…Töte! Alle sollen sterben, alle! Sie zerstörten mein Leben und deshalb werde ich ihres zerstören. Heute Nacht auf dem Schulball sterben sie. Ich war ihr Albtraum und nun wird er wahr. Ich habe alles vorbereitet. Mein Teil ist erfüllt und nun musst du deinen erfüllen.
Zusammengekauert sass Mara im dunkelsten Ecken ihres Zimmers. Ganz alles war nicht fertig. Der wichtigste Faktor fehlte noch. Am ganzen Körper zitternd hielt sie ihr Lebenswerk in ihren Händen. Ihr kleines, schwarzes Buch enthielt alle Rituale zur Beschwörung von Finsterwesen. Alle Elemente des Beschwörungskreises musste sie selber heraussuchen und ausprobieren. Je grösser das Finsterwesen, desto gefährlicher war die Beschwörung. Heute Nacht will sie das Grösste rufen. Wahrscheinlich wird es ihr Leben kosten, doch dafür konnte sie die anderen leiden sehen. Endlich werden sie lernen Angst zu haben. Beim Anblick dieses Finsterwesen wissen sie, dass all ihre Existenz ein Fehler war. Und diesen Fehler wird sie heute beheben. Noch ein letztes Mal schaute sie die Symbole und Riten an. Alles stimmte. Alles war perfekt. Langsam stand sie auf und packte ihre Utensilien. Sie überprüfte mehrmals ob sie alles hatte, denn fehlte etwas, war alles umsonst. Sie ging ins Bad und machte sich fertig.
Der Schulball war zu hell und zu farbig. Überall hängte fröhliche Dekoration, Gelächter hörte man von allen Ecken und Main-Stream Musik klang von den grossen Boxen. Doch nicht mehr lange. In weniger als einer Stunde wird ein Blutbad stattfinden und Mara wird mittendrin stehen und lachen.
Wenn die Anderen schreien, wird sie lachen.
Wenn die Anderen versuchen zu fliehen, wird sie lachen.
Wenn die Anderen sterben, wird sie lachen.
Ein Blick auf ihr Handy zeigte ihr, dass ihr Partner seinen Teil eingehalten hat und alle Ausgänge verriegelt hatte.
„Es wird Zeit die richtige Party zu starten“, murmelte sie und machte sich auf den Weg zum DJ. Sie trennte die Kabel zwischen den Boxen und dem Mischpult. Endlich kehrte Stille ein und alle Augen waren auf sie gerichtet. Doch sie wollte ihre Lungen nicht für solchen Abschaum anstrengen. Sie wollte mit solchen niederen Kreaturen nicht reden, sie wollte dass der Spass endlich begann.
„Hey Psycho, mach die Musik wieder an und verschwinde!“
Mara grinste nur und ging hinunter in den Keller der Schule. Sie hörte wie der Schreihals ihr folgte, wie er tobte und sie verfluchte. Ihr grinsen wurde noch breiter und sie öffnete die Türe zu ihrem gemieteten Ritualraum. Sie wollte rechtzeitig anfangen. Sie schloss die Türe und fing an die Kerzen anzuzünden. Der Schreihals hämmerte wie wild an die Türe und langsam ging er ihr auf die Nerven. Doch da kam ihr die Idee. Damit die Beschwörung erfolgreich wird, brauchte sie frisches Blut, je mehr desto besser. In ihrem Plan wollte sie eigentlich das Blutspenden. Doch so sollte es auch funktionieren. Sie nahm ihr Ritualschwert in die Hand und stellte sich zur Tür. Sie schloss auf und der Schreihals stürmte hinein.
„Wo bist du, du Psycho?“
Er stand mit dem Rücken zu ihr und suchte mit seinem Blick den hinteren Teil des Raumes ab. Er verstand viel zu spät wo sie war, denn kaum drehte er sich um, sauste ihr Schwert auf ihn herab und es spritzte Blut. Sein lebloser Körper landete perfekt im Kreis. Sogleich fing die Schrift des Rituals an zu glühen.
„Komm her, Dämon, Herrscher der Finsterwesen! Ich rufe dich!“
Mara rief die Worte mit verrückter Begeisterung. Ein Wind wehte auf und blies die Kerzen aus. Der Raum wurde sofort dunkel. Doch nichts weiteres passierte. Zu ihrer Vorfreude mischte sich Zweifel. Hatte sie etwas falsch gemacht? Hatte sie eine Variabel falsch eingefügt? Hatte das Blut des Abschaums etwas verwischt? War das Blut zu verdreckt gewesen um zu wirken? Sie drehte sich um und wollte das Licht anschalten, doch etwas hielt sie davon ab. Ihr war es vorher nicht aufgefallen, aber im Beschwörungskreis, wo der Dämon auftauchen sollte, war es dunkler als im Raum. Und etwas fehlte. Etwas, dass sie erst gerade hinzugefügt hatte. Da fiel es ihr auf. Der Körper des Opfers war verschwunden! Kaum erkannte sie es wurde es schlagartig kalt. Sie fühlte wie sich eine gewaltige Macht vor ihr sammelte.
„Ein Menschenkind wagt es mich zu rufen! Mich, den Herrscher der Finsterwesen! Und sogar mit verdrecktem Blut! Was erhoffst du dir von mir? Sprich Menschenkind!“
Die Stimme dröhnte durch den ganzen Raum. Sie wusste nicht ob sie eingeschüchtert oder begeistert sein sollte. Sie konnte sich weder bewegen noch den Herrscher sehen, aber das war ihr egal. Das Einzige was zählte, war das kranke Verlangen die Anderen leiden zu sehen. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten und sammelte all ihre Kraft um gegen die lähmende Macht anstehen zu können.
„Ich habe nur eine Bitte“, ihre Augen leuchteten in der Dunkelheit auf.
„Töte!“
Der Herrscher zeigte sich immer noch nicht.
Plötzlich wurde sie mit voller Wucht an die Wand geschlagen. Die Türe brach auf und die ganze Dunkelheit im Raum verschwand. Sie rappelte sich auf und verliess breit grinsend den Raum, das Schwert fest umklammert. Noch bevor Mara den Keller verliess, konnte sie schon die ersten Schreie hören. Sie rannte in den Ballsaal, denn sie wollte das Blutbad nicht verpassen. Jemand rannte Mara Hilfe rufend entgegen. Sie sah den Horror in den Augen der Person und ihr Grinsen wurde breiter. Sie hob das Schwert und zeigt mit der Klinge auf den Brustkorb des Anderen, welcher nun mit vollem Tempo rein rannte. Sie spürte das warme Blut. Wie gut es sich anfühlte. Sie zog das Schwert aus dem Körper und rammte es sogleich wieder hinein und nochmal und nochmal. Es fühlte sich gut an die Wut, den Hass, raus zu lassen.
Sie liess von ihrem Opfer ab und ging weiter. Je weiter sie kam, desto lauter wurde das Geschrei. Und endlich stand sie vor der Türe zum Ballsaal. Sie konnte es kaum erwarten das Schauspiel zu sehen. Sie atmete tief ein und öffnete die grosse Türe. Das Gekreische war ohrenbetäubend. Sie genoss den Klang in ihren Ohren. Vor ihren Augen sah sie wie eine Frau von unsichtbarer Macht in Stücke gerissen wurde. Sie fing an zu lachen, immer lauter und lauter. Ein Schlag in ihr Gesicht liess sie stoppen und zurücktaumeln. Einer ihrer früheren Peiniger stürzte sich auf sie. Er schlug auf sie ein, schrie sie an und verfluchte sie. Mara fing sich wieder und fing an zu lachen, als er versuchte sie zu erwürgen. Ihre Augenfarbe wechselte von Braun zu Blutrot. Ihr Lachen wurde düster. Sie hob das Schwert in ihrer Hand und stach es ihm in den Rücken. Er schrie auf und sie stach immer wieder auf ihn ein, bis er nicht mehr wieder zu erkennen war.
Mara lief den Gang hinab auf der Suche nach neuen Opfern. Der Mond stand blutrot im Himmel, als wolle er sich dem Massaker anpassen. Die Meisten haben sich jetzt versteckt und hinter Türen verschlossen, doch sie wird sie alle kriegen. Alle sollen leiden, ohne Ausnahmen. Sie hörte Schritte. Ihr Kopf wendete sich ruckartig zur Geräusche Quelle. Ein grausiges Knacken ertönte dabei. Die Schritte verstummten. Ihre blutroten Augen suchten den Gang ab nach Leben. Langsam lief sie in die Richtung aus der das Geräusch kam. Ihr Schwert liess sie über den Boden schleifen, sodass es alle hören konnten. Nun hörte sie die Schritte rennen. Mara wartete wenige Sekunden und folgte dann im Laufschritt. Die fliehende Person war langsam. Sie sah die fettliche Blondine rechts in den nächsten Gang abbiegen. Mara wollte sie endlich zur Strecke bringen. Sie hob ihr Schwert und jagte um die Ecke bereit der Anderen die Klinge in den Körper zu bohren. Sie hielt sofort an. Vor war nicht die Blondine wie sie erwartet hatte. Vor ihr war ein Blutbad. Nicht so wie sie es angerichtet hätte, sondern brutaler. Eingeweide lagen verteilt auf dem Boden und der Gang glänzte vom Blut. Mitten darin stand etwas. Es wirkte fast menschlich durch die aufrechte Haltung, doch etwas war anders. Diese Gestalt hatte Flügel, schwarze Flügel, die das Gesamte majestätisch erschienen liess. Sie stand begeistert vor dem Wesen. Es stand mit dem Rücken zu ihr und war beschäftigt die Blondine von vorher auseinander zu reissen. Mara sollte warten bis das Wesen fertig war, doch sie wurde ungeduldig.
„Bist du der Dämon, den ich gerufen habe?“
Die Gestalt seufzte und drehte sich zu ihr um. Es liess das Opfer fallen und starrte sie an. Sie fühlte, dass diese rot glühende Augen mehr sehen konnten als normale, denn diese Augen blickten direkt in ihre schwarze Seele. Mühsam konnte sie den Blick abwenden und die ganze Gestalt betrachten. Das Gesicht war schmal und aus den Schläfen ragten lange Hörner. Das ganze Wesen war bleich, nur einige Blutspritzer brachten Farben ein und liessen es gleichzeitig düsterer wirken. Die schwarzen Flügel vervollständigten dieses wundervolle Geschöpf und machten es zu einem wunderschönen schwarzen Engel.
Sie stand wie vom Blitz berührt da und konnte ihren Körper kaum bewegen. Der schwarze Engel musterte sie und kam näher, die Finger wie Klauen erhoben und bereit auch sie auseinander zu reissen. Sie wusste um die Gefahr doch konnte sie sich nicht rühren, geschweige denn richtig atmen. Ein Schauer von Furcht und Entsetzen lief ihr den Rücken hinab. Das Wesen war nur noch einen Meter entfernt als es stehen blieb. Es war etwa zwei Köpfe grösser als sie und füllte den ganzen Gang, da es seine Flügel gestreckt hat. Das Wesen beugte sich mit dem Gesicht nach um ihr dieses Mal genau in die Augen zu schauen. Sie erkannte die reine Mordlust in den Augen.
„Ja, das bin ich.“
Die Stimme war verführerisch sanft. Noch immer konnte sie sich nicht rühren, sie wollte auch nicht mehr, sie wollte ihn nur noch ansehen und nichts anderes mehr.
Ein Schrei hinter ihr unterbrach den Bann. Ein Schüler war auf seiner Suche aus der Schule an diesem Gang vorbeigekommen. Doch er war nicht auf diesen Schauplatz vorbereitet gewesen. Als Mara ihn erbrechen hörte, versuchte sie sich vom schwarzen Engel abzuwenden, jedoch schnellte seine Hand hervor und packte ihr Kinn. Der schwarze Engel drehte ihr Gesicht wieder zu seinem und murmelte etwas mit seiner wundervollen Stimme. Sie verstand die Worte nicht, aber sie fühlte sich schläfriger.
„Du Mörder! Was hast du mit Tina gemacht!“
Der Schwarze Engel verstummte und sein Blick huschte zu herumtobendem Menschen, der nun mit einem Stock auf ihn zu rannte. Doch der Schwarze Engel beachtete ihn nicht weiter. Seine Flügel, welche sich vorher um sie beide gelegt hatten, spreizten sich und schwarze Federn verteilten sich im Gang. Zuerst flogen sie zufällig herum, doch plötzlich zogen sie sich an einen bestimmten Ort hin und bildeten so ein grosses Loch hinter dem Schwarze Engel. Den Rest bekam Mara nur aus dem Augenwinkel mit. Eine dunkle Kreatur sprengte aus diesem Loch, der Mensch kreischte auf und man hörte nur das zerreissen von Fleisch.
Doch es interessierte sie nicht. Der Schwarze Engel legte seine Flügel wieder um sie beide und begann nochmal mit dem merkwürdigen Gemurmel in der anderen Sprache. Doch dieses Mal war seine Stimme nicht mehr sanft und zart wie vor wenigen Sekunden, sie ertönte aggressiv und ungeduldig. Zwar war der Bann von vorher verschwunden und konnte sich bewegen, aber sie wollte nicht mehr weg von ihm. Sie war begeistert von der Eleganz und Brutalität von diesem Engel.
Noch während sie ihn anstarrte füllte sich der Gang mit Nebel und einen Augenblick später befanden sie sich in jenem kleinen Raum, in dem sie ihn vor Stunden beschworen hatte.
Doch der Raum hatte sich verändert. Er war von Schatten überdeckt und eine klebrige Masse kroch aus dem Beschwörungskreis. Entsetzt musste Mira beobachten wie sich das Zeugs durch den ganzen Raum frass, sogar durch die Wände. Doch der schwarze Engel ignorierte diese Masse, bewegte sich zum Beschwörungskreis hin und stellte sich mitten rein, zusammen mit Mara in seinen Armen.
Langsam versanken sie darin, verschwanden von dieser Welt und liessen eine Spur der Zerstörung zurück.
Die Zeiten waren dunkel. Krieg und Tod beherrschten das Land.
Einst war das Land von herrlichen Blüte umgeben, doch ein machtgieriger Herrscher setzte in seiner Gier Wesen frei, welche alles zerstörten was ihnen in den Weg kam. Niemand war stark genug sich mit ihnen zu messen.
Die Menschen mussten ihre Welt aufgeben und wurden zu Sklaven dieser Wesen.
Diese Wesen nannten sich selbst die Finsterwesen, und sie folgten nur einem, ihrem Herrscher. Nur die höchsten Kreise ihres Adels durften mit ihm reden und nur eine Handvoll kannten sein richtiges Aussehen.
Der Herrscher selbst war die Finsternis. Nichts konnte ihm etwas anhaben, nicht einmal die Macht des Lichtes, dessen Kämpfer die Engel waren.
Doch eines Tages war ein Menschenkind geboren, dessen Schicksal es war, die Welt zu retten …-
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Lucia klappte das Buch zu. Es war identisch zu den anderen wenigen Geschichten, die sie über Finsterwesen fand. Und immer war es das Gleiche. Ein kleines Menschenkind, etwa 11 Jahre alt, findet Mitstreiter und besiegt den Herrscher. Bla Bla Bla. Menschen sind nicht zu solchen Taten fähig und basta.
Langsam zweifelte sie sogar ob es Finsterwesen wirklich existierten. Und doch wusste sie, dass es sie gab. Sie hatte selbst schon welche gesehen. Ihre Freundin Mara konnte sie beschwören. Konnte. Jetzt nicht mehr. Sie lief Amok.
Durch ihr anderes Aussehen wurde sie von Mitschülern gemobbt, bis sie schlussendlich beim Schulball ein Finsterwesen beschwörte und alle umbrachte. Die Schule wurde geschlossen und gereinigt vom Blut und von den Leichen. Doch Mara tauchte nicht mehr auf. Selbst ihre Leiche fand man nicht mehr. Sie vermisste Mara und ihre wilde Fantasie. Sie war immer überzeugt gewesen, dass Dämonen existierten. Doch Lucia nicht, bis Mara einen kleinen Schattendrachen vor ihren Augen beschwörte.
Es war einfach unglaublich.
Die ganze Welt schien auf den Kopf gestellt.
Lucia wollte die Bibliothek verlassen, doch da fiel ihr ein Gang auf. Sie kommt seit Jahren in diese Bibliothek, doch sie hatte diesen Teil noch nie gesehen. Sie blickte sich um auf der Suche nach eine Angestellten, doch die Bibliothek war leer. Ein Gefühl sagte ihr, sie solle sich umdrehen und nach Hause gehen. Doch sie hörte nicht auf ihr Gefühl. Ihre Neugier war grösser. Sie wollte wissen was in diesem Gang ist, denn sie noch nie zuvor gesehen hatte. Sie lief zwischen den Regalen hindurch. Einmal hielt sie an und sah sich die Bücher an. Sie konnte die Schrift nicht entziffern. Sie nahm eines in die Hand und öffnete es. Es war alt und verfiel fast. Aber es stand nichts drin. Enttäuscht klappte sie es zu und lief weiter den Gang entlang. Der Boden wechselte von Marmorplatten zu einem Holzboden. Nun waren keine Bücher mehr in den Regalen sondern Pergamentrollen. Alles wirkte modrig und verfallen. Sogar Elektrizität war ein Fremdwort hier hinten. Lampen waren aufgehängt, jedoch funktionierten sie nicht. Lucia holte ihr Handy raus und leuchtet sich so den Weg voraus. Ihr Instinkt sagte ihr sie solle verschwinden, doch etwas zog sie in einen magischen Bann. Sie konnte nicht mehr denken. Sie konnte nur noch vorwärts laufen. Eine liebliche Stimme ertönte in ihrem Kopf. Die Stimme befahl ihr näher zu kommen. Die Regale sind verschwunden und der Boden knarrt nur noch. Als eine Holzplatte brach, löste sich der Bann endlich auf. Sie blickte sich nun mit vollem Verstand um. Sie war nicht mehr in der Bibliothek ihrer Stadt. Da war sie sich sicher. Sie wusste wie das klein das Gebäude eigentlich ist. Und sie lief nun schon so lange diesen Gang entlang, sie müsste schon lange im Nachbarsdorf angekommen sein. Nun zurück konnte sie nicht mehr. Die Holzplatte die brach, hatte hinter ihr den ganzen Boden rausgerissen.
Mit einem unguten Gefühl lief sie nun weiter. Das Licht ihres Handys löschte ab. Kein Akku mehr. Also lief sie nun im tiefsten Dunkeln weiter. Lucia war am Rande ihrer Kräfte und nahe einem Zusammenbruch. Tränen quollen über ihre Wangen und die Panik steigerte sich mit jedem weiterem verzweifeltem Schritt und nach wenigen Minuten ging sie zu Boden.
Seit etwa zwei Tagen weilt nun Mara in diesem Zimmer. Der schwarze Engel hatte sie hierher gebracht und seitdem hat sie ihn nicht mehr gesehen. Gelangweilt ging sie zum einzigem Fenster in diesem Raum und betrachtete die Aussicht. Bis jetzt hatte sie die Sonne noch nicht gesehen, sie sah bisher nur die wunderschöne Nacht. Auf dem ersten Blick sah die Welt da draussen genau gleich aus wie die Menschenwelt, aber bei genauerem hinsehen erkannte sie Unterschiede. Vor ihrem Fenster lag ein grosser Garten mit Bäumen und einem grossen Springbrunnen mit abstrakt wirkenden Figuren. Aber die Bäume sahen aus als bestünden sie aus Knochen anstatt aus Holz und Blätter wirkten wie Hautfetzen. Und die Flüssigkeit in diesem Springbrunnen wirkte dickflüssig, so als wäre es kein Wasser.
Der ganze Garten wirkte mysteriös und unheimlich.
Mara seufzte und drehte sich weg vom Fenster. Sie blickte sich im Raum um und studierte die Möblierung. Es gab ein grosses Himmelbett, ein Spiegel, einen Schrank, zwei Stühle und einen kleinen, runden Tisch.
Alles war aus einem eleganten, holzartigen Material gemacht. Sie bewegte sich zum Spiegel und betrachtete sich selbst. Sie war immer noch blutbespritzt und trug noch die gleiche Kleidung wie am Schulball. Mara ekelte sich vor sich selber. Sie stank nach Blut und Schweiss und ihre Kleider klebten ihr am Körper. In der ersten 'Nacht' überlegte sie sich, ob sie nicht einfach die Kleider ausziehen wollte, aber sie hatte Angst, dass plötzlich der schwarze Engel in ihrer Tür stehen konnte. Bis jetzt hatte sie sich noch nicht überwinden können ihre Kleidung loszuwerden.
Sie betrachtete sich noch ein paar Minuten und ihr Ausdruck wurde immer düsterer. Sie hatte keine Lust auf diese Kleidung, so zog sie sie rasch aus und wickelte die Bettdecke um ihren Körper. Keinen Moment zu spät. Es klopfte kurz an ihrer Türe und der schwarze Engel trat in voller Pracht ein. Mara verschlug es den Atem und sie konnte nichts anderes als ihn anzustarren. Grinsend trat er ein und blieb vor ihr stehen.
„Wie ich sehe bist du endlich wach.“
Sie nahm ihre ganze Kraft zusammen um zu antworten.
„J-Ja“
Der Engel musterte sie.
„Wie ist dein Name, Menschenkind?“
„Mara“
Ein wildes Grinsen huschte über sein Gesicht und Mara zuckte zusammen. Das Grinsen verzog sein Gesicht zu einer hässlichen Fratze, aber diese hässliche Fratze war nur kurz zu sehen, sodass sich Mara nicht einmal sicher war, ob sie sich das nur eingebildet hatte.
Der schwarze Engel nahm ihre Hand und küsste sie.
„Willkommen, Mara, in meiner Residenz. Mein Name ist Lucifer und ich wäre sehr erfreut mit dir das Abendmahl zu geniessen.“
Verwirrung machte sich in ihr breit.
„Aber ich habe gar keine Kleidung hier um an deiner Seite zu essen.“
Sie könnte sich selber schlagen. Anstatt etwas Kluges zu antworten, macht sie sich Sorgen um ihre Kleidung. Sie fühlte sich zwar geehrt, aber neben ihm fühlte sie sich klein und schäbig. Schon jetzt war es fast unmöglich aufrecht vor Lucifer zu stehen, der mit seiner Aura eine so kraftvolle Präsenz ausstrahlte.
„Mach dir keine Sorgen. Rebecca wird gleich zu dir kommen und dir helfen.“
Ein feiner Kuss berührte ihre Stirn. Sie blickte auf, aber Lucifer war schon aus dem Zimmer verschwunden.
Peinlich berührt drehte Mara sich zu Spiegel um und versuchte herauszufinden, was Lucifer bloss an ihr mag. Sie konnte es nicht erkennen. Die Tür öffnete sich wieder und Rebecca trat ein. Sie sah merkwürdig aus. Rebecca war kleiner als Mara und an ihren Händen waren keine Finger, sondern fünf lange Krallen, mit denen sie ein wunderschönes Kleid hielt.
Rebecca verbeugte sich.
"Willkommen Lady Mara. Mein Name ist Rebecca und ich werde Ihnen ab heute dienen."
Lucias Kopf dröhnte. Sie drehte sich um und zog die Decke über ihren Kopf. Sie war müde und erschöpft. Sie wollte nur weiterschlafen und das Ereignis in der Bibliothek vergessen.
Die Bibliothek!
Lucia schreckte auf und schlug sich den Kopf an. Alles fing an zu drehen und sie entschied sich wieder hinzulegen. Eine Tür öffnete sich und Lucia unterdrückte den Impuls sich wieder aufzurichten und tat so als ob sie schlief. In der Türe stand was grosses und langes mit einer Totenkopfmaske über das Gesicht gezogen. Das Ding bewegte sich zum Bett auf dem Lucia lag und stellte eine Schalle auf das Tischchen daneben. Nun konnte Lucia erkennen, dass das Ding aus Pflanzen bestand. Das Haupt war bedeckt von Efeu und aus den Augenlöcher der Maske strahlte ein unheimliches Grün.
Das Pflanzenwesen hielt seine Hände über die Schalle und aus seinen Fingern tröpfelte ein Saft. Als die Schalle voll war, holte das Wesen Tücher hervor und tränkte sie in diesem Saft. Als die Tücher vollgesogen waren, drehte sich das Wesen nach Lucia um und machte sich daran ihre Hände in die Tücher einzuwickeln.
Aber Lucia reichte es. Sie sprang kreischend aus dem Bett und versuchte den Abstand zwischen sich und dem Wesen zu vergrössern. Das Ding drehte sich träge zu ihr um und griff nach ihr.
"Stop!"
Das Wesen stoppte mitten in der Bewegung und das grüne Licht der Augen erlosch. Nicht sicher was gerade passiert war, bewegte sich Lucia mit dem Blick starr auf das Wesen gerichtet langsam zur Tür hin.
"Willst du uns schon verlassen?"
Erschrocken drehte sich Lucia um und stiess einen Schrei aus. Brennend rote Augen blickte ihr entgegen.
"Sachte Kleines. Leg dich wieder hin. Deine Verletzungen sind noch nicht verheilt."
Lucia zitterte am ganzen Körper und konnte sich nicht von den roten Augen abwenden. Die Person vor ihr seufzte. Lucia spürte wie Hände auf ihre Schultern gelegt wurden und sie sachte, aber bestimmt zurück zum Bett geführt wurde.
Texte: Texte @ LiaSea
Bildmaterialien: Meins O.O alles meins O.O
Tag der Veröffentlichung: 17.10.2011
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Diese Geschichte widme ich einem alten Klassenkameraden. Hier hast du deine Gute-Nacht-Geschichte xD