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1.1

Dylan: Atemlos biege ich um die Ecke. Schweiß perlt von meiner Stirn. Ich habe mörderische Kopfschmerzen. Aber ich muss weiter, darf nicht stehen bleiben.
"Dylan, beeile dich. Sie sind gleich da!", brüllt mir Dad atemlos zu.
Ich nicke ihm zu, während ich über einen Mülleimer, der mir im Weg steht, springe. Stürmisch weiche ich allen möglichen Passanten aus.
Großmüttern mit ihren Einkaufskörben, Eltern und ihren Kindern und einen Teenager, der nur auf sein Handydisplay start.
Wenigstens kann uns keiner von ihnen sehen.
Zumindestens solange wir das nicht wollen. So hat es doch sein Gutes, ein Seraphim zu sein. Erneut biege ich um die Ecke und laufe in einen Mann mit Einkaufstaschen hinein. Ich wispere ein "Tschuldigung", obwohl ich weiß, dass er mich nicht hören kann und renne weiter, vorbei an leuchtenden Geschäften und riesigen Hochhäusern. Mein Atem wird immer schneller. Aber ich darf nicht anhalten.
Sie werden mich kriegen, wenn ich stoppe. Für Dämonen sind sie verdammt schnell. Ich seufze, auch wenn das nichts bringt. "Dad, wir können nicht ewig so weitermachen. Die haben uns gleich", rufe ich ihm zu. Er antwortet nicht, sondern stürmt an mir vorbei.
Als wir in einem Park angekommen sind, bleibt er kurz stehen.
"Da oben", presst er schwer atmend hervor und deutet auf einen hohen Baum.
Mit einem flinken Sprung und beeindruckender Anmut erklimmt Dad die Äste des Baumes, bis er oben angekommen ist. Super, nur leider werde ich nicht hoch können.
Peinlich, aber wahr. Ich bin ein miserabler Kletterer.
Und wenn ich meine Schwingen sichtbar mache, werden uns die Dämonen noch schneller finden, denn meine Flügel haben die Farbe eines blutroten Rubins.
Dad winkt mir hektisch zu und gibt mir zu verstehen, dass ich es versuchen muss. Ich atme tief durch, bevor ich springe. Stirnrunzelnd setze ich zum einem Sprung an, strecke meine Arme weit nach dem Ast aus. Meine Finger erreichen das Holz, doch ich schaffe es nicht, richtig zuzupacken. Selbstverständlich rutsche ich vom Ast und knalle auf meinen Hintern. Mit einer uneleganten Bewegung richte ich mich auf, um es erneut zu probieren.
Diesmal springe ich mit Anlauf und erreiche geradeso den unteren Ast.
Dad streckt die Arme nach mir aus und zieht mich wie einen nassen Sack nach oben. Erleichtert blicke ich nach unten und suche den Park nach Dämonen ab. "Warum sind sie nicht hier?", frage ich völlig außer Atem.
Dad unterdrückt ein Lachen. "Weil Dämonen nicht klettern können", lautet seine Antwort.
Verblüfft sehe ich ihn an und schnappe nach Luft.
"Sieht so aus, als wäre ich mehr Dämon als Seraphim", gebe ich mit einem breiten Grinsen zurück.

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Tag der Veröffentlichung: 14.12.2013

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