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Vastus

Einst waren es die biblischen Propheten Jesaja und Jeremia die da sagten:
Seht der schönsten Königreiche, die herrliche Pracht der Chaldäer, die umgekehrt werden von Gott wie Sodom und Gomorra, auf das wilde Hunde in den Palästen heulen und Schakale in den lustigen Schlössern hausen.

Heute künden nur noch wenige Zeugnisse an den Tempelmauern Madinas Habu, dem Tempelwerk Ramses III, von jenen glorreichen Tagen, doch in Karnak wissen wir um unsere eigene Zeit und so will ich auch hier beginnen:

Warm durchströmt mich die Freude als ich dich in deinem schlichten, linnenen Gewand an unserem Brunnen treffe. Wunderschön in der morgendlichen, frischen Pracht die Vater Ra uns auch an diesem jungen Tage schenkt. Ein wenig eifersüchtig beäuge ich kurz die Väter die sich scheinbar um ihre tollenden Kinder kümmern und doch nur Augen für dich haben. Und ein wenig beschämt senke ich mein Haupt als ich deines wissenden Schmunzeln angesichtig werde. Doch noch größer werden deine Augen als du bemerkst das die zwei Neger mit den vier voll bepackten Kamelen zu mir gehören. Ich spüre deine Neugier, weide mich ein wenig, doch nicht allzu lang, schließlich will ich deine Lippen auf den meinen spüren.

Herrlich, diese langen, intensiven Küsse, ich möchte tausendmal am Tage gehen und wiederkommen, nur um ein jedes Mal diese tiefe Liebe auf meinen Lippen brennen zu spüren.
Wohl siegt letztendlich auch bei dir die Neugierde und ich erkläre bereitwillig mein Vorhaben. Obwohl Karnak noch viel Sehenswertes, wie den prächtigen Amun – Tempel mit seiner herrlichen Sphinxallee zu bieten hat, so spüre ich auch dein Verlangen zu reisen, neue Orte kennen zu lernen, dich zu begeistern an der Vielfalt der Völker und ihrer Pracht. So soll es in der kommenden Dekade Babylon sein, wie es in Madina Habu geschrieben steht, der großen Hauptstadt im Herzen Chaldäas, eingebettet zwischen den Strömen Euphrat und Tigris, so ähnlich doch unserer inzwischen heimischen Mutter Nil, und doch so ganz anders.

Ich dränge dich, ungeachtet deiner zweifelsohne noch vielen Fragen, auf einem der Kamele Platz zu nehmen und muss unwillkürlich lachen. Selbst der ein wenig böse Blick aus deinen Augen hilft mir dies nicht zu unterdrücken. Schnell verscheuche ich den aufmerksamen Nubier mit seinem Treppchen und nehme einen Stock zur Hand. Ein kräftiger Schlag auf den Hals des Tieres und ein rucken an der Maulfessel lassen diesen zotteligen Giganten in die Knie gehen. Ich entschuldige mich bei dir mit Tränen in den Augen, war nur das ungewohnte des Geschehens bereits eine eigene Geschichte wert. Krampfhaft blicke ich zur Seite um nun nicht angeheitert wie ich bin, wiederum einen strafenden Blick zu riskieren, doch erstaunlich schnell hast du auf dem für dich ungewohnten Tier einen vernünftigen Sitz gefunden. Lediglich als das Kamel mit seinen Hinterfüssen zuerst aufsteht und du damit fast über seinen Höcker rutschst, veranlasst mich dazu dem treiben der Kinder konzentrierte Aufmerksamkeit zu schenken.

Schnell besteige auch ich meinen pelzigen Gefährten und lenke ihn an deine Seite. Unangenehm wird mir in diesem Moment der doch recht strenge Duft dieser Tiere bewusst, die Fliegen die scharenweise nun unsere Körper umgeben und das drücken der prallen Höcker auf meine Lenden. Du scheinst das alles kaum wahrzunehmen, zu begeistert bist du von dieser neuen Art zu reiten, dem Genuss des exotischen Lebensgefühls, welch Plage auch immer damit verbunden sein mag.
Hilfsbereit möchte ich dir die Zügel abnehmen, doch eine Frau wie du führt wohl selbst ihr Tier und so oblass ich dir nach kurzer Einführung Hammada, wie ich das Kamel insgeheim für mich selbst genannt habe.

Der schaukelnde Ritt beginnt und alsbald verlassen wir auf demselben Wege Karnak, wie einst in der Nacht, wo das Weib des göttlichen Pharao ihren Sohn gebar. Heut sind die trutzigen Tore offen und keiner der Wächter schenkt uns ein überflüssiges Wort, zuviel haben sie mit den Händlern zu beschwatzen, die hier ihre duftenden Stoffe, Datteln und Rosinen, Weine und andere Kostbarkeiten den Edlen Ägyptens darbieten wollen.

Vor der Stadt blühen noch vereinzelt Kameldornsträucher und wilde Kakteen, ebenso ist hier das Pflaster der Strasse noch verziert mit den Grenzsteinen und Obelisken, doch die Wüste wartet bereits und so geben wir unseren Kamelen den Stock. Nur allmählich lassen wir die Stadt hinter uns zurück, jene, die so nah bei Theben gebaut ist, und erfreuen uns an der hier noch reichlich vertretenden Tierwelt. So sehen wir hier eine braune Schlange sich mit einem ungewöhnlichen Tempo eine Düne hinaufkämpfen und dort einen einsamen Geier in den Lüften seine Kreise ziehen, während unsere treuen Tiere gemütlich ihres Weges ziehen. Inzwischen ist die Sonne im Zenit des blauen Himmels angelangt und brennt furchtbar auf uns hernieder, doch klug wie du bist, schützt du deine Haut und deinen Kopf mit einer dünnen, hellen Decke, aber deine zusammengezogenen Brauen verraten mir das dir das sehen wohl schwerer fällt. Ich schelte mich meiner Dummheit und manövriere Hammanich, wie ich meinen Hengst nenne, näher an dich heran. Aus den unergründlichen Tiefen meines Kaftans ziehe ich eine kleine Dose, die, geziert mit dem Antlitz der Isis eine schwarze Paste enthält. Schnell ziehe ich dir, ohne die Möglichkeit eines Kusses ungenutzt verstreichen zu lassen, zwei dicke Striche unter die Augen und ebenso auf deine doch etwas spröde gewordenen Lippen. Auch rate ich dir die Bünde um Hände und Füße zu schließen, um möglichst wenig Sandstaub eindringen zu lassen. Weiß ich doch aus Erfahrung wie schmerzhaft das reiben und jucken auf der schweißnassen Haut ist, wie gefährlich in Bezug auf Infektionen; aber bereitwillig mit mir plaudernd folgst du meinen Worten. Lächelnd hör ich dir zu, musst du doch einige Regeln der Wüste von selber lernen und alsbald verstummst du auch als sich zahllose Sandkörner sich zwischen deinen Zähnen einnisten und deinen Mund austrocknen. Schmunzelnd reiche ich dir ein Nelkenblatt und lege mir selbst eines auf die Zunge. Der bittere Geschmack lässt den des Staubes erträglicher werden und stillt das verlangen nach Wasser.

Wie unwirklich bewegen wir uns durch diese Wüste, genannt Ash – Sharqiyah, eine Strasse gibt es hier bereits nicht mehr, nur noch endlose lange Dünen, geformt wie Sicheln. Die Hitze lässt am Horizont die Luft wabern, endlose Seen erstrecken sich uns vorgegaukelt zu beiden Seiten. Das fehlen jeglicher Pflanzen und Tiere in dieser Öde lassen kaum glauben, das wir erst vor ein paar Stunden das lebensfrohe Karnak hinter uns ließen.
Langgezogene Wadis zaubern mir nun endlos viele Geschichten und Mythen ins Gedächtnis und so berichte ich dir mit einem Tuch vor dem Munde von den schlechten Menschen die hier ihre Körper verloren und bis zum Tage eines unvorsichtigen Wanderers die Seelen guter Menschen verschrecken, oder auch von den wilden Kriegern der Hyksos, die hier bitterlich auf ihrem Kriegszug verdursteten. Oh bei Path, das Meer der Wüste weiß viele traurige Geschichten und Tragödien zu erzählen.

Der gewaltige Anblick des Jabal Sha´Ib al – Banat, des zweitausend Fuß hohen Berges der Afrika von Asien trennt, scheint mir in diesem Augenblicke aber eher deine Aufmerksamkeit zu fesseln und so lasse ich die meine Hand in die deine gleiten und genieße mit dir zusammen den Anblick. Noch fernab ruht dieser in seinem Bett aus Sand und Stein. Helle, weiße Wolken umgeben ihn wie eine Krone und die Idylle schließt auch das säuseln des warmen Windes ein, der erwünscht und gelobt durch die seidigen Gewänder fährt und den Schweiß auf unseren Körpern kühlt.

So reiten wir Stund um Stund, die Hitze bleiern über uns ergehen lassend, bis wir schließlich den Rand des Gebirges erreichen, ebenso wie ich leidest du bereits unter diesem Ritt und bemerkst anfangs nicht gleich das kleine Zeltlager an unserem Wege. Überrascht und arglos bist du als ein in dunkle Gewänder gehüllter Mann uns seinen Gruß zuruft. Ebenso gekleidete Frauen und Kinder halten in ihrer Arbeit inne und beäugen uns neugierig. Nur ich vergewissere mich dabei ob mein Schwert leicht zu erreichen ist, kenne ich doch mehr räuberische, als rechtschaffene Nomaden. Doch diese Beduinen sind Lehnsleute des hier ansässigen Adligen und so wird nach altem Brauch Brot und Salz gereicht. Dankbar, nach diesem entbehrungsreichen Tag nehmen wir es entgegen und selten waren solch einfache Gaben so wertvoll wie an diesem Abend. Freundlich lädt uns der Mann, ich glaube sein Name war Fuad, ein, bei ihm und seiner Familie zu nächtigen, uns zu ergötzen an Datteln und Wein, Gesang und den Geschichten die ein jeder dieses Volkes hütet wie einen Schatz. Nur allzu willig steigen wir von unseren treuen Kamelen und strecken die müden und tauben Glieder. Entsetzt blickst du mich an, als ich dir sage wie viele Tage unsere Reise noch dauern wird, doch mein beruhigender Kuss und das Versprechen auf große Abenteuer lässt dich schnell wieder an deine Müdigkeit denken. Aber alsbald wird uns Fuad nicht ruhen lassen. Nachdem wir in einer windgeschützten Mulde unser Zelt aufgebaut haben, was relativ anstrengend war, schließlich gibt es keinen festen Halt für die Pflöcke, holt uns seine kleine Tochter in das Familienzelt. In Minutenschnelle verschwindet Vater Ra hinter dem al – Banat und wir müssen uns eilen dem Mädchen nicht im dunklen verloren zu gehen. Aber mit der einsetzenden Kühle kehren wohl auch deine Lebensgeister zurück und vergnügt lachend gibst du mir einen Kuss auf meinen ohnehin schon viel zu lange wartenden Mund. Aber das ungeduldige Kind zottelt schon aufgeregt an unseren Ärmel, erfreut und gespannt über die willkommene Abwechslung die es sich von uns verspricht.

Tief duckend treten wir in das geräumige Zelt, dicke farbenfrohe Matten und eine Vielzahl an gemütlichen Kissen säumen Wände und Stangen. Ein kleines munteres Feuer brennt in der Mitte und einem kleinen Hofstaat gleich dahinter der Beduine mit Frau und Sohn.
Gesellig bieten er uns an in ihrer Mitte Platz zu nehmen, und gern folgen wir dieser Einladung, obwohl es hier an mir ist dir einen unwilligen Blick zu schenken, denn während ich verzweifelt versuche in dem Chaos der Kissen einen adäquaten Sitzplatz zu finden, hast du es dir bereits bequem gemacht und grinst mich an.
Lediglich die Frau des Beduinen macht noch ein missmutiges Gesicht, was sich aber bald zu erhellen weiß, nachdem ich dir einen Kuss gegeben habe. Was aber wiederum für mich zu einem erneuten Kampf um einen guten Sitzplatz führt. Schließlich bricht das Eis und die versammelte Gesellschaft bricht in frohes Gelächter aus, wovon wir uns nur langsam erholen.

Angemessen stellen wir uns endlich unseren Gastgebern vor und ähnlich offenherzig kommt die Entgegnung. Sein Weib, Nurajah, reicht uns eine Platte mit den erstaunlichsten Süßigkeiten. Ich erfreue mich an deinem verzückten Gesicht als du die in Honig eingelegten Mandeln und Nüsse probierst, sowie auch den gegorenen Datteln und der süßen Stutenmilch kaum widerstehen kannst. In überbrachter Manier unterhalte ich mich mit Fuad über Pferde und Kamele, während Nurajah und ihre Tochter sich erstaunt über dein Haar hermachen, es bürsten und kämen, sich kaum losreißen können von ihrem Glanz und über dies und jenes zu plaudern wissen. Ich erinnere mich an deine Erzählungen zurück, als wir in dem Badehaus waren, dort waren ja auch die Frauen über dein Haar hergefallen. Und so lächele ich vergnügt in mich hinein, natürlich ohne den Faden den Fuad spinnt zu verlieren. So vergeht der Abend und ein Teil der Nacht im lustigen Treiben. Zum Abschluss wird uns dann von dem Alten ein besonderer Ohrenschmaus geboten, preist er seine Tochter doch als die göttlichste Sängerin auf Erden und so begeben wir uns hinaus in dunkle, kalte Nacht und lauschen der lieblichen Stimme. Sie singt zu Ehren Osiris und Isis eine alte Weise für uns, klar und kraftvoll, schön und einfühlsam. Alsbald habe ich dich von hinten umfangen, mit meinen Armen und einer dicken Decke gewärmt, und so erleben wir, die Köpfe aneinandergeschmiegt, den Zauber der ersten Wüstennacht. Die Wüste selbst scheint den Atem anzuhalten und selbst die Götter, dessen bin ich mir sicher, schweigen im Klang der jungen Stimme.

Als auch die letzte Strophe verhallt ist, zieht sich die kleine Familie zurück und oblassen uns der hellen Sterne. Ich spüre die Kälte nun doch heftig in dir wie mir wüten und so führe ich dich geschwind zu unserem Zelt, wo der aufmerksame Sohn des Alten vom Feuer gewärmte Steine uns zurechtgelegt hat. Schnell entledigen wir uns, jetzt auch unsere Müdigkeit spürend, der Kaftane und Tücher. Tastend such ich im Dunkeln deinen Leib und ziehe ihn an mich, wie wunderbar sanft deine Haut doch ist, wie warm dein Herz. Hungrig sind unsere Küsse und die Begierde bald geweckt, doch als meine Hände sanft zwischen deine Schenkel gleiten stöhnst du mehr als schmerzhaft auf. So ist es am heutigen Tag zum zweiten das ich mich einen Esel nenne, und beginne fieberhaft im Finsteren nach meiner Tasche zu suchen. Hätte mir nicht klar sein sollen das du von diesem ungewohnten Ritt auch Blessuren davon tragen würdest? Zart streichele ich dir durch dein Haar, während meine andere Hand die lindernde Salbe auf deine Schenkel und Po aufträgt. Mitfühlend gebe ich dir noch einen Kuss auf deine ebenfalls in Leidenschaft gezogenen Lippen, springe apprupt auf, bedecke meine Scham mit einem Tuch und stürze aus dem Zelt. Wie durchaus abregend doch auch die kalte Nachtluft sein kann, denke ich und fange unvermittelt an in die Dunkelheit zu lachen. Als ich ins Zelt zurückkehre höre ich dich nur noch lange, und tief atmen und weiß das du eingeschlafen bist. Obwohl entbehrungsreich und lang, so bin ich dennoch glücklich dir einen Traum erfüllen zu können. Der Beginn der langen Reise nach Chaldäa.

Früh an diesem neuen Morgen blicke ich als erstes auf dein friedliches Gesicht, selten habe ich dich so entspannt schlafen sehen, alle Last und Entbehrungen sind von dir gewichen und so stehe ich leise auf und begebe mich hinaus in den noch kühlen Morgen. Winkend sehe ich noch zu wie Fuad und sein Sohn ihre Kamelherde zum weiden in die Hochebene führen und Nurajah und ihre Tochter beginnen den Vorplatz zu fegen. Sie freundlich grüßend drücke ich der Frau ein paar Silberschekel in die Hand und bedanke mich für ihre Gastfreundschaft. Es sind arme Leute und die Frau sträubt sich nicht allzu lang gegen das, was ihr Mann in seinem Stolz sicher nicht angenommen hätte. Doch Frauen wissen um die Ernährung ihrer Kinder und haben da ja, wie auch du mich lehrtest einen anderen Standpunkt.
Von einem nahen Strauch schneide ich eben ein paar junge Zweige, als ich dein klagendes Stöhnen höre, schmerzlich war mir bereits am gestrigen Tage bewusst was dir heute blühen würde und du bestätigst mir es in dem Moment wo ich zurück in das Zelt kehre. Übel verkrampft sind deine Beine, Rücken und Schultern. Wiederum hole ich aus meiner Tasche etwas Krisamöl und beginne dir den Muskelkater aus deinem Körper zu massieren. Tröstend versuche ich dich dabei abzulenken und erzähle dir von dem herrlichen Morgen und der wunderbaren Aussicht die sich uns auch heute wieder zeigen wird.
Alsbald geht es dir leidlich besser und wir verstauen unser Zelt und Gepäck wieder auf den Kamelen. Diese, gemütlich vor sich hindösend lassen es mit für ihre Art üblichen Teilnahmslosigkeit geschehen. Inzwischen ist wieder einige Zeit ins Land gezogen und ich dränge dich um Eile, ein weiter Weg ist heute noch zu schaffen und die Sonne verspricht ein ebenso erbarmungslosen heißen Tag wie den gestrigen. So sitzt du alsbald ohne meine Hilfe, aber dafür mit erheblichen Schmerzen auf Hammada auf, wohl vorbereitet mit schwarzen Strichen unter den Augen und auf den Lippen. Leise bedauernd bemerke ich das du auch für die notwendige Tortur des folgenden Rittes dir die Beine und Gesäß bereits eingeölt hast, aber deine Lebensgeister scheinen ungebrochen und nur allzu bald verlassen wir die gastliche Idylle des kleinen Zeltlagers und wenden uns unserem heutigen Ziel zu: dem Jabal Sha´Ib al – Banat.

Schuldbewusst stoppst du jedoch nach ein paar Meilen dein Tier, schnell kann ich dich beruhigen und erzähle dir, das ich bereits die Gastfreundschaft entgolten habe. So steht unserer Reise nichts mehr im Wege und wir ziehen, dem Lauf der Sonne folgend durch zahlreiche Wadis und Schluchten, denn allmählich ändert sich das Bild was sich uns bietet. Statt feiner Sand, geraten wir immer mehr in eine Geröllwüste, kleine Büsche kämpfen hier um ihr überleben und allerlei Getier sucht Schutz im Schatten der größeren Felsen. Das Auge muss nur suchen um das Leben hier sprühen zu sehen, hier ein paar schwarze Skorpione, mit geöffneten Scheren und gefährlichem Stachel, dort eine Echse mit tänzelndem Gang. Es ist lustig ihnen zuzusehen wie sie sich bemühen mit möglichst wenig Körperberührung auf dem heißen Gestein vorwärts zu kommen und so manch ein Lacher lässt einen der großohrigen Wüstenfüchse aus seinem Schlaf gerissen, den Kopf aus seiner Höhle stecken. Vereinzelt lässt sich auch ein Adler hoch oben in den Lüften blicken, stolz und erhaben, schließlich ist der al – Banat ihr bevorzugter Horst, wonach auch viele gute Seelen dort zu finden sein sollen. So fallen mir weitere kleine Sagen und Geschichten zu diesem Berge ein und ich unterhalte dich so gut es geht. Nur die Nelkenblätter lass ich mir diesmal nicht im Mund zergehen, schmerzt mich meine Zunge doch noch von gestern. Um unseren Wasservorrat brauch ich mir denn auch keine Sorgen mehr zu machen, warst du doch genügsamer als ich es von einer Stadtbewohnerin angenommen hätte. So bemerkst du noch vor mir am Fuße des Berges das aufziehen der dunklen Wolkenmassen, die Heeren gleich aufeinander zustürmen und die Sonne verdecken. Ja, Afrika zeigt sich nun von seiner anderen Seite. Eiligst bemühen wir uns unsere jetzt doch widerspenstig werden Lastentiere auf höheres Gelände zu kommen. Nur nebenbei zwischen viel zerren und fluchen gelingt es mir dir von den möglichen Gefahren zu erzählen. Die Wassermassen, die Blitze, die Sturmfluten und der orkanartige Wind. So dauert es nun länger als ich mir gewünscht hätte um die sicheren Plateaus zu erreichen, der Wind zerrt bereits an unseren Kleidern und der Tag ist dunkel wie die Nacht geworden. Ein weiser Mann fragte mich einst: Wie viele Männer sind bereits in der Wüste ertrunken? Nun, da ich auf diese seltsame Frage keine Antwort wusste, gab er sie mir freimütig: Mehr als jedes Jahr durch Raubtiere gerissen werden. Dies wollte ich ihm freilich nicht abnehmen, wurden zu dieser Zeit doch noch sehr viele Menschen Opfer unserer ungezähmten Brüder und Schwestern. Nun, weiter komme ich nicht, denn plötzlich öffnete der Himmel seine Schleusen und Wassermassen brechen auf uns hernieder, in sekundenschnelle sind wir durchnässt bis auf die Haut und gefährlich nah schlagen die Blitze bei uns ein. Unwillkürlich willst du dich in tiefere Lagen zurückziehen, doch ich hindere dich mit Zeichen daran, den die Worte werden einem jetzt bereits auf den Lippen davon gerissen, so stark wütet der Sturm. Schutzsuchend kuscheln wir uns aneinander und genießen die Gefährlichkeit dieser Naturgewalt. Wie viel Zeit vergeht ist kaum noch zu sagen, Stunden um Stunden hämmert der Regen ungleichmäßig auf uns hernieder, immer neue Böen reißen an unseren Fellen und immer wieder erhellt ein Blitz den stockfinstren Tag. So gefährlich dieses Abenteuer auch sein mag, ich fühle mich seltsam beschwingt und euphorisch, denn du bist an meiner Seite und mit Gewissheit kann ich unsere sichere Ankunft vorhersagen. Zumindest bis ein Blitz nur 20 Fuß entfernt in einen Felsen rauscht. Sofort stehen uns die Haare zu Berge und unsere Herzen machen einen Satz, doch viel Zeit für Verblüffung bleibt uns nicht. In Ermangelung die Tiere festzubinden trage ich noch immer ihre Schlaufen um die Hand geschlungen und so nimmt das Unheil seinen Lauf. Entsetzt stürzen die Tiere los, reißen mich wie eine Puppe mit sich und fliehen in den unter uns gelegenen Wadi. Verzweifelt versuchst du mich festzuhalten, doch die Gewalt der Tiere erstickt alle Bemühungen im Keim. Hart schlägt mein Körper auf spitze Felsen und um das ein oder andere Mal sehe ich schwarze Punkte vor den Augen tanzen, doch das Glück bleibt mir auch im Unglück hold und so reißen dann letztendlich die Zügel und geben mich frei. Zerschlagen bleibe ich liegen, bis du mich angstvoll erreichst. Ich brauche eine Zeit dich meiner Unversehrtheit wegen zu versichern, obwohl mir meine Rippen und die Schnitte an Armen, Beinen und Gesicht doch höllisch schmerzen. So sitzen wir gekrümmt, umtost von den Elementen da und halten uns schutzsuchend in den Armen.

Behutsam verbindest du notdürftig die tiefsten Wunden indem du Streifen aus deinem Saum reißt, als wir plötzlich ein dumpfes donnern und grollen hören. Wir spüren das erzittern der Erde und meine Augen weiten sich entsetzt, vorüber sind alle Schmerzen, vergangenen die ausgestandenen Schrecken. Schnell springe ich auf, werfe dich förmlich auf die Füße, ergreife deine Hand und beginne den nächsten Hang zu erklimmen. Wütend fluche ich auf die nasse Gesteinsmasse, dieses Unwetter und auf die Kamele. Viel zu langsam kommen wir nur voran und unter uns bilden sich die ersten Rinnsale im Wadi.
Wie viele Männer sind bereits in der Wüste ertrunken? Unsere Hände greifen in scharfkantige Felsen, Wind, Regen und Sand klatscht uns ins Gesicht und immer verfolgt vom dem näher rollenden Grollen. Steine poltern herab und der Hang scheint kein Ende nehmen zu wollen. Doch endlich erreichen wir unser Plateau, bleiben erschöpft und nach Atem ringend liegen und lassen unseren Blick zurück in die Schlucht schweifen. Dort wälzt sich in diesem Moment eine meterhohe Flutwelle heran, bricht jeden Widerstand und bildet eine graue – braune unaufhaltsame Masse. Die Kamele durchzuckt es mich siedendheiß, unsere Kamele, dann wird es schwarz um mich...

Hoch am Himmel brennt die Sonne, unbarmherzig und sengend; ich höre deinen befreiten Seufzer als ich endlich meine Augen aufschlage. Mein ruckartiges heben des Hauptes wegen werde ich mit einem starken Kopfschmerz und einer Welle der Übelkeit bestraft. Unsicher und verschwommen blicke ich mich um, da stehen Hammada und Hammanich, du kniest mit meinem Kopf in deinem Schoss neben mir, Fuad und sein Sohn verstauen gerade die letzten Habseligkeiten, dann wird es wiederum dunkel um mich und ich falle in das tiefe Loch das sich da Vergessen nennt...

Eine sanfte Stimme, eine warme Hand auf meiner Stirn, ich spüre wie meine Lebensgeister zurückkehren. Langsam öffne ich wieder meine Augen und finde mich auf einem weichen Diwan liegend wieder vor. Ein Lehmhaus, durchfährt es mich und mit großen Augen blicke ich dich an. Deutlich sind noch deine Sorgenfalten von den vergangenen Schrecken zu sehen. Ich bin so froh dich an Leib und Seele gesund zu sehen und dir ergeht es ähnlich.
Nach einem langen Kuss erzählst du mir in kurzen Zügen was an jenem tragischen Nachmittag noch alles passiert war. Der von dem Sturm noch mal aufgefrischte Wind brachte vom al – Banat aus einen Steinschlag ins rollen, der mit einem seiner tausenden und abertausenden von Felssplittern mich am Kopf traf und mich niederstreckte. Doch nur kurze Zeit später schien der Sturm besänftigt zu sein und es klarte in den frühen Abendstunden auf. Weg waren unsere Kamele, unsere Zelte und Decken, unsere Vorräte und Güter, nur dein nacktes Leben und mich mit meinem bewusstlosen Leib hattest du retten können. Schauderhaft kalt war dir in jener Nacht, so angstvoll ob meines Zustandes, noch heute macht es mich unglücklich dir in deiner Not nicht habe beistehen zu können. Bis tief in der Nacht die vertraute Stimme Fuads unsere Namen rief. Wie glücklich waren du und der alte Fuad als ihr euch dort im nirgendwo traft, er unsere Kamele, wie die eigenen im Schlepptau. Seine Frau und Tochter stürmten herbei, mit vielen Gebeten und Arzneien, während der Sohn auf die Suche nach unseren beiden Lastenkamelen ging ohne sie aber noch einmal zu Gesicht zu bekommen. Ebenso wie wir waren sie auf dem Weg nach Al – Qusayr damit sie ihre Kamele verkaufen konnten, und ein glücklicher Umstand trieb ihnen in der Nacht unsere Kamele in die Arme, in jenem Moment als sie in Begriff waren ihre Zelte abzubrechen und die lange Reise fortzusetzen. Schnell versorgten sie uns in jener ungastlichen Ebene und setzen ihren Weg fort, du auf Hammada und mich, auf einer Trage ziehend, hinter Hammanich.

So erreichtet ihr in den späten Abendstunden des folgenden Tages die kleine Stadt am Roten Meer. Die Karawaneserei bot auch uns einen Platz zum schlafen, wo ich jetzt, mit verbundenem Schädel und unter deiner sorgenvollen Pflege nun endlich erwachte.
Zwar verlangt mein Magen nach lang entbehrter Nahrung, doch der Drang dich zu küssen und dich liebevoll an mein Herz zu drücken ist übermächtig. Deine Wehr dauert nicht allzu lange und dein Kopf senkt sich auf meine Brust, lange streichele ich dein Haar, liebkose deine Wangen und Nase, fahre wie beiläufig über deine Lippen und danke Amun das er dir das Leben und die Gesundheit erhielt. Nur zögerlich bemerke ich dein entspannen, dein ruhiges atmen; du bist eingeschlafen, wie schlaflos muss die vergangene Nacht gewesen sein? Langsam schiebe ich dich auf meine Kissen, bedecke dich mit meiner Decke und trete hinaus in den Vorraum.
Ein dicklicher Wirt trabt mit blinzelnden Augen, offensichtlich äußerst kurzsichtig, auf mich zu. Ich bemerke die Habgier in seinem Gesicht und offeriere ihm ohne allzu langes zögern unsere Herkunft. Ist mir doch nichts mehr zuwider als unredliche Menschen und nur allzu bald zeigt sich die Wirkung auf unseren Gastgeber, die formell ausgegebenen Münzen beschließen schließlich sein Gehabe und er zieht sich schmierig zurück.
Aufatmend trete ich auf die Strasse und bemerke beglückt das wir direkt die Taverne am Hafen genommen haben. So ziehe ich denn los und erledige meine Geschäfte am Rande des Einflusses des Pharao...

Als du am Morgen in meinen Armen erwachst, bin ich es der dich noch vor dem ersten Sonnenstrahl küsst. Wie unwirklich erscheinen uns doch die letzten Tage. Alle Sorgen scheinen wie weggewischt, hier, wo sich unsere warmen Körper aneinanderschmiegen, sich liebkosen, das Leben spüren. Deutlich besser geht es deinen Blessuren der vergangenen Reise und die Lust beflügelt unsere Sinne. Wie lange ist es her das wir uns liebten? Zu lang und so versinken wir in unseren Küssen, geben unserem heftigen Verlangen nach, streicheln die Haut des Anderen und genießen die Wollust die uns durchfährt.

Erst am Nachmittag, kurz vor Beginn der Ebbe klopft es zaghaft an der Tür. Eilig ziehen wir uns an, packen unsere Taschen und gesellen uns, ohne das ich dem Wirt noch eines Blickes gewürdigt hätte, aus dem Haus. Die Möwen treiben laut kreischend ihr Spiel, Männer brüllen gegen den hier heftigen Wind an und Marktschreier verlangen für ihre Waren den gerechten Preis. Lächelnd ob deiner Schelte wegen meines Zustandes, ziehe ich dich hinter mir her an den Pier. Etliche Barken und Fischerboote liegen hier vertäut und doch ist mein Ziel die große Galeere am Ende der doch recht bemoosten und nach Fisch stinkenden Mole.

Wild winkt bereits der Kapitän zu uns herüber, ist es doch Zeit mit dem einsetzen der Ebbe auszulaufen, aber galant helfe ich dir, ohne das du diese Hilfe nötig hättest, über den nassen Laufsteg. An Deck herrscht ein geordnetes Chaos, Matrosen entern in die Wanten, legen sich, die Muskeln deutlich hervortretend, in die Ankerkette oder lösen die letzten Trosse von den steinernen Polern. Nur mühsam legt sich die schwer mit Getreide beladene Galeere in den Wind, doch uns berührt die Schwerstarbeit der Mannschaft in diesem Moment nicht. Arm in Arm blicken wir nun von dieser Seite auf den al – Banat zurück, jenen Berg der uns in seinem Stolz Unglück bereitet hat, unseren Willen aber nicht zu brechen vermochte. Der einzige Wermutstropfen der blieb, war, das ich mich nicht mehr bei Fuad und seiner Familie habe bedanken können, längst waren sie bereits auf dem Weg zu ihrem Herrn.

Lustig plätschern die Wellen gegen die Bordwand und die bewegte Luft spielt mit deinem Haar, irritiert denke ich daran, dass die Meduse aus der griechischen Sagenwelt doch nicht so hässlich gewesen sein kann. Ihr Haar wird wohl, schließlich befinden wir uns in der Antike, aus Schlangen bestehen, doch ihr Eigenleben muss einfach faszinierend sein. Jedenfalls schwingen die deinen kraftvoll in der salzigen Seeluft und mein Bedürfnis dich zu küssen wird mal wieder übermächtig. Obwohl die Reize der langsam kleiner werdenden Stadt, mit ihren bunten Markisen, den vielen Gerüchen und lärmenden Menschen einen eignen Bann zu besitzen scheinen, so verlangt es mich nach deinen Kosungen und ich ziehe dich in meine Arme. So stehen wir da, bespritzt von der Gischt, umspielt vom Wind und umgeben von Vater Ra. Erst der Kapitän bittet, um der Moral der Besatzung Willen, uns um Mäßigung. Ja, ich erinnere mich an die freundliche Warnung eines Feldwebels aus Karnak: Hufeisen sind aus schlechten Metall und Matrosen aus schlechten Menschen. So lassen wir, voller Widerwillen voneinander ab und begeben uns von der Back zum Bug. Hier ist der Wind am frischesten und dennoch schafft es die Sonne uns warm zu halten, der Himmel ist wieder blau und die weißen Möwen plärren uns noch lange ihr lautes Geschnatter hinterher.
Wie tausend Spiegel gleich glitzern vor uns die Wogen und so manches Mal meinen wir unsere Gesichter in der See erblicken zu können. Heute haben die sechzig Sklaven keine Arbeit, und die Ruder liegen ordentlich verstaut in ihren Lagern. Mitleid sehe ich in deinen Augen und ich weiß wie sehr nah dir ihr Schicksal geht. So führe ich dich denn hinab in unsere Kabine. Denn so gern ich es allein auch nur für dich tun würde, alles Unrecht auf dieser Welt vermag auch ich nicht zu heilen. Wir betreten unser kleines, heilig Reich, spartanisch ausgestattet mit einer harten, aber angenehm breiten Liege, einer hölzernen Truhe mit Bronzebeschlägen und einem Tisch mit auf dem Boden festgenagelten Hockern. Nüchtern, schmucklos und doch dem Leben auf See angepasst. Lächelnd verweise ich auf das Spiel auf der Ablage. Du erkennst es trotz der Andersartigkeit als das Spiel, was erst Tausend nach Christus seine Popularität gewann. Es ist Schach, oder wie es in unserer Sprache das Königsspiel genannt wird. Ich bin zwar nicht sicher ob du die Regeln beherrschst, doch erstaunlich schnell wird bereits aus der zweiten Partie ein erstaunliches und interessantes Gefecht. Doch gerade als die Entscheidung ansteht wischt eine plötzliche Dünung unsere Figuren vom Brett und vom Ausguck kommt ein warnender Ruf. Trotz der schlechten Neuigkeiten und der Gefahren überdrüssig begeben wir uns an Deck. Wir sehen Sorge und Trotz in den Gesichtern des Steuermanns und Kapitäns. Am Firmament ziehen sich dunkle Wolken zusammen und insgeheim frage ich mich, ob diese unsere Reise nicht unter einem unheilvollen Stern steht. Doch erfahren gibt der Führer dieses Schiffes seine Befehle an den Rudergänger und gefahrlos umsegelt das Schiff, namens Morgenstern, geschickt dieses Unwetter. So verläuft die Fahrt unter dem gleichtönigen, ruhigen Plätschern des Wassers an den Kiel, längst sind die Möwen zurück zu den Fischerbooten gekehrt, wo sie richtige Beute zu erwarten haben. Die Luft duftet salzig, der feuchte Glanz vertrocknet unter der Abendsonne und zurück bleibt eine wohlschmeckende Kruste, haben doch die langen Tage in der Wüste doch viel des unseren verbraucht. Belustigt lächelnd beobachten uns die Matrosen, wie wir entgegen der Warnung des Kapitäns uns gegenseitig die Finger mit dem leckerem Salz zum lutschen darbieten. Sei es unseres Standes wegen, oder ob der allgegenwärtigen Anwesenheit des Führers, keiner dieser Männer tritt uns zu nahe. So bleiben wir eng umschlungen bis in die tiefen Nachtstunden auf Deck, lauschen den traurigen Gesängen der Sklaven, dem lärmen und Lachen der Matrosen, sowie dem sanften Wellengang des Wassers. Schließlich begeben wir uns unter Deck und erquicken uns an dem lange her scheinendem Balsam des Waschens mit Wasser.

Eng kuscheln wir uns auf der Koje zusammen, streicheln unsere inzwischen braungebrannten Körper und schlafen, noch bevor irgendwelche Ambitionen auftreten können, ein.

Viel zu früh weckt uns an diesem Morgen der Smutje mit einer kräftigen Fischsuppe und grobkörnigem Brot. Verstimmt dreht sich mir der Magen um, doch du lässt es dir offensichtlich schmecken und so will ich nicht meckern, sondern füge mich dem Gegebenen. Meine Gedanken schweifen in die Zukunft, am heutigen Abend werden wir Al – Wajh erreichen, so Amun will, und von dort aus gilt es noch einen langen Weg durch die Wüste An – Fanud zu reisen. Der alte Wegemeister in Karnak benannte die durch An – Fanud zurückzulegende Entfernung mit knapp 900 Meilen. Habe ich uns da nicht zuviel auferlegt? Standen wir trotz aller Gefahren und Entbehrungen erst am Anfang der Reise? Aber sagte nicht bereits ein alter General, das Leben will gewonnen sein? Ich verschob meine Gedanken auf düstere Stunden und beobachte dich wie du trotz deines stets zurückgehaltenen Hungers die zweite Portion begierig verschlingst. Unwillkürlich muss ich lächeln, selbst das normale Essen bei dir zu sehen, versetzt mich in den Wunsch dir nahe zu sein, dich ebenso zu kosten wie du es gerade mit der Suppe tust und halte mich mühsam zurück. Schmunzelnd, weil aufmerksam, fragst du mich meiner Gedanken und befangen wehre ich diese ab, möchte ich doch nicht das du Fehl von mir denkst.

Heute ist es aber an uns unsere Wunden zu kühlen, die Tage des Reisens, die Tage der Entbehrung und der fehlenden Leidenschaft zu vergessen und so treten wir nur für kurze Zeit an die frische Seeluft und verbringen die meiste unter Deck. Als die Sonne untergeht sind wir erschöpft und schlummern der lieben Nacht entgegen.
Land, reißt uns der Ausguck aus dem Schlaf. Land dämmert es in mir, wir haben die Küste erreicht. Nur allzu bald sehe ich deinen nackten Körper unter dem Kaftan verschwinden und lachend begegnest du meinem trauernden Blick. So trete auch ich durch deine Fröhlichkeit vergnügt ans Deck und wir sehen vor uns das Gebirge Al – Hijaz. Täuscht es oder scheinst es wirklich die Schwester des von uns zurückgelegten Gebirges zu sein? Ist es nicht das gleiche Al – Qusayr. Nein, es ist tatsächlich Al – Wajh, obwohl es die gleichen Lehmhütten, farbenfrohen Markisen und Fischerboote aufzuweisen weiß. Bunte Fahnen wehen von den Türmen der Hafenmauern und zahlreiches Volk versammelt sich, bereit für ein paar Kupferscheckel, das ankommende Schiff aus dem Land der Götter zu entladen.

Schnell sind unsere Sachen verstaut und von hilfsbereiten Seeleuten zur nächsten Gaststätte gebracht. Doch Ra ist bereits wieder dabei unsere Schatten zu fressen, daher beeilen wir uns, unter meinen Druck, zu der nächsten Karawaneserei zu kommen. Mich für meinen Teil hat die Wanderlust gepackt und ich verspüre im Gegensatz zu dir kein sonderliches Interesse daran, die hier ansässigen Blickfange zu erkunden. Trotz der orientalischer Mentalität, die der Händler zu beweisen versucht, ist der Handel, samt Decken und Ausrüstung bald perfekt. Belustigt erkenne ich die deine und meine Art, während du aus diesen oder jenen Gründen auf den Mann eingehst, verfolge ich mit harter Linie mein Ziel. Das Prinzip guter und böser Prälat zeichnet sich aus, nur allzu bald gibt der tapfere Mann auf und verkauft uns das gewünschte mit nur kleiner Gewinnspanne. Doch für heute mag es genug sein, ich vermute mindestens 18 Tage harten Rittes vor uns, durch die Wüste die bereits so viele unbedarfte Reisende verschlang. Und so verschaffe ich uns einen Schlafplatz in den Ställen dieses Mannes. Zwar sind uns die Scheckel noch schwer, doch man soll niemals nur dem Schicksal vertrauen, denn es fordert einen stets zum Kampfe.

Wie romantisch mir mein Einfall und auch dein Aufnehmen mir gefallen haben mag, die Nacht wurde ein einziger Aderlass, Flöhe zwickten und bissen uns die ganze Nacht, das Stroh pickte in jeder Lage und die Tiere scharrten die ganze Nacht unruhig mit den Füßen. So erwachten wir erschlagen, zerbissen und mit Beulen überseht an jenem Morgen wo ich unsere Abreise mir gedacht habe, doch dein Wunsch nach einem Tag Ruhe kam dem meinen nun sehr entgegen und so suchte ich uns für die nächste Nacht in Al – Wajh erstmal eine geeignete Unterkunft und durchschritt mit dir an der Hand, welch glückliches Gefühl, den Markt. Hier blüht das Leben, duftende Bananen, den Kindern und Erwachsenen gebraten als Süßigkeiten dargeboten, oder die geschmorten Stücke Schlange als Köstlichkeit. Auch die reich verzierten Stoffe, wie die derben Kleider lassen nicht an diesem Gefühl rütteln. Belustigt beobachten wir aus der Ferne den eitlen Sapraten, der geleitet von einigen brutal aussehenden Leibwächtern, persönlich und habgierig die Steuern eintreibt. Bekümmert schauen die Händler drein, doch das laute feilschen, hadern und streiten nimmt weiter seinen Lauf, es ist der lustig, ernste Teil des Lebens. Wieder sind es eine Unzahl an kleinen drahtigen Kindern die uns zwischen den Beinen umhertollen, betteln und versuchen unsere Aufmerksamkeit mit unbedarften Spielen einzuschläfern. Du reagierst einen Bruchteil schneller und als ich und greifst dir den kleinsten Jungen. Ich hatte den leichten Ruck bereits an meiner Schärpe gespürt und sehe einen äußerst verängstigten Jungen mit unserer Börse in deinem Griff stehen. Bekümmert schaust du mich an, weißt du ebenso wie ich was die Strafe für Diebstahl ist. Schon schreitet ein missmutig aussehender Stadtwächter auf uns zu, gelangweilt die Hand am sichelartigen Schwert. Ein plötzliches Geschrei erhebt sich derweil in unseren Rücken, wo eine verzweifelte junge Frau versucht, sich zu uns durch zu kämpfen. Beide, der Stadtwächter, sowie die junge Frau erreichen uns zeitgleich. Ohne lange zu hadern greift sich der grobschlächtige Mann den Jungen wirft mir die Börse zu und zieht sein Schwert. Deine Augen weiten sich entsetzt, du versuchst den Mann aufzuhalten, der Junge schreit, die offensichtliche Mutter des Kindes kniet weinend im Staub und um mich dreht sich alles. Du wirst keine Chance haben, kannst dich nicht verständlich machen, beherrschst du doch nur das Hochägyptisch. Durch den sich ergebenen Tumult hat sich eine Blase gebildet, eine ebensolche Blase ist in meinen Kopf, die erlittene Verletzung meldet sich wieder, ich taumele leicht. Ich sehe Blut spritzen, höre den Aufschrei zweier Frauen, das greinen eines Kindes, schwarze Punkte blitzen vor meinen Augen.

Bronze trifft auf Bronze, verdutzt schaut der Wächter auf das meine Schwert, dass das seine aufhält. Mit der freien Hand nestele ich ein paar Scheckel aus der Börse, reiche sie dem verwirrten Mann und deute dabei vielsagend auf den Jungen, der Scherge begreift, zuckt die Schultern und steckt das Schwert ein, hebt die Hand und verpasst dem Jungen ein paar kräftige Ohrfeigen. Da ich keine Hand frei habe, halte ich dich mit der flachen Klinge zurück. Es ist grausam zu sehen wie des Jungen Kopf hin und her pendelt, an der Lippe ein leichter Blutfaden hinab rinnt. Doch der Verlust der Hand wäre schlimmer gewesen. Nach scheinbar endlosen Sekunden lässt der Mann von ihm ab und wendet sich wortlos, einen freundlichen Gruss nickend, sich wieder seinen Aufgaben zu. Die noch wie gelähmte Mutter greift sich den Jungen und schimpft und herzt den Buben, wie sie im gleichen Moment die Säume unserer Gewänder küsst. Trotz meiner Benommenheit kann ich deine Gedanken förmlich lesen, der ausgestandene Schrecken, das Mitleid, die Brutalität der Normalität. Ich stecke mein Schwert weg umfassen dich mit einem Arm beruhigend an der Taille, fasse mit dem anderen die junge Frau unter den Arm und erhebe sie zu uns. Der Junge fast ohnmächtig, nimmst du, dich von mir lösend in den Arm und tupfst ihm das Blut von der geplatzten Lippe, Tränen kullern deine Wangen hinab. Die Frau spricht in der fremden Sprache zu uns, halb bettelnd, halb erklärend und dankend. Es ist das raue Leben der Armen, der Armen, die weitab von der Residenz des mächtigen und reichen Karnak leben. Ich bereue es dir auch diese Welt zeigen zu müssen, doch immer wieder schieben sich dunkle Schleier vor meine Augen. Wortlos reiche ich auch der Frau einige Scheckel, deute auf den Jungen und lese in ihren Augen die unendliche Dankbarkeit. Wieder fällt sie auf die Knie und beginnt unsere Säume zu küssen, die ich ihr unwillig entreiße. Überrascht nimmt sie dir zärtlich, aber bestimmt das Kind aus den Händen, beschreibt einen heidnischen Segen auf uns und zieht sich in die Menge zurück. Wieder greife ich dir, mich halb auf dir stützend, unter den Arm und ziehe dich auf deine Füße. Leise bitte ich dich mich in unsere Herberge zu führen, den lange vermag ich mich dem Druck meines Kopfes nicht mehr zu enthalten. Überrascht bemerke ich auch die deine Mattigkeit, Erschöpfung, du versuchst mit mir zu reden, ich spüre deinen Ärger, deine gemischten Gefühle, doch sie gehen für mich in dem allgemeinen Trubel um uns unter. Farbige Schatten, grelle Sonne, deine mittlerweile besorgte Stimme, lachen, schreien, Düfte und Gerüche, sandiger Boden und hartes Pflaster. Ich stütze mich nur noch schwer auf dich, nur unwirklich bemerke ich das erreichen der Herberge, endlich das weiche , saubere Bett und Nacht umfängt mich.

Wieder ist es deine sanfte Hand die mich aus der Unwirklichkeit der Träume errettet. Warme Milch in einer Kabelasse haltend, stützt du meinen Kopf und dein Lächeln lässt mich glauben, bereits bei Osiris zu weilen. Doch aller Schmerz, alles Unwohl ist von mir genommen und beherzt setze ich mich auf. Hungrig verschlinge ich die dünnen Fladen mit Honig, trinke gierig die warme, herbe Kamelmilch und vergesse auch nicht dir deine herrlichen Lippen zu küssen. Leise gehst du kurz hinaus und trittst mit einer Anzahl fremder Leute in unser Gemach zurück. Erstaunt erblicke ich deine neue Bekanntschaft, ein uralter Mann, runzlige Haut, intelligente Augen, ein seltsam wissendes Lächeln um die schmalen Lippen, ihm dichtauf folgt eine ebenso alte Frau, würdig und weise in ihrem Habitus, dahinter die junge Frau vom Markt, den Jungen verzagt an der Hand haltend und ein vom Leben gezeichneter junger Mann. Doch woher kenne ich nur die beiden Alten, es ist etwas mit E, doch weiter komme ich nicht, habe ich von dir schon von ihnen gehört, liegt es in meiner Vergangenheit, oder in der fernen Zukunft? Ich weiß es nicht. Der alte Mann tritt an meine Lagerstatt und spricht folgende schwere Worte ohne Gruß zu mir:
Die gefahrvolle Strasse ist oftmals befriedigender als der leichtere Weg, denn das erreichen des gesteckten Zieles gewinnt dadurch an Wert.
Irritiert blicke ich in seine äonenalten Augen, doch da tritt auch die uralte Frau an mein Bett und spricht:
Sei nicht überrascht, wenn der letzte Teil eurer Reise sich als der härteste erweist. Es ist nur der Aufstieg zu einem Gipfel neuer Anfänge.
Ja, so sprachen sie. Unwillkürlich spüre ich den sanften Druck einer kleinen Hand in der meinen. Der Junge spricht zu mir, in seiner für mich unverständlichen Sprache und ich muss lächeln. Da steht er, mir jetzt erst richtig bewusst werdend. Große dunkle Augen, gelocktes rabenschwarzes Haar, die Lippe unter der feinen Nase bereits verschorft und seine feingliedrigen Finger in den meinen. Er spricht die Sprache derer die eigentlich unbedarft sein sollten und doch vor ihrer Zeit reiften, ernsthaft und ohne Kalkül. Dahinter ragt der Vater des Jungen auf wie ein Berg, obwohl er mir nicht mal bis zur Nase reichen mag. Ironisches Interesse wechseln sich in seinen Augen mit ebensolcher Dankbarkeit. Als ich wieder zu dir blicke wird es mir unheimlich, waren da nicht eben noch die beiden Alten, wo waren sie hin? Beruhigend lächelst du mich an, nah bei meinem Haupt sitzend, deine Hand auf meiner Stirn. Wieder fühle ich mich in einen Traum versetzt. Der Mann spricht hochägyptisch, er versucht sich mit mir zu unterhalten, aber ich nehme nichts mehr auf. Hassan? Du sagst etwas von Schlafmittel, ich merke nichts mehr...

Wieder erwache ich aus einem traumlosen Schlaf und finde dich an meiner Seite ruhig atmend vor. Wie frei und unbeschwert ist doch dein Gesicht, wenn es frei von Sorgen und Ungemach so gebettet darniederliegt. Dein ruhiges atmen, die weichen Flanken sich hebend, deine Augen unter den Lidern ihre für mich versteckten Ziele suchend. Das Haar wirr um dein Gesicht geschmiegt, ich würde dich jetzt verdammt gerne küssen, doch ich will dich nicht wecken. So steige ich leise aus dem Bett und begebe mich in den Schankraum hinab.

Leise näher ich mich dir wieder um enttäuscht zu bemerken das du bereits wach bist. Selbst das feine Gebaren eines Elfen würde dich noch wecken, denke ich so bei mir und doch stelle ich das Tablett ohne Grollen auf deinen Schoß, der mir bereits wieder die ersten unzüchtigen Gedanken durch den Kopf gehen lässt. Aber sind sie wirklich unzüchtig? Ich verdränge diesen müßigen Gedanken wieder aus meinen Gedanken, den in meinem Herzen kenne ich die Antwort bereits. Erstaunt bemerke ich deinen Heißhunger, der mir meist morgens versagt bleibt. Nach einem stattlichen Kuss machst du dich gleich über die noch warmen Fladen mit Beerenmuss her, die eingelegten Datteln und Feigen nicht verschmähend. Auch die heiße Milch kann sich deinem Behagen nicht entziehen. Vergnügt schwätzt du dabei über unseren gestrigen Besuch. Ich kann einfach nur lächeln, du bist und bleibst einfach ein wundervoller Mensch.

Nur meine Fragen nach den alten Menschen beantwortest du nicht, doch seltsamer Weise hake ich nicht nach, zu konzentriert und erregt bin ich auf die heutige Fortsetzung unserer Reise. Die Kamele stehen bereit, der Proviant ist verpackt, die Wasserbeutel sind gut gefüllt und ich kann es kaum erwarten unsere Wallfahrt fortzusetzen. Lachend folgst du meinen ungeduldigen Anweisungen, dich kokett mir widersetzend und ich spiele mit. Humorvoll entrüstet dränge ich dich, immer wieder in Po und Hüften kneifend, zu größerer Eile und werde dafür mit langen, zeitraubenden Küssen belohnt. Ich könnte dieses Spiel ewig spielen doch letztendlich siegt die Vernunft, denn kein weiser Reisender tritt in der Wüste seine Reise in der Mittagsglut an.

So sind alsbald Hammada und Hammanich, wie immer gleichmütig an den Zügeln kauend, bepackt und bereit für unseren langen Weg nach Medinet Habu.
Auf der Strasse interessieren sich nur wenige Passanten für unsere Bemühungen, zu sehr sind sie mit ihren Dingen beschäftigt, denn in der Stadt scheint sich ein Fest anzubahnen, doch ich will fort mit dir, weg von der Zivilisation, hinein in die Einsamkeit, denn dort suche ich für uns die Stille, die Reinheit, jenes dem wir einst entsprungen. Die Erinnerung schlummert in dir, will wachgerufen werden, denn wir nähern uns dem Ort wo unser Vater die Menschen schuf. Doch in der jetzigen Zeit ist es noch zu früh für ihn sich den Menschen zu offenbaren, daher ist er jetzt noch der Eine, der Viele ist.

Ein schallender Ruf und mit vergnügtem Lachen reißt du mich aus meiner Überlegung, verdutzt folge ich deinem Blick und sehe das der liebe Hammada mir direkt vor die Füße liebevoll einen Knödel verdauten Gestrüpps gelegt hat. Dies und mein Gesichtsausdruck reißt dich ganz offensichtlich zu noch größeren Begeisterungsstürmen hin und ich kann einfach nicht anders als in dein schönes Lachen mit einzustimmen. Das ist das Leben...
Schmunzelnd gebe ich dir ein Kuss auf deine geröteten Lippen, streichele dir versteckt, aber eindeutig über deine Kehrseite und besteige Hammada, noch bevor meine Hormone mir befehlen können die Stube für eine weitere Nacht zu bestellen.

Langsam schaukelnd verlassen wir auf unseren treuen Tieren die niedrigen Lehmhütten, passieren die aus festem Stein gebauten Mauern und befinden uns wieder in der freien Natur. Hier und da sind noch Bewässerungsgräben zu sehen, unordentlich und schlecht gewartet. Ja, man merkt doch den Unterschied zwischen dem technisch fortschrittlichen Ägypten und dem der angrenzenden Reiche. Doch dies soll uns jetzt nicht beschäftigen, die inzwischen bereits zur Gewohnheit gewordenen Rituale der Körperbehandlung mit Farbe und Salbe gereicht kaum noch zu einem Gespräch. Aber da platzt es aus dir heraus, denn bei all den kleinen Abenteuern willst du doch jetzt endlich wissen, wo wir denn in der nächsten Nacht nächtigen werden, wohin uns der heutige Weg führen wird.
Lächelnd antworte ich dir, erzähle dir von dem bisschen was ich über das vor uns aufragende Gebirge AL – Hijaz weiß, über die große Wüste An – Nafud die dahinter liegt, von den von uns anzureisenden Städten Ad – Dar al Hamra, Tayma, Al – Assafiyah, Al – Jawf und Badanah, wo die Wüste in die Steppe der Nomaden übergeht, auch Al – Athamin genannt. Obwohl du es sicherlich bereits ahnst, verschweige ich dir die Tatsache das es bis Badanah ziemlich genau 600 km sind, sprich eine Reise von 12 Tagesmärschen durch glühende Hitze, eiskalte Nächte, Gefahren durch Durst und wilde Tiere. Wieder kommen mir Zweifel ob meines Vorhabens, doch du scheinst guter Dinge und Medinet Habu wird dich sicherlich für die Strapazen entlohnen.

Die Tücher über die Nase gezogen ziehen wir unserer Wege, plaudernd über Said und seine Familie, so hieß der Mann dessen Sohn wir vor der Justiz gerettet hatten. Er war wohl recht zurückhaltend gewesen. Die Familie sehr arm, die Frau in einer Wäscherei für einen Hungerlohn angestellt und noch eine behinderte Schwester miternährend. Ein alltägliches Schicksal in jenen Ländern und ich merke wir sehr dich dies bedrückt.

Aber alsbald steht die Sonne im Zenit und bestrahlt in wundersamer Weise das Vorgebirge. Hier sind die Kristalle ungewöhnlich groß und brechen in vielen Farben das Licht der Sonne. Kameldorngestrüpp, Zedern und Kakteen spenden so manchem Wüstentier Schatten, hier eine Echse, dort eine Schlange. Aus weiter Entfernung können wir sogar eine Herde Antilopen beobachten, die jenseits der Berge selten zu finden sind. Irgendwo keckert eine Hyäne ihren Ruf, ruft sie Rudel oder ist es eine Ode an Ra? Ich blicke zur Seite und suche deine Augen, schwarz untermalt, lebhaft, so viel Leben und Seele. Es bricht aus mir heraus, tölpelhaft komme ich mir vor als ich dir meine Liebe versichere und am verziehen des Schleiers erkenne ich dein glückliches Lächeln. Hauchend antwortest du mir und schaffst es trotz der Widerstrebungen Hammadas meine Hand zu fassen, so reiten wir dahin. Die Sonne wandert langsam in unseren Rücken, doch der Druck deiner Hand lässt nicht nach. Freilich schmerzen uns unsere Beine, wenn Hammada und Hammanich sich mit ihren Flanken berühren, doch auch ein solches kann verkraftet werden. Die Gespräche sind verstummt, der heiße Wind von den Steinriesen zurückgeworfen, verbrennt die Luft, der Boden wird steiniger und lange Schluchten zeigen den Pfad. Immer wieder schaust du zum Himmel hoch, ich weiß, du suchst nach verräterischen Wolken, doch diesseits des roten Meeres sind die Stürme höchst selten und so bemerke ich dein erleichtertes aufatmen ein jedes Mal aufs neue.

Ein seltener Salamander schlängelt sich von einem großen Stein auf dem er sich offenbar sonnte. Unwillkürlich mache ich große Augen als er seinen Hals aufbläht wie eine Kröte und es noch dazu schafft ihn rot zu färben. Allem Anschein nach haben wir ihn doch ernsthaft bei seinem Sonnenbad gestört. Lachend mache ich dich auf den alten Herrn aufmerksam, nicht wissend was ich damit auslöse. Geschwind hältst du Hammada straff am Zügel, klopfst ihm halb zärtlich, halb bestimmt auf den Hals und springst ab, noch ehe er auf den Knien angekommen ist. Langsam näherst du dich dem langsam zurückweichenden Tier, während ich krampfhaft überlege ob das Vieh giftige Sekrete verspucken kann.
Schnell werde ich dieser Sorge enthoben und beobachte gespannt dein Tun. Millimeterweise gurrend kommst du dem ungeselligen Genossen näher und umschmeichelst seine offensichtliche Männlichkeit. Belustigt muss ich kurz daran denken, ob eine solche Verbindung den fruchtbar wäre, aber schnell verwerfe ich den albernen Gedanken, denn plötzlich schneller als das Auge sehen kann wiegst du den offensichtlich in seiner Eitelkeit beruhigten Kerl in deinen Armen und streichelst seine warme, hornige Haut. Da mir schon bewusst wird das dieses Treffen wohl länger dauern wird, steige auch ich von meinem treuen Gefährten und geselle mich unbefangen zu dir. Dies wiederum ist ein Fehler, fauchend und spuckend reagiert der kleine Saurier auf meine Anwesenheit, was sich weder durch deine Beruhigungsversuche noch durch das meinerseitige Gurren ändern lässt. Letztendlich bin ich mit meiner Geduld am Ende und drohe ihm damit, ihn meiner Gürtelsammelung hinzu zu fügen. Dies wiederum veranlasst ihn, als ob er meine Worte verstanden hätte, sich aus deinem Griff zu lösen und unter den nächsten Steinen das Weite zu suchen.
Verärgert lass ich mir deine Frotzeleien über meinen Umgang mit Tieren gefallen, doch ernsthaft böse kann ich auch nicht sein, daher verschließe ich deine Lippen geschwind mit einem trockenen Kuss, mehr lässt sich unter der Sonne nicht machen, und besteige meinen ebenso spöttisch scheinendes Kamel.

Inzwischen frisst die Nacht bereits am Tage und die Berge um uns werden steiler. Mit einer Gerte treiben wir die Tiere zu größerer Eile, den ich möchte vor dem langen Marsch durch die Wüste, die Tiere noch ein wenig schonen und ihnen morgen nur den Abstieg zumuten. Unser Weg führt entlang tiefer Schluchten, wo nur die besagte Haaresbreite uns vor einem steil abfallenden Tod trennt, doch sicher setzen unsere Gefährten einen Schritt vor den anderen. Du wirkst etwas unwohl, doch ich komme nicht sonderlich dazu dich näher zu beachten, habe ich doch die meinen Probleme mit der Höhe und blicke lieber in den Himmel, wo ein einsamer Adler seine Kreise zieht, offensichtlich auf der Suche nach Beute für seine Brut, die derzeit in einem schattigen Horst sitzend hungrig seine Wiederkehr erwartet. So sinniere ich und spiele mit den mittlerweile spröde gewordenen Zügeln.

Einzeln lösen sich Gesteinsbrocken und stürzen einer Kaskade kleiner Steinchen hinter sich her ziehend in die kahlen Täler. Belustigt bemerke ich eine kleine Ameise die an meinen mittlerweile braun gewordenen Händen verzweifelt einen Ausweg sucht. Ihr Chitinpanzer glitzert in der strahlenden Sonne und die Fühler gleichen einem Ballett. Die Natur sucht sich ihren Weg, und so verlässt mich auch bald dieser kleine Gründer, denn auf seinem Rücken sind deutlich die kleinen Flügel zu erkennen. Ich wünsche ihm das er eine Ameisenkönigen sein eigen nennen wird können, so wie auch ich einen unvermuteten Blick von dir auffange und glücklich bin, meine Königin gefunden zu haben. Silbern glitzern seine Flügel im Lichte als er sich erhebt und seinen Pfad des Lebens zu erkunden sucht.

Erst als die Dunkelheit uns in seiner Schwärze kaum noch die Hände vor den Augen erblicken lässt, bemerkst du, dass jetzt doch eine Rast angebracht sei. Erschöpft stimme ich dir zu, denn ein solcher Ritt mag auch bei noch solcher Gewohnheit anstrengend sein. Mühsam steigen wir ab und suchen eine windgeschützte Mulde, schlagen unter dem Licht der Sterne unser Zelt auf, versorgen unsere Kamele und begeben uns selbst todmüde zur heiß begehrten Nachtruhe. Zwar sind unsere Hormone nach wie vor am toben und wallen, wann immer wir uns sehen, doch in dieser Nacht vermag niemand mehr zu sagen wann ein jeder zuerst in den erlösenden Schlaf versinkt.

Rabenschwarz ist es als ich meine Augen aufschlage, der Wind heult, unser Zelt windet sich im Rhythmus der Gewalt. Ich lausche diesen Klängen, denn sie scheinen mir als Symphonie für uns gemacht zu sein. Das leise rascheln des Sandes was sich an der Ostseite an unser Tabernakulum senkt, das fippen der Wüstentiere bei Nacht, das gleichmäßige atmen deines Leibes an meiner Seite. Obwohl es draußen bitterkalt sein muss, herrscht hier in unseren Heim eine wohlige Wärme. Nur langsam, um dich nicht zu wecken, entblöße ich meinen halbbekleideten Körper von der Unzahl an Decken und schäle mich mich geschickt aus meinen Fellen. Da ich nichts sehen kann, versuche ich die Umgebung durch meine anderen Sinne mir zu versinnbildlichen. Huscht da nicht ein Echsentier über einen Stein? Ist es nicht das typische Kratzen kleiner Krallen über gewöhnlichen Fels? Und da! Das leise, aber verlangende Zirpen eines Grillenmännchens in der Brunst. Ich erschrecke leicht, du bist nicht am schlafen, auch du sitzt aufrecht und lauschst in die Nacht hinein. Leise lege ich meine Hand in die deine, zwar nur vermutend wo sie ist und doch behalte ich Recht als ich sie in deinen Schoß finde. Du zuckst nur kurz zusammen und hältst die meine fest und warm.
Du erzählst mir von deinen wundervollen Eindrücken, dem schleichenden Glück, der Natur. Dem Leben und seiner Schönheit.

Am strahlenden Morgen wachen wir auf wie wir eingeschlafen waren, eng aneinander gekuschelt, nackte Haut sich gegenseitig wärmend. Du bist bereits wach, ich weiß noch immer nicht genau wie du das machst, denn trotz allem kommst du immer mit weniger Schlaf aus, als ich es vermögen würde. Sanft küsst du mich auf meinen Mund und ich kann nur ein grummeln hervorbringen, lass mich doch noch ein paar Minuten schlafen, aber das bleibt mein denken, denn ich möchte dir nicht nachstehen und so schreite ich mit dem Geschenk was mir Osiris machte unter die frühe Sonne. So nackt fröstelt es mich noch etwas, daher laufe ich schnell zu dem nächsten Kameldorngestrüpp um einige junge Triebe von seinem Blattwerk zu schneiden. Du lachst als ich zurückkehre um dir einen Trieb zu geben. Unvermittelt bin ich etwas beschämt, aber vergnügt säuberst du wie ich uns die Zähne und genießt den frischen Geschmack den er in deinen Mund hinterlässt. Hammada und Hammanich zupfen derweil genügsam das dürftige Gras der Prärie. Alsbald verstauen wir unser Zelt und besteigen sie. Ihr schaukelnder Ritt, der miefige Geruch, all jenes ist bereits Gewohnheit und aus unserem Alltag nicht mehr heraus zu denken. Sie gehören dazu und wir vervollkommnenden dieses mit einem gewagten Frühstück hoch zum Himmel. Die noch kühle Morgenluft nutzend, reichen wir uns die kleinen, trockenen Brotlaibe, den süßen Honig und die salzschwere Wurst. Das Wasser, noch wohl temperiert, schmeckt wie guter Wein. Lachend beobachte ich wie dir ein Stück aus der Hand gleitet als Hammada einen ruckartigen Schritt über einen der messerscharfen Felsen setzt.

Und wieder ist es die Lebensgebende und doch so erbarmungslose Sonne, oder Vater Ra, die uns unseren Weg diktiert. Heiß und lang ist auch dieser Tag, Schatten fallen uns kaum auf, denn der Weg in das Tal hinab gleicht einem Martyrium ineinander fließender Bilder der Evolution. Dort bleicht einem gelblichen Sinnbild gleich ein Schädel unter ihrem Licht, während in der Nähe ein Rudel Hyänen sich verlustierend, im Schatten der wenigen, verkrüppelten Bäume tollt. Ich kenne die Art der Hyänen so gut wie du, ihre Weibchen, als Oberhaupt der Familie, sind wie die Männchen mit einem Penis ausgestattet. Um ihre Führung zu bekräftigen besteigen sie auch die Männchen und alleine dieser Gedanke lässt mich nun doch etwas steifer im Sattel sitzen. Die Jungen der großen Familie sind davon noch erhaben und spielen vergnügt im hohen, wenn auch trockenen Gras und fiebern ihrem Erwachsensein entgegen. Ich erahne deinen Blick und beobachte ein Jungtier das etwas weiter von der Sippe sitzt und mit starren Blick sich dem Horizont widmet. Er achtet nicht auf seine Umwelt, scheint ganz in Gedanken versunken, was mag so ein Tier wohl denken? Sein Stamm beachtet ihn nicht und wir beide wissen das ihm kaum eine Zukunft beschieden ist. Mager und dünn ist er, offensichtlich in seiner Hierarchie sehr weit unten, des weiteren ist sein Fell ungepflegt, zerzaust von mancher Beißerei. Es gibt Welten in denen die Gerechtigkeit der Natur einem seinem Sinn belässt, doch hier draußen scheint es nun mal das Vermögen zu sein, das nur die Starken überleben. Ich spüre deine Niedergeschlagenheit und ergreife deine Hand. Unser Kind, Kane; so sage ich dir, wird nicht dieses Schicksal teilen, er wird erstarken, denn wir werden ihm unsere Kraft geben wo er hilflos ist, unser Wissen wo er ansetzt, unseren Willen wo er hadert und unsere Liebe wo er abstumpft.

Seltsamerweise stampft nur einige Kilometer weiter eine Gnu Herde über das ebene Land, sich wohl nicht bewusst, wie nahe das Verderben der Hyänen ist. Es sind mindest sechzig Tiere die dort äsen. Ihre gewundenen Hörner eng in das raue Haar gewundenen, mit dem Schwanz die störenden Fliegen vertreibenden. Die Leitkuh, ein ahnsehnliches Tier mit gewaltigen Schultern gesellt sich zum Bullen. Ohne das für uns eine verständliche Konservation stattgefunden hätte richten sie ihre feuchtglänzenden Augen auf uns. Die Herde ist nur leicht beunruhigt, lediglich die Kälber werden mehr in Richtung der Mitte gedrängt, ansonsten äugt alles gleichmütig auf ihre Führer. Sie wirken seltsam verblödet, wie sie so dastehen, langsam das Gras mahlend, den Nacken gebeugt und so scheinbar selbstzufrieden mit sich selbst und mit der Welt. Was mag so ein Tier denken. Leben? Gebären? Fressen? Sterben? Oder folgen sie nur dem Weg des Existierens? Ich weiß es nicht, und daher senke ich mein Haupt und überdenke meine Situation, ich, der ich hier sitze, schaukelnd auf einem Wüstenschiff, getrieben von Durst und Liebe. Beides sind Dinge an den ein Mensch zugrunde gehen kann. Du scheinst von ähnlichen Gedanken befallen zu sein, ist der Kampf in der Natur doch stets ein grausamer.

Plötzlich stürzt die Herde los und lässt unsere treuen Gefährten unruhig werden. Trotz der scharfen Augen hat es ein Rudel Löwen geschafft sich heranzuschleichen. Da stürzen sie los, mindestens ein halbes Dutzend. Scheinbar militärisch organisiert in einem Halbkreis. Wir sind bereits zu weit entfernt, aber ich bin mir sicher das die Könige der Wüste heute erfolgreich sein werden. Vielleicht erwischt es eines der alten Rinder, oder auch eines der unerfahrenen Kälber, doch dies füllt wiederum die Mägen der kleinen Pelzknäule die du gerade mit einem Aufschrei des Verzückens begrüßt. Da sitzen sie, etwas eingeschüchtert von unserer Anwesenheit. Kleine, noch weiche Milchzähne blecken sich, sie werden bereits wehrhaft geboren. Doch ihre Angst verraten sie indem sie sich aneinander, scheinbar schutzsuchend, drängen. Entsetzt bemerke ich wie du absitzen willst und halte dich mit einem schrillen Ruf zurück. Ein Löwe, offenbar der Leiter dieser Herde nähert sich in großem Sprüngen. Ja, er will seiner Rolle gern gerecht werden, als fauler, aber mächtiger Beschützer des Rudels. Du bemerkst ihn dank meines Aufrufs noch rechtzeitig und gibst deinem Kamel mehr Druck auf die Flanken. Nur langsam versenke ich mein Schwert wieder in der Scheide. Trotz aller Lust zu kämpfen und sein Ego durch die Erfüllung seiner Aufgabe ist er doch alsbald über unser entfernen befriedigt.

Es dauert nur wenige Stunden als sich unser Umfeld in eine trostlose Öde, ohne Tiere und Vegetation verwandelt. Wir haben endlich das Vor-, oder besser Nachgebirge hinter uns gelassen und befinden uns auf jene Wegen, die sich die Menschheit einst bahnte als sie ihre Wiege verließ.
Die Dämmerung ist nicht mehr weit und doch treibe ich jetzt die Kamele immer weiter voran, die Entfernungen mögen trügen, doch ich will Ad – Dar al Hamra möglichst noch in den nächsten Mittagsstunden des morgigen Tages zu erreichen. Immer wieder suchen meine Augen nach den Zeichen der Zivilisation, doch die Wüste vermag es geschickt alle Merkmale mit dem unabdenkbaren Sand zu überdecken.
Der Schreck mit dem Löwen sitzt uns noch beiden tief in den Herzen, insbesondere wo uns noch sein tiefes grollen kilometerweit verfolgt, so wäre ich doch fast an der Ruine eines alten Tempels vorbei geritten. Wir erkennen sofort denn typisch ägyptischen Baustil und ohne ein Wort sagen zu müssen lenken wir dir Kamelle zu dem edlen Bauwerk. Viele Jahre, Sand und Stürme haben die Wände glattgeschliffen und das Bauwerk mit der Wüste verschmelzen lassen. Ehrfürchtig steigen wir ab und betreten die schattigen Gewölbe, die wenn auch nicht minder warm, doch Schutz vor der Sonne bieten. Knirschend gibt der Sand unter uns nach, den hunderte von Sonnenumläufen hereingetrieben haben und geben den Blick auf ein Mosaik frei. Papyrusstauden und das heilige Wasser des Nils werden sichtbar. Krokodile die offensichtlich die Feinde Ägyptens tilgen, aus dessen Mägen es ja bekannterweise keine Wiederauferstehung gibt. Sechs thriumphierende Adlige in ihren Streitwagen beobachten die Szene, bereit mit ihren großen Kriegs- und Jagdbögen einen jeden Flüchtling niederzumachen. Und sie alle tragen die Kartusche des Königs Tuthmosis auf ihren Schilden.
Mit einem Schlag ist die Erinnerung wieder zu mir zurückgekehrt, vor 300 Jahren war der Pharao Tuthmosis mit einem Heer ausgezogen um hier an jenem Orte das aufständische Heer der Berber zu vernichten. Zwar war er siegreich gewesen, doch sechs Adlige vom Nil hatten seinerzeits ebenso ihr Leben verloren. Da man damals nicht wollte, dass sie in fremden Land sterben hatte man hier in Gedenken an die Schlacht dem Kriegsgott Mentu und dem Sohn Osiris, Horus, viele Tempel errichtet und so schwoll meine Freude umso mehr das ich jetzt doch in einem stand. Aufgeregt überflog ich die Inschriften an den Wänden. Von mir unbemerkt warst du an mich herangetreten und verfolgtest meine halblauten Übersetzungen:

Eine Gabe, welche der Pharao reicht Mentu, Lord von Abydos, und Horus – Hemen, Lord von Hut – Snefru – Maakhrew. Das er die nötigen Güter erbringt an Brot und Bier, Ochsen und Kühen, Alabaster und Kleidung, normale wie ausgewählte Nahrungsmittel. All diese Güter mit welchen die Edlen nach ihrem Einzug durch die Portale im Süden zu leben vermögen. Den süßen Atem des Lebens für das Ka, dem Unterrichter der Besatzung auf dem Boot des Richters, der wahren Stimme, Begleiter der Heiligen, Unterstützer des göttlichen Pharaos, der wahren Stimme, Tuthmosis und seines Zeichens der III.
Sein Bruder, der Größte der Sechs vom Süden, Neb – i – pu!
Sein Bruder, der große Leiter der Stadtregierung Thebens, Senbeyotef!
Sein Bruder, der große Reiter und Edelmann, Nebu – redies!
Sein Bruder, der große Richter, Nekehn – senbi!
Sein Bruder, der große Offizier der königlichen Leibwache, Ib – i – yaw!
Sein Bruder, der große Schütze und Edelmann, Rehu – ris!
Eine Gabe, welche der Pharao reicht dem Ra, Lord der Manu – Berge, und Amun in Arteopolis, der König des oberen und unteren Reiches, Tuthmosis der III.
Eine Gabe, welche der Pharao reicht dem Osiris, dem wunderschönen Gott und Pharao im Süden, und der Isis, der wundervollen Dame von Arteopolis.
Eine Gabe, welche der Pharao reicht dem Anubis, Lord der Totenstadt, in seinem Land im Süden, welcher hütet den Eingang zu den Göttern, das die einziehenden Edlen dort die Gaben gerreichen an Brot und Bier, Ochsen und Kühen, Alabaster und Kleidung, reichlich kaltem Wasser, Wein und Milch, Geschenke und allerlei Brauchbarem, denn all diese Gaben sind gut, fein und süß für das Ka.
Eine Gabe, welche das Weib des Pharao reicht der Sekhet, Tochter des Wächters über die Seher in der Totenstadt und in Abydos, und in Hut – Snefru – Maakhrew, und in Arteoplois, für die großen Edelleute in dem Land im Süden.
Oh, alle Leute, alle Leute, alle edlen Leute, alle gemeinen Leute, jeder Seher, jeder lehrende Priester, jeder wachende Priester, schreibt tiefe Verse mit den heiligen Worten, gelernt aus den geheiligten Büchern, welche kommen zu der Totenstadt.
Hatschepsut, dein Weib, lebt für dich und deine Götter und deine Göttlichkeit im Süden und im Norden. Komme. Mache deine Aufwartung in mir, für das leicht zu sagende in guten Worten.
So bereist das Firmament, kreuzt den Himmel, zugewandt dem großen Gott, vereinigt euch selbst mit der Erde in Frieden auf eurem Wege zu dem wundervollen Süden, als Geehrte bei Osiris. Bei eurer Reise zu dem südlichen Horizont, zum Platz in welchem Osiris ist. Wo die Wege euch geöffnet werden, die er mag, in Frieden, in Frieden, wo ihr entlangreist die Strassen zur Totenstadt, zusammen mit den Dienern des Osiris, wo der Süden seine Tore für euch öffnet, wo der Nil euch Leben gibt, wo ihr sprecht mit eurem Mund, seht mit euren Augen, euch selbst bewußt werdet in dem Erleuchteten, wo ihr seid im Nesh – Met – Boot, welches euch bringt auf die Strasse des Südens, wo ihr sagt zu ihm „Willkommen in Frieden“, durch den großen Einen, der steht im Morgen – Boot und zum anderen im Abend – Boot, wo der große Eine zu euch sagt „Verfolgt in Frieden die Sonne dort am Himmel, den geheiligten Einen, dessen Name ist Amun – Ra, gefolgt von seinen Brüdern, welche vom Vater gezeugt, zu ehren und zu heiligen sind, Tuthmosis und Hatschepsut, geboren im Zenit“
Alle nötigen Gaben sind jene, welche gemacht wurden in den monatlichen und halbmonatlichen Festen für das Ka, der geheiligten Sechs zu geb...

In diesem Moment gefiel es den Göttern Ra versinken zu lassen und so bemerkten wir zu spät das einbrechen der Dunkelheit. Noch benommen von der festlichen Totenrede traten wir an zurück durch das Portal und erblickten noch den feinen roten Glanz am Horizont. Fein und doch stark, wie sich die Wüste in eine rotes Tuch gewebt sich uns nur für wenige Augenblicke offenbarte. Verneinend trete ich deiner Frage einer Schlaffstätte in diesem Tempel entgegen, verbrachten wir doch schon mehr Zeit als ich eingeplant hatte an diesem Ort und die Ruhe der Toten ist mir heilig. So verloren wir keine Zeit, umhüllten uns mit unseren schweren Nachtdecken und bestiegen die unwillig knurrenden Gefährten.
Du achtest kaum darauf, zu tief und fest sitzen noch die Eindrücke im Tempel und ich möchte deinen Fluss nicht stören, den dein melancholischer Gesichtsausdruck verrät mir das du nicht nur der Schönheit hinterhertrauerst, sondern auch dem Vermächtnis jener die hier ihr Leben aushauchten. Werden sie wirklich Einzug genommen haben in das große Reich im Süden oder nahmen sie den gleichen Weg wie das Getier?

Es dauert nicht lange und die Temperaturen fallen unter den Gefrierpunkt und Arme und Beine werden langsam steif, ebenso nagt der Hunger und die Müdigkeit an uns. So reite ich an dich heran und deute zu den Sternen hinauf, lächelnd folgst du meinen Blick und beginnst zu suchen. So trotzen wir gemeinsam der Kälte und unterhalten uns über die klar erkennbaren Sternenzeichen, sie sind dir bekannt und doch unbekannt, siehst du sie doch mit den Augen einer, die sie in ihrer Konstellation doch erst in zweitausend Jahren erblicken würde. Nur ab und an schiele ich nach dem Nordstern und korrigiere unseren Weg.

Als die Müdigkeit uns fast zu übermannen droht sehen wir endlich das Licht eines kleinen Dorfes am Horizont, endlich haben wir Ad – Dar al Hamra erreicht und dabei sogar noch viele Wegstunden gewonnen, erwartete ich doch die verheißungsvolle Shilouette nicht vor dem heutigen Mittag. Mittlerweile hatte sich auf unseren kalten Gesichtern auch bereits der erste Morgentau abgesetzt und so frisch erauch ist, so selten hat Wasser einen so reinen geschmack gehabt. Das lebensnotwendige Nass in unsen Schläuchen aus Ziegenmägen ist dagegen eine schale Masse, am Tag gekocht und in der Nacht gefroren.
Mit Anbruch des Tages erreichen wir das Dorf, verharren aber unsicher, seltsames scheint sich dort zuzutragen. Zahlreiche Heerbanner wehen an hastig aufgestellten Zelten, die Bewohner scheinen in Furcht in ihren Hütten zu verbleiben und rohe Gesellen ergreifen ihre Speere und Schilde um unsere Ankunft zu erwarten. Für eine Umgehung ist es nun zu spät und tapfer reiten wir in das Biwak.

Bereits der erste Soldat nimmt mein Kamel am Zaumzeug und fragt mich etwas in seiner guturalen Sprache. Verständnislos schüttele ich mein Haupt und deute in die Richtung in der Tayma liegt. Scheinbar verstimmt deutet der Mann uns an abzusteigen und ihm zu folgen. So ergreife ich schnell die Satteltaschen mit unseren Scheckeln und, damit keine Mißverständnisse auftreten, deine Hand. Wie wir vor ihm stehen, überragen wir die meisten dieser Kämpfer um mindestens eine Haupteslänge, aber dies scheint sie eher noch zu belustigen. Wir müssen nicht weit gehen bis wir vor einem prächtigen Tabernakulum mit ägyptischen Intarsien stehen und hineingebeten werden. Innen halte ich erstaunt die Luft an, ich hatte bereits von Prinzen des Pharao gehört, die, wegen ihrer vielen älteren Brüder keine Möglichkeit auf den Thron sahen und so auf eigene Faust hinauszogen um ihr eigenes Königreich zu schaffen, doch niemals hatte ich einen gesehen. Leise kläre ich dich auf, da der Prinz mit einem seiner Männer über einer Landkarte vertieft ist. Neugierig schaust du dich derweil um, die Schilde mit dem Auge des Osiris an die Mittelstange gelehnt, die langen biegsamen Speere an der Zeltwand, verschiedene Kisten mit geheimnisvollen Inhalt, Gebrauchsgegenstände und nicht zuletzt der robuste mit Tatzenähnlichen Beinen versehene Tisch. Der herbe Geruch von Wein läßt einem die Luft hier drinnen schwer werden, und doch ist eine Heimligkeit nicht von der Hand zu weisen, liegen doch samtene Kissen und Decken an der Rückwand und laden zu einem kleinen Schläfchen ein.

Es mag nicht viel Zeit vergangen sein bis der in Gold und Bronze gekleidete Mann sich zu uns umdreht und uns herzlich begrüßt. Wie froh sei er doch, endlich wieder Besuch aus der Heimat empfangen zu dürfen, auch in den hier herrschenden Verhältnissen, und schickte eilends unsere Eskorte hinaus, um uns zu verköstigen.
Schon während wir uns an den ersten Brocken Haferschleim und verdünnten Wein laben, erzählt er uns seine Lebensgeschichte. Von den Intrigen bei Hofe, wie einige seiner Brüder Attentaten zum Opfer fielen um die Nachfolge des Ältesten zu garantieren, wie er sich zu allem Übel noch in die Frau eines Nebenbuhlers versah und mit nur einigen Gefolgsleuten, etwas Gold und seinen Waffen aus Theben entkommen konnte. Entkommen in ein Land voller Heiden, das Wort Berber nutzte er nicht ein einziges Mal, wie er hier eine Stelle als Garnisionsführer bekam und seither versuchte aus den undisziplinierten Berbern ein Heer aufzustellen. Er erzählte seine Geschichte rasch und farblos, war er doch nur allzu begierig über unsere Gründe, hier in der Wüste, mehr zu erfahren. Zu allem Überdruss bemerkte ich auch sein stilles Interesse an dir und zu meinem größeren Ärger noch, das er dir recht symphatisch erschien, wie er so dasass, mit gekreuzten Beinen, die Haut von der Sonne gebräunt, das weinende Auge Ra's unter das linke Auge gemalt, spitzbübisch lächelnd und mit großen, braunen Augen zwinkernd. Aber auch Schläue hatte ihm Path, die Mutter aller Kinder in die Wiege gelegt und so tastete er das zwischen dir und mir bestehende Band nicht an. Hier bemerkte ich dann doch dein Hunger nach Unterhaltung, einer Unterhaltung in der du nicht Hände und Füßen gebrauchen mußt um verstanden zu werden und so überlaß ich es dir Prinz Ennedi von unserer Reise zu berichten, von dem Auf und Nieder die das Schicksal bisher für uns bereitgehalten hatte. Oh, ich hatte vergessen das Frauen viel erzählen können, doch Ennedi wurde deiner nicht müde, was ich nur allzu oft an seinem hinterfragen erkannte. Mir war es zuweilen unangenehm da man es natürlich nicht gerne hat, wenn das Weib, was man beschützen will, dann davon berichtet wie sie einen selbst geschützt hat, auch wenn dies der Wahrheit entsprechen mag. Aber als du letztenendlich dazu kommst das uns unsere weitere Reise nach Tayma führen mag verfinstert sich sein Gesicht. Es herrsche Krieg zwischen den Berberstämmen hier im Osten, klärt er uns auf. Die Lage ist für einzelne, wie auch für Gruppen prekär. Überall ziehen marodiernde Truppen durch das Land, plündernd und mordend, seit der unterlegene Herrscher seine Truppen nicht mehr bezahlen konnte. Ein Stützpunkt dieser Mannen sei Tayma, wo man die dortige Garnision bestochen hatte und den Satrapen der Stadt aufhängte. So seien auch seine Truppen hier zu erklären, mit denen er Tayma einnehmen wolle um das Land für die überlebenswichtigen Handelskarawannen wieder sicherer zu machen.

Betrübt vernehmen vernehmen wir diese Nachricht und ein langes Schweigen hält Einzug in die zuvor noch so freundliche Atmossphäre. Aber bieten sich nicht immer Wege? Wie sagte der alte Mann und die nicht minder alte Frau, damals in Al – Wajh an meinem Krankenlager, zu mir:
„Die gefahrvolle Strasse ist oftmals befriedigender als der leichtere Weg, denn das erreichen des gesteckten Zieles gewinnt dadurch an Wert.“ und „Sei nicht überrascht, wenn der letzte Teil eurer Reise sich als der härteste erweist. Es ist nur der Aufstieg zu einem Gipfel neuer Anfänge.“
So reift in mir eine Idee heran und noch bevor ich mich besinne, spreche ich sie bereits aus. Etwas selbstbewußter als ich mich eigentlich fühle, preise ich meine erworbenen Fähigkeiten in der Garde des Pharaos, meinen guten Umgang mit Waffen, meine Erfahrung in der komandierung von Truppen. Ein erkennendes Leuchten läßt mich erkennen das der Prinz versteht. Für das sichere Geleit nach Tayma und darüber hinaus, biete ich mich an, diesen Kampf an seiner Seite auszufechten und treffe ins Schwarze. Er mag, so berichtet er weiter, viele Männer unter seinem Befehl haben, aber einfach zu wenige Offiziere und so willigt er erstaunlich schnell in meinen Vorschlag ein und ernennt mich zu seinem Unterführer. Du bist sichtlich erstaunt über die Wendung dieser Geschehnisse und scheinst der Sache reichlich skeptisch gegenüber zu stehen, doch allmählich verlangt der Schlaf auch seinen Zoll von dir und schläfrig winkst du fürs erste ab. Ennedi, der auch ein guter Beobachter zu sein scheint, entschuldigt sich höflich und führt uns persönlich zu unserem bereits aufgeschlagenen Zelt, wo einige Dorfmädchen uns mit kühlen Wasser ins Innere geleiten und uns waschen und salben. Allzu schnell vertreibst du allerdings die guten Seelen als sie sich doch ein wenig intensiver mit mir beschäftigen. Nicht ohne dabei von mir ein wenig gehänselt zu werden, empfinde ich doch so etwas wie Genugtuung. Aber jede Frotzelei hat mal ein Ende und so haben wir uns kaum hingelegt, als wir auch schon in einen tiefen Schlummer fallen.

Die Stunden zählen nur wenige als wir etwas unsanft geweckt werden, schrille Fanfarentöne, zeugend von einem ungeübten Mann, würden selbst die Dahingegangenen auferstehen lassen. Doch wundersamerweise genügten die Stunden um uns zu erquicken. Hastig angezogen treten wir auf den Vorplatz. Ennedi, hoch zu Ross, befehligte lautstark seine Mannen, nicht ohne mir anzudeuten das der Haufen von ca. 150 Speerträgern, vor unserem Zelt, die meine Kompanie darstellt. Das Schwert umgürtend rufe ich die Soldaten zu mir, lasse sie antreten, und inspiziere mein neues Komando. Obwohl sie an Stärke und Zähigkeit denen der ägyptichen Truppen ähneln, bemerke ich doch schnell an ihrer laschen Handhabung der Waffen und ihrem fehlendenden Verständnis für Taktik, die Disziplinlosigkeit dieses Trupps. Insgeheim lächelnd ist mir klar das selbst eine unterlegene ägyptische Abteilung nur allzu bald den Sieg davontragen würde, doch auf jene sollten wir ja auch, Mentu sei Dank, nicht treffen. Die Marschbereitschaft wurde hergestellt, unser Zelt verstaut und die Reise setzte unter einem neuen Stern seinen Fortgang. Unmutig reitest du an meine Seite, während ich die Truppe abnehme. Ernst machst du mir klar, das der Preis ein teurer sein könnte und ob dieser Preis, für die Tempel von Medinet Habu, nicht vielleicht zu hoch wär. Insgeheim gebe ich muss ich dir recht geben, aber zum einen habe ich dir ein Versprechen gegeben, zum anderen lockt mich auch das Abenteuer. So wiegel ich deine Einwände ab und versichere dir, dass mir nichts geschehen würde, was du allerdings mit der dir eigenen Skepsis aufnimmst. So verlassen wir das stille Dorf und reiten, begleitet von 500 Kriegern in die Wüste, vorbei an Fellachen die uns mit zwielichten Gefühlen hinterherblicken.

Wieder ist es die Sonne die heiß auf uns herniederbrennt, jedes Gespräch im Keime erstickt. Ärgerlich spüre ich deine Ablehnung, sie scheint in der Luft zu liegen, ein besonderer Ernst hat sich auf uns niedergelegt.Dies ist nun keine Reise mehr, dies ist ein Kriegszug, verbunden mit dem Gestank schwitzender Männer und schmierigen Leders. Die Masse der hier wandernden Füße läßt zu allem noch eine riesige Staubwolke unser steter Begleiter werden, was denn Ritt nicht angenehmer macht. Auch kein Tier läßt sich blicken um uns mit seiner Anwesenheit zu begrüßen und die Stille, trotz all der Menschen, läßt leicht das Gefühl aufkommen vollkommen allein zu sein. Die Stunden vergehen in diesem müßigen Einerlei, Unlust und eine seltsame Melancholie kommen auf, diese will sich auch nicht legen, als kurz nach Sonnenuntergang die Aufklärer zurückkommen und von einem total verlassenen Tayma berichten. Prinz Ennedi ist ratlos, war ihm zwar wohl bewußt gewesen das unser Anmarsch nicht unbemerkt bleiben würde, so dachte er zumindest daran, das sich ihm sein Feind stellen würde. Murrend gehorcht Hammada meinem Druck und gemeinsam mit dir reite ich zu dem Prinzen, der seine Unterführer zusammenruft. Die Beratschlagung dauert nicht lange, sind die Fakten und die Lage bereits genaustens erötert worden und so rate ich ihm mit anderen Offizieren ersteinmal Tayma zu erreichen und dann weitere Schritte zu planen. Dein Gedanke an einen möglichen Hinterhalt oder eine Falle wurde lediglich mit einer deutenden Geste beantwortet. Ihrer folgend wirst du der ausschwärmenden Männer gewahr die den Flankenschutz verstärken. Gleichzeitig beginnen andere die Zelte für die Nacht aufzuschlagen und dem felsigen Wüstenboden zahlreiche Kochmulden abzugewinnen.

Es dauert noch eine halbe Stunde in denen wir die Gastfreundschaft Ennedis beiwohnen, bis die Zelte aufgebaut, die Wachen eingeteilt und die ersten warmen Mahlzeiten über leidlich versteckten Feuern köcheln. Der Prinz zeigt aber alsbald, mit einem gekünstelten Gähnen und einem vielbedeutenden Blick auf seine Fußbanksklavin, uns an zu gehen und so gesellen wir uns an ein anderes Feuer in der Nähe unserer Unterkunft. Hier setzen wir uns zu den Männern, lauschen ihren herben, unverständlichen Gesprächen und Gesängen und blicken, von der Hitze der Flammen gewärmt, hinauf zu den Sternen. Leise unterhalten wir uns, eng aneinander geschmiegt, über die Möglichkeiten von extraterristischem Leben. Hat Osiris seine Hallen vielleicht bereits dort jenseits der Sterne? So nah und doch so unerreichbar fern wären dann jene die uns lieb und teuer waren und bereits von uns gingen? So dünkeln wir bis spät in die Nacht, berauscht von dem ab und an gereichten sauren Wein, der die Kühle nicht in die Knochen dringen läßt, die Zunge schwer macht und den Durst angenehm zu löschen weiß. Als dein Kopf mit schlafender Ruhe auf meiner Schulter zum liegen kommt, raffe ich mich aus meinen eigenen trägen Gedanken auf, küsse dich sanft auf deine Stirn und führe dich zu unserem Lager. Fröstelnd verschwinden wir unter einem Berg zusätzlichen Decken und Kissen und noch während ich deine hungrige Haut streichele bist du bereits auf dem Weg zu jenem Ort, wohin nur die Schlafenden zu gelangen vermögen.

Der nächste Morgen, ein hadern mit dem gestrigen Abend, so wohltuend auch der Wein gewesen sein mag. Seine billige Herkunft verrät sich mit den ersten Sonnenstrahlen, hämmernde Schläge im Schädel, trockener abartiger Geschmack im Rachen und ein unruhiger Schlaf sind unsere Zeche. Nicht das dies etwas am allmorgendlichen Ritual des hinaustretens und des tiefen Luftholens etwas geändert hätte, aber ein Blick in unsere rotgeäderten Augen sagt alles. So verzichten wir auf das Frühstück, zeigt sich doch der Magen äußerst rebellisch, und machen uns stattdessen auf unsere wichtigsten Kleinode persönlich zu verpacken, trauen wir den Menschen hier doch genauso wenig, wie den Dieben in den Gassen der Städte.
Viel Zeit um unseren Katzenjammer zu beklagen läßt man uns dabei nicht, unverschämt ausgeruht peitscht Ennedi seine Männer zu Schwung und Tatendrang und so tue ich es ihm gleich und bringe die meinen auf die Füße.

Die Schatten sind noch nicht viel kürzer geworden als die letzten Zelte verstaut, die letzten Feuer gelöscht und der letzte Speer ergriffen ist. Die Phalanx der Krieger setzt sich wieder in Bewegung, das eintönige Lied spielt wieder in unseren Ohren. Stille, Staub, Sonne und Leere.
Beinnahe erleichtert sind wir als gegen die Mittagszeit, die Minarette von Tayma hinter der nächsten Dünung sich vor uns erheben. Nur hier wehen keine farbigen Wimpel in an den Palisaden, obwohl die Stadt nicht den gerade den Eindruck macht als hätte man versucht ihr den roten Hahn aufzusetzen. Auch sehen wir die Stadtbewohner in ihre Häuser flüchten, also hatten die Späher zumindest in diesem Punkt geirrt. Unwahrscheinlich mutete es mir sowie so schon an, wohin sollte das Räuberpack mit einer solchen Anzahl an Sklaven auch schon fliehen können?

Erleichtert greife ich nach deiner Hand, doch noch bevor die meinen Lippen die deinen finden können bemerken wir das nahen des Prinzen. Freundlich bittet er uns ihn mit einem kleinen Trupp nach Tayma zu begleiten, während das Heer vor der Stadt ein Lager aufschlägt.
Bereits von weitem sehen wir die zerstört in ihren Angeln hängenden Stadttore und riechen den Geruch von Gewalt, Angst und Tod. Furchtsam verbergen sich die Menschen in ihren halb zerstörten Häusern, überall dringt das heulende Geschrei von gemarterten Frauen und Kindern aus den Stätten, die eigentlich die Heime des Glücks sein sollten. Geschlachtetes Vieh, zerschmetterte Kornspeicher und verstopfte Brunnen vollenden das Schicksal der Stadt und ihrer Bewohner. Vor einem größeren Gebäude verweilt unser kleiner Trupp und Ennedi ruft nach dem Satrapen dieser Stadt, doch die Antwort bringt nur der heulende, trockene Wüstenwind der die Klagerufe vor sich her trägt. Wieder ist es an mir nach deiner Hand zu greifen und sie lang und fest zu drücken, denn nur mühsam hältst du deine Tränen zurück. Aber wieder werden wir unterbrochen, als ein Melder des Prinzen sich zu ihm gesellt und ihm eifrig eine Meldung überbringt. Neugierig reiten wir näher, doch da reißt der Mann bereits sein Pferd herum und reitet, große Staubwolken auf dem festgestampften Lehmboden hinterlassend zurück zum Heer. Auch uns hält wenig an diesem trostlosen Ort und so folgen wir dem Trupp so schnell es unsere Kamele es zulassen.

Nun kam es das zwei Späher unserer Vorhut mit einem Gefangenen, die anderen hatten sie erschlagen, zurückkehrten und wir so durch martialische Martern, die ich dir ersparte, indem ich dich bat nach ein paar der saftigen Kakteen in dieser Gegend zu suchen. Gleichsam waren mir auch die weit klingenden Schreie der gemarterten Seele klar, doch ein einzelnes verlorenes, gequältes Leben kann viele Leben retten und einem zum Sieg verhelfen. So kommst du auch bedrückt zurück und um ein solches Gespräch gleich im Keim zu ersticken, ist die deine Meinung doch die gleiche wie meine, schüttelte ich den Kopf und nehme dich in den Arm. Diese Zeit in die ich dich führe ist voller Pracht und Schönheit, doch ihr Preis ist der der längst vergessenen Leiber die sich hoch wie ein Berg türmen würden, wenn nicht ein gnädiger Gott sich ihrer annehmen würde.
So denn, wir wissen nun, dass sich das feindliche Heer auf der Hälfte der Strecken nach Al – Assafiyah befindet uns dort in dem Dünenmeer einen Hinterhalt zu legen gedenkt. So planen wir lange in unserem aufgeschlagenen Lager, denn das feindliche Kontingent ist größer als man vermutete. Armut, Hass und Kleingeistigkeit hatten die Feinde ehrlicher Arbeit stark gemacht.

So trennen wir uns nach kurzer Zeit und ich ziehe, noch in den späten Nachtstunden mit meiner Kompanie längs des Weges der Truppe des Prinzen um dem Feind in den Rücken zu gelangen. Doch dies ist schwieriger als gedacht, sind meine Soldaten doch vorwiegend Neger aus den Krals der Zulu und Swazi, somit stur und faul, obwohl ihre Angriffslust ihresgleichen suchen mag.
Was ich aber nicht weiß ist, das auch dich die Tatkraft gepackt hat und du Ennedi bittest dich ebenfalls einzusetzen was diesen über die Maßen hinaus verwundert. So nimmt das Geschen seinen Verlauf in dem ich, hätte ich dieses gewusst vor Angst um dich wahrscheinlich gestorben wäre.
Offenbar waren es dem Feind gelungen herauszufinden das sein Hinterhalt verraten worden ist und so rückte er uns frontal entgegen.

In diesem, als der Horizont zu erglühen begann, geschah etwas Seltsames. Die Männer umarmen sich und flüstern dabei, einige unter Tränen, Eide, einander jederzeit und unbedingt beizustehen. Zuerst waren es nur wenige, die nach dem Kameraden griffen, ihn an sich zogen und für dieses und jenes um Verzeihung baten. Bald wurden aber alle von der Stimmung erfasst. Wie von Sinnen streiften manche Krieger umher, auf der Suche nach jemanden, den sie noch nicht ihrer Hilfe und Zuneigung versichert hatten. Hier und da erklang Schluchzen.
Ich sah mit unbewegter Miene zu. Es lag etwas Närrisches darin, dass diese rauen Gestalten, die sich in den vergangenen Tagen bei jedem geringfügigem Anlass gestritten hatten, nun auf einmal ihre Liebe füreinander entdeckten. Ich ließ sie jedoch gewähren. Eine Schlacht war etwas Besonderes, nicht zu vergleichen mit den Raufereien und Scharmützeln, an welche die meisten Männer gewöhnt waren. Auch der Einfältigste und Erfahrenste fing an zu ahnen, was ihm bevorstand. Man würde es nicht mit einem kleinen Häuflein marodierender Deserteure zu tun haben, sondern mit einer kampferprobten, riesigen Masse, gegen die der einzelne, mochte er noch so mutig und stark sein, völlig machtlos war. Dieses entsetzliche Gefühl war den Leuten neu. Um es zu betäuben, musste man sich bestätigen, selbst einer Masse anzugehören, ein Empfinden, dem mancherlei hinderlich war. Die meisten kannten sich erst seit kurzer Zeit und verspürten daher nicht von vornherein die Neigung sich für einen fremden Mann aufzuopfern. Diese Haltung hatte sich auch den letzten Tagen nicht geändert. Ohne das es allen so recht klar war, hatten die gegenseitigen Beteuerungen und Umarmungen den Zweck, das Versäumte nachzuholen und, soweit das möglich war, im letzten Augenblick noch so etwas wie ein Gemeinschaftsgefühl herzustellen. Am Horizont begann es zu pulsieren, ein formloses Gewimmel, von dem sich noch nicht ausmachen ließ, in welche Richtung es sich ausbreiten würde. Bald darauf durchschnitt der schaurige Klang von Tuben und Fanfaren die Morgenstille. Ennedi riß den Arm empor, und als hätten sie darauf gewartet, gingen die Männer unverzüglich auseinander. Sie formierten sich zum Abmarsch.

Ich dagegen trieb nicht mehr zur Eile, waren meine Truppen doch bereits gut verdeckt hinter einer Düne in Stellung gegangen und fieberten den Ereignissen entgegen. Die letzten Späherberichte besagten, womit ich sowieso gerechnet hatte, das der Feind zwar zahlreiche Fußkrieger aber kaum Reiterei besaß. Gewiss würden sie den Angriff suchen und Ennedi schien nicht die Ansicht zu haben ihnen schon jetzt zuvor zu kommen. Entscheidend war, dass das Heer dem Feind überhaupt entgegenzog und ihn nicht im Stehen erwartete. Denn bekanntermaßen bestand bei dem Fußvolk die Neigung in der Verteidigung eher zur Flucht und Auflösung, als beim stürmen. Und gerade am Anfang durften sie nicht zurückweichen, weil das den Schlachtplan ernstlich gefährdet hätte.

Der sah vor, dass das Fußvolk in zwei Haufen gegen die feindlichen Flügel zog. In die Gasse zwischen ihnen würden dann die schwer gepanzerten Elitekrieger des Prinzen stoßen und versuchen, das Zentrum zu spalten. Sobald sich der Kampf auf dem Höhepunkt befand, sollten meine Soldaten den Feind an der rechten Flanke packen und ihre Reihen ins wanken bringen. Nun verließen die Truppen das Lager. Beide Abteilungen waren an der Spitze durch ein paar Reihen hochgewachsener Krieger miteinander verbunden , die dem Gegner den Blick auf den freien Raum hinter ihnen verstellen sollte. Ordner umschwärmten die Männer, ermahnten sie, sich zusammenzuschließen, stets auf die Feldzeichen zu achten und erst dann zu rennen wenn es ihnen befohlen wurde. Denn schließlich sollten sie ja ihre Kräfte aufsparen. So stapften beide Heere fast gemächlich aufeinander zu: das unsrige unter absingen heidnischer Kriegsgesänge und das andere den wilden Klängen seiner Bläser. Da sie im Pulversand ständig ausrutschten, ließen die Männer die Köpfe hängen, so dass ihr Gang etwas unkriegerisches Zielloses bekam.

Aufgrund des Mangels an Offizieren und deiner Bitte, denn einfache Leute folgten schon aus Gewohnheit Adligen, wurdest du zum Führer der ersten Fußtruppen. So reitest du in der Mitte der beiden Haufen. Dein Auftrag bestand nicht nur darin, die Fußkämpfer auf den Feind zu hetzen, du hattest auch der schweren Infanterie das Zeichen zum Abmarsch zu geben. Nicht zu früh und nicht spät, dass ließ sich leicht sagen, doch wer vermochte das zu entscheiden, wann genau das war? Da mussten Geschwindigkeiten und Entfernungen geschätzt, die Beschaffenheit des Bodens und die Stimmung der Leute bedacht werden; das alles unter den Bedingungen, die sich laufend änderten oder jederzeit ändern konnten. Auch musstest du einer Panik gegenwärtig sein und dann dafür sorgen, dass sie sofort unterbunden wurde. Angestrengt schaust du fortwährend mal nach vorn, nach hinten und zu den Männern rechts und links von dir, die wiederum immer öfter die Köpfe drehten und sich zusammendrängten. Nur nicht zu zeitig, flüstert es in dir, nur nicht zu spät kam das Echo.

Da vernehmen wir eine Art Grollen. Es drang nicht sogleich in unser Bewusstsein, doch da wurde es lauter, und wir begriffen, dass es sich um einen Schlachtruf handelte. Es war ein verhaltenes Geräusch, das scheinbar nicht erschrecken wollte und gerade darum so bedrohlich klang. Du beruhigst Hammada und wendest dich dem Mann neben dir zu, der dich aus angstgeweiteten Augen anstarrt und nun, sei es das er den Blick missverstanden oder einfach die Beherrschung verloren hatte, mit dem Feldzeichen das verabredete Signal – ein mehrmaliges Drehen – gab. Die Männer, die euch unaufhörlich beobachtet hatten, blieben daraufhin stehen und sahen sich um, ob die schwere Infanterie auch wirklich kamen.
Das war ein höchst gefährlicher Augenblick, und du, ohne zu prüfen wie sich der Gegner verhielt, war es doch auch deine erste Schlacht, erteilst du den Befehl zum losrennen. Im selben Augenblick wurde dir klar das du einen Fehler gemacht begangen hattest. Das feindliche Heer machte keinerlei Anstalten, die Verwirrung auszunutzen. Und was dir eben noch so schwierig vorgekommen war, sprich den für den Angriff der Fußkrieger günstigsten Abstand zu bestimmen, erschien dir jetzt, da du dich entschieden hattest, auf einmal ganz leicht. Dieser jedoch war zu groß, die Leute würden sich verausgaben und erschöpft sein, noch bevor sie den Gegner erreichten. Doch nun war es zu spät. Die Ordner fingen an zu brüllen und mit wildem Kriegsgebrüll setzten sich die Männer in Bewegung.
Unvermittelt gelingt es dir die mittlere Gruppe zurückzuhalten. Das schüttere Häuflein, das den Infantrieangriff abschirmen sollte, musste vorerst geschont bleiben. Du fuchtelst mit dem Schwert, schreist, blickst dich dabei immer wieder um und siehst, das sich die gepanzerten Krieger noch nicht einmal in Trab gesetzt worden sind. Schneller! Schneller!, pulst es durch deine Gedanken. Alles hing jetzt davon ab, das Ennedis Soldaten eintraf, bevor das Fußvolk in Panik verfiel.
Das taumelte auf dem Feind zu, der inzwischen zum Stehen gekommen ist. Die Krieger in der ersten Reihe senken die Spieße, halten die Waffen jedoch so lässig, als können sie nicht glauben, dass diese schlitternde und stampfende Meute mit ihnen ernstlich anbinden will. In die Lücken zwischen ihnen schieben sich Bogenschützen, die sich in aller Ruhe Ziele suchen. Die Kriegsschreie, ohnehin spärlicher geworden, setzen aus. Einige der Heranstürmenden stocken und werfen sich zu Boden, die meisten halten jedoch die Schilde hoch und rennen weiter.

Der Mann mit dem Feldzeichen zuckt zusammen. In den übereinander lappenden Leder seines Brustpanzers steckt ein Pfeil, der sich langsam nach unten neigt. Er will ihn abpflücken und wegschleudern, da wird er erneut getroffen, diesmal in die Hand, die sich um den Schaft des Feldzeichens klammert. Der Pfeil hat kaum noch Kraft gehabt, er fällt sofort herunter, doch unwillkürlich spreizen sich die Finger und die schwere Stange entgleitet dem Mann.
Du richtest dich im Sattel auf. Der Vorfall scheint unbemerkt geblieben zu sein. Was du aber siehst ist indessen schlimm genug. Mehr als zwei Dutzend deiner Angreifer hocken stöhnend im Sand, unter ihnen auch Leichtverletzte und Unverletzte, die wohl darauf spekulieren, dass niemand ein Geschoß für einen Mann vergeudet, der nicht mehr kämpfen will. Andere, noch längst nicht auf Wurfweite herangekommen, entledigen sich blindlings ihrer Speere und rennen Fäuste schüttelnd wieder zurück. Die Gegner antworten mit höhnischem Gelächter. Ordner rennen in die Menge, schlagen mit flacher Klinge auf die Leute ein, um sie zum nachrücken zu bewegen, doch keiner denkt daran weiter voranzugehen.
Auf einmal wird der Pfeilbeschuss schwächer. Der Feind packt die Speere mit beiden Händen und setzt sich langsam in Marsch. Die Leute auf der anderen Seite stehen wie angewurzelt. Die Ordner lassen die Schwerter sinken und schauen ratlos zu dir. Du fühlst deinen Halsschlag bis hoch zum Hals. Fluchend springst du vom Kamel, rutschst aus und stehst wieder auf. Du findest das Feldzeichen, willst aufsteigen doch da ist dein Tier verschwunden. Schreiend läuft jemand an dir vorbei auf den Feind zu, weist nach hinten und ist gleich darauf verschwunden. Da hörst du auch das dröhnen, das rasend anschwillt. Du drehst dich um und gleitest abermals aus. Etwas dunkles taucht vor dir auf, so groß, das es scheinbar den Himmel verdeckt. Du willst dich erheben, es gelingt nicht und so streckst du kniend die Hände nach vorn.. Eine Empfindung der Kindheit weht dich an, der Anblick von etwas gewaltigem, das dich sogleich hochheben und trösten wird...

Auch der Feind begreift zu spät. Die Männer der vorderen Linie versuchen, ihre Speere in den Boden zu rammen, finden in dem sandigen Untergrund keinen Halt. Verzweifelt stemmen sie sich gegen die Nachdrängenden, die von ihren Hinterleuten ebenfalls vorwärts gestoßen oder über den Haufen gerannt werden. In dieses Gewirr stolpernder und stürzender Menschen dringt der Keil des Prinzen wie das heiße Messer in die Butter. Spitzwinklig zuerst, spreizt er sich sofort auf , als er an den Rändern keinen Widerstand findet. Dadurch gewinnen die Angreifer Raum. Von den schrillen Entsetzensschreien berauscht, werfen sie die Speere weg, greifen zu den Schwertern und hauen in die verknäulten Leiber, keuchend, knurrend, heulend vor Lust. Arme und Köpfe, ganze Rumpfteile fallen unter ihren Hieben, Blutfontänen steigen empor und klatschen in den durstigen Sand, auf dem sich zuckende Körper wälzen.
Deine Fußkämpfer schauen gebannt zu und auch du versuchst dich zu besinnen. Schließlich brüllst du sie an und so laufen sie um sich an der Schlächterei zu beteiligen, zögernd erst, bald aber miteinander wetteifernd, so, als befürchteten sie, wie so oft in ihrem Leben wieder einmal zu kurz zu kommen. Sie fallen über Versprengte her, zerfleischen Verwundete, reißen sich bereits tote Gegner aus den Händen, um sich noch an den Leichen auszutoben. Die Ordner greifen wieder ein, versuchen die Mordgier der Männer gegen die zurückweichenden Flügel des Feindes zu lenken – vergeblich. Erst als es wieder Pfeile hagelt kommt dein Haufen wieder zur Besinnung. Denn inzwischen hat sich das Blatt gewendet. Das gegnerische Heer war nicht zerfallen. Zwar hat die Welle des Schreckens auch seine letzten Glieder erreicht, doch erzeugt sie auf dem Weg dorthin sehr unterschiedliche Wirkungen: Kopflosigkeit ganz vorn, bereits in der Mitte aber zähe Gegenwehr und hinten nun verwandeln sich Entsetzen und Verzweifelung endgültig in den Wunsch nach Rache. Frische Gegner strömen nach vorn, erreichen den mit den Gliedmassen ihrer Kameraden gespickten Blutsand und nehmen hasserfüllt den Kampf auf.

Das Fußvolk bekommt es zuerst zu spüren. Um an den Gegner zu gelangen, müsste es über einen Streifen aus zerschnitzelten und durchbohrten Körpern hinweg. Diese Barriere birgt für deine Kämpfer aber eine ganz eigene Gefahr. Selbst wenn das Stöhnen, das aus ihr dringt, lauter wird, sobald ihre Krieger sie besteigen, so beginnt sie unweigerlich zu zucken wenn sich einer deiner Krieger auf sie begibt und ist innerhalb von Sekunden ihr einverleibt. So vom Feind auf Abstand gehalten, sind deine Männer wieder den kaltblütig zielenden Bogeschützen ausgeliefert. Auch die schwere Infanterie kommt nicht mehr vorwärts. Ihre Kräfte erlahmen, mancher Schlag trifft ins Leere. Die meisten fechten nur noch um sich zu verteidigen, denn jetzt ist es der Feind, der angreift. Todesmutige junge Burschen nehmen Anlauf, stoßen sich mit ihren Speeren ab und reißen die Gerüsteten um. Andere tauchen unter den großen Schilden hinweg, stechen ihnen die nicht gepanzerten Lenden oder Sehnen. Die Blutbesudelten Männer röcheln, allerdings nicht mehr im Rausch, sondern vor Ermattung und Grauen.

Das ist der Moment in der ich meine Chance sehe und denn Angriff im Rücken des Feindes befehle. Glücklicherweise habe ich dich noch immer nicht in dem Gewimmel der Menge erkannt und so gebe ich noch unbefangen meine Order.
Mit entsetzten Rufen reagieren die noch eben mutig kämpfenden Gegner auf den Ansturm meiner Männer. Aber noch stehen die Glieder, die Leute in den hinteren Reihen drücken gegen die Front und prügeln auf jeden ein, der Anzeichen von Furcht erkennen lässt. Manche Männer pressen die Kiefer so fest zusammen, das ihnen ihre Zähne abbrechen, bei anderen macht sich die Anspannung durch fortwährendes Gebrüll Luft. Allen ist klar das eine Panik das Ende bedeuten würde.

Als wir nahe genug heran sind hat sich der Feind noch nicht gefangen, wir fächern aus, schleudern unsere Speere, einmal, zweimal. Die erste Lage geht auf die Bogenschützen herab, die zweite wirbelt gegen die Beine der Lanzenträger. Für einen Augenblick gerät die Mauer ins wanken, hier und da beginnt sie bereits zu bröckeln. Männer denen die Schienbeine zertrümmert worden sind, wälzen sich auf den Boden, schlagen wahnsinnig vor Schmerzen um sich und behindern so ihre Kameraden. Inzwischen haben die meinen ihre langen Schwerter ergriffen gegen die nun Entkräfteten keine Gegenwehr mehr zu leisten imstande sind. Schäfte splittern, Schilde bersten, Lanzenbüschel werden gestutzt. Dann hauen sie auf die Menschen ein – nicht hastig und mordgeil, sondern leidenschaftslos, mit gleichmäßigen weit ausholenden Bewegungen. Schnitter die sicher sind, dass ihnen das Gras nicht wegläuft. Den feindlichen Kriegern in den vorderen Reihen würde die Flucht nichts mehr nützen. Ihnen bleibt nur noch ihr Leben so teuer wie möglich zu verkaufen. Und sie tun es, obgleich sie keinen ehrlichen Preis mehr erzielen können.

Die mittleren und hinteren Reihen hingegen können noch glauben, davonzukommen, sofern sich ihre Kameraden weiterhin so aufopferungsvoll schlagen. Es gibt keinen, der nicht daran denkt. Die unmenschliche Beherztheit, mit der sich meine kleine Schar in das Heer hineinmäht, ist zu grauenvoll. Jeder kann sich ausrechnen, wann die Reihe an ihm ist. Und so stehlen sich die ersten davon. Sie kommen nicht weit, werden sofort niedergestreckt. Andere versuchen es wieder, einige mit Erfolg. Ein Teil derjenigen Krieger, die unsere schwere Infanterie umklammern, merkt, was in ihrem Rücken vorgeht und versucht ihre flüchtenden Kameraden aufzuhalten, was zur Folge hat, das es Ennedis Elitekämpfern gelingt den Würgegriff zu sprengen. Sie ziehen sich zurück, werfen sich um und wollen erneut formiert angreifen. Doch sie finden niemanden mehr der sich verteidigt.

Es ist nicht die bloße Furcht vor dem Tod, nicht die vermeintliche oder die tatsächliche Möglichkeit, ihm vielleicht doch noch zu entgehen, die eine Panik erzeugt. Eine Hysterie bricht aus sobald der einzelne an der Kraft des Ganzen zweifelt und daher plötzlich den Eindruck hat, er müsse die Last des Gefechtes ganz alleine tragen, ja, der Gegner habe es nur auf ihn alleine abgesehen. So unsinnig diese Empfindung auch sein mag, befällt sie viele, bricht sie einem Heer unweigerlich das Rückgrat. Von einem solchen Gefühl der Ohnmacht überwältigt, werfen die Gegner wie auf Kommando ihre Waffen weg und rennen schreiend in die Wüste hinaus. Obwohl sie noch keiner verfolgt, verschränken manche die Hände hinter den Kopf.
Die Männer des Prinzen haben Halt gemacht. Es ist schon ein ungewöhnlicher Anblick, wie sich dieses noch stattliche und tapfer kämpfende Heer in ein Gewimmel von Wesen auflöst, denen nur noch die Richtung ihrer Flucht gemeinsam ist. Wie sie laufen, rutschen, zappeln, sich verzweifelt anstrengen in der nur spärlich bewachsenen Öde, ein Versteck zu finden. Dabei haben sie kaum Aussichten, denn dort, wo sie hinrennen gibt es nur Sand, Sträucher und wieder Sand.
Aber noch ist es nicht soweit. Unsere Krieger lachen herzhaft. Die Genugtuung über die gewonnene Schlacht und die Erleichterung überlebt zu haben und ohne schlimmere Wunden geblieben zu sein, stimmt die Krieger ausgelassen und großmütig. Käme jetzt der Befehl zum Abzug, sie würden ihm ohne Bedauern folgen.

Doch dieser Befehl kommt nicht, von dem seltsam eingesunkenen auf seinem Pferd sitzenden Prinzen und damit entscheidet sich das Schicksal der Geschlagenen. Umso länger unsere Männer dem Feind hinterher schauen, je selbstverständlicher ihnen dabei Sieg und Unversehrtheit werden, desto unbegreiflicher erscheint ihnen die ausgestandene Angst. Hatte man nicht gemeint gegen einen starken und gefährlichen Feind gekämpft zu haben? Was dort stolpert und sich verkriecht kann doch wohl aber unmöglich stark und gefährlich gewesen sein. Kein Zweifel, man ist getäuscht worden.
Und so weckt der Anblick der flüchtenden Massen erst Scham, dann Verachtung und Hass gegenüber jenen, denen es gelang ihnen einen Schrecken zu versetzen, schließlich das Verlangen, sie dafür büßen zu lassen. So streunen unsere Kämpfer aus, stöbern Versteckte auf und fallen sie selbstherrlich an. Es wird gelacht, gejohlt, gerutscht und gezerrt. Dann und wann gellen Schreie derer, denen in dieser sonnenbeschienen Landschaft ihr einziges Leben genommen wird.

Ich beteilige mich nicht mehr an dieser Hetzjagd, widert sie mich doch an und ich beschließe dich zu suchen. Es dauert nicht lange, da entdecke ich dich kniend mitten auf dem Schlachtfeld. Entsetzt stürme ich mit Hammanich über die kurze Distanz und lass mich leise neben dir zu Boden gleiten. Da sitzt du nun, umgeben von Toten und Leichenteilen, besudelt mit dem Blut dutzender Männer und in deinem Schoß gebettet liegt der Kopf eines kaum dem Knabenalter entwachsenden Menschen. Seine Augen sind gebrochen und deine Tränen nässen sein Haar. Als ich dich still in den Arm nehmen will, reagierst du nicht. Du nimmst mich auch nicht wahr als ich dich sanft fortführe, du nimmst nicht auf das der Prinz mit einem vorher versteckt gehaltenen Speerschaft selbst tödlich verwundet zusammenbricht, deine Seele hat sich tief zurückgezogen. Weg musst du, denke ich, weg von diesem Jammertal und so setze ich dich auf Hammada, hole unsere Packen und versuche so schnell wie möglich mit dir dieser Gegend zu entkommen.

Erst als Sonne am Firmament zu versinken beginnt, stoppe ich unseren Ritt, hole dich behutsam aus deinem Sattel und setzte dich in den Schatten einer Palme. Noch bevor die Nacht hereinbricht schlage ich unser Zelt auf und zünde ein großes Feuer an. Noch immer halb ohnmächtig kommst du ans Feuer und setzt dich mit feuchtglänzenden Augen näher an die ausstrahlende Wärme. Du siehst gealtert aus, der Anblick war zuviel für dich und ich überlege noch immer wie es dazu kommen konnte das du nicht beim Tross geblieben bist. Langsam rutsche ich zu dir und umarme dich, doch noch immer scheinst du unter Schock zu stehen. Leise rede ich auf dich ein, versuche deine Seele zu besänftigen, zu streicheln. Heute entlockt dir der Sternenhimmel kein Lächeln, das Feuer keinen warmen Gedanken, nur die verzweifelte Leere in deinen Augen hallt in mir nach und nach. Schließlich sinkst du in meinen Armen zusammen und ich spüre wie dein Atem ruhiger, tiefer und entspannter kommt. So nehme ich dich auf, bette dich in deine Felle, nicht ohne erhitzte Steine an deine Lagerstatt zu stapeln und versorge noch mal unsere selbstlosen Kamele. Auch ich bin nachdenklich, beunruhigt über deinen Zustand. Schließlich begebe ich mich noch einmal zu dir, entkleide dich und werfe die besudelten, inzwischen von Fliegen heimgesuchten Gewänder ins Feuer. Ach, wenn doch nur alles so schnell zu beseitigen wäre.

In dieser Nacht wache ich über deinem Haupt, streichele dir dein verklebtes Haar aus deiner schweißnassen Stirn und schüttele mich vor dem was da kommen wird. Ich kenne die Anzeichen von Schlachtenfieber gut und ein solches scheint dich jetzt heimzusuchen. Ein manches Mal vergehen nur Stunden, mal vergehen Jahre bis man ein solches überwunden hat und so erinnere ich mich an die Worte eines Sklavenhändlers der einst durch die Gefilde unseres geliebten ägyptischen Reiches zog. Er berichtete mir in seiner blumigen Sprache von den grausamen Menschenjagden die zu seinem Geschäft gehörten und wie so mancher guter Sklave immens an Wert verlor, da er doch brüsk aus seiner Heimat und Freiheit gerissen worden war. So grübelte ich eine Weile, bis ich mich schließlich von dir löste und zurück in die kalte, klare Nachtluft trat. Bemüht dich nicht mit allzu viel Lärm aus deinem Schlaf zu reißen, holte ich aus unseren Satteltaschen einen Samowar, Wasser und Tee. Noch glühte die Glut in unserem Feuer und so begann ich dir einen Tee zu bereiten und ihn mit wenigen Blättern Haschisch zu versetzen, gerade soviel das keine berauschende Wirkung eintrat, aber doch genug damit diese Pflanze ihre beruhigende Wirkung freisetzen konnte.

Noch während der Tee abkühlte verfiel auch ich in einen leichten Schlummer, der jäh von deinem entsetzten Aufschrei unterbrochen wurde. Noch nicht ganz bei mir trat ich mit gezogenen Schwert zu dir ins Zelt, bereits in Erwartung einer Schlange oder eines sonstigen Reptils, doch fand ich dich nur allein. Schluchzend verbargst du dein Gesicht in den Händen und schüttelst deinen Leib. Mich versichernd das keine Gefahr drohte trat ich zurück, holte den mittlerweile trinkbaren Tee und flößte ihn dir ein. Erstaunlich wie schnell die Wirkung bei dir eintrat, dein Haupt zufrieden in meinen Schoß kuschelnd schliefst du bald wieder ein und auch ich nickte so im sitzen weg.

Der nächste Tag brachte einen Ghilbi, einen Sandsturm, und ließ laut donnernd und grollend den Sand gegen unsere Zeltbahnen klatschen. Verzweifelt bemüht mich aus meinen Träumen endlich zu befreien stolperte ich nach draußen, griff mir die Zügel von Hammada und Hammanich und führte sie auf die windgeschützte Seite unseres Tabernaculum, wo ich ihnen einen Sack um Maul und Nüstern band um sie wenigstens ein wenig vor dem allgegenwärtigen Sand zu schützen. Laut brummelnd ließen sie sich das auch nach einigem Kampf gefallen. Indessen warst auch du bereits erwacht und empfingst mich, gottlob, mit einem feinen Lächeln. Staunend, fast wie ein kleines Kind, schautest du verblüfft in die beige Mauer die sich fest um unser kleines Heim schloss und alles in eine Dämmerung hüllen. Osiris tritt heute fest auf, lache ich und nehme dich in meine Arme. Zwar schaue ich dir prüfend in die Augen, ob ich dir nicht zuviel des Krautes gegeben habe, doch meiner Sorge wird schnell der Stachel genommen.

Vergnügt verschlingen wir hungrig einige Fladen Brot mit einer scharfen Sauce und spülen es mit viel Staubsand, Wasser und verdünntem Bier herunter. Schmunzelnd lass ich mir von dir sagen, das der gestrige Tee schauderhaft geschmeckt hat, doch ich belass es dabei, kenne ich doch deine Einstellung zu Drogen und möchte dich nicht beunruhigen. Aus anfänglicher Lust an diesem Schauspiel kommt alsbald die Ernüchterung, denn der Sturm will und will sich nicht legen. Immer wieder aufbrausend und heulend stürmen weitere Millionen Sandkörner gegen unseren dünnen Schutz. Sand wirbelt durch noch so gut verstopfte Ritzen ins Innere und setzt sich auf unserer Haut fest. Es wundert nicht, das man übellaunig wird, wenn die Körner in den Achseln, Augen, Mund, Nase, und Schambereich einem das Leben zur Hölle machen. Pieksend wie Flöhe, ist unser Traum der eine: Ein heißes Bad, wie einst in Karnak, wo wir uns im Badehaus trafen.
So verbringen wir den Rest des Tages in Schweigen und hängen ein jeder seinen Gedanken nach. Erst gegen Abend legt sich das Aufbegehren Mutters Gaias und wir finden endlich bei aufgeschlagener Zeltklappe einen wohltuenden Schlaf, untermalt von dem zufriedenen Grunzen unserer Kamele, die beide es wohl nicht erwarten konnten und ihre Schutzsäcke einfach aufgefressen haben.

Es ist ein eigentümliches Gefühl wenn einem eine feuchte Zunge über die Lippen fährt und so öffne ich die Augen und erblicke dein herrliches Antlitz im jungen Sonnenschein. Strahlend ist dein Lächeln und mit einem etwas breiteren Lächeln bemerke ich das du nur mit deinem Geburtskleid dich an mich gekuschelt hast. Erregung und Überraschung scheinen sich in meinem Gesicht wiederzuspiegeln, denn deine Seelentore blitzen jetzt noch ein wenig verlangender. Geradezu unwirsch fegst du meine Decken von meinem Körper und setzt dich rittlings auf mich, leicht mit der Hüfte kreisend und siehst mich herausfordernd kokett an. Lachend greife ich zu dir hoch, streiche über deine Arme, deine runden Schultern, deinen schlanken Hals bis meine Finger sich tief in dein Haar vergraben und dich zu mir hinabziehen. Mein Leib beginnt zu zittern als deine sanften, erregten Hügel sich auf meine Brust legen und die meinen Lippen die deinen verschließen, aber du willst spielen und beißt mich sacht in meine Lippe und ich lass einen Grunzer vernehmen. Wie lange ist es schon her das wir uns geliebt haben? Gierig nach deiner Weiblichkeit nehmen meine Hände deinen Kopf fester und drücken ihn abermals auf meine Lippen, auch meine Lenden heben sich jetzt den deinigen entgegen, willig, erregt und feucht durch die deine Erwartung. Weiter wandern meine Hände über deinen vollendeten V – Rücken zu deiner Taille, deinen Hüften und letztendlich zu deinem runden Po, so formvollendet, so unsagbar verheißungsvoll.

Neckisch spielen unsere Zungen miteinander, kraftvoll reiben sich unsere Schöße, meine Haut sucht eine jede Stelle deines Körpers und heiß weht unser Atem. Ich nutze ein kurzes aufstöhnen deinerseits um an dir herabzuschauen, deine vollen Brüste mit ihren steifen Kuppen, deiner glatter Bauch, dein Venushügel, bebend, mein Herz rast, ich drück dich zurück auf mich, hebe mich an und meine Hüfte kommt für einen Moment frei. Frei für den Moment, wo ich mich vollends aufrichten kann, dich mit meinen Armen wieder zurückdrücke und lustvoll in dich eindringe. Oh mein Gott, deine Augen sind geschlossen, deine feucht glänzenden Lippen leicht geöffnet, du keuchst, ich verliere mich; diese Extasse, diese Explosion solch tausendfacher einzigartiger Berührungen, du richtest deinen Leib auf, drückst dich nach unten, wirst von mir emporgehoben, nur um abermals auf mir zur Ruhe zu kommen. Feucht läuft mir dein Geschenk an den Schenkeln hinab. Ich kralle mich sanft in deine Brüste, suche deine Lippen, lausche deinem Liebesgesang. Es soll niemals aufhören, unsere Herzen springen sich entgegen, mit jedem Stoss, mit jedem neuerlichen eindringen meiner Männlichkeit in deinen Unterleib, der wie alles an dir eine Hommage an Sekhet ist. Deine Nägel krallen sich in meine Schultern, reißen und ritzen meine Haut, ich spüre es nicht, zu bezaubert bin ich von dem pulsieren deiner Gier, du wirst lauter, ich bin kurz davor mich nicht mehr zurück halten zu können. Du ziehst weiter an mir und endlich verstehe ich, dich fest umgreifend hebe ich dich zur Seite und komme zwischen deinen weit gespreizten Schenkeln zu erliegen. Mit Genuss treibe ich mich so tief wie nur möglich in dich, wieder und wieder. Meine Ohren klingen von deinen Lustschreien und mit einem mächtigen Ruf deines Namens ergehe ich mich in dir, wie glühende Lava durchzuckt es mich, ich spüre es in dich schießen, mein Herz scheint stehen zu bleiben. Sonja! Ich schaue ermattet in deine Augen, sehe diese zauberhafte Lächeln, spüre deine sanfter werdenden Kosungen und wähne mich im Himmelreich. Nur stammelnd kann ich dir für diesen Moment danken, noch immer vibrieren meine Nerven, noch immer rast mein Herz und pumpen meine Lenden. So fest ich nur kann drück ich dich an mich, ja, Sonja, du hast mich gefangen und ich weiß es nicht einmal.

Noch lange kuscheln wir uns aneinander, gestehen uns flüsternd unsere Liebe und schwelgen in dem eben Erlebten. Doch letztendlich übermannt mich der Drang dem Ruf der Natur zu folgen und ich trete in die nun schon fast im Zenit stehende Sonne. Erstaunt sehe ich mir die völlig veränderte Landschaft an und lache laut auf. Ist das dort nicht Al – Assafiyah, wo vorgestern noch eine gewaltige Düne die Sicht versperrte? Meinem Lachen folgend trittst du nackt zu mir heraus und stimmst befreit in meine Heiterkeit ein. Endlich frische Früchte, sauberes Wasser, Ruhe und Entspannung, der heutige Tag lässt mich mit seinen kleinen Wundern all die überstandenen Beziehungen vergessen. Mit meinem Arm um deine schlanke Taille gelegt, kehre ich mit dir ins Zelt zurück uns wir beginnen, vergnügt schwatzend unsere feuchten Decken zu rollen und unsere staubigen Habseligkeiten zu verstauen. Nur von dem anziehen halte ich dich noch ein wenig ab, den eine Blüte sollte nicht allzu bald sich wieder verhüllen, erfreut sie einen doch mit ihrem Ruhm.

Alsbald, mit geschminkten Gesichtern und frohem Sinn schaukeln wir auf unseren Wüstenschiffen der Oasenstadt entgegen. Freundlich empfängt uns der Torwächter und berichtet uns sogleich von der glorreichen Schlacht des Prinzen Ennedis und seinem tragischen Heldentod, doch wir finden kaum Gehör für ihn, zu begierig sind die Kamele an das süße Wasser zu kommen, so reicht die Zeit gerade noch unseren Tribut zu entrichten und die Tiere davon abzuhalten die Passanten umzurennen.
Erleichtert nimmst du an der Wasserstelle deinen Burnus ab und lauschst dem gurgelnden saufen von Hammada und Hammanich. Still geselle ich mich zu dir und lege meinen Arm um dich. Endlich haben wir ein weiteres Teilstück unserer Strecke geschafft und nur noch wenige hundert Meilen trennen uns von Medinet Habu. Erst jetzt finden wir die Muse uns genauer umzusehen und reißen erstaunt die Augen auf. Bunte Palisaden, von der Wüstensonne leicht ausgebleicht, weiße Lehmhütten, festgestampfte Wege und allerlei einfaches Volk sammelt sich hier an dem sozialen Treffpunkt. Doch auch einige Sklavenhändler werfen Blicke die mich beunruhigen, dein Wert ist hier, fernab der ägyptischen Zivilisation erheblich gestiegen. Wir werden hier vorsichtig sein müssen, flüstere ich dir zu und umreiße kurz die Gefahr, und obwohl du mir zustimmst und mich verstehst erkenne ich eine gewisse Sorglosigkeit in dir aufkeimen. Zu fremd sind dir solche Bräuche und wahrscheinlich steckt die in dir eigene Bescheidenheit ob deines Seins tief in dir.

Wiederum gestaltet sich die Suche nach einem Dolmetscher als außergewöhnlich schwierig, bis uns ein kleiner, schmieriger Bursche anspricht. Ganz offensichtlich einer Sklavenjäger, der dich trotz deines abweisenden Blickes mehr als ungeniert taxiert. Als er sich an mich wendet, sage ich noch bevor er die Frage stellen kann mit: Unverkäuflich!, und lege bedeutsam meine Hand auf den Knauf meines Schwertes. Immer noch lächelnd zieht sich der Händler zurück und berichtet ebenso taktlos mit eindeutigen Zeichen seinem Carawannenführer von deinen Vorzügen. Ich beginne förmlich vor Zorn zu kochen als sich ein paar Stadtsoldaten in unser Blickfeld schieben und sich bedeutsam an einen gut sichtbaren Punkt aufstellen.

So ergreifen wir die Gelegenheit beim Schopf und kehren mit unseren Kamelen in eine Karawenserei ein, die ihre Ställe offensichtlich ausschließlich für die Tierhaltung nutzt und treffen überglücklich in dem Wirt einen Landsmann aus Suhag vom unteren Nil. Gegen eine freie Unterkunft bittet er uns, der er auch des Lesens und Schreibens mächtig ist, ihm von unseren Abenteuern zu erzählen. Erstaunlich lächelnd nehme ich seinen auf und werde dich noch einmal an ihn erinnern, denn sein Name lautet: Himothep. Nun, bin ich es der dich bittet unserem Gastgeber von unserer Resise zu berichten, während ich mich geeigneten Händlern umsehe um von ihnen das nötige für unsere Weiterreise zu erstehen. Wie üblich in diesen südöstlichen Landen fällt es schwer einen ehrlichen Händler zu finden und noch schwerer fällt es einen gefälligen Preis durch das feilschen, was diese Menschen wohl mit der Muttermilch aufsaugen, zu erzielen. Als ich nach einigen Stunden zurück in die Taverne komme, sehe ich dich vom schweren griechischen Wein berauscht, lachend mit Himothep scherzen, der sich eifrig Notizen auf eine Wachstafel kritzelt. Als du mich erblickst scheinst du trotzdem erleichtert, den leise nuschelnd bittest du mich dich ins Bett zu bringen. Und so ergreift Himothep die Führung und geleitet uns in ein eigens für uns eingerichtetes Gemach, das sicher frei von Wanzen und Getier ist. Kaum bist du am Bett angekommen fällst du auch schon um und gleitest in das Traumreich ab. Vergnügt grinsend drehe ich mich noch mal um bitte unseren Wirt um eine ebensolche Amphore von diesem Wein, der hier in dieser Öde kostbarer als Gold sein muss.

Woran bemerkt man das ein Wein von guter Qualität war, fragst du ich dich an nächsten Morgen und listig grinsend klärst du mich in der für dich typischen Art und Weise darüber auf, das man von guten Weingenuss keine Kopfschmerzen bekommt. Aber bevor du weiter ausholen kannst, verschließe ich dir deinen Mund mit einem herzhaften Kuss. Just in diesem Augenblick klopft es auch schon an der Tür und eine gutturale Stimme verlangt offensichtlich gehört zu werden. Seufzend erhebe ich mich, mit einem letzten sehnsüchtigen Blick auf dein Ich das gerade schutzsuchend unter der Decke verschwindet, und öffne die Tür. Erstaunt blicke ich nach unten, ein Knabe mit solch einer tiefen Stimme? Brummelnd schaut der Mann auf und verdutzt erkenne ich einen gepflegten Vollbart, schlagartig wird mir bewusst das ich vor einem Zwerg stehe, doch dieser nimmt keinen Anstoß an meinem Verhalten und radebrecht in schlechtem Ägyptisch, das unser Frühstück bereitet ist und unsere Kamele versorgt. Dankend reiche ich ihm einen Kupferling und schließe leise die Tür hinter mir. Seufzend beginnen wir uns anzukleiden und unsere wenigen Habseligkeiten zu verstauen, das Bad wird wohl noch weiter auf sich warten lassen müssen, aber das Zusammentreffen mit den Sklavenhändlern hatte uns nur allzu deutlich gemacht das ein bleiben zu einer Katastrophe führen könnte, insbesondere seit uns Himothep erklärt hatte das große Teile der Stadtwache Bestechungsgelder von den Männern erhielt.

Das Frühstück ist ein reiches in dieser Gegend, frisches Fladenbrot, Ziegenkäse, Datteln, scharfe Eselswurst, sowie Honig und kühles mit Wein versetztes Wasser. Mal befreit von all dem Sand zwischen unseren Zähnen lassen wir es uns schmecken, nur das der unterhaltsame Himothep nicht anwesend ist, er hatte noch eine lange Nacht mit ein paar Händlern, lässt das Essen ein wenig an Unterhaltungswert verlieren.
Der Zeitpunkt des geweckt wertes war von dem Zwerg glücklich gewählt, denn selbst nach unserem ausführlichen Frühstück stand die Sonne kaum mehr als eine Handbreit über dem Horizont und mit stolzen, drallen Höckern, die mich unwillkürlich an meine armen Hoden denken ließen, stolzierten in majestätischer Art und Weise unsere Kamel heran. Mit dem aufsitzen verlierst du nun schon keine Zeit mehr, nur allzu natürlich ist dir der Umgang mit den Tieren bereits geworden und ich freue mich eine solch starke Frau an meiner Seite zu haben. Dennoch grinsend, gedenkend an deine ersten Versuche, steige ich auf und lenke den meinen Richtung Stadttor. Wieder vorbei an den kleinen Buden und Ständen, den lamentierenden Händlern, dem bettelnden Volk und dem stinkenden Vieh. Ra sei dank auch ohne einem weiteren Sklavenhändler zu begegnen und so lassen wir alsbald das friedliche Al – Assafiyah hinter uns zurück, auf der steinigen und staubigen Karawanenstraße nach Al – Jawf. Ich mache dich jetzt schon auf das stetig feuchter werdende Klima aufmerksam, denn bald schon wird die trostlose Wüste in eine Art Savanne übergehen, der Savanne die man auch Al – Athamin nennt, dem westwärtigen Ausläufer des Paradieses was man heutzutage beim Euphrat und Tigris wähnt. Auch du erkennst das wieder steige zunehmen der Vegetation, die häufiger auftretenden Spuren von Tieren und der Frische der Luft.

Nach nicht allzu langer Zeit blickst du dich um; zwar ist die Stadt schon längst unseren Blicken entschwunden, doch ist es in der Weite der Natur, wo man sich plötzlich seiner Verletzlichkeit bewusst wird, denn ein Wunder? Erstaunt deutest du auf eine Staubwolke die wie ein schwerer Vorhang sich über den Horizont legt und mir schwant Übles. Kein vernünftiger Mensch reitet seine Tiere bei einer solchen Hitze so zu Schande und kann dann noch erwarten jemals wieder ein lebendiges Wesen wieder zu sehen, es sei denn, sie haben nur einen kurzen Rückweg. Stöhnend fragst du mich ob es vielleicht die Sklavenhändler sein könnten und trotz der Hitze läuft mir ein schaudern durch Mark und Bein. Mit einem Ruck deute ich dir an deinem Tier die Rute zu geben und frage noch einmal nach ob du noch den Dolch trägst den ich dir zu Beginn unserer Reise gab. Doch weit kommen wir nicht, unsere Verfolger holen auf ihren schnelleren Pferden ständig auf und zu allem Unglück scheint die Falle zuzuklappen. Direkt vor uns strömen schätzungsweise zwanzig säbelschwingende Nomaden hinter den Dünen hervor und schneiden uns den Weg ab. Hatten die Menschenjäger einen so genauen Hinterhalt gelegt, oder waren wir in eine Räuberbande hineingeraten. Zweifelnd packe ich die Zügel deines Kameles und zwinge das Tier zurück in die Richtung aus der wir kamen, den vermeintlichen Sklavenjägern entgegen.
Wenn Osiris uns jetzt nicht beistand, dann Gnade unser Körper, wobei mir die Sicherheit deines Leibes mehr am Herzen lag als der meine, kenne ich doch die Gepflogenheiten des Siegers über seine Beute nur zu gut. So ritten wir wie von Dämonen gejagt, der Feind vor uns, der Feind hinter uns. Laut rufe ich dir zu das wir versuchen müssen uns durch das Geschmeiß vor uns durchzuschlagen und so gut als möglich nach Al - Assafiyah durchzuschlagen, wohlwissend das dies nur gelingen konnte wenn sich einer von uns opferte, wenn es überhaupt eine Möglichkeit gab. In meinem Herzen widme ich mich meinem letzten Gefecht und hoffe auf deine Geistesgegenwart mir nicht dorthin zu folgen, wohin nur die Toten reisen.

Endlos verstreichen die Minuten bis aus den Schemen Gesichter, Säbel und Einzelheiten hervorstechen. Sie sind es tatsächlich, deutlich erkenne ich den schmierigen Kerl vom gestrigen Tage, sowie seinen Führer und fünf andere brutal dreinblickende Taugenichtse. Sie sind schneller, wir sitzen höher, ein nicht zu unterschätzender Vorteil für uns, doch dir fehlt das lange Schwert um diesen ausnützen zu können. Ein Blick nach hinten verrät mir das unsere Verfolger leicht zurückgefallen sind, wahrscheinlich ihrer Sache zu sicher, laufen wir ihren Auftraggebern doch genau in die Arme.

Es wird dunkel um mich, meine Erregung verschwindet, der Atem beruhigt sich, und ich erblicke alles wie in einer Zeitlupe vergehen. Der erste Reiter ist heran, schwingt sein Schwert, doch ich lenke es ab und ziehe es mitten zwischen seinen verdutzt dreinblickenden Augen durch den Schädel. Da ist bereits der zweite heran, schützend sein Schild zwischen mich und Schwert gelingt es ihm meinen Schlag zu parieren und ist vorbei. Verärgert blicke ich zurück und in diesem Moment der Unachtsamkeit schlägt mich eine Lanze aus dem Sattel. Betäubt stürze ich hinten über und lande hart auf der staubigen Strasse. Raue Hände packen mich, drehen mir mein Schwert aus der Hand, während andere Füße sich in meinen Rücken stemmen. Schnaufend blicke ich zur Seite und sehe das es dir nicht besser ergeht. Wahnsinnig vor Wut sehe ich wie die ungewaschenen Heiden dich begrabschen und drangsalieren, doch schließlich ertönt eine mir bekannte Stimme. Gewaltsam reißt man uns gefesselt auf die Füße und stellt uns vor den schmierigen Kerl und seinem Führer. Lüstern betrachtet er deinen Körper, deinen Leib der hell unter dem sandigen Kaftan hervorblitzt und nur mühsam können mich meine Bewacher halten. Was soll ich jetzt nur tun, wie kann ich dir helfen?

In diesem Moment kommt auch die andere Reitergruppe bei uns an und erstaunt bemerke ich, wie die Männer zu ihren Waffen greifen und einen schützenden Ring um uns bilden. Die Nomadenräuber die uns den Weg verlegt haben sind eingetroffen, anmutig, mit wild blitzenden Augen unterscheiden sie sich doch deutlich von unseren feigen Jägern. Dein Ausruf irritiert mich: Hassan! Interessiert folge ich deinem Blick und erkenne den Vater des Jungen, den wir aus den Fängen der Obrigkeit gerettet haben. Wie hieß das Nest noch gleich? Ja, Al – Wajh, die Küstenstadt, dort war es gewesen. Zwinkernd gibt er uns zu verstehen das er uns erkannt hat. In seiner unverständlichen Sprache deutet er auf uns beide und macht eine unmissverständliche Geste, Wütendes Brüllen antwortet dem jungen Mann und Schwerter werden kampfbereit gehoben. Doch hier siegt die Feigheit der gekauften Mörder, erkennen sie doch ihre zahlenmäßige Unterlegenheit und schütteln verneinend den Kopf. Grob werden wir von ihnen zu den Nomaden gestoßen, doch hier reißt ihr Führer seinen Tulwar heraus. Lieber ist er bereits uns zu töten als das er uns als seine Beute verliert. Zornig läuft er auf dich zu, doch auch meine Wut ist gleich der eines Vulkans kurz vor dem Ausbruch. Frei von den Händen die mich hielten werfe ich mich auf ihn. Dem Säbel ausweichend, einen gezielten Schlag in den Solarus Nexus setzend bringe ich diesen Hund zu Fall. Doch er soll mir noch nicht genug gebüßt haben. Wie eine Schlange schießt meine Hand an seinen Hals, umschlingt meine Hand seinen Kehlkopf; für einen winzigen Moment sehe ich die Angst in seinen Augen blitzen, doch der der Gedanke was er mit dir getan hätte, lässt mich kein Mitleid empfinden, ein harter Ruck und er liegt nach Luft schnappend am Boden. Angeekelt blicke ich auf ihn herab, sein Todeskampf, das blau anlaufende Gesicht, die hervortretenden Augen, nein, so grausam es sein mag, für seine Taten hatte er hundertmal den Tod verdient.

Als ich mich umdrehe scharren seine Füße ein letztes Mal im Dreck und seine Männer treten vor mir zurück. Auch der kleine, schmierige Habenichts scheint sein Ende nahen zu sehen, daher schreit er bei meinem Blick auf und rennt wie von Sinnen hinaus in die offene Wüste. Welch ein Narr!
Hassan indessen befiehlt seinen Männern indessen dir eine Decke zu bringen um deine Blöße zu verbergen und den Sklavenhändlern das weite zu suchen, was diese sich nicht zweimal sagen lassen.

Erleichtert trete ich auf Hassan zu, ergreife seine Hand und danke ihm vom ganzen Herzen für sein schicksalhaftes Eingreifen in der Stunde unserer höchsten Not. Er aber bedeutet uns aufzusitzen und ihm zu folgen und so beruhigen wir unsere noch verstörten Kamele und machen uns an der Seite der Nomadenbande auf den Weg.
Ohne großes Vorgeplänkel schiebt er sein Kamel zwischen unsere und erklärt uns den raschen Aufbruch, nicht ohne das es uns entgangen wäre, wie seine Männer die beiden Leichen plünderten. Er sei durch die momentanen Verhältnisse dazu gezwungen für seine Nomadenbande die Routen, Stärken und Zeiten der Karawanen auszukundschaften, daher auch unser Treffen in Al – Wajh. Ferner werden die Überlebenden sicherlich die Stadtwache, wenn nicht sogar die Armee auf den Plan rufen und ein solches zusammentreffen wünscht er ja nun zu verhindern. Uns dagegen hatte er anfangs für ein paar betuchte Reisende gehalten und unsere Verfolger als eine konkurrierende Räuberbande, was natürlich für das Geschäft nicht tragbar war. Lachend, danke ich nochmals Ra für seine Fügung und lausche weiterhin den Erzählungen Hassans, der glücklich zu sein scheint, endlich wieder mit jemanden in der ägyptischen Zunge reden zu können. So bemerken wir nicht, das es langsam Abend wird und wir noch immer nicht Al – Jawf erreicht haben. Unterbrechend bittest du ihn um Auskunft, erscheint es dir doch seltsam, dass er uns abseits der Pfade in die Wüste führt.

Ein wenig erstaunt blickt er von dir zu mir und gibt bereitwillig Auskunft, dass wir in Al – Jawf zu der jetzigen Zeit wohl kaum willkommen geheißen würden. Sei doch gerade dort die Hochburg der Sklavenhändler zu finden, die die dortige Stadt als Ausgangspunkt nutzten um der negriden Einwohner habhaft zu werden. Mit einigem Nachdruck schlägt er uns eine Umgehung Richtung Badanah vor, wo ein mächtiger Sultan seine ausländischen Gäste mit höchstem Respekt behandelt. Ein Stück des Weges würde uns Hassan noch begleiten, bis sie wieder ihrem etwas morbiden Geschäft nachgehen würden und so soll es uns genug sein.

Seltsam wird es allerdings als der Abend in die kalte Nacht übergeht und die Räuber um uns keine Anstalten treffen um ein Nachtlager aufzubauen, so legt sich die Dunkelheit einem samtenen Tuche gleich um unsere Gestalten und nur der Mond strahlt uns den Weg. Längst schon reiten wir wieder Seite an Seite und halten uns bei den Händen. Die kühle Nachtluft, das wenige Licht und der ungewohnt nasse Duft der Luft lässt uns wie in einem Traum wandeln. Gestalten scheinen sich aus dem Dunkel hervorzuschälen und wieder zu verschwinden, Irrlichter, projiziert auf unserer überanstrengten Netzhaut, lassen uns Geister sehen und unmerkliche Brisen lassen uns in unserer Hülle erschaudern. Selbst die uns eigentlich vertraut gewordenen nächtlichen Tierrufe, meist hoch und schrill, lassen uns diesen Nachtmarsch übersinnlich erscheinen. Leise, um diesen Moment nicht zu stören, flüstere ich dir ins Ohr, wie sehr ich dich liebe, was du mir bedeutest und wie glücklich ich mich schätze mit dir, trotz aller Gefahren und Wirrungen, diese Reise zu unternehmen. Du lächelst, inzwischen mehr als müde, dein wundersames Lächeln und schweigst. War es nicht der einfache Wunsch die Wüste kennen zu lernen? Nun, du siehst was ein einfacher Wunsch von dir bei mir zu leisten vermag.

Kurz vor Beginn der Dämmerung gibt es an der Spitze ein kurzes Handgemenge als ein Bandit einem anderen, der offensichtlich eingeschlafen war, versucht hatte zu bestehlen. Zwar waren es nur Schemen die wir erkennen konnten und doch sah die anschließende Prügelei, in deren Verlauf sie aus dem Sattel fielen, mehr als belustigend aus. So grinsten wir in die einsetzende, steife Brise und fassten uns wieder fester bei den Händen.

So war ich dann wohl nach einer Weile eingeschlafen und wurde erst durch deinen verzückten Ausruf geweckt. Verschlafen schaute ich auf und erblickte Ra persönlich. Strahlend am Himmel ging er auf, rot, orange zum Himmel ins lilande übergehend. Sanfte, farbige Wölkchen umgaben seine Corona wie eine Krone. Erhaben auch der Ort wo sich die Sonne gefiel aufzusteigen, leuchtete doch blutrot in ihrem Zentrum am Horizont doch eine alte Stufenpyramide der Aschschurer. Die Aschschurer die du später als die Assyrer kennen wirst. Hoffnungsvoll schaue ich in Richtung Hassans und bin beglückt das er den rechten Weg wählt. Schon lange habe ich mich gefragt wo denn der Unterschlupf unserer unedlen Retter zu finden sein mag. Verliebt schaue ich zu Boden, sehe ich hier doch endlich mal wieder vereinzelte grüne Büschel, kleine Sträucher und dergleichen mehr. Nun, bevor die Hitze des Tages seine Kraft entfaltet, blühen die Knospen auf und umgeben von dem warmen Licht blitzen ihre weißen, blauen und gelben kräftigen Farben, gleich einer Sonate großer Meister, für die Schönheit der Natur. Ich blicke zur Seite und sehe dich strahlen, auch du bist eine Blüte, reich und stark, anmutig und natürlich elegant. Wenn den nur die Männer um uns und der miefige Geruch unserer Reittiere nicht wär, ich würde sofort über dich herfallen. Dich vom Sattel heben, deinen wunderbaren Leib in das Blumenmeer betten und dich sanft verwöhnen.

Mit diesen Gedanken nähern wir uns dem nicht allzu großen Bau, doch schon von weiten lassen sich die alten, bemalten Keramikplatten erkennen mit denen einst dieses Grabmal verklinkert worden ist. Ein naher Reiter, mir scheint es ein Kameluk zu sein, der die ägyptische Sprache wohl zu beherrschen scheint, radebrecht, deutend auf das Monument: Dies ist das Heim Assurnasirpal dem II. Und grinst selbstgefällig in seinen Umhang. Etwas düster kläre ich dich auf das dieser in der letzten Dynastie unserer Pharaonen in einer gigantischen Schlacht ein Expeditionsheer unseres Kantons vernichtend schlug und somit das Reich der Aschschurer die Vorherrschaft unserer östlichsten Mittelmeerprovinzen sicherte. Aber dies scheint dich wenig zu kümmern und ich entledige mich des unbrauchbaren Gefühls des Patriotismus für diese Stunde.

Alsbald haben wir das Bauwerk erreicht und laben uns an seiner Schönheit. In reich verzierter Handwerkskunst waren reliefartig Schlachten dargestellt worden. Mit viel Mühe und Zeit waren die Kacheln kunstvoll bemalt und in heißen Feuern glasiert worden und noch hatte der Zahn der Zeit nicht allzu sehr an ihnen genagt. Faszinierend auch die unterschiedlichen Arten der Symbolik. Bevorzugten doch die Ägypter die geraden und huldigten der Symmetrie, so obwiegten hier doch dir runden Formen, weich und sanft, lebendig und natürlicher.

Ich fragte mich schon ob diese Bande ihr Lager in der Pyramide hatten und so lästerlich mit den toten Großen umging, doch da umrundeten wir die südwestliche Ecke und fanden eine Totenstadt, eine Nekropole vor uns wieder. Viele Gebäude, nicht für die Ewigkeit errichtet, waren bereits eingestürzt und von Sand und Pflanzen zugedeckt, aber sie boten den Lebenden noch einen Dienst. Sie schirmten so die wärmenden Feuer vor der Sicht von Spähern ab, schenkten Schutz vor den Unbilden der Natur und ließen einem heimelig ums Herz werden. So trabten wir, beobachten von wachsamen Posten in das Lager und wurden von Hassan in sein Zelt geführt, wo er selbst todmüde sich in einem Separat in die Kissen gleiten ließ. Dankbar nahmen wir sein Angebot an und entledigen uns in diesem warmgehaltenen Zelt nur unserer sandigen Oberbekleidung. Noch immer trägst du deine zerrissenen Kleider und so hole ich dir, alleine um den schlechten Nachgeschmack los zu werden, dir Frisches aus unseren Satteltaschen. Leidig lächelnd bemerke ich das es dein letztes Gewand ist, verloren wir doch viele in dem Sturm am Fuße des Jabal Sha´Ib al – Banat, dann verbrannte ich nach der Schlacht eines und nun wurde dir das eine von habgierigen Vergewaltigern zerrissen. Eigentlich erstaunt es mich wie gut du das alles wegsteckst, dich erholst von den Schlägen die dein Schicksal zu sein scheinen und ich bin einmal mehr mir meiner Liebe bewusst, die mir wahrscheinlich ein gnädiger Gott eingab, um dir in deinen schweren Stunden ein wenig Linderung zu verschaffen. Das Gewand wie eine Ikone haltend stampfe ich müde zurück und kuschel mich wärmend an deinen erschöpften Körper.

Diesen Morgen erwache ich allein und blicke mich erschreckt und irritiert um, muffiger Geruch, zerschlissene Decken und ein unbekannter Baldachin reißen mich jäh aus dem Schlaf. Mich schnell ankleidend stürze ich aus dem heruntergekommenen Pavillon und blicke mich hastig nach dir um. Aufatmend sehe ich dich an dem Sockel der Pyramide herumstreifen, spielerisch deine Hände über die Fliesen gleitend bewunderst du die Pracht der Vergangenen. Die Sonne steht bereits am Himmel und doch bleibt die Hitze erträglich, ein sanfter Wind weht und bauscht dein Haar, spielt mit ihm und lässt mich Gestalten sehen die auf deinem Haupte tanzen, wie Edle in einem Reigen. Nun schickst du dich an die erste Stufe zu ersteigen und argwöhnisch blicke ich die Wächter an, ob sie es denn als anstößig betrachten würden, ob dieses lästerlichen Verhaltens einer Frau, doch sie blicken dir nur mit typisch männlichen Interesse nach und oblassen es den Göttern darüber zu richten. Lächelnd überlass ich dich deinem Entdeckungsdrang und kehre in Hassans Zelt zurück.

Mich meiner morgendlichen Gedanken erinnernd nehme ich dein Gewand an mich und suche eine alte Frau auf, die ich bereits morgens an einem Feuer entdeckt hatte. Freundlich spreche ich sie an, bemerke jedoch schnell das sie mich nicht versteht; im Gegenteil, das sie mich misstrauisch beäugt, was ich denn von ihr wolle. So zeige ich ihr das zerrissene Kleid und deute die mit der universellen Sprache de Gesten das nähen an. Zahnlos lachend bedeutet sie mir das Flickzeug ihr zu überlassen und alle Mühe scheitert an ihrer Rolle als Frau. Eine Frau näht und wäscht, undenkbar ist es für sie, das ein Mann eine Nadel zur Hand nähme und begänne zu nähen und so drücke ich ihr ein paar Kupferlinge in die Hand und deute der Sonne folgend in Richtung Westen und sie nickt verständig und zeigt mir wiederum ihr zahnloses Lächeln. Von dieser Arbeit befreit widme ich mich nun den Kamelen, striegele sie, putze ihre Nüstern, lass sie saufen und fressen und betrachte mit halb laienhaften Blick ihre Hufe. Auch überprüfe ich die Stellen wo die Sattel und die Taschen in das Fleisch der Tiere schneiden, aber meine Wahl war gut, Hammada und Hammanich sind stark und robust, gelehrig und folgsam, sie werden auch den Rest unserer Reise kraftvolle Partner sein.

Wie lange haben wir schon nicht mehr gegessen? Dies schießt mir mit einer Plötzlichkeit in den Kopf als mein Magen sich mit einem schmerzhaften Stechen in mein Bewusstsein drängt. Schon lange spürte ich das stetig lockerer werdende Beinkleid und auch das deine abnehmen, was dich irgendwie aus einem für mich unbegreiflichen Grunde nicht sonderlich aufregte. So betrachte ich es jetzt als meine dringendste Aufgabe endlich etwas vernünftiges zu Essen zu besorgen und beobachtete das nun stetig reger werdende Treiben im Lager. Wurde hier nicht Brot gebacken? Und hier nicht Milch von mageren Zicken gemolken? Kam hier nicht ein bärtiger alter Mann mit einem Sack Datteln daher und bot dort nicht einer Oliven und schmackhafte Kleinvögel an? So dauerte es seine Zeit und kostete ein wenig unserer Reiskasse, doch letztlich bereitete ich unserem hungrigen Gastgeber und dir ein köstliches Mahl. Über Feuer gerösteten Wachteln, in Honig eingelegten Datteln, dünnes mit Pfeffer gewürztem Fladenbrot und reiche Ziegenmilch erwarten dich, das du gleich dankbar und mit einem solchen Kuss annimmst das es Hassan einen neidischen Blick entfahren lässt. Trotz meines eigenen Hungers schaue ich dir verzückt zu wie du fast gierig das Schmackhafte auf deine Tonschüssel schaufelst und mit dem dir eigenen Genuss verzehrst.

Gesprächig teilt uns Hassan mit das Medinet Habu nicht mehr allzu weit von hier liegt und die seine Bande in dieser Gegend alleinig dominierend ist. Nur noch ein Tagesritt ist zu bewältigend und wir werden endlich unser Ziel erreicht haben. So frohlocken wir, denn allmählich ist uns das beißen der Sandflöhe unter unseren Gewändern ein Horror geworden der kaum noch tragbar ist. Noch mit dem Gedanken eines Mittagsschläfchen hadernd führen wir unsere Kamele zu einer Zisterne und tränken das arme Vieh und füllen unserer Wasservorräte wieder auf. Auch mit Brot und gedörrtem Fleisch habe ich uns hinreichend versorgt und so nutzen wir die Sonne im Rücken um unseren Weg wieder einzuschlagen. Entlang der alten Pyramide die in ein paar Jahrhunderten ein raub der Wüste werden wird, vorbei an den Zelten und Ruinen der Nekropole und ihrer lebendigen Bewohner und hinein in die Savanne die den stolzen Namen Al – Athamin trägt.

So nah an der Zeltstadt treffen wir auf kaum ein Lebewesen was sich als essbar erweist, beweißt dieses doch wie lange hier die Banditen Hassans bereits hausen. Und dennoch lugt immer wieder mal ein listiger Wüstenfuchs aus seinem Bau und beobachtet argwöhnisch unsere Route. Auch Schlangen und Skorpione bleiben in einer gewissen Distanz stehen, heben die Köpfe oder spreizen ihre Scheren. Über all jenem Vater Ra und der samtblaue Vorhang, der den Schlaf der Sterne verbirgt.

Müde betrachte ich die Hufe von Hammada, wie er in steter Monotonie bei jedem Schritt den Staub aufwirbelt, der tanzend in kleinen Spiralen sich an seinen kraftvollen Beinen seinen Weg zu dir hoch sucht. Auch du sitzt recht übernächtigt in deinem Sattel zwischen den Höckern und blickst in die Ferne. Was du wohl in jenem Moment denken magst? Mit deinen schwarzen Lippen und Augen mutetest du mir wie eine Priesterin der Sekhet an. Doch was wagt es da mir den Blick zu stören? Plötzlich werde ich mir der dutzenden von Fliegen bewusst die um mich surren und sich auf meinen Gesicht niederzulassen suchen und blicke an mir herab. Ein kleiner Aufschrei des Ärgers widerfährt mir, das Blut des Meuchlers an meinen Schwert, wie konnte ich das nur vergessen! Erbost über meine Unachtsamkeit ziehe ich die Klinge blank und beginne sie hastig zu reinigen, doch es ist zu spät, die Fliegen sind da und sie werden mich den Rest unserer Reise nicht mehr verlassen und so begnüge ich mich grunzend damit, das lästige Volk mit einer improvisierten Klatsche Herr zu werden.
Lachend nimmst du teil an meiner Jagd und lauerst der einen oder anderen Flieg mit kindlichem Geschick auf, zumindest solang bis dich die stetig größer werdenden Schwärme als ein ebenso lohnendes Ziel entdecken und mir ein nicht gewolltes, aber dennoch schadenfrohes grinsen entlocken.

Um dir das Ungemach ein wenig zu erleichtern, erzähle ich dir von dem Land durch das wir jetzt reisen: Chaldaia, oder wie ich es dir benannte: Chaldäa. Hier lebten und leben seit Beginn der Zeitrechnung die Stämme der Aramäer, die unserer Zeit, in der wir hier schreiten, ein Teil Aschschuriens sind. Sie würden in späterer Zeit ihren Pfad als Teil des babylonischen und römischen Reiches finden, bis hin zu dem zukünftigen Irak. Ich plaudere von den Sitten und Gebräuchen, sofern mir bekannt, stelle Warnungen und pflege Wünsche und oblass es dir in der Gegend neue Wunder zu entdecken. Es weilt nicht lange und du machst mich auf den Geruch von Wasser und dem mächtigen Rauschen eines Stromes aufmerksam. Suchend stelle ich mich in den Sattel, überzeugt davon dir ein Paradebeispiel an männlicher Geschicklichkeit und Mut bieten zu können, als du es mir bereits nachtust. Schmunzelnd suche ich weiter den Horizont ab und entdecke in der Ferne die Strohmasten eines einfachen Fischerdorfes; zu klein als das es von unseren Karten in Karnak hätte erfasst werden können. Ihrem Instinkt folgend sind die Kamele bereits vor langer Zeit ein wenig schneller geworden und laufen direkt das heimelige Dorf an. Auch unsere Umgebung hat sich verändert. Ließ man die doch sehr primitiven Wasserförderanlagen außer acht, so hatte man doch das Gefühl sich auf den Nil zu zu bewegen. Vögel glitten im tiefen Abendrot durch die Luft und setzten ab und an einen kleinen, spitzen Schrei ab. Langsam wuchsen auch kleine Gestalten aus den verwaschenen Konturen heran und blickten uns neugierig entgegen.

Keine Jungen, bekleidetet in Sackähnlichen Gewändern die man hierzulande Jelhabia nannte, kamen uns freudig winkend entgegen. Lautes Gejohle und aufgeregte Blicke lassen unsere Herzen höher schlagen. Man kommt sich vor als wenn man nach langer Abwesenheit zu Hause willkommen geheißen würde. Alsbald umliefen sie uns und stellten in ihrer Sprache plappernd viele Fragen, auf die wir immer wieder nur lächelnd den Kopf schütteln konnten. Als sie begriffen das wir kein Wort verstanden begannen sie unsere Beine zu streicheln und so manches gewitzte Auge versuchte zu schätzen was wir wohl in unseren Satteltaschen mit uns daherbrachten. Auch die Alten waren derzeit am Dorfrand erschienen und musterten uns mit viel Freude und ein wenig Misstrauen. Was wollten diese Fremden hier? Brachten sie Glück oder Leid?

Nun, zumindest dem Fährmann brachten wir Glück indem wir uns eine Fahrt über den Euphrat sicherten, aber bevor es soweit war umringte uns das Fischervolk und bat in der uns bereits gewohnten Art und Weise um Bakschisch, dem traditionellen Almosen. Dazu kamen die Krämer mit ihren Wunderamuletten und -tränken, die Fischer mit ausgesuchten Fängen, die allerdings auch schon ein wenig rochen und so weiter und so fort. Lange debattierten wir darüber, aufgrund der Menge schreiend, ob wir denn die Nacht hier verbringen wollten, doch aufgrund einer Ahnung von dir, weiß der große Vater im Himmel woher du sie hattest, beschlossen wir noch in dieser Nacht die Überfahrt zu wagen. Und so wurden unsere plötzlich widerspenstig gewordenen haarigen Kameraden auf das schauderhaft wackelnde Floß gebracht und wenig würdevoll, aber gekonnt verzurrt. Erschöpft nehmen wir unter einem schmucklosen, aber wirkungsvollen Baldachin Platz und genießen die leiser werdenden Stimmen am Ufer und das raue singen der Vögel. Der Fährmann selbst, ein Mann dem man für irgendein Verbrechen wohl mal die Zunge herausgeschnitten hatte, stakte ruhig und konzentriert durch die Strömung und so waren wir ganz für uns allein. Hinter uns die untergehende Sonne, vor uns das Zelt der Sterne, um uns das Lebensbringende Nass des mesopotamischen Stromlandes. Verzückt schmiege ich mich in das Geräusch des quirligen Wassers, das leise an den Rumpf platscht, genieße den kühlenden Wind auf meiner sonnenverbrannten Haut und mein Herz macht einen Satz als du dich über mich beugst und mir einen tiefen, langen Kuss gibst. So frei von Sorge und Wehmut ist unsere Reise zu diesem Jetzt und wir wissen es zusammen zu genießen. Lachend sehe ich dich zusammenschrecken als ein malerischer Schwarm Reiher krächzend über uns hinweg zieht. Wo mag heute wohl ihr Ziel liegen? Steuerbord zieht eine kleine Flotte Fischerboote von ihrem Tagewerk den Strom hinab und fröhlich sind die Menschen die uns dort zuwinken. Ich betrachte dich von der Seite, deine schöner Mund, deine blitzenden Zähne, die herrlichen kleinen Lachfalten, deine Stupsnase, deine geschwungenen Wangenknochen, das lebenslustige glitzern deiner Augen, ich könnt mich jeden Tag aufs neue in dich verlieben, wenn dies nicht bereits seit langem beschlossene Sache wär. Yuchzend unterbrichst du meine kleine Liebäugelei und deutest aufgeregt nach oben. Dort oben war ein einzelner Reiher, offenbar auf der Suche nach einem Schwarm um sich ihm anzuschließen zu sehen, doch geschickt in der Nähe des Wassers hattest du auch einen Sperber entdeckt, offensichtlich auf der Jagd. Bei dem Sperber hatte es den Anschein als eile er zu einer Begrüßung. Mühelos die Schwingen bewegend, gewann er rasch an Höhe, ohne jedoch auf den Reiher einzudringen. Dieser, nun aufmerksam geworden, fing jetzt an, sich emporzuschrauben und geraume Zeit konnte man meinen, hier sei ein Spiel im Gange, wer denn höher fliegen könne.

Endlich gelang es dem Sperber, seine Beute zu übersteigen, worauf dieser im Nu sein Verhalten änderte. Wir sahen deutlich, wie er den Kopf mit dem spitzen Schnabel nach oben bog. Obwohl ich wusste, dass diese Taktik in der Regel nur bei unerfahrenen Raubvögeln Aussicht auf Erfolg hatte, entrang sich mir ein Stöhnen; denn wie stets bei diesem Kampf hatte es den Anschein, das der Sperber, wenn er angriff, aufgespießt werden würde. Für die Dauer von zwei Wimpernschlägen leuchtete seine Unterseite rot in der fast versunkenen Sonne auf, dann legte er die Schwingen an und stieß herab. Ein verzweifeltes Krächzen ertönte. Beide Tiere wirbelten in die Tiefe und trennten sich in einem Meer aus Federn wieder. Da gelang es dem Reiher sich zu fangen und streifte so schnell er konnte über die Wasserfläche hinweg. Der Sperber begann nun enttäuscht zu lahnen, doch die Lust auf einen zweiten Angriff war ihm wohl vergangen und so zog er unverrichteter Dinge knapp über unsere Fähre fliegend, seinem Horst entgegen.

So blickten wir ihm noch lange hinterher bis die Dunkelheit auch seine Konturen verwischten und wir uns jetzt einer kühleren Brise ausgesetzt sahen. Schnell hole ich ein paar Decken und wickele sie um deinen fröstelnden Leib. Eng rutschst du an mich und bettest deinen Kopf an meiner Brust, zärtlich wandern deine Finger über meine Seiten, während ich dir sanft den Rücken streichele. Ein Hauch von Göttlichkeit und die Aufregung macht wieder der satten Zufriedenheit Platz. Nicht lange und der einschläfernde Wellengang hat dich in Morpheus Arme geschunkelt. Noch weit lausche ich in dieser Nacht deinem ruhigen Atem bis auch mich ein gnädiger Gott in das Reich der Träume einziehen lässt.

Ein schwarzes Himmelszelt über uns, das kreischen der Seevögel, gutturale Stimmen und ein Fährstock der gegen meinen Stiefelschaft stößt. Benommen richte ich mich auf und blicke mich um. Auch du wirst durch meine jähe Bewegung wach und wirkst irritiert. Wir sind bereits da, ein nach faulem Holz riechender Steg, zahllose bunte Segel und ein erschöpft wirkender Fährmann verkünden uns die Ankunft in einem Fischerdorf namens Hindijja. Mühsam recken wir unsere müden Glieder und verpacken unsere wenigen Habseligkeiten in den Satteltaschen Hammadas und Hammanichs. Gähnend blicke ich mich um und stehe einem Offizier fast auf seinen seltsamen nach oben geschwungenen Schuhen. Finstere dunkle Augen und ebenso finsteren Augenbrauen scheinen mich geradezu durchleuchten zu wollen. Überhaupt ist dieser babylonische Soldat ein sonderbar anzusehendes Bürschlein. Ein hoher Spitzhelm mit darum gewickelten Turban, schwarzes lockiges Haar und ein ebenso gelockter Bart lassen nicht viel von seiner Mimik erkennen. Die schrillen Farben seines Burnus unter dem Lederharnisch und seine weiten pludigren Hosen, dazu die wie gesagt seltsamen Schnabelschuhe; ich bin herzlich bemüht nicht sofort in Heiterkeit auszubrechen. Schnell wird mir klar, das dieser Mann wohl den Zöllner darstellen soll und so radebrechen wir mit dem bisschen, was ich der persischen Sprache mächtig bin und bezahlen unseren Soll an 4 Sickeln. Mich deucht zwar das ich zuviel bezahlt habe, aber das soll unser Kummer jetzt nicht sein. Bereitwillig hilft er uns dann sogar unsere beiden Kamele, in der einsetzenden Dämmerung, von den nur allzu wackeligen Planken auf festen Boden zu bekommen, bevor er sich einer raufenden Meute Fischer zuwendet.

Knurrend lassen sich unsere Mägen vernehmen und so bleiben wir nicht lange auf der staubigen Strasse und kehren in das erste Wirtshaus ein. Ein untersetzter alter Mann mit einem mächtigen Schnurrbart kommt uns bereits an der Tür entgegen und bittet uns an einem seiner besseren Tische Platz zu nehmen. Als er bemerkt das keine Verständigung zu erreichen ist, er sich allerdings auch wiederum versichert hat das wir zahlungskräftig sind, ruft er nach zwei Frauen, die sogleich, als haben sie nur auf uns gewartet eine große Platte mit Fladenbroten und eine ebenso große Schüssel mit dampfender, wohlriechender Fischsuppe herantragen. Fischsuppe zum Frühstück, so blicken wir uns an, doch mich solle es nicht stören und greife nach dem hölzernen Löffel und einem Brot. Bereits die ersten Happen lassen mich meine Vorbehalte gegenüber Fisch vergessen und hungrig lange ich zu. Auch dir scheint es zu behagen und zufrieden schaut uns der Wirt beim essen zu. Interessiert blicken wir uns dabei um. Die Lehmwände sind hier innen mit weißen Kalk verputzt, die Tische aus dem harten, wenn auch widerspenstigen, Zedernholz durchsetzen diese Stube und der mit frischem Sand ausgelegte Boden rundet das gemütliche Heim ab. Auch die starken Gerüche von Gewürzen und uns unbekannten Gemüse schmeichelt unseren Nasen. Feine Lichtstrahlen der Sonne, wohl durchdacht durch fast zugezogene Fenster fallend, erhellen den Raum soweit das die heimelige Atmosphäre unterstrichen wird. Alte Fischernetze und Reusen hängen an den Decken und die Halterungen an den Wänden lassen erkennen, das auch in der Nacht, ein paar Suchende hier ihr Ziel finden können. Die dicken Ballenkissen, offensichtlich mit Kamelhaar gestopft sind auch für unsere etwas wunden Gesäße ein Genuss. Unterdes kommt ein kleines Mädchen zur Tür herein, wie ein dunkelhaariger Engel mit großen schwarzen Augen und überreicht dir einen Strauß saftiger Blumen und Riedgräser. Ganz entzückt bist du von der Kleinen und setzt sie zu dir auf deinen Schoss. Schüchtern befingert das Mädel dein Haar und kichert verhalten. Als ich dir in deine Augen schaue bemerke ich auch einen fahlen Glanz von Sehnsucht, du vermisst etwas, auch wenn du nicht sagen kannst was es ist; doch beruhigend flüstere ich dir ins Ohr das du bald wieder vereint ist. Fragend schaust du mich an, verstehst du den Sinn meiner Worte doch nicht, aber ich hülle mich in gefräßiges Schweigen und so spielst du, deinen Hunger bereits gestillt mit dem Mädchen, flechtest ihr Zöpfe in ihr dickes Haar und herzt sie das man neidisch werden könnt.

Auch andere Gäste haben sich inzwischen eingefunden und ein munteres regen und Geplapper füllt dies Haus mit Leben. Offenbar ist Hindijja ein Handelsumschlagplatz und die großen Gebäude, die ich vorhin im diffusen Licht für Grabmäler hielt, Lager. Neger, Perser und sogar zwei Griechen und Syrer frönen hier wie wir der schmackhaften Suppe, gehen Wachslisten durch oder zählen in selbstzufriedener Art ihre Gelder. Wirkte das eben noch leere Wirtshaus noch ruhig in seinen nüchternen Farben, so herrscht jetzt ein Chaos an schrillen Farben und unterschiedlichsten Kostümierungen. Auch die Geräusche von der Strasse sind nicht mehr zu hören, mischen sich hier die gutturalen mit dem griechischen und phönizischem, wechseln sich dunkle und seltsam helle Stimmen ab. Lachend, als mir dies auffällt erzähle ich dir, das es in diesem Land die seltsame Sitte gäbe, Männer für bestimmte Untaten oder für besondere Aufgaben zu entmannen. Schnell habe ich sie dir auch gezeigt, neigen solche Eunuchen doch dazu sehr groß und recht fett zu werden. Aber dein Wissensdurst erschöpft sich bereits bei der Kleinen die jetzt aufgeregt dir ein seltsames Amulett hinhält. Ein kleinen Löwen aus Lapislazuli. Eigentümlich bestaunst das kostbare Stück und drehst und wendest es in deinen Händen.

Schließlich bitte ich dich aufzustehen und uns weiter unserer Wege ziehen zu lassen. Nur widerstrebend lässt du die Kleine von deinen Knien gleiten und schließt dich mir an. Großzügig entlohne ich den Wirt, der seinerseits einer seiner Frauen befiehlt uns unsere Kamele zu holen. Draußen herrscht bereits ein eitler Sonnenschein an einem strahlend blauen Himmel. Die Seevögel sind inzwischen den Fischern auf den Euphrat gefolgt und auf der festgestampften Strasse ziehen scheinbar endlose Schlangen aus Kamelen, Maultieren, Pferden und Sänften. Einige Gassenbuden haben ebenfalls bereits geöffnet und bieten lautstark ihre Waren feil. Auf ein tiefes Luftholen nach dem opulenten Mal verzichte ich jedoch, ist der Geruch der vielen Menschen und Tiere fast unerträglich. Zahlreiche Fliegenschwärme machen sich bereits über die stets sich findenlassenden Haufen her und so mancher scheint die Nebenstrassen als Abort für sich entdeckt zu haben. Angewidert versteckst du deine Nase in deinem Blumenstrauß, während mir nur ein Stück Stoff zu helfen vermag. Hammada dagegen scheint recht ausgelassen, flehmt er doch mit hochgezogener, schaumbedeckter Oberlippe einem manchen läufigen Weibchen nach. Nur ruhig, mein Freund, denke ich, für jeden gibt es seine Stunde und so ein wackerer Gefährte wie du, hat es sich verdient sich Nachkommen zu schaffen. So fange ich deinen halb erstaunten, halb fragenden Blick auf und muss herzlich losprusten. Als ich dir von meinem Gedankengang berichte schüttelst du nur lächelnd den Kopf, streichst über die Flanken von Hammanich und sagst nur: Männer!

So reihen wir uns in die sich windende Schlange ein und folgen der Hauptstrasse entlang Richtung der Stadt Babylon. Bereits von weitem lassen sich die mächtigen Mauern, verzierten Zinnen und die Kuppeln der prächtigen Paläste erkennen. Bunte Fahnen hängen von den Wällen und zahlreiche, buntgekleidete Kaveleriesoldaten sorgen für Ordnung. Das Herzstück des mächtigen Reiches in Kleinasien ist erreicht.

Um uns nicht die Zeit allzu lang werden zu lassen und um die Gedanken auf etwas anderes als den Gestank zu richten erzähle ich dir von Babylon. Lächelnd merke ich das ich denn griechischen Namen für diese Stadt verwende und kläre dich auf das diese Stadt im Hier und Jetzt dem Namen Akkad trägt und sich die hier ansässigen Babylonier und Chaldäer lieber als Sumerer bezeichnen. Zur Zeit herrscht in diesem monumentalen Zentrum der chaldäische König Nabupolassar mit eiserner Faust, doch Fremden aus fernen Ländern soll er sehr aufgeschlossen sein und so fürchte ich nicht um unsere Sicherheit. Mit einiger Belustigung deute ich auf einen kleinen Schrein am Wegesrand, wo einige ärmere Menschen knien ihrem Gott, Marduk, kleine Opfergaben für eine gelungene, sichere Heimkehr anbieten. Etwas wehmütig denke ich hier an die glanzvollen Zeremonien in den Häusern des Osiris, Ra, Horus, Amun und der vielen, vielen anderen Götter. Insbesondere Menthu, dem Gott des Krieges werde ich zu danken haben, dass er uns so heil über den gefährlichen Weg geholfen hat. Doch weiter schweifen meine Gedanken und so erzähle ich dir weiter das hier zum Beispiel mit dem Schuldrecht der erste Kapitalismus der Welt entstanden war. Und ebenso all die prächtigen Werke der Mathematik, Kunst und Musik; sowie nicht zuletzt eines der sieben Weltwunder, welches ja unser Ziel ist. Die Hängenden Gärten im Palast des Semirabis.

Erstaunt bemerke ich das wir vor dem berühmten Ischtartor, oder auch Inanna-Bogen angekommen sind. Bewundernd betrachtest du das mit blauen, glasierten Ziegeln versehene Mauerwerk, die schweren bronzenen Tore und die reliefartigen eingesetzten Einhörner, Pflanzen und Ornatiken. Geschwungene Zinnen wirken eher einladend als abschreckend und die Sonne gleißt auf jeder einzelner Kachel, so das man die Augen zusammendrücken muss um nicht von dem Glanz geblendet zu werden. Wahre Pracht und Größe verspricht das Tor bereits von weitem jeden der diese Stadt besuchen will. Grübelnd blicke ich in die Stadt hinein, hier wird in ein paar hundert Jahren mit dem Turmbau zu Abel begonnen werden und Gott, der derzeit seine Schafe in assyrsicher Knechtschaft weiß, wird sich zeigen und der Welt neue Sprachen schenken, doch dies soll jetzt nicht unseren Triumph stören.

Freundlich zeige ich dem uns anhaltenden Posten unsere Zollgenehmigung und reite mit dir an meiner Hand durch das Tor. Hatten wir innerhalb der Mauern ein wenig Ruhe erwartet so sehen wir uns jetzt getäuscht. Wie ein Kaleidoskop für die Sinne wirbelt hier das Leben. Händler, Sklaven, Reiche und Arme; Pelze, Seidenballen, Geschmeide und dienstbare Geister alle umringen sie uns; fragend, fordernd, begierig und bettelnd. Ein wenig angewidert führe ich uns in eine etwas weniger belaufene Seitengasse und schüttele mir den Reisestaub aus Gewand und Haar. Mit einer lächelnden Verbeugung heiße ich dich in diesem Ort der Wunder willkommen. Eine Pause will ich uns nun aber auch nicht mehr gönnen und bitte dich mir vertrauensvoll zu folgen.

Abseits von der bevölkerten Strasse führe ich dich zum Palast des Tyrannen dieser Stadt, entlang an hängenden Gärten, hohen Bordsteinen, steinernenden Sphinxen und anderer zahllosen Wunder an denen die Menschen seiner Zeit achtlos vorbeigingen, und die uns so unendlich wertvoll sind. So viele Gerüche, Eindrücke sind es die uns gefangen nehmen.

Plötzlich wirst du langsamer und schenkst, mir unverständlich, Hammada eine ungewöhnliche Aufmerksamkeit. Deine zarte Hand fährt ihr unmissverständlich über ihren, wie mir jetzt eigentümlich auffällt, gewölbten Flanken. Schelmisch blicke ich zu Hammanich, doch der blickt mit stoischer Ruhe ein leckeres Kaktusblatt an. Ja, Hammada blickt neuem Leben entgegen. Lachend nehme ich dich in den Arm und schließe deine alles sagenden Lippen mit einem tiefen Kuss. Dennoch lässt du es dir nicht nehmen dein Haupt an den Leib des Kameles zu legen und konzentriert dem schlagen der zwei Herzen zu folgen. Begeistert nimmst du mich bei der Hand und lässt auch mich dem schlagen eines neuen Lebens folgen. Lächelnd schweife ich ab und bemerke dabei doch den gedrückten Ausdruck in deinen Augen. Zu lange habe ich dich schon in diesem Traum gehalten, zu weit habe ich dich von deinen Lieben entfernt und so reiße ich dich fast von Hammada los.

Stürmend zerre ich dich hinter mir her, vorbei an schwarzen, folgenden Augen, blicklosen Tieren, hellen Häusern, finstren Gassen, Lichtern und Dunkelheiten, weiter und weiter, voller Angst verspüre ich das lösen deines Geistes. Nein! Der Traum war zu lang, ich war ein Narr, vertrauensvoll spüre ich den Druck deiner Hand, wissend das du mich nicht alleine lassen willst, den Traum zu Ende fühlen willst. Goldene Löwen, verzierte Mosaike, saftige Kakteen und Palmen fliegen an uns vorbei und die allgegenwärtige Sonne lässt uns das kostbare Wasser an unseren Körper herabfließen. Protestierend willst du mich aufhalten, obwohl verstört, fasziniert von der uns umgebenden Schönheit. Lachend und munkelnd sind die Blicke von Männern, Weibern und Kindern, doch dies soll uns gleich sein. Eisblumen gleich, die des Tages schwinden wollen, hasten wir, denn mein Ziel soll das deine Glück sein. So erreichen wir auch bald das hohe, verzierte Portal des Palastes.

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Texte: Illustration: www.gratis-foto.eu
Tag der Veröffentlichung: 07.08.2010

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