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Sabine lebte mit ihren Eltern in einem kleinen Vorort. Ihre Mutter war immer zuhause. Ihr Vater fuhr während der Woche mit seinem Motorrad täglich zur Arbeit. Er arbeitete in einem Steinbruch – eine schwere Arbeit, von der er spät nachmittags müde nach Hause kam.

An den Fensterscheiben waren Eisblumen. Sabine fand sie wunderschön. Als das kleine Mädchen sie mit dem Finger berührte, entstand an der Stelle ein Guckloch, durch das sie in den Garten schauen konnte. Schon fielen die ersten Schneeflocken. Sabine freute sich riesig. Sie rannte aus dem Haus und versuchte die Schneeflocken mit dem Mund zu fangen. Aus einer Pfütze war eine Schlitterbahn geworden. Sabine konnte mit ihren Freundinnen wunderbar darauf glitschen. Dass sie dabei auch mal auf den Po fiel, tat dem Vergnügen wenig Abbruch.

Puh, aber draußen war es kalt. Da lief sie doch lieber zur Mutter in die warme Küche. Sie wollte mit ihren Puppen spielen. Aber die schwarze Puppe Toxi konnte sie nicht finden, so sehr sie auch suchte. Die Mutter meinte: „Vielleicht hilft sie dem Weihnachtsmann beim Packen er Geschenke ... Wir könnten eigentlich auch dem Weihnachtsmann helfen und Plätzchen backen.“ Die Mutter knetete den Teig. Sabine durfte probieren und Plätzchen ausstechen. Als die Plätzchen im Ofen waren, breitete sich im ganzen Haus ein feiner Duft aus. Ein Plätzchen durfte Sabine essen. Die anderen kühlten aus und wurden dann in Blechdosen verpackt.

Am Tage vor Weihnachten putzte die Mutter das ganze Haus. Der Vater brachte von der Arbeit eine Flasche Asbach Uralt und 6 Kognakschwenker aus dünnen Glas mit Feinschliff. Das alles hatte ihm sein Chef geschenkt. Zufrieden war mein Vater aber nicht. Er war sogar ärgerlich: Viel lieber hätte er Weihnachtsgeld gehabt, wie es in anderen Betrieben gezahlt wurde. Seine Wut konnte er gut abreagieren, als er im Garten einen Tannenbaum fällte.

Den stellte er im Wohnzimmer auf. Dieses Zimmer wurde nur an Sonn- und Feiertagen genutzt und war deshalb kalt. Erst an Heiligabend wurde der Kohleofen mit kleinen Zweigen und Kohlen gefüllt und das Feuer entzündet. Sabine durfte aber nicht ins Wohnzimmer. Sie stand vor der Tür und lauschte auf die geheimnisvollen Geräusche, die ihre Mutter machte.

Nach dem Abendessen ging Sabine mit ihren Eltern zur Kirche. Hier gab es auch einen Tannenbaum. Aber dieser war viel größer als der zuhause. In der Kirche duftete es nach Tannengrün und Kerzen. Und natürlich wurden Weihnachtslieder gesungen, zum Schluss „Stille Nacht, heilige Nacht“. Durch den Schnee gingen sie wieder nach Hause. Die Mutter verschwand wieder im Wohnzimmer. Als sie mit dem Glöckchen klingelte, durften Sabine und der Vater eintreten.

Die Kerzen am Weihnachtsbaum brannten. Auf dem Tisch stand für jeden ein Teller mit Nüssen, einem Apfel, einer Orange und Süßigkeiten. Die Puppe Toxi saß unter dem Tannenbaum und hatte ein hübsches, neues Kleid an. (Das hatte die Mutter selbst genäht, aber das wusste Sabine nicht.) Unter dem Tannenbaum lag noch ein eingepacktes Geschenk. Es war rechteckig und ziemlich schwer. Die Mutter half Sabine das Geschenkband zu lösen und hervor kam: ein dickes Märchenbuch! Die Mutter las die Geschichte von Hänsel und Gretel und Sabine bestaunte die Bilder. Und dann war es schon Zeit für das Bett.

Gute Weih-Nacht!

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Tag der Veröffentlichung: 14.10.2010

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