr geschrieen hatte.
Es sah zwar nicht gerade toll aus, aber nicht unbedingt so schlimm, dass man gleich ins Krankenhaus musste.
Ich ging auf den Tisch zu und nahm mir die <Bravo> zur Hand.
Eigentlich las ich sie immer nur wegen der Lovestory.
Ich war schon ein wenig doof.
Ich schaute mir tausend Liebesfilme an, las doppelt so viele Liebesromane, hasste allerdings Jungs.
Das passte irgendwie nicht so gut zusammen.
Es sei denn, ich würde auf einmal zum anderen ufer wechseln, doch das kam für mich erst recht nicht in Frage!
Ich war völlig vertieft in das Heft, so dass ich aufschreckte, als ich meine Mutter durchs Krankenhaus brüllen hörte.
<<Oh man, was peinlich.>>
Ich sah mich verschreckt um und sah, dass es nicht nur mir so ging.
Meine Mutter hatte schon ein ganz schönes Organ.
Ihr Gekreische konnte man af die Dauer nicht ertragen, doch noch schlimmer war es wenn sie lachte.
Ich war einmal mit meiner Mutter bei einer Freundin von mir, sie sollte mich eigentlich nur absetzten, doch da ihr angeboten wurde noch auf eine Tasse Tee zu bleiben, konnte sie natürlich

nicht ablehnen.
Es waren noch andere Freundinnen aus meiner Klasse da, weil wir so ein Art Club hatten.
Ich war 6 Jahre alt, also war Clubs gründen in dem Alter noch normal.
Also hatte Mum eine ganze Menge Zuschauer und das nutzte sie auch aus.
Sie versuchte witzig zu sein, versuchte den anderen zu gefallen.
Sie lachte die ganze Zeit und schon nach kurzer Zeit hielten sich zwei meiner Freundinnen die Ohren zu und der Rest verzog schmerzhaft das Gesicht.
Alle außer ich, denn ich war ja schon an den Klang gewöhnt.
Meine Mutter war im Großen und Ganzen ein sehr … glücklicher Mensch.
Was so viel bedeutete, dass sie so oft am Tag lachte wie es nur ging.
Aber auch wenn ihr Lachen etwas laut und auch etwas schrill war, fand ich es trotzdem wunderschön, weil es immer von Herzen kam.
Und außerdem konnte sie ja gar nichts dafür.
Man kann sich sein Lachen nun mal nicht aussuchen.
Und das wusste ich aus Erfahrung, denn meine war auch nicht gerade die Beste
Nicht so schlimm wie die on Tess, aber immer noch so schlimm, dass ich mir oft wünschte, ich würde nie wieder lachen.
Das war zwar eine ziemlich übertriebene Maßnahme, aber ich konnte mir ja schlecht ein anderes Lachen herzaubern.
Ich stand auf und ging zu Tess, die nun am Rahmen der Tür, die zum Wartezimmer stand und mich begutachtete.
„Hast du mich denn gar nicht gehört?“, fragte sie besorgt.
Ich hörte ein Schnauben aus einer Ecke des Wartezimmers.
Dieses Schnauben konnte ich nur all zu gut verstehen.
Wer hatte sie denn bitte nicht gehört?
„Doch klar, hab ich. Aber ich war in Gedanken.“, besänftigte ich sie.
„Na ja, ist ja auch nicht schlimm. Jedenfalls sollte ich dich holen. Dr. Whelberg, erwartet dich schon in Kabine … Kabine … Ach ja, Kabine 3 hatte die Krankenschwester gesagt.“
„Aha, ok. Und wo ist Kabine 3?“
Ich war schließlich zum ersten Mal hier.
Tess nahm meine Hand und zog mich hinter sich her.
Wieso kannte sie sich hier eigentlich so gut aus?
Nicht nur hier im Krankenhaus, auch den Rest der Stadt konnte in und auswendig.
Das war mir schon zu Anfang aufgefallen, da sie sofort wusste wo das beste Einkaufszentrum stand, wo der schönste Park der ganzen Stadt war, wo die Tierarztpraxis stand, oder wo sich das Krankenhaus befand.
Ich dachte mir erst gar nichts dabei, aber so langsam könnte sie mir doch sagen, warum sie das alles wusste.
In der Kabine angekommen – obwohl man es nicht als Kabine bezeichnen konnte, sondern eher als Raum – fragte mich Tess, ob sie bei mir bleiben solle, doch ich verneinte.
Ich wurde bald 18, da konnte ich doch wohl schon alleine zum Arzt gehen.
Tess ging hinaus und schon nach kurzer Zeit kam ein Mann mittleren Alters hinein.
Er hatte einen weißen Kittel an und eine runde Brille auf der Nase mit der er älter aussah, als er wahrscheinlich war.
Er hatte schwarze Haare und noch ziemlich gute Statur.
Er war um einiges größer als ich, so um die 2 Meter schätzte ich.
Wenn er nicht so ein warmes Lächeln gehabt hätte, hätte ich wahrscheinlich ganz schön Angst vor ihm gehabt.
Doch auch wenn er noch so lieb aussah, er war ein Mann und die waren alle gleich.
Konnte mich nicht eine Frau untersuchen?
Noch bevor der Arzt irgendetwas sagen konnte, flitzte ich an ihm vorbei und suchte nach Tess.
Sie saß im Wartezimmer mit einer Zeitung in der Hand.
Ich rannte auf sie zu nahm ihre Hand und führte sie aus dem Zimmer heraus.
„Ich kann das nicht!“, sagte ich schließlich, nachdem ich sie in eine leere Kabine gezogen hatte.
„Was kannst du nicht?“
Tess war sichtlich verwirrt, doch als sie hörte wie der Arzt nach mir rief, begriff sie was ich meinte.
„Schon gut Schätzchen, ich frag ob sie eine Ärztin hier haben.“, beruhigte sie mich und strich mir behutsam über die Schultern, damit ich mich etwas beruhigte.
Ich nickte leicht und fühlte mich schon gleich viel besser.
Jedes mal wenn mir so etwas passierte, hätte ich meinen Vater einen Kopf kürzer schlagen können.
Ich wollte keine Angst vor Ärzten haben, ich wollte eigentlich überhaupt keine Angst vor Männern haben, aber irgendetwas war da im meinem Kopf, dass jedes Mal rot aufleuchtete, sobald ich in die Nähe eines Mannes kam.
Ich hatte kein Problem damit über die Straße zu gehen und an einem Mann vorbei zu gehen.
So schlimm war es mit mir zum Glück noch nicht, aber wenn ich allein mit einem war, bekam ich riesengroße Panik.
Als Mum mich losließ um an der Rezeption nach einer Ärztin nachzufragen, ließ ich mich schlaff auf den Hocker neben der Liege plumpsen.
Dieses Zimmer war dem anderen im Großen und Ganzen ziemlich ähnlich.
Links in der Ecke stand ein Schreibtisch auf dem ein neu aussehender Laptop stand.
Entweder der Besitzer fasste dieses Teil mit Handschuhen an um es ja nicht zu beschmutzen, oder es war wirklich neu.
Mein Blick schweifte weiter nach rechts bis zu der grünen Liege die für eine Krankenhausliege ziemlich groß aussah.
Außerdem standen in dem Raum mehre Schränke mit reichlich Inhalt.
Alles war in Weiß gehalten, sogar der Fußboden bestand aus großen, weißen Fliesen.
<<Hier will ich nicht Putzfrau spielen!>>
Das beste an diesem Raum waren allerdings die Fenster.
Oder besser gesagt das da hinter.
Die Aussicht war wundervoll, man konnte direkt auf einen See hinaus blicken.
Das Wasser war glasklar und schimmerte etwas wegen der Sonnenstrahlen, die vom Himmel hinab fielen.
Am Rand des Sees planschten kleine Kinder im Wasser und etwas weiter hinten schwamm eine Entenfamilie, Mutter vorne und dann reiten sich sechs kleine Küken ein.

Ich erschrak mich zu Tode, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde und Tess mit einer Frau im weißen Kittel hindurch ging und auf mich zu eilte.
„Das ist Dr. Bronce, sie hat mit Dr. Whelberg die Termine getauscht, damit sie dich behandeln kann.“, klärte mich Tess grinsend auf.
„Danke.“, murmelte ich, weil es mir ein wenig peinlich war, dass sie alle ihren Terminplan für mich ändern mussten.
Sie lächelte mir aufmunternd zu und sagte: „Gern geschehen. So dann wollen wir mal anfangen, Frau Ivanoff, wollen sie dabei bleiben oder lieber ins Wartezimmer gehen?“
Mit den Worten wandte sie sich wieder an meine Mutter.
Die schüttelte nur den Kopf und verschwand auch so gleich.
Frau Dr. Bronce kam mit einem Lächeln auf mich zu und stellte sich noch einmal vor: „Hey, wie die deine Mutter schon gesagt hatte bin ich Frau Dr. Bronce, allerdings mache ich mir nicht so viel aus meinem Doktortitel, deswegen darfst du mich liebend gern auch Amanda nennen.“
„Hey, Amanda!“, sagte ich lächelnd und stand auf um Amanda die Hand zu geben.
Ich mochte sie irgendwie.
„Deiner Akte zufolge wirst du bald achtzehn, deswegen frag ich mal lieber nach. Soll ich dich Miss Ivanoff nennen oder doch lieber Lina?“
„Lina hört sich besser an.“, antworte ich grinsend.
„Also dann Lina fangen wir an!“
Mit diesen Worten drehte sie mich um hundertachtzig, schob mein T-Shirt ein wenig hoch und begann mich zu untersuchen.
Insgesamt verbrachte ein Stunde in diesem Raum, da es doch etwas schlimmer war als ein paar Kratzer und ein paar kleine Wunden.
An drei Stellen wurde mit insgesamt neunzehn Stichen genäht – zwei Stellen am Rücken und eine am Kopf – und außerdem hat Amanda den Verdacht auf eine Gehirnerschütterung, was bedeutet, dass ich ein bis zwei Tage zur Beobachtung im Krankenhaus bleiben musste.
Mir wurde ein Zimmer zugewiesen und ich bekam sogar so einen Rollstuhl, da es passieren konnte, dass ich einen Schwindelanfall bekam.
Meiner Meinung nach hätte eine Tablette gegen Schwindel auch gereicht, aber wenn sie meinten ich bräuchte einen Rollstuhl, dann hatte ich da auch nichts gegen, den mir denen konnte man supergut Rennen fahren.
Und außerdem die lustigsten Wetten abschließen, wie zum Beispiel die, die Tess und ich gerade abgeschlossen hatten: Ich meinte ich würde es schaffen den ganzen Tag den Boden nicht zu berühren und sie wettete dagegen.
Der Wetteinsatz war, dass wenn ich gewänne, wir beide ein Rollstuhlrennen bestritten und wenn sie gewänne ich stricken lernen würde.
Doch da ich das schon konnte – Wir hatten es mal in der Schule gelernt bekommen - hatte ich ja nichts zu verlieren.
Ich wurde also von meiner Mum in mein Zimmer geschoben.
In dem Zimmer standen drei Betten, eins für mich, ein Klappbett für meine Mum und noch eins für meinen Zimmergenossen.
Da dieser aber gerade nicht da war, waren Tess und ich alleine Im Zimmer.
Als Mum die Tür schloss und meinen Rollstuhl losließ, rollte ich sofort auf das Bad du somit auf die heiß ersehnte Toilette.
Ich rollte bis kurz davor - da ich ja nur in Notfällen aufstehen sollte - und rutschte direkt von dem Rollstuhl auf die vorher geöffnete Toilette.
Jetzt hatte ich nur noch ein Problem: Wie bekam ich Hose und Unterwäsche aus.
Nach einer viertel Stunde hatte ich es dann doch endlich geschafft und konnte meine Blase um einiges erleichtern.
Ich hörte Tess sagen, dass sie eben kurz das wichtigste was wir brauchten schell einkaufen wolle und das nächste was ich hörte war wie sie die Zimmertür zu schlug.
Ich legte mich in mein Bett und schloss kurz die Augen um ein Nickerchen zu machen, doch als ich wieder aufwachte, bekam ich einen riesengroßen Schrecken, weil vor meinem Bett der Junge der mich gerettet hatte stand.
Ich schaute ihn mit großen Augen an, blinzelte ein paar Mal und schaute wieder zu ihm, damit ich ihm danken konnte, doch da wo er eben gestanden hatte war niemand mehr.
Hatte ich mir das etwa nur eingebildet?
Was war bloß im Moment mit mir los?
Anstatt dem üblichen Alptraum, hatte ich dieses Mal von diesem Jungen geträumt.
Ich hatte davon geträumt, dass wir zusammen auf einer Klippe saßen.
Ich hatte überhaupt keine Angst vor ihm, eher das Gegenteil davon.
Ich wollte ihm nah sein, wollte ihn berühren und ich wollte ihn küssen

.
Ich

!
Nachdem ich mich wieder beruihgt hatte, fiel ich wieder ins Land der Träme zurück.

Auf einmal ging die Tür zu meinem Zimmer auf und Tess kam hinein – voll bepackt mit Tüten.
Musste sie mich immer auf die gemeinste Art aus dem Schlaf reißen?
Das war echt mies.
Schlecht gelaunt drehte ich mich zu meiner Mum und schaute sie mit dem Killerblick unter den Killerblicken an, doch das einzige was sie tat war lachen.
>Notiz Nummer 01: Killerblick vor dem Spiegel üben<
Konnte nicht endlich jemand das Licht ausmachen?
Ich wollte noch schlafen!
S-C-H-L-A-F-E-N
War das do schwer zu verstehen?
Ich grummelte irgendetwas Unverständliches vor mich hin und zog das Kissen über meinen Kopf.
Ein leises Kichern ließ mich hochschrecken.
Das war nicht das Kichern meiner Mutter.
Verdutz schaute ich mich im Zimmer um und erschrak ein wenig als ich ein Mädchen – etwa in meinem Alter – rechts neben mir im Bett liegen sah.
Sie hatte braune, lange Korkenzieherlocken und ein niedliches und rundes Gesicht.
Ihre Augen waren schokoladenbraun.
Sie versuchte sich das Lachen zu unterdrücken.
Ihr gelang das auch einigermaßen, was man von meiner Mutter nicht behaupten konnte.
Schnell drehte ich mich in ihre Richtung und fauchte sie böse an: „Was ist denn jetzt schon wieder so lustig?“
“Du?“
Jetzt konnte auch das Mädchen nicht mehr an sich halten und prustete los.
Beide bekamen meinen Killerblick zu spüren und ich drehte mich wider in mein schönes weiches Kissen.
Jetzt hörte ich die beiden nur noch.
Und sie sind lauter geworden seit meinem Killerblick.
>Notiz Nummer 02: Sehr lange Killerblick vorm Spiegel üben.
Ich hielt mir die Ohren zu und wartete einfach bis sie aufhörten.
Irgendwann war es dann auch so weit und ich drehte mich wieder zu Mum und dem Mädchen hin.
Als niemand vorhatte mich aufzuklären fragte ich nach: „Frage Nummer 1: Was machst du hier? Frage Nummer 2: Wie heißt du? Frage Nummer 3: Wieso lacht ihr mich aus? Frage Nummer 4: Woher hast du dein Haar – Shampoo. Und Frage Nummer 5: Wann kann ich weiter schlafen?“
„Antwort Nummer 1: Ich wurde diesem Zimmer zugeteilt. Antwort Nummer 2: Ich heiße Leyra. Antwort Nummer 3: Du bist einfach lustig. Antwort Nummer 4: Keine Ahnung – Woher soll ich das wissen. Ich kann´ s die gleich zeigen. Und Antwort Nummer 5: Erst mal gar nicht, denn dazu hast du heute Abend noch genug Zeit. Der Arzt hat gesagt als du geschlafen hast, dass du noch einen Tag länger hier bleiben musst. Waren das alle Fragen?“
Also ich mochte Leyra jetzt schon.
Sie ließ sich nichts gefallen, das brachte ihr mindestens 10 Pluspunkte.
Ich grinste sie an und antwortete: „Jop, fürs erste schon. Kann ich jetzt dein Shampoo haben?“, fragte ich hoffnungsvoll und setzte meinen Hundeblick auf.
„Der Blick zieht nicht.“, sagte Leyra.
<Notiz Nummer 03: Hundeblick vor Spiegel üben.>
„Warum wurdest du hier eingeliefert?“, fragte ich um ein wenig von mir abzulenken, denn die beiden lachten mich schon wieder aus!
„Beide Kahnbeine gebrochen, sieht man das nicht?“, meinte sie grimmig.
Tatsächlich war mir bis jetzt noch nicht aufgefallen, dass ihre Arme in Gips gewickelt und senkrecht vom Körper abstanden.
Es sah schon ziemlich lustig aus, aber lachen wollte ich auch nicht, denn ich glaubte, dass es ganz schön nervig sein konnte seine Arme nicht so bewegen zu können wie man es gerne wollte.
Aber eine Frage hatte ich doch noch: „Wie bitte hast du das geschafft?“
„Das willst du gar nicht wissen und ich will es auch nicht sagen. Ist ein wenig peinlich!“, meinte sie und wurde etwas rot um die Wangen.
Jetzt wollte ich es doch erst recht wissen.
Neugierig sah ich sie an und auch sie sah mir die ganze Zeit in die Augen.
„Wer als erstes aufgibt hat verloren, wenn ich also gewinne muss ich es dir nicht sagen, doch wenn du gewinnst erfährst du es sofort. Abgemacht?“, grinsend und gleichzeitig siegessicher blickte Leyra mich an.
Irgendetwas sagte mir, dass sie in diesem Wettbewerb ziemlich gut war, doch auch ich konnte Stunden auf den gleichen Punkt schauen ohne auch nur ein einziges Mal zu blinzeln.
Also willigte ich ein.

Sie war wirklich gut!
Wir starrten uns jetzt schon mindestens 2 Stunden an und an aufgeben dachten wir beide noch lange nicht.
Tess, die uns die erste halbe Stunde aufmerksam beobachtet hatte, schnarchte sitzend auf ihrem Sessel und redete zwischendurch immer wieder etwas von Bananen.
Es waren in der Zwischenzeit 4 Krankenschwestern hinein gekommen um uns zu untersuchen.
Als wir ihnen sagten, was wir taten, schüttelten sie nur den Kopf und gingen nach der Untersuchung schnellstens wieder.
Auch nach der nächsten halben Stunde änderte sich nichts an unserer Haltung, doch was war das?
War das ein Zucken unter ihrem Auge?
Jetzt konnte es nicht mehr lange dauern.
Ich werde gewinnen!
Auf meinem Gesicht bildete sich ein breites, siegessicheres Grinsen, welches sie zuvor aufgesetzt hatte, auf.
Auf ihrer Stirn bildeten sich Schweißperlen auf ihrer Stirn und ein verzweifelter Ausdruck trat auf ihr bleiches Gesicht.
Als das schnarchen meiner Mutter aufhörte und sie kurze Zeit später gähnend aufstand und sich zu mir setzte fragte sie: „Wie lange macht ihr das denn jetzt schon?“
„Schau mal auf meine Uhr wir haben um kurz nach vier angefangen.“, meinte Lyra mit gepresstem Ton.
Mum nahm also ihre linke Hand und drehte sie zu sich: „Ok. Euch ist klar dass es kurz vor halb zwei ist oder? Es ist Mitten in der Nacht! Ihr zieht dieses Spiel doch nicht wirklich schon neun ein halb Stunden durch, oder?“
Empört fuhr ich sie an: „Das ist doch kein Spiel! Hier geht es um Leben und Tod, oder besser gesagt um Geheimnis und… und… Ungeheimnis.“
Und schon fingen Lyra und Mum an los zu prusten, wobei Lyra den Blickkontakt nicht abbrach.
<Schade aber auch>
Dadurch dass wir so laut waren, wurden die Schwestern auf uns aufmerksam und lugten mit dem Kopf ins Zimmer hinein.
„Spielt ihr das etwa immer noch?“, fragte eine von ihnen nach kurzer Zeit.
„Ja, aber nicht mehr lange. Lyra kann nicht mehr lange.“, antwortete ich grinsend.
Und das stimmte wirklich.
Man erkannte es allein daran, dass Lyra nicht widersprach.
Nach weiteren fünf Minuten hatte sich ein Halbkreis aus Schwestern, Ärzten und Patienten um uns gebildet um mitzuerleben, wie Lyra verlor und ich gewann.
Inzwischen zitterte sie schon am ganzen Körper und der Schweiß tropfte von ihrer Stirn.
Es konnte sich nur noch um Sekunden handeln.
Das Zucken um ihre Augen wurde immer heftiger und schließlich konnte sie nicht mehr und gab auf, in dem sie die Augen schloss und den Kopf senkte.
Ein allgemeines „Endlich“ breitete sich im Raum aus und ich sprang auf und machte meinen allzu bekannten Freudentanz.
Natürlich tanze ich auch mit dem Publikum ein wenig bis die Ärztin mit der ich gerade tanzte meinte, ich müsse mich wieder hinlegen und da hatte sie wahrscheinlich nicht ganz unrecht, da ich schon die Sterne funkeln sah.
Langsam löste sich der Halbkreis auf, bis nur noch zwei Schwestern übrig blieben.
Sie waren für die Routineüberprüfung geblieben.
Als auch diese fertig waren und das Zimmer verließen, grinste ich Lyra gehässig an.
Diese stöhnte auf und ließ sich zurück in ihr Bett fallen.
Da sie nicht anfing zu reden musste ich sie wohl an unseren Deal erinnern: „Ich habe gewonnen, also? Wie ist das mit deinen Kahnbeinen passiert?“
„Ich sag dir gar nichts!“, schmollte sie.
„Das ist unsportlich und überhaupt nicht nett.“, widersprach ich.
„Und wie das passiert ist peinlich. Ich dachte ich würde gewinnen. Wie hast du das gemacht? So lange hat es noch keiner geschafft“, meinte sie mit großen Augen, doch eigentlich interessierte sie das wahrscheinlich überhaupt nicht, doch es sollte von ihr und somit von ihrer Antwort ablenken.
Aber nicht mit mir, darum antwortete ich: „Du lenkst ab. Ich will jetzt endlich wissen, wie du das geschafft hast.“
Einige Sekunden hörte man nichts von Lyra und ich dachte schon sie hätte ihre Stimme verloren, doch dann fing sie leise an zu fluchen.
„Na schön, ich sag´ es dir.“, murrte sie, „Aber Tess darf es nicht hören!“
Ein Seitenblick zu meiner Mum und schon verschwand sie aus dem Zimmer.
Lyra räusperte sich ein Mal und begann: „Ich bin aus dem Bett meiner kleinen Schwester gefallen.“
Ich wartete noch ein paar Sekunden ab, doch sie sagte nichts mehr.
„War das alles? Deswegen haben wir was weiß ich wie viele Stunden hier gesessen?“, fragte ich aufgebracht.
„Nein, es kommt noch mehr aber, das will ich nicht erzählen.“
„Unsportlich… Unsportlich… Unsportlich…“
Und so ging das die ganze Zeit weiter, bis Lyra schließlich seufzend aufgab.
„Ich bin aus ihrem Bett gefallen, weil… weil… Also ich war nicht alleine in dem Bett. Mason war dabei, also mein Freund.“
Ich hatte keine Ahnung worauf sie hinaus wollte.
Sie hatte also im Bett ihrer kleinen Schwester mit ihrem Freund gelegen.
Wow.
Das ist ja echt so schlimm!
Aber ich hatte schon so eine kleine Vorahnung was die beiden das gemacht hatten.
Sie sollte endlich weiter erzählen.
„Und… eh’… Wir hatten Sex.“, brachte sie schließlich hervor.
Wusste ich es doch.
„Und es war ein wenig… wie soll ich sagen… heftig. Och man, kannst du dir nicht denken was dann passiert ist?“
„Warst du so schlecht, dass er dich aus dem Bett geschmissen hat?“, fragte ich und versuchte mir krampfhaft das Lachen zu verkneifen.
Doch da Lyra mit einem ihrer Hausschuhe nach mir warf, ging ich davon aus, dass ihr sowohl meine Antwort als auch mein Lachen nicht passte.
Doch sie redete weiter: „Das Bett ist zusammen gekracht. Weil ich unten lag ist Mason dann samt Bett auf mich drauf gefallen.“
Je mehr sie sagte desto mehr ähnelte sie einer Tomate und als sie zu Ende gesprochen hatte konnte ich einfach nicht mehr und lachte wild drauf los.
Lyra sah mich böse an und flüchtete ins Bad.
Ich rannte ihr hinterher und stellte, noch bevor sie die Tür schließen konnte, meinen Fuß in den Weg und schnellte vor ins Bad.
Lyra schmollte auf dem Toilettendeckel und sie versuchte die Hände vor der Brust zu verschränken.
Die Betonung lag auf versuchte.
Sie seufzte als sie es schließlich aufgab.
Ich lehnte mich währenddessen an das Waschbecken und beobachtete sie eingehend und –ich gebe es ja zu- auch etwas belustigt.
Aber ich versuchte es zu unterdrücken ... Ohne Erfolg.
Schweigen breitete sich aus und somit hatte mein Hirn sehr viel Zeit sich mit dieser Sache zu befassen – zu viel Zeit.
„Du, sag mal. Kannst dir eigentlich auch alleine deine Arsch abputzen, oder kommt da immer so ne Schwester um dir zu helfen?“, fragte ich gerade heraus.
Sie sah mich erschrocken an, doch schon nach einer Sekunde oder so wurde sie purpurn rot um die Nase herum.
>Voll ins Schwarze getroffen.


Fortsetzung kommt sobald wie möglich:D

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 20.02.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
ich widme dieses buch all meinen freunden, die mich bei diesem buch unterstützt haben! :D

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