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18.06.2010

Nun hatte ich gar einen seltsamen Traum in der letzten Nacht. Davon möchte ich mir jetzt schreiben, da er mich sehr aufgewühlt hat.
Meine Augen sind geschlossen, ich umarme einen Körper, meine Lippen suchen die Ihrigen auf der Suche nach einem innigen Kuss. Zärtlich durchfahren meine Hände ihr Haar und drehen den Kopf mir zu. Doch meine Mund berührt nur ihre Zähne und verwirrt öffne ich meine Augen um zu sehen. Erschrocken pralle ich zurück, denn vor mir sitzt ein Skelett, nein, ich täusche mich, es sind 5 Skelette in einer dunklen Höhle, die nur beleuchtet wird von einem fahlem Licht das die an den Wänden hängenden Moose ausstrahlen. Ich sitze in ihrer Mitte und versuche meine Nerven im Angesicht der Dinge die meinen noch eben ruhig schlafenden Körper martern zu beruhigen. Gleichmäßig sind sie um mich herum angeordnet, arrangiert wie zu einem Fest der Kräfte. Ihr Abstand voneinander entspricht der logischen Symmetrie, wie sie auf der Welt nicht vorgesehen ist. Ein Teil meines Verstandes arbeitet mit der ihm eigenen Logik und erkennt 3 männliche und 2 weibliche Gebeine, alle mit verkreuzten Armen und Schenkeln. Tausend Fragen durchbohren mein Hirn mit glühenden Nadeln, keine Antworten, nur langsam aufsteigende Wut. Wut, der die Angst verdrängt, Adrenalin was die Muskeln schwellen lässt, Pheromone die den Geist klarsichtig machen. Meine Haut, durchzuckt es meine Sinne, meine Haut hat einen bläulich, grauen Zustand erreicht, was soll das alles? Ich bin nackt und gefangen in meiner eigenen Furcht vor einer Situation die ich nicht kontrollieren kann, nicht kontrollieren kann, da sie mir im Sinn noch nicht erkennbar ist.
Langsam, nur schwer erfassbar, füllen Emotionen meinen Geist: Melancholisches warten, warten auf etwas, irgendetwas, zeitlos. Es ist als wenn etwas zusammenfließt, genau an dem Punkt wo ich stehe, in der Mitte, unklar. Dunkle Augenhöhlen scheinen mich zu mustern, jede Faser meines Seins zu durchdringen, ich wehre mich, vergeblich.
Ich versuche zu kontern, ich konzentriere mich, versuche den Pfaden zu ihrem Ursprung zu folgen, die Suche nach Wissen löst die Klammern der Wut und der Angst. Nun wandele ich auf Wegen, in Begleitung des Unbekannten, das mich umschwirrt. Ich spüre die uralte Kraft des Jägers in mir, ich will Beute schlagen. Etwas versucht sich zu wehren, mein eigenes Haar ist lang und weiß, egal, ich wittere das Opfer. Der Widerstand wird stärker, die Nägel an meinen Händen sind schwarz, was soll es, der Triumph wird mir gehören. Lichter, Farben, Spiralen, ein Kaleidoskop der Empfindungen, ich fühle mich erstarken. Enthusiastische Gefühle peitschen mich hoch, der Gedanke mit nur einem Wink zu schöpfen oder zu vernichten, ich schreie eine nie gekannte Lust hinaus, strecke meinen Körper, die Gelenke knacken. Der Widerstand ist gebrochen, nur ein einsamer Raubfisch schwimmt an mir vorbei, kalt lächele ich ihm in seine schon lang toten Augen. Ich kehre zurück, ich stehe wieder im Kreis der Gebeine oder ist es vielleicht auch ein Stern. Ich habe etwas erfüllt, doch darüber werde ich nicht sprechen. Ein wenig Schwermut erfasst mich und ich habe auch kein Bedürfnis hier länger zu verweilen. Ich wachte auf, verschwitzt, nicht fähig weiter zu schlafen.

Impressum

Texte: Illustration: Rolf Hickert
Tag der Veröffentlichung: 08.08.2010

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